Julio Sacchi - Kommentare

Alle Kommentare von Julio Sacchi

  • 6

    Damals als Sülzgurke abgetan, erweist sich PEACEMAKER heute als ausgesprochen wertiger Big Budget-Thriller. Schade nur, daß Mimi Leder den Böswatz mit ausgesprochen schnulzigen Szenen ein "menschliches Antlitz" verpassen will und daß Hans Zimmer mal wieder fürchterlichst zwischen Ethno-Schmalz und Militärgebumse rumtrampelt. Denn nicht nur sind Clooney und Kidman ein knuspriges Kinoduo, Leder schenkt George auch einige sehr kompetente Actionszenen - wenn er etwa einen Mercedes als Waffe einsetzt, sich einen Faustkampf in einem über dem Abgrund baumelnden Lastwagen liefert oder, besonders schön, im Getümmel der Upper East Side flink über Autos poltert, um New York vorm Supergau zu retten.

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    • Zu lang, zu viel, zu selbstbesoffen. Nach zwei Minuten ist die Luft raus und dann kommts zum Overkill. Schade.

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      • 6 .5

        Ein unwiderstehliches Konzept mit schier unerschöpflichem Potenzial; die Chance, ein philosophisches Wechselbad der Gefühle über Sinn und Unsinn des Lebens zu entwerfen... von Harold Ramis mit biederer Regie zur mutlosen Klamotte runtergebuttert, voll spießbürgerlicher Moral und einem geradezu verlogenen Ideal als Rettungsinsel. Die Erlösung kommt in Form eines herausragenden Bill Murray, der sowohl als hinreißender Saulus wie auch als lebensmüder Zyniker viel zu wunderbar ist, um die Wandlung zum (kalkulierten) Paulus begrüßenswert scheinen zu lassen - oder darüber hinwegzutäuschen, daß er sich das Happy Ending letztlich nur herbeimanipuliert. Die Vorstellung, daß ihn die Zeitschleife für (glaubwürdig berechnete) 33 Jahre gefangen hält und ihn damit von der Todessehnsucht zur Gottwerdung und zurück bugsiert, ist endlos faszinierend - Ramis war das zuviel. Ein Film, der wie sein Protagonist nicht gut altert.

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        • 5 .5

          Mal wieder HIS GIRL FRIDAY also, allemal besser als Billy Wilders EXTRABLATT-Adaption, aber leider auch nicht das Gelbe vom Ei - die Dialoge sind zwar schnell und das Tempo insgesamt recht hoch, aber die Stars haben überhaupt keine Chemie. Die vielpublizierten Dissonanzen von Reynolds und Turner sind dem Film geradezu anzumerken, und Kotcheffs etwas schwerhändige Regie gibt auch nicht gerade den idealen Rahmen. Spaß macht vor allem Ned Beatty.

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          • Muß man wirklich öffentlich seine Liebe zum erfolgreichsten und reichsten Regisseur der Welt kundtun? Ein Fanbrief an John Sayles oder Peter Hyams oder meinetwegen Umberto Lenzi wär irgendwie sinnvoller, denn weder muß jemand noch Spielberg "entdecken" noch braucht der irgendeine Art von Zuspruch.

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            • 6 .5

              Ben Wheatley hat sich an einem WICKER MAN fürs neue Jahrtausend versucht, was die britische Presse reflexartig zu Lobeshymnen hinriß. Tatsächlich sieht die Sache komplizierter aus: Auf der einen Seite ist KILL LIST ein wüster Quark, der sich nicht in die Karten schauen lassen will und sich mit seinem abgedrehten Ende ganz besonders schlau vorkommt. Andererseits grollt hier eine wahrlich beängstigende Ahnung von Gewalt und Furcht, nicht zuletzt aufgrund eines unversöhnlichen Schnitts und der ausgesucht morbiden Soundkulisse; in den letzten 15 Minuten bricht sich die nackte Angst dann eindrucksvoll so richtig Bahn. Ein zwiespältiges Erlebnis, das einen immerhin nicht gleichgültig zurücklässt, aber letztlich doch zu unfertig und unüberlegt, um wirklich Eindruck zu schinden.

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              • 3

                SAWAKO DECIDES nervt. Die Gleichgültigkeit der jungen Frau, die es sich bis zum Schluss zum Lebensprinzip macht, gegebene Verhältnisse als solche hinzunehmen, wird spätestens nach einer halben Stunde zur Geduldsprobe. Daß sie ihren faulen, dummen, geldgeilen, häkelnden, schließlich sogar untreuen Freund aus Prinzip heiraten will, ist zu keiner Sekunde auch nur ansatzweise nachvollziehbar. Der Humor ist laut und anstrengend, die Story tritt auf der Stelle und um die talentierte Mitsushima herum wird exzessiv chargiert.
                Eine unverdauliche Sozialkomödie, die streng nach Frauenfeindlichkeit und reaktionären Idealen müffelt.

                • 5

                  Verzweiflung und Revolte auf einer schwimmenden Krebsfischer- und Konservenfabrik; Vorlage war ein Roman von 1929, der wiederum jüngst als Manga adaptiert wurde. Interessanter Kurswechsel für Sabu, der hier recht gekonnt zwischen dramatisch und absurd, zwischen Schmerz und Spass und vor allem zwischen grimmiger Studie und surrealer Szenerie mäandert. Der kollektive Selbstmordversuch dürfte zu den visuellen Perlen des Jahres 2009 gezählt werden. Leider ist Sabus Film letztlich zu repetitiv, um voll überzeugen zu können, und kommt zu einem sehr unbefriedigenden Ende.

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                  • 8

                    Von Billy Wilder großartig erzählter Film, der sich klug den Parametern des Biopics verweigert und sich allein auf den legendären Flug Charles Lindberghs konzentriert. Wie hätte man diese Figur auch angesichts von Lindberghs zwiespältiger Rolle im zweiten Weltkrieg vollständig beleuchten sollen? Ausgerechnet mit dem tatsächlichen Start über den Ozean verliert Wilder den Film etwas aus der Hand, weil er dem Pilotenkanzel-Kammerspiel nicht ganz vertraut und den Flug mit inhaltlich kaum relevanten Flashbacks unterbricht. Die Tatsache, daß James Stewart geradezu absurd viel zu alt für die Rolle ist, kann auch seine an sich herausragende Leistung nicht vergessen machen. Dennoch, ein total unterschätztes, großes Abenteuer mit einem ausgezeichneten Score von Franz Waxman.

                    • 7

                      Beeindruckend besetzter Aufstand alter Männer, mit dem Robert Benton erfolgreich den Geist des klassischen 40er Jahre-Krimis zu evozieren versucht. Kein großes Spektakel, keine sensationellen Ereignisse, einfach nur ein schlüssiger Film Noir mit trockenen Dialogen, ausgezeichneten Darstellern und so manchem schönen Bild. Das titelgebende "Twilight" des Lebensabends kommentiert ein wunderbarer James Garner mit herrlicher Kodderschnauze und rettet den Film damit vor der Schräglage ins Geriatrische.

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                      • 3 .5

                        Chevy Chases letzter ernsthafter Versuch eines Kino-Comebacks vertraut auf ein abgegriffenes Fish out of water-Konzept und die irrige Annahme, Jack Palance sei nach seinem späten Oscar total zugkräftig. Die Rolle des von Polizeiserien besessenen Spießbürgers Robberson lässt Chase aussehen wie einen geistig Behinderten, der wie ein zu groß geratenes Kind durch schlecht inszenierten Slapstick stolpert. Michael Ritchies gewohnt holprige Regie (der Schnitt ist geradezu haarsträubend!) tut ihr Übriges. Zusätzliche Schmerzen verursacht eine offenbar blinde Kostümabteilung, die etwa die krass fehlbesetzte Dianne Wiest in Oma-Blusen und den knallharten Cop Palance in ein graues Strickmonster steckt. Nur ein gut gelaunter Robert Davi kommt sauber aus der Nummer raus.

                          • 9

                            Grossartiger Thriller, der gleich mehrere von Hitchcocks Lieblingsmotiven in sein spannendes Mysterium einflicht und nicht zuletzt deswegen keinen Tag gealtert ist. Zu einem jazzy Score von Quincy Jones kämpft Gregory Peck gegen das Vergessen und all diese Unbekannten, die ihn durch die Straßen New Yorks hetzen. Der trockene Humor und eine ganze Reihe farbenfroher Nebenfiguren verleihen MIRAGE das gewisse Etwas; sein Spitzentrumpf ist jedoch Walter Matthau, der als wohlmeinender Privatdetektiv diesen tollen Film mit nach Hause nimmt.

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                            • 8

                              Zugegeben: Alfredson macht es dem Zuschauer nicht leicht. Die akkurate Darstellung von Geheimdienstlern der 70er als schweigsame Beamte in einem müden und freudlosen Alltag verlangt vor allem in der ersten Stunde einiges an Geduld. Doch was der hochtalentierte Regisseur genauso präzise auf die Leinwand bringt, ist die Grundstimmung des Kalten Krieges - das Mißtrauen, die Mißgunst, die Angst. Die totale Entmenschlichung spiegelt sich in tragischen Verlusten, die Alfredson klug, aber nicht kalt, auf Nebenschauplätzen abhandelt. Doch ganz im Regen stehen lassen will er uns glücklicherweise doch nicht und schenkt uns die schönste Coda der jüngeren Filmgeschichte.

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                              • 7 .5
                                über Aviator

                                (...) Doch auch AVIATOR ist kein großartiger Film geworden, weil Scorsese wie in so manchen Filmen seines Spätwerks das Tempo nicht halten kann und sich in den repetetiven Anhörungsszenen allzu lange verliert: Die Luft ist raus, bevor Hughes zum letzten Mal abhebt. Was die zu diesem Zeitpunkt schon etwas klapprige Kiste zusammenhält, ist die überragende Vorstellung von Leonardo DiCaprio, der den Film zu jeder Zeit beherrscht, ob als aufgedrehter Jungspund oder weggetretener Tycoon, vom milchgesichtigen Millionär mit großen Träumen bis zum manischen Selbstzerstörer.

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                                • 3

                                  Am erschreckendsten an LARRY CROWNE ist der Gedanke, daß dem verdienten Schauspieler Tom Hanks so etwas tatsächlich gefällt. Das Drehbuch schrieb er mit Nia Varlados, deren BIG FAT GREEK WEDDING er genauso produzierte wie sämtliche ihrer Reinfälle danach, und Varlados verkocht die ohnehin schon verschwindend dünne Story mit den abgehangensten Klischees zum ungenießbaren Brei.

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                                  • 6

                                    Ein Genrefilm für Leute, die Genrefilme nicht mögen: Überkandideltes Actionmärchen, mal unglaublich prätentiös, mal auf den billigstmöglichen Effekt hin inszeniert, mit schwachen, verschníttenen Actionszenen und einem fürchterlich gestrigen Fourtothefloor-Score der Chemical Brothers, die wohl die letzten zehn Jahre unterm Stein verbracht haben. Cate Blanchett schlägt sich zunächst recht wacker als Bösewicht, verfällt zum Ende hin aber wieder in ihre heißgeliebte Grimassiererei. So ganz traut sich der Film das Märchenkonzept dann doch nicht zu; das Finish entlarvt die Göre als handelsüblichen Bourne-Klon. Totally overhyped.

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                                    • 8

                                      Schneller, richtig praller Actionthriller mit einem fast schon aufreizend souveränen Startrio. Regisseur McKendry hat das immer weiter ausufernde Personenarsenal fest im Griff und läßt seine Protagonisten in atemloser Geschwindigkeit um die Welt rasen, ohne jemals irgendwas aus dem Ruder laufen zu lassen. KILLER ELITE braucht weder überkandidelte Schauwerte oder ausgestellte Brutalitäten, um über irgendwelche Schwächen hinwegzutäuschen; der Film setzt auf charismatische Figuren und Tempo, Tempo, Tempo. Ein ausgezeichneter Jungsfilm ohne überflüssiges Fett.

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                                      • 5 .5

                                        Ein Film mit diesem Titel kann doch eigentlich entweder nur grossartig oder total scheiße sein. COWBOYS & ALIENS nordet sich aber leider in der Todeszone dazwischen ein und macht es sich allzu gemütlich. Das liegt zum einen an einem von zig Autoren kaputtgedoktorten Drehbuch, das den Reiz der titelgebenden Idee zu keiner Sekunde ausschöpft und mit dem strikten Abhaken uralter Klischees langweilt, zum anderen an der geradezu bocklosen Biedermann-Regie von Jon Favreau. Hier hat man einfach mal ein paar Schauspieler in eine Westernstadt gestellt und dann ein paar ziemlich unwürdig animierte Computeraliens drüberfliegen lassen, das war's: Die zwei Welten bleiben so disparat wie im Titel. Allein Daniel Craig rettet sich mit einer ausgesprochen charismatischen Darstellung aus der vor allem enttäuschenden Affäre; sehr schade.

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                                        • 4

                                          Die recht gelungene Darstellung der Online-Kommerzialisierung der Folterindustrie im zweiten Teil weicht einer komplett absurden Szenerie, in der nun die Quälerei vor gutsituierten, zahlenden Besuchern stattfindet, denen leicht bekleidete Kellnerinnen die Drinks zum Grand Guignol servieren. Die Verankerung in der - überhöhten - Realität der Vorgänger, die sie auch über das unangenehme Gefühl von das-könnte-Dir-auch-passieren hinaus interessant machte, geht über Bord. So ist HOSTEL 3 vor allem eines: Langweilig.

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                                          • 7 .5

                                            Stark besetzter Katastrophenthriller, dank Richard Lesters sehr spezieller Regie trotz formelhafter Story ein echtes Kleinod. Gewitzt erzählt Lester Handlunsgabläufe parallel und schenkt wichtige Informationen auch mal aus dem Off nach. Für einen Gag oder eine Konfrontation reicht ihm mitunter der Umschnitt auf ein einziges Bild. Deswegen liegt dieser Film, in dem ein arschcooler Richard Harris eine Riege charismatischer Stars anführt, auch ein paar Knoten vor der Konkurrenz.

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                                            • 5 .5

                                              Roger Moore geht einem tierisch auf den Sack in diesem Film. Nach jedem seiner Sätze reißt er die Augen auf und glotzt sein Gegenüber an, als wolle er sagen "War das geil? War DAS geil?!" Ob nun nach der von seinem 007 gewohnten Schmierbalz (glotz: "Baby, jetzt kommst DU!"), nach einem von 007 gewohnten total ironischen Kommentar (glotz: "Verstehste? VERSTEHSTE WIE GEIL DER WAR?") oder einem von 007 gewohnten strategischen Einwurf (glotz: "Ha! Da guckste"), immer kommt der Moore-Stierblick. Gregory Peck beschränkt sich auf hektisches Kopfwackeln, nur David Niven ist mal wieder formvollendet als britscher Gentleman. Ansonsten tattern hier haufenweise abgewrackte Tommies durch ein unaufgeregtes Kriegsabenteuer. Die Wildgänse sind müde.

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                                              • 7

                                                Als Remake das übliche Vergurke, vom Sex und dem genüßlichen Homo-Subtext des Originals ist genau null übrig geblieben. Aber als eigenständiger Film ist das hier ein extrem unterhaltsamer Horror-Spaß mit der gekonnt evozierten Spätsommer-Gruselstimmung der 80er, wo im fahlen Licht schöne Menschen schlimme Dinge tun (müssen). Da der Film den Zuschauer schon viel zu früh über die Nachtaktivitäten des neuen Nachbarn (schön und schön schräg: Farrell) in Kenntnis setzt, kann man nur staunen, wieviel Dampf er noch in der zweiten Hälfte macht. Und Imogen Poots. Mein Gott. Imogen Poots!

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                                                • 6 .5

                                                  Schöner 80er-Sleazer von New World Pictures, sozusagen die L.A.-Version von NATALIE - ENDSTATION BABYSTRICH. Weil schoolgirl by day, hooker by night aber noch nicht reicht, treibt auch noch ein irrer Nuttenkiller sein Unwesen. Wie so oft im B-Film von damals zeichnet sich auch dieser kleine Reißer durch authentisches Millieu aus, der Hollywood Boulevard riecht nach geplatzten Träumen. Ein buntes Arsenal von Nebenfiguren (u.a. Rory Calhoun und die schrille Susan Tyrell), gelegentlich aufblitzender Dialogwitz ("What are you doing?" - "I'm dying, goddammit") und ein wenig Action möbeln die Posse ordentlich auf. Elaine Giftos hat einen überragenden Auftritt als Frau vom Jugendamt und nimmt gleich den ganzen Film mit nach Hause.

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                                                  • 5 .5

                                                    Ganz vergnügliche Komödie, die einem damals allerdings lustiger vorkam. Stan LOVE AT FIRST BITE Dragoti hat durchaus Stil, holt aus den konservativen Kalamitäten aber auch nur das Nötigste raus. Beste Szene, wie bei den meisten US-Durchschnittskomödien der 80er, ist die Montage zu Yellos "Oh Yeah". SHE'S OUT OF CONTROL leidet hauptsächlich unter Hauptdarsteller Tony Danza; der Film hätte um einiges besser sein können, hätte ein ausgewiesener Komödiant wie Chevy Chase, Steve Martin oder vielleicht sogar James Belushi die Rolle des obsessiven Vaters gespielt.

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