luis345 - Kommentare

Alle Kommentare von luis345

  • 8

    „Guardians of the Galaxy Vol. 3“ ist für mich das, was „Avengers: Endgame“ gerne gewesen wäre – ein (nahezu) perfekter Abschluss für das alte Marvel Cinematic Universe. Ein Schlussstrich könnte man sagen, für die Charaktere, welche ich über Jahre im Kino begleitet habe und für mich, der das MCU über Jahre begleitet hat. Nach dem weitestgehend gescheiterten Abschluss für die alte Avengers-Garde, blieben nur noch die Guardians übrig, welche vor neun Jahren eingeführt wurden.

    „Guardians of the Galaxy“ (2014) ist unbestritten einer der Top-5-Filme des gesamten MCUs. Was Regisseur James Gunn dort damals vollbracht hat, ist bis heute ein einmaliger Erfolg. Auch ihm selbst gelang es nicht mehr dies zu reproduzieren, nicht mit der Fortsetzung und nicht mit „The Suicide Squad“. Der dritte und abschließende Teil der Reihe kommt aber zum Glück wieder sehr nahe heran. Mit „Vol. 3“ findet Gunn zu alter Stärke zurück und beschenkt das MCU und seine Fans mit einem letzten, kleinen Geniestreich.

    Was den ersten Guardians-Film für mich ausgezeichnet hat, war die herausragende Kombination aus humorvollen und emotionalen/ernsten Momenten. Das, woran das MCU an anderer Stelle immer so oft gescheitert ist, das ist James Gunn in einer Eleganz und Balance gelungen, wie es nur selten reproduziert werden konnte.

    „Vol. 2“ ist eine gute Fortsetzung, ist für mich aber bis heute darin erfolglos geblieben, dass die witzigen Szenen nicht mehr so gut funktioniert haben; in Form vom plötzlich hyperaktiven Drax und der nervigen Mantis sogar stellenweise affig und albern wirkten. Zudem hat der Verlust von Yondu bei mir nie so gezündet, wie es sich der Film gewünscht hat. Es fehlte der nötige Aufbau und die väterlichen Gefühle, die Peter Quill und ihn angeblich so stark verbunden haben. Mehr als Behauptung war das eigentlich emotional gedachte Ende deswegen nicht.

    „Vol. 3“ bringt nun die vermissten Stärken und Elemente des ersten Teils zurück. Schon mit dem Holiday-Special hatte sich angekündigt, dass James Gunn womöglich doch nicht die Luft ausgegangen ist. Die dort fokussierten Charaktere in Form von Mantis und Drax waren tatsächlich lustig. Und die charaktergetriebenen Momente funktionierten und fügten sich organisch in die Gesamthandlung ein. Das setzt der Film nahtlos fort. Dieser dritte Teil ist bei weitem nicht der lustigste unter den Dreien, aber die Frotzeleien und leichten Dialoge der Guardians untereinander funktionieren endlich wieder deutlich besser. Da ist mir eine niedrigere Schlagzahl lieber, als fünf von zehn Rohrkrepierer wie noch in „Vol. 2“.

    Aber der Fokus dieses Films sind definitiv die gefühlvollen Sequenzen der Geschichte und davon besitzt „Vol. 3“ ein Vielfaches. Dabei im Zentrum steht dieses Mal Rocket Raccoon, der eine tief berührende und zugleich düstere Geschichte von James Gunn spendiert bekommt. Hier wechseln sich dunkle und bedrückende mit brutalen und für manchen womöglich kaum auszuhaltende Szenen ab. Die Handlung von Rocket ist das Herzstück dieses Films und lässt rasch über andere Kleinigkeiten hinwegsehen. Mir standen mehrfach die Tränen in den Augen.

    Aber es ist nicht nur er, auch die anderen Guardians erhalten fast alle einen runden Charakterbogen, der ihnen Raum für Entwicklung lässt und das Abenteuer dieser Figuren überaus zufriedenstellend abschließt. Das war den Core-Avengern nie vergönnt. Denn James Gunn gelingt wirklich ein Abschluss dieser Reihe, dieses Teams. Klar, die Hintertür bleibt immer offen und letztlich gehören die Figurenrechte Kevin Feige und Disney und nicht Gunn (er behauptet zumindest, das sei das Ende der Guardians, wie wir sie kennen und er wird als Regisseur nicht zurückkehren). Aber es ist zumindest keine dreistündige Heuchelei, bei der am Ende bis auf zwei Figuren alle weiterleben dürfen und gleich ihren nächsten Film vorbereitet bekommen, wie in „Avengers: Dabgame“.

    James Gunn erinnert einen ebenso daran, dass er einer der wenigen ist, die im MCU kreative Freiheit genossen haben. Er kann nicht nur inszenieren, sondern steuert auch sein eigenes, kompetent geschriebenes Skript bei. Sam Raimis „Doctor Strange 2“ war handwerklich erfrischend, aber skripttechnisch wurde ihm leider eine halbgare Geschichte vorgesetzt. Und bei Taika Waititi werde ich mich ewig fragen, wie sehr man einen Film wie „Thor 4“ gegen die Wand fahren kann, wenn man inszenatorisch und inhaltlich (zumindest dem Anschein nach) alle Freiheiten hat. Und dann sollten natürlich noch die Russo-Brüder dagegengestellt werden, die seit „Endgame“ einen inhaltlichen Flop nach dem anderen abliefern oder mitproduzieren.

    Wenn man Guardians 3 mit den beiden vergleicht, dann ist das fast eine Offenbarung. Es gibt eine herausragende One-Take-Action-Sequenz, in der alle Guardians gemeinsam kämpfen und glänzen können. Es ist wie Balsam auf die Seele, dass mir „Vol. 3“ wenigstens so ein cooles Finale für diese geliebten Charaktere schenkt, während ich bei „Endgame“ nur geschockt dasaß und meinen Augen angesichts dieser Frechheit nicht glauben konnte. James Gunn gibt mir den Frieden, den ich in diesem Kino-Franchise so lange gesucht habe. Wenigstens dieses Ende ist ein Erfolg und ein Schlussstrich kann in Einklang gezogen werden.

    In einigen Kritiken habe ich immer wieder den Vorwurf vernommen, an „Vol. 3“ sei zu kritisieren, dass er zu „messy“, vollgestopft mit Handlungselementen und nicht wirklich ein runder Film sei. Diese Einschätzung kann ich kaum nachvollziehen, denn trotz viel Handlung und vieler Figuren gelingt es dem Film sehr gut über eine Laufzeit von zweieinhalb Stunden jeder Figur genug Platz einzuräumen und ihnen ihre eigenen Momente zu geben. Rocket ist dabei natürlich das Zentrum und bekommt am meisten Fleisch. Aber auch Nebula, Quill, Gamora, Mantis und Drax haben alle ihren Arc, wodurch sich der finale Teil viel runder und abgeschlossener anfühlt, als so manch anderer Schlussteil.

    Einziger größerer Kritikpunkt für mich ist der Umgang und die Integrierung von Adam Warlock. Ich habe kein Problem mit seiner Rolle und wie er von James Gunn dargestellt wird, auch wenn der ein oder andere Fan da sicherlich enttäuscht sein dürfte. Der Umgang mit ihm erinnert tatsächlich ein wenig an viele jüngere MCU-Filme, in denen eigentlich auf dem Papier coole Antagonisten wie Taskmaster, Modok oder eben Adam Warlock eingeführt werden und sie dann am Ende ein wenig verschwendet wirken; als hätte man die Figur lieber gar nicht erst angerührt. Da ich zu Adam Warlock keine emotionale Verknüpfung habe, sehen ich es nicht so eng, verstehe aber, wenn man die epische Vorlage aus den Infinity-War-Comics vor Augen hat und dann enttäuscht wird.

    Denn in „Vol. 3“ wirkt er tatsächlich überflüssig. Als hätte Gunn einen schönen ersten Draft über Rocket und alle seine Freunde geschrieben und dann bemerkt hat, „verdammt, am Ende vom letzten Teil habe ich ja noch diesen Typen angekündigt.“ Zumindest im letzten Akt des Films hätte ich mir für ihn eine deutlich größere Rolle gewünscht, denn trotz vorhandener Motivation, z. B. für oder gegen den Antagonisten High Evolutionary zu handeln, passiert da am Ende viel zu wenig. Und das liegt nicht daran, weil der Film eben zu kurz ist oder nicht mehr Handlung hineingepasst hätte, sondern weil die Vorarbeit einfach ungenutzt bleibt, die der Film zuvor selbst betrieben hat.

    Deswegen ist „Guardians of the Galaxy Vol. 3“ eben nur fast der perfekte Abschluss. Oder anders formuliert: der perfekte Abschluss für die Guardians in einem Film mit einigen wenigen Schwächen. Denn auch an den ersten Film der Trilogie kommt dieser Teil nicht ganz heran, dafür fehlt ihm einfach die Frische und Leichtfüßigkeit in der Umsetzung. Aber das musste „Vol. 3“ auch nicht erreichen. Stattdessen ist James Gunn ein eher metaphorisches Ende gelungen, ein gelungenes Ende für das MCU, das es einst war; für die Charaktere, in die wir uns einst verliebt haben; für das Abenteuer, auf das wir uns damals gemeinsam begeben haben. „Guardians of the Galaxy Vol. 3“ ist ein Schlussstrich, zumindest für mich.

    7
    • 8

      „Star Wars: Visions“ Staffel 2 ist nochmal besser als die schon sehr starke Erste. Die Animationsstile sind wieder sehr schick und abwechslungsreich. Durch die Kooperation mit Studios von allen Kontinenten ist die Serie nochmal diverser im Aussehen und Stil geworden. Einen „Anime-only“-Charakter gibt es dadurch nicht mehr, was „Visions“ aber zu keinem Zeitpunkt schadet.

      Zudem haben mir diesem Mal alle der neun Kurzgeschichten gut bis sehr gut gefallen. Während in der ersten Staffel noch ein paar Folgen dabei waren, die sichtbar schwächer waren oder offenkundig Potenzial verschenkt haben, gibt es in der neuen Staffel ein Highlight nach dem anderen. Und dabei schaffen es die meisten Studios in den nur 15–20-minütigen Folgen schöne emotionale Momente zu kreieren.

      Wenn ich etwas zu kritisieren hätte, dann wäre es der Umstand, dass die Staffel von ihren Themen und Orten etwas zu eintönig ist. Für meinen Geschmack spielten zu viele Folgen während der Unterdrückung des Imperiums und der Kampf gegen dieses. Daneben gibt es auch viele Auserwählten-Geschichten bzw. es geht um Figuren, die spätestens gegen Ende ihre Machtkräfte entdecken und anschließend für Größeres berufen sind, sei es für die helle oder dunkle Seite. Das ist alles im Kern sehr „Star Wars“ und keine Kurzgeschichte enttäuscht dahingehend. Aber die Anime-Studios der ersten Staffel haben nochmal etwas mehr „out of the box“ gedacht und verrücktere Ideen eingebracht; mit dem Universum mehr experimentiert.

      Aber das ist alles Kritik auf hohem Niveau. „Visions“ Staffel 2 ist hervorragendes Star Wars aus aller Welt und vereint wunderschöne Animationsqualität mit starken Geschichten.

      5
      • 7 .5
        über Suzume

        Ich bin erleichtert, dass Makoto Shinkai mit „Suzume“ zu alter Stärke zurückgefunden hat. Nach dem verkorksten „Weathering with you“ schien der Erfolg von „Your Name.“ eine Eintagsfliege des weltweit bekannten Anime-Regisseurs gewesen zu sein. Mit „Suzume“ beweist er nun, dass er doch zu mehr fähig ist.

        Das hier ist womöglich sein thematisch anspruchsvollster und inszenatorisch bester Film bis heute, der sich auch kreativ angenehm von seinen letzten Werken abhebt. „Suzume“ ist bei seiner metaphorischen Trauer- und Traumabewältigung japanischer Umweltkatastrophen nahezu Ghibli-esk in Szene gesetzt.

        Der Soundtrack ist gewohnt stark, aber die J-Pop-Band Radwimps hält sich im Vergleich zu den Vorgängern auffällig zurück und liefert ein emotional pointiertes Ergebnis ab. Die Bilder entsprechen dem nun etablierten Qualitätsstandard von Shinkais Filmen, besitzen dieses Mal aber deutlich mehr Sinngehalt und fahren besonders im finalen Akt zur Hochform in Geiste einiger bekannter Ghibli-Klassiker auf.

        Das Thema des Films ist sehr japanisch, weniger universell greifbar wie noch in den Vorgänger-Filmen, weswegen „Suzume“ nicht ganz so emotional mitreißt. Hier fächert Shinkai im Grunde ein japanisches Trauma auf, welches er in „Your Name.“ mit einem Kometeneinschlag bereits angerissen hatte und es sich um ein sehr beliebtes Thema in Animes handelt.

        Daher ist der Erfolg des Films in der Heimat absolut nachvollziehbar, hat mich aber emotional nicht so stark wie einst „Your Name.“ erreicht. Auch dramaturgisch ist „Suzume“ bei weitem nicht so perfekt, aber definitiv ein großer Schritt in die richtige Richtung. In der Gesamtschau von Shinkais Werken ist „Suzume“ einer seiner besseren Filme, der kreativ und thematisch gehaltvoll ist.

        6
        • Bester Film

          The Batman
          The Nortman
          Top Gun: Maverick
          Blond
          Guillermo del Toros Pinocchio

          Beste Regie

          Matt Reeves (The Batman)
          James Cameron (Avatar 2: The Way of the Water)
          Guillermo del Toro (Guillermo Del Toros Pinocchio)
          Andrew Dominik (Blond)

          Bestes Drehbuch

          Andrew Dominik (Blond)
          Matt Reeves, Peter Craig (The Batman)
          Robert Eggers, Sjón Sigurdsson (The Northman)

          Bester Darsteller

          Paul Dano (The Batman)
          Colin Farrell (The Batman)

          Beste Darstellerin

          Ana de Armas (Blond)

          Schlechtester Film

          Uncharted
          Black Adam
          Lightyear
          Thor: Love and Thunder

          Beste Kamera

          Greig Fraser (The Batman)
          Jarin Blaschke (The Northman)
          Claudio Miranda (Top Gun: Maverick)
          Chayse Irvin (Blond)

          Beste Ausstattung

          The Batman
          The Nortman
          Avatar 2: The Way of the Water

          Bester Schnitt

          The Batman
          The Nortman
          Top Gun: Maverick
          Blond
          Guillermo del Toros Pinocchio

          Beste Effekte

          Avatar 2: The Way of the Water
          The Batman
          Top Gun: Maverick

          Beste Filmmusik

          The Batman
          The Northman

          Bester Song

          Beste Serie

          Star Wars: Andor
          Cyberpunk: Edgerunners
          The Boys
          Cobra Kai
          Star Wars: Geschichten der Jedi

          Bester Seriendarsteller

          Diego Luna (Star Wars: Andor)
          Anthony Starr (The Boys)

          Beste Seriendarstellerin

          9
          • 5
            über Tár

            „Tár“ ist diese Art von (Arthouse)Film, dessen Handlungszusammenfassung man nach dem Kinogang erstmal recherchiert, weil man die Hälfte aller Szenen nicht verstanden hat. Laut Martin Scorsese soll es sich um den besten Film seit Jahren handeln, der die dunklen Tage des Kinos beendet haben soll. Einschränkend zu erwähnen ist hierbei, dass Scorsese laut eigener Aussagen kaum noch Filme schaut. Im Endeffekt bedeuten solche Statements also ohnehin nichts und das merkt man „Tár“ an.

            „Tár“ ist auch diese Art Film, den alle Kritiker aus Respekt und Höflichkeit für gut befinden, weil er so arthousig ist. Keiner möchte zugeben, dass es sich um fast 160 lange, quälende Minuten gehandelt hat, in denen sich höchstens ein paar halbgare Ansätze verstecken, die vergeblich versuchen, irgendetwas Interessantes anzustoßen, aber letztlich furchtbar mittelmäßig erzählt werden und über mehr als „gut gemeint“ nicht hinauskommen. „Tár“ kann sich nicht entscheiden, was er überhaupt erzählen möchten.

            Zuerst wird eine Gender-Diskussion losgetreten, über weibliche Künstler, über den Umgang mit Jahrhunderte alter Kunst und ihren Autoren, über die Trennung von Werk und Autor; über mediale Auseinandersetzungen, die aktueller nicht sein könnten, um sie dann nach der ersten halben Stunde gänzlich fallen und keine Rolle mehr spielen zu lassen.

            Dann könnte man denken, es gehen nun um die klassische Musik und Kunst im Allgemeinen, um das Verständnis und die tiefe Auseinandersetzung mit menschengemachter Kunst, ihrer Genialität, ihrer Interpretation, ihrer Wiedergabe sowie Analyse. Aber auch dafür macht der Film viel zu wenig, er wird nie zu einem Freudenfest der klassischen Musik oder funktioniert als Metapher für jede Art der Kunst und ihrer Ausprägung. Denn musiziert wird in „Tár“ zu keinem Zeitpunkt. Über langweilige Proben kann man sich erfreuen, während die Vermarktungsbilder einer leidenschaftlich dirigierenden Cate Blanchett höchstens irreführend sind.

            Aber dann wäre da ja letztlich noch das vermeintliche Hauptthema des Films, nämlich die Übergriffigkeit und der Machtmissbrauch durch Blanchetts Tár und ihr damit verknüpfter Niedergang als Ausnahmedirigentin. Aber selbst das verkommt, wenn man sich mal ehrlich macht und für ein paar Minuten darüber nachdenkt, zur puren Behauptung und wird derart schlecht erzählt, sodass die Handlung dramaturgisch und logisch gegen Ende völlig auseinanderfällt.

            Die Protagonistin gerät plötzlich und im Grunde aus dem Nichts in einen Missbrauchs-Skandal um ihre Person, der jedoch denkbar schlecht vorbereitet wird, off-screen stattfindet und kaum mit der aktuellen Handlung zu tun hat und zudem über die Darstellung alter E-Mails inszeniert wird, die derart schnell durchs Bild laufen, sodass das Auge kaum eine Chance hat zu erkennen, was überhaupt vor sich geht.

            Verwirrend ist dabei auch, dass der Film die Anschuldigungen durch parallel stattfindende Handlungen überhaupt nicht unterstreicht, bestätigt oder nicht bestätigt. Alles Gezeigte deutet nicht auf gängig praktizierten Machtmissbrauch hin, es sei denn, man möchte den kleinsten Anflug von Zuneigung und Sympathie für eine Person gleich als etwas Schlechtes darstellen.

            Somit ist Blanchetts Tár als Person nie greifbar; es ist nie eindeutig, ob irgendetwas davon gerechtfertigt ist oder nicht, ob sie insgeheim wirklich kaputt ist oder die Abläufe mehr unglücklich als berechtigt sind. Durch ein rechtskräftiges Urteil wird dies ebenfalls nie unterstrichen und trotzdem wenden sich aus dem Nichts alle nahestehenden Menschen von ihr ab, selbst ihr Lebensgefährtin sucht nach kleinsten Kratzern direkt das Weite, ohne stichhaltige Beweislage.

            Unverständliches Handeln der Figuren sowie unverständliche Szenen ziehen sich allerdings durch die gesamte Laufzeit. Sei es die durchweg treue Assistentin Társ, die aufgrund einer Entscheidung gleich zur rachsüchtigen Verräterin wird, bis zu komischen Horrorfilm-Einlagen, die nie verständlich aufgelöst werden.

            Wobei die Inszenierung vermutlich noch mit das Beste am Film ist, denn die Kamera und der Schnitt sind gelungen. Sie ist zweckmäßig und bedacht, über weite Strecken sehr ruhig und der Handlung entsprechend. Nur in wenigen Momenten folgt Schnitt um Schnitt, wodurch für den Zuschauer wichtige Informationen verloren gehen. Und die inszenatorische Auflösung ist oftmals nur Gerede mit Schuss und Gegenschuss. Aber gut, darüber regt man sich ja nur auf, wenn’s wieder im nächsten MCU-Film geschieht.

            Die Lieblingsfloskel der Kritiker „Show, don’t tell“ wird derweil auch nicht durchweg befolgt. Im Grunde wird alles zerredet, der behauptete Machtmissbrauch findet off-screen statt und alles, was der Regisseur versucht rein visuell zu vermitteln, versteht man nicht. Die erste Szene ist die Definition von „Tell, don’t show“ und die inszenatorische Auslösung kommt dem gelangweilten Abfilmen eines Theaterstücks gleich, also all das, was ein Film nicht machen sollte. Aber gut, hat eben alles einen arthousigen Anstrich und kein CGI, also cinema.

            4
            • 6 .5

              „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ ist der klassischste MCU-Film seit Jahren. Er vereint alles, was die Filme mal ausgezeichnet haben, sowohl Stärken als auch Schwächen. Nahezu alle bekannten Marvel-Elemente sind enthalten; in allem ist der Film solide, aber in keinem Aspekt wirklich gut. Aber der dritte Ant-Man-Film ist wie ein Abziehbild aus Phase 2 und 3: wieder mehr das gewohnt formelhafte Unterhaltungs- und Bombast-Kino, welches als Puzzlestück einer größeren Erzählung dient und dabei die übergreifende Handlung im Wesentlichen vorantreibt. Warum jetzt ausgerechnet dieser Film laut Kritikerecho zu den schlechtesten MCU-Filmen zählen soll, entzieht sich mir dabei (erneut). Nicht bekannter könnte die Kost sein, kaum vertrauter könnte eine Geschichte erzählt werden. Aber manche merken wohl erst 15 Jahre später, dass ihnen das immer gleiche serviert wird.

              Als Ant-Man-Fan könnte ich Enttäuschung nachvollziehen, denn dieser dritte Teil besitzt nur noch selten die tonale Identität der beiden Vorgänger. Stattdessen ist der Film größer, umfassender und wegweisender für die anstehende Phase. Weniger Albernheiten des Scott Langs und dafür mehr epische Größe. Aber da ich sowieso nie ein großer Fan der Filme war, hat mir genau diese Ausrichtung gefallen. An Kang als neuen Oberbösewicht war ich nämlich dann doch ein wenig interessiert und sein Porträt ist fast durchweg gelungen. Lediglich gegen Ende wird sein Auftreten ungeschickt abgeschwächt, ja sein Anspruch auf die Thanos-Rolle fast schon in den Sand gesetzt.

              Das liegt auch an den mal wieder undurchsichtigen Stärke-Verhältnissen. In einem Moment zerquetscht Kang seinen Gegner mit einem Fingerschnippen, im nächsten verkommt er plötzlich zu einem eingeschüchterten Standard-MCU-Bösewicht. Die nicht vorhandenen Konsequenzen für irgendeinen Protagonisten tun dann ihr Übriges. Damit einher geht auch leider die immer häufigere Einkehr der Selbstparodie, sodass die durchaus ernst gedachten Figuren und Themen nicht mehr durch unnötige Witzchen, sondern durch lachhafte Darstellung und Inszenierung zunichtegemacht werden (z. B. M.O.D.O.K. oder Kang-Varianten).

              Gleichsam ziel- und ideenlos ist dieser Film mit seinen angerissenen Leitmotiven, die auf halber Strecke liegengelassen oder im Keim erstickt werden. Die eigentliche treibende Motivation von Scott Lang mehr Zeit für seine Tochter zu haben und die verlorenen fünf Jahre aufzuarbeiten, werden für die Handlung nie relevant, jedwedes Potenzial oder auch interessante Interaktion mit Kang blitzschnell fallengelassen. Ähnlich war dies bereits in „Doctor Strange 2“ und „Thor 4“ zu beobachten. Besser geht „Quantumania“ dafür mit seiner Welt und den Schauplätzen um. Im Gegensatz zum besagten Doctor Strange und seinem „Muliverse of Madness“ ist der Quantenraum nicht nur bloße Behauptung und zeichnet sich durch anders geschaltete Ampeln aus, sondern birgt tatsächlich neue sowie eigenartige Welten- und Aliendesigns. Hier durften sich die Künstler wenigstens mal austoben.

              Für alte MCU-Hasen dürfte „Ant-Man 3“ also durchaus ein Blick wert sein, denn nach der schrägen und langatmigen vierten Phase kommt endlich mal wieder so etwas wie Plot ins Spiel. Umso mehr klassisches MCU, umso weniger eigenständig und herausstechend ist dieser Film aber natürlich auch. Peyton Reed ist ja ohnehin einer der vielen Marvel-Regisseur ohne jedwede Handschrift oder eigener Bildsprache. Einen speziellen Stil oder eine abweichende Erzählung, wie in „Eternals“ oder „Black Panther 2“ erhält man hier nicht. Somit aber auch keinen künstlerischen Totalausfall wie mit „Thor 4“. Stattdessen ist „Quantumania“ solider MCU-Durchschnitt, wie es ihn in seiner Form schon lange nicht mehr gab.

              11
              • 6

                VFX Artists React to Avatar 2 CGi (ft. Weta FX)
                https://www.youtube.com/watch?v=c4Gd0bR2kb4

                Ausführlicher "Breakdown" darüber, wie ein Teil der Effekte des Films entstanden sind.

                2
                • Viele schöne Kommentare hier, denen ich fast allen zustimme. Ob sich auch etwas ändert, bezweifle ich allerdings. Ich werde hier einfach mal das reinkopieren, was ich der Redaktion vorgestern schon über ihre lächerliche Umfrage mitgeteilt habe:

                  „Vorne weg: Diese „Umfrage“, wenn man es denn so nennen möchte, ist leider ein schlechter Witz. Wenn das euer Weg sein soll, um mit der Community zu kommunizieren und auf ihr Feedback zu hören, dann habt ihr in den letzten Jahren nichts dazugelernt.

                  Eure Entscheidung, die Kommentarfunktion unter News-Artikeln permanent zu deaktivieren, ist fatal. Damit schränkt ihr die Primärfunktion und Anlaufstelle, die Moviepilot einst mal war, erneut weiter ein. Wenn ihr in den letzten Jahren ernsthaft auf die Community hättet hören wollen, dann wäre es zu den vielen Verschlimmbesserungen der Website nie gekommen.

                  Denn anstatt Moviepilot „moderner, übersichtlicher und besser“ zu machen, wie es euer Anspruch ist, habt ihr die Website in den letzten Jahren konsequent an den Wünschen der Community vorbei entwickelt und dabei die prägenden Community-Funktionen – das, was euch einst mal ausgezeichnet hat – brutal wegrationalisiert. Zuletzt erst mit der Überarbeitung der Startseite, die nun keinen Fokus mehr auf die Aktivitäten der vielen User hat, sondern auf Clickbait-News und Werbung. Wenn ihr glaubt, dass ihr noch eine tolle riesengroße Film-Community beherbergt, dann müsst ihr dem Realitätsverlust nahestehen.

                  Jetzt folgt der nächste Trugschluss, nämlich die Bestrafung aller noch treuen Moviepiloten, die sich gerne täglich unter euren News über kommende Filme und Serien ausgetauscht haben. Denn auch hier ein Realitätscheck: Niemand klickt eure News wegen des Informationsgehaltes, sondern wegen der Kommentare. Dort fand der primäre, tagtägliche Austausch statt. Und den nehmt ihr jetzt auch noch, weil ihr es nicht in den Griff bekommt, rassistische und sexistische Kommentare zu moderieren.

                  Statt dies vernünftig zu tun, entscheidet ihr euch einmal mehr für den falschen Weg. Wenn man Mitarbeiter in Form von Kängufant natürlich entlässt und seit Jahren keinen Wert mehr darauflegt, irgendwelche Useraktivitäten zu moderieren, dann müsst ihr euch nicht über diese Entwicklung wundern. Schon seit Jahren befinden sich immer wieder User auf eurer Seite, die ihr einst mal geblockt habt, welche sich einfach wieder anmelden, weil es keiner von euch bemerkt. Schon seit Jahren spielen Community-Artikel keine Rolle mehr, da sie ihren Weg in die „Community-Blogs“ gar nicht mehr finden, weil sich niemand darum kümmert. Warum sollte man überhaupt welche schreiben, wenn es keine Chance mehr auf ein bisschen Aufmerksamkeit gibt?

                  Seid doch ehrlich. Die ganzen Änderungen der Seite finden statt, um Moviepilot auf möglichst viele Klicks und Profit auszurichten. Um die Filmliebe oder die Community geht es schon lange nicht mehr. Die meisten eurer Artikel sind nur noch ein Schatten eurer selbst, so sind sie doch mittlerweile auf schlechtes BILD-Niveau gesunken. Spannende Artikel oder wenigstens einen sinnvollen Informationsgehalt gibt es schon längst nicht mehr. Zudem kommen die allermeisten Meldungen von euch 1–2 Tage, nachdem die Welt schon davon erfahren hat.

                  Kleinere Filme finden gar nicht mehr statt, es geht nur noch um Marvel und andere Franchises. Die Website wird nicht „moderner“ oder „übersichtlicher“ gestaltet, sondern für die Nutzung auf dem Smartphone ausgerichtet, nicht zur Liebe der Community oder wegen irgendwelchem Feedback (und selbst für Smartphones ist eure Designsprache überaus schlecht).

                  Es ist echt ein Jammer. Und ihr habt sehr viel Glück, dass es keine echte Alternative zu euch gibt, denn ansonsten wäre ich längst weg.

                  LG
                  Luis345“

                  35
                  • Scheint letztlich wohl doch eher in die Kategorie "Soft-Reboot" zu fallen. Der Flash-Film wird das DCEU zu James Gunns neuem DCU rebooten, aber er wird dennoch einige Elemente behalten.

                    "Peacemaker" bleibt erhalten, wozu die Waller-Serie gehören wird. Die Wonder-Woman-Filme bekommen ein Prequel, d.h. die bisherige Interpretation der Figur bleibt wohl ebenfalls erhalten. Zudem scheint Aquaman auch noch nicht abgeschrieben zu sein. Pläne für einen dritten Teil sind nach wie vor im Gespräch. Und die seit Jahren geplante Green-Lantern-Serie ändern vermutlich lediglich ihre Ausrichtung, aber das Konzept wurde nicht gestrichen.

                    Verwirrend wird es weiterhin bezüglich Batman bleiben. Erst das Drama rund um Ben Affleck, dann die Entscheidung für Pattinson, aktuell die Existenz von ihm und Keatons Kurzrückkehr in The Flash (während Affleck ja angeblich auch wieder irgendwo mitmischen wird) und in Zukunft wohl die Koexistenz zwischen The Batman und The Brave.

                    3
                    • Es ist schon erstaunlich, wie viele Rekorde so ein vorverurteilter Film und abgeschriebener Flop alle brechen kann. Die Cameron-Zweifler und Avatar-Hater sind wohl alle ins Exil gegangen, so wenig wie man da seit einem Monat hört ;-)

                      7
                      • 8

                        Every Time Star Wars Quotes Star Wars
                        https://youtu.be/AAAoqrCLC-E

                        1
                        • Gut so. Die letzten Staffeln haben sich bereits spürbar wiederholt und im Kreis gedreht, trotz der konstant hohen Qualität. Es jetzt noch mal mit einem Knall beenden und „Cobra Kai“ wird als eines der besten „Legacy Sequels“ in die Geschichte eingehen.

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                          • Ist das dieser Film, dessen Vorgänger keinen kulturellen Abdruck hinterlassen konnte, die Fortsetzung, die niemand wollte und mit der James Cameron nur seine Zeit verschwendet und der Film, für den sich grundsätzlich nie jemand interessiert hat?

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                            • Der Irrsinn der großen Streaming-Dienste: Eine Serie kann beliebt sein und/oder über eine große Zuschauerschaft verfügen und wird trotzdem abgesetzt. Denn es interessiert nur der Zugewinn von Abos, nicht die Zuschauerzahlen oder gute Kritiken. Netflix zieht diese Politik knallhart durch. Und das schadet den Kreativen im Endeffekt genauso wie die Entwicklung des Kinomarktes in den letzten Jahren.

                              3
                              • 6

                                James Cameron ist aktuell einer der letzten großen Blockbuster-Auteure des Kinos. Es gibt kaum einen Regisseur, der so viel Budget und Tricktechnik für einen Film aufbringen kann und gleichzeitig über einen so starken visionären Geist verfügt. Nach dem durchschlagenden Erfolg von „Avatar“ hat er nun entschieden sein eigenes Kino-Epos zu schaffen. Und damit ist das Avatar-Franchise vermutlich das Nächste, was an ein neues Star Wars oder Herr der Ringe heranreichen könnte. Ohne einen Mann vom Format eines James Camerons wäre so etwas nicht mehr denkbar. Ohne ihn würde ein Projekt dieser Größe nicht mehr gedreht werden.

                                Wird das Camerons Star Wars? Wird das eine neue einzigartige Vision eines Mannes, der über fünf Filmteile hinweg, ausgestattet mit einer Milliarde Dollar und der neusten Technik, das Kino erneut revolutionieren kann? Nichts weniger ist dieses riesige Kinoprojekt für mich und nicht weniger Hoffnung besaß ich, dass James Cameron hier über mehr als zehn Jahre hinweg einen neuen Standard für die ultimative Autorenschaft im Blockbuster-Kino geschaffen hat.

                                Nun, leider sind Filme sehr gut darin, eine monate- bzw. jahrelange Erwartung zügig auf den Boden der Tatsachen zurückzuführen. Aus meinen vergangenen Fehlern, mich blind hypen zu lassen, musste ich den letzten Jahren schmerzhaft lernen. Da kann doch gar nichts schief geh…. und ruckzuck sah ich einen Trümmerhaufen vor mir, der mal „Star Wars“ oder „MCU“ hieß.

                                Aber jetzt konnte ja eigentlich wirklich nichts schiefgehen, immerhin reden wir nicht von blinder Konzern-Willkür, sondern von James fucking Cameron, einem der besten und erfolgreichsten Regisseure aller Zeiten und noch dazu ein Experte für Fortsetzungen. Zudem gehöre ich zu der gefühlten Minderheit im Internet, die den ersten „Avatar“ auch heute noch verdammt gerne mögen und in der Geschichte eine tiefe Verbundenheit gefunden haben.

                                Nach all den Jahren und dem Versuch, die Erwartungen möglichst gedämpft zu halten, komme ich nun aus einer Avatar-Fortsetzung, von der ich nicht wirklich weiß, was davon zu halten ist. Ist es Verwirrung? Oder Enttäuschung? Oder Gleichgültigkeit? Zumindest ist „Avatar: The Way of Water“ nichts Halbes und nichts Ganzes für mich. An vielen Stellen ist es das, was ich befürchtet habe und Camerons größte Kritiker prophezeit haben (bzw. bereits über den ersten Teil sagten), an anderen Stellen ist es die erwartete Technik-Innovation, mit der jeder gerechnet hat.

                                Denn das kann man vorne weg auf jeden Fall sagen: „The Way of Water“ liefert von den Effekten und der Seherfahrung her das absolute Nonplusultra ab. Jeder CGI-Effekt sitzt, das 3D ist einmal mehr grandios und auch die variable Framerate funktioniert (zu meiner Überraschung) sehr gut. Aber ganz ehrlich, das war doch das Mindeste an Anspruch, den Cameron nach all den Jahren mit einer Fortsetzung erfüllen musste. Ansonsten wäre ich auch vom Glauben abgefallen. Daher interessiert mich der technische Aspekt auch letztendlich nicht sonderlich stark.

                                Bei der Geschichte musste „Avatar 2“ nun endlich liefern, denn selbst ich als großer Anhänger des ersten Teils musste zugeben, dass wenn eine Fortsetzung erscheint, die Hauptbaustelle die Geschichte und der Plot sein würden. Und in gewisser Weise auch eine Rechtfertigung an den Zuschauer, warum denn nicht nur eine Fortsetzung, nicht nur zwei, nicht nur drei, nein, sondern gleich vier Fortsetzungen in diesem Universum notwendig sind. Was hast du uns zu erzählen, James?

                                Von einer Enttäuschung zu sprechen, wäre wohl nicht ganz fair; aber eine mittelschwere Ernüchterung trat bei mir dann doch ein, als ich „The Way of Water“ sah. Die Geschichte ist nicht gut. Vor allem ist sie für Cameron-Verhältnisse nicht gut erzählt. Das Skript hat viele Probleme und der Film ist im Vergleich zum Vorgänger deutlich holpriger inszeniert und erzählt. Das fängt bereits ganz vorne an.

                                Meiner Meinung nach erklärt Cameron viel zu viel und möchte die Lücke der letzten 13 Jahre unbedingt schließen. Jake Sullys Leben wird im Zeitraffer abgearbeitet, die RDA kommt pünktlich zu Beginn wieder zurück und stellt mal eben in Minuten den Status Quo des ersten Teils wieder her etc. Ich glaube offensichtlicher hätte man es nicht ausdrücken können, dass nach Teil 1 ja eigentlich gar keine Fortsetzung geplant war. Und in welcher Rekordgeschwindigkeit das alles geschieht. Es ist ironisch, dass ich James Cameron das nach all seinem Marvel- und DC-Bashing vorwerfen muss, aber die Rückkehr der RDA wirkt unfassbar comicbook-haft.

                                Der erste Avatar-Film hat sich noch auf bestimmte Art seltsam vertraut und realistisch angefühlt, was die Eroberung und Erschließung von Pandora anbelangte. All das hatte eine Realität und ich konnte mir die Menschheit in 150 Jahren exakt so vorstellen. Mit ihrer Agenda, mit ihrer Technologie, mit ihren Konflikten. Es wirkte wie eine glaubhafte Erschließung dieser fernen Welt, auf der man nun seit Jahrzehnten saß und nach und nach die Ressourcen ausbeutete; als dieses eine Raumschiff über Pandora schwebte, welches unermüdlich hin und her reiste, um Material und Mensch auf diese entfernte Welt zu transportieren.

                                Auf einmal ist die Ästhetik eine völlig andere. Dutzende Raumschiffe ploppen plötzlich vor Pandora auf, als hätte man gleich die halbe Menschheit losgeschickt, brennen sich innerhalb von Sekunden einen Weg auf die Planetenoberfläche und es strömen hunderte Panzer und Bulldozer aus einem Transporter, um in Windeseile alles zu vernichten und einen riesigen Stützpunkt hochzuziehen. Der Film springt schließlich ein Jahr in die Zukunft und die RDA hat all das und noch zehnmal mehr, wofür die Menschheit zuvor 30-50 Jahre gebraucht hat, wieder installiert. Eigentlich fehlte nur noch, dass der fies lachende Imperator gleich mit aussteigt und der Bau des Todessterns beginnt. Feingefühl und Realismus auf Wiedersehen. Das ist nicht nur grob erzählt, sondern vor allem überstürzt und gehetzt.

                                Und so fühlt sich der Film trotz dreistündiger Laufzeit an mehreren Stellen an. Das geht bei der forcierten und konstruierten Verbrüderung und Verknüpfung jeder Hauptfigur weiter. Bei Star Wars war es ja zuletzt modern, dass man zweieinhalb Filme lang rätseln soll, wer denn jetzt mit wem verwandt ist, um dann am Ende jeden vor den Kopf zu stoßen, dass niemand mit irgendwem verwandt ist. In „Avatar 2“ ist es umgekehrt. Jeder ist definitiv mit jedem verwandt und das wird in den ersten fünf Minuten auch direkt klargestellt.

                                Bösewicht Quaritch ist nicht nur ein Na’vi-Klon des ehemaligen Sicherheitschefs, nein, er besitzt natürlich auch 1 zu 1 seine Erinnerungen. Sigourney Weavers Kiri hat nicht nur eine Verbindung zu Doktor Augustine, nein, sie ist buchstäblich das Kind ihres Avatars und wurde auf rätselhafte Weise geboren. Und dann ist da noch der menschliche Junge Spider, der einst zurückgelassen wurde und, siehe da, natürlich ausgerechnet der Sohn von Quaritch ist. So ein Zufall aber auch. Aus der einen oder anderen Sache hätte man ja durchaus eine ereignisreiche Wendung machen können, aber stattdessen macht Cameron in den ersten Minuten gleich klar Schiff mit nahezu allem erzählerisch interessantem.

                                Das größte Problem ist aber, dass die Handlung im nachfolgenden Verlauf in einen recht simplen Rachefeldzug des Bösewichts verfällt und gleichzeitig nie über die Thematiken des Vorgängers hinauswächst. Die neue Meeres- und Wasserwelt, der sich die Sully-Familie gegenüber sieht, eröffnet kaum etwas thematisch Neues. Es ist inhaltlich überwiegend genau dasselbe wie zuvor im Wald. Es ist dieselbe Naturverbundenheit, dieselbe Naturliebe und letztlich dieselbe Botschaft. Cameron macht nicht wirklich etwas Neues oder Unerwartetes mit dem Meer. Statt des Waldes ist es Wasser, statt den großen Bäumen sind es Wale und statt der reichhaltigen Flora und Fauna sind es jetzt Korallen.

                                Und selbst das fällt für Cameron-Verhältnisse überraschend flach aus. Dafür, dass das Meer für uns Menschen immer noch so viele Unbekannten und Mysterien birgt, dafür dass Cameron selbst zum tiefsten Punkt der Erde getaucht ist, ist das Meer von Pandora weniger tiefgründig als der Wald aus Teil 1. An spannenden Ideen mangelt es, nach kreativen Konzepten sucht man vergebens. Stattdessen beschränkt sich Camerons Meeresbiologie auf die Existenz von zwei verschiedenen Reittieren und Pandora-Walen. Klar, die Unterwasserszenen sind ein Highlight dieses Films, aber würde das Meer nicht mehr bieten? In „Findet Nemo“ habe ich mehr interessanten Dinge im Meer entdecken können als hier.

                                Wenn es eine Sache gibt, die aber unverzeihlich ist, dann ist das, wie unverschämt „The Way of Water“ Szenen und Dialoge aus dem Vorgänger übernimmt und kopiert. Zuerst fragte ich mich, warum es überhaupt nötig war, dass Jake Sully erneut mehrfach aus dem Off zum Zuschauer spricht und Dinge erklärt. Es ergibt zu diesem Zeitpunkt kaum mehr Sinn und wirkt wie ein unnötiges Überbleibsel, um an den ersten Teil zu erinnern. Dazu kommt aber, dass der Film Dialoge/Monologe und dramaturgische Momente des Vorgängers wieder aufgreift und einfach rotzfrech recycelt. Unterstützt wird das Ganze auch durch den Einsatz der Musik, welche leider zu großen Teilen einfach nur der kopierte Soundtrack aus Teil 1 ist. Es gibt kein einziges neues interessantes musikalisches Motiv.

                                Das führt dann u. a. dazu, dass die Jagd und Tötung eines Wales dramaturgisch mit der Zerstörung des Heimatbaumes aus Teil 1 gleichgesetzt wird, weil einfach exakt derselbe Score drübergelegt wird. In seiner tatsächlichen Tragweite ist jene Sequenz jedoch nicht annähernd so dramatisch. Nichts gegen diesen armen Wal, aber ist das derselbe dramaturgische Tiefschlag wie die Tötung hunderter Na’vi und die Fällung dieses riesigen Heimatbaumes, was zur Eskalation des gesamten Konfliktes und zum Wendepunkt in der Handlung führt?

                                Generell werden die Menschen dieses Mal nochmal viel stärker als eine einzige Karikatur des Bösen gezeichnet. Cameron hat schon im ersten Teil viele Stereotypen gezeichnet, aber jetzt gibt es keine einzige Stimme der Vernunft mehr (die „Wissenschaftsärsche“ rund um Jake Sully fallen ja jetzt raus) und wie ein böses Imperium fegen die Menschen über alles hinweg. Das unterstützt Cameron aber auch äußerst manipulativ, in dem das Töten jeden Tieres wie als ein Verstoß gegen das Völkerrecht gewertet wird. Wenn die Na’vi Tiere jagen und sich danach bei ihrer Gottheit bedanken, ist das natürlich okay. Aber wenn der Mensch sich einen Wal schnappt, dann ist das im Grunde ein Kriegsverbrechen und die Zerstörung des natürlichen Gleichgewichtes ist nah.

                                Neben dem Recycling verfügt die Fortsetzung ebenfalls über sehr wenige Überraschungen. Die größte Überraschung ist, dass der Film nicht mit der Vernichtung der Menschen durch die vereinte Kraft der Wale, angetrieben durch Eywa endet. Ja, das Finale und das Ende des Films sind tatsächlich mal etwas anderes, aber auch nichts, was die Geschichte in ein völlig anderes Licht rückt. Stattdessen ließ mich das Ende eher ratlos zurück. Der Film endet ein wenig so abrupt wie er beginnt und nach 13 Jahren fragt man sich „Moment, das war’s?“. Denn die dreistündige Laufzeit spürt man tatsächlich kaum, wodurch ich den finalen Kampf erst als das Finale identifiziert habe als es vorbei war.

                                Aber „The Way of Water“ ist ein seltsames Mittelding zwischen eigenständigem Werk und die Vorbereitung einer Fortsetzung. Um ihn als abgeschlossenen Film zu betrachten, ist das Ende viel zu offen und klar auf eine Fortführung ausgelegt (Cameron und sein Produzent verneinten genau das), aber um auf eine Fortsetzung gespannt zu sein, bietet die Handlung viel zu wenig an und das Finale ist zu schwach, um Lust auf mehr zu machen. Es wird nichts vorbereitet, was die Handlung nochmal in eine neue Richtung lenken könnte. Spannende Tatsachen werden ebenso wenig geschaffen, über die man jetzt gerne zwei Jahre rätseln möchte. Es ist mir eigentlich ziemlich egal, wie es im nächsten Film weitergeht.

                                Aufgrund der Wiederverwertung von bekannten Szenen, Dialogen und dramaturgischen Kniffen fühlt sich der ganze Film auch wie eine Mischung aus Recap und Überbrückung an. Als hätte Cameron erstmal auf Nummer Sicher gehen wollen, um nach der langen Zeit von 13 Jahren alle Zuschauer mit viel Vertrautem und Wiedergekäutem neu abzuholen. „Avatar 2“ funktioniert genauso wie einst Disneys „Star Wars: The Force Awakens“ wie ein Versprechen: Wir führen euch erstmal wieder in die Welt ein und verschaffen euch dasselbe Gefühl, welches ihr bei dem letzten Teil verspürt habt, um dann im nächsten Teil aber wirklich loszulegen (was bei besagtem Beispiel bekannterweise grandios gescheitert ist).

                                Und das hätte ich von einem Visionär wie James Cameron nicht erwartet. Das macht mich sogar traurig, da vieles in dieser Fortsetzung so kalkuliert wirkt. Als hätte ein Konzern wie Disney tatsächlich noch kurz vor knapp dazwischen gegrätscht (was nicht der Fall ist). Erinnert ihr euch noch an Jake Sullys Monologe? Hier sind sie wieder, obwohl sie narrativ gar keinen Sinn mehr ergeben! Erinnert ihr euch noch an die RDA und den Fiesling Quaritch? Die sind jetzt noch gemeiner! Den Wald haben wir durch das Meer ersetzt und das ist nochmal schöner! Und erinnert euch noch an diese fünf zentralen dramaturgischen Highlights des Vorgängers? Wir haben sie nochmal in einem leicht anderen Gewand erneut für euch aufbereitet! Jetzt habt bitte eine emotionale Reaktion!

                                Verteidigend muss man zwar anbringen, dass Cameron nicht verlernt hat, wie man inszeniert, sei es Action, die Faszination für die Natur oder die spektakulären Bilder. Auch bei aller Kritik an der Handlung muss man zugeben, dass sich der Film zumindest bei der Charakterisierung vieler Figuren deutlich steigert. Jakes Familie und all ihre Mitglieder funktionieren und durchlaufen teilweise interessante Entwicklungen. Natürlich kommen einem auch hier die ganzen Fehden untereinander ziemlich bekannt vor, aber es ist nicht mehr so stereotypisch und eindimensional wie noch im Vorgänger.

                                Aber reicht das 13 Jahre später noch? Bei aller Liebe für die Inszenierung und die wieder makellosen Effekte, dieses Mal täuscht das eben nicht mehr über die flache Handlung hinweg. „Avatar 2“ ist bei weitem nicht der technische Sprung, wie es noch der erste Film war. Er sieht grandios aus, aber das hat auch jeder erwarten dürfen. Und leider ist genau das eingetroffen, was zu befürchten war: Die Geschichte hält mal wieder nicht mit. Und dieses Mal fällt das deutlich schwerer ins Gewicht.

                                Ich werde James Cameron dennoch einen weiteren Vertrauensvorschuss geben müssen. Denn dieser Film ist eben (nur) ein Puzzleteil einer fünfteiligen Saga. Vielleicht hat Cameron gerade erst angefangen und die Filme steigern sich von Teil zu Teil. Vielleicht wird man diesen zweiten Film nochmal in einem anderen Licht sehen, wenn Cameron seine vollständige Vision aus fünf Filmen beendet hat. Vielleicht ist das rückblickend das schwache Mittelstück einer epischen Geschichte, welche sich immer weiter steigern konnte. Lieber so als andersherum.

                                Aber zum jetzigen Zeitpunkt muss ich konstatieren: Ich habe mehr erwartet, Mr. Cameron. Nach all den Jahren musste er beweisen, ob es dieses riesige Projekt wert ist. Und das ist es aktuell leider nicht. „The Way of Water“ geht nicht tiefer als meine heimische Badewanne und über die Wunderwerke aktuellster Rechenleistung gepaart mit ganz viel Naturesoterik sind wir längst hinaus. Das reicht nicht mehr.

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                                • Freue mich schon auf Juni 2023 … wenn Indy 4 endlich wertgeschätzt werden wird.

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                                  • 6 .5

                                    Die Verfilmung von 1930 bleibt dann doch klar die bessere. Nach den vielen Lobeshymnen habe ich mir von der deutschen Neuauflage ein wenig mehr erhofft. Der Produktionswert des Films ist natürlich auf absolut hochwertigem Kino-Level und könnte locker einem hochbudgetierten Hollywoodfilm gleichen. Aber neben ein paar schönen Szenerien und guten Actionszenen fehlt der Neuauflage die Tiefgründigkeit der ersten Verfilmung bzw. Romanvorlage.

                                    Dazu kommen einige seltsame Drehbuchentscheidungen, die gegen Ende gar albern konstruiert wirken (Paul Bäumer stirbt buchstäblich wenige Sekunden vor dem ersehnten Waffenstillstand am 11. November 1918 – ernsthaft?). Gegen die zeitliche Verlagerung in das Jahr 1917 ist prinzipiell nichts einzuwenden und hätte den Ablauf der Handlung sogar angenehm straffen können. Allerdings gelingt dem Original von 1930 dennoch ein besserer Erzählfluss, da sich die Reise der Soldaten, ihre innere wie äußere Zerstörung sowie die Zeitsprünge durch die Kriegsjahre viel organischer anfühlen.

                                    Auch dramaturgisch ist das Pendant überlegen. Kleine Glücksmomente, wie z. B. die Begegnung mit drei französischen Frauen, werden an Punkten gezeigt, an denen die Soldaten schon seit Monaten/Jahren in der Hölle sitzen. Demgegenüber verlagert die Neuauflage jene Momente an den Anfang, um anschließend urplötzlich einen 18-monatigen Zeitsprung an das Ende des Krieges zu wagen. Es wirkt nicht so, als hätte man das Martyrium von Paul und seinen Freunden wirklich miterlebt.

                                    Auf banale Weise nimmt man mit der Zeitverschiebung der Handlung auf die letzten Tage des Krieges auch den Sinngehalt des Titels. Im Original endet der Film zwar gegen Ende des Krieges, aber ist eben nicht am Ende. Daher rührt schließlich die besagte Nachricht und der Titel des Films: Im Westen nichts Neues. Denn an der Westfront hat sich eben buchstäblich nichts geändert. Die Neuverfilmung endet allerdings mit dem Waffenstillstand. Es gibt also gar nicht mehr nichts Neues im Westen.

                                    Die Sinnlosigkeit dieses tragischen Krieges wird dadurch nicht annähernd so gut verdeutlicht wie im Original. Sinnbildlich dafür steht jeweils eine zentrale Actionszene beider Verfilmungen: In der 1930er-Version kommt es in der ersten Hälfte des Films zu einem beeindruckenden Schlagabtausch zwischen den Franzosen und Deutschen. Die Franzosen starten einen der vielen Sturmangriffe auf die deutschen Schützengräben, der schließlich im Kugelhagel umgehend scheitert und von den Deutschen erwidert wird. Selbiger Angriff scheitert aber natürlich ebenfalls und beide Seiten ziehen sich auf ihre vorhandenen Stellungen zurück.

                                    Clever nutzt der Film hier Schnitt und Kamerabewegung, um die Sinnlosigkeit des Ganzen zu verdeutlichen. Rechts schwenkt die Kamera als die Franzosen im Kugelhagel fallen, wenig später links, als die Deutschen im Feuer der Franzosen zu Boden gehen. Derselbe Versuch, dasselbe Resultat; nur gespiegelt und eben sinnlos.

                                    Die Neuverfilmung zeigt eine im Grunde ähnlich veranlagte Sequenz, als die Franzosen und Deutschen sich ein vergleichbares hin und her leisten, welches darin mündet, dass es den Franzosen gelingt mithilfe ihrer Panzer die Deutschen zurückzuschlagen. Eine beeindruckend gefilmte Sequenz, die auch zum historischen Zeitpunkt logisch erdacht ist (schließlich befanden sich die Deutschen ab Herbst 1918 tatsächlich tendenziell auf dem Rückzug und wurden durch die Ressourcenüberlegenheit der Alliierten immer häufiger zurückgedrängt).

                                    Allerdings enthält die gesamte Sequenz zu keinem Zeitpunkt den Kontext und die Aussage der Buchvorlage, sondern ist eben einfach nur eine sehr gut gemachte Actionsequenz, die ein paar brutale Momente beinhaltet.

                                    Man könnte weitere Punkte aufzählen, die das Original zum besseren Film machen, sei es die Diskrepanz zwischen Front und Heimat, damit verbunden auch die Sprachlosigkeit der traumatisierten Soldaten (etwas, was die Neuauflage aufgrund der Aussparung des Heimaturlaubs von Paul Bäumer nicht leisten kann), oder die Dehumanisierung des Individuums, nicht nur durch den Krieg, sondern durch das Militär an sich (im Original hervorragend durch den ehemaligen Briefträger Himmelstoß verkörpert).

                                    Alles in allem ist „Im Westen nichts Neues“ (2022) damit keine schlechte Neuverfilmung. Aber im direkten Vergleich fehlt dann doch so einiges, um ans Original heranzureichen. Den teils euphorisch positiven Stimmen zum Film kann ich mich zumindest nicht anschließen.

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                                    • 4 .5

                                      „Black Adam“ ist ein DC-Durcheinander erster Güte. Auf der einen Seite ein Fehlschlag, wie aus alten DCEU-Tagen, in denen man verzweifelt versucht, das MCU zu kopieren, dabei im Grunde aber einen Film erschafft, der viel zu überladen ist, schwach erzählt wird und über keine guten Figuren verfügt.

                                      Auf der anderen Seite eine altbackene Comic-Verfilmung, die vergleichbar mit Sonys „Venom“-Reihe die letzten 20 Jahren der Superhelden-Ära verschlafen zu haben scheint und ästhetisch wie geschrieben in den 90er Jahren stecken geblieben ist, ohne Gespür für Charaktere, Dramaturgie und Struktur.

                                      Im Wesentlichen vereint dieser Film, an dem Hauptdarsteller Dwayne Johnson über zehn Jahre „gewerkelt“ hat, alle bekannten DCEU-Schwächen. Zu viel, zu schnell; zu unfokussiert, zu voll; nichts Halbes, nichts Ganzes. Das Drehbuch ist schwach und enttäuschend, die Regie höchstens mittelmäßig. Währenddessen liefert Dwayne eine schauspielerische Nicht-Leistung ab. Schau mal gelangweilt und emotionslos in die Kamera, und danach bitte noch 128 Mal – das war wohl die Anweisung während der Dreharbeiten.

                                      Außerdem ist Black Adam als Figur eine absolute Enttäuschung. DER neue Anti-Held des DC-Universums? Fehlanzeige. Wohl eher ein verwirrtes Kerlchen, der seine Gegner gerne mal direkt umbringt, um dann ab der Hälfte des Films doch ein ganz angenehmer Typ zu sein, nachdem ihm 2–3 Personen lange genug weich geredet haben, dass Töten nicht so gut ist. Dass die Helden des DCEUs, maßgeblich durch Zack Synders Filme, seither keine großen Probleme haben, Leute umzubringen, ignorieren wir dafür mal kurz. Für einen coolen Anti-Helden ist das zumindest zu wenig.

                                      DC-typisch funktioniert der ganze Universums-Ansatz auch mal wieder überhaupt nicht. Halbgar sowie ohne Sinn und Verstand werden irgendwelche Verbindungen hergestellt. „Bekannte“ Figuren erhalten ohne Zusammenhang und narrativen Zweck Kurzauftritte. Kennt ihr noch diese eine Nebenfigur aus „Peacemaker“, die Show, die niemand geguckt hat, weil niemand HBO Max hat?

                                      Und übrigens, es gibt neben der Justice League und dem Suicide Squad noch die Justice Society, die wir euch jetzt fast sechs Jahre lang verheimlicht haben, aber eigentlich schon immer existierten. Bis jetzt hatten die nur keine Lust einzugreifen. Und für die Mitglieder dieses neuen Teams nehmen wir uns natürlich nicht ausreichend Zeit und charakterisieren sie vernünftig, nein, sie werden alle halbgar eingeführt und bleiben überwiegend völlig unterentwickelt. Typisch DCEU eben.

                                      Und unsere Welt ergibt sogar so wenig Sinn, sodass die Bösewichte auf schwebenden Hoverbikes unterwegs sind. Spielt der Film in der Zukunft oder in einem fiktiven Wakanda 2.0? Nein, aber wen interessiert schon ein logisch aufgebautes Comic-Universum.

                                      Das Einzige, was an „Black Adam“ halbwegs launig ist, sind die überwiegend unterhaltsamen Actionsequenzen. Mit etwas Wucht und gelungenen Choreografien erfüllt der Film hier zumindest das Mindestmaß an Unterhaltung. Aber vergleichbar mit einem „Aquaman“, der trotz des schwachen Skripts wenigstens spaßig inszeniert und gestaltet war, macht das diesen Film dennoch nicht. Dafür ist „Black Adam“ zu dämlich. Dämliches Blockbuster-Kino.

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                                      • Too Much Volume? The Tech Behind ‘Mandalorian’ and ‘House of the Dragon’ Faces Growing Pains
                                        https://www.hollywoodreporter.com/business/digital/volume-house-of-the-dragon-stage-mandalorian-1235244158/

                                        The Lucasfilm series The Book of Boba Fett and Obi-Wan Kenobi, both of which employed extensive volume technology, drew criticism in some quarters of the fan community for overreliance on the technology, unlike the recent Star Wars show Andor, which shot mostly on location. (…)

                                        Cinematographer Greig Fraser (…) says virtual stages “do not do midday or daytime sunlight very well” but cites dawn and dusk scenes in The Batman as examples of when these stages are advantageous.

                                        From a creative standpoint, he says, “If you’ve got something happening sort of in a dawn or dusk environment — what we did in The Batman in the construction site overlooking Gotham — then it works really well because you’re dealing with soft light. Particularly for The Batman, it was very good because they were long scenes and normally, if you want to shoot something at dawn or dusk, you’ve really only got that short window of time.”

                                        “There’s a tendency to think that [an LED] volume solves all the logistical issues that come with shooting on location,” Fraser adds. “The danger when people don’t quite understand what it’s good for and what it’s not good for is that they can tend to put things on the volume that shouldn’t be on the volume. And when you watch it, it’s not quite right, which can give virtual shooting a bit of a bad name.”

                                        • Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich. Homelander ist hier die einzige Version eines bösen Superman. Black Adam hat ähnliche Kräfte (aber das haben viele Comic-Figuren), ist aber ansonsten ein völlig anderer Charakter. Und Zack Synders Justice League empfehle ich erstmal zu Ende zu schauen.

                                          Ganz schön in die Hose geht allerdings die realpolitische Parallele, die hier bemüht wird. Zum einen geht das an der wirtschaftlichen Realität eines Films vorbei, der schließlich erstmal 2–3 Jahren produziert werden muss (in diesem speziellen Fall war „Black Adam“ sogar schon seit fast zehn Jahren in der Produktionshölle).

                                          Zum anderen verstehe ich nicht, weshalb sich die westliche Gesellschaft in ihrer künstlerischen Ausdrucksweise auch nur auf irgendeine Art von einem verbrecherischen Despoten diktieren lassen sollte, was gerade produziert werden sollte.

                                          Zumal von Black Adam auf diesen Krieg zu kommen, schon allein der gedankliche „Stretch“ des Monats ist. Und wenn man wieder mehr gute Helden sehen möchte, dann empfehle ich den Blick ins MCU. Die produzieren das seit 14 Jahren und bringen demnächst ihren 30sten Film heraus, der genau das wieder zeigt.

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                                          • 6 .5

                                            „Die Ringe der Macht“ lässt mich ein wenig gespalten zurück. Einerseits habe ich die Serie in den letzten Wochen als unvoreingenommener Fan der Kinofilme sehr genießen können; andererseits erreichte die Erzählung nie das qualitative Level, was ich mir gewünscht hätte. Die Serie ist natürlich keine Katastrophe, wozu sie bereits im Voraus von vielen sogenannten Tolkien-Puristen verurteilt wurde. Aber die Schreibe der Show ist auch bei weitem keine vor Glück springende Meisterleistung.

                                            Als Herr-der-Ringe-Fan müsste man sich eigentlich glücklich schätzen, in welchen Händen das Projekt letztlich gelandet ist. Zu den anderen Optionen gehörten, wie letztens ein Artikel vom Hollywood Reporter ergab, u. a. der Vorschlag von Netflix mehrere Shows im Stile des MCUs aufzuziehen, um diese dann im Geiste eines Avengers-Films kulminieren zu lassen. Gruselig.

                                            Dem gegenüber fragt man sich als Interessierte aber dann trotzdem, wie Amazon darauf kam eine Serie über das Zweite Zeitalter zu beauftragen ohne die Rechte für das Zweite Zeitalter, namentlich dem Silmarillion, zu besitzen. Vielleicht dürfte das einer der Gründe sein, warum die erste Staffel in Teilen etwas konfus und über Ecken sowie dramaturgische Kniffe erzählt ist; nicht, weil man unbedingt eine Fan-Fiction-Version von Tolkiens Werk machen wollte (und nicht, weil man es ohnehin dramaturgisch hätte anpassen müssen), sondern weil schlicht ein paar entscheidende Rechte fehlten. Aber wer weiß.

                                            Letztendlich muss man der Serie zugutehalten, dass Amazon keine leeren Versprechungen bezüglich der Investition in dieses Projekt gemacht hat. Mit allem drum und dran (inklusive Rechte) hat die erste Staffel mehrere $100 Mio. gekostet. Und das sieht man. Noch nie hat eine Serie so sehr Kino-Atmosphäre versprüht, ja vielleicht sogar in Momenten übertroffen, angesichts der präsentierten Bilder. Kein Effekt sieht schlampig aus, jeder Establishing Shot erstaunt aufs Neue. Und bei der Mischung aus praktischen und visuellen Effekten sowie echten, großen Sets scheint man genau das richtige Fingerspitzengefühl gefunden zu haben. Rein visuell kann man „Die Ringe der Macht“ nichts ankreiden.

                                            Nur den Drehbüchern gelingt es zu keinem Zeitpunkt damit mitzuhalten. Die Geschichte ist an sich nicht schlecht. Allerdings werden die vielen aufgebauten Handlungsstränge nur selten elegant und clever miteinander verknüpft bzw. erzählt. Es entsteht fast nie ein guter Erzählfluss, weil sich die Serie selbst mit acht Folgen á 70 Minuten zu viele Geschichten aufbürdet. Die Serie betreibt sehr viel Build-up, aber es kommt nur selten zu echten Highlights oder guten Pay-Offs. Bis auf rar gesäte Aha-Momente, wie z. B. die Ankunft in Numenor oder der Entscheidungskampf in den Südlanden plätschert das Erzählte oftmals so vor sich hin. Zwar mit hübschen Bildern, aber mit wenig Spannung, kaum interessanten Figuren und langwierigen Plots.

                                            Die Serie hat dennoch ihre Momente. Die Beziehung zwischen Elrond und Durin zum Beispiel. Oder auch Galadriel als Hauptfigur fand ich durchaus gelungen. Vieles verkommt jedoch zu Mittelmaß, dem einfach ein wenig das Geschick beim Schreiben und Strukturieren des Ganzen fehlt, um „Die Ringe der Macht“ wirklich zu einem echten Highlight zu machen. Ich habe die Erfahrung der letzten Wochen genossen, aber richtig lieben gelernt habe ich die Show leider nie.

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                                              luis345 09.10.2022, 00:10 Geändert 09.10.2022, 00:27

                                              „Everything Everywhere All at Once“ lässt mich nach all dem Hype aus diesem Frühjahr etwas enttäuscht zurück. Die Inszenierung und Kameraarbeit sind natürlich beeindruckend und äußerst kreativ gestaltet. Und einige Ideen und Einfälle sind tatsächlich originell. Auch die Themen und Kernaussagen des Films funktionieren am Ende und werden gut vermittelt. Bei all dem Spektakel sind es letztlich die essenziellen menschlichen Fragen und Bedürfnisse, auf die es ankommt.

                                              Aber wow, der Film ist derart albern, dass ich zeitweise fast ausgestiegen wäre. Der Humor hat mich zu keinem Zeitpunkt erreicht und einige Einfälle sind so lächerlich und flach, sodass er den eigentlich ernsten Themen jegliches Gewicht raubt. Ich verstehe, wieso Kevin Feige die beiden Regisseure einst für das MCU angefragt hat – hätte gut gepasst, allerdings auf die schlechte Art. Hinzukommt die weitestgehend enorm anstrengende und hektische Erzählweise der ganzen Geschichte. Ja, die Inszenierung hat ihre grandiosen Momente, aber die Hektik im Erzählfluss, der Kamera und des Schnitts hätten mich manchmal fast betäubt oder aufgrund einer Überdosis von Eindrücken austreten lassen.

                                              Zudem muss man ganz ehrlich sagen, dass auch in diesem Film das Potenzial des Konzeptes eines Multiversums nicht wirklich ausgeschöpft wird. Aufgrund der fast zeitgleichen Erscheinung von Marvel’s Doctor Strange 2 wurden ja immer wieder Vergleiche hergestellt und „Everything Everywhere All at Once“ der weitaus bessere Umgang mit jenem Konzept attestiert. Der „beste“ Multiversen-Film, wie es oftmals hieß. Und ja, dieser Film nutzt das Konzept schon ein wenig besser, vor allem kreativer. Aber an allzu viele neue Welten, außergewöhnliche Ideen und clevere Konzepte wagt er sich auch nicht heran. Wenn die Prämisse und Logik dahinter erstmal etabliert sind, dann war’s das erstmal mit dem Multiversum als Idee.

                                              Statt in andere Welten zu reisen, vertraut der Film auf den Einfall, dass sich die Charaktere lediglich andere Fähigkeiten ihrer Multiversen-Ichs „herunterladen“ können. Somit umgeht man dann schon mal die Möglichkeit neue, spannende Welten zu zeigen, wofür die kleine Produktion vermutlich nicht das Geld gehabt hätte (was man daran merkt, dass jede andere Welt in 99 % der Fälle dieselbe Erde ist, nur eben mit einem anderen Lebenslauf der Protagonistin). Aber auch die etablierte Prämisse, die Übernahme von anderen Fähigkeiten, mündet letztendlich in ein immer sehr, sehr ähnliches Set an Fähigkeiten. Einmal ist es Kampfsport, dann ist es Turnen, dann ist es Wrestling, dann ist es eine Köchin, die sehr gut mit Messern umgehen kann, also letztlich auch wieder Kampfsport etc. Und im Finale wird ohnehin alles mit Kampfsport gelöst. Jeder kann irgendeine Form davon.

                                              Also ja, es ist nicht ganz so einfältig, wie Marvel’s Doctor Strange, der in einem Multiversen-Film lediglich in ein einziges anderes Universum reist, wo die Ampeln verkehrt herum funktionieren. Aber allzu viel mehr haben die zwei Regisseuren dann auch nicht gefunden. Und das täuscht auch nicht darüber hinweg, dass der „beste“ Multiversen-Film des Jahres zu zwei Dritteln in einem grauen Bürogebäude, genauer einem Finanzamt, spielt.

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                                              • 6 .5

                                                ‘The Rings of Power’ Showrunners Break Silence on Backlash, Sauron and Season 2
                                                https://www.hollywoodreporter.com/tv/tv-features/the-rings-of-power-showrunners-interview-season-2-1235233124/

                                                Lesenswerter Artikel über die Entstehung der Serie.

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                                                • "Character assassination" in der Fiktion wird bald einen neuen Goldstandard haben.

                                                  • Die Blade-Geschichte scheint der erste gravierende Riss in der seit über zehn Jahren so gut geölten MCU-Maschinerie zu sein. Solche Sperenzien war man in der Vergangenheit nur von DC oder Lucasfilm gewohnt. Aber irgendwann wird’s auch für Kevin Feige zu viel. Schon seitdem parallel noch die ganzen Serien laufen (wahrscheinlich hauptsächlich durch Disney forciert, um ihren Streaming-Dienst befüllen zu können) frage ich mich, wie lange das noch gut gehen kann.

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