Gabster - Kommentare
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Alle Kommentare von Gabster
Der Film flog bei mir vor allem auf Geheiß des Namen Mark Duplass auf die Watchlist. Und dieser zeigt auch all seine leise Komik und Coolness wie gewohnt durchschlagend. Ja, im ersten Drittel des Filmes ist er maßgeblich alleine dafür verantwortlich, dass ich als Zuschauer irgendwie Spaß habe oder durch die Laufzeit komme. Zu dem Zeitpunkt rudert das ganze Unterfangen noch ziemlich auf der Stelle: Irgendwas mit Depression und Trauer, irgendwas mit mal Zeit für sich nehmen, irgendwas mit einsames Haus im Wald, fast so als könnte sich der Film noch nicht ganz zwischen Backwood-Slasher mit männlicher Mamsell in Distress und Indie-Dramödie entscheiden.
Mit dem Auftauchen von Rosemare DeWitt entscheidet er sich dann für zweiteres, was dem Film aber erst dann hilft, wenn die beiden miteinander schlafen und am nöchsten Tag Emily Blunt als sein bester Freund und ihre kleine Schwester vor der Blockhütte steht und das ganze endlich zur Komödie werden lässt. Nicht weil sie witzig ist sondern eher weil sie die beiden anderen zu komödiantischen Höchstleistungen bringt.
Dabei bleibt YOUR SISTER`S SISTER auch immer ganz Drama, baut sorgfältig Familiengeschichten und cahrakterliche Untiefen auf. Dabei wird bei DeWitts Hannah leider ein bisschen über die Stränge geschlagen und der vermutlich unsympatischte Filmcharakter seit der Erfindung der künstlichen Befruchtung kreiiert. Dass sich am Ende dann doch alle drei glücklich und versöhnt in die arme fallen und alle Intrigen, Manipulationen und Ausnutzungen vorher vergeben und vergessen sind nur weil Duplass mal ne Runde im Wald spazieren gegangen ist und ein bisschen über sein Leben reflektiert hat ist dann leider etwas unglaubwürdig und indem DeWitts Untriebe dann doch irgendwie als verständliche Selbstfindungsprozesse oder irgendwie so ein Shit dargestellt werden auch verdammt ärgerlich.
Alles in allem ist YOUR SISTER'S SISTER aber eine sehr feinfühlige und liebenswerte Mumbelcore-Perle und das offene Ende so dreist offensichtliche Zuschauerbeleidigung, dass ich es eigentlich nur geil finden kann. :D
David Fincher, ein Regisseur, den ich sonst eigentlich ganz ordentlich schätze, hat hier den EINE VERHÄNGNISVOLLE AFFÄRE des 21. Jahrhunderts gedreht. Heißt, alles ein bisschen postmodern aufgepeppt und mit digitaler Ästhetik veredelt. Summa summarum ergibt sich aus dem Story Kuddelmuddel von GONE GIRL folgende Message: Wenn du deine Frau betrügst, könnte es sein, dass sie ihre eigene Ermordung vortäuscht, damit dir der elektrische Stuhl droht, dann aber doch lieber einen ehemaligen Verehrer absticht, um sich als Vergewaltigunsgopfer zu stilisieren, dann melodramatisch zu dir zurückkommt, sich von deinem abgezapften Sperma schwängern lässt, weil sie weiß, dass du ein sentimentaler Lappen bist, der sie nicht verlassen wird und eine Ehe mit ihr eigentlich noch die viel schlimmer Strafe ist als der Tod. Well... Wer das nur reaktionär findet, muss schon krampfhaft versuchen zu übersehen, wie konstruiert das auch noch ist.
Natürlich macht GONE GIRL einiges richtig. Wie Affleck seine Ehe vor der Öffentlichkeit und der Polizei aufrollen muss, ist ganz intensives Drama viele der Suspense Szenen können einen schon aufgeregt auf den Nägeln kauen lassen. Und natürlich ist Fincher ein handwerklich über jeden Zweifel erhabener Regisseur, der atemlose Spannung locker über zweieinhalb Stunden halten kann, der wie kein Zweiter Ton, Schnitt und Ästhetik auf einander abstimmen kann. Dem es gelingt, Schauspieler stets präzise und angenehm wenig dominierend spielen zu lassen. Leider langweilt diese handwerkliche Perfektion und leider macht sie die offensichtlichen Schwächen des Drehbuchs nur noch präsenter, seien es die dumm-platten Dialoge, die erwzungenen Plottwists oder die mehr als inhaltsleeren Charaktere. Die Frage, wieso sich die Eheleute so hassen, wann und wie hier Hass und Liebe sich abwechseln (also die eigentlich spannenden Themen des Filmes) versucht man hier erst gar nicht zu beantworten.
Wannimmer GONE GIRL sich versucht als Thriller zu behaupten, wirkt David Fincher also wie ein etwas weniger unfreiwillig komischer Adrian Lyne, und wannimmer er versucht die Sensationsgeilheit der Medien und der Gesellschaft anzuprangern, scheint er nur verzweifelt einem Thomas Vinterberg hinterher zu rennen. So kann man sich immer mal wieder daran trösten, dass GONE GIRL Momente hat, die als großartiges Ehedrama funktionieren. Aber am Ende führt ein dämliches Drehbuch einfach dazu, dass dies der bisher enttäuschenste Fincher ist, den ich kenne.
Schon die ersten Minuten werfen einen sarkastischen Blick hin zur Kinounterhaltung wenn einem kleinen Jungen eines Nachts die angebetete Pornohelding samt Kleinwagen in die Küche kracht. Dass im weiteren Verlauf auch das Medium (Porno-) Film die Lösung sein soll, die korrupte Autoindustrie dranzubekommen, hat einen Hauch INGLORIOUS BASTERDS. Dass es dann krachend scheitert ist bei so viel Spaß am Klamauk nur konsequent.
Das Zusammentreffen von Crowe und Gosling gerät schon ganz launig, vor allem, weil die beiden stets auf AUgenhöhe bleiben, ohne dass der eine den anderen vor die Wand spielen muss. Dass die Dialoge, die die beiden von sich geben, nicht immer das pure Gold sind, verzeiht man bei so viel Spielspaß gerne, dass die meisten guten Gags schon aus dem Trailer bekannt sind, schmerzt da schon mehr.
Allgemein rauscht der Film unterhaltsam durch seine Story, die nicht immer komplett Sinn ergibt und beim Zuschauer viel Toleranz für irrationale Handlungen voraussetzt. Die emotionalen Denkanstöße mit Goslings Tochter fügen sich auch nicht so richtig stimmig ein, sind aber dann doch irgendwie ganz süß.
"80% aller Männer haben ihr erstes Mal mit einem Tier."
"Pfui."
Ja, was soll man da noch sagen. :D
Dieser Mafia-Thriller kann sich nicht nur virtuos an einschlägigen Vorbildern rund um Scorsese, Fincher und Co. orientieren sondern bastelt sich auch ein nettes Netz aus Politik, Gewalt, Komik und soaphaften Verstrickungen zusammen. Auch wenn ich nicht immer ganz gerallt habe, wer gerade mit wem in welcher Verbindung steht und warum die ganzen Todesfälle die meisten Menschen eher untergeordnet interessieren, ein bis zum Schluss unterhaltsamer Film. Manchmal ein bisschen überfrachtet mit Subplots, Andeutungen und Vatileaks-Ausläufer und der Showdown hätte auch um eine gefühlte halbe Stunde gekürzt werden können aber was solls.
Noch immer stellen die beiden Lausbuben eine sympatische Erfrischung im zeitgenössischen Kinderfilm dar, auch wenn im dritten Anlauf nicht mehr allzu viel überraschend neues auf den Tisch kam. Von der charmanten Unkonventionalität der TIEFERSCHATTEN hätte ruhig noch mehr dabei sein können, generell trumpft auch der DIEBSTAHLSTEIN mit nettem Humor, interessanter Bildsprache und ordentlich Schwung. Mit dabei ist wieder gefühlt jeder deutscher Schauspieler, die sich hier eindeutig in drei Kategorien teilen:
Großartig: Kross, Zehrfeld, Yardim, Buck
Graunehaft: Makatsch, Herford
Völlig verschenkt: Hübchen, Pinkowski, Matschenz
Sehr gefreut hat mich wie ungezwungen liberal ein Kinderfilm sein kann samt schwulen Sidekicks und Geheimtreffen am FKK Strand. Davon würde ich gerne noch jede Menge mehr sehen in Familienfilmen. :)
So ganz geht dieser Streich von Herrn Araki nicht auf, dafür ist er weder schräg genug um mit seiner DOOM GENERATION mithalten zu können noch zärtlich genug für eine Vorankündigung von WHITE BLIZZARD sondern bleibt eher stumpf zwischen den Stühlen hängen. Dabei fängt vieles noch vielversprechend an und der Teil, in dem der Film nur davon handelt, dass Collegetyp 1 gerne Collegetyp 2 nageln würde, stattdessen aber irgendwie in Collegetussi 3 landet, ist auch noch sehr unterhaltsam: nette Gags, interessant spleenige Charaktere und eine erfrischende Bildsprache. Bald wird die ganze Schose aber sehr, sehr weird und steigert sich bis zum chaotischen Countdown in einen wirren Mix aus tausend Zutaten hinein, bei dem nicht mal die angenehme Prise magical realism noch was rausreißen kann.
Araki hat hier viele gute Ansätze gehabt und sowohl Skript als auch Darsteller bemühen sich kräftig ihre Figuren zum Leben zu erwecken. Nur wollte man dann mit der Sekten-/Hexen-/Inzest-Story dann doch eine Terz zu viel und alles endet in einem verkrampften "Ist das jetzt wirklich passiert"-Plottwist. Schade, da war ich ein wenig enttäuscht. Aber KABOOM wäre dank WHITE BIRD auch nicht der erste Araki-Film, der in meiner Wahrnehmung bei der Zweitsichtung nochmal mächtig an love gewinnt. Also geb ich mal die Hoffnung nicht auf.
Ein erwartbar gigantisches Meisterwerk von Woody, der wohl zusammen mit Hitchcock die Filmographie mit den meisten gigantischen Meisterwerken der Filmgeschichte hat. Was als wunderschöne Komödie über das Theatermillieu beginnt, reißt mit steigender Laufzeit immer existenzieller werdende Konflikte aus, ohne den lausbubenhaften Humor zu verlieren. Cusack liefert eine der besten "Ich wäre gerne Woody Allen"-Performances ab, die ich je gesehen habe. Wiest und Ullman liefern sich trotz gnadenlosen Overactings eine Handvoll cooler Catfights ("Meine Liebe, wann hatten Sie das letzte Mal eine richtig schöne Schädelblutung?") und nur Tilly nervt leider selbst für diese nervige Rolle noch ein bisschen zu viel.
Mit gewohnt ruhiger Handschrift zeichnet Woody hier seine Fabel von der Liebe zur Kunst, von deren Grenzen, deren Schattenseiten, deren Suchtfaktor und deren musischen Kraft. Der Humor pendelt zwischen intellektuellen Spitzen und derben Slapstick hin und her und vor allem die Schlagabtauschszenen bei den Theaterproben hier sind ein pures Lehrstück was Dialoge und Schauspielkunst angeht.
Natürlich muss man schlucken, dass Woody all das auch in 20-30 anderen Filmen erzählt und natürlich muss man es lieben, um ihm das nachzusehen und in jedem weiteren Film erneut zu folgen. Aber wenn man es tut, bekommt man exakt das, für was der Name Woody Allen steht.
Ein deutlicher Schritt in Richtung interessanter Film, wenn man ihn mit dem doch eher belanglosen Vorgänger QUELLEN DES LEBENS vergleicht. Und das obwohl er schon beinahe aggressiv miserabel anfängt mit pubertärem Rumgehate an einem spießigen INternat samt Hippie-Lehrern, schwulen Nazis und gelegentlichen Amokläufen. Völlig stil- und geschmacklos pendelt der Film da noch zwischen Kalauern und Derbheiten, so wie es auch der Protagonist tut. Genauso wie er findet er seine Sprache und Metier in Berlin, wo der Film noch immer assoziativ und fragmentarisch Anekdoten aus der Punkszene zum besten gibt aber schon deutlich flüssiger daherkommt. Nie gibt der Film vor, mehr zu tun als Punks beim Punksein zuzuschauen und nie verliert er dabei die Nähe zu seinen Figuren.
Auch wenn ein einfacher Blick auf Wikipedia genügt, um festzustellen, dass Roehler sich hier noch weiter von den realen Ereignissen entfernt als in seinem ersten autobiografischen Filmprojekt, ist auch der hier entschiedene Abrechnung mit den Eltern, was dem Film einerseits nützt, weil es ihm eine unglaubliche erzählerische Dringlichkeit gibt, auf der anderen Seite schadet, weil seine Figuren so comichaft überzeichnet sind, das sie ein wenig aus dem zeithistorischen Kontext fallen. Aber vielleicht sind unsere Sehgewohnheiten einfach nicht so einem Biest wie Hogers Mutterfigur gewöhnt. Da Roehler quasi jeden, der in Deutschland schon einmal auf einem Filmposter stand, schon in QUELLEN DES LEBENS besetzt hatte, muss er hier eher auf Stangenware a la Korittke oder Finzi zurückgreifen (wobei gerade letzterer schmerzhafter Weise hier Bleibtreu zu ersetzen versucht). Und nach wie vor macht Wilson Gonzales Ochsenknecht keinen Hehl daraus, dass er nicht schauspielen kann und vermutlich selber nicht mal weiß, wie er an diesen Job gekommen ist. Dafür ist Schilling in seiner bisher besten Rolle überragend und trägt den Film auch weitesgehend, der am Ende weit davon entfernt ist, perfekt zu sein und Roehlers Werk nach zwei weniger aussagekräftigen Werken wieder die notwendige Spannung verleiht.
Die Bildsprache des Filmes ist erstaunlich modern (und das ist nicht nur aber auch als Kompliment gemeint): Schon in der ersten Szene sehen wir einen Achsensprung, gefolgt von einem ersten Drittel, das größtenteils in hektisch subjektiver Kamera aufgenommen wurde. Diese Subjektivität wieder leider immer wieder völlig unpassend unterbrochen, wannimmer das Gesicht des Protagonisten eh verdeckt ist (liegt im Schatten, versteckt sich unter Decke, etc.), was stark dafür spricht, dass die Entscheidung nicht inhaltlich motiviert ist sondern man einfach keinen zweiten Hauptdarsteller bezahlen wollte.
Die Geschichte nimmt sich sehr viel Zeit und muss sich erst um einige inhaltliche Ungereimtheiten herumkämpfen, ehe sie im Schlussspurt wirklich Fahrt aufnimmt. Leider changieren beinahe alle Figuren in ihren Motiven irgendwo zwischen Unglaubwürdigkeit und Banalität, was dem Film viel von seiner möglichen Spannung nimmt. Trotzdem vergehen die zwei Stunden überwiegend unterhaltsam, zwischen Bogart und Bacall knistert es so schön wie eh und je und es gibt eine Szene, in der Bogart im Nebenzimmer steht und Bacall mit ihren Freunden belauscht, die hätte von Hitchcock sein können. Fazit: Nicht ganz so daneben wie HABEN UND NICHTHABEN, aber lange nicht so gut wie TOTE SCHLAFEN FEST, kein Meisterwerk des Film Noir und wohl nur wegen einiger experimenteller Ansätze und dem ikonischen Leinwandpaar noch der Rede wert.
Ich muss gleich vorne weg schieben, dass ich das Original selbstverständlich kenne aber kaum noch im Gedächtnis habe, konnte den Film also (fast) unvoreingenommen sehen. Aber selbst mir wurde klar, dass hier rapide an der Düsternis geschraubt wurde. Klar, die Viecher sehen um einiges realer aus, da wirkt alles seriöser, bedrohlicher, echter und so muss der flotte Humor darunter leiden. Es gibt allerdings einige EInschränkungen, was das angeht: Nicht jede Tiergattung überzeugt im ernsten Gewand, so sehen sprechende Wölfe einfach grotesk aus (warum es bei Großkatzen dagegen problemlos funktioniert, weiß ich nicht) und so ganz wollte man das Klamottenhafte dann doch noch nicht verlieren. Das Ergebnis sind einige Kalauertierchen (Stachelschwein, Rennmäuse), die absolut deplatziert wirken, weil ihr Humor nicht passt und nicht aufgeht.
Leider kommt auch nicht jede Figur voll zum Tragen: Balou funktioniert leider überhaupt nicht, wede wenn er witzig sein soll noch wenn er der coole große Bruder ist. Das fängt damit an, dass er Mogli anfänglich schamlos ausnutzt, dann von ihm genervt zu sein scheint, ehe es ihm von einem Augenblick auf den nächsten das Herz bricht, ihn gehen lassen zu müssen. Lieb gemeint aber einfach nicht glaubwürdig. Louie und Kaa (war ihr Auftritt im Original eigentlich auch so kurz? Hab sie präsenter in Erinnerung...) irritieren durch ihre überdimensionale Größe. Louie wechselt auch den Villain-Faktor und überzeugt als bedrohlicher Warlord, nur sein charakteristisches Schubiduu, auf das man auch hier nicht verzichten wollte, stört dabei ein wenig.
Umso besser sind die Raubkatzen: Baghira ist nach wie vor der coolste Typ, den man sich vorstellen kann und exzellent designt. Genauso wie Shirkhan, der nicht hätte beeindruckender und furchteinflößender gemacht werden können. Generell kann man wenig über die Effekte sagen, man muss sie sehen, denn visuell ist der Film ein einziges Geschenk, auch wenn das leicht verschwommene 3D manchmal ein bisschen die Freude trübt. Sonst wurde hier ganze Arbeit geleistet. Schön auch, dass die liebevolle Ästhetik, immer ganz im Dienste der Story und der kreiierten Welt steht. Da gibt es wenig Selbstbewichse der CGI-Crew. Auch merkt man die Liebe zum Orginal in jedem Pixel, obwohl sie sowohl den Mut als auch die Kreativität haben, ihre neugewonnenen computerbasierten Möglichkeiten für sich zu nutzen. So macht der Realismus die universelle Geschichte nicht nur düsterer sondern vor allem auch actionreicher und spannender, gerade im (lose an den HOBBIT angelehnten) Showdown.
Ein Film, der nicht ganz in ein bestimmtes Muster passt, sicher nicht der Kinderfilm des Jahres sein will, sich aber auch nicht ganz auf die Seite der nostalgischen Erwachsenen schlägt sondern eher mit den Mitteln seiner Zeit zeigt, was Kino kann: Simple aber wirkungsvolle Geschichten und Emotionen durch starke Bilder und die richtige Dynamik vermitteln. Ein Film von Kinofans für Kinofans.
Ein erneuter Beweis, wie viel Aussagekraft John Greens großartige Romane verlieren, wenn man Charaktertiefe und sprachliche Schönheit entfernt und stattdessen plump ihre Szenenfolge abbildert. Dabei traut sich MARGOS SPUREN noch deutlich mehr als der komplett zu vernachlässigende DAS SCHICKSAL IST EIN MIESER VERRÄTER. Unterhaltsam und beschwingt geht es immer noch zu und auch wenn die Hauptfiguren komplette Schnarchnasen sind, wuchsen sie mir irgendwie ans Herz. Devigne macht ihre Sache von allen noch am besten und sorgt für viel der Glaubwürdigkeit und Charme, die der Film noch hat. Kein filmisches Großereignis aber doch ganz nett.
Sehr löblich, dass die Sender was daran ändern wollen, aber ein bisschen grotesk, dass sie sich dafür von LGBT-Organisationen beraten lassen müssen. Was genau muss denen da erklärt werden? Vergessen die plötzlich, was eine bedeutungsvolle Figur und was ein gewaltsamer Tod ist, wenn es um Homosexuelle geht?
Der erste Teil war für mich eines DER Überraschungs-Highlights des Jahres 2014 und nach wie vor einer der besten, frechesten und wichtigsten Komödien der letzten Jahre. Der zweite wird diesem Anspruch in keinster Weise gerecht, das Konzept stimmt hinten und vorne nicht, der Humor findet keinen festen Stand auf dem Boden und die Charaktere pimmeln eher geruhsam vor sich hin anstatt mit Vollgas draufloszupreschen wie noch anno dazumal.
Aber der Reihe nach: Die Handlung ist bekannterweise dieselbe und leider dann doch ganz und gar nicht, weil all das, was den ersten noch rund und stimmig gemacht hat: Die Selbstfindung mit der Abrissbirne, der Exzess als endgültiger Teil unserer Gesellschaft und nahezu perfekte Action-Comedy hier weit und breit nicht zu finden sind. Es scheint als hätten die Macher über Nacht all ihr Hirn verloren und dann denselben Film halt ohne Plan und Hintergedanken gedreht. Dass das ganze immer noch leidlich unterhaltsam ist, will ich dem aber nicht absprechen.
Rogen und Byrne sind immer noch ein perfektes Team und steigern sich gegenseitig in Gag-Höhen (wenn sie sich nicht gegenseitig völlig unpassend und leider wortwörtlich ins Gesicht kotzen). Sie bleiben aber komplett auf dem Entwicklungsstand von Teil 1 stehen, nur dass sie mehr über Feminismus und weibliche Entjugferung reden als zuvor. Ähnliches gilt für Efron, der hier völlig ohne Funktion gut einen Drittel der Erzählung einnimmt und am Ende einfach die langweilige Version seiner Bromance-Story mit Franco nacherzählt. Die College-Story der Mädels fällt hinter Teil 1 rapide zurück, weil ihr die gesamte Existenzialität und das Herz fehlt, was diese Verbindung in Teil 1 noch wichtig gemacht hat. Hier sind es nervige Gören, die feiern wollen, weil sie das auf der Highschool nicht druften. Wow, deep...
Auch wenn sich mein heißgeliebter Anarcho-Humor hier über weite Strecken darauf beschrenkt, dass Leute auf Tische fallen und der (zugegebenerweise ganz spektakuläre) Airbag-Gag wieder und wieder wiederholt wird, gibt es hier noch wunderschöne Highlights: Sei es die Gras-Verfolgungsjagd mitsamt Barinholtz, der mit überdimensionalen Steaks verdroschen wird, Efron und Rogen, die sich gegenseitig als Rammbock für ein Garagentor verwenden oder Dildos als Babyspielzeug. Hier zeigt die Marke BAD NEIGHBORS nochmal wofür sie steht. Der Humor reißt manchmal knallhart die Grenze des guten Geschmacks ("Sie haben einen kleinen Juden im Ofen", "Wir wurden gecosbyt") und ist manchmal zu skurril um wahr zu sein (Moretz schickt Rogen via SMS Hacking spontan nach Sydney). Ist auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig und nicht mehr so unbeschwert wie noch im Vorgänger.
P.S.: Man ist übrigens noch lange keine Feministin, nur weil man sich als Hilary Clinton verkleidet und ungern vergewaltigt wird. Dazu gehört noch einiges mehr. Vielleicht ein durchdachterer Film...
Eher banale Hommage der Coen-Bros an das klassische Hollywood der Sandalenepen, Mega-Stars und Studioverträgen. Es stimmt schon, der halbironisch nostalgische Blick auf die Tramfabrik ist sehr unterhaltsam und hält einige spaßige Spitzen bereit. Auch verschieben die Coens ihre eh schon zwischen den Zeiten hängende Bildsprache noch ein Stück liebevoller in Richtung klassische Hollywood-Dramaturgie. Und ja, es ist beeindruckend, was für eine Masse an Gaststars sich hier tummelt, auch wenn da leider Quantität Qualität schlägt.
Die Szene mit den Kirchenvertretern hat fast einen Flair von A SERIOS MAN versprüht, die dusseligen Gangster leider nie den von BURN AFTER READING. Zum Glück sind die Coens sich nie zu schade, massiven Slapstick (sei es in Form von Gerorge Clooney oder Alden Ehrenreich aufzufahren), der als einziger wirklicher roter Faden durch diese Nummernrevue führt. Denn die Handlung ist mehr als entbehrlich und klastert am Ende eher alle Anekdötchen zu einem bemühten Plottwists zusammen als irgendwie ein stimmiges Konstrukt bieten zu können.
Nick Miller. Ende der Durchsage.
Rebel Wilson ist einfach nicht witzig. Hier nicht und sonst auch nicht. Leslie Mann allerdings schon. Nur halt hier nicht. Dakota Johnson eigentlich nie, hier aber irgendwie schon.
Leider hat das Drehbuch wenig bis gar nichts für die Damen zu tun bereitgestellt und so sehen wir sie zwei Stunden lang fröhlich durch ihr amouröses Hin und Her hüpfen, was immer ganz spaßig ist, ja, aber auch nie so, dass ich angefangen habe, meine Zeit als gut genutzt zu empfinden. Die Herren, die sie begleiten sind alle nach Schema F gestrickt: der Playboy mit dem großen Herzen, das niedliche Trottelchen, der irre Vogel, der scharfe Ex, machen aber auch Spaß.
Die Handlung ist massiv wirr, was zum einen daran liegen kann, dass es sie nicht gibt oder aber auch, weil ich nie genau wusste, ob es gerade um unsere Protagonistin geht, die leider ziemlich exakt genauso aussieht wie eine grützunnötige Nebenstrangsfigur, die die ganze Zeit sinnlos in einer Bar rumhockt. Aber naja.
So ist HOW TO BE SINGLE am Ende mehr Sketchparade als Film aber als diese nicht ungenießbar und als halbironischer Kommentar auf handlesübliche RomComs schon irgendwie ein Film, den man sich ansehen kann.
Der Film macht sich wirklich mit fortwährender Laufzeit. Was noch irgendwo zwischen kalauender Satire aufs irische Dorfvolk und melodramatischer Außenseitergeschichte anfängt, wird zunehmend zu einem schönen, wenn auch wenig spektakulärem Drama. Am Anfang ist Ronan als Auswanderin Ellis noch denkbar blass gehalten, Fremdbestimmtheit und anrührende Tugendhaftigkeit inklusive. Es braucht erst ihren Zusammenstoß mit dem jungen Kavalier Tony (eine optische Mischung aus Paul Newman und Frauke Petry), damit sie ein bisschen aus sich raus kommt und auch ihre charmant-selbstbewusste Seite zeigen kann.
Wo am Anfang Nebenfiguren noch mit dem Holzhammer designt wurden und wir uns eine mehrminütige Sequenz ansehen mussten, wie Ronan sich aus allen Löchern ihrer Nahrung entledigt, gewinnen auch diese Nebefiguren am Ende Profil und sobald Ronan festen Boden unter den Füßen hat, hat sie auch dieses Problem wieder im Griff. Dazu kommt ein schöner musikalischer Heimweh-Moment während einer Armenspeisung und die sich langsam entwickelnde Liebe zwischen Ellis und Tony, die immer einen Ticken glaubwürdiger hätte sein können, aber durch ihren leisen Humor und die stest dynamischen Machtverhältnisse innerhalb der Beziehung sehr reizvoll ist. Der Kitsch trifft dann aber doch noch mit aller Macht zu: tote Schwester, einsame Mutter, Fernbeziehung, alles, was das Herz da nur begehrt. Und natürlich kann niemand in der irischen Ödnis Domhall Gleeson über den Weg laufen, ohne grundsätzliche Entscheidungen seines Liebeslebens zu hinterfragen. Mit Gleeson stimmt die Chemie zwar nicht ganz so sehr wie mit Cohen, dafür hat er als Charakter aber mehr Substanz. Dass sie zwischen den beiden hin und her gerissen ist wirkt ebenso verständlich wie harsch und es erdet sie nach dem idealisierten Charakterbild zu Anfang sehr menschlich, dass sie eine Entscheidung so weit wie möglich aufschiebt und sich erstmal darauf beschränkt, das ganze auszusitzen. Das Zünglein an der Waage für ihre letztliche Entscheidung ist dann auch nicht der eine oder der andery Typ, sondern dass sie endlich auch mal den Schuss hört, was für eine ekelhafte Athmosmphäre in diesem kleinbürerlichen Kaff herrscht. Gut, dass sie passenderweise noch einen Mann in Amerika zwischengeparkt hat und problemlos wieder das Ufer wechseln kann. Das lässt sich auch als weibliche Emanzipationsgeschichte sehen und zwar eine, bei der auch das romantische Glück nicht zu kurz kommt. So ist das Ende vielleicht doch noch der schönstmögliche Abschluss für einen Film, der gerade im ersten Drittel nicht wusste, wohin mit sich.
DEADPOOL ist die bisher größte qualitative Distanz zwischen Trailer und Film. Vielleicht weil der Humor nervt, wenn man ihn länger als zweieinhalb Minuten am Sack hat, vielleicht, weil der Film so gar nicht in Fahrt kommt, vielleicht weil alles so krampfhaft und gezwungen rüberkommt, während Humor doch immer von seiner Lockerheit lebt.
DEADPOOL heißt eigentlich Wade, hat ein lockeres Mundwerk aber nicht im Sinne von witzig sondern im Sinne von: Verdammt, ich muss es jetzt unbedingt was Witziges sagen!!! Er hat eine Mission, die mir von Anfang an egal war, weil der Typ, den er ja jagt etwa so viel Profil hat wie ein Ikea-Schrank. Dieser Francis (irgendwie soll dieser Name auch witzig gewesen sein aber keine Ahnung...) hat Wade früher mal versprochen, dass er ihm vom Krebs heilt und unsterblich macht. Was er auch völlig korrekt erfüllt hat nur mit der Zusatzklausel, dass Wade danach ein etwas vernarbtes Gesicht hatte. Rationale Menschen mögen das als verzeihbaren Kollateralschaden annehmen, Wade rastet allerdings dezent aus deshalb, hauptsächlich, weil er seine eigene Verlobte für oberflächlich hält (nicht ganz ohne Grund) und wenig Vertrauen in seine eigeen inneren Werte hat (nicht ganz ohne Grund), weswegen er sich sicher ist, dass sie ihn nur zurücknehmen wird, wenn er das mit den Narben erledigt hat. Es hat bestimmt schon beschissenere MacGuffins in der Filmgeschichte gegeben, nur fällt mir grade keiner ein.
Auch wenn Reynolds als Wade nach wenigen Sekunden unerträglich nervt, ist dieser verkrampft scharfzünnige Held noch das interessanteste. Es bleibt allerdings, dass er einfach auf Biegen und Brechen Anti-Held sein muss, so wie die Action auf Biegen und Brechen drastisch, die love story auf Biegen und Brechen sexy und die Erzählweise auf Biegen und Brechen Meta sein muss. Das wirkt so lieblos und verzweifelt, dass es mir beim besten Willen keinen Spaß mehr machen konnte. Und als sei der Bösewicht nicht schon platt und langweilig genug, ist das vermutlich der erste Film, den ich je gesehen habe, ohne einen einigzen interessanten X-Men.
DEADPOOL ist ein Krampf, DEADPOOL will unbedingt der frische Wind im Marvel-Universum sein, buchstabiert aber bloß die üblichen Stationen der Marvelfilme durch, mit dem einzigen Unterschied, dass sich der Film im Gegensatz zu allen anderen dafür auch noch selber verachtet. Und schlechter inszeniert ist als jeder andere Marvelfilm, den ich jemals gesehen habe. Was bleibt mir anderes übrig, als es ihm da gleich zu tun? So muss auch in diesem vermeintlich so neuen und modernen Superheldenfilm am Ende die Damsel in Distress vom Held von der Klippe gerettet werden, auch wenn sie ihm danach in die Eier haut. Einige Witze sind vielleicht ganz nett, wie wenn Wade eine spitze Bemerkung über Ryan Reynolds macht, am Ende bleibt aber nicht mehr zu sagen, als dass Marvel mit diesem Film den Tiefpunkt erreicht hat. Mit DEADPOOL bleibt diesem Genre nichts mehr als sich und seine eigenen Stil anzugucken und vor Selbstekel zu erstarren. Weiß beim besten Willen nicht, wie man das feiern kann.
Es gehört wohl zur paradoxen Ironie dieser ganzen Geschichte, dass Leo für seine schwächste Darbietung in seinem schwächsten Film (still okay) jetzt endlich den überfälligen Oscar bekommt. Schön für ihn, schade um all die Memes. Dass der handwerklich tolle und inhaltliche substanzlose MAD MAX die Technik-Oscars regiert ist mehr als vertretbar, wer bester Film bekommt, war mir bei diesem langweiligen Nominiertenfeld so egal wie nie. Freue mich für darüber hinaus für Morricone.
Abgesehen davon, dass er sich einige der nominierten Filme nicht gesehen hat und THE DANISH GIRL gut fand, find ich seine Aussagen absolut vertretbar. Er war halt nicht von dem Film begeistert und das ist voll okay. Abgesehen davon sind es vernünftige Kritikpunkte, die er anbringt.
Hätte gehofft, dass sich Fatih nach der THE CUT-Enttäuschung wieder auf einen etwas ihm typischeren Stoff stürzt. Aber naja, Hauptsache er dreht wieder. :)
Trotz einer wirklich überragenden Hauptdarstellerin eine absolut enttäuschende Variante der Teenie-RomComs. Okay, wir haben Ken Jeong, den coolen "Ode an die Freude"-Moment und eben Mae Whitman. Ja, und das wars dann auch schon. Auf der anderen Seite haben wir eben absolut hysterischen Humor, eine völlig verschenkte Alison Janney, lieblose Abhandlung üblicher RomCom-Stationen, deplatzierte und überspitzte Versuche, den Zeitgeist abzubilden und eine Antagonistin, die zu gar nix taugt.
Dafür, dass der Film Charme entwickeln sollte ist er irgendwie zu überzeichnet, parodiert zu oft und nähert sich zu selten seinen Figuren an. Dabei gibt sich Whitman ja wie gesagt durchaus Mühe und in VIELLEICHT LIEBER MORGEN hat sie ja auch gezeigt, was ein guter Regisseur mit ihr anstellen kann. Hier kämpft sie leider nur gegen Peinlichkeiten, Mittelmaß und Hysterie. Schade.
Es klang am Anfang nach einer soziologischen Experimentanordnung: Acht quasi Fremde (darunter eine Frau, ein Schwarzer) werden in einen engen Raum gesperrt, man fügt noch jede Menge Waffen, die Aussicht auf Geld und einige verschüttete Konflikte dazu und schaut dann mal nach ein paar Stunden vorbei, wer noch steht.
So funktioniert THE HATEFUL EIGHT allerdings ganz und gar nicht, auf ein hysterisches Gewalt-Chaos a la RESERVOIR DOGS lässt er sich doch dann aber erst ganz am Schluss ein. Kurz vorher hat er noch einen Krimiplot in die verschneite Western-Landschaft gebaut, nachdem er gut anderthalb Stunden lang nur geschliffene DIaloge war. Auf eine gesellschaftliche Auseinandersetzung lässt er sich doch nur oberflächlich ein und für irgendwelche aktuelle Politik ist der Film nur am Rande zu haben: Schwarze Genugtuung gibt es nur in einer (dramaturgisch missbrauchten) Erzählung Jacksons zu sehen und auch die weibliche Emanzipationsgeschichte spart er wider Erwarten aus.
THE HATEFUL EIGHT bietet dennoch Einiges, womit man gewohnheitsgemäß bei einem Tarantino rechnet: Dialoge über Alltäglichkeiten (in diesem Fall Briefe und Eintopf), Red Apple-Zigaretten, einige Längen im zweiten Akt, einen Kurzauftritt von Zoe Bell und einen blutigen Showdown. Und doch hat er weder von seinen frühen Feiern der Coolness noch von den späteren Rachefeldzügen irgendetwas mitgenommen. THE HATEFUL EIGHT betritt in vielerlei Hinsicht neues Terrain und das ist von unterschieldicher Qualität. Er weiß aber immer noch wer er ist und zitiert die Kinoplakate zu seinen eigenen Filmen in den Dialogen. Er macht nach wie vor Spaß, hat Cleverness und Witz und weiß die mühselige Rahmenbedingung ein Raum, drei Stunden spielerisch zu füllen. Der Film hätte noch sechs Stunden weiterfließen können.
Handwerklich bemerkte ich einmal mehr mit Bedauern, dass Sally Menke halt nach wie vor tot ist. Gewundert hab ich mich ein bisschen darüber, dass Tarantino all die Chancen, die er bekommt, nicht wirklicn nutzt: Er kriegt Morricone und setzt etwa alle halbe Stunde mal Musik ein, er dreht auf 70mm und zeigt: einen Tisch und einen Kamin. Ähnlich verfährt er mit vielen seiner Schauspieler, zum Beispielt hat er Dern und Madsen wohl irgendwann mal am Set abgesetzt und dann vergessen, dass es sie gibt. Roth spielt seine Rolle wie Waltz nur ohne Oscarnionierung. Vermutlich hat Tarantino Roth nach Waltz' Abgang (mehr Bock auf Bond gehabt?) angerufen und ihm gesagt: Spring ein, morgen gehts los, weshalb die einzige Regieanweisung die Roth zuhören bekommen hat wohl: Wieso kannst du nicht mehr so wie Christoph sein? gewesen sein wird. Jackson macht seine Sache wie immer, Tatums Überraschungsauftritt ist schauspielerisch nicht der Rede wert.
In seine illustre Gesellschaft packt Tarantino auf halber Strecke einen Whodunnit-Plot, und zwar einen, bei der wir der Durchführung des Verbrechens auch noch beiwohnen dürfen, ein schöner Mix aus Hitchock und Christie irgendwie. Im Zentrum steht dabei ein Vergiftunsganschlag, aber nicht das nette, manierliche ARSEN UND SPITZENHÄUBCHEN-Vergiften sondern schon eher das Russel kotzt Leigh seine Eingeweide ins Gesicht-Vergiften. (Es ist unfassbar, wie viel Blut die Dame am Ende im Gesicht hat.) Dieser Plot ist nicht spekatkulär aber unterhaltsam und deckt schichtweise die Geschichte bis zum Ende hin auf. Ich hätte zwar nicht gedacht, dass ein Tarantino mal nur noch zur großartigen Genre-Unterhaltung taugt und sonst nicht viel erzählt (während es in der Regel andersum war) aber doch ist genauso das hier der Fall. Ein großartiger Krimi-Western, der sicher nicht Tarantinos beste aber auch nicht seine schlechteste Arbeit ist und in dieser mauen Oscar-Saison das eindeutige Highlight.
Baumbach und Anderson haben sich hier wohl einen Traum erfüllt und ihr Vorbild Bogdanovich aus der Gruft geholt, um den alten Herrn nochmal hinter eine Kamera setzen. Das ist nach Filmen wie PAPER MOON oder IS' WAS DOC? auch nur allzu verständlich, inzwischen scheint es aber wohl, dass die Schüler hier den Lehrer überholt haben.
BROADWAY THERAPY ist auf keinen Fall ein schlechter Film, eigentlich ist er sogar gut. Wenn man das Aufgebot an grßen Namen, die hieran beteiligt waren, sich so durchliest, fragt man sich dann aber doch: Wieso?
Natürlich sind, wenn schon im Trailer Vergleiche mit Woody Allen gezogen werden (die Richtung stimmt, aber trotzdem einfach nein) meine Erwartungen pervers hoch. Wenn es dann auch noch traumhaft schön losgeht, ist natürlich Hopfen und Malz verloren: Zu Beginn erzählt Poots als liebenswertes Naivchen noch vom Charme des klassischen Hollywoodkinos und weckt große Gefühle, dann schließt Wilson mit einer wunderbar witzigen Szene an, wie er sich gleichzeitig eine Nutte bestellt und auf der anderen Leitung seinen Familientrip koordiniert. Und ja, vieles von dem führt der Film dann auch fort: Die Referenzen an die Filme der 40er Jahre bleiben nicht nur Behauptung, Bogdanovich theaterhafter Stil und die abgedrehten Dialoge erinnern sehr präsent an diese Filme, driften aber manchmal (wie schon der ungleich bessere IS' WAS DOC?) ins zu Exaltierte ab. Und auch Wilson unterhält mit seiner schelmischen Art in jeder Szene. Ein Hauch von Woody Allen? Ja, vielleicht ganz entfernt.
Es geht dann weiter damit, dass Wilson sich Poots aufs Zimmer bestellt, sie ne Runde knallt und dann 30 000 Dollar gibt, wenn sie mit der Prostitution aufhört. Macht er, wie sich bald herausstellt quasi am laufenden Band. Warum? Weil er's kann. Müsste seine Frau nicht merken, dass regelmäßig 30 000 Dollar fehlen? Nö. Damit könnte alles seine liebe Ruh haben aber dann taucht Poots zum Vorsprechen für ein Stück auf, bei dem Wilson, Regie führt. Da verliebt sich dann der Autor des Stückes in sie, der aber noch mit Poots absolut biestiger Therapeutin zusammen ist und zufällig auch der Sohn eines Privatdetektives, den ein älterer Herr auf Poots angesetzt hat, weil er sie nochmal gerne vögeln würde und der bei derselben Therapeutin seine Obsession analysieren lässt. Der auch anwesende Hauptdarsteller will jetzt Wilsons und Poots Vorgeschichte an Wilsons Frau ausplaudern, die im Stück auch mitspielt und die er gerne nageln würde. Dann verguckt er sich aber in die Therapeutin. Alle mitgekommen?
Dass so viel Kuddelmuddel erstmal etabliert werden muss, liegt in der Natur der Sache. Dass das bei einem 90minüter darin endet, dass die Hälfte Exposition ist und dann rumgekeift wird, ist leider ein bisschen gewöhnungsbedürftig.
Leider sind einige Details des Filmes auch völlig schräg (Jennifer Aniston zum Beispiel, die ich sonst immer sehr witzig finde) oder eine Nummer zu überzogen (dass sich dauernd alle Figuren zu etwa zwanzigst über den Weg laufen und kein Mensch weiß wieso). Dafür gibt es dann aber auch einfach großartige Details, wie etwa Hahn, die jedes Mal, wenn sie bei einem Mann auftaucht, dort eine Nutte entdeckt. Oder Tarantinos Kurzauftritt, der so völlig out of everything serious war.
Und Bogdanovich hat nicht vergessen, was er kann und woraus sein Klassiker IS' WAS DOC? besteht: schnelle Dialoge, völlig deplatzierte Tierauftritte, unerwartete Begegnungen, Prügeleien und schnelle Verfolgungen. Passt schon irgendwie.