JackoXL - Kommentare
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Alle Kommentare von JackoXL
[...] Nach dem VHS-Hype der 80er erlebte der Horrorfilm in den 90ern seinen wohl deutlichsten, kommerziellen wie künstlerischen Tiefpunkt, selbst der letzte, nah an der Brillanz kratzende Carpenter fiel der allgemeinen Ermüdung zum Opfer. Dabei war das zuvor zugegeben etwas satt wirkende Genie seinen Glanzpunkten von einst nie wieder näher. Der Schlusspunkt seiner inoffiziellen Weltuntergangstrilogie ist wie eine Orgie mit Clive Barker (Hellraiser – Das Tor zur Hölle) und David Lynch (Lost Highway). Öffnet die Pforten zur Hölle, mit dem wild frisierten, wortkargen und selten präsenteren Jürgen Prochnow als Torwächter und kreativen Geburtshelfer einer nicht so schönen, neuen Welt, die in der konsumgeilen Gier einer erschreckend leicht zu beeinflussenden Masse den Nährboden für die Saat des Bösen lässt. Das Unvorstellbare fällt nicht ein, es verändert den Rahmen. Weil wir es zulassen, lieben und aufsaugen. Der realitätstreue Retter wird zum unfreiwilligen Moses, der die neue Bibel und deren Gebote in die Welt hinausträgt, obwohl er sie verabscheut und verbrennen will. Denn er ist nur Teil einer bizarren Geschichte, das Puzzlestück, das am Rande des Wahnsinns nur noch über sich selbst lachen kann, weil nichts mehr sonst von Bedeutung ist.
Eine Möbiusschleife des Wahnsinns. Reflektierter, surrealer Horror. Ideal besetzt mit dem meist eh geisteskrank wirkendem Sam Neill, zwischen biestigem Sarkasmus und gottlosem Anarchismus. Inszenatorisch war Carpenter früher wegweisender, stilprägender. Mutiger war er selten. [...]
[...] Tanz der Vampire ist kein Faxenmacher, der ein Genre nur auf hohe Gag-Schlagzahl getrimmt schlampig durch den Kakao zieht sondern versteht, dass eine gute (Film)-Parodie nur auf hervorragendem Verständnis und dem Respekt vor den Vorbildern eine echte Basis für eigene Klasse errichten kann. Polanski macht gleichzeitig einen der besten Vampirfilme dieser Tage, um ihn und seine Klischees, Standards im nächsten Moment zu karikieren. Und dann wieder den Weg zurück in die Spur zu finden. Er reiht nicht Slapstick an Slapstick, übersättigt und vergrault damit nicht. Sorgt immer wieder für Highlights, auf verschiedenen Humorebenen. Mal physisch, mal situationsbedingt, mal durch Skriptzeilen (leider wird in der deutschen Vertonung einiges wegsynchronisiert. Stichwort: Warum ein Kruzifix angeblich nur bei „den alten Vampiren“ funktioniert…), alles dabei immer fantastisch getimt. Und, man kann es gar nicht oft genug erwähnen, niemals lieblos, zweckdienlich verscheuert. Der hier auftretende Fürst der Finsternis Graf Krolock (Ferdy Mayne; Conan der Zerstörer) soll eindeutig an Christopher Lee (Dracula) erinnern, ohne ihn zu verhöhnen.
Der Antagonist ist ähnlich majestätisch und wird nicht zur Witzfigur. Selbst wenn eine Figur danach schreit, wie des Grafens nur noch lauwarme Sohn, wird sie stattdessen mit einer der besten Szenen des Films beschenkt („Wollen wir einen Engel durchs Zimmer gehen lassen?“). Einfachen Verlockungen unterliegt Polanski nie, inszeniert sein Werk nicht weniger aufwändig und detailversessen als ambitionierte Trophäenjäger, wenn nicht sogar besser, unverkrampfter. Macht seine Späßchen, nur nicht auf Kosten seiner Qualität und hält das Publikum nicht für zu stumpf, dass es ihm egal wäre. Keine Lachnummer, eine wahre Bereicherung für den Vampirfilm. Wenn es Tanz der Vampire überhaupt nötig hätte, mit seinem Finale setzt er sich ganz locker an die Spitze der Horrorkomödien und gräbt sich ganz tief in die Filmgeschichte ein. Die Schlussminuten sind eigentlich wesentlich nachhaltiger, denkwürdiger und – ja, tatsächlich – sogar verstörender, als viele „echte“ Gruselfilme seiner Dekade. Wer das schafft, bekommt die goldenen Fangzähne auf Lebenszeit. [...]
[...] Der einzige Spielfilm von Saul Bass - der als Grafikdesigner u.a. grandiose Vorspänne zu Filmen von Alfred Hitchcock (unvergessen: Vertigo – Aus dem Reich der Toten) oder Martin Scorsese (Kap der Angst oder auch Casino) entwarf -, ist nicht weniger als ein kleines Meisterwerk. Eher natürlich dem Science-Fiction- als dem Horrorgenre zuzuordnen, darf er einfach in so einer elitären Auswahl nicht fehlen. Auch da er in der Hochphase des 70er-Jahre Öko-Horrors den wahrscheinlich klügsten, nachhaltigsten Beitrag lieferte. Subversives, enorm bedrohliches Terrorkino, das locker dem Reiz seiner trashigen Prämisse unterliegen könnte und stattdessen eine stilistisch und optisch beeindruckende Allegorie auf die paranoid-gesteuerte Furcht vor der Unterwanderung kommunistischer, „unterklassigen Lebensformen“ darstellt. Beeindruckend sind selbst ohne Subtext-Berücksichtigung die einmaligen Fotographien echter Insekten, vermischt mit (selbst heute noch) kaum zu trennenden Special-Effects wie die konstant vorhandene und sich stetig steigernde, apokalyptische Stimmung, die immer noch ihresgleichen sucht. Sehr beklemmend, mahnend und auf seine Art tatsächlich einzigartig.
[...] Was im Erstling nur ein wenig vertiefter Aufhänger für einen reinen Home-Invasion-Reißer war, demaskiert sich nun endgültig als verlogener Blender, der fast genauso scheinheilig ist wie die dort dargestellte Schreckensregierung. Schon bei „The Purge: Anarchy“ wurde überdeutlich, wie der Film oberflächlich das Anprangern von Missständen vorschiebt, um dessen Auswirkungen als eigentliches Zugpferd vor den Karren zu spannen. Niemand der Fans fühlte sich hinterher sicher moralisch und ethisch aufgerüttelt, der wilde Exzess des staatlich abgesegneten Amoklaufs bediente das eigene, voyeuristisch-blutgeile Bedürfnis. Das könnte man bequem vielen Genrefilmen vorwerfen, entscheidend ist doch der ehrliche Umgang damit. [...] Kein Film dieses Sub-Genres muss den Anspruch eines politisch-gesellschaftlichen Bildungsauftrags verfolgen, dass machten ja nicht mal Meisterwerke wie Carpenters „Die Klapperschlange“. Somit selbstverständlich auch nicht „The Purge“, was der dritte Teil aber ohne jegliche Selbstreflexion noch deutlicher als schon im direkten Vorgänger zum Thema macht und sich damit selbst saftig weg-purged. [...] Hier wird nichts mehr satirisch oder wenigstens leicht nachdenklich stimmend hinterfragt, sich einen feuchten Dreck um noch nachvollziehbare, vielleicht leicht übertragbare Bezüge auf reale Entwicklungen geschert. Trotzdem immer auf die dicke Meta-Hose gemacht, wofür „The Purge: Election Year“ wirklich jegliche Substanz fehlt. Wurden in den Vorgängern vordergründig persönliche Schicksale und Konflikte thematisiert, die auch losgelöst vom großen Ganzen funktionieren, geht es jetzt nur noch um das Ding an sich. Und da lässt der Film knallhart, planlos die besagte Hose runter. Kann nichts mehr auf individuelle Säulen stützen und muss sich die unangenehme Frage gefallen lassen, was er hier eigentlich wem verkaufen will. [...]
[...] Bestimmt kein Zufall, dass die Hauptrolle an David Hemmings ging, der bereits in Blow Up mit seiner eigenen Wahrnehmung haderte. Argento spielt somit auch auf Michelangelo Antonioni’s Meisterwerk an, an Querverweisen mangelt es Profondo Rosso – Die Farbe des Todes definitiv nicht (auf welchen Hitchcock überdeutlich angespielt wird, darf an dieser Stelle nicht verraten werden). Unabhängig von der zahllosen Liebeserklärungen zeigt der Film besonders dann seine Muskeln, wenn der Giallo per se interessant wird: Der Mörder sich austoben darf. Für seine Zeit sehr brutal kennt Argento kein Pardon, wütete nur bei Tenebre noch hemmungsloser. Es gibt nicht viele Mordsequenzen, aber die haben sich gewaschen. Das titelgebende Rot wird mit dem Öffnen des Vorhangs bald aufdringlich-schön als Leitmotiv etabliert und darf dann dickflüssig fließen. Wenn sich in die Perspektive des schwarz-behandschuhten Killers begeben wird, sind wir an der Speerspitze des Giallo angelangt. Von einer morbiden Ästhetik geführten Kamera, dem visuellen Gleiten über scharfe Klingen bis zu dem fantastischen Score von GOBLIN, die erstmals mit Argento zusammenarbeiteten und beim ersten Date schon schauderhaft-rotzige Ohrwürmer mitbringen.
Faszinierend, auf was für verschiedenen Ebenen Profondo Rosso – Die Farbe des Todes brilliert, beinah scheitert und sich im Resümee als absoluter Klassiker seiner Gilde bewahrheitet. Er ist so fehlerhaft wie genial, so ungelenk wie geschmeidig, so fast banal wie klug. Ein Kunstwerk von bestechender Schönheit, ein einmaliger Film, der den Giallo in seinem ganzen Wesen auf den Punkt bringt. [...]
[...] Wenn man bereit ist sich auf die Ausgangslage einzulassen und nicht mehr als nötig zu hinterfragen, funktioniert das Ganze meistens prächtig. Regisseur Ariel Vromen treibt den Plot mit ordentlichem Schwung zwei Stunden lang straight vor sich her, ohne große Tempohänger und ist zumindest in seiner eigenen Logik relativ konsequent. Die Actionszenen sind nicht CGI-verseucht und überladen, da wird sich „nur“ der ein oder andere gepflegte Schusswechsel geliefert oder (meistens durch Kevin Costner) der Gegenüber wenig zimperlich vermöbelt. [...] Besonders Kevin Costner blüht im rüpeligen Liam-Neeson-Stil richtig auf, der Rest vom Schützenfest (sogar der diesmal völlig Action-untätige Scott Adkins, hatte der ein Attest und wurde schnell umbesetzt?) arbeitet ihm prinzipiell nur zu. Reicht völlig aus, denn auf seine alten Tage lässt Costner den in der Vergangenheit selten gegebenen und wenn nicht immer glücklichen („Crime is King“) Bad-Ass mit Wonne raushängen. Da lodert richtig Feuer im gereiften Babyface von einst, es darf giftig gepöbelt und knallhart gewütet werden. In einer Szene requiriert er bald wie der Terminator kurz nach der Ankunft alles Benötigte und wer Widerworte zu melden hat, wird es bitterlich bereuen. Solange er in diesem Modus unterwegs ist geht hier teilweise richtig die Post ab. Im Sinne der Geschichte zwar zu erwarten, dennoch etwas schade, dass sich irgendwann die vorher nicht gekannte Empathie einschleicht, womit es der Film gegen Ende sichtlich übertreibt. Der alte Jerico will die fremd-gelenkten Emotionen gar nicht entdecken (und wir, wenn wir ehrlich sind, eigentlich auch nicht), später nicht auf sie verzichten. Es sei im persönlich gegönnt, könnte man aber auch dezenter einstreuen. [...]
[...] Der historisch interessante Hintergrund wird nicht nur angerissen, er ist sogar der moralische Kern- und Angelpunkt. Die besser gestellte, „überlegene“ Herrenrasse glaubt das Volk der „Wilden“ manipulieren und lenken zu können, verfällt stattdessen derer als Mumpitz abgetanen Praktiken und schaufelt damit der eigenen Sippe teilweise das Grab. Für die knappe Zeit erzählerisch geschickt versteht es Tourneur diesen Aspekt in den Mittelpunkt zu rücken, obwohl da noch die klassische, tragische Liebesgeschichte und der missgünstige Familienkonflikt beheimatet werden wollen. Ins rechte Bild gerückt durch großartige schwarz-weiß Fotographien mit Parallelen zum Film Noir (was er selbst vier Jahre mit Goldenes Gift eindrucksvoll bestätigen sollte) und unterlegt vom stets präsenten, rhythmischen Trommeln der jenseits des Feldes stattfindenden Zusammenkünfte. Noch in der Realität sehr verankert versteht es Ich folgte einem Zombie die spannende Facette der „Schwarzen Magie“ in den damaligen Zeitkontext zu versetzen.
Zu banal erscheint dagegen das Finale, in dem das bereits erwähnte Hokuspokus-Problem negativ auffällt. Natürlich ist das hier ein (zudem sehr früher) Genre-Film mit leichtem Pionieranspruch und ihm dessen Standards vorzuwerfen scheint vermessenes, unrealistisches Wunschdenken zu sein. An anderer Stelle wäre das vielleicht sogar erwünscht. Doch Ich folgte einem Zombie erfasst den Themenkomplex eigentlich viel zu anspruchsvoll, clever aufgebaut, technisch versiert und mit einem reichhaltigen Potenzial versehen, als ihn - im Prinzip – so schlicht versanden zu lassen. Letztlich wird es auch nur – Entschuldigung für die Ausdrucksweise, die hier jedoch so impliziert wird – auf Buschmann-Hexerei reduziert. [...]
„Es ist als ob du in einem Flugzeug sitzt und weißt es stürzt ab. Und alle um dich herum sind nur am Schreien: Wir stürzen ab!“ [...] Ein von vornherein merkwürdiges Unterfangen. Dass ein Film nach gerademal 14 Jahren dringend eine Frischzellenkur benötigt ist äußert fragwürdig. Unabhängig davon, dass es ein Debüt-B-Movie ist. Und wenn, sollten dafür wenigstens im vorliegenden Resultat triftige Beweggründe ersichtlich sein. [...] Eli Roth drehte damals (so lange ja noch nicht her) einen Film aus dem pulsierenden Nerd-Herz. Mit sichtlichen Anleihen bei den prägenden Werken seiner Jugend. Den Horrorfilm der 70er und 80er vor Augen. Roh, ungeschliffen, manchmal schon holperig, aber mit enorm viel Verve und Gespür für die Materie. Seinem Nachfolger Travis Zariwny (weil das nicht cool genug klingt: Travis Z) muss man diese Attribute nach diesem Rohrkrepierer offenbar absprechen. Der neue Seuchenvogel sieht etwas blitzblanker aus, hat natürlich geringfügig (wirklich nicht deutlich mehr) Gore im Gepäck, aber null Charme. Nullkommanull. Eine Film wird einfach nochmal gedreht, wirkt (diesmal) wirklich billig und vor allem lieblos, total gleichgültig. Die Figuren – inklusive der dazugehörigen Darsteller – sind entsetzlich, Humor existiert nicht mal am Rande (gerade der wäre hier mindestens angebracht), von Genre-Kenntnis und Hingabe ist rein gar nichts zu sehen und erst recht nicht zu erleben. Cabin Fever – The New Outbreak ist nur eins: Unfassbar, unverhältnismäßig lärmend (der Lautstärkeregler sollte immer griffbereit sein) und das massive Negativbeispiel, warum nicht jeder Hans Wurst einen Horrorfilm drehen kann. Selbst wenn es nur ein Remake ist. Und besonders dann. [...]
[...] Etwas Sklaven-Thematik schimmert natürlich aufgrund des kostengünstigen Geschäftsmodels von Drago-Lugosi durch, ansonsten wird das Dracula-Image vom alten Bela gleich mit durch den Wolf gedreht. Der sich im Horrorgenre stetig unter Wert verkauft gefühlte Lugosi blüht richtig auf und wird mit seiner Mischung aus übertriebenen Ehrgeiz, vielleicht falsch verstandenem Anspruch oder auch einer Art Trotzreaktion (heute würde man ihn das gerne fragen) zu einem kuriosen Zampano. Zwischen Vampir, aus Kerzen Voodoo-Puppen schnitzenden Papa Shango, Dr. Fu Man Chu, Großvater Munster und Jahrmarkt-Hypnotiseur entsteht eine faszinierende Over the Top-Performance, bei der der Zuschauer durch die Kamera praktisch in Grund und Boden gestarrt wird. Aus heutiger Sicht mit beinah unfreiwillig-parodistischen Zügen versehen, was damals keinesfalls Sinn und Zweck der Übung war.
Daraus bezieht White Zombie einen jetzt ungeplanten Unterhaltungswert, der sich natürlich erheblich von seinem Ursprung abhebt. Was den Film jedoch nicht zur nostalgisch verklärten Ulknummer verwandelt (nur geringfügig), dafür ist er in seinem zeitlichen Kontext viel zu gut gemacht. Allein technisch präsentiert er sich experimentierfreudig und wesentlich moderner als vergleichbare Werke dieser Tage. Von der musikalischen Untermalung, interessanten Set Pieces, Beleuchtungsideen und besonders Schnitt- und Perspektiveinsätzen (vom Splitscreen bis zu POV-Ansichten) ist White Zombie fast spektakulär und immer noch enorm stimmig inszeniert. Traditionell auf den übertriebenen Ausdruck des Stummfilms bemüht und gleichzeitig sehr fortschrittlich. [...] Kult, Quatsch und große Klasse haben hier ihre Daseinsberechtigung, zusammengehalten vom wahnwitzig-überkandidelten Bela Lugosi, dem Kinski der 30er, mit ernstem Anspruch. Leicht tragisch, rückwirkend betrachtet.
[...] Während die Teens hinten mit zwecklosen Panikreaktionen und hysterischem Geschreie den begrenzten Sauerstoff noch schneller als nötig verstoffwechseln, verfällt vorne der einzige taffe Kerl an Bord – Ex-Soldat, Chauffeur und Bodyguard Matt (auch ausführender Produzent: Jonathan Bennett) – in eine Art lethargisches Wachkoma. Anstatt mal etwas Sinnvolles zu versuchen, sinniert er lieber vor seinem geistigen Auge in Flashbacks über die letzten Wochen und Tage, womit der Zuschauer dann scheibchenweise das Wieso, Weshalb und Warum vorgesetzt bekommt. Dieses Backround-Memory erspart einem zwar einen zu langen Vorlauf bevor das eigentlich (geplant) spannende Szenario wirklich losgeht, zerfasert dieses dafür im Gegenzug maßlos und vernichtet eine womöglich aufkeimendes Survival-Feeling.
Wenn man dann mal endlich bei einer linearen Erzählung angekommen ist, wird es logischerweise schwungvoller, Schlaftablette Matt sitzt aber immer noch im passiven Abseits herum und lässt der Dinge ihren Lauf. Nachdem sich die ätzenden Halbstarken hinten schon gegenseitig über den Haufen schießen wollten ist es letztlich nun auch egal, wie ernst die Lage wird…zumindest für den traurigen, gemütlich Matt. Der hat seinen großen Auftritt ja noch, keine Sorge. Vorher hätten alle Beteiligten schon von den inhaltlichen Luftblasen im Plot mühelos und entspannt auf Rettung warten können, allein ein (hier nicht gespoilerter) Anschluss- und Logikfehler (von einigen) ist sagenhaft. Nachdem der Survival-Part fast sträflich verbockt wurde, gibt es im Finale wenigstens viele dumme Wendungen und eine lächerliche Mad-Dog-Performance im Joker-Stil, zu der einem bis auf ein peinlich berührtes Kopfschütteln auch nichts mehr einfällt. [...]
[...] Filme dieser Art haben naturgemäß mit einem eingeschränkten Maß oder zumindest recht dehnbaren Begriff von Logik und Nachvollziehbarkeit zu kämpfen, da macht auch Ich darf nicht schlafen keine große Ausnahme. Zu einem gewissen Grad sollte man ihnen das zugestehen und sich einfach von der Geschichte treiben lassen. Wer nicht pingelig jedes Detail seziert kann eine ganze Weile auch durchaus seinen Spaß damit haben. Der Film umgeht immerhin die allergrößten Schlaglöcher durch halbwegs plausible Erklärungen, die allerdings auch nur dadurch greifen, dass es erstaunlich wenig Eingriff von „außerhalb“ gibt. Im Prinzip ist die Handlung auf vier bzw. dreieinhalb Personen begrenzt, jede weitere würde das wackelige Kartenhaus mühelos zum Einsturz bringen. [...] Aufgrund des limitierten Personenkreises bleiben einfach zu wenige Optionen übrig und ein gewisser Verdacht erhärtet sich zu schnell, als das simple gestreute Täuschungsmanöver dem etwas Relevantes entgegenzusetzen hätten. Vielleicht auch notgedrungen wird die Katze dementsprechend etwas zu früh aus dem Sack gelassen, anstatt bis zur letzten Minute mit der Unwissenheit der Protagonistin (und damit auch der des Zuschauers) zu spielen. Das Finale verkommt daher zu einer platten, unspektakulären und recht enttäuschenden Nummer, übersüßt mit einem zu kitschigen Ende. Da wird mit dem Arsch eingerissen, was vorher recht vernünftig aufgebaut wurde. [...]
[...] Unmissverständlich wird Der Pianist durch die Augen eines Mannes erzählt, der das unvorstellbare Grauen selbst erlebt hat. Ohne reißerisch oder pathetisch zu werden schildert Polanski das Leben im Ghetto in all seiner erschütternden Grausamkeit. Es wirkt manchmal fast beiläufig, wenn inmitten der überfüllten Gassen die Menschen einfach so sterben, sich niemand um sie kümmern kann oder will. Es ist zum Alltag geworden. Für die dort Gefangenen, aber nicht für den Zuschauer, den das Gezeigte unmöglich kalt lassen kann. Polanski spart nichts aus, insbesondere nicht die fassungslos stimmende Brutalität, mit der die Besatzer immer wieder ihre Machtposition und die – aus ihrer Sicht - Menschenunwürdigkeit des jüdischen Volkes demonstrieren. Selbst dem abgebrüht Publikum läuft es dabei eiskalt den Rücken runter. Dabei niemals in einen fehlgeleiteten Selbstzweck verfallend (negatives Gegenbeispiel: Der wahrscheinlich gut gemeinte und grässlich aus dem Ruder laufende Darfur – Der vergessene Krieg von Grobmotoriker Uwe Boll), einfach nur wahrhaftig und ungeschönt. [...] Freiheit gibt es außerhalb der Mauern nicht, ganz im Gegenteil. Versteckt mitten in der Höhle der Löwen hängt sein Leben stetig am seidenen Faden, ist abhängig von Glück, Zufall und dem Vertrauen an die wenigen Verbündeten, die selbst jederzeit gefährdet sind oder gar zu Denunzianten werden könnten. Verdammt dazu, ein stiller, unsichtbarer Geist zu sein, in den bald gespenstischen Ruinen einer einst prächtigen Metropole.
Gänsehautmomente hält Der Pianist reichhaltig parat, ohne sie aufdringlich und billig-manipulativ zu erzwingen. Polanski war viel zu dicht dran, um nicht zu wissen wie sein Film auf ganz natürliche Weise seine maximale Wirkung entfalten kann. Ein zermürbendes Stück Kino, das am Ende einer schmerzhaften, aber ergreifend langen Reise doch noch einen Hoffnungsschimmer und den Glauben daran hinterlässt, dass die Menschlichkeit selbst in den schlimmsten Zeiten nicht völlig brach liegt. Was nach dem üblichen Hollywood-Kitsch klingt, ist ebenfalls Teil der wahren Geschichte. [...]
Seiner Zeit ein kommerzieller und marketingtechnischer Geniestreich, der sich heutzutage in der Form natürlich nicht mehr wiederholen lässt. Der einstige Reiz der wackeligen Hexenjagd wurde zur Blaupause für zahllose Kopien, die mit wenig Kohle maximalen Gewinn erwirtschaften wollen. Die damalige Originalität lässt sich Blair Witch Project ganz klar anrechnen und in seinem Aufbau ist der Film auch heute noch recht geschickt. Die Legende der Hexe von Blair wird unbehaglich eingeläutet, bevor der Spuk im Wald das naive Trio an den Rande des Wahnsinns treibt. Dann wird der Film leider zu redundanten Endlosschleife, die über Spielfilmlänge zu wenig bietet. Als Kurzfilm, zwischen 25 und 30 Minuten, könnte das immer noch ein Hit sein. So bleiben einige gute Momente, ein leicht verstörendes Ende und ein viel zu tiefer Blick in bebende Nasenlöcher. Der Rest ist fast schon ein Relikt vergangener Tage.
[...] Ausnahme-Autor Charlie Kaufmann (Synecdoche, New York) entwirft ein leicht philosophisches, in erster Linie jedoch einfach brillant konstruiertes und erzähltes Gedankenspiel über ein menschliches Bedürfnis, das plötzlich nicht mehr als eine Auftragsarbeit ist und liefert gleichzeitig den Beweis dafür, warum es nie dazu kommen darf. Jede Erinnerung ist kostbar, die Schmerzlichen vielleicht sogar mehr. Sie formen uns, sie prägen uns und lassen uns aus Fehlern lernen. Sollten sie verloren gehen, geht ein wichtiger Teil von uns auf Nimmerwiedersehen dahin. Die wichtigste Lehre daraus: Wenn wir etwas so verzweifelt versuchen zu vergessen, ist es meistens begründet auf viel schöneren Erfahrungen und nur behaftet von damit einhergehenden Enttäuschungen. [...] Das rührende wie spannende Memory-Mikado von Michel Gondry (Abgedreht) vereint verschiedenste Stilrichtungen und Einflüsse zu seinem ganz eigenen Konstrukt. [...] Science-Fiction, Tragikomödie, Romanze und sogar eine Prise Film Noir-Thriller vermengen sich zu einem wagemutig erdachten und in seinem Wesen doch schlicht begriffenen und großartig umgesetzten Produkt: Einem Liebesfilm, wie er schöner, grundlegend wichtiger und reflektierter kaum sein könnte. Die Höhen und Tiefen im verschwurbelten Gefühls-und-Erinnerungs-Chaos schaffen ein Plädoyer gegen das Vergessen und den Glauben an das, was oft so hoffnungslos romantisch-kitschig erscheint. [...]
Die Odyssee eines vierbeinigen, stets tiefenentspannt wirkenden Wanderpokals durch den (fast) ganz normalen Wahnsinn des menschlichen Seins. Beinah ein MacGuffin, das Bindeglied und stiller Beobachter seiner von am Leben aus verschiedenen Gründen enttäuschter Kurzzeitherrchen. Dabei ignoriert Todd Solondz irgendwann sogar mit voller Absicht (auch durch ein ungemein charmantes, bei der epischen Länge von 85 Minuten zwingend notwendiges Interlude) die narrativen Übergänge, denn das Was-wenn oder Und-dann wird zu oft überschätzt. Sein lose verknüpfter Episodenfilm ist geprägt von feinem, skurrilen Humor und sanfter Melancholie, fern der ganz großen Tristesse. Angenehm unprätentiöses, herzliches Indie-Kino, das dennoch viel Kluges zu berichten hat.
[...] Abgestumpft ist der gerade mal so mit zweckdienlicher Bauernschläue gesegnete Prügelknabe längst, hat für seinen gerissenen Bruder (Rod Steiger, In der Hitze der Nacht) schon seine vielversprechende Karriere als Boxer unnötig und blauäugig begraben. Nun ist er eine Null, die nicht nur absichtlich auf die Bretter geht, sondern an einem Mord beteiligt ist und ihn stillschweigend deckt. Die aufkeimende Liebe zu einer angehenden Nonne, dem personifizierten Unschuldsengel in einer verdorbenen Welt (Eva Marie Saint, Der unsichtbare Dritte) und der Ansporn eines kämpfenden, rechtschaffenden Priesters (großartig: Karl Malden, Cincinnati Kid) lässt ihn sehen, die längst überfällige Aussprache (und deren Folge) mit seinem Bruder aufbegehren. Und ein Tabu brechen, was ihm zum Aussätzigen und gleichzeitig Märtyrer macht. Er opfert sich für sein Volk, es wird ihm nicht gedankt und er mit Verachtung gestraft, doch als er nicht auch noch die andere Wange hinhält folgt ihm seine Herde doch noch auf seinem Kreuzweg. Die älteste Geschichte der Welt und ganz nebenbei die reumütige Abbitte des Regisseurs mit Happyend? Ja, irgendwie schon und irgendwie nicht sonderlich subtil.
Die Symbolik von Die Faust im Nacken ist (über)verständlich, mit der Tendenz zur Penetranz. Aber sie ist effektiv. Wie das Spiel von Marlon Brando. Wie so oft in seiner Karriere lässt sich eine pfauengleiche, leicht arrogant wirkende Selbstdarstellung kaum verkennen, das gleicht er dafür mit einer unvergleichbaren Präsenz aus und vermag dieses ihm eigene, kurz gewöhnungsbedürftige Spiel gar in eine Stärke verwandeln. Denn es ist ein Teil der Rolle, was im ersten Moment nicht unbedingt so erscheint. Diese protzige, über Gebühr selbstbewusste Schale zerbröckelt zu einem ganz weichen, sensiblen Kern und erst dann kristallisiert sich richtig heraus, was für einer augenscheinlich primitiven und eigentlich nur gebogenen bis fast gebrochenen Figur er eine ganz individuelle Note verleiht. [...] Es ist großes Kino mit Leib und Seele. Wuchtig, wichtig, aber auch stellenweise überfrachtet, einen Hauch zu prätentiös zu Kreuze kriechend. Unabhängig davon enorm packend. [...]
[...] Eingebettet in den aus dem großen, prähistorischen Vorbild entnommenen Ablauf versucht „The Rezort“ sich neben dem üblichen Zombie-Survival an Gesellschaftskritik, sogar mit sehr aktuellem Zeitbezug, der sich positiv anrechnen lässt. Wenn er nicht so plump und vorhersehbar wäre deutlich mehr. Manche (der wenigen) eigenen Ideen in dem Kontext sind leider so lächerlich. Living Too, für die Rechte der Untoten. Satire in allen Ehren, wenn es denn eine sein soll, ist tatsächlich zweifelhaft in seiner angepeilten Intention. Den Geistesblitz zum Ende hin dürfte nur die Wenigsten überraschen (es stellt sich eh nach 10 Minuten die Frage, wie so ein Laden jahrelang laufen kann, wenn…), ist als Statement natürlich bemüht, aber - so schlicht verkauft - keine kluge Parabel wie einst bei Romero. Als Versuch kann das stehen gelassen werden. Interessanter sollte die Umsetzung sein, der sich zumindest technisch nicht viel vorwerfen lässt. Ein ordentlich präsentiertes B-Movie, dessen Unterhaltungswert aufgrund nerviger Rollenklischees und wenig mitreißender Abläufe dem nicht ganz gerecht wird.
Die groben Fingerzeige ausgeklammert, ist „The Rezort“ trotz der spannenden Setting-Leihe auch nur wie ein Videospiel ohne Joypad. Laufen, schießen, sterben. Das kickt nicht, das kribbelt nicht. Es ist nicht schlecht, verglichen mit so manch anderen Scheiß-egal-Kollegen sicher okay, aber der Nutzen bleibt extrem überschaubar. Selbst für das anspruchslose Zwischendurch, denn auch da gibt es inzwischen genug Alternativen.
Auf VHS: Keine Ahnung. Wahrscheinlich aus der Police Academy- oder Karate Tiger-Reihe. Auf DVD: GoodFellas, direkt mit dem Player für den Mondpreis von 25 Euro (damals noch mit dem alternativen Preisschild 50 Mark) gekauft. Die besonders schäbige Ausgabe, nach der Hälfte des Films musste die Disc umgedreht werden. War trotzdem super.
[...] An Unterhaltungswert mangelt es Das Messer nicht, auch da die Geschichte relativ gut durchdacht ist und kaum größere Logikprobleme mit sich herum trägt, der solche Whodunnit-Gerichts-Krimis oft in die Falle gehen können. Gleichzeitig ist das leider sein einziges, dafür massives Problem: Wen will der Film hier verunsichern und was tut er dafür? Erschreckend wenig, obwohl sich dafür kein Bein ausgerissen werden müsste.
Das Messer gräbt sich seine Grube aufgrund einer zu schlüssigen Kausalitätskette. Ein unglückliches Luxusproblem. Er setzt zu sehr auf die Naivität des Zuschauers, ohne entsprechende Gegenfeuer zu legen. Es wird nicht mit absurden Twist herumgewirbelt, gelangt dadurch unabsichtlich in ein sehr vorhersehbares Fahrwasser, was die Spannung erheblich mindert und den Film rein auf die technische Qualität wie eine sehr einfach gestrickte Pointe reduziert, die eigentlich eine Enttäuschung darstellt. Als neutraler Beobachter werden einem kaum Alternativen zum Offensichtlichen vorgesetzt und wenn, dann viel zu spät und schlicht. Was der Film an oberflächlichen, theoretischen Qualitäten zu Hauf zu bieten hat, vermasselt er ungelenk im Feintuning. Nicht im dämlichen oder gar ärgerlichen Bereich, es ist nur so unnötig. Viel mehr ungeschickt. [...]
[...] Innovationen oder nur kreative Variationen von Altbekanntem hat Daylight’s End nun wirklich nicht zu bieten, dies vorauszusetzen wäre auch nur Zweckoptimismus. Dafür wird es relativ ansprechend verkauft und droht manchmal beinah ein guter B-Film zu werden. Ansatzweise, denn mehr als kurzlebiges, rein actionorientiertes Fast-Food springt letztlich nicht dabei heraus. Die Geschichte lässt sich in zwei bis drei Sätzen mühe- und lückenlos nacherzählen, danach verfällt der Film dem reinen Geschrote. Nicht ereignislos, aber monoton. Die Action kann sich auf dem Niveau durchaus sehen lassen und über das unvermeidliche CGI-Blut kann man noch getrost hinwegsehen. Prinzipiell muss und kann man mit dem Gebotenen noch halbwegs zufrieden sein, da in dem bodenlosen Loch des DTV-Gurkenfasses in der Regel noch viel tiefer gefischt wird. Ab einem gewissen Punkt wird einfach zu wenig ausprobiert und sich nur noch auf handfeste Routine verlassen. Wer damit leben kann und keine hohen Anforderungen hat, könnte damit seinen kurzen, schnell verdaulichen und noch schneller vergessenen Spaß haben. [...]
[...] Was an sich gar nicht mal so uninteressant klingt – der „Verlust“ des Gesichtes als Metapher für einen auch inneren Reset-Schalter, der die Weichen für den längst überfälligen (und in der Extreme nicht mehr verhältnismäßigen) Frustabbau stellt -, vermag Romero weder in der Theorie (mit seinem Drehbuch) noch der Praxis (der Inszenierung) adäquat umzusetzen. Die radikale 180-Grad-Wendung der Hauptfigur vom Duckmäuser zum titelgebenden „Bruiser“ erlebt keine nur grob nachvollziehbare Entwicklung. [...] Früher war bei Romero der (hier massiv gescheiterte) Subtext schmückendes Beiwerk zu einem auch isoliert davon funktionellen Genre-Film, selbst das bekommt dieser blasse Kraftmeier nicht auf die Kette. Es ist zäh wie eine Schuhsole und wirkt oft wie eine zweit- bis drittklassige TV-Produktion eines Anfängers, der sich gerade ausprobiert. Die Erfahrung eines Veteranen, der einst mit mikroskopischen Mitteln denkwürdige Filme erschuf, ist wie weggeblasen. Es erinnert an den aktuellen Dario Argento. Wo ist es hin, was diesen Mann mal ausgezeichnet hat? Selbst gestandene B-Movie-Akteure wie Jason Flemyng, Tom Atkins (in seiner Alt-Herren-Dauer-Rolle als Cop) und Peter Stormare können da nichts mehr reißen. Letzterer darf sich zumindest komplett austoben, den Schweinehund und das Gemächt raushängen lassen, was in der Form auch schon wieder zu viel ist. Romero ist und war sicherlich nie ein Künstler, wie es Dario Argento oder John Carpenter mal waren, sein Absturz sicher nicht so brachial wie bei ihnen, verwunderlich in dieser Form aber allemal. [...]
Altmodisches Disney-Filmchen, mit allen Höhen und wenigen Tiefen. Liebevoll von Hand gezeichnet, mit natürlichen Macken, die dafür umso sympathischer, nicht so steril-glatt wirken und viel vom natürlichen Zeichen(!)trick-Charme ausmachen. Dafür hervorragend animiert, putzig. Einerseits eine kindlich-verständliche Liebesgeschichte vom starken, streunenden, spannenden Straßenkater und der kultivierten, liebevollen, behütenden, mit dem goldenen Sheba-Löffel im Mund geborenen Katzenmama, die nicht mehr den Weg nach Hause findet. Rollenmuster an der Grenze zum Sexismus. Das Mädel-Kitten muss immer gerettet werden, weil sie überall runterfällt. Gott sei Dank ist Thomas O’Malley- der Sunnyboy – stets zu Stelle. Ein Vagabund und Schürzen(oder wie das man bei Katzen nennt)jäger, der lieber mit seinen jazzenden Beatnik-Kollegen abhängt, als sich zu binden. Das wiederum ist eine nette, nicht zu aufdringliche Parallele zum Zeitgeist der frühen 70er. Wilde Sau oder spießiges, gutbürgerliches Familienleben? Beides ganz schön, in der Kombo ideal, aber manchmal muss man auch Kompromisse eingehen. ARISTOCATS ist sicher ein Film für die Kleinen, mit verständlicher Story, niedlichen Songs und altersentsprechenden Gags, aber mit winzigen, nicht zu aufdringlichen Identifikations- und Fixpunkten für die Eltern, die darüber entspannt schmunzeln können. Und ihre Schlüsse ziehen, ohne dass die noch nicht mit Productplacement, extremen Merchandising und anderen Zeugs verdorbene Unschuld verloren geht. Erstaunlich zeit- und alterslos, obwohl in vielen Punkten so verankert. Da erkennt man die Qualität und den generationsübergreifenden Wiederschauwert. Etwas spießig wirkt er in seinem Werte- und Rollenmodel dann doch noch, ohne damit zu nerven.
[...] Trotz der regelmäßigen Zombie-Attacken kriecht die magere Handlung des (von „Another World“ völlig unnötig und unsinnig in „Attack of the Undead – Lost Town“ umgetauften) Films im Schneckentempo vor sich hin. Diese wird durch epileptisches Kameragewackel während der Actionszenen versucht auszugleichen, womit man gleichzeitig „elegant“ umgeht, zu viel Geld in ein vernünftiges Creature-Make-Up investieren zu müssen. Selten ist mal ein Untoter für mehr als 1-2 Sekunden in voller Pracht zu bestaunen, ist wohl auch besser so. Die vorgegaukelte Rasanz entspricht nur hässlicher, augenfeindlicher Hektik, was mit handwerklichen Fähigkeiten oder gar Ästhetik nicht das Geringste zu tun hat. [...] Damit muss man bei solchen Produktionen mehr oder weniger leben können. Vielleicht auch gerade so noch mit den monotonen Sets, obwohl es schon frech ist, dem Zuschauer hier gefühlt (oder auch nicht?) nur drei Locations aus verschiedenen Perspektiven aufzutischen.
Die große Anti-Kunst besteht in der Nicht-Existenz von Atmosphäre oder nur der mindesten Form von Grundspannung. Der Versuch eine Art Metapher auf alttestamentarische Schöpfungs- UND Evolutionsgeschichte (die sich gegenseitig ja eher nicht so leiden können) zu schaffen – unterstützt durch dahin gebrummelte, pseudo-philosophische Off-Kommentare -, wirkt lächerlich und abgehoben, schadet dem Film eher als ihm zu helfen. Lieber hätte man sich auf ganz schlichtes Befriedigen niederer Genre-Bedürfnisse konzentrieren sollen. [...]
[...] Direkt mit seinem Erstlingswerk (gleich als Regisseur, Autor und Produzent) beweist Spoof-Großvater Mel Brooks (Spaceballs) eine wahnsinnige Chuzpe. Ein jüdischer Regisseur dreht eine Komödie über einen raffgierigen, hinterlistigen, Witwen-prellenden Juden, der ein Theaterstück über den verkannten Gut-Menschen Adolf Hitler auf die Beine stellt, das von einem Dragqueen-Regisseur zur stockschwulen Nummernrevue gemacht wird („Deutschland is happy and gay“). [...] Mel Brooks macht sich daraus einen Riesenspaß, erschafft den mutigsten und cleversten Film seiner gesamten, erst noch folgenden und bis zu einem gewissen Punkt sehr erfolgreichen Karriere. [...] Die Grundidee ist famos. Verrückt, trotzdem nicht absurd und dadurch eine befremdlich glaubwürdige Chaos-Theorie über die angeblich kalkulierbare und dennoch unberechenbare (Miss)Erfolgsformel sowie die Eigendynamik von Intention und Wirkung. Normalerweise wird (gerade heutzutage) ein geplanter Hit auf ganz einfache, risikofeie Säulen gestützt. Etwas wagen will niemand, weshalb lieber geschmacksneutraler Einheitsfraß für die breite Masse produziert wird, der einen gewissen Minimal-Erfolg fast garantiert. Hier wird das genau Gegenteil angepeilt: Ein so geschmackloses, unverschämtes und peinliches Stück Dreck auf die Menschheit loszulassen, dass es unmöglich die Uraufführung überstehen kann. [...] Neben dieser schallenden Ohrfeige für das Schubladendenken von rein auf den Profit schielenden, an der Kunst und letztlich dem Publikum gänzlich desinteressierten Halunken-Pack funktioniert Frühling für Hitler vor allem wegen dem sagenhaften Timing, das sowohl Brooks mit seiner Regie und das komödiantisch ideal harmonisierende Duo Zero Mostel/Gene Wilder exakt auf den Punkt bringen. Die beiden Hauptdarsteller – allen voran Mostel mit seinen notdürftig über die blanke Platte geklebten Resthaar – verkörpern ihre Figuren mit einer spitzbubigen Spielfreude und diesem gewissen Etwas, das man nicht lernen kann. Große Komiker sind zum Teil dazu geboren, harte Arbeit kann das nur verbessern. [...]
Auf der DVD wird als Genre „Männer-Film“ angegeben. Jungs, wer bisher nicht ernsthaft über eine Geschlechtsumwandlung nachgedacht hat, das bringt einen kurz ins Grübeln. „Bitch Slap“ ist der „Sharknado“ des Whannabe-Exploitation-Films. Eigentlich noch schlimmer, denn bei The Asylum kauft man die Katze nur als hoffnungsloser Träumer noch im Sack. Der Vorspann – eine Collage markanter Reißer dieser Zunft – ist gleichzeitig das Beste vom Film wie eine Frechheit, sich irgendwie als Hommage anbiedern zu wollen. Laut, vulgär, brutal und bewusst beschissener, als er wohl hätte sein müssen, um dadurch cool zu wirken. Will Grindhouse-Kino sein, ohne diese streitbare Kunst auch nur ansatzweise zu beherrschen oder deren Reiz wenigstens begriffen zu haben. Konsequent vom Ausschnitt zum Gesicht gefilmter Proll-Müll aus der untersten Schlüpper-Schublade, ohne Witz, ohne Verve. Hauptsache penetrant „wild“ und peinlich angestrengt, ein großes Trash-Fest zu sein. Anstrengend ist noch das Mildeste, was sich darüber sagen lässt. Tonne auf und rein damit.