Lydia Huxley - Kommentare
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Alle Kommentare von Lydia Huxley
Atmosphärisch, abgründig und äthergetränkt.
DAS MÄDCHEN MIT DER NADEL zeigt Schicksale der Nachkriegszeit geprägt von Trauma, Armut und Ohnmacht. Eine Zeit, in der kein Sozialsystem die Menschen auffängt, die wenigen vorhanden Strukturen überlastet sind, jeder auf sich allein gestellt ist.
Auf eindringliche Weise wird hier vor allem von den Auswirkungen ungeplanter und unerwünschter Schwangerschaften erzählt und wie Frauen in den unterschiedlichsten Situation Lösungen für sich finden müssen. Eine klare Kritik an aktuelle Repressionen und Verbote, Kriminalisierung von Hilfeleistungen und die Behinderung von sozialen Auffangnetzen.
Das Leben findet einen Weg, Verzweiflung aber auch.
#oscars2025
Coralie Fargeat beleuchtet zwar nur ein paar wenige Facetten der Misogynie, aber dafür wandelt sie ganz wunderbar dieses unbestimmte Gefühl der subtilen Widerwärtigkeit, die darin keimt, in Bildern um.
Keine Errungenschaft des Frauenhasses war je einschneidender und nachhaltiger als Frauen, die sozialisiert wurden, um sich gegenseitig herabzusetzen, und sie glauben zu machen, sie wollen nur für ihr eigenes Wohlbefinden den jungen, straffen, haarlosen Körper ihrer frühpubertären Weiblichkeit konservieren.
THE SUBSTANCE zeigt diesen Kampf bis zur letzten Konsequenz: Selbsthass. Er schlägt ein paar ursächliche Nägel mit dem Holzhammer ein, hat aber kein Interesse an einer historischen Aufarbeitung. Es geht ganz klar erstmal nur um eine Erkenntnis: Wie viel von der schwarzen Plörre müsste ich mir eigentlich reinpumpen, um die Pick Me-Sue in mir zu töten?
#oscars2025
"You did what you had to do."
Was muss die Polizei tun? Serve und protect? Oder Zwischenfälle verursachen?
INCIDENT ist ein Zusammenschnitt aus zivilen und polizeilichen Kameraaufnahmen, die einen sogenannten Zwischenfall zeigt - so genannt, weil er eine quasi konsequenzlose, schon zur traurigen Routine gehörende Bagatelle zeigt: Ein Polizist tötet einen Passanten mit fünf Schüssen, auf Verdacht.
Der Splitscreen überträgt die chaotischen Zustände emotional auf eine unangenehm überwältigenden Weise. Die Bilder sprechen für sich, sprechen von selbstgefütterter Paranoia, Überforderung, Realitätsleugnung, von zunehmender Spaltung. Ein Ohnmachtsgefühl.
#oscars2025
Ein kleiner Ausschnitt aus einer japanischen Grundschule, der aber viel über die dortige Situation von Kindern aussagt. Der Schultag ist minutiös durchreglementiert, der Anspruch an Selbstständigkeit und Ordnung ist hoch, Lehrer artikulieren sich teilweise, als müssten sie ihr Projektmanagementteam wieder auf Spur bringen - alles ruhig und höflich, aber immer mit der Information zwischen den Zeilen, wer als Einzelner nicht performt, hat die Gemeinschaft auf dem Gewissen.
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, keine Leistungsträger, keine Projektionsflächen für die Zukunftsängste der Alten. Leider dürfen sie das nicht wissen.
#oscars2025
Ein Paradebeispiel für ein Remake!
Robert Eggers hat wirklich alles dafür getan, keinerlei Zweifel an der Relevanz seiner Neuauflage zu schaffen. Er hat sämtliche Referenzen des blutsaugenden Untoten bis zum Kellergewölbe durchforscht und die bekannten und vor allem sprechenden Motive seiner Vorgänger in seinen Film übertragen. Neben der offensichtlichen Hommage räumt er aber auch seinem Spleen nach historischer Genauigkeit Platz ein und bedient sich alten rumänischen Folkloren und neuer Schauplätze, um so den oft referierten viktorianischen Zeitgeist aus Bram Stokers Roman von den Figuren abzustreifen. Außerdem und am aller wichtigsten modernisiert er den Stoff in seiner gesellschaftlichen Haltung. Er wechselt die Perspektive, von Ellens Mann zu Ellen selbst. Aus dem passiven Opfer wird die Beschwörerin, die mit den Konventionen und ihrer Scham kämpft und sich schließlich davon befreit.
Ein aufwändiges Produktionsdesign erwartet man grundsätzlich schon von Eggers, aber die Bilder sind außerordentlich schön und von einem umsichgreifenden Sound eingefangen. Wahrlich hypnotisierend, denn kurz dachte ich, ich könnte den feuchten, modernden Stein und den kalten Stahl in Orloks Gruft riechen.
NOSFERATU ist ein ganz und gar sinnliches Erlebnis und erzählt poetisch von weiblicher Lust, ihrer Historie der männlichen Angst vor ihrer Entfesselung und das daraus folgende moralgeschnürrte Leid. Durch seine spitzfindigen Spiegelungen in Form und Inhalt entstand so ein wunderbar progressives Werk der Schwarzen Romantik.
#oscars2025
Es ist wohl der Anfang jeder guten Phantasiereise, hinter einer Tür den Geheimgang in eine verborgene Welt zu entdecken. Dort spülen einen Farben und Licht die Endorphine direkt durch den Bildschirm. Das World Building von WONDERLAND ist niedlich, zieht einen in Verbindung mit der Story leider nicht so richtig ins Geschehen. Über Putzigkeit kommt das Coming of Age-Abenteuer nicht hinaus, ist aber dennoch ein kuscheliger Wohlfühlfilm.
#japanuary2025
Selbst als nicht Bayern-Fan und sogar als nicht Fußball-Fan ist diese fünfteilige Doku über den FC HOLLYWOOD absolut sehenswert. Sie ist toll produziert, unterhaltsam und aufschlussreich. Die großen und kleinen Dramen des FC Bayern München in den 90ern kennt man oft vom Hörensagen, aber hier bekommt das ganze nochmal Hintergrund. Eine wirklich vergnügliche Zeitreise mit ikonischen Ausschnitten, tollen Spielmomenten und den damaligen Stars im Interview.
Japanisch-taiwanesische Fusionsküche ohne Schischi und mit ganz viel Herz.
MR. LONG ist auch auf Grund seiner Sprachbarrieren ein leiser Film und dennoch steht seine Kommunikation im Mittelpunkt - Hilfsbereitschaft, Nächstenliebe, Offenheit mit Vertrauensvorschuss und über kulturelle Grenzen hinweg. Das erwärmt die Seele besser als jede Rindernudelsuppe es könnte.
#japanuary2025
Nach dem Intro (nach 40 Minuten im Film) war ich erstmal eine ganze Weile verloren und wusste nicht, wohin die langen Theaterproben führen sollen. Aber das wusste der Protagonist wohl auch nicht. DRIVE MY CAR baut in dieser Zeit ganz unbemerkt ein emotionales Konstrukt auf, das einen in der letzten halben Stunde komplett überrollt. Eine subtile Erzählung über Schmerz als Teil der Existenz und der Konfrontation damit als Reifeprozess.
Der Dialog ist Kunst, auf der Bühne wie im Leben, und unsere Verbindung ist die Stille zwischen den Worten.
#japanuary2025
Netter und ausgesprochen launiger Samuraifilm, in dem ein Rōnin eine Gruppe junger Samurai mit seiner Erfahrung und smarter Taktik aus der Krise führt und zum Mentor wird. Dabei nimmt Kurosawa wieder sehr schön den Ehrenkodex der Samurai unter die Lupe und betont die Grautöne.
Der Plot ist übersichtlich, für mich nicht wirklich spannend, aber wie immer historisch einfach nahbar und hingebungsvoll aufgearbeitet.
#japanuary2025
Laaange Blicke, laaangsame Kamerafahrten, laaahme Rachestorys.
Refn eskaliert in dieser Gangster-Fiebertraum-Miniserie völlig und dreht Style over Substance endgültig auf 1000. Man muss schon hart Fan sein, um hier nicht an den Rand des Wahnsinns getrieben zu werden. TOO OLD TO DIE YOUNG erinnert mich an den Weltraum - sieht alles unglaublich faszinierend aus, schöne Farben, schaurige Dunkelheit, aber von einem Element zum nächsten besteht eine unfassbar große Leere. Ein Vakuum an Plot, Dialogen und Sinn. Runtergedampft auf einen 90-Minüter hätte ich mir dieses nihilistische Bilderbuch noch einigermaßen wohlwollend angeschaut, aber 13 Stunden ist selbstherrliches Gewichse.
Liebe, Karriere, Verpflichtungen - die jungen Menschen in HER BLUE SKY sind mit ausgewachsenen Problemen konfrontiert. Romantik soll hier vor allem durch Mystik, Naivität und Pathos entstehen. Zum Teil funktioniert das, aber im Großen und Ganzen ist es viel zu holprig erzählt, um wirklich ergreifend zu sein. Die Verbandelung von Ambitionen und emotionalen Abhängigkeiten cringt manchmal und das besondere Fantasy-Element in der Geschichte geht inhaltlich komplett unter. Niedlich aber auch bissl lahm.
#japanuary2025
Tragik verpackt in Humor - so schön britisch und frech und ganz nach meinem Geschmack. Das Potpourri aus kauzigen Charakteren ist einfach wunderbar. Habe die Serie instant inhaliert und bin völlig high auf skurrile Familientreffen.
Kurzweilige und spannende Miniserie über eine der pervertiertesten Ecken des Materialismus. Sehr clever wie John le Carrés Titel THE NIGHT MANAGER auf die Jobs beider Gegenspieler gemünzt ist. Toller Cast, schicke Ausstattung, gutes Tempo. So interessant ich auch den Schurken fand, so rätselhaft war mir der Held. Seine anfangs eingeführten Motive sind keineswegs nachempfindbar, für das Risiko, dass er eingeht und dazu ist er auch noch so unnahbar, wie es ein Protagonist wohl nie sein sollte. Vielleicht ist die kühle Eleganz Carrés Vorlage geschuldet, aber sie eckt über die Laufzeit schon stark an.
UNSCHULD und MONSTER - man fragt sich, wie der deutsche Verleih darauf kommt, diesen Gegensatz zum japanischen bzw. englischen Titel zu schaffen. Aber wenn man den Film dann gesehen hat, bekommt man ein Gefühl dafür, dass es sich um eine Gegenüberstellung handelt, die sich beständig manifestiert - Facetten der Menschlichkeit. Die Geschichte um einen Schuljungen verschachtelt sich in verschiedenen Perspektiven und am Ende ist die Klarheit darum so niederschmetternd, dass man die Unvollkommenheit, mit der wir uns in diesem Leben begegnen, verfluchen möchte.
#japanuary2025
An Einzigartigkeit wohl kaum zu übertreffen ist INU-OH ein irres Feuerwerk an Kreativität und Ideen-Fusionierung - dadurch aber auch herausfordernd, nicht zuletzt durch seine Musical-artige Aufmachung und reizüberflutende Dynamik.
Er vermischt in seiner Optik genauso wie in seiner Geschichte Tradition mit Moderne und konstruiert darauf eine clevere Kritik an den Umgang mit Kunst, Phantasie, Inspiration und Andersartigkeit.
Er beginnt in der Tradition des japanisches Theaters und alter Mythen und bringt dann die Figuren für den großen Culture Clash in Stellung - Kunst gegen Politik, Veränderung und Innovation gegen konservative Mächte, Diversität gegen Konformität. Und am Ende ein wichtiges Statement zur Hoheit der Kulturbewahrung und Verantwortung des Einzelnen.
#japanuary2025
Scheint zu Recht ein Klassiker unter den Animes zu sein, denn PERFECT BLUE ist ein knallharter Psycho-Thriller mit einer von Beginn an erdrückenden Stimmung und sich stetig steigender Spannung. Der Mindfuck der Protagonistin wird zum eigenen und am Ende ist man genauso fertig mit der Welt wie sie. Die Gesellschafts- und Medienkritik erschafft hier Situationen, die beiläufig verdammt creepy sind, aus weiblicher Perspektive wahrscheinlich noch mehr.
Kurz dachte ich, wie gern ich ein Real-Remake davon sehen würde, aber dann wiederum auch, wie herausfordernd die Produktion wäre und dass Aronofsky seine Pläne nicht grundlos über Board geworfen hat.
#japanuary2025
Als ich gesehen habe, dass ein Buch von Robert Harris verfilmt wird, wurde ich hellhörig. Sein Buch VATERLAND ist eines meiner Lieblingsbücher und sein Stil und seine Intentionen im Gesamtwerk sind von Scharfsinn und besonderen Perspektiven geprägt. Hinzu kommt die Inszenierung von Edward Berger, der durch seinen Oscarbanger gut Budget abgegriffen hat. Das schreit einfach nach Kino. Und es hat sich gelohnt.
KONKLAVE mag zwar in ruhigen Bildern daherkommen, die Nervenstränge werden dennoch von Anfang an auf die Streckbank gespannt. Den Blick hinter die Kulissen einer Papstwahl zu einem Thriller mit Unmengen an subtil gesellschaftskritischen Themen so organisch zu verweben, macht einfach Spaß. Perfekt ausgestattet, wunderschön gefilmt, musikalisch mitreißend, launiges Schauspiel und smarte Dialoge. Zum Küssen.
#oscars2025
Oh so lovely! Ein Film aus dem Herzen der 90er.
Trotz verschiedener Regisseure ist CRIMSON TIDE aus dem selben audio-visuellen Holz geschnitzt wie THE ROCK. Bruckheimer und Simpson scheinen ordentlich die Hand über ihre Projekte gehabt zu haben. Gut für mich, denn mich catcht dieser Stil voll und ganz.
Die Story um die rivalisierenden Offiziere ist wohl von einem echten Vorfall auf einem russischen U-Boot während der Kubakrise inspiriert und wurde in ein US-amerikanisches U-Boot in einem Konfliktszenario mit Russland verlegt.
Toll besetzt, temporeich, mit dem Fokus auf die Charaktere, kein Schwarz-weiß. Die Eskalation in der Deeskalation. Absolut rund.
Der Film müsste eigentlich KINDS OF DEPENDENCY heißen, aber das wäre natürlich nicht so eine schöne Alliteration.
In drei Episoden erzählt Yorgos Lanthimos von Abhängigkeiten - im Job, in der Beziehung und in einer Gemeinschaft - und den Machtverhältnissen, die dort herrschen. Es sind selbst angelegte Ketten, die den Glauben an die scheinbare Alternativlosigkeit bestärken. Alles gewohnt gemächlich, irritierend und absurd vorgetragen.
Ich bin hin und weg von der Fülle an Kulissen mit besonderen Bäumen, von dem Spiel mit Licht und Farben und diesem unverschämten hübschen Challenger.
Andererseits sind die einzelnen Geschichten nicht so gehaltvoll, wie man es durch die Verknappung erwarten könnte. Ich dachte immer mal wieder, dass drei Episoden BLACK MIRROR mir dieselben Themen mit einiges mehr Intensität hätte zeigen können. Und mit weniger Klaviergehämmer.
Ich hatte damals mit SAW III aufgehört, die Reihe zu verfolgen, weil sie sich repetitiv und belanglos fortsetzte und sich meine Lust an kreativen Folter- und Mordinstrumenten in Grenzen hält. Mit SAW: SPIRAL bin ich wieder eingestiegen und fand den echt erfrischend. Daher hatte ich am zehnten Teil ähnliche Erwartungen, der mich allerdings in die alten Bahnen zurückgeworfen hat.
Formel F: verquere Gerechtigkeitsvorstellungen, morbide Ingenieurskunst und blutiges Geschlachte. StrgC, StrgV zum zehnten.
#horroctober2024
Der Titel hat mir gefallen und die Bewertung von SOUTHERN GOTHIC, das als sechsteilige Serie dreizehn Jahre später als dieser Film erschienen ist, auch. Einmal verklickt und ich bin bei dieser Genreperle gelandet. Ein hässliches, scheiß dunkles Machwerk aus wackeligen Bildern, stupiden Dialogen und unlustiger Melodramatik. Hier zeigt Horror sein wahres Gesicht.
#horroctober2024
In drei Episoden erzählt BOOKS OF BLOOD aus Clive Barkers Gruselfundus. Die sind hübsch in Szene gesetzt und unterhaltsam, trotzdem auch nicht so richtig smart und unnötig lose miteinander verknüpft. Für ein bisschen Halloween-Flair durchaus kurzweilig. Das Format macht aber auch einfach wenig her. Eine Geschichte vertiefen und zu einem Spielfilm ausbauen oder eine Anthologie-Serie ergibt im Genre mehr Sinn.
#horroctober2024
Atmosphärischer Geisterfilm, der starke DAS WAISENHAUS-Vibes hat. Gut besetzt, stimmungsvolles Color Grading, klassische Haunted House-Elemente, alles getränkt in Schmerz und Trauma. Die Story wird irgendwann bissl wild. Hätte nichts dagegen gehabt, wenn man sich auf die Folgen der Kriegstraumata beschränkt hätte.
#horroctober2024
Launig konzipierter Rachefeldzug eines eitlen Shakespeare-Liebhabers. Mit einem ordentlichen Hauch Wahnwitz geleitet ein Serienmörder durch eine satirische Aufarbeitung von theatralisch überstrahlten Horror- und Krimiklischees seiner Zeit - also der 60er und 70er-Jahre. Ist man damit nicht sonderlich vertraut, könnte der Humor auch etwas an einem vorbei gehen. Bissl eingestaubt, bissl grotesk.
#horroctober2024