J.F.Lannister - Kommentare

Alle Kommentare von J.F.Lannister

  • 9
    J.F.Lannister 06.10.2016, 19:39 Geändert 06.10.2016, 19:40

    Ich bin ein 80er Kinolaie, soll heißen: Einen Großteil der Filme, auf die Stranger Things anspielt, habe ich gar nicht gesehen.

    Review nach den Episoden 1-4:
    Atmosphärisch düster und mystisch, mit einer spannenden Geschichte.
    Das wirklich tolle an der Serie ist aber nicht das Erzählen der einen Geschichte, sondern die Aufteilung in mehrere Subplots, getragen von unterschiedlichen, einfühlsam geschriebenen Charakteren, welche sich mal mehr mal weniger überschneiden. So gut wie jeder Charaktere hat dort ja irgendwie seine eigene Geschichte. Insgesamt für mich bisher sogar mehr ein überragendes Familiendrama und weniger eine Mysteryserie. Wer Geschwister hat, wird sich in den Charakteren und Konflikten wahrscheinlich direkt wiederfinden. Sowohl in den jüngeren, wie den Älteren, zudem nimmt sich die Serie sogar Zeit für die Eltern.

    Die Schauspieler sind echt eine Wucht, vorne weg Winona Ryder, die sich hier gefühlt die Seele aus dem Leib spielt. David Harbour als dark & gritty Police Chief und wer Ang Lees "Hulk" mag, wird sich über ein Wiedersehen mit Cara Buono freuen. Mit "Private Joker" Matthew Modine als Schurken kann man auch nicht sonderlich viel falschmachen. Darüberhinaus natürlich eine große Anzahl an Jungdarstellern, die ihre Arbeit wirklich gut bis hervorragend machen. Fun-Fact: Die Frisur von "Eleven" wurde der von Charlize Theron als Imperator Furiosa nachempfunden^^

    Ansonsten sagt mir die Aufteilung in verschiedenen Kapitel sehr zu, das hat einen charmanten Videpspiel-Flair und passt sehr gut zu den popkulturellen Anspielungen.

    Review nach der gesamten Staffel 1:
    Wow, einfach nur wow! Hier und da vielleicht ein paar kleine Drehbuchschwächen, aber insgesamt äußerst spannend, sehr atmosphärisch, ganz großes Gefühlskino, mit lebensechten Charakteren und hervorragenden Schauspielerleistungen. Bei einer der Abschlussszenen, die mich unweigerlich an "Die Rückkehr des Königs" erinnerte, kamen mir echt die Tränen.

    Letztendlich bin ich glaube ich froh, dass ich viele der Anspielungen an die Popkultur (der 80er Jahre) aus Unwissenheit gar nicht wahrgenommen habe, denn so konnte ich die Geschichte befreit davon genießen und wurde nicht ständig an Dieses oder Jenes erinnert. Für mich war das größtenteils alles neu und daher ein unvergleichliches Filmerlebnis. Gleichzeitig muss ich allerdings auch sagen, dass sich die mir bekannten Anspielungen wunderbar in die Geschichte eingefügt haben. In dieser Hinsicht haben die Duffer Brüder das 80er Jahre Feeling gelungen in die heutige Zeit übertragen. Etwas, das für mich mit Filmen von damals nicht immer funktioniert, so kann ich z.B. die praktischen Effekte in Carpenters The Thing nicht wirklich ernstnehmen.

    P.S.: Zwangsläufig bräuchte ich hier nichtmal eine zweite Staffel.
    Aber mal schauen, was die Duffer-Brüder da noch aus dem Hut zaubern...

    P.P.S.: Jetzt freue ich mich noch mehr auf Spielbergs Ready Player One, denn diese Serie kann man gewisserweise durchaus als Light-Version von Ernest Clines Geschichte bezeichnen!

    • 7 .5

      Ich wurde eigentlich nur deshalb auf die Serie aufmerksam, weil es einige Zuschauer gibt, die The Big Bang Theory als billigen Abklatsch dieser Serie empfinden. Dem muss ich wiedersprechen, denn für mich befinden sich beide Serien ungefähr auf gleichem Niveau. Nichstsdestotrotz dürfte sich die Existenz von TBBT auf dem Erfolg von The IT-Crowd begründen.
      Worin sich die beiden Serien grundsätzlich unterscheiden, ist ihre Länge. The IT-Crowd hat insgesamt 25 Episoden, das ist fast so viel wie eine Staffel TBBT. Und während TBBT eine Vielzahl an Haupt- und Nebencharakteren besitzt und eine zusammenhängende Geschichte erzählt, beschränkt sich der wichtige IT-Crowd Cast auf sechs Personen und übergreifende Handlungsstränge treten so gut wie gar nicht auf.

      The IT-Crowd dreht sich hauptsächlich um die IT-Abteilung einer Firma, bestehend aus den beiden Männern Roy und Moss, die vom Wesen her absolut nerdig und mehr oder weniger menschenfremd sind. Zu Beginn der Serie wird ihnen mit Jen Barbar eine Vorgesetzte in Form einer Relationship Managarin zugeteilt. Diese Konstellation stellt alle drei Beteiligten vor neue Probleme und Herausforderungen. Gleichzeitig wird das Trio ständig Opfer der Launen des zwielichtigen Firmenbosses.
      Wie zu erwarten beruht der Humor der Serie darauf, dass Klischees bewusst übertrieben dargestellt werden und die Charaktere in den meisten Fällen absolut sonderbar erscheinen. In der Regel teilt siche eine Episode in zwei Handlungsstränge auf, die vorerst nichts miteinander zu tun haben, sich am Ende aber überschneiden und zu einer großartigen Pointe hinführen. Hinzukommt der typisch britische Humor, da sind manche Szenen dementsprechend ziemlich böse und/oder total bescheuert. Auch wenn nicht jede Episode ein Überbringer war, hat mir die Serie sehr viel Spaß bereitet.

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      • 9
        J.F.Lannister 06.10.2016, 19:25 Geändert 10.06.2018, 16:22

        Firefly oder:
        Wie ein Star Wars Spin-Off über Han Solo und Chewbacca auszusehen hat!

        Die Serie hatte ich schon länger auf dem Schirm. Seit ich das erste mal von der Serie gehört habe, war ich von dem speziellen Genremix Science-Fiction / Western besonders angefixt. Außerdem ist der sehr unglückliche Abgang der Serie ja in aller Munde (ob aus Frust oder als Scherz).

        Ich weiß gar nicht, wo genau ich anfangen soll mit dem Aufzählen der Sachen, die mir gefallen. Eine absolut großartige Atmosphäre, Science Fiction mit Western-Elementen, ein Universum im Used-Look, leicht altbacken wirkende visuelle Effekte, die dadurch aber ihre volle Wirkung erzielen und unglaublich viel Charme versprühen. Es wird sogar auf physikalische Korrektheit des Weltalls geachtet. Charaktere, für die man (ob gewusst oder unbewusst) starke Sympathie empfindet und sehr ins Herz schließt. Jeder Charakter ist für sich einzigartig, Lieblingscharaktere festlegen ist unmöglich. Komischerweise hätte ich Sheperd Book, Malcolm und Jayne liebend gerne mal in "Lost" gesehen. Die hätten da auf jeden Fall wunderbar reingepasst. Aber zurück zu "Firefly": Ein Humor, basierend auf Dialogen und Situationskomik, bei dem ich ständig unter dem Tisch liege. Eine Geschichte, die trotz ihres Humors nie den Sinn für Ernsthaftigkeit verliert. Eine Geschichte voller zwielichtiger Gestalten, voller Gaunereien mit Masterplänen, ein ständiger Wettstreit mit der schnöden Allianz-Regierung und alles gewürzt mit ein bisschen Mystik. Eine Serie, die zur Abwechslung mal nicht eine allesumfassende Geschichte aufzieht, sondern sich auf Einzelgeschichten konzentriert. Zu guter Letzt: Ein verdammt cooler Titelsong!
        Wieso kann es davon nicht mehr als nur 14 Folgen geben? :-(

        Danach war es natürlich Pflicht, dass ich mir auch den Abschluss-Kinofilm "Serenity" anschaue.
        Im Großen und Ganzen trifft der Film genau den Kern der Serie. Das obige Lob wiederhole ich daher nicht nochmal. Glücklicherweise liefert der Film viel Hintergrundwissen über das Firefly-Universum und beantwortet so gut wie alle offenen Fragen. Manche wurden denke ich bewusst offen gelassen, um nicht sämtliche Mystik zu zerstören. Und wer glaubt, er würde in der Serie diesen oder jenen Charakter nicht mögen, der wird vom Film knallhart eines besseren belehrt. Diese Schläge in die Magengrube, diese Ungewissheit - das war schlimmer als "Game of Thrones" ;-) Festzuhalten ist weiterhin, dass Chiwetel Ejiofor einen genialen Schurken abgibt.
        Was mir am Film nicht so gut gefallen hat: Die Großproduktion merkt man ihm leider teilweise an. Die Effekte sind besser, versprühen dadurch aber nicht immer den genialen Charme der Serie. Die Weltraumschlacht ist nichtsdestotrotz mehr als gelungen inszeniert worden. Des Weiteren empfand ich manche Aspekte als etwas übertrieben. River mit ihren zahlreichen Martial Arts Einlagen. Die sehen zwar klasse aus, aber so oft wie River die einsetzt, fragt man sich, warum sie das in Konfliktsituationen nicht immer schon so gemacht hat. Auch Malcolm wird hier als übertrieben harter Hund dargestellt. Sicherlich, er kann durch seine Kriegserfahrung Einiges wegstecken, aber soviel wie im Film dann auch wieder nicht.

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        • 6 .5

          "Lerchenberg" ist eine Sitcom, in der sich ZDF-Studio und manche ZDF-Schauspieler permanent selbst durch den Kakao ziehen. Zu Beginn war ich erstmal sehr erstaunt darüber, dass das ZDF zu sowas überhaupt in der Lage ist laughing

          Nach der ersten Folge musste ich dann jedoch überrascht feststellen, dass ihnen das gut gelungen ist und ich die Folge richtig lustig fand. Die restlichen drei Folgen der ersten Staffel stehen dem in nichts nach. Schauspielerisch bewegt sich die Serie zwar auf überschaubarem Niveau, was dem Vergnügen allerdings keinen Abbruch tut. Die Chemie zwischen den Schauspielern stimmt, obendrein versprühen die "Laien-Szenen" gewisserweise Charme auf einer Meta-Ebene. Ich habe da jedenfalls den Eindruck, dass man hier bewusst auf schlecht gespielte TV-Produktionen anspielt. Star der Show ist eindeutig Sascha Hehn, dessen Schauspielerkarriere hier knallhart demontiert wird. Ich mag diese Selbstironie ^^

          • 3

            Der sehr kleine Bruder von Herr der Ringe mit Luke Skywalker als Hauptcharakter im Science-Fiction/Fantasy Setting und versehen mit Young Adult Elementen. Letztere bereiten zu Beginn nur Sorgen, der Jugend-Romantikkitsch geht allerdings zunehmend auf die Nerven. Das Aussehen der Serie ist klinisch sauber und für die drei Hauptdarsteller kommt keinerlei Sympathie auf. Wenigstens sieht man hier, was aus dem Mädchen aus Pans Labyrinth geworden ist^^ Obwohl die Serienentwickler nicht zimperlich in der Gewaltdarstellung sind und sie auch den ein oder anderen Charakter überraschend über die Klinge springen lassen, fehlt hier die authentische Düsternis/Epik, welche durch Herr der Ringe oder Game of Thrones ausgestrahlt werden.

            Abseits davon trumpft die Serie allerdings durch den Drehort Neuseeland (Naturaufnahmen) und die Nebendarsteller auf. John Rhys-Davies (Gimli) spielt ausgerechnet den Elfenkönig oder auch eine jüngere Ausgabe von Sean Connery (!) und Jed Brophy (Nori) besinnt sich zurück auf seine Ork/Nazgûl-Schurkenzeiten aus Herr der Ringe. Absolutes Highlight der Serie ist eindeutig Manu Bennet (Azog) als Druide Allanon. Stellt euch eine junge Version von Gandalf im Körper eines neuseeländischen Tom Hardy vor und ihr habt Allanon. Der Hammer!

            • 4
              J.F.Lannister 06.10.2016, 19:05 Geändert 06.10.2016, 19:05

              Wenn ich mal einen kleinen Vergleich anstellen darf:
              In Pirates of the Caribbean sieht man einen Haufen verrückter Piraten.
              In Black Sails sieht man einen Haufen Schauspieler, die sich als Piraten verkleiden.

              Gepflegte Haare, perfekt gestutzte Bärte, intakte weiße Zähne. Die Männer tragen ihre Sixpacks und die Frauen ihre wohlgeformten Kurven zur Schau. Diese Darstellung der Piraten, Huren und Geschäftsleute lässt die Charaktere größtenteils unglaubwürdig erscheinen, weshalb die Piratenatmosphäre für mich so gut wie nie greifbar war. Die einzigen Ausnahmen bilden da die Schiff- und Kampfszenen auf offener See, welche für das filmische Piratengenre eine echte Innovation darstellen. Anstatt cooler Action und markanter Sprüche wird hier die Konfrontation zwischen dem Menschen und einer mördrischen/kriegerischen Situation in den Vordergrund gestellt. Gefühle wie Angst, Schmerz, Trauer werden näher beleuchtet, die Verantwortung des Captains für seine Mannschaft und die Loyalität der Mannschaft zu ihrem Captain in Frage gestellt. Wahrlich herausragend, leider bietet die Staffel nur wenige solcher Szenen., denn der Großteil der Handlung spielt an Land (New Providence).

              Die erste Episode beginnt recht vielversprechend und kündigt die Jagd nach der Urca de Lima an, ein spanisches Schiff beladen mit Gold und Silber. Jener Schatz, den Captain Flint später auf der Schatzinsel vergraben wird. Des Weiteren gefällt mir die Idee, die Geschichte der Romancharaktere mit historischen Figuren und Ereignissen anzureichern. In den nächsten sechs Episoden wird dann äußerst langgezogen erzählt, wie Captain Flints Schiff für den Angriff vorbereitet wird und Konflikte auf New Providence gelöst werden, welche diesen Angriff gefährden könnten. Meiner Meinung nach hätte man sich bei diesem Mittelteil bedeutend kürzer fassen können. Die finale Episode liefert dann endlich mal die versprochene Jagd nach der Urca de Lima, allerdings nur um dann mit einem enttäuschenden Cliffhanger zu enden. Enttäuschend deshalb, weil die Staffel für mich wenig Interessantes zu erzählen hat und den spannenden Aufhänger der ersten Episode in die zweite Staffel verlagert, damit der Zuschauer gefälligst weiterschaut.

              Schauspielerisch fährt Black Sails in Staffel 1 in seichten Gewässern, was aber auch daran liegt, dass den Charakteren kaum Möglichkeit zur Entwicklung gegeben werden. Ausnahmen bilden die Beziehung zwischen Toby Stephens als Captain Flint und Mark Ryan als Gates sowie Hannah New als Geschäftsfrau Eleanor Guthrie, welche ihre Herrschaft auf New Providence festigen möchte.

              Momentan weiß ich noch nicht, ob ich mir zweite Staffel anschauen werde. Da man aber überall von einer massiven Steigerung im Vergleich zu ersten Staffel liest, werde ich mir das mal überlegen.

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              • 8

                Die BBC verfilmt ihre eigene Geschichte der "Seven Kingdoms", nur liegen diese nicht in Westeros sondern im England des späten 9. Jahrhunderts. 50-60 Jahre vor der Gründung des Königreichs England wird das Geschehen auf der Insel von einfallenden Dänen bestimmt, die mittlerweile nicht mehr nur auf Raubzüge sondern auf Eroberung aus sind. Einzig Wessex kann sich als letztes angelsächsisches Königreich gegen die Dänen behaupten. Im Zentrum der Handlung steht Uhtred, der Sohn eines Ealdormans aus Northumbria, der als Kind von Dänen versklavt und als Däne aufgezogen wird und sich aus bestimmten Gründen, die ich nicht spoilern werde, im Erwachsenenalter wieder den Angelsachsen anschließt. Die meisten Ähnlichkeiten mit "Game of Thrones" rühren mMn nicht daher, dass hier irgendetwas kopiert wurde, sondern dass sich beide Geschichten von englischen Mittelalter inspirieren ließen.

                Die ersten fünf Episoden sind ein einziger Augenschmaus, ich habe selten so ein atmosphärisches und authentisches (auch wenn historisch nicht sonderlich akkurates) Mittelaltersetting gesehen! Die Geschichte, die Menschen, die Ausstattung usw. fühlen sich so echt an, dass man tatsächlich denkt, man befände sich im englischen Mittelalter. Dabei wird z.B. jeder Handlungsort sowohl mit seinem mittelalterlichen als auch seinem heutigen Namen angezeigt. Hervorragende Bilder, die durch einen düsteren Soundtrack untermalt werden. Die Serie legt großen Wert darauf, das unterschiedliche Leben der Menschen darzustellen. Das Leben als Adliger oder als Bauer, das Leben in der Stadt oder auf einem Hof und natürlich das Leben als Sachse oder als Däne sowie die kulturellen Konflikte, welche dadurch entstehen. Besonders intensiv widmet sich die Serie dabei dem Einfluss des christlichen und heidnischen Glaubens. Darüberhianaus können die Kampfhandlungen durch das Filmen direkt am Geschehen (Kamera an Waffen, Menschen oder Pferden angebracht) überzeugen und ihre ganz persönliche Atmosphäre entwicklen.
                Die letzten drei Episode fallen für mich etwas ab, weil die Geschichte mit der Einführung von Queen Iseult als eine Art Melisandre-Verschnitt zu sehr ins Phantastische abdriftet und die finale Schlacht sich zu oft irgendwelcher "Rambo-Einlagen" bedient. Dadurch geht leider etwas der hervorragenden, authentischen Atmosphäre verloren.

                Neben der Ausstattung, etc bin ich mit dem Cast ebenfalls sehr zufrieden. Alexander Dreymon kann die Hauptrolle als Uhtred mit all seinen guten und schlechten Seiten sowie seinem Identifikationskonflikt zwischen Sachsen und Dänen locker stemmen, die höchste Ehre gebührt mMn aber klar David Dawson als King Alfred of Wessex! Egal ob als König in Friedens- oder Kriegszeiten, als Familienvater oder als gläubiger Christ, Dawson spielt jede dieser Facetten entweder mit berechnender Kühle oder aufbrausender Emotionalität. Daneben finden sich weitere überzeugende Nebenrollen, unter denen sich mit Matthew Macfayden, Rutger Hauer und Jason Flemyng sogar ein paar prominentere Namen tummeln. Für Harry Potter Fans gibt es mit "Prof. Quirrell" Ian Hart ein Wiedersehen.

                Jeder, der am rauen Mittelaltersetting interessiert ist, sollte unbedingt mal einen Blick auf "The Last Kingdom" werfen. Die Serie dürfte heutzutage sogar eine Art Ausnahme darstellen, denn sie erzählt einfach nur eine Geschichte ohne doppelten Boden und wirkt dabei nicht langweilig, sondern sehr gut gemacht. Mit "Game of Thrones" kann sich die Serie dahingehend also nicht messen, aber das muss wie für mich auch gar nicht.

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                • 7 .5

                  In den ersten vier Episoden etwas schleppend, steigt die Spannungskurve in den letzten vier Episoden an und entwickelt sich von Beginn an zu einer großartigen, philosophisch angehauchten Kriminalgeschichte mit zwei charakterlich grundverschiedenen Detectives, welche von ihren eigenen Dämonen getrieben werden. Eigentlich ist das auch gar keine achteilige Miniserie, sondern ein achtstündiger Film. So eine Homogenität der einzelnen Episoden habe ich bisher glaube ich noch in keiner Serie erlebt! Die dichte Atmosphäre, von der jeder schwärmt, habe ich jedoch nicht wirklich gespürt. Nichtsdestotrotz eine Empfehlung für jeden, der sich für charaktergetriebene Kriminalgeschichten interessiert.

                  • 9

                    Die neue Serie der "Breaking Bad" Produzenten bewegt sich stilistisch irgendwo zwischen - Überraschung - "Breaking Bad" und "Lost" und fühlt sich insgesamt wie eine alternative Fortsetzung zu Frank Daborant "The Shawshank Redemption" an, die es niemals gab. Der 18-jährige Daniel Holden wurde wegen der vermeintlichen Vergewaltigung und Ermordung seiner Freudin zum Tode verurteilt, wird jedoch nach 19 Jahren in der Todeszelle aufgrund neuer DNA-Analysen entlassen und muss sich nun in der alten, neuen Welt zurechtfinden.

                    Zu Daniel Holden könnte man wohl einen ganzen Roman schreiben... Dargestellt wird er von Aden Young, der mit seiner Mimik und Stimme so kraftvoll und sensibel spielt, dass jedes Charakterdetail und jedes Gefühl sofort greifbar wird. Es braucht kein Drehbuch, um von der 19 Jahre langen Inhaftierung zu erzählen, es braucht nur Aden Young. Aber da ist noch so viel mehr. Basierend auf seinen Erfahrungen im Gefängis wurde aus Daniel ein anderer Mensch und als dieser Mensch versucht er sich im normalen Leben. Das gelingt mal mehr, mal weniger und letztendlich befindet er sich nicht nur in Konflikt mit seinem Umfeld, sondern auch mit sich selbst. Daniel befindet sich in der Schwebe zwischen dem Lebensanspruch seines Umfelds (Familie, Stadtbewohner), zwischen seinem gereiften Gefängnis-Ich und seinem alten, jugendlichen Ich. Teilweise nimmt das sogar philosophisch-religiöse Züge an. Alles in allem eine hervorragende Charakterzeichnung!

                    Auch wenn sich die Geschichte enorm auf Daniel Holden fokussiert, gelingt es der Serie ebenfalls eindrucksvoll, seinen Einfluss auf das menschliche Umfeld zu beleuchten. Der Fall von damals wird neu aufgerollt, seine Heimatstadt steht auf Kopf. Doch anstatt der naheliegenden Frage nach der Schuld nachzugehen, widmet sich die "Rectify" den Gefühlen und Handlungsmotiven, die seine Entlassung in den Menschen auslöst. Im engeren Kreis betrifft das seine Familie und im weiteren Kreis die sonstigen Bewohner der Stadt. Die Dynamik innerhalb der Familie hat mir besonders gut gefallen, da die Veränderungen von innen (Daniel) und von außen (Stadtbewohner) eine thematisch komplexere Auseinandersetzung erlaubt.
                    "Rectify" fesselt und emotionalisiert von der ersten Minute an, von mir eine uneingeschränkte Empfehlung!

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                    • 8

                      Wie Evil Dead 2, nur diesmal satte 300 anstatt läppischer 80 Minuten! Leider nicht mehr ganz so experimentell wie noch zu Raimis besten Zeiten in den 80er Jahren, aber Bruce Campbell ist immer noch genauso cool und der Splatter-Humor immer noch genauso großartig, wenn auch im Gegensatz zu früher deutlich CGI-lastig.

                      Am meisten profitiert die Geschichte von ihrem Serienformat. Die Episoden sind so ausgelegt, dass die Charaktere zur Bekämpfung der Deadites von Ort zu Ort fahren, wodurch eine tolle Roadie- und apokalyptisch anmutende Atmosphäre aufgebaut wird. Innerhalb der Episoden wird dann lokal, meist in einem Gebäude, die Handlung vorangetrieben und es werden Deadites nach dem "Monster of the Week"-Prinzip bekämpft. So entsteht ein dynamischer Wechsel zwischen Weite (Fahren) und Enge (Kämpfen). Für mich hat "Ash vs Evil Dead" atmosphärisch überraschenderweise viel mit The Walking Dead gemein. Charakterentwicklungen sind hier natürlich nur rudimentär ausgebildet, nichtsdestotrotz erfüllen sie ihren Zweck und sorgen abseits des Humors für einen leicht dramatischen Unterton.

                      • 8 .5

                        Für alle, die es noch nicht wussten:
                        Das hier ist der Ursprung der Serie

                        Eine seltendämliche Zurück in die Zukunft Parodie :D
                        https://www.youtube.com/watch?v=EbTlK3perdI

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                        • 9 .5

                          Es ist lange her, dass ich eine Serie so dermaßen gesuchtet habe! Wenn ich die Zeit dafür gehabt hätte, dann hätte ich mir "Sense8" wohl an einem Stück angesehen. So musste ich sie allerdings auf die letzten drei Tage aufteilen. Meine Mutter habe ich bereits ebenfalls mit der Serie angesteckt und mit ihr gestern nochmal die ersten fünf Folgen angeschaut - diesmal auf Deutsch. Im Englischen gefällt mir die Serie jedoch besser, weil dort sie verschiedenen Dialekte deutlicher zum Vorschein kommen.

                          "Sense8" trägt eindeutig die Handschrift der Wachowskis, ist allerdings nicht ihr alleiniges Werk. Das Drehbuch schrieben sie zusammen mit J. Michael Straczynski, ansonsten macht "Sense8" den Eindruck einer kleinen Wachowski-Freundesparty. Neben den Wachowskis übernehmen auch Tom Tykwer und James McTeigue für je zwei Folgen die Regiearbeit, Tykwer ist neben Johnny Klimek wie schon bei "Cloud Atlas" für den Soundtrack zuständig. Im Cast finden sich einige Schauspieler aus früheren Wachowski-Filmen wieder, wobei die Serie jedoch größtenteils auf unverbrauchte Gesichter setzt. Große Namen findet man hier nicht, die bekanntesten Schauspieler dürften wohl Daryl Hannah (Blade Runner, Kill Bill), Joe Pantoliano (Matrix, Memento, Die Sopranos), Naveen Andrews (Lost) und Bae Doona (Cloud Atlas) sein, im deutschen Raum zusätzlich noch Max Riemelt. Nichsdestotrotz weiß der gesamte Cast bis in die Nebenrollen zu überzeugen, welcher im Verlauf der ersten Staffel zu einem großen Ensemble zusammenwächst und mich nach Ende der letzten Folge wehmütig zurückließ. Am liebsten würde ich die Staffel direkt nochmal von vorne schauen, stattdessen habe ich mich in "Daredevil" geflüchtet.

                          Was "Sense8" so besonders macht, ist zum Einen die charakterliche Diversität und zum Anderen die Natürlichkeit, mit welcher die Charaktere in der Serie dargestellt werden. Die Wachowskis stellen die Menschlichkeit ins Zentrum ihrer Geschichte, erzählen aus dem Leben acht verschiedener Menschen. Dabei setzen sie sich über Ethnie, Kultur, Religion, Gesellschaftsstand und Sexualität hinweg und verdeutlichen deren Natürlichkeit und Selbstverständlichkeit. Viel mehr noch zeigen sie, dass man aus den jeweiligen Unterschiedenen voneinander lernen und letztendlich über sich hinauswachsen kann. Im Grunde genommen haben es die Wachowskis erfolgreich vollbracht, "Cloud Atlas" in eine Serie umzuwandeln und daraus dennoch etwas vollkommen Eigenständiges zu entwickeln. Während die Charaktere in "Cloud Atlas" durch die Zeit miteinander verbunden waren, tritt die Verbindung in "Sense8" durch den Ort auf. Wer mit "Cloud Atlas" also seine Schwierigkeiten hatte, wird mit "Sense8" eventuell besser zurecht kommen. Des Weiteren dürfte diese Serie wohl das persönlichste Werk der Wachowskis darstellen, weil sie sich hier intensiv mit der Transgender-Thematik befassen.

                          Wer sich nun fragt, wie das denn funktioniert mit der Verbundenheit, den möchte ich an dieser Stelle nicht spoilern. Eins möchte ich jedoch anmerken: Die Wachowskis wählen einen wissenschaftlichen Erklärungsweg, geben ihm jedoch stets einen mysteriösen Touch. Lost-Atmosphäre kommt nicht nur wegen Sayid-Darsteller Naveen Andrews auf, sondern auch wegen den ein oder anderen Handlungselementen. Nach und nach offenbaren die Wachowskis das Geheimnis hinter den sogenannten Sensates und am Ende der Staffel sind noch längst nicht alle Frage geklärt. Es bleibt also spannend!

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                          • 9 .5

                            Death Note gilt bei vielen meiner Unifreunde als DER Anime schlechthin und mehrmals wurde mir diese Serie bereits ans Herz gelegt. Gleichzeitig wurde ich jedoch vor der großen Wende in Folge 25 gewarnt und mir wurde geraten, den Anime danach abzubrechen. Zum Glück habe ich das nicht getan^^

                            Inhaltsbeschreibung:
                            Neben der Menschenwelt exisitert die Welt der Shinigami (Todesgeister), jeder Shinigami besitzt ein oder mehrere Death Notes. Wird der Name eines Menschen in ein Death Note eingetragen, hat dies seinen Tod zur Folge. Darüberhinaus können z.B. die Todesart und der Todeszeitpunkt genau festgelegt werden. Zu Beginn der Handlung verliert der Shinigami Ryuk ein Death Note in der Menschenwelt, welches in die Hände des 17jährigen Schülers Light Yagami fällt. Light zeichnet sich durch erhöhte Intelligenz und einen verstärkten Gerechtigkeitssinn aus, schon bald nutzt er das Death Note, um systematisch Kriminelle auszulöschen. Interpol bliebt dies natürlich nicht lange verborgen, sie setzen den ebenso intelligenten und gerechtigkeitsgetriebenen Detektiv "L" auf den Fall an...

                            Review:
                            Sehr schnell entwickelt sich daraus ein spannendes und komplexes Katz-und-Mausspiel, in dem der Eine die Identität des jeweils Anderen aufdecken will. Jedes mal, wenn man als Zuschauer glaubt, dass sich eine gewisse Routine eingestellt hat, hebt der Autor Tsugumi Oba (Künstlername) die Geschichte auf ein höheres Level an. Als Zuschauer kann man sich daher oft Fragen stellen, wie sich Dieses oder Jenes auf die Gesamthandlung auswirkt. Auch über die Hauptcharaktere selbst kann man spekulieren, denn vollends offenbart wird von denen kaum einer. Über L´s Hintergründe hätte ich persönlich allerdings gerne etwas mehr erfahren, als es der Anime preisgibt. Trotz der Komplexität verliert Oba sein Ziel nie aus den Augen, alle Details greifen wunderbar ineinander. Wenn man als Zuschauer nicht genau aufpasst, kann man ziemlich leicht den Faden verlieren. Von daher: Augen auf und volle Konzentration beim Anschauen! ;-) Ich selbst musste mir z.B. manche Szenen mehrmals ansehen oder etwas in Internetforen nachlesen, weil ich Verständnisprobleme hatte. Letztendlich wurde allerdings jede meiner Fragen beantwortet. Mit 37 Episoden ist "Death Note" weder zu kurz noch zu lang, es gibt keine Füller und die Spannung kann bis zum Schluss aufrechterhalten werden.

                            Zwar legt der Anime den Fokus primär auf das Katz-und-Mausspiel, dennoch philosophiert er nebenbei auch etwas über das Leben und den Tod, über Gerechtigkeit und den Kampf gegen das Verbrechen. Darüberhinaus setzt sich "Death Note" mit der Thematik auseinander, was es bedeutet, über so eine gottgleiche Macht zu verfügen, und wie sich dies auf Politik, Medien und die Bevölkerung auswirkt. In Form des Shinigamis Ryuk lässt Oba zudem eine ordentliche Prise schwarzen Humors in die Geschichte einfließen.

                            Atmosphärisch profitiert "Death Note" von dem düsteren, nüchternen Zeichenstil (es finden sich nur selten zeichnerische Übertreibungen) und dem gelungenen Soundtrack, welcher mehrere packende Themen zu bieten hat. Die Intro- und Outrosongs fand ich jedoch absolut nervig, in den meisten Fällen habe ich die einfach übersprungen. Viele behaupten ja immer, Deutsche würden sich bei Anime-Synchronisationen keine Mühe geben, aber hier haben sie mMn einen perfekten Job gemacht. Für mich konnten sie die Spannung und Dramatik jedenfalls sehr gut auf den Zuschauer (also mich^^) übertragen.

                            Alles in allem ist "Death Note" ein durchweg spannender und komplexer Mysterythriller, den jeder einmal gesehen haben sollte.

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                            • 9

                              Zwei allgemeine Kritikpunkte:
                              Weil dies Mängel sind, die sich hier und da durch die gesamte Serie ziehen, beschreibe ich diese direkt zu Beginn einmal kurz:

                              1. Manchmal verlieren die Serienmacher das Gefühl für den richtigen Einsatz von Schnelligkeit und Hektik in Form von Schnitten oder Dialogen. Der Handlung konnte ich dann nicht vernünftig folgen.
                              2. Ähnlich verhält es sich des Öfteren mit der Musikuntermalung. Spannende und laute Musik kann dramaturgisch hilfreich sein, Übertreibung wirkt sich jedoch negativ aus.

                              Die dritte Staffel schafft es, die Qualität der zweiten Staffel sogar noch zu übertrumpfen. Kriminalfälle treten überraschenderweise in den Hintergrund, diese Staffel widmet sich primär der Beziehung zwischen Holmes und Watson bzw. zwischen Watson und seiner Lebenspartnerin Mary Morstan. So humorvoll und gleichzeitig so dramtisch-intensiv war selbst Staffel 2 nicht und die Kriminalfälle dienen nahezu ausschließlich der Charakterentwicklung. Aus Spoilergründen möchte ich nicht näher daraufeingehen, aber mit Charles Augustus Magnussen bietet Staffel 3 einen weiteren großartigen Schurken, welcher die Protagonisten an ihre Grenzen treibt und Ereignisse herbeiführt, die wahrscheinlich niemand vorher erwartet hatte. Episode 2 "The Sign of Three" gilt für mich als bisher stärkste Episode der gesamten Serie. So kreativ wie hier wurde keiner der sonstigen Kriminalfälle präsentiert, das Setting, die Charakterdarstellung, rundum perfekt. Das Ende dieser Episode kann definitiv als Quintessenz des Charakters Sherlock Holmes herhalten und hat mich dementsprechend sehr mitgenommen. Am Ende der Staffel folgt selbstverständlich noch der obligatorische Cliffhanger, bei dem man jedoch weiß, dass er es in sich hat.

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                              • 8 .5

                                Zwei allgemeine Kritikpunkte:
                                Weil dies Mängel sind, die sich hier und da durch die gesamte Serie ziehen, beschreibe ich diese direkt zu Beginn einmal kurz:

                                1. Manchmal verlieren die Serienmacher das Gefühl für den richtigen Einsatz von Schnelligkeit und Hektik in Form von Schnitten oder Dialogen. Der Handlung konnte ich dann nicht vernünftig folgen.
                                2. Ähnlich verhält es sich des Öfteren mit der Musikuntermalung. Spannende und laute Musik kann dramaturgisch hilfreich sein, Übertreibung wirkt sich jedoch negativ aus.

                                Nachdem die Staffel mit der enttäuschenden Auslösung des Cliffhangers richtig mies gestartet ist, nimmt die Serie erst hier ordentlich Fahrt auf. Kriminalfälle bleiben nicht länger einfache Kriminalfälle, sondern üben nun auch größeren Einfluss auf die Charaktere aus. Die Beziehung zwischen Holmes und seinem menschlichen Umfeld, speziell natürlich Watson, wird ausgebaut und vertieft. Hier tritt der oben angesprochene Reifeprozess ein, Holmes wandelt sich zum tragischen Helden, da man ihn mehr und mehr kennen- und verstehen lernt. Des Weiteren werden auch die Kriminalfälle und Schurken um Einiges spannender und interessanter. Moriarty bliebt zwar weiterhin seinem albernen Overacting treu, aber dies hält sich zum Glück in Grenzen. Episode 1 beschäftigt sich mit einer Geheimmission rund um das britische Königshaus und bietet mit Irene Adler die beste Schurkin der gesamten Serie (hervorragendes Zusammenspiel mit Cumberbatch/Holmes) und mit Episode 2 gelingt eine beeindruckende Neuauflage des "Hound of Baskerville". Ein wahrer Psychoschocker! Über Episode 3 schreibe ich jetzt mal nichts, außer dass jetzt hinter dem Cliffhanger ordentlich Pfeffer steckt und ich froh war, direkt mit Staffel 3 weitermachen zu können.

                                • 6 .5

                                  Die ersten 20 Minuten:
                                  In den ersten 20 Minuten der ersten Episode bin ich regelrecht verzweifelt. Da wird mir mit Sherlock Holmes ein unfassbar arrogantes Arschloch präsentiert und dann auch noch untergejubelt, dass ich diese Person sympathisch finden soll. Fand ich nicht, Holmes war ein absoluter Unsympath! In diesen 20 Minuten habe ich zwischen der englischen und der deutschen Sprache hin und her gewechselt, in der Hoffnung, dass dies bloß an Cumberbatchs Stimme liegen möge. Besserung trat nicht ein, allerdings viel mehr in der Hinsicht, dass die deutschen Sprecher Holmes und Watson jegliche Klasse und Würde rauben, mit der Cumberbatch und Freeman ihre Rollen füllen. Schaut Sherlock im Original, wenn ihr die Möglichkeit habt, es ist einfach besser! Zurück im Englischen habe ich mich also wider Willen auf den Unsympathen Holmes eingelassen, um ihn wenigstens anhand einer vollständigen Episode bewerten zu können. Und siehe da, es trat doch noch Besserung ein! Zum Einen gewöhnt man sich mit der Zeit an Cumberbatchs Spiel und Sprache und zum Anderen haben die Serienentwickler das Umfeld um den Charakter Holmes geschickt aufgebaut. Soziale Instanzen, die einen Gegenpol zu seiner Soziopathie darstellen und Kontra geben. In erster Linie ist hier John Watson zu nennen, dann sein Bruder Mycroft, letztendlich viele weitere Personen. Sherlock Holmes ist kein Charakter, den man in den ersten 20 Minuten definieren kann, er reift im Verlauf der Serie, da seine soziopathischen Stärken und Schwächen detailliert offengelegt werden. Gleiches gilt für Benedict Cumberbatch, mit jeder Episode verschmilzt er Stück für Stück mit dem Charakter Holmes. Gestik, Mimik, seine Stimme - hier passt einfach alles. Spätestens in der dritten Staffel kann man sagen: Benedict Cumberbatch IST Sherlock Holmes. Eine Beschreibung, die mMn überraschenderweise nicht auf Martin Freeman und John Watson zutrifft. Freeman spielt ohne Frage hervorragend, seine wahre Passion fand er für mich aber erst in Bilbo Beutlin.

                                  Zwei allgemeine Kritikpunkte:
                                  Weil dies Mängel sind, die sich hier und da durch die gesamte Serie ziehen, beschreibe ich diese direkt zu Beginn einmal kurz:

                                  1. Manchmal verlieren die Serienmacher das Gefühl für den richtigen Einsatz von Schnelligkeit und Hektik in Form von Schnitten oder Dialogen. Der Handlung konnte ich dann nicht vernünftig folgen.
                                  2. Ähnlich verhält es sich des Öfteren mit der Musikuntermalung. Spannende und laute Musik kann dramaturgisch hilfreich sein, Übertreibung wirkt sich jedoch negativ aus.

                                  Die erste Staffel dient an sich nur der Einführung der Charaktere und des modernen Londons. Man lernt Sherlock Holmes und John Watson kennen und erfährt, wie sie zu Partnern geworden sind. Ihre Vermieterin Mrs. Hudson und Sherlocks Bruder Mycroft werden vorgestellt und man bekommt einen guten Überblick darüber, was im heutigen London alles möglich ist. Wie löst Holmes seine Fälle, mit wem arbeitet er mehr oder weniger freiwilig zusammen? Über eine Einführung der Charaktere geht Staffel 1 jedoch nicht hinaus, stattdessen widmen sich die Serienentwickler primär dem Lösen von Kriminalfällen. Dies kann man der Staffel als große Schwäche auslegen, denn ihr fehlt es an innerer Größe und Bedeutsamkeit. Natürlich ist es interessant zu sehen, wie Holmes und Watson ihre Fälle lösen, aber viel spannender ist es doch, wenn ihre Charaktere parallel dazu ausgebaut und weiterentwickelt werden. Des Weiteren hat die erste Staffel mit Ausnahme der ersten Episode ein Schurkenproblem. Während sich in Episode 1 eine Reihe von vermeintlichen Selbstmorden als Taten eines Serienmörders hervortun, versucht man sich in Episode 2 mehr schlecht als recht an der Bekämpfung einer nicht wirklich ernstzunehmenden, chinesischen Mafiaorganisation. Wie man es sich bei Sherlock Holmes wahrscheinlich denken kann, wird er früher oder später auch auf seinen Erzfeind Moriarty treffen. Als im Hintergrund operierendes Mastermind funktioniert er wirklich gut, tritt er aber selbst in Erscheinung, entpuppt er sich als ein Typ mit albernem Hang zum Overacting. Schließlich endet Staffel 1 mit einem der wohl unnötigsten Cliffhanger, der je für eine TV-Serie geschrieben wurde.

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                                  • 9
                                    J.F.Lannister 06.10.2016, 18:23 Geändert 06.10.2016, 18:23

                                    Arrgh, Staffel 2 endet mit einem ganz miesen Cliffhanger! Böser Vince Gilligan^^ Nach einer schon guten ersten Staffel auf jeden Fall eine klare Steigerung.

                                    Jimmy McGill in seinem Kampf gegen sich selbst, oder vielmehr in seinem Kampf gegen alle. Denn bevor er sich selbst ändert, ändert er lieber andere. Das Auto bearbeiten, bis der Kaffeebecher passt. Da wird dann auch gerne mit einem Entsafter in der Bürokantine rumgepanscht oder auf dem Dudelsack gespielt. Wobei solche Aktionen noch harmlos ausfallen im Vergleich zu manch moralisch fragwürdiger Entscheidung, die er zu seinem oder dem Wohl anderer trifft. Und dabei oft mehr Schaden als Nutzen anrichtet. Jimmy und Kim, ein tragisches Traumpaar. Berufliche, moralische Diffenrenzen stören die private Harmonie. Kim mit ständigen Höhen und Tiefen, Rhea Seehorn spiel so unfassbar gut! Wenn sie sich freut, muss man sich einfach mitfreuen. Jimmy und Chuck, die einen ebenso tragischen wie unvergleichlichen Bruderkonflikt austragen, für Stolz und Egoismus fallen im Zweifel Kollateralschäden im menschlichen Umfeld der beiden an. Als Anwälte entzweit, als Brüder vereint. Wahre Bruderliebe, sodass es einem als Zuschauer fast das Herz bricht. Vor allem, wenn sich der Konflikt in den letzten beiden Episoden zuspitzt.

                                    Mike Ehrmantraut, ich glaube, "tragisch" ist mein neues Lieblingswort. Ein liebender und fürsorglicher Großvater für seine Enkelin, der ihr und seiner Schwiegertochter finanziell unter die Arme greifen möchte. Aber woher nehmen, wenn nicht stehlen? Das oder andere kriminelle Aufträge. Nach und nach wird er in diesen kriminellen Sumpf hineingezogen, spätestens wenn er auf neue, alte Bekannte trifft, weiß man als Zuschauer, dass es ernst wird. Spannung pur! Auch wenn dieser Mike noch so manche Charaktereigenschaften bis zu seiner Breaking Bad Version ablegen wird, geht er auch hier mit enormer Gelassenheit und Coolness an die Arbeit. Möchte nicht jeder so einen Großvater haben?

                                    So, jetzt heißt es wieder: 1 Jahr warten. Was wird nun Staffel 3 bringen? Der Konflikt zwischen Jimmy und Chuck hat ein neues Niveau erreicht, unter dem auch definitiv Kim leiden wird. Und wer ist die mysteriöse Person, die Mike eine Nachricht hinterlassen hat? Die Anfangsbuchstaben der Staffel 2 Folgen geben in richtiger Reihenfolge schon genügend Auskunft darüber, wer eventuell dahinter stecken könnte. Mir gefällt dieser Umschwung, der schon in Staffel 2 vonstatten geht, auch wenn es aus Better Call Saul mehr ein Prequel denn ein Spin-Off macht. Egal, eins steht für mich nämlich zu fast 100% fest: Staffel 3 wird großartig!

                                    • 9

                                      Geschickt verknüpft Vince Gilligan mehrere, teils semi-individuelle Handlungsstränge zu einem großen Ganzen und dabei merkt man als Zuschauer eindrucksvoll, dass Better Call Saul von einer Sache enorm profitiert: Seinem bekannten Ende. Da man als Breaking Bad Kenner weiß, welche Charaktere wiederkehren werden und welche nicht, entwickelt sich die Mutterserie mehr und mehr zu einem Abgrund, auf den man ungebremst zufährt.

                                      James McGill hadert mit seiner Lebenseinstellung, er ist im Grunde genommen eine gespaltene Persönlichkeit. Ein Kampf zwischen Saul Goodman und James McGill. In seinem Innersten zieht es ihn zu den kriminellen Machenschaften, wie wir sie als Saul Goodman oft genug gesehen haben. Äußerlich verbleibt er jedoch als ehrlich arbeitender Anwalt James McGill, gestützt durch die Beziehung zu seiner Kollegin Kim. Deshalb trifft es einen umso härter, da man weiß, dass diese wunderbare Beziehung zwangsläufig in die Brüche gehen wird. Als Vorgeschmack darauf kann man wohl Jimmys Beziehung zu seinem Bruder Chuck betrachten, welche ebenfalls nicht schön mitanzusehen ist. Aufgrund der Frage nach Jimmys Qualitäten als Anwalt entzweien sie sich immer weiter.

                                      Im Kontrast dazu steht der Handlungsstrang über Mike Ehrmantraut, der Jimmys moralisch flexiblen Kompass genau einschätzen kann und ihm einen kriminell motivierten Job anbietet. In diesem Job als "imaginärer Saul Goodman" lebt Jimmy förmlich auf, aber obwohl er stets versucht, die moralische von der unmoralischen Arbeit zu trennen, dringt letztere immer mehr in sein normales Leben ein (siehe die Beziehung zu Kim). Das Ende ist vorherbestimmt und es wird kein gutes sein.

                                      James McGill is breaking bad.

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                                      • 9

                                        The Revenant ist ein Film über Menschen, die in der Natur Tiere jagen und von jetzt auf gleich zu Gejagten werden können. Gleichzeitig ist es sowohl ein Film über die Nichtigkeit des Menschen im Vergleich zur Größe und Macht der Natur als auch über seine Überheblichkeit im Versuch, der Natur trotzdem seinen Stempel aufzudrücken. Denn im Falle des Falles wird der Mensch von der Natur gnadenlos zerschmettert. Ausführlich beschreibt Innaritu mit Leonardo DiCaprios Leidensweg das Tier im Menschen, seine reinen Überlebensinstinkte. Auf der Suche nach Erlösung, getrieben von animalischen Rachegefühlen. Letztendlich gleichen sich Menschenjagd und Tierjagd fließend aneinander an.

                                        Die Optik, die Bilder, die Naturaufnahmen lassen sich nur schwer in Worte fassen. Unbeschreiblich schön, brachial, authentisch. Mir sind in so gut wie jeder Szene die Augen aus dem Kopf gefallen, obendrein bietet The Revenant ein paar wahre Augenöffner. Keine Ahnung, wie man da von Längen, Langeweile oder anstrengendem Genuss sprechen kann, mich hat der Film zu jeder Sekunde vollkommen gepackt. Dank Innaritus Inszenierungsstil, dank Lubezkis Kameraarbeit, aber auch dank der großartigen Schauspieler ist man als Zuschauer sowohl bildlich als auch emotional unglaublich nah am Geschehen und an den Charakteren dran. In dieser Hinsicht wird hier sogar Birdman noch einmal übertrumpft. Will Poulter schafft es ohne Mühe auch abseits von Kinder-/Jugendfilmen zu überzeugen, Domnhall Gleeson und Tom Hardy zeigen ihre für mich bisher besten Schauspielerleistungen und Leonardo DiCaprio darf sich diesmal äußerst minimalistisch geben. Ob es für einen Oscar reicht, weiß ich nicht. Eigentlich kann er ihn nicht wegen seines Schauspiels bekommen, sondern eher wegen der Drehstrapazen, die er auf sich genommen hat. Verdienter wäre eine Berücksichtigung von Tom Hardy beim Nebendarsteller-Oscar, da er seine Rolle viel besser ausleben kann als DiCaprio.

                                        Kleine Kritikpunkte finden sich für mich zum Einen in den Flashbacks, welche die Geschichte zwar bereichern, aber mich doch immer etwas aus dem Filmfluss gebracht haben, und zum Anderen in der teilweise stiefmütterlichen Auseinandersetzung mit DiCaprios Verletzungen bzw. seinem Genesungsprozess.

                                        • 6 .5

                                          Es kann schwierig sein, einen Klassiker mit der richtigen Erwartungshaltung zu schauen. Es kann sehr schwierig sein, einen Film von Alfred Hitchcock, dem sogenannten "Master of Suspense", zu schauen. Es ist äußerst schwierig, wenn dieser Film dann auch noch als "Bester Film der Filmgeschichte" gilt.

                                          Allzu sehr will ich hier nicht ins Detail gehen, da ich sicher bin, dass "Vertigo" nach mehrmaligem Ansehen reift. Zumal man dann auch die Last des Klassikers überwunden hat. Der ellenlange Anhang an Interpretationsmöglichkeiten ist mir ebenfalls bewusst, auch den möchte ich hier außenvorlassen, weil er für das reine Filmempfinden zunächst in den Hintergrund rückt und bei einer erneuten Sichtung sowieso eine wichtigere Rolle spielt. Da kann man dann nämlich auf bestimmte Sachen achten.

                                          Folgendes kann u.U. Spuren von Spoilern enthalten. Lesen auf eigene Gefahr.

                                          Die erste Hälfte um das Mysterium der Ehefrau und der behutsam inszenierten Spionage mitsamt den Schauspielern und der Figurenkonstellation hat mir sehr gut gefallen. Eine atmosphärische Kriminalgeschichte, welche ihre Kulissen perfekt zu nutzen weiß.
                                          Problematisch wird es ab dem Moment, wenn Hitchcock seinen beiden Hauptcharakteren eine Liebebeziehung in die Herzen schreibt, denn diese kommt aus dem Nichts. Daraufhin erfolgt eine antiklimatische Wendung, in dem Hitchcok alle Hintergründe zu dem Mysterium bereits mitten im Film verrät. Wie ich gelesen habe, soll diese Wendung dazu führen, dass man als Zuschauer auch die Sichtweise von Judy verstehen kann und auf die finale Auflösung hinfiebert. Nun, ersteres gelingt einigermaßen. Die Sichtweise von Judy konnte ich schon verstehen, auch wenn sich die Liebesbeziehung etwas konstruiert anfühlt. Was ich allerdings nicht nachvollziehen kann, ist ihre bedingungslose Aufopferung, sie lässt sich freiwillig durch John demütigen, obwohl sich eigentlich alle in ihr sträubt. Wer zum Teufel schreibt denn solche Charaktere?! Auf die finale Auflösung konnte ich überhaupt nicht hinfiebern, da die Geschichte nun träge vor sich in plätscherte. Ja, wo ist er denn, der Master of Suspense? Hier jedenfalls nicht, aber glücklicherweise bei der finalen Auflösung. Die letzten zehn Minuten haben es ziemlich in sich, hier spürt man die Spannung, den Thriller, die Intensität, den Wahnsinn in vollem Ausmaß. Dieses Ende hat das Ruder nochmal etwas rumgerissen.

                                          Aus filmtechnischer, künstlerischer und experimenteller Sicht ist "Vertigo" abseits davon ohne Frage ein Meisterwerk.

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                                          • 6

                                            Vorab: Schauspielerisch ist Melancholia mit u.A. Kirsten Dunst, Charlotte Gainsbourg und Kiefer Sutherland topbesetzt, musikalisch und technisch ebenfalls hervorragend, die Kameraarbeit gewöhnungsbedürftig. Vor allem von Triers Darstellung der dekadenten Hochzeitsgesellschaft fand ich sehr unterhaltsam.

                                            Nichtsdestotrotz finde ich es schwer, diesen Film zu bewerten. Vielleicht bin ich auch einfach nur mit einem falschen Ansatz an "Melancholia" herangegangen. Oder kenne mich mit dem kulturellen Hintergrund (Richard Wagner, Tristan und Isolde, etc) zu wenig aus. Mit rationalem Denken wird man hier scheitern, denn dann läuft es zwangsläufig auf einen Schluss hinaus: Melancholia gleicht einer Selbsttherapie von Triers, um sich von seiner Depression zu heilen. Die von Kirsten Dunst gespielte Justine als von Triers Alter Ego, der Planet Melancholia als selbst gewähltes, heilendes Instrument. Der Name "Melancholia" alleine ist da schon bezeichnend, denn welcher nicht-depressive Wissenschaftler würde einen solchen Planeten ausgerechnet "Melancholia" nennen?

                                            Des Weiteren frage ich mich: Braucht es diese Entgültigkeit? Die Erde ist schlecht und muss deswegen vernichtet werden? Das Leben ist schlecht, weil die Menschen auf der Erde schlecht sind und außerirdisches, möglicherweise "gutes" Leben nicht existent ist? Keine Suche nach einem Weg der Besserung?

                                            Anstatt rational sollte man den Film jedoch viel mehr metaphorisch betrachten, als eine Neuerzählung von Tristan und Isolde in größerem Rahmen. Dadurch eröffnen sich direkt andere Sichtweisen, die mir sagen, dass ich mir "Melancholia" ein zweites mal anschauen sollte.

                                            • 10

                                              Thomas Vinterberg zwingt sich durch das Dogma-Manuskript zum Minimalkino und vollbringt damit etwas ganz Großes. Ein Drama, von dem sich viele Regisseure gerne eine Scheibe abschneiden können. Von dem Dogma-Manuskript halte zwar weiterhin nicht allzu viel, aber hier kann ich nicht anders, als mich vor den Einschränkungen zu verbeugen.

                                              "Das Fest" thematisiert das Zusammentreffen einer Familie aus dem Bürgertum im eigenen Hotel, um den 60. Geburtstag eines Familienmitglieds zu feiern. Im Normalfall würde man behaupten, ein Film beginne noch recht harmlos, aber das trifft in diesem Fall nicht zu - allenfalls für ein paar Sekunden. Ein Mann läuft eine Straße entlang und telefoniert. Danach fährt ein Auto vorbei, ein Mann am Steuer mit Frau und drei kleinen Kindern. Nicht nur fordert Vinterberg den Zuschauer durch seine Handkameraaufnahmen zur erhöhten Aufmerksamkeit, bei dem Mann am Steuer handelt es sich zudem um den Bruder des Laufenden. Prompt lässt Ersterer seine Frau und Kinder aussteigen und zu Fuß gehen, um sich in Ruhe mit seinem Bruder unterhalten zu können, weil er diesen schon lange nicht mehr gesehen habe. Als Zuschauer merkt man sofort, dass hier etwas in der Luft liegt.

                                              Ohne groß spoilern zu wollen, aber dieses merkwürdige Gefühl entwickelt sich nach und nach zu einem Sturm, der Film wird von Sekunde zu Sekunde besser, spannender, zermürbender und endet mit einem angemessenen, wohlüberlegten Schluss. Die Handkamera eignet sich perfekt zum Filmen der Festlichkeit, zum Einfangen des regen Treibens und des Aufkochens der Emotionen. Für mich stark vergleichbar mit "Cloverfield". Eingespielte Musik wird aufgrund des Dogma-Manuskript aus dem Film verbannt, Musik entspringt nur aus der Handlung selbst und durch das oftmalige Fehlen entfalten sich dramatische Szenen - Reden, Streitereien, Rufe in die Stille hinein - umso intensiver. Die Synchronsprecher machen hier neben den eigentlichen Schauspielern übrigens selbst für deutsche Verhältnisse einen hervorragenden Job. Wer "Das Fest" also nicht im Original sehen kann, braucht sich nicht zu ärgern.

                                              Das komplexe Figurengeflecht belebt Vinterberg durch eine gezielt detaillierte oder nicht detaillierte Charakterzeichnung und durch einen stetigen Fluss bestehend aus Aktion und Reaktion. Ständig bilden sich neue Situationen heraus, die Handlung wird stringent und konsequent fortgeführt. Selten hat mich ein simpler, linearer Handlungsverlauf so begeistert wie hier! Ich möchte den Inhalt hier nicht im Detail analysieren, denn das würde zu weit ausschweifen und nur aus Spoilern bestehen. Folgendes möchte ich allerdings anmerken: "Das Fest" setzt sich vielschichtig mit dem Verdrängen und Lösen von Problemen, mit dem Patriarchat und der Emanzipation von diesem, mit seelischen Schmerzen und dem Ausbrechen aus diesen, mit verschiedenen Gesellschaftsstellungen und dem Blick dieser aufeinander sowie mit Rassismus und dessen Ausleben innerhalb der Gesellschaft auseinander.

                                              10/10 Punkten für dieses Meisterwerk! "Das Fest" würde ich nicht nur jedem Filmliebhaber empfehlen, eigentlich sollte sich jeder Mensch diesen Film einmal ansehen. Obendrein würde er sich perfekt dafür eigenen, im Schulunterricht analyisert zu werden. Ein äußerst lehrreiches Stück Kunst!

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                                              • 7
                                                J.F.Lannister 06.10.2016, 18:00 Geändert 17.10.2016, 19:30

                                                Ich habe mir den Film zum zweiten Mal angesehen, diesmal (natürlich) in 2D und in der Originalfassung. Ich weiß nicht, ob das jetzt am 3D oder an der deutschen Fassung lag, jedenfalls hat mir der Film bedeutend besser gefallen als damals im Kino. Sogar der Soundtrack hat diesmal funktioniert. Endlich ist das alte Star Wars Feeling auch für mich zurückgekehrt, the atmosphere awakens! Vor allem die ersten 40 Minuten sind soo gut! An dieser Stelle möchte ich besonders betonen, wie hervorragend die meisten der neuen Charaktere umgesetzt wurden. Ich liebe Rey, ich liebe Finn, ich liebe Poe Cameron, ich liebe die Chemie zwischen Rey und Finn sowie zwischen Finn und Poe, ich liebe Kylo Ren und ich liebe BB-8. Ansonsten feiere ich vor allem die Rückkehr Han Solos und des Millennium Falcons.

                                                SPOILER

                                                Zu Rey (und Finn):
                                                Trotz ihrer OT-Parallen haben mir diese beiden Charaktere gut gefallen. Sie wurden nicht vollständig aus der OT übernommen, sondern unterscheiden sich auch von ihren dortigen Äquivalenten. Zum ersten mal wird eine Frau detaillierter als Jedi dargestellt, zum ersten mal sehen wir einen (desertierenden) Stormtrooper als Helden. Von einem schwarzen Hauptcharakter und einer angedeuteten homosexuellen Beziehung (zu Poe) in einem Star Wars Film ganz zu schwiegen!

                                                Rey folgt einer ordentlichen Charakterentwicklung, eine toughe Kämpferin und Überlebenskünstlerin. Zu Beginn vielleicht noch etwas schwach gezeichnet, erhält ihr Charakter parallel zur Entdeckung ihrer Jedifähigkeiten mehr und mehr Tiefe. Das Machtduell mit Kylo Ren, der Gedankentrick mit Stormtrooper Daniel Craig, die Lichtschwertszene (aus dem Schnee ziehen) und der anschließende Kampf gegen Kylo Ren. Ich habe keine Probleme damit, dass sie ihre Fähigkeiten alleine oder eventuell zu schnell erlangt hat. Niemand weiß, wie stark die Macht in ihr ist, für mich war das in Ordnung. Mittlerweile bin ich felsenfest davon überzeugt, dass Rey Lukes Tochter ist und er Einiges an sie weitergegeben hat. Als Kind war sie Schülerin in Lukes Jeditempel und erlernte dort ihren ersten Umgang mit der Macht und dem Lichtschwert. Ihre Technikaffinität stammt von Luke, ihr Know-How hat sie sich auf Jakku selbst angeeignet. Einzig störend ist hier für mich, dass sie den Falcon besser zu kennen scheint als Han. Ihre Kampferfahrung lässt sich durch das harte Leben auf Jakku begründen und natürlich durch den Unterricht im Jeditempel. Die Macht ist dank der Skywalker-Linie sowieso stark in ihr, hinzukommt abermals der Unterricht im Jeditempel. Das titelgebende Erwachen der Macht in Rey hat Abrams eindrucksvoll in Szene gesetzt. Lukes Jediausbildung wird im Vergleich dazu überbewertet, denn er hatte zum Einen keinen Unterricht als Kind und zum Anderen beschränkte sich seine Ausbildung auch nur auf Episode IV und einen Teil von Episode V. Mein Bruder und ich haben während des Abspanns im Kino außerdem über die Darstellung der Macht diskutiert, weil diese in Episode VII ein paar neue Facetten erhält. Mein Bruder hat dabei die These aufgestellt, dass Luke (ebenso wie Snoke) die Macht weiter erforscht hat und Rey daran unbewusst hat teilhaben lassen. Das könnte ihre Fähigkeiten ebenfalls erklären.

                                                Zu Kylo Ren:
                                                Natürlich ist er eine Kopie bestehend aus dem OT Darth Vader und dem PT Anakin, aber nichtsdestotrotz hat auch er mir gefallen. Die oben erwähnten neuen Facetten der Macht sieht man bei Kylo Ren logischerweise am deutlichsten und wurden von Abrams klasse umgesetzt. Generell hat er ein Händchen dafür, die Macht perfekt darzustellen. Wie Kylo Ren zu Beginn das Lasergeschoss in der Luft aufhält, das war ein Wow-Effekt. Irgendwie habe ich ja gehofft, dass er Poe Dameron vor das Geschoss stellt und ihn durch seinen eigenen Schuss exekutieren lässt. Das wäre mal ein Einstieg gewesen! Stattdessen metzelt er Lor San Tekka nieder, was auch einen guten, aber leider nicht ganz so großen Effekt erzeugte. Ansonsten wird Kylo Ren als zerrissene Seele zwischen der hellen und der dunklen Seite beschrieben. Überraschenderweise empfinde ich Kylo Rens Maske im Nachhinein als geschickt gewähltes Symbol für seinen Charakter, während ich im Kino großen Misfallen wegen des Helms hegte. Betrachten wir dazu mal das Offensichtliche: Wozu braucht er die Maske? Für nichts! Dementsprechend habe ich die Maske im Kino zunächst als "Style over Substance" Element empfunden, was durch Adam Drivers Milchbubi-Gesicht noch verstärkt wurde. Zu Hause machte ich mir weitere Gedanken und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich die falsche Frage gestellt habe. Nicht "Wozu braucht er die Maske?", sondern "Warum trägt er die Maske?" müssen wir uns fragen. Kylo Ren möchte sich von seinem alten Ich befreien, er möchte sich von Ben Solo lossagen. Er strebt nach der Macht seines Großvaders und leistet ihm mit der Maske Gefolgschaft. Unter der Maske kann er sich zudem als Sith fühlen, als Sith ausgeben. Er wird ernstgenommen, wirkt bedrohlich, obwohl er eigentlich nur ein Junge ist. Das wird deutlich, wenn Kylo Ren seine Maske abnimmt. Von jetzt auf gleich verfliegt jegliche Bedrohlichkeit. Die Maske soll sein Alter und seine helle Seite, die immer noch in ihm steckt, kaschieren. Stellenweise kommt sein altes Ich erneut zum Vorschein, z.B. wenn er seinen kindlichen Wutanfällen mit Schwertgefuchtel verfällt oder vom Sog der hellen Seite spricht. In dem Moment, als er Han Solo umbringt, stellt er sich seinem alten Ich. Er tötet Han, ohne seine Maske zu tragen, er tötet ihn also als Ben Solo und versucht, sein altes Ich damit entgültig zu zerstören. Im Kino habe ich mich gefragt, warum Kylo Ren vor dem Todesstoß "Danke!" sagt, vielleicht ist genau das der Grund. Wenn ihr euch das nächste mal den Film anschaut, achtet mal auf die von Abrams eingesetzten Lichteffekte in Hans Todesszene. Während der Szene wird Ben sowohl in blauem als auch in rotem Licht angestrahlt. Erst kurz vor Hans Ermordung erstrahlt Bens Gesicht vollkommen in rotem Licht. Für mich ein äußerst gelungenes Sinnbild!
                                                Darüberhinaus gefällt mir der Gedanke, dass Kylo Ren gar nicht mal soweit entfernt ist von dem Severus Snape vor der Ermordung von Harry Eltern. Man könnte eben diesen Snape sogar direkt mit Adam Driver besetzen, sein Aussehen passt wie die Faust aufs Auge.

                                                Zu den Schicksalsschlägen der altbekannten Charaktere:
                                                Das Leben ist hart, Geschehnisse können sich wiederholen, schnell kann man alle Errungenschaften wieder verlieren. Das von Kritikern angeführte Märchen-Argument (verdientes Happy End der OT-Charaktere) kann ich natürlich gut verstehen, auch wenn ich es selbst nicht so empfinde. Aber dafür muss man wohl auch ein ganz bestimmter Typ von Fan sein. Das Märchenhafte an Star Wars findet sich so nur in der OT, die PT ist mit einer Geschichte voller Politik, Intrigen, Kriegseroberungen, etc ja schon in eine völlig andere Richtung gegangen. Wenn man felsenfest auf das Märchenhafte besteht, hätte man sich Episode VII vielleicht gar nicht ansehen sollen. Märchen enden nach dem Happy End (Episode VI), sie erzählen nicht von dem Danach. Da Abrams und Disney aber groß angekündigt hatten, sie wollten wirklich "back to the roots" gehen, kann ich die Kritiker schon verstehen, wenn sie das als Rückkehr zum Märchenhaften gedeutet haben. Falls ich so empfinden würde, hätte mich Episode VII auch nach mehrmaligem Ansehen wohl ebenso sehr enttäuscht.

                                                Schwachpunkte des Films:
                                                Auch wenn ich The Force Awakens nachträglich als einen gelungenen Beitrag zum Star Wars Franchise betrachte, beinhaltet der Film nichtsdestotrotz mehrere Elemente, die das Sehvergnügen eindeutig limitieren. Der gesamte "Findet Luke"-Plot macht für mich wenig Sinn oder basiert zumindest auf großem Zufall. Entweder möchte Luke nicht gefunden werden, warum dann also eine Karte anlegen? Oder er möchte von einer reifen Rey gefunden werden (das fehlende Kartenstück befindet sich ja auf Jakku), aber dann überlässt Luke Vieles dem Zufall und kann von Glück reden, dass es sich überhaupt alles so zugetregen hat. Des Weiteren sollte Leia als machtstarke Person eigentlich ohne Mühe in der Lage sein, ihn zu finden, wenn sie sogar Hans Tod Lichtjahre entfernt spüren kann.

                                                Der First Oder stehe ich immer noch etwas skeptisch gegenüber. In Sachen Snoke erwarte ich in den Fortsetzungen eine gute Erklärung, der aktuelle Gollum-Thanos will mir absolut nicht gefallen. General Hux ist eine Witzfigur und dient allenfalls als Hitlerparodie. Captain Phasma überzeugt bis zu dem Augenblick, als sie vollkommen out-of-character ohne Widerstand den Schutzschild herunterfährt. Die Starkiller-Base funktioniert als wiederkehrende, altbewährte Waffe, dass sie durch Nutzen ähnlicher Schwächen auf genau die gleiche Weise wie in Episode V und VI zerstört wird, kann ich jedoch nicht akzeptieren. Das sollten die Star Wars Schurken mittlerweile echt besser wissen.

                                                Chewbacca wird den gesamten Film über von Abrams mit Füßen getreten. Er wird zu einer passiven Randfigur degradiert und darf zum Großteil nur in Dialogen in Aktion treten. Im Millenium Falcon darf er nicht helfen, weil diese Aufgabe nun Rey zusteht und Chewie von einem Stormtrooper passenderweise am Arm verletzt wurde. Selbst im Kampf darf er kaum eingreifen, weil Han seine Armbrust cool findet und diese ständig selbst benutzt. Ernsthaft, nach all den Jahrzehnten hat er jetzt zum ersten mal mit der Armbrust geschossen? Tja und am schlimmsten ist eindeutig die Szene gegen Ende, in der sich Leia und Rey umarmen. Im Kino ist mir das gar nicht aufgefallen, nun habe ich genauer darauf geachtet. Das geht überhaupt nicht klar! Wie Chewie da durchs Bild läuft und dabei sogar nur teilweise zu sehen ist, als ob er nichts weiter ist als ein unbedeutender Statist! Augen auf bei der Kontrolle, Herr Abrams!

                                                Ansonsten sind es mehrere Kleinigkeiten. Das Finden des Millennium Falcons geschieht für meinen Geschmack weiterhin zu plump, Rey sollte diesen als Mythos-Begeisterte doch eigentlich sofort erkennen. Ansonsten hätte man die Szene mit den Tentakelmonstern meiner Meinung nach so umschreiben sollen, dass Finn nicht von diesen gepackt wird. Würde der Film seiner eigenen Logik folgen, hätten wir uns hier von ihm verabschieden müssen. Die Tatsache, dass sich Lukes Lichtschwert bei Maz Kanata befindet, muss man als Zuschauer leider einfach so hinnehmen und wird mit "eine Geschichte für später" abgefrühstückt. Gegen C3POs roten Arm pflege ich einen persönlichen Hass. Eine Änderung, die nicht erklärt wird, keine Funktion hat und zum Schluss ebenfalls ohne Erklärung wieder rückgängig gemacht wird.

                                                Von 5/10 Hüten auf 7/10 Hüten erhöht.
                                                Nach dem Kinobesuch hätte ich J.J. Abrams am liebsten über alle Berge gejagt, nun nach der Zweitsichtung würde ich ihn gerne erneut auf dem Regiestuhl sehen. Jetzt liegt es an Rian Johnson, an Abrams Stärken als Regisseur und Drehbuchautor anzuknüpfen, aber auch an ihm, seine Schwächen auszumerzen. Ich bin gespannt auf Episode VIII!

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                                                • 9

                                                  Was für ein ungewöhnliches aber fantastisches Filmerlebnis! Noch vor Danny Boyles Regie muss ich erstmal ein großes Lob für Aaron Sorkins Drehbuch aussprechen. Anstatt Steve Jobs Lebensgeschichte von Anfang bis Ende kleinlich aufzuarbeiten, kreiert er hier seine eigene Geschichte. Er nimmt sich drei wichtige Abschnitte aus Jobs Leben heraus und präsentiert diese dafür im Detail. Ein Kammerspiel hinter den Kulissen der Präsentationsbühnen. Zunächst war ich davon überhaupt nicht angetan, hätte man mich nach 40-50 nach einer Zwischenmeinung gefragt, hätte ich den Film wohl als "geschwätzig und nichtssagend" bezeichnet.

                                                  Nach und nach wurde ich jedoch in den Film, hinter die Kulissen gezogen, dieses Erlebnis kann man durchaus mit jenem von Birdman vergleichen. Großen Anteil daran hatten die Konflikte zwischen Jobs und den Personen in seinem Umfeld, die sich mehr und mehr zuspitzten und emotional entluden, sowie die schauspielerischen Leistungen, die sich parallel dazu von Szene zu Szene steigerten. Michael Fassbender ist Steve Jobs, anders kann man es nicht sagen. Den Visionär und Egomanen spielt er gleichermaßen hervorragend. Dann wäre da z.B. noch Seth Rogen als Steve Wozniak in seinen aussichtslosen Kampf, Annerkennung für die Apple II Crew zu erkämpfen, von dem man so ein dramatisches Spiel wohl nicht erwartet hätte. Kate Winslet als Joanna Hoffman, Jobs "Büro-Ehefrau", die ihm ebenfalls Paroli bietet. Von allen schauspielerischen Leistungen empfand ich ihre am stärksten. Etc, etc.

                                                  Ich glaube, nach Danny Boyles Werk braucht es keine Biographie über Steve Jobs mehr. Denn obwohl einige Aspekte mehr oder weniger frei erfunden sind, wird es kaum möglich sein, ein so detailliertes und genaues Bild von Jobs zu zeichnen wie hier. Das wird ja sogar von den Personen aus seinem privaten und beruflichen Umfeld bestätigt, wie z.B. von Steve Wozniak, der Sorkin beim Schreiben des Drehbuchs als Berater zur Seite stand. Steve Jobs: Ein Mann, den man für seine visionären Ideen bewundert, und für sein tyrannischen Auftreten verachtet. Wenn der Abspann anläuft, kann einem dieser Mann eigentlich nicht sympathisch sein. Gleichzeitig lassen Boyle und Sorkin Kritik am Silicon Valley bzw. am von Jobs vorgelebtem Technikwahn in den Film einfließen. Über der Geschichte schwebt Stanley Kubriks technologiekritisches Werk 2001, welches von Jobs indirekt als Schurke bezeichnet wird. Fand ich persönlich sehr passend.

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                                                    Von all seinen Filmen, die ich bisher gesehen habe, ist The Social Network wohl das mit Abstand un-Fincher-hafteste - wobei Zodiac ja ähnlich sein soll. Fast schon dokumentarisch, ohne seine üblichen filmischen Spielereien setzt Fincher die Geschichte über Mark Zuckerberg und die Gründung von Facebook in Szene. Die eine Seite der Betroffenen behauptet, der Film sei Fiktion, die andere Seite behauptet, der Film zeige die Wahrheit. Die echten Geschehnisse und Charakterzüge liegen wahrscheinlich irgendwo dazwischen, aber das ist auch gar nicht so wichtig.

                                                    Viel bedeutsamer ist die Tatsache - heutzutage sogar noch mehr als vor sechs Jahren - dass Fincher und Sorkin das Phänomen Facebook erden, zurück auf den Boden der Tatsachen bringen. Die Informatiker-Nerds von 2003 entwickelten sich irgendwann zu Finanzhaien, aus der Studentenbude wurde eine Großraum-Firma, der Name Facebook wurde auf einem Fundament aus Ideenklau und juristischen Streitereien errichtet. Sicherlich mag es für den ein oder anderen schwierig sein, diesem Haufen an Arschlöchern länger als ein paar Minuten zuzusehen, aber Fincher findet mit seinen distanzierten, dokumentarischen Bildern den richtigen Weg.

                                                    Nach Steve Jobs abermals ein großes Lob an Aaron Sorkin, der weiß, wie man vernünftige Filmbiographien schreibt. Generell sehr dialoglastig, die Anfangsszene mit Jesse Eisenberg und Rooney Mara erinnert durchaus an Tarantino. Und anstatt die Geschehnisse einfach linear hintereinander anzuordnen, ordnet er sie parallel nebeneinander an, weshalb die Geschichte niemals langweilige oder vorhersehbare Züge annimmt.

                                                    Schauspielerisch bewegt sich der Cast auf einem hohen Niveau, eine herausragende, auszeichnungswürdige Leistung findet man hier mMn allerdings nicht. Den einzigen, wirklichen Kritikpunkt sehe ich in Finchers Entscheidung, die Charaktere ziemlich schnell sprechen zu lassen. Damit wollte er wohl das Nerdtum verdeutlichen, auf Dauer kann das Zuhören aber anstrengend werden.

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