Gabster - Kommentare
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Alle Kommentare von Gabster
Da alles, was Swanny anfasst zu Gold wird, werde ich mir das so was geben. :)
Der unnötige deutsche Titel weckt unangenehme Assoziationen mit dem von mir verhassten ZIEMLICH BESTE FREUNDE, was vollkommen fehlgeleitet ist, da diese kleine Perle vieles richtig macht, was die Omar Sy-Blödelei verkackt. MEIN ZIEMLICH KLEINER FREUND wäre auch ohne die Thematik der Behinderung eine überaus charmante und kurzweilieg RomCom, die Chemie zwischen den Hauptdarstellern ist beispiellos und das Drehbuch bugsiert den Zuschauer mit Tempo und Schmunzeln durch den Film, ohne auf große Pointen zurückgreifen zu müssen. Leider versucht der Film dann doch, dem Zuschauer manchmal einen derben Schenkelklopfer zu verpassen und fährt das gerade in den vielen Sidekicks (Hund, Sekretärin) komplett vor die Wand. Etwas weniger Albernheiten und mehr Zutrauen in den eigenen Charme hätten dem Film noch viele Pluspunkte verliehen.
Was der Film sehr gut macht und was ihn von ähnlichen Versuchen abhebt, ist, das Problem der Inklusion nicht gönnerhaft zu verwischen sondern wirklich zu thematisieren und auch wenn es etwas platt wirkt und man auch da mehr auf Subtilität hätte setzen können (die Massenkarambolage etwa war völlig überflüssig, wenn man bedenkt wie aufwändig das gewesen sein muss und wie wenig witzig es war), wurde es gut und respektvoll angegangen.
Nun ist es aber schon seit Jahren common sense des Komödienkinos, dass Männer jenseits des Schönheitsideals wunderhübsche Frauen bekommen (was würde Kevin James denn sonst tun), weswegen der fahle Beigeschmack bleibt, dass der Film noch progressiver und aufregender gewesen wäre, wenn nicht Dujardin sondern Elfira die Kleinwüchsige gewesen wäre.
Das mit Signor Sorrentino und mir gestaltet sich nach wie vor schwierig, auch wenn ich den hier schon deutlich schmerzfreier genießen konnte als den Holocaust-Selbstfindungstrip davor. Er hat immer noch die sehr anstrengende Eigenschaft sich an netten Kleinigkeiten und visuellen Ergüssen aufzuhalten, die mir irgendwie nichts geben wollen. Manchmal gerät man, wenn man Oberflächlichkeiten darstellen will, halt oberflächlich. Dafür hatte LA GRANDE BELEZZA deutlich schönere Begegnungen und die eingestreuten Anekdoten haben jeden ihren kleinen Reiz.
Leider steht keiner der interessanten Nebenfiguren (tatsächlich sind die Nebenfiguren so gut wie alle großartig), weder der kochende Kardinal, noch der erfolglose und liebeskranke Freund, noch die kleinwüchsige und schlagfertige Chefredakteurin im Zentrum. All die hätten eine bessere Hauptfigur abgegeben als dieses langweilige Midlife-Crisis-Väterchen, dessen Probleme sich darauf erstrecken, dass er sich zu oft an sein (absolut austauschbares) erstes Mal zurückerinnert und zu keinem Besäufnis Nein sagen kann. Sevillos einnehmendem Spiel zum Trotz hab ich über die ganzen zweieinhalb Stunden keinen Draht zu diesem Typen aufbauen können und die Postkartenbilder haben mir das auch nicht gerade erleichtert.
Zum Glück gibt es einige schöne, gefühlvolle Momente wie wenn der Witwer seiner Ex plötzlich vor seiner Tür stehen und die schlagen auch die platten satirischen Momente (sei es sein Interview mit der pseudointellektuellen Ein-Frau-Theatermacherin oder wenn er seiner Bekannten all ihre Lügen und Heucheleien vorhält) so spaßig diese Szenen auch sein mögen.
CHEYENNE versucht sich sowohl als Coean- als auch als Jarmush-Verschnitt, kann sich zwischen den beiden aber nicht entscheiden und erreichen sowieso nicht. Penn als skurriler alter Rockstar hat sicher Charme, das weiß auch der Film, weswegen er sich über weite Strecken darauf ausruht, dass mit diese Figur vermeintlich nichts mehr schiefgehen kann. Kann es aber doch, zum Beispiel, wenn man ärerglicherweise die Auseinandersetzung mit dem Holocaust als verkapptes Erwachsenwerden instrumentalisiert, ein Erwachsenwerden, dass sich auch bloß darin äußert, dass der Typ sich die Schminke abwischt und mal wieder die Haare schneidet. Schade, denn sowohl der von Schuldkomplexen geplagte Rockstar als auch die Auseinandersetzug mit dem toten Vater hatten beide viel Potenzial, nützt aber nichts, wenn der Film sich an unnötigen Subplots und nichtssagenden Bildern (die ewig rumfahrende Kamera wird schnell nervig) aufhält. Aufgehübscht wird das ganze zwar noch von ein paar hübschen Gags und einem schönen Soundtrack, das war es dann aber leider auch wieder.
Durchaus interessanter Versuch, eine Art indischen David Fincher zu inszenieren. Auch wenn der Film gerade on der zweiten Hälfte massive Längen hat und die Schlusspointe dann auch wenig originell daherkommt, hat er mich die meiste Zeit gut unterhalten, wurde schön erzählt und hat ein tolles Kontrahenten-Duo im Zentrum: Auf der einen Seite der eiskalte, kartherzige Cop, der seine nicht-vorhandenen Gefühle hinter einer dunklen Sonnenbrille versteckt oder gleich mit Koks abtötet und auf der anderen Seite der süß, sympatische und irgendwie anrührende Loser, hinter dessen Fassade ein wahnsinniger Mörder steckt, der tötet, weil er das irgendwie gerne tut, fast so gerne, wie die Polizei an der Nase herumzuführen, in dem er all seine Taten offenlegt, die so aberweitzig sind, dass sie ihnen nicht glauben. Diese Szene und die, bei der er die Familie seiner Schwester bedroht sind die absoluten Highlights dieses Films.
Hab schon schlimmer "Komödien" gesehen, was hauptsächlich daran liegt, dass Ulmen und Tander Charme für zehn haben und auch noch den dämlichsten Satz irgendwie mit Herz rüberbringen können. Bressanello ist dafür einfach nicht witzig, nicht in einem einzigen Moment. Außerdem haben sich die Drehbuchautoren noch ganz anständig bemüht, ihre Witze zwar billig aber nie komplett niveaulos zu halten und zumindest das erste Drittel gerät durch Ulmens linkische Körperkomik noch ganz vergnüglich. Sobald sie in New York sind wird der Film rassistisch, dass es kracht (tatsächlich war es noch nie besonders witzig, dass Asiaten halt irgendwie anders sprechen). Der Stiefvater, der die Flitterwochen crasht hätte eigentlich das Potenzial zu ganz coolem Anarcho-Shit war aber nur unertäglich anstrengend. Antonio überschreitet auch mehr als einmal die Grenze vom charmant lustigen hin zu wirklichem Arschlochgehabe, was die Versöhnung am Ende sowohl unglaubwürdig als auch verloren macht. Das ist irgendwie mehr so: Oh, hier ist ein baby, wollen wir beste Freunde werden? Wegen Ulmen vielleicht einen Blick wert, aber da kann man sich besser den großartigen HOCHZEITSPOLKA nochmal geben.
Aus diesem Zombiefilm ohne Zombies wäre auch um einiges mehr drin gewesen: Die ruhige Weite der Natur, durch die sich einsame, der Zivilisation entrissene Menschen schlagen, hätte einiges an epischer Breite und dramatischer Schönheit bereitgehalten, endete doch aber unsagbar zäh. Die Figuren haben mich keine Sekunde interessiert, die Frauen alle PMS-gestörte Zicken, die Männer alle von sich selbst überzeugte Idioten, es wurde schon sehr krampfhaft versucht von allen dämlichen Klischees die dämlichsten zu nehmen und dann daraus keine Handlung zu entwickeln. Ja, manchmal wurde es ganz spannend, weil die Zombieszenen wirklich gut inszeniert wurden. Schade nur, dass der Film genau diese Szenen eigentlich umgehen wollte. Und auch aus dem Zombie-Baby wurde einfach zu wenig rausgeholt. Eine Träne der Mutter hier und zack, wurde es aus dem Weg geräumt. Dabei wäre doch so viel Laufzeit frei gewesen, die hier nur damit verschwendet wurde zu zeigen, wie divere Figuren pinkeln, essen, baden oder laufen.
Kleiner, gemeiner und sehr spanndender Torture Porn, der seine Gewalteruptionen in einem überschaubaren aber intensiven Rahmen hält. Mit der Ausgangssituation verhebt sich der Film leider etwas, weil der Lehrer zu oft zwischen purem Sadismus und pädagogischem Auftrag hin und herpendelt, um komplett für voll genommen werden zu können, trotzdem durchzieht dieses Kammerspiel ein schöner Spannungsbogen.
Das heißt nicht, dass er nicht auch offensichtliche Schwächen hat, wenn er immer wieder an völlig unpassenden Stellen durch ziemlich egale und langweilige Backgroundstories unterbrochen wird, die weder der Geschichte noch den Figuren irgendwie weiterhelfen. Und trotzdem hat mich THE LESSON gut unterhalten, hatte einige Badass-Effekte und der Bruderstreit rundete das ganze menschlich ab, auch wenn der Sprung der jungen Dame von einem Bruder zum anderen nicht ganz glaubwürdig gemacht werden konnte.
Vor allem das herrlich absurde Ende reißt vieles raus, wenn das jungverliebte Paar sich erst an der Bibliothek ihres Peinigers bereichern (und damit seiner verqueren, blutigen pädagogischen auf merkwürdige Weise recht geben und sich dann auf dessen Bett zum ersten gemeinsamen Sex hinwirft. Schön. :)
Ich vermute, dass der Film entstanden ist, weil sich Johnny Depp und Kevin Smith gefragt haben: Wie kriegen wir einen Film zusammen mit unseren Töchtern, unseren Frauen und aus Sauerkraut und Bratwürsten zusammengabstelten Mini-Nazis, die in einer kanadischen Kleinstadt Teenager töten, in dem sie ihnen in den Arsch, dann einmal durch den Darm und aus dem Mund wieder raus kriechen? Die Antwort ist: So kriegen sie das hin. Und sie haben sogar noch okkulte Jungfrauenopferungen, Stan Lee und Justin Long als Hippie-Guru mit unpassenden Lebensweisheiten reinbekommen.
Herz und Seele des Filmes ist die tolle Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellerinnen (und gerade Depps Töcherlein ist eine verdammt charistmatische Schauspielerin). Das Duo mag weniger ikonisch sein als Jay&Silent Bob, sie bieten aber mehr Dynamik. Trotzdem ist das so sehr ich den Film feier kein CLERKS 3 nur weil jemand mal "I wasn't supoosed to be here today" sagt (trotzdem großartiger Moment) und zumindest bei der Stelle im Nazi-Bunker wars sogar mir zu schrill.
Weiteres Highlight weswegen man diesen Film nicht verpassen sollte ist Depp in seiner vielleicht witzigsten und besten Rolle, der auch gerade mit den beiden Mädels so gut harmoniert, dass der Film noch einige Stunden hätte länger gehen können. Die anderen Figuren zünden dafür kaum und geraten entweder als Stichwortgeber für die drei großen drei wie Ms. "Prinicipal Invincible", als unnötig langer Subplot wie Hale oder Lyonne oder dienen nur als witiges "Oh guck ma, da ist Stan Lee, Jason Mewes, etc."
So viel Charme muss all diese Mängel aber wieder ausgleichen und so hat Smith (den ich ja eh immer sehr verehre) hier einen irrsinnig witzigen, unglaublich charmanten Film hingerotzt, den er ohne Frage noch besser hinbekommen hätte aber dafür sonst niemand so gut.
Wegen dem komischen Akzent der meisten Darsteller hab ich gefühlt nur die Hälfte verstanden, was die absurden Bilder auch nicht grade verständlicher gemacht hat. ABATTOIR macht als visueller Hammer einiges richtig und springt schon in der Exposition von Noir-Krimi über Mystery-Thriller zu Sektenhorror und schließlich barockem Grusel. Passt schon irgendwie, fügt sich aber genauso wenig zusammen wie die aberwitzige Geschichte von plötzlich verschwindenen Zimmern (!). Originalität kann man dem ganzen ebensowenig absprechen wie eine faszinierende Ästhetik und vielleicht bin ich auch nur zu sehr den Genreregeln verhaftet, dass ich das nicht abfeiern kann. Vielleicht ist es auch einfach nicht ganz mein Stil, was schade ist, weil der Film vieles richtig macht, ich die Heldin mochte und auch oft Interesse an der Auflösung des Rätsels hatte. Zumindest bis ich die Auflösung kannte.
Solider Krimi, klein, biestig und unprätentiös. Ein Film, der sich auch nicht zu schade ist, ein neunjähriges Kind einen Brunnenschaft runterzuwerfen. Auch wenn das Tempo etwas unglücklich zwischen superhastig und langatmig hin und her wechselt und die meisten der Twists die Rätsel eher langweiliger als spannender machen, hat er mich zum Finale hin bei der Stange gehalten und macht atmosphärisch jede Menge richtig.
Ein Film, der den ländlichen Katholizismus hinterfragt, Standardklischess hinterfragt und Elterbeziehung von biologischer Verwandschaft löst. Dabei muss er auch nicht all seine Geschehnisse erklären oder psychologisieren.
Argh, hier ging jede Menge Potenzial stiften. Aus der unheimlichen Konfrontation der beiden jungen Paare hätte man etwas sehr creepiges oder sehr sickes zaubern können. Oder einfach einen merkwürdigen Mix aus Gruseldrama, Tatort-Twist und junge Mutter-Melo. So wie hier halt.
Nicht alles ist doof an dem Film, er fängt zum Beispiel sehr gut an und baut langsam Bedrohlichkeiten auf. N paar abgefahren campige Elemente gibt es auch, die zwar aus dem sonst bierernsten Drama rausfallen, weil sie so dämlich sind, dem Film aber viel mehr Reiz geben: Da ist die merkwürdige Stilisierung des (eigentlich verhältnismäßig ungefährlichen) Ehemanns als Riesenmystery, da ist der wirre Shwodown oder auch die knallbunte Innenarchitektur. All das hebt den Film doch noch über Vorabendfernsehen heraus. Gibt dann auch ein paar ganz spannende Szenen, zum Beispiel muss ich ihm zugute halten, dass hier die vermutlich erste wirklich gruselige E-Mail vorkommt. Generell bindet er digitale Kommunikation ganz gut in seinen Horror ein (das Babyphone hatte auch ordentlich Zunder). Zwei, drei Spannungsmomente machen den Film nicht perfekt aber alles in allem hat er mir auch nicht wehgetan.
Was für ein fantastisches Filmwunder und was für ein überfälliges Lebenszeichen des Kinojahres 2016!
So berührend und liebevoll, so warmherzig und humorvoll habe ich schon lange keinen Film mehr wahrgenommen. SWISS ARMY MAN stellt vor dem Hintergrund einer unmöglichen Fruendschaft seine Figuren und den Zuschauer auf spielerische Art vor die großen Fragen und alles nur, weil Paul Dano lieber mit den sterblichen Überresten von Daniel Radcliffe rumspielt als selber zu solchen zu werden. In diesem Leichnam steckt aber noch jede Menger, Düsenatrieb, klares Quellwasser, Bolzenschussgewehr und natürlich auch verständnisvoller Gesprächspartner, Life-Coach und Alleinunterhalter. All das, was Dano bis dahin in seinem Leben vermisst hat, all das, was ihn vielleicht auch seiner Einsamkeit, seiner Ausgetoßenheit herausholt. Oder gerade da hinein treibt aber dann, nicht weil Dano der Bekloppte ist sondern die Welt, die sich so merkwürdig spießig verhält, um ja nicht aufzuhalten, sich vor sich selber ekelt und originelle Gedanken verdammt. Oder eben, die bei SWISS ARMY MAN die Vorstellung verlässt, wie es beim Sundance passiert ist.
Ich muss zugeben, auch ich stör mich schwer an jeglicher Form von Furzwitzen und das bleibt auch das für mich problematische Element, was mich ein bisschen daran gehindert hat, diesen Film voll ins Herz zu schließen. Aber irgendwie gehören diese Momente auch einfach dahin, weil sie so stimmig sind und weil sie den ausschlaggebenden Gedanken des Filmes konsequent zu Ende denken, denn:
"When my best friend is hiding his gases from me, what else is he hiding?"
Und es hat wohl selten eine schönere Männerfreundschaft im Kino gegeben als diese: radcliffe zwischen naivem Kind, das sich so herrlich über seine Erektion freuen kann und naiv fragendem Philosophen und Dano zwischen unglücklichem Nerd und naturverbundenem Aussteiger. Diese Kombi macht SIWSS ARMY MAN zu einem philosophischen Meisterwerk und hat auch noch tolle Bilder, wenn Dano im Wald aus Dreck und Müll sein Leben nachstellt oder auf Radcliffes Körper übers Meer gleitet. Und nicht zu vergessen, die starke Emotionalität des Filmes, in der wunderschönen Nicht-Liebesgeschichte.
Dabei bringt Radcliffe in Dano nicht nur dessen Individualität zum Vorschein sondern krempelt mit seinem unangenehmen Fragen ("So, you are running away because no one loves you and you are trash?") sein gesamtes Leben um. Und das mit einem fantastischen Schauspiel, das ich dem kleinen Potter gar nicht zugetraut hätte.
SWISS ARMY MAN hat mein Verständnis vom Kino, vom Menschen und von Daniel Radcliffe neu definiert, hat mich so gut unterhalten wie schon ewig kein Film mehr und meinen emotionalen Kern aufgebrochen. Dafür bin ich unendlich dankbar und kann dem Film nur mit den Worten Radcliffes sagen:
"I have a lot of questions about everything you just said."
Der Horror zieht einfach auf hier in einem ebenso simplen wie starken Symbol der schwarzen Wolke, die das ganze Land überdeckt und eigentlich nichts weiter tut als dunkel und grau vor sich hin zu hängen. Der Horror passiert dann in den Köpfen und den Reaktionen der Bestie Mensch: sei es die paranoide Versicherungsgesellschaft, die Nazis, die den Ausländern die Schuld geben, das ausgelassene junge Paar, das dadurch anfängt, sich existenzielle Fragen zu stellen.
In wunderschönen Bildern und einer beklemmenden Athmosphäre reihen sich zehn (ca.?) Episoden ineinander, die die langsame Eskalation des ganzen virtuos und fast unbemerkt aufbauen. Auch wenn man sich darüber streiten kann, ob es wirklich für einen Film spricht, wenn zehn Regisseure daran arbeiten und man nur eine Handschrift erkennt, ist HEIMATLAND ein spannender Beitrag sowohl zum europäischen Genrekino als auch zu vielen Fragen unserer Zeit von der Konsumgesellschaft bis hin zur Flüchtlingsfrage. Vermisst habe ich trotzdem eine Identifikationsfigur, die mir die Bedrohung noch näher hätte gehen lassen können. So war ich faszinierter Beobachter einer der ästhetischten schönsten Kathastrophen des Kinos.
Was als nette, kleine Teenie-Komödie inmitten der konservativen indischen Gesellschaft beginnt, wandelt sich zunächst zu einem coolen Haunted-House-Grusel (genauer: Haunted-Einkaufszentrum, was eigentlich noch geiler ist), ehe Mann und Maus hier zur Hölle fahren und sich ein perverses Spiel mit diversen Dämonen liefern, was sehr intensiv, sehr schaurig und sehr gore hätte sein können, aber dann in der zweiten Hälfte doch nur eine fade Aneinanderreihung von Ekelszenen ist. Das macht ihn bei 90 Minuten Länge dann doch gut 30 zu lang.
Das Beste am Filmjahr 2016 wird vermutlich sein, dass es in diesem Jahr beides gab: einen ruhigen und einen schrillen Almodovar-Film, denn während Almodovar sich eher in den ruhigen Ecken des Genres, zu dem er selbst geworden ist, bewegt, füllt de la Iglesias mit seinem MY BIG NIGHT die Lücke und hat ein wunderbar chaotisches, spritziges und skurriles kleines Filmod geschaffen. Die Handlung ist ebenso wenig fassbar wie schnell umrissen: Bei der Aufzeichnung einer Fenrsehshow tummeln sich allerhand wilder Gesellen mit unterschiedlichen Motiven von schnellem Geld über Verbrechen aus Rache bis hin zu Rosenkrieg. Die Statisten werden von Kameras erschlagen, die Stars müssen sich mit erpresserischen Groupies herumschlagen, die Moderatoren versuchen sich gegenseitig die Schau zu stellen und sei es, in dem sie den Konkurrenten/Ehepartern verstümmeln, ein eifersüchtiger Sohn will seinen Vater erschießen und am Ende trällert ein alternder Schlagerstar seine altmen Gassenhauer. Was für ein wunderbar lockeres Ensemblestück! Wenn das so weitergeht, werd ich doch noch einmal ein Fan des Herrn de la Iglesias.
Meine Güte, was war das für ein zäher Brocken?! Krampfhaft auf Rob Zombie gemachtes Kammernspiel irgendwo zwischen experimentellem Theater und Sozialporno-Snuff. Immerhin die Effekte waren nicht von schlechten Eltern und zumindest zu Anfang hatte der creepige Alte noch was. Aber dieses Ganze: Blas mal deinem Bruder einen, sonst bring ich ihn um und yeah, lass danach mal Penner aufschlitzen wirkte dann doch ein bisschen zu sehr, als wollte der Regisseur uns so begierig provozieren, dass er auf dem Weg dahin schon wieder vergessen hatte, was er eigentlich erzählen wollte. Apropos vergessen: So wird es bei mir auch diesem Film gehen.
Beim ganzen anarchisch, spontanen Humor darf man nicht vergessen, dass TONI ERDMANN alles in allem dann doch sehr bieder und konventionell geraten ist. Natürlich muss man dem Film viele charmante Ecken und Kanten und lustige Details zu Gute halten: Die Nacktparty hat ihre Komik, Peter Schimonischek schafft es immer, die urigsten Spitzen zu landen und Sandra Hüller war ja auch noch nie eine schlechte Schauspielerin. Außerdem gibt es die vermutlich beste Sexszene (oder Nicht-Sexszene) die ich je gesehen habe und die allein schon die Hälfte meiner hier gegebenen 6 Punkte ausmachen könnte.
Und trotzdem sticht der Film nicht aus der Masse heraus. Der übliche süßliche Wohlfühlkitsch wird hier handwerklich besser aufbereitet als gewohnt, bleibt aber der selbe alte Brei. Zwar kann sich Hüllers Ingrid länger dem moralischen Terror des Vaters und der Filmemacherin erwähren, als es die knallharten Geschäftsmänner und -frauen es sonst können, die in Tragikomödien zum sensiblen Familienmenschen geeicht werden, letztlich fällt sie aber doch. Und schon vorher stand der Film durchgehend auf der Seite des Vaters und hatte für die Tochter mehr Spott als Verständnis übrig, obwohl es ja Winfried/Toni ist, der die Lebensziele seiner Tochter aus Spiel setzt, einfach weil ers witzig findet. Ingrids Welt wird stattdessen gezeichnet als herzlos, sexistisch und einengend. Erwachsenes Kino geht anders, Frau Ade!
Und dann kann sich TONI ERDMANN auch nicht dem süßlichen Sozialkitsch verwehren, sei es bei den bitterarmen aber gastfreundlichen rumänischen Arbeitern oder auch bei der rührseligen Umarmung im Park.
Ja, TONI ERDMANN ist spröde, steril und verweigert sich jeder Emotion. Das verhindert, dass er jemals besonderen Tiefgang bekommen könnte. Trotzdem ist er locker, spritzig und unterhaltsam, geht 160 Minuten lang kurweilig runter (gegen Ende hätte vielleicht bisschen mehr Speed gut getan) und hat grandiose Schauspielleistungen. Es ist sicher kein schlechter Film aber die Rettung des deutschen Kinos sieht dann doch anders aus. Wie gut, dass es meiner Meinung nach auch gerade gar nicht gerettet werden muss.
Ganz charmante Hommage an 70er Soft-Porno Filmchen aber ungefähr 7 Tage zu lang. Da hat sich Regisseurin Biller etwas zu sehr in ihrer eigenen Erzählkunst gesudelt. Trotzdem ist der Film gut liebevoll aufgearbeitet, hat nette Details und Biller selbst ist auch nicht unverträglich anzusehen. Keine Empfehlung aber auch keine komplette Zeitverschwendung.
"Hier geht echt ne Menge Scheiße ab: DIe Toten kehren zurück, das Fernsehen ist ausgefallen und im Radio nur diese Smooth-Jazz-Scheiße."
Feel you, Bro.
Schöner Film übrigens. ;)
Es fängt alles an, wie im klassischen RIO BRAVO-Verschnitt: Das Unrecht in Form einer entführten jungen Frau kehrt in ein kleines, beschauliches Dörfchen ein. Glücklicherweise gibt es hier einen knallharten Bad Ass Sheriff, der vermutlich die letzten 50 Jahre nur Kindern das Ballspielen verboten hat, aber noch tough genug ist, sich mit dem übermotivierten jungen Ehemann des Entführungsopfer auf die Himmelfahrtsmission macht, die Dame wiederzuholen. Ehrensache, dass auch sein Trottelchen von Deputy mit von der Partie ist. Warum sie dann auch noch den Dorfpöbler und Teilzeitrassisten vom Dienst mitnehmen, obwohl er ihnen mehr schadet als nutzt, bleibt der Fantasie des Drehbuchs vorgehalten. Lange beobachtet man die vier bei ihrer ruhigen Reise durch den wilden Westen, ebenso elegisch wie unangenehm, da man Wilsons gebrochenes Bein bei jedem Schritt splittern hört und über allem die leichte Spannung schwebt, dass Fox' psychotische Griffel zu nahe am Abzug sind. Auch wenn dem Film in diesem Teil knapp 20 Minuten weniger elegisches durch Landschaften Touren nicht geschadet hätten, ist er visuell und dramaturgisch überaus ansehnlich und macht bis dreiviertel vor Schluss einen coolen, dreckigen Anti-Wester aus.
Dann bricht der Film stilistisch und wandelt sich in ein Kannibalen-Terrorkino voller Blut und Gedärm. Ist mindestens ebenso gut, fügt sich nur nicht ganz so stimmig mit dem vorangegangenen Teil zusammen.
Auf seinem turbulentem Lebensweg begegnen dem WIENER DOG ein buntes Sammelsorium an traurigen und/oder verbitterten Charakteren (bzw. solcher, die es sicher bald sein werden), deren Geschichten er allerdings nie ganz bis zum Ende beobachten darf ehe irgendetwas ihn wieder ganz woanders hin verschlägt. Uns so bekommt man als Zuschauer auch weniger 4 Kurzfilme präsentiert als vielmehr Momentaufnahmen von Geschichten, die irgendwoanders angefangen und vielleicht woanders mal aufhören werden. Sinn und Zukunft entdecken darin weder der Hund noch der Zuschauer.
Auch wenn der Film erst kurz vor der ebenso drastischen wie vorhersehbaren Schlusspointe anfängt sich seinen Figuren in dem einzigen zärtlichen Moment zwischen Oma und Enkelin zu nähern, versteht er es schon in den vorhergegangenen Momenten, seine Figuren zu echten Typen werden zu lassen ohne irgendetwas zu karikieren. Die letzte Episode ist eh das Highlight des Filmes, auch weil hier erst der Spannungsgrad zwischen Komik und existenziellen Fragen stimmig zusammen findet ("Das wärst du, wenn du mehr Trinkgeld gegeben hättest."). Das ganze schließt sich an die wohl erdrückenste Episode an, in der Danny De Vito sich so einsam und so erfolglos wie nur denkbar durch seine Existenz plagt und der Hund abgesehen davon, dass er als Sprengkörper mssbraucht werden soll, wenig Rolle übernimmt. Davor kam mir der Film lange sehr bemüht vor, seinen Hund als Beobachter und Katalysator menschlichen Allerleis zu betrachten, und auch wenn die Spannungen der Beziehungen oft saukomisch waren, kriegte hier noch nichts so wirklich ein Bein auf den Boden und das obwohl mit Gerwig die wohl begnadeteste Schauspielerin unserer Zeit mit von der Partie ist. Mit der völlig absurden "Intermission" nimmt der Film dann aber Fahrt auf, genießt sich selbst und hat wirklich etwas zu sagen, so dass er mich dann am Ende doch berührt, verwirrt und beeindruckt zurückgelassen hat.
Nicht der beste Mumblecore-Vertreter, den es gibt aber doch ein Film mit dem erfrischen anders-Charme. Der Film krankt erstmal an vielerlei Sachen, zunächst ist Cobie Smulders einfach keine gute Schauspielerin (hier hat allerdings zusätzlich auch noch die Synchro viel verkackt) und dann ist die Message, dass traurige Leute sich oft hinter Geld und Leistungsdrang verstecken und dann dadurch nur noch trauriger werde, auch nicht wirklich neu. Dass dabei die Liebe die beste Medizin ist, wird auch nicht gerade einen Preis für Originalität bekommen. Dafür, dass alles sehr banal ist, braucht der Film dann doch viel Gerede um dahin zu kommen.
Schön ist aber, dass er sich bei allem dem Kitsch und der Oberflächlichkeit enthält und seine Figuren so kaputt zeigt wie sie nun einmal sind. Das ist manchmal nervig, manchmal unangenehm, aber immer irgendwie gut. Zusätzlich sitzen einige der Gags und durch den Mumblecore-Stil erhält der Film eh auch noch in seinen lahmsten Momenten etwas Intimes. Kein Vergleich mit Bujalskis FUNNY HA HA aber trotzdem ein Film, der im Gros der romantischen Komödie einen bedeutenderen Platz einnimmt.
Schon die Eröffnungsszene ist mit ihrem altmodischen Touch und der stilistischen Einfachheit ein Fest für die Sinne. Danach kommt leider auch eine Menge Unfug, der sich nicht so wirklich zu einer klaren Handlung fügen will, weswegen die permanente Bedrohung auch nicht so recht zündet. Das und die ebenfalls störenden Leerstellen im Film, sind aber verzeihlich. Denn DAS HAUS AN DER FRIEDHOFSMAUER ist kurzweilige Unterhaltung vom feinsten mit einem klasse Spannungsbogen und nettem Ambiente. Der Splatter kommt gerade gegen Ende nicht zu kurz und die Szene mit der Axt war der Oberhammer (Stanley - wer?). Großartiger Soundtrack und tolle Kameraführung wie es sich für einen Giallo gehört. Kein Meisterwerk aber 90 Minuten feinstes Vergnügen.
Erfrischend, dass sich Frau Bier hier mal zur Abwechslung im Genre der luftigen Sommerkomödie austobt und damit wieder an ihre humoristischen Anfänge a la DER EINZIG RICHTIGE anknüfen kann. So ganz peppig wie anno 1997 will ihr das aber dann doch nicht mehr gelinge, trotz Top-Besetzung, die bis in die Nebenrollen auf den Punkt genau spielt, dem ein verdammt großartiger Brosnan nochmal das Sahnehäubchen gibt.
Der ernste Storybackground wird angenehmerweise nie verkitscht für irgendwelche Tearjerkerei genutzt sondern gibt lediglich der Hauptperson ein tieferes Profil. Mindestens genauso tiefgründig kommt allerdings das Beinahe-Brautpaar daher, einzig die beiden weiblichen Nebenrollenclowns gespielt von Steen und Schaumburg-Müller geraten ein bisschen zur Karikatur.
LOVE IS ALL YOU NEED ist nicht die stimmigste Sommerkomödie allerzeiten, aber unterhält trotz langer Laufzeit zu jedem Moment. Italienischer Flair trifft dänische Sprödheit, das passt. :)