JackoXL - Kommentare
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Alle Kommentare von JackoXL
Nicht die beste, aber sooo sympathisch: https://www.youtube.com/watch?v=6WI9_0T_rGQ
[...] Schon bei Der Gehetzte der Sierra Madre ging Sergio Sollima subtiler vor als im Genre sonst üblich. Mit den Mitteln des Westerns erzählte er einen zeitlich mühelos auch anders ansiedelbaren Polit- und Verschwörungsthriller, was er mit seinem inhaltlich daran angelehnten Film Revolver – Die perfekte Erpressung später selbst verwirklichte. Auch der Handlungsschwerpunkt von Von Angesicht zu Angesicht nistet sich im Westernkorsett ein, ließe sich auch losgelöst aus ihm mit anderen Voraussetzungen interpretieren. [...] Hinter der gewohnten Kulisse verbirgt sich eine vielschichtige Charakter-, Gewalt- und Sozialstudie, die weit über die erzählerische Tiefe des Genrestandards hinausgeht und Von Angesicht zu Angesicht damit tatsächlich zu einem der wichtigsten und besten Italos macht. [...] Die hier geschilderte Figurenzeichnung ist bemerkenswert clever, denn neben Fletcher offenbaren auch die anderen Protagonisten vorher nicht herauszulesende Facetten, die sie deutlich von üblichen Schwarz-Weiß-Zeichnung abheben. Der gestürzte Häuptling entdeckt seinen humanitären Gerechtigkeitsdrang und selbst ein verlogener Spitzel (William Berger, Sabata) muss feststellen, dass es zwischen Gut und Böse, Recht und Unrecht viele Grautöne gibt, die sein Handeln und Denken entscheidend beeinflussen. [...] Von Angesicht zu Angesicht präsentiert sich als ein Psycho- und Soziogramm, befeuert von der tief in uns verwurzelten Faszination von Macht und Gewalt. Von Selbstverwirklichungen und dem Streben nach Anerkennung, Freiheits- und Abenteuerdrang. Und wie instabil ein Charakter werden kann, wenn sich die Rahmenbedingungen und das Wertesystem schlagartig ändern. [...]
[...] Der während der 80er in ein deutliches Karriereloch geplumpste, dafür mit Beginn der 90er wieder viel beschäftigte Haudegen Harvey Keitel kommt in dem Film mit nur wenigen Gesichtsausdrücken der Sorte Sieben-Tage-Regenwetter aus, mehr braucht er genau genommen für seine Rolle des verbissenen Spürhundes auch nicht. Als Leading-Man versteht er den Film abgeklärt zu tragen, wenn natürlich unter seinen darstellerischen Facetten. Damit wäre das große Problem des Gesamtkonstrukts schon definiert: Alles ist solide, aber niemals wirklich mehr. Stilistisch vernünftig vorgetragen, ohne besonderes Eigenstellungsmerkmal. Ein handelsüblicher Plot, der grundsätzlich nichts falsch macht und gleichwohl nur bekannte Muster ohne individuellen Nuancen abspult. Wer Filme dieser Gattung kennt, wird kaum über eine nicht schon gesehene oder zumindest interessant variierte Idee stolpern. Mit einer durchwegs guten Besetzung (u.a. Viggo Mortensen, A History of Violence, und die noch sehr junge, süße Thandie Newton, L.A. Crash), die keine Glanzpunkte setzen darf. 104 Minuten, die keine Zeitverschwendung darstellen, insgesamt relativ gefallen und doch nichts besitzen, über das man im Nachhinein groß sprechen müsste.
In dieser Grauzone zwischen „an sich recht gut“ und „eigentlich muss das niemand zwingend sehen“ nistet sich Young Americans – Todesspiele unvorteilhaft ein. Der Soundtrack (u.a. von der wunderbaren „Heulsuse“ Björk) ist klasse, das Drumherum vorzeigbar, der Inhalt brauchbar, das Gesamte somit nett. Was sichtbar fehlt ist dieser spezielle Kick raus aus dem vernünftigen Mittelmaß, der sich immer wieder ankündigt und dann doch nicht erfolgt. [...]
Ein guter, ein wichtiger Schritt zurück ins heute altmodisch anmutende Erzählkino ohne künstlichen Pomp und aufgeblähten Firlefanz. Wird den aktuellen Filmtrend nicht verändern, aber zeigt dass man auch heute noch mit so was Erfolg haben kann, wenn die Academy einen pusht. Angenehm unaufgeregt entwickelt sich die Sisyphusarbeit von vier Journalisten zu einer spannenden Geschichte, mit hervorragenden Darstellern, die sich – wie der Film – nie pfauengleich aufplustern und gerade deshalb voll überzeugen. „Spotlight“ ist linear erzähltes, ehrliches, mehr als nur bodenständiges Kino mit einem wichtigen Thema und zugleich ein passiv-aggressives Statement gegen die tief verwurzelten Schweinerein, über die die (gerade in gewissen Regionen) unantastbare katholische Kirche über Jahrzehnte den unfassbaren Mantel des Schweigens gedeckt hat. Und trotzdem heute immer noch so verfährt. Der Vergleich zu „Die Unbestechlichen“ ist naheliegend, allerdings sogar gerechtfertigt. Nimmt einen langsam mit und fällt dafür niemals ab. Klasse, ein starkes Stück.
Ein Mann (und dann auch noch Matt Damon) zweieinhalb Stunden allein auf dem Mars, wo außer gelegentlicher Stürme herzlich wenig los ist, das könnte ein zähes Brot werden. Stattdessen ist „Der Marsianer“ überraschend kurzweilig geraten, pflegt einen heiteren Umgangston und hat ein Bisschen was von „Wissenschaft für Anfänger im (naja) Alltagscheck“ oder auch „Wie kacke ich mir was zu essen auf den Teller“. Echtes Survivalfeeling – wie zuletzt beispielsweise bei dem alten Mann Redford auf hoher See – stellt sich dabei nie richtig ein, obwohl die Situation theoretisch und praktisch wesentlich aussichtloser ist. Egal wie hoffnungslos alles scheint, nie hegt man ernsthafte Zweifel daran, dass es dieser Teufelskerl – Bob, der Baumeister vom Mars – es nicht schaffen wird. Natürlich auch weil die ganze Welt sich solidarisiert und in Einzelfällen ohne (durchaus berechtigtes) Zögern bereit ist, alles für ihn aufs Spiel zu setzen. Kein Mann wird zurückgelassen und alle fiebern mit, nur der doofe Oberhäuptling der NASA gibt ab und zu den Miesmacher, weil das halt sein Job ist. Heldenkino mit dem nötigen Hurra-Faktor, allerdings lange nicht so pathetisch, wie man es hätte auswalzen können. Das wäre bei vielen Regisseuren ganz schlimm den Bach runtergegangen. Gute Unterhaltung mit einigen netten Ideen und geringem Wiederschaufaktor.
War völlig baff, als in "Titanic" das Schiff unterging. Oh, sorry, Spoilerwarnung vergessen.
[...] Der Sizilianer war der letzte Versuch von Cimino, sein episches, klassisch-großes Erzählkino mit dem Hang zur extravaganten Dekadenz (die ihm einst das Genick brach) wieder dem Publikum und den Kritikern schmackhaft zu machen. Nach dem erneut ernüchternden Feedback ließ er es bleiben, es folgten nur noch zwei Kinofilme mit sichtbar zurückgenommenen Ambitionen. Dieses letzte Aufbäumen macht definitiv auch nicht alles richtig, was fatalerweise bei der Besetzung der so wichtigen Hauptfigur beginnt. Christopher Lambert (Highlander – Es kann nur Einen geben) entspricht schon optisch und generell vom Typ nicht im Geringsten der in der literarischen Vorlage beschriebenen Figur (das wäre sogar noch zu verschmerzen), er stößt darstellerisch deutlich an seine imitierten Fähigkeiten. [...] Mit verständlichen Beschneidungen diverser Details bewegt sich der Film nah am Geschehen des Buches und entwirft ein ähnlich interessantes Konstrukt aus Historien-, Politik-, Helden- und Gangstergeschichte. Das politisch-gesellschaftliche Konfliktpotenzial einer seit Jahrzehnten gespaltenen Zwei – bis Dreiklassengesellschaft in Italien. Ein unentschlossener, wackeliger Prozess zwischen abflachendem Faschismus, (wieder)aufkeimendem-revolutionärem Kommunismus und der geschmierten Politik der angeblichen Mitte, in der die Mafia, die höheren Zehntausend und natürlich die über allem stehende Kirche gemeinsam an einem Strang ziehen. Viel Stoff - fast zu viel für 140 Minuten Film - die trotz eines gemäßigten Tempos sehr schnell vergehen, dabei eine nicht immer schlüssige Charakterentwicklung im Eiltempo vorskippt. Wohl ebenfalls den Umständen geschuldet, einem Cimino würde niemand wieder 3 oder noch mehr Stunden Zeit geben, um sich voll austoben zu dürfen. Wer weiß, wie der Film ohne die persönliche Vorgeschichte geworden wäre. Vielleicht eine ganz große Nummer. So ist es ein fehlerhafter, gehemmter und manchmal unglücklich gelöster, im Ansatz aber trotzdem noch großer Film. Mal fast romantisch verklärter Edel-Kitsch, mal nah an einem heftigen, intelligenten und hintergründigem Epos. [...]
[...] Abermals wurde Cimino verteufelt, abermals provoziert er es (diesmal vielleicht bewusster) ein Stück weit selbst. Das chinesische Volk würde dämonisiert werden, sein Protagonist sei eine Glorifizierung für Fremdenhass und Frauenfeindlichkeit. Beides stimmt nicht. Dämonisiert werden hier nur reale Umstände, unter eben diese hier angeblich angegriffenen Menschen zu leiden haben. Niemals werden alle über einen Kamm geschoren, außer man will es zwanghaft so interpretieren. Dass Stanley White ein verbittertes Arschloch ist, darüber muss gar nicht diskutiert werden. Nur werden seine Methoden jemals gerechtfertigt? Im Gegenteil, und genau damit trifft Michael Cimino (wieder) einen extrem unangenehmen, wahrhaften Punkt. Der Selbsthass und die Intoleranz von Stanley gehen so weit, das er seinen eigenen Migrationshintergrund verleugnet, seinen Geburtsnamen ablegte. Er will das Richtige, nur zieht sich selbst, alles und jeden um sich herum rücksichtlos mit in den Abgrund, koste es was es wolle. [...] Den Sehgewohnheiten wird vor den Kopf gestoßen. Eine ehrliche Identifikation mit dem auserkorenen Helden ist kaum möglich, zu sehr liefert er unweigerliche Reibungspunkte, könnte sogar waschechte Antipathien hervorrufen. Kein Platz für Schwarz und Weiß, nur abgestufte Grautöne. Darauf läuft alles hinaus. Gut und Böse sind nicht immer totale Gegensätze, manchmal nur unterschiedliche, sich rivalisierende Seiten. Michael Cimino zelebriert mit Im Jahr des Drachen eine schonungslose, wie gewohnt exorbitant aufwändig inszenierte Oper der Gewalt, die sich nicht durch falschen verklärenden Konsens in Sicherheit wägt. Es ist wuchtig, hässlich und verstörend in seinem Inhalt, ästhetisch und umwerfend in seiner detaillierten Präsentation (und das nach der Vorgeschichte). [...] Das Ende ist nur ein weiterer Neuanfang. Noch bevor die Toten begraben sind, wachsen der enthaupteten Hydra mindestens zwei neue Köpfe. Egal, was auf dem Schlachtfeld für Einzelschicksale besiegelt wurden. Mit was für einem brachialen, aber auf Tatsachen beruhenden Zynismus Cimino sein (mal wieder) unterbewertetes Meisterwerk beschließt, ist weit weg von Hollywood-Romantik. Er bringt den Reis zum Überkochen…und setzt danach ganz entspannt neuen auf. [...]
Universal Soldier, der nicht zur Wahl zugelassen wurde. Buh!
Alles was Fleisch schmaghaft zubereitet ist für mich wichtiger als unbekannte Lenbensformen oder erschreckend-nahe Lebensumstände, vor denen ich blind die Augen verschließe. Juhu, Grillen!
http://www.moviepilot.de/liste/sci-fi-im-weitesten-sinne-wo-fangt-es-an-wo-hort-es-auf-jackoxl
[...] Ein psychedelisch angehauchter Germano-Neo-Western-Gangsterfilm-Hybrid, wenn man es in einem Wort umschreiben möchte. Von seiner inhaltlichen Ausrichtung und Stilistik angelehnt am europäischen Genrekino dieser Tage. Nicht dem eleganten aus Frankreich, sondern dem schmuddeligen, schroffen aus Italien und z.T. Spanien. In seiner zeitlichen Ansiedlung kaum exakt datierbar. Wir befinden uns eindeutig nicht in der (damaligen) Vergangenheit, doch ob es nun die Gegenwart oder eine vielleicht dystopische, beinah postapokalyptisch-nahe Zukunft darstellt schwebt als nicht konkretes, loses Gedankenspiel im Raum. [...] Trotz der bereits angesprochenen und unübersehbaren Einnistung im Metier Italo-Western findet Roland Klick bei seinem extrem nihilistischen Genre-Crossover einen ganz eigenen Ton, erzählt in seinem auf das Nötigste reduziertem Mikrokosmos eine biestige Gesellschaftsparabel. Seine Figuren haben keinen Glanz, (fast) keine Ehre, sind skrupellose Killer, elende Feiglinge und von Gier getriebene Heuchler. Exemplarisch erniedrigt, benutzt und anschließend weggeworfen werden die Frauen als auf mit Ablaufdaten versehene Objekte reduziert, sie dienen keinem tieferen Zweck in dieser furchtbaren Welt als dem ihrer kurzen Nutzbarkeit. Als sich dieses verachtenswerte Menschenbild plötzlich zu ändern droht – irgendwo schlummert selbst hier noch ein Funken Hoffnung -, kann dies nur zur totalen Zerstörung führen. Mit einem Showdown wie bei Sergio Corbucci (Leichen pflastern seinen Weg) bekennt sich Roland Klick eindeutig zu seinen Vorbildern, setzt es dennoch in den individuellen Kontext. Hinterlässt keine Gewinner, nur die verblasste Hoffnung, dass in dieser (unserer) Welt am Ende das Gute obsiegen könnte, wenn es hart auf hart kommt, Geld und Macht im Spiel sind. Oder eben nicht. [...]
[...] Ihm wird mehr Profil gegeben als nur das des coolen Haudegens, der im Vorbeigehen und noch mit vollem Mund einen Bankraub im Alleingang vereitelt. Er wollte nie dieser Lone Ranger sein, er ist es geworden. Durch einen persönlichen Schicksalsschlag wie durch die Erkenntnis, das reine, korrekte Bürokratie manchmal den Sinn der Sache ad absurdum führt. Bei all seinen grenzwertigen Momenten zeigt Dirty Harry deutlich auf, wie speziell der US-Justizapparat manchmal völlig an der Realität vorbeigeht. Man ist dabei clever genug ein absolutes Extrembeispiel zu verwenden, bei dem jeder halbwegs mündige Zuschauer sich sofort in die Lage des Protagonisten versetzen kann. In diesem Fall scheint der Zweck wirklich die Mittel zu heiligen. Reaktionär? Nüchtern betrachtet: Natürlich, ohne Frage. Emotional verständlich? Aber hallo! Exakt damit trifft das Werk den schwierigen Punkt, nicht zwingend in den falschen Hals rutschen zu müssen. Es wird nicht aus Vergnügen, blinder Rache oder reiner Geltungssucht so gehandelt, sondern nur um ganz eindeutig Schlimmeres zu verhindern. Besser kann man sich bei der Thematik kaum rechtfertigen. In Kombination mit der bewussten Überspitzung des Szenarios etwas aus den ganz realistischen Angeln gehoben, wodurch sich geschickt durch ethische Engpässe hin zum energiegeladenen Unterhaltungskino durchschlängelt. Daran scheitern viele, Hut ab.
Formell muss über diesen selbstverständlich wegweisenden Film ohnehin nicht diskutiert werden. Der souveräne Handwerker Don Siegel (Flucht von Alcatraz) war nur bei seinem zweiten Glanzstück Der große Coup auf persönlicher Augenhöhe, inszenatorisch ist Dirty Harry eine echte Hausnummer. Großartig gefilmt und geschnitten, mit einigen unvergesslichen Impact-Momenten ausgestattet und einem wahnsinnig diabolischen, ausgebufften Bad Guy, dessen Taten sich an denen des Zodiac-Killers orientieren, die u.a. David Fincher mit Zodiac – Die Spur des Killers schon zu eigenen Filmen anspornte. 1971 war im Genre nur French Connection – Brennpunkt Brooklyn noch besser, und der ist eh unerreicht. [...]
[...] Stringent, ohne die kleinste Abweichung von der Ideallinie, treibt dieses clevere, perfide und enorm bösartige Exemplar seinen Plot voran und vor sich her den bemitleidenswerten Saubermann Bowden. Stück für Stück aus seiner rechtschaffenden, an Gesetz und Justiz glaubenden Wohlfühlszene gedrängt. Nachdem er bemerkt, dass sein Gegner mit allen Wassern gewaschen ist, sich trotz seiner eindeutig psychopathischen, rachsüchtigen Natur nicht zum geringsten Fehler hinreißen lässt und jedes nur erdenkliche Mittel der legalen und halblegalen Verteidigung an ihm abprallt, bleibt ihm in letzter Konsequenz nur das Undenkbare: Seine eigene Familie als Lebendköder dem Ungeheuer zum Fraß vorwerfen in der Hoffnung, es so zu erwischen. Die endgültige Kapitulation der eigenen Werte und vor der Bestie, im wahrsten Sinne des Wortes bestialisch gut verkörpert von Robert Mitchum, ähnlich seiner brillanten Performance in Die Nacht des Jägers. Sein Max Cady ist brandgefährlich, skrupellos, prahlt mit seinen Schandtaten (der Dialog der beiden in der Bar erzeugt schauderhaftes Kopfkino, ohne dass irgendetwas visualisiert werden muss) und ist gleichzeitig so abgebrüht, bis zuletzt wie ein Gespenst immer präsent, aber nicht effektiv greifbar.
Das Thema Stalking aber auch sexuelle Gewalt im justiziellen Schlupflochbereich (ganz aktuell ja wieder viel diskutiert), das perverse Spiel mit Angst und Scham der Opfer, greift dieser Film schonungslos auf. Verdeutlicht erschreckend, wie weit man gehen und trotzdem untouchable bleiben kann, wenn man die Spielregeln kennt. Dies verdichtet Ein Köder für die Bestie zum ausweglosen Schockszenario, das keine Hoffnung auf Hilfe übriglässt, nur noch zum verzweifelten Gegenschlag. Einem, der sich gewaschen hat. Dieses abgöttisch brillante Finale krönt einen nicht immer entsprechend gewürdigten Meilenstein, der nicht nur seiner Zeit weit voraus war, sondern unabdingbar ein Stück Filmgeschichte ist. Darüber hinaus einer der seltenen Fälle, bei dem Original und Remake wirken wie aus einer Familie und nicht wie Erbschleicherei einer verwöhnten Göre.
[...] Stuart Gordon (Castle Freak) war natürlich nie ein großer Regisseur, aber durch kultige, fantasievolle B-Movies wie Der Re-Animator oder From Beyond – Aliens des Grauens einer mit berechtigter Fanbase. Selbst die dürfte bei dieser unattraktiven, lieblosen TV-Produktion vor Scham schneller zu Staub zerfallen als mit Karnevals-Schminke beworfene Vampir-Zungenlutscher aus Bukarest. Mit sehr, sehr viel (sicher zufälligem und unberechtigtem) guten Willen ist man anfangs geneigt, klitzekleine Parallelen zu Der dritte Mann zu erkennen (die Hoffnung stirbt zuletzt), bevor der Hauch von politischem Hintergrund endgültig scheißegal ist und der eh schon erschreckend schwach gedrehte Mist eine einzige Geisterbahnfahrt durch am Boden liegende Karrieren wird. Gordon konnte sich danach zumindest leicht wieder aufrappeln, für den bedauernswerten und hier mehr als lächerlich auftretenden Perkins war es kurz danach leider zu spät für Wiedergutmachung. [...]
[...] Ein offenbar sich selbst überlassener Vincent Price agiert mit seinem typisch-theatralischen, leicht affektierten Spiel wie ein Fremdkörper in einer dafür nicht passenden Geschichte, die akustische Dauerbeschallung im Hintergrund hat mehr was von pseudo-mystischer Fahrstuhlmusik im chinesischen Coffee-Shop und so manche Szene wird tollpatschig, bäuerlich gegen die Wand gefahren. Der Spannungsbogen glimmt langsam vor sich hin, der surreale Touch hat seinen Reiz und sogar einige gute Momente, die Dialoge hingegen sind oft auf dem Niveau schwülstiger Glückskeks-Philosophie. Obwohl Bekenntnisse eines Opiumsüchtigen eigentlich verdammt viel falsch macht oder zumindest wenig glücklich gestaltet, dieser dröge Pfeifenkopf von einem Film hat eine ganz merkwürdige, verspielte Aura, die ihn zumindest am Leben erhält. Auch weil er für seine Zeit echt gewagt ist, was ihn nicht zwingend gut macht.
[...] Relativ solide Ausgangslage für Trödelware-Regisseur Timothy Woodward Jr., der sich sichtlich an einer Art Neo-Western versucht. Ein paar Genre-spezifische Anleihen (z.B. die klassische Fort-Belagerung, inklusive eines recht albern anmutenden Duells auf, naja, „Augenhöhe“). Geht recht flott aus den Startlöchern, um dann behäbig vor sich hin zu schlummern. Große oder wenigstens vorhandenen Actionmomente werden kläglich vermisst, bis in den letzten 20 Minuten das auch bemerkt wird. Nun wird endlich ersichtlich, wieso eine „edle“ 3D-Konvertierung sein musste. Was für eine Lachnummer, peinlich. Der Quatsch ist definitiv ein heftiger Schuss in den Ofen. Ansonsten ist der zwanghaft auf cool getrimmte Film zwar knüppelhart belanglos, aber nicht bemitleidenswert schlecht. Für den Rahmen passabel produziert und nicht ganz so lieblos wie diverse Kollegen aus dem Niemandsland, ein Versuch ist erkennbar. Den Mangel an echter Qualität und einer vertretbaren Daseinsberechtigung kann das kaum schmälern. Das allseits beliebte Mittel Protagonisten-Amnesie hat man schon unzählige Male interessanter verwertet gesehen, da kann auch das Hoppla-Hopp-Getwiste am Ende nicht mehr viel rausreißen. Es wirkt gequält-bemüht, wie der gesamte Film. Man will sich von der mausgrauen Masse abheben, ist dabei aber nur ein weiterer Teil davon.
Den Ansatz kann man jedoch noch schuldmindern gelten lassen. Es gibt genug Stangenware, die sich mit erhobenen Hände gleich das Klo runterspült, dazu gehört „The Good, the Bad and the Dead“ nicht zwingend. [...]
[...] Hochmut kommt vor dem Fall bzw. dem Kopfschuss und damit sind wir bei Die letzten Amerikaner so nah an der realen Situation in Vietnam, das der Unterschied kaum noch zu erkennen ist. Das Amateur-Platoon will Krieg spielen und verläuft sich in den Sümpfen von Louisiana, gejagt von provozierten Einheimischen, die wenig besitzen und bereit sind, das mit aller Macht zu verteidigen. Mit breiter Brust fallen sie ein, wie geprügelte Hunde versuchen sie sich vom Feld zu schleichen. Eine sarkastische Parallele, die dem Film vom gewohnt hervorragenden Handwerker Hill einen überraschend beißenden Subtext verleiht, den er aufgrund seiner Klasse nicht mal zwingend benötigen würde.
Begleitet von den schwermütigen Klängen seines Buddys Ry Cooder und in brillante Bilder verpackt von Andrew Laszlo zieht Walter Hill alle Register des Survival-Films. Eine vorher schon von eher unwichtigen Konflikten belastete Gruppe zerfleischt sich im Angesicht der Gefahr zusehend selbst, die Angreifer müssen nur Nadelstiche setzen, damit der Prozess richtig in Schwung kommt. Bevor sie sich im (großartigen) Extra-Large-Showdown aus der Deckung wagen und die Spreu sich endgültig vom Weizen trennt. Nur dann ist es viel zu spät, um noch auf Vergebung zu hoffen. Das Walter Hill extrem gutes, konsequentes Männerkino machen kann, war von den späten 70ern (Driver) und den mittleren 90ern (Last Man Standing) – mit nur wenigen Ausrutschern – kein Geheimnis, doch dieser hochspannende, intensive und erstaunlich reflektierte Backwood-Terror ist sein Meisterstück. Fast wie in einem Spiegelkabinett dreht sich das Rudel orientierungslos im Kreis, verfällt immer mehr in Grabenkämpfen und sich in den Mechanismen der Selbstzerstörung, die eigene Hilflosigkeit mutiert zum größten Gegner. [...]
[...] Neben dem schwülen und ebenfalls fast untergegangenen Erotik-Thriller Hot Spot – Spiel mit dem Feuer dürfte das DIE Leading Role von Don Johnson sein. Der gammelige Typ mit der derangierten Brille, den 18,50 $-Anzügen, der nach einer anstrengenden Verfolgungsjagd den Flüchtigen vollkotzt, da das Frühstücks-Bierchen noch schwer im Magen liegt. Mit ungeahnten Führungsqualitäten reißt Johnson den Film an sich. Um ihn herum gibt es fast nur Blindgänger, Weggucker und besonders den fein geschmierten Krawatten-Vogel vom FBI (William Forsythe, Ausgelöscht, ungewohnt gut angezogen), der von der Praxis scheinbar wenig Ahnung hat und jedes Überraschungsmanöver mit seinem Megaphone sofort zunichtemacht. John Frankenheimer versteht es routiniert, die schlichte Geschichte auf das Wesentliche zu fokussieren. Spart nicht mit bösem Humor, ohne albern zu wirken. Serviert deftige Actionszenen, die wohl dosiert und mit Verzicht auf Firlefanz - wie in einem guten, harten Western – ans Eingemachte gehen. Wenn es hier knallt, dann richtig. Kurz, nicht unbedingt schmerzlos, aber konsequent. Der deutsche Untertitel passt ausnahmsweise mal recht gut. [...]
[...] Im ersten Drittel ist Der Bulle von Paris einerseits knochentrocken, extrem nüchtern und sehr in der Realität verankert, andererseits dabei keinesfalls spröde oder langatmig. [...] Diese Spur wird mit zunehmender Laufzeit Stück für Stück verlassen, sobald die persönliche Ebene der Figuren immer weiter die Handlung für sich einnimmt. Stein des Anstoßes und somit die klassische Femme Fatale verkörpert die dafür augenscheinlich viel zu unauffällige, harmlose, bald kindliche und dadurch trügerische Noria (Sophie Marceau, La Boum – Die Fete). Die bei einer Razzia festgenommene Freundin des Hauptverdächtigen steckt offenkundige bis über beide Ohren mit in der Sache, kommt jedoch ohne zwingende Schuldbeweise wieder auf freien Fuß. Mehr oder weniger beiläufig nähren sie und Magnin sich an, obwohl sein ansonsten glasklare, untrügliche Instinkt ihn davor warnen müsste. Zu offensichtlich manipuliert die junge Frau alles und jeden in ihrer Umgebung, zieht immer wieder ihren Kopf durch ein konsequent aufrechterhaltenes Lügengerüst aus der Schlinge, kennt weder Freund noch Feind, nur ihren eigenen Vorteil. Das ausgerechnet dieser knallharte Jagdhund ohne erkennbare Skrupel ihr bald mit Haut und Haar verfällt und sogar bereit ist alles zu verraten, wofür er zuvor ohne Rücksicht auf Verlust gekämpft hat, scheint wie ein radikaler Bruch an der Grenze zur Unglaubwürdigkeit.
Doch letztlich ist es nur das Niederreißen eines aufgebauten Schutzwalls, hinter der sich ein Mensch auf der Suche nach Zuneigung und Liebe verbirgt, dem dies zum Verhängnis wird. Magnin scheint ein misogyner Macho und wütender Eisklotz zu sein, kompensiert damit jedoch nur seine Einsamkeit und das fehlende Gefühl, geliebt und geborgen zu sein. Die perfekte Tarnung, nur nicht für die noch besser getarnte Sirene, das gefundene Fressen für sie. Maurice Pialat schwenkt vom akribischen, schroffen und präzisen Flic-Film schleichend um zu einem entblößenden Noir-Melodram, dessen Umbruch eventuellen Erwartungshaltungen vor den Kopf stoßen könnte. [...]
Die (vermutlich) wahre Legende von Aang: Nachdem sich das Skript zu „Little Jesus im Ethno-Wunderland“ einfach nicht verhökern ließ wurden einige Details abgeändert und M. Night Shyamalan höflich die rhetorische Frage gestellt, ob er gerade was zu tun hat. Dann machte es einmal ganz laut Flop und fertig war das optisch nicht hässliche, dafür dramaturgisch drastisch unterernährte und teilnahmslos gespielte Franchise-Einzelkind, dass jetzt nie ein Geschwisterchen zum Spielen bekommen wird. Tragisch.
Früher haben die Hippies einfach nur Dope geraucht und sich den Frust über das Establishment von der Seele geträllert, heute surfen sie und rauben Banken aus. Gewaltfreiheit wird zwar scheinheilig gepredigt, aber nur so lange ihnen keiner ernsthaft in die Quere kommt. In edlen, mitunter atemberaubenden Bildern schildert Kathryn Bigelow – einer Regisseurin mit mehr Eiern als die meisten Kerle – das Streben nach Freiheit und Adrenalin als homoerotisch angehauchte, verbotene Bromance zwischen zwei Welten. Da muss selbst Lori Petty als eigentliche Henne im Korb so burschikos wie möglich verkauft werden. Damals, als Undercover-Agenten sich noch mit ihrem echten Namen vorgestellt haben (konnte ja noch keiner googlen), traf Bigelow wie schon bei „Near Dark“ präzise die goldenen Mitte aus leicht kitschiger Sub-Kultur-Romantik und ultra-dynamischen, kernigen Actionszenen. Keanu Reeves hat sogar zu Fuß eine Verfolgungsjagd mit so viel Druck und Speed, der brauchte noch keinen Bus. Frag nicht nach Logik, lass dich von der Welle treiben, dann ist das immer noch ein echtes, handgemachtes Brett mit aufbrausenden Mannsbildern auf der Jagd nach dem Kick. 7,5 harte Typen in hautengen Anzügen.
[...] Mit schmierig-voyeuristischer Fleischbeschau und Soft-Porno Ambiente (u.a. eine verdammt ungeile Sexszene zwischen der Grandi und George „Man-Eater“ Eastman in der Badewanne, igitt) versucht Bava fehlenden Spannung und inszenatorisches Geschick vielleicht zu kaschieren, das dürfte aber nur bei den bedürftigsten Zuschauern mit Hemmungen vor echten „Erwachsenenfilmen“ funktionieren. Für einen Giallo gibt es erstaunlich wenige direkte Mordsequenzen, gestorben wird ab einem gewissen Punkt nur noch unvorteilhaft im Off. Zumindest eine der wenigen ist recht ungewöhnlich in der Wahl der Waffen geraten, hat man so bestimmt noch nicht oft gesehen. Die Tötungsszenen kann man sogar - wie es sein sollte – als Highlight des Films bezeichnen…nur sicher nicht so, wie ursprünglich gedacht. Das berühmte Farbenspiel seines Erzeugers wird beim Bambino zu einer groben Rot-Blau-Pampe mit dem Ästhetik einer defekten Baustellenbeleuchtung und die Opfer erscheinen als bizarre Kreaturen, was vielleicht einen surrealen Effekt haben soll. Skurril, sinnlos und auf seine verschrobene Art erheiternd wäre zutreffender. Welcher Zweck damit verfolgt wird bleibt ein Rätsel, aber man hat wenigstens was zum Schmunzeln. Dieser billig produzierte Quatsch lässt sich nur mit der Hand in der Hose und einem Hang zum unfreiwilligen Humor sportlich nehmen. So gesehen ist das absurde Finale sogar ein echter Brüller.
„Aber zuerst will ich dich nochmal nackend sehen. Ein letztes Mal!“ [...]
[...] Die titelgebende Familienzusammenführung (der Film bezieht sich dabei inhaltlich auf den 1948 gedrehten Die Gezeichneten, im Original wie hier mit The Search betitelt) ist ein träges, trockenes Brot, arm an Highlights und greifbaren Emotionen, obwohl Potenzial reichlich vorhanden ist. Da springt nie der Funke über, da werden nicht diese kleinen Momente erzeugt, an denen der Zuschauer endlich einen echten, empathischen Zugang zum Geschehen findet, der über das Offensichtliche, das nüchtern Dargestellte hinausgeht.
Die parallel gezeigte Handlung ist dabei das größere Übel. Das sich ein Film, der aus Opferperspektive erzählt wird (bei einem unbestreitbar grausamen, menschenverachtenden Kriegsakt), nicht unbedingt differenziert betrachten lässt, einverstanden. Mit der Story des unfreiwilligen Soldaten wäre die Chance aber durchaus gegeben. Die ganze Mission ist verwerflich, das muss aber doch nicht zwangsläufig heißen, dass die russische Armee vom leitenden Offizier bis zum kleinsten Fußsoldaten nur aus sadistischen, abgestumpften Wilden besteht. Das man dort unweigerlich irgendwann als kleiner Fisch die noch kleineren Fische fressen muss und selbst zum Tier wird. Dies ist weder glaubwürdig, es wird schon gar nicht - zumindest in diesem gezeigten Einzelfall - irgendwie nachvollziehbar vorgetragen. Unabhängig davon, wie schlimm das Gesamte unbestreitbar war, alles und jeden mehr oder weniger über einen Kamm zu scheren ist auch keine Heldentat. Im Gegenteil, der Film wirkt dadurch massiv einseitig, bald fahrlässig zur Propaganda aufgeblasen, obwohl er doch das Richtige will. Geht es nur plump an, und das sollte bei der Thematik unbedingt vermieden werden. [...]
[...] Die Geschichte – basierend auf einem Roman von Kenneth Fearing – ist clever durchdacht, der Plot wird in einem angemessenen Tempo vorangetrieben. Obwohl es einen Moment dauert, bis unser Held bis über beide Ohren in der Bredouille steckt. Die Charakterisierung der Figuren wie der Aufbau der Handlung sind in dem Maß nicht nur wichtig, das Ganze wird enorm unterhaltsam vorgetragen. Großen Anteil daran tragen nicht zuletzt die beiden Stars des Film: Die Noir-Dauerbrenner Ray Milland und Charles Laughton, die ihre jeweiligen Rollen perfekt ausfüllen, sind sie ihnen doch wie auf den Leib geschneidert. Laughton als patriarchischer, selbstgerechter und eiskalter Geschäftsmann und Milland als gewieftes Schlitzohr, dessen Angespanntheit immer wunderbar an seinem exzellenten Minenspiel abzulesen ist. In der zweiten Hälfte – wenn eine im wahrsten Sinne des Wortes ausweglose Situation sich zu einer regelrechten Treibjagd auf beengtem Raum entwickelt - zieht die Spannung extrem an, hat bald schon was von einem etwas großzügigen Kammerspiel. Das übergreifende Thema „Zeit“ wird immer wieder auf interessante Art und Weise aufgegriffen, der Originaltitel The Big Clock kommt nicht von ungefähr.
Auffällig und etwas ungewöhnlich für einen Film Noir ist der recht lockere Umgang mit Humor. Trotz der bösen Geschichte verzichtet der Film nie auf ein Späßchen am Rande, gibt sich lange nicht so nihilistisch und düster wie vergleichbare Kollegen, was ihm aber recht gut steht. Einige Male wird es dann leider doch einen Hauch zu überdreht (eigentlich jede Szene mit der Malerin, besonders der Gag am Schluss), das hätte nicht sein müssen. Das ausgeklammert macht Spiel mit dem Tode allerdings nichts falsch und kann problemlos als berechtigter Klassiker der schwarzen Serie bezeichnet werden. [...]
[...] Wie bei den meisten seiner Filme dürfte Sergio Martino sich bei starken Verfechter(inne)n der Emanzipation wenige Freunde machen. Seine Protagonistin zieht nicht nur gerne blank, sie taumelt als unselbstständiges, schwaches und im höchsten Grade naives Rehauge verängstigt und hilflos durch die Gegend, was allerdings in Bezug auf die Handlung nicht völlig sinnlos und (nur) als frauenfeindlich oder zumindest wenig wertschätzend zu betrachten ist. Dass es sich bei June um ein besonders leicht zu manipulierendes, gutgläubiges Exemplar ihrer Gattung handelt, ist essenziell wichtig für die Geschichte, die Verdachtsmomente und wird ja sogar direkt von den anderen Figuren so verbalisiert, was sie umso zwielichtiger und potenziell nicht vertrauenswürdig erscheinen lässt. George Hilton somit wieder in seiner Paraderolle des Typen, dem man bis zum Schluss nie so richtig über den Weg traut, nicht einschätzen kann und Ivan Rassimov starrt mit seinen stahlblauen, eiskalten Psycho-Augen alles in Grund und Boden. Diesen Umstand, wie das Spiel mit einer möglichen Psychose, einer perfiden Intrige oder gar übernatürlichen Kräften, versteht Martino geschickt zu nutzen, entwickelt daraus effektiven Suspense.
Inszenatorisch ist das alles ohnehin ein echter Reißer im Genre, der mit einem einprägsamen Score und besonders exzellent arrangierten Momenten um die Ecke kommt, mit denen Martino sich seinen Platz unter den wichtigsten Giallo-Regisseuren redlich verdient. Allein die Szene in der U-Bahn oder später in June’s Wohnung hätten man kaum besser umsetzen können, rein von Ästhetik und Wirkung. Damit überspielt Martino problemlos diversen Stuss im Plot, der trotzdem am Ende irgendwie funktionieren mag, wenn man sich darauf einlässt. [...]