MareikeHB - Kommentare

Alle Kommentare von MareikeHB

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    MareikeHB 03.05.2020, 17:50 Geändert 06.07.2020, 16:13
    über Es

    "Es" ist für mich fast mehr ein Film über die Pubertät, als ein Horrorfilm, da überhaupt nicht gruselig. Gefühlt hat man alles schon tausendfach gesehen. Das Gruseligste an diesem Film waren die Eltern der Kinder. Wirklich zum Weglaufen: der eine Vater jagt seinem Sohn einen höllischen Schrecken mit seiner Schusswaffe ein, die andere Mutter war optisch schon "weißer Abschaum" und ließ ihren Sohn glauben, er sei krank, indem sie ihm ständig Plazebos gab. Am furchterregendsten war der gewalttätige und wohl pädophil angehauchte Vater des Mädchens. Jedes der Kinder hatte gefühlt nur dieses eine "schreckliche" Elternteil. Ansonsten sind Erwachsene in diesem Film Fehlanzeige. Die Kinder nehmen den Kampf mit der Kreatur selbst in die Hand. Dies alles zeigt, dass es hier vor allem um pubertäre Ablösung von den Eltern geht und dies mit größtmöglicher Radikalität. Die Eltern werden sehr eindimensional ausschließlich als Feind der Kinder dargestellt und im schlimmsten Fall sogar von ihnen getötet! Sobald die Kinder unter sich sind, werden aber pubertäre Nöte, z.B. Mobbing, erstes Interesse fürs andere Geschlecht, glaubhaft und unterhaltsam dargestellt. Dies sind dann auch die stärksten Szenen des Films.
    Dabei hat mir die erste Hälfte von "Es" noch gut gefallen, Kamera, Darsteller, alles im grünen Bereich. Zum Ende hin war das Verhalten der Kinder und die Reaktion auf "Es" immer weniger nachvollziehbar, logisch und einfach nur langweilig. Wieso begeben sich die Kinder immer sehenden Auges derart in Gefahr? Wieso nähern sie sich überhaupt diesem abartigen Clown und gehen dann noch in dieses Abziehbild eines Gruselhauses??? Um dies annähernd nachzuvollziehen muss man wohl tatsächlich Stephen Kings Buch gelesen haben.
    Die Szenen mit den Kindern erinnerten oft an den Film "Stand by me" ohne die Brillanz diese Werkes zu erreichen. Es ist sicherlich leichter eine Kurzgeschichte Stephen Kings zu verfilmen, als dieses über tausend Seiten lange Opus. Auch wies der Film sehr viele Parallelitäten zu "Nightmare on Elm Street" auf. Zum Schluss nervte dann noch sehr die klischeehafte "nur gemeinsam sind wir stark" Moral.

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        MareikeHB 01.05.2020, 12:43 Geändert 14.02.2021, 16:52

        https://www.youtube.com/watch?v=eu-eX6FC3BU (= deutscher Trailer)

        "It takes a Thief" ist eine coole Agentenserie aus den späten 1960ern, die hier offensichtlich auch schon fast vergessen ist. Robert Wagner wurde die Rolle des charmanten Geheimagenten wider Willen auf den Leib geschrieben, und er erhielt hierfür eine Emmy sowie Golden Globe Nominierung. Er ist ja kein tiefschürfender Schauspieler, aber augenzwinkernde, charmante Unterhaltung kann er einfach, da er sich selbst nie zu ernst nimmt.
        Malachi Throne ist als Vorgesetzter herrlich knurrig und spröde.
        Die Nebendarsteller sind oft erstklassig: Senta Berger, Joseph Cotton, der James Bond "Beißer" Richard Kiel, Lex Barker, Leslie Nielson, Teri Garr, Tina Sinatra (Tochter von Frank und zwischenzeitlich verlobt mit Robert Wagner) und in Staffel 3: Fred Astaire als Al Mundys Vater und die legendäre Betty Davis. Auch gibt es Folgen, in denen Wagners spätere "Hart aber herzlich" Kollegen auftauchen.
        Im James Bond Stil werden Al Mundy immer wieder attraktive Frauen und schräge Kontrahenten zur Seite gestellt. Vieles lässt einen heute schmunzeln: die sensationellen Outfits, die völlig an den Haaren herbeigezogen Agentengeschichten, die "Hightech" Features, gewisse produktionsbedingte Schwächen. Auch geht es hier nicht immer politisch korrekt zu. Dies ist aber auch der Rainer Brandt-Synchronisation mit der extra Portion Dialogwitz geschuldet, die in meinen Augen zusätzlichen Unterhaltungswert bietet.
        Wirklich großartig ist der Soundtrack mit Jazz, Easy Listening und experimentellen Sounds. Das Thema "It Takes a Thief" wurde mehrfach vertont, variiert auch von Staffel zu Staffel leicht. Im Internet und teilweise bei den Streaming-Diensten zu finden sind völlig unterschiedliche Langversionen von dem Des Champs Orchestra, Tony Rice und John Carlini sowie der Universal Robot Band. Auf einigen Fernsehserien-Musiksamplern findet man unter dem gleichen Titel die ebenfalls herrlich groovende Titelmelodie des vorzüglichen Pilotfilms zur Serie.

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          MareikeHB 30.04.2020, 21:40 Geändert 30.04.2020, 21:44

          "Clan der Sizilianer" vereint das Triumvirat der großen französischen Schauspielkunst Alain Delon, Jean Gabin und Lino Ventura unter der meisterhaften Regie Henri Verneuils. Resultat ist ein spannender, gut geschriebener und ausgesprochen cooler Gangsterfilm mit einigen überraschenden Wendungen. Alain Delon ist wieder ein "eiskalter Engel", Jean Gabin das souveräne und gut organisierte sizilianische Familienoberhaupt, Lino Ventura als Polizeiinspektor der bärbeißige Bluthund. Die Schauplätze Paris, Rom, die Cote d 'Azur und New York schmeicheln dem Auge und produzieren gerade in dieser Zeit ein gewisses Fernweh. Mit dem Soundtrack liefert Ennio Morricone wieder einmal ein großes Glanzstück ab.

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          • Von den vielen Filmen sind meine persönlichen Favoriten: alle Hitchcocks (bis auf Marnie, der ist extrem frauenfeindlich), Mrs. Marple, Indiana Jones und der letzte Kreuzzug, Don Camillo, Das Böse unter der Sonne, 20.000 Meilen, Stirb langsam, Der Untergang des römischen Reiches, Gladiator, Drillinge an Bord (die anderen Erhardts fand ich nicht ganz so gelungen), Forrest Gump, das Boot, der Clou, Mary Poppins, Charade, Wer die Nachtigall stört, ein Fressen für die Geier, Dirty Harry.

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            • Da hast du ja noch viel vor! 😀 Wenn Du sie alle vorgemerkt hast, weißt du ja wann sie z.B. im Fernsehen kommen, z.B. der neue „Es“ am 1.5. auf Pro7. Den werde ich jedenfalls aufnehmen (ich mag die viele Werbung nicht).

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                MareikeHB 26.04.2020, 19:20 Geändert 26.04.2020, 21:13

                Der Monumentalfilm "Der Untergang des römischen Reiches" macht seinem Genre alle Ehre und ist sinnlicher Genuss. Selten hat das Auge spektakulärere, hochwertigere historische Bauten und Kulissen von dem alten Rom und den Vorposten des antiken römischen Reiches gesehen. Es ist einfach unglaublich, wie viele beeindruckend kostümiert und ausgestattete Statisten und Pferde in den Massenszenen in wunderschönen Bildern eingefangen werden. Dabei sticht bei den Actionsequenzen ein äußerst spektakuläres Wagenrennen in freier Wildbahn heraus.
                Die Kameraführung ist zwar nicht gerade innovativ, aber die Farbkomposition der Bilder, gerade auch der Innenaufnahmen, ist äußerst gelungen. Sie übertüncht auch das ein oder andere Loch im Drehbuch, leider ein Schwachpunkt dieses Filmes. Hier hätte man sich die ein oder andere Straffung der Massenszenen zugunsten intensiverer Charakterzeichnungen der Figuren und Spannungsmomente gewünscht.

                Auch fehlt im Gegensatz zu anderen Monumentalfilmen ein Hauptdarsteller, mit dem man so richtig mitfiebern kann. Stephen Boyd als erfolgreicher Feldherr Livius, einer der wichtigsten Helden des Films, fehlt es ein wenig an Charisma. Dafür ist an der übrigen Besetzung nichts auszusetzen. Alec Guinness als geschwächter Caesar Marcus Aurelius ist gewohnt souverän, Sofia Loren als seine Tochter Lucilla ebenfalls überzeugend und in der Blüte ihrer Schönheit. Grandios ist Christopher Plummer als herrsch- und vergnügungssüchtiger, ungeliebter Sohn Commodus (= der Bequeme). Am meisten wurde allerdings James Mason als idealistischer Berater und Philosoph Timomides abverlangt. In einer Folterszene wird ausschließlich sein Gesicht gezeigt, nicht das eigentliche Foltern. Seine Mimik zeigt dermaßen schlimme Qualen, dass man kaum hinschauen kann. Dies ist mit Abstand die heftigste und vielleicht auch inhaltlich befremdlichste Szene des ganzen Films.
                Die politische Situation Roms mit den unterschiedliche Interessen wird sehr differenziert in anspruchsvollen Streitgesprächen im Senat dargestellt und weisen teilweise universelle, tagesaktuelle Bezüge im Hinblick von Einwanderungspolitik auf. Soll man fremde, weniger entwickelte Kulturen (hier die Germanen) zu Staatsbürgern (hier zu Römern) machen? Was ist günstiger, wenn es um den Erhalt des riesigen römischen Reiches geht: Eine Politik des Friedens und der Integration oder das Setzen auf Gewalt, Abschreckung und Versklavung der Feinde? Die symbolträchtigen Szenen am Ende des Films wirken wie ein Totentanz für das römische Reich.
                Der anspruchsvolle klassisch instrumentierte Soundtrack von Dimitri Tiomkin (Oscar nominiert und Golden Globe Gewinner) mit seinem einprägsamen Thema untermalt das Geschehen treffend und ist heute ein Klassiker der Filmmusik.

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                • 8 .5

                  "Die Nacht hat viele Augen" von John Badham ist eine exzellente Thriller-Komödie, ein Glanzstück guter Unterhaltung und nicht zuletzt eine Hommage an Hitchcocks "Fenster zum Hof". Zwei Cops (Richard Dreyfuss und Emilio Esteves) haben den Auftrag, die Freundin (Madeleine Stowe) eines entlaufenden, äußerst brutalen Häftlings (Aidan Quinn) zu observieren. Dabei begeben sie sich, gefühlt zusammen mit dem Zuschauer, auf den Beobachtungsposten. Es folgen Steilvorlagen von Wortwitz, visuelle Gags erster Güteklasse, eine schöne Liebesgeschichte und ein sehr spannender Showdown. Ein Lichtblick des Buddy-Movie Genre aus den 1980ern, angereichert mit Musik aus der Zeit, u.a. von Gloria Estefan. In der amüsanten und sehenswerten Fortsetzung "Die Abservierer", die allerdings nicht ganz mit diesem Film mithalten kann, dürfen die beiden Cops erneut einer Observierung nachgehen.

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                  • 7

                    Das Gerechtigkeitsdrama "Die Frau in Gold" ist historisch sehr interessant, hat sich aber mit den Rückblenden in die Zeit des Nationalsozialismus und der ca. 50 Jahre später angesiedelten Justizgeschichte viel vorgenommen. Leider sind viele Figuren ziemlich stereotyp gehalten, und gelegentlich schmalzt es auch etwas. Der Stoff hätte wahrscheinlich für zwei Filme gereicht. Wirklich sehenswert ist die Besetzung dieses Films: Dame Hellen Mirren darf wieder zeigen, dass sie zu den hervorragendsten Charakterdarstellerinnen überhaupt zählt. Ryan Reynolds überzeugt ebenfalls als junger Rechtsanwalt. Ansonsten sieht man die erste Garnitur deutscher Schauspieler wie Daniel Brühl und Tom Schilling in kleineren Rollen. Moritz Bleibtreu, in einem Sekundenauftritt als der berühmte Maler Klimt, ist mir allerdings irgendwie durch die Lappen gegangen. Sehr positiv bleibt als meine Neuentdeckung auch Max Irons in Erinnerung. Der Sohn von Jeremy Irons glänzt hier mit einer tollen Ausstrahlung. Bin einmal gespannt, ob er auch die schauspielerische Brillanz seines Vaters in anderen Rollen irgendwann noch zeigt.

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                      MareikeHB 22.04.2020, 20:31 Geändert 06.07.2020, 16:18

                      Der spannende Psychothriller "Kuss vor dem Tode" (1956) von Gerd Oswald nach dem gleichnamigen Buch von Ira Levin gefällt durch einen Inszenierungsstil, der mit seiner manchmal suggestiven Kameraführung an Großmeister Hitchcock erinnert. Dabei denkt man zunächst, wenn man die munter aufspielende Titelmelodie hört, dass es sich um ein Lustspiel handeln könnte. Dem Zuschauer soll anscheinend gleich zu Beginn eine (trügerische) Idylle suggeriert werden. Selten wurde Filmmusik ironischer eingesetzt. Tatsächlich ist das ganze Setting des im "Sunshine" State Arizona angesiedelten Geschehens immer wieder freundlich und hell gehalten, wie das Gegenteil eines Noir Films. In diesem Umfeld tummelt sich ein vordergründig charmanter, aber eiskalter Student (Robert Wagner, in einer seiner besten Rollen). Er begeht den scheinbar perfekten, heimtückischen Mord durch einen vorgetäuschten Selbstmord seiner schwanger gewordenen heimlichen Freundin (Joanne Woodward). Wenn man es heute auch kaum noch glaubt, in den 1950er Jahren war eine außereheliche Schwangerschaft in gut situierten Kreisen noch ein handfester Grund, seine Tochter zu enterben. Da für die Freundin ein Abbruch der Schwangerschaft nicht in Betracht kam, stand sie dem Ziel dieses Ehrgeizlings im Wege, in eine äußerst wohlhabende Familie einzuheiraten. Schließlich gab es da noch eine Schwester (Virginia Leigh), der man sich annähern könnte und die ihn nicht kannte... Man fiebert wirklich mit, ob die Schwester und der misstrauische Detective (Jeffrey Hunter) dem Studenten auf die Spur kommen. Dabei liegt der Fokus immer auf dem Täter. Man spürt förmlich die Angst der Entlarvung.

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                      • 7 .5

                        Das Western-Drama "Rächer der Enterbten" ist ein Remake des Erfolgsfilms "Jesse James - Mann ohne Gesetz" aus dem Jahre 1939 von Henry King. Auch, wenn einige Szenen, wie die Pferde-Stunt-Szenen, aus dem früheren Film, ebenfalls eine 20th Century Fox Produktion, übernommen wurden, setzt sich diese Verfilmung deutlich nüchterner und weniger mitreißend mit dem Jesse James Mythos auseinander. In Zeiten, in denen Moral großgeschrieben wurde, durfte oder wollte man den Ungesetzlichen nicht mehr in dieser Form huldigen. Dafür erstrahlt die Geschichte erstmals im schön bebilderten, strahlenden Cinemascope. Mit Robert Wagner und Jeffrey Hunter hat man zwei Stars gefunden, die physische Ähnlichkeiten mit Tyrone Power und Henry Fonda aufweisen, und sie schlagen sich angesichts dieser Vorbilder beachtlich. Diesmal wird die Geschichte nicht linear, sondern in Rückblenden erzählt, was den Erzählfluss manchmal vielleicht etwas stört. Nicholas Ray ist als Regisseur in seinem Element, wenn er die Rebellion junger Menschen gegen bestehende Ungerechtigkeiten aufzeigt. Die recht ausführliche Szene, in der Jesse James als junger Mann ausgepeitscht wurde, galt damals als ziemlich gewagt.

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                          MareikeHB 21.04.2020, 11:56 Geändert 21.04.2020, 14:16

                          Die Komödie "Mein Engel und ich", bei diversen Streaming-Anbietern verfügbar, gehört vordergründig zur Kategorie altmodische, leicht infantile Unterhaltung für die man schon ein Faible haben muss. Meine jüngste Tochter mochte diesen Film jedenfalls. Am lustigsten ist dabei mit Abstand die Szene im Kino: Hier geht die ikonische Komikerin Lucille Ball, im Kino sitzend, bei einem fiktiven James Mason Film so richtig mit. Gleichzeitig parodiert Mason vorzüglich sein damaliges Rollenbild als Bad Boy, den die Frauen lieben. Gerade in den 40er Jahren hatte er immer wieder diese bösartigen Rollen, und trotzdem flogen ihm die Fanherzen haufenweise zu. Also, wenn mir James Mason plötzlich als Schutzengel erscheinen würde, würde ich sicherlich genauso erschreckt wie die Lucille Ball mit ihren großen grünen Augen schauen! Wobei er hier einmal nicht als finsterer Typ in Erscheinung tritt.
                          Der Film hat zwei Botschaften, die zum Nachdenken einladen: Frauen sollen ihren Ehemännern immer eine Stütze sein und zu Opfern bereit sein. Männer sollen ihren Ehefrauen mit ihren Bedürfnissen genug Beachtung schenken. Auch wenn das Credo "Ehemann zuerst" natürlich steinzeitlich wirkt, helfen diese Aspekte in einer Beziehung natürlich, wenn man sie einmal von den Geschlechterrollen loslöst.
                          Die andere, wirklich spannende Frage ist, warum verehrt man Stars? Diese Frage könnte sich so gut wie jeder hier bei Moviepilot stellen! Auch hier gibt der Schutzengel eine Antwort und suggeriert, dass es aus einem Mangel an Liebe resultieren könnte. Das kann natürlich sein. Bei anderen ist es vielleicht aber nur die Begeisterungsfähigkeit für die Filmkunst und die Künstler. Letztere hätten einen derartigen Schutzengel also gar nicht nötig. Bei mir würde dann letzteres zutreffen, auch wenn Mason schon ein verdammt cooler, wenn auch schräger Schutzengel wäre :-)). So muss jeder für sich entscheiden, ob und wen er sich als Schutzengel wünscht.

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                          • 7 .5

                            Der geballten Star-Power von Henry Fonda, Tyrone Power und Randolph Scott in diesem vielschichtigen Wild-West Drama konnte ich mich nicht entziehen und wurde auch nicht enttäuscht. Der Film ist spannend, manchmal bewegend ohne kitschig zu sein und wirkt frischer als so mancher Western aus den 50er Jahren. Allerdings sehe ich es auch so, dass nur die Hauptdarsteller wirklich brillieren. Aber die Randfiguren waren mir letztlich egal. Auch, wenn die Darstellung des Outlaws Jesse James ziemlich sympathisch, fast glorifizierend ist, entspricht dies dem früheren Zeitgeist. Jesse James wurde seinerzeit tatsächlich teilweise wie ein Pop-Star gefeiert. Interessant ist es, diesen Film z.B. mit der Jesse James Verfilmung von Nicholas Ray "Rächer der Enterbten" aus dem Jahre 1957 zu vergleichen. Bei dieser "True Story of Jesse James" erfolgt die Darstellung der Outlaws sehr viel sachlicher, weniger empathisch, fast dokumentarisch distanziert. Der Zuschauer sollte sich in den 50er Jahren offensichtlich nicht mehr zu stark mit den Outlaws identifizieren. In dem neueren Film, ebenfalls eine 20th Century Fox Produktion, wurden Szenen aus diesem Film übernommen, z.B. die Pferde-Stunt Szene, in der die Pferde mit den Reitern von der Klippe stürzen. Heute wären solche Szenen unter Tierschutzgesichtspunkten natürlich völlig undenkbar.

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                              MareikeHB 19.04.2020, 17:47 Geändert 06.07.2020, 16:24

                              Das teils dokumentarische Drama Chinese Box von dem chinesischen Regisseur Wayne Wang bebildert Hong Kong zum Ende der britischen Regentschaft aus der Sicht eines englischen Journalisten (Jeremy Irons). Dieser hat aufgrund einer Leukämie-Erkrankung nur noch wenige Monate zu leben. Die Zeit, die ihm noch gegeben ist, nutzt er, um vor allem die rauen Seiten Hong Kongs mit seiner Video-Kamera aufzuzeichnen. Ansonsten hofft er auf eine erfüllte Liebe mit einer chinesischen Ex-Prostituierten, die es allerdings zunächst einmal vorzieht, einen Geschäftsmann aus Hong Kong zu heiraten. Die Ehe zerbricht jedoch aufgrund der Vorurteile der Geschäftskollegen dieser Dame gegenüber, so dass sie sich schließlich auf eine Beziehung mit dem Journalisten einlässt. So viel zu ziemlich wenig Handlung in diesem Film. Er besticht vielmehr durch eine ausgezeichnete, etwas düstere Athmosphäre, interessanten metaphorischen Videoaufzeichnungen im dokumentarischen Stil, die sich aber auch teilweise wiederholen und durch hervorragende Darsteller. Jeremy Irons besteht gekonnt ein schön inszenierte Liebesabenteuer. Er versinnbildlicht zudem als Engländer das Verhältnis der Engländer zu den Hong Kong Chinesen: eine gewisse Liebe (gezeigt durch die Liebesgeschichte), aber auch Ausbeutung (die Geliebte ist eine Prostituierte, er profitiert als Journalist von dem gezeigten Leid in seinen Videoaufzeichnungen). Wenn er in diesem Film stirbt, dann geht auch gleichzeitig eine Ära der britischen Herrschaft zu Ende.

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                                MareikeHB 18.04.2020, 18:52 Geändert 18.04.2020, 18:56

                                Die Actionkomödie im historischen Gewand "Der General" von und mit Buster Keaton ist wohl der Film, der mich in der letzten Zeit mit am meisten beeindruckt hat. Es ist einfach kaum zu glauben, wie zeitlos dieser Stummfilm aus dem Jahr 1926 im Vergleich zu vielen Tonfilmen ist, die Jahrzehnte später entstanden sind. Auf 3Sat wurde vor kurzem eine perfekt restaurierte Fassung gezeigt. Insbesondere wurde das Filmtempo heutigen Sehgewohnheiten angepasst. Viele Stummfilme laufen ja technisch bedingt eine Spur zu schnell. Das Resultat ist zwar vielleicht nicht mehr so authentisch wie die Kinoversion des Jahres 1926, aber jedenfalls sehr ansehnlich. Die liebenswerte Geschichte um einen Lokomotivführer, der zum Helden im amerikanischen Bürgerkrieg wird, war mit seiner Dampflokomotiven-Action, den Stunts und der visuelle Komik für viele spätere Filmemacher wegweisend. Eines der großen Meisterwerke aus der Stummfilmzeit! Auch für jüngere Kinder ist der Film eine Empfehlung.

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                                  MareikeHB 18.04.2020, 13:36 Geändert 06.07.2020, 16:25
                                  über Raum

                                  Dieses Entführungsdrama ist naturgemäß ein oftmals beklemmender und düsterer Film. Handwerklich ist "Raum" zumindest ansprechend, wenn auch nicht wegweisend, gemacht. Der Film hat einen hohen Realitätsanspruch, dem er größtenteils auch gerecht wird. Die Fluchtszene des Jungen fand ich zwar spannend inszeniert, aber nicht ganz so glaubwürdig. Der Entführer erschien mir da einfach zu leichtgläubig! Auch die Befreiung der Mutter wurde schon sehr verkürzt dargestellt. Einfach zu grausam und dadurch auch ziemlich unrealistisch war die Fernseh-Interviewszene. Als ob man einem offensichtlich psychisch labilem Gewaltopfer auf derartig perfide Art derartige Schuldkomplexe einreden würde!!! Die schauspielerischen Leistungen waren insgesamt überzeugend. Warum Brie Larson mit ihrer recht reduzierten mimischen Ausdrucksfähigkeit nun gleich einen Oscar als beste Darstellerin bekam, erschließt sich mir nicht ganz. Deutlich beeindruckender war da die Leistung des kleinen Jungen Jacob Tremblay. Er stielt wirklich allen die Show! Seine Szenen, in denen er die Welt erkundet, sind die besten des Films. Das Ende war mir allerdings zu plakativ. "Auf Wiedersehen, Raum" ist Hollywood "Alles wird gut"-Kitsch pur!

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                                    "5 Fingers" ist ein weiteres Meisterwerk von Joseph L. Mankiewicz, für das er nach "Alles über Eva" erneut eine Oscar-Nominierung als bester Regisseur erhielt. Relativ ruhig und kammerspielartig wird die auf wahren Tatsachen beruhende historisch interessante Spionagegeschichte über einen Geheimnisverräter aufgerollt. Die Erzählweise zeichnet sich durch einen zeitlosen Realismus aus, dazu mit einer gehörigen Portion Ironie. Wer bei diesem Agentenfilm allerdings Action und Gewalt erwartet, wird sicherlich enttäuscht werden! Dafür werden klassische Suspense und großartige Schauspielkunst von James Mason als listig, durchtriebener Geheimnisverräter und Danielle Darrieux als ebenbürtig abzockende Gräfin geboten. Auch das Ende ist ziemlich genial. Ich sag nur: Hahahaha, hahahaha, hahahaha...

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                                    • Schade, dass die Hauptdarsteller Brendan Frazer und Josh Hutcherson auf diese offensichtlich nicht sehr geglückte Weise ins Erdinnere reisen müssen. Da halte ich mich jedenfalls an den wirklich originellen gleichnamigen Klassiker von 1959 oder gleich ans Buch von Jules Verne. Manche Neuverfilmungen sollte man am besten ohne Rückfahrticket auf die Reise ins Erdinnere schicken.

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                                        Liebe Filmfans, lasst Euch bloß nicht von dieser absurd niedrigen Durchschnittsbewertung dieses Films beirren: Es handelt sich hier definitiv um ein subtil erzähltes Meisterwerk! Allein die wieder einmal grandiose Bette Davis ist schon die halbe Miete für diesen hervorragenden Film über den Aufstieg und Abstieg im Showgeschäft. Regisseur Joseph L. Mankiewicz ist einer der ganz großen Regisseure des sog. goldenen Zeitalters Hollywoods, der mit vielen Preisen überhäuft wurde. Er ist ein Meister des anspruchsvollen Kammerspiels und kann seine Schauspieler sehr gut führen. So erhielt er für diesen Film einen Oscar für das beste Drehbuch und auch wie in dem Jahr zuvor für "Ein Brief für drei Frauen" einen Oscar für die beste Regie. Nach "Alles über Eva" folgte 1952 sein ebenfalls leicht satirischer und sehenswerter Agentenfilm "5 Fingers" für den er erneut als bester Regisseur für einen Oscar nominiert wurde!

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                                        • Eine tolle Liste! Ja, ein Ranking ist bei den vielen Lieblingsschauspielern, die man so hat, immer schwierig. Kann es sein, dass Richard Dreyfuss fehlt, den Du ja in Deiner anderen Liste so schön gewürdigt hast?

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                                          • Wer sich von Masons einfach unglaublich faszinierenden Erzähler-Stimme überzeugen möchte, sollte sich einmal den nur gut 7 Min. langen animierten Horrorkurzfilm-Klassiker "The Tell Tale Heart" von Edgar Allen Poe ansehen. Ein irres, schauriges Vergnügen!
                                            https://www.youtube.com/watch?v=flKOtXC4oyM

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                                            • Schöne Liste! Ich bin ja nicht die große Serien-Schauerin, insbesondere nicht von Fortsetzungsserien, aber in Sachen leichte Unterhaltung zaubern uns die Harts irgendwie immer ein Lächeln ins Gesicht. Wobei mir Robert Wagner in der coolen 60s Serie Ihr Auftritt, Al Mundy, als smarter Dieb/Agent mit der tollen Rainer Brandt Synkro sogar noch besser gefiel. Diese Serie sollte Dir eigentlich gefallen, da hier doch immer wieder einmal 1a Schauspieler, wie Joseph Cotten, Fred Astaire und Bette Davies, als Gaststars auftraten.

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                                              • Eine tolle Liste, viele meiner Lieblingsschauspieler sind dabei!

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                                                • Eine sehr exquisite Auswahl an Schauspielerinnen!

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                                                    Bei der Bewertung hier habe ich wirklich nicht viel erwartet. Aber letztlich ist der Film, gesichtet auf der BluRay im Original-Ton, doch unterhaltsam. Das langsame Erzähltempo zu Beginn hat mich nicht gestört, da ja mehrere Charaktere erst eingeführt werden mussten. Ansonsten muss der Horror ja auch nicht immer gleich so brachial sein. Das blaugesichtige Monster Barlow war natürlich längst nicht so überzeugend wie James Mason als süffisanter Draker, aber geschenkt. Mein Sohn, der gerade das gleichnamige Buch von Steven King gelesen hat, fand den Film trotz naturgegebener Abweichungen zum Buch ebenfalls sehenswert und hätte diesen Film auch mit 7 Punkten bewertet.

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