Gabster - Kommentare

Alle Kommentare von Gabster

  • 6 .5

    Zunächst mal ja, BABY DRIVER funktioniert sowohl als rasanter Actioner als auch als sensible Liebesgeschichte und in einigen wunderbaren Momenten als schönes sowohl-als-auch. Dabei sind die Actionsequenzen allerdings besser geschrieben als (immer etwas kuddelmuddelig) inszeniert und btw auch besser geschrieben als die teilweise sehr nach first draft schmeckenden Dialoge.
    Von Wrights bisherigem Werk und seinem typischen visuellen Humor ist hier eigentlich nichts mehr zu finden, da steckte selbst in dem (übrigens um klassen besseren) ANT-MAN noch mehr Wright. Dafür macht er einen massiven Schritt in Richtung Kino-Mainstream, der ihm in vielen Momenten auch sehr gut tut, weil er deutlich schmissiger wird als in seinen früheren Werken, auch wenn die Gag-Rate darunter leidet. Warum BABY DRIVER trotzdem nicht das Niveau der anderen Wrights erreicht ist auch vor allem dem Protagonisten geschuldet. Der wird von einem Scott Pilgrim als Apperitiv fürs Frühstück verspeist und das Ansel Elgort einen Film tragen kann wie etwa ein Simon Pegg hat hoffentlich nie jemand ernsthaft erwartet.
    Und dennoch: Nach behäbigem Start wandelt sich BABY DRIVER schnell zu einer kleinen Perle, die Metzgerszene und die Szene danach im Diner sind (auch einem fantastischen Jamie Foxx geschuldet) pures Kino. Und das zuckersüße Ende war genau das, was ich wollte. Zusammengefasst gibt es sehr viel bunt, sehr viel laut und sehr viel süß. So wie es sein sollte. Aber mehr auch nicht.

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    • 5 .5

      Nett gemeinter aber doch eher gewollt als gekonnter SciFiler. Nolan schafft es hier nicht, Emotionen oder dringliche Fragen (und derer gäbe es in Anbetracht der Selbstausrottung der Menschheit, verschieden schnell alternder Väter und Töchter und einsamer Kälteschläfe am Ende der Zeit wahrlich genug) wirklich Leben einzuhauchen sondern betet sie stumpf herunter, in dem festen Glauben daran, dass der Zuschauer dem ganzen schon selber Tiefe verleihen würde. Es hätte ih eigentlich selber auffallen sollen, dass eine Liebesgeschichte, die wir nicht miterleben, nie für uns greifbar sondern immer nurBehauptung bleiben muss. Und am Ende fiel ihm dann wohl noch ein, dass Zuschauer von einem Nolan.Film irgendwas hirnverrenkendes Erwarten, weswegen er seinen ziemlich egalen Plot-Twist aus den Bücherregalen von McConaugheys Tochter zimmerte.
      Das liegt u.a. daran, dass obowhl der Film knapp doppelt so lang ist wie er eigentlich bräuchte, sich das Drehbuch in wirklich tiefsinnigen Momenten sofort verstrampelt und anfängt alls schnell runterzurasseln um baldmöglichst wieder immer dieselben physikalischen Ideen und familiären Probleme zu wiederholen.
      Dazu kommt, dass die Bilder nur manchmal über okay herauskommen und die Actionszenen so spannend sind als würde man den dazugehörigen Wikipedia-Artikel lesen anstatt dabei zu sein. Was schade ist, weil die Ausgangsidee durchaus Pepp hatte. So bleibt aber nur eine maue Vorform von ARRIVAL übrig.

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      • 7

        Ganz an Raimis kleine Wunderwerke kommt dieses neue Spidey-Abenteuer leider nicht, aber besser als der Garfield-Quark isses allemal. HOMECOMING schafft einen wundervoll fluffigen Tonfall und ist vor allem in der ersten Hälfte primär ein sehr unterhaltsamer Highschool-Film mit ein bisschen Iron Man-Einschlag, der sich leider aber am Ende des Tages mehr für Pointen als für Charaktere interessiert, was manchmal ein großer Spaß ist aber auch einer, der schnell verpufft.
        Der neue Spidey ist auf jeden Fall ein sehr herziger Bursche und auch wenn seine Crew (bester Kumpel, Tante May, Hghschool-Crush) deutlich weniger Profil hat als auch schon mal, macht Holland das mit seiner knuffigen Performance (vor allem auch im Zusammenspiel mit Tony Stark und seinem Happy das wieder weg.
        Und dann wäre da noch Vulture. Im Gros eher fader und austauschbarer Marvel-Schurken stellt er eine faszinierende Ausnahme dar. Als Opfer von Starks Privatisierung der nationalen Sicherheit und der Selbstbereicherung an seiner Nebentätigkeit als Superheld hält er dem von den enstprechenden Filmen propagierten entfesselten Kapitalismus kalt den Spiegel vor. Da muss sich auch Spidey der Wahrheit stellen, das der Unterschied zwischen Iron Man und Vulture geringfügig ist. Aus der Erkenntnis macht er leider gar nichts, was sicher auch ein Manko des Filmes ist.
        Und auch sonst ist bei HOMECOMING längst nicht alles perfekt: Die Mädels müssen immer noch in hübschen Kleider alleine auf dem Ball warten, während die Jungs mit coolem Technikzeug rumspielen. Und gerade im Finale vergisst er seine Story doch etwas an einen plumpen "Schneller Höher Weiter"-Wahn. Aber dennoch: Wenn sich die Marvel-Filme so weitermachen, wo sie sich jetzt mit ANT-MAN und HOMECOMING hinentwickelt haben, dann habe ich dem ganzen Forsetzungswahn nichts entgegenzusetzen, denn im Moment geht es im Marvel-Universum stark bergauf.

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        • 4

          Das einzig konsequente Ende wäre natürlich gewesen, wenn sich die drei Protagonisten am Ende in einer (auch körperlichen Menage a trois) befänden oder sie zumindes mit beiden gleichermaßen zusammen wäre. Ihre Entscheidung für den jugendlichen Hänger rückt den bis dahin durchaus mal vergnüglichen und auch hintersinnigen Film leider komplett zurück in die Ecke der Biederheit, sexueller Repression und Hass aufs Alter, mit der er die ganze Zeit über schon hier und da kokettiert hat. Damit bestätigt dann leider auch der Film Pierres andauerndes Selbstmitleid, er könne auch direkt abtreten.

          • 6 .5

            Dass TUSK eine der originelleren Idee der jüngsten Horrorfilmgeschichte hat, weiß er leider zu gut und verlässt sich zu krampfhaft darauf, um sich darum noch viel mit Mehrwert zu basteln. Das ist schade, weil es in der Form nur auf Biegen und Brechen abendfüllend ist und einige schleppende Rückblenden erfordert, denen vor allem eine Sache gut getan hätte: Kevin Smith-Humor. Trotzdem macht TUSK Laune. Das liegt nicht zuletzt an Johny Depp, Justin Long und daran, wie konsequent sich Smith seiner abgefahrenen Grundidee hingibt, ohne dem menschlichen Augen viel zu ersparen. Dabei will er zu keiner Minute gruselig, eklig oder lustig sein, sondern maßgeblich schräg. Was ihm herrlich gelingt. Und doch gehört TUSK eindeutig zu den weniger ausgereiften filmischen Versuchen Smiths. Es ist ihm hoch anzurechnen, hier Neuland betreten und ausprobiert zu haben, nichts desto trotz hätt mans besser machen können. Was vor allem auffällt, wenn der Cameo der beiden Colleens, den ungleich besseren YOGA HOSERS foreshadowt.

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            • 4 .5

              SPY fängt nich uncharmant an, nimmt das parodierte Agentengenre ernst, hält sich zu Beginn noch mit Brachialhumor zurück und kann Action, Comedy und Charaktere gut verbinden. Beide Daumen hoch für die erste Viertelstunde, nach der der Film dann spürbar in sich zusammen sackt. Klar, er hat noch immer Glanzmomente, zeigt, dass McCarthy entgegen ihrer üblichen "Leistungen" eine tolle Comedian ist und hat einen Plot, der auch mal zupackt. Leider rutscht er mit zunehmender Laufzeit auch mehr und mehr in Pipi-Kaka-Humor ab und viele Nebenfiguren wie der grapschige Italiener (cultural diversity ist hier eh sehr schwierig) nerven grundlos.
              McCarthy und Hart als weibliche Action-Paar funktionieren deutlich besser als noch McCarthy-Bullock es taten, Law hat eine großartige Szene, dann eine anstrengende, ist dann tot und kommt irgendwann noch anstrengender zurück und Statham ist in allem was er tut hier großartig. Den doch eher überdruchschnittlichen Schauspielern ist es dann auch zu verdanken, dass ein dümmliches Drehbuch in einer langweiligen Inszenierung noch einigermaßen gerettet wird. Den vielen schlechten Witzen ist aber leider nicht mehr zu helfen und so funktioniert SPY als Actionfilm besser als als Komödie, auch wenn er krampfhaft letzteres sein will.

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              • 3 .5

                Es ist natürlich ein ehrbares Unterfangen, das Paul Feig hier antreibt, die Buddy-Actioner der männlichen Macho-Welt zu entreißen und endlich starken Frauen die Filme zu geben, die sie schon so lange verdienen. Leider tut er seinem Plan keinen Gefallen, wenn er diese Idee mit einer dümmlichen Story und vielen flachen Gags der ungerechtfertigten LÄcherlichkeit preisgibt.
                Überraschend wenig Antipathie haben aber trotzdem erstmal die beiden Hauptdarstellerinnen in mir hervorgerufen, für die es in der Regel bei meiner Sympathieskala Negativwerte braucht. Sogar McCarthy ist manchmal gar nicht sooo unlustig, auch wenn ich mich nie zu mehr als einem netten Schmunzeln bei ihr durchringen konnte. Bullock ist da nicht anders, einige Nebendarsteller (zb. McCarthys Filmfamilie) haben da mehr zu bieten, sind aber meistens nur ne flüchtige Minute zu sehen.
                Zwei, drei gute Gags retten über einen gemächlich langen Teil der Handlung, dazu kommt ein für das Genre erfrischend hoher Bodycount (Messer in Bullocks Schenkel, Bullocks gescheiterter Luftröhrenschnitt, McCarthy spielt russisches Roulette mit den Hoden eines Verdächtigen, etc.). Das macht in seiner piefigen Aufmachung und einigen unnötigen Tölpelwitzen aber bei weitem keinen gelungenen Film.

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                • 6

                  Wenn Alien da, toll, wenn Alien weg, doof.

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                  • 8

                    Leider schafft es auch DOWN WITH LOVE nicht, eine Hommage in die heutige Zeit zu verlegen und zeigen, dass man auch über das 21. Jahrhundert klassische Hollywoodgeschichten erzählen kann, sondern muss seine Handlung in die Sechziger Jahre verlegen und ist damit weniger Hommage als vielmehr Recycling.
                    Das ist dann aber schon alles, was ich an diesem Film bemeckern könnte, denn nach der anfänglichen Enttäuschung darüber fackelt der Film eine umwerfend lustige und charmante Verwechslungskomödie ab, getragen von perfekten Darstelleern und mit so viel visueller Bravour, dass das Gros der aktuellen RomComs davor vor Neid erblassen muss.
                    Da macht es auch nichts, dass Zellweggers Plan so hanebüchen ist, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll und dass viele der Sidekick-Figuren anstrengend werden können. Denn all das gehört zum hysterischen Charme dieser Filmperle und ohne diese Überdrehtheiten würde das Gesamtkonstrukt nicht mehr funktionieren.
                    Ich sag es einfach mal wie es ist: Peyton Reed gehört zu den fünf oder zehn interessantesten Regisseuren derzeit!

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                    • 5 .5

                      Nicht ganz so daneben wie die MAGIC IN THE MOONLIGHT-Kathastrophe, bleibt Allen hier doch weitesgehend hinter seinem Potenzial zurück. Natürlich ist er was Charme und Witz angeht, quasi jedem anderen nach wie vor überlegen und es ist auch an vielen Details erkennbar Woody, der hier waltet und schaltet. Und dennoch zünden überraschend viele Gags nicht und die Handlung entspinnt sich auch eher langsam. Manchmal wirkt das Skript eher so, als versuche hier jemand krampfhaft Woody zu imitieren (zb. im etwas gewollten Finale).
                      Und dennoch taugt CRISIS IN SIX SCENES einer Sichtung. Das liegt vor allem daran, dass Woody als Darsteller das rettet, was Woody als Autor verbockt hat. Er ist nach wie der wohl witzigste Mensch dieses Planetens, was er vor allem in der (aus dem Gros der anderen Folgen herausragenden) Episode 2 fantastisch zeigt. Und auch sonst fallen immer wieder schöne Momente (der Friseur, die Paare, die Kay betreut, etc.) auf, die die Serie gehörig aufwerten. Und anderen allensche Elemente wie die kämpferische Linke, in die sich der naive Tor verguckt, zünden auch noch beim zwanzigsten Aufguss.
                      Angenehm ist auch, wie sich CRISIS IN SIX SCENES konsequent dem seriellen Erzählen verweigert, die Folgen kaum in sich geschlossene Spannunsgbögen oder Cliffhanger haben, sondern eher wie willkürlich ausgeschnittene Teile eines (etwas überlangen) Woody-Films wirken, umreiht von hübschen, kleinen Comedy-Nummern, die weniger zum Film gehören, als dass sie einfach auch mal gemacht werden sollten. Nett zu gucken, kann er aber deutlich besser.

                      • 5 .5

                        Langsam und unaufdringlich kommt PRISONERS daher, baut kunstvoll ein sorgsam verschachteltes Konstrukt auf, was in seiner sehr betulichen Auflösung dann enttäuschend in sich zusammen fällt. Stark aufspielende Darsteller, allen voran Jake Gyllenhaal, können ihre reißbrettartigen Figuren nicht immer davor bewahren in doch sehr lahmen moralischen Fingerübungen hin und her zu schlittern.
                        Das PRISONERS doch Spannung aufbauen kann liegt vor allem daran, dass er zwar nicht viel erzählt, aber sehr gut aussieht und von einer tollen Stimmung getragen wird. Und bis zur lahmen Auflösung kommt das Rätsel auch sehr packend daher, hat dann nur nicht viel dahinter.
                        Dafür dass der Film schon allein wegen seiner epischen Länge immer mehr sein möchte als er ist, ist er dann doch echt wenig. Das was er ist, ein netter, kleiner Krimi, ist er aber nicht schlecht. Kann man auf jeden Fall mal gucken als TATORT-Ersatz.

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                        • 8 .5

                          Was war das denn?
                          Wes Craven lässt hier ein unfassbares Meisterwerk von der Leine, das zuerst noch langsam an der Leine lauert, dann immer bissiger knurrt und schließlich so hart zuschlägt, dass mir die Kinnlade bis zu den Knien fiel.
                          Weniger kalt und durchgeplant als seine SCREAM-Reihe, dafür reine entfesselte Lust an der Schockwirkung. THE PEOPLE UNDER THE STAIRS verweigert sich jeder Genrezuordnung, will nicht lustig, nicht gruselig, nicht brutal, nicht eklig, nicht bedrückend sein, sondern einfach nur eine Geschichte erzählen, sie so abgedreht ist, dass es unmöglich wäre, irgendetwas davon zu erzählen. Nur so viel sei gesagt: Es geht um Inzest, es geht um Black Power und soziale Ungerechtigkeit, es geht um repressive Erzeihungsmethoden und es gibt jede Menge auf die Nüsse.
                          So avantgardistisch hat sich der Horrorfilm, der wie kaum ein anderes Genre in fixen Genreregeln feststeckt, sonst selten zeigen können, dafür war er auch selten so fantasievoll, in der Art, in der er sich in Gore, in Slaptsick, in Daramatik und in Action suhlt. Ein Bastard von einem Film, unvergleichlich mit den meisten anderen Filmen, aber ein Risenspaß und eine unglaubliche Befreiung gegenüber Genre-Konventionen (so sehr ich jede einzelne der Horror-Konventionen liebe). Ein Gruselhaus am helligten Tag kann hier genauso funktionieren wie ein Lack-und-Leder-Knabe als Kettensägenmörder.

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                          • 8

                            Von Anfang an dreht BLONDINEN BEVORZUGT handelsübliche RomComs gegen den Strich auf. Der Film interessiert sich wenig für die die Handlung vorantreibenden Gefühle oder die fast eher alibi-mäßig vorgebrachten Verwechselspiele. Stattdessen steht die Freundschaft von Russell und Monroe im Zentrum, die sich hier durch eine Kreuzfahrt, einen Kriminalfall und diverse Rückschläge kämpfen. Dabei greifen sie die betont männlichen Buddy-Komödien vorweg und bieten all den Kumple-Pärchen auf der Suche nach heißen Mädels und ner guten Zeit die Stirn. Und mit Russells penetranter Oberflächlichkeit und ihr weiblicher Blick auf Sportlerkörper ist schon vor über sechzig Jahren feministischer gewesen als all Frauenrollen des aktuellen Jahrtausend zusammen. Generell gelingt es Russell von Anfang an, Monroe komplett an die Wand zu fahren und der Sexikone in Sachen Charme, Humor und Spielfreude die Show zu stehlen. Wobei ihre beinahe schon lynchartige Diamonds-Musicalszene, an deren bitteren Ende, sie unter der Last von Männern und Edelsteine beinahe erstickt wird auch nicht von schlechten Eltern war und die vielleicht spitzzüngigste Kapitalismus-Kritik ist, die ich kenne. Großartiger Film!

                            • 8 .5

                              Die Meisterschaft des Filmes besteht darin, wie er mit wenigen Strichen ein sehr exaktes Soziotop in all seinen Facetten entwerfen kann, eine Neighborhood, die wirkt wie eine kleine, weit verzweigte Familie, in der er zunächst ordentlich kriselt, sich dann viel anstaut und schließlich bitterlich entlädt. So wirken die rassistischen Einsprengsel zunächst wie unangenehme Störfaktoren in der eigentlich harmonisch-bunten Welt, bis klar wird, dass sie nicht die Störfaktoren, sondern die eigentliche Fundamente dieser Welt sind. Und das schonungslos drastische Finale blieb mir lang im Hals stecken. Auch wenn Lee seinen Film gerade damit stark als politische Message und weniger als Charakterstudie mehr sehen will und diese Schablonenhaftigkeit dem ganzen einen etwas faden Beigeschmackt gibt, ein absolut starker und berührender Film.

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                              • 0 .5

                                Wenn wir irgendwann man aufhören, Geschichten zu erzählen, dann sehen die Filme aus wie dieser hier. Der deutsche Film auf dem Gipfel seiner Banalität und Inhaltsleere.

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                                • 5 .5

                                  Anderson hat spürbar nette Ideen und manche von ihnen kann er auch glaubwürdig in den Film bringen, letztlich schafft er es aber nicht, das ganze dramaturgisch stimmig zusammenzuhalten. Einige Einfälle waren interessante Neuumwertung klassischer RomCom-Konzepte, bei anderen hatte ich mehr das Gefühl, Anderson wollte einfach mal apeshit gehen und wusste nicht, wie am besten, deswegen hat er einfach mal irgendwas gemacht. PUNCH DRUNK LOVE funktioniert am ehesten noch als RomCom, die Elemente, wannimmer er anfangen möchte, surrealistisch, spannend oder Krankheistdrama zu werden, zerfaster der Film und kriegt nix mehr so richtig zustande. Berührend ist er allemal, witzig auch hier und da, letztlich aber zu bemüht und mit zu großer Distanz zu den Abziebild-Figuren als dass er mich ernsthaft hätte begeistern können.

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                                  • 7

                                    Nachdem Eli jetzt viermal denselben Film gedreht hat, schwingt er sich bei einem anderen Pferd ins Sattel und ist auf den ersten Blick kaum wiederzuerkennen. Dabei gelingt ihm dann sein bis dato interessantester, was bei der Auswahl an interessanten Filmen verdammt respektabel ist, was aber nicht heißt, dass es auch sein bester ist.
                                    Zunächst einmal fehlt KNOCK KNOCK das typisch abgewrackte und hingerotze, im Gegenteil, nicht nur sieht alles verdammt gut aus sondern das Drehbuch scheint auch mehr Konzept und Struktur zu haben als bisher gewohnt. Vom eher spärlichen Verteilen von Blut mal ganz zu schweigen.
                                    Womit sich Eli treu bleibt, ist sein Figurenarsenal erstmal ne Dreiviertelstunde lang labern und vögeln zu lassen, wie es schon immer zu seinem Oevre gehörte. Danach springt er aber nicht zu einem matschigen Spiel in Blut und Gedärmen über sondern eher zu einem verwinkelten und doppelbödigen Katz-und-Maus-Spiel. Dadurch funktioniert KNOCK KNOCK als Genreunterhaltung deutlich smoother und runder als seine vorherigen Werke, was viel vom eigentlich Spaß leider raubt. Das müssen in diesem Fall die niedlichen Dialoge und Reeves als sympathisch verwirrter Familienvater übernehmen.
                                    Die Gewalt lässt sich dann auch eher als reflektierte Studie über sexualisierte Rollen in der Gesellschaft lesen, erzählt von Missbrauch, Trieb und Erotik ganz ohne (und da sind wir wieder ganz in einem Eli-Film) irgendeine dieser Themen bis zum Ende ausbuchstabieren zu können. Leider verzahnt er sich relativ lange in diesem "Du bist ein mieser Pädophiler" "Nein, ihr seid dumme Schlampen"-Blabla, das den Zuschauer je nach ideologischer Toleranz entweder langweilen oder ankotzen wird.
                                    Erst im rabiaten Schlussakt wird deutlich worauf Eli eigentlich hinauswill und was er mit dem ewigen Zerstören von Reeves Bude eigentlich gemeint hat, wenn er den tödlichen Kampf der Geschlechter als perverses Spielchen als karikative Überzeichnung des Exzess folgerichtig in einem Lachanfall enden lässt. Hier entlarven die beiden Frauen ihren hohlen Pseudofeminismus ebenso wie ihre Lustfeindlichkeit auch endlich als das, was es immer schon war: ein schlechter Witz.
                                    Dem Exzess, der Reeves einholt, hat er sich die letzten Jahre konsequent verweigert hat, in dem er sich sein altes Leben in Form von Gras, seinem Hobby als DJ und Vatertagssex nur noch in homöopathischen Dosen zu Gemüte führt, um einer lustfeindlichen und heuchlerischen Gesellschaft genau den lustfeindlichen Familienvater vorzuheucheln, der er glaubt, präsentieren zu müssen. Wenn der Exzess dann überspitzt und brutalisiert sich ihn und sein Leben zurückverlangt muss er sich dem natürlich ebenso hingeben, wie immer betonen, dass er all das nicht will.
                                    Deswegen ist auch der kleine Sohn der Einzige, der den Film verstanden zu haben scheint, wenn er am Ende die Ereignisse treffend mit "Daddy hat eine Party gefeiert" zusammenfasst. Und dementsprechend ist die einzig konsequente Strafe für Reeves auch nur den Exzess, der nie den gestriegelten Vorgarten hätte verlassen sollen, öffentlich zu machen, weil das die eigentlich perverse Umkehr der Ereignisse ist: Das, was privat bleiben muss, wird öffentlich und einsichtig für jeden. Damit sind die Zustände im Sinne der Wahrheit eigentlich wiederhergestellt, im Sinne der Gesellschaft aber erst so richtig ins Chaos gestürzt.

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                                    • 6 .5

                                      Wie bei Roth üblich sehen wir uns erstmal 45 Minuten lang einen eigentlich nutzlosen Subplot über kiffenden und dauersabbelnde Studenten an. Auch hier reicht ganz demokratisch ein Charakterzug pro Figur und es ist auch nicht schlimm, wenn sich manch ein Dialog mal wiederholt. Vor allem Izzo geht mit ihrem zurückhaltenden Charme über das Hinaus, was man genreüblich gewohnt ist. Erstaunlich ist, dass es für einen Roth ungewohnt gut (im Sinne von geleckt) aussieht, keine offensichtlichen dramaturgischen Schnitzer oder penetrantes Overacting ins Auge stechen würde. Es herrscht natürlich immer noch ein etwas abgedrehter Höhö-Humor (das Essen bei der UN), Roth kümmert sich immer noch nicht viel um Timing oder Drehbuchregeln und einige etwas abgedrehte Turning Points gibt es auch aber es ist schon alles einen Schlenker erwachsener geworden als noch im HOSTEL-Potpurri.
                                      Seinen HOSTEL-Plot verlegt er diesmal in den südamerikanischen Dschungel und der übliche MacGuffin des Sextourismus weicht einer humanistischen Mission, die natürlich volle Breitseite falsch geht, was der Film bis zuletzt nicht stimmig in sein Gore-Konzept einwebt und auch scheinbar nicht ganz will bzw. in der Schlussszene in einen absolut abgedrehten 'Was sollte der Scheiß denn jetzt'-Moment münden lässt, der dann auch einfach mal so stehen bleiben muss. Weil Roth es halt so will. Muss nicht stimmig sein.
                                      Der Plot um die Studentencrew wird dann brutal und unmittelbar im wortwörtlichen Sinne abgehackt mit einer Nonchalance wie es außer Roth derzeit wohl leider niemand machen würde. Mit dieser krassen Unappetitlichkeit ist dann auch Schluss mit der Ruhe für den Zuschauer, auch wenn er sich von da an mit Blut und Eingeweiden eher zurückhält. Wie für Roth typisch gewinnt er dem Meer aus Blut, Schlamm und Tränen auch nie etwas campiges oder unterhaltsames ab sondern ballert die volle Düsternis und Dreckigkeit in unser Gesicht. Dass das keinen Spaß macht, gehört dazu. Selbst wenn mit einem in einer Leiche verbrannten Beutel Gras das ganze Dorf high gemacht wird, wonach zunächst alle zu friedlichen Kuschelbären werden ehe der kannibalistische Fressflash sie packt, eine Szene, deren abstruse Komik quasi nicht totzukriegen ist, ist hier damn serious und fügt sich den Sodom und Gomorrha Plot ein.
                                      Und auch in den Käfigszenen trägt vor allem Izzo den Laden und degradiert das laufende Feuerholz um sie herum auch stets zu bloßer Dekoration. Trotzdem nimmt man ihr auch die Hau drauf-Lady ab, die dann auch Maschinegewehren entgegenläuft und in einem Anflug erfrischender Badassigkeit ihren Arschlochkumpel ohne Wimpernzucken der Hölle überlässt. Einzig ihre etwas aufgezwungene Beinahe-Beschneidung und ihre unglaubwürdige Freundschaft zu diesem Blag gingen nicht ganz auf. Aber wie soll auch alles aufgehen in einem so rauen, chaotischen und knallharten Drecksack von Film?

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                                      • 6

                                        Weit davon entfernt ein perfekter Film zu sein, stolpert FAMILIENFIEBER kantig-schön zwischen billigem Deus Ex Machina und interessanten Experimenten hin und her und bastelt über seine straight kurze Laufzeit doch überraschend vielschichtige Charaktere zusammen, deren Ach, was solls-Happy End dann ebenso überraschend wie nett daher kommt.
                                        Nicht jeder der Laienschauspieler sollte dieses Handwerk auch in Zukunft betreiben, aber für die zauberhafte Entdeckung der Anais Urban hat sich der ganze Spaß schon gelohnt. Und Peter Trabner (der eh etwa 90% der Dialogzeilen hat) wuchtet den Film in gewohnt großartiger Manie quasi allein.
                                        Im superspannenden German Mumblecore-Nachwuchsgenre nimmt FAMILIENFIEBER sich nicht den eindrucksvollsten Platz inne, aber bläst weiter frischen Wind durch die hiersige Filmlandschaft und verspricht, dass da noch das ein oder andere kommen kann.

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                                        • 7
                                          über Carol

                                          Leider kommt der Film genauso schwer in die Gänge wie die Beziehung der beiden Frauen und rudert gerade im zweiten Akt anstrengend ziellos umher. Das ganze kriegt durch die Dimension des Sorgerechtsstreits neues Wind, bleibt aber wegen der eher oberflächlichen Gestaltung Carols auch mehr Behauptung als Ausdruck eines wirklich inneren Konflikts.
                                          Dass Todd Haynes sein Handwerk gekonnt beherrscht, dass Cate Blanchett eine fantastische Schauspielerin ist und dass die 50er gut dazu berufen sind, ästhetisch gut auszusehen, wusste ich alles schon. Ist natürlich auch wieder schön aber mindblowing ist es nicht. So bleibt es gut gemachtes Style over Substance, schön anzusehen, erzählt aber wenig.

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                                          • 7 .5

                                            Die langweiligen Regeln des BioPics werden hier von Anfang an gegen den Strich gebügelt und durch verschiedene filmische Experimente ersetzt. Da mixen dich dann schonmal schwarz-weiß Traumszenen mit Interview-Reenactement, Ehedrama mit Neo-Western, alles untermalt von Musik, die zu der besten des 20. Jahrhunderts gehört und gespielt von den durch die Bank starken Schauspielern. Die bleiben leider manchmal etwas unter ihren Möglichkeiten, weil Wishaw und Bale kaum vorkommen, von Moore mal ganz zu schweigen und Gere mit seiner Billy the Kid-Episode ein bisschen aus dem Film herausgeschlagen wird. Grandios ist das teilweise assioziative, teilweise sehr krude Zusammenspiel der 6 Episoden aber allemal. Da ist es schade, dass sich der Film oft wiederholt und dann bei aller stilistischer Diversität doch ähnliche Seiten der Persona Dylan wiedergibt und auch, dass mit der Besetzung von Blanchett als Dylan schonmal ein starker befreiender Besetzungscoup gelandet wurde, der dann auf den letzten Meter nicht durchgesetzt wird, weil Blanchett doch noch immer klar Dylan, klar ein Mann (natürlich ein androgyner) sein soll. Wenn Dylan auch durch einen Westernheld und einen kleinen, schwarzen Jungen repräsentiert werden konnte, wieso dann nicht durch eine Frau, wenn man sie schonmal besetzt hat? Das alles ist aber jammern auf hohem Niveau, da es selten so einen originellen, interessanten und metaphernreichen Film gegeben hat, der gleichzeitig großes Unterhaltungskino ist.

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                                            • 8 .5

                                              Immer da, wo er entweder einfach die Zielgruppe zwölfjähriger Mädchen hofieren könnte oder da wo er überzogene Satire sein könnte, entscheidet sich der Film augenzwinkernd für beides und manövriert sich souverän durch fluffige Songs, abstruse Twists und viel wirbeligen Drive. Außerdem schafft es der Film, sich nicht auf einen seiner vielen Säulen auszuruhen, die im Handumdrehen den Film auch alleine gestemmt hätten: sowohl die Buddy-Clique als auch die schrillen Antagonisten als auch die knuffige Dujour-Band allein hätten einen korrekten, netten Film daraus gemacht, dass alles eine Balance bildet, macht aus diesem Spaß ein grandioses Meisterwerk.
                                              JOSIE AND THE PUSSYCATS ist super unterhaltsam, frisch und orginell und gleichzeitig auch noch clever genug, nicht mit Gewlt cleverer als seine Zielgruppe sein zu müssen. Und er hat die Größe, ein paar Schenkelkloper mit rauszuhauen, bzw. in der Figur Tara Reids zu bündeln. Und es enthält eine der schönsten Teenie-Lovestorys, die es gibt.

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                                              • 7

                                                Am charmantesten ist LA LA LAND dann, wenn er es sich selber erlaubt, ganz klassische Boy-Meets-Girl RomCom sein zu dürfen, die sich jedem überbemühten Drama verweigert und auch gar nicht versucht die Lovestory to end all Lovestories zu sein sondern bis hin zum traurig-schönen Finale stets Fünfe grade sein lässt. Dass es auch noch verschissen gut aussieht, macht auch nix Schlechter.
                                                Manchmal verdrillert sich der Film in seinen Musicalszenen, die in ihrer Summe gerne ein Gesamtabriss der Musicalgeschichte sein würde, was in den besten Momenten liebevolle Hommage in den schlechtesten eher ein YouTube Tutorial zu How to make a classic Hollywood-Movie ist. Bei all dem Zitatenwahn hat die GREASE-Nummer mir noch am besten gefällt, weiß aber auch nicht, ob das an meinem oder Chazelles persönlichen Geschmack liegt, das ewige Gene Kelly koperien kam mir eher aufgesetzt vor. Alles in allem ist der Film musikalisch etwas unebholfen, was er durch tänzerische Finesse wieder rausboxt.
                                                Dass Gosling und Stone einfach nen ganzen Batzen Chemie haben, haben sie schon zweimal unter Beweis gestellt, die beiden können einfach lustig sein ohne Schenkelklopfer, dramatisch ohne Terjerkerei und energetisch ohne Rumbrüllen. Und das ist einfach zu recht presigekröhntes Talent. :)
                                                So lässt sich LA LA LAND süß-vergnüglich und unterhaltsam gucken, Kino ohne Ecken und Kanten aber mit viel Herz und Spaß.

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                                                • 3
                                                  über Paula

                                                  Juris aggressices Overacting, was im (auch sonst ganz wunderbaren) MORRIS AUS AMERIKA noch fantastisch war, ist hier merkwürdif anstrengend. Da hilft es auch nicht, dass sich der auf Austauschbarkeit spezialisierte Schwochow der Sache annimmt und versucht mit schwelgerischen Bildern eine Form von Kunsthaftigkeit aufkommen zu lassen. Paula funktioniert leider auch nicht als starke weibliche Indentifikationsfigur, dafür lässt sie sich zu pffensichtlich von Männern aushalten und scheint gänzlich von wirren Mutterfantasien geleitet zu sein. Deswegen springt der Film auch konsequenterweise dazu über, Feminismus nur zu behaupten anstatt ihn wirklich zeigen zu können. Dazu kommt, dass es es schon irgendwie ein Minimalkriterium für Biopics ist, dass irgendwas erzählenswertes in dem jeweiligen Leben vorkommt, leider ist Modersohn-Becker in ihrem ganzen Leben aufs Verrecken nix spannendes passiert.

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                                                  • 8

                                                    Morten Tyldum lässt das Filmjahr 2017 mit einem gebührenden KABOOOM starten! Trotz grützunnötigem 3D und etwas plaztter Geschlechterstereotypen, ein wunderschöner und eindrucksvoller Film über die Liebe, das Kino, die Technologie, den Kapitalismus und den Menschen. Mit modernen Actionmitteln schafft Tyldum ein klassisches Hollywood-Melodram mit der richtigen Prise Humor und Spannung. Lawrence und Patt hangeln sich angenehm zurückhaltend durch einen Film, der beides schafft: kurzweilig zu unterhalten und nachhaltig zu beeindrucken.

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