MareikeHB - Kommentare

Alle Kommentare von MareikeHB

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    MareikeHB 09.11.2020, 17:16 Geändert 10.11.2020, 07:53

    „Taffe Mädels“ ist ein deftiger Buddy-Film und eine Krimikomödie von Paul Feig, die sicherlich polarisiert. Die simple Story, zwei Gesetzeshüterinnen jagen einen Drogenboss, ist dabei völlig belanglos. Vielmehr geht es hier um zwei unkonventionelle Frauen, die regelmäßig bei ihren männlichen Kollegen anecken. Die FBI-Agentin ist fein, überbegabt und ein bisschen steif (Sandra Bullock) und die Straßenpolizistin brachial, derb, aber mit dem Herz am rechten Fleck (Melissa McCarthy). Diese „Typen-Paarung“ hat man in männlicher Konstellation schon tausendfach gesehen. Derartige Filme stehen und fallen immer mit der Chemie der Hauptdarsteller und den Gags.
    Die Bullock schlägt sich wacker, ist nur wie ein Großteil ihrer gleichaltrigen weiblichen und männlichen Hollywood-Kollegen leider durch Lifting und Botox mimisch ziemlich beeinträchtigt.
    Melissa McCarthy stiehlt den Film. Sie ist wie gemacht für eine komödiantische Rolle. Ihre Mimik und Körpersprache ist einfach großartig! Ich wage zu behaupten, dass sie zu den besten komödiantischen Darstellerinnen Hollywoods gehört. Sie kann hier zumindest einige heftige Lacher für sich verbuchen, auch wenn der Humor insgesamt doch sehr grobschlächtig ist und nicht jeder Witz zündet. Aber das ist ja bei vielen männlichen Buddy-Filmen nicht anders.
    Die Typenzeichnung der beiden Ermittlerinnen ist im Gegensatz zur Kriminalgeschichte ganz gut gelungen. In den besten Momenten werden Rollen-Stereotypen der Frauen persifliert.
    Wenn man seine Erwartungen nicht allzu hoch setzt, wird man insgesamt passabel unterhalten.

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      MareikeHB 05.11.2020, 17:09 Geändert 07.03.2021, 22:59

      Das Horror- und Psychodrama mit dem reißerischen Titel „Dead Zone“ von David Cronenberg nach dem gleichnamigen Roman von Stephen King zählt mit seiner subtilen Spannung zu den gelungensten King Verfilmungen.
      Johnny Smith (Christopher Walken) hat nach einem Verkehrsunfall das sogenannte „Zweite Gesicht“, er kann in die Vergangenheit und vor allem auch in die Zukunft seiner Mitmenschen blicken, wenn er die Hand der Person hält. Ist diese Zukunft wohl in Stein gemeißelt oder wird er sie beeinflussen können?
      Das Leben und das Leiden dieses Hellsehers werden dabei sehr anschaulich und realistisch gezeigt. Cronenbergs Regie und die Besetzung wissen zu überzeugen. Die Geschichte ist für einen Horrorfilm sehr schlüssig, nicht zu reißerisch und effekthaschend. Der Realitätsbezug macht diesen Film gerade spannend, auch wenn das Erzähltempo insgesamt eher gemächlich ist. Die Parallelen zum amerikanischen Wahlkampf haben erschreckende Aktualität (hoffentlich nicht dieselben Konsequenzen!) Das vielleicht etwas abrupte Ende fand ich sehr überzeugend!
      Witzig ist, dass Christopher Walken hier die Sage über den „kopflosen Reiter“ erwähnt, den er rund zwei Jahrzehnte später in Tim Burtons „Sleepy Hollow“ verkörpern darf. Nur den Titel „Dead Zone“ habe ich nicht verstanden.

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        MareikeHB 02.11.2020, 17:54 Geändert 03.11.2020, 07:57

        „Die Legende vom Ozeanpianisten“ von Giuseppe Tornatore ist die ungewöhnliche Geschichte eines Genies am Piano (Tim Roth), der im Jahre 1900 als Findelkind an Bord eines Kreuzfahrtschiffes aufgenommen wurde und dieses Schiff seither nie verlassen hat. Als „1900“ bezaubert er sein Publikum am Klavier, bis er sich zum ersten Mal verliebt. Wird er das Schiff, das ihm eine Heimat geworden ist, verlassen?
        Eingerahmt wird diese Handlung in die Erzählung des Trompeters und Musikerkollegen Max (Pruitt Taylor Vince - mit einem erstaunlich zitterigen Blick), dessen Freundschaft zu „1900“ schließlich auf eine harte Probe gestellt wird...
        Der Pianist „1900“ lebt ohne Identität und Bezug zur Welt außerhalb des Schiffes, als würde er gar nicht existieren. Man könnte sagen, er wäre eine Illusion, gäbe es da nicht ein Beweisstück für seine Existenz. Dieser Künstler benötigt offensichtlich eine klar definierte Begrenztheit seines Daseins, um seine Genialität am Klavier ausleben zu können. Die zittrigen Augen und der unstete Blick des Erzählers Max könnten ein Hinweis dafür sein, dass er vielleicht seinen Augen nicht recht traut, für ihn alles etwas unwirklich ist. Zudem bewegen sich seine Augen wie die Wellen des Ozeans, auf dem auch er wie „1900“ lange Zeit zuhause war.
        Das Set-Design ist prachtvoll, und die Kamera fängt immer wieder märchenhafte, zauberhafte Bilder ein. Herzstück dieses ruhig erzählten, sehr sinnlichen Films ist aber die wunderbare Musik der Filmmusikikone Ennio Morricone.

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          über Kafka

          „Kafka“ von Steven Soderbergh vermischt auf unterhaltsame Art und Weise Biografisches aus dem Leben des Autors Franz Kafkas mit einer fantastischen (Kriminal-/Horror-) Geschichte im Stile Kafkas oder vielleicht auch Edgar Allan Poes.
          Der zurückgezogen in Prag lebende Kafka arbeitet bei einer Versicherungsgesellschaft und widmet sich in seiner Freizeit seinem Schreiben. Als ein Kollege verschwindet und tot aufgefunden wird, möchte er den Fall aufklären, da er einen Selbstmord ausschließt. Der überzeichnet dargestellte Arbeitsplatz zeigt strenge Hierarchien, eine Arbeit ohne Sinn. Autoritäten dort und bei der Polizei, die sich mit dem Fall befasst, werden als nicht vertrauenswürdig dargestellt. Die Herrschenden in der Stadt leben in einem mysteriösen Schloss, in dem Menschenexperimente durchgeführt werden. Zombi-ähnliche Kreaturen töten und entführen hierfür Anarchisten und Feinde des Systems. Als Kafka die Autoritäten zunehmend in Frage stellt, wird er schließlich selbst bedroht...
          Die Themen Kafkas: Vermengung von Vorstellung und Realität, Konflikt des Individuums mit den Herrschenden, Gesellschaftskritik, Vereinsamung in der modernen Gesellschaft, Wahnsinn etc. finden sich alle auch in diesem Film wieder. Die Herrschenden manipulieren die Menschen hier nicht nur im übertragenen Sinne. Kafka wird zudem auch im wahrsten Sinne des Wortes vom Wahnsinn verfolgt.
          Es finden sich hier Anspielungen auf die Verfilmung „Der Prozess“ von Orson Wells. Die Schwarz-/Weißbilder sind ebenfalls oft im expressionischen Stile gehalten. Auch die surreale Komik und die Verurteilungsszene mit dem Dolch in der Grube haben die beiden Filme gemeinsam. Kann sich Kafka dem entziehen?
          Die sehr beeindruckende Darstellerriege (Jeremy Irons, Theresa Russel, Armin Müller Stahl, Ian Holm, Alec Guinness und Jeroen Krabbe) ist exzellent. Auch der Soundtrack von Cliff Martínez trägt die mysteriöse Stimmung. Das Werk ist jedenfalls sehr ambitioniert - es gibt viel zu entdecken -, und es verträgt definitiv mehrfache Sichtungen.

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          • Da gibt es ja viel zu viel! 😅 Hier ein paar (unbekannterer) Titel aus meinen Filmmusik-Playlisten:
            Danny Elfman: Beetlejuice, Batman
            Henry Mancini: Pink Panther, The Great Race, Victor/Victoria
            Ennio Morricone: The Mission, My Name is Nobody, The Good, the Bad and the Ugly
            Nino Rota: La Dolce Vita, The Godfather
            Franz Waxman: Taras Bulba, Prince Valiant
            Bernard Herrmann: Psycho, Journey to the Centre of the Earth, North By Northwest
            Quincy Jones: The Deadly Affair
            David Snell: Much Ado about Nothing
            Maurice Jarre: Dr. Schiwago
            William Alwyn: Odd Man Out
            Elmar Bernstein: The Magnificent Seven
            Michel Nyman: Drowning by Numbers
            Diverse: La La Land, Jackie Brown, Cruel Intentions

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              MareikeHB 28.10.2020, 20:15 Geändert 29.10.2020, 07:41

              „Die Braut trug schwarz“ von François Truffaut ist ein unterhaltsamer Rache-Noir-Thriller und diente Quentin Tarantino als Inspirationsquelle für seine deutlich exzessiveren und gewalttätigeren „Kill Bill“ Filme.
              Jeanne Moreau spielt eine Dame namens Julie Kohler, was nicht von ungefähr in der französischen Aussprache dem französischen Wort „colère“ = „Wut“ entspricht. Ihre Trauer und Rage entlädt sich in dem Ermorden diverser mehr oder weniger unsympathischer Herren. Die Charakterzeichnungen dieser sind sehr gelungen. Jeanne Moreaus Motivation bleibt zunächst im Dunkeln, wird aber später aufgeklärt.
              Truffaut verbeugt sich mit diesem handwerklich ansprechenden Werk vor seinem großen Vorbild Alfred Hitchcock. Sogar Hitchcocks Haus- und Hof -Komponisten Bernard Herrmann hat er sich für seine Filmmusik ausgeborgt. Hermann lässt diesen Film tatsächlich wie einen Hitchcock-Thriller klingen. Inhaltlich zeichnet sich das Werk durch eine weitestgehend sinnfreie Spannung im Sinne einer hitchcockschen Suspense und einen schön schwarzen Humor aus. Da werden am Ende so einige Schwarz tragen.

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              • 7 .5
                MareikeHB 28.10.2020, 18:39 Geändert 05.11.2020, 07:10
                über Rommel

                Der Historienfilm „Rommel“ von Niki Stein schildert die Ereignisse im Jahre 1944 aus dem Leben des legendären Generalfeldmarschalls Erwin Rommels. Von Hitler und dem Volk als „Wüstenfuchs“ verehrt und vom Feind geachtet, beginnt Rommel immer mehr an seinem „Führer“ zu zweifeln. Schließlich plant er den Widerstand, da er sich als „Diener des deutschen Volkes“ sieht und verhindern will, dass Menschen sinnlos sterben...
                Der Film ist kein Heldenlied auf Rommel. Auch wenn er, im Gegensatz zu seiner Ehefrau, durchaus sympathisch dargestellt wird, bleibt sein Charakter und sein Verhältnis zum Nationalsozialismus zwiespältig.
                Rommel wird von Ulrich Tukur nicht ganz so distanziert dargestellt, wie von James Mason in dem Filmklassiker von 1951 „Rommel, der Wüstenfuchs“ zum selben Thema. Aber auch in diesem Film soll er erkennbar nicht zu sehr zur Identifikationsfigur werden. Tukurs Rommel ist etwas emotionaler und menschlicher als der von Mason, aber weniger soldatisch. Die schneidige, kühle Darstellung von Mason fand ich insgesamt etwas überzeugender, da Tukur doch etwas die Gestik und Ausstrahlung eines Generalfeldmarschalls fehlte. Auch die Nebendarsteller, wie z.B. Jessica Tandy, agierten in dem alten Film souveräner. Leider gibt es in deutschen Produktionen viel zu oft Darsteller, die affektiert und nicht natürlich spielen können. Da wären hier die weiblichen Hauptdarsteller, Tim Bergmann und Johannes Silberschneider als Hitler zu nennen! Am meisten überzeugte mich noch Benjamin Sadler als Hans Speidel.
                Inhaltlich finde ich den neueren Film gelungener, da er tiefer in die Geschichte eintaucht (und auch ca. 30 Min. länger läuft). Der alte Film wirkt durch seine eingefügten Originalaufnahmen eher wie eine Dokumentation. Letztlich habe ich den beiden interessanten, aber nicht ganz perfekten Werken die gleiche Bewertung gegeben. Fans geschichtlicher Filme sollten unbedingt einen Blick riskieren.

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                  MareikeHB 26.10.2020, 18:45 Geändert 26.10.2020, 18:49

                  Der nüchtern gehaltene Historienfilm „Rommel, der Wüstenfuchs“ von Henry Hathaway wirkt fast wie ein Dokumentarfilm. Die geschichtlichen Ereignisse ab 1942 rund um den legendären Generalfeldmarschall stehen im Vordergrund und werden mit vielen Originalaufnahmen angereichert. Die Macher waren dabei sichtlich um Authentizität und Ausgewogenheit bemüht. Das konnte man 1951, so kurz nach dem Krieg, nicht unbedingt erwarten. Aber immerhin war der westliche Teil Deutschlands bereits im Entstehungsjahr des Films für die USA ein wichtiger Partner im Kalten Krieg geworden.
                  Die Biografie Rommels ist jedenfalls faszinierend: Hitlers liebster Feldmarschall, anerkannt auch von der Gegenseite, wird zum Systemfeind und muss schließlich die Konsequenzen tragen. Der Fokus liegt hier nicht auf den militärischen Erfolgen Rommels in Nordafrika, vielmehr geht es hier um die Zeit, in der das nationalsozialistische Regime offensichtlich schon seinen Zenit überschritten hatte. Rommel wird dabei sachlich entmystifiziert, bleibt dabei menschlich weitestgehend unnahbar. Bei den zahlreich gezeigten geschichtlichen Ereignissen bleibt für die Zeichnung der Hauptfiguren nicht viel Platz, auch wenn die Darsteller, gerade auch James Mason als Rommel, allesamt überzeugen. Es wirkt fast so, als hätten sich die Macher dieses Films bewusst dafür entschieden, der Figur Rommels nicht zu viel Sympathie und Glanz zu schenken, um die Gefühle der Menschen, die im Zweiten Weltkrieg unter den Nationalsozialisten gelitten haben, nicht zu verletzten. Als geschichtliches Lehrstück erfüllt der Film jedenfalls seinen Zweck. Mit der kurzen Lauflänge eignet er sich zudem bestens für eine Doppelstunde Geschichtsunterricht.

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                  • 9
                    MareikeHB 23.10.2020, 19:20 Geändert 23.10.2020, 23:02

                    „Red River“ ist ein starker, zeitlos spannender Western klassischer Machart von Howard Hawks. Das einzige, was diesem Film fehlt, ist vielleicht das Cinemascope-Panorama der späteren Werke aus den 1950ern. Aufwändig mit einer riesigen Rinderherde an Originalschauplätzen gedreht, weiß dieses klassische Cowboy-Psychodrama trotzdem immer noch visuell zu beeindrucken.
                    Doch es sind auch die grandiosen Schauspielleistungen, die diesen Westernmeilenstein tragen. John Wayne war selten besser. Er verkörpert den willensstarken Rinderzüchter, der sich beim monatelangen Treiben seiner tausenden Rinder in einen anderen Bundesstaat zunehmend zu einem selbstgerechten Tyrannen entwickelt, sehr überzeugend. Brillant ist auch Montgomery Clift als sein wagemutiger Ziehsohn. Die Randfiguren zeigen ebenfalls viel Charakter, allen voran der großartige, urige Walter Brennan, der sein Gebiss an seinen Indianerkollegen verspielt. Bei den Damen sticht Joanne Dru als starke und schöne Persönlichkeit in einer kleineren Rolle heraus.
                    Der epische Vater-Sohn Konflikt ist herausragend von Hawks inszeniert. Mit diesem vielschichtigen Film werden, wie es in der damaligen Zeit üblich war, zugleich zeitlose, universelle Werte transportiert. Letztlich geht es hier um das Sich-Bewähren und „Erwachsenwerden“. Entscheidend ist, dass die Menschen hier das Herz am rechten Fleck tragen, wie es so schön heißt, mutig nach vorne schauen und zwischen Recht und Unrecht unterscheiden lernen (der Sohn) sowie blinden Egoismus überwinden (der Vater). Untermalt wird das Ganze von der stimmungsvollen Filmmusik Dimitri Tiomkins.

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                    • 8

                      „Science of Sleep“ ist eine kunstvolle Anleitung zum (Tag-) Träumen von Michel Gondry. Erstmals sah ich dieses Werk als Filmpremiere auf der Berlinale 2006. Eine Zweitsichtung ergab, dass bei dieser ungewöhnlichen romantischen Komödie keine Alterungsprozesse feststellbar sind und die schräge Kreativität Gondrys immer noch einzigartig ist.
                      Wirklichkeit und Traum verwischen bei dem Protagonisten Stéphane (Gael Garcia Bernal) zunehmend. Die Traumsequenzen sind wunderbar mit handgemachten Tricks herausgearbeitet und bieten immer wieder visuelle Überraschungen. Schließlich findet Stéphane seine - im wahrsten Sinne des Wortes - Traumpartnerin Stéfanie (Charlotte Gainsbourg), die sich ebenfalls gerne in Träumereien verliert. Allein die Namensverwandtschaft der beiden gibt schon einen Hinweis auf die Ähnlichkeit im Geiste. Die Figuren des Films sind allesamt liebevoll skurril gezeichnet. Auch die Dialoge sind oft witzig und sonderbar, abwechselnd Deutsch synchronisiert und Französisch mit Untertiteln. Die synchronisierten Dialoge scheinen das Spanisch, die Muttersprache des Protagonisten, zu ersetzten. Mit diesem Film begibt man sich auf eine manchmal vielleicht verwirrende Traumreise. Letztlich ist das Werk ist ein Loblied auf das Anderssein und die Kreativität.

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                      • 8 .5

                        „Liebe 1962“ von Michelangelo Antonioni zählt zum Avantgarde-Kino der frühen 1960er Jahre und demonstriert, dass Europäer mit ihren fortschrittlichen Autorenfilmen gegenüber den noch unter dem Hays-Code erstarrten Hollywood-Produktionen in dieser Zeit künstlerisch den Ton angaben und für Modernität standen.
                        Während in Hollywood außereheliche Beziehungen weitestgehend Tabu waren oder zumindest nicht ungestraft bleiben durften, ist dies in diesem Werk bereits die neue, wenn auch sicherlich nicht unumstrittene, „Normalität“. Die Geschichte ist äußerst simpel und realistisch gehalten: Vittoria (Monica Vitti) beendet ihre Beziehung mit ihrem Verlobten (Francisco Rabal) und lernt den Börsenmakler Piero (Alain Delon) kennen. Wird sie in ihm eine erfüllende Liebe finden?
                        Durch die sehr einfallsreiche Regie Antonionis werden die äußerst attraktiven und wunderbar aufspielenden Darsteller perfekt in Szene gesetzt.
                        Das langsame, detailreiche Erzähltempo ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Aber die streng durchkomponierten, äußerst ästhetischen Schwarz/Weiß-Bilder beeindrucken bereits gleich zu Beginn des Filmes sehr, wo erstaunlich wenig gesprochen wird.
                        Die neue Beziehung der Vittoria wird mit symbolträchtigen Außenaufnahmen untermalt, die zugleich etwas über den Status der Beziehung aussagen. Eingefangen werden hier nicht die üblichen römischen Sehenswürdigkeiten, sondern die Einsamkeit und die Modernität der römischen Vorstadt. Die gezeigten Baustellen geben ebenfalls einen Hinweis auf den Beziehungsstatus, wie auch zum Beispiel das Sprudeln eines Rasensprengers etwas über den sexuellen Status der beiden besagt, ebenso wie das Versiegen dieser Wasserquelle.
                        Das absolut faszinierendste an diesem Film ist das Ende. Hier werden die Protagonisten überhaupt nicht mehr gezeigt. Vielmehr verdeutlichen Außenaufnahmen und die Modifikation dieser die Beziehung der Protagonisten. Ohne Entschlüsselung dieser Bilder wird man das Ende dieses Filmes nicht verstehen. „Liebe 1962“ ist ein zutiefst beeindruckender Liebes-Kunstfilm, der sicherlich mehrmalige Sichtungen verträgt.

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                          MareikeHB 17.10.2020, 11:08 Geändert 17.10.2020, 15:10

                          „Hart aber herzlich“ oder „Hartz und herzlich“, das ist hier die Frage. Zwei Titel die sich gleichen. Zwei Formate, die unterschiedlicher nicht sein können? Hochglanzpolierte Krimikomödie im Jet Set-Milieu versus Doku-Soap über Hartz 4-Empfänger. Das kann man schon einmal verwechseln. Danke Dorrendie für Deine herrlichen Kommentare. So muss Realsatire sein!
                          „Wie kann das sein, dass manche seit Jahren nicht arbeiten gehen“. Das habe ich mich bei Jonathan und Jennifer Hart auch schon gefragt. Diese faulen Millionärssäcke, die lieber Mörder jagen, als zu arbeiten. „Bewegt euren arsch und geht putzen ihr faules Pack“, dem ist nichts hinzuzufügen. Aber dafür haben die Harts Butler Max!
                          „Alter geht arbeiten. Und sitzt dem Steuerzahler auf der Tasche und jault nicht noch rum“. So muss es sein! Immer schön den Staat blechen lassen. Das könnten die Harts auch einmal machen. Immerhin jaulen die Harts nicht so herum wie Dagmar.
                          „Ja dagmar es gibt Leute die es auch brauchen .warum solltest du es bekomm“. Also, Jonathan und Jennifer Hart bekommen auch immer alles. So was von verwöhnt, die beiden.
                          „Aber die stellen noch Ansprüche kippen und Alkohol da reicht die kohle ja noch“. Mit dem Alkohol, da sehe ich bei den Harts auch ein Problem. Zu jeder Tageszeit haben die beiden einen Drink zur Hand, Kippen aber eher überhaupt nicht. Ja, Ansprüche haben die Harts, aber auch die nötige Kohle.
                          „Sollten lieber ne serie bring wie die Rentner ihr leben bestreiten“. Jawoll, am besten mit dem 90-jährigen Robert Wagner und der 78-jährigen Stefanie Powers.
                          „Leben die nur vom Kindergeld und stütze und bekomm noch Einrichtungen bezahlt“. Genauso stelle ich mir das Leben dieser beiden Hollywood-Stars vor!
                          „Helft lieber den Rentnern die Flaschen sammeln“. Ja!!!
                          Ich muss bekennen, dass ich einfach eine Schwäche für „Hart aber herzlich“ - ❤️ to ❤️ - habe und alle Folgen gesehen habe. Die Serie zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Rational lässt sich das nicht erklären.

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                            MareikeHB 15.10.2020, 20:39 Geändert 15.10.2020, 23:05

                            „Der Rosarote Panther“ von Blake Edwards bildet den Auftakt zu einer der erfolgreichsten Krimi-Komödienreihen der Filmgeschichte. Den pinkfarbenen Panther gibt es nur im Vorspann zu sehen, ansonsten glänzt er durch Abwesenheit. Dafür bekam er später die Hauptrolle in der gleichnamigen Fernsehserie.
                            Die internationale Besetzung ist ein Traum: Peter Sellers als wandelnder Katastrophen-Inspektor Jacques Clouseau ist ein Großmeister der Situationskomik, David Niven schlitzohrig elegant. Capucine gibt die unterkühlte Blonde mit doppeltem Spiel. Robert Wagner mit viel Lausbuben-Charme und Claudia Cardinale als die unschuldig verführerische Prinzessin zeigen sich von ihrer attraktiven Seite.
                            Edwards persifliert wunderbar den Jet Set, der sich im Luxus-Skifahrer-Paradies Cortina d‘Ampezzo tummelt. Vordergründig wird nach dem „Phantom“ gesucht - einem Meisterdieb. Letztlich geht es aber auch um einen Liebesreigen, wer hier wen herumbekommt. Die Slapstickeinlagen sind großartig und perfekt inszeniert, man denke nur an die unglaubliche Verfolgungsjagd, und die Dialoge sind gediegen. Das Ende ist sehr gelungen und wirklich überraschend.
                            Die jazzige Filmmusik von Henry Mancini zählt zu den bedeutendsten Werken der Filmgeschichte. Für mich ist dieser Film der charmanteste und eleganteste Film der Reihe. ❤️

                            Hier noch ein bisschen Klatsch und Tratsch 😁:
                            David Niven soll sich bei den winterlichen Dreharbeiten sein „bestes Stück“ angefroren und in einem Glas Whisky wieder aufgewärmt haben. Robert Wagner soll sich durch den künstlichen Schaum in der Badewanne die Augen so verätzt haben, dass er wochenlang nicht richtig sehen konnte und die Dreharbeiten sich verzögerten. Sellers wäre gerne so gutaussehend wie Wagner gewesen und Wagner hätte gerne das schauspielerische Talent Sellers gehabt.

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                              MareikeHB 10.10.2020, 17:31 Geändert 10.10.2020, 18:02

                              Ist das etwa ein perfekter Mordversuch? Genau diese Frage stellt man sich bei dem erstklassigen Psycho-Drama nach wahren Begebenheiten „Die Affäre der Sunny von B“ von Barbet Schroeder.
                              Der unnahbare und zynische Lebemann Claus von Bülow (Jeremy Irons) soll seine schwerreiche, medikamentensüchtige Ehefrau Sunny (Glenn Close) durch einen Mordversuch ins Koma getrieben haben. Gegen die erstinstanzliche Verurteilung setzt sich Claus mithilfe eines gewieften und unkonventionellen Rechtsanwalts (Ron Silver) zur Wehr. In Rückblenden aus der Perspektive Claus, wenn er im Gespräch mit seinem Anwalt ist und auch aus der Sicht seiner im Krankenhaus liegenden, komatösen Ehefrau (!), hier als Gedankengang natürlich, erfahren wir etwas über die Beziehung der beiden und von möglichen Motiven.
                              Jeremy Irons überstrahlt mit seinem genialen, nuancierten Schauspiel und seinem diabolischen Charme alle Beteiligten und gewann verdient den „Oscar“ und einen „Golden Globe“ als bester Hauptdarsteller. Aber auch die leidende Glenn Close und der gewitzte Ron Silver wissen zu überzeugen. Die Kameraführung, die pointierten Dialoge, der schwarze Humor und die Filmmusik von Mark Isham sind großartig. Der recht ruhig inszenierte, kammerspielartige Film erhielt noch Oscar- und Golden Globe-Nominierungen für die beste Regie und das beste adaptierte Drehbuch.

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                              • Erdmöbel
                                Seeed (Peter Fox)
                                Helge Schneider
                                Kraftwerk
                                Johann Sebastian Bach

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                                  MareikeHB 04.10.2020, 11:49 Geändert 04.10.2020, 16:34

                                  https://m.youtube.com/watch?v=aETq1P4vQu0 (= Trailer 😂)

                                  Geheimtipp! Manchmal findet man noch echte Perlen unter den selten gesehenen Independent-Produktionen. „Wir werden uns wiederseh‘n“ ist eine wunderbar schräg amüsante Beziehungs-Tragikomödie von Stefan Hillebrand und Oliver Paulus über die Einsamkeit.
                                  Das Budget war gering. So setzt sich die Besetzung aus gelernten Schauspielern und auch Laiendarstellern zusammen. Am bekanntesten ist wohl noch Pola Kinski, Tochter vom berühmt berüchtigten Klaus Kinski!
                                  Gedreht wurde an Originalschauplätzen, vor allem in einem Mannheimer Pflegeheim. Die Laiendarsteller aus der Pflegeeinrichtung sind herausragend, allen voran die alte Dame mit dem Rollator, die Geister sieht. Diese „Geister“ treten als Jazzband in Erscheinung und steuern ein paar herrlich beschwingte Songs als Hintergrundmusik bei. Auf diese Weise wird der hervorragende Soundtrack mit der Jazz-/Hip Hop Band Mardi Gras.BB immer einmal wieder visualisiert: Ohrwurm garantiert!
                                  Die urige Besetzung, die natürliche Umgebung und der häufig aus der Hand heraus gedrehte Filmstil geben diesem Werk einen fast dokumentarischen Anstrich. Nur selten wirken die oft improvisierten Dialoge etwas künstlich.
                                  Gezeigt werden die Beziehungsverwirrungen eines bindungsgestörten Pflegers (überzeugend: Tom Jahn) und vor allem authentische Menschen mit all ihren Stärken und Schwächen. Der Blick auf die menschlichen „Beeinträchtigungen“ ist immer liebevoll.
                                  Auf der DVD befindet sich noch ein großartiger Extraclip mit der oben erwähnten Laiendarstellerin, der inhaltlich perfekt den Film ergänzt. Diese Tragikomödie ist ein erfrischend warmherziges Vergnügen und verdient sicherlich ein größeres Publikum. Aber kleine, etwas ausgefallenere Produktionen werden ja bekanntermaßen leider oft übersehen.

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                                  • MareikeHB 02.10.2020, 18:27 Geändert 02.10.2020, 20:23

                                    Pappa ante Portas
                                    Die Mörder sind unter uns
                                    Toni Erdmann
                                    Der Untergang
                                    Aguirre, der Zorn Gottes, nein, noch etwas lieber: „Zeit der Kannibalen“

                                    ❤️ Der Schatz im Silbersee (von den Karl May Verfilmungen), Das indische Tuch (von der Wallace Reihe), Drillinge an Bord (von den Heinz Erhardt Filmen) ❤️ 😀

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                                    • 7 .5

                                      Dieser Feel-Good-Film von Eric Besnard ist definitiv so lecker wie ein guter Birnenkuchen, auch ohne Lavendel.
                                      Kitschfrei und sehr einfühlsam schildert Besnard eine sich langsam entwickelnde, zarte Liebesgeschichte zwischen einer jungen, verwitweten Landwirtin in Existenznöten und einem jungen Mann, der an einer milderen Variante des Asperger Syndrom leidet. Auch wenn Manches etwas weit hergeholt wirkt und dieser Autist wieder einmal dem Klischee der mathematischen Hochbegabung gerecht wird, überwiegt deutlich das Positive.
                                      Die Darsteller, allen voran Virginie Efira und Benjamin Lavernhe, sind sehr sympathisch und in ihrem Schauspiel natürlich. Die schönen Naturaufnahmen zeugen von einer gewissen Heilkraft. Zu guter Letzt werden die besonderen Eigenheiten des Asperger-Syndroms lebensnah und mit einem äußerst charmanten Humor aufgezeigt.
                                      Die humanistische Botschaft des Films kommt mit französischer Leichtigkeit daher: Siehe immer das Positive und die Stärken in anderen Menschen!

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                                      • 5 .5
                                        MareikeHB 30.09.2020, 11:41 Geändert 30.09.2020, 11:42

                                        Trio Infernal ist eine ziemlich eklige, schwarzhumorige Horrorkomödie. Mich lockten großartige Stars wie Romy Schneider und Michel Piccoli zu diesem Machwerk. Gut, ich hätte bereits bei der Altersfreigabe ab 18 bereits stutzig werden können. Immerhin bin ich ja schon über 18. Der Start war durch die etwas holprige Regie von Francis Girod, eine gewisse Langatmigkeit im Geschehen und die mittelmäßige Bildqualität im Streaming-Abo so, dass wir kurz vor dem Abschalten waren. Aber irgendwie konnten wir dann doch nicht unsere Blicke von den teuflischen Machenschaften der oben genannten Stars abwenden.
                                        So bekamen wir nackte, manchmal auch blutverschmierte Körper zu sehen, wurden Zeugen, wie zwei Leichen in Badewannen in Schwefelsäure aufgelöst wurden und die größtenteils flüssigen Überreste mühselig und ausführlich entsorgt wurden. Darauf übergab sich eine der Beteiligten (Mascha Gonska) auf einem Teppich, um dann in einem Reinigungsversuch das Erbrochene mit einem Tuch zu verschmieren. Zwischendurch gabs dann Spaghetti mit Tomatensauce. Was man eben nicht alles so tut, um dann in Sachen Lebensversicherungen so richtig abzukassieren.
                                        Viel mehr Höhepunkte konnte dieser Film allerdings nicht aufweisen, so dass sich gelegentlich eine gepflegte Langeweile breitmachte. Romy Schneider wollte mit ihrer Rolle wohl endgültig ihrem Sissi-Image entkommen.

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                                        • 9
                                          MareikeHB 27.09.2020, 18:51 Geändert 27.09.2020, 20:07

                                          Streaming Tipp: „Mulholland Drive“ von David Lynch ist ein extrem anspruchsvolles, mysteriöses Drama über das man wohl eine Abhandlung in Romanlänge verfassen könnte. Das lass ich hier lieber. War in jeder Hinsicht selten so beeindruckt von einem Film!
                                          Das Drehbuch ist einfach irre gut und wendungsreich, die Regie und das Set-Design meisterhaft, der Synthesizer Soundtrack stimmungsvoll, die Schauspieler, allen voran Naomi Watts, erlesen.
                                          Mein Gehirn ist noch wie weggefegt von diesem Feuerwerk an Kreativität! Um das Werk wirklich zu erfassen, ist eine Mehrfachsichtung sicherlich empfehlenswert.
                                          Selten wurde in kleinen Szenen der „Genuss“ eines Espresso schöner und eine „Konfrontationstherapie“ spannender erzählt!
                                          In Sachen schwarzer Humor und schräge Typen waren die Werke David Lynchs, vor allem die früheren natürlich, möglicherweise auch für Quentin Tarantino eine reiche Inspirationsquelle. Da glaube ich zumindest Parallelen zu erkennen.

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                                          • 6
                                            MareikeHB 24.09.2020, 21:27 Geändert 24.09.2020, 22:41

                                            „Die Ritter der Tafelrunde“ könnte man auch gut „Ritter der Schwafelrunde“ nennen. Unter der Regie Richard Thorpes geriet dieses ritterliche Liebesdrama recht langatmig und manchmal auch pathetisch. Schwülstige Dialoge in einer altertümlichen Sprache, die junge Leute heute leider kaum noch verstehen werden, überlagern das Geschehen. Das Schauspiel ist hölzern, aber immerhin sind Robert Taylor und Ava Gardner nett anzuschauen.
                                            Von den Ritterfilm-Schätzchen aus den 1950ern (irgendwie haben sie einen ganz eigenen Charme) sind jedenfalls „Ivanhoe“ (ebenfalls mit Robert Taylor) und „Prinz Eisenherz“ (mit Robert Wagner) die kurzweiligeren und flotteren Werke.
                                            Ja, im 20. Jahrhundert hieß wirklich gefühlt jeder zweite Hollywood-Star „Robert“. 😀

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                                            • 6 .5

                                              Mit der Engelsgeschichte „Himmel über Berlin“ habe ich mich nicht wie im Himmel gefühlt. Künstlerisch anspruchsvoll, aber auch zäh und anstrengend lässt uns Meisterregisseur Wim Wenders an der täglichen Arbeit der Engel in dem damals noch geteilten Berlin teilhaben.
                                              Wir hören, ebenso wie die Engel, die Gedanken unterschiedlichster Menschen, auch in verschiedenen Sprachen: ein oft leise gehaltenes Stimmengewirr. Bei manchen klingen die Vorstellungen belanglos realistisch, bei anderen höchst anspruchsvoll, fast poetisch, aber dadurch eher künstlich. Diese langandauernde, zusammenhangslose, recht leise sprachliche Geräuschkulisse fordert sehr und strapaziert vielleicht sogar das Gehör. Der Soundtrack schafft da keinen entspannenden Ausgleich, sondern fördert mit seinem schrabbeligen Gitarrensound und der gelegentlichen Atonalität das Gefühl der Anstrengung. Der betont coole Gesang von Nick Cave in einem Konzertauftritt tut da sein übriges. Dabei habe ich als Fan von Jazz und Hard Rock/Alternative eigentlich nichts gegen Lärm und Dissonanzen.
                                              Auch ist die Stimmung eher düster. Die durchaus beeindruckende Kamera zeigt Berlin ganz überwiegend von seinen hässlichen Seiten in melancholischem Schwarz/Weiß. Nur den Lebenden ist ein bunter Blick auf die Welt vergönnt. Die Engel sind nicht unbedingt glücklich mit dem was sie tun. Engel Damil (Bruno Ganz) verliebt sich in eine Trapezkünstlerin und möchte ein Mensch werden. Das scheint erstaunlich leicht zu gehen. Etwas skurril ist die Rolle Peter Falks. Er spielt sich selbst als Ex-Engel. Da war mir allerdings zu viel Fan-Ehrerbietung bei dem Ganzen: Der großartige Hollywood Star gönnerhaft im schäbigen Berlin.
                                              Die Szene der Engel Damiel und Cassiel (Otto Sander) im BMW Autohaus war mir eine zu offensichtliche Produktplatzierung, da der inhaltliche Bezug fehlte.
                                              Insgesamt entwickelt sich die Story langsam, erst mit der Menschwerdung wird es schwungvoller. Das Ende ist dagegen sehr verkürzt. Jedenfalls ist es ein historisch interessanter Film, wenn man z.B. den Potzdamer Platz und den Todesstreifen in dem Berlin der 1980er Jahren sieht. Es ist ein Film, den ich wirklich gerne gemocht hätte.

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                                              • 9
                                                MareikeHB 21.09.2020, 12:14 Geändert 21.09.2020, 14:17

                                                Streaming Tipp! Bei „Leid und Herrlichkeit“ legt der Titel schon nahe, dass es in diesem Film um das Leben an sich geht, mit all seinen Höhen und Tiefen. Der spanische Meisterregisseur Pedro Almodóvar kreiert ein ruhig erzähltes, quasi biografisches Porträt eines alternden Filmregisseurs, herzerwärmend und sympathisch verkörpert von Antonio Banderas, der für diese Rolle eine Oscar-Nominierung erhielt.
                                                Der Protagonist erfährt Leid durch allerlei körperlicher Gebrechen und befindet sich auch seelisch auf einem künstlerisch lähmenden Tiefpunkt. Durch die Begegnung mit einem ihm früher verhassten Schauspieler findet er Zugang zu Drogen. In Rückblenden erfahren wir zudem, wie er als hochbegabtes Kind in Armut von seiner alleinerziehenden Mutter (Penélope Cruz) großgezogen wird und über seine Leinwandidole Marilyn Monroe und Natalie Wood Freude an Filmen findet. Durch einige schicksalhafte Begegnungen und die Konfrontation mit seiner Vergangenheit schöpft er schließlich neuen Lebensmut. Dabei setzt er sich auch mit seiner enttäuschten Liebe und seiner Sucht auseinander. Zahlreiche Symbole, wie der frühe Tod der beiden oben genannten Schauspielikonen, und das Erbe seiner Mutter, ein Stopfei, laden zu Interpretationen ein. Ersteres gibt einen Hinweis auf seine sexuelle Präferenz und das Stopfei ist ein Symbol für die Bewältigung ungelöster Konflikte (Ei= Lebensspender, das Stopfen dient der Reparatur). Da wäre zudem sein Krankheitsgefühl bei seiner ersten sexuellen Begierde (= Schuldgefühl) und die surreale Behausung in seiner Kindheit, eine nicht voll überdachte Katakombe (= unzureichend geschützt, Gefühl der Grenzenlosigkeit).
                                                Almodóvar kleidet diese Lebenskrise mit exzellent farblich aufeinander abgestimmten Bildkompositionen ein, wobei die kräftigen Farben und der feine Humor scheinbar widersprüchlich zur Lebenssituation der Hauptfigur Optimismus und Lebensfreude verbreiten. Bei seiner perfekten Inszenierung überlässt er nichts dem Zufall. Als Resultat erhalten wir einen künstlerisch anspruchsvollen Feel-Good Film, jenseits ausgetretener Pfade, der einfach ein gutes Gefühl beim Zuschauen hinterlässt.

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                                                • Loriot
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                                                  Charly Hübner
                                                  Klaus Kinski
                                                  Lars Eidinger

                                                  (da wären noch so viel mehr zu nennen)

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                                                  • 7 .5

                                                    Wenn man " Schneller als der Tod" ist, ist man wohl unsterblich. In diesem Western von Sam Raimi, mit seinen Shootout-Duellen, sind allerdings die allerwenigsten schneller als der Tod. Wer von der sehr ansehnlichen Besetzung wird die tödlichen Pistolenduelle wohl überleben? Der hübsche Racheengel Sharon Stone? Der routiniert fiese Gene Hackman, der Veranstalter des grausamen "Spiels"? Der noch knabenhafte Leonardo DiCaprio? Der attraktive Russell Crowe, der hier besonders viel einstecken muss? Oder all die betont hässlichen Galgenvögel, die besonders gut als Kanonenfutter taugen? Peng, Peng - Tod.
                                                    Obwohl Sam Raimi des öfteren klassische Westernmerkmale überspitzt, fast nahe an einer Parodie, und die betont coolen Dialoge manchmal etwas aufgesetzt wirken, sorgen allein schon die prominenten Darsteller und Sharon Stone als (einzige) Power-Frau für gute Unterhaltung. Spannend, aber ohne große Überraschungen, gestaltet sich der Plot. Das Rachemotiv der Ellen (Sharon Stone), das auf eine traumatische Kindheitserinnerung zurückzuführen ist, ist eine Verbeugung vor dem Italowestern-Klassiker "Spiel mir das Lied vom Tod", dem Mann mit der Mundharmonika (Charles Bronson). Schön, dass hier auch einmal eine Frau, in einem von Männern dominierten Genre, tatkräftig mitmischen darf.

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