Julio Sacchi - Kommentare
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Alle Kommentare von Julio Sacchi
Vielleicht das letzte Mal Nicholson, bevor er "Jack" wurde: Als verunsicherter, vom Leben überforderter Grenzbulle auf der Suche nach Unschuld ist er eine Wucht. Tony Richardsons Film ist nicht schlecht; er inszeniert das all american-Einerlei als knallbunten, schrillen Alptraum für Grenzdebile; das Elend der Mexikaner hingegen sieht rauh und schmutzig, aber wenigstens nach Leben aus. Leider kann man angesichts der Story und einiger Beteiligter (Ry Cooder, Warren Oates) nie den Gedanken beiseite wischen, was wohl Sam Peckinpah oder Walter Hill aus diesem Stoff gemacht hätten.
Truffaut fühlt sich in diesem Genre erkennbar nicht recht heimisch, und Oskar Werners unentschlossener Darstellung sind mitunter die Differenzen mit dem Regisseur anzusehen. Doch die Entscheidung, die Zukunft antik statt futuristisch aussehen zu lassen, verleiht dieser ambitionierten Literaturverfilmung einen bizarren Charme, den Komponist Bernard Herrmann wunderbar vertont. Das Ende ist ambivalenter, interessanter und letztlich erschütternder als Bradburys.
Von Petersen gediegen, aber nicht ohne Stil inszenierter Thriller, der für echte Spannung allerdings etwas zu freundlich daherkommt. Sehenswert dennoch, weil man Clint nie zuvor so entspannt erlebte und weil Malkovich einen wirklich vorzüglichen Psychopathen abgibt. Geadelt wird die niveauvolle Krimiunterhaltung von einem Morricone-Score, der den Bildern mal wieder mehr schenkt, als das Auge sieht.
Eine beinahe perfekte Komödie, die nur dann an Boden verliert, wenn John Hughes unvermittelt dem Sentiment Platz einräumt, was insbesondere das arg schmierige Ende betrifft. Doch davon sollte man sich die Lust an diesem perfekt getakteten, ausgezeichnet gedrehten Film mit seinen tollen Gags nicht nehmen lassen. John Candy und besonders Steve Martin zeigen die vielleicht besten Leistungen ihrer Karriere - auch weil sie immer noch Menschen und keine Karikaturen darstellen. Sehe ich mir einmal jährlich an, und zwar gern.
Ein wunderbarer Jack Arnold-Film, vielleicht sein bester, von Richard Matheson nur auf den ersten Blick schnörkellos und schnell erzählt, verhandelt die Story des schrumpfenden Mannes doch soviel mehr im Subtext. Die aufrichtige Darstellung von Grant Williams und die aus heutiger Sicht einfache, jedoch immer noch erstaunlich überzeugende Effektarbeit machen aus einer absurden Geschichte ein packendes, philosophisches Stück humanistischer Science Fiction. Der religiös verbrämte Schluß mag so manchen irritieren, doch ist er insbesondere aus Sicht der Hauptfigur nur konsquent. Immer noch beeindruckend.
Robert Wises klassischer Gruselfilm rund um ein mysteriöses Spukhaus lebt von seiner expressionistischen Schwarzweiß-Fotografie, seiner wundersamen Ausstattung und der klugen Entscheidung, den Schrecken fassunglos zu halten. Deshalb ist er sehenswert. THE HAUNTING ist aber auch sehr geschwätzig, etwas redundant und leidet unter Julie Harris' sehr anstrengender Darstellung der Hauptrolle. Deshalb ist er im Filmkanon erheblich überschätzt.
Zunächst ganz passable Genreunterhaltung, die tatsächlich detailgenau Carpenters Meisterstück vorbereitet, Werktreue jedoch irgendwann als Persilschein zum platten Kopieren mißdeutet und damit nur die eigene Überflüssigkeit unterstreicht. Dank total uninspirierter Regie, schwacher Figurenzeichnung und ebensolcher Darstellung sowie allzu zeigefreudigem Digitalklimbim langweilt dieses Ding ab halber Laufzeit erheblich. Mal wieder ein Schuß in den Ofen.
"Dario, um Himmels Willen - hör auf!" So lautet einer der vielen entsetzten Kommentare auf der Internet Movie Database zu Argentos aktuellen Film GIALLO. In der Tat, die Zeit, in der es galt, den Niedergang des italienischen Horrormeisters zu beweinen, liegt lange zurück - Argento hat seinen letzten auch nur gerade mal brauchbaren Film vor knapp zwanzig Jahren gemacht. GIALLO fällt nun etwas besser aus als der Idiotensplatter MOTHER OF TEARS: THE THIRD MOTHER; aber das ist im Grunde so, als würde man sagen, Call-a-Pizza wäre etwas besser als Pizza-Max oder McDonald's wäre etwas besser als Burger King. Was Argento hier handwerklich auf den Tisch haut, spottet schon in den ersten Filmminuten jeder Beschreibung: Wacklige, unentschlossene Schwenks, wo es früher elaborierte Fahrten zu sehen gab, und ein fahriger Schnitt, der jede Einstellung an der falschen Stelle kappt.
Hollywood at its best: Altmeister Sidney Pollack inszeniert gleichzeitig so unaufdringlich wie packend, daß es ihm tatsächlich gelungen ist, in zweieinhalb Stunden nicht einen einzigen überflüssigen Moment durchgehen zu lassen. Ein extrem starkes Ensemble - mit saftigen Nebenrollen für Hunter, Strathairn und Busey und einer vielschichtigen Paraderolle für Gene Hackman - trägt den Thriller mühelos, perfekt begleitet von Dave Grusins ungewöhnlichem, jazzy Score. Entertainment vom Allerfeinsten, ohne falsches Sentiment oder aufgesetzten Thrill. Kann man immer wieder sehen.
Ein bizarrer Film Noir über die "Vergeblichkeit guter Absichten" (Robert Towne), von Polanski, der die Versuchung zu Stilisieren klug umgeht, pointiert und konzentriert inszeniert. CHINATOWN ist ein makellos gespielter Klassiker ohne Patina, der seinen immer wieder aufblitzenden Humor mit einem erschütternden Ende pulverisiert. So werden sie heute nicht mehr gemacht.
Ein amerikanisches Meisterwerk der Popkultur, über dessen zahllose Qualitäten wohl kein Wort mehr verloren werden muß. Nur eins: GOODFELLAS ist so gut gealtert, weil ein Regisseur auf der Höhe seines Könnens alle Register seiner filmsprachlichen Mittel zieht und jeden einzelnen Trick aus der Kiste paßgenau einsetzt. Schneller sind auch heutige Filme nicht, vor allem nicht gekonnter. Schade nur, daß Scorsese mit dem katastrophalen CASINO einige Jahre später in dieselbe Kerbe schlagen wollte und damit seinen künstlerischen Niedergang einläutete.
Ein weiterer Nerdfilm für Nerds von Nerds - von Nerds, die nicht wissen, wie man die Filme macht, die sie angeblich so lieben. Purer Exzess mit kindischer Freude am Tabubruch, aber ohne den mitunter geradezu brillanten Irrsinn von Troma. Auf die Dauer nervt das alles. Und Rutger Hauer augenrollt sich ungeführt durch eine unwürdige Rolle. Die taktlose Verwendung des Themas von DER GREIFER grenzt an Blasphemie.
Unglücklicherweise bleibt die Flamme von SLOW BURN recht klein, der Film kapriziert sich allzu sehr auf die Auflösung seiner Geheimnisse als Höhepunkt, der dann abstrus und schlapp zugleich ausfüllt. Die Mystifizierung des Megabösewichts Danny Ludin zu einer Art Keyser Soze ist so albern wie der zwanghafte Versuch, jeder auftretenden Figur eine Rolle in diesem Ränkespiel zuzuordnen und sich in viel zu vielen potenziellen Schlußszenen als vermeintliche Überraschungs-Wundertüte aufzuspielen. Dialoge der Gehaltsklasse "Sie roch wie Kartoffelpüree, und jeder Mann wollte die Soße dazu sein" sind nicht gerade hilfreich. Der Genickbruch ist aber die unerträgliche Filmmusik von Jeff Rona und die Songs von Wax Poetic - der einstigen Band von Schnullimaus Norah Jones - die unglaublich gestrige Beats und ein schummriges Gehauche klingen lassen wie eine Enigma-Platte aus dem Hause Michael Cretu. Grausam.
Hollywood at its worst: Schwach inszenierter Propagandafilm, der sein eigentliches Anliegen hinter einer Alien-Invasion so subtil versteckt wie die Nazis hinter der Belagerung Kolbergs in KOLBERG. Selbst so ein gefährlich dummer Hurra-Patriotismus kann ja noch Laune machen, wenn die Action stimmt - aber BATTLE LOS ANGELES reiht einfach nur Gebrüll und Getöse aneinander, ohne Sinn für Timing oder Höhepunkte, mit reichlich schwachen Digitaleffekten und ebensolchen Darstellungen bis zur totalen Monotonie redundant runtergedreht. Langweilig. Diesen Schrott hat Paul Verhoeven bereits vor vielen Jahren mit STARSHIP TROOPERS bissig parodiert.
Schwach inszeniert, sagenhaft schlecht gespielt - aber Sam Firstenberg weiß, was er den Fans schuldig ist und wirft alles an Ninja-Action in die Waagschale. Und gewinnt. Ein schön ernst gemeinter Handkanten-Ulk alter Schule mit allem, was dazugehört. Kurios: Außer Altmeister Sho Kosugi dürfen auch ein Kind und eine Oma lustige Fightszenen absolvieren! Der böse Ninja lacht und gestikuliert immer schön doof hinter seiner Maske. Mir hat's gefallen.
Das kann man durchaus mit einer besonders gut besetzten "Traumschiff"-Episode vergleichen, oben drauf Scherzchen wie aus den Gottschalk/Krüger-Verbrechen (Mafiafamilien heißen hier grundsätzlich "Linguini" und "Ravioli", das ist so in etwa das Niveau, wieher). Needhams Regie erschöpft sich im reinen Abbilden vieler alter Männer, weniger junger Frauen und von Dom DeLuise, der an Burts Seite herumtuckt. Der Himmel hat in Needhams Filmen keine Struktur, alles ist Wischiwaschiweiss und so farblos wie das Geschehen auf den Strassen. Das Finale gibt es nicht zu sehen, da es durch eine Ralph Bakshi-Animation ersetzt wird, die genauso alt und gestrig aussieht wie der Rest dieses drögen Heimvideos.
Ein richtig blöder Film ist das. Hat nichts zu bieten, keine Spannung, keine Schauwerte, nichts Neues, nichts Gutes, einfach mal gar nichts. Irgendwie hat man keinen Bock mehr auf diese Art Kino. Mörderische 60 Millionen Dollar werden rausgeblasen für einen überdimensionierten Trumm aus Scheiße, an dem offensichtlich nicht ein kreativer Kopf beteiligt gewesen ist. PRIEST ist einer dieser herablassenden Möchtegern-Moneymaker, deren erzählerische Faulheit schon an Verachtung des Zuschauers grenzt. Warum sich Gedanken darüber machen, wie man das Setting des Films dramaturgisch sinnvoll etablieren könnte? Ach was. Wir knallen den Leuten einfach Schrifttafeln in die Fresse, auf denen sie lesen können, "was bisher geschah", und den Rest hauen wir ihnen mit einer schön doofen Animation (wichtig: schön blutrünstig, sitzen sicher Kids im Kino) um die Ohren. Dann können wir mit der Grütze einfach loslegen, nicht lange aufhalten, soll doch keiner auf die Idee kommen, zu denken; bei der Fernsehausstrahlung hauen sie uns sonst direkt ab.
CIRCUS DER VAMPIRE ist fraglos originell und einfallsreich, hat aber mit dramaturgischen und inszenatorischen Schwächen zu kämpfen. Weil der Film die Gut gegen Böse-Konstellation als "Dorf gegen Zirkus" begreift, gibt es seitens der "Guten" einfach zu viele Figuren, aus denen sich keine als Identifikation ausgesucht wird. Damit schaut man den zugegebenermaßen bunten Treiben eher teilnahmslos zu, was auf Kosten der Spannung geht. Desweiteren hat Robert Young zwar den einen oder anderen visuellen Einfall (wenn etwa die Artisten sich in Zeitlupe in den Nachthimmel schrauben), nutzt aber das schier endlose surreale Potenzial des Settings zu keiner Zeit voll aus
Nicht ganz so grandios wie etwa Rolf Olsens Filme DER ARZT VON ST. PAULI oder BLUTIGER FREITAG, aber immer noch ausgesprochen gallige Unterhaltung mit der Lust am Versauten. Jede Menge Ladyboys, ein Luxusbordell mit Lustspielchen hinter jeder Zimmertür (inklusive recht offensiver S/M-Szenerie) und fiese Schmierlappen, die zuerst schießen und dann fragen. Der hinterhältige Boß hält sich sogar einen armen Schwarzen als Handlanger, den er "Bimbo" nennt und mit sadistischer Freude demütigt. So stellt er ihn in einer Szene unter ein paar Farbtöpfe, in die er große Löcher schießt, so daß sich über den bedauernswerten "Neger" die Farben Schwarz-Rot-Gold ergießen. Mittendrin der titelgebende Inspektor Perrak, ein unkonventioneller Sittenpolizist mit Herz; eine Paraderolle für Horst Tappert.
Curtis Harrington, Genrespezis vielleicht bekannt dank einiger Filme, die er in den 70ern drehte (WAS IST DENN BLOSS MIT HELEN LOS oder RUBY) inszeniert die ausgesprochen müde Kolportage ganz im Stile seiner Tätigkeit fürs amerikanische Fernsehen. Die steife Proklamationschoreographie, die er den Luxusseifenopern DENVER-CLAN und HOTEL überhalf, findet sich auch in diesem Kostümlangweiler wieder - unterbrochen von einfallslosen und nicht besonders aufregenden (kurzen) Sexszenen, in denen die geschätzte Frau Kristel durchgebumst wird.
Das Schicksal Millers erinnert zunehmend an das von Joe Mantegnas jüdischem Polizisten in David Mamets HOMICIDE; auch jener ließ sich vor den falschen Karren spannen, weil er wieder an etwas glauben können wollte. Für Miller jedoch ist die gewalttätige Auseinandersetzung unausweichlich, Töten ist das, was er kann, und so gipfelt Matthew Hopes intensives Drama in einem brachialen Showdown. Wohlweislich ohne Musik gestaltet, greift dieses Finale als urbaner Stellungskrieg mit ohrenbetäubenden Schußgeräuschen als Fanal für die Zivilisation nach der Kehle des Zuschauers. Ein wuchtiger, sehenswerter Film ohne falsche Zugeständnisse an das Prinzip Hoffnung.
50 Cent hat exakt zwei Szenen und geriert sich darin wie Zakes Mokae auf Tranquiliziern; der unsägliche Vinnie Jones hat mir besser gefallen, als er bei "Celebrity Big Brother" über ein Ledersofa fiel, und Val Kilmer... naja, Val Kilmer spielt mal wieder in seinem ganz eigenen Film.
BLOOD OUT ist unzumutbarer Müll ohne irgendwas, was für ihn spräche, außer eben dem zuverlässigen Luke Goss, dem man bessere Filme wünscht, vielleicht einmal an der Seite von Michael Jai White.
Die bekloppte Prämisse ist fast so hohl wie die von Michael Manns Schlocker COLLATERAL und die küchenpsychologische Motivation des Killers ("Stop Me") gemahnt an Rutger Hauers dämonischen John Ryder in THE HITCHER, nur traut sich William Kaufmans kleiner Reißer gar nicht erst in diese Untiefen hinein. Das ist kein Todesurteil für diese etwas flache, entschieden unkomplexe Herangehensweise, nur weiß man auch, dass in den 80ern etwa Jack Sholder einen schnellen Knaller oder William Lustig einen authentischen Strassenkrimi daraus gemacht hätten.
Dieses Genre beherrschen alle Beteiligten im Schlaf - das Tolle ist, daß sie es nicht im Schlaf abliefern. De Palma ordnet seine visuellen Kapriolen dieses Mal der Story und vor allem den Emotionen der Charaktere unter; gerade deshalb gelingen ihm zwei echte Kabinettstückchen, zum einen das vielgelobte Grand Central Station-Finale, zum anderen - mehr noch - der Slowburn-Shootout im Billardzimmer. Das As im Ärmel heißt Sean Penn, der hier brillant und ganz uneitel das fiese Wiesel gibt; seine Wandlung zum eitlen Oscar-Overactor liegt noch in ferner Zukunft. CARLITO'S WAY wird einzig heruntergezogen von Patrick Doyles überkandideltem Score und von einer völlig fehlbesetzten Penelope Ann Miller, die der Love Story die Glaubwürdigkeit nimmt. Und die braucht sie.
Langweilig: Schlecht eingesetzte und geführte Schauspieler und ein völlig unterentwickeltes Drehbuch, dem schon nach einer halben Stunde die Luft ausgeht. Handwerklich halbwegs in Ordnung, hat aber einfach nichts zu erzählen. Der Todesstoß kommt mit dem katastrophalen Score von John Murphy, der immer so klingen will wie Massive Attacks "Protection", tatsächlich aber nach GEMA-freiem Billigrock riecht.