EddieLomax - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
UntamedUntamed ist eine Thriller aus dem Jahr 2025 von Mark L. Smith und Elle Smith mit Eric Bana und Wilson Bethel.+37 Kommentare
-
MobLand - Familie bis aufs BlutMobLand - Familie bis aufs Blut ist eine Gangsterserie aus dem Jahr 2025 mit Helen Mirren und Pierce Brosnan.+12 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Weapons - Die Stunde des Verschwindens145 Vormerkungen
-
One Battle After Another119 Vormerkungen
-
Bring Her Back95 Vormerkungen
-
The Long Walk - Todesmarsch85 Vormerkungen
-
Caught Stealing61 Vormerkungen
Alle Kommentare von EddieLomax
Noch bevor der doppelbödig-düstere CASH TRUCK über die Leinwände fuhr, kündigte das wiedervereinte Brit-Power-Duo Ritchie/Statham an, als nächstes einen Bond-Film drehen zu wollen und da ist er nun. Und er ist bondiger als die letzten fünf Craig-Bonds zusammen. Und nicht nur das, OPERATION FORTUNE bündelt die Stärken der United Kingdom Members auf so lässige Art und Weise, das man gar nicht auf die Idee kommt, keinen klassischen Bond moderner Machart zu sehen. Diese Mission Impossible ist derart voller Witz und Raffinesse, das die knapp zweistündige Spielzeit wie im Fluge vergeht, was in großem Maße dem ausgesuchten Ensemble zu verdanken ist, aus dem einmal mehr unter Ritchies Regie Hugh Grant als gewiefter Szenendieb hervorsticht, wobei auch Cary Elwes und sogar Josh Hartnetts Auftritte einiges an humoristischem Potential aufweisen. Und wenn es am Ende dann ernst wird, bleibt der sehr stilbewusste Streich immer ausgewogen und ganz bei sich, ganz so, wie es sich für einen, mittlerweile muss man sagen, Veteranen unter den Star-Regisseuren gehört.
Stark um Authentizität bemühter True-Crime-Thriller um die Ergreifung des Serienmörders Robert Hansen, sehr gut gespielt. Bedrückend.
Sam Peckinpah's wunderschön gefilmte Cowboy Melancholia ist pure Americana und nichts für Eilige, dabei vielleicht Steve McQueen's schönste Rolle. JUNIOR BONNER erzählt, wie die meisten Peckinpah-Filme, vom Ende einer Lebensweise in Gemeinschaften, deren Verbund durch den Einzug der Moderne auseinandergerissen wird. Der Outsider Bonner, dem ein selbstbestimmtes Leben wichtiger ist als der Erfolg, stemmt sich wider besseren Wissens und entgegen aller Vernunft hartnäckig gegen das unvermeidbare und ist somit ein typischer Peckinpah-(Anti)-Held. Das sehr ruhig erzählte Drama bietet einen warmherzigen und wehmütigen Blick auf etwas, das verloren zu gehen droht und war eine Herzensangelegenheit für den Regisseur und seinen Star. Als der Film floppte, schob man im selben Jahr den Hit THE GETAWAY hinterher, der das weitere Auskommen sichern sollte.
Ein Film der es schafft, nach kürzester Laufzeit jegliches Interesse erlahmen zu lassen. Trotz Trintignant in der Hauptrolle und Brass Regie für mich nahezu ein Totalausfall, wenn es nicht so egal wäre, weil schöne Bilder untermalt mit Musik so nebenher laufen können ohne weiter zu stören, was allerdings nicht so sein sollte. Sehr schade.
Zeitgeschichte als BioPic mit Oscargekrönter Darbietung von Sean Penn als Galionsfigur der Schwulenbewegung der Siebziger Jahre.
Das Hollywood-Debut des OLDBOY-Regisseurs Park Chan-Wook ist eine streng stilbewusste Hommage an den Master of Suspense Alfred Hitchcock.
Steven Soderbergh feiert heute seinen 60. Geburtstag: Herzlichen Glückwunsch!
Aus diesem Anlass nochmal ein alter Text zu HAYWIRE:
Mallory Kane (Gina Carano), Ex-Marine, arbeitet mittlerweile für einen privaten Dienstleister, der wiederum unter anderem Aufträge von der Regierung übernimmt, um durch geheime Aktionen die Interessen der USA zu sichern. Sie ist also eine Art Spionin oder Söldnerin. Eines Tages erhält sie gemeinsam mit ihrem Kollegen Aaron (Channing Tatum) von ihrem Boss Kenneth (Ewan McGregor) den Auftrag in Barcelona einen entführten Whistleblower zu befreien, um ihn anschließend an den spanischen Geheimdienst, vertreten durch Rodrigo (Antonio Banderas), zu übergeben. Die Sache geht trotz einiger Probleme erfolgreich über die Bühne. Zurück zu Hause wartet bereits die nächste Aufgabe. In Irland soll Mallory einen anderen Kollegen, Paul (Michael Fassbender) unterstützen, der sich dort mit dem undurchsichtigen Geschäftsmann Studer (Mathieu Kassovitz) trifft. Als sie während der Mission auf die Leiche des Whistleblowers stösst, weiß sie das ihr Leben in Gefahr ist. Spätestens nach der tödlichen Auseinandersetzung mit Paul hat sie keinen Zweifel mehr daran, das sie selbst das nächste Opfer sein soll. Sie wendet sich an Kenneth' Kontakt bei der Regierung Coblenz (Michael Douglas), der scheinbar auf ihrer Seite steht und sie nun gegen Kenneth und dessen Leute einsetzen will. Mallory geht erstmal auf den Deal ein, versichert sich aber daneben der Hilfe ihres Vaters (Bill Paxton).
Die Männer sind so böse oder zumindest sehr undurchsichtig in HAYWIRE von Steven Soderbergh, das eine echte Powerfrau kommen muss, um ihnen zu zeigen wo die Keule hängt. Acht Jahre nach Uma Thurman's Braut in Quentin Tarantino's Doppelschlag KILL BILL (2004/05) war das die Mixed-Martial-Arts-Fighterin Gina Carano in ihrer ersten Hauptrolle. Womit wir auch gleich bei der von Soderbergh angestrebten Authentizität, im Gegensatz zum rein cineastisch geprägten KILL BILL, angekommen sind. Die Story des TRAFFIC-Machers ist bewusst schlicht gehalten, einzig das Wie steht hier im Vordergrund. Dabei sehen wir einen typischen Steven-Soderbergh-Film mit all seinen Szenen-Arrangements, Überblendungen und raffinierten Parallel-Montagen, die der in Rückblenden erzählten Geschichte ihren künstlerischen Rahmen geben. Kein Wunder, saß der Meister auch hier wieder nicht nur am Schnittpult, sondern stand auch höchst selbst hinter der Kamera. Stilistisch orientiert sich sein Werk am Exploitation-Kino der siebziger Jahre, doch kommt HAYWIRE darüber hinaus auch recht selbstreferentiell daher. So präsentiert der umtriebige Steven Soderbergh eine Art Best-Of seiner Kunst. Wer sich also an seinen Filmen wie OUT OF SIGHT (1998), dem Meisterwerk THE LIMEY (1999) oder OCEANS ELEVEN (2001) nicht satt sehen konnte, wird auch hier wieder voll auf seine Kosten kommen. Der Ruf des Regisseurs allein schien jedenfalls zu genügen um die Besetzungsliste beinahe jeder männlichen Sprechrolle mit prominenten Namen zu füllen. Selten sah man in den vergangenen Jahren derartige Starpower in einem Film. Da mutet es fast schon ein wenig sadistisch an, was Soderbergh seinen Jungs hier antut. Denn wenn Mallory erst loslegt hat keiner der zumeist miesen Typen eine Chance. Leider wurde der Film Opfer einer Werbe-Kampagne die einen reinen Actionfilm suggeriert, was schlicht falsch ist. HAYWIRE kommt betont ruhig und übersichtlich daher, geradezu elegant. Die Zweikämpfe sind originell und hart inszeniert, dabei aber nicht übermässig brutal und effekthascherisch. Alles wirkt realistisch und nachvollziehbar. Die Schauplätze sind rund um die Welt angesiedelt und ansprechend inszeniert. Es entsteht einige Spannung, welche durch einen funky Soundtrack angeheizt wird. Einzig ein emotionales Zentrum fehlt dem Film, dafür wäre dann wohl doch eine richtige Schauspielerin a'la Uma Thurman in der Hauptrolle nötig gewesen. Aber sei es wie es ist, wenn die Carano zeigt was sie kann und ein männlicher All-Star-Cast die volle Ladung Frauenpower zu spüren bekommt, dann hat das was.
Kompakte Hochspannung verdichtet in einem ausgeklügelten Plot mit Clou, konzentriert dargeboten, frei nach dem Motto "Show, don't tell", gibt's in diesem Polit-Thriller, der zu seiner Entstehungszeit enorm modern gewirkt haben muss, dann aber vergessen wurde, trotz prominentem Ensemble in bester Spiellaune. Für mich aufgrund niedriger Erwartungshaltung doch eine sehr positive Überraschung, welche definitiv mehr Zuspruch verdient hat.
Quincy (James Garner) zieht mit Jason (Louis Gossett jr.) von Stadt zu Stadt um ihn an öffentlicher Stelle meistbietend zu verkaufen und ihn anschließend zu befreien, um das Spiel im nächsten Ort zu wiederholen. Dabei lernen sie beide im Laufe der Zeit ihre Herzensdamen kennen. Quincy eine noch ausgebufftere Betrügerin namens Ginger (großartig: Susan Clark) und Jason, in einer so genannten Gefangenschaft, das Sklavenmädchen Naomi (Brenda Sykes). Nach und nach geraten sie jedoch zunehmend in Schwierigkeiten. Zuerst wird Jason wider Willen von John Brown (Royal Dano) und seiner Gefolgschaft in einem Handstreich durch einen brillant inszenierten Überfall auf einen Sklavenmarkt, befreit, schafft es aber, sich von den Befreiern zu befreien nur um kurze Zeit später richtig in Schwierigkeiten zu geraten, als die Partner dank eines fahrenden Sklavenhändlers (Edward Asner) auffliegen, Jason mit Naomi als Haussklave bei einem Plantagenbesitzer und Quincy für längere Zeit im Gefängnis landet. Doch Ginger ist ja auch noch da.
James Garner und Louis Gossett jr., hier noch als Lou Gossett, brillieren in dieser Western-Burleske von Regisseur Paul Bogart (unterstützt durch Co-Regisseur Gordon Douglas) als zwei ausgebuffte Gauner, Quincy und Jason, die ihr täglich Brot mit einer ganz ähnlichen Betrügerei wie einst Clint Eastwood und Eli Wallach in "The Good, the Bad and the Ugly" verdienen und beweisen ganz nebenbei, das man ernste Themen auch sehr spaßig behandeln kann. Anders als die glorreichen Halunken, die sich gegenseitig vom Galgenstrick schießen liessen, tragen diese beiden Galgenvögel, getreu dem Originaltitel, sprichwörtlich ihre Haut zu Markte, beziehungsweise nur einer von ihnen und zwar immer derselbe. Das hat ganz einfache Gründe, Jason ist nämlich schwarz und wir befinden uns in den Fünfziger Jahren des Neunzehnten Jahrhunderts, einer Zeit des florierenden Sklavenhandels und nicht irgendwo, sondern in den Südstaaten. Während des Filmes erfahren wir über einige kurze Rückblenden, wie sich Quincy und Jason kennenlernten und wie sie auf ihre einträgliche Geschäftsidee gekommen sind. Der Eine (Quincy) ein Glücksritter par Exellence, der die Leute schon auf jede erdenkliche Art um ihre hart verdienten Dollars gebracht hat. Der Andere, ein gebildeter Nordstaaten-Ostküsten-Filou aus New Jersey, der die Sklaverei nur aus Büchern kennt. Vater Zufall hatte beim ersten Treffen seine Hände im Spiel, ein klarer Fall von gesucht und gefunden, nach einem Versuch sich gegenseitig übers Ohr zu hauen, Talent erkannt, vereint und genutzt. Allein die Spielfreude der Protagonisten macht schon beim Zusehen einen riesigen Spaß. Getoppt wird das alles noch von einer Story, die einen Haken nach dem anderen schlägt, gekonnt mit den Erwartungen spielt und diese immer wieder aufs Neue unterwandert.
James Garner ist nach der erneuten Zusammenarbeit mit Paul Bogart, für den er zwei Jahre zuvor als Philip "Marlowe" vor der Kamera stand, in bestechender Form und setzt seine Comedy-Western-Darbietungen fort. Louis Gossett jr. empfiehlt sich mit starker Austrahlung, zeigt enormes komödiantisches Talent und schafft es dabei mühelos Akzente in Sachen Tiefgang zu setzen, immer dann wenn einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Derartige Momente gibt es nicht selten. Immer wieder schlagen Situationen um und lassen einem den kalten Schauer über den Rücken laufen. Die Rolle von Susan Clark erinnerte mich stark an den Auftritt von Jodie Foster in Richard Donners "Maverick" (1994), ebenfalls mit James Garner. Der Tonfall des Filmes ist durchaus ähnlich. Des weiteren fühlte ich mich auch an den ungleich böseren "Freitag und Robinson" (Man Friday, 1975) von Jack Gold erinnert, einer Daniel-Defoe-Verfilmung unter umgekehrter Prämisse, Kolonialismus-Rassismus-Kritik, in Form einer derben Satire mit Peter O'Toole und Richard Roundtree (Tipp!).
Der Soundtrack von David Shire spielt ebenfalls mit den Subgenres, will sagen auch mit der zu hörenden Musik werden wir ab und an hinters Licht geführt. Beispielsweise ist der komplette Anfang des Filmes in der Art eines Italo-Western inszeniert, inclusive der passenden Musik. Man glaubt erstmal in einem harten Western gelandet zu sein, wird aber bald eines besseren belehrt. Der Film wurde seinerzeit etwas stiefmütterlich als Abklatsch von "Mit eisernen Fäusten" (The Scalphunters, 1968) abgetan, zeigt aber selbstbewusst standfeste Qualitäten im fest gesteckten Rahmen des Südstaaten-Milieus und bewegt sich dort auch, zumindest geographisch, nicht heraus. Stattdessen würde er prächtig als Vorgeschichte zum bekannteren Vorgänger funktionieren. Ich für meinen Teil hatte jedenfalls großen Spaß. Eine Western-Burleske der saftigen Art, nicht ohne den nötigen Ernst wenn es drauf ankommt. Eines der Vorbilder für DJANGO UNCHAINED.
Die Rock'n'Roll-Mystery um einen verschollenen Band-Leader und sein letztes Album war in den frühen Achtzigern zwar ein Flop, machte aber durch den Soundtrack Furore, Michael Paré zum Star und wurde auf Video ein Hit, der sogar eine Fortsetzung spendiert bekam. Vor über dreißig Jahren war ich davon ganz hingerissen, jetzt ist das gut gealterte Musik-Drama immer noch sehens- vor allem aber hörenswert. Der kleine Kultfilm hat auf jeden Fall Aufmerksamkeit verdient, allein schon wegen der jungen Ellen Barkin und dem noch sehr motivierten Tom Berenger.
Wir befinden uns in der Nähe zur Grenze nach Mexiko. Es sind noch die Tage des alten Westens. Das Land ist noch nicht vollständig besiedelt, das Leben noch gefährlich. Einzig bei einer flachen Stelle am Fluß gibt es ein paar Häuser. Weiter oben im Hinterland ein Dorf. Der amerikanische Bürgerkrieg ist gerade ein paar Jahre vorbei. In Mexiko tobt die erste Revolution. Die Juaristas gewinnen langsam die Oberhand. Einige ehemalige konföderierte Soldaten ohne Heimat hat es ins Nachbarland verschlagen, wo sie als Söldner ihre Kräfte an den meistbietenden verkauften. Doch wurde eben jener, Kaiser Maximilian, von den Aufständischen besiegt und seine Maximilianos ziehen nun raubend und mordend zu beiden Seiten der Grenze durch das Land. Sie haben sich mit Indianern und Mexikanern zusammengeschlossen, sind jetzt Comancheros. Unter Führung des Amerikaners Jakob Remy (Watten Oates) überfallen sie das von wenigen Soldaten verteidigte Dorf und machen reiche Beute. Gold und Waffen. Remy weiß um die einsame Fähre bei der Siedlung am wilden Fluß und schickt ein paar Männer (u.a. John Davis Chandler) als Vorhut voraus um den Übergang zu sichern. Seine rechte Hand Marquette (Kerwin Mathews), das Gehirn der Bande, mahnt zur Eile. Doch bei der Siedlung weiß man schon um den heimtückischen Überfall, dem beinahe die gesamte Bevölkerung zum Opfer fiel und der zupackende Fährmann Travis (Lee Van Cleef) setzt bereits fleißig Siedler über den Fluß, ans sichere andere Ufer. Die grausame Meute naht unerbittlich. Kurz bevor die letzten Männer, Frauen und Kinder gerettet sind, trifft Remy's Bande ein. Es kommt zum ersten Schußwechsel. Überraschend erhält Travis dabei Schützenhilfe von einem alten Bekannten, dem Trapper Mountain Phil (Forrest Tucker). Gemeinsam schießen sie sich den Weg frei und können ein letztes Mal über setzen. Leider gelingt es Remy Geiseln zu nehmen, jene die es nicht rechtzeitig geschafft haben zu fliehen. Er macht Travis ein Angebot. Er bietet ihm einen Teil der Beute gegen die Fähre. Travis lehnt ab. Zuviel bedeutet ihm seine Fähre. Es kommt zu einer Patt-Situation und Travis steht vor der Entscheidung die restlichen Siedler zu retten und dafür seine Fähre zu riskieren, oder sich auf der getanen Arbeit auszuruhen. Da macht ihm die begehrenswerte junge Frau eines der Gefangenen ebenfalls ein Angebot. Eine Nacht mit ihr, für die Rettung ihres Mannes.
Mit seinem fünfzehnten und gleichzeitig letzten Western gelang dem Hollywood-Routinier Gordon Douglas noch einmal ein besonderes Schätzchen. BARQUERO ist ein roher Film, der mit den Traditionen des US-Western insgesamt recht wenig am Hut hat und sich in seiner zynischen Grundhaltung zwischen alle Stühle setzt. Das mag auf den ersten Blick unentschieden wirken, ist es aber nicht. Denn schon durch die Besetzung der Hauptrollen verortet Douglas sein Sujet irgendwo zwischen Italo- und Spät-Western, ohne eines davon wirklich zu sein. BARQUERO ist etwas ganz eigenes. Eine Art Psycho-Western, der mit mythologischen Versatzstücken spielt. Soweit ich weiß, ist es auch der einzige Western, der einen Fährmann und dessen Arbeit in den Mittelpunkt stellt, was ihn zu einem Unikat macht. Hört man die Geschichte dieses Fährmannes, denkt man natürlich gleich an die Sage aus der griechischen Mythologie um den Fährmann am Fluß Styx, dem Totenfluß, der seine Passagiere von der Welt der Lebenden ins Reich der Toten befördert, ganz so wie es Travis hier tut, freilich unter Zuhilfenahme seiner Flinte.
Mit Lee Van Cleef, der nach seinem Durchbruch im Italo-Western den Zenit seiner Populariät erlebte, welche ihm endlich die lange ersehnte Hollywood-Hauptrolle einbrachte, konnte Douglas den zu jener Zeit denkbar besten Schauspieler für die schwierige, ambivalente Figur des hin und her gerissenen Fährmanns verpflichten. Van Cleef bringt genau die richtige Mischung rauer Maskulinität und berufsethisch bedingter Empathie als Frontier in den Charakter, der nicht uneigennützig, doch kompromisslos seine Ziele verfolgt, die letztendlich auch dem Gemeinwohl dienen. In manchen Szenen kann man in seinen schmalen Augen aber so etwas wie warmherzige Nächstenliebe aufblitzen sehen und erkennen, das er das richtige tun wird. Sein freiwilliger Helfer, der Mountain Man Phil, ist scheinbar aus reiner freundschaftlicher Verbundenheit zu seinem Bruder im Geiste bereit sein Leben für die Zivilisation aufs Spiel zu setzen. Der wackere alte Haudegen Forrest Tucker stattet ihn mit spitzbübischem Charme und einer gewissen Skrupellosigkeit aus. Männer wie Phil und Travis waren es, die der Zivilisation den Weg bereiteten und dessen sind sie sich auch bewusst, wie sie durch ihre Handlungen unterstreichen. Auf der Gegenseite haben wir Peckinpah-Veteran Warren Oates, noch im WILD-BUNCH-Modus, als zunächst erfolgsverwöhnten machthungrigen Remy, dem die Zügel immer mehr zu entgleiten drohen und dessen gewaltsame Vorgehensweise schließlich zu verstörter Orientierungslosigkeit führt. Einen solchen Schurken mit menschlichen Schwächen, bis hin zur ausgewachsenen Psychose, sieht man selten. Seinen Adlatus Marquette verkörpert der heute vergessene einstige Heldendarsteller Kerwin Mathews (SINDBADS 7. REISE, Nathan Juran 1958), in einem seiner letzten größeren Leinwand-Auftritte.
In der schönen Landschaft von Colorado gedreht, bietet der Film reichliche Schauwerte. Bei der Ausstattung und Kostümierung wurde auf größtmögliche Authentizität geachtet. Der Soundtrack von Dominic Frontiere orientiert sich, ähnlich seiner Komposition für Clint Eastwood's US-Western-Debüt HÄNGT IHN HÖHER (Ted Post, 1968) an den von Ennio Morricone geprägten Arbeiten für den Italo-Western und untermalt die dramatische Geschichte stimmig. Der Härtegrad der Gewalt-Szenen bleibt gemessen an der Entstehungszeit des Filmes moderat. BARQUERO ist ganz bestimmt nicht jedermanns Sache und scheint auf den ersten Blick nicht sehr innovativ, lohnt jedoch einen zweiten Blick aufgrund seiner vielen versteckten Qualitäten, durch die er sich seinen Geheimtipp-Status bewahren konnte.
New Mexico in den Vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts: Der ehemalige Soldat Pike (Martin Sheen) will im Westen sein Glück versuchen und lässt sich von Trapper Henry (Harvey Keitel) als Helfer anheuern, der mit den Indianern Handel treibt. Er weiß nicht was ihn erwartet und hat noch einige Schwierigkeiten sich anzupassen, findet aber in Henry einen guten Lehrmeister. Bis dieser einer Attacke von Kiowas zu Opfer fällt. Jetzt ist Pike auf sich allein gestellt. Eines Nachts beobachtet er eine Zeremonie zweier Indianer, bei der ein Pferd geopfert werden soll. Pike platzt dazwischen um sich des Schimmels zu bemächtigen. Am nächsten Tag trifft er auf den Kiowa White Bull (Sam Waterston), der das Pferd ebenfalls besitzen will. Eine lange Auseinandersetzung nimmt ihren Anfang.
1979, nach ihrem Einsatz für Francis Ford Coppolas strapaziösen APOCALYPSE-NOW-Dreh, standen Martin Sheen, der Harvey Keitel bei diesem ersetzt hatte, und Keitel für diesen spirituellen Western des Briten Anthony Harvey (DER LÖWE IM WINTER, 1968) in der Nähe von Durango, New Mexico, vor der Kamera. EAGLE`S WING ist ein äußerst ungewöhnlicher Vertreter seiner Zunft. In majestätische Landschaftspanoramen gekleidet, weiß der Film schon rein optisch zu überzeugen, die Darstellung der Charaktere, hat man Sam Waterston als Indianer aktzeptiert, ist über jeden Zweifel erhaben. Der Rhythmus des Werkes ist sehr ausgewogen, es entsteht einige Spannung, auch Action ist ausreichend vorhanden. Marc Williamson's Soundtrack fügt sich mühelos in die Größe der Bilder, den Sinnen wird hier ausgiebig geschmeichelt. Ein klassischer Western ist das freilich nicht, dafür wird den Genre-Konventionen zu wenig entsprochen. Wer jedoch offen für historische Stoffe ist und mit Filmen wie JEREMIAH JOHNSON (Sydney Pollack, 1972), dessen Klasse EAGLE`S WING nicht ganz erreicht, etwas anfangen kann, ist hier gut aufgehoben.
Eisiger Neo-Noir-Thriller um ein Gangsterpärchen auf der Flucht, das durch einen Autounfall gezwungen ist, seinen Weg im Schneesturm zu Fuß fortzusetzen und sich sicherheitshalber trennt. Während Sie bald per Anhalter weiterkommt, hinterläßt Er eine blutige Spur. Am Ende treffen sie sich wieder und nichts ist mehr wie es war. Stefan Ruzowitzky's düsteres Hollywood-Debüt glänzt mit einer starken Besetzung bis in die kleinsten Nebenrollen und spult die Gewaltspirale seiner minimalistischen Story routiniert herunter. Da stören auch einige Drehbuchschwächen nicht weiter.
Paris: Kommissar Mattei ist seit zwei Jahren hinter der Bande her. Dieses Mal weiß er endlich wo und wann sie zuschlagen werden. Mit großem Aufgebot rückt er an, Sondereinsatzkommando und jeder verfügbare Polizist seiner Abteilung. Das Viertel um die Bank wird hermetisch abgeriegelt, keine Maus würde durchschlüpfen können. Doch es kommt, wie es kommen muss. Irgendwas geht immer schief. Als die Räuber den Ausbruch wagen kommt es zum Schußwechsel. Damit nicht genug, werden die Einsatzkräfte plötzlich und unmittelbar Opfer einer weiteren Bedrohung. Ein Polizist nach dem anderen geht im Kugelhagel zu Boden. Ein Scharfschütze dezimiert die Beamten von einem weit entfernten Dach aus mit einem Präzisionsgewehr. Den Bankräubern gelingt die Flucht, dem Schützen ebenso. Nur noch verbissener stürzt sich Mattei in die Ermittlungsarbeit, kommt den Flüchtigen auf die Spur. In ihrem Geheimversteck gelingt ihm der Zugriff. Der Sniper wird verhaftet. Keiner weiß wer er ist und warum er die Taten begangen hat. Auch reden will er nicht. Mattei bleibt nichts weiter übrig, als den Entkommenen auf der Spur zu bleiben. Bald gibt es weitere Tote und ein Ende ist nicht in Sicht.
Zwei Jahre nach seinem Festival-Erfolg ENGEL DES BÖSEN, kehrte der italienische Star-Schauspieler, nunmehr Star-Regisseur, Michele Placido mit einem französischen Thriller klassischer Gangart zurück, bei dem er sowohl dem modernen Genre-Kino, als auch der Tradition des FILM POLICIER seine Referenz erweißt. Er startet selbstbewußt mit einem rasant geschnittenen Action-Auftakt, bei dem einem der Atem stockt. Da kann ein altgedienter Kommissar, wie der von Schauspiel-Legende Daniel Auteuil dargestellte Mattei, schonmal heftigst die Nerven verlieren. Nicht minder spannend geht es weiter, wenn die Gangster im Versteck beim Unterwelt-Doktor ihre Wunden lecken, sich dann aufteilen und doch in Situationen stolpern, die sie nicht kontrollieren können. Vertrauen ist gut, hilft aber nicht weiter. Falschspieler gibt es überall und der französische Krimi wäre nicht so schön düster, wenn überall traute Eintracht herrschen würde. Das Duell Auteuil-Kassovitz wird leider bald zugunsten eines Ausbruchs-Szenarios aufgegeben, welches etwas zu gewollt daher kommt und der Story eine Wendung verpasst, die man so nicht erwartet hätte. Placido ist aber erfahren genug um auch diese wieder in spannende Sphären, bis hin zur wiederum ungeahnten Auflösung zu lenken, die dem Film bei der relativ kurzen Laufzeit etwas zuviel Inhalt überstülpt. Weniger wäre hier mehr gewesen. Nicht auszudenken, was Olivier Marchal aus dem Stoff gemacht hätte. Dennoch bleibt ein ziemlich spannender Hard-Boiled-Krimi mit starken Action-Szenen und einer Super-Besetzung.
Jean-Marc Faure täuscht sein Leben vor. Als gut situierter Familienvater und Arzt, der vorgeblich für die WHO in Genf arbeitet, ist sein gesamtes Leben in Wahrheit auf Täuschung und Betrug aufgebaut. Doch irgendwann bricht sich die Realität Bahn und es kommt zur Katastrophe.
Das brilliant inszenierte Psychogramm eines Mannes im Widerstreit mit sich selbst beruht auf Tatsachen und lebt vom Spiel des einmal mehr famosen Daniel Auteuil.
Xavier Lombard, ein in London lebender Privat-Detektiv, erhält von der High-Society-Familie eines ehemaligen Kollegen bei der Pariser Polizei, den Auftrag ein Familienmitglied zu suchen, welches seit einigen Tagen verschwunden ist. Es handelt sich um den jüngeren Bruder der Ehefrau seines Ex-Partners. Ihre Eltern bieten Lombard 300 Pfund pro Tag, sowie eine Prämie von 5000 Pfund bei Erfolg. Eine erste Spur führt ihn zu einer an der Küste lebenden Freundin des Vermissten, der ihr vor seinem Verschwinden einen kleinen Jungen in Obhut gab. Außerdem ließ er eine Videokassette zurück, die zeigt wie eben dieser Junge von einem deutlich älteren Mann vergewaltigt wird. Xavier findet über eine befreundete Prostituierte Kontakt zur Pädophilen-Szene und je weiter er vordringt, desto dunkler werden die Abgründe der menschlichen Seele, die sich ihm offenbaren. Die Spur führt ihn zu einem Ring von Kinderhändlern und er wird in einen Strudel von Ereignissen gezogen, den er nicht mehr kontrollieren kann. Nachdem er es schafft einen Jungen mit Gewalt aus den Fängen der Organisation zu befreien und anschließend seine Freundin ermordet wird, trifft er eine folgenschwere Entscheidung in dem Wissen, das nur ein Einzelner etwas gegen solche Leute tun kann. Xavier Lombard verfolgt die Schuldigen bis zu Selbstaufgabe und dringt schließlich bis zum Kopf der Organisation in Mexiko vor. Doch da hat er schon längst nichts mehr zu verlieren.
Star-Kameramann Chris Menges schafft mit seiner bislang letzten Regiearbeit aus dem Jahre 1999 etwas ganz seltenes. Er gewinnt dem Film Noir durch seinen innovativen Blick auf ein Tabu-Thema neue Seiten ab, zeigt dabei fast sezierend dokumentarisch das, was wir alle eigentlich wissen und verschont uns nicht vor den bitteren, mit entwaffnender Ehrlichkeit dargestellten Konsequenzen. Er hält die Kamera dahin wo es wehtut und nimmt den Zuschauer durch seine Sympathie zum sensationell aufspielenden Daniel Auteuil, der ja auch immer wieder in hervorragenden Thrillern auftritt, in die Verantwortung, indem er uns vor die Frage stellt: Was würdest du an meiner Stelle tun? Eine Antwort darauf kann er uns nicht geben. Für manchen wird seine Auflösung sicher nachvollziehbar sein, nachhaltig hingegen ist sie ganz sicher nicht. So bleibt das, was ein Einzelner tun kann, der radikale Traum des Gerechten, der uns Zuschauer zwar vermeintlich befriedigt, am Ende aber klarstellt, das es nur sehr wenig Hoffnung auf bessere Zeiten gibt. Bedenkt man, dass die große Zeit des World Wide Web 1999 noch bevorstand, wird deutlich, das das Gezeigte eher als Götterdämmerung verstanden werden muss. Und das ist unendlich traurig.
Ein ganz und gar klassisches Mantel- und Degen-Abenteuer gelang Philippe de Broca hier im Herbst seiner Karriere. Ein großer Kinohit in Frankreich, vielfach ausgezeichnet und doch in Deutschland nur unter ferner liefen wahrgenommen, stellt die erneute Roman-Adaption des Buckligen einen späten Höhepunkt dieser ureigensten französischen Gattung dar, die obschon alle paar Jahre revitalisiert, nicht mehr allzu oft die Leinwand erblickt. Daniel Auteuil brilliert als unwahrscheinlicher Held, während Fabrice Luchini einen an Niedertracht kaum zu überbietenden Bösewicht gibt. In edle Bilder getaucht und von einem geradezu sinfonischen Soundtrack untermalt, bleibt das selten gezeigte Werk ein Genuß für all jene, die sich ein gehöriges Maß an kindlicher Begeisterung bewahrt haben und sich von althergebrachtem Kintopp hinreißen lassen können. Immer wieder schön.
Jeff Chandler und Rory Calhoun kabbeln sich in Alaska um Anne Baxter, Gold und viel Schlamm. Diese erste Farbfilm-Fassung der bekannten Goldgräber-Geschichte, zuvor u.a. verfilmt mit John Wayne, Randolph Scott und Marlene Dietrich, funktioniert Dank des ausgezeichneten Casts und der versierten Regie von Jesse Hibbs auch hier bestens und pendelt ausgewogen zwischen Western-Abenteuer und Komödie. Am Ende gibt's eine Neuauflage der berühmtesten Saloon-Schlägerei der Filmgeschichte.
Im selben Jahr, in dem er als Star in Jack Arnold's Klassiker DER SCHRECKEN VOM AMAZONAS seinen größten Erfolg vor der Kamera feierte, inszenierte Richard Carlson auch diesen interessanten Western mit Rory Calhoun, der hier eine wirklich illustre Besetzung anführt. Dabei dreht es sich um eine Bande von Bankräubern, die nach einem missglückten Raubzug Zuflucht in einer abgelegenen Station suchen, wo sie auf einen alten Bekannten und dessen Tochter treffen, die den Männern ganz schön den Kopf verdreht. Während die Gang einen neuen Coup plant, nähern sich Indianer auf dem Kriegspfad, was die Situation nicht weniger angespannt werden lässt.
Das besondere daran ist, das Carlson der hochkochenden inneren erotischen Spannung zwischen Kelly (Calhoun) und der jungen Frau Lolly (Colleen Miller), die sich gerade ihrer Sexualität bewusst wird, ebenso viel Platz einräumt, wie der äußeren, zunächst der Bedrohung durch die Indianer geschuldet, später dem Aufgebot des Sheriffs. Dadurch gelingt es ihm nicht nur, dem Genre neue Aspekte hinzuzufügen, auch die ausgetretenen Pfade einer solchen, durchaus üblichen Geschichte werden verlassen und neue Wege beschritten. Vier Jahre später kamen Carlson und Calhoun für einen weiteren Western erneut zusammen.
Und gut 40 Jahre nach dem deutschen Kinostart kehrt auch RAMBO zurück auf die deutschen Leinwände, in 4K versteht sich, der Ton klingt allerdings nicht so gut, aber was solls (?). Jedenfalls ist das für die auf der anderen deutschen Seite geborenen nun die erste Gelegenheit diesen wegweisenden Klassiker mal cinematographisch zu erleben und auch hier muss man uneingeschränkt loben. Denn gerade an diesem dunklen Ort der blickausfüllenden Bilder entfaltet das vielleicht effizienteste Stück Actionfilm der 80er seine ganze Dynamik und kann ebenso überzeugen, wie bei den ungezählten Sichtungen zuvor. Allein Stallone nochmal in seiner Blütezeit so sehen zu dürfen, war das Ticket wert, denn wenn es jemals einen perfekten Action-Helden gegeben hat, dann war er es, besaß er doch, im Gegensatz zu seinen vielen Epigonen, das nötige schauspielerische Rüstzeug. Einfach großartig! (Und nächstes Jahr dann bitte Teil 2 in der Best-of-Cinema-Reihe...)
Ein Western aus Dänemark also. Nicht das es da viele Vergleichsmöglichkeiten gäbe. Bei ganz Skandinavien sähe das schon etwas anders aus. Nichtsdestotrotz müsste man in der Geschichte schon etwas weiter zurück gehen um fündig zu werden. Da gab es vom Nachbarn Schweden zum Beispiel mal DAS NEUE LAND von Jan Troell (Nybyggarna, 1972) mit Allzweckwaffe Max von Sydow in der Hauptrolle. Doch ein Dänen-Western, das ist neu. Zum Glück haben wir die dänische Dogmatisierung des Kinos hinter uns gelassen und können mit neuem Stilbewusstsein a'la Nicolas Winding Refn oder Anders Thomas Jensen deutlich mehr anfangen. Und siehe da, letzterer steht als Kreativkopf auch hinter vorliegendem Werk, indem er gemeinsam mit Regisseur Levring das Drehbuch verfasste. Hinzu gesellt sich der immer wieder gern gesehene berühmteste Däne der Welt Mads Mikkelsen, der - natürlich - auch in Cowboy-Stiefeln eine ausgesprochen gute Figur macht. Dann braucht man - ebenso natürlich - noch einen mit allen Wassern gewaschenen Bösewicht der eiskalten Art; ein Film ist schließlich nur so gut wie sein Bösewicht; und findet ihn in Chef-Charismatiker Jeffrey Dean Morgan, der ruhig öfter in solche Rollen schlüpfen darf. Nun garniert man das Ganze mit einer geheimnsivollen Amazone, perfekt ausgeleuchtet präsentiert von Eva Green, sowie einiger Supporting-Prominenz in Person von Jonathan Pryce, Eric Cantona und Mikael Persbrandt und fertig ist der aufsehenerregende Genre-Beitrag, der die spröde fokussierte Erzählweise des modernen dänischen Kinos in weite Landschaften überträgt und dabei nichts von seiner Intensität einbüsst. In edle monochrome, karg untermalte Bilder getaucht, ist der Film visuell einzigartig gestaltet und erzeugt unglaublich viel Atmosphäre. Die sich stringent entwickelnde Geschichte bietet auf den zweiten Blick doch einiges an Themenvielfalt, denn auch wenn nicht viel gesprochen wird, erzählen die Bilder umso mehr. Regisseur Kristian Levring gelingt es tatsächlich dem ältesten Genre der Filmgeschichte etwas Neues abzuringen. Formidabler Dänen-Western mit Schmackes.
Lügen und Geheimnisse, lustvoll und wahrhaftig vorgetragen von einem tollen Ensemble in bester Spiellaune. Eine Familienkomödie der etwas anderen Art und dabei eine echte Überraschung. Tipp!
Einer der großen Hollywood-Kriegsfilme mit Star-Besetzung, hier angeführt von Film-Denkmal Henry Fonda, diesmal über die Ardennen-Offensive, gewohnt breit angelegt, top ausgestattet und gelungen inszeniert. Das einzige was fehlt, ist ein ordentlicher Spannungsbogen. Dennoch besser als sein Ruf.
EIN KOPFGELD AUF ZATOICHI erzählt die Geschichte der vorangegangenen Trilogie weiter und wandelt die bewährte Erfolgsformel nur minimal ab. Das Finale übertrifft das des Vorgängerfilmes erneut. Es bleibt spannend und sehenswert.
"Wo findet man einen Cowboy, der ein bisschen Verstand hat?"
Morgengrauen. Wir sehen zwei Reiter im Gegenlicht aus der aufgehenden Sonne kommend zielgerichtet eine Rinderherde durchqueren.
Szenenwechsel: Ein Rancher (Karl Malden) und seine zwei Söhne (Joe Don Baker und Tom Skerritt) sitzen am Frühstückstisch und besprechen ein Problem, welches mit Schafzüchtern zu tun hat.
Schnitt: Etwa vierzig Cowboys sitzen ebenfalls beim Frühstück an einer langen Tafel.
Let's work! Nach dem Morgenmal versammeln sich alle draußen vor der Ranch bei den Gattern, satteln ihre Pferde, bereiten sich auf den Arbeitstag vor und bekommen währenddessen Instruktionen vom Boss.
Nun folgt zu elegischer Musik eine Collage aus Szenen, die den Arbeitsalltag in all seinen Facetten zeigen.
Am Ende des langen Tages, die Abenddämmerung setzt langsam ein, kehren die Cowboys zur Ranch zurück, sind geschafft, tauschen sich über das Vollbrachte aus, flachsen dabei herum. Sie scheinen glücklich zu sein.
Dann geht ein Pferd durch, wirft den Reiter aus dem Sattel gegen einen Zaun. Sein Genick ist gebrochen, er ist sofort tot.
Schlechtes Ende für einen guten Tag. Die Männer sind schockiert. Weil sie wissen, das es ihnen jederzeit ebenso ergehen kann.
Der Boss, Walter Buckman ist sein Name, bestimmt die zwei Cowboys Ross Bodine (William Holden) und Frank Post (Ryan O'Neal) dazu, die Leiche des Verunglückten noch am Abend in die nächste Stadt zum Bestatter zu bringen. Ross ist um die fünfzig und Frank nicht mal halb so alt. Trotzdem sind sie mit der Zeit die besten Freunde geworden und praktisch unzertrennlich. Während der langen Fahrt mit dem Kutschwagen samt Leiche haben sie viel Zeit sich zu unterhalten und machen sich so ihre Gedanken über ihr Leben und das was danach kommt. Sie überlegen, erstmal im Scherz, ihr Leben zu ändern, sinnieren weiter, verlieren den Faden, landen bei den Abendaktivitäten nach erledigter Aufgabe. Gesagt getan, sie finden sich im Saloon bei einem oder mehreren gepflegten Gläsern Whiskey wieder. Später, sie sind schon reichlich betrunken, betreten einige Schafzüchter den Gastraum. Ross Bodine provoziert die Neuankömmlinge mit einigen gezielten Beleidigungen, eine Prügelei ist die Folge. Am Ende landen die, auch bei den Städtern unbeliebten, Schafzüchter im Gefängnis, die Cowboys reisen heimwärts. der nächste Morgen beginnt mit einem fürchterlichen Kater und jeder Menge Arbeit auf der Westweide. Eine Idee, einmal eingepflanzt, wächst und gedeiht. Frank Post fällt das Thema des gestrigen Abends wieder ein, die Unterhaltung beginnt von neuem. Dieses Mal nicht mehr scherzhaft. Dieses Mal ist es ernst. Sie haben es satt. Die körperlichen Strapazen, den kargen Lohn, das tägliche Einerlei. Sie beschließen noch heute die örtliche Bank auszurauben und sich dann nach Mexiko abzusetzen.
"Ich hätte bleiben sollen, wo ich war!"
Bis zu dieser Erkenntnis Frank Post's ist es ein weiter Weg in diesem ersten und einzigen Western (ist SUNSET eigentlich ein Western?) von Blake Edwards. Das er auch das dramatische Fach beherrscht, bewies er bereits im Jahre 1962 mit dem Thriller DER LETZTE ZUG (Experiment in Terror). Immer schon vom Wunsch beseelt einen Western zu inszenieren, wagte er sich 1970 an die Realisierung dieses zur Meisterprüfung gewordenen Projekts. Dabei gelang ihm, soviel kann ich schon mal verraten, tatsächlich ein Meisterwerk. Und nicht nur das. MISSOURI - WILD ROVERS ist (nach meiner Meinung) einer der schönsten Spätwestern. Das hat viele Gründe. Man könnte die Spruchweisheit "In der Ruhe liegt die Kraft" als Motto des 130 Minuten langen, in keinster Weise zu langen Werkes bestimmen. In jeder Szene ist die uneingeschränkte, ja fast zärtliche Liebe zum Sujet spürbar, wobei die oft lyrischen Bilder kongenial von Jerry Goldsmith' elegischem Soundtrack untermalt werden. Blake Edwards' gewohnt brilliante Dialoge, nicht nur zwischen Ross und Frank sondern auch des zweiten Hauptdarsteller-Duos, der beiden Söhne Buckmans John und Paul, beschäftigen sich nicht nur mit den Alltagsproblemen sowie den zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen, sondern sind voll von reflektiven und philosophischen Themen wie Vergangenheit und Zukunft, Alter und Jugend, Armut und Reichtum, Tod und Leben. Es scheint, als wollte der Regie-Künstler mit diesem Film nicht nur seine Lebens-Themen abarbeiten. Nein, es sind ebenso die Themen des Genres. Eines Genres, welches obschon bis heute nicht tot zu kriegen, das zur Entstehungszeit scheinbar in den letzten Zügen lag. So wirkt der Film wie ein Schwanengesang, eine Elegie und ein Requiem zugleich. Zudem wirkt Edwards Inszenierung wie die eines wahren Meisters, als hätte er nie etwas anderes gemacht als Western zu drehen. Den anfänglich eingeführten langsamen Rhythmus beibehaltend, entwickelt die sich unvorhersehbar entwickelnde Handlung die Sogkraft eines Romanes klassischer amerikanischer Erzähltradition, scheinbar leicht, oft humorvoll, immer lustvoll und spannend, glaubwürdig und realistisch, letzendlich tragisch, traurig, doch herzzerreißend und unvergesslich.
"Halte durch Partner, es ist nicht mehr weit."
Wieder ein Freund zum Pferde stehlen. Wieder einer, mit dem er durch dick und dünn geht. Wieder einer für den er sterben würde. Der Weg von der WILD BUNCH zu den WILD ROVERS ist gar nicht so weit wie man glauben mag und doch so gegensätzlich wie es nur sein kann. Auch zuvor in Sam Peckinpah's Opus Magnum als Pike Bishop spielte William Holden einen ewig erinnerungswürdigen Charakter. Der vorangeführte Satz könnte ebenso aus diesem Film stammen. Aber Holden sagt ihn als Ross Bodine, der Kehrseite Bishop's, mit dem er doch mehr gemein hat als man auf den ersten Blick sieht. Am Ende ist das freilich alles ganz klar. Schließlich wollen beide Figuren rauskommen, sei es als Rädchen aus dem Getriebe, aus dem gesellschaftlichen Gefüge, aus der eigenen Existenz. Für mich ist diese Figur der wahre Abschied, die wahre Schluss-Gala des William Holden. Allein für seinen Schluss-Monolog am Lagerfeuer hätte er einen Oscar verdient.
Ryan O'Neal's Frank Post kann man auch als Wiedergänger des jungen Holden verstehen. Auch er war eine Art Golden Boy, gerade durch LOVE STORY zum Superstar geworden, dann lieber Schauspieler als Posterboy. Sein jugendlicher Drang nach Freiheit und selbstbestimmtem Dasein bringt Bodine erst zur Überzeugung mitzuziehen, seine alten, fast vergessenen Träume zu verwirklichen. Die Ranch in Mexiko, der ruhige Lebensabend. Derart angestachelt nutzt Bodine seine ganze Erfahrung um den Coup zu landen, das Ding durchzuziehen, während ihn seine Sentimentalität gegenüber Post später immer wieder ausbremst. Diese Mischung aus jugendlicher Unbekümmertheit und Lebensfreude und Nostalgie und Altersmilde, lässt die beiden die schönste Zeit ihres Lebens haben ohne das sie auch nur einen Gedanken an ihr Ende verschwenden. Bei einer Unterhaltung über den Tod zu Beginn des Filmes sagt Bodine auch folgerichtig, das er die meiste Zeit versucht nicht all zu viel darüber nachzudenken. Diese Einstellung vermittelt der Film immer wieder, so zum Beispiel bei einer spontanen Mustangjagd im Schnee, der genau so viel Platz eingeräumt wird, wie allen anderen scheinbar nebensächlichen Dingen des Lebens auch.
"Mehr ist nicht drin."
Noch eine Aussage Bodine's, die für das Streben aller Beteiligten gelten muss. Zum einen, weil für die nach dem Bankraub mit Hindernissen flüchtigen Ex-Cowboys irgendwann, aufgrund ihrer fehlenden Entscheidungsfreude, das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Zum anderen, weil ihre Verfolger, die Söhne Buckmans, nicht am selben Strang ziehen. Ist der von Karl Malden verkörperte Patriarch ein Rancher wie er im Buche steht, der in den Schafzüchtern eine existenzielle Bedrohung sieht gegen die er mit rücksichtsloser Härte vorgeht, sind seine Söhne aus einem anderen Holz geschnitzt. Der Ältere, Paul, hat nur wenig Lust diese Odyssee auf sich zu nehmen, möchte er die zwei Cowboys, die er gut kennt und immer mochte lieber ziehen lassen, ist der jüngere John ein Heißsporn,ein jähzorniger wilder Bursche, der sich seinem Vater ein für alle mal beweisen will. Er ist auch die treibende Kraft hinter der hartnäckigen Jagd auf die Räuber, befanden sich schließlich die Lohngelder der Ranch-Arbeiter im Banktresor. Keiner der Beteiligten wird erreichen, was er sich vorgenommen hat. Für jeden von ihnen weicht die Illusion der Erkenntnis das am Ende des Weges nur der Tod stehen kann, das die Träume bloß Luftschlösser waren und das nicht zuletzt das, wofür die Tradition steht, dem Untergang geweiht ist. Einen traurigeren Abgesang hätte man sich nicht wünschen können. Und keinen schöneren.
Blake Edwards´ einziger Western ist einer der schönsten Spätwestern und ein verkanntes Meisterwerk. Mehr geht nicht.