EddieLomax - Kommentare

Alle Kommentare von EddieLomax

  • 10
    EddieLomax 29.01.2023, 00:38 Geändert 29.01.2023, 08:49
    über Babylon

    Damian Chazelle legt mit seinem mittlerweile vierten Film für ein großes Studio nun sein virtuoses Meisterwerk vor. Der tatsächlich wie im Rausch inszenierte Hollywood-Abgesang schert sich einen Dreck um Konventionen, bietet die volle Breitseite gegen das Studio-Establishment und feiert doch das Kino wie kein anderer Film zuvor. Brad Pitt spielt die Rolle seines Lebens wie ein Leopard von Hollywood, der weiß, dass sich alles verändern muss, damit es bleibt wie es ist und Margot Robbie wächst hier über sich hinaus, wirft sich mit vollstem Körpereinsatz in die extreme Figur, stets wandelnd am totalen Exzess. Das Bindeglied zwischen all dem ist Newcomer Diego Calva, der sich nachhaltig ins Gedächtnis spielt. Es verwundert zu keiner Zeit das dieser Film Kritik wie Publikum spaltet und der finanzielle Misserfolg in seinem Heimatland ist eher ein Kompliment, steht er doch in direkter Tradition zu einigen anderen Meisterwerken der Filmgeschichte, deren erstes Abschneiden an der Kinokasse ebenfalls nur spärlich ausfiel, die aber in der Folge rehabilitiert wurden und nun zum zeitlosen Kanon des Kinos zählen. Wer mit HOLLYWOOD BABYLON von Kenneth Anger vertraut und wem die Pre-Code-Ära nicht fremd ist, der wird seine helle Freude an diesem Prunkstück haben. Auf in's Kino!

    8
    • 6
      EddieLomax 27.01.2023, 09:54 Geändert 27.01.2023, 09:55

      Wenn auch der deutsche Titel einen chinesischen Film vorgaukelt, handelt es sich bei KILLER'S MISSION, unter dem er international vertrieben wurde, um einen klassischen Chanbara, der im 18. Jahrhundert während des Tokugawa-Shogunats spielt. Hier geht es um eine Clan-Fehde, ausgelöst durch die einseitige Verweigerung eines Waffenhandels mit den Niederländern, wodurch ein möglicher Krieg verhindert werden muss. Der Shogun schickt den Ronin Ling Fung auf die tödliche Mission. Als Shigehiro Ozawa (THE STREETFIGHTER) Tomisaburo Wakayama (OKAMI) in diesem kurzweiligen Schwertkampf-Abenteuer inszenierte, hatten beide ihren Karriere-Höhepunkt noch vor sich und es wird auch zu keiner Zeit das Niveau der Klassiker erreicht, doch gibt es einen ernsthaften und spannenden, sichtlich niedrig budgetierten Eastern zu sehen, bei dem die aufregenden Zweikämpfe klar herausstechen.

      5
      • 7

        Im selben Jahr, als er uns den Bruce-Lee-Klassiker TODESGRÜßE AUS SHANGHAI bescherte, drehte Lo Wei im tiefsten chinesischen Winter diesen Schnee-Eastern mit den Stars aus DAS SCHWERT DER GELBEN TIGERIN von King Hu, mit dessen Werken er auch das Setting teilt. Ein abgelegenes Gasthaus, in dem verschiedene Interessengruppen aufeinander treffen, was zu tödlichen Auseinandersetzungen führt. Im Mittelpunkt steht dabei die Figur von Cheng Pei Pei (TIGER & DRAGON), die nicht nur einmal mehr ganz bezaubernd spielt, sondern in erster Linie ihre Martial-Arts-Künste unter Beweis stellen darf. Zwar gibt es auch hier, wie bei den meisten Shaw-Produktionen die typischen Überzeichnungen, ein paar Handlungssprünge und zu viel Personal, doch die straffe Regie bei kurzer Laufzeit sorgt durch die Bank für actionreiche Unterhaltung. Sehenswert!

        7
        • 5

          Liu Chia-Liang-s spätes Regie-Comeback, welches gleichzeitig seine letzte Arbeit sein sollte, startet zwar recht packend und endet mit einem Finale voller gut choreographierter Fights, doch dazwischen liegen fast siebzig Minuten voller Albernheiten und in die Länge gezogenen Szenen, welche die ohnehin schon schmale Story kein Stück weiter bringen. Während das Budget sichtlich überschaubar gewesen muss, ist die Besetzung um den Regisseur selbst und damals aufstrebenden Jungstars wie Jacky Wu sehr ordentlich, gibt es doch auch ein Wiedersehen mit seinem langjährigen Filmpartner Gordon Liu, der allerdings nur in einer kleinen Nebenrolle zu sehen ist. Beim nächsten Mal dann doch lieber wieder einen der älteren Klassiker wie DIE 36 KAMMERN DER SHAOLIN.

          5
          • 8


            Total krasse Anarcho-Sozialkomödie, bei der einem öfter Mal das Lachen im Halse stecken bleibt. Benoît Poelvoorde und Albert Dupontel spielen mit vollstem Körpereinsatz.

            5
            • 7

              High-Speed-Thriller aus Frankreich, dessen Titel wörtlich zu nehmen ist, mit starkem Hauptdarsteller Albert Dupontel, dem keine Zeit zum verschnaufen bleibt.

              6
              • 9

                Okay, da sind diese zwei Killer die auf ihr nächstes Opfer warten und sich dabei über eher ungewöhnliche Tötungsarten unterhalten, naja, es hat etwas mit Augäpfeln zu tun.
                Okay, da ist dieser Quäker, der sein Leben damit verbringt dem Typen aufzulauern, der seine Tochter auf dem Gewissen hat und immer ein Messer bei sich hat.
                Okay, dann ist da noch der Kerl der anderer Leute Hunde beim Gassi gehen im Park entführt und sie dann von einem anderen zurückbringen lässt, der die Belohnung kassiert, die sie sich dann teilen.
                Okay, dann gibt es da diesen Gangsterboss dessen Schoßhündchen, ein Shih Tzu, entführt wurde, den will er natürlich wieder haben.
                Okay, da wäre noch der Vietnamese, ehemaliger Vietcong, der in einem Priestergewand im Motelzimmer auf dem Bett sitzt und mit einer Nutte darüber diskutiert, was er wohl mit der Knarre und dem Benzinkanister anstellen will.
                Okay, dann ist da noch dieser komische alte Kauz, der ständig ein weißes Kaninchen mit sich herumschleppt und gar merkwürdiges aus seinem Leben zu berichten weiß.
                Okay, und zu guter Letzt ist da natürlich der ständig besoffene Ire, der sich an einem Drehbuch über sieben Psychopathen abmüht und bisher eigentlich nur den verdammten Titel zu Papier gebracht hat.
                Okay, einer fehlt.

                Martin McDonagh hat es schon wieder getan. 2008 war sein IN BRUGES - BRÜGGE SEHEN ... UND STERBEN eine der Kino-Überraschungen schlechthin. Nicht nur gelang es ihm dem mittlerweile mehr als ausgelutschten Tarantino-Killer-Nachahmer-Sub-Genre einen neuen Schwung kreativer Seiten abzugewinnen und so einen der originellsten Gangster-Filme der vergangenen Jahre vorlegte, nein, wie gesagt, er hat es schon wieder getan. Wohnte schon dem Vorgänger bei allem Witz und Blut eine große Melancholie und tiefe Traurigkeit inne, die den Film zu weit mehr als einer weiteren Killer-Farce machte, gelingt ihm mit dem Nachfolger ähnliches, nur noch vielschichtigeres. Ja, SEVEN PSYCHOPATHS will viel, kann aber noch mehr. Deutete der Trailer noch die höher-schneller-weiter-Wiederholung des bewährten Konzepts an, täuscht dieses auf ganzer Linie. Wie bereits die erste Aufblendung vermittelt, geht es hier um nichts geringeres als Hollywood selbst und das was es aus dem Filmgeschäft gemacht hat, nämlich die Überfütterung aller noch so abseitigen Bedürfnisse in jeglicher Form für die breite Masse bereitet. Diskussionen über Gewalt sind an diesem Film nicht geführt worden, dabei ist genau das sein Thema. McDonagh geht nicht den leichtesten Weg mit seiner Reflektion über Gewalt im Film, über den Wahrheitsgehalt der Bilder und deren Unterfütterung durch einfachste Botschaften, die den Zuschauer anfüttern, satt machen und schließlich in seinem Konsumverhalten steuern sollen. Stellt sich die Frage: Können wir überhaupt glauben, was wir da sehen? Beantworten lässt sich das nicht mit Gewissheit. Sehen wir eine abgefahrene Geschichte eines Drehbuchautoren der ob der eigenen Blockade in einen Strudel aus Ereignissen gezogen wird, derer er niemals Herr werden kann und einzig die erlebte Geschichte mit nimmt? Oder entspringt alles was wir sehen seiner eigenen alkoholschwangeren Phantasie? Genau werden wir es nicht erfahren. Eines jedoch ist gewiß. McDonagh verführt uns indem er jenen, die eine blutig krasse Gangstergeschichte sehen wollen ebenso bedient, wie solche, denen die Zwischentöne wichtiger sind. Es ist ein Film über Film und vielleicht sogar ein bisschen mehr. Also auch über Liebe. Und Frieden. Und so. Okay.

                8
                • 8

                  Launige Gangster-Farce mit tragischer Komponente an ungewöhnlichem Schauplatz , die dem Genre neue Seiten abgewinnen kann, dabei stark gespielt und intelligent inszeniert.

                  10
                  • 9

                    Eine fein justierte Konfliktparabel, deren Vielschichtigkeit sich vermutlich erst nach mehreren Sichtungen vollständig zu entfalten vermag, die aber für sich gesehen die Messlatte für das anstehende Kino-Jahr bereits beträchtlich hochlegt.

                    7
                    • 8

                      Die tragische Geschichte des Ira Hays wurde in einigen Büchern, Filmen und Songs thematisiert, wobei am bekanntesten Clint Eastwood's FLAGS OF OUR FATHERS und Johnny Cash's Version von THE BALLAD OF IRA HAYS sein dürften. In diesem BioPic von Delbert Mann, der 1956 für MARTY mit dem Oscar für die Beste Regie ausgezeichnet wurde, spielt Tony Curtis den indianischstämmigen Marine, der nur zufällig bei den Männern dabei war, die auf Iwo Jima die US-Flagge hissten, deren Foto in der Folge zum Symbol für den Siegeswillen der U.S. Army wurde und der schließlich auf eine Heldentour durch die Vereinigten Staaten geschickt wurde, um für den Verkauf von Kriegsanleihen zu werben. Curtis verleiht dem Mann, der die Heldenrolle nie annehmen konnte und im Alkoholismus endete, eine Zerissenheit welche die ganze Tragik verdeutlicht, die einer ausgestoßenen Minderheit, die nur zu gerne als Kanonenfutter herhalten musste und anschließend weiterhin ausgenutzt wurde. Sein Martyrium an der Heimatfront wird durch die posttraumatische Belastungsstörung und die fehlende psychologische Betreuung zusätzlich befeuert, sodass der einzige Ausweg für ihn in der Sucht liegen musste. All das vermittelt der Film auf eindrucksvolle Weise. Die damalige deutsche Kinofassung wurde um das komplette Ende, immerhin 15 Minuten gekürzt und so kann das fast vergessene Werk nun auf der jüngsten Pidax-Veröffentlichung des Klassikers erstmals zur Gänze begutachtet werden.

                      5
                      • 8

                        Jean-Jacques Annaud's Debüt-Film ist eine ätzende Kolonialismus-Satire, teilweise brüllend komisch, dann wieder erschreckend, die uns die ganze Dummheit des Krieges und jeglicher Expansionspolitik gnadenlos vor Augen führt. Gerade wieder aktuell.

                        5
                        • 8

                          Paris 1944: Der schwedische Konsul versucht deutschen General von der Zerstörung von Paris abzuhalten. Eindringliches Kammerspiel und Dialogdrama nach einem Theaterstück mit zwei hervorragenden Hauptakteuren.

                          5
                          • 9

                            Zutiefst erschütterndes Drama über den Völkermord an den Armeniern in der Türkei im Jahr 1915. Sensibel gespielt und inszeniert entfaltet der Film eine emotionale Kraft, wie sie nur selten erreicht wird.

                            5
                            • 8
                              über Zulu

                              Zwei Polizisten werden in Südafrika während der Ermittlungen in einem Mordfall mit der grausamen Vergangenheit des Landes konfrontiert, die auch bei ihnen Spuren hinterlassen hat. Der Fall wird zum Politikum. Kapstadt Noir - ein düsterer Polizei-Thriller unter der sengenden Sonne Südafrikas. Beklemmend realistisch, packend inszeniert, fulminant gespielt.

                              7
                              • 7

                                Zurück in die Achtziger ... HOT TUB ist eine mit heißer Nadel gestrickte Zeitreise-Klamotte, die laut, derb und zotig, oft aber auch brüllend komisch daherkommt. Für die meisten Lacher sorgt der scheinbar völlig schambefreite Rob Corddry.

                                8
                                • 6

                                  Mystery-Thriller auf den Spuren von Edgar Allan Poe, großartig dargestellt von John Cusack. Fängt wirklich gut an, lässt auf halber Strecke aber stark nach. Schade um das motivierte Ensemble und die vertane Chance.

                                  8
                                  • 5

                                    Bankräuber zwingt Fahrschullehrer als Fluchtwagenfahrer zu dienen. Launige australische Low-Budget-Car-Crash-Comedy mit zwei Ex-Stars als ungleiches Buddy-Duo. Nur für Fans der Stars.

                                    6
                                    • 8
                                      EddieLomax 19.01.2023, 10:23 Geändert 19.01.2023, 10:26

                                      Nachdem ich vor kurzem nach über 30 Jahren nochmal den Kultfilm EDDIE & THE CRUISERS gesehen habe, der einen nostalgischen Blick auf den Rock'n'Roll-Mythos wirft, seine Hauptfigur Eddie Wilson vor allem in Rückblenden zum zu früh verstorbenen Genie erklärt und sich dabei ganz auf die Seite derer schlägt, die zurückgeblieben sind, konzentriert sich die sechs Jahre später entstandene Fortsetzung ganz auf den Titelcharakter. Joe West, wie er sich nun nennt, lebt seit zwanzig Jahren unerkannt in einer Großstadt und spürt, das er nicht mehr fortlaufen kann. Als seine frühere Plattenfirma aus mysteriösen unveröffentlichten Aufnahmen Kapital zu schlagen versucht, will er es nochmal wissen und gründet eine neue Band. EDDIE LIVES! ist eine Fortsetzung, die den Namen verdient und führt nicht nur die Geschichte sinnvoll weiter, sondern setzt andere Schwerpunkte, erzählt von Identitätsverlust und Vergänglichkeit, von geplatzten Träumen und dem festhalten an Werten, von Lebensbrüchen und Sinnhaftigkeit. Damit übertrifft der Film seinen Vorgänger sogar in der Aussage und sorgt so für einen emotionalen Punch, der es in sich hat. Michael Paré gibt alles in der Hauptrolle, die ihm auf den Leib geschrieben wurde, zeigt sich als Schauspieler gereift und gibt die Vorstellung seines Lebens, zugleich verbunden mit der Erkenntnis, das bei ihm soviel mehr möglich gewesen wäre, hätte er nicht die Untiefen der Videotheken-Action ausgelotet. John Cafferty steuert erneut einen phantastischen Soundtrack bei, der sich mitten ins Herz spielt und einigen tollen Rock-Helden eine Bühne bietet. Gerade für Musiker ist dieser Film Pflichtprogramm.

                                      7
                                      • 8

                                        Noch bevor der doppelbödig-düstere CASH TRUCK über die Leinwände fuhr, kündigte das wiedervereinte Brit-Power-Duo Ritchie/Statham an, als nächstes einen Bond-Film drehen zu wollen und da ist er nun. Und er ist bondiger als die letzten fünf Craig-Bonds zusammen. Und nicht nur das, OPERATION FORTUNE bündelt die Stärken der United Kingdom Members auf so lässige Art und Weise, das man gar nicht auf die Idee kommt, keinen klassischen Bond moderner Machart zu sehen. Diese Mission Impossible ist derart voller Witz und Raffinesse, das die knapp zweistündige Spielzeit wie im Fluge vergeht, was in großem Maße dem ausgesuchten Ensemble zu verdanken ist, aus dem einmal mehr unter Ritchies Regie Hugh Grant als gewiefter Szenendieb hervorsticht, wobei auch Cary Elwes und sogar Josh Hartnetts Auftritte einiges an humoristischem Potential aufweisen. Und wenn es am Ende dann ernst wird, bleibt der sehr stilbewusste Streich immer ausgewogen und ganz bei sich, ganz so, wie es sich für einen, mittlerweile muss man sagen, Veteranen unter den Star-Regisseuren gehört.

                                        7
                                        • 7

                                          Stark um Authentizität bemühter True-Crime-Thriller um die Ergreifung des Serienmörders Robert Hansen, sehr gut gespielt. Bedrückend.

                                          9
                                          • 8

                                            Sam Peckinpah's wunderschön gefilmte Cowboy Melancholia ist pure Americana und nichts für Eilige, dabei vielleicht Steve McQueen's schönste Rolle. JUNIOR BONNER erzählt, wie die meisten Peckinpah-Filme, vom Ende einer Lebensweise in Gemeinschaften, deren Verbund durch den Einzug der Moderne auseinandergerissen wird. Der Outsider Bonner, dem ein selbstbestimmtes Leben wichtiger ist als der Erfolg, stemmt sich wider besseren Wissens und entgegen aller Vernunft hartnäckig gegen das unvermeidbare und ist somit ein typischer Peckinpah-(Anti)-Held. Das sehr ruhig erzählte Drama bietet einen warmherzigen und wehmütigen Blick auf etwas, das verloren zu gehen droht und war eine Herzensangelegenheit für den Regisseur und seinen Star. Als der Film floppte, schob man im selben Jahr den Hit THE GETAWAY hinterher, der das weitere Auskommen sichern sollte.

                                            7
                                            • 4

                                              Ein Film der es schafft, nach kürzester Laufzeit jegliches Interesse erlahmen zu lassen. Trotz Trintignant in der Hauptrolle und Brass Regie für mich nahezu ein Totalausfall, wenn es nicht so egal wäre, weil schöne Bilder untermalt mit Musik so nebenher laufen können ohne weiter zu stören, was allerdings nicht so sein sollte. Sehr schade.

                                              4
                                              • 8
                                                über Milk

                                                Zeitgeschichte als BioPic mit Oscargekrönter Darbietung von Sean Penn als Galionsfigur der Schwulenbewegung der Siebziger Jahre.

                                                1
                                                • 8
                                                  über Stoker

                                                  Das Hollywood-Debut des OLDBOY-Regisseurs Park Chan-Wook ist eine streng stilbewusste Hommage an den Master of Suspense Alfred Hitchcock.

                                                  8
                                                  • 7
                                                    EddieLomax 14.01.2023, 08:52 Geändert 19.08.2024, 19:52
                                                    über Haywire

                                                    Steven Soderbergh feiert heute seinen 60. Geburtstag: Herzlichen Glückwunsch!
                                                    Aus diesem Anlass nochmal ein alter Text zu HAYWIRE:

                                                    Mallory Kane (Gina Carano), Ex-Marine, arbeitet mittlerweile für einen privaten Dienstleister, der wiederum unter anderem Aufträge von der Regierung übernimmt, um durch geheime Aktionen die Interessen der USA zu sichern. Sie ist also eine Art Spionin oder Söldnerin. Eines Tages erhält sie gemeinsam mit ihrem Kollegen Aaron (Channing Tatum) von ihrem Boss Kenneth (Ewan McGregor) den Auftrag in Barcelona einen entführten Whistleblower zu befreien, um ihn anschließend an den spanischen Geheimdienst, vertreten durch Rodrigo (Antonio Banderas), zu übergeben. Die Sache geht trotz einiger Probleme erfolgreich über die Bühne. Zurück zu Hause wartet bereits die nächste Aufgabe. In Irland soll Mallory einen anderen Kollegen, Paul (Michael Fassbender) unterstützen, der sich dort mit dem undurchsichtigen Geschäftsmann Studer (Mathieu Kassovitz) trifft. Als sie während der Mission auf die Leiche des Whistleblowers stösst, weiß sie das ihr Leben in Gefahr ist. Spätestens nach der tödlichen Auseinandersetzung mit Paul hat sie keinen Zweifel mehr daran, das sie selbst das nächste Opfer sein soll. Sie wendet sich an Kenneth' Kontakt bei der Regierung Coblenz (Michael Douglas), der scheinbar auf ihrer Seite steht und sie nun gegen Kenneth und dessen Leute einsetzen will. Mallory geht erstmal auf den Deal ein, versichert sich aber daneben der Hilfe ihres Vaters (Bill Paxton).

                                                    Die Männer sind so böse oder zumindest sehr undurchsichtig in HAYWIRE von Steven Soderbergh, das eine echte Powerfrau kommen muss, um ihnen zu zeigen wo die Keule hängt. Acht Jahre nach Uma Thurman's Braut in Quentin Tarantino's Doppelschlag KILL BILL (2004/05) war das die Mixed-Martial-Arts-Fighterin Gina Carano in ihrer ersten Hauptrolle. Womit wir auch gleich bei der von Soderbergh angestrebten Authentizität, im Gegensatz zum rein cineastisch geprägten KILL BILL, angekommen sind. Die Story des TRAFFIC-Machers ist bewusst schlicht gehalten, einzig das Wie steht hier im Vordergrund. Dabei sehen wir einen typischen Steven-Soderbergh-Film mit all seinen Szenen-Arrangements, Überblendungen und raffinierten Parallel-Montagen, die der in Rückblenden erzählten Geschichte ihren künstlerischen Rahmen geben. Kein Wunder, saß der Meister auch hier wieder nicht nur am Schnittpult, sondern stand auch höchst selbst hinter der Kamera. Stilistisch orientiert sich sein Werk am Exploitation-Kino der siebziger Jahre, doch kommt HAYWIRE darüber hinaus auch recht selbstreferentiell daher. So präsentiert der umtriebige Steven Soderbergh eine Art Best-Of seiner Kunst. Wer sich also an seinen Filmen wie OUT OF SIGHT (1998), dem Meisterwerk THE LIMEY (1999) oder OCEANS ELEVEN (2001) nicht satt sehen konnte, wird auch hier wieder voll auf seine Kosten kommen. Der Ruf des Regisseurs allein schien jedenfalls zu genügen um die Besetzungsliste beinahe jeder männlichen Sprechrolle mit prominenten Namen zu füllen. Selten sah man in den vergangenen Jahren derartige Starpower in einem Film. Da mutet es fast schon ein wenig sadistisch an, was Soderbergh seinen Jungs hier antut. Denn wenn Mallory erst loslegt hat keiner der zumeist miesen Typen eine Chance. Leider wurde der Film Opfer einer Werbe-Kampagne die einen reinen Actionfilm suggeriert, was schlicht falsch ist. HAYWIRE kommt betont ruhig und übersichtlich daher, geradezu elegant. Die Zweikämpfe sind originell und hart inszeniert, dabei aber nicht übermässig brutal und effekthascherisch. Alles wirkt realistisch und nachvollziehbar. Die Schauplätze sind rund um die Welt angesiedelt und ansprechend inszeniert. Es entsteht einige Spannung, welche durch einen funky Soundtrack angeheizt wird. Einzig ein emotionales Zentrum fehlt dem Film, dafür wäre dann wohl doch eine richtige Schauspielerin a'la Uma Thurman in der Hauptrolle nötig gewesen. Aber sei es wie es ist, wenn die Carano zeigt was sie kann und ein männlicher All-Star-Cast die volle Ladung Frauenpower zu spüren bekommt, dann hat das was.

                                                    6