JackoXL - Kommentare
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Alle Kommentare von JackoXL
[...] Nicht nur ein Genre-Crossover, den reizvollen Gewissenskonflikt gibt es gleich obendrauf. Daraus ließe sich eine echte Hausnummer zusammensetzen, woran Marchent in letzter Konsequenz sichtlich scheitert, wenn auch nicht kolossal. Vielleicht etwas überfordert mit dieser spannenden Prämisse, die aber in erster Linie vom Script nur tangiert wird. Es gibt einfach zu viele halbfertige Baustellen, die den Sprung nach oben vermeiden.
Die grundsätzliche Inszenierung von Marchent wirkt bemüht, ist jedoch kaum mehr als mittelprächtig. Da fehlt es wie der nicht ausgereizten Idee an entsprechendem Geschick und Handwerkskunst. Schon solide Arbeit im Rahmen der Möglichkeiten, keinesfalls mehr. Eine große Diskrepanz herrscht zwischen den beiden Hauptdarstellern: Während der Held Anthony Steffen sich monoton und hölzern durch die Gegend langweilt, weiß Antagonist Peter Lee Lawrence – der manchmal gar an den jungen Helmut Berger erinnert- seine Rolle besser zu interpretieren, als sie ihm vorgelegt wird bzw. das mitunter herauszuholen, was sie im Ansatz in sich birgt. Es sind diese Momentaufnahmen, die immer wieder verdeutlichen, was Garringo – Der Henker zu bieten hätte, wenn da die richtigen Leute am Hebel gewesen wären. Für den üblichen 08/15-Spaghetti teilweise zu gut und ambitioniert, für deutlich mehr im Resultat leider nicht fähig. [...]
[...] Ein Film aus der Retorte, von vorne bis hinten. Mit fast schon penetranten Schauwerten vollgedröhnt, die in ihrer Oberflächlichkeit bald hässlich erscheinen. Die natürlich traumhafte Bahamas-Kulisse wird einem mit künstlicher Bild-Manipulation noch schöner und gefilterter unter die Nase gerieben, dass grenzt schon fast an CGI-Kulissen. Zu perfekt um wahr zu sein; um es genießen zu können. [...] Der im Schlussspurt gezwungen auf clever getrimmte, trotzdem immer vorhersehbare, müde Plot soll durch seine lockere Gangart und besonders die absurde Bromance zwischen Jäger und Gejagtem den niemals vorhandenen Ernst durch gute Laune ersetzen, was in primitiven Gags auf Dr. Sommer-Niveau verkloppt wird. Zwei Männer befummeln sich ausversehen und werden zusammen im Bett erwischt, ein echter Brüller in der sechsten Klasse. Wenn die Darsteller nicht mit so beneidenswerten Drehorten gesegnet wären, aus irgendeinem Grund trotzdem noch eine gewisse Spielfreude an den Tag legen würden und dafür sicher gutes Geld kassiert haben, sie könnten einem fast leidtun. Aber offensichtlich hatten sie Spaß, einen Sonnenstich, die Strandbar-Flatrate, die großen Ambitionen gleich zuhause gelassen oder eine gute Kombination aus allem. Mit dieser zwingend nötigen Laissez-faire- Einstellung sollte auch der Zuschauer an die Sache rangehen, dann rutscht dieses schon mehrfach gelutschte Heist-Bonbon mit Karibik-Geschmack mit erheblichen Problem noch durch. Wenn es sein muss. [...]
[...] Ab zur Polizei, dann nach Hause, den Rest sollen die Profis regeln. Schnell, sicher, realistisch. Davon hält der Film nicht viel und man mag es auch noch grob akzeptieren, schließlich muss die Grundidee ja auf den Weg gebracht werden. Die daraus resultierende Schnitzeljagd mit einem wütenden Opfer und dem ewig winselnden (erstaunlich, dürfte nach diversen Schlägen an die Murmel mit handfesten Materialien normalerweise kaum noch zu sinnvollen Zwei-Wort-Sätzen in der Lage sein) Zoowärter leidet leider an notorischer Ideenarmut und überbrückt die Kreativitäts- und Spannungsflaute mit expliziten Gewaltspitzen, die man bei der Grundprämisse durchaus auch erwarten kann. Alles noch im (inzwischen normalen) FSK: 18-Rahmen. Weder von dem theoretisch deftigen Hintergrund noch dem Gezeigten kann sich „Rache – Bound to Vengeance“ vom Durchschnitt abheben, kann am ehesten durch eine grundsolide Inszenierung marginal Punkte sammeln. Das ist es dann auch. Umso dürftiger fällt die auf nicht mal 80 Minuten runterreduzierte Handlung auf, die zwar logischerweise echt Hänger vermeidet, aber realistisch betrachtet auch kaum mehr bieten könnte.
Dafür passiert hier einfach nichts, was besonders auffällig oder gar positiv zu vermerken wäre. Das als große Überraschung aufgebaute Ende sorgt nicht mal ausversehen für ein Raunen, der Weg dahin ist unnötig steinig und völlig belanglos, selbst verstörend ist der auf hart und erbarmungslos getrimmte Film nicht die Spur. Fließbandware. Nicht so schlecht, dass man ihn in Anbetracht des ungefilterten Output der endlosen Genre-Weiten richtig niedermachen müsste, selbst für richtiges Skandal- oder mindestens Diskussionspotenzial fehlt jede Grundlage. [...]
[...] Die neuen, meist langweiligen und nur noch vom Namen zehrenden HAMMER-Studios sind angekommen im urbanen Wohnblock-Thriller und damit eigentlich auch schon viel zu spät. [...] Im gleichen Jahr erschien übrigens mit dem zumindest grob vergleichbaren, spanischen Knaller Sleep Tight ein echtes Schwergewicht des Genres, dem es gelang einer oft erzählten Geschichte individuelle Facetten abzugewinnen und darüber hinaus einfach ein perfider, bitter-böser Spannungs-Berserker war. All das geht The Resident deutlich ab. Zumindest ist der Film nicht so blauäugig sich auf ein Whodunnit-Prinzip zu stützen, denn selbst vor der bereits nach einer guten halben Stunde vorweggenommenen Auflösung und dem somit einhergehenden (leichten) Perspektiv-Wechsel besteht an der vermeidlichen „Überraschung“ nicht der geringste Zweifel. Egal, jetzt könnte man eventuell Punkte sammeln, was nur am Rande der ganz hübschen Präsentation – eingefangen in einigen schönen Fotografien – und den immerhin bemühten Darstellern gelingen mag. Immer noch extrem vorhersehbare Abläufe, dürftige Charakter-Profile und eine massive Anhäufung von Klischees drängen die positiven Teilaspekte komplett in den Hintergrund. Übrig bleibt eine müde Resteverwertung, die kaum jemanden hinter dem Ofen vorlocken dürfte und den großen Christopher Lee in einer eher bedeutungslosen Nebenrolle zum HAMMER-Maskottchen degradiert. Aber in dem bereits damals biblischen Alter sei ihm jede Rolle und die dazugehörige Gage von ganzem Herzen gegönnt. [...]
[...] Der Clou ist ähnlich gewieft und ausgepufft im flächendeckenden Vermeiden von ernsthaften Kritikpunkten und Antipathien wie seine Figuren in ihren Schwindeleien. [...] Es fällt wahrlich schwer, diese smarte, lässig geklimmperte Gauner-Posse nicht mögen zu können. Erstklassig präsentierter und vorgetragener Mainstream. Detailversessen, bestechend besetzt und von hohem Unterhaltungswert. Das Skript aufgebaut wie der dargestellte Schwindel selbst: In einzelne Akte unterteilt, mit guten Einfällen und immer wieder auftauchenden Hindernissen versehen, die mit einem verschmitzten Lächeln spielend übersprungen werden, auch wenn es erst nicht den Eindruck erwecken soll. Das gehört zum Abrakadabra-Flair, das hier bewusst ausgereizt wird. Eigentlich glaubt niemand, dass da was schief laufen könnte – auch wenn die Aufgabe schier unmöglich scheint -, aber man lässt es den Zuschauer gerne für möglich halten. Das funktioniert, wenn man mitspielen will. Und am Ende weiß man trotzdem, dass alle Sorge umsonst war. Denn das ist nur eine enorm effektive Show. Quasi höchst professionelle Augenwischerei. Die Geschichte macht Spaß, ist für seinen gewollten Effekt richtig schlau strukturiert und das positive Gegenbeispiel für das, was bei modernen, ähnliche gelagerten (und eindeutig von ihm inspirierten) Filmen oft in die Hose geht. Weil sie nur auf eine bräsigen Hoppala-Twist hinarbeiten und hinterher so tun, als wäre das ein brillanter Masterplan. Der Clou verfährt grob nach gleichem Muster, mit entscheidenden Unterschieden: Man kann tatsächlich und vor allem man will ihm das alles abnehmen. Theoretisch machbar, praktisch glücklich, was soll’s? [...]
Beruhigend zu sehen, dass selbst (sollte man annehmen) alterweise Vampire sich mit denselben Männer-WG-Problemen auseinandersetzen müssen. Alle schlafen bis in die Puppen, keiner hält sich an den mal optimistisch ausgehängten Haushaltsplan, erst recht nicht an den Abwasch. Wenn was Frisches zu Futtern im Haus ist, wird wie die Geier darüber hergefallen, außer über die blöden Nudeldosen. Die sind für die Gäste da. Lockerer, kreativer Mockumentary-Spaß, der sein Stilmittel natürlich auch zur Kostenminimierung nutzt, was dafür aber sympathisch und dementsprechend clever angepasst wird. Wenn leicht angeödete Untote in die Kamera aus dem Nähsärgchen über ihre bewegte Vergangenheit und gar nicht mal so spannenden Alltag plaudern, kommt das geschmeidig rüber. Nicht jeder Gag sitzt zwingend, aber wann ist das schon der Fall? Oft genug mit mindestens netten bis sehr smarten Einfällen versehen und endlich mal aufklärend, was für Vorurteile zwischen Vampiren und Werwölfen nicht gerechtfertigt sind. Sie laufen zwar Stöckchen hinterher, aber pinkeln nicht automatisch in die Bude. Charmant, kurzweilig, wird herein gebeten. 7 von 10 Knospenpflückern
Australische Low-Budget Zombie-Ware, die anfangs schnell, hart aber klapperig vor sich hin humpelt und danach sichtlich, aber auch nur bedingt die Kurve bekommt. Für seine Verhältnisse sieht das gut aus (das CGI-Gesplatter ausgenommen), hat Witz und Drive, kann sich aber nur gering über den Durchschnitt abheben. Wirkt ambitioniert und nicht untalentiert, mehr als nettes, teilweise sympathisches Genre-Futter ist das niemals, auch weil einige Ideen mal gar keinen Sinn machen. Immerhin, gibt Schlimmeres. 5,5 von 10 alternativen Brennstoffe.
Weltklasse-Schauspieler und Vorzeige-Athlet „Rowdy“ Roddy Piper als Sam Hell hat nach dem atomaren Super-Gau die einzig scharfe Kanone im Schritt, die zwecks Amnestie zum Eigentum der provisorischen Regierung erklärt und versiegelt wird. Die wertvolle Munition darf nicht an die geilen, aber unfruchtbaren Trullas im Fallout-Land verpulvert werden, selbst wenn die sich teilweise anbieten wie Freibier. Auch und besonders die Olle mit der doofen Brille und den hochgesteckten Haaren, die erst dann plötzlich scharf wird, wenn sie beides beseitigt. Da schau her, geht doch. Leider kann erst rumgemacht werden, wenn aus dem verstrahlten Frogtown-Grenzgebiet der bewusst passive und zur Besamung freigegebene Harem des Froschkönigs befreit wird. Klingt doof, ist es auch und sieht noch viel billiger aus. Debile, manchmal extrem frauenfeindliche Grabbeltischware der wilden 80er, trotzdem (und auch deshalb) teilweise sehr unterhaltsam, weil das hier niemand mit dem (un)gebührenden Ernst betrachtet. Endzeit-Müll ohne echte Kulissen, lachhaften Masken, einem ironisch-schäbig verkauften Gendermodell und Hot Rod, der kein Kaugummi kaut, dafür Fröschen Blei in den Arsch bläst. Zu blöd, um das nicht insgeheim ein Wenig gut zu finden. 5 rosa Bumsmobile.
[...] Hat nichts wirklich Relevantes zu erzählen aber könnte trotzdem noch dick auftischen, selbst dabei bleibt beim jüngsten Bourne die Küche verwunderlich kalt. Lieber wird die schon bekannte Brühe uninspiriert, lieblos wieder aufgewärmt. Inhaltlich tritt dieser kurze Ausflug durch zeitlich-aktuell angehauchte, dennoch komplett banale Stationen. Vielleicht weiß in 30 Jahren niemand mehr, warum die Griechen so wütend sind. Der Film erklärt es nicht und nutzt es nur als blanke Staffage, die als Kulisse keinen Wert besitzt, austauschbar ist. [...] Ein netter Opener, ein ziemlich sattes Las-Vegas-Destruction-Derby, that’s it. In dem gefühlt unendlichen Mittelpart passiert gerade so viel, das nicht von Arbeitsverweigerung gesprochen werden kann. Mit mehr solcher Eye-Catcher und Adrenalin-Pusher könnte auch die läppische, uninteressante Resteverwertung vielleicht über den Schnitt gedrückt werden, aber das hier Gebotene ist nur die minimale Ausbeute seiner Möglichkeiten und hinterlässt mit dem verärgerten Eindruck, dass es bis auf den wirtschaftlichen Faktor keine Gründe für die Rückkehr einer eigentlich interessanten, ambivalenten Figur gab. [...]
Unglückliche Bausteinkiste. Reichlich popkulturelle Anspielungen (keiner mag Green Lantern) und eine löbliche Botschaft mit einem recht kreativen Pointe leider total an bzw. zwischen den Zielgruppen vorbei gebastelt. Die Kleinen können unmöglich die zahlreichen Gags am Rande als solche komplett wahrnehmen, werden zugeballert mit hektischem Tohuwabohu, kullern hinterher völlig überfordert und aufgekratzt aus dem Film, ohne eine echte Chance die nur oberflächlich-vorgegaukelte Message aufzunehmen. Vordergründig ist das nur ein riesiger Werbespot für den unendlichen LEGO-Warenkorb, kack-dreistes Product Placement. Mal witzig, oft sehr hektisch, meistens emotionslos und trotz brauchbarer Ansätze überwiegt der bedenkliche Nachgeschmack, dass hier nur auf listige Weise sich die Geschenke selbst unter den Weihnachtsbaum gelegt werden. Das merken bestimmt auch die teilweise amüsierten wie genervten Eltern, aber was sollen sie jetzt noch machen? Selbst schuld, lukrativer kann kostenpflichtige Werbung kaum noch sein. Die guten Momente bleiben Randerscheinung, vergraben unter dem Schein aus Plastik. Hat was, aber zerbröselt sich selbst durch unangenehmen Selbstzweck.
[...] Gut möglich, dass es der gute Sergio (rein spekulativ) selbst als eine Schnittstelle zwischen seinen Schaffensperioden interpretierte. Später eher mit leichterer Kost beschäftigt (darunter diverse Terence Hill-Filme), nicht mehr so verbissen und unglaublich vernichtend. Lasst uns töten, Companeros verbindet Elemente aller seiner Werke. Zitiert sich fleißig selbst (neben den deutlichen Mercenario-Anleihen dürfen auch eine markante Sarg-Szene und massives MG-Feuer Erinnerungen wecken), den bisherigen Italo-Western allgemein (an der Stelle müssen zwingend Der Gehetzte der Sierra Madre und erneut Töte Amigo genannt werden) und greift gar seiner Zeit voraus. Fast jedes Action-Buddy-Movie und auch der erst drei Jahre später erschienene Mein Name ist Nobody ernähren sich im Gegenzug von dieser Vorlage. Sogar Großmeister Ennio Morricone lässt sich von dem locker aus der Hüfte geballerten Flair anstecken und zaubert einen dazu passenden, schmissig-lässigen Score aus dem Sombrero. Nicht episch, doch das ist auch der Film zu keiner Zeit und will/soll er bestimmt niemals sein. Hier ist einfach dauernd was los. Es darf gewitzelt, böse gefoltert, verreckt und trotzdem augenzwinkernd einige zeitgenössische Seitenhiebe auf ausbeutende Staats- und Politikgebaren verteilt werden, mit hohem Tempo, massiver Action und spielfreudigen Stars.
Die deutsche Synchro im Rainer Brandt-Gute-Laune-Modus schlägt vielleicht etwas zu aufdringlich in die eh schon markierte Kerbe, richtet aber keinen deutlichen Schaden an, übertreibt es auch nicht. Lasst uns töten, Companeros findet in seiner generell gewagten Mischung aus Humor, hintergründigem Spott und trotzdem noch bösen Spaghetti-Motiven irgendwie seinen Weg. [...]
[...] Zu offensichtlich erscheint es, dass sich unter dem engelsgleichen Gesicht der neuen Cousine Rachel (Olivia de Havilland; Robin Hood, König der Vagabunden) eine abgebrühte Man-Eaterin verbirgt. Eine schwarze Witwe, der schon wieder ein gutmütiger, reicher Trottel ins Netz geht, der nicht auf alle gutgemeinten (und für Außenstehende nur logische) Warnungen hören will. Das verkauft Meine Cousine Rachel so selbstverständlich, dass der Zuschauer früh mit seiner eigenen Erwartungshaltung getäuscht wird. Eigentlich schleichen sich erst im letzten Drittel plötzlich doch Zweifel ein, ob nicht vielleicht doch alles ganz anders sein könnte. Selbst einige als altmodisch-kitschig eingestufte Szenen („Nur Narren benutzten in so einer Nacht die Treppe. Verliebte klettern über die Mauer.“) dienen in dem Zusammenhang als unverzichtbares Stimmungs-Puzzleteil, mit dem Regisseur Henry Koster (Mein Freund Harvey; eigentlich Herman Kosterlitz, gebürtiger Berliner) geduldig und äußerst überlegt seinen Suspense-Anteil zusammensetzt, um ihn im Schlussspurt umso wirkungsvoller auszuleben. Geschickt ausgependelt, nicht dem Druck unterliegend, immer Hochspannung generieren zu müssen. [...] Ansatzweise spukt der Geist von Rebecca auch durch diese Daphne du Murier-Verfilmungen, wenn natürlich nicht so bestechend wie bei Hitchcock. Die Geschichte ist nicht ganz so komplex, dafür angenehm klug vorgetragen, formell erstklassig inszeniert und stark gespielt. [...]
[...] Peter Weir erschafft eine sonderbare, enorm sarkastische Kleinstadt-Groteske. Mit Anleihen beim Horror-, Science Fiction- und sogar Sandalenfilm (herrliche Szene, wenn sich mit einem Auto mittels Schild und Speer duelliert wird), dazu ein gesalzene Prise Spaghetti-Western. Und dennoch: Es tangiert trotz dieser Absurditäten nie ernsthaft das Genre des (generell schwierig kategorisierbaren) Trash-Films. Dieses besondere Exemplar ist viel zu klug, zu hintergründig und niemals auf billige Effekthascherei ausgelegt, besitzt erstaunlich großes satirisches Potenzial und mehr Anspruch, als man ihm auf den ersten Blick zugestehen mag.
[...] Autos (und deren „Inhalt“) – das Einzige, was in Paris noch ein Bindeglied zur Außenwelt darstellt -, sind nicht nur Grundlage des gesamten, obskuren Arbeitsmarkt, sie sind gleichzeitig die gefürchteten Monster der Moderne. Sie ermöglichen ein Entkommen und sind Werkzeuge der „undankbaren“ Jugend, die sich (verständlich) nicht mit diesem linientreuen, blinden Opportunismus identifizieren will. Hinter seinem bizarren Auftreten ist Die Autos, die Paris auffraßen eine sehr giftige, überlegte Gesellschafts-Parabel, die den angeblich hungrigen KFZs nur angedeutet eine eigene Identität gibt. Sie bellen (bzw. knurren), aber beißen nicht. Sie sind leblose Gegenstände, werden gesteuert, jederzeit und nie auch nur mit dem Zweifel aufkommend, dass es nicht so sein könnte. Damit wären wir bei der zweiten Irritation beim Filmtitel. Nicht Autos fressen das kleine, kümmerliche Paris auf, sie sind nur eine sichtbare Metapher für schrägen, aber erschreckend ehrlichen, sozialen Kannibalismus. [...]
[...] Der Film ist wenig interessiert an Sigmund Freud selbst, gibt nur das Nötigste und für die Handlung Relevante von ihm grob preis, erlaubt sich auch da künstlerische Freiheiten. [...] Übrig davon bleibt ein Art Best-Of von Freud’s Schaffen, komprimiert als Extrem-Paradebeispiel in der Behandlung einer jungen Frau (Susannah York, Ein Mann zu jeder Jahreszeit). [...] Nach dem üblichen Biopic-Einstieg verstaubt man nicht im reinen Abklappern von Stationspunkten – was einige Vertreter des Genres manchmal zäh gestaltet -, sondern verarbeitet den Hintergrund zu einem kleinen Psycho-Puzzle mit leichten Krimi-Flair, bei dem Huston seine Erfahrung mit dem Film Noir (Die Spur des Falken) sichtlich zugutekommt. [...] Gleichzeitig leidet darunter der seriöse Anspruch, wenn zu Gunsten von Erzählfluss und allgemeintauglicher Transparenz ein komplexes Thema sehr vereinfacht und auf einen überkonstruierten Einzelfall komplett runtergebrochen wird, um möglichst viel unter einen Hut zu bekommen. [...] Freud hinterlässt mit gemischten Gefühlen und ist unmittelbar an die an ihn gestellte Erwartungshaltung gekoppelt. Als filmische Biographie eines spannenden Menschen irrelevant und ein Fehlschlag. Aber offensichtlich war das nie das Anliegen. Als schnell verständlicher, grober Erklärungs-Grundkurs für einen Teil seiner Arbeit durchaus gelungen, da er die Materie mit den Mitteln eines angedeuteten Thrillers interessant (wenn auch leicht unter Wert) verkauft.
[...] Bava orientiert sich sichtlich an dem relevanten, prägenden Kino seiner Generation. Oft würde sein Film auch ohne Ton funktionieren, erscheint stilistisch stark angelehnt am auf Optik, Setdesign und Beleuchtung fokussierten Stummfilm-Horror der 20er Jahre. Gleichzeitig mit dem Input des vertonten 30er Jahre Horror aus dem Hause UNIVERSAL, dem exquisiten Licht- und Schattenspiel des Film Noir der 40er und dazu das damals ganz aktuelle Material, wie von den gerade aufblühenden HAMMER-Studios. Kurz gesagt: Die Stunde, wenn Dracula kommt verwendet bewusst Elemente der Vergangenheit und Gegenwart, um sie auf seine eigene Art neu und erstaunlich frisch zu interpretieren. Von einem (nicht wirklichen) Regie-Neuling, der aus der Not eine Tugend macht und noch ohne die Kraft der Farbe (bestechend schön zu bewundern in seine späteren Werken) mit akribischen Einstellungen, Lichtgebungen und atmosphärischen Spielerein einen erzählerisch nicht berauschenden, aber inszenatorisch bärenstarken Gothic-Horror-Kraftprotz aus dem Hut zaubert. Klassisch, dennoch irgendwie anders. Schwächen gekonnt überspielend, zur Nebensache verkümmern lassen. Einfach so. Weil er es kann. Und wer kann das schon?
Für manche bestimmt nur ein weiterer Horrorfilm von Vorgestern, für Genießer ein Horrorfilm von Vorgestern in zeitlos-schöner Umsetzung. Mario Bava hat sich danach noch sichtlich gesteigert, aber was er hier aus den vorhandenen Möglichkeiten macht, ist bereits ein kleines Meisterstück. In seiner Fehlerhaftigkeit und trotzdem bedingungslosen Hingabe ein wunderschönes Relikt und ein Klassiker der zweiten Reihe. [...]
[...] (Damals) Noch aktuell, aber nicht zu brisant und auf seine durchaus sarkastisch implizierte Weise eine kleine Form der Abrechnung mit der McCarthy-Ära, verpackt in einen manchmal (besonders gen Ende) packenden Spannungsfilm, der auf den Weg dahin leider oftmals ungelenke Purzellbäume schlägt, einen gelegentlich etwas irritiert und unfreiwillig belustigt bzw. verwundert im Regen stehen lässt. [...] Einige Dialoge wirken arg gestelzt, fast albern sinnentleert aufgebläht und manche Szenen entbehren nicht einer gewissen Form von Galgenhumor. Highlights: Die schäbige, erschreckend mies vorgetragene „Martial-Arts-Szene“ zwischen Frankie und Henry Silva (Megaforce; als Asiate natürlich prima und ganz Klischee-befreit besetzt), die an Slapstick grenzt oder eine schrullige Rückblende mit Laurence Harvey, die einer Parodie gleichkommt. Ohnehin werden Romanzen hier sehr schnell zum heiratsfähigen Paket geschnürt, über die Rolle von Janet Leigh (Psycho) kann man generell nur den Kopf schütteln. Klingt übel, aber Botschafter der Angst driftete so eher in den Bereich des unfreiwilligen Edel-Trashs ab. Zwischen Big-Budget-Pulp und doch noch effektivem Thriller, gerade da ihm ein satirischer und bissiger Subtext jederzeit anzumerken ist. Was hier manche Passagen und die großen Stars drohen zu vergeigen, rettet mit nicht geringem Anteil die fantastische Angela Lansbury (Tod auf dem Nil), die man in dem Part des Welpen-fressenden Muttertiers selten diabolischer, eiskalter und präsenter gesehen hat. Und wenn der Film seine Stärken, seinen reflektierten und zynischen Unterton in der Vordergrund schiebt, kann man ihm kaum seine Klasse aberkennen. Wie man kaum leugnen kann, dass er diese nicht konstant verwirklichen kann. [...]
[...] Schön ausgestattet, vernünftig gespielt und mit einem (un)wohligen Ambiente versehen wird ein solides Gruselfilmfundament errichtet, das genügend Platz und Spielraum für einen überdurchschnittlich guten Genre-Vertreter bietet. Über den stabilen Unterbau kommt „The Boy“ jedoch sehr selten hinaus und vermag seine sich bietenden Chancen nicht am Schopf zu ergreifen. Das offensichtlichste Problem liegt nicht in der Präsentation und der Grundidee, sondern in der mangelnden Cleverness von Narration und der bescheidenen Anwesenheit von echtem Gänsehautcharakter. Sehr schlichte Jump-Scares werden in regelmäßigen Tonus benötigt, um das Fehlen und - wenn doch mal dezent aufgebaut - besonders das Aufrechterhalten eines konstanten Spannungsbogens zu überblenden. [...] Womit haben wir es hier zu tun? Einem übernatürlichen Phänomen, einem echten Jungen gefangen in einem künstlichen Körper? Mit Geistern, Dämonen, einer von außen gelenkten Manipulation oder verfällt unsere Heldin in der isolierten Umgebung und der absurden Situation ebenso dem Wahnsinn wie scheinbar ihre Auftraggeber? Damit müsste „The Boy“ viel intensiver, viel durchdachter arbeiten, stetig Verdachtsmomente und Zweifel säen, dann würde auch die gar nicht mal so schlechte Pointe deutlich effektiver zur Wirkung kommen. So werden wohl nur wenige Zuschauer bis zum Schluss alle Optionen als möglich betrachten, dafür investiert der Film schlicht zu wenig. [...] Im Resümee ist „The Boy“ kein kompletter Fehlschlag, ist auf dem Papier sogar eine recht interessante Idee und in rein technisch-oberflächlicher Hinsicht sauber vorgetragen. Mehr als im Grunde reizvoller 08/15-Ware bleibt leider nicht übrig, die sich zu sehr im Einerlei des Genres aufreibt, obwohl er mehr könnte…[...]
„Spielen ist, wenn du den Schwamm zurückwirfst.“
Im Bunker herrscht noch die heile Familienwelt, in der man jedes Jahr den achten Geburtstag feiert, die allabendliche, schwer intellektuelle Witz-Analyse im Schoß der Liebste erheiternder ist als jedes Fernsehprogramm sowie emsig Hauptstädte gepaukt werden, damit klein Klaus irgendwann noch Präsident wird und im Weißen Haus einziehen kann. Die nette Pension mit ohne Seeblick bietet noch echte Werte, Ruhe und Abgeschiedenheit für ehrgeizige Studenten, nur die Knödel- und Serviettenmenge sollte nicht gierig überschritten werden, sonst droht Zwangsarbeit in Form von Bambusstock-Pädagogik. Aber es gibt immer frische Bio-Milch. Die satirische Subtext-Häme auf übereifrige, verbohrt-realitätsblinde Helikopter-Eltern besitzt nur marginalen Wert, dafür verliert bzw. sonnt sich das beachtlich inszenierte Spielfilmdebüt von Nikias Chryssos (offenbar ein Name dem man sich merken sollte, auch wenn es nicht einfach ist) mit überschwänglicher, exzentrischer Freude in seinem skurrilen Mikrokosmus. Ein verständlicher Reiz, denn mit seinem selbstbewussten, erfrischend-bizarren Auftreten generiert „Der Bunker“ einige urkomische Momente und droht manchmal fast unheimlich zu werden, ohne diese zweite Standbein entscheidend zu nutzen. Nicht jede kuriose Idee zündet zwingend, doch in seinem Gesamten ein kreatives, sonderbares Kleinod des modernen Familienfilms.
„Wenn du groß bist, darfst du vielleicht andere verhauen.“
Bis auf "Krieg der Welten" jedes der im Text genannten Beispiele. Außerdem: Atemlos vor Angst; The Hills Have Eyes; Dawn of the Dead; Maniac; Der Mann, der zuviel wusste; Die Körperfresser kommen; Piranha 3D; Für eine Handvoll Dollar.
[...] Roman Polanski (Chinatown) wandelt nicht nur auf den Spuren von Alfred Hitchcock (Im Schatten des Zweifels), er unterwirft seinen eigenen Film als komplette Hommage dem Meister, geht damit sogar weiter als der ewige Hitch-Fanboy Brian De Palma (Der Tod kommt zweimal). [...] Polanski lässt den Zuschauer wie seine Hauptfigur geduldig und mit der Abgeklärtheit eines nicht der Hektik verfallenen Geschichtenerzählers an der langen Leine. Entwickelt ein behutsam aufgebautes, elegant ausformuliertes Suspense-Kino, das sich Step by Step steigert, ohne jemals richtig auf die Tube drücken zu müssen und den Weg lieber als cineastisch-verliebte Sightseeing-Tour genießt, als alles auf das vordergründige Ziel zu setzen. Die wahre Stärke von Frantic ist nicht unbedingt im eigentlichen Plot zu suchen, zumindest nicht in dessen Originalität oder der (nicht sonderlich) überraschenden, spektakulären Auflösung. Wäre der typische Hitchcock-Macguffin nicht ohnehin schon vorhanden, man könnte die Handlung fast als solchen begreifen. [...] Frantic kopiert nie direkt seine zahlreichen Vorbilder, schlängelt sich dagegen voller Ehrfurcht an Momenten und Assoziation-Fetzen entlang. Mal deutlicher, wie in einer schwindelerregende Szene über den Dächern von Paris mit latenter Absturzgefahr, mal subversiver wie in dem gehetzten Aufwärtsmarsch durch das Treppenaus eines Parkdecks. Vertigo – Aus dem Reich der Toten scheint es Polanski (verständlich) besonders angetan zu haben. Wie die katzengleiche Emmanuelle Seigner (Bitter Moon), quasi seine Grace Kelly (Das Fenster zum Hof), nur mit dem Unterschied, dass seine Muse und Objekt der Begierde im realen Leben nicht nur ein sehnsüchtiger Traum blieb. Eine weitere, wenn auch diesmal wirklich unabsichtliche Parallele. Sie in ihrer betörenden Art und der famose Harrison Ford werden als Couple wider Willen im Rausch von Ennio Morricone und Grace Jones dahingetrieben, durch die magischen Hände von Polanski und im Geiste des alten Alfred. Auf seine Art sehr sinnlich, mit der versteckten Romantik, die diesem Paris mit voller Absicht genommen wird. [...]
[...] Von seinem groben Inhalt natürlich gleich, mit einigen für nötig befundenen, praktisch unvermeidlichen Reminiszenzen versehen (die gen Himmel gefeuerten Kugeln, die finale Konfrontation), transportiert der Film vom gelernten Kameramann Ericson Core sein gesamtes Können ausschließlich über die Bilder, die zugegeben an manchen Stellen recht beeindruckend ausfallen. Und doch ist es lange nicht so malerisch wie einst bei Bigelow. Dort war es die Kombination aus verträumt-schönen, ruhigen Passagen und für seine Zeit bald ultimativ-dynamischen Actionsequenzen, hier ist es in opulenter, rein auf die Action fokussierter Clip-Ästhetik, was durchaus seinen Schauwert besitzt. [...] Darüber hinaus bleibt alles ein ausgehöhltes, blasses Gerippe, das wenig interessiert an seinen Figuren und ihrer eigentlich essentiell wichtigen Beziehung zueinander ist. [...] „Point Break“ ist so sehr in die Neuzeit modifiziert, dass er sich nicht nur weitläufiger, spektakulärer und rastloses präsentieren will, er ist auch genauso oberflächlich und unsympathisch. Die Lagerfeuerromantik und das schlichte Streben nach Adrenalin sind zu wenig, zu Hippie-verseucht. Heute werden platte Öko- und Sozialphrasen gedroschen, während permanent versucht wird sich möglichst cool selbst (und andere, die im Weg stehen) umzubringen und – das ist mal konsequent - zu Was-kostet-die-Welt-House-Partys auf die Kosten reicher Hobby-Kapitäne abfeiern zu lassen. Selbstdarstellung und doppelmoralisches Geblubber, damit ist „Point Break“ tatsächlich ein Kind unserer Zeit. Mögen muss man das deshalb noch lange nicht. [...]
[...] Wayne Kramer (Running Scared) erzählt mit The Cooler – Alles auf Liebe ein modernes Märchen aus der Stadt der niemals erlöschenden Lichter, die mit dem Traum vom großen Geld und Glück hausieren geht und dennoch nur ein gottverlassenen Stück Wüste im Nirgendwo ist. Dass sich von zerplatzten Träumen und gescheiterten Existenzen ernährt um damit seine trügerische Scheinwelt aufrechtzuerhalten und sich im Lauf der Zeit vom Zocker- und Unterwelt-El-Dorado in einen pompösen Jahrmarkt verwandelt hat. Eine im Ansatz recht schlichte, vom Kitsch tendenziell bedrohte, aber ganz wunderbar ausgearbeitete, leicht phantastische Grundprämisse ergibt einen sensiblen, melancholischen wie humorvollen Cocktail aus Lovestory, Milieugroteske und einem Scheibchen klassischen Gangsterdramas, dessen Mischung nur im richtigen Mengenverhältnis elegant und erwärmend frisch die Kehle runterrinnen kann. [...] Dass William H. Macy und die oft übersehene Maria Bello zu großen Leistungen fähig sind ist kein Geheimnis (hier mit einer so niedlichen, in ihrer unerotischen Art wunderschön-ehrlichen Sexszene), die eigentliche Überraschung ist ausgerechnet der im Mainstream bekannteste Star Alec Baldwin. [...] Seine ambivalente Rolle eines den Traditionen und „Werten“ verpflichteten Dinosauriers des Business, der alles für das Wohl seines bröckelnden Elfenbeinturms in die Waagschale wirft und darüber hinaus scheinbar längst vergessen hat was Freundschaft bedeutet, erfordert ein hohes Maß an Taktgefühl und nuanciertem Spiel, was man ihm inzwischen nicht mehr zugetraut hätte. [...]
[...] So etwas gab es vorher nicht und wird es wohl auch nie wieder geben. Eine bombastische Orgie, der „Ben Hur“ des Schundfilms, verschwenderisch riesig aufgeblasen und mit seinem grenzüberschreitenden, vor nichts und niemanden haltmachend Spektakel vielleicht näher dran an dem von Intrigen, Machthunger, Größenwahn und heute nur noch als viehisch zu betrachtenden Zustände jener Zeit als jeder andere Film. Hier wird nicht nur mit der Tür ins Haus gefallen, die ganze Bude wird mit phallischem Gigantismus eingerissen. Zwischen epischem Müll und unter den Trümmern vergrabener Kunst präsentiert sich „Caligula“ als schonungslose, politisch-historische Satire, die mit Ejakulat und Blut kleckert und gleichzeitig mit seinem Pomp und Mut zum Unzeigbaren klotzt. [...] Faszinierend mit beizuwohnen, wie in teilweise verschwenderisch tollkühnen Sets mitunter völlig sinnlose Szenen runtergehobelt werden, während einige in ihrem opulenten Amoklauf einfach nur beeindruckend sind (die gewaltige Enthauptungsmaschine: „Was würde ich mir nur für einen Aufwand sparen, wenn ganz Rom nur einen einzigen Hals hätte.“ Sagenhaft!), wieder andere tatsächlich aus einem großen, wichtigen Werk entsprungen scheinen und sich Weltstars neben Pornosternchen tummeln. Der große, langsam vor sich hin schimmelnde Peter O’Toole vollbringt bereits eine unangemessen hervorragende Leistung, doch nichts geht über einen Malcolm McDowell, der sich voller Inbrunst, sichtlich ungebremst und einmal heiß gelaufen in Rage spielen darf, da wackeln die Wände. [...]
Zweckdienlicher Kurzstreckenflug mit DIE HARD-Airline, der mit seiner fettreduzierten Handlung bequem im Handgepäck verstaut werden kann. Der kurze Höhenflug von Wesley Snipes als Actionfilm-Headliner jenseits der in Osteuropa gedrehten Überlebensmaßnahmen bestätigt ihn als (leider) verschwendetes Talent. Sichtlich ohne Double bewerkstelligt er die Actionszenen auf eigene Faust, kann sich sehen lassen. Besonders spektakulär fallen die nicht aus, geht aber an sich schon klar. Trifft grob runtergebrochen auch auf den Film zu. Leicht karg und sehr hurtig in dem was da getrieben wird, viel Zeit wollte wohl keine investieren, dabei immer grundsolide. Kein nennenswerter Druckabfall bei allerdings auch nur dezent überdurchschnittlicher Flughöhe. Qualitativ der ideal-kurzweilige, belanglose Film fürs Flugzeug, thematisch könnte das Probleme geben. 5,5 spitzenmäßige Transportwege für Flugzeug-entführende Terroristen (oder?).
[...] Das der krude Story-Torso nicht mal einen Bruchteil der in ihm schlummernden Möglichkeiten ausschöpft und mit Mittel zum Zweck noch viel zu gnädig umschmeichelt wäre, ist das geringste Problem. Jet Li landete in den späten 90ern nicht etwa in Hollywood da den Amis gerade die Schauspieler ausgegangen waren, sondern aufgrund seiner großartigen Martial Arts-Fähigkeiten. Allein damit lässt sich jeder noch so dumme Film immerhin irgendwo rechtfertigen. In The One darf er sich in erster Linie selbst vermöbeln, womit Real-Time-Action von vornherein schon mal ausgeschlossen ist. Doch damit nicht genug, denn offenbar sind seine herausragenden Skills nicht cool und spektakulär genug für diese Gernegroß-Produktion. Deshalb wird jede körperliche Action zur künstlich-übertriebenen, jedwede physikalische Realität verhöhnenden Zirkusnummer aufgeblasen. Nicht etwa wie aus dem großen Staatszirkus-Actionkrachern aus Hong Kong, eher wie vom peinlichen Flohzirkus-Imitat auf dem Rummelplatz.
Die restlichen, nicht-körperbetonten Actionszenen – von denen so ein Film normalerweise leben müsste – sind nicht minder katastrophal. Der Mangel an inszenatorischem Knowhow und Dynamik wird durch ohrenbetäubende, musikalische Remmidemmi-Dauerbeschallung versucht zu überblenden, mit einem guten Actionfilm hat das rein gar nichts zu tun. Wofür knapp 50 Millionen Dollar Budget verschleudert wurden ist ein Rätsel, denn sogar für ein inzwischen 15 Jahre altes Werk ist der CGI-Einsatz von erschreckender, erbärmlicher Qualität. [...]