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Alle Kommentare von EddieLomax
THE RAINMAKER von Joseph Anthony ist die Verfilmung eines Theaterstücks von N. Richard Nash, der auch das Drehbuch schrieb.
Ein Scharlatan (Burt Lancaster) kommt während einer großen Dürre zu einer Ranch im mittleren Westen, wo ein verwitweter Vater (Cameron Prud’Homme) mit seinen drei mittlerweile erwachsenen Kindern lebt. Mit dem Erscheinen des Fremden wird das familiäre Gefüge gehörig durcheinandergeschüttelt, wobei vor allem die Tochter Lizzie (Katharine Hepburn) zwischen den traditionellen Familienwerten und den freigeistigen Aussagen des Gastes hin und hergerissen ist. Auch der jüngste Sohn (Earl Holliman), gerade zum ersten Mal verliebt, sieht sich von den konservativen Vorstellungen seines älteren Bruders (Lloyd Bridges) gefesselt und lässt sich nur zu bereitwillig vom großen Gestus des Betrügers einnehmen, dem allerdings bereits der örtliche Sheriff (Wendell Corey) auf der Spur ist, der ebenfalls ein Auge auf Lizzie geworfen hat.
Klassisches Starkino ist das, welches seine Herkunft von den Bühnen des Broadway in Spiel und Inszenierung zu keiner Zeit verleugnen kann. Dennoch wird man gepackt, zunächst von Burt Lancaster mit seinen blauen Augen und blitzendem Lächeln, seiner Körperlichkeit, die es dem Zuschauer leicht macht, sich mitreißen zu lassen. Dann jedoch, sobald Katherine Hepburn die Bühne betritt und ihre der Jugend entwachsene Figur mit einer Hingabe und Intensität verkörpert, das die Leinwand glüht, obwohl sie mit Ende vierzig, beinahe fünfzig Jahren natürlich viel zu alt für diese Rolle war. Doch auch Earl Holliman, der im vergangenen Monat starb zeigt, dass deutlich mehr in ihm steckte, als es uns die vielen Nebenrollen erzählen, die er im Laufe seines Lebens spielte. Er erhielt für seine Darstellung einen Golden Globe, zudem gab es zwei Oscar-Nominierungen für Katharine Hepburn & Alex North' Soundtrack.
Die universelle Geschichte um Lebensträume, Selbstbestimmung und Unabhängigkeit vermittelt dabei Werte wie Offenheit, Toleranz und Nächstenliebe. Das mag in der hier dargebotenen Form als reine Studio-Produktion zwar nicht mehr besonders zeitgemäß erscheinen, weil es optisch altbacken und theatralisch daherkommt, aber entziehen kann man sich dem als Zuschauer auch nicht, zu humorvoll, dramatisch und lebensecht gelingt es den Schauspielern die Aussagen des Stückes zu übertragen. Am Ende haben wir Menschen aus Fleisch und Blut kennengelernt, deren Hoffnungen und Wünsche berühren.
BOBBY DEERFIELD von Sydney Pollack ist komplett in Vergessenheit geraten und das nicht ganz unbegründet. Al Pacino spielt die siebente Hauptrolle in seinem achten Film und sah wohl nie besser aus als hier. Leider passt die Figur des leeren, distanzierten Rennfahrers so gar nicht zu dem Method Actor und hätte wahrscheinlich besser mit Pollack's Dauer-Kollaborateur Robert Redford besetzt werden müssen. Paul Newman war im Gespräch, lehnte aber ab.
Obwohl Pacino zur Drehzeit bereits mit seinem Co-Star Martha Keller liiert war, entsteht niemals so etwas wie eine Chemie zwischen den beiden. Der Formel-1-Zirkus dient eher Werbe-Zwecken und spielt, abgesehen von ein bisschen Name-Dropping eine vollkommen untergeordnete Rolle. Viel wichtiger schienen dem Regisseur die überaus ansprechend inszenierten, schönen europäischen Schauplätze gewesen zu sein.
Der Rest ist eine Mischung aus typisch amerikanischer Hemingway-Beziehungs-Liebelei mit Anleihen bei LOVE STORY. Den zugrundeliegenden Roman schrieb Erich Maria Remarque, von dem aber nicht viel übrig blieb. Wer schönen Reichen beim reisen und laaange, nicht besonders tiefgründige Dialoge führen zuschauen mag, ist hier richtig, für alle anderen wird's vermutlich zur Geduldsprobe.
Dem NEW-HOLLYWOOD-Regisseur schwebte anscheinend so etwas wie die französischen Dramen eines Claude Sautet oder ähnliches vor, nur leider fehlt seinem Krankheits-Liebes-Drama neben charakterlichem Tiefgang jedwede Leichtigkeit, womit es zu einer sehr zähen Angelegenheit wird. Pacino hat zumindest ein paar starke Szenen, die Optik passt und als Fan des Stars kann man BOBBY DEERFIELD ruhig mal goutieren.
Nachdem ich jahrelang der vergriffenen DVD nachgejagt bin, war ich jetzt ganz froh das Ding bei YouTube für Umme gesehen zu haben und kann an einen weiteren seltenen Film den Haken machen.
THE TROUBLE WITH GIRLS (AND HOW TO GET INTO IT) von Peter Tewksbury ist Elvis' vorletzter Spielfilm und es wird ziemlich deutlich, warum der King keinen Bock mehr auf den ganzen Hollywood-Mist hatte, für den er jetzt schon über zehn Jahre seines Lebens vergeudet hatte. Aus der seriösen Schauspiel-Karriere war Dank seines gierigen Managers Col. Tom Parker nichts geworden, und seiner eigentlichen Leidenschaft, nämlich auf der Bühne Konzerte zu geben, konnte er auch nicht mehr frönen. Mit Tewksbury hatte er zuvor schon den chaotischen und völlig verunglückten STAY AWAY, JOE gedreht.
Als Walter Hale, Manager einer 'Traveling Chautauqua Company' (so etwas wie ein Wanderzirkus mit Bildungsprogramm und Zuschauerbeteiligung) kommt Elvis im Jahr 1927 in eine Kleinstadt in Iowa, was gehörig für Aufregung sorgt und das gesellschaftliche Gefüge ordentlich durcheinander bringt. Wir lernen die Bewohner kennen, ihre Probleme und Nöte, aber auch jene, die von der Talent-Show profitieren wollen. Irgendwann geschieht ein Mord.
Ursprünglich als Projekt für Glenn Ford, mit Elvis in einer Nebenrolle geplant, spielt der King nun die nominelle Hauptrolle, aber es ist eigentlich ein Ensemble-Film, in dem der Star eine eher untergeordnete Rolle recht unbeteiligt spielt. Einige der Supporting Actors sind dann aber doch sehr sehenswert in ihren Parts. So gibt Dabney Coleman einen lüsternen Ladenbesitzer, Vincent Price leicht angeschwult einen Moral-Prediger und John Carradine ist ebenfalls mit von der Partie. Die interessantesten Figuren sind hier die Frauen, was angesichts des Entstehungsjahres nicht verwundert. Marlyn Mason und Sheree North sind die zentralen Figuren in dieser, selbst für damalige Verhältnisse bereits reichlich antiquiert inszenierten Chose, die sich zwischen Komödie, Drama und Musical nicht entscheiden kann.
Den ersten Song gibt Elvis nach einer geschlagenen halben Stunde zum besten, es folgen gegen Ende vier weitere innerhalb weniger Minuten, während ein Großteil der Musiknummern des Films von den Kindern und Kleinkünstlern des Aufführungsortes bestritten wird. Der Film endet ebenso unmotiviert, wie er begonnen hat und versucht sich durch Texteinblendungen über den historischen Hintergrund der eigentlich interessanten CHAUTAUQUA einen seriösen Anstrich zu verpassen, der zu keiner Zeit eingelöst wird.
Elvis sieht dabei zumindest genauso fantastisch aus wie beim 68'er Comeback Special, in dessen unmittelbarem Anschluss THE TROUBLE WITH GIRLS gedreht wurde. Danach machte er noch den besseren CHANGE OF HABIT, verabschiedete sich von der Kino-Leinwand und ging zurück auf die Bühne.
UNA RAGIONE PER VIVERE E UNA PER MORIRE von Tonino Valerii ist eine (weitere) Italo-Western-Variante von DIRTY DOZEN und gibt sich auch keinerlei Mühe das irgendwie zu verschleiern. Ein Nordstaaten-Colonel (James Coburn) stellt aus einer Gruppe sprichwörtlicher Galgenvögel (Bud Spencer u.a.) ein Himmelfahrts-Kommando zusammen, um seine militärische Niederlage auszuwetzen und ein Fort von den Südstaatlern zurückzuerobern, die es ihm einst abgenommen haben. Außerdem will er sich beim Kommandeur (Telly Savalas) für den Mord an seinem Sohn rächen.
Dabei ist die Fassungslage in Deutschland besonders schwierig, denn ganze drei Versionen mit ebenso vielen Synchronisationen sind im Umlauf. Die seltenste (50 Jahre nicht gezeigt), für die (gekürzte) Kino-Fassung (ca. 95 Minuten) lag mir nun vor, nachdem ich über die vergangenen 40 Jahre bereits jeweils die anderen beiden Versionen (Comedy-Fassung mit ca. 82 Minuten; Fernsehfassung mit ca. 112 Minuten) sichten konnte und mit keiner davon glücklich geworden bin.
Ein Zustand, an dem sich wohl nichts mehr ändern wird, wenn auch die Synchro in dieser hier noch die beste sein dürfte, was am ausschließlich mit prominenten Sprechern besetzten Cast liegt, der ernsthaft und professionell bei der Erstellung, sowie ohne jeden Humor, der Geschichte die passende nihilistische Stimmung verleiht. So kommen zum Beispiel Gert Günther Hoffmann (auf James Coburn), Wolfgang Hess (auf Bud Spencer), sowie Arnold Marquis (auf Telly Savalas) zum Einsatz.
Ich hätte nie gedacht, dass ich es mal sage, aber die Kürzungen der Kino-Fassung sind zu verschmerzen und geben dem über lange Strecken doch ziemlich öden Streifen noch etwas Tempo. Dennoch halte ich diesen Genre-Beitrag Valeriis nicht für gelungen und das obwohl ich für solche fatalistischen Kommando-Filme echt was übrig habe. Die Ausgangslage ist zwar vielversprechend, aber weder die US-Stars, noch der Regisseur können überzeugen. Einzig Bud Spencer - (Wer hätte das gedacht?) - zieht sich achtbar aus der Affäre. Da ich nun alle verfügbaren Versionen kenne, belasse ich es dabei und sehe ein, das nicht jeder verstümmelte Film in Wahrheit ein viel besseres Werk in sich birgt.
CORONER CREEK von Ray Enright ist der vierte von fünf Western, die der Regisseur in den 1940er Jahren mit Randolph Scott drehte und dabei einer der ersten, der für die von Scott und Harry Joe Brown gegründete Producers-Actors Corporation produziert wurde, für welche später auch einige Filme des berühmten RanOwn-Zyklus Budd Boetticher's entstanden. Einige der Themen, die diesen auszeichneten, werden hier bereits vorweggenommen.
Chris Danning erwartet seine Verlobte, die in einer Postkutsche auf dem Weg zu ihm ist. Als die Kutsche von Indianern überfallen wird, nimmt sie sich das Leben, um ihnen nicht in die Hände zu fallen. Doch die Indianer waren nicht allein, ein Weißer hat sie angestiftet. Als Chris der Täter von einem der beteiligten Indianer beschrieben wird, macht er sich auf die Suche nach ihm. In Coroner Creek wird er fündig und die Zeit für seine Rache ist gekommen.
Auffällig sind dabei mehrere Aspekte des Films. Da ist zum einen die Hinwendung zur vielschichtigen Psychologisierung der handelnden Figuren, deren Probleme sich zunehmend komplex gestalten und nicht mehr durch einfache Wahrheiten und Entscheidungen zu lösen sind, etwas das eigentlich erst im folgenden Jahrzehnt Einzug in das Genre halten sollte. Bis Ende der 40er gab es in aller Regel die klare Unterscheidung von Gut und Böse, Held und Schurke, doch hier ist das nicht so einfach, denn der Protagonist ist bereits von einem Rachedurst getrieben, der nicht nur seinem Umfeld, sondern letztlich ihm selbst schadet.
Was ebenfalls heraussticht, ist die für damalige Verhältnisse sehr drastische Darstellung der Gewalt, wobei eine ausufernde Prügelei zwischen Randolph Scott und Forrest Tucker darin gipfelt, dass sich die Kontrahenten gegenseitig die Schusshand zertreten. Ein Blick auf Ray Enright vermag eine Erklärung dafür bieten, schließlich inszenierte er einige Jahre zuvor mit Scott und John Wayne die wohl berühmteste Schlägerei der Filmgeschichte in THE SPOILERS.
FRONTIER MARSHAL von Allan Dwan ist die zweite der drei Verfilmungen des Romans WYATT EARP - FRONTIER MARSHAL von Stuart N. Lake innerhalb von zwölf Jahren, welcher später noch die heute bekannteste, MY DARLING CLEMENTINE von John Ford mit Henry Fonda folgte. Zudem ist es der erste Film über den berühmten Gesetzeshüter Wyatt Earp und seinen Freund Doc Holliday, was schlicht daran lag, dass bei der Erstverfilmung des Buches aus rechtlichen Gründen die Namen der Protagonisten geändert werden mussten.
Wyatt Earp kommt in die aufstrebende Stadt Tombstone, die nach Silber-Funden wie ein Pilz aus der Erde geschossen ist und Tag für Tag mehr Glücksritter anzieht. Bald herrscht das blanke Chaos und nachdem der bisherige Town Marshal kurzerhand hinwirft, weil er keine Witwe und Waisenkinder hinterlassen will, übernimmt Earp das Amt und setzt das Gesetz mit allen Mitteln durch, obwohl bereits Allianzen gegen ihn geschmiedet werden. Als der schwerkranke Spieler und berüchtigte Killer Doc Holliday auftaucht, werden die Karten neu gemischt.
Die aufwändige 20 CENTURY FOX Produktion aus dem Super-Western-Jahr 1939 gibt sich, wie die Vorlage, gänzlich der Legendenbildung hin und bietet mit dem im besten Saft stehenden Randolph Scott einen überaus jovialen Wyatt Earp, der wenn es hart auf hart kommt ohne zu zögern seine Fähigkeiten an der Waffe nachdrücklich zu zeigen bereit ist. Ihm gegenüber steht mit Cesar Romero ein verführerischer Doc Holliday, der zunehmend ins Zentrum der Handlung rückt, dessen krankheitsbedingter Fatalismus und innere Zerrissenheit gut zum Ausdruck kommen und einmal mehr, wie so oft in der Folge weiterer Verfilmungen des Stoffes, zu den Highlights der häufig neu erzählten Western-Story zählen.
Mit den John-Ford-Regulars John Carradine und Ward Bond, sowie dem späteren WOLF MAN Lon Chaney jr. befinden sich weitere große Namen im Cast eines Filmes, der den Frauenfiguren, verkörpert durch Nancy Kelly und Binnie Barnes eine besondere Bedeutung zukommen lässt, deren schwieriges Wechselverhältnis zu Holliday sich zum Motor der romantisiert umgedeuteten Geschichte entwickelt. In den späteren Bearbeitungen wurden meist andere Schwerpunkte gesetzt und eher die komplexe Männerfreundschaft zwischen Earp und Doc beleuchtet, erst DOC von Frank Perry (1971) lotete wieder die Geschlechterverhälnisse aus.
Leider wurde FRONTIER MARSHAL nie in Deutschland veröffentlicht und fiel, auch weil er später von John Ford's übermächtiger Version überragt wurde, dem kollektiven filmgeschichtlichen Vergessen anheim, wobei gerade Freunde des klassischen Hollywood der Goldenen Ära mit dieser dichtesten (und schlankesten) Erzählung der Legende viel Freude haben können. YouTube schafft Abhilfe.
I MONGOLI von Andrè De Toth entstand für den immer schon nach größerem strebenden Dino De Laurentis in der Folge von erfolgreichen Hollywood-Epen wie THE VIKINGS und betreibt beträchtlichen Aufwand mit seiner historisch inakkuraten Schilderung der mongolischen Invasion im Europa des 13. Jahrhunderts. Als das Heer Dschingis Khans unter Führung seines ältesten Sohnes Ogotai Polen angreift, beschließt der König einen Unterhändler zu schicken, um den Frieden auszuhandeln. Doch der vom Krieg besessene Reiterfürst denkt gar nicht daran, darauf einzugehen.
Jack Palance gibt als Ogotai dem Größenwahn ein Gesicht, während Anita Ekberg an seiner Seite intrigieren und morden darf, dass es eine Freude ist. Der spätere Italo-Western-Star Gianni Garko (SARTANA) ist in einer größeren Nebenrolle zu sehen. Mit knapp zwei Stunden Länge fällt das insgesamt handlungstechnisch doch sehr überschaubare Minimal-Epos recht üppig aus, kann aber mit Statistenheeren und einigen Grausamkeiten unterhalten, die zur damaligen Zeit die Grenzen des zeigbaren ausgereizt haben dürften.
Vom nüchternen Realismus seiner Film Noir 's und Western, die De Toth in Hollywood gedreht hatte, ist dieser Film weit entfernt, weshalb die Vermutung naheliegt, dass er engagiert wurde, um die beiden Co-Regisseure Leopoldo Savona und Riccardo Freda anzuleiten. Später drehte er in Italien noch den Römer-Streifen DAS GOLD DER CÄSAREN (mit Jeffrey Hunter), bevor er seine Regie-Karriere mit dem starken britischen Kriegsfilm EIN DRECKIGER HAUFEN (mit Michael Caine) beendete.
BLOODSPORT von Newt Arnold, der zuvor unter anderem häufig als Regie-Assistent für Sam Peckinpah arbeitete, zeigt einen gerademal 25jährigen Jean Claude Van Damme in seiner ersten Hauptrolle, in der er bereits über ein gewisses Schauspieltalent verfügt, aber vor allem durch seine beeindruckende Physis und einen eleganten Kampfstil überzeugen kann.
Die damals als wahre Geschichte vermarktete Verfilmung der zu großen Teilen erfundenen Auto-Biographie von Frank Dux, über ein geheimes Kampfsport-Turnier in Hongkong, spielte mehr als das zehnfache seiner Herstellungskosten ein und avancierte zum Kultfilm, den ich in meiner frühen Jugend unzählige Male durch den Videoplayer laufen ließ. Ich hätte niemals gedacht, dass der womöglich zu oft gesehene Film nochmal mein Interesse weckt, aber genau das ist nun geschehen.
Nachdem ich am Wochenende CITY OF DARKNESS im Kino erleben konnte und davon ziemlich beeindruckt war, was in erster Linie am Schauplatz der WALLED CITY KOWLOON, einer gesetzlosen Enklave Hongkongs lag, stellte ich nach kurzer Recherche fest, dass BLOODSPORT 1986 genau hier entstanden ist und somit die einmalige Möglichkeit bietet, Original-Aufnahmen von dort zu sehen, bevor der Stadtteil in den 90er Jahren abgerissen wurde. Insofern war die erneute Sichtung des handlungsarmen Kampfsport-Spektakels mit anderen Augen für mich lohnenswert, auch wenn ich mir mehr Aufnahmen der einzigartigen Umgebung gewünscht hätte.
Unterhaltsam ist der Film weiterhin, die Montagen der Fights sind mitreißend und Van Dammes Spagat tut beim zuschauen noch immer weh. Wenn ich mich recht erinnere, war es auch der erste Film in dem mir der spätere Oscar-Preisträger Forest Whitaker aufgefallen ist und Bolo Yeung bleibt so furchteinflößend wie eh und je. Mit 14 hätte ich hier großzüg Punkte verteilt, jetzt reicht es noch für 7 Zähler auf der Skala, wobei der Nostalgie-Wert nicht zu unterschätzen ist. Immerhin konnte ich ihn jetzt mal im Originalton sehen.
JIU LÓNG CHÉNG ZHÀI-WÉI CHÉNG von Soi Cheang ist in vielerlei Hinsicht äußerst interessant. Allein der Schauplatz des Filmes, die Walled City auf der Hongkonger Halbinsel Kowloon, einer ehemaligen Militärbasis, stellt ein reizvolles Setting für einen Action-Thriller der alten Schule mit modernsten Mitteln dar.
Als Festland-Flüchtling Chan Lok-Kwan (Raymond Lam) in den 1980er Jahren nach Hongkong kommt, gerät er bald an den Triaden-Boss Mr. Big (Sammo Hung), der ihn sogleich abzockt. In seiner Not stiehlt Chan eine Tasche voller Drogen und flieht in die abgschottete Walled City, um sie dort zu Geld zu machen. Doch hier herrscht der Gangster-König Cyclone (Louis Koo). Während sich Chan nun behaupten muss, will Mr. Big nicht nur seine Drogen zurück, sondern endlich auch Cyclones Hoheit in der Enklave brechen.
Rein visuell und erzählerisch wird hier das klassische Hongkong-Kino nicht nur referenziert, sondern sogar übertroffen. Allein die Kulisse der Walled City ist ein wahrer Augenschmaus und beschert massives Endzeit-Feeling als eine Stadt in der man kaum einmal den Himmel sieht, bestehend aus endlosen Hochhauskomplexen, ewiger Baustelle, dunkel und feucht, voller herumhängender Kabel und Rohre, sowie jeder Menge Menschen, die im ewigen Überlebenskampf um ihr täglich Brot rotieren, dabei immer der Gefahr ausgesetzt, zwischen die Fronten zu geraten. Viel Zeit verwendet der Regisseur darauf, diesen Mikrokosmos zu etablieren, spürbar zu machen. Der Zuschauer taucht ein in eine Welt der Dunkelheit, aber auch der Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe. Und wenn sich die Konflikte dann hochgeschaukelt haben und eskalieren, gibt's kein Halten mehr.
Während bereits zu Beginn einige Action-Highlights gesetzt werden, entwickelt sich das Finale zur wahren Tour-de-Force für die Akteure, wenn sie sich in den schmalen Gängen und Ebenen, auf Dächern und zwischen Balkonen des lebendig scheinenden Stadtkomplexes wilde Martial-Arts-Auseinandersetzungen liefern, deren Ausgang immer wieder auch von der jeweiligen Architektur des Kampfplatzes abhängt.
Auch schauspielerisch kann CITY OF DARKNESS überzeugen. Zwar hat keine der Figuren besonders viel charakterliche Tiefe durch das zugrundeliegende Drehbuch erhalten, doch gelingt es den Schauspielern fast durch die Bank greifbare Figuren zu erschaffen, deren Motivation glaubwürdig entwickelt ist. Einzig bei einem der Antagonisten wird maßlos übertrieben, was im Genre-Kanon allerdings nicht ungewöhnlich ist. Die Hongkong-Veteranen Sammo Hung und Louis Koo stechen klar heraus, brillieren in dankbaren Rollen und geben der epischen Geschichte ihr Fundament. Soi Cheangs spektakulärer Thriller wurde als Bester Internationaler Film für den Oscar eingereicht. Für mich eines der Kino-Highlights des Jahres.
CARRY-ON von Jaume Collet-Serra markiert die Rückkehr des Regisseurs zum Thriller-Genre, wo er meiner Meinung nach am besten aufgehoben ist. Man merkt von der ersten Minute an, dass hier die Zutaten und das Handwerk stimmen und fühlt sich regelrecht in alte Glanzzeiten zurückversetzt, als Action-Filme noch zu Weihnachten spielten, erstmal die Charaktere etablierten, ein Gespür für den Schauplatz vermittelten und durch eine dichte Dramaturgie zu fesseln vermochten. Taron Egerton passt in die Rolle des nicht sehr ehrgeizigen Sicherheitsbeamten perfekt und Jason Bateman gibt einen ziemlich überzeugenden Bösewicht, dessen perfide Manipulationstechniken ein ums andere Mal überraschen können. Die Nebenfiguren sind zahlreich und aus Fleisch und Blut, was heutzutage nicht mehr selbstverständlich ist, und die Laufzeit mit unter zwei Stunden passt hier ebenfalls, wenn man auch bemängeln könnte, dass der Flow im Mittelteil etwas ins Stocken gerät, allerdings nur um im finalen Drittel dann so richtig Fahrt aufzunehmen. Die Macher waren ganz offensichtlich sehr motiviert etwas vorzeigbares zu erschaffen und das ist ihnen auch gelungen. Hat das Zeug zum Hit.
ROBBER'S ROOST von Sidney Salkow ist die Neuverfilmung eines Romans von Zane Grey und dieses Mal in Farbe (die erste ist von 1932, Regie: Louis King). Die United-Artists-Produktion kommt für einen Western dieser Preisklasse ziemlich wertig daher und sieht unheimlich gut aus, was auch dem in diesem Genre oft verwendeten Drehort um Durango geschuldet sein dürfte.
Ein Fremder (George Montgomery) kommt zu einer Ranch, deren Besitzer (Bruce Bennett) in seiner Not gleich zwei Banden von Viehdieben gegen Belohnung engagiert, seine Herde von 6000 Rindern zum Verkaufsort zu treiben, in der Hoffnung das sie sich gegenseitig fertig machen. Als die attraktive Schwester (Sylvia Findley) des Ranchers auftaucht, kommt Bewegung in die Sache, da nun alle um ihre Gunst buhlen.
Wenn ein Film nur so gut ist, wie sein Bösewicht, dann ist dieser hier sehr gut, oder zumindest so gut, dass er ihn erheblich besser macht, denn man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Richard Boone ein herausragender Schuft ist. Er ist der heimliche Hauptdarsteller und reißt praktisch den gesamten Film an sich. Montgomery hält sich bis zum Showdown, wenn er sein Geheimnis lüftet, ziemlich bedeckt und Peter Graves als Anführer der zweiten Outlaw-Gang hat gegen Boone nicht den Hauch einer Chance.
Die ungewöhnliche Story bleibt lange im ungewissen, was wohl an Grey's Vorlage liegt, der bekannt für seine authentischen Geschichten aus dem alten Westen war, und das Drehbuch arbeitet eine für die Entstehungszeit nicht unbedingt erwartbare sexuelle Komponente heraus, die nochmal umso überraschender erscheint, als das die Hauptdarstellerin Sylvia Findley zum Zeitpunkt des Drehs bereits über 50 Lenze zählte, was man ihr natürlich nicht ansieht.
KING ARTHUR: LEGEND OF THE SWORD von Guy Ritchie gefiel mir auch in der Zweitsichtung sehr gut als Mix aus HERR DER RINGE und GAME OF THRONES im Ritchie-Style. Man muss sich halt darauf einlassen, dann kann man viel Spaß haben. Gedacht als Start einer mehrteiligen Reihe, die in der Folge nicht zustande kam, funktioniert die stark in Richtung Fantasy ausgerichtete Version der Sage auch als Stand-Alone-Film. Einen zweiten EXCALIBUR sollte man allerdings nicht erwarten und so war es offensichtlich auch nicht gedacht. Jude Law, den ich eigentlich nicht besonders mag, ist als Finsterling unter Guy Ritchies Regie einmal mehr großartig und Charlie Hunnam's coole Attitüde hat noch nicht so genervt wie heutzutage. Daneben gibt's nicht viel Raum für andere, aber der Straßen-Artus und seine Gang bietet genug Unterhaltungswert um die Pausen zwischen den Effekt-Spektakeln humorvoll auszufüllen. Ein Artus ohne Mythos, aber mit ganz viel Street-Credibility. Ich bleibe bei acht Zählern.
Als ich vor kurzem las, dass SEINFELD nicht mehr lange auf NETFLIX sein wird, beschloss ich die Serie endlich mal komplett zu schauen, nachdem ich über die vergangenen 30 Jahre immer wieder mal hier und da ein paar Folgen gesehen und für gut befunden hatte. 90 Tage und 180 Folgen später ist es vollbracht. Es hat sich für mich gelohnt. SEINFELD startet bereits auf solidem Niveau, groovt sich in den ersten beiden, kürzeren Staffeln ein, um sich in Staffel 3 und 4 zu absolut wahnwitzigen Höchstleistungen aufzuschwingen. Die anschließenden Staffeln 5, 6 und 7 bieten zwar nur wenige neue Ideen, liefern jedoch hohe Gag-Dichte mit perfektem Timing. Staffel 8 und 9 schließlich erreichen wieder die Qualität der genialen 3ten und 4ten, womit das Resümee sein muss, hier eine der zurecht erfolgreichsten Comedy-Serien ever genossen zu haben, bei der es gelungen ist, den perfekten Abschluss zu finden. Da ich weiß wie schwierig es ist, eine gute Comedy-Serie zu finden, die den eigenen Humor treffend widerspiegelt, kann ich nur sagen: Volle Punktzahl für diese grandiose Serie!
LULU ON THE BRIDGE von Paul Auster, dessen Drehbücher zu SMOKE und BLUE IN THE FACE ebenfalls mit Harvey Keitel in der Hauptrolle verfilmt wurden, entstand zur Blütezeit des amerikanischen Independent-Kinos und besteht praktisch zu einhundert Prozent aus Themen und Motiven des Ausnahme-Schriftstellers, von ihm höchstpersönlich auf Film gebannt. Jazz-Saxophonist Izzy wird in einem New Yorker Club während seines Auftritts auf der Bühne von einem Irren niedergeschossen. Als er im Krankenhaus wieder aufwacht ist alles anders. Kurz darauf findet er einen Ermordeten, dessen Habseligkeiten er an sich nimmt. Darin findet er einen Stein und eine Telefonnummer. Der Stein hat magische Kräfte, Dank der Nummer lernt er eine Frau kennen, mit der er eine Liebesbeziehung beginnt. Bald geschehen merkwürdige Dinge. Ein Film der leisen Töne um Existenz und Identität, das Leben und die Liebe, kurz die Fragen des Daseins, erzählt als unwahrscheinliche Romanze mit doppeltem Boden. Ein New-York-Film, eine filmische Reflektion, ein Kleinod.
HOTEL COLONIAL von Cinzia Th. Torrini ist eine Mischung aus Abenteuer-Drama und Thriller, zudem recht gut besetzt, doch leider will der Funke zu keiner Zeit überspringen. Der in New York lebende Italiener Marco (John Savage) erfährt telefonisch vom Selbstmord seines Bruders Luca in Kolumbien und reist umgehend dorthin um alles zu regeln. Der Bruder (Robert Duvall) war ein Ex-Terrorist, der in Bogotá untergetaucht ist und als seine Leiche identifiziert werden soll wird klar, dass es ein anderer ist. Marco macht sich auf die Suche, die ihn bis zum Amazonas führt, wo er an den Drogenhändler Carrasco (auch Robert Duvall) gerät. Ein Film voller Ungereimtheiten, dessen Glaubwürdigkeit bisweilen arg strapaziert wird. Obwohl die Regisseurin am Drehbuch beteiligt war, scheint sie nicht besonders am Stoff interessiert gewesen zu sein, denn die Suche nach dem Verschwundenen tritt viel zu lange auf der Stelle. Duvall als Antagonist taucht erst in der zweiten Filmhälfte auf und spult eine exzentrische Nummer ab, während Savage durchaus ambitioniert versucht, das Beste aus seinem Part zu machen. Erst im letzten Drittel kommt etwas Bewegung in die Sache, was den Film jedoch nicht mehr retten kann. Angesichts des prominenten Personals hinter der Kamera ist es schon etwas verwunderlich, wie wenig hier funktioniert. Pino Donaggio's Soundtrack wirkt ebenfalls nicht unbedingt homogen und irritiert immer wieder. Einzig Giuseppe Rotunno's Kamera-Arbeit kann sich sehen lassen. In einer kleinen Nebenrolle kann man den jungen Demian Bichir entdecken.
REVOLT AT FORT LARAMIE von Lesley Selander stammt aus der Produktionsschmiede BEL AIR von Howard W. Koch und Aubrey Schenck, die vornehmlich im B-Movie-Bereich tätig war. Als der Amerikanische Bürgerkrieg ausbricht, spaltet sich die Besatzung eines Forts im Indianerland in Nord- und Südstaatler auf, was zu schweren Auseinandersetzungen führt. Während der Kommandant versucht seine Integrität zu wahren und die Wogen zu glätten, schaukelt sich die Aggression in der Truppe hoch und droht jederzeit zu eskalieren. Mit den Sioux auf dem Kriegspfad stellen sich zudem weitere Herausforderungen. Aus dieser spannenden Prämisse macht Regie-Handwerker Selander, der zwischen 1936 und 1968 über 100 Western drehte, einen gelungenen kleinen Genre-Beitrag, der zu seinen besseren Arbeiten gezählt werden kann. Zudem bietet der Film die Gelegenheit den sonst auf Schurkenrollen abonnierten Charakter-Darsteller John Dehner mal in einer positiv besetzten Hauptrolle zu erleben, wobei er den inneren Konflikt des Befehlshabers überzeugend rüberbringt. Auch gibt Harry Dean Stanton hier sein Leinwand-Debüt.
STROGOFF von Eriprando Visconti, dem Neffen Luchino Viscontis, ist eine Literaturverfilmung nach einem Romanklassiker von Jules Verne und kann mit einigen berühmten Namen protzen. Der geschäftstüchtige Atze Brauner produzierte nach einem Drehbuch unter Mitarbeit von Georges Lautner mit John Phillip Law in der Titelrolle ein teures und ansprechend gefilmtes, doch unglaublich Saft- und kraftloses melodramatisches Winter-Abenteuer in den verwehten Schneespuren Doktor Schiwagos, dem es kaum einmal gelingt, das Interesse hochzuhalten. Frei von Höhepunkten oder inhaltlich interessanten Dialogen plätschert das Möchtegern-Epos voller Charakter-Schablonen in ruhigem Fahrwasser vor sich hin, bis auch der letzte Zuschauer eingeschlafen ist. Zum Glück habe ich das Werk morgens vor der Arbeit genossen, wo ich ziemlich entspannt in den Tag starten konnte. Wer so etwas für die gepflegte Nachtruhe sucht, wird bei YouTube fündig.
THE LIFE AND TIMES OF JUDGE ROY BEAN von John Huston, nach einem Drehbuch von John Milius, ist als satirischer Abgesang auf den alten Westen weniger der historischen Wahrheit verpflichtet, als an der Demontage seiner Mythen und Legenden interessiert und findet Dank der Vereinigung des Regisseurs, dessen Lebensthemen gut zur Geltung kommen, wie seines Stars Paul Newman, der ein feines Portrait als Anti-Held gibt, zu einer einzigartigen Symbiose aus Reflektion und ideenreicher (fiktionaler) Biographie. Newman's Roy Bean steht dabei in direkter Folge seiner Außenseiter-Figuren (z.B. HUD, COOL HAND LUKE) und hat mit dem tatsächlichen, posthum zum 'Hanging Judge' erklärten, selbsternannten Richter ebenso wenig gemein, wie einst Walter Brennan's OSCAR-prämierte Darstellung desselben im Gary-Cooper-Klassiker THE WESTERNER (William Wyler, 1940).
Der Film beginnt mit einem ernsthaften, realistisch gestalteten Prolog über die Ankunft Bean's in Vinegarroon, einer kümmerlichen Ansiedlung in West-Texas, wo Banditen und anderes Geschmeiß sich vor Gesetz und Zivilisation verstecken, er sogleich ausgenommen wird und mit einem Strick um den Hals, an ein Pferd gebunden zu Tode geschleift werden soll. Dies misslingt und er rächt sich fürchterlich, bleibt jedoch und umfunktioniert den Unterschlupf sogleich in Saloon und Gerichtssaal zugleich, um fürderhin als THE ONLY LAW WEST OF THE PECOS, Richter und Henker in Personalunion, Recht zu sprechen.
Von hier an entwickelt sich ein episodisch-chronologisch angelegter Reigen aus teilweise absurd komischen, zuweilen brutal gelösten Situationen, die eine Vielzahl prominenter Gastauftritte ermöglichen (u.a. Anthony Perkins, Ava Gardner, Stacy Keach), deren schwarzhumorige Tendenzen häufig an die späteren Moritaten der Coen-Brothers erinnern. Erstaunlich dabei ist, dass der zur Entstehungszeit bereits 66-jährige John Huston mit einer künstlerischen Offenheit und Frische inszeniert, die sich vor dem sich parallel entwickelnden NEW HOLLYWOOD, zu dessen Vertretern ja auch Milius zählte, nicht zu verstecken braucht, wie einige andere seiner Werke jener Schaffensphase eindrücklich beweisen (bspw. FAT CITY). Für Paul Newman war es eine seiner Lieblingsrollen und er verstand sich mit Huston so gut, dass sie anschließend noch den Thriller THE MACKINTOSH MAN drehten.
Pünktlich zum Abschluss der Arbeiten an der neuen Eisenbahn-Linie kommt John Reid (Armie Hammer) in seine Heimatstadt zurück, um sein frisches Jura-Studium in die Praxis umzusetzen und der Frontier-Stadt die Blumen der Zivilisation in Form des Gesetzes zu bringen. Da trifft es sich gut, dass sein Bruder Dan (James Badge Dale) bereits als Texas Ranger für die Exekutive sorgt. So kann man in Zukunft gemeinsam die Hebel des friedlichen Miteinander betätigen. Eine zügig beschlossene Verbrecherjagd auf den gerade flüchtigen Mörder Butch Cavendish (William Fichtner) eignet sich ganz prima, einander wieder näher zu kommen. Doch leider findet jene Hatz ein frühes gewaltsames Ende durch einen gemeinen Hinterhalt Cavendish's, dem beide Brüder zum Opfer fallen. Der zufällig die Gegend durchquerende Indianer Tonto (Johnny Depp) war aus der Ferne Zeuge der Geschehnisse, findet die Leichen und macht sich gerade an deren Beerdigung als er festellen muss, dass John Reid noch lebt. Tonto weiß um den vorangegangenen Verrat an den Rangers und schwört Reid auf den anstehenden Kampf gegen die Schurken ein. Fortan reiten sie zusammen für die Gerechtigkeit.
Der jüngste Wiederbelebungsversuch des einstigen Erfolgs-Serials sollte die FLUCH-DER-KARIBIK-Erfolgs-Serie des Trios Jerry Bruckheimer (Produktion), Gore Verbinski (Regie) und Superstar Johnny Depp in neue Sphären leiten, am besten gleich mit einer weiteren Franchise-Kuh, die man dann über Jahre melken kann. Als Co-Star wurden erst George Clooney, später Brad Pitt ins Auge gefasst, die nach rudimentärer Drehbuch-Lektüre dankend ablehnten. Jetzt ist es Armie Hammer, der sich an Depp's Seite behaupten muss und soviel sei gesagt, an ihm liegt es nicht.
Die Mammut-Produktion verlässt sich völlig auf die Star-Power von Johnny Depp und scheitert beinahe auf ganzer Linie. Nicht nur, dass die Figur des Tonto seit eh und je als Nebenfigur angelegt war und allein deshalb die Geschichte nicht tragen kann, hapert es hier an der Geschichte selbst, die sich nicht mal ansatzweise Mühe gibt zu verschleiern, dass sie nur aus Stückwerk besteht. Löst man die einzelnen Blöcke auf, bekommt man in der ersten halben Stunde einen eigenen kleinen Meta-Film präsentiert, der durchaus für sich stehen könnte. Er führt die Figuren ein, zerberstet förmlich vor Genre-Zitaten und/oder Reminiszenzen, mixt all das mit der Over-the-Top-Comic-Comedy Tex Averys und der Looney Tunes, was vor allem den zweiten Fluch-der-Karibik-Film so reizvoll gemacht hatte, und endet mit einem grandiosen Finale, welches für den gesamten Film gereicht hätte.
Nur leider läuft das Werk ab hier noch zwei volle Stunden weiter. Es vergeht eine weitere Viertelstunde bis die eigentliche Geschichte beginnt und diese verzettelt sich dann zusehends in Einzel-Szenen, die für sich genommen funktionieren mögen, als Ganzes jedoch völlig zerfahren und uneinheitlich wirken. Der halbstündige Showdown erinnert dann an schlimmste WILD WILD WEST-Zeiten, einem ähnlich teuren und katastrophalen Will-Smith-Vehikel aus den späten Neunzigern. Man kann nicht sagen, der Film wäre nicht unterhaltsam, was er durchaus ist, aber als Western kann man ihn nicht ernst nehmen und das ist schade, gerade weil er von Gore Verbinski ist, der 2011 mit dem Animationsfilm RANGO (ebenfalls unter Beteiligung von Johnny Depp) eindrücklich bewiesen hat, dass er das Genre liebt und verstanden hat. Nach LONE RANGER bin ich mir da nicht mehr so sicher. Seine leidlich unterhaltsame Verfilmung der einstigen Hörspielreihe gerät zum finanziellen Massengrab mit imposanten Set-Pieces.
Als Kind muss John Reid mit ansehen wie seine Eltern ermordet werden. Vor den Banditen versteckt er sich, kann aber dem Indianerjungen Tonto das Leben retten, der ihn mit zu seinem Stamm nimmt, wo Reid Leben und Bräuche des Naturvolkes kennenlernt. Sie schließen Blutsbrüderschaft. Nach einiger Zeit holt ihn sein Bruder Dan, ein Texas Ranger, zurück in die Zivilisation und schickt ihn in den Osten auf die Schule. Zehn Jahre später kehrt John (jetzt: Klinton Spilsbury) zurück um an der Seite von Dan gegen die Verbrecherbande von Butch Cavendish (Christopher Lloyd) zu kämpfen, der sie jedoch in einen Hinterhalt lockt und erschießen kann. John überlebt knapp und wird von seinem Blutsbruder Tonto (Michael Horse) gefunden, der fortan an seiner Seite gegen die Banditen kämpft.
Zunächst gibt es den Titelsong von Merle Haggard "The Man in the Mask", einen elegischen Country-Song komponiert von Soundtrack-Meister John Barry. Dazu Bilder vom Monument Valley, einer Postkutsche die es durchquert, wunderschön gefilmt mit Lust auf mehr. Das folgende erste Drittel geht auch noch in Ordnung, das einzige was verwundert ist die doch recht heftig dargestellte Gewalt in einem familienfreundlich konzipierten Film wie diesem. Dann merkt man recht zügig, das sich die Story nicht so wirklich vom Fleck bewegt und nach einer geschlagenen Stunde, also zwei Dritteln des gesamten Filmes, geht die eigentliche Geschichte erst los und wird dann im letzten Drittel zügig abgespult.
Sie dreht sich um einen Besuch des US-Präsidenten Ulysses S. Grant (Jason Robards) in Texas, den Butch Cavendish entführen will, um die Unabhängigkeit des Staates zu erpressen. Im Gefolge des Präsidenten befinden sich einige illustre Figuren des alten Westens wie Buffalo Bill, Wild Bill Hickock und General Custer, deren Anwesenheit zu keiner Zeit begründet oder gefordert wäre, ergo pures Name-Dropping darstellen. Regelrecht gehetzt wird nun die Befreiungsaktion abgehandelt und dann ist das Ganze auch schon wieder vorbei.
Die Besetzungsliste liest sich recht namhaft, zumindest bei den Nebendarstellern, leistungstechnisch ist dennoch nicht viel zu holen da ein jeder seine Nummer runterspielt, so als ob allen von Anfang an klar war, das man hier einen kolossalen Flop produziert. Dabei hat Kamera-Größe William A. Fraker als Regisseur zuvor mit MONTE WALSH (1970) einen der besten Spätwestern gedreht und schien hinreichend geeignet für ein solches Projekt. Optisch ist der Film durchaus gelungen, hingegen fehlt eine ordentliche Dramaturgie, ein gutes Drehbuch und ein strukturiertes Gesamtkonzept.
Den gleichen Fehler machten gut dreißig Jahre später auch Gore Verbinsky und Johnny Depp mit ihrer Version der Legende, die man in Zukunft wohl besser ruhen lässt. Von der naiven Unschuld der 1950er-Jahre-Serie und der dazu gehörigen Kino-Filme mit Clayton Moore sind beide Neuinterpretationen meilenweit entfernt. Wie aus John Reid der Lone Ranger wurde und warum Indianer Tonto ihm im Kampf gegen das Böse zur Seite steht, hier neu erzählt als freudloses Abenteuer mit ansehnlichen Bildern und spannungsarmer Dramaturgie. Ein Flop.
THE LONE RANGER AND THE LOST CITY OF GOLD von Lesley Selander ist der dritte und letzte Kinofilm zur Original-Fernsehserie, die von 1949 - 1957 lief und gleichzeitig der finale Auftritt von Clayton Moore, dem die Titelfigur zur Rolle seines Lebens wurde. Leider ist in diesem alle Elemente des vorangegangenen vereinenden Nachklapp nichts mehr von der vormaligen Dynamik und Rasanz der Serie zu finden. Das Publikum bekommt einen familienorientierten, bewusst naiv gestalteten Standard-Western, dessen Unterhaltungswert bestenfalls durchschnittlich ist. Verlässlich hingegen ist die handwerkliche Umsetzung, denn das sieht alles gut aus, die Action-Szenen sind professionell umgesetzt und auch sonst gibt's nicht viel zu bemängeln. Trotzdem wird deutlich, warum mit dem Franchise erstmal Schluss war. Doch der Lone Ranger kehrte zurück...
MINAMATA von Andrew Levitas verbindet das Portrait über den Foto-Journalisten W. Eugene Smith, hier dargestellt durch Johnny Depp, mit dem Umweltskandal in der japanischen Stadt Minamata im Jahre 1971. Dabei gelingt dem Regisseur ein erschütterndes, doch behutsam inszeniertes Drama, dass noch lange nachhallt. Die Besetzung Depp's, der schon seit einer gefühlten Ewigkeit in keinem gehaltvollen Film zu sehen war, erweist sich als großer Glücksfall. Zwar finden sich in seiner Verkörperung durchaus vertraute Wesenszüge aus seinen karrierebestimmenden Standardrollen, allerdings verkommen sie hier niemals zum Selbstzweck, sondern dienen einzig der ernsthaften Charakterisierung seiner Figur, welche er mit äußerster Präzision und Zurückhaltung gestaltet. Smith wird somit für den Zuschauer greifbar und führt ihn hinein in eine Welt aus Hoffnungslosigkeit, Trauer und Schmerz. Das menschliche Leid bestimmt die Erzählung, deren Inszenierung respektvoll bleibt und ohne jede Übertreibung auskommt. Ein auf allen Ebenen gelungener Film.
CONCLAVE von Edward Berger ist die Verfilmung eines Romans von Robert Harris, der sich dieser Tage mit seinem neuesten Buch ABGRUND auch auf Lesereise in Deutschland befindet. Perfektes Timing, würde ich sagen. In KONKLAVE wird eine Papstwahl zum spannenden Thriller, wenn Seilschaften geschmiedet, Intrigen gesponnen und Geheimnisse gelüftet werden, welche die Kirche erschüttern könnten. In den Räumen, Gängen und Sälen der Sixtinischen Kapelle verdichten sich die Konflikte der Kardinäle abseits und abgeschottet von der Außenwelt, und lassen in aufgeladenen Auseinandersetzungen die Atmosphäre einem Schmelztiegel gleich hochkochen, während der Leiter des Konklave alle Hände voll zu tun hat, zu organisieren, auszugleichen und zu beschwichtigen, schlussendlich dafür zu sorgen, dass der richtige Kandidat die nötigen Mehrheiten bekommt, um als nächster Papst den heiligen Stuhl zu besteigen. Das ist, wie nicht anders zu erwarten, großes Schauspielerkino mit Star-Besetzung, handwerklich auf höchstem Niveau, inhaltlich am Puls der Zeit, getragen von einem Ensemble in bester Spiellaune, wobei einige besonders hervorstechen, wie die zurückhaltend agierende Isabella Rossellini und der Szenen-Dieb Sergio Castellito. Allein wie es der Regisseur schafft, den Zuschauer von der ersten Minute an zu fesseln, indem er durch perfekt abgestimmtes Sounddesign in Symbiose mit Schnitt und Soundtrack ein Tempo vorlegt, welches im Verlauf des Films kaum gedrosselt wird, kann nur als meisterhaft bezeichnet werden. Auch wird mit starken Bildern, Dank einfallsreicher Kamera-Arbeit das größtmögliche aus dem engen Rahmen des Schauplatzes herausgeholt, sodass nie der Eindruck eines Kammerspiels entsteht. Das ist klassisches Oscar-Futter im besten Sinne. Das Rennen ist eröffnet.
SANTEE von Gary Nelson bietet im Grunde nur ein schlagendes Argument für eine Sichtung, denn der verdiente Genre-Star Glenn Ford spielte hier seine letzte Hauptrolle in einem Western der, obgleich thematisch nicht uninteressant, eine Menge Zeit schindet, weil er nicht gerade viel Handlung hat, doch am Ende mit einem brutal-brachialen Showdown überrascht, den man so nicht kommen sieht. Auch der langjährige Indianer-Darsteller Jay Silverheels, den die meisten als Tonto in THE LONE RANGER in Erinnerung haben dürften, ist hier in seiner letzten Rolle zu sehen. Glenn Ford spielte anschließend in seinem geliebten Western-Genre nur noch in der Mini-Serie THE SACKETTS (1979) nach Louis L'Amour mit Tom Selleck eine Nebenrolle als Bösewicht und hatte mit einer weiteren Nebenrolle in der Elmore-Leonard-Verfilmung LAW AT RANDADO (1990) den finalen Auftritt. Nur für Komplettisten.
GTMAX von Olivier Schneider ist ein in der Motocross-Szene angesiedeltes Krimi-Drama mit Action-Elementen, wobei vor allem das rasant inszenierte Finale als Höhepunkt des klassisch strukturierten Plots fungiert. Die traumatisierte, ehemalige Motocross-Fahrerin Soélie (Ava Baya) gerät, um ihrem jüngeren Bruder zu helfen, unfreiwillig auf die schiefe Bahn, indem sie Maschinen für eine kriminelle Gang tunt. Bald sitzt sie bei einem Coup selbst im Sattel und hat die Polizei im Nacken. Der geradlinige erzählte Film stellt erstmal das Milieu am Beispiel einer Rennfahrer-Familie (u.a. Gerard Lanvin) vor und konzentriert sich auf die glaubwürdig entwickelten Charaktere. Parallel dazu wird die Arbeit einer Motorrad-Einheit der Pariser Polizei geschildert, die hinter der Gang her ist. Langsam spitzt sich die Lage zu und wird zusehends auswegloser für die Protagonistin, die im Verlauf gezwungen ist, ihre eigenen Dämonen zu überwinden und über sich selbst hinauszuwachsen. Dass dies funktioniert liegt nicht nur am überzeugend agierenden Ensemble, sondern auch an der schön geerdet präsentierten Story, die gar nicht mehr sein will, als sie ist. Mir hat's gefallen.