Edward Nigma - Kommentare
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Alle Kommentare von Edward Nigma
"You named my baby after the Loch Ness Monster?"
Mit „Breaking Dawn - Bis(s) zum Ende der Nacht - Teil 2“ geht die Twilight-Saga in die vermutlich letzte Runde. Und auch wenn die Geschichte um die liebeskranken Vampire wohl zu einer der meistgehassten Franchises der letzten Jahrzehnte geworden ist, kann man zumindest unter technischen Gesichtspunkten den Filmen wenig vorwerfen, ganz egal, wie man die kitschige Dreiecksbeziehung zwischen Vampir, Werwolf und Mensch finden mag. Nach Catherine Hardwicke („Dreizehn“), Chris Weitz („Der Goldene Kompass“) und David Slade („Hard Candy“) durfte nun Bill Condon („Dreamgirls“) bei dem zweigeteilten Finale „Breaking Dawn - Bis(s) zum Ende der Nacht“ auf dem Regiestuhl Platz nehmen und die Liebesgeschichte zwischen Bella, Jacob und Edward ein für alle Mal zu ihrem wohlverdienten Ende bringen.
Bei der Geburt ihrer Tochter Renesmee wäre Bella (Kristen Stewart) fast gestorben, doch das verhindert Edward (Robert Pattinson) knapp, indem er auch Bella das ewige Leben schenkt. Bella muss sich nun erst einmal in der Welt der Vampire zurecht finden und lernen ihre Instinkte unter Kontrolle zu halten. Doch auch mit ihrer Tochter Renesmee gibt es Probleme, denn anders als andere Kinder, wächst dieses Mädchen in einer beeindruckenden Geschwindigkeit. Als auch noch der Volturi-Clan von dem neuen Familienmitglied der Cullens Wind bekommt, lässt neuer Ärger nicht lange auf sich warten…
Für echte Twilight-Jünger dürfte das große Finale eigentlich bereits mit „Breaking Dawn - Bis(s) zum Ende der Nacht - Teil 1“ zu Ende gegangen sein, schließlich wurde bereits dort all das abgehandelt, worauf die Fans seit drei Filmen sehnlichst gewartet hatten: Bellas Hochzeit, Sex mit Edward, die daraus resultierende ungewollte Schwangerschaft und Bellas Verwandlung in einen Vampir. Was sollte denn nun noch groß kommen? Und so ist „Breaking Dawn - Bis(s) zum Ende der Nacht - Teil 2“ im Endeffekt leider nicht mehr, als bloße Augenwischerei, der zweite Versuch, Twilight mit einem großen Knall aus den Kinos zu verabschieden, um sich mit den erfolgreichen Fantasy-Reihen der letzten Zeit messen zu können. Denn natürlich gipfelt auch Twilight in einer epochalen Schlacht, bei der nicht nur das Leben von Edward und Bella, sondern auch sämtlicher bekannter Figuren aus dem Twilight-Universum auf dem Spiel steht. Doch war dies bei „Star Wars“, „Herr der Ringe“ und „Harry Potter“ noch die logische Folge aus den vorangegangenen Filmen, scheint in der Twilight-Saga eine schicksalshafte Entscheidungsschlacht in dieser Größenordnung irgendwie fehl am Platz, schließlich standen auch in den vorangegangenen Teilen nie Action, Gewalt oder etwa der Konflikt mit dem Volturi-Clan wirklich im Vordergrund, sondern waren lediglich unterhaltsames Beiwerk.
Action statt Herzschmerz? Die Vielzahl der mitgeschleppten Freunde und zwangsverpflichteter Anhängsel dürfte sich über diesen Schritt freuen, doch irgendwie fühlt sich gerade durch den Verlust der kitschigen Teenie-Romantik „Breaking Dawn - Bis(s) zum Ende der Nacht - Teil 2“ nicht wie ein echter Twilight-Film an. Zudem wirkt dieses actionreiche Finale seltsam erzwungen, denn statt einfach die altbekannten Charaktere in einer großen Schlacht um Leib und Leben zittern zu lassen, hat man beschlossen, den Kampf noch einmal künstlich aufzublasen und kurzerhand knapp zehn neue Vampire mit geheimnisvollen Vampir-Kräften einzuführen, die dann an der Seite von Edward und Konsorten in den Kampf ziehen, aber eigentlich doch nur dazu dienen, ein paar CGI-Spielereien auf den Zuschauer loszulassen. Denn als Zuschauer kommt man nicht einmal dazu, sich sämtliche Namen der neuen Vampire zu merken, so wenig Leinwandzeit wird diesen neuen Charakteren eingeräumt und dementsprechend kalt lässt einen dann auch deren Schicksal in der alles entscheidenden Schlacht.
Kommt es nach einer äußerst zähen ersten Hälfte dann endlich zum Kampf, gestaltet sich dieser trotz der markanten Kritikpunkte als überraschend kurzweilig und für „Twilight“-Verhältnisse unerwartet brutal. Kein Wunder, denn schließlich ist der einzig sichere Weg einen Vampir zu töten, ihm den Kopf von den Schultern zu reißen und so rollen hier Vampir-Köpfe, als würde der Hesse aus „Sleepy Hollow“ höchstselbst über das Schlachtfeld reiten. Zwar wird während des gesamten Kampfes kein sichtbarer Tropfen Blut vergossen, dennoch dürften hier einige Schrecksekunden bei Hardcore-Twilight-Fans für einen rasenden Puls und feuchte Augen sorgen. Doch keine Angst: „Breaking Dawn - Bis(s) zum Ende der Nacht - Teil 2“ erweist sich letztendlich als echter Fanfilm, bei dem auch garantiert jeder Fan mit einem breiten Lächeln nach Hause gehen kann, auch wenn dies erst durch einen Twist möglich gemacht wird, der eigentlich den gesamten Film überflüssig macht. Die letzten zehn Minuten stehen noch einmal ganz im Zeichen der Fans: Wenn hier noch einmal die schönsten Szenen der Bella-Edward-Geschichte im Schnelldurchlauf gezeigt werden, werden Twilight-Jünger daran sicher ihre helle Freude haben, und alle anderen dürfen zu diesem Zeitpunkt bereits getrost das Kino verlassen.
Fazit: Zwar kann das kurzweilige Ende für die zähe erste Phase des Films entschädigen, nichtsdestotrotz fühlt sich „Breaking Dawn - Bis(s) zum Ende der Nacht - Teil 2“ nicht wie ein echter Twilight-Film an, denn im Großen und Ganzen ist der Abschlussfilm der Vampir-Saga nicht mehr als ein krampfhaft aufgeblasenes Finale, das leider nicht mit seinen Vorgängern mithalten kann.
"Ich bin das Gesetz"
Bereits seit 1977 vertritt Judge Dredd das Gesetz in Mega-City One und tut diesem, wenn nötig, auch gleich an Ort und Stelle genüge. Der radikale Richter mit dem klobigen Schutzhelm wurde von Autor John Wagner und dem Zeichner Carlos Ezquerra erschaffen und ist der Held der gleichnamigen Comicreihe, die in der Comic-Anthologie „2000 A.D“ regelmäßig abgedruckt wird. Bereits 1995 versuchte sich Danny Cannon („Goal – Lebe deinen Traum“) mit „Judge Dredd“ an einer Adaption des Comics und besetzte Sylvester Stallone in der Rolle des eisenharten Gesetzeshüters. Doch mit der blutrünstigen, zynischen Comicvorlage hatte diese Verfilmung wenig gemein, wobei der auffälligste Unterschied wohl darin bestand, dass der eigentlich gesichtslose Gesetzeshüter Dredd plötzlich laufend sein Gesicht in die Kamera halten musste. Damit hatte der eigentlich gesichtslose Gesetzeshüter plötzlich das Knautschgesicht von Rocky & Rambo bekommen, was bei vielen Dredd-Fans für Empörung sorgte. Sichtlich näher am Comic ist da schon der Judge Dredd, der sich 2012 durch die Kinosäle ballert. Regisseur Pete Travis („8 Blickwinkel“) hat mit „Dredd“ einen radikalen und bitterbösen Science-Fiction-Actioner geschaffen, an dem nicht nur Freunde der Vorlage ihren Spaß haben dürften.
In der Zukunft regieren Angst und Schrecken die Straßen der Monstermetropole Mega-City One, die sich von Boston bis Charlotte erstreckt und über 400 Millionen Menschen beheimatet. Lediglich die Judges, aufgerüstete Polizisten, die sowohl befugt sind sofort ein Urteil zu fällen, als dieses auch an Ort und Stelle zu vollstrecken, versuchen Ordnung in das Chaos zu bringen. Gemeinsam mit seiner neuen Rekrutin Anderson (Olivia Thirlby) macht sich Judge Dredd (Karl Urban) auf, um einen dreifachen Mord in einem 200 Stockwerke hohen Slum-Komplex aufzuklären. Doch was wie ein Routineauftrag klingt, entpuppt sich bald als Todesfalle…
Zu allererst sei eine Warnung ausgesprochen: „Dredd“ ist nichts für sanfte Gemüter. Wenn hier in Super-Zeitlupe Körperteile von Kugeln durchsiebt werden, oder Gangster mit dem Gesicht voran aus schwindelerregenden Höhen auf dem Boden aufkommen, dann zelebriert Regisseur Pete Travis geradezu die Gewalt. Und auch wenn man diesen eine gewisse Ästhetik nicht absprechen kann, ist es doch verständlich, dass dies nicht jedermanns Geschmack treffen dürfte. Kann man sich aber damit anfreunden, erwartet einen ein schwindelerregendes Action-Feuerwerk, denn Judge Dredd ist kein Mann vieler Worte, sondern lässt lieber seine Multi-Funktions-Pistole für sich sprechen.
Anders als der ähnlich gelagerte Action-Kracher „The Raid“ schafft es „Dredd“, das hohe Tempo bis zum Ende zu halten. Dies dürfte wohl einerseits der ausgezeichneten Arbeit des britischen Komponisten Paul Leonard-Morgan („Ohne Limit“) zu verdanken sein, dessen treibender Elektro-Soundtrack wohl die perfekte musikalische Untermalung für die dystopische Welt des Judge Dredd darstellt und andererseits dem guten Drehbuch des bekennenden Judge-Dredd-Fan Alex Garland („28 Days Later“, „The Beach“). Denn dieser hat es geschafft, die simple Schlachtplatte zwar auf das Wesentliche zu beschränken, aber dennoch ein paar leise, gesellschaftskritische Untertöne einzuschleusen und ist damit dem Geist der Vorlage durchaus gerecht geworden. Überbevölkerung, Gewalt, Armut, Drogenkonsum, Ghettobildung, Probleme mit den zunehmend korrupten Behörden und das marode Bildungssystem sind nur einige der Aspekte, die in „Dredd“ mal mehr, mal weniger gut zur Sprache kommen.
Karl Urban („Star Trek – Die Zukunft hat begonnen“) gibt seinen Judge als übellaunigen Scharfrichter mit trockenem Witz und macht zumeist eine recht gute Figur. Wie sollte er auch nicht, denn unter dem unförmigen Helm kann man sowieso kaum etwas von dessen Mimik erkennen. Deutlich sichtbar ist lediglich die Mundpartie des grimmigen Rächers, obwohl Urban hier vielleicht den Grundsatz „Weniger ist mehr“ hätte gelten lassen sollen. Denn dieser lässt seine Mundwinkel fast ins bodenlose sinken und erinnert so eher an einen traurigen Clown im schrägen Kostüm, als an den gnadenlosen Arm des Gesetzes.
Wer sich bis dato immer beschwert hat, dass der 3D-Effekt im Kino viel zu kurz kommt, sollte sich „Dredd“ unbedingt in 3D anschauen, denn hier bekommt der Zuschauer echtes „Rummel“-3D geboten: So stürzt der Zuschauer nicht nur gemeinsam mit einem Verbrecher in von einem Geländer und schwebt sekundenlang in wahrhaft schwindelerregenden Höhen, sondern kriegt auch jede Menge Kugeln um die Ohren geschossen. Und auch die zahlreichen Aufnahmen in Super-Zeitlupe sind ein echter Leckerbissen für jeden 3D-Fan.
Fazit: Judge Dredd hat erfolgreich seinen Weg zurück auf die Leinwand gefunden und präsentiert sich härter und dreckiger als jemals zuvor. Wer also mal wieder Lust auf einen schonungslosen Actíoner mit eindrucksvollen Schauwerten hat, ist bei „Dredd“ genau richtig.
"Daddy you scared me..."
Exorzismusfilme gibt es inzwischen wie Sand am Meer. 1973 brachte Regisseur William Friedkin („Killer Joe“) den Genre-Klassiker „Der Exorzist“ in die Kinos und machte damit das äußerst fragwürdige Ritual der Teufels-/Dämonenaustreibung in Hollywood salonfähig. Inzwischen vergeht kaum ein Jahr, an dem nicht mindestens ein mehr („Requiem“) oder wenig guter („The Rite - Das Ritual“) Exorzismusfilm in die Kinos kommt. Anfang 2012 hatte es dann mit dem Found-Footage Exorzismus-Shocker „Devil Inside - Keine Seele ist sicher“ wieder eine richtige Exorzismus-Gurke an die Spitze der Charts geschafft. Besserung verspricht da Ole Bornedals „Possession – Das Dunkle in dir“, denn Regisseur Bornedal ist unter Horror-Fans schon lange kein Unbekannter mehr. Mit seinem subtilen Horror-Thriller „Nightwatch - Nachtwache“ machte der dänische Regisseur das erste Mal 1994 von sich reden. Auch das „Tanz der Teufel“-Mastermind Sam Raimi sich als Produzent an dem Projekt beteiligte, lies Horrorfans hoffen. Leider ist „Possession – Das Dunkle in dir“ dennoch nur ein solider Exorzismus-Streifen geworden, der aber dennoch durch Bornedals Gespür für stimmungsvolle Aufnahmen zu den besseren Vertretern seiner Zunft gehört.
Die zehnjährige Emily Brenek (Natasha Calis) hat es momentan nicht einfach in ihrem Leben, denn ihre Eltern sind frisch geschieden. Gemeinsam mit ihrer Schwester Hannah (Madison Davenport) verbringt sie abwechselnd die Wochenenden bei ihrem Vater Clyde (Jeffrey Dean Morgan) und ihrer Mutter Stephanie (Kyra Sedgwick). Auf dem Weg zum neuen Eigenheim des Vaters kommen die Schwestern an einem Garagenverkauf vorbei. Eine alte Holzkiste übt eine seltsame Faszination auf die junge Emily aus. Was keiner ahnt: Die unscheinbare Holzkiste enthält ein düsteres Geheimnis…
„Possession – Das Dunkle in dir“ ist vieles, aber eins ganz sicher nicht: Innovativ. Hier wird sich munter aus der Genre-Kiste bedient, in denen sich in über 30 Jahren Exorzismus-Film einiges angesammelt hat. Wenn der Dämon in der alten Holzkiste plötzlich Heerscharen von Motten ins Zimmer lockt oder den Körper eines jungen Mädchens übernimmt und diese sich nicht nur plötzlich besser verrenken kann als jeder Schlangenmensch, sondern auch noch einen unglaublichen Heißhunger auf rohes Fleisch entwickelt, werden natürlich Erinnerungen an Klassiker wie „Der Exorzist“ oder ähnlich gelagerte Horrorfilme geweckt.
Interessant dagegen die Dynamik zwischen dem vom Dibbuk besessenen Familienmitglied und dem Rest der Familie. So wird das merkwürdige Verhalten der jüngsten Tochter lediglich auf die brodelnden Hormone und die momentan familiär angespannte Beziehung geschoben. Dabei ist es den Drehbuchautoren Juliet Snowden („Know1ng - Die Zukunft endet jetzt“) und Stiles White („Boogeyman - Der schwarze Mann“) gut gelungen, die Familienmitglieder „normal“ handeln zu lassen. Denn das eigenwillige Verhalten ihrer jüngsten Tochter lässt sich lange Zeit als Reaktion auf die äußeren Umstände verstehen, denen das Mädchen momentan ausgesetzt ist. Auch dass der Dibbuk im wahrsten Sinne des Wortes ein „teuflischer“ Manipulator ist, macht das Ganze nicht einfacher. Denn durch einige gezielte und äußerst hinterhältige Aktionen steht nämlich plötzlich der Vater als Buhmann der Familie da, der für den psychischen Knacks seiner Tochter die Verantwortung trägt.
Glücklicherweise nimmt sich „Possession – Das Dunkle in dir“ nicht durchweg so bierernst, wie andere Genrevertreter, was wohl auch dem Produzenten Sam Raimi zu verdanken ist. Allein der Ausflug in das jüdische Viertel der Stadt ist ein herrlich skurriler Augenblick, denn wenn die einzige Hilfe von einem unseriösen Jungrabbi zu erwarten ist, dann freut man sich insgeheim als Zuschauer diebisch auf die anschließende Dämonenaustreibung. Und tatsächlich, dank Ole Bornedals grandiosem Gespür für stimmungsvolle, ästhetische Bilder wird der Schlussakt in einem leer stehenden Teil eines Krankenhauses zu einem wirklich unheimlichen Katz- und Maus-Spiel. Und wenn Jeffrey Dean Morgan ("Watchmen") als besorgter Vater sich langsam durch eine spärlich beleuchtete Leichenhalle kämpft, erinnert das Ganze sogar ein wenig an Bornedals „Nightwatch - Nachtwache“.
Fazit: Obwohl in „Possession – Das Dunkle in dir“ stellenweise recht uninspiriert Genre-Klischees aneinanderreiht werden, bietet der Film dank Ole Bornedals inszenatorischer Raffinesse wenigstens stellenweise gelungene und stimmungsvoll-unheimliche Unterhaltung.
"I'm bringing the boom!"
Schon mal aufgefallen, dass Kevin-James-Komödien immer nach demselben Schema verlaufen? Denn der lustige Dicke aus der beliebten Sitcom „King of Queens“ darf, ganz im Stile alter Donald-Duck-Cartoons, in seinen Leinwandausflügen in die verschiedensten Jobs der amerikanischen Mittelschicht schlüpfen. Hier stellt er den Arbeitsalltag durch seine liebenswert-tollpatschige Art gehörig auf den Kopf – Lustig, oder? So durfte er sich bereits als Zoowärter, Kaufhaus-Polizist, Feuerwehrmann und Vertreter versuchen. Auch in „Das Schwergewicht“ bleibt James dieser Tradition treu und schlüpft in die Rolle eines Biologielehrers, der zu einem Cage-Fight-Kämpfer mutiert, um das Geld für die Rettung des schuleigenen Musikkurses zu beschaffen. Eine familienfreundliche „Warrior“-Version mit Kevin James? Das kann doch nur schief gehen. Doch allen Unkenrufen zum Trotz funktioniert die neue Komödie von Frank Coraci („Klick“) sogar stellenweise richtig gut, was besonders an den gelungenen Cage-Fight-Einlagen liegt. „Das Schwergewicht“ ist somit die erste Kevin-James-Komödie, die nicht nur Kevin-James-Fans unterhalten dürfte.
Scott Voss (Kevin James) war mal ein guter Biologielehrer. Eigentlich war er nicht nur gut, sondern sehr gut, schließlich wurde er sogar Lehrer des Jahres. Doch diese Zeiten sind lange vorbei und inzwischen trifft Scott Voss meist lang nach seinen Schülern im Klassenzimmer ein. Das ändert sich, als er davon erfährt, dass auf Grund von Budgetkürzungen kein Geld mehr für den beliebten Musikkurs des Orchesterleiters Marty (Henry Winkler) mehr vorhanden ist. Doch wie sollen die bis zum Ende des Semesters benötigten 48.000 Dollar beschafft werden? Obwohl die Lage hoffnungslos erscheint, gibt Scott nicht auf und beschließt als Mixed-Martial-Arts-Kämpfer das Geld zu beschaffen.
Wirklich „dick“ ist der ehemals stark adipöse Lastwagenfahrer aus „King of Queens“ schon lange nicht mehr. Verkörperte er in „Der Kaufhaus-Cop“ noch den liebenswerten Pfundskerl von nebenan, purzelten die Pfunde von Film zu Film immer stärker. In „Das Schwergewicht“ präsentiert sich Kevin James erstmals richtig durchtrainiert und macht dadurch sogar neben Größen des Sports eine erstaunlich gute Figur. Denn auch wenn Kevin James sonst immer den Nice-Guy gegeben hat, in „Das Schwergewicht“ langt er auch gerne mal kräftig hin.
Dass in einem Kevin-James-Film mal Blut fließt, Fäuste fliegen und sich die Protagonisten ernsthaft Gedanken um ihre Gesundheit machen müssen, hätte vor „Das Schwergewicht“ wohl keiner gedacht. Doch der bekennende MMA-Fan Kevin James wollte mit diesem Projekt keine halben Sachen machen, schließlich hatte er oft genug betont, dass es sich hierbei um ein Herzensprojekt von ihm handelt. Und so wurden Kampfsportgrößen wie Bas Rutten, Mark DellaGrotte und Jason Mayhem Miller verpflichtet, die nicht nur mit dem „King of Queens“-Star trainiert haben, sondern auch gleich für das nötige Maß an Authentizität sorgen.
So überraschend gut die Kampfszenen sind, so vorhersehbar ist die Geschichte um den desillusionierten Biologielehrer, der plötzlich sein Lehrer-Mojo wiederentdeckt. Denn wenn Biologielehrer Scott Voss plötzlich auf Tische steigt und versucht den Schülern mit einigen Scherzen den Lehrstoff in die Köpfe zu treiben, dann sind die Parallelen zu „Der Club der toten Dichter“ offensichtlich. Innovatives erwartet man von einer Frank-Coraci-Komödie eigentlich ohnehin nicht, doch wenn ein Film so dermaßen schematisch gestaltet ist, ärgert das schon ein wenig. Und so bleibt die Handlung gänzlich vorhersehbar, wobei natürlich ein finaler und unnötiger Twist nicht fehlen darf, um den letzten Kampf noch einmal so richtig „spannend“ zu machen. Wenn letztendlich sogar der Schulchor extra zu diesem Event eingeflogen wird, um den prügelnden Biologielehrer mit einer Live-Hymne in den Käfig zu begleiten, ist das selbst für eine Komödie wie „Das Schwergewicht“ eindeutig zu dick aufgetragen.
Wenigstens die Darsteller sind mit Spaß bei der Sache. Neben einem liebenswerten Kevin James, können auch Selma Hayek („Frida“), Bas Rutten („Sinners and Saints“) und Henry Winkler („Arrested Development“) überzeugen. Große Schauspielkunst wird hier natürlich nicht gezeigt, doch zwischen diesen vier Schauspielern scheint die Chemie einfach gestimmt zu haben und so wird aus „Das Schwergewicht“ zwar kein guter, dafür aber immerhin ein kurzweiliger Film.
Fazit: Wenig flache Witze, dafür mehr Treffer unter die Gürtellinie: „Das Schwergewicht“ ist der erste Kevin-James-Solo-Film mit echtem Unterhaltungswert.
"Welcome to Hotel Transylvania!"
Urlaub: Was könnt es Schöneres geben, als am Pool einfach ungestört die Seele baumeln zu lassen? Was für Normalsterbliche kein Problem darstellt, ist für Werwölfe, Zombies, Mumien & Co. ein fast unlösbares Unterfangen, denn wo können die wohl berühmtesten Monster der Film- und Fernsehgeschichte ihren Urlaub genießen, ohne gleich Angst und Schrecken unter den übrigen Urlaubern zu verbreiten? Abhilfe schafft da das „Hotel Transsilvanien“, wo Monster noch Monster sein dürfen. Ins Leben gerufen wurde dieses eigenwillige Bauprojekt vom Grafen Dracula höchstselbst. In seinem Hotel bietet der Graf seinen Gästen den größtmöglichen Luxus in einer garantiert menschenfreien Umgebung. Denn diese sind nicht nur schrecklich anzusehen, sondern stellen mit ihren Fackeln, Holzpflöcken und Silberkugeln auch die größte Gefahr für friedliebende Monster dar. Regisseur Genndy Tartakovsky („Samurai Jack“) hat mit „Hotel Transsilvanien“ einen im wahrsten Sinne monstermäßigen Spaß kreiert. Laut, schnell und vollkommen durchgeknallt präsentiert sich der neue Animationsfilm aus den Sony Pictures Animation-Studios („Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“) und weckt dadurch Erinnerungen an alte Tex-Avery-Cartoons.
Tief in den dunkelsten Wäldern Transsilvaniens, hinter einem verfluchten Friedhof liegt ein altes Gemäuer, das die schrecklichsten Kreaturen der Welt beherbergt: Das 5-Sterne Monster-Hotel „Hotel Transsilvanien“. In diesem Hotel sagen sich nicht nur Yeti und Bigfoot „Gute Nacht“, denn Graf Dracula (Adam Sandler) wacht persönlich darüber, dass sich seine Gäste auch richtig entspannen können. Und dazu gehört auch, dass er das Hotel vor den gemeingefährlichen Menschen und ihren todbringenden Feuerfackeln schützt, die den Monstern schon seit vielen Jahren das Leben zur Qual machen. Anlässlich des 117. Geburtstages seiner Tochter Mavis (Selena Gomez) versammelt sich wieder einmal die gesamte Monsterwelt, um diesen Ehrentag gebührend zu feiern, doch irgendwie hat auch der menschliche Rucksack-Tourist Jonathan (Andy Samberg) einen Weg zur Burg gefunden…
Im „Hotel Transsilvanien“ ist die Hölle los: Skelettierte Mariachi-Bands, emsige Zombie-Bauarbeiter, hexende Putzfrauen und mittendrin eine Schar Werwolfkinder. Langweilig wird es in diesem eigenwilligen Hotel mit Sicherheit nicht, denn hier passiert so viel gleichzeitig, dass man selbst bei der zweiten und dritten Sichtung noch immer auf neue, verrückte Details stoßen dürfte. Und so ist man als Zuschauer ebenso von dem Geschehen auf der Leinwand fasziniert, wie Protagonist Jonathan und begibt sich gemeinsam mit ihm auf eine turbulente Entdeckungsreise durch das unheimliche Gemäuer.
Da stört es auch kaum, dass sich die Story rund um Graf Dracula und dessen abenteuerlustige Teenie-Tochter auf bereits metertief ausgetretenen Pfaden bewegt, wobei natürlich der obligatorische Vater-Tochter-Streit mit anschließender Versöhnung nicht fehlen darf. Dass „Hotel Transsilvanien“ trotz vorhersehbarer Handlung dennoch bis zum Schluss Spaß macht, ist vor allem den eigenwillig animierten Figuren zu verdanken. Denn diese sind bewusst cartoonesk gehalten, verändern bei Bedarf Form und Größe und auch den körperlichen Beschränkungen wird hier nicht allzu viel Beachtung geschenkt. Denn wenn Draculas Kopf vor Wut um ein Vielfaches anschwillt und sich Monster schlangengleich auf der Tanzfläche bewegen erinnert der ganze Spaß eher an „Ren & Stimpy“-Cartoons als an die fein ausgearbeiteten Pixar-/Dramworks-Animationsfilme. Zwar sind und bleiben alle Figuren dabei immer niedlich anzusehen, dennoch könnten einzelne Gestalten in Kinderaugen durchaus bedrohlich wirken. Zum Beispiel der groteske, sadistische Chefkoch Quasimodo, der sich gemeinsam mit seiner fiesen Ratte Esmeralda unentwegt auf die Jagd nach Menschenfleisch begibt oder aber die vielen ächzenden und stöhnenden Zombie-Butler.
„Hotel Transsilvanien“ setzt in Sachen Humor eher auf Masse statt Klasse und scheint somit perfekt auf seine Synchronsprecher zugeschnitten zu sein. Denn für „Hotel Transsilvanien“ stand neben Kevin James („Das Schwergewicht“), Andy Samberg („Der Chaos-Dad“), Steve Buscemi („The Big Lebowski“) und David Spade („Kindsköpfe“) auch der Pate des Schenkelklopfer-Humors Adam Sandler („Jack & Jill“) höchstpersönlich hinter dem Mikrofon. Dennoch sind wenige Gags „echte“ Rohrkrepierer und besonders die vielen Anspielungen und Querverweise auf klassische Monsterfilme dürften bei den älteren Kinogängern immer wieder für vergnügliche Augenblicke sorgen.
Fazit: Trotz einer schwachen Story ist Genndy Tartakovsky mit „Hotel Transsilvanien“ ein unterhaltsamer und vollkommen überdrehter Animationsfilm gelungen, der besonders bei eingefleischten Monsterfans kräftig punkten dürfte.
"Hurra, wir fahren nach Britannien! Da gibt es ganz frische Römer."
Asterix, der kleine schlaue Gallier mit dem Fläschchen voll Zaubertrank erfreut seit 1959 Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Ideenväter des schnauzbärtigen Römerschrecks sind Autor René Goscinny (1926–1977) und Zeichner Albert Uderzo. Doch Asterix und sein dicker Freund Obelix durften sich nicht nur auf dem Papier durch Römerhorden prügeln: Insgesamt acht Mal haben es die beiden tollkühnen Gallier in animierter Form auf die Kinoleinwände geschafft. Zumeist konnten die Leinwandausflüge sogar dem Geist ihrer Vorlage gerecht werden und erfreuen sich sogar bei eingeschworenen Asterix-Fanboys größter Beliebtheit. Als 1999 Claude Zidi („Brust oder Keule“) mit „Asterix & Obelix gegen Caesar“ den ersten Asterix-Realfilm in die Kinos brachte, waren die Erwartungen natürlich groß und die darauf folgende Enttäuschung umso größer. Bei diesem ungallischen Abenteuer hätte Goscinny die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, da konnte selbst ein Gérard Depardieu, der als Obelix eine gute Figur machte, nichts mehr retten. Doch wer hier bereits glaubte, dass es schlimmer nicht mehr geht, wurde durch „Asterix & Obelix: Mission Kleopatra“ und „Asterix bei den Olympischen Spielen“ eines besseren belehrt. Nun kommt mit „Asterix & Obelix: Im Auftrag Ihrer Majestät“ ein weiterer Realfilm in die Kinos und Asterix-Fans fürchteten bereits das Schlimmste. Allen Unkenrufen zum Trotz entpuppt sich „Asterix & Obelix: Im Auftrag Ihrer Majestät“ als der beste Teil der Reihe, auch wenn er dennoch nicht über das Mittelmaß hinauskommt.
Britannien wird von den Römern überrannt, doch ein Dorf leistet verzweifelt Widerstand. Als die Kräfte zu schwinden beginnen, schickt Cordelia, die Königin der Briten (Catherine Deneuve) ihren treuen Boten Teefax (Guillaume Gallienne) auf ins entfernte Gallien. Hier soll der treue Diener die Gallier ausfindig machen, die dem großen Cäsar (Fabrice Luchini) dank eines kräftesteigernden Zaubertrankes schon seit Jahren Paroli bieten. Dort angekommen trifft Teefax auf die beiden Gallier Asterix (Édouard Baer) und Obelix (Gérard Depardieu), die von Dorfhäuptling Majestix dazu auserkoren werden, dem tapferen Briten auf seiner Reise zu begleiten…
Alles neu in „Asterix & Obelix: Im Auftrag Ihrer Majestät“: Frischer Regisseur, neuer Asterix (mit Édouard Baer schlüpft inzwischen schon der dritte Schauspieler in die Rolle des gewitzten Galliers) und erstmalig Asterix in 3D, lediglich Depardieu als Obelix blieb erhalten. Kein Wunder, schließlich ist ihm die Rolle inzwischen im wahrsten Sinne auf den Leib geschrieben. Mit Laurent Tirard nimmt nun ein Regisseur auf dem Regiestuhl Platz, der sich bereits mit den Arbeiten des legendären René Goscinny auskennt, immerhin brachte er bereits 2010 „Der kleine Nick“ in die französischen Kinos. Zudem schrieb Laurent Tirard gemeinsam mit Grégoire Vigneron das Drehbuch, mit positiven Auswirkungen: „Asterix & Obelix: Im Auftrag Ihrer Majestät“ kommt der Comic-Vorlage deutlich näher als seine Vorgänger. So sind einzelne Sequenzen fast bildgetreu aus dem Comic übernommen worden und dann und wann ertappt man sich dabei, wie einem solche Szenen ein Lächeln auf das Gesicht zaubern.
Warum man sich nicht darauf beschränkt hat lediglich „Asterix bei den Briten“ als Vorlage zu nutzen, bleibt ein Rätsel. Stattdessen wurden noch einzelne Elemente aus dem „Asterix und die Normannen“-Band in die Handlung zu integriert. Diese an sich äußerst amüsante Geschichte wird hier für ein paar billige Lacher schlichtweg verkauft und erweist sich letztlich als überflüssiger Ballast. Leider krankt auch das neuste Asterix-Abenteuer wieder einmal am Humor, denn nur wenige Gags können wirklich zünden. Unterhaltsam wird es immer dann, wenn das Liebesleben der beiden gallischen Mittdreißiger in den Mittelpunkt rückt und ihre Beziehung näher beleuchtet wird. Denn wer hat sich nicht schon einmal die Frage gestellt, ob Asterix und Obelix vielleicht doch mehr als nur „gute Freunde“ sind?
Dank aufwendiger Computeranimationen und überzeugender 3D-Technik macht „Asterix & Obelix: Im Auftrag Ihrer Majestät“ wenigstens visuell einiges her: Wenn Cäsars Flotte nach Britannien übersetzt und auf ihrem Weg so manch unschuldiges Piratenboot entzwei sprengt, oder die Wirkung des geheimen Zaubertranks auf seine Konsumenten gekonnt in Szene gesetzt wird, dann weiß man, wo die 60 Millionen Euro Budget geblieben sind. Schade nur, dass da nicht ein bisschen mehr Geld in die Kostüme gesteckt wurde, denn diese wirken oftmals, gelinde gesagt, billig.
Fazit: Die Die Ga.. die Ga..Ga-ga Ga-ga…die Gallier sind zurück! „Asterix & Obelix: Im Auftrag Ihrer Majestät“ ist mit Abstand die beste Realfilm-Umsetzung der Asterix-Abenteuer. Traurigerweise muss man eigentlich sagen, denn über das gepflegte Mittelmaß kommt auch das neuste gallische Abenteuer nicht hinaus. 2014 wird der clevere Gallier mit „Asterix: The Land of the Gods auch erstmalig in computeranimierter Form im Kino zu sehen sein - Wir hoffen weiterhin das Beste...
"Because Filipino Tilt-a-Whirl operators are this nation's backbone!"
Es wird wieder gewählt in den USA und wie immer veranstalten die Kandidaten ein Spektakel sondergleichen, um die Stimmen der Wähler für sich zu gewinnen. Wohl in keinem anderen Land der Welt wird aus einer politischen Wahl so ein überdimensioniertes Spektakel gemacht, wie im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Auf Mitgliederversammlungen werden prominente Unterstützer aus der Musik- und Filmszene als Redner geladen, angesagte Bands rocken die Wahlveranstaltungen und tonnenweise Feuerwerkskörper werden in die Luft gejagt. Ebenso spektakulär wie der Wahlkampf sind auch die Versprechen, die die Politiker im Falle ihrer Wahl erfüllen wollen. Den Vogel in diesem Wahljahr hat wohl der republikanische Kandidat Newt Gingrich abgeschossen, der erklärte, dass er im Falle eines Wahlsieges plane, bis 2020 eine Basis auf dem Mond errichten zu lassen. Allein solche Aussagen sind doch schon reine Realsatire und bieten genügend Stoff für eine gelungene Komödie. Umso bedauerlicher ist es da, dass die neue Polit-Komödie „Die Qual der Wahl“ von Jay Roach („Austin Powers“) solche Steilvorlagen größtenteils unbeachtet lässt und stattdessen eher auf Zoten und Klamauk zurückgreift, um das Publikum bei Laune zu halten. So wird aus einem Gipfeltreffen der Comedy-Schwergewichte Will Ferrell („Die etwas anderen Cops“) und Zach Galifianakis („Hangover“) statt einer bissigen Polit-Satire leider nicht mehr als eine laue Sketch-Parade.
Der Abgeordnete Cam Brady (Will Ferrell) ist North Carolinas bester Mann. Trotz unzähliger Patzer und peinlicher Pannen gewinnt Brady die Wahlen immer haushoch, denn Cam Brady ist der einzige Kandidat in seinem Wahlkreis. Doch das wollen die beiden Motch-Brüder (Dan Aykroyd & John Lithgow) jetzt ändern. Diese schwerreichen Industrie-Giganten planen, einen Teil North Carolinas an China zu verkaufen und so kräftig bei den Produktions- und den Importkosten zu sparen. Zu diesem Zweck finanzieren sie den Wahlkampf des bisher unbekannten Politikers Marty Huggins (Zach Galifianakis), der sich unwissend der Ziele seiner Geldgeber von nun an ein hartes Kopf-an-Kopf-Rennen mit seinem politischen Widersacher leistet…
„Die Qual der Wahl“ funktioniert immer dann am besten, wenn im Film das aktuelle Polit-Geschehen in den USA karikiert wird. So erinnert Kandidat Marty Huggins flotter Slogan „It’s a mess“ nicht von ungefähr an den eingängigen Baumeister-Bob Spruch „Yes, we can“, mit dem Obama im Wahlkampfjahr 2008 die Massen für sich einnahm. Herrlich abgedreht sind natürlich auch die Wahlkampf-Videos, die eindeutig zu den Highlights des Filmes gehören und dabei den Werbespots der realen Vorbilder in nichts nachstehen. Denn populistische Reden, Verleumdungen und übertriebenes Pathos gehören ja nicht nur in „Die Qual der Wahl“ zum guten Ton im Wahlkampf. Schließlich beginnt der Film ja nicht umsonst mit dem legendären Ross Perot-Zitat: „Im Krieg gibt es Regeln, im Schlammcatchen gibt es Regeln - in der Politik gibt es keine Regeln.“ Wenn Jay Roach seine Kandidaten dann auch noch zu von Industriemoguln gelenkten Marionetten degradiert, möchte man am liebsten gar nicht wissen, wie nahe er der Wahrheit damit kommt.
Leider bilden solche bitterbösen Seitenhiebe gegen das amerikanische Polit-System eher die Ausnahme, denn zumeist beschränkt sich „Die Qual der Wahl“ auf harmlosen Klamauk und niveaulose Zoten. Doch inmitten der halbgaren Gags haben sich auch einige echte Brüller versteckt, so zum Beispiel Will Ferrells wuchtige Baby-Punch-Einlage inklusive beeindruckender Super-Zeitlupe. Leider nimmt die Gagdichte mit zunehmender Spielzeit immer mehr ab und so plätschert der Film im letzten Drittel dem alles entscheidendem Wahltag entgegen. Wenn wenigstens das große Finale noch einmal kräftig an Fahrt aufnehmen würde, könnte man über vorangegangene Schwächen vielleicht hinwegsehen, doch stattdessen bekommt man ein Weichspüler-Ende geboten, das so gar nicht zu der Grundstimmung des restlichen Films passen will. Denn wenn der richtige Politiker siegt und die profitgierigen Großkapitalisten ihre gerechte Strafe bekommen, hat das mit der Realität rein gar nichts mehr zu tun.
Fazit: Schade, das war nichts! Da können sich Will Ferrell und Zach Galifianakis noch so ins Zeug legen, doch ein ideenloses Drehbuch können selbst diese beiden Comedy-Größen nicht aufwiegen. Mit etwas mehr politischem Biss und weniger Klamauk hatte aus „Die Qual der Wahl“ ein richtig guter Film werden können. So allerdings geht diese Komödie im diesjährigen Comedy-Einerlei gnadenlos unter.
"We both know how this has to go down. So why don't you do what old men do... and die."
Gute Science-Fiction-Filme sind in den letzten Jahren zu einer echten Rarität geworden. Denn in Zeiten, in denen am Computer nahezu alles möglich ist, scheinen viele Regisseure zu glauben, dass atemberaubende Spezialeffekte und eine eindrucksvolle Kulisse ein ausreichender Ersatz für ein gutes Drehbuch wären. Wie schön, dass es alle Jahre dann doch wieder einen Film gibt, der einem vom Gegenteil überzeugt. Und die Vorzeichen, dass „Looper“ ein echter Sci-Fi-Knaller werden würde, standen nicht schlecht. So machten nicht nur die ersten Trailer Lust auf mehr, sondern auch das Presseecho nach seiner Weltpremiere auf dem „Toronto International Film Festival“ fiel unerwartet gut aus. Und das durchaus zu Recht, denn auch wenn „Looper“ vielleicht hier und dort einzelne Schwächen offenbart, kann der neue Film vom „Brick“-Regisseur Rian Johnson mit seinem rauen, ungehobelten Flair und einer wirklich packenden Geschichte überzeugen.
Im Jahre 2074 sind Zeitreisen zwar keine Zukunftsmusik mehr, dennoch aber strengstens verboten. Einige hochrangige Verbrecherorganisationen benutzen diese Technik jedoch um unliebsame Personen 30 Jahre in die Vergangenheit zu schicken, wo sie dann sofort von speziellen Auftragskillern, sogenannten Loopern, erwartet und sogleich eliminiert werden. Dabei erklären sich die Looper bereit früher oder später einen ganz besonderen Auftrag anzunehmen: Um ihre Spuren zu verwischen, schicken die Gangster aus dem Jahre 2074 die noch lebenden Looper zurück in die Vergangenheit, wo sie dann von ihrem jüngeren Ebenbildern getötet werden. Diesen Prozess nennt man „den Loop schließen“. Soweit in der Theorie, doch als das Zukunfts-Ich (Bruce Willis) von Looper Joe (Joseph Gordon-Levitt) ohne die sonst üblichen Fesseln und dem Sack auf dem Kopf vor ihm erscheint, zögert der sonst so unbarmherzige Killer eine Sekunde und wird daraufhin prompt von seiner älteren Version überrumpelt. Joe versucht seinen Fehler wieder auszubügeln und versucht von nun an verzweifelt, sein Zukunfts-Ich zu erledigen…
„Looper“ ist endlich einmal wieder so ein richtig dreckiger, harter Science-Fiction-Thriller. Anders als bei dem „Total Recall“-Remake mit Colin Ferrell glänzt und glitzert es hier nicht an allen Ecken. Stattdessen kriegt der Zuschauer eine futuristische Metropole geboten, die kurz vor dem Kollaps zu stehen scheint. Kriminelle Organisationen ziehen die Fäden in der Stadt, Armut und Gewalt beherrscht die Straßen und Drogen und Prostitution scheinen das Einzige zu sein, das die Menschen bei Laune hält. Anders als bei vielen Science-Fiction-Blockbustern verliert sich „Looper“ auch nicht in abgedrehten Zukunfts-Spielereien. Denn abgesehen von einigen schwebenden Motorrädern, die als absolutes Luxusgut gelten, gibt es wenige futuristische Elemente im Stadtbild der Zukunft zu entdecken, wodurch „Looper“ einen angenehm realistischen Touch erhält.
In diese Dystopie fügen sich nun perfekt die Looper ein. Diese eiskalten Auftragskiller mähen ihre Opfer mit einem Schuss aus ihrer modifizierten Shotgun geradezu nieder und sind dabei immer absolut skrupellos und unbarmherzig. Es hat schon etwas Erschreckendes, wenn Looper Joe am helllichten Tag auf einem Feldweg seine Opfer geradezu hinrichtet, die sich wie aus dem nichts vor ihm materialisieren. Ein Job ist eben ein Job. Von Angst und Mitleid ist hier nichts zu merken, denn Joe arbeitet wie eine Maschine: effizient, schnell und immer pünktlich.
Doch nicht nur Joseph Gordon-Levitt weiß in der Rolle des eiskalten Auftragskillers zu gefallen. Auch Bruce Willis als dessen ältere Version aus der Zukunft zeigt richtige Charakterdarsteller-Qualitäten, denn in einer so emotionalen Rolle hat man den alternden Action-Haudegen schon lange nicht mehr erlebt. Wenn Willis dann auch noch zum Wohl seiner Frau unverzeihliche Gräueltaten begeht, weiß man als Zuschauer nicht mehr, ob man seinen Charakter nun hassen oder eher Mitleid mit ihm haben soll. Schließlich ist er sich seiner sträflichen Taten durchaus bewusst und zerbricht allmählich an diesen. An die Action-Fans wurde natürlich auch gedacht: Wenn Bruce Willis im Schlussakt mit gleich zwei Maschinengewehren im Anschlag mit dem üblen Gesindel abrechnet, dann fühlt man sich doch ein wenig wie in einer futuristischen „Stirb Langsam“-Version.
Leider haben Zeitreisefilme oft das Problem, dass sich gerne der ein oder andere Logik-Fehler einschleicht, der dann nachhaltig das Filmvergnügen trübt. Auch „Looper“ hat in diesem Punkt einige Schwächen, weiß aber um diese und nimmt das Ganze mit Humor. Wenn sich Bruce Willis und Joseph Gordon-Levitt in einem Diner die Gesetzmäßigkeiten der Zeitreise austauschen und diese noch im gleichen Atemzug als komplexen Unsinn abtun, kommt das einer Aufforderung gleich, diesem Aspekt doch keine allzu große Bedeutung beizumessen und stattdessen einfach den Film zu genießen.
Fazit: „Looper“ ist wohl der beste Science-Fiction-Film des Jahres. Originelle Action-Unterhaltung mit einer echten Traum-Besetzung. Schön, dass es in Zeiten der ewigen Sequels, Remakes und Reboots auch noch Platz für solch ungeschliffene Perlen gibt.
"You must be French. You've got a lot of oui-oui."
Aus der amerikanischen Comedy-Geschichte sind diese drei Namen nicht mehr wegzudenken: Moe, Larry und Curly, die wohl vielen besser bekannt sein dürften als „The Three Stooges“. Denn neben dem Comedy-Duo „Stan & Laurel“ sind diese drei Knalltüten wohl die bekanntesten Verfechter des klassischen Slapstick-Humors und erfreuten in 190 Kurzfilmen (in wechselnder Besetzung) bis in die 70er Jahre Kinder und Erwachsene gleichermaßen. Markenzeichen der Stooges-Sketche war der äußerst körperbetonte Humor, so durften beispielsweise die berühmten Hau-, Stech- und Kneifeinlagen in keinem der Stooges-Filme fehlen. Wie brutal es teilweise am Set der Stooges zugegangen sein muss, lässt sich durch eine Klausel erahnen, die sich Schauspieler Joe Besser, der von 1957 – 1959 in den Filmen mitwirkte, in seinen Vertrag einbauen lies und welche ihn vor körperlicher Gewalt am Set schützen sollte. Obwohl sich die Stooges in Amerika größter Beliebtheit erfreuten, schafften es die Komiker nie außerhalb der USA Fuß zu fassen. Inzwischen sind die goldenen Jahre der Stooges schon seit mehr als 60 Jahren vorbei, dass die durchgeknallten Spaßmacher aber immer noch Menschen begeistern können, zeigt der neue Film der Farrelly-Brüder („Verrückt nach Marry“). Für ihre liebevolle Hommage „Die Stooges - Drei Vollpfosten drehen ab“ erwecken die Regisseure die Komiker-Truppe zu neuem Leben. Das Resultat ist eine alberne, laute Komödie, die sich immer nah an der Grenze des guten Geschmacks bewegt. Im Endeffekt also genau das, was Stooges-Fans erwartet haben.
Seit ihren Kindertagen leben die Stooges-Brüder Moe (Chris Diamantopoulos), Curly (Will Sasso) und Larry (Sean Hayes) in einem kirchlichen Waisenhaus und sorgen dort mit ihren Streichen für jede Menge Chaos. Als die drei Vollchaoten jedoch mitbekommen, dass ihr Heim in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten steckt, gibt es für sie kein Halten mehr. In der großen Stadt soll nun das Geld für die Rettung des Waisenhauses aufgetrieben werden, doch das stellt sich als äußerst schwieriges Unterfangen heraus…
Dass die Farrellys die richtigen Regisseure für diesen Job sind, war eigentlich von vornherein klar. Denn das Brüdergespann versteht sich hervorragend darauf, die Verlierer des Lebens komisch in Szene zu setzen, ohne sie gleichzeitig dem Publikum als reines Spottobjekt zu präsentieren. Glück für die Stooges, die in ihren Filmen immer in die Rollen von Sonderlingen, Außenseitern und Verlierertypen verkörperten. So waren sie sowohl alleinerziehende Familienväter, unfähige Frontsoldaten, heruntergekommene Landstreicher und gescheiterte Unternehmer. Die Stooges führen uns die eigenen Schwächen vor Augen und lassen uns trotzdem darüber lachen, eine Fähigkeit, die den drei Knallköpfen auch in ihrem neusten Abenteuer nicht abhanden gekommen ist.
Als vor einiger Zeit Gerüchte über das Stooges-Projekt der Farrellys die Runde machten, waren zwischenzeitlich Namen wie Sean Penn („Milk“), Jim Carrey („Ace Ventura“) und Benicio del Toro („Fear and Loathing in Las Vegas“) als Besetzung von Moe, Larry und Curly im Gespräch. Natürlich war die Enttäuschung groß, als bekannt wurde, dass statt der drei Hollywood-Hochkaräter nun die hierzulande eher unbekannten Seriendarsteller Chris Diamantopoulos, Will Sasso und Sean Hayes in die Rollen der Chaoten-Brüder schlüpfen würden. Letztendlich scheint es aber so, als hätten die Farrellys das richtige Händchen bei der Besetzung ihrer Stooges bewiesen, denn die drei Darsteller sehen ihren Vorbildern nicht nur verdammt ähnlich, sondern verstehen sich auch blendend darauf, die Ticks und Eigenarten der Stooges gekonnt nachzuahmen.
Feingeister werden über den Humor in „Die Stooges - Drei Vollpfosten drehen ab“ verzweifelt die Hände über den Kopf zusammenschlagen, denn das Motto dieses Films lautet: Quantität statt Qualität. Ein wahres Gag-Gewitter lassen die Farrellys hier über den Zuschauer hereinbrechen, dass nur wenige der Witze auch voll ins Schwarze treffen, ist dabei schon fast nebensächlich. Neben den klassischen Hau-, Stech- und Kneifeinlagen wird tief in der Stooges-Witzkiste gekramt und so der ein oder andere längst in Vergessenheit geratene Schenkelklopfer wieder ans Tageslicht befördert. Dass es sich dennoch um einen echten Farrelly-Film handelt, lässt sich dennoch kaum übersehen. Denn auch zotige Ausfälle, so zum Beispiel ein Baby-Pinkel-Duell im Krankenhaus, gibt es in „Die Stooges - Drei Vollpfosten drehen ab“ genug. Das eigentliche Highlight des Films ist jedoch das Aufeinandertreffen der beliebtesten Unterhaltungs-Formate der 30er/40er Jahre mit denen der Neuzeit: Denn wenn die Stooges plötzlich Teil des Reality-TV-Formats „Jersey Shore“ werden, prallen Welten aufeinander, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Dabei verzichten die Farrellys bewusst darauf, Kritik an dem Party-Gedöns zu üben, denn von welchem Format man sich nun besser unterhalten fühlt, darf das Publikum letztendlich selber entscheiden.
Fazit: Die Stooges sind zurück und sie sind so laut, nervtötend und albern wie eh und je! Dass der Film dennoch stellenweise verdammt viel Spaß macht, verdankt der Film der liebevollen Regiearbeit der Farrelly-Brüder, für die mit diesem Projekt ein echter Herzenswunsch in Erfüllung gegangen ist - Ein Film von Fans für Fans eben.
"Shut up you soppy tart, those things out there are fucking zombies"
Als „Cockneys“ werden im englischen Volksmund die alteingesessenen Bürger der Londoner Arbeiterklasse bezeichnet, die in Hörweite der St. Mary-le-Bowdie-Kirchenglocken geboren worden sind. Auch wenn der Slang etwas gewöhnungsbedürftig ist und der Umgangston deutlich rauer als im Rest London zu sein scheint, so sind die Cockneys doch das eigentliche Herz von London. Im Spielfilmdebüt „Cockneys vs. Zombies“ des Berliner Regisseurs Matthias Hoene müssen nun diese waschechten Londoner Originale ihr geliebtes Viertel gegen eine hungrige Zombie-Horde verteidigen. Und auch wenn erst vor ein paar Jahren die „Shaun of the Dead“-Zombies in England für Angst und Gelächter gesorgt haben, muss sich „Cockneys vs. Zombies“ keineswegs vor seinem „großen Bruder“ verstecken. Überaus sympathische Hauptcharaktere, allen voran die waffengeschulten Rentner, ein paar wirklich verrückte Einfälle und ein stimmungsvoller Soundtrack lassen diese kleine Zombiekomödie zu einem äußerst kurzweiligen Filmvergnügen werden.
Um die Seniorenresidenz ihres Großvaters Ray (Alan Ford) vor dem finanziellen Ruin zu bewahren, beschließen die Brüder Andy (Harry Treadaway) und Terry Maguire (Rasmus Hardiker) eine Bank im Londoner Nobelviertel auszurauben. Ein Verbrechen von diesem Kaliber kann man natürlich nicht alleine über die Bühne bringen, und so hat sich das Brüderpaar mit Cousine Katy (Michelle Ryan), dem trotteligen Kleinganoven Davey (Jack Doolan) und dem waffenverrückten Psychopathen Mental Mickey (Ashley Bashy Thomas) mehr oder weniger kompetente Unterstützung besorgt. Doch leider geht der Plan in die Hose und die Ganoventruppe ist gezwungen sich in der Bank vor den angerückten Polizeikräften zu verschanzen. Als sie schließlich mit einigen Geiseln im Gepäck wieder in die Freiheit wagen, haben sich die Probleme mit der Polizei erledigt. Denn diese hat momentan genug damit zu tun, sich gegen eine Zombie-Meute zu erwehren, die im Begriff ist ganz London zu überrennen…
Auch Zombiefilme folgen einem gewissen Regelwerk: Normalerweise begleitet der Zuschauer eine kleinere Gruppe von Menschen durch zombieverseuchte Großstädte auf dem Weg zum nächsten gesicherten Stützpunkt. Diese Gruppen beinhalten Menschen verschiedenen Geschlechts, Alter, Herkunft und Religion. Menschen aus der Nachbarschaft eben, Normalos ohne großartige körperliche Beeinträchtigungen. Doch wie würden sich gesellschaftliche Randgruppen im Kampf mit den wandelnden Untoten schlagen? Wie sähe eine Zombieinvasion in einem Gefängnis, in einer Nervenheilanstalt oder in gar in einem Altersheim aus? Letztgenannter Schauplatz steht nun im Mittelpunkt der Zombie-Komödie „Cockneys vs. Zombies“. Denn während die fürsorglichen Enkel versuchen, sich irgendwie durch das verseuchte London zu kämpfen und ihren Großvater aus dem Seniorenheim zu retten, beweist dieser in der Zwischenzeit, dass sich auch ältere Menschen noch hervorragend gegen Zombies wehren können und längst nicht so hilflos sind, wie allgemein angenommen.
Als besonderes Highlight erweist sich hierbei die Besetzung der rüstigen Zombie-Killer, denn niemand Geringeres als die britische Schauspiel-Legende Alan Ford („Snatch – Schweine und Diamanten“) und das ehemalige Bond Girl Honor „Pussy Galore“ Blackman („Mit Schirm, Charme und Melone“) machen den wankenden Untoten die Hölle heiß. Und dass den beiden britischen Schauspiel-Größen die abgefahrene Zombie-Klopperei sichtlich Spaß gemacht hat, ist den Aufnahmen deutlich anzumerken, denn fast mit jugendlichem Übermut dreschen die alten Recken auf die Zombies ein, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Auch Regisseur Matthias Hoene konnte diesen Eindruck noch durch eine kleine Anekdote bestätigen, die er nach der Vorführung von „Cockneys vs. Zombies“ auf dem Fantasy Filmfest zum Besten gab. Demnach soll besonders Honor Blackman mit einer solchen Inbrunst auf die Untoten losgegangen sein, dass selbst mehrfache „Cut“-Rufe die frühere Hollywood-Schönheit nicht von den bedauernswerten Zombie-Statisten abbringen konnte.
Klar, dass gegen so viele Jahre Schauspielerfahrung die jüngere Generation fast schon zwangsläufig den Kürzeren ziehen muss. Doch auch die machen ihre Sache gut, wobei den größten Spaßfaktor wohl der psychisch labile Kriegsveteran Mental Mickey mit sich bringt. Dieser waffenverrückte Psychopath mit einer Stahlplatte im Kopf sorgt wohl für eine der denkwürdigsten Szenen, die Zombie-Fans in den letzten Jahren zu sehen bekommen haben. An verrückten Ideen spart der Film wahrlich nicht: Wer schon immer mal sehen wollte, wie sich ein Rentner mit Gehhilfe ein spannendes Wettrennen mit einem Zombie liefert, oder eine Prügelei zombifizierter Hooligans miterleben wollte, der ist in „Cockneys vs. Zombies“ genau richtig.
Fazit: Auch wenn „Cockneys vs. Zombies“ das Zombie-Comedy-Rad sicherlich nicht neu erfindet, ist die kleine Horror-Komödie ein amüsanter Genre-Beitrag geworden. Wobei der Charme des Films insbesondere von den gut aufgelegten Schauspielern mit ihrer herrlich derben Cockney-Mundart ausgeht, weswegen man sich diesen Film unbedingt in der Originalfassung ansehen sollte.
"Jason Bourne war nur die Spitze des Eisbergs."
„Totgesagte leben länger“ könnte der Untertitel des neuesten Bourne-Abenteuers lauten. Denn nach dem Ausstieg von Hauptdarsteller Matt Damon und Regisseur Paul Greengrass aus der Bourne-Reihe erschien eine Fortsetzung eigentlich undenkbar. Doch wenn Charlie Sheen bei „Two and a Half Man“ ohne größeren Quotenverlust durch einen Ashton Kutscher ausgetauscht werden kann, dann kann auch Matt Damon durch Jeremy Renner („The Town“) ersetzt werden. Zumal Jeremy Renner schon des Öfteren sein Action-Potenzial unter Beweis stellen durfte, zuletzt in der erfolgreichen Superhelden-Zusammenkunft „Marvels The Avengers“, in der er als lilafarbener Bogenschütze Hawkeye Gegnern im Sekundentakt Pfeile um die Ohren schoss. Und auch der neue Regisseur Tony Gilroy ist im Bourne-Universum kein Unbekannter, denn dieser schrieb bereits die Drehbücher zu den vorangegangenen Teilen und arbeitet auch am Drehbuch zu „Das Bourne Vermächtnis“ wieder aktiv mit. Keine schlechten Karten also für den neuen „Bourne“-Teil. Dennoch entpuppt sich der neueste Ableger als totale Enttäuschung, denn „Das Bourne Vermächtnis“ ist letztendlich nicht mehr als ein uninspirierter, krampfhafter Versuch die äußerst erfolgreiche Reihe um den Agenten mit Gedächtnisproblemen weiter am Leben zu halten.
Der US-Geheimdienst ist in heller Aufregung, denn durch den Bourne-Skandal sind die Verantwortlichen gezwungen auch das Nachfolgeprojekt „Operation Outcome”, in welchem die Agenten durch eine leistungssteigernde Wunderdroge zu wahren Kampfmaschinen gemacht wurden, auf Eis zu legen. Doch wie garantiert man, dass wirklich keiner der Beteiligten plaudert? Richtig, man eliminiert sie einfach! Das jedenfalls hält der Verantwortliche Byer (Edward Norton) für die beste Lösung. Doch Agent Aaron Cross (Jeremy Renner) überlebt den tödlichen Anschlag. Leider gehen dem Über-Soldaten allmählich die Medikamente aus und so wagt sich Cross in die Höhle des Löwen, um seinen Pillen-Vorrat wieder aufzustocken.
Die Bombe platzte ja bereits im Trailer: „Jason Bourne war nie der Einzige“. Huch! Na so was aber auch, wer hätte denn damit gerechnet?! Diese für die Produzenten überaus glückliche Wendung legitimiert kurzerhand diese und sämtliche noch folgenden Fortsetzungen, die bei einem Erfolg mit Sicherheit nicht ausbleiben werden. Leider hat der neue Bourne wenig vom Charme seiner Vorgänger, denn statt einer spannenden Identitäts-Schnitzeljagd gibt es diesmal nur einen gehetzten Jeremy Renner, der um die halbe Welt reist, um seinen Power-Drogen-Vorrat wieder aufzustocken.
So folgen wir also einem drogensüchtigen Superagenten einmal um die Welt. Leider bleibt dabei jeder Schauplatz vollkommen austauschbar, da dieser nach spätestens 15 Minuten sowieso wieder verlassen wird – Location-Hopping bei der selbst Bond-Filme vor Neid erblassen würden. Und auch die überaus rasanten Schnitte, die ein Gefühl der Geschwindigkeit vermitteln sollen, strengen nach kurzer Zeit bereits so an, dass man am liebsten seine Augen schließen würde, um seinen Kopf ein wenig Ruhe zu gönnen. Was in Action-Sequenzen vielleicht noch stimmungsfördernd wirken mag, wird spätestens dann ad absurdum geführt, wenn die gleiche Schnitttechnik auch in eher ruhigen Szenen zum Einsatz kommt. So wirkt „Das Bourne Vermächtnis“ stellenweise wie eine überlange Version des „The Big Bang Theory“-Vorspanns. Da heißt es: Bloß nicht blinzeln, man könnte ja sonst eine Schlüsselszene verpassen. Gleiches gilt auch für die eigentlich stimmige musikalische Untermalung von James Newton Howard, der das Action-Spektakel mit aufpeitschenden Electro-Beats unterlegt. Leider sind dabei aber selten wirkliche Höhen und Tiefen auszumachen, und so treibt der monotone Electro-Soundtrack auf Teufel komm raus voran, egal was gerade auf der Leinwand geschieht.
Jeremy Renner als Bourne-Nachfolger gibt einen eiskalten Profi-Killer, der dank Super-Drogen zur emotionslosen Kampfmaschine mutiert ist. Schade nur, dass sich sein gesamtes Schauspiel lediglich darauf beschränkt, in einer lässigen Lederjacke möglichst cool auszusehen. Auch fehlt seinem Charakter die verletzliche Seite, die Jason Bourne so interessant machte, denn im Gegensatz zu Bourne, der in erster Linie gegen die eigene Unwissenheit kämpfte, kennt Renner seinen Feind und dessen Stützpunkte. Auch ist der neue Agent durch Super-Drogen zu einer nahezu unbesiegbaren Kampfmaschine mutiert, der es auch problemlos mit mehreren Gegnern auf einmal aufnehmen kann – Spannender werden die Prügel-Einlagen dadurch nicht. Auch Edward Norton als skrupelloser CIA-Agent Byer bleibt hoffnungslos unterfordert. Wer darauf gehofft hat, den „Fight Club“-Darsteller mal wieder richtig in Aktion zu erleben, wird bitter enttäuscht werden. Denn statt selber die Jagd auf den ausgerissenen Agenten anzuführen, leitet er diese lediglich von seiner geheimen Kommandozentrale aus und hetzt Cross lediglich einige charakterlose Profi-Killer auf den Hals.
Fazit: Trotz der schnellen Schnitte, treibender Musik und der rasanten Action-Sequenzen ist „Das Bourne Vermächtnis“ in erster Linie eins: Langweilig. Bleibt nur zu hoffen, dass nach diesem Teil die Bourne-Akten endgültig geschlossen bleiben.
"Listen to my words, and hear his face."
Nachbarschaftswachen haben in den USA Tradition. Seit den sechziger Jahren ist diese Institution fester Bestandteil vieler amerikanischer Vororte und erfreut sich großer Beliebtheit. Das änderte sich jedoch schlagartig, als am 26. Februar 2012 in Sanford (Florida) ein unbewaffneter afroamerikanischer Teenager von einem Mitglied der Nachbarschaftswache niedergeschossen wurde. Einen schlechteren Zeitpunkt hätten die Verantwortlichen bei 20th Century Fox wohl kaum wählen können, um ihre derbe Nachbarschaftswachen-Komödie „The Watch – Nachbarn der 3. Art“ auf den Markt zu werfen. Immerhin änderte man den Titel von „Neighborhood Watch“ in „The Watch“ und schnitt eine Szene aus dem fertigen Film, in der Jonah Hill aus dem Auto mit dem Finger auf vorbeilaufende Passanten schießt. Doch auch ohne die unerfreulichen Ereignisse im Vorfeld hätte die neue Komödie vom „Lonely Island“-Mitglied Akiva Schaffer („Hot Rod“) wohl nur schwer an den Kinokassen bestehen können. Denn die unausgegorene Mischung aus Science-Fiction und Fäkalhumor ist vieles, aber eins ganz bestimmt nicht: Witzig.
Im kleinen Örtchen Glenview ist ein bestialischer Mord verübt worden und die Polizei tappt noch immer im Dunkeln. „Eine Schande“, denkt sich der Costco-Geschäftsleiter und selbsterklärter Gutmensch Evan (Ben Stiller) und ruft kurzerhand eine Nachbarschaftswache ins Leben. Doch groß scheint das Interesse nicht zu sein, denn außer ihm melden sich nur noch drei weitere mehr oder weniger besorgte Bürger zum Dienst: Familienvater Bob (Vince Vaughn), Waffennarr Franklin (Jonah Hill) und Jamarcus (Richard Ayoade). Doch viel Zeit zum Kennenlernen bleibt den Freizeit-Polizisten nicht, denn eine intergalaktische Bedrohung ist im Anflug auf das gemütliche Örtchen…
Dabei hätte doch alles so wunderbar werden können, schließlich galt das Originalskript von Jared Stern zu „The Watch“ nicht ohne Grund als äußerst bissige Satire auf den modernen Vorstadt-Pantoffelhelden und fand sich 2009 sogar auf Platz 16 der sogenannten Black List wieder. Doch scheinbar enthielt das Original-Drehbuch von Jared Stern deutlich zu wenig Niveaulosigkeiten, um damit gegen die Komödienkonkurrenz anzustinken und so beschloss man, dem Skript noch das gewisse Etwas hinzuzufügen. Das R-Rated-Komödien momentan ordentlich die Kassen klingeln lassen, ist längst kein Geheimnis mehr und so entschloss man sich, das Drehbuch von den Furz-Witz-Experten Seth Rogen („Superbad“) und Evan Goldberg („Ananas Express“) noch einmal kräftig „überholen“ zu lassen. Gesagt, getan - Und so stopfte das Autorenduo allerlei anrüchige Anspielungen, derbe Sprüche und eimerweise Sperma-Witze in den Film. Doch leider geht unter den ganzen Zoten der satirische Biss vollends verloren. Schade, denn zumindest ansatzweise lässt sich noch erahnen, welches Potenzial in dem Film gesteckt hätte.
Zudem wird man während der gesamten Laufzeit das Gefühl nicht los, eigentlich gerade zwei grundverschiedene Filme zu sehen, denn so recht wollen die vulgären Blödeleien nicht mit dem spacigen Alien-Handlungsstrang harmonieren. Wenn die Begegnungen mit den blutrünstigen Besuchern vom fernen Stern immer wieder von pubertären Gesprächen über Konsistenz und Geruch von Wichse unterbrochen werden, kann beim besten Willen keine Spannung aufkommen. Und selbst wenn die Comedy mal der Action weicht, kann der Film wenig unterhalten. Denn statt pointierten Action-Einschüben wird hier radikalerweise gleich alles in die Luft gejagt, was nicht niet- und nagelfest ist. Es scheint beinahe so, als soll das hochexplosive Finale dem Zuschauer das zuvor Gesehene förmlich aus dem Kopf sprengen – wenn es doch nur so einfach wäre. Dabei hat doch erst im letzten Jahr Joe Cornish mit seiner Science-Fiction-Komödie „Attack the Block“ gezeigt, wie spaßig sich ein Kampf zwischen Aliens und Nachbarn gestalten kann.
Doch es gibt nicht nur schlechtes über „The Watch“ zu sagen. Immer dann, wenn das eigentliche Image der amerikanischen „Hilfs-Sheriffs“ mal so richtig herzlich aufs Korn genommen wird, macht der Film wirklich Spaß. Denn wenn sich naive Weltverbesserer mit waffenverrückten Muttersöhnchen und alleinerziehenden Familienvätern zusammentun, um für das Wohl der Nachbarschaft zu sorgen, ist das Chaos doch schon vorprogrammiert. Welch wunderbar satirischen Blick auf die Arbeit selbsterklärter Vororts-Gesetzeshüter der Film hätte bieten können, zeigt die Szene in der Stiller, Hill und Co. nicht mehr ganz nüchtern, dafür aber mit stolzgeschwellter Brust einen jugendlichen Eierwerfer bei der Polizei abliefern. Hier bekommt man eine ungefähre Vorstellung davon, wie wunderlich sich ein kleines bisschen Macht auf das Ego eines Jedermanns auswirken kann, vor allem, wenn noch reichlich Alkohol im Spiel ist.
Fazit: „The Watch – Nachbarn der 3. Art“ ist leider zumeist ein interstellarer Totalausfall. Zotige Witze statt satirischem Biss – scheinbar traut man dem amerikanischen Kinopublikum inzwischen gar nichts mehr zu. Da können selbst gut aufgelegte Comedy-Größen wie Ben Stiller, Vince Vaughn und Jonah Hill wenig retten.
"Rest in Pieces"
Als Sylvester Stallone 2010 seine Old-Action-Heroes „The Expendables“ auf das Kinopublikum losließ war die Freude rund um den Globus riesengroß. Die größten Actionstars der letzten 30 Jahre in einem Film vereint, was konnte da noch groß schief gehen? Doch leider blieb das große Feuerwerk aus und der Film deutlich unter den Erwartungen vieler Fanboys und Kritiker. Viel zu zäh gestaltete sich der pompös inszenierte Actionkracher, zu schematisch und glattgebügelt der Handlungsaufbau, als dass der rüpelhafte Charme alter Actioner erreicht werden konnte. Trotz mäßiger Kritiken waren die Einspielergebnisse an den Kinokassen dennoch zufriedenstellend und so kann sich die Kampftruppe unter Führung von Muskelopa Sly nun ein zweites Mal den Weg durch Gegnerhorden schießen. Und diesmal macht das Ganze sogar Spaß, denn mit „Con Air“-Regisseur Simon West hinter der Kamera überflügelt „The Expendables 2“ seinen Vorgänger um Längen und ist somit einer der vergnüglichsten Actionfilme der letzten Jahre.
Die männlichste Sondereinsatztruppe der Welt kehrt zurück auf die Kinoleinwand. Mit dabei ist diesmal neben Barney Ross (Sylvester Stallone), Lee Christmas (Jason Statham), Yin Yang (Jet Li), Gunnar Jensen (Dolph Lundgren), Toll Road (Randy Couture) und Hale Ceasar (Terry Crews) auch Nachwuchs-Sniper Billy the Kid (Liam Hemsworth). Für die nötige Frauen-Power sorgt Mr. Churchs Geheimwaffe Maggie (Yu Nan). Diese soll sicherstellen, dass die Expendables auch ihren Auftrag zur Zufriedenheit ihres Auftraggebers ausführen, schließlich steht nicht nur eine Menge Geld, sondern auch die Sicherheit der Welt auf dem Spiel.
„The Expendables 2“ macht keine Gefangenen, so viel steht fest. Schon in der Eröffnungsszene müssen so viele Statisten ihr Leben lassen, dass wohl jede Body-Count-Maschine bereits nach wenigen Minuten den Geist aufgeben würde. Wenn die Entbehrlichen im schwer gepanzerten Wagen in eine Terroristenhochburg einreiten, dann kann sich das Zerstörungsausmaß durchaus mit dem in „Team America“ messen. Ohne Deckung tritt man hier seinen Widersachern entgegen und feuert aus allen Rohren, bis kein Stein mehr auf dem anderen steht. Wer hier noch auf Realismus pocht, ist selber schuld.
Die Drehbuchschreiber Richard Wenk und Sylvester Stallone haben gut daran getan, gar nicht erst zu versuchen, eine anspruchsvolle Geschichte zu erzählen. Die Story, die kaum als solche bezeichnet werden kann, dient lediglich dazu, die Expendables vor verschiedenen Hintergründen auflaufen zu lassen, sodass diese wieder und wieder neue Settings kurz und klein schießen können. Doch mal ehrlich, wer hat den etwas anderes erwartet? Statt einer tiefsinnigen Geschichte oder emotionalen Dialogen wird in „The Expendables 2“ eine wahre Flut an Zitaten und Film-Verweisen auf das Publikum losgelassen. Hier werden nicht nur klassische Filmzitate augenzwinkernd zitiert („You've been back enough“), sondern auch moderne Actionkracher werden bedacht. Wenn Stallone in bester John McClane-Manier einen Hubschrauber mittels motorisiertem Gefährt zum Absturz bringt, werden nicht nur „Stirb langsam“-Fans begeistert in die Hände klatschen.
Anders als in „The Expendables“ werden nun einige der Entbehrlichen deutlich in den Vordergrund gerückt. Neben dem Expendables-Leitwolf Sylvester Stallone, stehen diesmal Jason Statham und Yu Nan als das neueste, weibliche Mitglied der Sondereinsatztruppe Maggie im Mittelpunkt. Deutlich mehr Leinwandzeit wird jetzt auch den alten Hasen Bruce Willis und Arnold Schwarzenegger eingeräumt und diese haben sichtlich Spaß in ihren Rollen. Dass auch ein kleiner Auftritt mächtig Eindruck machen kann, beweist Chuck Norris. Frei nach dem Motto „Veni, vidi, vici“ zerstört der rotbärtige Roundhouse-Kicker im Vorbeigehen quasi eine ganze Armee, reißt einen Chuck-Norris-Witz und verschwindet dann ebenso plötzlich, wie er aufgetaucht ist. Dass sich bei so viel Star-Power selbst gestandene Action-Größen mit wenig Screentime begnügen müssen, war abzusehen. So auch Jean-Claude Van Damme, der als Oberbösewicht mit dem unauffälligen Namen Jean Vilain den Expendables das Leben schwer macht. Doch im furiosen Showdown gegen den Stallone, der in bester Rocky-Manier die Fäuste schwingen lässt, kann sich auch JCVD noch einmal von seiner besten Seite präsentieren.
Fazit: Man sollte besser in Deckung gehen, wenn die Expendables die Kinosäle erobern. Auch wenn „The Expendables 2“ sicherlich kein Meilenstein der Kinounterhaltung geworden ist, hat der Film alles, was das Actionkino in den letzten Jahren vermissen lies: Markige One-Liner, stahlharte Kerle und jede Menge Action. Für Freunde des klassischen Actionkinos ein unbedingtes Muss.
"Shit is alive!"
Jason Segel ist ein kreativer Kopf, das hat der „How I Met Your Mother“-Star bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Neben seiner Tätigkeit als Schauspieler, verfasste der gebürtige Amerikaner auch schon mehrere Drehbücher zu Erfolgs-Komödien wie „Nie wieder Sex mit der Ex“ oder „Fast verheiratet“. Doch auch bei Muppet-Geeks dürfte der hünenhafte Schauspieler einen gewaltigen Stein im Brett haben, schließlich agierte er als treibende Kraft bei der Leinwand-Wiederbelebung der Muppets. Nach vielen Blödel-Komödien wäre es für den lustigen langen Lulatsch durchaus mal an der Zeit, sich an einer ernsteren Rolle zu versuchen. Auch wenn der neue Film der „Cyrus“-Regisseure „Jeff, der noch zu Hause lebt“ kein reines Drama ist, bietet die ruhige Dramödie genug Zeit für den ein oder anderen emotionalen Moment, den Segel geschickt für sich zu nutzen weiß. Abseits von Segels gelungener Darstellung als romantischer Dauerkiffer kann „Jeff, der noch zu Hause lebt“ aber selten begeistern.
Kiffen, Schlafen und auf dem Klo über Shyamalan-Filme sinnieren: Das ist der Alltag des 30-jährigen Jeffs (Jason Segel). So recht weiß der Tagträumer noch nicht, wo ihn das Leben so hinzieht und bis er das weiß, sieht er auch keine Veranlassung dazu aus der Kellerwohnung seines Elternhauses auszuziehen. Ganz anders dessen Bruder Pat (Ed Helms), der schon seit einigen Jahren auf eigenen Beinen steht. Doch auch bei ihm läuft nicht alles wie geplant, denn der egozentrische Workaholic steckt mitten in der Midlife-Crisis und steht kurz davor seine Ehe gegen die Wand zu fahren. Einzig Mutter Sharon (Susan Sarandon) steht fest mit beiden Beinen im Leben. Doch scheinen die ständigen Misserfolge ihrer Söhne auch an ihr nicht spurlos vorbeizugehen. Etwas Abwechslung bringt ein geheimer Verehrer in das Leben der zweifachen Mutter, der ihr am Arbeitsplatz romantische Nachrichten zukommen lässt…
Die Filme der Duplass-Brüder sind irgendwo zwischen Komödie und Drama anzusiedeln. Doch dabei lösen sie oftmals ein seltsames Unbehagen im Zuschauer aus. So wusste man in „Cyrus“ stellenweise nicht, ob man nun leise lachen oder bestürzt auf einige Szenen reagieren sollte. Einen ähnlich unglücklichen Balanceakt unternehmen die Regisseure auch in „Jeff, der noch zu Hause lebt“: Hier wechseln sich dramatische Szenen mit komödiantischen Einlagen ab, ohne dass diese jemals wirklich fesseln, den Zuschauer wirklich emotional packen könnten. Einzig das kleine, geheime Liebesabenteuer von Mutter Sharon an ihrem Arbeitsplatz kann mitreißen. Es ist es direkt niedlich zu sehen, wie die sonst so grimmig dreinblickende Susan Sarandon bei dem Gedanken an einen geheimen Verehrer aufblüht und sich wie ein Highschool-Girl vor dem ersten Date benimmt. Schade, dass dieser Episode nicht mehr Zeit eingeräumt wurde…
Zudem fällt es äußerst schwer mit den Protagonisten dieser Dramödie mitzufühlen. Wenn sich Dauerkiffer Jeff auf eine Suche nach seinem Schicksal in obskuren Deutungen der shyamalanschen Filmwelt verliert und sich durch seinen Schicksalsglauben permanent in Schwierigkeiten bringt, denkt man sich höchstens „selber schuld“. Wenigstens sind dessen Eskapaden dank Jason Segel noch nett anzusehen, denn dieser gibt sich sichtlich Mühe aus seiner Rolle noch das Beste herauszuholen und kann erstaunlicherweise besonders in den ruhigen Momenten vollends überzeugen. Anders hingegen die Abschnitte mit Ed Helms, denn wie schon in den „Hangover“-Teilen versucht dieser fehlende Komik durch Lautstärke und permanentes Over-Acting zu kompensieren und zerrt damit schon nach wenigen Minuten an den Nerven des Publikums. Wenn dieses lautstarke Nervenbündel sich auch noch als arroganter Egozentriker erweist, dann kann man nur zu gut verstehen, warum dessen Frau so erpicht darauf ist, die Beziehung zu beenden. Statt Mitgefühl kommt da eher die Frage auf, wie diese Verbindung überhaupt zustande kommen konnte.
Doch bis zum „großen“ Finale muss der Zuschauer viel Zeit mit den Protagonisten verbringen, und so zieht sich die ohnehin recht kurz bemessene Spielzeit von 86 Minuten zäh wie Kaugummi. Das macht auch der minimalistische Xylophon-Soundtrack nicht besser, der in einer Endlosschleife zu stecken scheint und bereits nach kurzer Zeit eine eher einschläfernde Wirkung hat. Wenn es dann in den letzten 15 Minuten plötzlich hoch hergeht, erwacht man noch einmal aus seiner Lethargie, nur um dann festzustellen, dass auch dieses Finale sprichwörtlich im Indie-Kitsch zu ersaufen scheint. Wenn dann schlussendlich wieder alles beim Alten ist, sich nichts und niemand geändert hat und Jeff immer noch zu Hause lebt, ja sogar noch bestärkt wurde in seiner eigenwilligen Weltansicht, fragt man sich, warum man sich diesen Film überhaupt angetan hat.
Fazit: Seichte Kiffer-Odyssee gefangen zwischen Komödie und Drama, die nie richtig in Fahrt kommen will. Wer schon mit „Cyrus“ nichts anfangen konnte, sollte einen großen Bogen um „Jeff, der noch zu Hause lebt“ machen.
"There are two kinds of people out there with a special gift. The ones who really think they have some kind of power and the other guys who think we can't figure them out. They're both wrong."
Seit jeher ist der Mensch vom Paranormalen fasziniert. Poltergeister und andere Spukaktivitäten, Hellseher, Stigmata und selbst solche banalen Dinge wie eingebrannte Jesus-Abbilder auf Toastbrotscheiben füllen immer wieder die Seiten in einschlägigen Klatschblättern. Klar, dass das Interesse der Menschen an dem (bisher noch) Unerklärlichen auch immer wieder Schwindler und Scharlatane anzieht, die letzten Endes nur daran interessiert sind, naiven Gutmenschen das schwer verdiente Geld aus der Tasche zu „zaubern“. Doch man lässt sich gern hinters Licht führen, das beweist nicht zuletzt der Erfolg des israelischen Bühnenmagiers Uri Geller, der seit inzwischen über 30 Jahren mit der immer gleichen Löffel-Biege-Nummer durch die Lande zieht und sogar für große Privatsender bereits mehrfach Nachwuchs-Magier gecastet hat. Auch im neuen Film vom „Buried – Lebend begraben“-Regisseur Rodrigo Cortés steht das Übernatürliche im Mittelpunkt, doch allerdings schlägt sich der spanische Regisseur in „Red Lights“ auf die Seite der Leute, die sich eher mit der Entschleierung solcher Phänomene beschäftigen. Den echten „Ghostbusters“ mal über die Schultern schauen? Klingt doch spannend! Und das ist es auch, jedenfalls so lange, bis sich „Red Light“ in einen 0815-Fantasy-Thriller verwandelt…
Gemeinsam mit ihrem Assistenten Dr. Tom Buckley (Cillian Murphy) geht die Wissenschaftlerin Dr. Margaret Matheson (Sigourney Weaver) übernatürlichen Ereignissen auf den Grund. Kleine Fische und große Haie, fast jedem Scharlatan kann das eingespielte Team das Handwerk legen. Doch einen kriegen sie einfach nicht zu fassen: Simon Silver (Robert De Niro), seines Zeichens blinder Mentalist, ist einfach unangreifbar. Fast scheint es so, als habe dieser Wunderknabe wirklich übernatürliche Fähigkeiten. Dr. Tom Buckley möchte Silver ein für alle Mal überführen und lässt sich dafür auf ein lebensgefährliches Spiel ein…
Mit „Buried“ hat sich Regisseur Rodrigo Cortés auch offiziell in Hollywood vorgestellt. Schließlich kommt es bei den großen Produzenten und Studiobossen immer gut an, wenn man mit einer simplen Idee und einem geringen Budget Millionengewinne einfahren kann. Hatte er jedoch bei „Buried“ nur Ryan Reynolds in einer Holzkiste als Zugpferd, stehen für ihn in „Red Lights“ mit Robert De Niro („Taxi Driver“), Sigourney Weaver („Alien“) und Cillian Murphy („Batman Begins“) gleich drei namhafte Hollywood-Stars vor der Kamera. Besonders unterhalten vermag dabei De Niro als blinder Uri-Geller-Verschnitt, der nicht nur in der Lage ist Löffel zu verbiegen, sondern auch die Fähigkeiten besitzt, bei Kritikern spontanes Herzversagen auszulösen. Glücklicherweise besitzt De Niro solche Kräfte nur im Film, bei seinen schauspielerischen Leistungen in den letzten Jahren hätten sicher Dutzende nörgelnde De-Niro-Kritiker ihr Leben lassen müssen ;)
Anders als bei „Buried“ hat sich Rodrigo Cortés bei „Red Lights“ diesmal wieder selber an das Drehbuch gewagt. Und dass sich der gebürtige Spanier wirklich in die Materie des Paranormalen eingearbeitet hat, merkt man dem Film sofort an. So lassen sich unzählige Verweise auf bekannte paranormale Phänomene der Neuzeit ausmachen, sei es nun der unverkennbare gebogene Uri-Geller-Löffel oder das durch pure Gedankenkraft zum Stillstand gebracht Herz, was eine Anspielung auf die russische Psychokinetikerin Nina Kulagina ist, die angeblich auf Befehl den Herzschlag kleinerer Tiere stoppen konnte. Auch werden im Filmverlauf immer wieder raffinierte Tricks der Paranormalen-Trickbetrüger offenbart. Wer an solchen Entschleierungsarbeiten seine Freude hat, wird besonders im ersten Drittel des Films auf seine Kosten kommen, denn die gemeinsame Ermittlungsarbeit von Sigourney Weaver und Cillian Murphy gehört ganz klar zu den Hohepunkten des Films.
Wenn jedoch der Film mehr und mehr ins Fantastische abgleitet, verliert die Geschichte um die beiden Spuk-Spürnasen zunehmend an Reiz. So wird die anfängliche spannende Suche nach übernatürlichen Phänomenen zugunsten simpler Effekthascherei aufgegeben. Ein Schreckensmoment hier, ein unerklärliches Phänomen dort und ein geheimnisvoller Robert De Niro sollen dabei über offensichtliche dramaturgische Schwächen hinwegtäuschen. Blöd nur, dass die fantastischen Elemente nie so richtig mit dem realistischen Grundton des Films harmonieren wollen. Und auch der Schlussakt, in dem Regisseur und Drehbuchschreiber Rodrigo Cortés eine haarsträubende Wendung nach der nächsten aus dem Hut zaubert, lässt den Zuschauer mit reichlich Fragezeichen zurück. Bei diesem Ende wünscht man sich doch glattweg in einen Shyamalan-Film, da weiß man wenigstens, was einen erwartet.
Fazit: Trotz guter Besetzung und starkem Auftakt kann Rodrigo Cortés mit seinem Fantasy-Thriller „Red Lights“ nicht vollends überzeugen. Denn leider erweist sich letztendlich Regisseur und Autor Cortés als der größte Scharlatan im ganzen Film, der versucht, mit simplen dramaturgischen Taschenspielertricks den Zuschauer wieder und wieder hinters Licht zu führen.
"Adolf hat Adolphe getötet"
Eine der wichtigsten Entscheidungen im Leben eines jeden Elternteils ist die Namensgebung für das eigene Kind. In unserer heutigen Gesellschaft gelten inzwischen eine Vielzahl von Namen als geradezu verpönt, anderen hingegen werden von vornherein gewisse Charaktereigenschaften zugeordnet. Doch es gibt auch Namen, die auf Grund der Gräueltat eines einzelnen Menschen zum gesellschaftlich anerkannten Tabu werden, bestes Beispiel ist wohl der Vorname Adolf. Einst war Adolf ein beliebter und häufiger Vorname in deutschsprachigen Gebieten, doch dank des kleinen Mannes mit dem markanten Bärtchen (nein, nicht Charlie Chaplin) ist der Name fast vollständig ausgestorben. Was aber nun, wenn man sich doch dazu entschließen sollte, seinem Kind diesen vorbelasteten Namen anzuheften? In der französischen Komödie „Der Vorname“ von Alexandre de La Patellière und Matthieu Delaporte dient diese Frage als Ausgangspunkt eines herrlich absurden Kammerspiels, das nicht von ungefähr an Roman Polanskis „Der Gott des Gemetzels“ erinnert: Wie Polanskis bissige Satire basiert auch diese französische Komödie auf einem erst wenige Jahre alten Theaterstück und die Ausgangssituation ist eine ähnliche. Zwar ist „Der Vorname“ nicht ganz so bissig und menschenfeindlich wie Polanskis „Der Gott des Gemetzels“, dafür aber stellenweise umso komischer.
Pierre (Charles Berling) und Elisabeth, genannt Babou gehören zur Bildungs-Elite Frankreichs. Während sie an einer staatlichen Schule unterrichtet und sich zu Hause um ihre beiden Kinder kümmert, gibt er Literatur-Vorlesungen an einer renommierten Universität. Beide wollen mal wieder einen gemütlichen Abend mit ihren besten Freunden verbringen, dazu zählen Posaunist Claude (Guillaume de Tonquédec) und Babous Bruder Vincent samt schwangerer Ehefrau. Doch Vincent hat eine Überraschung auf Lager, die sich gewaschen hat, denn der äußerst erfolgreiche Geschäftsmann möchte an diesem Abend den Namen seines Kindes enthüllen. Gespannt warten die Gäste darauf, dass Vincent nun den Namen preisgibt, doch als er verkündet, dass er sein Kind Adolphe, nach der Hauptfigur des gleichnamigen Buchs von Benjamin Constant nennen will, bleibt den Anwesenden das Essen im Halse stecken und ein wilder Streit entbrennt…
Anders als „Der Gott des Gemetzels“ braucht „Der Vorname“ keine Aufwärmphase. Mussten in Polanskis Film erst formelle Höflichkeitsfloskeln überwunden werden, bis man sich richtig an die Gurgel gehen konnte, kennen sich die Protagonisten bereits über einen längeren Zeitraum und haben dementsprechend auch keine Scheu davor, lautstark ihre Meinung zu äußern. Dass es dabei letztendlich nicht um die banale Frage nach einem Vornamen geht, wird schnell deutlich, stattdessen nutzt man diesen Ausgangsstreit, um seinen „Freunden“ endlich einmal all das sagen zu können, was der Anstand bisher verboten hat.
Bereits nach der ersten Viertelstunde scheint die Lage vollkommen eskaliert, hitzige Wortgefechte werden ausgetragen und keiner der Beteiligten möchte sich hier die Blöße geben. Die Frage, ob das Kind nun „Adolf oder Adolphe“ genannt werden soll, scheint bald nebensächlich und schnell schweift man in Grundsatzdiskussionen über Religion, Politik oder Moral ab. Letztendlich braucht es aber auch hier erst den Dämon Alkohol, um wirklich Tacheles zu reden. Nach und nach driftet der Streit immer mehr ins Persönliche ab und so werden durch einige unüberlegte Äußerung plötzlich fest geglaubte Werte in Frage gestellt und selbst die Familienbande scheinen gar nicht mehr so stabil wie vor diesem Abend. Leider zeigt sich der Film letzten Endes dann doch einen Tick zu versöhnlich, als dass die Kritik nachhaltig Wirkung zeigen könnte, denn zu schnell sind die Wunden dieses Abends vergessen und Macht der Liebe und Freundschaft triumphiert über diese dunkle Erinnerung.
Die Regisseure Alexandre de La Patellière und Matthieu Delaporte halten der oberen Mittelschicht, dem Bildungsbürgertum Frankreichs den Spiegel vor. Jeder von ihnen belesen, politisch gebildet und doch so unfähig auf die Gefühle der Gesprächspartner Rücksicht zu nehmen. Und auch wenn einige Charaktere so ekelhaft selbstgerecht und abgehoben wirken, dass sie letztendlich nur noch als Karikatur ihrer selbst verstanden werden können, kommt die Kritik an. Leider schafft es „Der Vorname“ jedoch nicht durchweg den anfänglichen Biss der Dialoge zu halten und versucht diese Schwäche durch mehr oder weniger gelungene Wendungen und aberwitzige Enthüllungen zu kaschieren, die im Laufe des Abends aufgedeckt werden.
Dass der Film durchweg gut unterhält, liegt aber nicht nur an den scharfzüngigen Dialogen, sondern auch am wunderbar aufspielenden Ensemble. Wenn sich die Protagonisten erst einmal in ihre hitzigen Wort-Duelle hineinsteigern, wirken sie wirklich wie alte Freunde. Kein Wunder, denn Patrick Bruel, Valérie Benguigui, Guillaume De Tonquédec und Judith El Zein kennen sich bereits von der Theaterbühne, wo sie dieses Stück bereits x-Mal zusammen aufgeführt haben. Ganz besonders zu begeistern weiß Patrick Bruel als leicht rechts-konservativer Geschäftsmann Vincent. Wenn dieser verschmitzt lächelnd seine Gesprächspartner durch wohl gewählte Provokationen aus der Haut fahren lässt, bleibt sicherlich kein Auge trocken.
Fazit: „Der Vorname“ ist die französische Antwort auf Polanskis „Der Gott des Gemetzels“. Und auch wenn diese intelligente Komödie letztendlich deutlich versöhnlicher endet, werden Liebhaber bissiger Dialoge hier aus dem Lachen gar nicht mehr herauskommen.
"Life ain't nothin' but bitches and honey."
Der Teddybär ist das Symbol für die Unschuld aller Kinder. Dieser schweigsame, treue Wegbegleiter durch die wohl prägendste Lebenszeit eines jeden Kindes ist wohl in fast jedem Kinderzimmer der Welt anzutreffen. Benannt wurde dieser plüschige Geselle übrigens nach dem amerikanischen Präsidenten Theodore „Teddy“ Roosevelt, da sich dieser während einer Jagd weigerte, einen Schuss auf ein angebundenes Bärenjunges abzufeuern. Ausgerechnet der Family-Guy-Schöpfer Seth MacFarlane nimmt sich nun dieses liebenswürdigen Plüsch-Gesellen an und macht ihn kurzerhand zum Helden seines ersten Kinofilms „Ted“. Und wie von MacFarlane nicht anders zu erwarten gibt es hier statt „Friede, Freude, Eierkuchen“ und Feel-Good-Comedy jede Menge Anarcho-Humor, zotige Witze und wilde Drogen-Partys. Mit „Ted“ zeigt Seth MacFarlane einmal mehr, warum seine Serien „Family Guy“ und „American Dad“ den Simpsons inzwischen längst den Rang abgelaufen haben. Die Mischung aus pythoneskem Humor, politischen Unkorrektheiten und Pop-Kultur-Anspielungen im Minutentakt, sind die Elemente, die auch „Ted“ zu einer gelungenen Komödie machen.
Als Kind wünschte sich John (Mark Wahlberg) nichts so sehr, wie einen echten Freund. Doch zu den Kindern in seinem Viertel fand der eigenbrötlerische Junge einfach keinen Anschluss. Doch in einer magischen Weihnachtsnacht sollte der Wunsch des kleinen John endlich in Erfüllung gehen: Auf magische Weise erwacht plötzlich Teddybär Ted (Stimme: Seth MacFarlane) zum Leben. Viele Jahre später lebt John gemeinsam mit seinem Bären in einer äußerst chaotischen Wohngemeinschaft zusammen, denn während John wenigstens versucht sein Leben auf die Reihe zu kriegen, verbringt Ted den lieben Tag damit Gras zu rauchen und wilde Nutten-Partys zu schmeißen. Damit muss Schluss sein, findet Johns Freundin Lori (Mila Kunis) und stellt John vor die Wahl. Bär oder Freundin, wie wird sich John entscheiden?
Wenn Kinderträume wahr werden… Die Grundidee zu „Ted“ ist so simple wie genial: Aus einem Weihnachtswunsch heraus wird dem Teddy Ted über Nacht Leben eingehaucht - Ein echtes Weihnachtswunder eben. Was in einem anderen Film an Kitsch kaum zu überbieten wäre, dient MacFarlane als Ausgangspunkt eines haarsträubenden „Was wäre wenn…“-Szenarios. Denn aus dem eben noch so knuffig-niedlichen Teddybären wird über die Jahre ein kiffender Vollzeit-Taugenichts, der sich lieber mit seinem besten Freund/Besitzer John schon morgens auf der Couch die Teddy-Rübe zuballert, anstatt sein Leben auf die Reihe zu kriegen. Dabei haut der scheinbar komplett schmerz- und schamfreie Bär auch noch einen derben Spruch nach dem nächsten raus. Teddy-Bären sind eben auch nur Menschen.
Dass dabei nicht jeder Spruch sitzt, ist klar, dennoch erzielt MacFarlane mit seinem zotigen Humor eine erstaunlich hohe Trefferquote. Das liegt in erster Linie wohl daran, dass er wieder einmal seinen Hauptcharakter selber synchronisiert hat. Glücklicherweise muss man sagen, denn MacFarlane weiß, wie man allein durch die richtige Betonung und gutes Timing einen müden Schenkelklopfer in einen echten Kracher verwandelt. So verwandelt sich fast jede Szene mit dem derben Bären in ein echtes Comedy-Highlight und bietet damit einen gelungenen Ausgleich zur stellenweise ungemein kitschigen Love-Story zwischen Mark Wahlberg und Mila Kunis.
Es ist aber nicht so, als hätten Mark Wahlberg und Mila Kunis nicht ihre guten Momente. Besonders Mark Wahlberg, der seine Rolle durchweg bierernst spielt, hat in vielen Szenen die Lacher auf seiner Seite. Und spätestens wenn der renommierte Hollywood-Star gemeinsam mit Ted lautstark den „Thunder-Song“ anstimmt, hat man die beiden Vollchaoten vollends in sein Herz geschlossen. Im Kontrast zur sonst so abgedrehten Geschichte über den Umgang mit einem sprechenden Kuscheltier steht die erstaunlich biedere Liebesgeschichte zwischen Mark Wahlberg und Mila Kunis. Zu abgedroschen und konventionell wirkt diese Lovestory, als dass ein fluchender Bär etwas daran ändern könnte. Und so verliert sich „Ted“ besonders in der zweiten Hälfte zu oft in belanglose Herz-Schmerz-Probleme, was sich natürlich negativ auf Tempo Witz des Films auswirkt.
Ein weiteres Highlight in „Ted“ sind die Cameo-Auftritte von Flash-Gordon-Darsteller Sam J. Jones, Soul-Ikone Norah Jones und Schauspieler Ryan Reynolds. Hier ist sich keiner für einen Scherz zu schade und besonders die Achtziger-Jahre-Ikone Sam J. Jones und dessen Kult-Film „Flash Gordon“ werden in diesem Film so frenetisch gefeiert, dass man jedem Kinogänger nur raten kann, sich vor „Ted“ diesen Film noch einmal anzuschauen, um sämtliche Anspielungen vollends zu verstehen.
Fazit: Dieser Bär macht einfach Spaß! Wenn man über die etwas seichte Liebesgeschichte hinwegblicken und mit dem Humor des Family-Guy-Schöpfers etwas anfangen kann, erwartet einen mit „Ted“ eine der abgefahrensten Komödien des Kinojahres 2012.
"Gotham, take control... take control of your city. Behold, the instrument of your liberation! Identify yourself to the world!"
Kaum ein Film wurde jemals so sehnsüchtig erwartet wie der Abschluss von Christopher Nolans spektakulärer Batman-Trilogie. Seit dem überwältigenden Erfolg von „The Dark Knight“ verging kaum ein Tag, an dem sich nicht einschlägige Internet-Portale in Spekulationen über Handlung, Besetzung und Antagonisten in „The Dark Knight Rises“ suhlten. Umso größer dann die Freude der weltweiten Batman-Fangemeinde, als angekündigt wurde, dass Bane, der südamerikanische Söldner mit der beängstigenden Gesichtsmaske und einem nicht unerheblichen Suchtproblem (Venom), sich nun im direkten Duell mit Batman messen würde. Die Freude kam natürlich nicht von ungefähr, schließlich hoffte man, dass Nolan sich thematisch an der Knightfall-Saga orientieren würde, dem Comic-Epos, in dem Batman erstmalig körperlich als auch geistig gebrochen wurde. Doch Vorschusslorbeeren sind kein Garant für einen guten Film und so ist im Anbetracht des Hypes das Endresultat ziemlich ernüchternd. Zwar inszeniert Nolan mit „The Dark Knight Rises“ einen soliden Action-Blockbuster, zieht dabei aber leider allzu oft spektakuläre Explosionen und pathetische Lobeshymnen einer anständigen Charakterentwicklung vor.
Vor genau acht Jahren schlüpfte Bruce Wayne (Christian Bale) zum letzten Mal in das Kostüm des dunklen Rächers. Seitdem ist es sehr still im Leben des Milliardärs geworden: Keine Partys, keine Wohltätigkeitsbälle und keine Damenbesuche mehr. Das ändert sich jedoch, als Gerüchte laut werden, dass sich im Untergrund eine Armee formiert, angeführt durch den brutalen und skrupellosen Söldner Bane (Tom Hardy). Bruce Wayne muss noch einmal die Rolle des schwarzen Rittes Batman schlüpfen, um Gotham vor der totalen Vernichtung zu bewahren. Doch kann es Batman mit einem Gegner wie Bane überhaupt aufnehmen?
Kann Bruce Wayne ohne Batman existieren? Ein Thema, das seit vielen Jahren immer mal wieder von mehr oder weniger begnadeten Comic-Autoren aufgegriffen wird und das auch zu Recht, schließlich handelt es sich hier um die Gretchenfrage des Batman-Universums. Ist Batman nun eine heldenhafte Ikone, die selbstlos Opfer bringt um den Bürgern Gothams einen sicheren Schlaf zu gewährleisten, oder ist er nichts weiter als ein Psychopath im Kostüm, der sich aus einem inneren Zwang heraus auf Verbrecherjagd begibt, um seinen Selbsthass und seine Schuldgefühle auszublenden? Auch Christopher Nolan möchte es sich nicht nehmen lassen, in seinem „großen“ Batman-Finale diese Frage wenigstens kurz anzuschneiden und orientiert sich dabei lose an „Die Rückkehr des Dunklen Ritters“ von Comic-Mastermind Frank Miller. So ist aus Bruce Wayne ohne Batman ein Zerrbild seiner selbst geworden: Erschreckend abgemagert, zerbrechlich und humpelnd tritt der ehemalige dunkle Ritter in seiner Auftaktszene vor die Kamera. Der Zahn der Zeit und die schweren Schicksalsschläge in der Vergangenheit haben deutliche Spuren an dem milliardenschweren Ex-Playboy Bruce Wayne hinterlassen. Und selbst die Rückkehr in die alte Superhelden-Identität kann die alten Lebensgeister nicht vollständig zum Leben erwecken. Bruce Wayne und damit auch Batman ist weder geistig noch körperlich in Form und so muss sich der Zuschauer in der ersten Hälfte des Films mit einem Batman-Light abfinden, ob man nun will, oder nicht.
Und so darf Bruce Wayne in „The Dark Knight Rises“ noch einmal all die Etappen durchlaufen, die wir mit „Batman Begins“ bereits abgeschlossen glaubten: Schicksalsschlag, Sturz und Auferstehung. Leider nutzt Nolan dabei aber nicht Möglichkeiten etwas tiefer in die Figur des Batman/Bruce Wayne einzutauchen und auf dessen innere Konflikte näher einzugehen, denn sofort nach dem Entschluss sein altes Cape wieder zu entmotten, verwandelt sich Batman in einen wahren Pfadfinder-Superhelden, der scheinbar aus reinem Gutmenschentun sein Leben aufs Spiel setzt. Da fragt man sich doch, warum offensichtliche Steilvorlagen ungenutzt bleiben und man statt einem „Dark Knight“ einen Superman-Verschnitt serviert bekommt.
Die Drehbuchautoren Christopher Nolan und David S. Goyer verfolgen seit „Batman Begins“ einen Plan, das ist „The Dark Knight Rises“ deutlich anzumerken. Permanent wird auf Ereignisse aus den vergangenen Teilen angespielt und Brücken zu früheren Handlungssträngen geschlagen. Dennoch wirkt der irrwitzige Plot doch ein wenig zu absurd für das sonst so auf Realismus bedachte nolansche Bat-Universum, erinnert dieser doch fast ein wenig an die Ausgangslage des Batman-Konsolenablegers „Arkham City“. Um die fehlenden Lücken zu schließen, taucht zudem eine wahre Flut an neuen Charakteren auf und so manch ein Zuschauer wird Probleme haben, sämtliche Namen den richtigen Charakteren zuzuordnen. Darunter leidet natürlich die in den vergangenen Teilen hochgelobte Charakterzeichnung, denn weder Protagonisten noch Antagonisten schaffen es, ihrer eigentlichen Größe gerecht zu werden.
Ausgerechnet bei Oberschurke Bane fällt dieses Manko besonders schwer ins Gewicht, denn statt dem gewieften Muskelprotz mit Mega-IQ und Wunder-Droge, bekommt man hier einen geschwollen lamentierenden Schlägertypen, dessen absurder Selbstdarstellungstrieb schon mal für die ein oder andere unfreiwillig komische Szene sorgt. Durch die dennoch nicht minder großartige Leistung von Tom Hardy, der einen körperlich äußerst bedrohlichen Bane gibt, lassen sich Ansätze der Comic-Schreckensfigur Bane erahnen. Ein weiteres Problem, das besonders Fanboys übel aufstoßen dürfte, ist die permanente Missachtung und Vermischung verschiedenster Origin-Storys. Dadurch werden einzelne Figuren so stark verfremdet, dass dieser eher einer Karikatur ihrer Comic-Persönlichkeit gleichkommen. Mit „The Dark Knight Rises“ hat Christopher Nolan definitiv keinen Film für Fanboys gedreht, denn Kinogänger, die die Vorlagen und Charaktere nicht kennen, dürften deutlich mehr Freude an dem Superhelden-Spektakel haben.
Vollends überzeugen kann hingegen Anne Hathaway als Selina Kyle alias Catwoman. Katzenhaft anmutig schleicht sich Hathaway durch die Szenen und verwandelt sich im Bruchteil einer Sekunde von der charmanten Verführerin zur tödlichen Furie. Unberechenbar, unwiderstehlich und ungemein gefährlich, das ist Anne Hathaway in „The Dark Knight Rises“. Und auch wenn ihr Kostüm eher funktional als sexy sein soll, muss sie sich in ihrem Dress keineswegs vor der Grande Catwoman-Dame Michelle Pfeiffer aus „Batmans Rückkehr“ verstecken. Bei einem solchen Auftritt wundert es einen keineswegs, dass Christopher Nolan Höchstselbst Werbung für ein Catwoman Spin-off macht.
Wie schon in „Batman Begins“ und „The Dark Knight“ hat der Regisseur auch diesmal nicht an Action gespart. Wer in den letzten Teilen schon Freude am neuen Panzer-Batmobil hatte, wird dieses Mal vollends auf seine Kosten kommen, denn davon macht jetzt nämlich gleich ein halbes Dutzend die Straßen von Gotham City unsicher. Bestens ausgestattet ist Batman ja sowieso, denn neben dem modifizierten Bat-Motorrad steht der Fledermaus mit der tiefen Stimme diesmal noch ein Bat-Flugzeug zur Verfügung. Nolan wollte „The Dark Knight Rises“ so bombastisch wie möglich inszenieren und das merkt man. Stellenweise folgt eine dicke Explosion der nächsten, sodass man sich fast wie in einem Micheal-Bay-Film vorkommt. Spätestens, wenn ein ganzes Football-Stadion unter etlichen Tonnen Sprengstoff in sich zusammenfällt, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus und man wünscht sich mehr Popcorn, um die Show anständig zu genießen.
Fazit: Nolan schafft mit „The Dark Knight Rises“ einen soliden Actionblockbuster. Der große Streich ist der Abschluss der Batman-Trilogie dennoch nicht geworden, da Nolan die Geschichte des dunklen Ritters nicht konsequent genug zu Ende bringt und letztendlich doch eher darauf bedacht ist, das Publikum bei Laune zu halten, als Batman sein verdientes Denkmal zu setzen.
"I speak for the trees."
Die fantastische Welt des Theodor Seuss Geisel, kurz Dr. Seuss, dürfte wohl eher amerikanischen Kindern ein Begriff sein, denn Geschichten wie „The Cat in the Hat“, „Fox in Socks“ oder "How the Grinch Stole Christmas“ besitzen dort einen Bekanntheitsgrad, an den in Deutschland höchstens die grimmschen Märchen heranreichen. Doch spätestens seitdem Hollywood die Bücher des Dr. Seuss für sich entdeckt hat, finden mehr und mehr Geschichten aus der abgedrehten Seuss-Welt ihren Weg auch in deutsche Kinderzimmer. Denn welches Kind kennt inzwischen nicht den fürsorglichen Elefanten Horton oder den grünen Griesgram und bekennenden Weihnachtsmuffel namens Grinch? Auch dieses Jahr startet mit „Der Lorax“ wieder ein Animationsfilm mit einem knuffig-süßen Helden aus dem Hause Seuss in den Kinos. Unter der Regie von Chris Renaud und Kyle Balda, die auch schon bei „Ich – Einfach Unverbesserlich“ zusammenarbeiteten, bringt das Animationsstudio Illumination Entertainment die Abenteuer des orangefarbenen Waldgeistes auf die große Leinwand. Mit „Der Lorax“ ist dem Studio wieder ein solider Animationsspaß gelungen, der sich stellenweise jedoch äußerst offensichtlich am Erfolgskonzept seines Vorgängers bedient.
Bäume? Wer braucht den so etwas? In Thneedville gibt es sie schon lange nicht mehr, denn hier funktioniert jetzt alles automatisch. Frische Luft bekommt man inzwischen auch nur noch gegen Bezahlung und der profitgeile Bürgermeister und Frischlufthersteller Aloysius O'Hare setzt alles daran, dass das auch so bleibt. Auch Ted ist die Natur eigentlich egal, doch für seinen geheimen Schwarm Ashley, die sich nichts sehnlicher wünscht, als einmal einen echten Baum zu sehen, macht sich der Teenager auf eine abenteuerliche Reise um das Geheimnis der verschwundenen Bäume zu klären. Sein Weg führt ihn zum geheimnisvollen Once-ler, der zu wissen scheint, was vor vielen Jahren mit den Truffula-Bäumen geschehen ist…
Erstaunlich erwachsen sind die Kinder- und Jugendbücher des Dr. Seuss. Denn während man sich bei Disney oftmals auf ein Themengebiet irgendwo zwischen Freundschaft und Familie festgefahren hat, werden in Dr. Seuss–Geschichten auch die unschönen Seiten der Gesellschaft auf kindergerechte Art und Weise behandelt. So stehen in „Der Lorax“ nicht nur die wachsenden Probleme durch die steigende Umweltverschmutzung im Vordergrund, sondern auch die verheerenden Folgen von grenzenloser Profitgier und zunehmender Industrialisierung. Bis heute hat die 1972 erstmals veröffentlichte Geschichte um den putzig-flauschigen Schutzgeist des Waldes nichts von seiner Aktualität eingebüßt und ist dadurch traurigerweise heute vielleicht aktueller als jemals zuvor.
Trotz omnipräsenter Öko-Botschaft werden die jüngeren Kinobesucher nicht durch die komplexe Thematik überfordert oder gar gelangweilt, denn diese bleibt immer leicht verständlich und ist durch die großartigen Animationen größtenteils selbsterklärend. Denn wenn man sieht, welch schreckliche Auswirkungen die Fabrik des habgierigen Once-lers auf die Flora und Fauna der kunterbunten Welt hat, dann versteht auch der jüngste Zuschauer im Saal, dass hier etwas grundlegend falsch gelaufen ist. Da hätte man gut und gerne auf die uninspirierten Songs verzichten können, die den Kindern noch mal mit aller Macht das eintrichtern wollen, was sowieso schon offensichtlich ist.
Natürlich darf in einem Animationsfilm auch der Spaß nicht zu kurz kommen: Was in „Ich – Einfach unverbesserlich“ die gelben Minions waren, sind in „Der Lorax“ die Bewohner des flauschigen Truffula-Wäldchens. Zwar scheint der Wald nur von Bären, Fischen und Vögeln bewohnt, diese schlagen dafür so eifrig ihre Kapriolen und sorgen für permanente Unruhe, dass man sich fast wie in einem alten Bugs-Bunny-Cartoon vorkommt. Eigentliches Glanzstück des Films ist jedoch der Lorax selbst und das nicht nur wegen seines knuffigen Aussehens oder seines trockenen Witzes. Nein, Synchronsprecher Danny DeVito („Matilda“) hat sich etwas ganz besonderes einfallen lassen, um seinen Lorax wirklich unverkennbar zu machen. In alter Laurel-und-Hardy-Tradition, die ihre ersten Filme immer gleich in mehreren Sprachversionen drehen und somit selber für die Synchronisation sorgten, spricht auch Danny DeVito den Lorax nicht nur in der englischen, sondern auch gleich noch in der deutschen, spanischen und russischen Fassung! Zwar wird sich manch Unwissender über den eigenartigen Akzent des bärtigen Waldhüters wundern, für jeden Cineasten ist die DeVito-Synchro aber ein zwingender Grund, sich den Film auch mal die deutsche Fassung anzuschauen.
Leider vermag „Der Lorax“ nicht über die gesamte 86-minütige Spielzeit so glänzend zu unterhalten, denn die Passagen in der Stadt wirken neben dem munteren Treiben im Truffula-Wäldchen regelrecht leblos. Weder Protagonist Ted mit seinem 0815-Teenager-Liebeskummer, noch dessen Familie können hier für den nötigen Schwung sorgen. Einzig der herrlich überzeichnete Bösewicht Aloysius O'Hare kann durch seine fast schon perverse Profitgier wenigstens den älteren Zuschauer hin und wieder ein Schmunzeln entlocken. Letztendlich möchte man diese Abschnitte dennoch nur schnellstmöglich hinter sich bringen, um zu erfahren, wie die Geschichte um den Lorax ausgeht.
Fazit: Trotz einiger Längen und schwacher musikalischer Darbietungen ist „Der Lorax“ ein unterhaltsamer Animationsfilm mit wertvoller Öko-Moral geworden. Und auch wenn der Film nicht ganz an die Gag-Trefferquote von „Ich – Einfach unverbesserlich“ herankommt, dürfte die Mischung aus trockenem Lorax-Humor und gelungenen Slapstick-Einlagen sowohl bei den kleinen als auch bei den großen Kinogängern wunderbar ankommen.
"This is the thing. This is the pulse. This is what I do."
Dass Filme aus Indonesien auch im Ausland die Kinokassen klingeln lassen, gehört eher zur Seltenheit und aus dem Stegreif wüsste wohl kaum die Hälfte der Kinozuschauer, wo besagtes Land liegt. Umso erstaunlicher also, dass mit „The Raid“ ein waschechter Internet-Hype um einen indonesischen Film ausgebrochen ist, der schon seit Monaten in Internet-Foren rund um den Globus zelebriert wird. Für Regie und Drehbuch zeichnet jedoch kein gebürtiger Indonesier verantwortlich, sondern der geborene Waliser Gareth Evans („Merantau“), der bereits seit einigen Jahren in Indonesien lebt. Regisseur Gareth Evans scheint „The Raid“ bewusst auf ein westliches Publikum zugeschnitten zu haben, denn dieser ist ungewohnt gradlinig und schnörkellos erzählt und wirkt wie ein brutaler Mischmasch aus „S.W.A.T. – Die Spezialeinheit” und „Ong-Bak“. Damit gelingt es Gareth Evans wie keinem Zweiten den Spagat zwischen asiatischer Kampfkunst-Raffinesse und westlicher Action-Kino-Tradition zu schlagen.
Jakarta, Hauptstadt Indonesiens: Arbeitslosigkeit, Gewalt und Revierkämpfe zwischen rivalisierenden Banden gehören hier zur Tagesordnung. Die Fäden in der Stadt zieht Gangsterboss Tama Riyadi (Ray Sahetapy), der mit seinem Gefolge ein altes Hochhaus im Herzen der Stadt besetzt hält. Doch damit soll jetzt Schluss sein, denn ein 20-Mann starkes Einsatzteam unter der Leitung von Sergeant Jaka (Joe Taslim) soll den heimlichen Herrscher der Stadt ein für alle Mal unschädlich machen. Ein schwieriges Unterfangen, denn Riyadis Gefolgsleuten sind bis an die Zähne bewaffnet und warten nur darauf ein paar Polizisten kaltblütig umzulegen…
Die Plot-Idee ist so simpel wie genial: Zwanzig gut ausgebildete Sondereinsatzkräfte der Polizei stürmen ein Hochhaus, in dem es von Gangstern, Drogendealern und anderem Gesindel nur so wimmelt, und müssen sich ihren Weg bis zum Oberbösewicht freikämpfen. Fast könnte man meinen, man befände sich in einem Computerspiel, denn ähnlich wie in einem solchen müssen sich die Protagonisten von Ebene zu Ebene kämpfen, wobei der Schwierigkeitsgrad kontinuierlich zunimmt, bis es dann zur totalen Eskalation kommt. Dabei stoßen die Einsatzkräfte hinter jeder Ecke auf neue schwer bewaffnete Gangster, die das Hochhaus scheinbar im Überfluss zu beherbergen scheint. So muss erst Gegnerwelle nach Gegnerwelle erledigt werden, bis man endlich auf einen der „Endgegner“ trifft. Diese warten am Ende eines jeden Abschnitts auf die verbliebenen Polizisten, und vermögen mit bloßer Faust oder einer Machete mehr Schaden anzurichten, als all die kleinen Handlanger zuvor.
„The Raid“ ist klar erkennbar in einzelne Etappen gegliedert. Während man anfangs noch mit den Polizisten durch die Gänge schleicht und die Gegner lautlos ausschaltet, bricht schon bald das absolute Chaos herein. Zu einem wummernden Electro-Soundtrack fliegen Messer, Fäuste und Kugeln durch die Luft und durchbohren dabei spielend Wände, Decken und die Zimmerböden. Fast im Sekundentakt erwischt es dabei Gangster und Polizisten gleichermaßen, denn sicher ist man in diesem Hochhaus nirgendwo. Durch die gekonnte Kameraführung, die immer mitten im Geschehen bleibt, fühlt sich der Zuschauer bald als Teil dieser gesichtslosen Sondereinsatztruppe. Bezugspersonen gibt es zu diesem Zeitpunkt noch keine, da sämtliche Akteure in ihren Kampfmonturen kaum voneinander zu unterscheiden sind. Durch die schnellen Schnitte und den unaufhörlichen Beschuss verliert man dann und wann in den engen, dunklen Fluren schon mal den Überblick und fühlt sich dabei ähnlich überfordert und orientierungslos wie die Einsatzkräfte selbst. Eine Kinoerfahrung, die in Sachen Intensität ihres Gleichen sucht.
Sobald aber die Masken fallen und einzelne Charaktere aus dem Schatten der deutlich dezimierten Gruppe heraustreten, verliert der Film leider merklich an Fahrt. Aufgrund von Munitionsmangel schießen sich die Protagonisten nicht mehr den Weg frei, sondern prügeln und treten sich von nun an in perfekt choreografierten Kampfszenen von einem Raum in den nächsten. So atemberaubend das auch die ersten Minuten erscheinen mag, so ermattend gestaltet sich diese Prügelorgie nach einiger Zeit, denn „The Raid“ gewährt dem Zuschauer kaum einen Moment der Ruhe. Und wenn doch, dann nur um den belanglosen Plot um ein ungleiches Brüderpaar voranzutreiben. Auch der anfängliche Realismus muss mit fortschreitender Handlung weichen, denn spätestens wenn die Polizisten beschließen, trotz teilweise schwerer Verletzungen und akuter Munitionsknappheit ihre Mission im Chuck-Norris-Style zu Ende zu bringen und nicht schnellstmöglich den gesicherten Rückzug anzutreten, hat das Ganze rein gar nichts mehr mit echter Polizeiarbeit zu tun.
Fazit: Solides Action-Kino aus Indonesien, das leider zu schnell all seine Trümpfe verschießt. Der gelungene Auftakt macht „The Raid“ trotzdem zu einem Kinoerlebnis, das nicht nur für Martial-Arts-Fans interessant sein dürfte.
"Holy crab!"
Irgendwann muss auch mal Schluss sein, oder nicht? Egal wie gut jede Filmreihe angefangen hat, früher oder später ist immer die Luft raus. 2009 trennte sich DreamWorks Animation nach langem hin und her endgültig vom Oger Shrek und das, obwohl selbst der vierte Ableger der Reihe weltweit noch satte 750 Millionen US-Dollar einspielen konnte. Eine kluge Entscheidung, denn qualitativ war hier bereits nach dem zweiten Teil das Ende der Fahnenstange erreicht. Schlimmer stellt sich das Ganze bei dem Zugpferd der Blue Sky Studios „Ice Age“ dar, denn hier hätte man bereits nach dem ersten Teil gerne einen Schlussstrich ziehen dürfen. Doch anders als bei Dreamworks und Pixar, die scheinbar problemlos neue Animationshits kreieren, wollen die Nebenprojekte des „Ice Age“-Studios nicht so richtig zünden, denn weder „Robots“ noch „Rio“ konnten sich qualitativ mit der starken Animations-Konkurrenz messen. Wer könnte es den Blue Sky Studios also verübeln, dass die goldene „Ice Age“-Gans bis zum bitteren Ende geschröpft wird. In „Ice Age 4 – Voll verschoben“ dürfen nun also Manni, Sid, Diego und Scratch unter der Regie von Steve Martino („Horton hört ein Hu“) und Mike Thurmeier („Ice Age 3 - Die Dinosaurier sind los“) ein weiteres Mal Abenteuer erleben – nach dem Qualitätsschwund in den letzten Teilen doch eher ein zweifelhaftes Glück.
Nach den Ereignissen der letzten Zeit wünschen sich Sid, Diego und Manni in erster Linie eins: Ruhe. Doch neues Unheil bahnt sich an, denn Sids Familie erscheint unangemeldet, stiftet Chaos und lässt zu allem Überfluss auch noch die senile Faultieroma zurück. Währenddessen kommt es auch in Mannis Familie zu Schwierigkeiten, denn die unkontrollierbaren Hormone seiner Tochter Peaches führen zu einem Familienkrach der übleren Sorte. Doch all das wird überschattet durch eine Katastrophe größeren Ausmaßes...
Seit dem ersten Teil der „Ice Age“-Reihe klappern die pelzigen Helden der Blue-Sky-Studios die wichtigsten Etappen der frühen Weltgeschichte ab. So spannend und in geringem Maße sogar lehrreich diese Ausgangsszenarien auch gestaltet sein mögen, bei „Ice Age“ ist seit dem zweiten Teil der Wurm drin. Der Grund dafür liegt im Ausbleiben jedweder Charakterentwicklung, denn Sid, Diego und Manni stehen noch genau da, wo man sie nach dem ersten Teil entlassen hat. Statt die Persönlichkeiten der Hauptfiguren weiter auszuarbeiten, hat man sich entschlossen, in jedem Teil mindestens zwei neue Charaktere einzuführen (so auch in „Ice Age 4 – Voll verschoben“), um so die Innovationsarmut zu überdecken. Letzten Endes führt dies aber dazu, dass die schneeweiße Ice-Age-Welt inzwischen von einem ganzen Schwarm mäßig interessanter Sidekicks bevölkert wird, die größtenteils nicht nur nervig sind, sondern zudem auch noch die eigentliche Handlung ausbremsen.
Um sich dieser Vielzahl überflüssiger Nebenfiguren zu entledigen, haben sich die Drehbuchautoren Michael Berg und Jason Fuchs diesmal einen simplen, aber dennoch effektiven Kniff einfallen lassen: Bereits nach einer kurzen Einführung werden Manni, Diego und Sid durch einen unvorhersehbaren Zufall vom Rest der Gruppe getrennt und versuchen von dort an auf dem schnellsten Weg zu ihrer „Herde“ zurückzukehren. Auf diesem Weg können die drei Helden wieder zu ihren alten Stärken zurückfinden, die den ersten Teil so erfolgreich machte: Schneller Slapstick-Humor, ohne große emotionale Tiefe. Fantastisch allein die Szene, in der Sid von giftigen Beeren nascht, ihm daraufhin sämtliche Muskeln versagen und er anschließend in einer wilden Verfolgungsjagd zum Spielball des Zufalls wird. Natürlich bekommt auch wieder der nussverliebte Nager Scratch seine Auftritte und treibt wie immer nicht nur sich, sondern auch das Publikum mit seinen Nusskapaden zum Wahnsinn. Wobei diesmal besonders sein letzter Auftritt einen neuen Negativ-Höhepunkt im Leben des erfolglosen Nagers darstellen dürfte – traurig für Scratch, aber umso lustiger für das Publikum.
Auch die viel gescholtenen Nebenfiguren des „Ice Age“-Universums bekommen ihre Leinwandzeit zugesprochen, wobei hier besonders die Teenie-Probleme von Mannis Tochter Peaches im Fokus stehen. Diesem Handlungsstrang fehlt es jedoch deutlich an Schwung und Witz, denn die einzigen Spaßmacher in der Gruppe, die Opossum-Brüder Crash und Eddie, sind größtenteils eher nervig als witzig. „Bleib wie du bist“ lautet die Moral des Selbstfindungs-Teenie-Abenteuers - wäre diese platte Botschaft bereits im ersten Teil zum Leitmotiv erklärt worden, hätte sich die muntere „Ice Age“-Bande übrigens niemals zusammengerauft.
Mit dem bösartigen Piraten-Kapitän Utan hat nun auch zum ersten Mal ein „echter“ Antagonist den „Ice Age“-Kosmos betreten. Mit seinem bedrohlichen Äußeren und seiner ungewohnt blutrünstigen Art ist er ein guter Gegenpart zur sonst so flauschig-freundlichen Kuschel-Truppe. Und auch der Rest der Piratenmannschaft ist optisch ansprechend gestaltet: Ohrringe, verfilztes Fell und Schwertfischsäbel gehören hier zur Standardausrüstung für kampferprobte Plüsch-Piraten. Gerne hätte man noch mehr über diese eigenartige Crew und ihren Käptn erfahren, doch leider lässt die knappe Spielzeit von 94 Minuten keine nähere Einsicht in das raue Piratenleben zu.
Fazit: Schiff Ahoi! Mit „Ice Age 4 – Voll verschoben“ nimmt die Reihe endlich wieder Fahrt auf und besinnt sich auf alte Stärken. Wenn man sich auch im nächsten Teil wieder der einschläfernden Nebencharaktere entledigen kann, steht „Ice Age 5“ nichts mehr im Wege.
"Fuck the penguins!"
Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, den gesellschaftlichen Zwängen vollständig zu entfliehen, einfach seinen Job hinzuschmeißen und sich nicht mehr im großen Hamsterrad des Lebens für einen Hungerlohn abstrampeln zu müssen? In „Wanderlust - Der Trip ihres Lebens“ wird dieser Traum für Paul Rudd („Our Idiot Brother“) und Jennifer Aniston („Meine erfundene Frau“) wahr, denn nachdem ihr bisheriges Leben in die Brüche geht, beschließen die beiden, ihren bisherigen Lebensstil einmal kräftig umzukrempeln und sich einer waschechten Hippie-Kommune anzuschließen. Zwei Neu-New-Yorker versuchen sich als Vollzeit-Hippies? Klingt doch erst mal lustig, vor allem wenn man weiß, dass auf dem Regiestuhl David Wain, seines Zeichens Regisseur der unterschätzten Komödie „Vorbilder?!“, Platz genommen hat. Doch leider enttäuscht „Wanderlust“ auf ganzer Linie, denn statt treffsicherer Situationskomik und charmanten Antihelden gibt es diesmal Vulgärhumor und klischeebeladene Charaktere, wobei massig Penisse in Zeitlupe wohl die ärmliche Hauptattraktion des Films darstellen.
Für George (Paul Rudd) und Linda (Jennifer Aniston) geht ein Traum in Erfüllung, denn das glücklich verliebte Pärchen hat es endlich geschafft, eine finanzierbare Wohnung in New York zu ergattern. Zwar ist der Wohnraum klein und die Lage nicht perfekt, aber was macht man nicht alles, um ein Teil der beliebtesten Stadt der Welt zu werden. Doch als George seinen Job verliert und Linda, ihres Zeichens ambitionierte Dokumentarfilmerin, für ihre Pinguin-Dokumentation keinen Abnehmer findet, stehen die beidem vor dem Ruin. In größter Not plant das Pärchen erst einmal ein paar Tage bei Georges neureichem Bruder Rick (Ken Marino) Unterschlupf zu suchen und einen klaren Kopf zu bekommen, doch auf dem Weg dahin legen die beiden einen ungeplanten Zwischenstopp in einer Kommune voller freundlicher Alt-Hippies ein, der ihr bisheriges Leben kräftig auf den Kopf stellt...
Das männliche Geschlechtsorgan feiert momentan Hochkonjunktur in amerikanischen R-Rated-Komödien, denn diese wollen momentan vor allem eins: Schockieren. Und womit schockt man das prüde amerikanische Publikum am besten? Richtig, mit einem Penis. Von „Hangover 2“ über „American Pie: Das Klassentreffen“ bis hin zu „Nie wieder Sex mit der Ex“: Penisse, wohin das Auge reicht und das meist nur um den berüchtigten R-Rated-Stempel aufgedrückt zu bekommen. Kam diese Einstufung früher noch einem „Todesurteil“ an den Kinokassen gleich, ist es für amerikanische Komödien heutzutage fast schon ein Muss, als R-Rated eingestuft zu werden, denn nur so kann man sich gegen die nicht minder vulgäre Konkurrenz durchsetzen. Doch ein schlapper Peniswitz allein macht noch keine gute Komödie, das beweist auch „Wanderlust - Der Trip ihres Lebens“. Denn obwohl hier Joe Lo Truglio als Nudist Wayne eifrig seine Nudel in die Kamera hält und später sogar ein Treffen nudistischer Weinhersteller in Slow-Motion gesprengt wird, ist und bleibt der Comedygehalt gleich null. Aber vielleicht ist man als Europäer in dieser Hinsicht einfach zu abgebrüht...
Wenn es doch wenigstens sonst etwas zu Lachen gäbe, wäre das Ganze ja nicht so schlimm, aber „Wanderlust - Der Trip ihres Lebens“ wird nach einer angenehm harmlosen Aufwärmphase zu einem wahren Fremdschäm-Marathon, inflationärer Gebrauch von Schimpfwörtern inklusive. Bezeichnend dafür ist die Szene, in der Paul Rudd minutenlang vor dem Spiegel äußerst unbeholfen infantilen Dirty-Talk zum Besten gibt. Allerdings dürften Sprüche wie „I'm gon' puts my dick in!“ höchstens bei spätpubertären Kinobesuchern für Heiterkeit sorgen.
Natürlich gab es auch in David Wains „Vorbilder?!“ schon derbe Sprüche und zotige Späße zu Hauf, die fanden jedoch ihren Ausgleich in einer äußerst feinfühligen Charakterzeichnung der Protagonisten, denn diese wurden trotz ihrer sehr speziellen Hobbys und merkwürdigen Eigenarten nie dem Spott des Publikums preisgegeben. Gänzlich anders gestaltet sich da die Sachlage in „Wanderlust“: Kaum eine sympathische Figur findet sich unter den vielfältigen Nebencharakteren, die meist erschreckend schablonenhaft gezeichnet sind. Überholte und bereits x-fach gesehene Hippie-Stereotype wie die ultra-feministische Kampfbraut, den verkifft-senilen Alt-Hippie und den lyrisch bewanderten Kommunenguru treffen auf profitgeile, herzlose Bauunternehmer, die böse wie sie nun mal sind, nichts Besseres zu tun haben, als mit allen Mitteln den friedliebenden Kiffern das Land unter den nackten Füßen wegzumopsen und darauf ein Spielcasino zu bauen.
Nicht einmal die beiden Protagonisten Paul Rudd und Jennifer Aniston können da noch viel retten, zumal man auch mit deren Charakteren nicht so richtig warm werden will. Außerdem zweifelt man bereits nach kurzer Zeit an deren Glaubwürdigkeit als funktionierendes Pärchen. Denn spätestens wenn Aniston die leichtfertig dahergesagte Übereinkunft bezüglich „freier Liebe“ innerhalb der Kommune sofort als Freifahrtschein für ein schnelles, körperliches Intermezzo mit dem inoffiziellen Kommunenguru Seth (Justin Theroux) nutzt, möchte man ihnen nur noch raten, schnellstmöglich einen Termin beim Eheberater zu vereinbaren.
Fazit: „Wanderlust - Der Trip ihres Lebens“ ist nach „Jack und Jill“ die nächste große Komödien-Enttäuschung dieses Jahres. Statt einen augenzwinkernden Einblick in die Probleme sozialer Aussteiger zu bieten, reicht es hier gerade einmal für ein paar anzügliche Witze und reichlich derbe Dialoge. Lediglich Anistons ungewohnt körperbetontes Auftreten tröstet einen hin und wieder über die deutlichen Mängel im Film hinweg.
"Tell me if you see something moving in the water."
26. April 1986: Im Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl kommt es zu einer Explosion des Reaktors. Die nahegelegene Arbeiterstadt Prypjat wird evakuiert, jedoch lassen viele der Bewohner in dem glauben, dass sie bald wieder in die Stadt zurückkehren können, ihr gesamtes Hab und Gut in ihren Wohnungen. Ein Irrglaube, denn seit nunmehr 25 Jahren mahnen die leerstehenden Wohnblöcke, stumme Zeugen einer der größten nuklearen Katastrophen unserer Zeit, vor den Gefahren der Kernenergie. Prypjat ist eine moderne Geisterstadt und scheint damit geradezu prädestiniert als Kulisse für einen Horrorfilm. Denn wenn man im Kino die Aufnahmen der menschenleeren Straßen und verfallenen Häuser sieht, erzeugen diese unkommentiert gelassenen Bilder größeres Unbehagen als die meisten Horror-Schlachtplatten während des gesamten Films. Doch leider versteht es der ehemalige Spezialeffekt-Spezialist Bradley Parker in seinem Hollywood-Debüt „Chernobyl Diaries“ nicht, den besonderen Reiz seines außergewöhnlichen Settings gewinnbringend zu nutzen und kreiert lediglich einen weiteren uninspirierten „The Hills Have Eyes“-Klon.
Die Freunde Chris (Jesse McCartney), Natalie (Olivia Dudley) und Amanda (Devin Kelley) befinden sich auf einer Reise quer durch Europa. Nach Stationen wie London und Paris soll es nun in den Osten Europas gehen, genauer gesagt nach Kiew. Hier erwartet sie Chris großmäuliger Bruder Paul (Jonathan Sadowski) bereits mit einer Überraschung: Er hat einen Trip nach Prypjat, der verlassenen Stadt nahe des Atomkraftwerks Tschernobyl gebucht. Gemeinsam mit einem anderen Pärchen und ihrem einheimischen Reiseführer Uri (Dimitri Diatchenko) geht es am nächsten Tag auch schon los. Doch als die Gruppe nach einem abenteuerlichen Tag in Prypjat wieder den Weg nach Hause antreten möchte, stellen sie zu ihrem entsetzen fest, dass sich jemand an den Kabeln zu schaffen gemacht hat. Sind sie etwas doch nicht allein?
Obwohl Prypjat inzwischen immer häufiger zum Ausflugsziel schaulustiger Touristen wird, wurde „Chernobyl Diaries“ aus verständlichen Gründen nicht in der Geisterstadt nahe des Kernkraftwerks Tschernobyl gedreht. Allein die permanente Strahlenbelastung über mehrere Tage wäre ein zu großes Gesundheitsrisiko für Geist und Körper aller Beteiligten gewesen. Jedoch hat man sich würdigen Ersatz gesucht und sich dabei weitestgehend am realen Stadtbild Prypjats orientiert. Neben halbverfallenen Häuserblocks und einem riesigen Autofriedhof findet sich auch das von Fotos hinlänglich bekannte stillgelegte Riesenrad mitsamt Autoskooter in Bradley Parkers Film wieder. Und auch im Inneren der einsturzgefährdeten Ruinen kommt echte Gänsehaut-Stimmung auf, denn die verstaubten Klassenzimmer, verlassenen Wohnungen und düsteren Kellergewölbe beflügeln die Fantasie des Zuschauers und man erwartet quasi hinter jeder Ecke seinen schlimmsten Albtraum. Würde nur das Setting bewertet werden, wäre „Chernobyl Diarys“ wohl einer der besten Filme dieses Jahres.
Natürlich sind die Protagonisten, eine amerikanische Touristengruppe, von denen jedes Mitglied weitestgehend charakterlos, und damit bis zum Schluss absolut austauschbar bleibt, an diesem gespenstischen Ort nicht allein. Schon bevor diese die Stadtgrenze überhaupt überschritten haben, stoßen sie an einem Bach auf einen mutierten Fisch, der lustigerweise ein wenig an eine bösartige Variante des berühmten dreiäugigen Fischs „Blinky“ aus den Simpsons erinnert. Doch nicht nur die Fische sehen im verstrahlten Gebiet furchterregend aus, auch die restliche Tierwelt scheint nicht gut auf Touristen zu sprechen sein: So treffen die Protagonisten auf verstrahlte und ungewöhnlich aggressive Hunde und einen echten Tscherno-Bären. So langsam kommt auch bei den Protagonisten eine dunkle Ahnung auf: Wenn selbst Bären die Auswirkungen der Katastrophe überlebt haben, warum dann nicht auch - Schreck lass nach - Menschen?! Wurde bis zu diesem Zeitpunkt noch die Frage offengelassen, wer oder was denn nun die Reisegruppe dezimieren wird, entschließt man sich nach der ersten Nacht die Katze aus dem Sack zu lassen. Scheinbar wurde Prypjat eher schlecht als recht evakuiert, denn gleich Dutzende mutierter Einwohner machen nun der verängstigten Reisegruppe das Leben schwer und jagen diese in einem mauen Katz-und-Maus-Spiel durch die Katakomben der Stadt.
Diese wilde Hatz könnte sich als ganz unterhaltsam erweisen, wenn die Auftritte der Mutanten auch nur halbwegs gruselig oder spannend in Szene gesetzt werden würden. Doch meistens erinnern diese eher an schwerfällige, hirnlose Zombies, die ihre Opfer in Gruppen ziellos durch die Gassen treiben, bedrohlich in der Gegend rumstehen und sich nach ihrer ersten Entdeckung kaum mehr die Mühe machen, im verborgenen zu agieren. Dabei sollte man doch annehmen, dass 25 Jahre Versteckspiel mit dem russischen Militär und neugierigen Touristengruppen aus den verstrahlten Einwohnern wahre Meister der Tarnung hätte machen müssen. Auch sehen diese mutierten Touristenjäger alles andere als bedrohlich aus, denn diese erinnern, dank ihres Erkennungszeichens Glatze und aschfahler Haut, eher an kränkliche Rentner, als an mörderische Mutanten. Wenn man sich da die liebevoll-ekelhaft gestalteten Kostüme in dem „The Hills Have Eyes“-Remake ins Gedächtnis ruft, ist es durchaus verwunderlich, dass sich gerade der Debütfilm des ehemaligen Spezialeffekt-Spezialisten Bradley Parker durch fehlende Kreativität im Mutanten-Design auszeichnet. Und auch das Ableben der amerikanischen Touristen erweist sich als erstaunlich uninspiriert: Nach Schema F werden diese nacheinander von den Mutanten verschleppt und/oder hingerichtet. Nicht ganz klar ist hierbei, ob diese nun aus reinem Spaß an der Freude morden, oder in den Touristen wirklich etwas Essbares sehen, denn die Überlebenden stoßen auf ihrer Flucht immer wieder auf unversehrte Leichname früherer Weggefährten und anderer Mutanten-Opfer.
Fazit: Ein guter Schauplatz ist eben doch nicht alles. Austauschbare Charaktere, langweilige Mutanten und ein uninspiriertes Drehbuch verhindern, dass aus Bradley Parkers Regie-Debüt „Chernobyl Diarys“ mehr wird, als ein unterdurchschnittlicher Genre-Vertreter.
"This place is about to become a sea of sweat, ear-shattering music and puke."
Über Modegeschmack lässt sich ja bekanntlich streiten, dementsprechend auch über die Outfits von Anhängern der Glam-Metal-Szene, die in den achtziger Jahren ihren schrillen Höhepunkt erreichte. Lange toupierte Haare, hautenge Tops und Glitzerhosen, hier war einfach alles erlaubt, was frech, anders und provokant war. Natürlich grenzte man sich damit auch ganz bewusst von der raubeinigen Heavy-Metal-Fraktion ab, die nur wenig schöne Worte für die Paradiesvogel-Rocker übrig hatten. Aber ganz egal, wie man nun zu den schrillen Outfits stehen mag, eins lässt sich wohl kaum verleugnen: In dieser Zeit haben Bands wie „Poison“, „Guns N’ Roses“ und die „Twisted Sisters“ die Konzerthäuser dieser Welt zum kochen gebracht und kreierten weit mehr als nur ein paar billige Ohrwürmer. Höchste Zeit also, dieser Rocker-Generation endlich ein filmisches Denkmal zu setzen. Mit „Rock of Ages“ versucht nun Regisseur Adam Shankman („Bedtime Stories“) den Geist dieser Zeit auf die Leinwand zu bannen und lässt dabei natürlich, wie es sich für ein anständiges Musical gehört, alle seine Stars die großen Hits dieser Zeit aus voller Kehle schmettern, darunter zeitlose Hits wie „Hit Me With Your Best Shot“ von Pat Benatar, „We Built This City“ von Starship oder „Nothin' But A Good Time“ von Poison. Zeitweilig fackelt „Rock of Ages“ ein wahres Rock-Feuerwerk ab, doch das hohe Anfangstempo kann nicht lange gehalten werden und so gleicht der Film in der zweiten Hälfte eher einer mauen Rock-Wunderkerze.
Sherrie (Julianne Hough) hat einen Traum: Sie möchte in Los Angeles die ganz große Karriere als Sängerin machen. Den Koffer vollgestopft mit den Platten ihrer Lieblingsbands begibt sich das naive Landei auf die Reise, doch kaum in Los Angeles angekommen, wird sie auch schon Opfer eines Straßenräubers. Glücklicherweise beobachtet Rockschuppen-Kellner Drew (Diego González Boneta) den Überfall und eilt Sherrie zur Hilfe. Leider vergeblich, aber immerhin kann er der unbeholfenen Dorfschönheit zu einem Job in der legendären Rock-Bar „The Bourbon Room“ verhelfen. Hier soll in ein paar Tagen Skandalrocker Stacee Jaxx (Tom Cruise) mit seiner Band „Arsenal“ ein Konzert geben. Doch Bürgermeister Mike Whitmore (Bryan Cranston) und dessen Frau Patricia (Catherine Zeta-Jones) ist dieser Club schon lange ein Dorn im Auge...
Spätestens nach „Hairspray“ wusste man: Adam Shankman kann auch als Regisseur überzeugen. Bis dato war man sich dessen nicht sicher gewesen, denn sowohl seine Arbeiten in romantischen Gefilden wie „Wedding Planner – Verliebt, verlobt, verplant“ als auch seine bemühten Komödien à la „Der Babynator“ und „Im Dutzend billiger 2 – Zwei Väter drehen durch“ waren eher von unterdurchschnittlicher Natur. Shankman hatte sich jedoch schon mehrfach als guter Choreograf ausgezeichnet, also warum sich nicht mal in einem Genre probieren, in dem Tanz, Gesang und eine gute Inszenierung einen größeren Stellenwert haben, als eine komplexe Story und vielschichtige Charaktere? Mit „Hairspray“ versuchte sich der Regisseur 2007 erstmalig an einem Musical und konnte mit einem John Travolta („The Punisher“) in Frauenkleidern das erste Mal vollends überzeugen. Mit „Rock of Ages“ versucht sich Shankman nun ein zweites Mal als Musical-Regisseur und das Konzept ist gleich geblieben: Perfekt inszenierte Gesangs- und Tanzpassagen werden notdürftig durch ein wackliges Handlungsgerüst zusammengehalten.
Solange die Musik läuft, funktioniert der Film vollends: Zu rockigen Klängen spielt plötzlich die ganze Stadt verrückt, konservative Hausfrauen tanzen auf den Kirchenbänken, der Plattenladen verwandelt sich in ein Tollhaus, man singt im Duett mit dem Busfahrer und nimmt nebenbei noch eine Hardrock-Bar auseinander. Zudem beweisen Hollywood-Stars wie Russell Brand („Nie wieder Sex mit der Ex“), Alec Baldwin („Dick und Jane“), Catherine Zeta-Jones („Die Legende des Zorro“) und Tom Cruise („Magnolia“) allesamt in zeitgemäß schrägen Outfits, dass sie, sollte es irgendwann mal nicht so gut mit der Schauspielerei laufen, immer noch ihr Glück als Sänger versuchen könnten. Besonders hervorzuheben ist an dieser Stelle noch einmal Tom Cruise als exzentrischer Rockstar und Frauenschwarm Stacee Jaxx. Cruise geht in der Rolle des leicht bekleideten Rüpel-Rockers vollkommen auf und nimmt damit sein braves Biedermann-Image damit gehörig auf die Schippe. Zudem verfügt Cruise über echte Rocker-Qualitäten, denn nicht nur stimmlich, sondern auch in puncto Bühnenperformance macht er manchem Profi Konkurrenz. Doch ist die Musik aus, schafft es Shankman keine fünf Minuten, die Power der Musical-Einlagen auch auf die restliche Handlung zu übertragen, daran können auch ein äußerst schmieriger Paul Giamatti („Sideways“) und ein unterforderter Bryan Cranston („Breaking Bad“) wenig ändern.
Im Mittelpunkt von „Rock of Ages“ steht die Liebesgeschichte zwischen Sherrie und Drew, verkörpert von den Jungschauspielern Julianne Hough („Footloose“) und Diego González Boneta („90210“). Doch leider sind deren Charaktere bei weitem die uninteressantesten Figuren im ganzen Film, denn beide Darsteller wirken trotz ihrer rockigen Klamotten, als wären sie gerade aus einer Teenie-Soap entlaufen, wodurch ihren Szenen immer ein leichter Hauch von „Highschool Musical“ anhaftet. Und auch ihre „tragische“ Liebesgeschichte, die fast die gesamte zweite Hälfte des Films einnimmt, kommt eher spießig als rockig daher, denn statt Sex, Drugs und Rock 'n' Roll gibt es hier höchstens angedeuteten Blümchen-Sex, Eifersucht und Langeweile - Hell Yeah! Zwar sind die Beiden ganz passable Sänger und Tänzer, doch ihre Charaktere sind einfach so brav und bieder gezeichnet, dass man ziemlich schnell das Interesse an ihnen verliert und letztendlich nur noch dem nächsten Cruise-Auftritt entgegen fiebert.
Fazit: Hier sind sämtliche Nebencharaktere interessanter als die beiden jugendlichen Protagonisten, die wohl in erster Linie die inzwischen pubertierende „High School Musical“-Generation ansprechen dürften. Punkten kann Shankmans „Rock of Ages“ jedoch durch die hervorragenden Choreografien und den fantastischen Soundtrack. Trotz einiger Schwächen dennoch ein Pflichtbesuch für jeden echten Rocker! Hell Yeah!
Was gibt’s Neues, Pussy?