J.F.Lannister - Kommentare
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Alle Kommentare von J.F.Lannister
"21 Gramm" gehört zu der Sorte Film, die heutzutage entweder nur noch selten vorzufinden sind und/oder in der Masse einfach untergehen. Drei verschiedene Handlungsstränge über drei verschiedene Menschen und deren Familien, welche miteinander verwoben werden. Cristina Peck (Naomi Watts), die ihre Drogensucht überwunden hat und ein glückliches Leben mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern führt. Paul Rivers (Sean Penn), der an einer Herzkrankheit leidet, auf eine Transplantation wartet und mit seiner Frau (Charlotte Gainsbourg) über das Zeugen eines Kindes streitet. Jack Jordan (Benicio del Toro), ein früherer Sträfling, der seinen Weg zu Jesus Christus gefunden hat und seine Frau (Melissa Leo) und Kinder damit belastet. Anstatt diese Handlungsstränge linear auszuarbeiten und zu verknüpfen, setzt Inarritu auf eine zeitlich nicht chronologische und verschachtelte Erzählweise. Der Geschichte verleiht diese Verschachtelung zwar keine höhere Komplexität, wohl aber kann sie die Intensität des Dramas punktuell verstärken und den Zuschauer zum selbstständigen Mitdenken auffordern. Man kann sich nicht einfach nur berieseln lassen, sondern muss sich mit den Charakteren beschäftigen. Nach einer gewissen Laufzeit entwickelt sich ein automatischer Fluss, ein Sog zu den Charakteren hin, und in diesen Fluss bettet Inarritu schließlich seine Verknüpfungen und Handlungswendungen ein, die mich mehrmals vollkommen unvorbereitet und hart trafen. Aha-Momente, die ein größeres Ganzes offenbaren.
Mit "21 Gramm" widmet sich Inarritu sehr ausführlich dem Leid der Menschen. Wie viele Schicksalsschläge kann ein Mensch erleiden, bis er daran und am Leben selbst zugrunde geht? Inwiefern können Schicksalsschläge das Wesen eines Menschen verändern, sowohl im positiven als auch im negativen Sinn? Wie kann man als Mensch glücklich sein in einer Welt voller Tod und Krankheit? Gibt es trotz alldem Hoffnung auf Besserung? Welches Gewicht hat das Leben, sind es diese 21 Gramm, das "Gewicht der Seele"?
"21 Gramm" ist ebenso eine Belastungsprobe für den Zuschauer, manche Szenen bewegen sich nahe an der Grenze zur Unerträglichkeit. Selten findet man solche Filme, in denen sich die Schauspieler dermaßen intensiv in ihre Rollen hineinversetzen wie hier. Und das betrifft nicht nur das Hauptdarstellertrio bestehend aus Watts, Penn und del Toro sondern auch die komplette Nebendarstellerriege. Naomi Harris und Benicio del Toro wurden für ihre Leistungen für den Oscar nominiert, selbiges hätte ebenfalls auf Sean Penn zugetroffen, wenn er im gleichen Jahr nicht schon für Mystic River nominiert gewesen bzw. wenn eine Doppelnominierung in der Darstellerkategorie erlaubt wäre.
Die 9/10 Punkten stehen hier wegen ein paar, aber wenigen Längen im Mittelteil, allerdings hat die Bewertung definitiv Luft nach oben. Es könnten genauso gut 10/10 Punkten sein! Ohne jetzt auch nur irgendeinen näheren Vergleich ziehen zu wollen, vermittelte mir Inarritu hier in gewisser Hinsicht ein Filmgefühl, wie ich es zuletzt bei Nolans und Tarantinos Frühwerken bzw. Erik Van Looys "Loft" verspürt habe. Jeder dieser Filme beeindruckte mich auf unterschiedliche, aber doch ähnliche Weise. Damit meine ich nicht die Form an sich, sondern die Art, wie Form und Inhalt zu einer Einheit verschmolzen werden.
Zu Beginn sollte man erst einmal festhalten, dass es sich hier NICHT (wie ich irrtümlich dachte) um eine Adaption von Jon Krakauers Buch "In eisige Höhen" handelt, sondern um eine Adaption von Beck Weathers Erlebnisbericht "Left for Dead". Des Weiteren hatte Regisseur Kormákur nie das Interesse, die Sicht eines Journalisten am Berg zu verfilmen, sondern jene über einen professionellen Bergführer, der stirbt, und einen Everest-Touristen, der überlebt. Dementsprechend nimmt Jon Krakauer (Michael Kelly) nur eine Nebenrolle ein, während Rob Hall (Jason Clarke) und Beck Weathers (Josh Brolin) ins Zentrum der Handlung rücken. Ein großer Unterschied zu "In eisige Höhen" ergibt deshalb jedoch nicht, die Geschichte bleibt ja die gleiche.
Wir schreiben das Jahr 1996. Nachdem der Everest Jahrzehnte lang nur von professionellen Bergsteigern erklommen wurde, entwickelte sich in den 80er/90er Jahren ein zunehmender Massentourismus, der es auch Hobbybergsteigern möglich machte, auf dem Dach der Welt zu stehen. Verschiedene Organisationen wurden gegründet, die sich diesem Tourismus verschrieben und jährlich kommerzielle Expeditionen auf den Everst führten. Neben der Profitgier machte sich auch die Unerfahrenheit in der Kundenbetreuung bemerkbar, ein Wetterumschwung vom 10. auf den 11. Mai 1996 hatte schließlich den Tod von acht Menschen (darunter auch einige Bergführer) zur Folge.
Wenn es um die Schilderung der Ereignisse, der Charaktere und der Dramatik geht, komme ich als Leser trotz der "falschen" Buchvorlage nicht umhin, einen Vergleich zwischen dem Krakauer-Buch und dem Film zu ziehen. In dieser Hinsicht tun sich dann klare Schwächen in der Adaption auf, des Weiteren ist "Everest" ein gutes Beispiel dafür, dass sich nicht jede Geschichte unbedingt für eine Verfilmung eignet.
Im Grunde genommen stellt "Everest" ein Ensemblefilm dar, nur dass es Kormákur nicht gelingt, jeden Charakter des Ensembles gleichwertig in Szene zu setzen. Vielmehr pickt er sich ein paar Charaktere heraus und lässt die anderen zu Randerscheinungen und Stichwortgebern verkommen, was eine Identifikation stark erschwert. Gleichzeitig wird der Charakterbezug für den Zuschauer durch die Realität limitiert: Während der Everestbesteigung tragen die Expeditionsteilnehmer logischerweise Mütze, Schal, Schneebrille und wahlweise Sauerstoffmaske. Anstelle von individuellen Gesichtern sieht man nur einen Haufen Stoff in verschiedenen Farben. Letzteres ist also nicht Schuld der Regie, sondern des Mediums Film an sich. Denn in Buchform hat der Autor (Krakauer) die Möglichkeit, jedem Beteiligten einen Namen zu geben und somit Individualität zu verleihen. Obendrein kann er ohne Mühe Hintergrundinformationen einfließen lassen, für die man im Film wohl ein störendes Voice-Over nutzen müsste. Die Einzelschicksale werden daher viel detaillierter ausgearbeitet, weshalb das Buch die "Ensemblethematik" auch locker stemmen kann.
Allzu negativ wirkt sich dies auf den Film allerdings nicht aus, denn zu den wenigen Charakteren, denen sich Kormákur intensiver widmet, kann man trotzdem eine sehr gute Bindung aufbauen. Jason Clarke, Josh Brolin, John Hawkes, Robin Wright, Emily Watson, Keira Knightley (und Jake Gyllenhaal) helfen ihm dabei tatkräftig. Obendrein versteht es Kormákur, die Wucht, Schönheit und Gefahr des Everests in beeindruckenden, dokumentarisch anmutenden Bildern einzufangen. Die erste Hälfte des Films ist zwar von einigen Längen durchzogen, aber als sich das Unglück anbahnte und verschlimmerte, wurde ich mehr und mehr von den Ereignissen gepackt.
Als Christian Bale zum ersten mal im Film zu sehen war, habe ich meinen eigenen Vorsatz gebrochen, den ich während des Anschauens getroffen hatte: "Ich werde nicht nachschauen, wie viele Minuten ich schon hinter mir habe." Nun war ich allerdings erstaunt darüber, wie lange Bale mit seinem ersten Auftritt auf sich warten ließ, und ich wollte wissen, wie lange er dafür tatsächlich brauchte. Er waren 90 Minuten. 90 Minuten, die sich angefühlt haben wie 120, und es sollten noch weitere 30 Minuten folgen!
Was ich damit sagen will: The New World zieht sich. Und zwar sehr!
Was sich schon in The Thin Red Line offenbarte, zeigt sich hier in vollem Ausmaß. Malick ist niemand, der aktiv auf den Zuschauer zugeht. Vielmehr präsentiert er seine Geschichte und die darin handelnden Charaktere, lässt den Zuschauer damit aber vollkommen allein. Das ist keine Anklage meinerseits, sondern eine Feststellung. Es wird ohne Zweifel Leute geben, die aus "The New World" viel Positives ziehen können und das Werk als Meisterwerk bezeichnen, mein Film war es allerdings nicht. Mit The Tree of Life konnte ich dagegen bedeutend mehr anfangen.
"The New World" erzählt die Geschichte der Gründung Jamestowns durch die Engländer, ihren Konflikt mit den Einheimischen, die Rolle der Häuptlingstochter Pocahontas und ihre Beziehung zu den beiden Engländern John Smith (Colin Farrell) und John Rolfe (Christian Bale). Hervorzuheben sind die Naturaufnahmen sowie die authentischen Kostüme und Kulissen, mit denen Malick seine Geschichte zum Leben zu erwecken versucht. Letztendlich bleibt es bei diesem Versuch, denn weder schafft er es, der Geschichte eine tiefergehende Bedeutung zu verleihen, noch die Gefühlslage der Charaktere für mich greifbar zu machen. Streckenweise konnte ich mich zwar mit Pocahontas identifizieren, zum Großteil verpufft ihre Beziehung zu John Smith und John Rolfe allerdings in der Luft. Der sprunghafte Schnitt zerstört Vieles, auch Emmanuel Lubezkis Bilder kommen daher nie wirklich zu richtiger Entfaltung. Wenn dann auch noch die Kämpfe zwischen Briten und Einheimischen blutlos verlaufen, ist es schnell um die angestrebte Authentizität geschehen.
Insbesondere habe ich mich über das verschwendete Potential geärgert. Man hätte sich durchaus mehr an die historischen Fakten halten können. So macht "The New World" schließlich den Eindruck eines erweiterten Remakes des Disneyfilms, ohne aber dessen Emotiionalität zu erreichen. Des Weiteren sollte man sich "The New World" nicht anschauen, wenn man noch "The Revenant" im Kopf hat, da er im Vergleich dazu wie ein Amateurfilm aussieht.
P.S.: Nichtsdestotrotz habe ich großen Respekt vor Malicks Art, Filme zu drehen. Auch wenn mir "The World" weniger gefallen hat und ich auch "The Thin Red Line" nicht allzu gut fand, braucht es in der Filmwelt eindeutig mehr Regisseure seines Kalibers. Seine Werke stellen stets eine neue Herausforderung dar und das ist bedeutend ehrbarer als gezieltes Anbiedern an die Erwartungen der Zuschauer.
Selten fällt es mir so schwer, etwas zu einem Film zu schreiben, wie jetzt bei "The Tree of Life". Erst einmal muss ich die Eindrücke verdauen, meine Gedanken sortieren. Letztendlich begeistern mich Aronofsky (The Fountain, Noah) und Kubrick (2001) zwar mehr als Malick, aber nichtsdestotrotz ist auch "The Tree of Life" ein großer und einzigartiger Film, den man so schnell nicht vergessen wird.
Das liegt natürlich zum Einen an den beeindruckenden Bildern über die Entstehung des Universums, der Erde, des Lebens sowie über den unweigerlichen Tod der Sonne und der Erde in ferner Zukunft, zum Anderen aber auch an dem intensiven Familiendrama, welches Malick hier präsentiert. Brad Pitt als autoritärer Familienvater und Jessica Chastain als liebende Mutter spielen wahrlich hervorragend. Auch die Kinderdarsteller können mehr als nur überzeugen, in Nebenrollen sieht man Sean Penn als erwachsenen Sohn Jack in einer Selbstfindungsphase und Fiona Shaw (Tante Petunia) als Großmutter.
Meine größte Befürchtung war jene, dass sich Malick zu sehr in christlich-spirituellen Themen verheddert, aber dieser Fall trat zum Glück nicht ein. Selbstverständlich nimmt der Gottesglaube einen nicht geringen Teil der Handlung ein, allerdings ist er stets Ausdruck der Charaktere. Malick selbst stellt Gott als ein Konstrukt bzw. eine Metapher dar und lässt seine menschlichen Charaktere wie im echten Leben darauf reagieren, daran verzweifeln und scheitern. Die Antwort auf die Frage, wo, wer oder was Gott ist, überlässt er dem Zuschauer. Teilweise hatte ich das Gefühl, ihn in der alleswissenden Kamera bzw. dem Zuschauer selbst (also mir) zu finden. Als Zuschauer sieht und hört man alles, selbst zu den innersten Gedanken und Gefühlen hat man Zugang. Dies verbleibt jedoch auf dem Stand eines stummen Beobachters, denn so wie im realen Leben sind die Menschen auf sich allein gestellt und ihrem Schicksal ausgeliefert. Von Gott (falls es ihn wirklich geben sollte) ist keine Hilfe zu erwarten, genauso wenig wie vom Zuschauer.
Darüberhinaus ist "The Tree of Life" eine Liebeserklärung an das Leben selbst, was Malick dadurch bewerktstelligt, dass er das Heranwachsen der Kinder von der Geburt an bis zu ihrer Pubertät auf Schritt und Tritt verfolgt. Mit Sicherheit wird jeder die ein oder andere Parallele zu seinem eigenen Leben in dem jeweiligen Alter ziehen können. So stark wie Malick hier die Wichtigkeit des menschlichen Lebens hervorhebt, verdeutlicht er gleichzeitig dessen Unbedeutsamkeit im Vergleich zur Existenz des Universums. Das Universum existierte schon lange vor den Menschen und wird es auch nach deren Ableben weiterhin tun. Am Baum des Lebens stellt die Menschheit nicht mehr und nicht weniger als ein im Wind wogendes Blatt dar. In gewisser Weise lebensspendend, aber ebenso entbehrlich und vergänglich.
Nichtsdestotrotz muss sich "The Tree of Life" die Aufzählung einiger Schwächen gefallen lassen. Vor allem im ersten Abschnitt leidet der Filmgenuss an einem unausgegorenen Schnitt. Zu abrupt wirken die Szenenwechsel, der Zugang zu den Charakteren und der Geschichte wird dem Zuschauer somit etwas erschwert. Besonders schade ist dies für Emmanuel Lubezkis Kamerafahrten, da es so scheint, als hätte ihn Malick hier mehrmals ausgebremst. Im weiteren Verlauf kann er zum Glück sein volles Talent ausschöpfen. Obwohl mir Malicks Gedankengänge gut gefallen haben, gehen ihm manchmal trotzdem die Pferde durch. Keine Ahnung, was er sich z.B. bei der Gnadentat des Dinosauriers gedacht hat, aber das war mal ganz grober Unfug.
"The Tree of Life" ist ohne Zweifel ein polarisierender und sperriger Film. Zuallererst sollte man sich auf dieses Werk und seine Thematik einlassen können, ansonsten braucht man es mit einer Sichtung gar nicht erst zu versuchen. Ich bin froh, dass mir der Film gefallen hat, werde ihn aber definitiv noch mehrmals anschauen müssen, um ihn vollständig verstehen zu können.
Wenn ich mir Terrence Malicks Filmographie anschaue, finde ich dort drei Filme (gut, es sind insgesamt ja auch nur sieben^^), die mich wirklich interessieren:
1. The Thin Red Line, weil er vom Zweiten Weltkrieg im Pazifik handelt
2. The New World, weil die Pocahontas-Geschichte als Realfilm umgesetzt wurde
3. The Tree of Life, weil das gesamte Filmkonzept äußerst interessant ist
Als ich nach Apocalypse Now im "Antikriegsfilm-Fieber" war, habe ich mich spontan dazu entschieden, mir The Thin Red Line anzuschauen. Allgemein gilt der Film ja als einer der besten Beiträge zum Thema Krieg, mich konnte er dagegen nicht durchgehend überzeugen.
Ein großes Problem sehe ich darin, dass Malick versucht, zu vielen Charakteren ein Gesicht zu geben. Leider reichen die 170 Minuten nur ansatzweise dafür aus, mit so gut wie keinem der Charaktere konnte ich mich wirklich identifizieren. Besonders für einen Kriegsfilm ist das tödlich, denn wenn schließlich das tatsächliche Sterben einsetzt, sollten dem Zuschauer die Charaktere nicht egal sein. Als einziger Konflikt, der sich hier aus der Masse hervorhebt, ist der Streit über den Angriffsplan zwischen Nick Nolte und Elias Koteas.
Dieser Mangel an Identifikationspotential ruft ein weiteres Problem hervor, welches denselbigen Mangel im Folgenden sogar noch verstärkt. Da Malick nach fast 20 Jahren Zurückgezogenheit wieder auf dem Regiestuhl Platz nahm, bewarb sich so gut wie jeder Hollywoodschauspieler mit Rang und Namen für sein neues Projekt. Eine Auflistung erspare ich mir an dieser Stelle, das kann jeder auf Wikipedia nachlesen, nur eines möchte ich diesbezüglich anmerken: Neben dem offiziellen Cast drehten sogar Bill Pullman, Gary Oldman, Mickey Rourke und Viggo Mortensen Szenen für den Film, wurden aber letztendlich herausgeschnitten. Wenn man als Zuschauer sowieso nur wenig mit den Charakteren anfangen kann und dann selbst in den kleinsten Nebenrollen namenhafte Schauspieler auftreten, sieht man nur die Schauspieler nicht aber die Charaktere. Dies führt wie oben erwähnt zu einem weiteren Mangel an Identifikation, denn wenn man nur die Schauspieler sieht, wirken die charakterbezogenen Kriegs- und Todesmomente vollkommen unecht. Man weiß, dass hier nur Krieg "gespielt" wird.
Darüberhinaus ist Malick verstärkt auf den Aufbau und der Entwicklung seiner Geschichte und seiner Sicht auf den von Menschen verursachten Krieg fixiert, dass er die eigentliche Handlung vernachlässt. So zieht sich The Thin Red Line trotz der interessanten Thematik streckenweise wie Kaugummi. Selbst ein Hans Zimmer kann mit seinem Soundtrack nur Akzente (dann aber auch hervorragende) setzen. Abseits der Längen wird der Film immer dann spannend und intensiv, wenn sich Malick von seinen Charakteren entfernt und stattdessen einfach nur die Kriegshandlungen zeigt. Und auch wenn ich oben das Schauspielerensemble kritisiere, ist es schon etwas Besonderes, so viele bekannte Gesichter in einem Film zu sehen.
Beschäftigt man sich näher mit der hier präsentierten Kriegsthematik und Malicks Gedankengängen, stößt man unweigerlich auf Genie und Wahnsinn. Das Genie findet sich in den Bildern und der Kameraarbeit. Den zerstörerischen Krieg kontrastiert Malick mit der idyllischen Natur. Er zeigt den Krieg als etwas Widernatürliches, als ein Ereignis, welches vom Menschen selbst in die Welt gebracht wird. Zwar beantwortet er mit The Thin Red Line Fragen, auf die bereits frühere Antikriegsfilme eine Antwort fanden, aber nichtsdestotrotz nimmt dieser Film aus heutiger Sicht einen großen Stellenwert ein. Während sich viele Regisseure aus Finanzierungsgründen immer noch einer bewussten Zensur durch das Pentagon fügen, wählte Malick den schwierigeren Weg und zeichnete somit ein ehrliches Bild des Krieges. Im Krieg gibt es nicht DAS Gut und Böse, alleine die Perspektive bestimmt über diese Empfindung. Ein US-Amerikaner wird den Japaner als Bösen und ein Japaner den US-Amerikaner als Bösen betrachten. Malick wählt keine Seite, er zeigt beide Parteien als Menschen, als Leidende, als Trauernde. Bezogen auf die Oscarverleihung 1999 ist es bezeichnend, dass sich The Thin Red Line ausgerechnet dem vor Patriotismus triefenden Saving Private Ryan geschlagen geben musste.
Den Wahnsinn sehe ich in Malicks Intention, der Geschichte einen religiösen Anstich zu verpassen. Warum versucht er hier, die Welt und insbesondere die Natur als etwas Gottgegebenes darzustellen? Wenn man nur fest genug an das Paradies glaubt, beschert einem der Krieg ein Leben nach dem Tod? War es Ironie des Schicksals oder Kalkül, dass Mel Gibson ausgerechnet James Caviezel als Jesus Christus für "Die Passion Christi" castete? Die Kommentare aus dem Off waren zum Großteil unerträglich und absolut nervtötend. Einmal stand ich kurz davor, den Film auszuschalten. Bei manchen Sprüchen kringeln sich mir da echt die Fußnägel hoch, hat da niemand das Drehbuch gegengelesen? "jeder sucht die Erlösung für sich allein... wie ein Stück Kohle, das man aus dem Feuer gezogen hat." Hilfe!
Es war einmal, 1870 um genau zu sein: Da reiste ein 16-jähriger Junge von der herben Kälte Schottlands in die Gluthitze Amerikas, um seine Liebe zu finden. Sein Name war Jay. Ihr Name war Rose.
So beginnt dieser 80-minütige, britisch-neuseeländische Neo-Western names "Slow West", der in mehrerer Hinsicht zu überraschen weiß. Allein der Filmtitel beinhaltet schon mehr als eine Bedeutung. Slow West, das ist ein langsamer Western. Ein Western, der sich Zeit nimmt und mit ruhigem Erzähltempo durch die Weiten und Engen des nicht zivilisierten Amerikas führt. 80 Minuten mögen kurz erscheinen, aber das täuscht. Als der Abspann lief, erschienen mir diese 80 Minuten als genau richtig. Der Film ist weder zu kurz noch zu lang geraten, weil er sich genau die Zeit für seine Charaktere und die erzählte Geschichte nimmt, die er braucht. Längen kommen dahingehend zu keiner einzigen Sekunde auf.
Slow West, das beschreibt jedoch ebenfalls das langsame Voranschreiten der Pioniere und der Zivilisation, die stetig ihren Weg Richtung Westen bestreiten. Indianervölker, die unnachgiebig und brutal aus ihren Territorien vertrieben werden. Kopfgeldjäger, die auf der Suche nach Arbeit immer weiter Richtung Westen vordringen und mit dem unbekannten Niemandsland konfrontiert werden. Mittellose Immigranten, die zu Verzweiflungstaten gezwungen werden. Ein Vater, der mit seinen Töchtern aufgrund eines Mordes nach Amerika flieht, um von diesem Verbrechen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten wieder eingeholt zu werden. Ein naiver, adliger Junge auf der Suche nach seiner Liebe, dessen Idealbild des Westens gnadenlos zerstört wird.
Slow West ist das Erstlingswerk von John Maclean, welcher hier sein eigenes Drehbuch umgesetzt hat, zusammen mit dem Kameramann Robbie Ryan ist ihm ein außergewöhnliches Stück Film gelungen. Seine Charaktere beschreibt und inszeniert Maclean schlicht, aber doch tiefsinnig. Egal, wie groß oder klein ihre Leinwandzeit auch ausfallen mag, als Zuschauer bekommt man immer ein prägendes und individuelles Gefühl für die Charaktere. Das fängt mit ihrer Einführung an, geht über die Darstellung und Entwicklung im Verlauf der Handlung hinaus und wird zum Ende hin abgerundet. Bei so gut wie jedem der Charaktere kann man davon ausgehen, dass sie irgendwann einen für den Zuschauer unbekannten oder nicht erwarteten Weg einschlagen.
Neben seinem Drehbuch - an dieser Stelle Lob für die Dialoge und die Situationskomik - ist es die hervorragende Auswahl der Schauspieler, welche die Charaktere zum Leben erwecken. Dabei setzt Malean mit Ausnahme der Hauptdarsteller auf unbekanntere Schauspieler, von denen vor allem Caren Pistorius als Rose zu erwähnen ist. In weiteren Nebenrollen sieht man z.B. Rory McCann aus Game of Thrones oder mehrere Nebendarsteller aus Peter Jacksons Mittelerde-Filmen. Michael Fassbender spielt den abgebrühten und rauen Kopfgeldjäger Silas Selleck gewohnt klasse, aber auch Ben Mendelssohn als Kopfgeldjäger Payne braucht sich hinter ihm nicht zu verstecken. Die Rolle des naiven, adligen Jungen Jay könnte mit Kodi Smit-McPhee gar nicht perfekter gecastet worden sein. Er will so überhaupt nicht in das Westernsetting passen, aber genau deshalb kann er Jay auch so gut darstellen.
Falls jemand von der Geschichte und den Charakteren nicht überzeugt werden sollte, so wird er zumindest den präsentierten Landschaftsaufnahmen verfallen! Einen Western nicht nur in den USA sondern auch in Neuseeland zu drehen, ist definitiv ein genialer Einfall. Die Bilder und die Farbgebung sind absolut berauschend und muten fast schon märchenhaft an. Im Kontrast dazu steht die realistische Härte des Films, die sich jedoch nicht mit den Bildern und Farben beißt, sondern mit ihnen zu einer die Handlung verstärkenden Atmosphäre zusammenwächst. Das Märchenhafte steht für Jays Weltbild, wir als Zuschauer sehen den Westen durch ihn als idealisierte Welt.
Slow West hat grade mal eine Filmlänge von 80 Minuten, aber mit diesen 80 Minuten gelingt John Maclean eine vollkommene Demontur des romantisierten Wilden Westens und des Pioniergeists, welche durch frühere Westernfilme hervorgerufen wurden. Leichen pflastern den Weg einer glücklichen, aus Trümmern bestehenden Familie.
Achtung! Diese Kritik kann Spuren von Wolfgang Schmitt jun. enthalten!
Am Anfag war "Casino Royale". Martin Campbell vollzog einen radikalen Neustart, warf Altlasten über Bord und präsentierte mit Daniel Craig einen neuen, frischen Bond. Für mich stellt Campbells Werks ein meisterhaftes Agentendrama dar. Nach Marc Fosters missglücktem "Ein Quantum Trost" folgte Sam Mendes mit "Skyfall". Mendes führte Campbells Charakterstudie fort, schlug jedoch gleichzeitig die Brücke zurück zum klassischen Bond-Stil, mit "Spectre" geht er den klassischen Weg noch weiter. Die zahlreichen negativen Kritiken kann ich allerdings nicht so recht verstehen. Klar, wenn man "Spectre" mit "Casino Royale" vergleicht, kann der Film als klassischer Agenten-Actionstreifen nur verlieren, aber einen Vergleich mit "Skyfall" hält er locker Stand.
Das fängt schon mit der großartigen Startsequenz in Mexiko City an. Bond, der ruhig durch die feiernden Massen läuft und am Ende auf dem Dach landet. Ich glaube, ich habe noch nie jemanden so cool und lässig laufen sehen wie Bond auf dem Dach! Sam Mendes hat ein gutes Gespür für Actionszenen, er weiß genau wie die Schauspieler handeln sollen, wie er die Kulissen mit einbezieht, wann er welche Musik und in welcher Lautstärke einsetzt und wie er die Musik mit dem Bild- und Tonschnitt kombiniert. Jede der Actionszenen (Mexico City, die Kämpfe gegen Bautistas Mr. Hinx, London,...) in ein kleines Highlight für sich, teilweise hatte ich das Gefühl, dass Craig erst hier wirklich vollkommen zu Bond reift. Eine weitere Stärke der Actionszenen ist die Tatsache, dass Mendes nicht einfach nur zwischen ruhigen und actiongeladenen Szenen wechselt. Stattdessen verbindet er sie durch eine geschickte Kombination aus Bild- und Tonschnitt, er schafft einen fließenden Übergang und erzeugt somit ein Gefühl von einem größeren Ganzen.
Wenn man den Actionszenen oder Spectre allgemein etwas vorwerfen kann, dann ist es der Umstand, dass der Film teilweise zu Bond-klassisch gehalten ist. Léa Seydoux als Bondgirl Madeleine Swann kommt zu 80-90% nicht über die typische Rolle des reinen Love Interests oder der Jungfrau in Nöten hinaus. Um ihren Charakter und die Beziehung zu Bond glaubwürdig darzustellen, wird Léa Seydoux zu wenig Zeit gewidmet. Allerdings ist dies kein Einzelfall, denn auch "Ein Quantum Trost" und "Skyfall" hatten Probleme, ein wirklich bedeutungsvolles Bondgirl auf die Leinwand zu bringen. Bisher ist das nur "Casino Royale" mit Eva Green als Vesper Lynd gelungen. Schön fand ich dagegen Léa Seydouxs Rolle im finalen Showdown. Dort tritt sie zwar nur passiv auf, ist nichtsdestotrotz aber ein wichtiges Handlungselement, welches der Antagonie zwischen Bond und Oberhauser mehr Tiefe verleiht. Auch Monica Belluccis Kurzauftritt hat mir sehr gut gefallen: diese Andeutungen und Versuche eines Liebesspiels, eine Gratwanderung, die jeden Moment zu kippen droht. Gab es so eine Szenen jemals in einem der früheren Bondfilme?
Der Ansatz eines klassischen Bonds bringt noch zwei weitere Nachteile mit sich. Einerseits schienen die Drehbuchautoren es für eine coole Idee gehalten zu haben, mehrere Szenen mit Witzen zu untermalen. Oft funktioniert das auch super, manchmal habe ich mir jedoch einen dezenteren Einsatz gewünscht. Dave Bautista gibt einen hervorragenden Handlanger-Schurken ab, bei dem selbst Bond an seine Grenzen gerät und ihn nicht mit fairen Mitteln besiegen kann. Wieso musste man seinen Abgang dann mit einem gewollt witzigen "Scheiße!"-Ausruf kaputt machen? Das passte überhaupt nicht zu seinem Charakter, sein Abgang wird ihm so auch nicht wirklich gerecht.
Andererseits verkommt Bond in manchen Szenen zu einem Mr. Unverwundbar, darf mit seinem Gewehr spazieren gehen, während die Gegner wie Schießbudenfiguren umfallen. Auch dies passte nicht zu Bond dargestelltem Charakter in "Spectre" und der allgemein düsteren Atmosphäre.
Auf Bonds Charakter bezogen, knüpft Sam Mendes an die bisherigen Craig-Bondfilme an und führt die Charakterstudie fort. Wenn man die wenigen oben erwähnten Ramboeinlagen ignoriert, darf Bond auch in "Spectre" häufig Mensch sein, er ist mehr als nur ein einfacher Superagent. Bond wird wieder mit persönlichen Problemen und seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert, physische und psychische Grenzen werden ausgelotet. Wie oben schon erwähnt, wurden die Kämpfe mit Mr. Hinx in dieser Hinsicht perfekt umgesetzt, auch Christoph Waltz Oberhauser darf dabei oftmals mitspielen.
Allgemein bin ich mehr und mehr von den Craig-Bondfilmen fasziniert, da sie als zusammenhängende Reihe funktionieren. Eigentlich hatte ich nur mit "Skyfall"-Verknüpfungen gerechnet, aber dass Mendes sogar den Bogen zurück zu "Casino Royale" und "Ein Quantum Trost" schlägt, hatte ich nicht erwartet und wurde dementsprechend positiv überrascht. Die Art und Weise, wie Mendes diese Verknüpfungen präsentiert, wie er die Organisation Spectre einbaut und welche Rolle Christoph Waltz Oberhauser in alledem spielt, machen die Geschichte erst recht interessant. Ja, die ruhigen Szenen haben ihre Längen, aber sie waren für mich niemals uninteressant, sondern hatten immer eine weiterführende Aussage. Ich bin gespannt, wie es nach "Spectre" weitergeht, welche Geschichte dort erzählt wird und welches Schicksal die Charaktere erleiden werden! Schade, dass Mendes als Regisseur aufhört...
Kann Christoph Waltz eigentlich jemals keinen guten Schurken spielen? Was er hier auf die Leinwand bringt, ist abermals fantastisch, wobei er zudem vom perfektem Timing profitiert, mit dem Mendes Oberhauser in Szene setzt. Zu Beginn sind es nur Andeutungen, vage gehaltene Momente, die Oberhauser schnell in Vergessenheit geraten lassen. Sein erster richtiger Auftritt scheint harmlos, ein simpler Dialog. Welch perfides Spiel Oberhauser treibt, wird dem Zuschauer (und gleichzeitig auch Bond) erst klar, wenn es schon zu spät ist. In Folge dessen liefern sich Craig und Waltz als Bond und Oberhauser einen ordentlichen Schlagabtausch, welcher die Entwicklung beider Charaktere voranschreiten lässt. Dahingehend überzeugt der Showdown auch weniger wegen der Schauwerte, sondern mehr wegen der charakterlichen Auseinandersetzung.
Vor lauter Bonds und Oberhausers sollte man natürlich nicht die sonstigen Charaktere vergessen. Naomi Harris als Eve Moneypenny tritt im Gegensatz zu "Skyfall" in den Hintergrund, was ich schade finde, aber auch verstehen kann. Miss Moneypenny ist jetzt schließlich nicht mehr im Außendienst zusammen mit Bond, sondern eben als Sekretärin tätig. Ausgeglichen wird dies jedoch durch Ben Wishaw als Q, der in "Spectre" einiges mehr zu tun hat als in "Skyfall". Des Weiteren darf Ralph Fiennes zeigen, was er als M so drauf hat. An die Umstellung von Judi Dench auf Ralph Fiennes muss ich mich zwar erst noch gewöhnen, Fiennes macht nichtsdestotrotz einen gelungenen Job. Pluspunkte sammelt M ebenfalls als zentrale Figur in dem Handlungsstrang des Films, der sich durch eine kritische Auseinandersetzung mit dem Überwachungsstaat und dem Drohnenkrieg auseinandersetzt. Von Geheimagenten mit der Lizenz zum Töten kann man halten, was man will, aber sie sind immer noch zuverlässiger als Drohnenangriffe. Ein Geheimagent ist stets vor Ort, sieht den Zielen in die Augen und schätzt die Situation ein. Die Lizenz zum Töten ist gleichzeitig auch die Lizenz zum Nicht-Töten.
Spectre wird übersetzt mit Phantom bzw. Gespenst und als solches kann die Organisation im Film als Sinnbild für die Digitalisierung der heutigen Zeit fungieren. Totale Transparenz wird gefordert, Spectre und Oberhauser sind überall und nirgendwo. Es passt einfach perfekt, dass man Waltz lange Zeit nicht zu Gesicht bekommt. Ebenso wie es perfekt passt, dass Q uns nun als Kind des digitalen Zeitalters und Computerfreak präsentiert wird. Q sowie Bond und M (Dench & Fiennes), zwei Typen aus alter Schule, kämpfen gegen ihren bösen, digitalen Bruder im Geiste. In "Skyfall" sind Bond und Co. noch vor dem Gespenst geflohen, aber jetzt bekämpfen sie es. Vor allem Bond stellt das Analogon zu Oberhauser dar, denn auch er geht als Gespenst umher. Wie z.B. in Skyfall, als er von den Toten zurückkehrte. (Indirekt ja sogar durch jeden neuen Bonddarsteller.) Unglaublich wie viel Sinn die Craig-Reihe im Nachhinein ergibt und sich alles zusammenfügt!
Fazit:
Sam Mendes hat mit "Spectre" nicht nur einen guten James Bond Film abgeliefert, sondern auch die Geschichte des Craig-Bonds erfolgreich weitererzählt. Die Charakterstudie, welche in "Casino Royale" ihren Ursprung hat, führt Mendes sinnvoll fort und kombiniert sie mit dem klassischen Inszenierungsstil der alten Bondfilme. Letzteres bietet Angriffsfläche für Kritik, dementsprechend bleibt "Casino Royale" weiterhin ungeschlagen. Das Niveau von "Skyfall" kann "Spectre" jedoch ohne Mühe halten. Durch die Einführung der Organisation Spectre werden die einzelnen Craig-Bondfilme zu einer direkt aufeinander aufbauenden Geschichte vereint, was zudem interessante Fragen für kommende Filme aufwirft. Ich bin gespannt, welchen Stempel der neue Regisseur der Reihe aufdrücken kann und finde es schade, dass wir Daniel Craig bald als James Bond verlieren. Er mag keine Lust mehr auf Bond haben, in "Spectre" sieht man davon jedoch nichts!
Seht mal da! Drei Titten! --> (.Y.Y.)
- Mark Watney -
Inhalt
Im Jahr 2084 hat die Menschheit den Mars kolonisiert und dort mehrere Kuppelstädte errichtet. Douglas Quaid führt mit seiner Frau Lori ein normales Leben auf der Erde, fühlt sich jedoch unerklärlicherweise vom Mars angezogen. Da seine Frau einem Umzug zum Mars widerstrebt und ihre Ersparnisse für eine Reise nicht ausreichen, folgt Douglas irgendwann einer Werbung der Firma REKALL. Dort werden Urlaubsreisen in Form von künstlichen, aber real wirkenden Erinnerungen für kleines Geld angeboten und Douglas "bucht" trotz Risiken und Warnungen eine solche Reise zum Mars.
Review
"Total Recall" ist ein hervorragender Science-Fiction-Actionfilm, der obendrein zum Nachdenken anregt. Dabei führt Paul Verhoeven den Zuschauer und Arnold Schwarzenegger mit einer klugen Geschichte über Traum und Wirklichkeit mehrmals an der Nase herum und bietet mehrere Interpretationsansätze an, die sogar die Action miteinbeziehen. Abseits des Traum-Wirklichkeit-Handlungsstrangs kann "Total Recall" auch als Film über den Aufstand gegen ein diktatorisches Regime verstanden werden. Den nahezu aussichtlosen Kampf der Rebellen gegen die Truppen des Marsregimes fängt Verhoeven diesbezüglich gekonnt in packenden Bildern ein. Seine zynische Gesellschafskritik greift insbesondere deshalb wunderbar, weil sie sich auf die verschiedenen Handlungsstränge ausbreitet und dabei stets eine andere Bedeutung hat.
Wenn man möchte, kann man sich allerdings auch einfach nur von der Action berieseln lassen, denn diese wurde dank Verhoeven spannend und hart inszeniert. Ronny Cox und Michael Ironside geben zwei überzeugend fiese Schurken ab, Arnie brilliert als Held und kann hier tatsächlich sowas wie schauspielern, Sharon Stone und Rachel Ticotin sorgen für weiblichen Actionausgleich.
Atmosphärisch profitiert "Total Recall" stark von dem Marssetting, die Kulissen sind großartig! Generell entwickelt der Film einen einzigartigen Charme, der sich aus der perfekten Mischung bestehend aus Ernst/Dramatik und Humor/Überzeichnung ergibt. Einzig und allein die Mutantenmasken treffen wie schon bei Robocop überhaupt nicht meinen Geschmack, die sind einfach nur eklig^^ Auf musikalischer Ebene wurde das Projekt Jerry Goldsmith anvertraut, der wie gewohnt einen gelungenen Soundtrack komponierte, welcher vor allem den Spannungsaufbau der Actionszenen und Verfolgungsjagden unterstützt.
Wie seht ihr das Ende der Geschichte?
*SPOILER* Also für mich ist Arnie eindeutig Douglas Quaid und befindet sich in der von REKALL angelegten Erinnerung. Dafür spricht meiner Meinung nach, dass die Handlung nicht unbedingt logisch oder wissenschaftlich korrekt verläuft. Arnie darf den Action-Arnie und Geheimagenten spielen, kann sich aus jeder Situation herauswinden und besiegt am Ende die Bösen. Das Hologramm als Deux-ex-Machina darf dabei natürlich auch nicht fehlen. Er rettet den Planeten und bekommt das Mädchen, genau so wie es zu Beginn von dem REKALL-Leiter vorhergesagt wurde. Darüberhinaus muss die Endszene einfach in einem Traum stattfinden! Oder kann sich jemand rational erklären, wie aus einem bisschen Wasserdampf eine stabile und atembare Marsatmosphäre erstellen werden soll?^^ *SPOILER ENDE*
P.S.: Zockt hier jemand zufällig aktuell das Science-Fiction-Videospiel Soma von Frictional Games? Thematisch könnten die beiden Geschichten nicht unterschiedlicher sein, aber die Ausgangslagen der Hauptgeschichten ähneln sich schon stark und bei beiden stellt sich die Frage nach Traum und Wirklichkeit. Für mich war es ein amüsanter Nebeneffekt, dass ich mir ausgerechnet jetzt "Total Recall" angeschaut habe^^
Nachdem Softwareentwickler Andy Weir im Jahr 2011 die ersten Kapitel auf seiner persönlichen Homepage hochlud, wurde der Science Fiction Roman "Der Marsianer" über eine Kindle- und Audiobook-Version der breiten Öffentlichkeit bekannt und debütierte unter Kritikerlob im März 2014 in Printform. Zu diesem Zeitpunkt waren die Filmrechte schon längst an 20th Century Fox verkauft, zwei Monate später begannen die Verhandlungen mit Regisseur Ridley Scott. "Der Marsianer" ist ein Roman über den Astronauten Mark Watney und seinen spannenden Überlebenskampf auf dem Mars, der sich durch verständliche Beschreibungen der hintergründigen Naturwissenschaft und Technik auszeichnet.
Inhalt:
In einer nahen Zukunft gelingt es der NASA, ein Raumschiff mit Ionenantrieb zu entwicklen, dass eine bemannte Raumfahrt zum Mars möglich macht. Geplant sind fünf sogenannte Ares-Missionen, in denen Teams bestehend aus jeweils sechs Wissenschaftlern zum Mars geschickt werden, um dort Untersuchungen vorzunehmen. Während Ares I und Ares II erfolgreich verlaufen, wird Ares III aufgrund eines schweren Sandsturms zum Abbruch gezwungen. Auf dem Weg zum Marsrückkehrmodul wird der Astronaut Mart Watney (Matt Damon) von der abgebrochenen Satellitenschüssel getroffen, fortgeweht und für tot gehalten. Seine Crew fliegt ohne ihn los. Wider Erwarten überlebt Watney und muss sich ohne Funkkontakt zur Erde bzw. seiner Crew überlegen, wie er es bis Ares IV durchhält, die allerdings erst in vier Jahren eintrifft. Auch die NASA, welcher Watneys Überleben bald auffällt, stellt eigene Überlegungen an.
Kritik:
Von dem Roman "Der Marsianer" hörte ich zum ersten Mal, als ich auf Moviejones einen Artikel zur entsprechenden Filmproduktion las. Ende September dieses Jahres beschloss ich, mir den Roman zu kaufen und habe ihn innerhalb von sechs Tagen verschlungen. Danach musste ich noch weitere zehn Tage bis zum Kinostart ausharren. Bei filmischen Buchadaptionen fragt man sich als Leser natürlich immer, wie gut oder genau die Vorlage umgesetzt wird. Eine 1:1-Adaption ist nicht immer die beste Devise, oft geben die eigenen Ideen des Regisseurs und des Drehbuchautors den Ausschlag zu einem guten Film. Im Fall von "Der Marsianer" ist ein anderer Aspekt bedeutend wichtiger: Eine 1:1-Adaption ist gar nicht möglich, da sich der Watney-Handlungsstrang komplett aus Logucheinträgen zusammensetzt. Von daher war ich von Anfang an gespannt darauf, wie Drew Goddard und Ridley Scott an diesen Umstand herangetreten sind.
Meiner Meinung nach haben die beiden ihren Job sehr gut gemacht, denn die Kernaussage und die Darstellung der Charaktere stimmen. Zwar fallen viele der wissenschaftlichen und technischen Erklärungen im Film weg, aber hätte man diese so einfach in vollem Ausmaß in den Film einbringen können? In "Interstellar" treten dafür z.B. mehrere Personen in einen Dialog und sorgen dementsprechend für Abwechslung. In "Der Marsianer" spricht Watney mit seinem Logbuch, das könnte auf der Leinwand schnell eintönig werden. Ich kann es echt nicht sagen, da müsste man die Nicht-Leser fragen. Mich hat das jedenfalls nicht gestört.
Darüberhinaus wurde die Handlung im Vergleich zur Buchvorlage stellenweise gekürzt, so fehlen z.B. zwei besondere Ereignisse während Watneys Marsaufenthalts. Aber wie oben schon erwähnt: Nicht alles, was im Buch astrein und spannend funktioniert, muss zwangsläufig auch für den Film gelten. Als Buchleser hätte ich die beiden Szenen ebenfalls gerne gesehen, musste aber auch feststellen, dass es für Nicht-Leser eventuell etwas zu viel sein könnte. Stattdessen konzentriert sich Scott auf das Finale und setzt dieses mehr als angemessen um. Natürlich konnte es sich Goddard nicht verkneifen, dass Finale dramaturgisch etwas aufzupeppen und eine Szene einzubauen, die im Roman nur angedeutet wurde und die wissenschaftliche Seriösität etwas verfälscht. Aber warum nicht? Für mich als Buchleser war das ein unerwarter Spaß. Gleiches gilt für die Endszene des Films, die ebenfalls nicht im Roman vorhanden ist, dafür aber offene Fragen beantwortet und der Geschichte mitsamt Botschaft zu einem runden Abschluss verhilft. Dieses Versäumnis würde ich als meinen einzigen Kritikpunkt am Roman bezeichnen.
Generell war ich begeistert davon, wie Scott das Medium Film nutzt, um Momente greifbar zu machen, die über die Grenzen der Buchmöglichkeiten hinausgehen. Einerseits macht er sich die 3D-Technik zu eigen und zaubert beeindruckende und schöne Bilder des Weltraums, des Mars und der Erde auf die Leinwand. Andererseits greift der gemäß der Buchvorlage auf Discosongs der 70er/80er Jahre zurück und baut sie geschickt in die Handlung ein. Streckenweise macht "Der Marsianer" somit den Eindruck eines charmanten Feel-Good-Movies, Harry Gregon-Williams sorgt dagegen für die musikalische Spannung und Dramatik. Insgesamt setzen Goddard und Scott andere Schwerpunkte, bleiben der Kernaussage und den Charakteren jedoch treu und erschaffen ein nahezu ebenso großartiges sowie spannendes Erlebnis wie beim Lesen von Andy Weirs Roman.
Wenn ich von Kernaussage schreibe, dann ist von der Botschaft der Geschichte und der naturwissenschaftlich bzw. technischen Umsetzung die Rede. Als Scott mit den Vorbereitungen begann, schlug Weir eine Zusammenarbeit mit der NASA vor. Die NASA willigte ein und stand dem Projekt, ähnlich wie Kip Thorne bei Interstellar, mit Rat und Tat zur Seite. Hunderte Fragen zu allerlei Themen wurden beantwortet, die NASA stellte Fotos vom Mars, den Kontrollzentren bishin zum Aussehen der Computerbildschirme zur Verfügung. Für einen der Produktionsdesigner organisierte die NASA eine Tour durch das Johnson Space Center, währenddessen er sich mit Spezialisten traf und weitere Fots schoss. Als Zuschauer darf man sich also auf realitätsnahe Bilder freuen, die lediglich in ein Science Fiction Gewand verpackt wurden. Die NASA bestätigt zudem, dass die naturwissenschaftlichen und technischen Fakten bis auf ein paar Kleinigkeiten korrekt dargestellt wurden. So ist z.B. der Sandsturm zu Beginn der Handlung in dieser Stärke gar nicht möglich, da die dünne Marsatmosphäre so etwas nicht zulässt. Aber hey, es ist Science Fiction!
Des Weiteren setzt sich "Der Marsianer" mit dem Pioniergeist der Menschheit und ihrer Sehnsucht nach den Sternen auseinander. Schon immer gab es Menschen, die höher hinaus, die Gefahr in Kauf nehmen und dem Unbekannten trotzen wollten. Der Astronaut ist wohl eine der ultimativsten Auslegungen dieser Art - die Weite des Weltalls oder eben wie hier das Stranden auf einem lebensfeindlichen Planeten. "Der Marsianer" ist nicht nur ein Film über den Überlebenskampf, es ist auch ein Film über die Schönheit des Unbekannten, die Schönheit des Einsamen. Neben dem Lohn der Raumfahrt, speziell der Reise zum Mars, zeigt er jedoch auch schonungslos die Risiken, welche parallel damit einhergehen. Nie war die NASA-Beteiligung an einem Film größer und dies geschah mit Sicherheit nicht ganz uneigennützig. Wer weiß in wie vielen jungen Köpfen Scott das Interesse an der Raumfahrt wecken wird? In gewisser Hinsicht ist "Der Marsianer" also zudem ein NASA-Werbefilm, der jedoch auch auf die Risiken aufmerksam macht. Abseits der Raumfahrt-Thematik vermittelt "Der Marsianer" zudem humanistische Werte, da er beweist, wie zielführend menschliche Zusammenarbeit sein kann.
Bei der Auswahl der Schauspieler hatte Ridley Scott ein sehr gutes Händchen. Matt Damon, dessen Screentime gar nicht mal so groß ist wie erwartet, füllt Mark Watney in all seinen Charakterzügen mit Leben. Watney wurde nicht nur wegen seiner Fähigkeiten als Mechaniker und Botaniker eingestellt, sondern auch wegen seiner menschenfreundlichen Art. Mit seinem Humor soll er die Stimmung auflockern und das Zusammenleben einfacher machen. Diesen Humor bringt Damaon perfekt rüber, auch wenn er im Vergleich zum Buch etwas eingedämmt wurde. Für eine PG13-Beschränkung waren das wohl zu viele Flüche und Vulgärausdrücke.
Neben dem einsamen Mark Watney widmet sich die Handlung der restlichen Ares III Crew (Jessica Chaistain, Kate Mara, Michael Pena, Aksel Hennie, Sebastian Stan) und dem NASA-Team (u.A. Jeff Daniels, Chiwetel Ejiofor, Sean Bean, Kristen Wiig, Donald Glover, Benedict Wong), die ihrerseits wunderbar miteinander harmonieren. Wie im Buch führen die oft gegensetzlichen Ansichten zu interessanten und spannenden Dialogen, glücklicherweise wurde auch der Witz beibehalten. Ein Hoch darauf, dass Sean Bean gecastet wurde, mit ihm schlägt ein bestimmter Dialog noch besser ein als im Buch!
Fazit:
"Der Marsianer" ist ein spannender, dramatischer und lustiger Science Fiction Film über den einsamen Überlebenskampf des Astronauts Mark Watneys auf dem Mars und den Pioniergeist der Menschheit. Natürlich werden die Geschichte und die naturwissenschaftlichen bzw. technischen Zusammenhänge in der Buchvorlage komplexer dargestellt, insgesamt gelang Drehbuchautor Drew Goddard und Regisseur Ridley Scott jedoch eine ordentliche Adaption.
Welcome to Jurassic Park!
Ein Wissenschaftler, der sich fernab der Menschheit in idyllischer Natur ein Forschungslabor eingerichtet hat. Ein Wissenschaftler, der keine Kosten und Mühen gescheut hat, das Leben neu erschaffen möchte, letztendlich jedoch an seinem eigenen Narzissmus scheitert und sich seiner Schöpfung geschlagen geben muss. Sein Forschungslabor ist nur per Hubschrauber erreichbar und die Musik in der Eingangshalle erinnert zum Teil an John Williams "Theme from Jurassic Park".
Ich war ziemlich begeistert davon, wie man die Jurassic Park Thematik hier aus einem neuen, maschinellen Blickwinkel betrachtet hat. Wer weiß, was die Wissenschaft in Zukunft noch alles hervorbringen wird, aber die Entwicklung künstlicher Intelligenz ist aus heutiger Sicht greifbarer als das Klonen von Dinosauriergenen. Sogar die klassische Jurassic Park Melodie hat für mich jetzt einen neuen Aspekt hinzugewonnen. Mal schauen, wie lange das anhält^^
"Ex Machina" lebt zum Einen von seinem minimalen, aber groß aufspielenden Cast (Domnhall Gleeson, Oscar Isaacs, Alicia Vikander) und zum Anderen von der symbolträchtigen Bildsprache. Bis auf das IT-Genie Nathan, seine Haushaltshilfe Kyoko, den Programmierer Caleb und die weibliche K.I. Ava finden sich keine relevanten Charaktere in der Handlung und so entwickelt der Film seine eigene Dynamik, seinen eigenen Mikrokosmos. Die klaustrophobe und kameraüberwachte Forschungseinrichtung steht dabei in Kontrast zur Freiheit und Offenheit in der Natur. Geradezu paradox wirkt es, so einen Haufen an Beton, Metal, Glasfaserkabel und digitalem Schnickschnack abgeschieden an einem idyllischen Ort in der Natur vorzufinden. Die Sterilität schneidet sich mit der Natürlichkeit, das Leben mit den maschinellen Abläufen. Nathan steht trotz seiner Abgeschiedenheit "voll im Saft": Er isst gerne, betrinkt sich oft, treibt Sport. Calebs Leben dagegen wird vereinnahmt von seinem Job. Er gleicht einem Roboter, hat kaum soziale Kontakte und tut sich schwer, daraus auszubrechen.
Faszinierend und zugleich erschreckend wird es dann, wenn Alex Garland die im gesamten vorherigen Absatz beschriebene Dualität aufhebt und miteinander verschmelzen lässt. In "Ex Machina" zeichnet er nicht nur das Bild einer K.I., er zeichnet auch und vor allem das Bild eines Menschen - in mehreren Facetten. Der Mensch kann die K.I. nicht entwickeln und hinterfragen, ohne sich auch selbst gegenüberstehen und zu hinterfragen. Wie definieren sich Bewusstsein und Intelligenz im Allgemeinen? An dieser Stelle offenbart sich die Klasse des Drehbuchs und Alicia Vikanders überzeugenden Spiels. Sie ist die perfekte Symbiose zwischen Mensch und Maschine und wie Caleb wird man als Zuschauer mehr und mehr von ihr vereinnahmt. Das Drehbuch gibt den Weg vor, macht sich schließlich von jeglicher bekannter (Hollywood-)Norm frei und führt die Geschichte konsequent zu Ende. Was bedeutete das für mich als Zuschauer? Ich freute mich und wurde gleichzeitig vor den Kopf gestoßen. Dieses Ende vereint die Hoffnungen und Gefahren der Entwicklung einer K.I., es fühlt sich an wie ein Gabelweg.
So beeindruckt von einem Film, der sich primär mit künstlicher Intelligenz beschäftigt, war ich selten. In "Ex Machina" setzt sich Alex Garland sehr intensiv mit der Thematik auseinander, hier bleibt kein Stein auf dem anderen und wenn der Abspann läuft, fühlt man sich einfach nur aufgekratzt. Seine Zukunftsvision ist ehrlich und realistisch. Die Kinowelt braucht eindeutig wieder mehr solcher Filme, des Weiteren bin ich gespannt, wie sich Alex Garlands Karriere in den nächsten Jahren entwickeln wird. So einen Debutfilm hinzulegen lässt jedenfalls auf Großes hoffen, aus seinen früheren Aktivitäten als Drehbuchautor kann er mit Sicherheit auch Einiges mitnehmen.
Dieser Moment, wenn Maester Pycelle einen griechischen König und Shagga einen trojanischen Krieger spielt. Dieser Moment, wenn Jeor Mormont durch die Hand von Eddard Stark zu Tode kommt. Unglaublich, wie sehr mich eine Serie doch so verfolgen kann! Naja, schlimm finde ich das nicht :D Wahrscheinlich habe ich sogar Recht mit der Annahme, dass sich Drehbuchautor David Benioff an diesen Film zurückerinnert hat, als er (zusammen mit D.B. Weiss) die Rollen der ersten "Game of Thrones"-Staffel casten musste. So, das war jetzt der Kommentar eine GoT-Liebhabers, eigentlich soll sich die Kritik ja mit Troja beschäftigen...
Troja ist ein Film, den ich seit mindestens 5-6 Jahren nicht mehr gesehen hatte. Damals noch die Kinoversion im TV, heute habe ich mir den 26 Minuten längeren Directors Cut auf Maxdome angeschaut. Ein dreistündiges Sandalenepos, das mir mehrere kultige Momente zurück in Erinnerung gerufen hat, die mein Bruder und ich "damals" gefeiert haben. Da wären z.B. die Schutzschilde der Griechen, die aussehen wie Pringles-Chips, oder Agamemnons heisere Lache beim Kampf zwischen Paris und Menelaos. Ein Hoch auf die deutsche Synchronisation!
Abseits solchen "Klamauks" bietet Troja natürlich auch viele ernsthafte, bemerkenswerte Momente. Allein die Kulissen, Requisiten, Kostüme und Masken sind schon beeindruckend, detailliert ausgearbeitet und erzeugen eine authentische Atmosphäre. Zusätzlich verschafft James Horners Soundtrack der Geschichte die nötige Dramatik. Die großangelegten Schlachtszenen werden aufgrund des abwechslungsreichen Aufbaus nie langweilig, die Einzelduelle sind hochspannend und perfekt choreographiert. Achilles gegen Boagrius, Paris gegen Menelaos, Hektor gegen Ajax, Achilles gegen Hektor - das sind allesamt einzigartige Duelle, die man so schnell nicht vergisst.
Natürlich erreicht Wolfgang Petersen mit Troja nicht die Komplexität bzw. inszenatorische Rafinesse, wie man sie in Peter Jacksons Der Herr der Ringe oder Ridley Scotts Gladiator findet, nichtsdestotrotz vermag er es, die Geschichte interessant zu gestalten und ein paar anregende Gedanken zu den Themen Politik, Krieg, Arbeitshierarchien und Religion miteinzubauen. Der bodenständige Ansatz, das heißt der Verzicht auf (Halb)Götter als aktiver Bestandteil in der Handlung, gefällt mir übrigens sehr gut. Darüberhinaus hatte Peterson ein hervorragendes Händchen für die Rollenauswahl. Jeder der ikonischen Charaktere der Ilias, sofern sie im Film auftreten, wird durch einen ikonischen Schauspieler dargestellt. Zu nennen wären da z.B. Brian Cox, Brendan Gleeson, Brad Pitt, Sean Bean, Tyler Mane, Peter O´Toole, Eric Bana, Orlando Bloom, Saffron Burrows und Rose Byrne. Jeder dieser Schauspieler erfüllt ihre jeweilige Rolle mit Leben und Individualität, was als Gesamtbild letztendlich in charakterlicher Vielfalt mündet. Unterschiedliche Weltbilder, die in kurzen Dialogen diskutiert werden, tragen ebenfalls zu dieser Vielfalt bei. Des Weiteren erstrahlen manche der Charaktere, die zu Beginn noch schwarz oder weiß gezeichnet wurden, gegen Ende verstärkt in grauem Licht. Ein dreistündiges Epos wie Troja kann von einer solchen Diversität nur profitieren, denn allein mit Schlachtszenen würde das Sepktakel ziemlich schnell langweilig werden. Die einzige schauspielerische Ausnahme bildet hier Diane Krüger. Damals mochte ich sie noch als Helena, jetzt konnte sie mich nicht mehr überzeugen, ihr Spiel wirkt einfach nur aufgesetzt.
Über die Jahre hinweg und nach mehr mehrmaligem Anschauen sind einige der Charaktere für mich unweigerlich mit ihren Rollen verbunden, sodass ich bei einer Neuinterpretation der Ilias erst einmal "umdenken" müsste. Eine Adaption der Odyssee mit Sean Bean als Odysseus wünsche ich mir auch heute noch!
Generell muss man Sean Bean Respekt dafür zollen, dass er mit Boromir, Odysseus und Eddard Stark drei Charaktere in einem vergleichbaren Setting gespielt und langfristig geprägt hat.
Troja gehört zu jener Gruppe Filme des Genres "Sandalen-Epos", deren Produktion auf dem Erfolg von Ridley Scotts Gladiator beruht. Auch wenn Wolfgang Petersen einen größeren Wert auf Actionszenen legt und sein Werk nicht mir der Komplexität und charakterlichen Tiefe Gladiators mithalten kann, so ist es dennoch ein spannender und beeindruckender Genrebeitrag. Troja überzeugt durch die Schlacht- und Kampfszenen sowie durch charakterliche Vielfalt.
Ich habe mir "Feuer und Eis" primär wegen Ralph Bakshi und des Rotoskopie-Verfahrens angeschaut, wurde dabei allerdings maßlos enttäuscht. Wo blieben Bakshis visionäre Filmsets und sein Gespür für spannendes Geschichtenerzählen, das seine Der Herr der Ringe Interpretation ausgezeichnet hat? In "Feuer und Eis" ist davon leider überhaupt nichts zu spüren, diese Fantasywelt ist substanzlos und macht einen rudimentären Eindruck. Die Handlung stolpert von einer Kampfszene zur nächsten und versucht dabei vergeblich, Interesse für die minimal ausgearbeiteten Charaktere zu erwecken. Auf der Haben-Seite verbleiben dank des Rotoskopie-Verfahrens einige schöne Bilder, realistisch wirkende Körperzeichnungen sowie ein paar ansehnliche, jedoch blutleere Kampfszenen. Ein bitterer Beigeschmack bleibt trotzdem, denn nahezu der gesamte Film verkommt dank des Rotoskopie-Verfahrens mehr oder weniger zu einer Art Showlaufen für halbnackte, menschliche Körper. Egal ob im Land des Feuers oder des Eises, die Charaktere haben zu 95% nur Lendenschurz oder Bikini zu tragen. Sinn macht das nicht.
Den Godzilla aus dem Jahr 1954 würde ich gerne als Remake mit Mitteln der heutigen Technik sehen. Und nein, damit meine ich nicht das Remake von 2014, sondern diesen Film 1:1 übernommen!
1. Man könnte somit die Geschwindigkeit des Films im Allgemeinen und die Geschwindigkeit Godzillas im Speziellen erhöhen, um der Langatmigkeit in vielen Szenen entgegenzuwirken. Hier ist ein Vergleich mit dem Fussballsport sehr passend. Wenn man an den Fussball der heutigen Zeit gewöhnt ist und sich dann ein Spiel aus den 50ern bis 70ern anschaut, stellt man verwundert fest, wie langsam die Mannschaften damals doch gespielt haben. So verhält es sich auch in diesem Godzilla-Film. Verstärkt wirkt sich das zum Einen auf die reinen Dialogszenen ohne Musikuntermalung aus, zum Anderen auch auf Godzilla selbst. Ein Monster, das sich träge wie eine Schnecke bewegt, trägt nunmal nur bedingt zum Spannungsaufbau bei.
2. Man könnte Godzillas Design realistischer darstellen. Mir ist die Verbundenheit mit der japanischen Tradition natürlich bewusst, hier geht es mir jedoch um die Atmosphäre und Bedrohung durch Godzilla. Beispiele: Wenn der Gummianzug beim Laufen Falten wirft, wenn die Zehen beim Laufen nicht den Boden berühren, wenn die Rückenzacken beim Kontakt mit den Stromkabeln einfach umknicken, dann ist das einer bedrohlichen Atmosphäre nicht grade zuträglich.
3. Man wäre als Zuschauer nicht der deutschen Schnittpolitik sowie einer äußerst hölzernen und altbackenen Synchronisation ausgesetzt. Die deutsche Version ist 15 Minuten kürzer als das Original und die erweiteren Szenen wurden nicht ins Deutsche übersetzt. Der Film wechselt also zwangsläufig zwischen der deutschen und japanischen Sprache. An dieser Stelle könnte man sich jetzt fragen: Warum Godzilla nicht im Original mit Untertiteln gucken? Da muss ich leider zugeben, dass es mir schwer fällt, die japanische Sprache im Zusammenhang mit dramatischen Szenen ernstzunehmen. Oft haben die Japaner den Hang, ihre Dialoge in einer überdramatisierten Tonlage zu führen und auf mich wirkt das nur unfreiweillig komisch. Aufgrund dessen ziehe ich hier eine Synchronisation vor.
Das sind meine drei großen Kritikpunkte, die man allerdings nicht dem Film zuschreiben kann, sondern sich auf das 61jährige Alter des Werks beziehen. Abseits davon ist Godzilla ein großartiger Film, ja geradzu phänomenal mit einer beeindruckenden, bedrückenden Bildgewalt und einer düsteren Musikuntermalung! Hier zeigt sich etwas, das ich bei dem Remake von 2014 nicht (oder zumindest nicht in dem Ausmaß) gespürt habe: eine direkte, anklagende Konfrontation mit der Zerstörung der Städte, mit dem Leid und Elend der menschlichen Opfer. Hatte es in Garreth Edwards Interpretation oft den Anschein eines nerdigen Fantasietraums, vermittelt Ishiro Hondas Inszenierung brutale Härte. Reihenweise Häuser, die in Flammen aufgehen. Stadtviertel, die komplett in Schutt und Asche liegen. Schreiende Kinder, die von ihrer sterbenden Mutter fortgezerrt werden. Menschen, die sich verzweifelt zum Gebet versammeln, auf der Suche nach einem Funken Hoffnung. Hier finden sich keine Momente für "Yeah"- oder "Cool"-Ausrufe, solche Sprüche bleiben auf halben Weg im Hals stecken. Stattdessen sitzt man staunend vor dem Bildschirm, versucht zu begreifen, der Lage Herr zu werden. Godzilla ist die Inkarnation des modernen Krieges - ein Krieg, der keine Zivilisten kennt.
Godzilla, das allumfassende Böse? Godzilla ist vielmehr der Stängel einer unwillkommenen Pflanze, die man mitsamt der Blüte herausreißt, dabei aber die Wurzel in der Erde unangetastet lässt. Eine Folge, nicht die Ursache. Godzilla ist ein Spiegel der menschlichen Überheblichkeit und zugleich eine Warnung. 1954 führten die USA mehrere Kernwaffentests durch und erweckten damit eine urzeitliche Kreatur in den Tiefen des Meeres. Manche Menschen behaupten, es komme an Land, um zu fressen. Andere behaupten, es suche nach einem neuen Platz zum Leben, nachdem es von den Kernwaffentests gestört wurde. Eines kann jedoch als unweigerliche Tatsache festgehalten werden: Die Kreatur lebt in einer unmittelbaren Verbindung zur Kernenergie. Ob diese Verbindung angeboren ist oder durch die Kernwaffentests der Menschen verursacht wurde, liegt im Bereich der Spekulation und wird wohl auf ewig ungeklärt blieben. Die Menscheit kann sich also nicht automatisch aus der Verantwortung ziehen und die Gefahr wird nicht gebannt, wenn man den Stängel mit der Blüte herausreißt.
"Wenn wir in maßloser Vermessenheit fortfahren, die Atomkraft zu missbrauchen, kann es sein, dass Schlimmeres geweckt wird. Kann es sein, dass größeres Unheil über uns hereinbricht als dieser Godzilla."
Allerdings ist nicht nur Godzilla ein Spiegel der menschlichen Überheblichkeit, es sind auch die Menschen selbst. Während Professor Yamane sich dafür einsetzt, an Godzilla die Geheimnisse des Lebens zu erforschen, sucht die Marine nach Möglichkeiten, Godzilla zu töten. Letztendlich findet sich die Lösung ausgerechnet in Dr. Serizawas Oxygen-Zerstörer, einer Waffe, mit der die gesamte Menschheit ausgelöscht werden könnte. Eine wissenschaftliche Meisterleistung, menschliches Totalversagen. Dr. Serizawa, der schon lange von Zweifeln geplagt war, zieht dabei jedoch einen irreversiblen Schlussstrich und setzt damit den Grundstein für die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Um mit einem Zitat aus Frank Schätzings "Der Schwarm" zu schließen:
"...King Kong, der Weiße Hai - immer muss das mythische Ungeheuer sterben. Der Mensch, der ihm auf die Spur kommt, bestaunt und bewundert es, lässt sich von seiner Fremdartigkeit verzaubern und bringt es dann um. Wollen wir das wirklich?"
Zunächst einmal bin ich froh, dass es dieser Film überhaupt nach Deutschland geschafft hat! Monatelang sah es da ziemlich mau aus...
"White Bird in a Blizzard" ist ein Familien- und Beziehungsdrama mit leichten Krimieinschlägen. Die lebensfrohe Eve (Eva Green) fühlt sich durch den tristen Alltag aus Ehe und Hausfrauenarbeit erschlagen und lässt diesen Frust an ihrem langweiligen Ehemann Brock (Christopher Meloni) aus. Im Kontrast dazu steht ihre 17jährige Tochter Kat (Shailene Woodley), die in der Blüte ihrer Jugend steht und einen attraktiven Freund namens Phil (Shiloh Fernandez) hat. Eines Tages verschwindet Eve spurlos, die Ermittlungen übernimmt der Kriminalbeamte Scieziesciez (Thomas Jane).
Aus spoiler-technischen Gründen kann ich nicht näher darauf eingehen, aber Kern und Stärke des Films sind die verschiedenen Charakterkonstellationen, die sich im Verlauf der Handlung ergeben. Manche sind zunächst gewöhnungsbedürftig, andere entwickeln sich sehr überraschend. Besonders interessant fand ich es zu beobachten, wie die Schauspieler ihren Rollen entsprechend reagieren. Die Eheprobleme zwischen Eve und Brock, die Beziehung zwischen Kat und Phil sowie die Eifersucht Eves auf dieses junge Paar kommen gut zur Geltung. Allen voran überzeugt Eva Green mit ihrer anmutigen und verletztlichen Ausstrahung, die von jetzt auf gleich in Wahnsinn und Überheblichkeit umschwenken kann. Im Vergleich zum Trailer hatte ich mir allerdings etwas mehr Pepp versprochen, dort wurde eine ungleich intensivere Atmosphäre aufgebaut. Des Weiteren hätte ich mir gewünscht, wenn man sich für die Auflösung am Ende etwas mehr Zeit genommen hätte.
Nichtsdestotrotz ist "White Bird in a Blizzard" ein guter Film, den man sich auf jeden Fall einmal anschauen kann.
Ich bin kein allzu großer "Mission: Impossible"-Kenner, wurde von einem Freund jedoch spontan zu einem Kinobesuch überredet. Bisher hatte ich nur Teil 2 gesehen und den fand ich eher mies. Im Vergleich dazu ist "Rogue Nation" auf jeden Fall eine eindeutige Steigerung.
Wie gut man den Film letztendlich findet, bleibt natürlich eine Sache der Erwartungen. Die Coolness, den Stil bzw. Charme der alten Bondfilme sucht man hier vergebens und auch von der realistischen, brachialen Härte der Bourne-Filme und des Craig-Bonds ist man weit entfernt.
Gute Action liefert "Rogue Nation" nichtsdestotrotz, auch wenn sie manchmal stark ins Lächerliche abdriftet. Stichwort Autounfall, Stichwort Motoradunfall. Die Verfolgungsjagden stellen dabei das Highlight dar, rasante und "unmögliche" Kamerafahrten sowie eine intensive Soundkulisse sorgen für ordentlich Spannung. Die Flugzeugszene war allerdings unnötig hoch zehn! Im Trailer noch als die Szene angekündigt und dann so eine Gurke. Erstens wurde quasi alles schon im Trailer gezeigt, zweitens spielt die Szene noch vor dem Intro (!) und drittens hat sie für die Haupthandlung absolut keine Relevanz.
Die erzählte Geschichte leitet gekonnt von einer Actionszene zur nächsten, reißt ansonsten aber keine Bäume aus. Problematisch wird es vor allem deshalb, weil die Handlung gerne komplex und wendungsreich sein möchte, dabei jedoch allzu oft leicht zu durchschauen ist. Des Weiteren hatte ich das Gefühl, viele Szenen schon einmal gesehen zu haben. Ein bisschen Bond, ein bisschen Bourne, ein bisschen "National Treasure" (!?) und eine Szene 1:1 aus "The Dark Knight Rises". Eigene Ideen hätten der Handlung sehr gut getan. Neben der Handlung zeigt sich dies auch in der Ausarbeitung mancher Charaktere. Alec Baldwin mimt den typischen CIA-Leiter und die von Rebecca Ferguson gespielte Ilsa Faust kennt man in zig-facher Ausführung bereits aus anderen Filmen.
Glücklicherweise kann "Rogue Nation" mit einem überzeugenden Schurken auftrumpfen, hier zeigt sich eine gelungene Mischung aus Mysterium und Information für den Zuschauer. Sean Harris spielt mit Leichtigkeit jeden gegen die Wand und fasziniert durch sein ruhiges und kontrolliertes Auftreten. Er vermag es, von jetzt auf gleich Bedrohung aufzubauen, und wehe dem, er verliert seine Fassung! Die Frage nach der Motivation kann ich nicht nachvollziehen, weil das im Film verständlich erklärt wird und sogar der Filmtitel eine Auskunft darüber gibt. Solomon Kane hat genug von einem System, welches Geheimagenten mit der Lizenz zum Töten einsetzt, um die eigenen Interessen zu sichern, und kämpft deshalb dagegen an. Im Grunde genommen ein edles Ziel, nur sind seine Methoden halt völlig aus den Wolken gegriffen. Auge um Auge, Zahn um Zahn - das trägt nicht zur Lösung des Problems bei!
Nebenbei tut es richtig gut, auch mal wieder Ving Rhames und Tom Hollander auf der Kinoleinwand zu sehen! Darüberhinaus bilden Cruise, Renner, Pegg und Rhames ein cooles und sympathisches Team, die Chemie zwischen den verschiedenen Charakteren stimmt. "Wir sind die IMF!" Viele der eingebauten Witze zündeten bei mir zwar nicht, aber wenn doch, dann auch richtig. Stichwort Geländewagen. Ein weiteres Highlight stellt Simon Peggs Arbeitseinstellung dar, so zockt er erstmal während der Arbeit Videospiele - und zwar Halo 5... ja, Teil 5 !! :D
Zu guter Letzt kehre ich nochmal an den Anfang des Films zurück und zwar zu den beiden Intros. Beim ersten Intro handelt es sich nur um eine Auflistung der Produktionslogos, aber in Kombination mit der "Mission: Impossible"-Theme und auf der Kinoleinwand hatte dies etwas Beeindruckendes an sich. Das klingt jetzt merkwürdig, aber für mich zählt das Logo-Intro zu den besten Szenen im gesamten Film. Dagegen stellte sich das richtige Intro als absolut grausam heraus. Bei so schnellen Schnitten und Lichteindrücken bekommt man instant Augenkrebs, ich musste da ernsthaft weggucken!
Fazit:
"Rogue Nation" ist ein solider Actionfilm, der neben der Action durch ein sympathisches Protagonistenteam und einen fiesen Schurken überzeugen kann. Um in eine Liga mit Bond oder Bourne aufsteigen zu können, fehlt es allerdings an einer gut ausgearbeiteten Geschichte und einer charakteristischen Atmosphäre.
1993 nahm uns Steven Spielberg mit auf eine unglaubliche Abenteuerreise in den Jurassic Park. Mit bahnbrechenden visuellen Effekten, die auch heute noch ihresgleichen suchen, erweckte er die Dinosaurier wahrhaftig wieder zum Leben. John Williams kreierte eine unvergleichliche Titelmelodie, welche der Geschichte zusätzliche Ausdrucksstärke verlieh. 1997 und 2001 kehrten wir zunächst erneut unter Spielberg und danach unter Joe Johnston in die Welt der Dinosaurier zurück. Auch wenn diese beiden Fortsetzungen qualitativ weit hinter dem Vorgänger zurückblieben, konnten sie dennoch als Dino-Abenteuer mit charakteristischer Atmosphäre überzeugen. Daraufhin wurde es lange Zeit still um den Jurassic Park. Ein Fortsetzungsgerücht folgte dem nächsten, erst 2012 kristallisierte sich ein ernsthafter Ansatz heraus. Elf Jahre nach Teil 3 wurde die Filmreihe ordentlich umgekrempelt. Die Regie übernahm der Neuling Colin Trevorrow, den Soundtrack schrieb nun Michael Giacchino. Die Dinosaurier stammen diesmal zu einem sehr großen Teil aus dem Computer und aus dem alten Cast kehrt nur B. D. Wong als Dr. Henry Wu zurück. Kann Teil 4 der Reihe trotzdem überzeugen?
Der einst von John Hammond erdachte Jurassic Park ist längst Geschichte, auf dessen Ruinen erbaute Simon Masrani (Irrfan Khan) mit Jurassic World einen neuen und diesmal erfolgreichen Vergnügungspark. Als eine der zahlreichen Attraktionen fungiert ein Rudel Velociraptoren, welches durch den Ex-Navi-Soldaten Owen Grady (Chris Pratt) aufgezogen wurde und ihn als Alphatier anerkennt. Getrieben von den Geldgebern lassen Masrani und die Parkleiterin Claire Dearing (Bryce Dallas Howard) neben normalen Dinosauriern auch einen genmanipulierten Hybridsaurier erschaffen. Dieser aus mehreren Tier- und Dinosauriergenen kombinierte Indominus Rex wird in seiner Intelligenz von den Parkleitern unterschätzt, was in einer verheerenden Katastrophe endet...
Nun, wo und wie soll ich mit der Beschreibung meines Filmerlebnisses anfangen? Ich stelle am besten zu Beginn gleich klar, dass Jurassic World meine Erwartungen nicht wirklich erfüllen konnte. Und dabei fing die Geschichte zu Beginn noch ziemlich spannend und interessant an! Es hat schon was für sich, wenn man nach drei Filmen endlich einen fertigen, funktionstüchtigen und erfolgreichen Dino-Park zu Gesicht bekommt! Trevorrow baut dieses Erlebnis geschickt auf und gibt Stück für Stück mehr von dem Park preis. Zunächst startet er beim Nullpunkt auf dem Flughafen. Die Wirkung des Parks kann man nur aus dem geführten Dialog entnehmen. Danach zeigt Trevorrow den Park auf lokaler Ebene, z.B. die Fahrt durch das Tor oder die Innenräume. Abschließend eine Großbildaufnahme, welchen den kompletten Park enthüllt. Atmosphärisch untermalt werden diese Anfangsszenen sowohl durch das klassische Jurassic Park Thema als auch durch das großartige Jurassic World Thema von Michael Giacchino. Bezugspunkt für den Zuschauer ist hier der von Ty Simpkins gespielte Junge Gray Mitchell. Begeistert vom Park ist er ständig in Bewegung, vollzieht Luftsprünge und möchte am liebsten alle Attraktionen zugleich sehen. Diese Begeisterung färbte unweigerlich auf mich ab, da fühlte ich mich sofort auch wieder in meine Kindheit zurückversetzt. Bei einer der Attraktionen ist mir echt das Herz aufgegangen!
So ein erster Filmabschnitt schürt natürlich die Erwartungen, dass die Geschichte im weiteren Verlauf ähnlich atmosphärisch dicht erzählt wird und obendrein sympathische Charaktere zu bieten hat. Leider weit gefehlt. Potentielle Ansätze sind vorhanden, letztendlich wird daraus aber nur selten etwas wirklich Gutes gemacht. Für mich leidet Jurassic World an zwei Hauptproblemen, zum Einen ist damit der Großteil des Casts bzw. der Charaktere gemeint und zum Anderen der eingespielte Soundtrack. Über die Genialität des klassischen Hauptthemas von John Williams brauche ich kein Wort zu verlieren. Auch das von Michael Giacchino für Jurassic World kreierte Hauptthema hat mir ziemlich gut gefallen. Es hebt sich vollständig von Williams Melodien ab und entwickelt seinen eigenen, bombastischen Klang. Abseits davon besteht der Soundtrack jedoch aus generischen Melodien ohne Wiedererkennungswert, obendrein werden die beiden Hauptthemen nur selten in die Geschichte eingebaut. Aufgrunddessen fehlt Jurassic World zum Großteil der musikalische Pepp, was sich schließlich negativ auf die Atmosphäre und den Nostalgiefaktor auswirkt.
Zweites Problem, die Schauspieler und Charaktere. Der Anteil an belanglosen und unsympathischen Charakteren ist in Jurassic World einfach zu groß. Die eigentlichen Helden sind die Dinosaurier. Fairerweise muss man anmerken, dass die Jurassic Park Filme primär bisher noch nie von den menschlichen Charakteren getragen wurden, aber in den drei Vorgängern war stets eine Grundbasis in Sachen Sympathie, etc vorhanden. Die einzigen Charaktere, mit denen ich über die gesamte Laufzeit etwas anfangen konnte, waren Chris Pratts Owen Grady und Irrfan Khans Simon Masrani. Pratt spielt den "Father of Raptors" cool und sympathisch, des Weiteren ist er wohl der einzige Charakter mit gesundem Menschenverstand in der Geschichte. Darüberhinaus gefällt mir die Fantheorie, dass es sich bei Owen Grady um den nun erwachsenen Jungen handelt, dem Dr. Grant in Teil 1 die Raptoren-Predigt gehalten hat. Irrfan Khan spielt ähnlich cool, vor allem in seiner Rolle als Anfängerpilot. Dr. Henry Wu mutiert hier leider zu einem absoluten Oberarschloch, Vincent D`Onofrio kann seinem schurkischen Militärcharakter keine Tiefe verleihen. Wie oben erwähnt, konnte mich Ty Simpkins als begeistertes Kind in der Anfangssequenz voll überzeugen, im weiteren Verlauf verlor ich jedoch das Interesse an seinem Charakter. Dessen Filmbruder im Teenageralter (Nick Robinson) war komplett belanglos. Die Parkleiterin Claire Dearing empfand ich sowohl wegen ihren Charakterzügen als auch wegen ihren Entscheidungen als unsympathisch. Egal wie unpassend es ist, zwischen all der Dino-Action darf es natürlich auch nicht an einer Lovestory bzw. Familienkitsch fehlen. War es in Teil 1 noch authentisch umgesetzt, wirkte es hier reichlich nervig.
Neben Chris Pratt zeichnen sich definitiv die Dinosaurier dafür verantwortlich, dass Jurassic World nicht in einer Totalkatastrophe geendet ist. Trevorrow setzt dabei mehrmals auf Anspielungen an die Originalfilme, was mal mehr und mal weniger gut gelingt. Es bringt nichts, Momente 1:1 nachzustellen, weil der Wow-Effekt dadurch komplett wegfällt. Einen schönen Nostalgiepunkt stellte für mich dagegen der Abschnitt in der alten Jurassic Park Anlage dar, glücklicherweise setzt Trevorrow jedoch auch auf genügend eigene Impulse. Wie oben schon angedeutet, die eigentlichen Hauptcharaktere der Geschichte sind die Dinosaurier - insbesondere der Indominus Rex und die Velociraptoren. Es wird genau erläutert, wie die beiden Fraktionen handeln und aus welchen Gründen sie das tun. Trevorrow vollführt hier quasi eine "Wesensstudie" des Indominus Rex und der Raptoren. Ich fand diese Vorgehensweise ziemlich interessant, dementsprechend baute sich bei mir auch eine größere emotionale Bindung zu den Dinosauriern auf als zu den Menschen (Chris Pratt ausgeschlossen). In diesem Zusammenhang gefiel mir auch die Kritik an so manchen Lebensbedingungen in Zoos, Veranstaltungen wie z.B. Seaworld oder an fragwürdigen Militärforschungen. So hat mich z.B. die Szene besonders mitgerissen, in der das wahre Gefährdungspotential des Indominus Rex knallhart offenbart wurde. Als besonders spannend empfand ich die erste Begegnung mit dem Indominus Rex, in etwa: "Der ist ja weiß!" - "Den Kindern wird es gefallen, aber die Eltern werden Albträume bekommen." Soll das eine Moby Dick Anspielung sein? Das wäre schon sehr genial!
Was die Actionszenen bzw. Verfolgungsjagden anbelangt, so vermochte Trevorrow diese stets spannend und beklemmend zu inszenieren, als positiver Effekt kommt das 3D hinzu. Speziell die Kamerafahrten im Raptorenrudel sehen ziemlich großartig aus, sowas fehlt in den alten Filmen einfach komplett! Mehr als positiv überrascht war ich von den visuellen Effekten. Sahen die Dinosaurier in den Trailern noch arg künstlich aus, hat sich das im fertigen Film ganz klar verbessert. Die Dinosaurier wirkten echt und authentisch, was den Actionszenen natürlich noch einen zusätzlichen Kick verliehen hat.
Tja, und dann wäre da noch diese Endszene :D Was soll ich sagen, optisch ist das eindeutig ein Augenschmaus, aber die Idee wirkte sehr befremdlich. Als unfreiwillig komisch oder Parodie würde ich die Szene nicht bezeichnen, eher als unpassend und zu nerdig. Mir kam es vor, als ob sich Trevorrow vor dem Dreh zu viele Kaiju-Filme à la Godzilla und Pacific Rim angeschaut hat und sich danach dachte: "Das brauche ich auch in Jurassic World!" Ich habe jeden Moment damit gerechnet, dass Chris Pratt ein "Let them fight!" in den Kinosaal ruft :D Außerdem hat hier - nur im Rahmen dieses Films - der falsche Dino gewonnen!
Fazit: Teil 1 bleibt weiterhin das einzig meisterhafte Werk der Reihe. Alles in allem bietet Jurassic World dennoch solide Unterhaltung in Form eines sympathischen Chris Pratts sowie in Form ordentlicher Dino-Action, die auch visuell überzeugen kann. Leider mangelt es größtenteils an klassicher Jurassic Park Atmosphäre, ein Nachteil im Gegensatz zu den beiden anderen Fortsetzungen. Unter einem anderen Titel wäre der Film eventuell besser aufgehoben gewesen.
Storybeschreibung: Immortan Joe hat sich ein Imperium aufgebaut, bestehend aus Wasser, Benzin, Waffen, Muttermilch und einer eigens gezeugten Privatarmee (die War Boys, u.A. Nicholas Hoult als Nux). Imperator Furiosa (Charlize Theron) rebelliert, befreit "fünf seiner besten Brüterinnen" und flieht in einem gepanzerten Truck voll beladen mit Benzin. Max (Tom Hardy) gerät zufällig in das Geschehen, weil er gefangen genommen wurde und nun als Nux "Blutbeutel" (Blutreservoir) dient.
Das ist die Story des Films, danach präsentiert Miller eine 105minütige Verfolgungsjagd. Mehr braucht Fury Road aber auch gar nicht an Handlung, denn die restlichen Aspekte überzeugen vollkommen und sorgen für ordentliche Unterhaltung. George Miller versteht es nunmal perfekt, wie man Action richtig in Szene setzt. Realistische Härte, vieles ist handgemacht, CGI-Effekte werden dezent und glaubhaft eingebaut - insgesamt ist Fury Road visuell beeindruckend. Der Einsatz von 3D bietet zwar ein paar nette Effekte, im Großen und Ganzen stellt es jedoch keinen wirklichen Mehrwert dar. Das Verhalten der im Kampf involvierten Charaktere ist genau aufeinander abgestimmt, zudem lässt sich Miller an Kampfszenen immer etwas Neues einfallen. Langeweile kommt daher in den Kampfszenen nie auf. Generell finde ich lobenswert, wie oft Miller Hochspannung aufbauen kann. Das ergibt sich entweder aus der Handlungssituation heraus oder aus dem Zusammenspiel von Kameraarbeit und Musikuntermalung. Zu oft möchte man einfach nur "Yeah" in den Kinosaal rufen!
Trotz all der Action findet Miller auch Zeit für seine Charaktere. Klar mangelt es hier an Komplexität, aber Miller erzeugt dennoch eine Bindung zwischen dem Zuschauer und den Charakteren. Dies ist ein wichtiger Aspekt im Film, der Tod greift während der Verfolgunsjagd sehr oft um sich, Mitgefühl kann da also nie schaden. Neben Miller haben daran auch die Schauspieler ihren Anteil. Charlize Theron gibt in Fury Road eine großartige Actionbraut ab, eigentlich müsste der Filmtitel eher "Furiosa" und nicht "Mad Max" lauten^^ Nichtsdestotrotz können aber auch die sonstigen Schauspieler überzeugen. Tom Hardys Max ist ein extrem wortkarger Kerl, vollständige Sätze hört man von ihm nur, wenn er wirklich was zu sagen hat. Er lässt dafür viel lieber Fäuste und Waffen sprechen. Besonders an Hardys Performance hat mir gefallen, dass er nicht nur den knurrigen und harten Max zeigt, sondern auch sein emotionales Inneres offenbart. Momentan weis ich allerdings noch nicht so wirklich, wie ich diesen Mad Max einordnen soll. In den letzten Monaten bin ich nunmal an Mel Gibson gewöhnt gewesen. Hardy spielt Max zwar genauso überzeugend, aber er ist eben nicht Gibson. Von daher sehe ich Fury Road momentan eher als eine Art alternative Geschichte anstatt als direkte Fortsetzung.
Millers Ideenreichtum im Aufbau der postapokalyptischen Welt und dem damit zusammenhängenden Humor des Films müssen hier ebenfalls Erwähnung finden. Generell erschafft er eine authentische Endzeit-Atmosphäre, welche durch Wüstenlandschaften und Moore ohne Vegetation, rostige Fahrzeuge und einer Menschheit am Abgrund aufgebaut wird. Jeder versucht sich irgendwie am Leben zu halten, manche Methoden können auf den Zuschauer durchaus befremdlich wirken. Natürlich spart Miller nicht am skurilen Make-Up oder den entsprechenden Kostümen. Das Aussehen und Verhalten der Charaktere wird in manchen Fällen bewusst überzogen dargestellt, in anderen Fällen (z.B. Immortan Joe) liegt ihr Ursprung jedoch klar und glaubhaft in der Postapokalypse! Als ziemlich amüsant emfpand ich solche Szenen, die dem Zuschauer indirekt mit einem imaginären Untertitel "Weil wir es können!" ins Gesicht springen. Wie genial war denn z.B. bitte der Truck mit dem Metal-Gitarristen?! :D
Wenn es einen fünften Teil geben sollte, dann bitte genauso wie Fury Road! Zwei Änderungen könnte man mMn allerdings trotzdem vornehmen. Erstens sollte man Tom Hardy als Mad Max mehr Screentime geben und zweitens die Filmlänge kürzen. 120 Minuten sind für so einen Film doch etwas zu viel. Insgesamt ist Mad Max - Fury Road jedoch eindeutig ein gelungener Endzeit-Actionfilm, der zudem eine Wohltat für das heutige CGI- und PG13-Kino darstellt.
"I remember when, I remember, I remember, when I lost my mind!"
Wenn es alleine ein Trailer schafft, ein Lied auf ein neues Niveau zu heben, dann kann dieser wohl als großartig gelten. Gnarls Barkleys "Crazy" ist schon seit Längerem und wird für mich wohl auf längere Zeit noch mit Birdman verbunden sein. Danke dafür! Schade, dass es der Song nicht auch in den Film geschafft hat, es hätte wirklich perfekt gepasst.
Im Fall von Birdman kann man gar nicht anders, als sich den Lobehymnen anzuschließen! In allen Belangen fantastisch ausgearbeitet. Wo soll man da anfangen? Vielleicht mit dem, was mir zuerst aufgefallen ist: die Kameraarbeit. Emmanuel Lubezki ist zweifelsohne der begabteste Kameramann, den das Filmgeschäft zurzeit aufzuweisen hat. Den ersten Schnitt im Film sieht man erst am Ende, der Wahnsinn! Im finalen Abschnitt der Handlung gibt es passenderweise einen Dialog, in dem das Wort "Superrealismus" fällt. So ähnlich verhält es sich mit der Kameraarbeit. Aufgrund der durchgehenden und ruhigen Bilder entfaltet Birdman eine tolle Sogwirkung, als Zuschauer wird man automatisch in die Handlung einbezogen. Das Theater mit seinen engen Räumen und verwinkelten Fluren verstärkt diesen Effekt zusätzlich - sehr atmosphärisch!
Weiter gehts mit den Schauspielern: durch die Bank weg großartig besetzt. Michael Keaton, Edward Norton, Emma Stone, Zack Galifianakis, ... Eigentlich müsste man hier alle Schauspieler erwähnen. Das Setting der Geschichte bringt die Schauspieler und Charaktere zwangsweise in Kontakt. Daraus entstehen entweder dramatische oder humorvolle Momente, welche die verschiedenen Charaktere nach und nach ausleuchten. Dank des nuancierten Spiels der Darsteller wirken die (inneren) Konflikte und Charaterentwicklungen zudem vollkommen authentisch. Vieles an Herz und Sympathie erlangen Geschichte und Figuren darüberhinaus durch den eingebauten Humor. Die Dialoge sind herrlich geschrieben worden, spontane Situationskomik tut ihr Übriges.
Um die diversen Themen zu beschreiben, welche Birdman behandelt, müsste man schon sehr weit ausholen. Da ist von Familiendrama, Beziehungsdrama, Drogenproblematik,... alles mögliche dabei. Kern und Hauptintention bildet für mich jedoch klar Iñárritus Kritik am aktuellen Blockbusterkino, welches vor allem von Superheldenverfilmungen überschwemmt wird. Iñárritu macht gar keinen Hehl daraus, was er von solchen Filmen auf intelektueller Ebene hält ("kultureller Völkermord"). Marvel, Disney und Transformers erhalten sogar explizite Anspielungen im Film. Darüberhinaus nimmt Birdman storytechnisch einen besonderen Stellenwert im Vergleich zu anderen Filmen ein, weil er mit einer zweifachen Metaebene arbeitet (ob unfreiwillig oder nicht, sei mal dahingestellt). Die erste ergibt sich klar aus der normalen Handlung, in der sich der von Keaton gespielte Riggan Thompson mit seiner Ex-Filmrolle Birdman herumschlagen muss. Um die zweite Metaebene zu erkennen, benötigt man schon etwas an Hintergrundwissen. Zum Einen sind die Parallelen zwischen Riggan Thompson und Michael Keatons Filmkarriere frappierend und zum Anderen erhält die Geschichte durch Iñárritus Clinch mit Robert Downey Jr. nochmal an zusätzlicher Brisanz.
Über das Ende und Riggans Schicksal kann natürlich viel spekuliert werden, schließlich bietet Iñárritu genug an Interpretationsspielraum an. Aber das ist ja grade der Reiz der Geschichte. Man weiß als Zuschauer nie so genau, was Riggans wahres Wesen ausmacht. So ganz habe ich da auch noch nicht durchgeblickt^^
Zum Schluss noch ein Wort zu der Musikuntermalung: So einfach kann es gehen! Einerseits improvisiert klingendes Schlagzeuggetrommel und andererseits emotionales Klavierspiel. Diese zwei verschiedenen Stile passen sich nicht nur perfekt der Handlung an (Humor oder Dramatik) sondern werden auch direkt in das Filmgeschehen miteinbezogen. Top!
Fazit: Birdman ist das geworden, was ich mir gewünscht habe. Eine andersartige und erfrischende Auseinandersetzung mit der Thematik der Superheldenverfilmungen. Wobei man Iñárritu, der Geschichte und den Schauspielern nicht gerecht wird, wenn man sie nur drauf herunterbricht. Denn in Wirklichkeit ist Birdman um Einiges mehr.
Es war einer dieser Tage, in denen man ins Kino geht, und plötzlich einen Bekannten trifft. Auf dem Land geschieht sowas schonmal häufiger. In diesem Fall handelte es sich um einen guten Freund, wie ich ebenso ein großer Filmliebhaber. Schnell hatten wir uns auf den neuesten filmtechnischen Stand gebracht. "Schau dir Who Am I an, der strotzt nur so vor Fight Club Anspielungen! Ich bin sicher, dass er dir gefallen wird!" Das waren die ersten Worte, welche ich über den Film gehört habe. Eine Fight Club Hommage? Ich war unsicher, ob und wie das überhaupt funktionieren sollte. Nun, jetzt kann ich sagen: Es funktioniert!
Benjamin (Tom Schilling) ist schüchtern, unscheinbar und von schweren Kindheitstraumata geprägt. Sein Vater verließ die Familie früh, seine Mutter beging Selbstmord und seitdem lebt er bei seiner Großmutter. Um dem Trauma zu entfliehen, begibt er sich in die Welt der Superhelden. Spider-Man, Batman, Superman - sie alle teilen sein elternloses Schicksal. Im realen Leben alleine gelassen, widmet er sich mehr und mehr dem virtuellen Leben und der Kunst des Hackens. Nachdem er wegen eines "Auftrags" seines Schwarms Marie (Hannah Herzsprung) aufliegt und zu Sozialarbeit verdonnert wird, trifft er den extrovertierten und charismatischen Max (Elyas M´Barek). Dieser erkennt seine Fähigkeiten und stellt ihn seinem Team Stephan (Wotan Wilke Möhring) und Paul (Antoine Monot Jr) vor. Nach mehreren erfolgreichen Angriffen erregen sie sowohl die Aufmerksamkeit anderer Hacker als auch die der polizeilichen Ermittlungen...
Man merkt, dass Regisseur Baran bo Odar wie David Fincher aus dem Werbefilmbereich stammt. Beide haben ein Gefühl dafür, Geschichten rasant inszenieren zu können und den Zuschauer dadurch in den Bann zu ziehen. Handwerklich ist "Who Am I" perfekt. Die Kamera passt sich der Handlung an. In ruhigen Momenten verweilt sie bei den Charakteren und zeichnet das Bild gelassen auf. Actiongeladenere Momenten werden durch schnelle Schnitte und wilde Kamerafahrten unterstützt. Verschiedenste Blickwinkel wechseln sich ab, so manche Einstellung könnte glatt aus "Fight Club" übernommen worden sein. Musikalisch wird die Kameraarbeit durch peppige, elektronische Melodien aufgewertet. Für seine Bilder wählt Odar dunkle bis schwarze Farbtöne. Insgesamt ergibt sich dadurch eine düstere und packende Atmosphäre.
Sowas braucht die erzählte Geschichte jedoch auch, denn diese ist nicht minder rasant und verrückt. Es folgt gefühlt ein Party- und Drogenexzess dem nächsten, Odars Inszenierung funktioniert aber so gut, dass man als Zuschauer sofort einbezogen ist. Des Weiteren vermag Odar es, die Planung und Durchführung der Hackerangriffe spannend und interessant darzustellen. In bestimmten Szenen wird es sogar ziemlich witzig. Als besonders gelungen empfand ich die visuelle Ausarbeitung der virtuellen Welt. Ein Eisenbahnwagon als Chatroom, maskentragende User stehen oder sitzen sich gegenüber und unterhalten sich mithilfe von Sprechblasen in englischer Sprache. Statt E-Mails gibt es Briefe, etc etc. Das hat schon ordentlich Flair!
Einen großen Einfluss auf die Geschichte und die Atmosphäre haben natürlich auch die Schauspieler. Manche der Darsteller bleiben zwar im Hintergrund, Ausfälle gibt es jedoch keine. Vor allem mit dem Viererteam Schilling, M´Barek, Möhring und Monot hatte Odar ein glückliches Händchen. Monot mimt in bester Tech-Nick Manier den Hardwarespezialisten und Möhring ist... einfach nur krank drauf. Allein schon die Szene, in der er in Unterhose zu der Elektromusik tanzt, der Hammer! Schilling und M´Barek bilden bezüglich ihrer Charaktereigenschaften einen Kontrast aus. Von Elyas M`barek mag man ja halten, was man will, aber in die Rolle des extrovertierten, charmanten Max passt er perfekt rein. Er ist sowas wie der Brad Pitt der Geschichte. Tom Schilling meistert die Rolle des schüchternen Benjamin ohne Mühe, gibt seinen Charakterwandel authentisch wieder und sieht obendrein noch genauso aus wie Edward Norton. Dies hier ist eindeutig sein Film! Wenn ich hier jetzt aber schon bei Darstellervergleichen bin: Natürlich spielen Norton und Pitt in Fight Club in einer weit höheren Klasse und auch Hannah Herzsprung ist keine Helena Bonham Carter. Allerdings macht dies dem Filmempfinden keinen Abbruch, denn für "Who Am I" funktioniert der Cast außerordentlich gut. Des Weiteren nimmt der Film genügend Abstand von "Fight Club", Handlung und Charaktere sind definitiv nicht die gleichen!
Trotz all des Lobes hat "Who am I" aber auch ein paar Schwächen vorzuweisen, vornehmlich in der Ausarbeitung der Geschichte. Zum Einen gerät der Film vor dem Finale etwas in Leerlauf, wodurch sich ein paar Längen ergeben. Zum Anderen werden manche Themen nur angerissen, da hätte ich dann gerne mehr gesehen. Vor allem bezüglich der Superheldenthematik ist mir das aufgefallen. Benjamin wurde von diesen Helden geprägt und aus dem Gedankengang "In der Realität ein Superheld sein" hätte man noch mehr rausholen können. Mit der Komplexität eines "Fight Club" kann "Who Am I" nicht dienen, aber das hat der Film auch gar nicht vor.
Fazit: Baran bo Odar ist mit "Who Am I" sowohl eine großartige Hommage an David Finchers Fight Club als auch ein spannender Hackerthriller gelungen. Eine packende und düstere Atmosphäre sowie ein toller Cast sind ein guter Ausgleich für die paar Schwächen des Drehbuchs.
Festgefahren. Eintagsfliege. Das sind zwei Begriffe, mit denen Neill Blomkamp aktuell häufig bezeichnet wird. Festgefahren? Eine Haltung, die ich durchaus nachvollziehen kann. Blomkamp bleibt seiner Heimat treu und lässt "Chappie" nach "District 9" abermals im Untergrund Johannesburgs, Südafrika, spielen. Ich habe momentan allerdings nichts daran auszusetzen, erzählt "Chappie" schließlich eine gänzlich andere Geschichte. Dennoch bin ich froh, dass sich Blomkamp in seinem nächsten Projekt dem Weltraum und gewissen außerirdischen Lebensformen widmet. Auf Dauer wird das Südafrika-Setting zwangsläufig eine ermüdende Wirkung entfalten, ich fühle mich da nach "Chappie" jedenfalls vollkommen gesättigt. Eintagsfliege? Dem muss ich vehement widersprechen! Sicherlich, "Elysium" war kein großer Wurf, allerdings auch weit weg von einem schlechten Film. Wegen "District 9" wird Blomkamp bei mir wohl auf ewig einen Stein im Brett haben und daher hatte ich in "Chappie" vollstes Vertrauen. Mit seinem dritten Kinofilm hat er meiner Meinung nach ein großartiges Comeback gefeiert!
Zu Beginn des Films bedient sich Blomkamp seines altbekannten Stilmittels. Via Nachrichtenformaten und Handkameravideos schildert er die Ausgangslage der Geschichte. Um der grassierenden Kriminalität in Johannesburg Herr zu werden, beauftragt die Polizei die von Michelle Bradley (Sigourney Weaver) geleitete Firma Tetra Vaal damit, Kampfroboter herzustellen. Dabei spaltet sich die Forschung in zwei konkurrierende Lager. Auf der einen Seite das Ingenieur- und IT-Genie Deon Wilson (Dev Patel), der die Forschung an K.I. basierten, menschengroßen Robotern vorantreibt. Auf der anderen Seite der Ex-Soldat Vincent Moore (Hugh Jackman), welcher die K.I. als gefährlich betrachtet und stattdessen auf die von Menschenhand gesteuerte, metergroße Kampfmaschine "Moose" (dt. "Elch") setzt. Mit Hilfe der K.I. Roboter kann die Polizei die Kriminalität drastisch senken, Moore findet in der Firma also kein Gehör. Schließlich gelingt Wilson die Perfektionierung der K.I., die er trotz Verbots an einem ausrangierten Roboter testet... Das ist die Ausgangslage der Geschichte und danach hat es sich bereits mit dem Nachrichten-Stilmittel. Alles weitere serviert Blomkamp in klassischen Bildern.
Ab einem gewissen Punkt wird man als Zuschauer unweigerlich an einen Scheideweg gelangen - und zwar dann, wenn die beiden Gangster Yolandi (Yolandi Visser) und Ninja (Watkin Tudor Jones) einen größeren Part in der Handlung einnehmen. Hier ein kleiner Exkurs für alle Unwissenden: Yolandi Visser und "Ninja" Watkin Tudor Jones sind im echten Leben besser bekannt als die südafrikanische Band "Die Antwoord", welche zumeist durch kontroversen und sperrigen Content auffällt. Obendrein sind sie sehr gut mit Neill Blomkamp befreundet. Jedenfalls tun beide das, was sie am besten können: Sie spielen sich selbst - mit aller Härte! Das muss man mögen oder eben nicht! Mir gefallen ihre Figuren außerordentlich gut und vor allem weil sie in ihre Antwoord-Rollen schlüpfen, kommen ihre schauspielerischen Leistungen ziemlich authentisch rüber. Dagegen wirkt z.B. ein Hugh Jackman, der ansonsten eine gute Leistung abliefert, gradezu blass. Darüberhinaus hat Ninja im Deutschen die Synchronstimme des Jesse Pinkman aus Breaking Bad, was hier einfach wie die Faust aufs Auge passt. Begeistert wurde ich ebenfalls von Dev Patel, der vor allem dann glänzt, wenn er Aggressionen zeigen darf. Sigourney Weaver war dagegen verschenktes Potential, ihre Rolle ist kaum der Rede wert. Sie wurde einzig und allein wegen ihres großen Namens engagiert. Sharlto Copley kann ich persönlich nicht beurteilen, da ich den Film im Deutschen gesehen habe. Die deutsche Synchro macht den Job aber wirklich wirklich gut.
Ich liebe den Charakter Chappie! Zu jeder Zeit fühlt man mit diesem Charakter mit. Neben der oben erwähnten Synchro und der animierten Gestik sowie Mimik hat hier Blomkamp als Drehbuchautor ganze Arbeit geleistet! Chappie ist liebenswürdig, sympathisch, lebensfroh und lernfreudig. Er kann in einem Moment witzig und im nächsten Moment bedrohlich sein. Einerseits naiv und begeistert wie ein Kind und andererseits erschüttert und gezeichnet vom harten Leben in Johannesburg. Er folgt einem stetigen Lernprozess, in der Gesamtheit seiner Gefühle ist er von einem Menschen kaum zu unterscheiden. Blomkamp lässt im Zuge der Mensch-gegen-Maschine-Thematik mehrere interessante Gedankengänge in die Geschichte miteinfließen. So gibt es z.B. kein klassisches Gut und Böse. Was letztendlich zählt, sind Chappies Erfahrungen. Das Leben ist ein ständiger Lernprozess und grade als Kind hat man viel zu lernen. Eine gute Erziehung ist das wichtigste im Leben eines Kindes, Chappie hat sowohl gute Elternteile und Lehrer als auch schlechte. Dazu zählen Deon Wilson, Vincent Moore, Yolandi, Ninja und viele mehr. Ein Beispiel: Die Szene, in der Yolandi ihm aus dem Buch vorliest, was für ein Moment! Das erinnerte mich an meine Kindheit. Wohlgemerkt, manche Charaktere sind dabei sowohl gute als auch schlechte Erzieher. Zurück zu Chappie: Er lernt, stellt Fragen, kopiert Verhaltensweisen, reflektiert Verhaltensweisen, drückt seine Gefühle aus. Mit jeder gemachten Erfahrung erhöht sich die Komplexität seines Bewusstseins, seiner Identität. Er agiert und reagiert als "schwarzes Schaf" der Gesellschaft. Ein Welt- und Menschenbild kristallisiert sich heraus und irgendwann muss sich Chappie mit seinen Idealen auseinandersetzen. Allgemein kann Chappie nur so gut oder böse sein wie die Menschen in seinem Umfeld. Als stark empfand ich ebenfalls die Gotteskritik im Film, auch wenn diese nur kurz angerissen wurde. "Warum hast du mich erschaffen, wenn ich doch nur sterbe?" So begleitet man Chappie von der ersten bis zur letzten Sekunde an auf seinem Lernzprozess. Nie wird es langweilig, es bleibt immer spannend und interessant.
Glücklicherweise legt Blomkamp größtenteils Wert auf eine ruhige und charakterbezogene Inszenierung. Actionelemente sind natürlich auch vorhanden, diese halten sich aber in Grenzen und dienen lediglich der Unterstützung des Plots. Was ich etwas vermisst habe, war die explizite Gewaltdarstellung aus Blomkamps beiden Vorgängerfilmen. Sicherlich liefert er harte Action (vor allem am Ende), aber da wäre oft noch mehr möglich gewesen. Was die Kriminalität in Johannesburg angeht, hat Blomkamp hier natürlich wieder ein gelungenes Bild gezeichnet. Großes Lob muss man ebenfalls der Arbeit an den visuellen Effekten entgegenbringen. Die Roboter (Design, Gestik, Mimik, etc.) sehen schon ziemlich klasse und glaubhaft aus.
Ein besonderes Highlight war für mich die Musikuntermalung. Blomkamp arbeitet sich hier einmal quer durch das OEuvre der "Antwoord" und mich als Liebhaber dieser Band hat es sehr gefreut, Yolandis und Ninjas Rap in den Ohren zu haben. "Aai aai aai, I am your butterfly. I need your protection, be my samurai." :-) Für die passende, instrumentalische Untermalung sorgte Hans Zimmer mit einem teils rockigen und teil elektronisch-sphärischen Soundtrack. Ich war überrascht, als ich seinen Namen im Abspann gelesen habe, denn der Soundtrack hörte sich überhaupt nicht nach Zimmer an!
Fazit: Insgesamt hat mich Neill Blomkamp mit "Chappie" ziemlich gut unterhalten. Eine Science Fiction Geschichte über die Mensch-gegen-Maschine-Thematik mit interessanten Gedankengängen. Schade, dass das Werk an den Kinokassen so geflopt ist! Für die Klasse eines "District 9" fehlte mir da zwar ein bisschen, aber ein gelungenes Comeback nach dem mäßigen "Elysium" ist der Film allemal. Eine uneingeschränkte Empfehlung würde ich dennoch nicht aussprechen, da "Die Antwoord" schon sehr speziell ist. Für den vollen Genuss sollte man mit Yolandi und Ninja schon was anfangen können.
Nach diesem Erlebnis muss man erstmal seine Gedanken sammeln. Mit meinem Bruder habe ich den ganzen Abspann lang über das Ende des Films spekuliert, da wir es beide zuerst nicht ganz verstanden hatten. Überall im Kinosaal taten es andere Leute gleich, auch wenn sie natürlich über andere Aspekte des Films gesprochen haben. Dieses Phänomen, dass im Kinosaal während des Abspanns soviel über einen Film diskutiert wurde, habe ich vorher noch nie erlebt. Daran sieht man, der Weltraum bzw. Science Fiction übt eine starke Faszination auf die Menschen aus.
Doch zunächst beginnt alles auf der Erde, die Menschheit steht gegen Ende des 21. Jahrhunderts vor einem Abgrund. Das Klima wird immer trockener, Sandstürme stehen auf der Tagesordnung und die Nutzpflanzen sterben nach und nach alle aus. Nur der Mais bleibt den Menschen, aber auch dessen Tage sind gezählt. Im Geheimen sucht die NASA daher nach einem Ausweg, ihr Blick richtet sich auf den Weltraum und ein neben dem Saturn befindliches Wurmloch. Die Menschheit wurde zwar auf der Erde geboren, aber deswegen muss sie noch lange nicht dort sterben. Während Nolan auf der Erde eine düstere Endzeit-Atmosphäre erschafft, nimmt er den Zuschauer seit dem Moment des Shuttleabflugs mit auf eine atemberaubende Reise in die Weiten des Weltalls.
Dabei bietet "Interstellar" Diskussionspotential en masse, denn Nolan kombiniert geschickt wissenschaftliche Theorien mit philosophischen Gedankengängen. Auch wenn man sich nicht einfach nur berieseln lassen kann, bereitet Nolan die Ansätze der theoretischen Physik zuschauerfreundlich auf. Man bekommt ein gutes Verständnis von Wurmlöchern, Schwarzen Löchern, der Gravitation, etc. und vor allem das Ausmaß der Einsteinschen Relativitätstheorie wird dem Zuschauer hier deutlich vor Augen geführt. Wer an Physik interessiert ist, wird hier denke ich auf jeden Fall seinen Spaß haben. Durch Kombination mit philosophischen Überlegungen geht Nolan der Frage nach dem Wesen des Menschen nach. Was macht den Menschen aus? Was treibt in an? Ist er ein durch und durch emotionales Wesen oder kann er doch rational und wissenschaftlich greifbar gemacht werden? So gut wie jeder Charakter wird in "Interstellar" irgendwann mit der Frage konfrontiert, was für ihn im Leben wichtig ist bzw. was das Leben für ihn speziell überhaupt bedeutet. Es ist interessant zu sehen, wie sich die einzelnen Personen entscheiden und manche davon könnte man sogar in einem Spin-Off weiterführen. Ich persönlich war von Nolans Gedankengängen sehr angetan, vor allem weil er gegen Ende wieder auf seine typischen Aha-Momente zurückgreift. Für Zuschauer in meinem Alter (um die 20) ist es ebenfalls erwähnenswert, dass man sich in Form der Charaktere von John Lithgow und Michael Caine wiederfindet. Diese beiden entsprechen ungefähr unserer Altersklasse, nur halt um 50-70 Jahre gealtert. Eine gewisse Identifikation findet für mich hier also schon automatisch statt und es ist immer spaßig, wenn im Film von "damals" die Rede ist.
Atmosphärisch sind die Reisen durch das Weltall wahrlich herrausragend. In ruhigen Momenten kann man sich an den schönen Bildern erfreuen und in spannenden Momenten wird man quasi in den Sitz gepresst. Verantwortlich dafür sind die meisterhaften visuellen Effekte, die realistische Soundkulisse sowie Hans Zimmers Soundtrack. Der Anblick von Wurmlöchern, Schwarzen Löchern oder einfach nur von Planeten hat schon was an sich und im Kontrast zu dem winzigkleinen Raumschiff kommt die Erhabenheit des Weltalls sehr gut zur Geltung. Die Soundkulisse und Zimmers Soundtrack unterstreichen die Bilder und Effekte stets passend. Im Weltall gibt es keine Geräusche sondern nur im Inneren des Raumschiffs bzw. der Raumanzüge. Das kann sowohl die Spannung anheizen als auch die Schönheit der Bilder hervorheben. Ähnlich fungiert Zimmers Soundtrack. Je nach Situation wechselt er zwischen leise und laut (in 1-2 Szenen zu laut) oder wird sogar ganz abgestellt. Die Main Theme habe ich jetzt auf jeden Fall schon lieben gelernt. Trotz all der Ernsthaftigkeit des Films bleibt er dennoch nicht vollkommen humorlos. Cooper (McConaughey) und seine Tochter (Foy) sind vom Typ her schon sarkastisch ausgelegt, aber die Highlights bilden hier eindeutig die Roboter mit KI. Die Gespräche mit den Robotern sind einfach zu herrlich und immer einen Lacher wert.
Schauspielerisch siedelt sich "Interstellar" ebenfalls in der Spitzenklasse an. Allen voran geht Matthew McConaughey, der hier wirklich beeindruckend und emotional spielt. Eine große (Neu)Entdeckung dürfte wohl Mackenzie Foy als McConaugheys Filmtochter darstellen. Unglaublich, was sie hier mit ihren 14 Jahren auf die Leinwand bringt! Vor allem diese beiden Schauspieler sorgen in "Interstellar" für einige Szenen, die ordentlich unter die Haut gehen. Hinzu gesellen sich z.B. Nolan-Urgestein Michael Caine sowie Anne Hathaway, Jessica Chastain, Matt Damon, John Lithgow und Casey Affleck, welche den Cast mit ihrem Schauspiel bereichern. Besonders unterhaltsam an dem Cast ist die Tatsache, dass ihre jeweiligen Auftritte weit über den Film verteilt sind. Daher kann man während des Handlungsverlaufs immer spekulieren, wer wann auftaucht und welche Figur spielen wird.
Alles in allem ist Nolan hier ein intelligenter Beitrag zum Science Fiction Genre gelungen. Eine interessante und spannende Handlung in Kombination mit einer herausragenden atmosphärischen Ausarbeitung sorgen trotz einer Laufzeit von 169 Minuten für unterhaltsame Kurzweil. Es kamen für mich keine Längen auf und die oft von manchen Kritiken angesprochenen großen Logikfehler konnte ich auch nicht finden. Stilistisch ähnelt "Interstellar" den Werken 2001 - A Space Odyssey und Gravity. Eine gewisse Grundbegeisterung für diese beiden Filme dürfte für das Sehvergnügen sehr zuträglich sein. Einen Vergleich mit anderen Nolan-Werken sollte man allerdings gar nicht erst ziehen, denn "Interstellar" ist grundlegend anders. Verschachtelungen sucht man hier vergeblich, der Film ist linear aber dennoch ambitioniert und für mich nicht vorhersehbar. Mich hat die Umsetzung dieser Science Fiction Thematik jedenfalls ziemlich begeistert
Nun, wer hätte das vor vier Jahren schon für möglich gehalten? Mit dem Reboot von Tim Burton 2001 hat sich Hollywood an der "Planet der Affen"-Thematik ordentlich die Finger verbrannt. Man sollte meinen, dass die Produzenten diesen Stoff auf ewig ignorieren würden. Jetzt erlebt Pierre Boulles Vorlage eine wahrhaftige Renaissance. 2011 sorgte der Regie-Neuling Rupert Wyatt für eine große Sommer-Überraschung, indem er in einem Blockbuster die Priorität auf Storyaufbau und Charakterarbeit legte, während Action und Effekte nur als Unterstützung dienten. Von diesem Erfolgsteam blieben der Fortsetzung nur die Drehbuchautoren Rick Jaffa und Amanda Silver sowie der Schauspieler Andy Serkis erhalten. Auf dem Regiestuhl saß nun Matt Reeves, ebenfalls im Science Fiction Genre bewandert, doch konnte er das Niveau seines Vorgängers halten? Mit Freuden kann ich ganz klar sagen: Ja!
Die Beschreibung "Blockbuster" trifft zwar bedeutend mehr auf "Revolution" zu als auf seinen Vorgänger, er versinkt deswegen aber noch lange nicht im Massenbrei. Die Geschichte ist jetzt größer aufgezogen, daher bedarf es auch eines größeren Action-Anteils, nichtsdestotrotz liegt das Augenmerk weiterhin auf den Charakteren. "Revolution" beschreibt das Aufeinandertreffen und den Konflikt zweier Völkergruppen, die sich so noch nie begegnet sind. Die Menschen haben Affen nur als wilde Tiere oder Zootiere in Erinnerung und die meisten der Affen sind fernab von Menschen aufgewachsen. Daher nimmt sich der Film zu Beginn Zeit, die Sachlage beider Gruppen zu beleuchten. Die Affen-Gruppe hat sich nach der Pandemie zu einem höher entwickelten Waldvolk entwickelt, was zu Beginn des Film sehr beeindruckend bebildert wird. Gesprochene Worte sind jetzt häufiger zu hören, den Großteil stellt aber immer noch die Zeichensprache dar. Wie schon in "Prevolution" verleiht dies den Affen einen ganz speziellen Charakter. Die Menschen dagegen leiden stark unter der Pandemie, in San Francisco verbleiben ein paar hundert an immunen Personen. Ihr Leben ist simpel, Treibstoff-Vorräte versorgen sie aber mit Elektrizität und somit vor dem technischen Kollaps. Eben dieser Vorrat geht nun nur Neige. Ein Staudamm-Elektrizitätswerk im Wald soll Abhilfe leisten, nur wird der Wald von den Affen bewohnt.
Dies ist der Ausgangspunkt für den Konflikt, welcher von mehreren Motiven und Emotionen beeinflusst wird. Dabei greift sich "Revolution" aus beiden Gruppen eine Handvoll Charaktere heraus und gewährt uns Zuschauern einen näheren Einblick. Bei den Menschen wären das z.B. Gary Oldman als Anführer der Menschen und Jason Clarke als Expeditionsführer. Unter den Affen findet man neben Caesar auch weitere Altbekannte wie Koba, Maurice oder Rocket. Das Großartige an dieser Konstellation ist Matt Reeves Feingefühl dafür, keine der Parteien zu vernachlässigen. Weder die Affen noch die Menschen waren mir als Zuschauer egal, ich konnte stets Sympathien entwickeln. Das liegt vor allem daran, dass Handlungsmotive und Emotionen wunderbar ineinandergreifen. Jeder Charakter hat seine persönlichen Erfahrungen gemacht, steht der Gegenpartei daher anders gegenüber und richtet seine Handlungsdevisen danach.
Daraus ergibt sich schließlich ein Film, der es ordentlich in sich hat. Als Zuschauer, dem beide Parteien ans Herz wachsen, ist dieser Stoff definitv kein freudiger oder schöner Film. Reeves Inszenierung ist stets spannend, teilweise sehr nervenaufreibend und/oder emotional. Wendungen schlagen aus dem Nichts zu und schocken eiskalt. Bei manchen Szenen konnte ich einfach kein Popcorn essen oder musste den Cola-Becher auf halbem Weg zum Mund wieder zurückstellen, weil ich von der entsprechenden Szene stark mitgenommen wurde. Die Gesellschaftskritik des Films traf mich daher umso härter. Krieg kennt keinen Gewinner. Und Frieden kann es nur geben, wenn alle vorurteilsfrei dazu bereit sind und an einem Strang ziehen. Nur gibt es leider überall Kriegstreiber, die das Wohl des eigenen Volkes über andere stellen, oder nur an persönlicher Macht interessiert sind. Wenn aus solchen Gründen reihenweise liebgewonnene Lebewesen (ob Mensch ob Affe) gefangen genommen, gefoltert oder einfach nur dahingeschlachtet werden, muss man als Zuschauer schon mehrmals schlucken. Dementsprechend mulmig war mir auch bei dem Cliffhanger-Ende zu Mute. Mir graust es vor Teil 3.
Neben Matt Reeves Inszenierung oder dem Drehbuch (Rick Jaffa, Amanda Silver, Mark Bomback) weiß der Film auf andere Weise ebenfalls zu begeistern. Die Kulissen sehen klasse aus, sei es das verfallene San Francisco, das Dorf der Affen oder einfach nur der Wald. Die visuellen Effekte haben im Vergleich zum Vorgänger nochmal einen Schritt nach vorne gemacht. Die Affen wirken noch detaillierter und authentischer und das bezieht sich auch auf andere gezeigten Tiere. Werden Kulissen und visuelle Effekte miteinander kombiniert, ergibt sich eine außergewöhnliche Bildgewalt. Vor allem Großbildaufnahmen oder Szenen mit Affen in Aktion sehen sehr bombastisch aus. 3D ist zum Großteil ein eher unnötiges Gimmick, aber in den hier genannten Aufnahmen/Szenen entwickelt es doch einen starken Sog. Die Waldszenen seien hier nochmal besonders hervorgehoben. Die schauspielerischen Leistungen sind ebenfalls hervorragend, sowohl von Serkis und Oldman als auch von den eher unbekannten Darstellern wie Jason Clarke, Keri Russell oder Kodi Smit-McPhee. Besonderes Lob gilt Andy Serkis, der jede kleine Gefühlsänderung perfekt trifft. Außerdem strahlt er eine ungemeine Leinwandpräsenz aus, er muss einfach nur da sein und die Szene gehört ihm. Musikalisch ist ebenfalls alles stimmig, Michael Giacchino findet für jede Szene (ob spannend oder emotional) die passenden Töne. Schade finde ich allerdings, dass Giacchino komplett auf Patrick Doyles Hauptthema aus "Prevolution" verzichtet hat.
Bei all der positiven Kritik muss der Film dennoch auch ein paar Negativpunkte einstecken. Es gibt 1-2 Szenen, in denen die Handlung zu vorhersehbar war. Da wusste man vorher schon was passiert bzw. welche Charaktere gleich aufeinandertreffen. Des Weiteren hätte ich mir gewünscht, wenn die Gewaltdarstellung im Film etwas expliziver gewesen wäre. In einigen Szenen vollführt die Kamera lieber einen Schwenk als direkt draufzuhalten. Darüberhinaus muss man manche Aspekte des Endzeit-Szenarios einfach so hinnehmen. Z.B. eine verlassene Tankstelle, von hochgewachsenen Bäumen umgeben. Sowas ist in zehn Jahren einfach nicht möglich.
Nichtsdestotrotz gelang Matt Reeves ein sehenswertes Stück Film, welches ich jedem nur empfehlen kann. Die Frage, welcher Teil der Reihe besser ist, stellt sich mir primär gar nicht. Beide Teile bauen auf einem anderen Standpunkt auf und sind dementsprechend auch unterschiedlich in Szene gesetzt. Man kann sogar soweit gehen und "Revolution" als eigenständigen Film betrachten. Kenntnisse über den Vorgänger sind nicht zwingend notwendig. Letztendlich ist es Geschmackssache, welcher Teil einem mehr zusagt. Für mich sind es beide qualitativ hochwertige Filme mit kleinen Schwächen. "Prevolution" gefiel mir einen Ticken besser, vielleicht wegen der Erstlings-Überraschung, vielleicht weil er kleiner und mehr auf Caesar bezogen war.
10 Jahre Abwesenheit auf der großen Leinwand, 16 Jahre nach der ersten und bisher einzigen us-amerikanischen Version dieses Stoffs. Mit Gareth Edwards hat man hier einem eher unerfahrenen Regisseur die Verantwortung überlassen, sein einziger Film ist das umstrittene Science-Fiction-Drama "Monsters", welches ich persönlich aber genial finde. Ohne die japanischen Godzilla-Originale gesehen zu haben, bin ich der Meinung, dass Edwards genau der richtige Mann für eine Neubelebung des Königs der Monster war. Ich gehöre zwar zu den wenigen, die Roland Emmerichs Interpretation mögen, aber dieser Godzilla ist von einem ganz anderen Kaliber. Emmerichs Version würde er zum Frühstück verspeisen. Warum ist das so?
Nun, es liegt grundsätzlich an der Inszenierung der Geschichte. Schon im Intro, in dem auf die Evolutionstheorie und das japanische Original angespielt wird, merkt man, dass dies ein gänzlich anderer Film wird und in der Blockbuster-Saison nur teilweise etwas zu suchen hat. Edwards lässt sich viel Zeit zur Entfaltung der Charaktere und zum Aufbau der Geschichte. Häppchenweise führt er den Zuschauer an die Geschehnisse heran, stellt Fragen, gibt Antworten und knüpft Verbindungen. Teilweise hört man nur Charaktere reden, keine Musik, der ganze Kinosaal ist still. Als Zuschauer begleitet man dabei Bryan Cranston als AKW-Mitarbeiter Joe Brody. Cranston spielt hier wie gewohnt großartig, ein Wort an die Kritiker und Skeptiker: Von zu wenig Screentime kann hier gar nicht die Rede sein, er hat genau so viel wie er benötigt, um die Story voranzubringen und spannend zu halten. Schauspielerisch ist er allerdings das absolute Highlight des Films. Ken Watanabe spielt gut, Aaron Taylor-Johnson solide und Elizabeth Olsen toll, aber nur mit wenig Screentime.
Es dauert lange, bis sich die erste Action-Szene anbahnt. Diese entläd sich aber mit einer Wucht, dass man in die Sitze gepresst wird. Edwards hat ein großartiges Talent für die Kombination aus Kameraarbeit und Musikuntermalung, was einen großen Teil der düsteren und fesselnden Atmosphäre ausmacht. Mit dieser Szene setzen die ersten Interpretationsmöglichkeiten ein. Ich fühlte mich zumindest sehr an die Fukushima-Katastrophe erinnert, bei den Folgen des Film-Unglücks an Chernobyl. Als Kritik am Atomkraft-Wahnsinn funktioniert Godzilla hervorragend, dies zieht sich übrigens durch den ganzen Film und wird später meiner Meinung nach sogar noch deutlicher. Kehren wir aber erstmal wieder zurück zu den Geschehnissen. Nach dem ersten Monsterauftritt verliert Edwards keineswegs den Überblick. Er hetzt nicht von Actionszene zu Actionszene, sondern setzt gezielt Spitzen. Eine Szene war für mich zum Beispiel eine herrliche Anspielung auf Cloverfield. Als Zuschauer regt man sich gewiss über die miesen Cuts auf, ich kann aber versichern, dass man am Ende dafür entlohnt wird.
Währenddessen weilt die Kamera oft bei den Menschen, zeigt ihre Machtlosigkeit gegenüber der Katastrophe. Edwards lässt die Wissenschaftler und Militärs Lösungsvorschläge ausloten, wobei sich auch hier offenbart, wie klein der Mensch doch eigentlich ist. Der Natur lässt sich nunmal nicht vom einem Menschen kontrollieren - vor allem nicht von seiner Unwissenheit. Der Ozean ist tief, die Tiefsee weitestgehend unerforscht. Diesbezüglich fand ich die Erklärungen über den Ursprung der Bestien und den Zusammenhang zum Original-Godzilla ziemlich interessant. Frank Schätzing lässt grüßen. Gleichzeitig habe ich Godzillas Kampf gegen die MUTOs auch als eine Art Metapher für die unkontrollierbare Macht gesehen, die der Mensch erschaffen kann. Im zweiten Weltkrieg haben die US-Amerikaner ohne Rücksicht auf Folgen Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki geworfen, im Kalten Krieg stand die Menschheit durch einen drohenden Atomkrieg kurz vor ihrem Ende. Heutzutage setzen die Regierungen zwar auf Abrüstung, in der Waffentechnologie wird aber dennoch in anderen Bereichen weitergeforscht.
Gegen Ende, als das große Finale näher rückte, musste ich aber leider feststellen, dass mir die menschlichen Charaktere zunehmend auf die Nerven gingen. Aaron Taylor-Johnson spielt den typischen Unsterblich-Soldaten und die Monster sind einfach bedeutend interessanter. Einzige Ausnahme bildet da die aus den Trailern bekannte Flugzeugszene, die ist einfach nur der Wahnsinn! Glücklicherweise hat man sogar den Soundtrack aus "2001" übernommen. Positiv überrascht war ich ebenfalls über die Tatsache, dass sowohl Godzilla als auch die MUTOs Charakterzüge besaßen und ich für beide Parteien Sympathien entwickelte. Aber nicht nur aus diesem Grund empfand ich den Showdown als atemberaubend. Godzilla erstrahlt hier in seiner ganzen Pracht, der Kampf strahlt eine enorme Bildgewalt aus. Ein Großteil geht natürlich auf die Kappe der fantastischen Effekte, die durch Motion Capture verfeinert wurden. Auch die Musikuntermalung übt dabei großen Einfluss aus. Die allgemeine Soundkulisse tut ihr übriges, der Kinosaal erbebte vor Bass und Dröhnen und dazu Godzilla Schrei... Was will man mehr? Eine Szene hat mir besonders gefallen, da Godzilla hier in alter "King Kong"-Manier auf einen MUTO eindrischt - eine ziemlich amüsante Anspielung. Spätestens nach dem Showdown ist klar, dass Emmerichs Godzilla gegen Edwards Version keine Chance hat. Dieser Godzilla ist wahrlich der König der Monster, der Gott, der Alpha-Predator. Ich mag Emmerichs Godzilla wirklich gerne, aber im Vergleich ist es doch nur eine mutierte Echse.
Fazit: Ich kann diesen Film nur empfehlen. Sicherlich kein perfekter Film, aber dieser Godzilla bietet hier eine erfrischende Abwechslung von den reinen Effekt-Blockbustern wie Transformers, etc. Außerdem bügelt er die Schwächen in Sachen Atmosphäre und Storytelling aus, die Pacific Rim letztes Jahr noch hatte. Edwards nimmt sich nicht nur Zeit für die großartigen Actionszenen sondern auch für die ruhigen Momente. Alles in allem eine gelungene Rückkehr des Königs der Monster auf die große Leinwand. Ich hoffe auf eine Fortsetzung, natürlich wieder unter der Regie von Gareth Edwards!
Da ist er nun, der erste Mainstream/Blockbuster-Film von Darren Aronofsky. Schon in den ersten Minuten merkt man, dass hier ein Mann am Werk ist, der bisher nur Independant-Filme gedreht hat. Denn "Noah" ist ein Film, der vollkommen anders inszeniert wurde, als man es eigentlich von einem Blockbuster erwarten würde. Es dominieren sehr ruhige und charakterbasierte Szenen, der Action-Anteil beträgt höchstens 10-15 Prozent.
Die Handlung der Bibel-Vorlage dürfte hinlänglich bekannt sein. Gott (im Film nur "Der Schöpfer" genannt) ist erzürnt über die sündhaften Menschen, möchte die Erde durch eine Sintflut reinigen und einen Neuanfang vollbringen. Er trägt Noah auf, eine Arche zu bauen, um die Artenvielfalt der Lebewesen zu erhalten und zu schützen. Es ist an dieser Stelle wichtig zu erwähnen, dass sich Aronofsky viele Freiheiten herausnimmt und die Story-Vorlage teilweise stark verändert. Bei den Änderungen wurde aber stets auf Authentizität und Plausibilität geachtet. Des Weiteren nimmt der Bau der Arche nur einen kleinen Teil der Handlung ein, Aronofsky widmet sich der Handlung vor und nach dem Bau ebenfalls auf großzügige und detaillierte Weise.
Der Anfang des Film zieht sich, da hier noch absolut keine Spannung aufgebaut wird und man sich als Zuschauer erstmal zurecht finden muss. Die uns bekannte Erde wird durch Fantasy-Elemente verzerrt dargestellt und sowohl Noah als auch seine Familie sind zu Beginn stark gewöhnungsbedürftig. Dies ändert sich aber im Verlauf der Handlung, jeder Charakter ist einzigartig, ihre Motive und Ziele werden detailliert ausgearbeitet. Darüberhinaus zieht Aronofsky das Tempo mit dem Bau der Arche deutlich an und hält das Spannungs-Niveau bis zum Ende hin extrem hoch. Der gesamte Film strahlt eine enorme Bildgewalt aus, in Kombination mit Clint Mansells aufreibendem Soundtrack wird man als Zuschauer einfach nur in den Sitz gepresst. Es ergeben sich einige sehr intensive Szenen, das Leid der Menschen geht durch Mark und Bein. Des Weiteren ist der Film teilwiese ziemlich brutal und blutig, eine FSK12-Bewertung erscheint in diesen Szenen äußerst fragwürdig. Die Großaufnahmen sind Augenöffner, ihren Höhepunkt findet die Bildgewalt im Kampf der steinernen Wächter gegen die Menschen. Fantasy-Epos in Perfektion! Wer jetzt aber denkt, dass der größte Spaß des Films schon vergangen ist, irrt gewaltig. Denn aus dem Fantasy-Epos heraus dreht Aronofsky das Genre um 180° und kreiert ein nervenzerfetzendes Charakterdrama. Es kommen nie gekannte Charakterzüge zu Tage, die Spannung steigt nochmals bedeutend an, alles läuft auf eine bestimmte Entscheidung hinaus. Auch hier vermag es Clint Mansell, die Intensität durch seinen Soundtrack zu verstärken.
Wie man als Zuschauer mit der allgemeinen Bibel-Vorlage umgeht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich persönlich sehe es aber als Kritikpunkt an, dass man gewisse Dinge akzeptieren muss, obwohl sie an sich nicht logsich erklärt werden können. Das betrifft zum Beispiel die Existenz von Adam und Eva oder dass aus einem Männchen und einem Weibchen eine komplette Art neuentstehen kann. So war ich vom Ende des Films ebenfalls etwas enttäuscht, da es stark religiös angehaucht ist. Ein offenes Ende hätte mir besser gefallen.
Nichtsdestotrotz ergibt sich "Noah" nicht nur religiösem Gedankengut, sondern übt ordentliche Kritik am Menschen aus, die eher wissenschaftlich und philosophisch verankert ist. Dabei geht der Film auf das Wesen und die Taten der Menschen ein. Was macht den Menschen aus, ist er ein gutes oder ein böses Wesen? Es steht fest, dass er der Macht- und Habgier verfallen ist, den Planeten und die Natur ausbeutet und sich selbst durch zahllose Kriege niedermetzelt. Verdient der Mensch überhaupt das Leben? Was veranlasst den Menschen zu solchen Taten? Der Film bietet darauf im Bezug auf Gott eine sehr interessante Theorie. Abseits davon enthält "Noah" eine schön bebilderte Szene, in welcher der Schöpfungsbericht mit der wissenschaftlichen Entstehung des Universums und der Evolutionstheorie kombiniert wird.
Die von mir hochgelobte Bildgewalt fußt auf Naturaufnahmen und den visuellen Effekten. Mit Island hat sich Aronofsky ein schönes Stück Natur ausgesucht, die Aufnahmen sind einfach nur klasse. Gleiches gilt für die visuellen Effekte, wobei man hier aber an die Grenzen der Technik stößt. Die Großaufnahmen u.a. der Tiere sind bombastisch, die Wächter sind ebenfalls toll animiert, bei Nahaufnahmen der Tiere hapert es jedoch abundzu. Der Detailreichtum der Animationen steht außer Frage, in Nahaufnahmen sieht man mehreren Tieren leider dennoch an, dass sie animiert sind.
Schließlich noch ein Wort zum Cast, der hier durchweg überragende Leistungen darbringt. Russell Crowe ist eine Wucht, Noahs Charakterwandel bringt er stets authentisch rüber. Im Zusammenspiel mit seinen Schauspiel-Kollegen/innen ergeben sich viele emotionale und intensive Szenen. Ihm zur Seite stehen u.a. Jennifer Connelly, Emma Watson, Logan Lerman, Ray Winstone und Anthony Hopkins. Jennifer Connelly (Noahs Frau Naama) spielt gewohnt überzeugend, Ray Winstone mimt den Antagonisten Tubal-Kain auf besonders fiese und gerissene Art. Anthony Hopkins (Noahs Großvater Methusalem) sieht man selten, er sorgt aber für die ein oder andere lustige Szene und ist stets von einer mysteriösen Aura umgeben. Selbst aus Logan Lerman (Noahs Sohn Ham) konnte Aronofsky eine klasse Schauspiel-Leistung herauskitzeln, das hätte ich von Lerman nicht erwartet. Der heimliche Star des Casts ist für mich aber Emma Watson (Noahs Adoptivtochter Ila). Hier kann sie endlich zeigen, was in ihr steckt. Ich mochte sie schon in den Potter-Filmen, allerdings konnte sie ihr schauspielerisches Potential dort nie richtig entfalten. Hier hat sie endlich die Möglichkeit dazu und wenn sie so weitermacht, wird sie definitv eine große Zukunft haben!
Fazit: "Noah" ist zwar kein perfekter, aber definitv ein sehenswerter Film. Darren Aronofsky nimmt sich einer bekannten Bibel-Geschichte an, formt sie um, fügt kritische Untertöne ein und eröffnet dem Zuschauer somit neue Einblicke. Fantasy-Epos trifft Charakterdrama, ein Blockbuster der anderen Art.