J.F.Lannister - Kommentare
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Alle Kommentare von J.F.Lannister
Es war einmal, 1870 um genau zu sein: Da reiste ein 16-jähriger Junge von der herben Kälte Schottlands in die Gluthitze Amerikas, um seine Liebe zu finden. Sein Name war Jay. Ihr Name war Rose.
So beginnt dieser 80-minütige, britisch-neuseeländische Neo-Western names "Slow West", der in mehrerer Hinsicht zu überraschen weiß. Allein der Filmtitel beinhaltet schon mehr als eine Bedeutung. Slow West, das ist ein langsamer Western. Ein Western, der sich Zeit nimmt und mit ruhigem Erzähltempo durch die Weiten und Engen des nicht zivilisierten Amerikas führt. 80 Minuten mögen kurz erscheinen, aber das täuscht. Als der Abspann lief, erschienen mir diese 80 Minuten als genau richtig. Der Film ist weder zu kurz noch zu lang geraten, weil er sich genau die Zeit für seine Charaktere und die erzählte Geschichte nimmt, die er braucht. Längen kommen dahingehend zu keiner einzigen Sekunde auf.
Slow West, das beschreibt jedoch ebenfalls das langsame Voranschreiten der Pioniere und der Zivilisation, die stetig ihren Weg Richtung Westen bestreiten. Indianervölker, die unnachgiebig und brutal aus ihren Territorien vertrieben werden. Kopfgeldjäger, die auf der Suche nach Arbeit immer weiter Richtung Westen vordringen und mit dem unbekannten Niemandsland konfrontiert werden. Mittellose Immigranten, die zu Verzweiflungstaten gezwungen werden. Ein Vater, der mit seinen Töchtern aufgrund eines Mordes nach Amerika flieht, um von diesem Verbrechen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten wieder eingeholt zu werden. Ein naiver, adliger Junge auf der Suche nach seiner Liebe, dessen Idealbild des Westens gnadenlos zerstört wird.
Slow West ist das Erstlingswerk von John Maclean, welcher hier sein eigenes Drehbuch umgesetzt hat, zusammen mit dem Kameramann Robbie Ryan ist ihm ein außergewöhnliches Stück Film gelungen. Seine Charaktere beschreibt und inszeniert Maclean schlicht, aber doch tiefsinnig. Egal, wie groß oder klein ihre Leinwandzeit auch ausfallen mag, als Zuschauer bekommt man immer ein prägendes und individuelles Gefühl für die Charaktere. Das fängt mit ihrer Einführung an, geht über die Darstellung und Entwicklung im Verlauf der Handlung hinaus und wird zum Ende hin abgerundet. Bei so gut wie jedem der Charaktere kann man davon ausgehen, dass sie irgendwann einen für den Zuschauer unbekannten oder nicht erwarteten Weg einschlagen.
Neben seinem Drehbuch - an dieser Stelle Lob für die Dialoge und die Situationskomik - ist es die hervorragende Auswahl der Schauspieler, welche die Charaktere zum Leben erwecken. Dabei setzt Malean mit Ausnahme der Hauptdarsteller auf unbekanntere Schauspieler, von denen vor allem Caren Pistorius als Rose zu erwähnen ist. In weiteren Nebenrollen sieht man z.B. Rory McCann aus Game of Thrones oder mehrere Nebendarsteller aus Peter Jacksons Mittelerde-Filmen. Michael Fassbender spielt den abgebrühten und rauen Kopfgeldjäger Silas Selleck gewohnt klasse, aber auch Ben Mendelssohn als Kopfgeldjäger Payne braucht sich hinter ihm nicht zu verstecken. Die Rolle des naiven, adligen Jungen Jay könnte mit Kodi Smit-McPhee gar nicht perfekter gecastet worden sein. Er will so überhaupt nicht in das Westernsetting passen, aber genau deshalb kann er Jay auch so gut darstellen.
Falls jemand von der Geschichte und den Charakteren nicht überzeugt werden sollte, so wird er zumindest den präsentierten Landschaftsaufnahmen verfallen! Einen Western nicht nur in den USA sondern auch in Neuseeland zu drehen, ist definitiv ein genialer Einfall. Die Bilder und die Farbgebung sind absolut berauschend und muten fast schon märchenhaft an. Im Kontrast dazu steht die realistische Härte des Films, die sich jedoch nicht mit den Bildern und Farben beißt, sondern mit ihnen zu einer die Handlung verstärkenden Atmosphäre zusammenwächst. Das Märchenhafte steht für Jays Weltbild, wir als Zuschauer sehen den Westen durch ihn als idealisierte Welt.
Slow West hat grade mal eine Filmlänge von 80 Minuten, aber mit diesen 80 Minuten gelingt John Maclean eine vollkommene Demontur des romantisierten Wilden Westens und des Pioniergeists, welche durch frühere Westernfilme hervorgerufen wurden. Leichen pflastern den Weg einer glücklichen, aus Trümmern bestehenden Familie.
Achtung! Diese Kritik kann Spuren von Wolfgang Schmitt jun. enthalten!
Am Anfag war "Casino Royale". Martin Campbell vollzog einen radikalen Neustart, warf Altlasten über Bord und präsentierte mit Daniel Craig einen neuen, frischen Bond. Für mich stellt Campbells Werks ein meisterhaftes Agentendrama dar. Nach Marc Fosters missglücktem "Ein Quantum Trost" folgte Sam Mendes mit "Skyfall". Mendes führte Campbells Charakterstudie fort, schlug jedoch gleichzeitig die Brücke zurück zum klassischen Bond-Stil, mit "Spectre" geht er den klassischen Weg noch weiter. Die zahlreichen negativen Kritiken kann ich allerdings nicht so recht verstehen. Klar, wenn man "Spectre" mit "Casino Royale" vergleicht, kann der Film als klassischer Agenten-Actionstreifen nur verlieren, aber einen Vergleich mit "Skyfall" hält er locker Stand.
Das fängt schon mit der großartigen Startsequenz in Mexiko City an. Bond, der ruhig durch die feiernden Massen läuft und am Ende auf dem Dach landet. Ich glaube, ich habe noch nie jemanden so cool und lässig laufen sehen wie Bond auf dem Dach! Sam Mendes hat ein gutes Gespür für Actionszenen, er weiß genau wie die Schauspieler handeln sollen, wie er die Kulissen mit einbezieht, wann er welche Musik und in welcher Lautstärke einsetzt und wie er die Musik mit dem Bild- und Tonschnitt kombiniert. Jede der Actionszenen (Mexico City, die Kämpfe gegen Bautistas Mr. Hinx, London,...) in ein kleines Highlight für sich, teilweise hatte ich das Gefühl, dass Craig erst hier wirklich vollkommen zu Bond reift. Eine weitere Stärke der Actionszenen ist die Tatsache, dass Mendes nicht einfach nur zwischen ruhigen und actiongeladenen Szenen wechselt. Stattdessen verbindet er sie durch eine geschickte Kombination aus Bild- und Tonschnitt, er schafft einen fließenden Übergang und erzeugt somit ein Gefühl von einem größeren Ganzen.
Wenn man den Actionszenen oder Spectre allgemein etwas vorwerfen kann, dann ist es der Umstand, dass der Film teilweise zu Bond-klassisch gehalten ist. Léa Seydoux als Bondgirl Madeleine Swann kommt zu 80-90% nicht über die typische Rolle des reinen Love Interests oder der Jungfrau in Nöten hinaus. Um ihren Charakter und die Beziehung zu Bond glaubwürdig darzustellen, wird Léa Seydoux zu wenig Zeit gewidmet. Allerdings ist dies kein Einzelfall, denn auch "Ein Quantum Trost" und "Skyfall" hatten Probleme, ein wirklich bedeutungsvolles Bondgirl auf die Leinwand zu bringen. Bisher ist das nur "Casino Royale" mit Eva Green als Vesper Lynd gelungen. Schön fand ich dagegen Léa Seydouxs Rolle im finalen Showdown. Dort tritt sie zwar nur passiv auf, ist nichtsdestotrotz aber ein wichtiges Handlungselement, welches der Antagonie zwischen Bond und Oberhauser mehr Tiefe verleiht. Auch Monica Belluccis Kurzauftritt hat mir sehr gut gefallen: diese Andeutungen und Versuche eines Liebesspiels, eine Gratwanderung, die jeden Moment zu kippen droht. Gab es so eine Szenen jemals in einem der früheren Bondfilme?
Der Ansatz eines klassischen Bonds bringt noch zwei weitere Nachteile mit sich. Einerseits schienen die Drehbuchautoren es für eine coole Idee gehalten zu haben, mehrere Szenen mit Witzen zu untermalen. Oft funktioniert das auch super, manchmal habe ich mir jedoch einen dezenteren Einsatz gewünscht. Dave Bautista gibt einen hervorragenden Handlanger-Schurken ab, bei dem selbst Bond an seine Grenzen gerät und ihn nicht mit fairen Mitteln besiegen kann. Wieso musste man seinen Abgang dann mit einem gewollt witzigen "Scheiße!"-Ausruf kaputt machen? Das passte überhaupt nicht zu seinem Charakter, sein Abgang wird ihm so auch nicht wirklich gerecht.
Andererseits verkommt Bond in manchen Szenen zu einem Mr. Unverwundbar, darf mit seinem Gewehr spazieren gehen, während die Gegner wie Schießbudenfiguren umfallen. Auch dies passte nicht zu Bond dargestelltem Charakter in "Spectre" und der allgemein düsteren Atmosphäre.
Auf Bonds Charakter bezogen, knüpft Sam Mendes an die bisherigen Craig-Bondfilme an und führt die Charakterstudie fort. Wenn man die wenigen oben erwähnten Ramboeinlagen ignoriert, darf Bond auch in "Spectre" häufig Mensch sein, er ist mehr als nur ein einfacher Superagent. Bond wird wieder mit persönlichen Problemen und seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert, physische und psychische Grenzen werden ausgelotet. Wie oben schon erwähnt, wurden die Kämpfe mit Mr. Hinx in dieser Hinsicht perfekt umgesetzt, auch Christoph Waltz Oberhauser darf dabei oftmals mitspielen.
Allgemein bin ich mehr und mehr von den Craig-Bondfilmen fasziniert, da sie als zusammenhängende Reihe funktionieren. Eigentlich hatte ich nur mit "Skyfall"-Verknüpfungen gerechnet, aber dass Mendes sogar den Bogen zurück zu "Casino Royale" und "Ein Quantum Trost" schlägt, hatte ich nicht erwartet und wurde dementsprechend positiv überrascht. Die Art und Weise, wie Mendes diese Verknüpfungen präsentiert, wie er die Organisation Spectre einbaut und welche Rolle Christoph Waltz Oberhauser in alledem spielt, machen die Geschichte erst recht interessant. Ja, die ruhigen Szenen haben ihre Längen, aber sie waren für mich niemals uninteressant, sondern hatten immer eine weiterführende Aussage. Ich bin gespannt, wie es nach "Spectre" weitergeht, welche Geschichte dort erzählt wird und welches Schicksal die Charaktere erleiden werden! Schade, dass Mendes als Regisseur aufhört...
Kann Christoph Waltz eigentlich jemals keinen guten Schurken spielen? Was er hier auf die Leinwand bringt, ist abermals fantastisch, wobei er zudem vom perfektem Timing profitiert, mit dem Mendes Oberhauser in Szene setzt. Zu Beginn sind es nur Andeutungen, vage gehaltene Momente, die Oberhauser schnell in Vergessenheit geraten lassen. Sein erster richtiger Auftritt scheint harmlos, ein simpler Dialog. Welch perfides Spiel Oberhauser treibt, wird dem Zuschauer (und gleichzeitig auch Bond) erst klar, wenn es schon zu spät ist. In Folge dessen liefern sich Craig und Waltz als Bond und Oberhauser einen ordentlichen Schlagabtausch, welcher die Entwicklung beider Charaktere voranschreiten lässt. Dahingehend überzeugt der Showdown auch weniger wegen der Schauwerte, sondern mehr wegen der charakterlichen Auseinandersetzung.
Vor lauter Bonds und Oberhausers sollte man natürlich nicht die sonstigen Charaktere vergessen. Naomi Harris als Eve Moneypenny tritt im Gegensatz zu "Skyfall" in den Hintergrund, was ich schade finde, aber auch verstehen kann. Miss Moneypenny ist jetzt schließlich nicht mehr im Außendienst zusammen mit Bond, sondern eben als Sekretärin tätig. Ausgeglichen wird dies jedoch durch Ben Wishaw als Q, der in "Spectre" einiges mehr zu tun hat als in "Skyfall". Des Weiteren darf Ralph Fiennes zeigen, was er als M so drauf hat. An die Umstellung von Judi Dench auf Ralph Fiennes muss ich mich zwar erst noch gewöhnen, Fiennes macht nichtsdestotrotz einen gelungenen Job. Pluspunkte sammelt M ebenfalls als zentrale Figur in dem Handlungsstrang des Films, der sich durch eine kritische Auseinandersetzung mit dem Überwachungsstaat und dem Drohnenkrieg auseinandersetzt. Von Geheimagenten mit der Lizenz zum Töten kann man halten, was man will, aber sie sind immer noch zuverlässiger als Drohnenangriffe. Ein Geheimagent ist stets vor Ort, sieht den Zielen in die Augen und schätzt die Situation ein. Die Lizenz zum Töten ist gleichzeitig auch die Lizenz zum Nicht-Töten.
Spectre wird übersetzt mit Phantom bzw. Gespenst und als solches kann die Organisation im Film als Sinnbild für die Digitalisierung der heutigen Zeit fungieren. Totale Transparenz wird gefordert, Spectre und Oberhauser sind überall und nirgendwo. Es passt einfach perfekt, dass man Waltz lange Zeit nicht zu Gesicht bekommt. Ebenso wie es perfekt passt, dass Q uns nun als Kind des digitalen Zeitalters und Computerfreak präsentiert wird. Q sowie Bond und M (Dench & Fiennes), zwei Typen aus alter Schule, kämpfen gegen ihren bösen, digitalen Bruder im Geiste. In "Skyfall" sind Bond und Co. noch vor dem Gespenst geflohen, aber jetzt bekämpfen sie es. Vor allem Bond stellt das Analogon zu Oberhauser dar, denn auch er geht als Gespenst umher. Wie z.B. in Skyfall, als er von den Toten zurückkehrte. (Indirekt ja sogar durch jeden neuen Bonddarsteller.) Unglaublich wie viel Sinn die Craig-Reihe im Nachhinein ergibt und sich alles zusammenfügt!
Fazit:
Sam Mendes hat mit "Spectre" nicht nur einen guten James Bond Film abgeliefert, sondern auch die Geschichte des Craig-Bonds erfolgreich weitererzählt. Die Charakterstudie, welche in "Casino Royale" ihren Ursprung hat, führt Mendes sinnvoll fort und kombiniert sie mit dem klassischen Inszenierungsstil der alten Bondfilme. Letzteres bietet Angriffsfläche für Kritik, dementsprechend bleibt "Casino Royale" weiterhin ungeschlagen. Das Niveau von "Skyfall" kann "Spectre" jedoch ohne Mühe halten. Durch die Einführung der Organisation Spectre werden die einzelnen Craig-Bondfilme zu einer direkt aufeinander aufbauenden Geschichte vereint, was zudem interessante Fragen für kommende Filme aufwirft. Ich bin gespannt, welchen Stempel der neue Regisseur der Reihe aufdrücken kann und finde es schade, dass wir Daniel Craig bald als James Bond verlieren. Er mag keine Lust mehr auf Bond haben, in "Spectre" sieht man davon jedoch nichts!
Seht mal da! Drei Titten! --> (.Y.Y.)
- Mark Watney -
Inhalt
Im Jahr 2084 hat die Menschheit den Mars kolonisiert und dort mehrere Kuppelstädte errichtet. Douglas Quaid führt mit seiner Frau Lori ein normales Leben auf der Erde, fühlt sich jedoch unerklärlicherweise vom Mars angezogen. Da seine Frau einem Umzug zum Mars widerstrebt und ihre Ersparnisse für eine Reise nicht ausreichen, folgt Douglas irgendwann einer Werbung der Firma REKALL. Dort werden Urlaubsreisen in Form von künstlichen, aber real wirkenden Erinnerungen für kleines Geld angeboten und Douglas "bucht" trotz Risiken und Warnungen eine solche Reise zum Mars.
Review
"Total Recall" ist ein hervorragender Science-Fiction-Actionfilm, der obendrein zum Nachdenken anregt. Dabei führt Paul Verhoeven den Zuschauer und Arnold Schwarzenegger mit einer klugen Geschichte über Traum und Wirklichkeit mehrmals an der Nase herum und bietet mehrere Interpretationsansätze an, die sogar die Action miteinbeziehen. Abseits des Traum-Wirklichkeit-Handlungsstrangs kann "Total Recall" auch als Film über den Aufstand gegen ein diktatorisches Regime verstanden werden. Den nahezu aussichtlosen Kampf der Rebellen gegen die Truppen des Marsregimes fängt Verhoeven diesbezüglich gekonnt in packenden Bildern ein. Seine zynische Gesellschafskritik greift insbesondere deshalb wunderbar, weil sie sich auf die verschiedenen Handlungsstränge ausbreitet und dabei stets eine andere Bedeutung hat.
Wenn man möchte, kann man sich allerdings auch einfach nur von der Action berieseln lassen, denn diese wurde dank Verhoeven spannend und hart inszeniert. Ronny Cox und Michael Ironside geben zwei überzeugend fiese Schurken ab, Arnie brilliert als Held und kann hier tatsächlich sowas wie schauspielern, Sharon Stone und Rachel Ticotin sorgen für weiblichen Actionausgleich.
Atmosphärisch profitiert "Total Recall" stark von dem Marssetting, die Kulissen sind großartig! Generell entwickelt der Film einen einzigartigen Charme, der sich aus der perfekten Mischung bestehend aus Ernst/Dramatik und Humor/Überzeichnung ergibt. Einzig und allein die Mutantenmasken treffen wie schon bei Robocop überhaupt nicht meinen Geschmack, die sind einfach nur eklig^^ Auf musikalischer Ebene wurde das Projekt Jerry Goldsmith anvertraut, der wie gewohnt einen gelungenen Soundtrack komponierte, welcher vor allem den Spannungsaufbau der Actionszenen und Verfolgungsjagden unterstützt.
Wie seht ihr das Ende der Geschichte?
*SPOILER* Also für mich ist Arnie eindeutig Douglas Quaid und befindet sich in der von REKALL angelegten Erinnerung. Dafür spricht meiner Meinung nach, dass die Handlung nicht unbedingt logisch oder wissenschaftlich korrekt verläuft. Arnie darf den Action-Arnie und Geheimagenten spielen, kann sich aus jeder Situation herauswinden und besiegt am Ende die Bösen. Das Hologramm als Deux-ex-Machina darf dabei natürlich auch nicht fehlen. Er rettet den Planeten und bekommt das Mädchen, genau so wie es zu Beginn von dem REKALL-Leiter vorhergesagt wurde. Darüberhinaus muss die Endszene einfach in einem Traum stattfinden! Oder kann sich jemand rational erklären, wie aus einem bisschen Wasserdampf eine stabile und atembare Marsatmosphäre erstellen werden soll?^^ *SPOILER ENDE*
P.S.: Zockt hier jemand zufällig aktuell das Science-Fiction-Videospiel Soma von Frictional Games? Thematisch könnten die beiden Geschichten nicht unterschiedlicher sein, aber die Ausgangslagen der Hauptgeschichten ähneln sich schon stark und bei beiden stellt sich die Frage nach Traum und Wirklichkeit. Für mich war es ein amüsanter Nebeneffekt, dass ich mir ausgerechnet jetzt "Total Recall" angeschaut habe^^
Nachdem Softwareentwickler Andy Weir im Jahr 2011 die ersten Kapitel auf seiner persönlichen Homepage hochlud, wurde der Science Fiction Roman "Der Marsianer" über eine Kindle- und Audiobook-Version der breiten Öffentlichkeit bekannt und debütierte unter Kritikerlob im März 2014 in Printform. Zu diesem Zeitpunkt waren die Filmrechte schon längst an 20th Century Fox verkauft, zwei Monate später begannen die Verhandlungen mit Regisseur Ridley Scott. "Der Marsianer" ist ein Roman über den Astronauten Mark Watney und seinen spannenden Überlebenskampf auf dem Mars, der sich durch verständliche Beschreibungen der hintergründigen Naturwissenschaft und Technik auszeichnet.
Inhalt:
In einer nahen Zukunft gelingt es der NASA, ein Raumschiff mit Ionenantrieb zu entwicklen, dass eine bemannte Raumfahrt zum Mars möglich macht. Geplant sind fünf sogenannte Ares-Missionen, in denen Teams bestehend aus jeweils sechs Wissenschaftlern zum Mars geschickt werden, um dort Untersuchungen vorzunehmen. Während Ares I und Ares II erfolgreich verlaufen, wird Ares III aufgrund eines schweren Sandsturms zum Abbruch gezwungen. Auf dem Weg zum Marsrückkehrmodul wird der Astronaut Mart Watney (Matt Damon) von der abgebrochenen Satellitenschüssel getroffen, fortgeweht und für tot gehalten. Seine Crew fliegt ohne ihn los. Wider Erwarten überlebt Watney und muss sich ohne Funkkontakt zur Erde bzw. seiner Crew überlegen, wie er es bis Ares IV durchhält, die allerdings erst in vier Jahren eintrifft. Auch die NASA, welcher Watneys Überleben bald auffällt, stellt eigene Überlegungen an.
Kritik:
Von dem Roman "Der Marsianer" hörte ich zum ersten Mal, als ich auf Moviejones einen Artikel zur entsprechenden Filmproduktion las. Ende September dieses Jahres beschloss ich, mir den Roman zu kaufen und habe ihn innerhalb von sechs Tagen verschlungen. Danach musste ich noch weitere zehn Tage bis zum Kinostart ausharren. Bei filmischen Buchadaptionen fragt man sich als Leser natürlich immer, wie gut oder genau die Vorlage umgesetzt wird. Eine 1:1-Adaption ist nicht immer die beste Devise, oft geben die eigenen Ideen des Regisseurs und des Drehbuchautors den Ausschlag zu einem guten Film. Im Fall von "Der Marsianer" ist ein anderer Aspekt bedeutend wichtiger: Eine 1:1-Adaption ist gar nicht möglich, da sich der Watney-Handlungsstrang komplett aus Logucheinträgen zusammensetzt. Von daher war ich von Anfang an gespannt darauf, wie Drew Goddard und Ridley Scott an diesen Umstand herangetreten sind.
Meiner Meinung nach haben die beiden ihren Job sehr gut gemacht, denn die Kernaussage und die Darstellung der Charaktere stimmen. Zwar fallen viele der wissenschaftlichen und technischen Erklärungen im Film weg, aber hätte man diese so einfach in vollem Ausmaß in den Film einbringen können? In "Interstellar" treten dafür z.B. mehrere Personen in einen Dialog und sorgen dementsprechend für Abwechslung. In "Der Marsianer" spricht Watney mit seinem Logbuch, das könnte auf der Leinwand schnell eintönig werden. Ich kann es echt nicht sagen, da müsste man die Nicht-Leser fragen. Mich hat das jedenfalls nicht gestört.
Darüberhinaus wurde die Handlung im Vergleich zur Buchvorlage stellenweise gekürzt, so fehlen z.B. zwei besondere Ereignisse während Watneys Marsaufenthalts. Aber wie oben schon erwähnt: Nicht alles, was im Buch astrein und spannend funktioniert, muss zwangsläufig auch für den Film gelten. Als Buchleser hätte ich die beiden Szenen ebenfalls gerne gesehen, musste aber auch feststellen, dass es für Nicht-Leser eventuell etwas zu viel sein könnte. Stattdessen konzentriert sich Scott auf das Finale und setzt dieses mehr als angemessen um. Natürlich konnte es sich Goddard nicht verkneifen, dass Finale dramaturgisch etwas aufzupeppen und eine Szene einzubauen, die im Roman nur angedeutet wurde und die wissenschaftliche Seriösität etwas verfälscht. Aber warum nicht? Für mich als Buchleser war das ein unerwarter Spaß. Gleiches gilt für die Endszene des Films, die ebenfalls nicht im Roman vorhanden ist, dafür aber offene Fragen beantwortet und der Geschichte mitsamt Botschaft zu einem runden Abschluss verhilft. Dieses Versäumnis würde ich als meinen einzigen Kritikpunkt am Roman bezeichnen.
Generell war ich begeistert davon, wie Scott das Medium Film nutzt, um Momente greifbar zu machen, die über die Grenzen der Buchmöglichkeiten hinausgehen. Einerseits macht er sich die 3D-Technik zu eigen und zaubert beeindruckende und schöne Bilder des Weltraums, des Mars und der Erde auf die Leinwand. Andererseits greift der gemäß der Buchvorlage auf Discosongs der 70er/80er Jahre zurück und baut sie geschickt in die Handlung ein. Streckenweise macht "Der Marsianer" somit den Eindruck eines charmanten Feel-Good-Movies, Harry Gregon-Williams sorgt dagegen für die musikalische Spannung und Dramatik. Insgesamt setzen Goddard und Scott andere Schwerpunkte, bleiben der Kernaussage und den Charakteren jedoch treu und erschaffen ein nahezu ebenso großartiges sowie spannendes Erlebnis wie beim Lesen von Andy Weirs Roman.
Wenn ich von Kernaussage schreibe, dann ist von der Botschaft der Geschichte und der naturwissenschaftlich bzw. technischen Umsetzung die Rede. Als Scott mit den Vorbereitungen begann, schlug Weir eine Zusammenarbeit mit der NASA vor. Die NASA willigte ein und stand dem Projekt, ähnlich wie Kip Thorne bei Interstellar, mit Rat und Tat zur Seite. Hunderte Fragen zu allerlei Themen wurden beantwortet, die NASA stellte Fotos vom Mars, den Kontrollzentren bishin zum Aussehen der Computerbildschirme zur Verfügung. Für einen der Produktionsdesigner organisierte die NASA eine Tour durch das Johnson Space Center, währenddessen er sich mit Spezialisten traf und weitere Fots schoss. Als Zuschauer darf man sich also auf realitätsnahe Bilder freuen, die lediglich in ein Science Fiction Gewand verpackt wurden. Die NASA bestätigt zudem, dass die naturwissenschaftlichen und technischen Fakten bis auf ein paar Kleinigkeiten korrekt dargestellt wurden. So ist z.B. der Sandsturm zu Beginn der Handlung in dieser Stärke gar nicht möglich, da die dünne Marsatmosphäre so etwas nicht zulässt. Aber hey, es ist Science Fiction!
Des Weiteren setzt sich "Der Marsianer" mit dem Pioniergeist der Menschheit und ihrer Sehnsucht nach den Sternen auseinander. Schon immer gab es Menschen, die höher hinaus, die Gefahr in Kauf nehmen und dem Unbekannten trotzen wollten. Der Astronaut ist wohl eine der ultimativsten Auslegungen dieser Art - die Weite des Weltalls oder eben wie hier das Stranden auf einem lebensfeindlichen Planeten. "Der Marsianer" ist nicht nur ein Film über den Überlebenskampf, es ist auch ein Film über die Schönheit des Unbekannten, die Schönheit des Einsamen. Neben dem Lohn der Raumfahrt, speziell der Reise zum Mars, zeigt er jedoch auch schonungslos die Risiken, welche parallel damit einhergehen. Nie war die NASA-Beteiligung an einem Film größer und dies geschah mit Sicherheit nicht ganz uneigennützig. Wer weiß in wie vielen jungen Köpfen Scott das Interesse an der Raumfahrt wecken wird? In gewisser Hinsicht ist "Der Marsianer" also zudem ein NASA-Werbefilm, der jedoch auch auf die Risiken aufmerksam macht. Abseits der Raumfahrt-Thematik vermittelt "Der Marsianer" zudem humanistische Werte, da er beweist, wie zielführend menschliche Zusammenarbeit sein kann.
Bei der Auswahl der Schauspieler hatte Ridley Scott ein sehr gutes Händchen. Matt Damon, dessen Screentime gar nicht mal so groß ist wie erwartet, füllt Mark Watney in all seinen Charakterzügen mit Leben. Watney wurde nicht nur wegen seiner Fähigkeiten als Mechaniker und Botaniker eingestellt, sondern auch wegen seiner menschenfreundlichen Art. Mit seinem Humor soll er die Stimmung auflockern und das Zusammenleben einfacher machen. Diesen Humor bringt Damaon perfekt rüber, auch wenn er im Vergleich zum Buch etwas eingedämmt wurde. Für eine PG13-Beschränkung waren das wohl zu viele Flüche und Vulgärausdrücke.
Neben dem einsamen Mark Watney widmet sich die Handlung der restlichen Ares III Crew (Jessica Chaistain, Kate Mara, Michael Pena, Aksel Hennie, Sebastian Stan) und dem NASA-Team (u.A. Jeff Daniels, Chiwetel Ejiofor, Sean Bean, Kristen Wiig, Donald Glover, Benedict Wong), die ihrerseits wunderbar miteinander harmonieren. Wie im Buch führen die oft gegensetzlichen Ansichten zu interessanten und spannenden Dialogen, glücklicherweise wurde auch der Witz beibehalten. Ein Hoch darauf, dass Sean Bean gecastet wurde, mit ihm schlägt ein bestimmter Dialog noch besser ein als im Buch!
Fazit:
"Der Marsianer" ist ein spannender, dramatischer und lustiger Science Fiction Film über den einsamen Überlebenskampf des Astronauts Mark Watneys auf dem Mars und den Pioniergeist der Menschheit. Natürlich werden die Geschichte und die naturwissenschaftlichen bzw. technischen Zusammenhänge in der Buchvorlage komplexer dargestellt, insgesamt gelang Drehbuchautor Drew Goddard und Regisseur Ridley Scott jedoch eine ordentliche Adaption.
Welcome to Jurassic Park!
Ein Wissenschaftler, der sich fernab der Menschheit in idyllischer Natur ein Forschungslabor eingerichtet hat. Ein Wissenschaftler, der keine Kosten und Mühen gescheut hat, das Leben neu erschaffen möchte, letztendlich jedoch an seinem eigenen Narzissmus scheitert und sich seiner Schöpfung geschlagen geben muss. Sein Forschungslabor ist nur per Hubschrauber erreichbar und die Musik in der Eingangshalle erinnert zum Teil an John Williams "Theme from Jurassic Park".
Ich war ziemlich begeistert davon, wie man die Jurassic Park Thematik hier aus einem neuen, maschinellen Blickwinkel betrachtet hat. Wer weiß, was die Wissenschaft in Zukunft noch alles hervorbringen wird, aber die Entwicklung künstlicher Intelligenz ist aus heutiger Sicht greifbarer als das Klonen von Dinosauriergenen. Sogar die klassische Jurassic Park Melodie hat für mich jetzt einen neuen Aspekt hinzugewonnen. Mal schauen, wie lange das anhält^^
"Ex Machina" lebt zum Einen von seinem minimalen, aber groß aufspielenden Cast (Domnhall Gleeson, Oscar Isaacs, Alicia Vikander) und zum Anderen von der symbolträchtigen Bildsprache. Bis auf das IT-Genie Nathan, seine Haushaltshilfe Kyoko, den Programmierer Caleb und die weibliche K.I. Ava finden sich keine relevanten Charaktere in der Handlung und so entwickelt der Film seine eigene Dynamik, seinen eigenen Mikrokosmos. Die klaustrophobe und kameraüberwachte Forschungseinrichtung steht dabei in Kontrast zur Freiheit und Offenheit in der Natur. Geradezu paradox wirkt es, so einen Haufen an Beton, Metal, Glasfaserkabel und digitalem Schnickschnack abgeschieden an einem idyllischen Ort in der Natur vorzufinden. Die Sterilität schneidet sich mit der Natürlichkeit, das Leben mit den maschinellen Abläufen. Nathan steht trotz seiner Abgeschiedenheit "voll im Saft": Er isst gerne, betrinkt sich oft, treibt Sport. Calebs Leben dagegen wird vereinnahmt von seinem Job. Er gleicht einem Roboter, hat kaum soziale Kontakte und tut sich schwer, daraus auszubrechen.
Faszinierend und zugleich erschreckend wird es dann, wenn Alex Garland die im gesamten vorherigen Absatz beschriebene Dualität aufhebt und miteinander verschmelzen lässt. In "Ex Machina" zeichnet er nicht nur das Bild einer K.I., er zeichnet auch und vor allem das Bild eines Menschen - in mehreren Facetten. Der Mensch kann die K.I. nicht entwickeln und hinterfragen, ohne sich auch selbst gegenüberstehen und zu hinterfragen. Wie definieren sich Bewusstsein und Intelligenz im Allgemeinen? An dieser Stelle offenbart sich die Klasse des Drehbuchs und Alicia Vikanders überzeugenden Spiels. Sie ist die perfekte Symbiose zwischen Mensch und Maschine und wie Caleb wird man als Zuschauer mehr und mehr von ihr vereinnahmt. Das Drehbuch gibt den Weg vor, macht sich schließlich von jeglicher bekannter (Hollywood-)Norm frei und führt die Geschichte konsequent zu Ende. Was bedeutete das für mich als Zuschauer? Ich freute mich und wurde gleichzeitig vor den Kopf gestoßen. Dieses Ende vereint die Hoffnungen und Gefahren der Entwicklung einer K.I., es fühlt sich an wie ein Gabelweg.
So beeindruckt von einem Film, der sich primär mit künstlicher Intelligenz beschäftigt, war ich selten. In "Ex Machina" setzt sich Alex Garland sehr intensiv mit der Thematik auseinander, hier bleibt kein Stein auf dem anderen und wenn der Abspann läuft, fühlt man sich einfach nur aufgekratzt. Seine Zukunftsvision ist ehrlich und realistisch. Die Kinowelt braucht eindeutig wieder mehr solcher Filme, des Weiteren bin ich gespannt, wie sich Alex Garlands Karriere in den nächsten Jahren entwickeln wird. So einen Debutfilm hinzulegen lässt jedenfalls auf Großes hoffen, aus seinen früheren Aktivitäten als Drehbuchautor kann er mit Sicherheit auch Einiges mitnehmen.
Dieser Moment, wenn Maester Pycelle einen griechischen König und Shagga einen trojanischen Krieger spielt. Dieser Moment, wenn Jeor Mormont durch die Hand von Eddard Stark zu Tode kommt. Unglaublich, wie sehr mich eine Serie doch so verfolgen kann! Naja, schlimm finde ich das nicht :D Wahrscheinlich habe ich sogar Recht mit der Annahme, dass sich Drehbuchautor David Benioff an diesen Film zurückerinnert hat, als er (zusammen mit D.B. Weiss) die Rollen der ersten "Game of Thrones"-Staffel casten musste. So, das war jetzt der Kommentar eine GoT-Liebhabers, eigentlich soll sich die Kritik ja mit Troja beschäftigen...
Troja ist ein Film, den ich seit mindestens 5-6 Jahren nicht mehr gesehen hatte. Damals noch die Kinoversion im TV, heute habe ich mir den 26 Minuten längeren Directors Cut auf Maxdome angeschaut. Ein dreistündiges Sandalenepos, das mir mehrere kultige Momente zurück in Erinnerung gerufen hat, die mein Bruder und ich "damals" gefeiert haben. Da wären z.B. die Schutzschilde der Griechen, die aussehen wie Pringles-Chips, oder Agamemnons heisere Lache beim Kampf zwischen Paris und Menelaos. Ein Hoch auf die deutsche Synchronisation!
Abseits solchen "Klamauks" bietet Troja natürlich auch viele ernsthafte, bemerkenswerte Momente. Allein die Kulissen, Requisiten, Kostüme und Masken sind schon beeindruckend, detailliert ausgearbeitet und erzeugen eine authentische Atmosphäre. Zusätzlich verschafft James Horners Soundtrack der Geschichte die nötige Dramatik. Die großangelegten Schlachtszenen werden aufgrund des abwechslungsreichen Aufbaus nie langweilig, die Einzelduelle sind hochspannend und perfekt choreographiert. Achilles gegen Boagrius, Paris gegen Menelaos, Hektor gegen Ajax, Achilles gegen Hektor - das sind allesamt einzigartige Duelle, die man so schnell nicht vergisst.
Natürlich erreicht Wolfgang Petersen mit Troja nicht die Komplexität bzw. inszenatorische Rafinesse, wie man sie in Peter Jacksons Der Herr der Ringe oder Ridley Scotts Gladiator findet, nichtsdestotrotz vermag er es, die Geschichte interessant zu gestalten und ein paar anregende Gedanken zu den Themen Politik, Krieg, Arbeitshierarchien und Religion miteinzubauen. Der bodenständige Ansatz, das heißt der Verzicht auf (Halb)Götter als aktiver Bestandteil in der Handlung, gefällt mir übrigens sehr gut. Darüberhinaus hatte Peterson ein hervorragendes Händchen für die Rollenauswahl. Jeder der ikonischen Charaktere der Ilias, sofern sie im Film auftreten, wird durch einen ikonischen Schauspieler dargestellt. Zu nennen wären da z.B. Brian Cox, Brendan Gleeson, Brad Pitt, Sean Bean, Tyler Mane, Peter O´Toole, Eric Bana, Orlando Bloom, Saffron Burrows und Rose Byrne. Jeder dieser Schauspieler erfüllt ihre jeweilige Rolle mit Leben und Individualität, was als Gesamtbild letztendlich in charakterlicher Vielfalt mündet. Unterschiedliche Weltbilder, die in kurzen Dialogen diskutiert werden, tragen ebenfalls zu dieser Vielfalt bei. Des Weiteren erstrahlen manche der Charaktere, die zu Beginn noch schwarz oder weiß gezeichnet wurden, gegen Ende verstärkt in grauem Licht. Ein dreistündiges Epos wie Troja kann von einer solchen Diversität nur profitieren, denn allein mit Schlachtszenen würde das Sepktakel ziemlich schnell langweilig werden. Die einzige schauspielerische Ausnahme bildet hier Diane Krüger. Damals mochte ich sie noch als Helena, jetzt konnte sie mich nicht mehr überzeugen, ihr Spiel wirkt einfach nur aufgesetzt.
Über die Jahre hinweg und nach mehr mehrmaligem Anschauen sind einige der Charaktere für mich unweigerlich mit ihren Rollen verbunden, sodass ich bei einer Neuinterpretation der Ilias erst einmal "umdenken" müsste. Eine Adaption der Odyssee mit Sean Bean als Odysseus wünsche ich mir auch heute noch!
Generell muss man Sean Bean Respekt dafür zollen, dass er mit Boromir, Odysseus und Eddard Stark drei Charaktere in einem vergleichbaren Setting gespielt und langfristig geprägt hat.
Troja gehört zu jener Gruppe Filme des Genres "Sandalen-Epos", deren Produktion auf dem Erfolg von Ridley Scotts Gladiator beruht. Auch wenn Wolfgang Petersen einen größeren Wert auf Actionszenen legt und sein Werk nicht mir der Komplexität und charakterlichen Tiefe Gladiators mithalten kann, so ist es dennoch ein spannender und beeindruckender Genrebeitrag. Troja überzeugt durch die Schlacht- und Kampfszenen sowie durch charakterliche Vielfalt.
Ich habe mir "Feuer und Eis" primär wegen Ralph Bakshi und des Rotoskopie-Verfahrens angeschaut, wurde dabei allerdings maßlos enttäuscht. Wo blieben Bakshis visionäre Filmsets und sein Gespür für spannendes Geschichtenerzählen, das seine Der Herr der Ringe Interpretation ausgezeichnet hat? In "Feuer und Eis" ist davon leider überhaupt nichts zu spüren, diese Fantasywelt ist substanzlos und macht einen rudimentären Eindruck. Die Handlung stolpert von einer Kampfszene zur nächsten und versucht dabei vergeblich, Interesse für die minimal ausgearbeiteten Charaktere zu erwecken. Auf der Haben-Seite verbleiben dank des Rotoskopie-Verfahrens einige schöne Bilder, realistisch wirkende Körperzeichnungen sowie ein paar ansehnliche, jedoch blutleere Kampfszenen. Ein bitterer Beigeschmack bleibt trotzdem, denn nahezu der gesamte Film verkommt dank des Rotoskopie-Verfahrens mehr oder weniger zu einer Art Showlaufen für halbnackte, menschliche Körper. Egal ob im Land des Feuers oder des Eises, die Charaktere haben zu 95% nur Lendenschurz oder Bikini zu tragen. Sinn macht das nicht.
Den Godzilla aus dem Jahr 1954 würde ich gerne als Remake mit Mitteln der heutigen Technik sehen. Und nein, damit meine ich nicht das Remake von 2014, sondern diesen Film 1:1 übernommen!
1. Man könnte somit die Geschwindigkeit des Films im Allgemeinen und die Geschwindigkeit Godzillas im Speziellen erhöhen, um der Langatmigkeit in vielen Szenen entgegenzuwirken. Hier ist ein Vergleich mit dem Fussballsport sehr passend. Wenn man an den Fussball der heutigen Zeit gewöhnt ist und sich dann ein Spiel aus den 50ern bis 70ern anschaut, stellt man verwundert fest, wie langsam die Mannschaften damals doch gespielt haben. So verhält es sich auch in diesem Godzilla-Film. Verstärkt wirkt sich das zum Einen auf die reinen Dialogszenen ohne Musikuntermalung aus, zum Anderen auch auf Godzilla selbst. Ein Monster, das sich träge wie eine Schnecke bewegt, trägt nunmal nur bedingt zum Spannungsaufbau bei.
2. Man könnte Godzillas Design realistischer darstellen. Mir ist die Verbundenheit mit der japanischen Tradition natürlich bewusst, hier geht es mir jedoch um die Atmosphäre und Bedrohung durch Godzilla. Beispiele: Wenn der Gummianzug beim Laufen Falten wirft, wenn die Zehen beim Laufen nicht den Boden berühren, wenn die Rückenzacken beim Kontakt mit den Stromkabeln einfach umknicken, dann ist das einer bedrohlichen Atmosphäre nicht grade zuträglich.
3. Man wäre als Zuschauer nicht der deutschen Schnittpolitik sowie einer äußerst hölzernen und altbackenen Synchronisation ausgesetzt. Die deutsche Version ist 15 Minuten kürzer als das Original und die erweiteren Szenen wurden nicht ins Deutsche übersetzt. Der Film wechselt also zwangsläufig zwischen der deutschen und japanischen Sprache. An dieser Stelle könnte man sich jetzt fragen: Warum Godzilla nicht im Original mit Untertiteln gucken? Da muss ich leider zugeben, dass es mir schwer fällt, die japanische Sprache im Zusammenhang mit dramatischen Szenen ernstzunehmen. Oft haben die Japaner den Hang, ihre Dialoge in einer überdramatisierten Tonlage zu führen und auf mich wirkt das nur unfreiweillig komisch. Aufgrund dessen ziehe ich hier eine Synchronisation vor.
Das sind meine drei großen Kritikpunkte, die man allerdings nicht dem Film zuschreiben kann, sondern sich auf das 61jährige Alter des Werks beziehen. Abseits davon ist Godzilla ein großartiger Film, ja geradzu phänomenal mit einer beeindruckenden, bedrückenden Bildgewalt und einer düsteren Musikuntermalung! Hier zeigt sich etwas, das ich bei dem Remake von 2014 nicht (oder zumindest nicht in dem Ausmaß) gespürt habe: eine direkte, anklagende Konfrontation mit der Zerstörung der Städte, mit dem Leid und Elend der menschlichen Opfer. Hatte es in Garreth Edwards Interpretation oft den Anschein eines nerdigen Fantasietraums, vermittelt Ishiro Hondas Inszenierung brutale Härte. Reihenweise Häuser, die in Flammen aufgehen. Stadtviertel, die komplett in Schutt und Asche liegen. Schreiende Kinder, die von ihrer sterbenden Mutter fortgezerrt werden. Menschen, die sich verzweifelt zum Gebet versammeln, auf der Suche nach einem Funken Hoffnung. Hier finden sich keine Momente für "Yeah"- oder "Cool"-Ausrufe, solche Sprüche bleiben auf halben Weg im Hals stecken. Stattdessen sitzt man staunend vor dem Bildschirm, versucht zu begreifen, der Lage Herr zu werden. Godzilla ist die Inkarnation des modernen Krieges - ein Krieg, der keine Zivilisten kennt.
Godzilla, das allumfassende Böse? Godzilla ist vielmehr der Stängel einer unwillkommenen Pflanze, die man mitsamt der Blüte herausreißt, dabei aber die Wurzel in der Erde unangetastet lässt. Eine Folge, nicht die Ursache. Godzilla ist ein Spiegel der menschlichen Überheblichkeit und zugleich eine Warnung. 1954 führten die USA mehrere Kernwaffentests durch und erweckten damit eine urzeitliche Kreatur in den Tiefen des Meeres. Manche Menschen behaupten, es komme an Land, um zu fressen. Andere behaupten, es suche nach einem neuen Platz zum Leben, nachdem es von den Kernwaffentests gestört wurde. Eines kann jedoch als unweigerliche Tatsache festgehalten werden: Die Kreatur lebt in einer unmittelbaren Verbindung zur Kernenergie. Ob diese Verbindung angeboren ist oder durch die Kernwaffentests der Menschen verursacht wurde, liegt im Bereich der Spekulation und wird wohl auf ewig ungeklärt blieben. Die Menscheit kann sich also nicht automatisch aus der Verantwortung ziehen und die Gefahr wird nicht gebannt, wenn man den Stängel mit der Blüte herausreißt.
"Wenn wir in maßloser Vermessenheit fortfahren, die Atomkraft zu missbrauchen, kann es sein, dass Schlimmeres geweckt wird. Kann es sein, dass größeres Unheil über uns hereinbricht als dieser Godzilla."
Allerdings ist nicht nur Godzilla ein Spiegel der menschlichen Überheblichkeit, es sind auch die Menschen selbst. Während Professor Yamane sich dafür einsetzt, an Godzilla die Geheimnisse des Lebens zu erforschen, sucht die Marine nach Möglichkeiten, Godzilla zu töten. Letztendlich findet sich die Lösung ausgerechnet in Dr. Serizawas Oxygen-Zerstörer, einer Waffe, mit der die gesamte Menschheit ausgelöscht werden könnte. Eine wissenschaftliche Meisterleistung, menschliches Totalversagen. Dr. Serizawa, der schon lange von Zweifeln geplagt war, zieht dabei jedoch einen irreversiblen Schlussstrich und setzt damit den Grundstein für die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Um mit einem Zitat aus Frank Schätzings "Der Schwarm" zu schließen:
"...King Kong, der Weiße Hai - immer muss das mythische Ungeheuer sterben. Der Mensch, der ihm auf die Spur kommt, bestaunt und bewundert es, lässt sich von seiner Fremdartigkeit verzaubern und bringt es dann um. Wollen wir das wirklich?"
Zunächst einmal bin ich froh, dass es dieser Film überhaupt nach Deutschland geschafft hat! Monatelang sah es da ziemlich mau aus...
"White Bird in a Blizzard" ist ein Familien- und Beziehungsdrama mit leichten Krimieinschlägen. Die lebensfrohe Eve (Eva Green) fühlt sich durch den tristen Alltag aus Ehe und Hausfrauenarbeit erschlagen und lässt diesen Frust an ihrem langweiligen Ehemann Brock (Christopher Meloni) aus. Im Kontrast dazu steht ihre 17jährige Tochter Kat (Shailene Woodley), die in der Blüte ihrer Jugend steht und einen attraktiven Freund namens Phil (Shiloh Fernandez) hat. Eines Tages verschwindet Eve spurlos, die Ermittlungen übernimmt der Kriminalbeamte Scieziesciez (Thomas Jane).
Aus spoiler-technischen Gründen kann ich nicht näher darauf eingehen, aber Kern und Stärke des Films sind die verschiedenen Charakterkonstellationen, die sich im Verlauf der Handlung ergeben. Manche sind zunächst gewöhnungsbedürftig, andere entwickeln sich sehr überraschend. Besonders interessant fand ich es zu beobachten, wie die Schauspieler ihren Rollen entsprechend reagieren. Die Eheprobleme zwischen Eve und Brock, die Beziehung zwischen Kat und Phil sowie die Eifersucht Eves auf dieses junge Paar kommen gut zur Geltung. Allen voran überzeugt Eva Green mit ihrer anmutigen und verletztlichen Ausstrahung, die von jetzt auf gleich in Wahnsinn und Überheblichkeit umschwenken kann. Im Vergleich zum Trailer hatte ich mir allerdings etwas mehr Pepp versprochen, dort wurde eine ungleich intensivere Atmosphäre aufgebaut. Des Weiteren hätte ich mir gewünscht, wenn man sich für die Auflösung am Ende etwas mehr Zeit genommen hätte.
Nichtsdestotrotz ist "White Bird in a Blizzard" ein guter Film, den man sich auf jeden Fall einmal anschauen kann.
Ich bin kein allzu großer "Mission: Impossible"-Kenner, wurde von einem Freund jedoch spontan zu einem Kinobesuch überredet. Bisher hatte ich nur Teil 2 gesehen und den fand ich eher mies. Im Vergleich dazu ist "Rogue Nation" auf jeden Fall eine eindeutige Steigerung.
Wie gut man den Film letztendlich findet, bleibt natürlich eine Sache der Erwartungen. Die Coolness, den Stil bzw. Charme der alten Bondfilme sucht man hier vergebens und auch von der realistischen, brachialen Härte der Bourne-Filme und des Craig-Bonds ist man weit entfernt.
Gute Action liefert "Rogue Nation" nichtsdestotrotz, auch wenn sie manchmal stark ins Lächerliche abdriftet. Stichwort Autounfall, Stichwort Motoradunfall. Die Verfolgungsjagden stellen dabei das Highlight dar, rasante und "unmögliche" Kamerafahrten sowie eine intensive Soundkulisse sorgen für ordentlich Spannung. Die Flugzeugszene war allerdings unnötig hoch zehn! Im Trailer noch als die Szene angekündigt und dann so eine Gurke. Erstens wurde quasi alles schon im Trailer gezeigt, zweitens spielt die Szene noch vor dem Intro (!) und drittens hat sie für die Haupthandlung absolut keine Relevanz.
Die erzählte Geschichte leitet gekonnt von einer Actionszene zur nächsten, reißt ansonsten aber keine Bäume aus. Problematisch wird es vor allem deshalb, weil die Handlung gerne komplex und wendungsreich sein möchte, dabei jedoch allzu oft leicht zu durchschauen ist. Des Weiteren hatte ich das Gefühl, viele Szenen schon einmal gesehen zu haben. Ein bisschen Bond, ein bisschen Bourne, ein bisschen "National Treasure" (!?) und eine Szene 1:1 aus "The Dark Knight Rises". Eigene Ideen hätten der Handlung sehr gut getan. Neben der Handlung zeigt sich dies auch in der Ausarbeitung mancher Charaktere. Alec Baldwin mimt den typischen CIA-Leiter und die von Rebecca Ferguson gespielte Ilsa Faust kennt man in zig-facher Ausführung bereits aus anderen Filmen.
Glücklicherweise kann "Rogue Nation" mit einem überzeugenden Schurken auftrumpfen, hier zeigt sich eine gelungene Mischung aus Mysterium und Information für den Zuschauer. Sean Harris spielt mit Leichtigkeit jeden gegen die Wand und fasziniert durch sein ruhiges und kontrolliertes Auftreten. Er vermag es, von jetzt auf gleich Bedrohung aufzubauen, und wehe dem, er verliert seine Fassung! Die Frage nach der Motivation kann ich nicht nachvollziehen, weil das im Film verständlich erklärt wird und sogar der Filmtitel eine Auskunft darüber gibt. Solomon Kane hat genug von einem System, welches Geheimagenten mit der Lizenz zum Töten einsetzt, um die eigenen Interessen zu sichern, und kämpft deshalb dagegen an. Im Grunde genommen ein edles Ziel, nur sind seine Methoden halt völlig aus den Wolken gegriffen. Auge um Auge, Zahn um Zahn - das trägt nicht zur Lösung des Problems bei!
Nebenbei tut es richtig gut, auch mal wieder Ving Rhames und Tom Hollander auf der Kinoleinwand zu sehen! Darüberhinaus bilden Cruise, Renner, Pegg und Rhames ein cooles und sympathisches Team, die Chemie zwischen den verschiedenen Charakteren stimmt. "Wir sind die IMF!" Viele der eingebauten Witze zündeten bei mir zwar nicht, aber wenn doch, dann auch richtig. Stichwort Geländewagen. Ein weiteres Highlight stellt Simon Peggs Arbeitseinstellung dar, so zockt er erstmal während der Arbeit Videospiele - und zwar Halo 5... ja, Teil 5 !! :D
Zu guter Letzt kehre ich nochmal an den Anfang des Films zurück und zwar zu den beiden Intros. Beim ersten Intro handelt es sich nur um eine Auflistung der Produktionslogos, aber in Kombination mit der "Mission: Impossible"-Theme und auf der Kinoleinwand hatte dies etwas Beeindruckendes an sich. Das klingt jetzt merkwürdig, aber für mich zählt das Logo-Intro zu den besten Szenen im gesamten Film. Dagegen stellte sich das richtige Intro als absolut grausam heraus. Bei so schnellen Schnitten und Lichteindrücken bekommt man instant Augenkrebs, ich musste da ernsthaft weggucken!
Fazit:
"Rogue Nation" ist ein solider Actionfilm, der neben der Action durch ein sympathisches Protagonistenteam und einen fiesen Schurken überzeugen kann. Um in eine Liga mit Bond oder Bourne aufsteigen zu können, fehlt es allerdings an einer gut ausgearbeiteten Geschichte und einer charakteristischen Atmosphäre.
1993 nahm uns Steven Spielberg mit auf eine unglaubliche Abenteuerreise in den Jurassic Park. Mit bahnbrechenden visuellen Effekten, die auch heute noch ihresgleichen suchen, erweckte er die Dinosaurier wahrhaftig wieder zum Leben. John Williams kreierte eine unvergleichliche Titelmelodie, welche der Geschichte zusätzliche Ausdrucksstärke verlieh. 1997 und 2001 kehrten wir zunächst erneut unter Spielberg und danach unter Joe Johnston in die Welt der Dinosaurier zurück. Auch wenn diese beiden Fortsetzungen qualitativ weit hinter dem Vorgänger zurückblieben, konnten sie dennoch als Dino-Abenteuer mit charakteristischer Atmosphäre überzeugen. Daraufhin wurde es lange Zeit still um den Jurassic Park. Ein Fortsetzungsgerücht folgte dem nächsten, erst 2012 kristallisierte sich ein ernsthafter Ansatz heraus. Elf Jahre nach Teil 3 wurde die Filmreihe ordentlich umgekrempelt. Die Regie übernahm der Neuling Colin Trevorrow, den Soundtrack schrieb nun Michael Giacchino. Die Dinosaurier stammen diesmal zu einem sehr großen Teil aus dem Computer und aus dem alten Cast kehrt nur B. D. Wong als Dr. Henry Wu zurück. Kann Teil 4 der Reihe trotzdem überzeugen?
Der einst von John Hammond erdachte Jurassic Park ist längst Geschichte, auf dessen Ruinen erbaute Simon Masrani (Irrfan Khan) mit Jurassic World einen neuen und diesmal erfolgreichen Vergnügungspark. Als eine der zahlreichen Attraktionen fungiert ein Rudel Velociraptoren, welches durch den Ex-Navi-Soldaten Owen Grady (Chris Pratt) aufgezogen wurde und ihn als Alphatier anerkennt. Getrieben von den Geldgebern lassen Masrani und die Parkleiterin Claire Dearing (Bryce Dallas Howard) neben normalen Dinosauriern auch einen genmanipulierten Hybridsaurier erschaffen. Dieser aus mehreren Tier- und Dinosauriergenen kombinierte Indominus Rex wird in seiner Intelligenz von den Parkleitern unterschätzt, was in einer verheerenden Katastrophe endet...
Nun, wo und wie soll ich mit der Beschreibung meines Filmerlebnisses anfangen? Ich stelle am besten zu Beginn gleich klar, dass Jurassic World meine Erwartungen nicht wirklich erfüllen konnte. Und dabei fing die Geschichte zu Beginn noch ziemlich spannend und interessant an! Es hat schon was für sich, wenn man nach drei Filmen endlich einen fertigen, funktionstüchtigen und erfolgreichen Dino-Park zu Gesicht bekommt! Trevorrow baut dieses Erlebnis geschickt auf und gibt Stück für Stück mehr von dem Park preis. Zunächst startet er beim Nullpunkt auf dem Flughafen. Die Wirkung des Parks kann man nur aus dem geführten Dialog entnehmen. Danach zeigt Trevorrow den Park auf lokaler Ebene, z.B. die Fahrt durch das Tor oder die Innenräume. Abschließend eine Großbildaufnahme, welchen den kompletten Park enthüllt. Atmosphärisch untermalt werden diese Anfangsszenen sowohl durch das klassische Jurassic Park Thema als auch durch das großartige Jurassic World Thema von Michael Giacchino. Bezugspunkt für den Zuschauer ist hier der von Ty Simpkins gespielte Junge Gray Mitchell. Begeistert vom Park ist er ständig in Bewegung, vollzieht Luftsprünge und möchte am liebsten alle Attraktionen zugleich sehen. Diese Begeisterung färbte unweigerlich auf mich ab, da fühlte ich mich sofort auch wieder in meine Kindheit zurückversetzt. Bei einer der Attraktionen ist mir echt das Herz aufgegangen!
So ein erster Filmabschnitt schürt natürlich die Erwartungen, dass die Geschichte im weiteren Verlauf ähnlich atmosphärisch dicht erzählt wird und obendrein sympathische Charaktere zu bieten hat. Leider weit gefehlt. Potentielle Ansätze sind vorhanden, letztendlich wird daraus aber nur selten etwas wirklich Gutes gemacht. Für mich leidet Jurassic World an zwei Hauptproblemen, zum Einen ist damit der Großteil des Casts bzw. der Charaktere gemeint und zum Anderen der eingespielte Soundtrack. Über die Genialität des klassischen Hauptthemas von John Williams brauche ich kein Wort zu verlieren. Auch das von Michael Giacchino für Jurassic World kreierte Hauptthema hat mir ziemlich gut gefallen. Es hebt sich vollständig von Williams Melodien ab und entwickelt seinen eigenen, bombastischen Klang. Abseits davon besteht der Soundtrack jedoch aus generischen Melodien ohne Wiedererkennungswert, obendrein werden die beiden Hauptthemen nur selten in die Geschichte eingebaut. Aufgrunddessen fehlt Jurassic World zum Großteil der musikalische Pepp, was sich schließlich negativ auf die Atmosphäre und den Nostalgiefaktor auswirkt.
Zweites Problem, die Schauspieler und Charaktere. Der Anteil an belanglosen und unsympathischen Charakteren ist in Jurassic World einfach zu groß. Die eigentlichen Helden sind die Dinosaurier. Fairerweise muss man anmerken, dass die Jurassic Park Filme primär bisher noch nie von den menschlichen Charakteren getragen wurden, aber in den drei Vorgängern war stets eine Grundbasis in Sachen Sympathie, etc vorhanden. Die einzigen Charaktere, mit denen ich über die gesamte Laufzeit etwas anfangen konnte, waren Chris Pratts Owen Grady und Irrfan Khans Simon Masrani. Pratt spielt den "Father of Raptors" cool und sympathisch, des Weiteren ist er wohl der einzige Charakter mit gesundem Menschenverstand in der Geschichte. Darüberhinaus gefällt mir die Fantheorie, dass es sich bei Owen Grady um den nun erwachsenen Jungen handelt, dem Dr. Grant in Teil 1 die Raptoren-Predigt gehalten hat. Irrfan Khan spielt ähnlich cool, vor allem in seiner Rolle als Anfängerpilot. Dr. Henry Wu mutiert hier leider zu einem absoluten Oberarschloch, Vincent D`Onofrio kann seinem schurkischen Militärcharakter keine Tiefe verleihen. Wie oben erwähnt, konnte mich Ty Simpkins als begeistertes Kind in der Anfangssequenz voll überzeugen, im weiteren Verlauf verlor ich jedoch das Interesse an seinem Charakter. Dessen Filmbruder im Teenageralter (Nick Robinson) war komplett belanglos. Die Parkleiterin Claire Dearing empfand ich sowohl wegen ihren Charakterzügen als auch wegen ihren Entscheidungen als unsympathisch. Egal wie unpassend es ist, zwischen all der Dino-Action darf es natürlich auch nicht an einer Lovestory bzw. Familienkitsch fehlen. War es in Teil 1 noch authentisch umgesetzt, wirkte es hier reichlich nervig.
Neben Chris Pratt zeichnen sich definitiv die Dinosaurier dafür verantwortlich, dass Jurassic World nicht in einer Totalkatastrophe geendet ist. Trevorrow setzt dabei mehrmals auf Anspielungen an die Originalfilme, was mal mehr und mal weniger gut gelingt. Es bringt nichts, Momente 1:1 nachzustellen, weil der Wow-Effekt dadurch komplett wegfällt. Einen schönen Nostalgiepunkt stellte für mich dagegen der Abschnitt in der alten Jurassic Park Anlage dar, glücklicherweise setzt Trevorrow jedoch auch auf genügend eigene Impulse. Wie oben schon angedeutet, die eigentlichen Hauptcharaktere der Geschichte sind die Dinosaurier - insbesondere der Indominus Rex und die Velociraptoren. Es wird genau erläutert, wie die beiden Fraktionen handeln und aus welchen Gründen sie das tun. Trevorrow vollführt hier quasi eine "Wesensstudie" des Indominus Rex und der Raptoren. Ich fand diese Vorgehensweise ziemlich interessant, dementsprechend baute sich bei mir auch eine größere emotionale Bindung zu den Dinosauriern auf als zu den Menschen (Chris Pratt ausgeschlossen). In diesem Zusammenhang gefiel mir auch die Kritik an so manchen Lebensbedingungen in Zoos, Veranstaltungen wie z.B. Seaworld oder an fragwürdigen Militärforschungen. So hat mich z.B. die Szene besonders mitgerissen, in der das wahre Gefährdungspotential des Indominus Rex knallhart offenbart wurde. Als besonders spannend empfand ich die erste Begegnung mit dem Indominus Rex, in etwa: "Der ist ja weiß!" - "Den Kindern wird es gefallen, aber die Eltern werden Albträume bekommen." Soll das eine Moby Dick Anspielung sein? Das wäre schon sehr genial!
Was die Actionszenen bzw. Verfolgungsjagden anbelangt, so vermochte Trevorrow diese stets spannend und beklemmend zu inszenieren, als positiver Effekt kommt das 3D hinzu. Speziell die Kamerafahrten im Raptorenrudel sehen ziemlich großartig aus, sowas fehlt in den alten Filmen einfach komplett! Mehr als positiv überrascht war ich von den visuellen Effekten. Sahen die Dinosaurier in den Trailern noch arg künstlich aus, hat sich das im fertigen Film ganz klar verbessert. Die Dinosaurier wirkten echt und authentisch, was den Actionszenen natürlich noch einen zusätzlichen Kick verliehen hat.
Tja, und dann wäre da noch diese Endszene :D Was soll ich sagen, optisch ist das eindeutig ein Augenschmaus, aber die Idee wirkte sehr befremdlich. Als unfreiwillig komisch oder Parodie würde ich die Szene nicht bezeichnen, eher als unpassend und zu nerdig. Mir kam es vor, als ob sich Trevorrow vor dem Dreh zu viele Kaiju-Filme à la Godzilla und Pacific Rim angeschaut hat und sich danach dachte: "Das brauche ich auch in Jurassic World!" Ich habe jeden Moment damit gerechnet, dass Chris Pratt ein "Let them fight!" in den Kinosaal ruft :D Außerdem hat hier - nur im Rahmen dieses Films - der falsche Dino gewonnen!
Fazit: Teil 1 bleibt weiterhin das einzig meisterhafte Werk der Reihe. Alles in allem bietet Jurassic World dennoch solide Unterhaltung in Form eines sympathischen Chris Pratts sowie in Form ordentlicher Dino-Action, die auch visuell überzeugen kann. Leider mangelt es größtenteils an klassicher Jurassic Park Atmosphäre, ein Nachteil im Gegensatz zu den beiden anderen Fortsetzungen. Unter einem anderen Titel wäre der Film eventuell besser aufgehoben gewesen.
Storybeschreibung: Immortan Joe hat sich ein Imperium aufgebaut, bestehend aus Wasser, Benzin, Waffen, Muttermilch und einer eigens gezeugten Privatarmee (die War Boys, u.A. Nicholas Hoult als Nux). Imperator Furiosa (Charlize Theron) rebelliert, befreit "fünf seiner besten Brüterinnen" und flieht in einem gepanzerten Truck voll beladen mit Benzin. Max (Tom Hardy) gerät zufällig in das Geschehen, weil er gefangen genommen wurde und nun als Nux "Blutbeutel" (Blutreservoir) dient.
Das ist die Story des Films, danach präsentiert Miller eine 105minütige Verfolgungsjagd. Mehr braucht Fury Road aber auch gar nicht an Handlung, denn die restlichen Aspekte überzeugen vollkommen und sorgen für ordentliche Unterhaltung. George Miller versteht es nunmal perfekt, wie man Action richtig in Szene setzt. Realistische Härte, vieles ist handgemacht, CGI-Effekte werden dezent und glaubhaft eingebaut - insgesamt ist Fury Road visuell beeindruckend. Der Einsatz von 3D bietet zwar ein paar nette Effekte, im Großen und Ganzen stellt es jedoch keinen wirklichen Mehrwert dar. Das Verhalten der im Kampf involvierten Charaktere ist genau aufeinander abgestimmt, zudem lässt sich Miller an Kampfszenen immer etwas Neues einfallen. Langeweile kommt daher in den Kampfszenen nie auf. Generell finde ich lobenswert, wie oft Miller Hochspannung aufbauen kann. Das ergibt sich entweder aus der Handlungssituation heraus oder aus dem Zusammenspiel von Kameraarbeit und Musikuntermalung. Zu oft möchte man einfach nur "Yeah" in den Kinosaal rufen!
Trotz all der Action findet Miller auch Zeit für seine Charaktere. Klar mangelt es hier an Komplexität, aber Miller erzeugt dennoch eine Bindung zwischen dem Zuschauer und den Charakteren. Dies ist ein wichtiger Aspekt im Film, der Tod greift während der Verfolgunsjagd sehr oft um sich, Mitgefühl kann da also nie schaden. Neben Miller haben daran auch die Schauspieler ihren Anteil. Charlize Theron gibt in Fury Road eine großartige Actionbraut ab, eigentlich müsste der Filmtitel eher "Furiosa" und nicht "Mad Max" lauten^^ Nichtsdestotrotz können aber auch die sonstigen Schauspieler überzeugen. Tom Hardys Max ist ein extrem wortkarger Kerl, vollständige Sätze hört man von ihm nur, wenn er wirklich was zu sagen hat. Er lässt dafür viel lieber Fäuste und Waffen sprechen. Besonders an Hardys Performance hat mir gefallen, dass er nicht nur den knurrigen und harten Max zeigt, sondern auch sein emotionales Inneres offenbart. Momentan weis ich allerdings noch nicht so wirklich, wie ich diesen Mad Max einordnen soll. In den letzten Monaten bin ich nunmal an Mel Gibson gewöhnt gewesen. Hardy spielt Max zwar genauso überzeugend, aber er ist eben nicht Gibson. Von daher sehe ich Fury Road momentan eher als eine Art alternative Geschichte anstatt als direkte Fortsetzung.
Millers Ideenreichtum im Aufbau der postapokalyptischen Welt und dem damit zusammenhängenden Humor des Films müssen hier ebenfalls Erwähnung finden. Generell erschafft er eine authentische Endzeit-Atmosphäre, welche durch Wüstenlandschaften und Moore ohne Vegetation, rostige Fahrzeuge und einer Menschheit am Abgrund aufgebaut wird. Jeder versucht sich irgendwie am Leben zu halten, manche Methoden können auf den Zuschauer durchaus befremdlich wirken. Natürlich spart Miller nicht am skurilen Make-Up oder den entsprechenden Kostümen. Das Aussehen und Verhalten der Charaktere wird in manchen Fällen bewusst überzogen dargestellt, in anderen Fällen (z.B. Immortan Joe) liegt ihr Ursprung jedoch klar und glaubhaft in der Postapokalypse! Als ziemlich amüsant emfpand ich solche Szenen, die dem Zuschauer indirekt mit einem imaginären Untertitel "Weil wir es können!" ins Gesicht springen. Wie genial war denn z.B. bitte der Truck mit dem Metal-Gitarristen?! :D
Wenn es einen fünften Teil geben sollte, dann bitte genauso wie Fury Road! Zwei Änderungen könnte man mMn allerdings trotzdem vornehmen. Erstens sollte man Tom Hardy als Mad Max mehr Screentime geben und zweitens die Filmlänge kürzen. 120 Minuten sind für so einen Film doch etwas zu viel. Insgesamt ist Mad Max - Fury Road jedoch eindeutig ein gelungener Endzeit-Actionfilm, der zudem eine Wohltat für das heutige CGI- und PG13-Kino darstellt.
"I remember when, I remember, I remember, when I lost my mind!"
Wenn es alleine ein Trailer schafft, ein Lied auf ein neues Niveau zu heben, dann kann dieser wohl als großartig gelten. Gnarls Barkleys "Crazy" ist schon seit Längerem und wird für mich wohl auf längere Zeit noch mit Birdman verbunden sein. Danke dafür! Schade, dass es der Song nicht auch in den Film geschafft hat, es hätte wirklich perfekt gepasst.
Im Fall von Birdman kann man gar nicht anders, als sich den Lobehymnen anzuschließen! In allen Belangen fantastisch ausgearbeitet. Wo soll man da anfangen? Vielleicht mit dem, was mir zuerst aufgefallen ist: die Kameraarbeit. Emmanuel Lubezki ist zweifelsohne der begabteste Kameramann, den das Filmgeschäft zurzeit aufzuweisen hat. Den ersten Schnitt im Film sieht man erst am Ende, der Wahnsinn! Im finalen Abschnitt der Handlung gibt es passenderweise einen Dialog, in dem das Wort "Superrealismus" fällt. So ähnlich verhält es sich mit der Kameraarbeit. Aufgrund der durchgehenden und ruhigen Bilder entfaltet Birdman eine tolle Sogwirkung, als Zuschauer wird man automatisch in die Handlung einbezogen. Das Theater mit seinen engen Räumen und verwinkelten Fluren verstärkt diesen Effekt zusätzlich - sehr atmosphärisch!
Weiter gehts mit den Schauspielern: durch die Bank weg großartig besetzt. Michael Keaton, Edward Norton, Emma Stone, Zack Galifianakis, ... Eigentlich müsste man hier alle Schauspieler erwähnen. Das Setting der Geschichte bringt die Schauspieler und Charaktere zwangsweise in Kontakt. Daraus entstehen entweder dramatische oder humorvolle Momente, welche die verschiedenen Charaktere nach und nach ausleuchten. Dank des nuancierten Spiels der Darsteller wirken die (inneren) Konflikte und Charaterentwicklungen zudem vollkommen authentisch. Vieles an Herz und Sympathie erlangen Geschichte und Figuren darüberhinaus durch den eingebauten Humor. Die Dialoge sind herrlich geschrieben worden, spontane Situationskomik tut ihr Übriges.
Um die diversen Themen zu beschreiben, welche Birdman behandelt, müsste man schon sehr weit ausholen. Da ist von Familiendrama, Beziehungsdrama, Drogenproblematik,... alles mögliche dabei. Kern und Hauptintention bildet für mich jedoch klar Iñárritus Kritik am aktuellen Blockbusterkino, welches vor allem von Superheldenverfilmungen überschwemmt wird. Iñárritu macht gar keinen Hehl daraus, was er von solchen Filmen auf intelektueller Ebene hält ("kultureller Völkermord"). Marvel, Disney und Transformers erhalten sogar explizite Anspielungen im Film. Darüberhinaus nimmt Birdman storytechnisch einen besonderen Stellenwert im Vergleich zu anderen Filmen ein, weil er mit einer zweifachen Metaebene arbeitet (ob unfreiwillig oder nicht, sei mal dahingestellt). Die erste ergibt sich klar aus der normalen Handlung, in der sich der von Keaton gespielte Riggan Thompson mit seiner Ex-Filmrolle Birdman herumschlagen muss. Um die zweite Metaebene zu erkennen, benötigt man schon etwas an Hintergrundwissen. Zum Einen sind die Parallelen zwischen Riggan Thompson und Michael Keatons Filmkarriere frappierend und zum Anderen erhält die Geschichte durch Iñárritus Clinch mit Robert Downey Jr. nochmal an zusätzlicher Brisanz.
Über das Ende und Riggans Schicksal kann natürlich viel spekuliert werden, schließlich bietet Iñárritu genug an Interpretationsspielraum an. Aber das ist ja grade der Reiz der Geschichte. Man weiß als Zuschauer nie so genau, was Riggans wahres Wesen ausmacht. So ganz habe ich da auch noch nicht durchgeblickt^^
Zum Schluss noch ein Wort zu der Musikuntermalung: So einfach kann es gehen! Einerseits improvisiert klingendes Schlagzeuggetrommel und andererseits emotionales Klavierspiel. Diese zwei verschiedenen Stile passen sich nicht nur perfekt der Handlung an (Humor oder Dramatik) sondern werden auch direkt in das Filmgeschehen miteinbezogen. Top!
Fazit: Birdman ist das geworden, was ich mir gewünscht habe. Eine andersartige und erfrischende Auseinandersetzung mit der Thematik der Superheldenverfilmungen. Wobei man Iñárritu, der Geschichte und den Schauspielern nicht gerecht wird, wenn man sie nur drauf herunterbricht. Denn in Wirklichkeit ist Birdman um Einiges mehr.
Es war einer dieser Tage, in denen man ins Kino geht, und plötzlich einen Bekannten trifft. Auf dem Land geschieht sowas schonmal häufiger. In diesem Fall handelte es sich um einen guten Freund, wie ich ebenso ein großer Filmliebhaber. Schnell hatten wir uns auf den neuesten filmtechnischen Stand gebracht. "Schau dir Who Am I an, der strotzt nur so vor Fight Club Anspielungen! Ich bin sicher, dass er dir gefallen wird!" Das waren die ersten Worte, welche ich über den Film gehört habe. Eine Fight Club Hommage? Ich war unsicher, ob und wie das überhaupt funktionieren sollte. Nun, jetzt kann ich sagen: Es funktioniert!
Benjamin (Tom Schilling) ist schüchtern, unscheinbar und von schweren Kindheitstraumata geprägt. Sein Vater verließ die Familie früh, seine Mutter beging Selbstmord und seitdem lebt er bei seiner Großmutter. Um dem Trauma zu entfliehen, begibt er sich in die Welt der Superhelden. Spider-Man, Batman, Superman - sie alle teilen sein elternloses Schicksal. Im realen Leben alleine gelassen, widmet er sich mehr und mehr dem virtuellen Leben und der Kunst des Hackens. Nachdem er wegen eines "Auftrags" seines Schwarms Marie (Hannah Herzsprung) aufliegt und zu Sozialarbeit verdonnert wird, trifft er den extrovertierten und charismatischen Max (Elyas M´Barek). Dieser erkennt seine Fähigkeiten und stellt ihn seinem Team Stephan (Wotan Wilke Möhring) und Paul (Antoine Monot Jr) vor. Nach mehreren erfolgreichen Angriffen erregen sie sowohl die Aufmerksamkeit anderer Hacker als auch die der polizeilichen Ermittlungen...
Man merkt, dass Regisseur Baran bo Odar wie David Fincher aus dem Werbefilmbereich stammt. Beide haben ein Gefühl dafür, Geschichten rasant inszenieren zu können und den Zuschauer dadurch in den Bann zu ziehen. Handwerklich ist "Who Am I" perfekt. Die Kamera passt sich der Handlung an. In ruhigen Momenten verweilt sie bei den Charakteren und zeichnet das Bild gelassen auf. Actiongeladenere Momenten werden durch schnelle Schnitte und wilde Kamerafahrten unterstützt. Verschiedenste Blickwinkel wechseln sich ab, so manche Einstellung könnte glatt aus "Fight Club" übernommen worden sein. Musikalisch wird die Kameraarbeit durch peppige, elektronische Melodien aufgewertet. Für seine Bilder wählt Odar dunkle bis schwarze Farbtöne. Insgesamt ergibt sich dadurch eine düstere und packende Atmosphäre.
Sowas braucht die erzählte Geschichte jedoch auch, denn diese ist nicht minder rasant und verrückt. Es folgt gefühlt ein Party- und Drogenexzess dem nächsten, Odars Inszenierung funktioniert aber so gut, dass man als Zuschauer sofort einbezogen ist. Des Weiteren vermag Odar es, die Planung und Durchführung der Hackerangriffe spannend und interessant darzustellen. In bestimmten Szenen wird es sogar ziemlich witzig. Als besonders gelungen empfand ich die visuelle Ausarbeitung der virtuellen Welt. Ein Eisenbahnwagon als Chatroom, maskentragende User stehen oder sitzen sich gegenüber und unterhalten sich mithilfe von Sprechblasen in englischer Sprache. Statt E-Mails gibt es Briefe, etc etc. Das hat schon ordentlich Flair!
Einen großen Einfluss auf die Geschichte und die Atmosphäre haben natürlich auch die Schauspieler. Manche der Darsteller bleiben zwar im Hintergrund, Ausfälle gibt es jedoch keine. Vor allem mit dem Viererteam Schilling, M´Barek, Möhring und Monot hatte Odar ein glückliches Händchen. Monot mimt in bester Tech-Nick Manier den Hardwarespezialisten und Möhring ist... einfach nur krank drauf. Allein schon die Szene, in der er in Unterhose zu der Elektromusik tanzt, der Hammer! Schilling und M´Barek bilden bezüglich ihrer Charaktereigenschaften einen Kontrast aus. Von Elyas M`barek mag man ja halten, was man will, aber in die Rolle des extrovertierten, charmanten Max passt er perfekt rein. Er ist sowas wie der Brad Pitt der Geschichte. Tom Schilling meistert die Rolle des schüchternen Benjamin ohne Mühe, gibt seinen Charakterwandel authentisch wieder und sieht obendrein noch genauso aus wie Edward Norton. Dies hier ist eindeutig sein Film! Wenn ich hier jetzt aber schon bei Darstellervergleichen bin: Natürlich spielen Norton und Pitt in Fight Club in einer weit höheren Klasse und auch Hannah Herzsprung ist keine Helena Bonham Carter. Allerdings macht dies dem Filmempfinden keinen Abbruch, denn für "Who Am I" funktioniert der Cast außerordentlich gut. Des Weiteren nimmt der Film genügend Abstand von "Fight Club", Handlung und Charaktere sind definitiv nicht die gleichen!
Trotz all des Lobes hat "Who am I" aber auch ein paar Schwächen vorzuweisen, vornehmlich in der Ausarbeitung der Geschichte. Zum Einen gerät der Film vor dem Finale etwas in Leerlauf, wodurch sich ein paar Längen ergeben. Zum Anderen werden manche Themen nur angerissen, da hätte ich dann gerne mehr gesehen. Vor allem bezüglich der Superheldenthematik ist mir das aufgefallen. Benjamin wurde von diesen Helden geprägt und aus dem Gedankengang "In der Realität ein Superheld sein" hätte man noch mehr rausholen können. Mit der Komplexität eines "Fight Club" kann "Who Am I" nicht dienen, aber das hat der Film auch gar nicht vor.
Fazit: Baran bo Odar ist mit "Who Am I" sowohl eine großartige Hommage an David Finchers Fight Club als auch ein spannender Hackerthriller gelungen. Eine packende und düstere Atmosphäre sowie ein toller Cast sind ein guter Ausgleich für die paar Schwächen des Drehbuchs.
Festgefahren. Eintagsfliege. Das sind zwei Begriffe, mit denen Neill Blomkamp aktuell häufig bezeichnet wird. Festgefahren? Eine Haltung, die ich durchaus nachvollziehen kann. Blomkamp bleibt seiner Heimat treu und lässt "Chappie" nach "District 9" abermals im Untergrund Johannesburgs, Südafrika, spielen. Ich habe momentan allerdings nichts daran auszusetzen, erzählt "Chappie" schließlich eine gänzlich andere Geschichte. Dennoch bin ich froh, dass sich Blomkamp in seinem nächsten Projekt dem Weltraum und gewissen außerirdischen Lebensformen widmet. Auf Dauer wird das Südafrika-Setting zwangsläufig eine ermüdende Wirkung entfalten, ich fühle mich da nach "Chappie" jedenfalls vollkommen gesättigt. Eintagsfliege? Dem muss ich vehement widersprechen! Sicherlich, "Elysium" war kein großer Wurf, allerdings auch weit weg von einem schlechten Film. Wegen "District 9" wird Blomkamp bei mir wohl auf ewig einen Stein im Brett haben und daher hatte ich in "Chappie" vollstes Vertrauen. Mit seinem dritten Kinofilm hat er meiner Meinung nach ein großartiges Comeback gefeiert!
Zu Beginn des Films bedient sich Blomkamp seines altbekannten Stilmittels. Via Nachrichtenformaten und Handkameravideos schildert er die Ausgangslage der Geschichte. Um der grassierenden Kriminalität in Johannesburg Herr zu werden, beauftragt die Polizei die von Michelle Bradley (Sigourney Weaver) geleitete Firma Tetra Vaal damit, Kampfroboter herzustellen. Dabei spaltet sich die Forschung in zwei konkurrierende Lager. Auf der einen Seite das Ingenieur- und IT-Genie Deon Wilson (Dev Patel), der die Forschung an K.I. basierten, menschengroßen Robotern vorantreibt. Auf der anderen Seite der Ex-Soldat Vincent Moore (Hugh Jackman), welcher die K.I. als gefährlich betrachtet und stattdessen auf die von Menschenhand gesteuerte, metergroße Kampfmaschine "Moose" (dt. "Elch") setzt. Mit Hilfe der K.I. Roboter kann die Polizei die Kriminalität drastisch senken, Moore findet in der Firma also kein Gehör. Schließlich gelingt Wilson die Perfektionierung der K.I., die er trotz Verbots an einem ausrangierten Roboter testet... Das ist die Ausgangslage der Geschichte und danach hat es sich bereits mit dem Nachrichten-Stilmittel. Alles weitere serviert Blomkamp in klassischen Bildern.
Ab einem gewissen Punkt wird man als Zuschauer unweigerlich an einen Scheideweg gelangen - und zwar dann, wenn die beiden Gangster Yolandi (Yolandi Visser) und Ninja (Watkin Tudor Jones) einen größeren Part in der Handlung einnehmen. Hier ein kleiner Exkurs für alle Unwissenden: Yolandi Visser und "Ninja" Watkin Tudor Jones sind im echten Leben besser bekannt als die südafrikanische Band "Die Antwoord", welche zumeist durch kontroversen und sperrigen Content auffällt. Obendrein sind sie sehr gut mit Neill Blomkamp befreundet. Jedenfalls tun beide das, was sie am besten können: Sie spielen sich selbst - mit aller Härte! Das muss man mögen oder eben nicht! Mir gefallen ihre Figuren außerordentlich gut und vor allem weil sie in ihre Antwoord-Rollen schlüpfen, kommen ihre schauspielerischen Leistungen ziemlich authentisch rüber. Dagegen wirkt z.B. ein Hugh Jackman, der ansonsten eine gute Leistung abliefert, gradezu blass. Darüberhinaus hat Ninja im Deutschen die Synchronstimme des Jesse Pinkman aus Breaking Bad, was hier einfach wie die Faust aufs Auge passt. Begeistert wurde ich ebenfalls von Dev Patel, der vor allem dann glänzt, wenn er Aggressionen zeigen darf. Sigourney Weaver war dagegen verschenktes Potential, ihre Rolle ist kaum der Rede wert. Sie wurde einzig und allein wegen ihres großen Namens engagiert. Sharlto Copley kann ich persönlich nicht beurteilen, da ich den Film im Deutschen gesehen habe. Die deutsche Synchro macht den Job aber wirklich wirklich gut.
Ich liebe den Charakter Chappie! Zu jeder Zeit fühlt man mit diesem Charakter mit. Neben der oben erwähnten Synchro und der animierten Gestik sowie Mimik hat hier Blomkamp als Drehbuchautor ganze Arbeit geleistet! Chappie ist liebenswürdig, sympathisch, lebensfroh und lernfreudig. Er kann in einem Moment witzig und im nächsten Moment bedrohlich sein. Einerseits naiv und begeistert wie ein Kind und andererseits erschüttert und gezeichnet vom harten Leben in Johannesburg. Er folgt einem stetigen Lernprozess, in der Gesamtheit seiner Gefühle ist er von einem Menschen kaum zu unterscheiden. Blomkamp lässt im Zuge der Mensch-gegen-Maschine-Thematik mehrere interessante Gedankengänge in die Geschichte miteinfließen. So gibt es z.B. kein klassisches Gut und Böse. Was letztendlich zählt, sind Chappies Erfahrungen. Das Leben ist ein ständiger Lernprozess und grade als Kind hat man viel zu lernen. Eine gute Erziehung ist das wichtigste im Leben eines Kindes, Chappie hat sowohl gute Elternteile und Lehrer als auch schlechte. Dazu zählen Deon Wilson, Vincent Moore, Yolandi, Ninja und viele mehr. Ein Beispiel: Die Szene, in der Yolandi ihm aus dem Buch vorliest, was für ein Moment! Das erinnerte mich an meine Kindheit. Wohlgemerkt, manche Charaktere sind dabei sowohl gute als auch schlechte Erzieher. Zurück zu Chappie: Er lernt, stellt Fragen, kopiert Verhaltensweisen, reflektiert Verhaltensweisen, drückt seine Gefühle aus. Mit jeder gemachten Erfahrung erhöht sich die Komplexität seines Bewusstseins, seiner Identität. Er agiert und reagiert als "schwarzes Schaf" der Gesellschaft. Ein Welt- und Menschenbild kristallisiert sich heraus und irgendwann muss sich Chappie mit seinen Idealen auseinandersetzen. Allgemein kann Chappie nur so gut oder böse sein wie die Menschen in seinem Umfeld. Als stark empfand ich ebenfalls die Gotteskritik im Film, auch wenn diese nur kurz angerissen wurde. "Warum hast du mich erschaffen, wenn ich doch nur sterbe?" So begleitet man Chappie von der ersten bis zur letzten Sekunde an auf seinem Lernzprozess. Nie wird es langweilig, es bleibt immer spannend und interessant.
Glücklicherweise legt Blomkamp größtenteils Wert auf eine ruhige und charakterbezogene Inszenierung. Actionelemente sind natürlich auch vorhanden, diese halten sich aber in Grenzen und dienen lediglich der Unterstützung des Plots. Was ich etwas vermisst habe, war die explizite Gewaltdarstellung aus Blomkamps beiden Vorgängerfilmen. Sicherlich liefert er harte Action (vor allem am Ende), aber da wäre oft noch mehr möglich gewesen. Was die Kriminalität in Johannesburg angeht, hat Blomkamp hier natürlich wieder ein gelungenes Bild gezeichnet. Großes Lob muss man ebenfalls der Arbeit an den visuellen Effekten entgegenbringen. Die Roboter (Design, Gestik, Mimik, etc.) sehen schon ziemlich klasse und glaubhaft aus.
Ein besonderes Highlight war für mich die Musikuntermalung. Blomkamp arbeitet sich hier einmal quer durch das OEuvre der "Antwoord" und mich als Liebhaber dieser Band hat es sehr gefreut, Yolandis und Ninjas Rap in den Ohren zu haben. "Aai aai aai, I am your butterfly. I need your protection, be my samurai." :-) Für die passende, instrumentalische Untermalung sorgte Hans Zimmer mit einem teils rockigen und teil elektronisch-sphärischen Soundtrack. Ich war überrascht, als ich seinen Namen im Abspann gelesen habe, denn der Soundtrack hörte sich überhaupt nicht nach Zimmer an!
Fazit: Insgesamt hat mich Neill Blomkamp mit "Chappie" ziemlich gut unterhalten. Eine Science Fiction Geschichte über die Mensch-gegen-Maschine-Thematik mit interessanten Gedankengängen. Schade, dass das Werk an den Kinokassen so geflopt ist! Für die Klasse eines "District 9" fehlte mir da zwar ein bisschen, aber ein gelungenes Comeback nach dem mäßigen "Elysium" ist der Film allemal. Eine uneingeschränkte Empfehlung würde ich dennoch nicht aussprechen, da "Die Antwoord" schon sehr speziell ist. Für den vollen Genuss sollte man mit Yolandi und Ninja schon was anfangen können.
Nach diesem Erlebnis muss man erstmal seine Gedanken sammeln. Mit meinem Bruder habe ich den ganzen Abspann lang über das Ende des Films spekuliert, da wir es beide zuerst nicht ganz verstanden hatten. Überall im Kinosaal taten es andere Leute gleich, auch wenn sie natürlich über andere Aspekte des Films gesprochen haben. Dieses Phänomen, dass im Kinosaal während des Abspanns soviel über einen Film diskutiert wurde, habe ich vorher noch nie erlebt. Daran sieht man, der Weltraum bzw. Science Fiction übt eine starke Faszination auf die Menschen aus.
Doch zunächst beginnt alles auf der Erde, die Menschheit steht gegen Ende des 21. Jahrhunderts vor einem Abgrund. Das Klima wird immer trockener, Sandstürme stehen auf der Tagesordnung und die Nutzpflanzen sterben nach und nach alle aus. Nur der Mais bleibt den Menschen, aber auch dessen Tage sind gezählt. Im Geheimen sucht die NASA daher nach einem Ausweg, ihr Blick richtet sich auf den Weltraum und ein neben dem Saturn befindliches Wurmloch. Die Menschheit wurde zwar auf der Erde geboren, aber deswegen muss sie noch lange nicht dort sterben. Während Nolan auf der Erde eine düstere Endzeit-Atmosphäre erschafft, nimmt er den Zuschauer seit dem Moment des Shuttleabflugs mit auf eine atemberaubende Reise in die Weiten des Weltalls.
Dabei bietet "Interstellar" Diskussionspotential en masse, denn Nolan kombiniert geschickt wissenschaftliche Theorien mit philosophischen Gedankengängen. Auch wenn man sich nicht einfach nur berieseln lassen kann, bereitet Nolan die Ansätze der theoretischen Physik zuschauerfreundlich auf. Man bekommt ein gutes Verständnis von Wurmlöchern, Schwarzen Löchern, der Gravitation, etc. und vor allem das Ausmaß der Einsteinschen Relativitätstheorie wird dem Zuschauer hier deutlich vor Augen geführt. Wer an Physik interessiert ist, wird hier denke ich auf jeden Fall seinen Spaß haben. Durch Kombination mit philosophischen Überlegungen geht Nolan der Frage nach dem Wesen des Menschen nach. Was macht den Menschen aus? Was treibt in an? Ist er ein durch und durch emotionales Wesen oder kann er doch rational und wissenschaftlich greifbar gemacht werden? So gut wie jeder Charakter wird in "Interstellar" irgendwann mit der Frage konfrontiert, was für ihn im Leben wichtig ist bzw. was das Leben für ihn speziell überhaupt bedeutet. Es ist interessant zu sehen, wie sich die einzelnen Personen entscheiden und manche davon könnte man sogar in einem Spin-Off weiterführen. Ich persönlich war von Nolans Gedankengängen sehr angetan, vor allem weil er gegen Ende wieder auf seine typischen Aha-Momente zurückgreift. Für Zuschauer in meinem Alter (um die 20) ist es ebenfalls erwähnenswert, dass man sich in Form der Charaktere von John Lithgow und Michael Caine wiederfindet. Diese beiden entsprechen ungefähr unserer Altersklasse, nur halt um 50-70 Jahre gealtert. Eine gewisse Identifikation findet für mich hier also schon automatisch statt und es ist immer spaßig, wenn im Film von "damals" die Rede ist.
Atmosphärisch sind die Reisen durch das Weltall wahrlich herrausragend. In ruhigen Momenten kann man sich an den schönen Bildern erfreuen und in spannenden Momenten wird man quasi in den Sitz gepresst. Verantwortlich dafür sind die meisterhaften visuellen Effekte, die realistische Soundkulisse sowie Hans Zimmers Soundtrack. Der Anblick von Wurmlöchern, Schwarzen Löchern oder einfach nur von Planeten hat schon was an sich und im Kontrast zu dem winzigkleinen Raumschiff kommt die Erhabenheit des Weltalls sehr gut zur Geltung. Die Soundkulisse und Zimmers Soundtrack unterstreichen die Bilder und Effekte stets passend. Im Weltall gibt es keine Geräusche sondern nur im Inneren des Raumschiffs bzw. der Raumanzüge. Das kann sowohl die Spannung anheizen als auch die Schönheit der Bilder hervorheben. Ähnlich fungiert Zimmers Soundtrack. Je nach Situation wechselt er zwischen leise und laut (in 1-2 Szenen zu laut) oder wird sogar ganz abgestellt. Die Main Theme habe ich jetzt auf jeden Fall schon lieben gelernt. Trotz all der Ernsthaftigkeit des Films bleibt er dennoch nicht vollkommen humorlos. Cooper (McConaughey) und seine Tochter (Foy) sind vom Typ her schon sarkastisch ausgelegt, aber die Highlights bilden hier eindeutig die Roboter mit KI. Die Gespräche mit den Robotern sind einfach zu herrlich und immer einen Lacher wert.
Schauspielerisch siedelt sich "Interstellar" ebenfalls in der Spitzenklasse an. Allen voran geht Matthew McConaughey, der hier wirklich beeindruckend und emotional spielt. Eine große (Neu)Entdeckung dürfte wohl Mackenzie Foy als McConaugheys Filmtochter darstellen. Unglaublich, was sie hier mit ihren 14 Jahren auf die Leinwand bringt! Vor allem diese beiden Schauspieler sorgen in "Interstellar" für einige Szenen, die ordentlich unter die Haut gehen. Hinzu gesellen sich z.B. Nolan-Urgestein Michael Caine sowie Anne Hathaway, Jessica Chastain, Matt Damon, John Lithgow und Casey Affleck, welche den Cast mit ihrem Schauspiel bereichern. Besonders unterhaltsam an dem Cast ist die Tatsache, dass ihre jeweiligen Auftritte weit über den Film verteilt sind. Daher kann man während des Handlungsverlaufs immer spekulieren, wer wann auftaucht und welche Figur spielen wird.
Alles in allem ist Nolan hier ein intelligenter Beitrag zum Science Fiction Genre gelungen. Eine interessante und spannende Handlung in Kombination mit einer herausragenden atmosphärischen Ausarbeitung sorgen trotz einer Laufzeit von 169 Minuten für unterhaltsame Kurzweil. Es kamen für mich keine Längen auf und die oft von manchen Kritiken angesprochenen großen Logikfehler konnte ich auch nicht finden. Stilistisch ähnelt "Interstellar" den Werken 2001 - A Space Odyssey und Gravity. Eine gewisse Grundbegeisterung für diese beiden Filme dürfte für das Sehvergnügen sehr zuträglich sein. Einen Vergleich mit anderen Nolan-Werken sollte man allerdings gar nicht erst ziehen, denn "Interstellar" ist grundlegend anders. Verschachtelungen sucht man hier vergeblich, der Film ist linear aber dennoch ambitioniert und für mich nicht vorhersehbar. Mich hat die Umsetzung dieser Science Fiction Thematik jedenfalls ziemlich begeistert
Nun, wer hätte das vor vier Jahren schon für möglich gehalten? Mit dem Reboot von Tim Burton 2001 hat sich Hollywood an der "Planet der Affen"-Thematik ordentlich die Finger verbrannt. Man sollte meinen, dass die Produzenten diesen Stoff auf ewig ignorieren würden. Jetzt erlebt Pierre Boulles Vorlage eine wahrhaftige Renaissance. 2011 sorgte der Regie-Neuling Rupert Wyatt für eine große Sommer-Überraschung, indem er in einem Blockbuster die Priorität auf Storyaufbau und Charakterarbeit legte, während Action und Effekte nur als Unterstützung dienten. Von diesem Erfolgsteam blieben der Fortsetzung nur die Drehbuchautoren Rick Jaffa und Amanda Silver sowie der Schauspieler Andy Serkis erhalten. Auf dem Regiestuhl saß nun Matt Reeves, ebenfalls im Science Fiction Genre bewandert, doch konnte er das Niveau seines Vorgängers halten? Mit Freuden kann ich ganz klar sagen: Ja!
Die Beschreibung "Blockbuster" trifft zwar bedeutend mehr auf "Revolution" zu als auf seinen Vorgänger, er versinkt deswegen aber noch lange nicht im Massenbrei. Die Geschichte ist jetzt größer aufgezogen, daher bedarf es auch eines größeren Action-Anteils, nichtsdestotrotz liegt das Augenmerk weiterhin auf den Charakteren. "Revolution" beschreibt das Aufeinandertreffen und den Konflikt zweier Völkergruppen, die sich so noch nie begegnet sind. Die Menschen haben Affen nur als wilde Tiere oder Zootiere in Erinnerung und die meisten der Affen sind fernab von Menschen aufgewachsen. Daher nimmt sich der Film zu Beginn Zeit, die Sachlage beider Gruppen zu beleuchten. Die Affen-Gruppe hat sich nach der Pandemie zu einem höher entwickelten Waldvolk entwickelt, was zu Beginn des Film sehr beeindruckend bebildert wird. Gesprochene Worte sind jetzt häufiger zu hören, den Großteil stellt aber immer noch die Zeichensprache dar. Wie schon in "Prevolution" verleiht dies den Affen einen ganz speziellen Charakter. Die Menschen dagegen leiden stark unter der Pandemie, in San Francisco verbleiben ein paar hundert an immunen Personen. Ihr Leben ist simpel, Treibstoff-Vorräte versorgen sie aber mit Elektrizität und somit vor dem technischen Kollaps. Eben dieser Vorrat geht nun nur Neige. Ein Staudamm-Elektrizitätswerk im Wald soll Abhilfe leisten, nur wird der Wald von den Affen bewohnt.
Dies ist der Ausgangspunkt für den Konflikt, welcher von mehreren Motiven und Emotionen beeinflusst wird. Dabei greift sich "Revolution" aus beiden Gruppen eine Handvoll Charaktere heraus und gewährt uns Zuschauern einen näheren Einblick. Bei den Menschen wären das z.B. Gary Oldman als Anführer der Menschen und Jason Clarke als Expeditionsführer. Unter den Affen findet man neben Caesar auch weitere Altbekannte wie Koba, Maurice oder Rocket. Das Großartige an dieser Konstellation ist Matt Reeves Feingefühl dafür, keine der Parteien zu vernachlässigen. Weder die Affen noch die Menschen waren mir als Zuschauer egal, ich konnte stets Sympathien entwickeln. Das liegt vor allem daran, dass Handlungsmotive und Emotionen wunderbar ineinandergreifen. Jeder Charakter hat seine persönlichen Erfahrungen gemacht, steht der Gegenpartei daher anders gegenüber und richtet seine Handlungsdevisen danach.
Daraus ergibt sich schließlich ein Film, der es ordentlich in sich hat. Als Zuschauer, dem beide Parteien ans Herz wachsen, ist dieser Stoff definitv kein freudiger oder schöner Film. Reeves Inszenierung ist stets spannend, teilweise sehr nervenaufreibend und/oder emotional. Wendungen schlagen aus dem Nichts zu und schocken eiskalt. Bei manchen Szenen konnte ich einfach kein Popcorn essen oder musste den Cola-Becher auf halbem Weg zum Mund wieder zurückstellen, weil ich von der entsprechenden Szene stark mitgenommen wurde. Die Gesellschaftskritik des Films traf mich daher umso härter. Krieg kennt keinen Gewinner. Und Frieden kann es nur geben, wenn alle vorurteilsfrei dazu bereit sind und an einem Strang ziehen. Nur gibt es leider überall Kriegstreiber, die das Wohl des eigenen Volkes über andere stellen, oder nur an persönlicher Macht interessiert sind. Wenn aus solchen Gründen reihenweise liebgewonnene Lebewesen (ob Mensch ob Affe) gefangen genommen, gefoltert oder einfach nur dahingeschlachtet werden, muss man als Zuschauer schon mehrmals schlucken. Dementsprechend mulmig war mir auch bei dem Cliffhanger-Ende zu Mute. Mir graust es vor Teil 3.
Neben Matt Reeves Inszenierung oder dem Drehbuch (Rick Jaffa, Amanda Silver, Mark Bomback) weiß der Film auf andere Weise ebenfalls zu begeistern. Die Kulissen sehen klasse aus, sei es das verfallene San Francisco, das Dorf der Affen oder einfach nur der Wald. Die visuellen Effekte haben im Vergleich zum Vorgänger nochmal einen Schritt nach vorne gemacht. Die Affen wirken noch detaillierter und authentischer und das bezieht sich auch auf andere gezeigten Tiere. Werden Kulissen und visuelle Effekte miteinander kombiniert, ergibt sich eine außergewöhnliche Bildgewalt. Vor allem Großbildaufnahmen oder Szenen mit Affen in Aktion sehen sehr bombastisch aus. 3D ist zum Großteil ein eher unnötiges Gimmick, aber in den hier genannten Aufnahmen/Szenen entwickelt es doch einen starken Sog. Die Waldszenen seien hier nochmal besonders hervorgehoben. Die schauspielerischen Leistungen sind ebenfalls hervorragend, sowohl von Serkis und Oldman als auch von den eher unbekannten Darstellern wie Jason Clarke, Keri Russell oder Kodi Smit-McPhee. Besonderes Lob gilt Andy Serkis, der jede kleine Gefühlsänderung perfekt trifft. Außerdem strahlt er eine ungemeine Leinwandpräsenz aus, er muss einfach nur da sein und die Szene gehört ihm. Musikalisch ist ebenfalls alles stimmig, Michael Giacchino findet für jede Szene (ob spannend oder emotional) die passenden Töne. Schade finde ich allerdings, dass Giacchino komplett auf Patrick Doyles Hauptthema aus "Prevolution" verzichtet hat.
Bei all der positiven Kritik muss der Film dennoch auch ein paar Negativpunkte einstecken. Es gibt 1-2 Szenen, in denen die Handlung zu vorhersehbar war. Da wusste man vorher schon was passiert bzw. welche Charaktere gleich aufeinandertreffen. Des Weiteren hätte ich mir gewünscht, wenn die Gewaltdarstellung im Film etwas expliziver gewesen wäre. In einigen Szenen vollführt die Kamera lieber einen Schwenk als direkt draufzuhalten. Darüberhinaus muss man manche Aspekte des Endzeit-Szenarios einfach so hinnehmen. Z.B. eine verlassene Tankstelle, von hochgewachsenen Bäumen umgeben. Sowas ist in zehn Jahren einfach nicht möglich.
Nichtsdestotrotz gelang Matt Reeves ein sehenswertes Stück Film, welches ich jedem nur empfehlen kann. Die Frage, welcher Teil der Reihe besser ist, stellt sich mir primär gar nicht. Beide Teile bauen auf einem anderen Standpunkt auf und sind dementsprechend auch unterschiedlich in Szene gesetzt. Man kann sogar soweit gehen und "Revolution" als eigenständigen Film betrachten. Kenntnisse über den Vorgänger sind nicht zwingend notwendig. Letztendlich ist es Geschmackssache, welcher Teil einem mehr zusagt. Für mich sind es beide qualitativ hochwertige Filme mit kleinen Schwächen. "Prevolution" gefiel mir einen Ticken besser, vielleicht wegen der Erstlings-Überraschung, vielleicht weil er kleiner und mehr auf Caesar bezogen war.
10 Jahre Abwesenheit auf der großen Leinwand, 16 Jahre nach der ersten und bisher einzigen us-amerikanischen Version dieses Stoffs. Mit Gareth Edwards hat man hier einem eher unerfahrenen Regisseur die Verantwortung überlassen, sein einziger Film ist das umstrittene Science-Fiction-Drama "Monsters", welches ich persönlich aber genial finde. Ohne die japanischen Godzilla-Originale gesehen zu haben, bin ich der Meinung, dass Edwards genau der richtige Mann für eine Neubelebung des Königs der Monster war. Ich gehöre zwar zu den wenigen, die Roland Emmerichs Interpretation mögen, aber dieser Godzilla ist von einem ganz anderen Kaliber. Emmerichs Version würde er zum Frühstück verspeisen. Warum ist das so?
Nun, es liegt grundsätzlich an der Inszenierung der Geschichte. Schon im Intro, in dem auf die Evolutionstheorie und das japanische Original angespielt wird, merkt man, dass dies ein gänzlich anderer Film wird und in der Blockbuster-Saison nur teilweise etwas zu suchen hat. Edwards lässt sich viel Zeit zur Entfaltung der Charaktere und zum Aufbau der Geschichte. Häppchenweise führt er den Zuschauer an die Geschehnisse heran, stellt Fragen, gibt Antworten und knüpft Verbindungen. Teilweise hört man nur Charaktere reden, keine Musik, der ganze Kinosaal ist still. Als Zuschauer begleitet man dabei Bryan Cranston als AKW-Mitarbeiter Joe Brody. Cranston spielt hier wie gewohnt großartig, ein Wort an die Kritiker und Skeptiker: Von zu wenig Screentime kann hier gar nicht die Rede sein, er hat genau so viel wie er benötigt, um die Story voranzubringen und spannend zu halten. Schauspielerisch ist er allerdings das absolute Highlight des Films. Ken Watanabe spielt gut, Aaron Taylor-Johnson solide und Elizabeth Olsen toll, aber nur mit wenig Screentime.
Es dauert lange, bis sich die erste Action-Szene anbahnt. Diese entläd sich aber mit einer Wucht, dass man in die Sitze gepresst wird. Edwards hat ein großartiges Talent für die Kombination aus Kameraarbeit und Musikuntermalung, was einen großen Teil der düsteren und fesselnden Atmosphäre ausmacht. Mit dieser Szene setzen die ersten Interpretationsmöglichkeiten ein. Ich fühlte mich zumindest sehr an die Fukushima-Katastrophe erinnert, bei den Folgen des Film-Unglücks an Chernobyl. Als Kritik am Atomkraft-Wahnsinn funktioniert Godzilla hervorragend, dies zieht sich übrigens durch den ganzen Film und wird später meiner Meinung nach sogar noch deutlicher. Kehren wir aber erstmal wieder zurück zu den Geschehnissen. Nach dem ersten Monsterauftritt verliert Edwards keineswegs den Überblick. Er hetzt nicht von Actionszene zu Actionszene, sondern setzt gezielt Spitzen. Eine Szene war für mich zum Beispiel eine herrliche Anspielung auf Cloverfield. Als Zuschauer regt man sich gewiss über die miesen Cuts auf, ich kann aber versichern, dass man am Ende dafür entlohnt wird.
Währenddessen weilt die Kamera oft bei den Menschen, zeigt ihre Machtlosigkeit gegenüber der Katastrophe. Edwards lässt die Wissenschaftler und Militärs Lösungsvorschläge ausloten, wobei sich auch hier offenbart, wie klein der Mensch doch eigentlich ist. Der Natur lässt sich nunmal nicht vom einem Menschen kontrollieren - vor allem nicht von seiner Unwissenheit. Der Ozean ist tief, die Tiefsee weitestgehend unerforscht. Diesbezüglich fand ich die Erklärungen über den Ursprung der Bestien und den Zusammenhang zum Original-Godzilla ziemlich interessant. Frank Schätzing lässt grüßen. Gleichzeitig habe ich Godzillas Kampf gegen die MUTOs auch als eine Art Metapher für die unkontrollierbare Macht gesehen, die der Mensch erschaffen kann. Im zweiten Weltkrieg haben die US-Amerikaner ohne Rücksicht auf Folgen Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki geworfen, im Kalten Krieg stand die Menschheit durch einen drohenden Atomkrieg kurz vor ihrem Ende. Heutzutage setzen die Regierungen zwar auf Abrüstung, in der Waffentechnologie wird aber dennoch in anderen Bereichen weitergeforscht.
Gegen Ende, als das große Finale näher rückte, musste ich aber leider feststellen, dass mir die menschlichen Charaktere zunehmend auf die Nerven gingen. Aaron Taylor-Johnson spielt den typischen Unsterblich-Soldaten und die Monster sind einfach bedeutend interessanter. Einzige Ausnahme bildet da die aus den Trailern bekannte Flugzeugszene, die ist einfach nur der Wahnsinn! Glücklicherweise hat man sogar den Soundtrack aus "2001" übernommen. Positiv überrascht war ich ebenfalls über die Tatsache, dass sowohl Godzilla als auch die MUTOs Charakterzüge besaßen und ich für beide Parteien Sympathien entwickelte. Aber nicht nur aus diesem Grund empfand ich den Showdown als atemberaubend. Godzilla erstrahlt hier in seiner ganzen Pracht, der Kampf strahlt eine enorme Bildgewalt aus. Ein Großteil geht natürlich auf die Kappe der fantastischen Effekte, die durch Motion Capture verfeinert wurden. Auch die Musikuntermalung übt dabei großen Einfluss aus. Die allgemeine Soundkulisse tut ihr übriges, der Kinosaal erbebte vor Bass und Dröhnen und dazu Godzilla Schrei... Was will man mehr? Eine Szene hat mir besonders gefallen, da Godzilla hier in alter "King Kong"-Manier auf einen MUTO eindrischt - eine ziemlich amüsante Anspielung. Spätestens nach dem Showdown ist klar, dass Emmerichs Godzilla gegen Edwards Version keine Chance hat. Dieser Godzilla ist wahrlich der König der Monster, der Gott, der Alpha-Predator. Ich mag Emmerichs Godzilla wirklich gerne, aber im Vergleich ist es doch nur eine mutierte Echse.
Fazit: Ich kann diesen Film nur empfehlen. Sicherlich kein perfekter Film, aber dieser Godzilla bietet hier eine erfrischende Abwechslung von den reinen Effekt-Blockbustern wie Transformers, etc. Außerdem bügelt er die Schwächen in Sachen Atmosphäre und Storytelling aus, die Pacific Rim letztes Jahr noch hatte. Edwards nimmt sich nicht nur Zeit für die großartigen Actionszenen sondern auch für die ruhigen Momente. Alles in allem eine gelungene Rückkehr des Königs der Monster auf die große Leinwand. Ich hoffe auf eine Fortsetzung, natürlich wieder unter der Regie von Gareth Edwards!
Da ist er nun, der erste Mainstream/Blockbuster-Film von Darren Aronofsky. Schon in den ersten Minuten merkt man, dass hier ein Mann am Werk ist, der bisher nur Independant-Filme gedreht hat. Denn "Noah" ist ein Film, der vollkommen anders inszeniert wurde, als man es eigentlich von einem Blockbuster erwarten würde. Es dominieren sehr ruhige und charakterbasierte Szenen, der Action-Anteil beträgt höchstens 10-15 Prozent.
Die Handlung der Bibel-Vorlage dürfte hinlänglich bekannt sein. Gott (im Film nur "Der Schöpfer" genannt) ist erzürnt über die sündhaften Menschen, möchte die Erde durch eine Sintflut reinigen und einen Neuanfang vollbringen. Er trägt Noah auf, eine Arche zu bauen, um die Artenvielfalt der Lebewesen zu erhalten und zu schützen. Es ist an dieser Stelle wichtig zu erwähnen, dass sich Aronofsky viele Freiheiten herausnimmt und die Story-Vorlage teilweise stark verändert. Bei den Änderungen wurde aber stets auf Authentizität und Plausibilität geachtet. Des Weiteren nimmt der Bau der Arche nur einen kleinen Teil der Handlung ein, Aronofsky widmet sich der Handlung vor und nach dem Bau ebenfalls auf großzügige und detaillierte Weise.
Der Anfang des Film zieht sich, da hier noch absolut keine Spannung aufgebaut wird und man sich als Zuschauer erstmal zurecht finden muss. Die uns bekannte Erde wird durch Fantasy-Elemente verzerrt dargestellt und sowohl Noah als auch seine Familie sind zu Beginn stark gewöhnungsbedürftig. Dies ändert sich aber im Verlauf der Handlung, jeder Charakter ist einzigartig, ihre Motive und Ziele werden detailliert ausgearbeitet. Darüberhinaus zieht Aronofsky das Tempo mit dem Bau der Arche deutlich an und hält das Spannungs-Niveau bis zum Ende hin extrem hoch. Der gesamte Film strahlt eine enorme Bildgewalt aus, in Kombination mit Clint Mansells aufreibendem Soundtrack wird man als Zuschauer einfach nur in den Sitz gepresst. Es ergeben sich einige sehr intensive Szenen, das Leid der Menschen geht durch Mark und Bein. Des Weiteren ist der Film teilwiese ziemlich brutal und blutig, eine FSK12-Bewertung erscheint in diesen Szenen äußerst fragwürdig. Die Großaufnahmen sind Augenöffner, ihren Höhepunkt findet die Bildgewalt im Kampf der steinernen Wächter gegen die Menschen. Fantasy-Epos in Perfektion! Wer jetzt aber denkt, dass der größte Spaß des Films schon vergangen ist, irrt gewaltig. Denn aus dem Fantasy-Epos heraus dreht Aronofsky das Genre um 180° und kreiert ein nervenzerfetzendes Charakterdrama. Es kommen nie gekannte Charakterzüge zu Tage, die Spannung steigt nochmals bedeutend an, alles läuft auf eine bestimmte Entscheidung hinaus. Auch hier vermag es Clint Mansell, die Intensität durch seinen Soundtrack zu verstärken.
Wie man als Zuschauer mit der allgemeinen Bibel-Vorlage umgeht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich persönlich sehe es aber als Kritikpunkt an, dass man gewisse Dinge akzeptieren muss, obwohl sie an sich nicht logsich erklärt werden können. Das betrifft zum Beispiel die Existenz von Adam und Eva oder dass aus einem Männchen und einem Weibchen eine komplette Art neuentstehen kann. So war ich vom Ende des Films ebenfalls etwas enttäuscht, da es stark religiös angehaucht ist. Ein offenes Ende hätte mir besser gefallen.
Nichtsdestotrotz ergibt sich "Noah" nicht nur religiösem Gedankengut, sondern übt ordentliche Kritik am Menschen aus, die eher wissenschaftlich und philosophisch verankert ist. Dabei geht der Film auf das Wesen und die Taten der Menschen ein. Was macht den Menschen aus, ist er ein gutes oder ein böses Wesen? Es steht fest, dass er der Macht- und Habgier verfallen ist, den Planeten und die Natur ausbeutet und sich selbst durch zahllose Kriege niedermetzelt. Verdient der Mensch überhaupt das Leben? Was veranlasst den Menschen zu solchen Taten? Der Film bietet darauf im Bezug auf Gott eine sehr interessante Theorie. Abseits davon enthält "Noah" eine schön bebilderte Szene, in welcher der Schöpfungsbericht mit der wissenschaftlichen Entstehung des Universums und der Evolutionstheorie kombiniert wird.
Die von mir hochgelobte Bildgewalt fußt auf Naturaufnahmen und den visuellen Effekten. Mit Island hat sich Aronofsky ein schönes Stück Natur ausgesucht, die Aufnahmen sind einfach nur klasse. Gleiches gilt für die visuellen Effekte, wobei man hier aber an die Grenzen der Technik stößt. Die Großaufnahmen u.a. der Tiere sind bombastisch, die Wächter sind ebenfalls toll animiert, bei Nahaufnahmen der Tiere hapert es jedoch abundzu. Der Detailreichtum der Animationen steht außer Frage, in Nahaufnahmen sieht man mehreren Tieren leider dennoch an, dass sie animiert sind.
Schließlich noch ein Wort zum Cast, der hier durchweg überragende Leistungen darbringt. Russell Crowe ist eine Wucht, Noahs Charakterwandel bringt er stets authentisch rüber. Im Zusammenspiel mit seinen Schauspiel-Kollegen/innen ergeben sich viele emotionale und intensive Szenen. Ihm zur Seite stehen u.a. Jennifer Connelly, Emma Watson, Logan Lerman, Ray Winstone und Anthony Hopkins. Jennifer Connelly (Noahs Frau Naama) spielt gewohnt überzeugend, Ray Winstone mimt den Antagonisten Tubal-Kain auf besonders fiese und gerissene Art. Anthony Hopkins (Noahs Großvater Methusalem) sieht man selten, er sorgt aber für die ein oder andere lustige Szene und ist stets von einer mysteriösen Aura umgeben. Selbst aus Logan Lerman (Noahs Sohn Ham) konnte Aronofsky eine klasse Schauspiel-Leistung herauskitzeln, das hätte ich von Lerman nicht erwartet. Der heimliche Star des Casts ist für mich aber Emma Watson (Noahs Adoptivtochter Ila). Hier kann sie endlich zeigen, was in ihr steckt. Ich mochte sie schon in den Potter-Filmen, allerdings konnte sie ihr schauspielerisches Potential dort nie richtig entfalten. Hier hat sie endlich die Möglichkeit dazu und wenn sie so weitermacht, wird sie definitv eine große Zukunft haben!
Fazit: "Noah" ist zwar kein perfekter, aber definitv ein sehenswerter Film. Darren Aronofsky nimmt sich einer bekannten Bibel-Geschichte an, formt sie um, fügt kritische Untertöne ein und eröffnet dem Zuschauer somit neue Einblicke. Fantasy-Epos trifft Charakterdrama, ein Blockbuster der anderen Art.
Ich kann hier leider nicht auf Spoiler verzichten, da ich sonst meine Interpretation des Films nicht vernünftig erklären könnte.
"The Fountain" wird auf ewig wohl einer dieser Filme bleiben, welche die Zuschauerschaft in zwei Lager aufspalten. Für die einen ist es ein absolutes Meisterwerk, für die anderen übernimmt er sich an seinen Ambitionen. Letztendlich muss jeder Zuschauer für sich selbst entscheiden, wie er diesen Film einordnet und vor allem, wie er ihn wahrnimmt.
Das fängt schon bei der Inhaltsangabe an. Was wusste ich vor der Sichtung über "The Fountain"? Das ist doch dieser Film von Darren Aronofsky, der von der Suche nach dem ewigen Leben handelt und dabei drei Geschichten verschiedenster Zeitalter verschmelzen lässt. Allein diese Aussage rückt den Film meiner Meinung nach schon in ein völlig falsches Licht. Denn für mich lässt sich "The Fountain" nicht in drei Geschichten aufteilen, der Film erzählt eine einzige Geschichte. Allerdings handelt es sich dabei um verschiedene Sichtweisen. Die Geschichte wird hier aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, dies ist der Grund für sämtliche Unterschiede (siehe die Zeitalter).
Aber welche Geschichte möchte "The Fountain" eigentlich erzählen? Der Film dreht sich um den Wissenschaftler Tommy Creo, der verzweifelt nach einem Heilmittel für Hirntumore sucht. Getrieben wird er von persönlichen Gefühlen, leidet seine Frau Izzi doch unter genau dieser Krankheit. Tommy forscht an Affengehirnen, Erfolg erhofft er sich von Pflanzenextrakten aus dem Regenwald Guatemalas.
Izzi schreibt derweil in Form eines Romans ihre Gefühle nieder. Ihre Faszination für den Glauben der Maja fließt dabei unweigerlich in ihre Vorstellung mit ein. Durch ihren Roman mit dem Titel "The Fountain" erschafft Izzi ein Gleichnis, ein Abziehbild ihrer Realität. Ihr Mann Thommy schlüpft in die Rolle des Conquistadoren Tomás, welcher im Auftrag der spanischen Königin im Maja-Reich nach dem Baum des Lebens suchen soll. Das Leben der Königin steht auf dem Spiel, da der Großinquisitor ihren Tod verlangt. Die Suche nach dem Baum des Lebens sei Ketzerei. Izzi verkörpert Königin Isabel, der Großinquisitor spiegelt den Hirntumor wieder. Er stammt aus dem eigenen Land/Körper und hat sich infiltrativ stückchenweise Macht verschafft. Seine Macht wird immer größer und irgendwann wird er das Land bzw. den Körper an sich reißen und Isabel/Izzi umbringen. Einzig und allein Tomás vermag es, die Königin zu retten. Hier spiegelt sich Izzis Verständnis für Tommys Liebe ihr gegenüber wider. Izzi ist für Tommy das Ein und Alles, er ist ihr Leben, für sie würde er alles tun. Sie ist seine Königin.
Der Glaube der Maja besagt, dass der erste Mensch (der erste Vater) sich opferte, um die Welt zu erschaffen. Aus seinem Bauch spross der Baum des Lebens, sein Körper wurde zur Erde, seine Seele zum Himmel. Nur sein Kopf blieb übrig, er wurde in den Himmel gehoben und stellt den sterbenden Stern Xibalbá dar. Xibalbá gilt im Maja-Glauben als Ort, an dem Tote wiedergeboren werden.
Indem Izzi in ihrem Roman Bezug auf den Glauben der Maja nimmt, übt sie Kritik an Tommy wahnhafter Forschung nach einem Heilmittel aus. Auch wenn die Prognosen gut aussehen, weiß Izzi insgeheim, dass sie den Hirntumor nicht überleben wird. Sie lässt sich darauf ein und verliert ihre Angst vor dem Tod. Gleichzeitig suggeriert sie mit dem Bezug auf den Maja-Glauben, dass der Tod nichts Endgültiges beschreibt, sondern stets neues Leben gebiert. Damit möchte sie Tommys Angst vor dem Tod brechen und seinen Schmerz über ihren Tod lindern. Ziel des Lebens ist nicht die zwanghafte Suche nach einem Heilmittel, sondern das Leben selbst und dazu gehört ebenfalls das Akzeptieren des Todes. Nur wer den Tod akzeptiert und somit überwindet, kann auf Erlösung hoffen.
Dies spiegelt sich in der zweiten Geschichte des Romans sowie deren Verknüpfung mit der Geschichte über den Conquistador Tomás wider. In der zweiten Geschichte befindet sich Tommy mitsamt des Baums des Lebens (eine Inkarnation Izzis) in einer Blase, die sich durch das Raum-Zeit-Kontinuum auf den Stern Xibalbá zubewegt. Irgendwann auf der Reise kommt es zu dem Punkt, an dem Izzi bzw. der Baum des Lebens stirbt. Wie erwartet, ist Tommy daraufhin von Verzweiflung und Schmerz getrieben. Parallel dazu (in der ersten Geschichte) steht Tomás dem Hohepriester der Maja gegenüber, welcher ihn tödlich verwundet. Zwei verschiedene Charakter-Abbilder Tommys, die im weiteren Verlauf zwei völlig verschiedene Entscheidungen treffen. Tomás tötet den Hohepriester und findet den Baum des Lebens. Er fürchtet den Tod und heilt sich mit dem Saft des Baumes. Als Konsequenz verwandelt sich sein Körper unter Qualen in eine Fläche Blumen. Tommy dagegen akzeptiert den Tod des Baums des Lebens, entsteigt der Blase, fliegt zum Stern und erlangt Erlösung. Er hatte keine Angst mehr vor dem Tod und ist nun mit Izzi vereint.
Zurück zum realem Tommy: Izzi lässt ihm die freie Wahl, welche der beiden Entscheidungen er treffen möchte. Sie hinterlässt ihm den Roman, jedoch ist dieser noch nicht vollendet. Das vorletzte Kapitel endet mit Izzis Tod, das letzte Kapitel fehlt allerdings. Izzi bittet Tommy, das letzte Kapitel selbst zu schreiben. Beruhend auf Tommys Handlungen, bleibt seine Entscheidung offen. Einerseits sucht er auch weiterhin nach einem Heilmittel, andererseits pflanzt er gemäß dem Maja-Glauben über Izzis Grab einen Baum. "The Fountain" wäre aber nicht "The Fountain", wenn er ohne Darren Aronofskys Bildsprache auskommen müsste. Der Film enthält ein Zitat, der genaue Wortlaut ist mir leider entfallen, es lautet aber ungefähr so: Selbst der dunkelste Schatten wird bedroht vom Morgenlicht. Gemäß dieser Aussage wurde der Film von Aronofsky umgesetzt. Für den Großteil des Films arbeitet er mit starkem Schatten, Licht wird auf ein Minimum reduziert. Ein Sinnbild für Tommys Suche nach dem Heilmittel, bei dem er den wahren Wert des Lebens aus den Augen verliert. Er tappt in der Dunkelheit umher. Erst durch die Erlösung kommt Licht in den Film. Das Ende des Films ist vollkommen in Licht gehüllt und das letzte Bild ist ein reiner weißer Bildschirm. Daraus schlussfolgere ich, dass Tommy letztendlich doch noch Erlösung findet und mit Izzi vereint sein wird.
Ich bin der Meinung, dass "The Fountain" eine interessante Intention hervorbringt und stark zum Nachdenken anregt. Während des Anschauens und verstärkt nach dem Ende des Films macht man sich seine Gedanken über Leben, Tod, Wiedergeburt und Erlösung. Was ist wichtig im Leben, worauf kommt es an? Ist die zwanghafte Such nach Maximen (wie hier der Baum des Lebens) vorteilhaft? Welchen Sinn hat die Suche nach dem Sinn des Lebens? Ist der Sinn des Lebens nicht das Leben selbst? Kommt es daher nicht immer auf die kleinen Dinge an? Leben und Tod sind ein Kreislauf, sie gehören unwiderrufbar zusammen. Was bliebe vom Menschen übrig, wenn man den Tod tatsächlich besiegen könnte? Fragen über Fragen.
Allgemein betrachtet ist Aronofskys Regiearbeit hier phänomenal! Wie im oberen Absatz schon erwähnt, arbeitet er mit einer sehr starken Bildsprache, zudem ist "The Fountain" ziemlich symbolträchtig. Wiederkehrende Gegenstände wie Tommys Ehering, der Baum des Lebens, der Nebel von Xibalbá oder Nahaufnahmen von Izzis Haut sind hier von großer Wichtigkeit. Aronofsky schafft es, die Geschichte trotz der unterschiedlichen Sichtweisen wie aus einem Guss zu inszenieren. Zu Beginn wirkt man als Zuschauer noch etwas verloren, die Sichtweisen habe ich da noch als verschiedene Geschichten interpretiert. Im weiteren Verlauf der Handlung verwebt Aronofsky die einzelnen Sichtweisen aber zu einem großen Ganzen. Darüberhinaus arbeitet er mit Szenen-Wiederholungen. Gegen Ende des Films werden Szenen vom Anfang gezeigt, die erst jetzt ihren vollkommenen Sinn entfalten. Für mich sorgte das für erfrischende Aha-Momente.
Die visuellen Effekte sind großartig und geben die Fantasy/Science Fiction-Elemete des Films glaubhaft wieder. Des Weiteren sorgen die visuellen Effekte für eine enorme Bildgewalt. Für die Musikuntermalung ist Aronofskys Stamm-Komponist Chris Mansell zuständig, der hier wie gewohnt ordentliche Arbeit leistet. Besonders bemerkenswert ist sein Thema über Tommys Suche nach dem Heilmittel. Hektik, Wahn und Verzweiflung werden durch diese Melodie quasi greifbar.
Zu guter Letzt ein ganz großes Lob an die beiden Hauptdarsteller Hugh Jackman und Rachel Weisz, die hier fantastische Leistungen hervorgebracht haben. Die Chemie zwischen den beiden stimmt einfach, das Liebespaaar nimmt man ihnen vollkommen ab. Weisz gibt sich zu Beginn lebensfroh und verrückt, schnell merkt man aber, dass mir ihrem Charakter irgendwas nicht stimmt. Die den Tod erwartende Izzi spielt Weisz liebevoll und verletzlich. Hugh Jackman anfängliches Auftreten könnte dagegen nicht unterschiedlicher sein. Hektisch, zielstrebig, ständig auf der Suche nach dem Heilmittel/Baum des Lebens. Kehrt Izzis Hirntumor zurück, kommt Jackmans liebevolle und anmutige Seite zum Tragen. Mit Izzis Tod mündet diese Seite schließlich in Trauer, Verzweiflung, Hilflosigkeit und Wut. Vor allem solche Szenen mit Hugh Jackman gingen mir als Zuschauer wirklich nahe.
Fazit: "The Fountain" ist für mich ein rundum perfekter Film. Er hat Tiefe, einen interessanten Erzählfluss, großartige Darsteller und regt zudem zum Nachdenken an. Ich persönlich kann hier keinerlei Makel entdecken. Generell bin ich aber auch Fan von Darren Aronosfskys Arbeit.
EPISODEE 1:
Ein guter Einstieg in die neue Staffel, es zeigt sich hier allerdings ein Problem: Die Serie vereint mittlerweile so viele Handlungsstränge, dass sie von einer 45-50 Minuten-Folge nicht mehr getragen werden können. Die Episode eilt von einem Handlungsstrang zum nächsten, manche müssen sich mit nur einer Szene begnügen, andere werden gar komplett ignoriert. Stand jetzt würde ich sagen: Entweder sollte es längere Episoden geben (60-70 Minuten) oder mehr statt der üblichen 10.
Mit Folgendem kann ich mich natürlich irren und G.R.R. Martin plant das genauso, aber der Tod von Areo Hotah sowie Doran und Trystane Martell wirkte so, als ob sich D&D möglichst schnell eines weiteren Handlungsstrangs entledigen und Dorne direkt auf Konfrontationskurs mit den Lannisters bringen wollten. Klar, die Szene war überraschend, machte an sich wenn überhaupt jedoch nur einen kleinen bleibenden/emotionalen Eindruck. Denn dafür hat man in Staffel 5 einfach zu wenig von Dorne, speziell Doran und Trystane, gesehen. Schade, dass man hier einen vergleichsweise großen Namen wie Alexander Siddig verschwendet hat.
Die beiden interessantesten Handlungsstränge finden sich in dieser Episode im Norden. Die große Frage nach Jon Snows Tod ist beantwortet, er ist tot. Hervorragend der Einstieg in die neue Staffel. Kamerafahrt an der Mauer entlang, von ihr hinab, hinein in den Hof der Schwarzen Festung und zu Jon Snows Leiche. Geists Wolfsgeheul. Ser Davos, der verwundert vor die Tür geht und Jons leblosen Körper erblickt. Entsetzen. Er eilt durch den Schnee, weitere Freunde/Befürworter Jons erscheinen. Sie verbarrikadieren sich, selbst Melisandre macht wie nur selten einen komplett hilflosen und niedergeschlagenen Eindruck. In der letzten Szene der Episode offenbart sie sich wie nie zuvor. Ihr perfekter Körper ist nur ein Zauber, um sich in einer Welt der Männer Macht verschaffen zu können. In Wahrheit sieht sie so aus, wie man sich eine sehr alte Zauberin wohl vorstellen würde, gebrechlich, ihr Körper verfällt. Immer wieder beeindruckend, was mit Masken und Make-Up so alles möglich ist, denn es handelt sich hier immer noch um Carice van Houten! Übrigens kann der Zauber nicht durch den Halsschmuck hervorgerufen worden sein. Oder D&D haben beim Drehbuchschreiben gepennt^^ Naja, jedenfalls bin ich gespannt, was es mit dieser Szene auf sicht hatte. Erkennt Melisandre vor R´hllor ihr Versagen an, Azor Ahai nicht zum Erfolg geführt zu haben? Oder war dies schon Teil eines magischen Rituals, um Jon Snow wiederzubeleben?
Generell scheint der Tod in dieser Episode in besonderem Maße im Vordergrund zu stehen. Neben den Trauernden unter den Nachtwächtern um Jon Snow, trauern Jaime und Cersei in Kings Landing um Myrcella und Ramsay Bolton in Wintefell um seine Gespielin Myranda. Sehr menschliche Szenen. Gut, Ramsay lässt es sich danach natürlich nicht nehmen, Myrandas Leiche an die Hunde zu verfüttern.
Im oben erwähnten zweiten Handlungsstrang im Norden kämpfen sich Theon und Sansa von Boltons verfolgt durch die Wildness weg von Winterfell. Erstaunlicherweise sieht es so aus, als ob sich die beiden in malerische Landschaften verirrt haben. Der halbzugefrorene Fluss hat etwas Anziehendes, dazu dann noch der umgestürzte Baum, etc. Das Hundegebell will da so gar nicht reinpassen und das Gemetzel, wenn Rettung in Form von Brienne und Podrick naht, wirkt gradezu surreal. Brienne ist endlich am Ziel, indem Sansa ihren Schutzeid entgegennimmt. Dieser Moment hatte etwas Erhabenes, wie Catelyn eine wahre eine Lady von Winterfell!
EPISODE 2:
War Episode 1 eher so 8/10 Punkten, ist Episode 2 fast schon wieder 10/10 Punkten. Was noch fehlt, ist die 100%ige Unvorhersehbarkeit, wie man sie aus den ersten vier Staffeln kannte. Bei vielen Szenen kann man sich auch ohne Buchkenntnisse vorher denken, was passiert (der Tod von diesem Typen in Kings Landing, der Tod von Balon Greyjoy, Jon Snows Wiederbelebung, etc). Interessant ist dagegen oftmals die Frage nach dem "Wie?". Als sich Roose und Ramsay Bolton nach Verkündung der Geburt in den Armen lagen, war für mich klar, dass einer von beiden nun sterben wird. Ich wusste nur nicht, wer. Zuerst dachte ich sogar, als man das Zustechen hörte, dass es Ramsay ist, von dem wir uns nun verabschieden können^^ Darüberhinaus haben D&D Euron Greyjoy einen gelungenen Auftritt verpasst, indem sie Balon direkt durch ihn und zwar on-screen haben töten lassen. Im Buch geschieht dies ja off-screen und meine ich nur durch einen Handlanger Eurons.
Jon Snows Wiederbelebung verlief im Endeffekt leider etwas unspektakulär, aber auch hier steht das "Wie" im Vordergrund. Während Melisandres Prozedur gingen mir da so einige Gedanken durch den Kopf^^ Wird sie sich nun opfern, um Jon in bester Lady Stoneheart Manier zurückzubringen? Wie schon in Episode 1 ist Melisanndre ja nicht mehr von ihren Fähigkeiten überzeugt und in diesem Bereich der Magie obendrein völlig unerfahren. Es hätte gut sein können, dass sie wie Tyros von Myr im Buch den Zauber aufgrund ihrer Schwäche nicht überlebt. Zwischenzeitlich dachte ich sogar, dass sich die Theorie mit Jon im Wolfskörper bewahrheitet. Letztendlich ist es so gekommen, wie ich es nach Staffel 5 erwartet hatte. Nun wird es auf jeden Fall episch und amüsant zugleich. Ich freue mich schon auf die ganzen WTF-Gesichter der sonstigen Charaktere :D
Im Gegensatz zu Episode 1 profitiert Episode 2 ungemein davon, dass D&D sich diesmal nur auf eine kleinere Anzahl an Handlungssträngen beschränkt haben und diese dadurch besser zur Geltung kommen. Schade, dass wir immer noch nichts von Littlefinger gesehen haben :/
Wie schon im Süden (Dorne) räumen D&D diesmal im Norden (Winterfell) auf und werfen die Regenten launischen Jungspunden zum Fraß vor. Im Gegensatz zu den Sandsnakes halte ich das allerdings für eine gute Wahl, da Ramsay bedeutend besser ausgearbeitet und mMn der interessantere Bolton ist. Bereits vorprogrammierte Konfikte mit der Nights Watch und den Lannisters werden dadurch noch spannender. In Kings Landing stehen Jaime und Cersei mehreren feindlichen Parteien gegenüber, von ihren ehemaligen Verbündeten ist kaum noch jemand übrig. Glücklicherweise kann Cersei auf die Stärke ihres Zombie-Mountains bauen. Der Faith Militant steht kurz davor (oder droht es zumindest an) einen Gottesstaat zu errichten, das wäre doch mal eine brisante Wendung! Derweil macht Arya in Braavos Fortschritte in ihrem Jeditraining und Tyrion darf in Mereen den Drachenpapa spielen, was eindeutig einen fantastischen Yeah-Moment darstellt. Die Köpfe der Fantheoretiker laufen nun natürlich auf Hochtouren und werden nach Indizien für einen Zwerg als Drachenreiter suchen. Endlich geht es auch zurück hinter die Mauer zu Bran, der dreiäugigen Krähe und ihrem Training von Brans geistigen Fähigkeiten. Auf die Flashbacks habe ich schon gefreut, seitdem ich das Buch gelesen habe und sie haben nicht zuviel versprochen. Einfach nur schön, ein friedliches Winterfell zu sehen. Benjen und Ned Stark in jungen Jahren, Lyanna Stark feiert ihre Premiere in der Serie und man bekommt sogar einen Blick auf einen jungen "Hodor" vor seinem Sprachfehler gewährt.
EPISODE 3:
Ich liege auf einer Streckbank und D&D sind die beiden Folterknechte, welche an der Kurbel drehen. The Tower of Joy - geil! Zwar hat man, wahrscheinlich um Arthur Dayne mehr Screentime zu geben, den Kampf von "3 gegen 7" auf "2 gegen 6" reduziert (Gerold Hightower dürfte sich denke ich im Turm befinden), aber nichtsdestotrotz war er spannend anzusehen und bot klasse Choreographien. Schade, dass Daynes Schwert Dawn nicht annähernd so imposant aussieht, wie es im Buch beschrieben wird. Falls dies überhaupt Dawn darstellen soll. Im Buch ist es ein Zweihänder, in der Serie kämpft Dayne mit zwei Einhändern. Aber wie gesagt, der Kampf wurde großartig inszeniert und gibt sogar im Gegensatz zu Martin Aufschluss darüber, wie Dayne besiegt wird. Howland Reed macht seiner Crannogmen-Herkunft alle Ehre und stößt ihm aus dem Hinterhalt ein Messer durch den Hals, Ned bewahrt seine und Daynes Ehre, indem er ihm einen schnellen und schmerzlosen Tod gewährt. Ebenfalls bemerkenswert, dass D&D Bran mit seiner erhöhten Sicht auf seinen Vater konfrontieren, da Ned den Kampf letztendlich durch einen Hinterhalt und eben nicht durch einen ehrenhaften Kampf gewonnen hat. Well done! ABER DANN! Man hört ein Baby schreiben, Ned geht in den Turm (kann vorher aber noch Brans "Vater!" hören?), Bran will hinterher... und wird von Brynden Rivers aufgehalten und auf dem Traum gezerrt! Fortsetzung in einer späteren Episode, miese Folterknechte!
Tyrion ist mal wieder zu Späßen aufgelegt und Varys lässt eindrucksvoll seine Machtspielchen an einer Mereen-Aufständischen aus. Kalt und emotionslos, ganz der Eunuch. Varys bekommt halt immer, was er will und hier sind es Informationen über die Unterstützer der Aufstände und Morde in Mereen. In Kings Landing pocht Cersei derweil auf einen "Trial by Combat" und möchte in ganz Westeros Rundschreiben verschicken lassen. Zeit, sich ein weiteres mal die Gravedigger- bzw. Cleganebowl-Theorie zu Gemüte zu führen.
Ich hätte eigentlich erwartet, dass der Jon-Handlungsstrang etwas länger ausfallen würde, aber das ist halb so schlimm, denn dafür endet die Episode diesbezüglich mit einer langerwarteten, aber tollen Wendung. Gemäß dem Code der Nachtwache endet der Dienst mit dem Tod und nach diesem tritt Jon nun aus selbiger aus. Zuvor entledigt er sich allerdings noch der Messersteckerbande. Ein sinnvoller Schachzug, auch wenn ich Alisar Thorne vermissen werde. Für mich war er ein interessanter Antagonist, der den Handlungsstrang an der Mauer stets bereichert hat. Der Fokus lag hier allerdings klar auf Olly, da haben D&D ordentlich Fanservice betrieben. Ein Jahr lang dominierte #FuckOlly die GoT-Fangemeinschaft, sein Schauspieler und dessen Familie erhielten sogar Todesdrohungen, und dahingehend wird sein Tod geradezu zelebriert. Ich selbst nahm das jedoch nur mit einem Achselzucken hin, da Ollys Betrug an Jon in Staffel 5 zu plakativ dargestellt wurde und ich daher keine allzu große Antipathie gegen ihn hegte. Die schönsten Momente der Folge dürften wohl die Umarmungen sein, mit denen Jon von seinen Freunden unter den Nachtwächtern empfanden wird. Diese fröhlichen Gesichter, das Lächeln... herzerwärmend!
Jon wird im Norden also für Trubel sorgen und generell stellt sich die Frage, wie viel Wahrheitsgehalt noch im Spruch "The North remembers" liegt. Dass die Karstarks zu Ramsay Bolton übergelaufen sind, war nach der Exekution von Rickard anzunehmen. Nun aber machen die Umbers Ramsay drei Geschenke - Osha, Rickon Stark und den abgeschlagenen Kopf seines Schattenwolfes. Jetzt sind es nur noch drei Schattenwölfe :( Falls er das überhaupt ist. Denn was auffällt an der Audienz, ist die Tatsache, dass sich Jon Umber trotz der Geschenke und eines Bündnisvorschlags gegen die Wildlinge weigert, Ramsay als seinen neuen Lehnsherrn anzuerkennen. Handelt es sich dabei womöglich um einen intriganten Schachzug und in Wahrheit halten die Umbers doch zu den Starks? Wir werden sehen.
EPISODE 4:
Wiedersehen kann so schön sein. Nach vier Staffeln treffen endlich wieder zwei Stark-Kinder aufeinander, ein absoluter Gänsehautmoment! Des Weiteren kommt es auf den Eiseninseln zu einem Wiedersehen zwischen Asha und Theon, Littlefinger lässt das Tal von Arryn zum Krieg gegen die Boltons rüsten, gleiches gilt für Jon mit den Wildlingen und in Vaes Dothrak findet Daenerys zu alter Stärke zurück. Ich glaube selten war eine Game of Thrones Folge so sehr von Optimismus geprägt wie "Book of the Stranger"^^
Darüberhinaus steht diese Episode im Fokus starker Frauen. Cersei und Olenna schließen einen Pakt gegen den High Sparrow, der physisch und psychisch gefolterte Loras bricht in den Armen seiner Schwester Margaery zusammen, Sansa kann Jon zum Widerstand gegen die Boltons überreden, Theon unterstützt seine Schwester Asha trotz seines Erstgeborenenrechts bei ihrem Thronanspruch und Daenerys vereint die Dorthraki unter sich, ohne auf größere Hilfe von Jorah und Daario angewiesen zu sein.
Tyrion beweist in Mereen abermals, was für ein großartiger Staatsmann er eigentlich ist (ebenso wie Tywin). "We only make peace with our enemies." Anstatt des Sklavenherrschern aus Volantis, Astapor und Yunkai wie Daenerys vor den Kopf zu stoßen, schlägt er geordnete Abschaffung der Sklaverei vor (innerhalb von sieben Jahren).
Quaithes Prophezeihung scheint sich nach und nach immer mehr zu bestätigen.
"Um nach Norden zu gelangen, müsst ihr nach Süden ziehen. Um nach Westen zu kommen, geht nach Osten. Um vorwärts zu gelangen, geht rückwärts, und um das Licht zu berühren, müsst ihr unter dem Schatten hindurchziehen."
Wie schon in Staffel 1 (u.A. erkennbar durch den musikalischen Brückenschlag) befindet sich Daenerys in Vaes Dothrak und kann abermals ein Khalasar unter sich vereinen. Bedurfte sie dazu in Staffel 1 noch Drogo und beschränkte sich ihre Streitkraft nur auf sein Khalasar, gelang es ihr nun aus freien Stücken und machte sich durch die Ermordung aller Khals das gesamte Volk der Dothraki untertan. Jetzt fehlt nur noch eine Schiffsflotte, die ihr Heer nach Westeros übersetzen kann. Wer könnte sich da in Westeros bloß anbieten? ;-)
EPISODE 5:
"Does death only come for the wicked and leave the decent behind?"
- Foreshadowing by Jaqen H´ghar -
Hodors Tod war die emotionalste und überraschendste Szene der bisherigen Staffel und die gesamte Szene hinter der Mauer ein hervorragendes "Mid-season Finale". Aufbau, Spannung, Dramatik - da hat mal wieder alles gepasst. Schon heftig, wenn man selbst den Tod von Brynden "Bloodraven" Rivers und Brans Schattenwolf fast schon als Kollateralschaden bezeichnen muss. Bleiben nur noch Ghost und in der Serie eventuell Nymeria, aus 6 mach 2 :(
"Summer is dead and winter has arrived."
Die Art und Weise, wie die Herkunft der Weißen Wanderer in der Serie erklärt wird (in den Büchern ja noch nicht), sorgt für ordentlich Diskussionsstoff. Von den Kindern des Waldes erschaffen, um den aussichtslosen Krieg gegen die Ersten Menschen zu gewinnen. Aus der Geschichtsschreibung in ASOIAF weiß man nur, dass die Kinder und die Ersten Menschen irgendwann einen Friedenspakt geschlossen haben, um den Krieg zu beenden, genaue Details sind allerdings nicht bekannt. Es könnte also gut sein, dass die Kinder letztendlich die Kontrolle über die Weißen Wanderer verloren haben und sie nur mit Hilfe der Ersten Menschen in den Norden zurückdrängen konnten.
Der Anfang der Episode zeugt erneut von einem Drehbuch-Mangel, der sich seit den letzten Staffeln immer mal wieder durch die Serie zieht. Charaktere wie Brienne oder Littlefinger erscheinen immer dort zur rechten Zeit, wo sie gerade gebraucht werden, über zeitliche Distanzen sehen die Serienmacher dabei locker hinweg. So befand sich Littlefinger zuletzt noch im Tal von Arryn und nun führt er auf einmal im tiefsten Norden ein Gespräch mit Sansa. Wie ist er so schnell dort hingekommen? Nutzt er einen Tele-petyr? :D
Vielleicht ist Folgendes jetzt das Jammern auf hohem Niveau eines Buchlesers, aber die Königswahl auf den Eisernen Inseln hat mir nur mäßig gefallen. Euron Greyjoy strahlt jedenfalls bei Weitem nicht die Bedrohung und das Piratige aus, welches ihn in den Büchern so besonders macht. Erstens fehlt mir die Augenklappe und zweitens fiel seine Rede beim Königsthing eher mau aus (kein Drachenhorn zur Zähmung der Drachen, keine Schätze aus aller Welt). Es fehlt eine wirkliche Begründung, warum das Volk der Eiseninseln diesen Typen nun zu ihrem neuen König wählt. Erstens macht Euron die Versprechung, Daenerys heiraten zu wollen und mit ihren Drachen Westeros zu erobern. Aber was lässt das Volk glauben, er könne Daenerys und die Drachen kontrollieren? Im Buch präsentiert er wie gesagt das Drachenhorn. Zweitens erklärt er, ein besserer König als Balon sein zu wollen, gibt öffentlich zu, diesen ermordet zu haben und das Volk reagiert mit Zustimmung. Früher galt der Königsmord noch als unverzeihbare Schandtat (siehe Jaime Lannister), mittlerweile wird es nur noch mit einem Achselzucken quittiert (siehe z.B. auch Ramsay Bolton). Ich halte das für keine allzu gute Entwicklung, weil es von den Serienmachern verstärkt als plot devise genutzt wird.
Und warum haut gleich die gesamte Flotte mit Asha und Theon ab? Im Fall von Ashas Gefolgsleuten verständlich, aber die machen ja nur einen Teil der Flotte aus. Der Rest hat sich beim Thing doch eindeutig für Euron als König entschieden. Die Serienmacher werden die Buchcharaktere Asha und Victarion Greyjoy zusammenlegen, da hätte es in meinen Augen mehr Sinn ergeben, wenn Euron Asha nach Mereen geschickt hätte, um ihr eins auszuwischen.
EPISODE 6:
Vielleicht deswegen etwas "enttäuschend", weil diese Episode mal wieder etwas ruhiger ausfällt, nachdem in den letzten Wochen Vieles Schlag auf Schlag ging und die Handlung mit Sieben-Meilen-Stiefeln voranschritt. Konflikte werden diesmal auch nicht mit einer mordreichen Actionsequenz gelöst, sondern mit Dialogen.
Benjen Stark hat hier eine kleinere Rolle inne, als ich eigentlich erwartet hatte. Aber hey, endlich sieht man ihn mal wieder und tatsächlich auch Coldhands! Laut G.R.R. Martin sind beides zwar unterschiedliche Charaktere, aber die Serie hat ja schon immer ihre eigene Geschichte erzählt. Auf Serienbasis macht das für mich sogar mehr Sinn, Coldhands mit dem beliebten Benjen Stark zusammenzulegen, als jetzt plötzlich einen wildfremden toten Nachtwächter einzuführen. Über Coldhands weiß der Zuschauer logischerweise überhaupt nichts (selbst der Buchleser weiß kaum etwas) und dementsprechend kann sein Ursprung ganz einfach auf Benjen Stark umgeschrieben werden.
Zu Brans Flashbacks: Toll, einen ersten Blick auf Aerys II. "The Mad King" Targaryen werfen zu können!
Auch bezüglich Randyll Tarlys habe ich mir eine größere Rolle gewünscht. Ich hoffe, das war nicht seine letzte Szene und er kann noch etwas in den Machtspielen um den Eisernen Thron mitmischen. In den Büchern 4+5 ist er einer meiner Lieblingscharaktere, vom Wesen her könnte man ihn wohl als "kleinen Tywin Lannister" bezeichnen. Als harten Vater, der keine Schwäche duldet, hat man ihn in der Serie schon recht gut getroffen. Sam nimmt das Familienschwert an sich, Valyrischer Stahl, der durchaus noch wichtig werden könnte. Ich bin gespannt!
Aryas Part hat mir in dieser Episode am besten gefallen, da sie hier verstärkt mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert wird. Aryas Leben wurde mehr und mehr von ihrer Todesliste bestimmt, zu der auch Joffrey und Cersei zählten. Hier sieht sie nun mit an, wie Joffrey vergiftet wird und Cersei um ihren Sohn trauert. Wie der Zuschauer in früheren Staffeln erkennt Arya aufgrund des Schauspiels (großartige Metaebene), dass es mehr als nur eine Sichtweise gibt. Cersei ist neben der machtgeilen Frau auch eine liebende Mutter, im gespielten Schmerz der Schauspielerin erkennt Arya ihren eigenen Schmerz über den Verlust von Familienangehörigen und Freunden. Es scheint so, dass Arya nun ihre Todesliste überwunden hat und dementsprechend auch keine Faceless Woman sein möchte. Sie ist nicht nur kein Niemand, sie möchte auch nicht mehr grundlos und unüberlegt töten.
In Sachen Jaime Lannister finde ich gut, dass sich die Serienmacher an die Buchvorlage zurückerinnern und ihn nach Riverrun schicken, um der Belagerung zu einem erfolgreichen Ende zu verhelfen. Im Buch ein weiterer Schritt in Jaimes Charakterentwicklung zu einem "besseren Menschen" und Herrscher, der seinen Verstand benutzt und nicht nur sein Schwert. In der Serie kommt noch Einiges an Brisanz hinzu, weil Jaime aus der Kings Guard entlassen wurde und sich nun Lord Jaime Lannister of Casterly Rock nennen darf.
Die abschließende Daenerys-Szene hat die Funktion eines pathetischen Crowdpleasers. Klar sieht das toll aus, aber die Szene hätte man genauso gut auch in der vorherigen Episode bringen können.
EPISODE 7:
Schade, dass wir Ian McShane nur in dieser Episode zu Gesicht bekommen, als Ray hat er mir sehr gut gefallen. Für diese kurze Zeit hätte man ihm als Ausgleich allerdings doch den titelgebenden "Broken Men" Monolog aus dem Buch in den Mund legen können:
https://www.youtube.com/watch?v=0sjZHxEZnmE
Ansonsten: GET HYPE
https://www.youtube.com/watch?v=oTjBVsKbHQQ
https://www.youtube.com/watch?v=JgXBYXfhgSY
EPISODE 8:
Meiner Meinung nach eine unbefriedigende Episode.
Braavos:
Talisa Stark: stirbt duch Messerstiche.
Jon Snow: stirbt durch Messerstiche.
Roose Bolton: stirbt durch einen Messerstich.
Arya Stark: schwimmt nach Messerstichen durch einen Fluss, läuft quer durch die Stadt, kann nach Bandagen und ein bisschen Suppe eine "Jason Bourne"-artige Flucht antreten, Waif besiegen, obwohl sie das noch nichtmal im gesunden Zustand schaffte, danach zum House of Black and White laufen und Jaqen eine Rede halten. Alles klar ;-) Es exitieren so viele mögliche Theorien, die allesamt mehr Sinn ergeben und Aryas vollkommen untypisches Verhalten der letzten Episode erklärt hätten, aber Weiss und Benioff entscheiden sich lieber für einen billigen Crowdcatcher/Cliffhanger. Also wenn da nicht noch etwas kommt, darf sich dieser Part zu den größten Bullshit-Momenten der Serie gesellen!
Mereen:
Der Smalltalk zwischen Tyrion, Grey Worm und Missandei: genial.
Der Angriff der Sklavenmeister: überraschend und großartig umgesetzt.
Daenerys Rückkehr: vorhersehbar und absolut zweckmäßig. Das geht besser.
Riverrun:
Zwiespalt. Zum Einen freut es mich, dass sich Weiss und Benioff da größtenteils an die Buchvorlage gehalten haben und die Lannisters immer noch bedrohlich und erhaben zugleich darstellen können. Ihr Einmarsch in Riverrun war inszenatorisch mal wieder ganz große Klasse! Auch der Blackfish hat mir in seiner Standfestigkeit (selbst gegenüber Brienne) sehr gut gefallen. Ein Charakter, der seinen Prinzipien treu bleibt, und dem auch Weiss und Benioff glücklicherweise treu bleiben. Der Blackfish würde Riverrun niemals freiwillig aufgeben, auch nicht für Sansa und eine noch epischere Episode 9 ;-)
Zum Anderen war ich gerade deswegen ziemlich enttäuscht über seinen Abgang. Offscreen und viel zu beiläufig. Man merkt, dass er in der Handlung nicht mehr gebraucht wird und um den Cast kleinzuhalten, muss er halt sterben. Nach Edmures Aufgabe hätte der Blackfish als Heerführer des Nordens eine tolle Figur abgegeben! Mit seinem Tod kann ich trotzdem leben, auch wenn ich mich als Buchleser etwas darüber ärgere, weil er im Buch die Belagerung von Riverrun ja überlebt hat. Ich hoffe weiterhin, dass er dort irgendwann nochmal eine größere Rolle spielen wird^^ Mit Jaimes Überzeugungstaktik war ich ebenfalls etwas unzufrieden. denn ich würde mir endlich mal wünschen, dass er sich von Cersei komplett loseist. Stattdessen möchte er Riverrun einnehmen, um so schnell wie möglich zu ihr zurückzukehren.
King´s Landing:
Es bleibt weiterhin spannend! Man sieht sehr gut, wie der High Sparrow mit der Macht spielt und die Menschen in seinem Umfeld beeinflusst und manipuliert. Cerseis Macht ist verschwunden, ihr Vater ist tot, ihr Onkel stellt sich gegen sie und auch ihr Sohn auf dem Thron hat sich von ihr abgewendet und hört stattdessen auf den Rat des High Sparrows. Cerseis einzige Stützen bleiben Qyburn und sein frankensteinischer Robert Strong. Letzterer dient als ultimative, defensive Instanz, auch in Hinsicht auf den Trial by Combat, ihre Hoffnung auf Rettung. Doch ebendieser Möglichkeit, des Trial by Combat, wird Cersei nun beraubt. Der High Sparrow hat seinen nächsten Schachzug grandios gespielt. Die Rückkehr von Sandor Clegane nimmt jetzt noch spannendere und interessantere Züge an, denn der klassische Cleganebowl wurde hier ja (vorerst) ad absurdum geführt. Jetzt ist alles wieder offen!
EPISODE 9:
Erinnert sehr an Saving Private Ryan.
Die finale Szene, Ramsays Tod, ist in einer meisterhaften Episode ein kleines Meisterwerk, welches sich noch einmal etwas vom Rest abhebt. Ein Schurken-Abtritt wie er im Lehrbuch steht! Damit steht GoT wohl vor einem Wendepunkt, denn mit Cersei kann die Serie jetzt nur noch einen klassischen Haupt-Antagonisten vorweisen. Je nachdem, was in Episode 10 mit ihr (und dem Hound) geschieht, wird man sich jetzt denke ich primär auf die White Walker konzentrieren. Die Episode trägt ja auch nicht umsonst den Titel "The Winds of Winter".
Hodor: Holds the door. Dies.
Wun Wun: Opens the door. Dies.
Riesen und Türen vertragen sich nicht in Game of Thrones :/
EPISODE 10:
Kings Landing:
Ich habe ja eine Red Wedding 2.0 erwartet, aber nie damit gerechnet, dass sich diese in Kings Landing zutragen würde! Der High Sparrow, Mace, Margaery und Loras Tyrell, Kevan und Lancel Lannister, Tommen Baratheon, Grandmaester Pycelle, Septa Unella. Da gehen auf einen Schlag mehrere Charaktere dahin, die mich von Anfang an auf meiner Reise durch die Welt von Eis und Feuer begleiteten, dementsprechend schockiert war ich auch. Da ist auch vollkommen egal, ob ich die Charaktere nun leiden konnte oder nicht, die waren ein ständiger Teil von ASOIAF/GoT und nun sind die einfach nicht mehr da. Heftig. Besonders brutal fällt wohl der Tod vom High Sparrow :( und Margaery aus, denn was diese nun für Kings Landing geplant hatten, werden wir nie erfahren. Aber das ist eben auch GoT, so wie im echten Leben. Wenn jemand in der Realität stirbt, kann man auch nicht fragen: "Ja, was war denn nun der Plan, was haben sich die Drehbuchautoren dabei gedacht?".
Am emotionalsten viel aufgrund seiner Beiläufigkeit wohl der Tod von Tommen Baratheon aus. Ein Kind, das nie König sein wollte und sollte, von zahlreichen Mächten (Cersei, Margaery, High Sparrow) manipuliert und letztendlich von seiner eigenen Mutter verraten. Off-Screen legt er die Krone ab und stürzt sich aus dem Fenster, was poetischer nicht hätte sein können. In Staffel 1 wurde Bran aus dem Fenster gestoßen, um den Inzest zu verheimlichen und den königlichen Status Cerseis sowie ihrer Kinder aufrechtzuerhalten. Nun stürzt sich Tommen aufgrund Cerseis Taten als ihr letztes lebende Kind freiwillig aus dem Fenster. Cersei besteigt danach den Thron, ihre Trauer fällt dabei sehr kurz aus. Aus der liebenden Mutter ist letztendlich die Mad Queen geworden, so wie es sich in der gesamten Serie Schritt für Schritt angekündigt hatte. Cerseis Regentschaft beginnt, aber ihr Ende scheint damit schon besiegelt zu sein. Denn als Mad Queen ist sie nun zu der Person geworden (Aerys II.), vor der Jaime Kings Landing damals schützen wollte. Cerseis Prophezeihung sagt aus, dass sie durch den Valonqar (hochvalyrisch: kleine/r Bruder/Schwester) zu Tode kommt, nachdem sie all ihre Kinder überlebt hat. Wird Jaime als Kingslayer nun auch zum Kin- sowie Queenslayer?
Ach ja, eine Sache, die sich viele gefragt haben: Warum akzeptieren die Bewohner Kings Landings Cersei oder überhaupt eine Frau auf dem Thron?
Zum Einen dürften die Bewohner die Explosion der Septa für einen Unfall halten. Zum Zweiten würde ich als einfacher Bürger große Angst vor Cersei, Qyburn und dem Mountain haben, zumal mit den Tyrells, Kevan Lannister, dem High Sparrow und dem Faith Militant nun sämtliche direkte Widersacher in Kings Landing auf einen Schlag ausradiert wurden. Und zum Dritten: Die Thronfolge dürfte nun in der Schwebe hängen und Cersei nimmt dieses Vakuum ein. Die männliche Linie der Baratheons dürfte ausgelöscht sein, zumindest der in Serie, in den Büchern weiß ich es nicht, ob da irgendwo mal ein Cousin, o.Ä. vorgestellt wurde. In der Serie gibt es meine ich nur eine Person, die berechtigt ist, den Baratheon-Thron zu besteigen: Daenerys Targaryen, Roberts Cousine 2. Grades. Ironie des Schicksals^^
The Twins:
Da haben es die Frey Pies also doch noch in die Show geschafft, wenn auch in einem anderen Kontext als im Buch. Ich fands ziemlich klasse, als die Kamera zum ersten mal auf den Kuchen schwenkte^^
Auch hier fragen sich viele, wie es Arya überhaupt schaffen konnte, die Freys zu fangen, zu töten, in Kuchen zu backen, das ganze auch noch wie einen Kuchen aussehen und schmecken zulassen und dabei nicht erwischt zu werden. Nun, die Antwort ist ganz einfach: Because she´s Batman!
Scherz beiseite, aber sie hat nunmal zwei Staffeln Training im House of Black and White hinter sich, da sollte sie zu solchen Aktionen schon fähig sein. Viele haben sich ja darüber aufgeregt, der Arya-Plot führe ins Nichts, nun hier trägt er zum ersten Mal Früchte. Und was das Backen angeht, erinnert sich noch jemand an ihren Freund Hot Pie? Dieser könnte ihr das beigebracht haben.
Oldtown:
Vorab: Tolle Kulissen, von außen sieht die Stadt wirklich beeindruckend aus!
Aber ja, dass Sam und Gilly mit dem valyrischen Schwert so mir nicht dir nichts abhauen können, wundert mich ebenfalls. Das passt einfach nicht zu dem Randyll Tarly, so wie wir ihn bisher in der Serie erlebt haben (u.A. Erzählungen von Sam in früheren Staffeln). Ansonsten hängt der Sam-Plot jetzt etwas in der Luft. Es bleiben noch zwei Staffeln mit voraussichtlich 13 Episoden, wie soll man da noch ausführlich auf Sams Ausbildung eingehen? Wie GeneralGrievous schon schrieb, wird da wahrscheinlich viel Off-Screen geschehen und der Großteil der interessanten Buchvorlage diesbezüglich leider wegfallen... Naja, zugegeben, bei dem, was so alles in Westeros geschieht, möchte ich zwischendurch auch nicht unbedingt durch Sams Ausbildung gelangweilt werden. Das ist dann eher ein Handlungsstrang, der im Buch besser funktionieren wird.
Winterfell:
Liam Cunningham <3
Bella Ramsay <3
THE KING IN THE NORTH!!
Wobei sich hier abermals viele Leute die Frage stellen, warum die Lords des Nordens Jon zu ihrem König ernennen und nicht Sansa zu ihrer Königin, die ja nunmal das Geburtsrecht inne hat. Ich habe mir das so erklärt, dass der Norden diesmal im Gegensatz zur Staffel 1 keinen König zum Kampf gegen den Süden sondern primär gegen die White Walker ausruft. Und da ist Jon Snow nunmal geeigneter als Sansa. Ansonsten ist es jedoch klar verwunderlich, warum Davos ebenfalls in die "King in the North" Rufe miteinstimmt, obwohl er in der letzten Episode noch froh war, dass Jon kein König ist. Außerdem frage ich mich: Wo war Ghost?? Ich meine, wenn man ihn irgendwo hätte zeigen können, ja evtl sogar müssen, dann doch bei Jons Ernennung zum "White Wolf"! So viel CGI-Kosten für ein paar Sekunden hätte man doch bestimmt noch zur Verfügung gehabt...
Konfliktpotential existiert reichlich: Wie werden sich die Lords verhalten, wenn sie erfahren, dass Jon gar kein Stark ist sondern aller Wahrscheinlichkeit nach ein Targaryen? Was hat Littelinger vor, er war sichtlich nicht begeistert von dieser Wendung. Sansas Lächeln verblasst, als sie seinen Gesichtsausdruck erblickt. Ich denke aber, sie kann mit Littlefinger fertig werden, seinen erneuten Annäherungsversuchen hat sie ja bereits eine Abfuhr erteilt.
North of the Wall:
Und ausgerechnet die Szene, die mich eigentlich wegfegen sollte, empfand ich in dieser Episode als eine der weniger spektakulären. Verrückt^^ Aber das liegt wohl daran, dass ich diese Wendung sowieso schon erwartet hatte und andere Handlungsstränge für mich daher überraschender waren. Nichtsdestotrotz natürlich einer der Kernmomente der gesamten Serie, welcher den Bogen der kommenden Episoden neu aufspannt. Fragt sich jetzt nur, ob das ein Seriending ist oder tatsächlich der Buchvorlage entspricht, denn für die Buchvorlage existieren noch weitere Theorien zu Jon Snows Herkunft.
Mereen:
Eine sehr emotionale Szene zwischen Daenerys und Tyrion, welcher nun zu ihrer Hand of Queen ernannt wurde. Schön, dass Emilia Clarke auch mal wieder schauspielerisch gefragt ist, das hielt sich bisher in der Staffel ja relativ in Grenzen. Die Endszene war selbstverständlich [hier bitte superlativ einfügen]. Ich finde dafür jedenfalls keine passenden Worte. Darauf hat wohl jeder seit Staffel 1 und spätestens seit Staffel 3 gewartet. Vor allem, weil der Daenerys-Handlungsstrang in Staffel 6 zunehmend redundant wurde, aber da musste man wohl erst noch auf den Cersei/Jaime-Handlungsstrang "warten", nachdem dieser durch Dorne dämlicherweise verzögert wurde.
Nun sieht es also wie folgt aus: Unsullied, Dothraki, Greyjoy, Martell, Tyrell und drei Drachen - was für eine Übermacht! Verwunderlich nur, wie es die Dothraki nun so einfach auf die Schiffe gebracht haben (ohne Übelkeit, etc), nachdem sich dies in früheren Staffeln (Staffel 3 glaube ich) als so schwierig erwiesen hat...
Die Episode bewegt sich handlungstechnisch übrigens in einem Zeitraum von mehreren Montaten. Da ist es durchaus möglich, dass Varys von Mereen nach Dorne reist und wieder zurück. Für einen reibungsloseren Übergang hätte man jedoch eventuell seine Ankunft in Mereen zeigen können.
Euron Greyjoy und Sam machen nach dem Staffelfinale einen verlorenen Eindruck, zumal Euron auch kaum ausgearbeitet wurde und nur als Aufhänger dafür diente, Asha und Theon nach Mereen flüchten zu lassen. Hoffentlich kann man ihn in den kommenden Staffeln sinnvoll einbinden, Daenerys braucht noch ein paar Feinde, das wird sonst alles zu einfach.
Dorne:
Da hat es die Dorne-Verschwörung also doch noch in die Serie geschafft, klasse! Nachdem Weiss und Benioff Jon Connington, Aegon Targaryen, Quentin Martell und Arianne Martell aus der Handlung strichen und Doran bereits zu Beginn der Staffel ermordeten, habe ich nicht mehr damit gerechnet. Nun übernehmen andere Charaktere diese Rollen, vornehmlich Ellaria Sand, Varys und Daenerys. Diese Episode dürfte wohl die erste sein, in der die Serien-Sandsnakes gut dargestellt wurden: nämlich, indem sie von Olenna Tyrell gekonnt in ihre Schranken gewiesen wurden. Herrlich, was habe ich da gelacht^^ Gut, dass Weiss und Benioff hier ihr drehbuchtechnisches Scheitern selbst eingestanden haben.
FAZIT:
Staffel 6 war für mich eine gute Staffel, die sich nach der Staffel 5 glücklicherweise wieder qualitativ gesteigert hat. Weiss und Benioff haben sehr viel richtig gemacht, ein paar wirklich emotionale und/oder beeindruckende TV-Momente kreiert und das Tempo ordentlich angezogen. Nichtsdestotrotz muss ich sagen, dass sie auch weiterhin den ein oder anderen Bock geschossen haben, die Qualität der ersten vier Staffeln bleibt da für mich jedenfalls unerreicht. Im Vergleich zu manch anderer Serie aber immer noch eine mehr als überzeugende Arbeit.
AUSBLICK:
Aller Wahrscheinlichkeit haben wir noch 13 Episoden, womöglich mit Überlänge, vor uns. Staffel 7 mit sieben und Staffel 8 mit sechs Episoden. Nach dem Staffelfinale und der Abwesenheit der White Walker gehe ich davon aus, dass sich Staffel 7 Daenerys Eroberung und Staffel 8 den White Walker widmen wird. Soweit halte ich das für einen guten Plan, nur sollten Weiss und Benioff nicht in Versuchung kommen, allzu sehr Fanservice zu betreiben. ASOIAF/GoT ist eine Geschichte, die sich in einem (halbwegs) realistischen Mittelalter-Setting ansiedelt und sich bewusst von Geschichten wie "Der Herr der Ringe" abgrenzt. Daran und an G.R.R. Martins Notizen sollten sie sich primär orientieren und nicht an den Wünschen der Fans.
Wenn ich etwas nicht sehen möchte, dann einen klassichen Gut-gegen-Böse-Kampf mit allen gegen Cersei, danach alle Überlebenden ab zur Mauer und die White Walker bekämpfen. Womöglich dann noch mit einer Hochzeit zwischen Daenerys und Jon und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Die Graustufen und das von Martin geplante bittersüße Ende sollten aufrechterhalten bleiben. Da in der Serie jedoch viele Charaktere wegfallen oder fusioniert werden, erhalten Daenerys und Jon dort eine größere Rolle als es in den Büchern wahrscheinlich der Fall sein wird. Außerdem sind Weiss und Benioff große Fans von Daenerys und Jon.
Aus diesen beiden Gründen habe ich zumindest eine Grundbefürchtung, dass man es Daenerys und Jon besonders gerecht machen will und die Geschichte letztendlich darunter leiden wird. Für mich haben beide z.B. keinen Lebensfreifahrtsschein und sind keine Kandidaten für den Iron Throne. Zudem sollten die Schrecken der Dothraki und der Drachen berücksichtigt werden, etc. Hinzukommen dann noch andere Parteien wie z.B. Euron und Littlefinger. Zu guter Letzt bleibt natürlich die Frage, wie der Kampf gegen die White Walker überhaupt aussehen soll. Martin wird da schon mehr geplant haben, als nur eine epische Schlacht.
EPISODE 1:
Holy fucking cow, was für eine Einstiegsfolge!
Da fiel mir beim Abspann doch glatt die Kinnlade runter, die Episode ging doch erst 25 Minuten lang! Wo ist der Rest? ;-)
Ne aber jetzt mal ersthaft: Es tut gut, endlich wieder in Westeros und Essos unterwegs sein und all die großartigen Charaktere wiedersehen zu dürfen. Im Oktober habe ich das bisher letzte Buch durch gehabt, seitdem herrschte Flaute. Und zu Beginn gehört das Intro einfach mit jedem Klang gefeiert!
Besonders gefallen hat mir der Flashback über eine wichtige Prophezeihung als Einstieg in die Staffel. Ohne Witz, in den ersten Sekunden, als die Kamera einfach nur auftretende Füße in schlammiger Erde zeigte, da hatte mich die Folge schon! Was die thematisierte Prophezeihung anbelangt, die wurde sehr eindringlich inszniert.
Ein weiteres Highlight war die Szene mit dem Krieger der Unbefleckten, der auf seine Weise Zerstreuung bei einer Prostituierten sucht. Sehr emotional und am Ende dann knallhart. Schön, wie hier mit den Gefühlen der Zuschauer gespielt wird!
EPISODE 2:
YEAH, ein weiterer Schwall an alten und neuen Charakteren!
Was freue ich mich, dass die Serie im Gegensatz zu den Büchern Bronn wieder zurück auf die Bühne geholt hat! Jerome Flynn spielt Bronn so gut, der ist in der Serie noch cooler als in den Büchern. Des Weiteren muss ich sagen, dass ich Gwendoline Christie als Brienne von Tarth (vor allem in Action) absolut genial finde!
Kurz einen Blick auf die bisherigen Neuzugänge der Serie. Alexander Siddig (Königreich der Himmel, Primeval) als Doran Martell ist selbstverständlich richtig Premium und auch Areo Hotah (1:1 wie im Buch) hat mir ziemlich gut gefallen. Ellaria Sand kennen wir zwar schon aus Staffel 4, hier möchte ich allerdings nochmals den großartigen Dorne-Dialekt im englischen Original erwähnen.
In dieser Folge erkennt man als Buchkenner schon so manche kleine Abweichung von der Buchvorlage. Diese Abweichungen fügen sich jedoch wunderbar in die Rahmenhandlung ein, manche geben dem Verlauf sogar einen bereichernden Impuls im Vergleich zur Buchvorlage. Von daher Stand jetzt bezüglich der Änderungen beide Daumen nach oben!
Etwas Jammern auf hohem Niveau eine Buchkenners muss ich aber doch anbringen: Schade, dass es die urkomische Pilz-Szene zwischen Tyrion und Illyrio Mopatis nicht in die Serie geschafft hat. Als Zuschauer wusste man nie so recht Bescheid, ob es sich dabei jetzt um einen Scherz handelt oder um bitteren Ernst. Grandios! Für Nicht-Kenner eine kurze Zusammenfassung:
*SPOILER* Tyrion besäuft sich tagein tagaus hemmungslos mit Illyrios Wein. Irgendwann deutet dieser an, dass er Tyrion in diesem Zustand nicht für die Rebellion gebrauchen kann. Und wenn sich Tyrion schon umbringen will, dann wenigstens schnell und nicht langsam durch den Wein. Bei einem Essen tischt Illyrio Tyrion schließlich ein paar Pilze auf. Daraufhin wird von beiden lang und breit diskutiert, ob die Pilze jetzt vergiftet sind oder nicht. Am Ende stellt sich heraus, dass Illyrio Tyrion die ganze Zeit verarscht hat laughing: *SPOILER ENDE*
EPISODE 3:
- "Es bringt Glück, einem Zwerg den Kopf zu streicheln."
- "Es bringt noch mehr Glück, einem Zwerg den Schwanz zu lutschen!"
Danach der Gesichtsaudruck des Bordell-Wächters. Herrlich :D
Fast genauso genial:
Maester Pycelles Kommentar, nachdem der Hohe Septon wegen des Bordellbbesuchs durch die Stadt getrieben wurde: "Die Privatsphäre sollte stets geachtet werden!" (so oder so ähnlich)
Diesen Spruch ausgerechnet aus Pycelles Mund zu hören, hat bei mir für einen spontanten Lacher gesorgt^^
Als Buchkenner bin ich immer wieder überrascht davon, wie die Show eine mitreißende Erwartungshaltung in mir aufbauen kann, obwohl ich den Verlauf bereits kenne! Hier spiegelt sich das zum Beispiel in der Hinrichtungs-Szene Janos Slynts wieder.
Gleichzeitig ist mir aufgefallen: Man sieht detailliert, wie sein Kopf blutig von den Schultern fällt. Aber wehe dem, Qyburn tötet eine Ratte! Da wird die Kamera dann schön weggeschwenkt, "No animals were harmed in this show!" :D
In dieser Folge merkt man, dass einige Handlungsstränge bewusst stark gekürzt werden (Tyrion, Arya), gleichzeitig jedoch sofort auf den Punkt kommen. Im Fall von Tyrion finde ich das etwas schade (vor allem wegen der Charaktere, die deswegen gar nicht in der Serie auftrauchen), aber ich kann das sehr gut nachvollziehen. Als Buchkenner weiß man sofort, welches Ziel die Serienmacher mit Tyrion verfolgen. Im Fall von Arya bin ich ziemlich fröh darüber, dass die Handlung gekürzt wurde. Die Beschreibung ihres Unterrichts im Buch war eine der langweiligsten Handlungsstränge in der gesamten Buchreihe!
In jedem Fall muss man allerdings ein Lob für die Kulissenbauer und Entwickler der visuellen Effekte aussprechen. Die Bilder und Kamerafahrten durch Braavos und Volantis kann man schon fast als Augenöffner bezeichnen.
Mit dem Handlungsstrang rund um Lord Baelish und Sansa tritt nun die erste große Abweichung von der Buchvorlage in die Staffel ein. Mal schauen, wie sich das weiterentwickelt, Spannung ist da eindeutig vorprogrammiert. Kleinfinger, Sansa, Theon, Roose und Ramsay Bolton auf engstem Raum zusammen - das kann heikel werden^^
Nichtsdestotrotz stehe ich dieser Abweichung noch etwas skeptisch gegenüber, weil mit den Charakterzügen Kleinfingers aus der Buchvorlage gebrochen wird. Er verfolgte schon immer große Pläne zum eigenen Machtausbau und so mancher Charakter segnete deswegen schon das Zeitliche. Ganz klar ausgeschlossen sind davon jedoch Personen, die Kleinfinger wichtig sind. Zwei Personen, um genau zu sein. Einerseits seine große Liebe Catlyn und andererseits Sansa, weil er in ihr eine jüngere Catlyn sieht. Ohne Frage plant der Buch-Kleinfinger eine Hochzeit für Sansa, er würde ihre Hand jedoch niemals so einem Typen wie Ramsay Bolton versprechen.
EPISODE 4:
- Dorne im Intro - klasse!
- ein gelungener Einstieg für die Sandsnakes
- Bronn und Jamie "Fucking" Lannister als großartiges und lustiges Buddy-Duo
- Tommen, der sich als König beweisen und erst noch lernen muss, wie er seine Macht vernünftig einsetzen kann. Diese Thematik finde ich interessant, vor allem der Konflikt mit Cersei.
- die religiös-fanatischen, bewaffneten "Poor Fellows" sorgen ordentlich für Brisanz
- "You know nothing, Jon Snow!" - der Wahnsinn. Melisandre ist das sowieso ;-)
- eine sehr emotionale Ansprache von Stannis an seine Tochter
- Hintergrundwissen über Rhaegar und Lyanna - Spoiler Alarm :D
- das Folgen-Ende ist selbst für Buchkenner hart :( :(
EPISODE 5:
Ramsay und Sansa denken, Theon hätte Bran und Rickon umgebracht.
Theon traut sich aufgrund seiner "Dressur" jedoch nicht, wie Wahrheit zu sagen.
Ramsay, dessen Vater Robb und Catlyn auf dem Gewissen hat, zwingt Theon nun, sich bei Sansa für seine beiden Morde zu entschuldigen.
Was für eine Szene! Vor allem deshalb, weil man es als Zuschauer besser weiß!
Die Ruinen von Chroyane hätte ich mir zwar etwas imposanter vorgestellt, aber dafür machte die Serie es dadurch wett, dass man die Ruinen (stellvertretend für das alte Valyria) in Kombination mit dem vorbeifliegenden Drogon (stellvertretend für das "neue" Valyria) zeigte. Ebenfalls eine sehr beeindruckende Szene!
Des Weiteren möchte ich noch erwähnen, dass mir die Beziehung zwischen Grauer Wurm und Missandei ziemlich gut gefällt. Dass Grauer Wurm im Kampf an Missandei denkt und Gefühle zeigt, gibt ihm etwas von der Menschlichkeit wieder, die er während seiner Soldaten-Ausbildung verloren hat.
EPISODE 6:
Nun, was soll man zu dieser Folge sagen? Irgendwie die enttäuschendste Folge der gesamten Serie. In den meisten Fällen habe ich mir gedacht: "Das hätte man aber besser machen können."
Insgesamt geht mir das alles zu schnell. Es wird von einem Handlungsstrang zum anderen gesprungen, ohne diesen wirklich auszuarbeiten. Man merkt, dass die Serienmacher hier versuchen, ca. 2000 Seiten Buchmaterial in zehn 55minütige Folgen zu pressen. Ursprünglich dachte ich, man würde dafür zwei Staffeln aufwenden, eine ist jedenfalls definitiv zu wenig.
Was ist nur aus dem komplexen, spannenden und hochinteressanten Tyrion-Handlungsstang geworden? Eine Schande, dass Peter Dinklage hier nur als Stichwortgeber fungieren darf! In King´s Landing bringt Lady Olenna glücklicherweise etwas Schwung in das Geschehen, die Verhandlung vor dem Hohen Spatzen war dagegen eher mau. Aber als Buchkenner weiß ich ja, dass das große Tamtam noch kommen wird.
Den Dorne-Handlungsstrang haben die Serienmacher hier grandios verkackt, das muss man einfach so sagen. Was ist mit den dornischen Landschaften, der Stadt Dorne, den Wassergärten? Mehr als Andeutungen bekommt der Zuschauer nicht zu sehen! Jaime und Bronn als Duo sind immer noch klasse (s. z.B. "The Dornishman´s Wife") und auch Areo Hotah mit seiner tiefen Stimme weiß zu überzeugen. Die Sandsnakes wirken dagegen wie eine unfreiwillig komsiche und quengelnde Kindergartenbande. Und um mit Trystan und Myrcella ernsthaft irgendwas anfangen zu können, erhalten sie eindeutig zu wenig Screentime. Tja, und dann wären wir bei der versuchten Rettungsaktion und dem anschließenden Kampf. Überkonstuiert und schlecht choreographiert. Das muss man sich mal vorstellen: Da kämpfen Jaime, Bronn und die Sandsnakes gegeneinander und heraus kommt so ein Quark! Oberyn würde sich im Grab umdrehen!
Natürlich ist aber nicht alles schlecht an der Folge.
Weiterhin großartig finde ich den Arya-Handlungsstrang im Haus von Schwarz und Weiß. Ich Buch wurde dieser Strang oft sehr belanglos beschrieben, die Praktiken des Vielgesichtigen Gottes fand ich allerdings trotzdem spannend. "Warum können die Diener ihre Gesichter wechseln?", etc. Des Weiteren war die Szene mit dem Kind am Brunnen sehr eindringlich und es ist ein Segen, dass die Produzenten den Schauspieler von Jaqen H´ghar wieder in die Serie eingesponnen haben!
Petyr Baelish verblüfft abermals mit seinen Ränkeschmieden, da bin ich mal gespannt, was die GoT-Zukunft so mit sich bringt! Darüberhinaus empfand ich Sansa wirklich wirklich Stark in dieser Folge ;-) Die Badewannen-Szene war ja mal richtig Badass ("I am Sansa Stark of Winterfell")... und am Ende geht alles wieder den Bach runter :D Ich kann den Shitstorm gegen die Produzenten da nicht so richtig verstehen. Erstens bieten sich hier wunderbar neue Möglichkeiten in Sachen Ramsay-Sansa-Theon, zweitens hat sich bisher auch kaum jemand über ähnliche Szenen in den Vorgängerstaffeln aufgeregt und drittens wurde diese Szene im Buch noch weitaus schlimmer dargestellt. Aber das hat natürlich kaum jemand gelesen...
EPISODE 7:
"Und nun ist seine Wache zu Ende!"
Maester Aemon wird ein Tod mit bleibendem Eindruck zu Teil. Eine gute Entscheidung der Serienmacher, im Buch wurde die Szene arg belanglos beschrieben. *SPOILER* Maester Aemon gehört an die Mauer und dort sollte er auch sterben! *SPOILER ENDE*
Darüberhinaus haben mir an der Mauer die Szenen mit Sam und Gilly sehr gut gefallen. Auch in Game of Thrones werden mutige Menschen manchmal belohnt^^
Mein Liebling der Folge war allerdings abermals und eindeutig Bronn. Von seiner Gefangenschaft nimmt er keine Notiz, stattdessen schmettert er ein Liedchen daher. Was für eine Stimme! Zwar bekommt auch er diesmal sein Fett weg, aber das schadet dem Charakter keineswegs. Und glücklicherweise wurden hier die Sandsnakes mal vernünftig dargestellt!
Der Hohe Spatz, Olenna und Kleinfinger räumen in King´s Landing auf und in Mereen kommt es zum ersten schicksalshaften Aufeinandertreffen von Daenerys und Tyrion. Genrell erinnerte der Handlungsstrang von Jorah und Tyrion stark an Ridley Scotts Gladiator^^
Als Buchkenner weiß ich ja bereits, was geschieht, aber man merkt hier, dass so langsam die Weichen Richtung Staffelfinale gestellt werden. Mich freut es, kommende Folgen behandeln den besten Teil der Bücher 4+5.
Auch wenn ich hier erneut das Gefühl hatte, dass manche Handlungsstränge zu schnell erzählt werden (Tyrion, Jon), war es nichtsdestotrotz eine großartige Folge!
EPISODE 8.
Was habe ich noch im Kommentar zur letzten Episode geschrieben?
kommende Folgen behandeln den besten Teil der Bücher 4+5.
Am Arsch! Nur 10% bestehen aus der bekannten Buchvorlage, 30% gehen darüber hinaus und 60% sind mehr oder weniger frei erfunden. Dass die Folge der Qualität der Vorlage trotzdem gerecht wird und diese teilweise sogar übertreffen kann, ist schon eine wahre Meisterleistung!
Obendrein ist die Folge 8 nun die neue Folge 9 laughing
Eigentlich hatte ich mit dem großen Cersei/Margaery-Finale gerechnet, aber dies hat man sich wohl für die nächste Episode aufgespart. Stattdessen bauen sie in dieser Hinsicht Spannung auf und lassen Cersei im wahrsten Sinne des Wortes im Dreck rumwühlen.
Der Konflikt zwischen Sansa und Theon mündet hier in einer schwerwiegenden Offenbarung, welche für ordentlich Furore sorgen kann. Buchspoiler:*SPOILER* Ich hoffe ja immer noch darauf, dass die Produzenten Lord Manderly in die Serie einführen und Lord Davos auf die Reise schicken, um Rickon zurück nach Westeros zu holen. *SPOILER ENDE* Im Haus von Schwarz und Weiß macht Arya abermals Fortschritte in ihrer Ausbildung und sie darf jetzt auf "Außeneinsatz" gehen. Auch wenn ich froh bin, dass ihr Leben als Muschelverkäuferin nicht ganz so ausführlich beschrieben wird wie in der Buchvorlage, hätte man trotzdem ruhig etwas mehr ins Detail gehen können.
In Mereen kommt es nun endlich zum Zusammentreffen von Daenerys und Tyrion, die Szene stellte bestimmt eine Herausforderung für die Serienmacher dar. Eine Szene mit zweien der beliebtesten GoT-Charakteren überhaupt, auf welche die Zuschauer obendrein 3-4 Staffeln gewartet haben. Hinter dieser Szene musste also ordentlich Pfeffer stecken und genau das ist auch der Fall. Die Dialoge sind klasse geschrieben, die Unterschiedlichkeit der beiden Charaktere kommt gut zur Geltung. Tyrion verfügt wieder über seine alte Redegewandtheit und muss sich nicht länger durch irgendwelche peinlichen Penisgeschichten o.Ä. rausreden. Ich bin gespannt, welche Pläne Daenerys und Tyrion zusammen so aushecken werden! Weitere Brisanz erhält dieser Handlungsstrang durch Jorah Mormont, welcher mal wieder das kürzere Los zieht. Sein weiterer Weg ist nun dafür umso interessanter!
Highlight der Folge war selbstverständlich der Handlungsstrang jenseits der Mauer und der Kampf um Hardhome. Ich bin geflasht und begeistert davon, wie klasse die Bilder aussehen. Das ist keine TV-Serie, das ist Kino! "Der Hobbit 2+3" sieht dagegen im Vergleich ganz, ganz alt aus. Hochspannend inszeniert, perfekt ausgearbeitete Choreographien und Bildschnitte, beeindruckende Effekte. Anstatt sich nur auf die Action zu konzentrieren, widmen sich die Serienmacher mit ebenso viel Gefühl den beteiligten Charakteren. Mit Jon, Tormund und Wun Wun fieberte ich aufgrund ihrer Bekanntheit und Beliebtheit sowieso schon stark mit, aber auch die Neben- und Statistenrollen gingen nicht spurlos an mir vorbei. Eine gesonderte Stellung nimmt hier eindeutig Birgitte Hjort Sørensen als Wildlingskriegerin Karsi ein. Es ist unglaublich, wie es die Serienmacher geschafft haben, mir einen Charakter innerhalb von 60 Minuten so ans Herz wachsen zu lassen! [spoil]Schade, dass wir sie als Mensch nicht mehr wiedersehen werden frown[/spoil]
Episode 8 entschädigt für die Schwächen und gekürzten Handlungsstränge der bisherigen Folgen. Es ist nicht nur die bisher beste Folge der aktuellen Staffel, sondern reiht sich auch in der Gesamtbetrachtung aller Episoden weit oben ein.
EPISODE 10:
Als Quintessenz der Staffel 5 muss man wohl festhalten, dass es ein Fehler war, zwei Bücher in eine Staffel unterbringen zu wollen. Hier hätte man sich in zwei Staffeln viel mehr Zeit für die einzelnen Handlungsstränge und Charaktere nehmen können. Manche Entscheidungen der Drehbuchautoren haben mir absolut gar nicht zugesagt, andere fand ich dagegen großartig.
Episode 10 gehört zu den besseren der Staffel und hat mir bis auf Kleinigkeiten ("dirty pussy" *augenroll*) sehr gut gefallen. Alle Handlungsstränge wurde klasse umgesetzt, die meisten enden in einem Cliffhanger laughing
Mein persönliches Highlight war die "neue Konstellation" in Meereen bestehend aus Tyrion, Jorah, Daario Naharis, Grey Worm und Missandei. Tyrion, der sich nicht zu fein ist, Jorah und Daario auf ihre gemeinsame, vergebliche Liebesmüh anzusprechen^^
Neben Jons "Tod" war Cerseis Walk of Shame eine sehr intensive Szene, Lena Headey konnte Cerseis Erniedrigung perfekt darstellen. Ihr hätte ich den Emmy dieses Jahr auch mehr gegönnt als Peter Dinklage, letzterer war dafür in Staffel 5 einfach zu wenig präsent.
Vorwort: Über das Nutzen der eingedeutschen Namen einfach hinwegsehen.
Einfach nur unglaublich!
Das liegt primär an drei Umständen: Zum Ersten deckt diese Staffel einen der stärksten Abschnitte der Bücher ab, zum Zweiten bieten manche Episoden geniale Abweichungen von der Vorlage und zum Dritten werden ein paar der Handlungsstränge über meine Buchkenntnisse hinaus fortgeführt. Für mich war vieles in dieser Staffel also vollkommen neu, was natürlich eine grundlegend andere Wirkung auf das Sehvergnügen ausübt. Ich weiß jetzt, wie sich Buch-Nichtkenner fühlen^^
Diese Staffel treibt die Anzahl an Konflikten (egal ob verbal, per Intrigen oder per Waffengewalt) zwischen den unterschiedlichsten Charakteren enorm hoch, sodass keine Episode auch nur den Hauch einer Länge enthält, es bleibt stets hochspannend und interessant. Zudem halten sich auch die schauspielerischen Leistungen auf einem sehr hohen Niveau. Die verschiedenen Konflikte können sie authenitsch auf den TV-Bildschirm übertragen.
Die Lennisters zerfleischen sich so langsam selbst und müssen zudem mit den Thron-Interessen der Tyrells fertig werden. Lady Olenna ist göttlich, ich liebe diesen Charakter! Oberyn Martell sinnt auf Rache für seine ermordete Schwester und deren Kinder und macht den Lennisters ebenfalls das Leben schwer. Kleinfinger hat erneut einen größeren Handlungsanteil und sorgt für ordentlich Furore.
Sandor Clegane und Arya Stark setzen ihren Weg nach Schnellwasser fort, ihre hitzigen Wortgefechte machen einfach nur Spaß. Brienne von Tarth begibt sich ebenfalls auf Reisen und durch ihren Wegbegleiter ergeben sich ähnliche lustige Szenen wie beim Bluthund und Arya. *SPOILER* Der Kampf zwischen Brienne und dem Hund ist eine dieser genialen Abweichungen von der Vorlage - spannend und intensiv. *SPOILER ENDE* Stannis verzweifelt auf Drachenstein und öffnet sich mehr und mehr dem Glauben der Roten Priesterin. Nur Davos Seewert bleibt resistent gegen diesen Wahn. Dank ihm bekommen wir einen ersten Blick auf das außergewöhnliche Braavos (wenn auch nur als Intro-Miniatur): eine Art orientalisches Venedig mit "Koloss von Rhodos"-Anlehnung. Ausführlicheres wird Staffel 5 zeigen.
Auch im Norden tut sich so einiges: Ramsay Schnee treibt seine fiesen und intensiven Spielchen mit den Eisenmännern, speziell mit Theon Graufreud. Sein Vater Roose Bolton marschiert derweil gen Norden. Die Szene, in der sich beide in den Hügelländern treffen, hat etwas ziemlich Erhabenes. An der Mauer bekommt die Nachtwache nach kleineren Scharmützeln die volle Macht der Wildlings-Armee zu spüren. Die kannibalistischen Thenns, Tormund Riesentod, Ygritte - das sind Krieger vor denen man sich fürchtet! Hinzukommen Mammuts und eine Schar an Riesen. Die Inszenierung der Schlacht um die Mauer (Episode 9+10) war schlichtweg überragend und mMn sogar noch besser als die Schwarzwasser-Schlacht in Staffel 2.
Ein Blick nach Meereen zeigt Daenerys weitere Pläne, den Sklavenhandel brutal niederzuschlagen. Dies gelingt ihr mehr oder weniger, dabei offenbaren sich ihr aber unerwartete Probleme, denen sie sich stellen muss. Manche davon fallen nicht nur Daenerys schwer, sondern treffen auch den Zuschauer hart.
Neben der normalen Handlung aus "A Storm of Swords" fällt auf, dass auch hier einige Handlungsstränge einfließen, die erst in späteren Büchern behandelt werden. Briennes Reise ist gewissermaßen Inhalt des vierten Buchs und da mir Teile aus Daenerys Geschichte sowie der komplette Bran-Handlungsstrang volkommen unbekannt sind, schließe ich hier auf Band 5.
Die Handlung im Norden ließ meine größten Wünsche wahr werden. Endlich erfahren wir mehr über die Mythologie des Nordens: mehr Riesen-Action, Mammuts, genaueres über die Weißen Wanderer und sogar etwas über die Kinder des Waldes, welche Westeros vor den Ersten Menschen bewohnt haben.
Staffel 4 ist voller Spannung und Dramatik, bietet eine Vielzahl an interessanten Charakteren, konzentriert sich auf die Charakterentwicklung und würzt das alles mit einem gesunden Maß an Action. Staffel 1 hatte den Erstlings-Bonus und Sean Bean, aber im Gesamtpaket empfand ich Staffel 4 sogar noch als etwas besser.
Vorwort: Der Text ist schon älter, man verzeihe mir also das Benutzen der grausigen eingedeutschten Namen. Damals schaute ich die Serie noch auf deutsch.
Ich halte mich diesmal etwas kürzer. Wer in ausführlichem Maße wissen möchte, warum ich die Serie so schätze, kann sich meine Reviews zu den ersten beiden Staffeln durchlesen.
Wenn man sich verschiedene Kritiken zur Staffel 3 durchliest, wird man überrascht werden. Ich zumindest hatte da mit einem Mega-Shitstorm wegen der Bluthochzeit gerechnet, aber Pustekuchen! Die meisten bezeichnen die Episode zwar als "Schock" oder "Schwinger in die Magengrube", loben sie gleichzeitig aber für ihr unkonventionelles Storytelling.
Stattdessen sind dafür aber vermehrt Stimmen zu hören, die von einem Mangel an Höhepunkten, einem langweiligen Dahinplätschern der Story sprechen und einen zu hohen Dialoganteil beklagen. Dem muss ich vehement wiedersprechen. Ja, der Dialoganteil ist ziemlich hoch und handlungstechnisch geschieht relativ wenig, aber nichtsdestotrotz empfand ich die Staffel als hochspannend. In der Klausurphase konnte ich aus zeitlichen Gründen nur die ersten drei Episoden sehen. Die restlichen sieben habe ich mir innerhalb der letzten drei Tage reingezogen und mich bei jedem Episoden-Ende dabei ertappt: "Wie? Schon zu Ende? Das ging aber schnell!"
Nun, woran liegt das? Zum Großteil an der detaillierten Charakterarbeit und den dazugehörenden großartigen Schauspielerleistungen. Diesem Bann, basierend auf dem Zusammenspiel verschiedenster Charaktertypen, kann ich mich einfach nicht entziehen. Da tauche ich vollkommen in die Welt von Essos und Westeros ein. Tyrion, der nach und nach zwischen die Fronten gerät und daran psychisch verzweifelt. Tywin, der einfach nur ein Badass ist; der Prototyp eines Schurken. Joffrey, der noch ekliger wird als vorher. Kleinfinger und Varys, die sich auf ewig gegenseitig ausspielen . Arya, vom Krieg gezeichnet, die dadurch einen psychischen Wandel vollzieht. Jaime und Brienne, das wohl unpassendste Paar überhaupt, aber grade deswegen so witzig und sympathisch. Ygritte, eine starke Frau, bei der man wahrlich merkt, dass sie ein Mitglied des Freien Volkes ist. Daenerys, Jorah und Barristan Selmy, welche für die epischen Momente der Serie sorgen ( Die Unbefleckten, Mhysa ). Etc, etc, etc.
Und die Bluthochzeit schockt trotzdem ziemlich stark, auch wenn man die Bücher kennt. Vor allem erwartet man, dass man im Abspann schön "The Rains of Castamere" zu hören bekommt, aber da haben sich die Serienmacher etwas noch besseres einfallen lassen. Einfach gar keine Musik. Diese Leere, die dadurch erzeugt wird, da muss man einfach verzweifeln!
Auch in der dritten Staffel wurden mal wieder so einige Details aus dem Buch abgeändert, um die Dramatik zu erhöhen. Dabei handelt es sich in der Regel aber stets um Kleinigkeiten, die sowieso nichts zur Sache tun. Aufgrunddessen wirkt Staffel 3 im Gegensatz zu Staffel 2 im Mittelteil auch nicht mehr so unstrukturiert.
Eine große Änderung hat man gegenüber dem Buch aber dennoch vorgenommen. Der komplette Handlungsstrang, in dem Theon Graufreud durch Ramsay Schnee gefoltert wird, ist im Buch gar nicht enthalten. In dieser Hinsicht kann ich die Kritiker also durchaus verstehen, wenn sie etwas vom "Spaß der Drehbuchautoren an der Folter" schreibt.