JackoXL - Kommentare
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Alle Kommentare von JackoXL
[...] Das schmale Budget wird ausschließlich in wirkungsvoller Weise investiert, sprich die Geschichte in eine insgesamt effiziente Inszenierung zu verpacken. Besonderes Augenmerk liegt dabei natürlich auf den surrealen, bizarren Nacht(Traum?)-Sequenzen, bei denen sich Schenk ganz bewusst an der „Silent Hill“-Spielserie orientiert. Speziell die erste (und längste) dieser Szenen könnte in der Tat fast aus den nicht-actionorientierten Teilen der Spiele entnommen sein. Die Kamera folgt der Protagonistin meist direkt über der Schulter, mal arrangiert in der Ego-Perspektive oder wird in statischen Blickwinkel montiert, die dem Gefühl des Games sehr, sehr nahe kommen. Selbst das Sounddesign vermittelt diese unbehagliche Stimmung des Vorbildes, bei dem neben der beängstigenden Musik viel Wert auf den Klang von Effekten gelegt wird. Von dem Waldstück jenseits der Brücke dringt Marla Singer (!) immer tiefer in die Geheimnisse ihres Elternhauses ein, sammelt Hinweise, versteckte Schlüssel und öffnet Türen, die eigentlich für immer geschlossen bleiben sollten. Was zunächst nur eine nett gemachte Hommage zu sein scheint, entpuppt sich im weiteren Verlauf als gut durchdachter und überrumpelnder Mystery-Psychothriller mit nicht geringer Mindfuck-Qualität, der sich in seiner sauber konzipierten Pointe durchaus gewaschen hat. [...] Aus den gebotenen Möglichkeiten macht „Beyond the Bridge“ erfreulich viel und lässt hoffen, dass Daniel P. Schenk dadurch eventuell demnächst die Chance auf Größeres bekommt. Da kann jemand was, und offenbar nicht wenig.
[...] Von der Idee ist HÄNDE VOLLER BLUT schon interessanter und theoretisch gehaltvoller als die 28. Dracula-Verfilmung mit Christopher Lee im Stand-By-Modus…aber leider nicht besser, im Gegenteil. [...] Die Inszenierung von Dritte-Reihe-Laufbursche Peter Sasdy („Wie schmeckt das Blut von Dracula“) kann grundsätzlich als solide betrachtet werden, wagt dabei jedoch keinerlei Experimente, was bei dem Versuch eines Stilumbruchs durchaus angebracht wäre. Was zu den alten, klassischen Filmen des Studios sehr gut passte erscheint hier schon leicht bieder, dem Thema und der angedeuteten Intention eines moderneren Genre-Kinos nicht angemessen.
Die Story um die besessene Tochter von Jack the Ripper und ihren Therapeuten auf dem Freud-Trip ist auf dem Papier gar nicht verkehrt, die träge und manchmal schon schwer alberne Umsetzung umso mehr. „Annnnna…“ grummelt Papa aus dem Jenseits, wenn diese wieder alles niederstechen muss, was sie an ihre traumatische Zeit im Kinderbett erinnert. Dagegen hilft bestimmt nicht Onkel Doktors Erste-Stunde-an-der-Uni-Versuch der Psycho-Analyse, bei denen Sigi das Koks vor Empörung rückwärts aus der Nase gerieselt wäre. [...] Der Neuanfang gerät zur Bauchlandung. Vom angenehmen, charmanten Flair der 50er und 60er HAMMER-Filme bleibt nur noch der Rahmen übrig, der unfreiwillige Humor kommt deutlicher zum Tragen, die Stars sind anderweitig beschäftigt. [...]
[...] Die belgische Crowd-Funding-Produktion „Camp Evil“ (im Original deutlich passender: „Welp“) sticht aus der Masse wahrhaftig hervor und beweist, dass auch Low-Budget-Horror: A) nicht zwingend billig aussehen muss, B) in der Lage ist, aus altbekannten Bausteinen sein ganz eigenes Bild zusammenzusetzen und C) auch NICHT Found Footage sein kann. [...] Das hier nicht von Anfang an die dicke Gore-Keule geschwungen und sich in Sachen Bodycount lange zurückgehalten wird kommt dem Film nur zu Gute. Neben der angenehm entwickelten Story mit leichtem Suspense-Anteil wirkt es umso eruptiver, wenn plötzlich selbst der auch in Horrorfilmen oft praktizierte Welpenschutz keine Gültigkeit mehr besitzt. Und damit ist nicht nur die Hunde-Piñata gemeint. Das Tempo zieht enorm an, die Boshaftigkeit erreicht einen heftigen Level und am Ende gehen die Macher ein gewisses Risiko ein, dass insgesamt betrachtet wohl der richtige Weg ist. Von den gestellten Fragen wird eigentlich keine konkret beantwortet, Freunde unstrittiger Definitionen dürften damit ihre Probleme haben. Es werden diverse Optionen lose angedeutet und erwähnt, mit Erklärungsansätzen gespielt, viel schlauer ist man beim Abspann aber kaum. Doch was wäre denn besser? Welche der möglichen, zur Diskussion stehenden Lösungen wäre gänzlich präsentiert nicht auf eine gewisse Art überzogen, Waschküchen-psychologisch oder zumindest sehr angreifbar (wenn man so was ernsthaft in Erwägung zieht)? So gesehen zieht sich „Camp Evil“ sehr clever aus der Affäre, liefert interpretativen Spielraum und muss sich nicht die Blöße geben, sich für die „falsche“ Option entschieden zu haben. Smart. [...]
[...] Aber getreu der anerzogenen Familienmottos „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ und wohl auch mit der Hoffnung, es möge sich nicht bewahrheiten, stellt sich zunächst nur zaghaft Fragen, die kaum über den Ausdruck leichter Verwunderung hinausgehen. Die Prämisse für einen Trip mit gewissem, aber gefürchteten Ausgang, den James C. Strouse als stilles, beinah relativ ereignisloses, dafür sehr intimes und rührendes Roadmovie inszeniert. Die titelgebende, omnipräsente Grace (eindeutig) und der als Hintergrund dienende Krieg gegen den Terror (fast) sind ein klassischer Macguffin. Von Grace sehen wir nur mal ein Foto im Hintergrund, hören ausschließlich eine vor der Abfahrt aufgenommene Ansage auf dem Anrufbeantworter. Die gleichzeitig während der Fahrt immer wieder als Kummerkasten für den trauernden Witwer dient, der so langsam einen Hauch von Abschied nehmen kann. Und sich wappnen für das, zu dem er sich eigentlich nicht in der Lage sieht. Aber wer könnte das schon?
Die tonnenschwere Reise mit dem vorgegaukelten Funfaktor löst in Stanley den Prozess des Umdenkens aus. Nur zweitrangig, aber nicht irrelevant, über seine bisherige Sichtweise zu einer unter fadenscheinigen Begründungen geführten Invasion im Irak und deren Notwendigkeit nachzudenken, sondern in erster Linie wie wichtig es ist, sich seinen Gefühlen zu stellen. Es geht um das Loslassen, das Ändern einer verkrusteten, betäubenden Betrachtung von Familie und den Umgang mit Emotionen. Wie man lernt, sie zu verarbeiten und über seine Gefühle sprechen zu können, was scheinbar nie zur Debatte stand. Und wie befreiend es ist, es endlich zu tun, auch wenn es schmerzt. Das gelingt „Grace is Gone“ mit seinem ruhigen, äußerst sensiblen und ohne überflüssigen Kitsch angereicherten Auftreten auf berührende Art und Weise. Und mit einem John Cusack, wie er immer hätte bleiben sollen. [...]
[...] Paul Gross – Regisseur, Autor und Hauptdarsteller in Personalunion - gelingt ein handwerklich recht ordentlicher Kriegsfilm, der über seine Bilder schon eine ganz ansprechende Stimmung transportieren kann. Die geht aber bis auf die hektische Intensität während der Feuergefechte kaum über eine Art Anti-Postkartenidylle aus dem Kriegsgebiet hinaus. Das wirkt alles relativ flach, oberflächlich, auch wenn es für sein Produktionsvolumen nicht verkehrt aussieht. Als Actionfilm ist „Hyena Road“ in diesen Sequenzen nicht schlecht, doch genau das ist und will er gar nicht sein. [...] Durch Figuren wie besagten „Ghost“ oder auch den des hilfsbereiten Spitzels „The Cleaner“, der nicht aus egoistischen oder monetären, sondern rein idealistischen, humanitären Gründen als unverzichtbarer Insider die Einsatztruppen unterstützt, differenziert „Hyena Road“ durchaus. Hier sind nicht alle Einheimischen von Geburt an Taliban oder deren Sympathisanten, es herrscht ein Konflikt auch im Land selbst, unabhängig von dem, was der Westen dort veranstaltet. Das will der Film vermitteln und macht er ja in Ansätzen auch, nur er tut sich wirklich keinen Gefallen damit, es rein auf diese beiden Figuren (plus deren Angehörige) zu reduzieren und gleichzeitig die Position wie das Handeln der Streitkräfte zur keiner Sekunde wirklich reflektiert, ernsthaft selbstkritisch zu hinterfragen. [...] „Hyena Road“ ist an sich kein schlechter Film. Er ist technisch gut inszeniert und versucht zumindest, ein anderes Bild vom Krieg gegen den Terror zu liefern. Das Problem: Genau das gelingt ihm nur sehr dürftig. Gerade wenn am Ende das heldenhafte Aufopfern für die gute Sache wieder zu Tränen rühren soll und einen extrem faden, Militär- und Ideologie-bejahenden Beigeschmack hinterlässt. [...]
[...] Als der Giallo an sich schon deutlich seinem Ende entgegen hinkte, versucht Lamberto Bava mit seiner zweiten (eigenverantwortlichen) Regiearbeit, den Geist alter Tage aufleben zu lassen. Und liefert dabei ein reichhaltiges Zitat- und Referenzfeuerwerk ab, das eigentlich spannender, interessanter ist als der Film an sich. Dieser definiert sich glasklar nicht über sinnvolle Textzeilen („Sie war besessen von Tennisbällen. Es war ein Albtraum!“ oder, auch schön, folgender Dialog: -„Ist das der ganze Whiskey, den du im Haus hast?“ –„Die Flasche ist leider leer, aber ich kann dir einen Tee, Joghurt oder Kaffee anbieten.“), einen gänzlich (bzw. ganz und gar nicht) von Unsinn befreiten Plot oder astreine, darstellerische Leitungen. [...]
Rein handwerklich und auf die Genre-bedingten Schwerpunkte konzentriert ist das Werk vom Bava-Bambino nämlich alles andere als schlecht, im Gegenteil. An die visuelle, atmosphärische Genialität von Papi kommt er nicht heran, spielt dafür recht tollkühn mit mehreren anderen Vorbildern und kreiert daraus, trotz nicht zu leugnender Schwächen, einen speziellen Reiz, der bis zum Ende bei der Stange hält. Durchgehend mit einer nicht besonders subversiven, aber dennoch angehauchten Meta-Ebene versehen. Der eigentliche Opener ist nur der eines Film im Film, der dafür komponierte Score wird zum eigenen Main-Theme, die Arbeit an einem „fiktiven“ Giallo wird zum Puzzleteil in einem „realen“. Dabei wird quer durch die filmische Sozialisierung des Regisseurs stibitzt, da sind (natürlich) nicht nur Super Mario, sondern auch Dario Argento und besonders Brian De Palma und dessen Arbeiten „Dressed to Kill“ wie „Blow Out – Der Tod löscht alles Spuren“ nicht sicher, die sich wiederum selbst auf Alfred Hitchcock („Psycho“) und Michelangelo Antonioni („Blow Up“) beziehen. Und selbst diese somit indirekten Blaupausen sind klar zu erkennen. Das macht diesen Film so schmackhaft, zu einer Art Cineasten-Gulasch mit Ketchup, der trotz ranzigem Beigeschmack wunderbar flutscht. [....]
„Das Einzige was du rausfinden musst, ist was wir mit den Leuten im Keller machen!“
[...] Pataki ist die Unerfahrenheit bei der Inszenierung deutlich anzusehen und das Charles Band nicht gerne viel Zeit, Geld und Herzblut in seine unzähligen Schnellschüsse investiert, ist ein offenes Geheimnis. Dementsprechend ungelenk in der Umsetzung und oftmals eher holterdiepolter (und NICHT Folter!) runtergebummelt braucht das Ganze etwas guten Zuspruch und Geduld, doch am Ende ist das alles zumindest nicht ganz so schlecht. Die Idee hat was. Auch wenn sie nicht unbedingt auf dem eigenen Mist gewachsen ist. Offensichtlich steht das Genre-Meisterwerk „Das Schreckenshaus des Dr. Rasanoff“ (bzw. „Augen ohne Gesicht“) ungefragt Pate, ebenso wie klassische Motive der Horrorliteratur, vom Mary Shelley bis Edgar Allan Poe. [...] „Das Haus mit dem Folterkeller“ sieht selten gut aus (das Make-Up ist für die Preisklasse recht ordentlich), hat klare, erzählerische und handwerkliche Defizite und kommt ehrlich gesagt nie an den Punkt, den die Prämisse bereithält und nur manchmal rudimentär an die Oberfläche bricht. Zwischen Horror-Tragödie und wilder Exploitation angesiedelt befindet er sich oft selbst in Narkose, hat aber immerhin den jungen, hier schon positiv, charismatisch-auffallenden Lance Henriksen („Near Dark – Die Nacht hat ihren Preis“), nette Ansätze und einen ganz brauchbaren Schlussspurt im Gepäck, der mit einer zumindest kurzfristig, erinnerungswürdigen Einstellung ausklingt. Das ist es dann aber auch. Es gibt Licht im Dunkel, gar helle Momente, aber sehenswert, den Blick wert oder jedes andere sinngemäße Wortspiel mit „Auge“ (ein Auge drauf werfen?) wäre zu viel des Guten. Nicht unbedingt uninteressant, eher interessant gescheitert. Im Prinzip das Gleiche in Grün, nur mit einer Chance auf mehr. [...]
[...] Im Gegensatz zu der onkeligen Gemütlichkeit von Ustinov legt Finney seinen Poirot noch spleeniger und kauziger an; ein halsloser Fester-Addams-Verschnitt der trotz seiner ruhigen Ausstrahlung nicht so wirkt, als würde er dich gleich auf den Schoß nehmen und ein Sahnebonbon aus der Tasche zaubern. Eine schrullige und etwas interessantere Interpretation der Figur, obwohl jeder beim Namen Poirot reflexmäßig Ustinov vor Augen hat. Passend dazu scheint auch der Film von Sidney Lumet („Hundstage“) zunächst vom unbeschwerten Weg der späteren Verfilmungen abzuweichen. Ungewohnt düster fällt der Prolog aus, ebenso eine kurze Sequenz zum Schluss, an dem der Zuschauer nach langem Hin-und-Her selbst Zeuge des im Mittelpunkt stehenden Verbrechens wird. Dazwischen ist jedoch alles wie immer und das ist ja grundsätzlich nicht verkehrt: Ein lockeres Rätselraten und Detailsortieren mit Hercule Poirot, der einen Mord aufklären und dabei gleich einem ganzen Dutzend Verdächtiger auf den Zahn fühlen muss. Ein Staraufgebot ist bei Christie-Filmen nicht unbedingt ungewöhnlich, das hier ist bald obszön. [...] Störender sind leider in der Faktenflut äußerst deutlich markierte Hinweise, die den Zuschauer etwas zu schnell auf die richtige Spur oder mindestens grob in einer klare Richtung schubsen, was der Auflösung ein gutes Stück an Überraschung nimmt (obwohl sie immer noch extrem unglaubwürdig ist). Dafür muss man selbst nicht zwingend ein Meisterdetektiv sein (wie und warum das alles zusammenpasst ist natürlich nicht ganz so simpel). Auch das soll einem nicht den Spaß an der Sache verderben, der fragwürdige Umgang mit der Pointe sollte aber zumindest mal erwähnt werden. Andere Filme bekommen bei gewissen Themen schnell von der Fraktion der Moralapostel einen aufs Dach, bei Agatha Christie scheint das niemanden zu interessieren. Auch nicht Poirot. Merkwürdig. In einem aktuellen Film ohne Klassikerschutz würde das bestimmt zur Debatte stehen. [...]
[...] Lange Zeit passiert bei „Houses of Terror“ schrecklich wenig von Relevanz, außer das sich Semi-Amateur-Darsteller (unter ihnen auch Regisseur Bobby Roe, sein Bruder Mickey und Co-Autor/Produzent Zack Andrews) vor wackeligem Bild mit halb-improvisierten Gestammel zumüllen, das dadurch nicht realistischer, sondern eher noch künstlicher wirkt als jeder voll gescriptete Dialog. Es entsteht – selbst wenn man sich auf den Quatsch einlassen möchte – nie der Eindruck, dass da gerade „echte“ Menschen „echte“ Gespräche führen, bei denen halt eine Kamera läuft. Stichwort Kamera, ein weiteres Found-Footage-Problem, für das sich scheinbar nie wirklich interessiert wird: Warum läuft das Ding selbst dann, wenn man sich gerade zum Pinkeln in die Büsche schlägt oder hält voll drauf, während man in einer dunklen Gasse von unheimlichen Gestalten umzingelt wird? Als wenn man seine Hände in diesen Momenten nicht sinnvoller verwenden könnte. [...] Wer deshalb (zurecht) schon keine Lust auf so was hat, kann auch „Houses of Terror“ getrost ignorieren, der verkauft sich da kein Stück besser als die übliche Schleuderware der letzten 15 Jahre. Aus der Lethargie rütteln in den ersten zwei Dritteln nur ganz wenige Momente kurz wach, die ein leichtes Gefühl der Bedrohung andeuten. Und als man es schon gar nicht mehr für möglich gehalten hätte: In den letzten 20 Minuten kommt doch tatsächlich etwas Schwung in den ruckelige Baldrian-Veranstaltung. Das sieht immer noch ganz furchtbar aus, vermittelt aber plötzlich eine perfide Survival-Terror-Stimmung, die für die Mittel schon ganz ordentlich ist. Auf die brauchbaren Momente reduziert könnte „Houses of Terror“ durchaus etwas hermachen. Besonders, wenn sie nicht im Found-Footage-Stil gedreht wären. Spielt man das vor seinem geistigen Auge ab, ja, warum nicht? Dann wäre dieser Film mit dieser Crew und dem Budget aber niemals auf die Beine zu stellen gewesen. [...]
„Roger sagte immer, du kannst LAWRENCE VON ARABIEN für eine halbe Million drehen, wenn du zu Hause bleibst.“
Kein wirklich intimer Blick auf den Menschen hinter der Legende, eine Interview-Collage mit der Beteiligung zahlreicher Weggefährten (Nicholson, Bogdanovich, Scorsese, Dante, Demme, Fonda, Grier, Howard, um nur einige zu nennen) und natürlich dem Meister selbst. Eine Werkschau voller witziger Anekdoten („Roger hatte sich die Praxiseinrichtung von seinem Zahnarzt geliehen, deshalb war nichts festgeschraubt“) und Lobpreisungen auf das Schaffen Cormans, bei dem aber trotz aller Sympathien und Nostalgie nie der Blick für die Realität verloren wird. Natürlich waren seine Filme objektiv betrachtet selten gut, aber der Mann hat das Kino mit seiner Besessenheit und Kreativität entscheidend geprägt. „Als ich STAR WARS sah wusste ich, dass es eine Bedrohung war. Die großen Studios hatten Begriffen, was wir mit 100.000 Dollar machten…“. So sieht das aus. Ein dufter, ein kluger Kerl, dieser Corman. Die Doku hat keinen großen Wert und zeigt einem wenig Unbekanntes (außer das Jonathan Demme mal aussah wie der Zwilling von Kevin Smith), aber unterhält. Wie ein guter Corman-Film.
[...] Ähnlich schwermütig, dennoch wummernd, pulsierend und in seiner melancholischen Gangart kraftvoll treibend wie der hypnotische Score von Cave ist auch seine Geschichte, die gleichzeitig Teil seines Heimatlandes ist. Sein Western, oder eher Ozi-Western (Ozstern?), erzählt mit nicht zu leugnender, biblischer Prägung einerseits von dem unmoralischen Angebot des Blutzolls, dem Opfer des einen Bruders für den anderen, das doppelmoralisch das schwer geschädigte Karma des Protagonisten zumindest oberflächlich reinwaschen soll. Andererseits von der selbstgerechten Domestizierung eines angeblichen unzivilisierten Land heidnischer, primitiver Kreaturen, die erst die perverseste, gottloseste Seite des Menschen dort fußfassen lässt und zu einer nicht aufzuhaltenden Kettenreaktion führt, an deren Ende nur noch Blut und Leid übrigbleiben. [...] Inhaltlich wie formell zwar orientiert am typischen Western der schmutzigen Art, vermeidet Nick Cave jedwede klare Differenzierung zwischen Gut und Böse, alle seine (weißen, männlichen) Figuren können nicht mit blütenreiner Weste vor ihren Schöpfer treten. Lediglich Emily Blunt hat mit ihrer unschuldigen, herzensguten Seele die Strahlkraft eines Engels, gefallen in ein unbarmherziges Inferno. Sie fungiert stellvertretend für die Liebe, die Reinheit, das einzig Erstrebenswerte am Ende eines weiteren Tages in der Hölle, wenn sich die Pforten des abgrenzenden, weißen Gartenzaunes schließen und man versucht ist auszuklammern, was man als Beitrag für die schöne, neue Welt gerade wieder geleistet hat. „The Proposition – Tödliches Angebot“ ist zu nicht geringem Anteil eine ungewöhnliche Interpretation des Familienfilms. Über die Werte und den Dolchstoß. Die Liebe, die Geborgenheit, den wärmenden Schoß und gleichzeitig die Zerreisprobe; das Hadern mit der Bürde, die Hin-und-her-Gerissenheit, den Verrat, die Abnabelung und die finale Konsequenz, wenn nicht mehr die Mission, sondern nur noch das eigene, ethische Empfinden den Finger am Abzug hat. [...]
[...] Selbstverständlich, vielleicht auch weil man in dieser Welt außer grunzenden Höhlenmenschen und merkwürdigen Wesen mit Bremslichtern im Gesicht keine großen Alternativen hat, sind Carrie und Dan – der Erfinder des Enterhakens – bald ganz dick in love, bis der böse Tyrann Kleel (sollte sich schämen: John Saxon, „Nightmare – Mörderische Träume") um die Ecke geritten kommt und das schnuckelige Blondchen requiriert. Dan scharrt eine bunt zusammengewürfelte Truppe von Zufallsbekanntschaften um sich (den bereits erwähnten Höhlenmensch mit seiner Pappmaché-Keule, einen grünen Pferdeflüsterer und einen zum „lustigen“ Sidekick auserkorenen Rumtreiber) und bläst zum Gegenangriff. So weit, so (leider gar nicht) gut, viel mehr brauchen Filme dieser Gattung eigentlich auch nicht, erst recht kein Budget oder fähiges Personal, Hauptsache es passiert viel kurioses Zeug. „Gefangene des Universums“ ist jedoch ein Paradebeispiel dafür, warum nicht jeder absichtliche Billigheimer gleich zum Fest des schlechten Filmgeschmacks hochgejubelt werden sollte. Unterhaltungswert ist das Stichwort, davon hat diese Gurke erschreckend wenig zu bieten und zerrt mit seiner kokettierten Nichts-Könner-Attitüde nur furchtbar an den Nerven. [...] Die dadaistische Herzlichkeit, die Hingabe hinter dem schäbigen Gewand des guten Trash-Films lässt sich nicht erkennen. Übrig bleibt dann nur noch dilettantischer Mist, so eintönig und armselig wie sein Drumherum. Ein lieblos runter geschruppter Heuler zum schnellen Dollar auf dem damals florierenden Heimkinomarkt. Und so schließt sich aktuell der Kreis…[...]
[...] „Eigenartig: Es scheint nach einer Art zu sein, einer Art, die die Natur oder eine absurde Krankheit in das Gehirn menschlicher Wesen gesteckt hat“ [...]
Eine nicht näher zu erklärende Mischung aus Übermotivation, gleichzeitig möglichem Desinteresse und einer Verkettung waghalsiger (und bestimmt ganz selten freiwilliger) Situationskomik erschafft ein unberechenbares Monster von Film. Bahnhofskino deluxe, bei dem garantiert kein Auge trocken bleibt, wenn man sich nach der ersten Verwunderung diese nicht wundgerieben hat. Es gibt eigentlich keine einzige Szene, die nicht für sich genommen total merkwürdig ist. Sei es aufgrund der – schon überdeutlich kenntlich gemachten – skurrilen Dialoge (wie gesagt, die Synchro ist nicht unschuldig, aber unabhängig davon kann das auch im Original kaum sinniger sein), dem holperigen Schnitt, den irrsinnigen Darstellern (vor Hargitay hätte selbst Klaus Kinski Reißaus genommen, spätestens wenn er sein Spiegelbild mit „Hyäne…Hyäne…HYÄÄÄNE“ anschreit) und die Krönung: Immer wieder eingestreute Tag-und-Nacht-Träume von wilden Folter- und Nackedei-Orgien, die das stilistische, devote Highlight des Films bieten (muss man gesehen haben, allein Hargitay mit Extrem-Halsband). Die Vorgabe Sex-und-Gewalt erfüllt „Das Grauen kommt nachts“ besonders bei Ersterem. Koitus gibt es nicht, dafür reichlich Möpse, Ärsche und 70er-Schambereichhecke, früher war man damit schon restlos bedient.
„Die Leiche wartet nur, bis jemand das Fenster aufmacht um abzustürzen!“
Wer auf nur annährend logisches, nachvollziehbares Handeln wert legt, kann gleich nach Hause fahren, hat aber schon nach den ersten Minuten den letzten Bus verpasst. Die ermittelnden Plattfüße sind dümmer als die Polizei erlaubt, die letztlich Enthüllung des Täters ist nur purer Zufall aufgrund einer bekloppten Kettenreaktion, aber wer hätte inzwischen mehr erwartet? Es ist einfach geil, wie offensiv und selbstbewusst der Film seine Mängel ignoriert und gerade durch sie eine Form von Qualität gewinnt. Es ist letztlich völlig irrelevant, wer hier warum wie handelt und was er nicht für einen Quatsch von sich gibt, die Wirkung ist ausschlaggebend. Am Ende feiert man das alles. Dieser Film ist so sehr Giallo, das er fast wie die eigene, unfreiwillige Parodie wirkt. [...]
„Du bist meine Frau. Ich liebe dich. Aber ich bin ein impotenter Irrer.“ (Die Karte zum Hochzeitstag, herzlichen Glückwunsch.) [...]
[...[ Allein im letzten Akt ist er [Peter Lorre] das (leicht, genau im richtigen Rahmen) ambivalente Gesicht von „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“, der als Gesellschaftsstudie und zeitloser, moralischer Diskurs noch interessanter ist als in der Rolle eines formell herausragend inszenierten Thrillers. Wenn nicht die hilflose, staatliche Gewalt, sondern das sich organisierende „Pack“ aus Verbrechern und Bettlern die Sache in die Hand nimmt (um des eigenen Burgfriedens willen), was seinen Höhepunkt in einem Scheinprozess findet, ist der Film endgültig bei einer Thematik angekommen, die sich so jederzeit und überall wiederholen kann. Weil die Antwort auf die gestellte Frage so unbefriedigend erscheint.
Wann ist ein Mensch für seine Taten – so unvorstellbar grausam sie sein mögen – vollständig zur Verantwortung zu ziehen? Sollten nicht alle Faktoren berücksichtigt werden, egal wie irrelevant sie für die Hinterbliebenen sein mögen? Und selbst wenn man zu einer eindeutigen Prognose kommen könnte, was wäre denn die Konsequenz? Auge um Auge klingt so leicht und auf eine primitive Art gerecht, mit Menschlichkeit hat das nichts zu tun. Opfer bleiben Opfer, nichts wird ungeschehen gemacht, was Fritz Lang mit seiner letzten Einstellung exakt ausformuliert. Er begeht vorher nicht den Fehler, seinen Mörder bis ins Letzte zu dämonisieren, noch sein Handeln zu entschuldigen. Er könnte einem fast leidtun, wie er um sein Leben fleht, sein Innenleben verzweifelt nach Außen kehrt, einen blutgierigen Lynch-Mob vor Augen. Wir haben ihn aber auch in seiner manchmal narzisstischen Grausamkeit erlebt. Spielt er nur die letzte, verbliebene Karte aus oder sehen wir wirklich einen kranken Mann, einen gefangenen seiner Zwänge? Letztlich wissen wir es nicht. Das sollte aber für ein Urteil keine Rolle spielen. Das unterscheidet den Mensch vom Tier…manchmal. [...]
[...] Weder als handfester Giallo, noch als ernstzunehmender, da auf aktuellen, wahren Begebenheiten basierender Kriminalfilm kann das Werk überzeugen, wirkt in seiner Mischung sehr unentschlossen und unglücklich. Von den grundlegenden Mängel in der Ausführung ganz zu schweigen. Obwohl Ferrario einerseits versucht, die Hintergründe der Mordserie zu beleuchten, sich hauptsächlich auf die (dröge dargestellten) Ermittlungen seiner Hauptfigur, dem Buchautor Ackermann (Leonard Mann, „Blumen der Nacht“), verlässt und sich somit theoretisch annährend verkaufen will wie beispielsweise David Finchers „Zodiac – Die Spur des Killers“, bedient er sich andererseits sehr eindeutig bei Elementen des klassischen Giallo. Besonders in der späteren Täter- und Motivbastelei wird tief in der typischen Kiste mit Kindheitstraumata und krankhaft gestörter Sexualität gekramt, wie es beinah jeder Film dieses Sub-Genres machte. [...] Konsequent in dieser Richtung wäre „Night Ripper – Das Monster von Florenz“ mit Sicherheit besser aufgehoben. Für mehr als zu einem beliebigen 80er-Jahre-VHS-Schlitzers zum Auffüllen des Videothekenregals reicht es beim besten Willen nicht, dafür fehlt es an allen Ecken und Enden an erkennbarer, fachlicher Kompetenz. Dem wohl angestrebten, spannenden Ermittlungsthriller kann weder die unspektakuläre, eher billig wirkende Inszenierung von Ferrario, noch das aus großzügig als Semi-Prominenz des italienischen B-C-Films zu bezeichnende Ensemble gerecht werden. [...] Dass die fetten Jahre des Genres in den späten 80ern längst vorbei waren (der brillante „Opera“ von Dario Argento natürlich ausgenommen) belegt dieses Exemplar mehr als deutlich. Von der Ästhetik und Stimmung früherer Werke ist das hier meilenweit entfernt, ist nicht mehr als zweckdienlich abgefilmte Schleuderware. Die hochinteressante, wahre Geschichte hätte einen deutlich besseren Film verdient. Eine gewisse Form von unbeholfener Bemühung lässt sich „Night Ripper – Das Monster von Florenz“ immerhin zugestehen. [...]
[...] Immer noch ein ganz schöner Bolzen, den der ehemalige Visconti-Regieassistent Roger Fritz („Häschen in der Grube“) bei seinem dritten Spielfilm da in die bis heute oft beschauliche, wenig risikobereite deutsche Filmlandschaft gedrückt hat. Selbst nach über 45 Jahren und inzwischen abgehärteten Sehgewohnheiten geht „Mädchen: Mit Gewalt“ heftig an die Nieren und hinterlässt einen mit einem kurzen Moment der Verstörung. [...] Viel drastischer, spannender und tatsächlich grausamer als der reine Akt der physischen Gewalt ist das, was auf psychologischer Ebene sich mit den Figuren abspielt und gespielt wird, schon vor der absoluten Eskalation. Von vorherein wird das Publikum durch die Charakterisierung der Täter in die Irre geführt. Nicht etwa der unbeherrschte Werner ist die antreibende Kraft, er zeigt sogar gelegentlich einen Hauch von Menschlichkeit und den letzten Spuren einen Gewissens, während sich der kontrollierte Mike als durchtrieben-sadistischer Teufel offenbart, der in der Abgeschiedenheit aller Zeugen sein wahres Gesicht zeigt. Klaus Löwitsch erbringt schon eine bemerkenswerte Leistung, Arthur Brauss übertrifft das noch deutlich, auch wegen dieser „dankbar“ unmenschlichen Figur. In der wohl besten, perfidesten und (aus erschreckender Sicht) immer noch relevantesten Szene rät er Alice dringend, die Polizei aufzusuchen. Sein minutenlanger (fast-)Monolog legt exakt dar, warum viele Sexualverbrechen bis heute nicht zur Anzeige kommen, was es für einen erniedrigenden Rattenschwanz es für ein Opfer nach sich ziehen kann. Wohlwissend, welchen Effekt er damit auslöst.
Das ist der Moment, in dem „Mädchen: Mit Gewalt“ seine konsequente, zermürbende Kraft entfaltet und vollends in ein krasses Psychogramm verläuft, in dem das Wechselspiel aus gegenseitig zugeführter Gewalt und gleichzeitiger Abhängigkeit auf verschiedenen Ebenen den Ton angibt. Rache wird vergeblich gesucht (oder insgeheim erhofft), stattdessen dreht sich unaufhörlich eine fatale Spirale, die erschreckend nachvollziehbar ist, wenn man in der Lage ist, das dargestellte Szenario auf hoffentlich nie selbst erlebter Art zu begreifen. Ein logisches Handeln im eigentlichen Sinne hat schon mit der Morgendämmerung ausgesetzt, jetzt geht es um Selbsterhaltung und eine befremdliche Form von Zugehörigkeitsgefühl, das sich empirisch nur schwer erklären lässt. Aber zu spüren ist. Die Krone setzt dem das Finale auf, in dem die Rettung so nah ist und plötzlich alle wirken, als wären sie gerade aus einem bösen Traum erwacht. Überfordert damit, suchen sie den Rückzug. Einfach so. Und weil es so unkompliziert bleibt. Erschreckend, wahrscheinlich gar nicht mal so unrealistisch. Allein dieser Eindruck sorgt für Unbehagen, von dem viele Filme nicht mit dem LKW voll Gore-Pampe nur (alb)träumen können. [...]
[...] Ein prachtvolles Haus, über dem die Schwere seiner düsteren Vergangenheit liegt, die mit dem Tod seiner mysteriösen, von allen in den Status einer Halbgöttin erhobenen First Lady zusammenhängt. Unweigerlich erinnert „Der unheimliche Gast“ an Alfred Hitchcocks vier Jahre zuvor erschienene, erste US-Arbeit „Rebecca“. Inhaltlich und von ausgewählten Momenten auch stimmungsvoll wie inszenatorisch teilweise sehr dicht beieinander, beschreitet Lewis Allen narrativ doch einen ganz anderen Weg. Während Hitchcock seinen unbeschwerten Aschenputtel-Prolog konsequent in einen Suspens-lastigen, paranormal-eingefärbten Psycho-Thriller verwandelte, legt Allen die flotte – und zugegeben sehr unterhaltsame – Leichtigkeit seiner Eröffnung nie gänzlich ab. [...] Die Kombination aus dem interessanten Setting und der fantastischen Ausleuchtung - die das Film Noir-typische Schattenspiel mustergültig vorführt - ist meisterlich, sorgt für Bilder zum Einrahmen und Niederknien. Daran gemessen kann der Film nur inhaltlich nicht anknüpfen, erzeugt nicht diese intensive Spannung oder unbehagliche Stimmung, die bei diesen Voraussetzungen eigentlich fast selbstverständlich erscheinen sollte. Die durchgehende Leichtfüßigkeit lässt das Geschehen etwas zahm wirken, auch weil die Figuren das übersinnliche Treiben nie so richtig zu verängstigen scheint. Extrem negativ wirkt sich dies auf das kitschig-angehauchte, sogar leicht alberne Finale aus, das einem Halloween-Special von Rosamunde Pilcher entsprungen sein könnte (und das nicht wegen der Küste Cornwalls). Ein vielleicht harscher Vergleich, betrachtet man jedoch den Kontrast zwischen Bildsprache, handwerklicher Inszenierung und dem, was am Ende dabei herauskommt, auch ein Ausdruck dezenter Enttäuschung. Dennoch kann und sollte der Genre-interessierte Zuschauer, mit Schwerpunkt Film Noir und Haunted-House, „Der unheimliche Gast“ mal gesehen haben, dafür ist er in vielen Punkten zu gut gemacht und in seiner lockeren Gangart oft auch angenehm unterhaltsam. Nur leider kaum gruselig.
[...] Kann Liebe wirklich stärker als der Tod sein? Und wenn ja, welcher Preis ist dafür letztlich zu erbringen? Ein philosophischer Ansatz, der nicht wie eine bleierne Schwere über dem Film liegt, dennoch sein Dreh- und Angelpunkt ist. Unabhängig von der besonders im Finale rührenden wie ergreifenden Thematik gelingt Fritz Lang auf dem Weg dorthin eine phantastische Reise, wie sie Film im Idealfall heute noch sein sollte, aber – wenn wir ehrlich sind – nur noch selten ist. Zu sehr ist inzwischen alles standardisiert, lädt nicht mehr zum echten Staunen und Erleben ein. Eine Form von Abstumpfung hat sich breit gemacht, was nicht in erster Linie am Publikum liegt, nur wie lässt sich in Zeiten von technisch unbegrenzten Möglichkeiten, selbstverständlicher Dekadenz (im Verhältnis gesehen) und den immer gleichen Geschichten noch dieser Zauber reanimieren? Ein ähnliches Kunststück, eine ähnliche Meisterleistung wie sie Fritz Lang 1921 erbrachte. [...] Mit welchen schlichten Ressourcen nicht nur eine metaphorische, tiefe Geschichte erzählt wird, sondern speziell wie unglaublich stilbildend und maßgeblich die späteren, cineastische Folgearbeit hier auf den Weg gebracht werden, dürfte jeden Filmfan in leichte Ekstase versetzen. Bei seiner Premiere nicht als reiner Schwarz-Weiß-Film vorgeführt, bereits mit stilistisch wichtiger, frühen Nachkolorierung arbeitend, wurde „Der müde Tod“ danach im klassischen Grau-in-Grau präsentiert, was bei der aktuellen Rekonstruierung wieder aufgegriffen wurde. Allein dieses vorausschauende Arbeiten mit den Möglichkeiten des Mediums gibt dem Film erheblich mehr Qualität. Tag-Nacht-Darstellungen, essentiell wichtig Stimmungswechsel sowie der nicht unerhebliche Anstieg des dramatischen Effekts im Finale gewinnen dadurch deutlich an Intensität, was bei einem Stummfilm – der von der Kraft seiner Bildsprache deutlicher zehren muss – ein revolutionärer Punkt ist. Dazu die generelle, visuelle Ästhetik eines Fritz Lang, auf dessen Einstellungsfetischismus, dem gezielten Einsatz von Lichtquellen und der Wirkung von Bildmontagen unzählige, bedeutenden Regisseure (ob freiwillig, unterbewusst oder dann doch nur zufällig) zurückzuführen sind. [...] Narrativ bereits sehr clever aufgebaut, wird eine sich im Prinzip immer wiederholende Geschichte mit den immer gleichen Gesichtern erzählt, denn es läuft auf das immer gleiche Resultat hinaus: Liebe kann nicht stärker als der Tod sein. Außer, sie überschreitet Grenzen. Ist so tief, ehrlich und aufrichtig, dass Menschlichkeit den Egoismus besiegt. Dann haben wir es mit etwas zu tun, das nicht nur stärker als der Tod ist. Nichts könnte stärker sein als das. Kein Opfer fordern, selbst dazu bereit sein. Wo, wann und wie es stattfindet, spielt keine Rolle. Ein poetischer Schlusspunkt für einen wunderschönen Film, der Grenzen überschritten hat, bevor sie überhaupt für möglich gehalten wurden.
[...] Nun muss sich Hyams seine Rente bei der DTV-Schmiede AFTER DARK verdienen und am Boden der Karriere gibt es ein Wiedersehen mit den erschlafften Muscles from Brussels. Ausgerechnet die retten einer an sich total uninteressanten Videotheken-Wegwerfware hauptsächlich den Arsch. Ob freiwillig oder nicht, lässt sich nur vermuten. [...] Der Cast ist der Hit, auf eine ganz absurde Art und Weise. [...] Den Vogel schießt aber nur einer ab und haucht der schnöden Nummer Leben ein: Der Mann mit der Oma-Hilde-Frisur, Jean-Claude Van Damme. Vielleicht sind die entgleisten Synapsen direkt durch die Schädeldecke gewandert oder was auch immer da oben genistet hat ist reingewachsen, in einer bizarren Form scheinen Haarpracht und Geisteszustand eine obskure Symbiose zu bilden. Das Nicolas-Cage-Syndrom, es ist offenbar ansteckend.
Nicht eindeutig auszumachen, was JCVD genau zu dieser Leistung motiviert. Entweder, dass ist die entfesselte, absolute Spielfreude oder die resignative, gleichgültige Kapitulation vor der vollkommen bekloppten Rolle eines psychotisch-veganen Killers mit der Ober-Öko-Meise (allein die Begründung für seinen gesunden Lebensstil ist der Hammer), der aussieht wie der Joker aus der 60er-Jahre „Batman“-Serie, nur etwas dezenter geschminkt. Von seiner ersten Szene (in Mountie-Uniform) bis zu seiner letzten (in der endgültig die letzte Birne durchscheppert) ist sein Auftritt ein Erlebnis. Vielleicht seine beste, aber keinesfalls seine schlechteste Leistung seit Jahren, dafür ist das zu verrückt. Diese Hingabe zum ultimativen Blödsinn hievt diesen Film noch auf ein Level, bei dem die Freude am grellen Wahnsinn wacker gegen den Drang zum kompletten Desinteresse ankämpft. Und gewinnt. Nicht schön, aber selten. Dadurch irgendwie mit einer gewissen Daseinsberechtigung, die sonst kaum gegeben wäre. [...]
[...] Sichtlich inspiriert von Genre-Vorreiter Mario Bava („Die toten Augen des Dr. Dracula“) hat Casapinta zumindest einen Hauch davon in petto. Die knalligen Farbarrangements und der Versuch von surrealen Sequenzen (am ehesten noch gelungen, wenn man es großzügig so bezeichnen will, in der Folterkellerszene) lassen die Intention erkennen, was keinesfalls über die zahlreichen Mängel hinwegtäuschen können. Die unspektakuläre Gothic-Soap nach Hausfrauenart bummelt träge vor sich hin, vergisst den Spannungsaufbau beim Bemühen um ein paar optische Spielereien komplett. Baut auf wichtig getrimmte Nebenfiguren ein, die später überhaupt keine Rolle mehr spielen und fast peinlich berührt dann kurz vor Schluss doch noch ins Bild gejagt werden, damit man sich über deren Verschwinden nicht zu sehr wundert. Der Giallo-Anteil scheint eher zufällig als gewollt, im Mittelpunkt steht ein alberner Mystery-Krimi, der nicht mal als solcher funktioniert, da schnell klar gemacht wird, das alles nur fauler Zauber für dumme, leicht zu verängstigende und bitte schnell wieder zu vergraulende Paranoia-Tanten ist.
Als wäre das nicht schon blöd genug, macht sich der Film gerade zum Ende hin noch mal eine Spur lächerlicher. Da sage und schreibe zwei (!) blutleere und im Gesamten vielleicht 15 Sekunden lange Mordszenen wohl kaum für Euphorie sorgen, gibt es eine unglaublich affig (nennen wir das mal so) choreographierte Kampfsequenz, bei der selbst für italienische Verhältnisse dieser Zeit sicher kein Auge trocken bleibt. Das toppt nur noch dieses peinliche Scooby-Doo-Finale, was wiederum so bekloppt ist, das man sich insgeheim ins Fäustchen lacht. [...]
[...] Mit ausgiebiger, lüsterner Fleischbeschau und ganz schmierigen Figuren baut Baldi ein Netz aus Intrigen und Misstrauen, kreiert praktisch für jeden der Anwesenden ein Motiv, um später als möglicher Killer zur Verfügung stehen zu können. Dazu pimmelt ein sicher nicht meisterhafter, aber situationsbedingt passender Score von Carlo Savina im Hintergrund rum, der mit dem Bruch in der Handlung, wenn die Wut eines natürlich erst zum Finale gelüfteten Familienmitglieds sein Ventil sucht, entsprechend die Tonlage ändert. [...] „Neun Gäste für den Tod“ scheint wie das uneheliche Kind von Agatha Christie („Das Böse unter der Sonne“) und Sergio Martino („Die Säge des Teufels“). Der klassische Whodunit-Krimi auf begrenztem Raum, bei dem jeder als potenzieller Übeltäter in Frage kommen würde, das böse Wort Erbschleicher klar im Raum steht. Dazu mit dem prallen Sack voll Sleaze, wenig Sinn für Emanzipation und einem recht skrupellosen Härtegrad versehen, der im Schlussspurt erheblich anzieht. Die offenherzig vorgetragene Freizügigkeit dient jedoch nicht nur zur Fantasiebefriedigung sabbernder Junggesellen. Die damit einhergehende, unmoralische Verrohung, die nicht vorhandene Ethik innerhalb der Gruppe ist das essentielle Element der gesamten Geschichte. Eine Familie, bestehend aus Lügnern, Betrügern, Sadisten und Egoisten. Die sich einen Dreck um ihre angeblich Liebsten scheren, in der normale, soziale Werte schon längt keine Rolle mehr spielen. Erst so kann die Story entsprechend ihre Wirkung entfalten. Baldi geht damit natürlich nicht subtil oder sonderlich elegant um, das will in diesem Kontext wahrscheinlich auch niemand sehen. Lieber exploitativ auf die Fresse und in die Weichteile, was den ruppigen, ungeschliffenen Charme dieses künstlerisch nicht unbedingt wertvollen, aber dafür enorm unterhaltsamen Genre-Schmierlappens ausmacht, bei dem man vergeblich nach echten Identifikationsfiguren suchen kann. Hoffentlich, denn sonst läuft daheim bestimmt einiges schief…[...]
[...] Brave Börsenmakler knallen plötzlich genüsslich, völlig grundlos Menschen ab und liefern sich rasante Verfolgungsjagden quer durch die Stadt, bei denen auch für Rollstuhlfahrer nicht gebremst wird. Dabei sind sie nur menschliche Hüllen für ein garstiges Alien, das es sich dort in bester Tradition der „Body Snatchers“-Filme oder „Das Ding aus einer anderen Welt“ gemütlich gemacht hat. Motiv: Spaß am Chaos und schlicht wie einfach pure Boshaftigkeit. Mit einer Vorliebe für laute Rockmusik (und Abneigung gegen Country), schnelle Sportflitzer und großkalibrige Ballermänner – also bestens integriert in das Los Angeles der späten 80er - treibt es sein Bäumchen-wechsel-dich-Spiel, sobald einer der nicht sonderlich sorgsam behandelten Wirtskörper seinen Geist aufgibt. Von Beginn an mit hohem Tempo und zynisch-satirischem Galgenhumor ausgestattet trifft Jack Sholder damit zielsicher ins Genreherz seiner Zeit und schafft einen kleinen Klassiker seiner Zunft. Mit nur wenig eingesetzten, dafür schön handgemacht-unappetitlichen Creature-Effekten (das süffisant-wütenden Böse ist schließlich die meiste Zeit inkognito unterwegs, hält nebenbei das kleine Budget geschickt im Zaum), deutlichen, dafür gekonnten Anleihen bei bekannten Vorlagen (das Alien kommt sogar auch hier irgendwann auf den Hund) und einer guten Portion böser Ironie versehen macht „The Hidden – Das unsagbare Böse“ in seinem Rahmen nahezu alles richtig. [...]
Also wenn schon, dann bitte auch wieder mit dem schmierigen, leicht rassistischen Billig-Mafiosi-Hütchenspieler als Lückenfüller. Da fliegen die Schlüpfer.
Knochentrockener Hybrid aus Spätwestern , „The Hills Have Eyes“ und dezentem Mondo-Feeling, bei dem Regiedebütant S. Craig Zahler beweist, dass er weitaus mehr kann als sein dusseliges Skript damals zu „The Incident“. Eins könnte er sicher noch lernen: Weniger ist manchmal mehr. Warum er Stoff für 85 bis 100 Minuten auf 132 aufbläht, weiß wohl nur er selbst. Trotz toller Stimmung, handwerklich beachtlicher Inszenierung und einem schönen Cast (allein James Tolkan auszugraben, super), für fast 90 Minuten Exposition hat sein Film eigentlich zu wenig inhaltliche Substanz, kann diese – und das ist das Kunststück – trotzdem reizvoll gestalten. Genre-untypisch werden echte, individuelle Charaktere erschaffen, der klassische Western-Mythos ganz langsam und fachkundig ausgeblutet, von Romantik und Heldenballade bleibt nur noch der Torso übrig. Mut zum sinnvollen Beschneiden des eigenen Skripts sei dem Regisseur für sein nächstes Projekt trotzdem zu wünschen, auch wenn es wehtun mag, aber bitte dann wieder mit so viel eigener, unkonventioneller Handschrift. Im letzten Drittel gibt es dann intensives Terrorkino, Bad to the Bone durch und durch. Der heimliche Star ist mal wieder Richard Jenkins, dessen schrullig-naive, extrem liebenswerte Figur für fast Coen-artige, skurrile Humor-Schimmer im beinharten Überlebenskampf sorgt. Leicht gewöhnungsbedürftig, aber auch (dadurch) ein echter Hingucker. 7 Flachmänner zwischen die Rippen.
[...] Ein Film, der mit dem Tod des Protagonisten beginnt und danach anhand von Befragungen, Ermittlungen und Erinnerungen alter Weggefährten Stück für Stück den langen Weg dorthin wie ein Puzzle zusammensetzt: „Rächer der Unterwelt“ könnte als „Citizen Kane“ des Film Noir bezeichnet werden. „Ich habe vor langer Zeit ein Unrecht begangen“ beichtet Anderson kurz vor seiner Exekution einem Arbeitskollegen, wohlwissend das sein Ende naht und bereit, sich seinem Schicksal zu stellen. Der Satz wird zu seinem Rosebud, der Frage auf die es die Antwort zu finden gilt: Nicht wer den Schweden tötet, das wissen wir bereits, sondern warum.
[...] Siodmak gelingt ein Musterbeispiel des Film Noir, das sowohl von seiner formellen Inszenierung wie seiner pessimistischen, nihilistischen Grundstimmung die inoffiziellen Regeln des Genres vorbildlich bedient. Von seinen exzellenten Fotographien, den zwielichtigen Figuren (allen voran die betörende und auf eine destruktive Art anziehende Ava Gardner), dem ausgezeichneten Cast und einer verwinkelten, doppelbödigen Geschichte voller Verrat, Misstrauen und besonders gescheiterter Existenzen. Genaugenommen wäre das Eingreifen der Ermittler, den Hütern von Recht und Gesetz für den Ausgang der Handlung total nebensächlich. Sie sind nur Zeugen und Chronisten auf dem Weg in den Abgrund. Am Ende hacken sich die Krähen gegenseitig die Augen aus, Ganovenehre oder Loyalität haben auf der schiefen Bahn keinerlei Bedeutung. Der Untergang, das Scheitern und die Perspektivlosigkeit sind von der ersten Sekunde allgegenwertige und zentrale Themen von „Rächer der Unterwelt“. Durch seine geschickte Narration macht er von vornherein klar, dass ein Happy End definitiv ausgeschlossen werden kann und bietet nur die Option einer Erklärung, nicht die der Erlösung. Ein fast voyeuristische Form von Elendstourismus, deren einzige Genugtuung bleibt: Verbrechen lohnt sich nicht und wenn es so was wie Karma gibt, ist darauf wenigstens noch Verlass. [...]