JackoXL - Kommentare
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Alle Kommentare von JackoXL
[...] Die Idee mit einer dämonischen Parallelwelt hinter den Spiegeln – von denen es in einem 80er-Jahre-Hightechklotz wie diesem mehr als genug gibt – ist gar nicht schlecht, bis auf einige recht müde Jumpscares weiß man daraus aber nicht viel zu machen. Atmosphärisch ähnlich steril wie das Setting, mit (im Vergleich zu den Vorgängern) eher bescheidenen Effekten und keiner einzigen Szene, die sich nachhaltig im Gedächtnis festsetzen dürfte. Der Ton wird merklich rauer, mit der braven Ende-gut-alles-gut-Methodik wird endlich mal gebrochen, daraus resultiert nur grundsätzlich keine größere Spannung. Im direkten Duell mit anderen Horrorfilmen seiner Zeit ist auch die dunkle Seite des Bösen noch relativ artig gehalten, geht nicht mehr ganz in die Richtung einer aufwändigen Studio-Geisterbahn, richtig bösartig ist das trotzdem noch lange nicht. Es fehlt deutlich am richtigen Schwung, an der effektvollen Inszenierung, die besonders Teil 1 und zumindest ansatzweise Teil 2 noch auszeichneten. Auch das erneute Auftauchen von Schreckgespenst Reverend Kane hat an Effet verloren, da Julian Beck inzwischen wirklich nicht mehr unter den Lebenden weilte und sein Ersatzmann Nathan Davis unter Make-Up vergraben werden muss, um eine ähnlich befremdliches Äußeres vorzugaukeln. Man kann ja nicht immer direkt aus dem Hospiz casten. [...]
[...] „Poltergeist II – Die andere Seite“ kopiert mehr schlecht als recht und ist deutlich zusammengewürfelt, hat aber auch seine Höhepunkte. Top und Flop Schulter an Schulter. Einige Szenen, in denen besonders die klassischen Effekte ihre Muskeln spielen lassen, sind toll. Die durchdrehende Zahnspange macht den Anfang. Das Highlight: Bei Craig T. Nelson ist deutlich der Wurm drin. Feinstes Overacting – Nicolas Cage würde blass vor Neid werden – und dann kotzt er sogar noch eine Clive-Barker-Kreatur aus, sagenhafte Momentaufnahme. Das und der arme Tropf Julian Beck macht den Film partiell echt reizvoll, allgemein ist das recht dürftig. Nicht schlecht umgesetzt, eher lasch im Vorfeld konzipiert. Der Eyecatcher ist dann auch (wahrscheinlich) unfreiwilliger Natur: Was JoBeth Williams hier (selbst für 80er-Verhältnisse) an Klamotten auftragen muss, echter Gänsehaut-Faktor. Allein der weiße Strickpulli mit bunten Männekieken drauf war schon damals mutig. Wahrhaftig von der anderen Seite.
[...] Die einzige, richtige Entscheidung des bisher Gezeigten hat fatale Konsequenzen. Logik und Überlebenswillen wird mit Feigheit vor dem Feind gleichgesetzt, jetzt müssen Exempel statuiert werden. Kubrick verlagert seine Handlung nun von der direkten Front an die Mühlen eines menschenverachtenden Militärgerichts, bei der das Individuum endgültig an Wert verliert, obwohl explizit auf es hingewiesen wird. Wer für den „Verrat“ zu bezahlen hat, spielt überhaupt keine Rolle. Bevor die Nation ihr Gesicht verliert, wird den einstigen Helden erst keins gegeben. Sie dienen nur als mahnendes Beispiel. Dem sicheren Verderben in Zukunft mit Ehrfurcht zu begegnen, anstatt sich feige gegen die menschliche Natur zu stemmen. Ein absurdes Spektakel, dass trotz der bewusst-direkten Darstellung von Kubrick nicht überzeichnet wirkt. Nur erschreckend ehrlich, kaum anders lief es wohl. Natürlich kann es sich der Regisseur aufgrund der abartigen Methodik nicht verkneifen, es Zuschauer dem in aller Deutlichkeit vor den Latz zu scheppern, was teilweise schon an Satire grenzt. Da wird über den bevorstehenden Erfolg der Mission spekuliert, während gleichzeitig schwer Verwundete durchs Bild humpeln. „Wege zum Ruhm“ ist alles andere als subtil, aber das muss er auch nicht. Er zeigt die pervertierte Gleichgültigkeit, die „höhere Ziele“ – die insgeheim nur dem persönlichen Interesse dienen – anrichten können, wenn Scheiße ungebremst nach unten fließt. [...]
"Es gibt nur ein (!) Wort dafür: Niveaulos, charackterlos und schamlos." (Thorsten Legat, Eisenfuß, YouTube-Amateuer-Trainer und Sprachanfänger über die Pinkel-Affäre von Gunter "https://www.youtube.com/watch?v=NmPqqAs04dM" Gabriel. Was ein Start.) Läuft.
[...] Der sonst bei Hitchcock klar in der Realität verankerte Plot (vergleichbar wäre aus seiner Vita nur die erste US-Arbeit „Rebecca“) arbeitet mit der Kraft des Übernatürlichen, spielt mit der Möglichkeit einer Existenz oder zumindest der Präsenz nach dem irdischen Dasein. [...] Der Weg bis dahin – und darüber lässt sich keinesfalls streiten – ist stilistisch das Beste, was Hitchcock jemals abgeliefert hat (die Latte hängt hoch). Beginnend mit dem von Saul Bass (auch aktiv als Regisseur, u.a. beim großartigen „Phase IV“) kreierten, brillanten Vorspann (eine beinah ausgestorbene Kunstform), über den szenenabhängigen, wechselnden, dabei immer perfekt arrangierten Score von Bernard Hermann, bis hin zum unsterblichen Jimmy Stewart und die nur notbesetzte Kim Novak („Mord im Spiegel“), die ein Glücksgriff ist. Hätte Hitch die Wahl gehabt, es wäre wohl mal wieder Grace Kelly („Das Fenster zum Hof“) geworden, die war aber bereits dem Adel verpflichtet. Vera Miles („23 Schritte zum Abgrund“) war in anderen Umständen, so musste Novak herhalten. Die unfreiwillige, perfekte Alternative, denn gerade dieses recht unbekannte Gesicht vermittelt optimal die mysteriöse Aura, enorm relevant für die Rolle und deren Wirkung. Der Höhepunkt (unabhängig vom wegweisenden Skript) ist das Zusammenspiel von Einstellungsfanatiker Hitchcock und der optischen Präsentation. Von der Beleuchtung (inklusive dem dahinterstehenden Konzept), den ungewöhnlich surrealen Elementen bis hin zu den malerischen Bildern (passend zur Handlung), die speziell Kim Novak als bald schwebenden Engel vor der verträumten, geschichtsträchtigen „Geisterstadtkulisse“ von San Francisco in Szene setzen. Gepaart mit Anflügen klassischer, altmodischer Hollywoodromantik ergibt sich ein faszinierendes, immer noch irritierendes Hantieren mit gängigen Mustern, die Stück für Stück in sich zusammenfallen und neu definiert werden. [...]„Hitchcocks psychologisch komplexester Film, der mal als Unsinn verschrien wurde, dabei enorm clever mit Ängsten, Traumata und Täuschungen jongliert, dass einem buchstäblich schwindelig wird. Und die Höhenangst ist sogar nur ein(er von vielen) Macguffin(s)… Geht nicht besser. Ein obsessiver Rausch der Sinne, ein Film aus einem, idealen Guss.
Zwei Jahre nach „Das Ding aus einer anderen Welt“ empfängt John Carpenter erneut einen extraterrestrischen Besucher auf unserem Planeten, der es sich in dem Körper eines Erdenbürgers gemütlich macht. Freunde des schmadderigen Gekröses sind bei „Starman“ jedoch an der völlig falschen Adresse, mit dem Stil der bisherigen Carpenter-Arbeiten hat das hier nichts am Hut. [...] Dieses entpuppt sich nach den kommunikationsbedingten Startschwierigkeiten als hochintelligente, einfühlsame Lebensform, die über der barbarisch-primitiven Art der Menschheit einerseits verwundert ist, andererseits auch deren Individualität zu schätzen weiß. In seiner Welt sind alle gleich, weil sie die Zivilisation in Frieden und natürlichem Einklang perfektioniert haben. Hier haben alle Ecken und Kanten, was sie gleichzeitig aufregend macht. Der Mensch ist Mensch, weil er nicht perfekt ist. Eine naive, aber ehrliche und schöne Botschaft, die Carpenter mit seiner Roadmovie-Variante von „E.T. – Der Außerirdische“ vermittelt, nur ohne schrumpeligen Leuchtfinger, dafür mit einem wunderbar „steif“ agierenden Jeff Bridges, der mit dieser bald maschinellen Spielweise tatsächlich wirkt wie von einem anderen Stern. [...] Bis zum letzten Drittel, in dem selbst ein John Carpenter der drohenden Gefahr erliegt und „Starman“ mit beiden Händen ganz tief in den Schmalztopf greift. Die Geschichte ist ohnehin nicht sonderlich individuell oder unvorhersehbar, hat dafür sehr viel Charme. Das droht nun leicht umzukippen, was das Gesamtbild schmälert, ohne es zu zerstören. Nur weniger wäre definitiv mehr gewesen, gerade der Minimalismus-Experte Carpenter hätte das wissen müssen. [...]
[...] Durch die vermeidlich leicht romantische Ader des Films fließt das Gift des ewige lockendes Weibes, einer Femme Fatale mit allen Wassern gewaschen. Sie ist verantwortlich für den Ausgangs-, Wende- und fatalen Schlusspunkt einer intriganten Geschichte, in der die männlichen Figuren von ihr nacheinander ins Verderben geschickt werden. Dabei inszeniert sie Jacques Tourneur nie offensichtlich als berechnende Strippenzieherin, lässt sogar Zweifel daran, ob alles einem perfiden Plan folgt. Jane Greer ist in ihrer Rolle womöglich nur eine Frau, die gelernt hat in einer von Männern dominierten Welt zu überleben und instinktiv sich immer dann aus einer für sie brenzligen Situation windet, was zwangsläufig ihren nächsten „Beschützer“ nur tiefer in den Schlamassel zieht. In vortrefflich fotografierten, schattig-düsteren Bildern scheint „Goldenes Gift“ ein Film zu sein, der einerseits die Frau als cleverste Person emanzipiert und der archaischen Rollenverteilung bissig ins Gesicht schlägt, andererseits das weibliche Geschlecht und deren manipulative Kraft als Bedrohung zu fürchten scheint. Gegen die auch abgebrühte Ermittler, harte Gangster und eiskalte Killer letztlich keine Chance haben, selbst wenn sie das Spiel kennen.
Neben der hervorragenden Inszenierung, der gut strukturierten Story und dem starken Cast fällt „Goldenes Gift“ besonders durch seine Dialoge auf, die für die damalige Zeit enorm viel Sarkasmus bis hin zu bald rabenschwarzem Zynismus beinhalten. Die schwarze Serie war ja nie für seinen positiv gestimmten Ton berühmt, so giftig wie hier teilweise verbal um sich geschossen wird, ist er dem deutschen Titel schon in doppelter Hinsicht gerecht. [...]
Jetzt ist es passiert: Der Tall Man ist tot. Er ist zu Hause. Gute Reise.
Die Antimaterie zu Michael Hanekes „Liebe“.
Til Schweigers Meister…ähm, wie heißt das noch…Dings halt…Teil, genau…, das gefühlvoll in der schwierigen Grauzone von ernsthafter Themenbehandlung und dem humorvollen Umgang damit eine Punktlandung hinlegt. Punktgenau auf die filmische Tretmine, die jeden guten Vorsatz (das wollen wir ihm mit seiner generell sehr verzerrten Selbstwahrnehmung zumindest lassen) komplett zerbröselt und offenbart, was für ein tollpatschiger Hans Wurst unser kritikfähiger Retter des deutschen Erfolgskino doch ist. Mit einem Selbstbewusstsein, einer Selbstgerechtheit, Wahnsinn. Darf man einem ernsthaften Thema mit Humor begegnen? Klar, der Ton macht die Musik. Schweigers Ton ist eine ekelhafter Mischung aus verharmlosenden Vorführ-Kino und primitivem Tränenzieher, der konsequent alles falsch macht. Selbst die grundsätzlich gute Leistung von Dieter Hallervorden verkommt zur peinlichen Farce, wenn er als tatterig-sympathischer Schlafanzug-Zausel mit Kuscheltier im Arm eine drollige Posse nach der anderen hinlegen muss, was man einfach mal entspannt sehen muss. Alzheimer ist nicht halb so schlimm wie eine untreue, materialistische Kackkuh daheim. So lange keiner ernsthaft verletzt wird, ist doch alles in Butter. Wenn es nur lächerlich wäre, eine Sache. Wenn der Film dann aber noch sehr grenzwertige Gags (Kind kniet vor nacktem Mann im Zugabteil, warum guckt ihr denn so blöd? Und warum besagtes Kind auch noch den Gurkenwitz versteht, was ist denn da zu Hause los?) genauso locker-unbedarft aus der Hüfte schießt wie die Schweiger-typische, penetrante Dauerbeschallung aus der Soft-Pop-Jukebox und dennoch meint, das wäre alles total herzerwärmend und unglaublich ehrlich, da hört der Spaß endgültig auf. Der Regisseur/Autor/Produzent/Darsteller/Cutter und überhaupt Alleskönner wird ja nicht müde zu betonen, dass etliche Menschen ihm begeistert mitteilten, wie real er das Krankheitsbild und ihre persönlichen Erfahrungen damit schildert. Und jetzt mal ganz persönlich aus meiner Perspektive: Mein Opa war auch an Alzheimer erkrankt und ging daran zugrunde. Ich war ungefähr im gleichen Alter wie die immer heitere Emma hier. War irgendwie nicht ganz so witzig. Aber Opa konnte auch nicht bei uns wohnen und ich nicht mit ihm nach Italien abhauen, so herzlos waren wir. Danke Herr Schweiger für diesen Film. Und wenn ich jetzt nie auf eine Ihrer Pressevorführungen kommen darf, das war es wert. Gezeichnet: Ein ahnungsloser Kritiker, der nicht wie Sie die Empathie und ganz nebenbei den modernen, deutschen Film erfunden hat.
P.S.: Auch wenn ich mir aufgrund des Auftretens von Til Schweiger es nicht verkneifen konnte, die Bewertung ist kein reines Schweiger-Bashing, es basiert tatsächlich, einzig und allein auf dem Film. Hätten die Coens ihn so gemacht, gleiches Urteil. Wenn das mal passieren sollte, wird es Zeit für ein anderes Hobby.
0 Punkte. Mit Herz.
Star Wars. Alles davon. Ging selbst als Kind völlig an mir vorbei.
Mehr tot als lebendig schleppt sich ein aus allen Löchern pfeifender und röchelnder Leonardo DiCaprio 2 ½ Stunden durch die Wildnis, angetrieben von übermenschlichen Überlebenswillen, Trauer und dem Drang nach Vergeltung. Das ist eigentlich alles. Wenn man Señor Iñárritu aufgrund der inhaltlichen Schlichtheit kritisieren will, kann man das gerne tun, ist ein Argument. Doch ganz im Gegensatz zu seinem im letzten Jahr überschwänglich gefeierten (guten, aber nicht überragenden) „Birdman“ will „The Revenant“ auch nicht mehr sein als pures, ästhetisches Survival-Kino. Kein falscher Anspruch, reduziert auf das Wesentliche und das in beeindruckender Manier. Ein kinematographischer Kraftakt. Was Emmanuel Lubezki hier für Bilder findet – und zwar nicht gelegentlich, sondern durchgehend – ist der pure Wahnsinn. Die ruhige, trügerische Schönheit wie kaltblütige Grausamkeit der Natur zugleich ist in jedem Frame spürbar, genau wie der Schmerz und das Leid von DiCaprio. Der kriecht wieder Richtung Oscar, kann ihn gerne haben (Prognose: Wird eher nichts), aber aus dem Schatten der vermeintlichen One-Man-Show erhebt sich eine ganz andere Naturgewalt: Tom Hardy. DER hat gute Chancen abzusahnen. Preise sind eh unwichtig, wichtig ist auf’m Platz. Und da ist „The Revenant“ ein Erlebnis. Sicher leicht übertrieben (wollte der Bär nur spielen? Und selbst wenn…mehr als nur „Glück“ gehabt), sicher von der Geschichte keine große Leuchte, dafür in jeder Sekunde einnehmend, intensiv und atemberaubend in Szene gesetzt. Bis zum letzten Messerstich und Knochenbruch. Das ist Kino.
[...] Auf beinah zwei Stunden ausgedehnt bezieht „Red Lights“ sein Interesse ausschließlich mit dem Warten auf diese Antwort. Ist Silva nur ein Meister des brillant vorgetragenen Humbugs oder doch ein übersinnlich begabter Hexer, den man eventuell sogar fürchten muss? Dies wird freilich erst im großen (naja) Finale enthüllt, vergleichbar mit einem „echten“ Zaubertrick. Da wird auch minutenlang zwecks Irritation irgendein Zinnober betrieben, um am Ende mit dem dicken Aha für Applaus zu sorgen. Wenn der Quatsch unterhaltsam ist, warum nicht? Der Weg ist das Ziel, bei „Red Lights“ gibt es nur das Ziel und der Weg dahin ist zäh. Spröde. In die Länge gezogen. Spannungsintensive Zwischenhochs sucht man vergebens bzw. sie sind ganz fauler Budenzauber. Wenn schon wieder eine Scheibe zu Bruch geht oder irgendein technisches Gerät knallend seinen Geist aufgibt wäre das noch nichtmal sonderlich erschreckend, wenn man selbst dabei wäre. Ewig wartet man auf den Geistesblitz, der vielleicht noch die Wende bringen könnte. Dann ist es endlich so weit, die Taube wird aus dem Zylinder gelassen und man denkt sich: Ach so… na und?
Das ist es jetzt? Darauf wurde die ganze Zeit hingearbeitet? Und wieso dann dieses oder jenes? Nicht nur, dass die Pointe unspektakulär verpufft – die Taube kam quasi tot aus dem Zylinder -, es bleiben noch genug Fragen unbeantwortet. Diese lassen sich maximal mit einer unfassbaren Aneinanderreihung von Zufällen und einer nicht tolerierbaren Dummheit gewisser Personen erklären, das kann doch nicht die Absicht gewesen sein. Wegen diesem schalen Hokuspokus hat man jetzt zwei Stunden eine träge und rückwirkend betrachtet sogar extrem lückenhafte Geschichte über sich ergehen lassen? Besten Dank. Es bleibt die traurige Erkenntnis: Wenn Robert De Niro draufsteht, ist die Enttäuschung aktuell meistens vorprogrammiert. Abrakadabra. [...]
In der fernen Zukunft 1997 – wir erinnern uns alle – ist die Erde durch den Fallout eine karge Steppe, Wasser wird aus Menschen gewonnen und wenn jetzt noch einer ein funktionierendes Auto hätte, könnten die BMX-Banden einpacken. „Turbo Kid“ ist eine kostengünstige Liebeserklärung an 80er-Jahre-VHS-Trash mit einigen witzigen Momenten und sagenhaft viel Kunstblut. Wäre der Film wirklich damals gedreht, wir würden sicher auch jetzt erst im Zuge der zahllosen Listenstreichungen in seinen ungeschnittenen Genuss kommen, heute gibt es gleich die blaue Plakette von der FSK, das verstehe wer will. Von daher ist seine Veröffentlichung jetzt ganz passend. Problem: Ihren debilen Charme bezogen die Filme damals (wie heute) aus dem Versuch, mit billigen Methoden großes Kino zu kopieren. „Turbo Kid“ kopiert bewusst die Kopie. Macht Spaß, aber der versehentliche Witz weicht dem Kalkül. Sehr gewollt und in seiner Fun-Splatter-Orgie schon extrem redundant. Unterhaltsam, sympathisch, aber nicht „echt“. Aber mit Michael Ironside und einem Sägeblätter-schießenden Sido. Nice Try.
[...] Ein ganz leichter Hauch von Hitchcock weht durch das bestechend fotografierte Beinah-Kammerspiel, bis der ambivalente Suspense-Nebel (etwas zu schnell) aufbricht und dennoch nicht zwingend an Reiz einbüßt. Die Fronten sind eher geklärt als erwartet (oder erhofft), nun wird „Shrew’s Nest“ zur beengten Variation von „Misery“, mit einer entscheidenden Hauptperson mehr, stetig begleitet von den Geistern und Lügen der Vergangenheit, die genau wie Montse die Wohnung nie verlassen werden. Neben der erstaunlich abgebrühten, stilistisch sicheren Regie überzeugt der Film besonders auf darstellerischer Ebene. [...] Wenn sich „Shrew’s Nest“ etwas vorwerfen lässt (das dafür relativ deutlich), dann das Auslassen seines Potenzials (wobei wir immer noch über ein Spielfilmdebüt reden, das sollte nicht vernachlässigt werden). In diesem Film stecken exzellente Ansätze, wie die für die Plotentwicklung ausschlaggebende Agoraphobie der Protagonistin, die im Gesamtkontext einer äußerst bittere Note beinhaltet und zeitgleich das Szenario ergänzend zuschnürt, stärker begrenzt, aber in Richtung Finale kaum bis gar keine relevante Berücksichtigung mehr findet. Außer für die erklärende Pointe (die ehrlich gesagt auch nur noch semi-überrascht). Von leichten Logikmängeln (die auch nur Erbsenzählern den Spaß mindern dürften) mal abgesehen, „Shrew’s Nest“ holt aus seiner tragisch-traumatischen Prämisse nicht das Optimum raus, verläuft sich in einem leicht konventionellen Finale, versäumt den ganz cleveren Höhepunkt. Trotzdem ist das ein toll inszenierter, bemerkenswerter Film, dem nur die entscheidende Garnierung fehlt. [...]
Wenn die alte Suicide-Crew entweder erwachsen, vernünftig, nicht mehr krankenversichert oder im schlimmsten Fall tot ist (R.I.P. Ryan Dunn), muss eben das schlichte Füllmaterial zwischen den provozierten Knochenbrüchen und Körperausscheidungen die Kohlen aus dem Feuer holen. „Jackass“ war (und ist nostalgisch betrachtet immer noch) mutig-beklopptes Harakiri-Stoner-Zeugs, die dokumentarisch festgehaltene Mutprobe, über die man im besten Fall diskutiert, aber nie ausgeführt hat. Unnötig, aber witzig. „Jackass Presents: Bad Grandpa“ ist nur noch unnötig. Zwischen der langweiligen Version von „Borat“ und einer Weihnachtsfeier-Episode von „Verstehen Sie Spaß“, gewollt auf die Zwölf, aber nicht mal auf die Vier. In der ausgewählten Kurzform war das okay, auf spielfilmlänge gezogen oft armselig, nur selten fetzig und näher dran am Rentnerdasein als beabsichtigt.
[...] Eines muss man Feingeist Mark L. Lester („Phantom-Kommando“) lassen: Bei dem ist immer was los. Beim „Showdown in Little Tokyo“ fliegt mal wieder ordentlich die Kuh. Es empfiehlt sich eine Kühltasche neben der Couch, bei nur knapp 80 Minuten picke-packe-voll mit Action bleibt keine Zeit zum Bierholen. [...] Voll auf Krawall gebürstet, ohne Scheu vor unfreiwilligem Humor und mit stoischer Ignoranz von politischer Korrektheit brennt Mark L. Lester die Hütte nieder. Und sexy ist das auch noch. Die verkrampfte Matratzenakrobatik von Dolph Lundgren und Tia Carrere („Wayne’s World“) dürfte mit die unerotischste Sexszene sein, die man überhaupt jemals auf der Leinwand bestaunen durfte, dafür quillt der homoerotische Subtext wieder aus jeder Ritze. Einen flotten Village-People-Villain wie einst Vernon Wells („Mad Max II – Der Vollstrecker“) in „Phantom-Kommando“ gibt es zwar nicht, aber wenn sich Dolphi endlich mal aus der ollen Lederhaut gepellt hat zieht er sie nie wieder an und erledigt die tätowierten Nacktärsche ausschließlich mit gut eingeöltem, nackten Oberkörper. Das macht auch Arnie in seiner Mini-Badehose ernsthaft Konkurrenz. Zumindest erklärt er der heißen Tia, wie man richtig Leute erschießt, wenn er es ihr schon nicht vernünftig besorgen kann („Wenn die Waffe entsichert ist, ziel in die Richtung wo du jemanden siehst, zieh den Abzug ganz durch und dann sind sie erledigt!“). Ja, die Grammatik der deutschen Synchro ist auch nicht von schlechten Eltern. Wäre auch Perlen vor die Säue. [...]
[...] Die Transsilvanien-Aufnahmen erinnern an ein Homevideo aus dem letzten Schwarzwaldurlaub, niemals musste Dracula in einem derart spartanischen, tristen, kaum als Schloss zu bezeichnenden Gemäuer hausen, die Fledermausattrappen gab es schon zu Lugosis Zeiten und wenn man keine Wölfe hat, nimmt man eben Schäferhunde. Das mögen alles auch budgetbedingte Mängel sein, es ist aber doch die Frage, wie man sich damit arrangiert. Bei HAMMER musste man das auch, ein Terence Fisher („Blut für Dracula“) fing das mit inszenatorischem Geschick, atmosphärischem Gespür und stimmigen Kulissen locker auf. Davon verstand Franco nachweislich wenig. Einziger und gern genutzter Move: Ranzoomen, um den dramatischen Effekt ganz subtil hervorzuheben. Immer und immer wieder. Was für ein Virtuose. Das Scheitern von Franco an dem ambitionierten Vorhaben einer „echten“ Dracula-Verfilmung liegt nicht zwangsläufig am begrenzten Produktionsvolumen, hauptsächlich an ihm selbst. Es wirkt alles schäbig zusammengewürfelt, hurtig runtergedreht und selbst der ach so begeisterte Christopher Lee hat selten unmotivierter gewirkt. [...] Lieber gar keine originalgetreue Buchverfilmung als diese hier. Wenn Christopher Lee für HAMMER im London der 70er Jagd auf Mini-Mädchen machte ist auch das noch um Längen besser als ein krampfhaft auf seine Werktreue pochender Franco-Dracula vom Trödelmarkt mit Stars im Wachkoma und Dauerzoom.
[...] Auf seine prägnanten Spots konzentriert lässt sich der Reiz wie die referenzielle Kraft von „Tanz der toten Seelen“ kaum abstreiten. Orientiert am klassischen, expressionistischen Stummfilm-Horror wie „Das Cabinet des Dr. Caligari“ oder „Nosferatu, eine Symphonie des Grauens“, dabei mit einem für damalige Gepflogenheiten ungewöhnlich surrealen, (alb)traumtänzerischen Selbstbewusstsein und dem Mut am Experiment, das ist schon bemerkenswert. Unabhängig davon funktioniert das Drumherum leider kaum, tangiert viel zu oft die Grenze zum guten Willen und der berühmte Geduldsfaden droht mehrfach zu reißen. Hier treffen offenkundige Defizite auf sichtliche Stärken und schon wird deutlich, womit der Mann sonst sein täglich Brot verdiente. Unglücklich, wenn die Schwachstellen zeitlich klar dominieren. In seinen ausgewählten Sequenzen funktioniert „Tanz der toten Seelen“ auf eine faszinierende, leicht verspielte Art und Weise, wäre faktisch rein runtergebrochen und als rätselhafter Kurzfilm konzipiert sogar hervorragend. Dann lassen sich sogar ganz andere Parallelen ziehen, womöglich könnten auch David Lynch („Lost Highway“) oder M. Night Shyamalan („The Sixth Sense“) diverse Ideen entwendet haben. Im Prinzip hat Shyamalan darauf seine gesamte Karriere begründet…[...] Hinter dem grobschnittigen Laientheater mit seinen Hoppla-Ausrufezeichen schlummert eine reizvolle Geschichte um das Leben nach dem Tod oder irgendwo dazwischen, dem sich Aufbäumen dagegen und eine (zu) späte Aufarbeitung einer Jugend, die ein drastisches Ende nahm. Aber das sind alles Bruchstücke, Splitter, ganz unattraktiv eingepackt und nur die Pointe und Idee vom Witz ist ohne den Rahmen halt nicht der Bringer. [...] Nur Ideen, Ansätze machen eben keinen Film. Zumindest keinen gelungenen. Visionärer Dilettantismus.
[...] Durch seine exzellente Bildsprache, sein Gefühl für filmische Atmosphäre hat Lang das Publikum schnell am Haken, ähnlich flott wird der Plot vorangetrieben. Doch bereits jetzt wird ersichtlich, dass diesem Vorantreiben einiges untergeordnet werden muss, die Glaubwürdigkeit bleibt einige Male heftig auf der Strecke. Warum sich Neale wegen einer Torte (!, denn mehr ist sie bis dato für ihn nicht) in Lebensgefahr begibt, unter direkten Feuerwaffenbeschuss und Bombardierung aus der Luft, das lässt sich auch mit gutem Willen nicht erklären. Solche Aussetzer sind nicht unbedingt die Seltenheit (besagte Torte ist zudem sehr robust gebacken, wie man später sieht), dem Unterhaltungswert schadet dies aber eher sekundär. Bedauerlicher ist da schon der schleichende Stimmungswechsel zum Finale hin, bei dem Lang wohl einen gewissen (Studio)Konsens gerecht werden musste.
„Ministerium der Angst“ bietet idealen Nährboden für einen unbestrittenen Klassiker der schwarzen Serie. Er hat seinen fähigen Regisseur, er hat seine spannende Geschichte, er hat dieses erstklassige Setting eines von stetigen Luftangriffen bedrohten Londons, dass neben der offensichtlichen Gefahr aus der Luft nebenbei und unbemerkt am Boden, von innen unterwandert wird, die deutlich größere Bedrohung. Das versteht der Film nicht konsequent genug zu nutzen bzw. bedient irgendwann zu sehr bequeme Sehgewohnheiten. Da wird sich sofort unsterblich verliebt, die böse Keimzelle plötzlich sehr schnell, restlos ausgebrannt und am Ende ist alles in Butter. Fritz Lang gelingt ein handwerklich grundsätzlich hervorragender und immer noch sehr sehenswerter Krimi, ein gut gealtertes Stück Filmgeschichte, das jedoch weit weg von einem Meisterwerk ist. [...]
Stilvoll vernebeltes Dope noir über vermisste Baulöwen, angebliche Entführungen, Mord, Heroin, arische Brüder, untote Surf-Saxophonisten, Spitzel, Nixon, Verschwörungen, Zahnarzt-Syndikate, das Sterben der Hippiekultur und weiß der Kuckuck noch alles, spielt auch eher einer untergeordnete Rolle. Die Lebowski-Version von Chinatown...am Strand. Ein Sammelbecken skurriler Gestalten, die alle irgendwie miteinander, gegeneinander, über und unter einer Decke stecken oder auch nicht, ist auch echt schwierig mit dem ganzen Shit im Kopp. Que so scheiß será, será, das 1000 Teile-Puzzle von Paul Thomas Anderson, ausgeliefert mit nur 600, natürliche Mängel halt. Egal, das Bild erkennt man trotzdem und es sieht echt prima aus, wird eingerahmt. Was eine selbstbewusste Nummer, so locker, so relaxed und so verdammt nochmal unterhaltsam. Starkino, das sich einen Dreck um Erwartungshaltungen, kommerziellen Erfolg und anvisiertes Kritikerlob schert, einfach sein Ding durchzieht, ganz wunderbar.
[...] Weder in inhaltlicher Tiefe noch in seinem verruchten Ambiente kann „Die Farbe des Geldes“ seinem Vorläufer das Wasser reichen und dennoch darf Martin Scorsese sein Werk als gelungen betrachten. Als konsequente, nachvollziehbare Weiterentwicklung der Figur Eddie Felson funktioniert sein Film einwandfrei. Wie sehr ihm das Original am Herzen liegt, ist jederzeit spürbar, wie sehr sich Gedanken darüber gemacht wurde, was mit dem schnellen Eddie in diesem Vierteljahrhundert geschehen ist, was ihn nun wieder aus dem Ruhestand locken könnte und wie er sich als alter Hai fast die dritten Zähne an einer neuen Generation ausbeißt. Wie schon „Haie der Großstadt“ ist dies kein reiner Film über Billard bzw. Pool, das Spiel an sich, er befasst sich mit dem Altern. Mit der anfänglichen Resignation vor ihm, dem schrittweisen Abfinden mit ihm und dem Weg zurück dorthin, was einen Zeit seines Lebens angetrieben hat. Früher war es nicht nur Geld, es war das Bestreben der Beste zu sein. Jahrelang stand das Geld an erster Stelle, der sportliche Ehrgeiz dem hinten an. Nun geht es nicht mehr um das Abzocken. Man will sich auf die alten Tage wieder beweisen, nicht nur die leicht belächelte Legende alter Geschichten sein. [...] Um alles kreist die (erneut) famose Kamera von Michael Ballhaus, fängt die Dynamik des Spiels mitreißend ein, folgt den Kugeln bis in die Löcher und lässt die Gesichter der Protagonisten sich in ihnen spiegeln. Scorsese schafft keinen neuen Klassiker, aber er zeigt sich respektvoll gegenüber einem. Und weiß genau, wann er seinen Film zu beenden hat. Denn wichtig ist nicht, wer dieses oder jenes Spiel gewinnt, wichtig ist nur eins: Er ist wieder da. [...]
In glasklaren Bildern voller schauderhafter Kälte, unterlegt von einschnürenden Tonmontagen unterwandert „Ich seh, ich seh“ die Geborgenheit einer Familie, die schon lange zerbrochen ist, bevor die fatalen Konsequenzen ihren niederstreckenden Höhepunkt erreichen. Mit beeindruckender Intensität bohrt sich der Film tief in kindliche Ängst, reißt klaffende Gräben durch Strukturen die unerschütterlich sein sollten, kreiert großes Unbehagen und weiß dadurch enorm zu fesseln. Das der aufmerksame Zuschauer eigentlich viel zu früh im Bilde ist, soll gar kein Kritikpunkt sein, dafür ist der Film zu wenig auf seine Pointe fokussiert, bezieht sogar noch mehr Grausamkeit eben durch die Gewissheit. Nur das Austauschen seiner erst so elegant aufgebauten Subtilität gegen eine sehr plakative Radikalität hätte nicht sein müssen, was den Kloß im Hals nicht unbedingt kleiner macht. Kein Film für die ganze Familie und das selten Erlebnis, das aus dem deutschsprachigen Raum auch mal heftiger Suspense kommen kann. Natürlich aus Österreich, denn wir haben damit ja traditionell nichts am Hut.
Ein Emmerich wie er im Buche steht. Die Exposition ist so grässlich, mit dieser Achtung-salutieren-Musik, diesen Abziehfiguren, und dieses neunmalkluge Kackkind erst, igitt. Man weiß sofort, was und wie da alles ablaufen wird. Am Anfang wird Channing von seiner Tochter noch John genannt, aber am Ende ist er natürlich wieder Dad und bekommt auch seine heiß ersehnte Umarmung. Selbst die "überraschenden" Verräter sind so glasklar...weil es in Filmen dieser Art IMMER so ist. Aber ganz ehrlich: Wenn man das durchgestanden hat und Channing McClane Jamie Obama endlich den Arsch retten darf, geht da gut was ab. Emmerich hat schon schlimmeren Mist gemacht und für den hohlen Zahn geht der mal. Allein die Verfolgungsjagd im Vorgarten ist schon viel besser als manche Emmerichfilme insgesamt.
[...] Dieser Film lässt sich fühlen, anfassen, beinah riechen. Intensiv schildert Rossen die schwüle Atmosphäre verrauchter Spielhallen, der Geruch von Schweiß, Adrenalin und Bourbon liegt in der Luft, exzellent eigefangen durch die Oscar-prämierte Kamera von Eugen Schüfftan. Besonders das Aufeinandertreffen von Newman und Gleason gleicht beinahe einem Western, nur dass sie statt des Colts mit dem Queue bewaffnet sind. „Haie der Großstadt“ nutzt das fiebrige Duell am grünen Tisch als aufregende Highlights, die eigentliche Geschichte spielt sich an anderen Orten ab. Gewinner und Verlierer, Haie und Goldfische definieren sich nicht über den Moment des perfekten Stoßes. Sie definieren sich über den Charakter bzw. die Skrupellosigkeit, die Schwächen der Gegner zu erkennen und gnadenlos auszunutzen. Sie auszusaugen bis sie nichts mehr hergeben und dann zu begraben. Für Eddie ist das Queue wie eine dreckige Nadel, für Sarah ist es die Flasche, beide haben den Abgrund gesehen und sind durcheinander wieder auf einem guten Weg. Bis einer wieder dem Rausch verfällt, wieder den falschen Leuten auf den Leim geht, wieder wie eine Marionette am Faden hängt und sein Talent nur dazu verschwendet, den eigentlichen Hai zu füttern. Dabei könnte er wirklich der Beste sein, ist es rein technisch wahrscheinlich auch, nur begreift er einfach nicht, wie der Hase läuft und warum er es nie sein kann. [...]
[...] Besonders die angestrebte Mischung aus Drama und waschechtem Genrefilm geht nur bedingt auf, bleibt eher in seinem Vorhaben und Anrissen stecken.
Ein Film über das Altern, die letzte Aufgabe in einem eigentlich schon (unbefriedigend) abgeschlossenen Leben, das Aufbäumen gegen die Nutzlosigkeit. Über eine zerrüttete Vater-Sohn-Beziehung, die endgültig zu zerbrechen scheint und natürlich über Werwölfe. Ordentlich was drin, dafür zu wenig dran. Der emotionale, zwischenmenschliche Teil der Handlung wird recht grob und kaum ausgereift abgehandelt, nimmt dennoch recht viel Zeit in Anspruch. Der reine Creature-Part könnte allerdings als gelungen betrachtet werden…wenn denn die Masken besser wären. Kurios: Die einzige, ausführliche Verwandlungsszene sieht gar nicht schlecht aus, erinnert leicht an den Klassiker „American Werwolf“, im Gegenzug sind die „fertigen“ Wölfe einfach nur Typen in recht lächerlichen Kostümen, die eher wie tollwütige Rieseneichhörnchen aussehen. Man sollte nicht zu streng mit Filmen dieser Preisklasse sein, sonst verkauft sich „Late Phases“ ja auch anständig, und es ist immer noch angenehmer als zweitklassiges CGI, immerhin haptisch und mit sichtlicher Hingabe gemacht. Vielleicht wäre es schlauer gewesen, mehr mit Schatten, Dunkelheit und nur partiellen Aufnahmen der Ungeheuer zu arbeiten, das hat selbst noch günstigere B-Filme schon vor Jahrzehnten besser aussehen lassen. Letztlich ist das nur ein Detail, das Hauptproblem liegt deutlich in der wenig effektiven Ausnutzung des vorhandenen (und angestrebten) Potenzials, denn DANN wäre „Late Phases“ bestimmt ein echter Geheimtipp. So ist er immer noch ganz nett anzusehen, den berühmten, zaghaften Blick mal wert, ohne direkt in Jubelschreie auszubrechen.