EddieLomax - Kommentare

Alle Kommentare von EddieLomax

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    The Man With The Iron Fists - Extended Edition: Knallige Eastern-Hommage an das Kino der Shaw-Brothers mit Anleihen beim Blaxploitation-Film. Optisch ein Genuß, inhaltlich leider nicht aus einem Guß, was den Spaß nur selten trübt. Ein Guilty Pleasure.

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      EddieLomax 03.05.2023, 07:42 Geändert 03.05.2023, 07:44

      Sucker Punch - Extended Cut: Misshandelte Waise wird auf Betreiben des Stiefvaters in die Nervenheilanstalt eingewiesen, wo sie in Wachträumen der Realität entflieht. Missverstandene konzeptionelle Mischung aus EINER FLOG ÜBERS KUCKUCKSNEST und ALICE IM WUNDERLAND mit Steampunk-Anleihen, mit der sich Zack Snyder einmal mehr als Meister der Bildsprache erweist. Atmosphärisch ein echter Leckerbissen und ziemlich einzigartig.

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        Dank der starken Prämisse und den unbestreitbar stimmigen Eckdaten hatte ich richtig Bock auf den Film, bin jetzt aber doch etwas enttäuscht. Denn leider ist es Zack Snyder's schwächster Film bisher geworden. Mindestens eine halbe Stunde zu lang, was auf Kosten der Spannung geht, kommt der Film sobald Las Vegas betreten wird, schnell aus dem Tritt und schafft es nicht, das Mögliche aus dem reizvollen Setting herauszuholen. Das Ensemble passt jedoch und Bautista trägt das Ding auf seinen breiten Schultern über die Ziellinie. Starke Bilder und einen coolen Soundtrack gibt's obendrauf, aber das war ja zu erwarten.

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          Adrenalingeladene Drahtesel-Action in New York zur Rush Hour, rasant inszenierte Hatz, erfrischendes Sujet, dazu erfreulich gewaltarm. Fahrradkuriere betrachtet man danach mit deutlich mehr Respekt.

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            James Bonomo alias Jimmy Bobo (Sylvester Stallone) ist ein Auftrags-Killer alter Schule. Er hat nur wenige Regeln, aber an die hält er sich. Nachdem unmittelbar nach seinem letzten Auftrag sein Partner Louis Blanchard (Jon Seda) ermordet wird, weiß er das er gelinkt wurde. Als auch noch der Bulle Taylor Kwon (Sung Kang) aus Washington in New Orleans auftaucht, überschlagen sich die Ereignisse. Denn Kwon will unbedingt an Bobo's Auftraggeber heran und schlägt ihm eine ungewöhnliche Zusammenarbeit vor. Bobo geht darauf ein, ist dies doch die einzige Möglichkeit an sein Geld zu kommen und gleichzeitig mit den Typen abzurechnen, die ihn betrogen haben. Eine Bedingung stellt er jedoch an den unerfahrenen Cop. Er hilft ihm nur, wenn nach seinen Regeln gespielt wird.

            Walter Hill hatte sie alle. Und eigentlich wäre er der perfekte Regisseur für die All-Star-Actionsause THE EXPENDABLES gewesen. Der Wegbereiter und spätere Meister des modernen Action-Kinos arbeitete in seiner zu diesem Zeitpunkt nun beinahe Vierzig Jahre andauernden Regie-Karriere mit allen Ikonen des Genres zusammen. Mit Arnold Schwarzenegger drehte er RED HEAT (1988), mit Bruce Willis LAST MAN STANDING (1996), dazu kommen Arbeiten mit Nick Nolte (NUR 48 STUNDEN, 1982) und Mickey Rourke (JOHNNY HANDSOME, 1989). Nur einer fehlte noch auf seiner Liste: Sylvester Stallone. Mit ihm entstand unmittelbar nach dessen Erfolg mit THE EXPENDABLES (2010), der mit Ausnahme von Nick Nolte alle genannten Darsteller vereint, in New Orleans der Old-School-Killer-Thriller BULLET TO THE HEAD, in der "deutschen" Übersetzung SHOOTOUT. Ganz sicher scheinen sich die Macher mit der Veröffentlichung des Filmes nicht gewesen zu sein, lag er doch beinahe zwei Jahre auf Halde bevor man sich im Comeback-Frühjahr 2013 zu einer Kino-Auswertung entschloss. So startete das Werk beinahe zeitgleich mit Schwarzenegger's LAST STAND und Willis' STIRB LANGSAM 5, flankiert von Mel Gibson's GET THE GRINGO. Man könnte auch sagen ACHT FÄUSTE FÜR EIN HALLELUJAH, war dieser Jahresbeginn für Filmbegeisterte Kinder der Achtziger ein nicht mehr zu erwartendes Fest. Konnte Schwarzeneggers Beitrag überzeugen, scheiterte Willis fast auf ganzer Linie, liegt der Stallone-Film irgendwo dazwischen.
            BULLET TO THE HEAD startet zunächst angenehm ruhig, führt per Off-Kommentar Stallone's Figur klassisch ein und stellt so von Beginn an klar, auf wen der Film zugeschnitten ist. Denkt man dabei zuerst an einen älter gewordenen Robert Rath (einer Killer-Figur aus Stallone's 90er-Jahre-Hit ASSASSINS von Richard Donner), wird man bald eines besseren belehrt. Jimmy Bobo ist kein intellektueller Auftragsmörder sondern eher ein pragmatischer Handwerker, und so seinem Regisseur Hill nicht ganz unähnlich. Der ist natürlich auch ein altgedienter Profi dessen Stil man sofort erkennt, der schnell seinen Rhythmus findet, effizient und mit Bedacht inszeniert, allen überflüssigen Ballast über Bord wirft und noch einmal zeigt, was ihn damals auszeichnete und zurecht beliebt werden ließ. Allerdings kann der auf einer Comic-Vorlage basierende Film seine Herkunft nicht ganz verleugnen. Zu gering sind die Charaktere ausgeleuchtet, zu schlicht entwickelt sich die Storyline und gibt in ihrer Einfachheit zu wenig Konfliktpotenzial her. Alles läuft in gewohnten Bahnen. Was nicht schlecht sein muss und auch nicht ist. Hält man seine Erwartungen nicht zu hoch, kann man sich an altbekanntem gepaart mit solidem Handwerk erfreuen, welches für Kenner auf den zweiten Blick einige inszenatorische Leckerbissen bereithält, die zur Freude des geneigten Walter-Hill-Verehrers breit im Film gestreut sind. Der Regisseur erlaubt sich nämlich einige selbstreferenzielle Späßchen, die einem Altmeister wie ihm gerne gestattet seien.
            Da wäre einmal die Figurenkonstellation mit Jimmy Bobo und Taylor Kwon, die trotz Zuschnitt auf den Altstar an ein klassisches Buddy-Movie denken lässt, dessen Erfindung filmhistorisch gesehen Walter Hill (NUR 48 STUNDEN) zugeschrieben wird, der sein Konzept der ungleichen Partnerschaften im gemeinsamen Kampf gegen das Böse mit RED HEAT kultivierte und nun, indem er einen Killer und einen Cop zusammen arbeiten lässt, auf die Spitze treibt, auch wenn das wie erwähnt vorhandene Konfliktpotenzial nicht annähernd ausgeschöpft wird. Des weiteren inszeniert Hill viele Szenen als direkte Reminiszenz an jene aus seinen Klassikern, zum Beispiel einige Kneipen-Szenen, einige direkte Konfrontationen, wie den Kampf in der Sauna (RED HEAT), er lässt den Showdown in einer ausgedienten Fabrikhalle spielen, ein Ort an dem er mal einen gesamten Film, nämlich sein Remake von DER SCHATZ DER SIERRA MADRE (John Huston, 1946), TRESPASS (1992) spielen ließ. Die Untermalung erinnert an die grandiosen Soundtrack-Arbeiten von Hill's Hauskomponisten Ry Cooder, ohne allerdings deren Qualität zu erreichen. Die Kamera ist, wie bei Hill üblich, immer ganz nah dran an den Personen, sorgt für direkte Beteiligung und geht nur selten in die Distanz, was sich vor allem während der Schusswechsel und in den In-Fights sehr positiv bemerkbar macht. Die Gewalt ist nicht übermässig brutal inszeniert, will sagen, normale Härte, kurz, knackig und direkt. Eine Aussage, die sich auf den gesamten Film anwenden lässt, der mit knapp 83 Minuten Netto-Laufzeit wohltuend kompakt daherkommt. Einen Satz noch zur restlichen Besetzung. Christian Slaters Rolle fällt nicht weiter ins Gewicht, Adewale Akinnuoye-Agbaje bleibt als böser Strippenzieher hinter seinen Möglichkeiten, positiv sind die Auftritte von Brian Van Holt und damals Neu-CONAN Jason Momoa zu vermerken, wobei gerade letztgenannter aus seinen Szenen maximales herausholt. Schlussendlich ist BULLET TO THE HEAD kein Pflichtprogramm für Action-Fans, die dürften eher enttäuscht sein, jedoch einen Blick wert und kann gerade bei Kindern der Siebziger und Achtziger Jahre, die mit dieser Art Film aufgewachsen sind punkten, wobei der Nostalgie-Faktor eine nicht zu unterschätzende Rolle einnehmen dürfte. Hollywood-Legende Walter Hill's geradliniges Regie-Comeback ist eine eher nostalgische Angelegenheit für Fans des Action-Kinos der Achtziger Jahre voller Selbstzitate und dabei angenehm schnörkellos.

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              Südafrika, die Provinz Natal 1879: Lord Chelmsford (Peter O’Toole) und Sir Henry Bartle Frere (John Mills) planen eigenmächtig die Eroberung des angrenzenden Zulu-Reiches, ohne jedoch Rücksprache mit Queen Victoria zu halten. Durch einen Boten stellen sie dem Zulu-König Cetshwayo (Simon Sabela) ein kurze Frist seine Krieger zu entwaffnen, sonst werde man unverzüglich einmarschieren. Cetshwayo denkt gar nicht daran diese Frist einzuhalten, schließlich gibt es Friedensverträge mit der britischen Regierung. Er schickt den Boten mit entsprechender Antwort zurück, wohlwissend das der Zeitpunkt gekommen ist sich erneut gegen die Kolonialmacht behaupten zu müssen. Er sendet Späher aus, die den Grenzverlauf beobachten sollen und zieht im Hinterland alle verfügbaren Krieger zusammen. Während dessen stellt Lord Chelmsford gemeinsam mit Colonel Durnford (Burt Lancaster) und Colonel Pulleine (Denholm Elliott) ein aus verschiedenen Truppenverbänden bestehendes Heer zusammen. Die Expedition startet wie geplant, 1400 Mann überqueren die Grenze. Am Berg Isandhlwana errichten die Briten ihr Basislager, während Chelmsford mit dem Großteil seines Offiziersstabes weiter reitet, um ein geeignetes Schlachtfeld zu finden. Eine Vorhut trifft unterdessen bei der Verfolgung einiger Viehhirten auf die 20000 Mann starke Hauptmacht der Zulus, welche umgehend zum Angriff übergeht. Beim Isandhlwana kommt es zur blutigen Entscheidungsschlacht.

              Als die größte Niederlage eines Kolonialheeres sollte Isandhlwana in die Analen der Weltgeschichte eingehen. Nur mit Speeren bewaffnet überrannten die Zulu-Krieger eine moderne Armee, die aufgrund der grenzenlosen Selbstüberschätzung einiger Kommandeure nahezu komplett aufgerieben wurde. Da werden natürlich Erinnerungen an die Schlacht am Little Big Horn wenige Jahre früher wach, wo ein von blindem Ehrgeiz getriebener General George Armstrong Custer ähnlich scheitern durfte. Der letzte große Sieg der Indianer über die US-Armee. So ähnlich verhielt es sich auch bei den Zulu. Aus der gewonnenen Schlacht konnten sie, wie die Indianer, keinen nachhaltigen Nutzen ziehen, wurden später umso rücksichtsloser bekämpft und schließlich besiegt. Ein Zeichen setzen konnte sie aber allemal.

              Douglas Hickox Film ZULU DAWN, der in Großbritannien pünktlich zum hundertsten Jahrestag der Schlacht in die Kinos kam, war allerding kein großer Erfolg beschieden. Trotz Star-Besetzung um Peter O'Toole und Burt Lancaster, es kämpfen und sterben unter anderem noch Bob Hoskins und Simon Ward, konnte das Werk die breite Masse nicht überzeugen. Vielleicht liegt es an der trockenen Darstellung einer Chronik der Ereignisse, die keinerlei Identifikationsmöglichkeiten mit den handelnden Personen zulässt. Niemand steht im Mittelpunkt, es gibt keinen übergeordneten Spannungsbogen und schon gar kein Pathos, bis auf einen kleinen Moment der Ehrenrettung. Cy Endfield's Vorgängerfilm ZULU (1964) war da noch deutlich stärker der Heldenverehrung anheim gefallen. Das Thema schien ihn allerdings nicht loszulassen. Während er in ZULU die Ereignisse kurz nach der Schlacht bei Isandhlwana in Rorke’s Drift Revue passieren ließ und damit ganz nebenbei Michael Caine zum Star machte, schrieb er ZULU DAWN erstmal in Romanform nieder, bevor er sich für eine Verfilmung einsetzte. Die trifft dann auch eher den Ton kritischer Darstellungen militärischen Versagens, wie in THE CHARGE OF THE LIGHT BRIGADE von Tony Richardson (1968), welches der Arroganz und Eitelkeit von zumeist adligen Befehlshabern zulasten geht. Andererseits kommt man so der Realität vermutlich am nächsten.

              Filmisch betrachtet ist natürlich alles aus einem Guß, historisch akkurat, erstklassig gespielt. Vor allem Peter O'Toole bietet mit seinem bornierten Lord Chelmsford einen eindrucksvollen Gegenentwurf zum idealistischen Lawrence von Arabien. Burt Lancaster kommt rollenbedingt etwas kurz, füllt erwartungsgemäß seine Szenen mit der ihm eigenen Präsenz. Sonst gehört die Bühne eindeutig den britischen Schauspielern, die das Ensemblestück mit ihrer ganzen Klasse adeln. Am nachhaltigsten wirken die von Elmer Bernsteins Soundtrack untermalten Bilder von Kameramann Ousama Rawi. An Originalschauplätzen gedreht, entfalten die Aufnahmen eine ungeheure Wucht ob der scheinbar grenzenlosen Weite des afrikanischen Kontinents. Spätestens wenn mehrere tausend Zulu-Krieger über die Ebenen schwärmen, kommt man aus dem staunen nicht mehr heraus und ist schier überwältigt von dieser archaischen Kraft, die gleichzeitig viel Schönheit in sich birgt.

              Fazit: Bittere Chronik einer historischen Niederlage, die zudem kein gutes Haar an der britischen Kolonialpolitik lässt.

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                PAYBACK: STRAIGHT UP -THE DIRECTORS CUT von Brian Helgeland erblickte erst acht Jahre nach der Veröffentlichung der Kino-Fassung PAYBACK (1999) das Licht der Welt und ist es als Neuverfilmung des Richard-Stark-Romans THE HUNTER wert, direkt nach der Erstverfilmung POINT BLANK (John Boorman, 1967) besprochen zu werden, gerade weil er sich viel näher an der Vorlage bewegt als die beiden genannten. So ist Mel Gibson deutlich passender als Protagonist, der auch hier nicht Parker heißen durfte und auch sein Antagonist Resnick, gespielt von Brian-De-Palma-Star Gregg Henry mit einer granatenstarken Performance, geht zu hundert Prozent in der Romanfigur auf. Überhaupt bewegt sich das Dialogbuch, von einigen zu verschmerzenden Modernisierungen abgesehen, sehr nah am Originaltext und holt im Gegensatz zum Lee-Marvin-Klassiker das Maximum aus den Charakteren heraus, was natürlich in erster Linie dem Writer/Director Helgeland in seinem Regie-Debüt zu verdanken ist, der diese Qualität in seinen späteren Regie-Arbeiten nie wieder erreichen sollte. Das POINT BLANK im Direktvergleich trotzdem die Nase vorn hat, ist dem nicht zu verleugnenden Einfluss und seiner Nachwirkung auf das folgende Neo-Noir-Genre anzulasten, was PAYBACK: STRAIGHT UP -THE DIRECTORS CUT logischerweise nicht mehr möglich sein konnte.

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                  Der junge Polizist Shane Cooper (Ryan Kwanten) aus der Großstadt lässt sich in die kleine Stadt Red Hill im tiefsten Outback versetzen, um mit seiner schwangeren Frau Alice (Claire van der Boom) in Ruhe und Frieden das gemeinsame Kind aufwachsen zu sehen. Sein erster Arbeitstag beginnt bereits etwas problematisch, weil er zwischen den Umzugskartons beim besten Willen seine Dienstwaffe nicht finden kann. Dann muss es eben ohne gehen. Im Polizeirevier angekommen, sitzt ein gemütlicher Zeitgenosse von Hilfssheriff hinter dem Schreibtisch, der ihm den Eindruck vermittelt, das man es hier besser ruhig angeht. So weit, so gut. Den ersten Dienstweg absolviert Shane ganz stilecht auf einem Pferd, weil kein weiterer Dienstwagen übrig ist. Bald versammelt sein Vorgesetzter Sheriff Old Bill (Steve Bisley) alle verfügbaren Männer der Stadt um sich, denn eine Nachricht hat gerade die Runde gemacht. Der Schwerverbrecher Jimmy Conway (Tom E. Lewis) ist aus dem Gefängnis ausgebrochen und auf dem Weg nach Red Hill, seiner Heimatstadt. Old Bill ruft alle zu den Waffen. Conway gilt als gemeingefährlich und bewaffnet ist er auch. Alle Zugangswege zur Stadt sollen gesperrt und überwacht werden. Überall werden je zwei Männer postiert. Den Neuling Cooper beordert man, damit er nicht im Weg ist, an den unwahrscheinlichsten Punkt, eine alte Gebirgsstraße, bei der er Stellung bezieht. Und jetzt raten sie mal, welchen Weg Jimmy Conway wählen wird?
                  Das ist schon ein starkes Stück, welches uns der junge Autor, Produzent und Regisseur Patrick Hughes hier mit seinem selbstbewussten Debüt-Film RED HILL von 2010 präsentiert. Stilsicher jongliert er in seiner Inszenierung wie ein alter Hase mit den Genres Thriller, Horror und vor allem Western und trotzdem gelingt ihm dabei ein reifes Werk wie aus einem Guss. In seine Bestandteile aufgedröselt funktioniert die Geschichte auf jeder ihrer Ebenen. Natürlich werden schon beim Namen der Hauptfigur Assoziationen geweckt. SHANE, wie der Jesus gleiche Erlöser mit dem Revolver aus George Stevens gleichnamigen Klassiker. Und COOPER, wie der Name von Westernlegende und zweifachem Oscar-Preisträger Gary Cooper, dessen eigener Meilenstein HIGH NOON - ZWÖLF UHR MITTAGS maßgebliches Vorbild für den vorliegenden Film gewesen sein dürfte. Hier wie dort gibt es den Protagonisten mit seiner jungen Ehefrau, ebenso wie den Bösewicht, der aus dem Gefängnis entflohen die Stadt heimsuchen wird. Hughes lockt den geneigten Zuschauer immer wieder auf falsche Fährten, geht mit seinen Informationen über die Motivation einzelner Figuren sparsam um, nur um dann clever alle Puzzleteile zusammen zufügen und die ganze tragische Komponente seiner Erzählung auszubreiten. In der Darstellung der Gewaltszenen beherzt, doch zu keiner Zeit selbstzweckhaft, steigert sich der Film bis zum bitteren Ende einer Spirale gleich in ein Finale, dass es in sich hat. Der unverbrauchte Schauplatz der australischen Hochebene mit ihren grünen Weiden und dichten Wäldern, hohen Bergen und weiten Feldern tut sein übriges, den Zuschauer bei Laune zu halten. In den Stadtszenen sind deutliche Reminiszenzen an John Carpenter's Frühwerk auszumachen, nicht nur einmal fühlt man sich an Klassiker wie THE FOG (1979) oder ASSAULT ON PRECINCT 13 (1976) erinnert, der seinerseits eine Variation von RIO BRAVO (Howard Hawks, 1959) war, welcher wiederum als Hawks Antwort auf HIGH NOON von Fred Zinnemann (1952) gilt. Mit einem cleveren Story-Twist im letzten Drittel bewahrt Patrick Hughes schließlich seine Eigenständigkeit indem er seiner Moritat durch die Einbeziehung eines historischen australischen Tabu-Themas ungeahnten Tiefgang verleiht, durch das der Film endgültig seine seriöse Grundierung bekommt. Man kann noch überrascht werden.
                  Atmosphärischer Neo-Western-Thriller aus Down Under um einen Aborigine auf Rache-Feldzug. Für Fans von NO COUNTRY FOR OLD MEN und ähnlichem.

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                    Wilson (Gary Grimes), Les (Ron Howard) und Tod (Charles Martin Smith) sind unzertrennliche Freunde, die sich von Kindesbeinen an kennen. Sie sind zusammen aufgewachsen, besuchten gemeinsam die Dorfschule und halfen hernach ihren Vätern, alles Farmer, bei der oft mühsamen Landarbeit. Doch sie werden langsam flügge, wollen die Welt da draußen kennenlernen, den alten Westen. Sie träumen vom großen Abenteuer, vom Leben in der Wildnis, von der Unabhängigkeit. Als sie eines Sommertages gemeinsam durch die Prärie streifen, stoßen sie auf einen am Boden liegenden, offenbar schwer verletzten Mann. Er wurde angeschossen. Sie helfen ihm, versorgen seine Wunde und bringen ihn in die Scheune der Farm von Wilson's Vater. Sie verstecken ihn, pflegen ihn, geben ihm zu essen. Bald geht es ihm besser und er stellt sich ihnen vor. Er sagt, sein Name sei Harry Spikes (Lee Marvin) und von Beruf Bankräuber. Die Jungs staunen nicht schlecht. Halb ängstlich, halb fasziniert lauschen sie seinen Geschichten vom wilden Leben in Saus und Braus, immer auf der Flucht, doch niemals dem Willen anderer unterworfen. Am nächsten Tag kommt ein Aufgebot des Sheriff's durch die Gegend, erkundigt sich nach einem gesuchten Bankräuber und Mörder. Die Freunde decken Spikes, verraten ihn nicht. Seine Ideale scheinen ihnen erstrebenswerter als die der Väter, die immer nur arbeiten und sich abschuften ohne auf einen grünen Zweig zu kommen. Nach Spikes' Gesundung überlässt ihm Wilson sein Pferd und er reitet davon. Der Verlust bleibt nicht unbemerkt und so muss Wilson nach gestandener Tat eine heftige Tracht Prügel beziehen, die ihn in seinem ohnehin schon gefällten Entschluss nur noch bestärkt. Er stiehlt des Nachts das Pferd seines Vaters und reitet Spikes nach, nicht ohne sich vorher von seinen besten Freunden zu verabschieden. Hals über Kopf schließen sich Les und Tod Wilson an. Zu dritt wollen sie nun ein neues Leben beginnen. Nach ein paar Tagesritten sind sie völlig erschöpft und ausgehungert. Da sie kein Geld haben, beschließen sie eine Bank zu überfallen. Bereits dieser erste Überfall geht völlig schief. Sie bringen jemanden um, aus Versehen, erbeuten kein Geld und landen nach kurzer Flucht schließlich in einem Gefängnis. Da reitet zufällig Harry Spikes in die Stadt. Der wundert sich nicht schlecht, befreit sie und gründet mit ihnen eine neue Gang, die Spikes-Gang. Leider entwickeln sich die Dinge nicht so wie geplant und die Tragödie nimmt ihren Lauf.

                    Im letzten seiner drei Western erzählt Regisseur Richard Fleischer basierend auf Giles Tippette's Roman THE BANK ROBBER die Geschichte einer verlorenen Jugend. Einer Jugend ohne Zukunft. Ohne Zukunft, weil sie zwischen den Epochen stattfindet. Der Westen war erobert, die industrielle Revolution noch nicht eingetreten, die Perspektive sehr ungewiss. Für die Jugendlichen war es ein bisschen wie für ihre Altersgenossen nach den zwei Weltkriegen. Es herrschte Orientierungslosigkeit, man wollte rebellieren, wußte aber nicht wie. Zur Entstehungszeit des Filmes (1973) lag der klassische Western sozusagen in seinen letzten Zügen. Ein paar Altstars wie John Wayne konnten noch Erfolge verbuchen, doch im großen und ganzen war die Blüte des Genres längst (Film-)Geschichte. Der Ton hatte sich durch das New Hollywood verändert, die Geschichten wurden rauer, realistischer und unbequemer. Regisseure wie Robert Altman, Frank Perry und einige andere entzauberten den Western konsequent mit Filmen wie MCCABE AND MRS. MILLER (1971) oder DOC (1971), doch auch die Majors begriffen, dass man andere Geschichten erzählen musste und wenn schon nicht andere Geschichten, so musste man die Geschichten selbst anders erzählen.
                    So entstanden nochmal einige sehr herausragende Filme wie WILD ROVERS (Blake Edwards, 1971), der wie eine Erwachsenen-Version von THE SPIKES GANG wirkt. Auch John Wayne bewegte sich auf reflektierende Weise in diese Richtung mit THE COWBOYS (1972) von Mark Rydell und CAHILL - U.S. MARSHALL (1973) von Andrew V. McLaglen, bevor er in Don Siegel's THE SHOOTIST (1976) seinen ultimativen Abgang erlebte. THE SPIKES GANG erinnert daneben auch ein wenig an TRUE GRIT (Henry Hathaway, 1969), in dem der Duke, wie hier Lee Marvin, ebenfalls unfreiwillig zum Ziehvater einer Heranwachsenden wird, der eine Wandlung (zum positiven) durchmacht im Gegensatz zu Marvin, dessen bisweilen boshafter Pragmatismus sich erst langsam offenbart und für die Jungs zum Verderben wird. Anders als in MONTE WALSH (William A. Fraker, 1970) dem melancholischen Spät-Western, wo Lee Marvin den aufrechten Titel-Charakter das Ende des Wilden Westens und damit auch das Ende seiner Lebensweise einsehen, wenn schon nicht akzeptieren lassen muss, weiß Spike, der sein Fähnchen immer nach dem Wind dreht, jede Situation zu seinem Vorteil zu nutzen, ohne Rücksicht auf Verluste. Er ist einzig sich selbst der Nächste, kokettiert nur prahlerisch vor den drei unbedarften und naiven Teenagern, wohl wissend welchen Schaden er damit anrichten kann und wird. Es ist ihm nur völlig egal.
                    Da liegt die List des Filmes. Ein John Wayne hätte so einen abgebrühten Halunken nur schwer mit seinem Image vereinbaren können während bei seinem Freund Lee Marvin die Dinge etwas anders lagen, hatte dieser doch in den ersten zehn Jahren seiner Karriere fast ausschließlich Western-Schurken verkörpern müssen. Der charismatische, zu Anfang väterlich anmutende Bankräuber ist sich seiner Wirkung stets bewusst, manipuliert und benutzt die Drei erst zum reinen Selbstschutz, später zum bloßen Zeitvertreib. Nicht sehr publikumswirksam, weshalb der Film auch nicht recht geliebt wird, passt er jedoch gut zu seinem Star, der in den Siebzigern einige seiner stärksten Leinwandauftritte hatte, z.B. in EMPORER OF THE NORTHPOLE (auch 1973) von Robert Aldrich. Die drei Jungs werden angeführt von Gary Grimes, bei dem mir eigentlich nur seine sehr ähnliche Rolle an der Seite von John Wayne in CAHILL und jene in GREENHORN einfällt. Ihm zur Seite stehen Ron Howard, der den Duke in THE SHOOTIST rächen durfte und Charles Martin Smith, der bereits in Sam Peckinpah's PAT GARRETT AND BILLY THE KID zum jugendlichen Opfer eines großen Verführers werden durfte. Auf diese vier Charaktere konzentriert sich der Film, wobei das Jungen-Trio klar im Zentrum steht, während Lee Marvin zwar zu Beginn kurz präsent sein darf, aber erst nach einer halben Filmstunde so richtig in die Handlung einsteigt. Die bittere Coming-of-Age-Geschichte ist kein Wohlfühl-Film und ganz sicher auch kein Western-Klassiker, sehr wohl aber die reife Arbeit eines ausgewiesenen Profis, der danach, von einigen zeitnahen Ausnahmen wie MR. MAJESTYK (1974) abgesehen, kaum noch erwähnenswertes drehte. Lee Marvin's vorletzter Western ist ein Film über das traurige Ende einer Jugend.

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                      Launig-langsame, hin und wieder amüsante Verlierer-Posse nach schwachem Erstlings-Drehbuch des späteren Kult-Regisseurs Terrence Malick, der hier offenbar noch übte. Seine lauwarme Underdog-Story kommt zu keiner Zeit richtig in die Gänge und dem qualitativ sehr wechselhaft arbeitenden Stuart Rosenberg gelingt es nie, durch inszenatorisches Geschick Schwung in die Bude zu bringen. So bleibt es bei ein paar gelungenen einzelnen Momenten an denen sich Fans der Stars erfreuen können. Mit zwei zugedrückten Augen gerade noch Durchschnitt.

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                        Melancholischer Genre-Abgesang der Extra-Klasse, in dem Oscar-Preisträger Lee Marvin einen seiner stärksten Auftritte hat.

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                          Knallharter Gangsterfilm mit Gene Hackman als schurkischem Fleischfabrikanten, der den Satz: "Ich mache Hackfleisch aus Dir!" durchaus wörtlich meint, bis ihm Lee Marvin ins blutige Handwerk pfuscht. Knackig. Roh. Würzig.

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                            POINT BLANK von John Boorman hält sich zwar nur lose an die straighte Vorlage von Richard Stark's Auftakt zur langlebigen Hard-Boiled-Reihe um den Professional Parker, dessen Name hier nicht verwendet werden durfte, schafft aber durch den unbedingten Stilwillen der Inszenierung und Lee Marvin's ikonische Darstellung gleich zweierlei. Zum einen gab er die Richtung für das massiv von der Nouvelle Vague beeinflusste NEW HOLLYWOOD mit vor, zum anderen ebnete er den Weg zu knallharten, reduzierten Action-Thrillern mit toughen Lonern als Anti-Helden, die den moralischen Kompass längst beiseite gelegt und durch die freie Wahl aller möglichen lauteren, wie unlauteren Mittel ersetzt hatten, um ihre Ziele ohne Kompromisse durchzusetzen. Allein die Werdung des Kult-Stars Marvin, der im selben Jahr mit DIRTY DOZEN das Klassiker-Doppel schaffte, kann man dem Werk gar nicht hoch genug anrechnen. Durch die Umdeutung der Ereignisse der Vorlage erreicht John Boorman eine zusätzliche Betrachtungsebene, die sowohl den handelnden Personen wesentlich mehr Tiefe zugesteht, als auch das Geschäftsgebaren des organisierten Verbrechens noch deutlicher in die Nähe der freien Wirtschaft rückt und damit so einiges über den raubtierhaften Umgang in der amerikanischen Gesellschaft und die allein am finanziellen Erfolg bemessene Bewertung der Leistung des Einzelnen aussagt.

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                                Ein junger Jesuiten-Pater begibt sich zu Beginn des 17ten Jahrhunderts, auf den Weg in die Wildnis Kanadas, genauer gesagt Neu-Frankreichs, um als Missionar den Eingeborenen von der Existenz Gottes zu predigen. Sein Ziel ist eine Mission weit entfernt im Territorium des Stammes der Huronen. Mit dem jungen Daniel an seiner Seite reist er, geführt von einigen Algonkin, in Booten die Flüsse hinauf, immer tiefer in hinein in eine dunkle, fremde Welt. Sie treffen auf französische Händler, Montagnais-Indianer und geraten schließlich in Gefangenschaft der Irokesen, denen sie nicht alle und nicht unversehrt entkommen können. Dennoch üben die Indianer, trotz oder gerade wegen ihrer archaischen Lebensweise, auf den Jesuiten eine seltsame Faszination aus. Er, der gekommen ist um Andere zu bekehren, muss sich nun mit dem eigenen Glauben auseinandersetzen.

                                Bruce Beresford verfilmte den Roman SCHWARZROCK (1985) von Brian Moore als existenzialistischen Historienfilm, der viele Fragen aufwirft und nur wenige beantwortet, achtete dabei auf größtmögliche Authentizität und übt, ohne zu werten, deutliche Kritik an der katholischen Kirche. Zunächst verdeutlicht er die Parallelen von Indianern und Weißen indem er durch Gegenüberstellungen klarstellt, das die Menschen im Grunde gleich sind. Dann setzt er Zwischenschnitte und Flashbacks immer dann ein, wenn Pater Laforgue in der Natur das Göttliche erkennt, sich an die wichtigsten Stationen seines Weges erinnert, der ihn letztendlich hierhin geführt hat. Das er dennoch nicht fähig ist, sich von seiner Distanz zu den Indianern zu lösen, verdeutlicht die Unmöglichkeit der Ko-Existenz beider Parteien und sagt viel über den Sinn des religiösen Engagements aus. Das die Indianer, vor allem die Irokesen, als mitleidlose Killer dargestellt werden, brachte der Produktion einige Kritik ein, auch wenn sie allseits für ihren Realismus gelobt wurde, und das zu Recht. Der dauernde Vergleich mit Kevin Costner's ein Jahr zuvor entstandenem Meisterwerk DANCES WITH WOLVES (1990) hinkt gewaltig, denn weder ist BLACK ROBE ein klassischer Western, vielmehr ein Historien- oder Indianerfilm, noch erzählt Beresford seine Geschichte als episches Abenteuer. Es gibt keine Identifikationsfiguren, ebensowenig einen übergeordneten Spannungsbogen. Es ist eine, im besten Sinne, Literaturverfilmung, die sich zudem nah an der Vorlage bewegt und dieser sehr gerecht wird, wenn sie auch nicht ganz deren archaische Kraft erreicht. Für alle die Vergleiche brauchen, erinnert der Film in seiner Machart und Wirkung an MISSION (Roland Joffè 1986) und THE NEW WORLD (Terrence Malick 2005) und sitzt, entsprechend seines Entstehungsjahres, irgendwo dazwischen.

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                                  EddieLomax 24.04.2023, 10:01 Geändert 24.04.2023, 21:49

                                  THE LAST POSSE von Alfred L. Werker ist ein wahres Kleinod. Einer dieser Filme, die niemand auf dem Radar hat, die in Vergessenheit geraten sind, welche jedoch im Rahmen ihrer Möglichkeiten größtmögliche Perfektion zu erreichen vermögen. Ein Aufgebot kehrt von der strapaziösen Suche nach einer Rancher-Familie zurück, die aus purer Verzweiflung eine Bank überfiel. Alle Täter kamen ums Leben, aber auch der am meisten geschädigte Großrancher, der die Menschenjagd initiierte. Ein versoffener Sheriff, der den Suchtrupp begleitete wurde schwer verletzt. In Rückblenden erfahren wir, was passiert ist. Die komplexe Dramaturgie enthüllt nach und nach die Wahrheit und mündet in einer Tragödie, in der die vermeintlich einfache Geschichte gehörig auf den Kopf gestellt wird. Die herausragenden Leistungen des erfahrenen Schauspiel-Ensembles, angeführt von Oscar-Preisträger Broderick Crawford und Charles Bickford heben den Western auf das Niveau der bekannteren Klassiker des Genres. Alfred L. Werker gelang hier ein kleines Meisterwerk.

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                                    TOWN TAMER von Lesley Selander ist der fünfte einer Reihe von 13 Western, die der umtriebige Produzent A.C. Lyles zwischen 1964 und 1968 herstellen ließ, vornehmlich unter der Mitwirkung von jeder Menge Genre-Veteranen, die sämtlich schon glorreichere Zeiten im Sattel erlebt hatten. Hier ist nun der Versuch eines exemplarischen Town-Tamer-Western, wie der Original-Titel bereits verrät und es gibt in dem Ensemble-Stück ein wahres Schaulaufen von Ex-Stars in tragenden Rollen, angeführt von einem verhärteten Dana Andrews, der in gleich mehreren Lyles-Produktionen die Leading-Man-Funktion innehatte. Als freischaffender Gesetzes-Mann kommt er in eine von Verbrechern beherrschte Stadt, in der ein besonders perfides System aufgebaut wurde, um die Bürger auszubeuten und zu unterdrücken. Eine heimlich gegründete Bürgerschaft will dem mit seiner Hilfe ein Ende setzen, wobei er ziemlich ruppig vorgeht, was mit vielen Schießereien und zu beklagenden Opfern vonstatten geht. Da die Qualität der mir vorliegenden Kopie extrem bescheiden, zudem im Bild beschnitten war, könnte ich mir vorstellen, dass bei einer Fassung in besserer Qualität noch ein Pünktchen mehr drin wäre.

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                                      EddieLomax 21.04.2023, 23:12 Geändert 21.04.2023, 23:18
                                      über Sin

                                      Das Leben des MICHELANGELO, von Alt-Meister Andrei Konchalovsky mit unbedingtem Stilwillen inszeniert, ist epochales Historienkino ohne Kompromisse und wie ein Marmor-Brocken von einem Film, der die Renaissance lebendig werden lässt, bei dem jede Einstellung ein Gemälde und jede Sequenz einen Kraftakt von vollendeter künstlerischer Perfektion darstellt, fordernd und gleichermaßen inspirierend, dabei fulminant gespielt. Gibt's im Original bei arte.tv

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                                        Der Lehrer John Grant entlässt seine Schüler der altersübergreifenden Klasse in die Ferien und freut sich auf die Heimreise ins weit entfernte Sydney. Den Lohn-Scheck vom Ministerium hat er in der Tasche, sein Zug fährt morgen Nachmittag. Eine Nacht gilt es noch zu überbrücken. Eine Nacht, die sein Leben für immer verändern wird. In der nächsten Bar betrinkt er sich zünftig mit einem Polizisten, der ihn zu einem Glücksspiel mitnimmt, bei dem Grant alles was er besitzt verliert. Und das ist erst der Beginn seiner Odyssee durch das Outback.
                                        Kenneth Cook's 1961 erschienener Roman "In Furcht erwachen" (Wake in Fright) teilt beinahe ein ähnliches Schicksal wie die zehn Jahre später entstandene Verfilmung indem er nahzu in Vergessenheit geriet, bis es in den 1990er Jahren zu einer Neuentdeckung, gefolgt von einer Neuveröffentlichung kam, in deren Folge seine gesellschaftliche wie literarische Bedeutung erst erkannt wurde. Bei der verschollen geglaubten Verfilmung sollte es noch einige Jahre länger dauern, bis die Filmrollen buchstäblich im Müll gefunden wurden. War die Vorlage schon eine brillante Chronik eines Niederganges und zugleich ein sezierender Blick auf das wahre Australien, ein ergreifendes Werk, geht die Verfilmung noch ein paar Schritte darüber hinaus und bildet nicht nur eine nahezu perfekte Abbildung/Inszenierung des Textes, sondern entwickelt sie durch ihre elliptische Erzählweise, die stets perfekt gewählten Einstellungen und die menschlichere Auflösung zu einem einzigartigen Filmjuwel, das die gesamte Klaviatur der Gefühlswelt des Zuschauers zu spielen vermag, eine Leistung mit Seltenheitswert. Ted Kotcheff erweist sich als Meisterregisseur bei diesem überragenden Stück Filmkunst, einem aufwühlenden Meisterwerk und nebenbei Startschuß für das moderne australische Kino.

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                                          EddieLomax 20.04.2023, 08:54 Geändert 20.04.2023, 08:56
                                          über Utu

                                          Neuseeland 1870: Te Wheke (Anzac Wallace) leistet als Ureinwohner, wie viele andere auch, seinen Dienst in der britischen Kolonialarmee. Bei einem Patrouillenritt kommt die kleine Gruppe, außer ihm noch zwei britische Soldaten, in Te Wheke's Heimatdorf, welches kurz zuvor von einer anderen Armee-Einheit dem Erdboden gleichgemacht wurde. Er erkennt zwischen den Leichen von Männern, Frauen und Kindern auch eigene Familienangehörige, fällt zunächst in eine Schockstarre und tötet im Affekt einen seiner Begleiter, den zweiten Mann schickt er mit einer unmissverständlichen Botschaft zurück zur Garnison. Von nun an werde er jeden Weißen töten, der ihm über den Weg läuft. Bald schließen sich ihm weitere Maori an und ein Guerilla-Krieg nimmt seinen Anfang.

                                          Eine Bedeutung des Wortes UTU ist Rache. Te Wheke's Motiv ist da natürlich nur der Auslöser für seinen Feldzug, die wahren Ursachen sitzen selbstverständlich viel tiefer und finden hierin nur ihren Ausdruck und ihre Form. Es ist das Aufbäumen gegen die Besatzungsmacht und man kann auch bei vorliegendem Werk prima Parallelen ziehen zum Indianer Nord- und Südamerikas, zu den Aborigines Australiens, den Zulu in Südafrika, kurz, zu allen unterjochten Völkern dieser Erde, die in ihrer oftmals langen Geschichte zwangsläufig dem Europäer und seinem Expansionsdrang trotzen mussten, um daran zu scheitern und/oder zugrunde zu gehen. Geoff Murphy's Film von 1983 bleibt allerdings gerecht. Er verteufelt weder die eine, noch die andere Seite, zeigt parallel zu Te Wheke's Geschichte die des Siedlers Williamson (Bruno Lawrence), dessen Frau einem Maori-Angriff zum Opfer fiel und der sich nun seinerseits auf einen Rachefeldzug gegen Te Wheke begibt. Des weiteren erfahren wir die Geschichte eines jungen britischen Offiziers, der frisch aus dem Burenkrieg in Afrika zurück in seiner Heimat Neuseeland auf die Aufständischen angesetzt wird und sich in eine junge Maori verliebt, was ihn gehörig in Gewissensnöte bringt. In Neuseeland wurde das Werk zum Politikum, da man sich bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Werkes nicht wirklich mit der eigenen Vergangenheit auseinandergesetzt hatte, was schließlich zu Tumulten führte. Leichte Kost ist das ganz sicher nicht, aber ein rohes und wütendes Pladoyer wider der Ungerechtigkeit des Europäers mit erhabener Selbstverständlichkeit die Welt an sich zu reißen. Und wohin das letztendlich führen kann, sehen wir gerade heutzutage wieder sehr schön in den Nachrichten. Etwas das UTU eine zeitlose Relevanz sichert. Und da Geoff Murphy ohnehin zu den am meisten unterschätzten Regisseure der Achtziger und Neunziger Jahre gehört, kann man mit der Neuentdeckung seiner Werke gleich hier anfangen. Regie-Assistent war übrigens Lee Tamahori, der später mit dem zeitgenössischen ONCE WERE WARRIORS (1994) die aktuellen Lebensumstände der Ureinwohner thematisierte. Seit 2013 existiert ein restaurierter Director's Cut unter dem Titel UTU REDUX, der auf einigen Festivals gezeigt und in Frankreich auf Blu-Ray veröffentlicht wurde.

                                          Fazit: Wütendes Historien-Epos um einen Maori auf dem Kriegspfad gegen die britischen Kolonialtruppen im Neuseeland des Jahres 1870, wuchtig inszeniert, dabei ambivalent und vielschichtig. Sehr beeindruckend.

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                                            über Katanga

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                                            Kongo 1960: Die Söldner Bruce Curry (Rod Taylor) und sein Partner Mike Ruffo (Jim Brown) treffen im Land ein, um von Präsident Ubi (Calvin Lockhart) einen Auftrag entgegen zu nehmen, der sie in einem Zug 500 km weit in die von Simba-Rebellen beherrschte Provinz Katanga führen wird. Dort sollen sie ca. 75 weiße Zivilisten in Port Reprieve vor den Aufständischen retten und in sicheres, von UNO-Truppen kontrolliertes Gebiet geleiten. Das ist aber nicht alles. Denn auch ein Mann von der belgischen Bergbaugesellschaft ist bei dem Gespräch anwesend. Curry wird schnell klar, das die Zivilisten-Leben nur ein Vorwand dafür sind, nebenbei auch Diamanten im Wert von 50 Millionen Dollar aus der dortigen Mine zu transportieren. Im Gegenzug wird dem Präsidenten finanzielle staatliche Unterstützung durch die Regierungen Belgiens und den USA zugesichert. Den Söldnern bleibt nur ein drei Tage währendes Ultimatum, bis die Simbas die Stadt erreichen. 50 000 Dollar Belohnung winken bei Einhaltung der Frist. Curry sagt zu.
                                            Mit einem Geleitschreiben als Freifahrtschein durch die UNO-Linien stellt er eine schlagkräftige Truppe bestehend aus 40 afrikanischen Söldnern unter Führung des ehemaligen deutschen Wehrmachtsoffiziers Henlein (Peter Carsten) und dem versoffenen Arzt Doctor Wreid (Kenneth More) zusammen und macht sich schwerbewaffnet mit einem Güterzug auf den Weg. Henlein ist ein alter Bekannter von Curry. Beide verbindet ihr Handwerk des Todes, aber ihre Ideologie ist eine andere. Während Curry als Profi und Zyniker par excellence seine Aufträge als Geschäft versteht, ist Henlein ein Überzeugungstäter. Er führt einfach den verlorenen Krieg in einem anderen Land auf einem anderen Kontinent weiter, angetrieben einzig von der Gier nach Reichtum und der Lust am töten. Konflikte sind vorprogrammiert. Ruffo hingegen ist gebürtiger Kongolese und versteht seinen Auftrag als patriotische Pflicht. Zudem ist er der ruhende Pol und Ausgleich für Curry`s Temperament, sein Gewissen sozusagen.
                                            Nach kurzer Fahrt wird der Zug bereits irrtümlich von einer Aufklärer-Maschine der UN aus der Luft angegriffen und die ersten fünf Opfer sind zu beklagen. Nur durch Curry`s beherztes eingreifen kann schlimmeres verhindert werden. Wenig später greifen sie an der Strecke eine Frau namens Claire (Yvette Mimieux) auf, die vor den Simbas auf der Flucht ist, denen ihre Angehörigen bereits zum Opfer gefallen sind. In Hsapa Junction treffen sie auf Kinder aus einem nahegelegenen Dorf. Henlein erhält den Auftrag sie nach Hause zu bringen, erschiesst sie aber, angeblich damit sie nicht verraten, was sie gesehen haben. Als er sich in der Nacht auch noch unsanft an Claire heranmacht, kommt es zur ersten offenen Konfrontation zwischen Henlein und Curry. Dabei spielt eine Kettensäge eine nicht unwesentliche Rolle. Hier ist es Ruffo, der eingreift um zu schlichten. Man besinnt sich auf den Auftrag, wissen doch alle Beteiligten längst, das es um Diamanten geht. Gute Motivation, schlecht fürs Vertrauen. Die Söldner erreichen Port Reprieve. Dort angekommen ergeben sich neue Probleme. Zwölf Menschen in einer nahegelegenen Mission wollen bleiben um sich weiter um Schwangere, Kranke und Verletzte zu kümmern. Doch fehlt ihnen ein Arzt. Doc Wreid entdeckt sein Berufsethos neu ("Zwei gute Tage nach all den dreckigen Jahren.") und bleibt ebenfalls. Zudem hat der Chef der Mine am Safe mit den Diamanten einen Countdown eingestellt, durch den sich dieser erst in drei Stunden automatisch öffnet. Als die Zeit verstrichen ist, erreicht die Rebellenarmee unter General Moses die Stadt und greift an. Die Ereignisse überschlagen sich und Curry hat alle Hände voll zu tun, seine Leute da heraus zu bringen, die Diamanten zu sichern und sich nicht zuletzt mit dem zusehends wahnsinniger werdenden Henlein auseinanderzusetzen.

                                            Ist es bei Joseph Conrad's "Herz der Finsternis" der Kongo-River, dient Wilbur Smith in seiner Romanvorlage DARK OF THE SUN - SCHWARZE SONNE aus dem Jahre 1965, die Eisenbahnlinie als Weg nicht nur ins Herz des dunklen Kontinents, sondern auch ins innere der dunklen Seele des Protagonisten. Nur gibt es hier nicht den mysteriösen Kurtz, sondern klar funkelnde Diamanten, die als Auslöser einer persönlichen Tragödie dienen. Der von einem im besten Saft stehenden Rod Taylor gespielte Bruce Curry, in der deutschen Fassung unverständlicherweise Willi Krüger, ahnt nicht welche Wandlung er durchmachen wird, als er in den Kongo kommt. Seine anfangs rein professionelle Haltung wird, je weiter die Reise geht, von persönlichen Überzeugungen untergraben. Er kann durch die provokativen Handlungen Henleins, der immer wieder seiner faschistischen Gesinnung gemäß agiert, oft nur auf den dadurch entstandenen Schaden reagieren, wobei ihm sein aufbrausender Jähzorn jede Distanz nimmt. Einzig Ruffo, sein treuer Begleiter, bremst ihn durch seine menschlichen und überlegten Einwände. Jim Brown spielt mit Ruffo einmal mehr einen sanften Riesen wie schon in RIO CONCHOS und DIRTY DOZEN. Er bildet das Herz des Filmes und harmoniert prächtig mit Taylor, der hier eine seiner eindrucksvollsten Darstellungen liefert. Mike Ruffo`s Triebfeder ist sein Einsatz für die Unabhängikeit des Kongo. Er nennt es an einer Stelle: "Mein Sturm auf die Bastille". Im Dialog mit Curry erweist sich dieser als Zyniker, als Ruffo ethische Fragen zu ihrer Rolle in diesem Krieg stellt. Durch seine Selbstreflektion wird in Curry die seine in Gang gesetzt. Doch er ist nicht fähig dazu. Als Pragmatiker bleibt ihm nur die Aufrichtigkeit seiner Freundschaft zu Ruffo, in dem Wissen diesem moralisch unterlegen zu sein. Jede Entscheidung die er im Laufe des Filmes trifft wird tragische Auswirkungen auf das was folgt haben. Der Konflikt zwischen Henlein und Curry überlagert schließlich die eigentliche Handlung und wird zu ihrer treibenden Kraft.
                                            Die Kongo-Wirren Ende der Fünfziger bis Anfang der Sechziger Jahre bilden den geschichtlichen Hintergrund der Romanvorlage und des Filmes, dessen Drehbuch unter anderem von Ranald MacDougall unter dem Pseudonym Quentin Werty verfasst wurde. MacDougall, bekannt durch seine Mitarbeit an WE'RE NO ANGELS (1955) und CLEOPATRA (1963), wertet das Drehbuch um zeitgeschichtliche Bezüge von politischer Brisanz auf, die der eher vordergründig unterhaltenden Vorlage gänzlich abgehen, behält jedoch deren knalligen, dramatischen Ton bei. Dabei wird deutlich, das sich derartige Begebenheiten so oder so ähnlich tatsächlich zugetragen haben können. Das wird vor allem in der Figur des Henlein deutlich, dem ganz offensichtlich der berüchtigte Siegfried Müller genannt Kongo Müller als Beispiel diente. Müller, der sich einst im DDR-Propaganda-Film DER LACHENDE MANN - BEKENNTNISSE EINES MÖRDERS (1966) selbst entlarvte, war an der Niederschlagung des Simba-Aufstandes nachweislich beteiligt und prahlte später öffentlich mit seinen grausigen Taten. Peter Carsten spielt seinen Charakter als blondes unberechenbares Ungeheuer so intensiv, das einige Szenen in der deutschen Fernsehfassung der Schere zum Opfer fielen. So ist auf der mir vorliegenden MGM-Videokassette von 1985 unter anderem die Szene enthalten, in der er die Kinder umbringt und sich anschließend achselzuckend dafür rechtfertigt. Die Einblendungen des an seine Brust gehefteten Hakenkreuzes sind auch hier entfernt. Oberflächlich betrachtet sehen wir natürlich ein Söldnerabenteuer der härteren Gangart, zwischen den Zeilen lassen sich doch deutliche politische Statements und einiger Tiefgang, vor allem in den geschliffenen Dialogen, entdecken, wobei ich glaube das die deutsch synchronisierte Fassung schon stark im Ton verwässert wurde. Hier wäre eine Sichtung im O-Ton sicher sehr erhellend.
                                            Mit seiner äußerst effektvollen Inszenierung, dank rasanter Schnitte und dem richtigen Gespür für Bilder, schafft Ehren-Oscar-Preisträger Jack Cardiff in seiner dritten Zusammenarbeit mit Rod Taylor, nach YOUNG CASSIDY (1965) und THE LIQUIDATOR (dito), einen frühen Höhepunkt des Exploitation-Kinos, der späteren Werken wie WILD GEESE oder zuletzt THE EXPENDABLES als Blaupause dienen sollte, gleichzeitig aber differenzierter und deutlich komplexer ausfällt als jene. Von der lächerlichen Quasi-Kopie TEARS OF THE SUN (2003) mit Bruce Willis will ich gar nicht reden. Das atemlose Spektakel von 1968 bietet auch aus heutiger Sicht noch brillante Actionszenen und einfallsreiche Konfrontationen mit extrem harten Kämpfen für die damalige Zeit. So kommt in der ersten Konfrontation zwischen Curry und Henlein das erste Mal in der Filmgeschichte eine Kettensäge als Waffe zum Einsatz, was später in gewissen Franchises zum einzigen Handlungsmotor werden sollte. Einige Schlüsselszenen sind in Zeitlupe zu sehen, ein Stil, den Quentin Tarantino in seinen Filmen später genau so aufgreifen sollte. Auch ist die Besetzung von Rod Taylor als Winston Churchill in INGLORIOUS BASTERDS sicher auch auf diesen Film zurückzuführen, verwendet doch QT Teile des hervorragenden Soundtracks des Filmes von Jacques Loussier in seinem Werk. Wenn man heute Nachrichten von Prozessen gegen afrikanische Warlords in Den Haag verfolgt und Filme wie BLOOD DIAMOND sieht, wird auch deutlich, das sich seit den Sechzigern in einigen afrikanischen Ländern nicht viel geändert hat. Die Tragödie im Gewand eines Actionfilmes verarbeitet zwar einige Klischees, wie den von Kenneth More (NORTH WEST FRONTIER, 1959) vielschichtig dargestellten Doktor, bleibt dabei aber stets glaubwürdig und unvorhersehbar. Das eigentliche Thema wird ernstgenommen und in den eng gesteckten Grenzen des Genrefilms originell verarbeitet. So bleibt KATANGA in gewisser Weise zeitlos und auch das oft bemühte Prädikat Kultfilm trifft hier ausnahmsweise mal zu. Die Mutter aller Söldnerfilme.

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                                              Mexiko 1895: Revolutionäre Peónes (u.a. Robert Shaw, Martin Landau) erobern die Stadt San Bastardo und richten unter der reichen Bevölkerung ein Massaker an. Zehn Jahre später herrscht eine Bande unter Führung von Don Carlos (Telly Savalas) über die Stadt. Normales Leben findet hier nicht mehr statt. Einer der ehemaligen Revoluzzer ist mittlerweile der örtliche Priester (Shaw) und genießt aufgrund seines Amtes eine gewisse Freiheit. Eines Tages kommt eine Witwe (Stella Stevens) in Begleitung eines Mannes in die Stadt. Sie sucht ihren Mann Aguila, der einst die Bauernrevolte angeführt haben soll. Sie bietet Don Carlos ein stattliches Sümmchen, wenn er herausfindet was mit ihrem Mann geschehen ist, oder ob er womöglich noch lebt. Don Carlos beauftragt seine Männer (u.a. Al Lettieri, Aldo Sambrell) die Stadt zu durchsuchen, wenn nötig mit Gewalt nachzuhelfen, falls jemand nicht reden will. Bald darauf erscheinen Regierungstruppen, angeführt werden sie von einem Colonel. Der ist ein alter Bekannter (Landau), der für Macht und Reichtum die Seiten gewechselt hat. Auch er sucht Aguila. San Bastardo wird zur Hölle auf Erden.
                                              Im Gefolge des Italo-Western entstand dieser Film in Spanien als Teil einer Reihe von britischen Western-Produktionen Anfang der Siebziger Jahre neben Prestige-Projekten wie SHALAKO (Edward Dmytryk 1968), Exploitation-Krachern wie HANNIE CAULDER (Burt Kennedy 1971) oder der Vietnam-Parabel CHATOS LAND (Michael Winner 1972). Produzent Benjamin Fisz (BATTLE OF BRITAIN, Guy Hamilton 1969) hatte wohl ähnliches wie später Michael Winner im Sinne. Eine Parabel sollte es sein, ein metaphernreiches, mit allerlei Symbolik angereichertes Vexierspiel über die Revolution und ihr Wesen. Herausgekommen ist unter der professionellen Regie von Robert Parrish, der sich hier bereits das zweite Mal nach THE WONDERFUL COUNTRY (1959) mit dem Thema auseinandersetzte, ein zumindest interessanter Versuch eines psychologischen Western über die Möglichkeiten des Widerstandes gegen ein herrschendes System und damit einhergehend, unter Instrumentalisierung einer Legende, die Idee weiter zu tragen. Hier wird sich freilich ausgiebig am Zapata-Mythos bedient, der auch verschiedenen italienischen Polit-Western wie QUIEN SABE? (Damiano Damiani 1966) oder TEPEPA (Giulio Petroni 1969) einen fruchtbaren Nährboden lieferte.
                                              Doch während die genannten Beispiele als gelungen zu betrachten sind, scheitert A TOWN CALLED BASTARD an seinen hoch gesteckten Ansprüchen. Was nicht heißt, das der Film nicht sehenswert wäre. Man muss auch sagen, das es sicher schwierig war das Werk zu vermarkten, für einen Action-Western ist der Film nicht oberflächlich genug, hat zudem zu wenig Spannung und Action. In "Kein Requiem für San Bastardo" wird der Spannungsbogen, welcher sich aus der Suche nach Aguila ergibt, nicht annähernd ausgereizt, da der Film zu häufig unentschlossen zwischen den vielen Protagonisten hin und her wechselt und dabei sein Thema immer wieder aus den Augen verliert, zudem versucht er die ganze Zeit, und da hat Joe Hembus in seinem Western-Lexikon nicht unrecht, wesentliches zur Revolution zu sagen, dringt aber dabei nie zum Kern der Sache vor. Das während des Filmes fortwährend Menschen exekutiert oder erhängt werden, werte ich nicht als Action, sondern als reine kaltblütig zur Schau gestellte Mordtaten. Action bedeutet in erster Linie Bewegung. Wenn Landau im Film Hinrichtungen befiehlt, hat das mit Bewegung wenig zu tun, mit Spannung schon gar nicht. Brutalitäten gibt es in diesem Film mehr als genug, diese sind jedoch weder spannend, noch unbedingt in dieser Fülle notwendig. Etwas weniger Gewalt und dafür mehr Tiefgang wären hier ganz klar die bessere Alternative gewesen. Für ein Polit-Drama haben die Dialoge zu wenig Tiefgang, sind inhaltlich nicht wirklich zu Ende gedacht, bleiben daher zu vage und unentschlossen.
                                              Was den Film jedoch trotzdem sehenswert macht, sind die schauspielerischen Leistungen der Star-Besetzung. Telly Savalas dominiert hier vor allem das erste Drittel, später teilen sich Robert Shaw und Martin Landau die Bühne, wobei Shaw seinem introvertierten Charakter eher gerecht wird, während Landau zum Overacting neigt. Stella Stevens gilt als fehlbesetzt und das ist sie wohl auch, hat aber nicht die Vielzahl an Szenen, das es weiter ins Gewicht fallen würde. Positiv zu vermerken sind auch die Auftritte von Al Lettieri und Fernando Rey.
                                              Fazit: Interessanter Versuch eines psychologischen Polit-Western, der eher durch sein Personal sehenswert wird, inhaltlich aber als gescheitert angesehen werden muss.

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                                                EddieLomax 15.04.2023, 14:55 Geändert 16.04.2023, 10:41

                                                Tony Sinclair (John Cassavetes) kommt von einem Viehtrieb zurück nach Hause und bringt eine neue Verlobte und einen neuen Revolver mit. Alles um seinen älteren Bruder Steve (Robert Taylor) zu beeindrucken, der sich als ehemaliger Revolverheld aufs Altenteil zurückgezogen hat. Alte und neue Konflikte brechen auf und ein Bruder-Drama von shakespearianischer Wucht nimmt seinen Lauf.
                                                Feiner Psycho-Western von Robert Parrish (welcher kurz vor Beendigung der Dreharbeiten von John Sturges ersetzt wurde), der sich mehr für den rebellischen Jüngling Cassavetes als den altväterlichen Star Taylor interessiert. Kein Wunder, der Jungstar gehörte damals zum erlauchten Kreis derjeniger, denen es zur Aufgabe gemacht wurde, eine Lücke zu schließen die ein gewisser James Dean hinterlassen hatte. Der beinahe zwanzig Jahre ältere Robert Taylor kann da Dank seiner charismatischen Ausstrahlung gerade noch mithalten und erdet den Film mit würdevollem Understatement, wie es sich für einen erfahrenen Hollywood-Star gehört.

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                                                  FIRE DOWN BELOW von Robert Parrish ist ein hochkarätig besetztes Abenteuer-Drama nach einem Roman von Max Catto, aus dessen Feder die Vorlagen zu einigen Klassikern des Genres stammen. Hier jedoch ging die Rechnung nur bedingt auf, da der Endschnitt der Produzenten, völlig entgegengesetzt zur Intention des Regisseurs, die komplexe Dramaturgie der Geschichte zerstörte, womit die Produktion als gescheitert angesehen werden muss. Dem gegenüber stehen freilich gut aufgelegte Stars, tolle Karibik-Locations und gelungene Einzelszenen, welche das eigentliche Potenzial des Werkes zumindest erahnen lassen. Als Time-Waster an verregneten Nachmittagen für Fans von Mitchum, Hayworth und Lemmon ist der Film natürlich dennoch gut geeignet.

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                                                    THE LEGEND OF TARZAN von David Yates ist ein mit modernsten Mitteln hergestelltes, im Kern jedoch altmodisches Abenteuer, dem der verbürgte historische Kontext, mit dem die Tarzan-Geschichte hier verknüpft wird enorm gut tut. Über weite Strecken verbindet der Film dabei zahlreiche Elemente früherer Adaptionen, vermag es jedoch der oftmals wenig innovativen Kino-Reihe auch etwas Neues hinzuzufügen. Das funktioniert bis zum CGI-Finale sehr gut, welches an diesem Punkt doch ziemlich über das Ziel hinausschießt, indem einfach zuviel von allem geboten wird, um den heutigen Blockbuster-Regeln zu entsprechen und Tarzan zum Superhelden mutieren lässt. Dennoch weiß THE LEGEND OF TARZAN zu gefallen, ohne dabei höhere Weihen zu erreichen. Dem enormen Budget entgegen stand ein für sich genommen ordentliches Einspielergebnis, dessen Wirtschaftlichkeit ein neues Franchise allerdings ausschloss. Ich hätte trotzdem gern eine Fortsetzung mit Alexander Skarsgård gesehen...

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