J.F.Lannister - Kommentare

Alle Kommentare von J.F.Lannister

  • 9
    über Shining

    Bewertung der EU-Version:

    Kein wirklicher Horrorfilm (außer während der Zeitangaben, Kubrick du fieser Möpp!), dafür geht es mehr um Terror und Wahnsinn. Alleine der Soundtrack sorgt schon für ständiges Unwohlsein. Kubrick porträtiert hier im wahrsten Sinne des Wortes den Verfall einer Familie, oftmals sehr gefühlskalt, aber in ausgewählten Momenten brachial schockierend und bewegend. Im Zentrum des Geschehens der unvergleichliche Jack Nicholson, welcher nach und nach dem Wahnsinn freien Lauf lässt. Ihm gegenüber die ihm zwar nicht ebenbürtige, aber doch sehr intensiv spielende Shelley Duvall.

    Kubrick selbst verleiht dem Wahnsinn Ausdruck, indem er Realität und Illusion geschickt miteinander verknüpft und seine idyllischen, farbenfrohen Bilder durch den bedrohlich-düsteren Soundtrack konterkariert. Stephen King beklagt sich zwar darüber, dass Nichsolson anstatt des Hauses im Mittelpunkt steht, nichtsdestotrotz entwickelt das Set seine ganz eigene Atmosphäre, wenn Kubrick seinen Charakteren mit langen Kamerfahrten durch die Gänge des Hotels und den Irrgarten folgt.

    Über die Geschehnisse zwischen den Zeilen - Abkehr vom zivilisierten Dasein (Donner Party, Kannibalismus), Kritik am Umgang mit den Native Americans (Indianerfriedhof), paranormale Aktivitäten - könnte man wohl ganze Abhandlungen schreiben. Letzteres misfällt mir allerdings, da nicht alle Geschehnisse im Film (die verschlossenen Türen) rational erklärt werden können.

    Ob ich mir Shining ein zweites mal anschaue, um 120 Minuten Unwohlsein erneut über mich ergehen zu lassen? Fraglich. Ob ich mir die 25 Minuten längere US-Version anschauen werde? Ebenso. Ich habe die Befürchtung, dass die Handlung dadurch unnötig in die Länge gezogen wird.

    1
    • 6 .5
      über Oben

      Ein sehenswerter Film, auch wenn er etwas hinter meinen Erwartungen zurückblieb.

      Die erzählte Story ist teilweise etwas over the top und manchmal zu beliebig, um über die ganze Laufzeit fesseln zu können. Dafür trumpft der Film mit sympathischen und liebevollen Charakteren und einem tollen Humor bzw. lustigen Einfällen auf. Die sprechenden Hunde sind ja mal mega-genial. Pete Docter schafft es, die Charakterentwicklung des Carl Fredricksen, der dem Tod seiner Frau und alten Träumen hinterhertrauert, mit großartigen Bildern einzufangen. Hier kommt es für den Zuschauer des Öfteren zu rührseligen und herzerwäremenden Szenen. Nebenfiguren wie dem Jungen Russell oder dem Hund Dug wird ebenfalls genug Zeit gewidmet.

      Nicht zu vergessen sind die grandiosen Animationen, wie man es von Pixar gewohnt ist. Des Weiteren gefällt mir an Pixar, dass sie gegenseitige Anspielungen in ihre Filme einbauen. So ist in "Oben" in einer Szene z.B. der Teddybär Lotso aus "Toy Story 3" zu sehen. Für den Abspann des Films haben sich die Macher ebenfalls etwas Geniales einfallen lassen. Zu jedem Arbeitsbereich haben die Macher ein Bild animiert, welches auf den jeweiligen Bereich anspielt. Z.B. für den Bereich "Sound Supervisor" ein Bild, in dem Carl und Ellie via Dosentelefon miteinander sprechen. Sowas habe ich in einem Film bisher noch nicht gesehen, solche innovative Einfälle bitte auch in anderen Film-Abspännen!

      Den Kampf gegen den bösen Abenteurer Charles Muntz würde ich aber als großes Manko des Films ankreiden. Sicherlich, er ist notwendig zur Charakterentwicklung von Carl Fredricksen, wirkt aber dennoch Fehl am Platz. Ich habe ihm die Schurken-Rolle nicht wirklich abgenommen, ich bin mit dem Charakter nicht warm geworden. Außerdem, der Kerl ist im Film ca. 100-110 Jahre alt. Wieso lebt der überhaupt noch bzw. ist immer noch so fit?

      • 10

        Jeder der auftauchenden Charaktere ist einzigartig, zu jedem kann ich als Zuschauer eine Bindung aufbauen. Jeder Charakter hat gewisse Macken, die teilweise bis zur Skurilität reichen, wodurch sie eine enorme Sympathie und Liebenswürdigkeit ausstrahlen. Die Geschichte fesselt in jeder Sekunde, da sie mit einem perfekten Mix aus Witz, Spannung und Dramtik erzählt wird. Auf die Charakterentwicklung der Hauptcharaktere (Marlin, Nemo, Dorie) legen Andrew Stanton und Lee Unkrich besonderen Wert. Für eine großartige Musikuntermalung sorgt Thomas Newman, vor allem das Nemo-Hauptthema kriegt mich immer wieder! Außerdem funktionieren die Animationen im Film heute glücklicherweise immernoch super, die Atmosphäre der Bilder bleibt also bestehen. Aus heutiger Sicht, da ich nun einiges an Film-Erfahrung gesammelt habe, sind mir beim Anschauen ein paar Anspielungen an andere Film aufgefallen. Eine Anlehnung an "The Shining" (Hier kommt Brucy!), Dala wird mit Psycho-Soundtrack untermalt und zudem enthält "Findet Nemo" ein abgewandeltes Terminator-Zitat (Springt in meinen Schnabel, wenn ihr überleben wollt!). Ich finde sowas immer ziemlich unterhaltsam! Im Abspann darf man sich dann wieder an einer Pixar-Anspielung erfreuen, hier schwimmt Mike Glotzkowski (Die Monster AG) durch das Bild.

        Für mich reiht sich hier wahrlich eine Kult-Szene an die nächste.

        • 10

          Ziemlich beeindruckend, mit wie wenig Mitteln sie einfachen Robotern so viel Charakter verleihen können. Wall-E muss man einfach gern haben. Allein schon der Anfang des Films, in dem gezeigt wird, wie Wall-E sein Leben auf der verlassenen Erde gestaltet, ist Gold wert. Das zieht sich an sich auch durch den ganzen Film. Seine Begegnung mit der Roboter-Dame Eve und seine kläglichen Versuche, sie zu beeindrucken. Als er in Eves Welt geschleudert wird und dort aufgrund seiner Andersartigkeit vollkommen verloren scheint. Und schließlich gegen Ende, als der kleine Aufräum-Roboter über sich selbst hinauswächst. Die Beziehung zwischen Wall-E und Eve sowie die Story allgemein erfinden das Rad jetzt nicht neu, dafür sind sie aber stets unterhaltsam, spannend und teilweise sehr emotional inszeniert. Des Weiteren sind die Charaktere einfach nur liebenswürdig und ziemlich lustig. Vor allem der Putz-Roboter, verärgert über Wall-E´s Dreckspuren, ist ja mal richtig genial!

          Darüberhinaus vermittelt der Film einige wichtige Botschaften. Die Verschmutzung der Umwelt durch den Menschen ist natürlich offensichtlich, jedoch nicht minder effektiv dargestellt. Außerdem geht der Film auf den Technikwahn der Menschen und die Abhängigkeit von selbiger ein. Die Menschen haben so ziemlich alles verlernt und vergessen, was sie einst auszeichnete und ihre Welt ist hochglanzpoliert. Der dreckige, verschrottete und analoge Wall-E tanzt da total aus der Reihe und stellt den Status Quo gehörig auf den Kopf.

          Die Atmosphäre des Films wird einerseits durch die Bilder und andererseits durch die Musik unterstützt. Animationstechnisch hat Pixar hier wieder mal tolle Arbeit geleistet, die Kamerafahrten und Großbildaufnahmen sind sehr beeindruckend. Wie schon bei Findet Nemo arbeitet Regisseur Andrew Stanton auch hier mit Komponist Thomas Newman zusammen. Sein Soundtrack passt sich der Geschichte sehr gut an, seien es pompöse oder ruhige und emotionale Melodien. Begleitet wird die Geschichte ebenfalls von gesungenen Liedern, u.a. von Peter Gabriel.

          Alles in allem ist Wall-E ein Film mit liebenswerten Charakteren, einer unterhaltsamen Geschichte und tollen Animationen. Sowohl jung und alt dürften sich hier wiederfinden, von daher vollste Empfehlung!

          2
          • 4 .5
            J.F.Lannister 10.10.2016, 22:21 Geändert 10.10.2016, 22:26

            "Exodus" hat so viele Probleme, wo soll man da anfangen?

            Zunächst möchte ich Ridley Scott und die Drehbuchautoren jedoch dafür loben, dass sie sich von der Bibelvorlage getrennt und ihre eigene Geschichte des Exodus erzählt haben. Doch auch wenn die Geschichte einige interessante Änderungen (z.B. glaubenskritische Töne) und beeindruckende Schauwerte (die zehn Plagen!) zu bieten hat, gelingt es Scott dennoch nicht, über die Gesamtlaufzeit Spannung und Atmosphäre aufzubauen oder den Charakteren genügend Tiefe zu verleihen.

            Paradoxerweise ist "Exodus" gleichzeitig zu lang und zu kurz geraten. Die 150 Minuten ziehen sich ungemein und dennoch merkt man dem Film an, dass er für das Kino stark zurechtgeschnitten wurde. Mehrere Abschnitte der Handlung wirken gehetzt, Anschlussfehler sorgen für Logiklöcher. Leidtragende sind dabei primär die Charaktere, denen nicht genug Zeit zur Entfaltung eingeräumt wird. Die Entwicklung von Moses und Ramses von Freunden zu Feinden geschieht viel zu schnell und zu vage. Ernstnehmen konnte ich beide Charaktere erst in der zweiten Hälfte des Films, davor waren es einfach nur Christian Bale und Joel Edgerton in altertümlichen Kostümen. Darüberhinaus werden Aaron Paul, Sigourney Weaver, Ben Kingsley und John Turturro zu reinen Stichwortgebern degradiert.

            Ein weiteres Problem ist für mich die Sterilität des Films, realistische Härte findet sich hier z.B. überhaupt nicht. Viel zu oft verlässt sich Scott auf schöne Bilder, ohne jedoch einen Bezugspunkt für den Zuschauer zu schaffen. Selbst der musikalische Aspekt versagt in dieser Hinsicht. Wirkliche Bedrohung kommt nur während der zehn Plagen und zu Teilen bei der finalen Verfolgungsjagd auf.

            Wenn die Charaktere vernachlässigt werden, die Geschichte nicht spannend erzählt wird und es oft an einer packenden Atmosphäre mangelt, kann ich als Zuschauer nur selten in die Geschichte eintauchen. "Exodus" mag ein Film über den Auszug aus Ägypten sein, er vermittelt allerdings kein wirkliches Gefühl für dessen Inhalt.

            P.S.: Meine Gedanken zu den Änderungen (*SPOILER*):

            1) Moses, der Feldherr. Frieden versucht er nicht durch Diplomatie sondern durch das Schwert herbeizuführen.
            2) Moses, der Nutzlose. Die zehn Plagen geschehen ohne sein Zutun, als Führer nach Kanaan ist er aber wieder gut genug für Gott.
            3) Moses, der Unsterbliche. Egal ob Steinlawine, Morast, "Tsunami" (!),... - er wird mysteriöserweise immer gerettet bzw. überlebt alles.
            4) Gott, das Arschloch. Er scheint seinen Spaß daran zu haben, Moses zu manipulieren. Zuerst trägt er ihm auf, die Israeliten zu befreien. Nachdem er mit dessen Plänen nicht einverstanden ist, entzieht er ihm wieder die Verantwortung und schickt die zehn Plagen. Wenn es jedoch darum geht, die Israeliten nach Kanaan zu führen, ist Gott sich allerdings wohl zu fein dafür. Das muss wieder Moses übernehmen.
            5) Gott, das nervige Kind. Ich glaube, damit hat er sich keinen Gefallen getan.
            6) Das erste Gebot Gottes: Es muss immer Tee serviert werden!
            7) Ramses, der Glaubenskritiker: "Welche Fanatiker beten so einen Gott an?"

            1
            • 10
              J.F.Lannister 10.10.2016, 22:07 Geändert 10.10.2016, 22:12

              FINAL CUT:

              Filmreferenzen in Ready Player One:
              Ich habe das Buch "Ready Player One" (Ernest Cline, Drehbuchautor von Fanboys) vor ca. zwei Jahren gelesen und dort wimmelt es nur so vor zahlreichen Anspielungen an die Popkultur der letzten 40 Jahre, speziell der 80er Jahre. Dazu gehören selbstverständlich auch Filme.

              "Blade Runner, Harrison Ford, Rick Deckard, Replikant, Origami, Einhorn"
              Oft genug habe ich diese Namen und Begriffe in den letzten Jahren gelesen, ohne einen übergeordneten Zusammenhang herstellen zu können. Im Roman kamen dann noch Roy Batty und Rutger Hauer hinzu. Schon blöd, wenn man irgendwann merkt, dass Roy Batty gar kein Schauspielername ist... Daher musste ich dem Trauerspiel wirklich mal ein Ende bereiten!

              Was den Film betrifft, ich bin richtig baff! Vor allem, wenn man sich mit der Thematik mal genauer beschäftigt. Insbesondere nach Rutger Hauers Monolog und dem Origami-Einhorn am Ende des Films macht man sich als Zuschauer seine Gedanken, aber das volle Ausmaß wurde mir erst durch das Lesen folgender Kritik bewusst. Wie viel Sinn und Symbolismus in dieser Geschichte stecken, ist einfach unglaublich!

              http://www.filmzentrale.com/rezis/bladerunnersk.htm

              Es ist eine Meisterleistung der Filmcrew, das so großartig auf die Leinwand zu bringen. Ridley Scott erschafft mit seinen Bildern eine höchstatmosphärische Dystopie im Los Angeles des Jahres 2019. Düstere Farben, heruntergekommene Kulissen/Requisiten, Dauerregen, große Werbebanner, Häuserschluchten, fliegende Fahrzeuge, überfüllte Straßen. Dazu die Kamera immer am richtigen Fleck, um eindrucksvolle Bilder aufzunehmen. Vangelis, der einen surrrealen und unheilvollen Soundtrack komponiert. Gute Schauspieler (allen voran Harrison Ford und Rutger Hauer) und sympathische Charaktere, an denen man sich als Zuschauer in diesem Moloch festhalten kann. Eigentlich braucht der Film gar keine Spannung, mit seiner Atmosphäre nahm mich Blade Runner irgendwann automatisch auf seine Reise mit. Durch Rick Deckards Ermittlungen fiebert man mit der Handlung dennoch mit und vor allem gegen Ende entwickelt sich ein mitreißendes Katz-und-Maus-Spiel.

              Blade Runner, ein formvollendetes Science Fiction Meisterwerk!

              5
              • 7

                Einer der besten Soundtracks der Filmgeschichte mit unglaublicher Wucht und narrativer Vielfalt. Beeindruckende Kostüme, Requisiten, Kulissen und Landschaftsaufnahmen. Eine interessante Geschichte, die weniger durch ihre schlichte Handlung sondern mehr durch das zur Schau Stellen ihrer Welt überzeugt. Eine zwar nicht immer souveräne Regie, die jedoch oft eine äußerst griffige und real wirkende Fantasyatmosphäre erschafft, wie sie z.B. auch in Der Herr der Ringe oder Game of Thrones zu finden ist.

                Wenn jetzt noch die Darsteller schauspielern könnten und das Drehbuch etwas gehaltvoller ausgefallen wäre, um Spannung über 125 Minuten hinweg erzeugen zu können, hätte ich hier ein kleines Meisterwerk vor mir gehabt! Nichtsdestotrotz ein großartiger Pulp-Fantasyfilm aus den 80ern, der mMn gar nicht so trashig ist, wie er immer geredet wird.

                4
                • 5 .5

                  Ich glaube, ich bin zu jung für diesen Scheiß ;-)

                  Die Effekte funktionieren aus heutiger Sicht überhaupt nicht mehr und dienen höchstens zur unfreiwilligen Belustigung. Viele der Witze zünden nicht, auch weil sie mitunter alberner Natur sind. Dementsprechend oft versagt dann auch die Fantasy-/ScienceFiction-Atmosphäre. Als krönender Abschluss stellte sich diesbezüglich schließlich der Marshmellow-Mann gegen Ende heraus, was zum Teufel? :D Ich hatte manchmal den Eindruck, hier keine Komödie sondern eine Parodie zu sehen...

                  Natürlich ist deswegen noch lange nicht aller Tage Abend! Slimer fand ich großartig und auch der Cast wusste zu überzeugen - gleichwohl nur im Original. Nach 30 Minuten habe ich vom Deutschen ins Englische gewechselt, das ging gar nicht! Dan Aykroyd und Harold Ramis wirkten auf mich die Idioten und Bill Murray war mir zu 50% unsympathisch. Im Original änderte sich das schlagartig, die Ghostbusters sind mitsamt Anzügen und ECTO-1 eine coole Truppe und es ist einfach nur göttlich, wie sich Peter selbst feiert bzw. feiern lässt. Weitere Highlights sind Sigourney Weaver, Rick Moranis und Annie Potts. Oben schrieb ich, dass viele der Witze bei mir nicht zündeten, einige waren dagegen pures Gold. "Yes, this is true. This man has no dick!"

                  Nichtsdestotrotz steckt Ghostbusters zu sehr in der Zeit der 80er Jahre fest, als dass ich aus heutiger Sicht ein großer Freund des Films werden könnte. "Meine" Ghostbusters-Version ist dann wohl eher Ivan Reitmans EVOLUTION.

                  • 7
                    J.F.Lannister 10.10.2016, 21:41 Geändert 10.10.2016, 21:42

                    John Carpenter´s The Thing konnte mich leider nicht gänzlich überzeugen.

                    Eine richtige Horroratmosphäre stellte sich bei mir nur selten ein, was sich primär auf die visuellen Effekte zurückführen lässt. Mit denen lockt man aus heutiger Sicht nunmal keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervor. Es sei denn, es handelt sich dabei um den Husky, aber das hat andere Gründe. Der Husky bewegte sich auf solch eine ruhige, aber zielgerichtete und dennoch leicht unnatürlich wirkende Weise durch die Station, dass sich bei mir stets ein Gefühl des Unwohlseins ausbreitete.
                    Ansonsten lebt "The Thing" vom Zusammenspiel der Schauspieler und Charaktere, Kurt Russels MacReady war für mich daher auch nie DIE herausragende Rolle im Verlauf der Handlung. Wichtig ist das ständige Gefühl der Paranoia und der Unwissenheit. Jeder verdächtigt jeden und auch als Zuschauer rätselt man munter mit und ist gespannt auf die Auflösung. Darüberhinaus trägt Ennio Morricones Soundtrack zur Steigerung der Spannung bei.

                    Allerdings muss ich mich nach "The Thing" abermals fragen, ob es in Horrorfilmen solcher Art üblich ist, die Charaktere selten dämliche Aktionen durchführen zu lassen!? *SPOILER* Wenn man aus dem Hundezwinger merkwürdige Geräusche hört, dann macht man natürlich kein Licht an, sondern öffnet die Tür einfach so und schaut, was passiert. Wenn man weiß, dass das Alien am liebsten Einzelpersonen angreift, dann läuft man natürlich nur alleine durch die Gegend herum! Hallo? :D *SPOILER ENDE*

                    Unter diesen Gesichtspunkten fällt es mir jetzt noch schwerer, die Prometheus Logikloch-Kritiker ernstzunehmen. Wieso wird bei dem einen Film jede Ungereimtheit auf die Goldwaage gelegt, während es bei dem anderen egal zu sein scheint? Das gilt für "The Thing" ebenso wie für "Alien".

                    • 8

                      John Carpenter erzeugt durch seine düsteren Bilder des heruntergekommenen, teilweise zerstörten Manhattans und den von ihm selbst komponierten Synthi-Soundtrack eine ordentliche dystopische Atmosphäre. Nichtsdestotrotz steht und fällt der Film mit Kurt Russell, welcher die Rolle des Snake Plissken übernimmt. Dieser stellt sich als egoistisches Arschloch und zugleich verdammt coole Sau heraus. Manhattan wurde in ein Hochsicherheitsgefängnis umgewandelt, in welches Plissken eingeliefert werden soll. Nachdem der US-Präsident jedoch entführt und dort ausgesetzt wurde, wird Plissken stattdessen auf eine Rettungsmission mit Aussicht auf Freiheit geschickt. Einen Actionfilm oder eine ausgefeilte Geschichte sollte man nicht erwarten, aber das ist auch gar nicht nötig. Neben der Atmosphäre und Kurt Russell tragen schließlich auch die skurilen Gefängnisinsassen zur Unterhaltung bei, z.B. der lustige Taxifahrer Cabbie (Ernest Borgnine) oder die verrückte, rechte Hand des Dukes (Klaus Kinski... ähm, Tom Atkins).

                      Carpenter wertet selbst nicht, sondern lässt den Zuschauer durch die Augen Snake Plisskens an der dystopischen Welt teilhaben. Da dieser sich allerdings relativ wenig um das Wohl seiner Mitmenschen schert, fällt es mitunter schwer, Gefallen am Verlauf der Handlung zu finden. Eine mutige Entscheidung, wie ich finde, weil der Zuschauer somit selbst nachdenken muss. 8/10 Punkten.

                      P.S.: Eine wissenswerte Nebeninfo: In Bolivien gibt es so ein Gefängnis tatsächlich...

                      P.P.S: Irgendwie kam mir ein Teil der Titelmelodie doch etwas bekannt vor^^

                      https://www.youtube.com/watch?v=f1JYDmo19to&feature=youtu.be&t=98
                      https://www.youtube.com/watch?v=v8foTMjFqIk&feature=youtu.be&t=163

                      3
                      • 8 .5

                        Wie Tarantino begegnet Anderson hier dem Thema Gewalt und Drogen mit einer humorvollen Aufarbeitung, was sich streckenweise tatsächlich wie ein zweites "Pulp Fiction" anfühlt. Anstatt des Gangsterlebens widmet er sich in "Boogie Nights" allerdings der Pornoindustrie. Während der Sexszenen übt sich Anderson im Andeuten, was der Geschichte eine angemesse Grunderotik verleiht, ohne als Porno durchzugehen. Darstellerisch bis in die Nebenrollen topbesetzt, obendrein vollführt die Kamera ein paar beeindruckende Plansequenzen

                        Inhaltlich folgt der Film einer klassischen Rise-and-Fall-Dramaturige, nach dem Fall leidet die Geschichte meiner Meinung nach etwas unter einem schwerfälligen Erzählstil und kommt bis zum Ende nicht mehr so recht zurück in die Puschen. Nichtsdestotrotz erschuf Anderson mit "Boogie Nights" eine fantastische Milieustudie über die Pornoindustrie der 70er und 80er Jahre, den schweren Stand der Beteiligten in der Gesellschaft und über das Wechselspiel von Filmkunst- und kommerz.

                        1
                        • 6
                          J.F.Lannister 10.10.2016, 04:35 Geändert 10.10.2016, 04:46

                          Bester Teil der Reihe nach FF 6, trollolloll.

                          Nee, Scherz beiseite, mit hat der echt gut gefallen! Damals war ich mit ein paar Freunden im Kino - das ist jetzt schon zehn Jahre her! - und dahingehend war dies nun eine kleine Reise zurück in jene Zeit. Ein paar Monate nach dem Kinostart sind wir auf Klassenfahrt gefahren und in unserem Zimmer lief "Tokyo Drift" von den Teriyaki Boys rauf und runter^^

                          https://www.youtube.com/watch?v=rWKwTBs1F74

                          Aber genug der Nostalgie, zehn Jahre später offenbart sich vor allem Eines: Der 23-jährige Lucas Black soll einen unter 18-jährigen spielen und ist als solcher vollkommen fehlbesetzt. Auch schauspielerisch wirkt er reichlich bemüht, ständig wird ihm von Sung Kang als Mentor Han und Brian Tee als Schurke Takashi (Körperpräsenz, Mimik) die Show gestohlen. Hier zeigt sich für mich zum ersten Mal die von vielen gelobte emotionale Bindung, nach all den chronologisch früheren Erlebnissen sehen wir Han alleine in Tokyo und was dort aus ihm geworden ist. Passend dazu erzählt "Tokyo Drift" nach Teil 1 erneut eine kleine, persönliche Geschichte. Es handelt sich um den Reifeprozess eines Jungen, der sich in einer fremden Welt zurecht finden muss und mit seinem Draufgängertum konfrontiert wird. Mentor-Schüler- sowie Vater-Sohn-Konflikt inbegriffen. Darüberhinaus hebt sich der Film von den anderen Teilen der Reihe ab, indem mit dem japanischen Setting und der Drift-Thematik mal etwas komplett anderes gezeigt wird.

                          2
                          • 4
                            J.F.Lannister 10.10.2016, 04:33 Geändert 10.10.2016, 04:48

                            Kann man wohl als (prä)pubertäre Schulhofcoolness bezeichnen.

                            Hip Hop überall. Paul Walker macht einen auf Gangster, schwingt seine Schultern beim Laufen, trägt Shorts und zwei Nummern zu große T-Shirts. Dazu dann noch Tyrese Gibson mit seinem speziellen Humor, beide reden sich ständig mit "Bro" an und so weiter. Deswegen ist es für mich kein Wunder, dass dies bei vielen Jungs in meinem Freundeskreis total angesagt war, als ich in die 5./6. Klasse ging; damals war der Film noch brandneu. Man muss aber auch sagen, dass Ludacris mit "Act A Fool" den perfekten Soundtrack dazu beigetragen hat, und ich schäme mich nicht zu sagen, dass ich den Song auch heute noch klasse finde^^

                            https://www.youtube.com/watch?v=G9ITtVbx-c4

                            Den Film dagegen eher weniger, mit 24 Jahren bin ich wohl leider nicht mehr die Zielgruppe. Die Gangster-Attitüde ging mir regelmäßig auf die Nerven, insbesondere trifft dies auf Tyrese Gibson zu. Normalerweise mag ich ihn ganz gerne (FF 5&6, Transformers), aber dort wird er dosiert eingesetzt und spielt keine Hauptrolle. Die zahlreichen Autorennszenen machen aber trotzdem Spaß und dementsprechend ist "2 Fast 2 Furious" immerhin unterhaltsamer als FF 4.

                            • 6
                              J.F.Lannister 09.10.2016, 13:58 Geändert 09.10.2016, 23:37

                              Ich komme mir da selbst wie ein schwarzes Schaf vor, wenn ich hier behaupte, Fast & Furious 6 sei besser als Fast & Furious 5. Dieser trumpfte nach dem absolut schnarchigen Fast & Furious 4 zwar mit einem größeren, fettereren Actionanteil und einem coolen Dwayne Johnson auf, langweilte dafür aber mit einer von dürftigen Schauspielern bierernst vorgetragenen Heiststory. Außerdem konnte sich Justin Lin wohl nicht so recht entscheiden, ob er jetzt bodenständige oder übertriebene Action lieber mag.

                              Mit Fast & Furious 6 macht Lin dagegen den richtigen Schritt, lässt alle Logik fahren und präsentiert ein ordentliches Actionbrett mit viel Witz und Selbsbtironie. Was kümmert mich eine unendlich lange Landebahn, wenn die Action darauf klasse inszeniert wird? Generell gefiel mir die Action hier besser als im Vorgänger. Dort kämpften Diesel und Johnson noch gegeneinander, was auf mich wirkte, als würden sich zwei gute Freunde prügeln. Hier jedoch harmonieren sie als Tag-Team einfach wunderbar. In den Nebenrollen ergänzt Lin seine Kampftruppe mit Gina Carano, Joe Taslim (The Raid), "Brock Lesnar 2.0" Kim Kold und der zurückgekehrten Michelle Rodriguez. Auch Luke Evans darf als Schurke selbst aktiv eingreifen, anstatt wie seine Pendants aus den Vorgängern nur im Hintergrund zu agieren. Das prollhafte Auto- und Frauengetue geht mir zwar weiterhin auf die Nerven, wird hier glücklicherweise aber auf ein Minimum reduziert.

                              Wenn Fast & Furious 7 noch abgedrehter sein soll, steht für mich fest:
                              Den muss ich sehen!

                              2
                              • Der Film hätte basierend auf dem Trailer auch von Josh Trank stammen können.
                                Im besten Fall wird es also eine Art "Chronicle 2", ich habe da aber nur sehr wenig Hoffnung.

                                1
                                • Ich habe die Abneigung gegen ihn nie verstanden. In seinen Filmen fand ich ihn immer klasse und mittlerweile kann man ihn ja fast schon als Internet-Ikone betrachten.

                                  The Philosophy of Shia LaBeouf
                                  https://www.youtube.com/watch?v=6dsECbVahBw

                                  Shia LaBeouf als metamoderner Performance-Künstler.
                                  Ein toller Typ!

                                  2
                                  • 6
                                    J.F.Lannister 08.10.2016, 01:53 Geändert 08.10.2016, 02:21

                                    Aaron Paul > der gesamte Fast & Furious Cast
                                    Hinzukommen dann noch Michael Keaton, Rami Malek und ein paar andere lustige Vögel, die das Team um Paul aufstocken und abrunden. Dominic Cooper darf den Bösen spielen.

                                    Rasante, adrenalingeladene und authentische Autoaction quasi im Dauerfeuer. Herrlich unaufgeregt, klein gehalten und nicht zu protzig inszeniert. Auf jede coole Szene folgt eine, die wehtut. Es rummst und kracht, vor allem Unfälle entfalten sich mit voller Kraft. Ich glaube nicht, dass irgendjemand nach diesem Film freiwillig an einem illegalen Autorennen teilnehmen würde, es sei denn vor dem PC-/TV-Bildschirm mit einem Controller in der Hand. Mittdendrin entwickelt sich Need for Speed dann zu einem halben Roadmovie und wenn Paul von ausgefallenen Wagen durch die Wüste verfolgt wird, blitzt sogar Mad Max Atmosphäre auf.

                                    Eigentlich geht der Film locker 20 Minuten zu lang und die emotionalen Momente zwischen den Actionszenen sind kaum der Rede wert, Aaron Paul kann den Karren durch sein emotionsgeladenes Spiel aber immer aus dem Dreck ziehen.

                                    2
                                    • 5 .5

                                      Ich persönlich habe kein großes Problem mit Rhodes Nicht-Tod, denn auch eine solche Verletzung kann Freunde zum Umdenken bewegen. Das Hauptproblem sehe ich darin, dass Civil War seinem Titel im Gegensatz zu BvS nicht gerecht wird. In BvS sehen wir Batman und Superman ca. 2,5 Stunden lang gegeneinander kämpfen, zunächst verbal und dann schließlich körperlich. Civil War liefert statt eines ernsthaften, ausgewachsenen Krieges nur einen familiären Streit der Avengers und eine persönliche Auseinandersetzung zwischen Tony Stark und Steve Rogers. Und dieser Streit hat seinen Ursprung noch nichtmal innerhalb der Gruppe, sondern wurde von Zemo angezettelt. Die anderen Avengers werden da eher gegen ihren Willen reingezogen, Motive bleiben teilweise völlig unklar (z.B. Ant-Man und Hawkeye). Einer der wenigen vernünftig ausgearbeiteten Charaktere hier ist Black Panther. Civil War fährt ständig mit angezogener Handbremse, was zu großen Teilen auch im Happy End von Age of Ultron verankert ist. Am treffendsten formulierte es Black Widow selbst, als sie zu Hawkeye meinte, er gebe keine 100%. Ein solch freundschaftlicher Kampf (siehe auch die Sprüche von Spider-Man) funktioniert als cartooniger Familienactionfilm hervorragend (Ant-Man ist göttlich), aber als ernsthafter Krieg überhaupt nicht. Einzig und allein die letzten 30 Minuten erzeugen Dramatik und eine düstere Atmosphäre. Insgesamt für mich aber bei Weitem kein Vergleich zu BvS, indem sich mehrere Charaktere von Anfang an voller Hass getrieben brutal bis aufs Blut bekämpfen. Da hätte man aus der düsteren Civil War Comicvorlage bedeutend mehr herausholen können.

                                      2
                                      • 4
                                        J.F.Lannister 07.10.2016, 19:46 Geändert 07.10.2016, 19:53

                                        Wolfgang M. Schmitt jun. mal anders:
                                        https://www.youtube.com/watch?v=JTXV0cHFCgY

                                        Hier analysiert er weniger den Film, sondern mehr das Kinderpublikum und die Wirkung von Film allgemein auf diese Kinder. Eines seiner besten Videos!

                                        Ich selbst habe Findet Dorie noch nicht gesehen, aufgrund der laut Kritiken unreflektierten Seaworldthematik weiß ich allerdings nicht, ob ich das unbedingt will.

                                        • Mir fällt da noch "Winter's Bone" von Debra Granik ein.

                                          1
                                          • 9
                                            J.F.Lannister 06.10.2016, 19:52 Geändert 06.10.2016, 19:54

                                            STAFFEL 5.1:
                                            Zwar immer noch toll, aber im Vergleich zum Rest der Serie mit Abstand der schlechteste Teil. Das mag womöglich daran liegen, dass mit Staffel 4 der Zenit erreicht wurde und man nun wieder kleinere Brötchen backen musste. Wenig alte Charaktere bleiben, die neu eingeführten Charaktere sowie die erzählte Handlung sind nicht mehr ganz so interessant wie früher und das Drehbuch wirkte mitunter doch etwas konstruiert. So kommen der Zug-Überfall oder Hanks Aufklärung nicht wirklich glaubwürdig herüber sondern mehr nach "Es steht halt im Drehbuch". 8/10

                                            STAFFEL 5.2:
                                            Knüpft wieder an die alten Zeiten an. An die neuen Charaktere aus 5.1 gewöhnt man sich, die Inszenierung ist höchst spannend und intensiv, das Drehbuch hart und kompromisslos. Als Zuschauer muss man da des Öfteren ziemlich stark schlucken. Das Finale wurde genial umgesetzt, ist in sich schlüssig und hinterlässt keine offenen Fragen. Und damit kommen wir auch schon zum schlimmsten Teil der gesamten Serie: Sie ist beendet :( 10/10

                                            2
                                            • 9 .5

                                              Wenn ich den Anfang und das Ende der Staffel beschreiben soll, fehlen mir fast die Worte. Der blanke Wahnsinn, intensive Inszenierung und Spannung pur. Letzteres wird diesmal auch durch verstärkten Einsatz von fesselndem Soundtrack unterstrichen. Sehr vorteilhaft sind hier mal wieder die Charakterzeichnung und die schauspielerischen Leistungen. Was Gustavo Fring angeht, tappt man als Zuschauer im Dunkeln. Man hat keine Ahnung, was er denkt, keine Ahnung, was er als nächstes plant. Zum Beispiel die Szene mit dem Teppichmesser, sowas von unerwartet!! Dennoch ist es schön, etwas aus Frings Vergangenheit zu erfahren. Das Ungewisse trifft auch auf Walter White zu. Bryan Cranstons ohnehin schon enorme schauspielerische Leistung erfährt hier nochmals eine Steigerung. Er spielt nicht nur den gebrechlichen Familienvater sondern auch den rebellierenden Badass-Drogenkoch. Überragend, wie er in den letzten Folgen seine Gegenspieler und somit auch mich als Zuschauer an der Nase herumgeführt hat!

                                              Teilweise bekommt die Staffel (im positiven Sinne) einen stark surrealen Touch. Walter und Jesse sind trotz ihrer Taten immer noch die gewöhnlichen Leute aus der Nachbarschaft. Dazu stehen z.B. sämtliche Szenen mit dem mexikanischen Kartell in krassem Gegensatz. Luxusvilla, Bodyguards, Chicas, Zigarren... Oder auch Gustavo Fring (die Teppichmesser-Szene, die Kartell-Szene oder "Ich werde Ihre Familie töten"). Da merkt man als Zuschauer, wie anders diese Welt doch ist, man hat keine Zugang dazu. Das hört sich jetzt eventuell etwas naiv an, aber durch solche Szenen erfährt man als Otto-Normal-Bürger, wie gefährlich Drogen-Kartelle in Wirklichkeit sind.

                                              Der Mittelteil der Staffel hatte für mich einen kleinen Hänger, wobei das relativ zu betrachten ist. Im Vergleich zu anderen Serien immer noch ziemlich genial, aber für "Staffel 3"-Verhältnisse mangelte es da mMn etwas an Elan. Positiv ist aber zu vermerken, dass die Bodenständigkeit vollkommen zurückgewonnen wurde.

                                              • 9

                                                "Wenn dich die Drogen-Spirale immer weiter in den Abgrund reißt."
                                                So könnte man die dritte Staffel bezeichnen. Aufgrund der Tatsache, dass Walter und Jesse immer mehr im Drogengeschäft etabliert sind und es mit noch mächtigeren Personen zu tun bekommen, verlangt es von ihnen des Öfteren brachiale Entscheidungen und Taten. Auch ihre Freunde und Verwandte bleiben von diesen Folgen nicht verschont. Das wirklich Besondere an diesem Wandel der Story ist, dass die persönliche Komponente nie vernachlässigt wird. In Staffel 2 war es schon in Ansätzen vorhanden, aber in Staffel 3 erlangt diese Komponente ein bedeutend höheres Level. Die meisten "Schurken" der Staffel werden eben nicht als das ultimative Böse dargestellt, als Zuschauer bekommt man auch ihr sonstiges (Privat)Leben zu sehen. Dem Zuschauer wird dadurch die Distanz genommen, man muss sich mit der Thematik beschäftigen. Gustavo Fring ist ein professioneller Geschäftsmann, sein Leben könnte normaler (Kleidung, Auto, Haus, Schein-Arbeit,...) nicht sein. Durch Walts Augen wird man als Zuschauer von Gus zu einem Essen eingeladen. Wenn er gegen Ende der Staffel aber sein wahres Ich offenbahrt, muss man als Zuschauer erstmal schlucken. Das gleiche trifft auf seine rechte Hand Mike zu. In ersten Moment verbringt er Zeit mit seiner Enkelin, im nächsten metzelt er mehrere Gangster nieder.

                                                Zwar gerät die Lungenkrebs-Thematik in den Hintergrund, das Familiendrama bleibt aber weiterhin erhalten. Und hier knüpft die dritte Staffel qualitativ an das Ende der zweiten Staffel an. Wie gewohnt ziemlich bodenständig und authentisch. Genrell gilt das natürlich für die gesamte Staffel, aber vor allem hier trumpfen die Darsteller erneut mit grandiosen Leistungen auf. Dadruch kommt es oftmals zu tragischen Momenten, vermehrt aber auch zu wirklich komischen Szenen.
                                                Das einzige Element, welches Fehl am Platz wirkt, ist das Auftreten von Tucos Cousins. Natürlich tragen sie enorm zum Spannungsaufbau bei, mit bodenständiger Inszenierung hat das aber wenig zu tun. Hier überwiegt eindeutig der Style, ich sag nur: "Cool guys don´t look at explosions!" Im Gesamteindruck der Staffel fällt dies aber überhaupt nicht auf.

                                                • 10

                                                  Da braucht man gar keine großen Worte zu verlieren, ebenso genial wie Staffel 1. Auch Staffel 2 überzeugt durch eine Wahnsinns-Atmosphäre (bodenständig, authentisch) und grandiose Schauspielerleistungen. Durch den Einsatz zusätzlicher Charaktere erhält die Serie zunehmend an Komplexität. Ich feiere Saul Goodman, ein herrlich schmieriger Anwalt. Einen großen Anteil daran hat seine Synchronstimme Michael Pan. Das klingt jetzt etwas banal, aber Pans Stimme erinnert mich sehr an Frank Schätzing (Jack Vanderbilt im "Der Schwarm"-Hörspiel) - sowohl von der Stimmklang als auch von der Art. Beide geben ihrem Charakter einen linkisch-schmierigen Ton und haben einen ähnlichen Humor.

                                                  Was Staffel 2 ebenfalls auszeichnet, ist die Unvorhersehbarkeit der Handlung. Wie Walter passend beklagte: "Für jeden Schritt nach vorne gehen wir zwei wieder zurück." Es wird nie langweilig, ständig gibt es Höhen und Tiefen, überraschende Wendungen miteinbezogen. Als besonders heftig empfand ich das Ende der Folge 12, "Phoenix": *SPOILER* Wie Walter tatenlos dabei zusieht, wie Jane an Erbrochenem erstickt, um damit Jesses Leben zu retten, *SPOILER ENDE* geht richtig durch Mark und Bein. Das eigentliche Finale der Staffel war für mich aber nur bedingt gelungen. *SPOILER*Keine Fluggesellschaft würde einen traumatisierten Fluglotsen ohne Tauglichkeitsprüfung wieder arbeiten lassen. *SPOILER* Zwar kratzt diese Szene an der Glaubwürdigkeit, aber dennoch sorgen die Zukunftsausblicke während der Staffel bezüglich dieses Finales für reichlich Spannung und Spekulationen. Abgesehen davon dass die Staffel generell sehr überzeugend ist, kann ich diesen Fehler daher getrost ignorieren.

                                                  Bei Breaking Bad darf natürlich auch die chemische Komponente nicht fehlen, welche hier ebenfalls grandios umgesetzt wurde. Dabei zuzusehen, wie Walter aus Rizinussamen Rizin herstellt oder das Wohnmobil mit einer selbstgebauten Galvanischen Zelle überbrückt, macht einfach nur Spaß.

                                                  • 10

                                                    Das ist eine Serie perfekt für mich. Jedes Mal, wenn es in den Folgen chemisch wird, erfreut es mich als Chemiker natürlich besonders stark. Ich habe mich kaputtgelacht, als Walter Jesse erklärt hat, was Erlenmeyerkolben, Messkolben, etc sind. Auch die Schulszene mit der Chiralität und dem Contergan-Beispiel ist genial, weil das in der Uni an exakt dem gleichen Beispiel erklärt wurde. Ich hoffe, der Chemie-Anteil an der Serie bleibt in den weiteren Staffeln ähnlich hoch.

                                                    Abseits der Chemie ist die Staffel natürlich ebenfalls ziemlich stark. Die Geschichte wird sehr bodenständig und authentisch inszeniert, rein theoretisch könnte es auch eine Geschichte aus dem wahren Leben sein. Man bekommt ein sehr gutes Gefühl dafür, wie es ist, Krebs zu haben und wie sich das auf Persönlichkeit, Familie und Job auswirkt. Bryan Cranston spielt hier anscheinend die Rolle seines Lebens. Den körperlich kaputten und innerlich zerrissenen Walter White nimmt man ihm in jeder Sekunde ab, eine hervorragende Darstellerleistung!

                                                    Der von vielen hochgepriesene Thrilling-Faktor ist bei mir aber noch nicht eingetreten. Bisher habe ich noch kein Gefühl à la "Ich muss jetzt gleich die nächste Folge sehen" gespürt. Das kann ja aber noch in den weiteren Staffeln auftreten, denn die eigentliche Meth-Koch-Geschichte geht ja jetzt erst wirklich los.

                                                    Hier noch ein sehr lustiges und interessantes Zitat von Jesse:
                                                    "Mit der Glatze sehen Sie aus wie Lex Luthor."

                                                    Schade dass es nicht so kam^^
                                                    Dann hätte ich allerdings auf den großartigen Jesse Eisenberg verzichten müssen...