MareikeHB - Kommentare

Alle Kommentare von MareikeHB

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    MareikeHB 23.08.2020, 12:35 Geändert 23.08.2020, 13:08
    über Sheila

    "Sheila" zählt in Kennerkreisen zu den absoluten Whodunit-Highlights. Hervorragend von Herbert Ross kammerspielartig in Szene gesetzt, ist dies ein wunderbarer Krimi voller Spannung zum Miträtseln. Das anspruchsvolle Drehbuch verfassten keine Geringeren als Anthony Perkins und Steven Sondheim.
    Ein Jahr nach dem Tod seiner Ehefrau Sheila durch eine fahrerflüchtige Person versammelt der wohlhabende Ehemann im Stile Agatha Christies Kolleginnen und Kollegen aus dem Filmgeschäft auf seiner Yacht und treibt schräge Spiele mit ihnen, die bald tödliche Folgen haben. Natürlich ist die Auflösung voller Finten und Wendungen. Jedenfalls ist das Ende wirklich überraschend.
    Es ist einer dieser Filme, der gut mehrfache Sichtungen verträgt, damit der Zuschauer wirklich alle Puzzleteile erfasst. Er funktioniert zudem auch als bitterböse Satire auf das Filmgeschäft.
    Die Darsteller sind allesamt erstklassig: insbesondere James Mason als scharfsinniger, alternder Regisseur, James Coburn als durchtriebener Spielmeister und Gastgeber sowie die tragikomische Dyan Cannon stechen heraus. Richard Benjamin als mäßig erfolgreicher Drehbuchautor erinnert optisch sehr an Freddie Mercury und die Diva Rachel Welch ist in der Blüte ihrer Schönheit. Die Dialoge sind messerscharf und voller schwarzem Humor. Der Soundtrack von Billy Goldenberg versprüht ein cooles 1970er Gefühl, und der Abspann-Song "Friends" von Bette Midler ist schön ironisch.

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      MareikeHB 21.08.2020, 19:20 Geändert 21.08.2020, 21:09

      Carpe Diem! Nutze den Tag - Lebe Dein Leben! Es gibt anscheinend Menschen, die in dieser Hinsicht einen Gedankenanstoß brauchen. Für diese Sinnsucher werden Filme wie „Nachtzug nach Lissabon“ von Bille August nach dem Roman von Pascal Mercier geschaffen. Für mich waren aber letztlich die hier in Rückblenden erzählten politischen Verhältnisse in den 1970er Jahren in Portugal, der Kampf gegen ein Unrechtsregime, der interessantere Inhalt.
      Insgesamt ist die Story um einen drögen Lateinlehrer, der plötzlich alles stehen und liegen lässt, um auf den Spuren eines portugiesischen Autoren und Widerstandskämpfers in Lissabon zu wandeln, reichlich konstruiert und leider auch oberflächlich.
      Versüßt wird einem das Ganze jedoch mit malerischen Filmaufnahmen und mit einer Besetzung, die sich wie das Who is Who des europäischen Kinos liest. Jeremy Irons ist wie immer sehr souverän und auch Charlotte Rampling ist grandios. Lena Olin gefällt als gut gealterte Grand Dame und Martina Gedeck mit ihrer Natürlichkeit. Bruno Ganz fällt durch gelegentlich heftiges Overacting auf. Christopher Lee wirkt in einer kleinen Rolle schon sehr zerbrechlich. Die Jungstars um Jack Huston und August Diehl machen ebenfalls einen ansehnlichen Job.
      So faszinierend eine derartig internationale Besetzung auch ist, auf diese Weise werden Portugiesen nicht wirklich glaubhaft dargestellt, vor allem, wenn dieser Film in englischer Sprache gedreht wird. Das sind dann ein paar „fake“ Akzente zu viel. So funktioniert der Film also eher gut synchronisiert, wenn man nicht ein paar unfreiwillige Lacher braucht. Das hat man ja sonst eher selten.

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        über Batman

        „Batman“ ist wohl immer noch meine liebste Superhelden-Verfilmung. Tim Burton versteht es meisterhaft, die überzeichnenden Stilelemente des Comics in seinen Film zu übertragen.
        Die düster, gotisch anmutenden Kulissen sind kunstvoll von Hand ausgearbeitet und voller Kreativität. Hier wird man noch nicht von einer ermüdenden CGI erschlagen.
        Michael Keaton als Batman ist verletzlich und zupackend zugleich. Jack Nicholson als Joker versprüht mit seinen einfallsreichen Grausamkeiten auch viel schwarzen Humor. Interessant ist, dass die Auftritte des Jokers ästhetisch immer wieder Farbakzente in den eher düsteren Kulissen setzten. Das Böse ist hier bunt und (aufgesetzt) fröhlich. Es scheint, als ob Joker gegen das traurige Ambiente Gotham Cities aufbegehren möchte. Während hier das Gute, so auch Batman, mit schwarzen Gegenständen bestückt und ernst in Erscheinung tritt. So verarbeiten beide Protagonisten ihr Trauma auf unterschiedliche Weise. Die Figurenzeichnung ist insgesamt sehr gelungen.
        Danny Elfman und Prince liefern dazu einen hervorragenden, dynamischen Soundtrack mit Wiedererkennungswert.

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          Der charmante Musikfilm über die Beatles „A Hard Day‘s Night“ von Richard Lester mit der famosen Synchronisation aus den 1960er Jahren ist ein gutes Beispiel dafür, dass Sprache lebendig ist und sich mit dem Zeitgeist ändert. Das gilt insbesondere für Jugendsprache. Schließlich waren die Zielgruppe dieses Films die (damals noch) jungen Fans der Beatles. Kreisch!!!
          Manches klingt daher recht ungewöhnlich und vielleicht auch befremdlich in den heutigen Ohren. Dies gilt insbesondere für jemanden wie mich, die in diesen bewegenden Zeiten noch nicht das Erdenlicht erblicken durfte.
          Eine Handlung sucht man in diesem recht einfallsreich und flott inszenierten Film vergebens. Aber es werden jede Menge mehr oder weniger zündende Blödeleien, Sprücheklopfereien und Konzerteinlagen mit einigen der ganz großen Hits geboten. Die sind echt dufte. Wenn es die Beatles zu bunt treiben, kommt auch mal die Polente. Wenn einer zu ernst ist, heißt es „Deine Fassade bekommt Risse“. Der freche und nicht immer politisch korrekte Sprüche-Akrobat und Großmeister Rainer Brandt lässt grüßen. Das Ganze nennt man dann wohl Beatlemania!

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            Was ist normalerweise das Gegenteil von gut? Gut gemeint. In dem kurzweiligen, einfallsreichen und rabenschwarzen Psychothriller „Harry meint es gut mit dir“ von Dominik Moll werden die Folgen radikal gut gemeinten Handelns thematisiert.
            Als Harry auf seinen ehemaligen Schulkameraden und nunmehr Familienvater Michel nach vielen Jahren trifft, hat er die fixe Idee, dass Michel ein begabter Autor werden könnte. Schließlich liebte Harry Michels Artikel in der Schülerzeitung schon und hat diese sogar noch in bester Erinnerung. Darüber hinaus erkennt er, dass Michel gerade Probleme mit seinem alten Auto und seinem renovierungsbedürftigen Landhaus hat. Da Harry sehr wohlhabend ist und viel Zeit hat, bietet er großzügig seine Hilfe an, um ihm den Rücken als zukünftiger Autor freizuhalten. Als Harry feststellt, dass Michel auch mit gewissen Familienangehörigen überfordert ist, versucht Harry auch diese „Hindernisse“ aus dem Weg zu räumen - mit blutigen Folgen.
            Auch wenn man sich manchmal fragt, warum Michel sich überhaupt mit dem eindeutig gestörten Harry abgibt, so kann man doch antworten: aus einer gewissen Verzweiflung heraus. Das Ende ist pure Ironie. Wird wohl alles gut für Michel?

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              „Die Wahrheit“ ist ein erstklassiges Sozial-, Liebes- und Justizdrama von dem französischen Meisterregisseur Henri-Georges Clouzot. Brigitte Bardot verkörpert sehr glaubwürdig eine junge Frau mit wenig Selbstbewusstsein, die sich einfach nur treiben lässt und durch die Verkettung unglücklicher Umstände zur Mörderin wird. In dem Mordprozess geht es für die Ermittlungen des Strafmaßes letztlich darum, ob der Mord kalte Berechnung war oder eine Affekttat. In Rückblenden werden die Vorgeschichte zur Tat und der Charakter der jungen Frau Dominique brillant ausgeleuchtet.
              Schon seit ihrer Kindheit wurde Dominique gegenüber ihrer vernünftigen und begabten Schwester von ihren Eltern als dumme, faule Nichtskönnerin abgewertet. Dies mündet naturgemäß in Rebellion. Als Dominique mit ihrer Schwester nach Paris zieht, nimmt die Schwester ein Musikstudium auf, während sie sich mit Bohemiens umgibt, ihre weiblichen Reize zunehmend ausspielt und sich von einer Liebesbeziehung in die nächste stürzt. Die Situation spitzt sich zu, als beide Schwestern den selben Mann (Sami Frey) begehren. Dabei lösen sich Täter- und Opferrollen in der Liebesbeziehung zwischen Dominique und diesem Mann gekonnt ab.
              Clouzot demonstriert in diesem Drama sehr deutlich seine Kritik an der von Männern dominierten, konservativen Gesellschaft Frankreichs Ende der 1950er Jahre: Angeklagt werden hier in einem von älteren Männern bestimmten Gerichtsverfahren letztlich die gerade entstehende Jugendbewegung, die Lebensfreude, der Freigeist und die sexuelle Selbstbestimmung von Frauen. Ein zeitloses, spannendes Meisterwerk!

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                „The Man in Grey“ von Leslie Arliss ist ein urbritischer, bitterböser Noir-Kostümfilm aus dem Hause Gainsborough Pictures, der während des Zweiten Weltkrieges in Großbritannien äußerst erfolgreich war. In diesem seifenoperhaften Liebes- und Intrigenspiel heiratet ein rücksichtsloser und hedonistischer Lord (James Mason) ein liebes Mädel aus höheren Kreisen (Phyllis Calvert). Es ist aber keine Liebesheirat. Beide finden ihre wahre Liebe, aber die ist nicht standesgemäß: Sie einen sympathischen Schauspieler (Stewart Granger) und er die durchtriebene Schauspielkollegin (Margarete Lockwood), die eine „Freundin“ von der Guten aus früheren Zeiten ist. Die beiden Fiesen machen den beiden Netten gehörig Dampf. Da gibt es noch einen liebenswerten Knaben als „dunkelhäutiger“ Diener, gut geschminkt. Damals war dieses „Blackfacing“ leider normal. Immerhin hat dieser Junge, der witzigerweise im Film nicht älter wird, obwohl Zeit vergeht, eine sympathische und entscheidende Rolle.
                Die Schauspieler sind alle hervorragend besetzt, wobei die dunklen Charaktere, Lockwood und Mason, mehr punkten können. Zum Ende gibt es dann die legendäre Szene mit der Pferdepeitsche 😱😱😱.
                Mason nannte diesen Film, der ihn zum Star machte, und seine weiteren „Gainsborough“ Filme „Gaslicht und Schatten“ und „Frau ohne Herz“: „Posh and Tosh“ (Piekfein und Unfug). Dem ist nichts hinzuzufügen. Er soll den Regisseur Arliss gehasst haben. So kam es, dass er seine Wut und seinen Hass in seine Rollen übertrug und freien Lauf ließ. Schließlich bekam er das Attribut „The Man you Love to Hate“, da er mit den Rollen als Schuft in den 1940ern den größten Erfolg hatte. Den Film gibt es leider nur im Originalton.

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                  über Zazie

                  „Zazie“ von Louis Malle ist eine überdrehte, surreal-experimentelle (Kunstfilm-) Komödie und zugleich eine Liebeserklärung an Paris. Die selbstbewusste Zazie (ähnlich frech wie Pippi Langstrumpf) besucht ihren Onkel in Paris und bekommt es mit einer äußerst überzeichneten, verlogenen und triebgesteuerten Erwachsenenwelt zutun.
                  Das in Frankreich als Kultfilm gefeierte Werk nach dem surrealen Roman von Queneau ist mit seiner Komik eine Verbeugung vor den Filmen Jacques Tatis und der Marx Brothers. Hier wird allerdings in Sachen Absurdität noch eine Schippe draufgelegt. Der manchmal völlig verrückt groteske, anarchische Humor, die sprunghaften Schnitte und das zunehmende Chaos sind sicherlich für manche Zuschauer gewöhnungsbedürftig oder vielleicht auch zu krass.
                  Die Darsteller sind allesamt großartig, insbesondere der liebenswerte Philippe Noiret und die schöne, unnahbare Karla Melier. Letztlich beweist dieser Film die enorme Bandbreite des Regisseurs Malle, der mit Filmen wie dem düsteren Noir Film „Fahrstuhl zum Schafott“ schon komplette Gegenstücke zu diesem Film geschaffen hat.

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                    MareikeHB 02.08.2020, 15:31 Geändert 02.08.2020, 15:37

                    Das legendäre Filmpaar Katharine Hepburn und Spencer Tracy ist immer wieder sehenswert, weil die beiden auf äußerst charmante und stilvolle Art und Weise „die Fetzen fliegen“ lassen können.
                    In der Komödie „Die Frau, die alles weiß“, einem Hepburn/Tracy Spätwerk in Farbe, wird der Kampf der Geschlechter jedoch vom Kampf Mensch versus Maschine überlagert.
                    Die Hepburn hat als Leiterin der Informationsabteilung eines Radiosenders eine ähnliche Funktion wie Google in der heutigen Zeit. Sie muss für alle erdenklichen Fragen mit Hilfe ihres Fachpersonals und einer gut sortierten Bibliothek Antworten finden, z.B. auf die wichtige und häufig gestellte Frage, wie die Rentiere des Weihnachtsmanns heißen.
                    Bereits in den 1950er Jahren hatten die Produzenten dieses Films offensichtlich den Gedanken, dass einmal eine Maschine, hier ein monströser, sehr empfindlicher Computer, diese Rechercheaufgaben übernehmen könnte und Arbeitsplätze in Gefahr sind. Welch weiser Blick in die Zukunft! Tracy ist hier der Mann für die Rationalisierung der Arbeitsprozesse. Die daraus resultierenden Verwicklungen halten so einige Lacher bereit. Die allesamt überzeugenden Darsteller halten diese Komödie gut in Schwung.

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                      MareikeHB 02.08.2020, 13:44 Geändert 02.08.2020, 15:33

                      „Gegen den Strom“ gelingt der Spagat zwischen Kunst- und Unterhaltungsfilm sehr gut. Die in Island angesiedelte Tragikomödie über eine Ökoterroristin ist spannend und bewegend zugleich. Eine alleinstehende Frau befindet sich in ihrem Doppelleben „im Krieg“ mit größeren Konzernen und greift vor allem die Stromversorgung an. Insofern passt auch der deutsche Titel sehr gut, der natürlich auch auf ihre Unangepasstheit anspielt.
                      Die exzellent geführte Kamera fängt die einzigartige Landschaft Islands gekonnt ein, und der hervorragende Soundtrack wird dabei immer visualisiert. Die drei Musiker (Klavier, große Trommel oder andere Schlaginstrumente und Tuba) sowie gelegentlich auch ein kleiner Chor mit Sängerinnen in Trachten werden in die Bilder oftmals integriert, wenn die Musik einsetzt. Dies ist sicherlich nicht ganz neu, da man dies schon als Gag in diversen Komödien gesehen hat. In diesem Film ist es aber ein durchgängiges Stilmittel, ähnlich wie der Chor in klassischen, griechischen Tragödien, der das Geschehen auf der Bühne begleitet.
                      Das Ende ist äußerst gelungen und mit seiner Symbolkraft ein Sinnbild für Befreiung und persönliche Freiheit.

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                        MareikeHB 27.07.2020, 18:28 Geändert 27.07.2020, 18:28

                        Oh Hölle, wo ist dein Schrecken! Der Schrecken ist doch im Amazonas zuhause! In dem Horrorklassiker „Der Schrecken vom Amazonas“ von Kultregisseur Jack Arnold finden einige gut gebaute Forscher, die man überwiegend in Badehosen sieht, im Amazonas ein wundersames Wesen. Dieses Etwas ist von der Statur her ein Mensch, hat aber Schwimmhäute, Kiemen und eine reptilienähnliche Haut. Wem das nun bekannt vorkommt, da sie oder er vielleicht den Film „Shape of Water“ gesehen hat, kann man nur sagen: genau, die Kreaturen sind zum verwechseln ähnlich. In dem letztgenannten, preisgekrönten Film hat man sich anscheinend das Kostüm aus diesem alten Klassiker ausgeborgt und dann noch etwas mit kleineren Modifikationen aktualisiert, vielleicht auch mit einem Schuss CGI. Qualitativ kann dieser Film allerdings mit „Shape of Water“ in keiner Weise mithalten.
                        Die Schauspieler bieten mehr (muskulöse) Schauwerte, als darstellerisches Talent. Dasselbe muss man auch über die einzige Darstellerin in diesem Film, Julie Adams, sagen, die sich besonders grazil durchs Wasser bewegen kann. Auch kann sie halbwegs gut bei der Sichtung der Kreatur schreien. Das Monster sieht sehr kostümiert aus und darf einige Herren töten. Die Dame trägt es lieber auf Händen. Ist das etwa Liebe?
                        Letztlich handelt es sich hier also mehr um ein trashiges B-Movie. Der Grusel hält sich heutzutage in Grenzen und mag allenfalls Kinder beeindrucken. Aber irgendwie ist doch alles recht charmant und kurzweilig gehalten. Die Unterwasseraufnahmen sind wirklich gelungen.
                        Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass dieser Film spätere Filmemacher, siehe oben, beeinflusste, vielleicht auch Steven Spielberg beim „Weißen Hai“.
                        An Jack Arnolds Klassiker „Tarantula“ und die „Die unglaubliche Geschichte des Mister C“ kommt dieser Film in meinen Augen allerdings nicht heran.

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                          MareikeHB 24.07.2020, 18:08 Geändert 24.07.2020, 23:27

                          Geheimtipp! Ich nenne „Victor/Victoria“ von Blake Edwards einfach einmal einen Geheimtipp, da anscheinend viele noch nicht das Vergnügen hatten, Bekanntschaft mit dieser äußerst geistreichen, prickelnden Verwechlungskomödie (ja, so etwas gibt es wirklich) zu schließen.
                          Die Geschichte um eine erfolglose Sängerin, die später als Mann auftritt, der so tut, als sei er eine Frau, nimmt zwar am Anfang etwas langsam komödiantische Fahrt auf, weiß aber sodann wirklich in jeder Hinsicht zu begeistern.
                          Dieser Film hat alles, was einen richtig guten Blake Edwards Film ausmacht: stilvolles Setting, das pariser Nachtleben der 1920er wird mit viel Detailfreude eingefangen, eine überragende Besetzung, allen voran die großartige Julie Andrews als Victor/Victoria und Robert Preston als ihr fürsorglicher, homosexueller Begleiter (beide „Oscar“- nominiert), unvergessliche, „Oscar“-prämierte Musik von dem großen Henry Mancini, tolle Dialoge, feinsinniger Humor und gelungene, klassische Slapstickeinlagen. Der Film sprüht nur so vor Charme und macht extrem viel gute Laune. Dafür spendierten die Franzosen diesem Film einen „César“.

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                            MareikeHB 20.07.2020, 19:07 Geändert 20.07.2020, 19:18

                            Bei dem Film "Green Book" muss ich mich einmal als Wahrsagerin versuchen: (Pathetischer Tusch): "Ich sehe voraus, dass "Green Book" in den kommenden Jahren immer wieder gerne in der Weihnachtszeit gezeigt wird und im Fernsehen ein Zuschauer-Hit wird." Ja, dieser Roadmovie und "Feel-Good"-Film über eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen Schwarz und Weiß erfreut sich, ähnlich wie "Ziemlich beste Freunde" offensichtlich großer Beliebtheit und trifft den Nerv der Zeit.
                            Hervorzuheben ist auf jeden Fall die positive Intention dieses Werkes. An eine wahre Geschichte angelehnt, ist es ein Plädoyer für mehr Toleranz und die Überwindung von Diskriminierung. Hier wird auf einige schlimme Ungerechtigkeiten hingewiesen, denen Afroamerikaner in den USA in den 1960er Jahren gerade in den Südstaaten ausgesetzt waren. Dagegen hilft Zivilcourage und der (friedliche) Kampf für Gerechtigkeit.
                            Die Charakterzeichnungen sind gelungen: auf der einen Seite der ungehobelte und ungebildete Italoamerikaner aus der Bronx Tony Lip (Viggo Mortensen), auf der anderen Seite der distinguierte, hochbegabte Künstler Dr. Donald Shirley (Mahershala Ali), mit einem Geheimnis, dass ihm das Leben nur zusätzlich schwer macht. Die beiden Hauptdarsteller verkörpern ihre Rollen überzeugend, aber nicht so überragend, dass man sie hätte für einen Oscar nominieren müssen. Dafür wurde ihnen darstellerisch dann doch zu wenig abverlangt.
                            Der Film ist handwerklich solide gemacht, aber eben auch nicht mehr. Da ist wohl der "Oscar" als bester Film eher der Intention geschuldet.
                            Künstlerische Highlights, z.B. interessante Kameraeinstellungen, oder auch Spannungsmomente sucht man vergebens. Vieles ist vorhersehbar. Auch die Diskriminierungen werden vergleichsweise harmlos dargestellt.
                            Der Film soll ein wenig zu offensichtlich niemandem wehtun und breite Massen ansprechen. Dazu passt, dass er auch optisch arg glatt poliert ist. Und, dass es wieder einmal darum geht, Weihnachten pünktlich zuhause zu sein. Nur der Humor, der geht hier irgendwie immer auf Kosten des Ungebildeten.

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                              MareikeHB 18.07.2020, 15:43 Geändert 18.07.2020, 16:21

                              „Todesmelodie“ von Sergio Leone ist ein sehr einfallsreich inszenierter Italo-/Spätwestern mit einigen unerwarteten und oftmals explosiven Wendungen. Der mexikanische Bankräuber Juan (Rod Steiger) mit seinen sechs Söhnen und der irische Sprengstoffexperte John mit zweifelhafter Vergangenheit (Rod Steiger) unterstützen einmal gewollt und einmal ungewollt die Aufständischen zur Zeit der mexikanischen Revolution Anfang des 20. Jahrhunderts.
                              Zu Beginn des Films, vor allem als die Hauptfiguren aufeinandertreffen, wirkt noch vieles verspielt überzeichnet, manches grotesk komisch, zum Ende dominieren jedoch das Dramatische und die revolutionären Kämpfe, auch mit Massenhinrichtungen, die dann eher an einen Historienfilm erinnern. In traumartigen Rückblenden, stummen Zeitlupe-Sequenzen, erfahren wir nach und nach etwas über die Vergangenheit des Iren, die dann zum Ende des Films aufgelöst wird. Die (negativen) Charakterzüge Juans dagegen werden schon gleich zu Beginn von Dritten beschrieben, was natürlich nicht folgenlos bleibt. Die beiden Hauptdarsteller verkörpern ihre gegensätzlichen Rollen (ähnlich, wie in einem Buddy-Movie) grandios.
                              Die typische Handschrift Leones, wie z.B. die gelegentlich langen Nahaufnahmen der Gesichter, die urigen Charaktere, die stilisierten Gewaltdarstellungen, ist auch in diesem Film unverkennbar. Genial untermalt wird dies durch den stimmungsvollen Soundtrack Ennio Morricones. Englischsprachiger Alternativtitel: A Fistful of Dynamite

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                              • Eine schöne Liste, mit großen Klassikern!

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                                  MareikeHB 14.07.2020, 19:21 Geändert 15.07.2020, 11:00

                                  Bei meiner James Mason Werkschau bin ich bei einem Streaminganbieter auf „Auge um Auge“ von Fernando di Leo gestoßen, einem typischen Genre-Vertreter aus der Blütezeit der italienischen Poliziotteschi. In diesem Actiondrama geht es um die Entführung zweier Jungen durch ein Verbrechersyndikat. Der desillusionierte, lustlose Polizeikommissar (sehr gut: Vittorio Caprioli) nimmt zögerlich die Ermittlungen auf. Diese werden jedoch durch den Vater des einen Entführungsopfers, dem sehr reichen und einflussreichen Felippi, ausgebremst, da dieser mit seinen Leuten selbst mit den Entführern verhandeln möchte. Zu leiden unter diesem Geschachere hat der Vater des zweiten Entführungsopfers, ein einfacher Mechaniker (mehr muskelbepackt als mimisch kompetent: Luc Merenda). Als die Entführer den für sie „wertlosen“ Jungen schließlich töten, sinnt der Mechaniker auf Rache.
                                  In diesem simplen Plot schwingt viel Kritik an den italienischen, gesellschaftlichen Verhältnissen mit: ein machtloser Staatsapparat, Verbrechersyndikate, die Macht des Geldes, der einfache, redliche Mensch wird zum unwichtigen Opfer. Was hilft dagegen? Natürlich die Revolution des Proletariats, hier versinnbildlicht durch die verzweifelte Selbstjustiz des einfachen Mannes. Wahrscheinlich sollten derartige Genrefilme ein Weckruf sein, um sich gegen die bestehenden Verhältnisse aufzulehnen, wobei Selbstjustiz natürlich immer ein inakzeptables Mittel ist.
                                  Handwerklich ist der Film ordentlich gemacht und mit einem flotten Soundtrack unterlegt, wobei die Actionsequenzen eher zum Ende des Films zu sehen sind.
                                  James Mason spielt den wohlhabenden Felippini mit feiner italienischer Gestik schön cool und arrogant. Er wird hier einmal mehr seinem Image gerecht, selbst aus kleinen Rollen das Maximum herauszuholen und selbst eher mittelmäßigen Filmen eine gewisse Würde zu verleihen.

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                                    Ähnlich wie in Elia Kazans Meisterwerk "Die Faust im Nacken" schlägt Kazans Herz auch in diesem ambitionierten, biografischen Historiendrama "Viva Zapata" für die Benachteiligten und Unterdrückten. Im Stile einer griechischen Tragödie wird der Aufstieg des einfachen und ungebildeten, aber schlagkräftigen "Revolutionsführers" Emiliano Zabata zum General und Präsidentschaftskanditaten in Mexiko zu Beginn des 20. Jahrhunderts gezeigt. Das Drehbuch wurde von keinem Geringeren als John Steinbeck geschrieben.
                                    Natürlich sind die Hauptrollen nicht authentisch mit Mexikanern besetzt worden, sondern, wie es damals bei Hollywood-Produktionen üblich war, mit U.S.-amerikanischen Stars. Marlon Brandos Antlitz als Zapata hat man so gut es geht "mexikanisch aussehend" gestaltet. Kurioserweise schielt Brando zwischendurch immer wieder. Seine Synchronisation ist extrem nuschelig geraten. Aber Brando zu sehen, ist ja doch immer irgendwie ein Ereignis. Immerhin erhielt er hier für seine Rolle eine Oscar-Nominierung. Der sehr überzeugende Anthony Quinn, als Zapatas Weggefährte, gewann den Oscar als bester Nebendarsteller.
                                    Elia Kazans Regie ist auch hier oft meisterhaft, allerdings weist das Drehbuch manchmal Schwächen auf, wenn die Geschehnisse ein wenig zu verkürzt und schablonenhaft dargestellt werden. Als zeitloses Lehrstück für politisch motivierte Schachzüge taugt dieser unterhaltsame Film allemal.

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                                      MareikeHB 12.07.2020, 15:09 Geändert 12.07.2020, 15:24

                                      Streaming-Tipp: "Angst über der Stadt" ist ein spannender, handwerklich überdurchschnittlicher Action-Thriller alter Schule unter der kunstvollen Regie Henri Verneuils. Der nicht zimperliche Kommissar Letellier (Jean-Paul Belmondo) hat nicht nur eine Rechnung aus alten Tagen zu begleichen, sondern auch noch die Jagd auf einen Psychokiller und Serienmörder (Adalberto Maria Merli) aufzunehmen.
                                      Die recht blutige Geschichte macht letztlich nicht mehr Sinn als die der meisten anderen Action-Thriller, und die Action-Szenen bieten auch wenig Neues. Dafür sind aber sehr schöne Bilder und Kameraeinstellungen aus dem Paris der 1970er Jahre zu sehen. Belmondo zeigt einmal mehr seine Qualitäten auch als Stuntman, insbesondere bei seiner halsbrecherischen Verfolgungsjagd über den Dächern von Paris. Die übrige Besetzung ist ebenfalls sehr gelungen.
                                      Gelegentlich sieht man das Geschehen aus der Perspektive des einäugigen Killers. Dann erkennt man auf der linken Seite des Bildschirms ein gemaltes Glasauge. Das ist zwar ein optisch interessanter Kunstgriff, aber dann wäre es doch realistischer gewesen, die linke Seite des Bildes einzuschwärzen!
                                      Musikalisch untermalt wird das Geschehen mit einem wieder einmal herausragenden, extra bedrohlichen Score Ennio Morricones. Der großartige Regisseur Henri Verneuil hat aber letztlich bessere Filme, wie z.B. "Der Clan der Sizilianer", gemacht.

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                                        MareikeHB 09.07.2020, 19:19 Geändert 09.07.2020, 20:44

                                        „Die Medici - Herrscher von Florenz“, Staffel 1, ist mit den acht Episoden von der Länge einer knappen Stunde ein Historienspektakel, das bestens unterhält.
                                        Die hochwertig produzierte Serie lädt uns mit ihrem ansehnlichen Setdesign in das Zeitalter der Renaissance des 15. Jahrhunderts ein. Die Originalschauplätze Italiens und ästhetischen Kulissen erscheinen jedoch oftmals ein wenig zu sauber und aufgeräumt, was allerdings bei den allermeisten Historienfilmen nicht anders ist.
                                        Das Auge wird hier auch umschmeichelt von ansehnlichen Stars, wie Richard Madden, der einen würdevollen Cosimo de Medici gibt. Kein geringerer als Schauspielikone Dustin Hoffman mimt seinen Vater Giovanni, der allerdings gleich in der ersten Szene durch vergiftete Trauben dahingerafft wird. In den drei folgenden Episoden tritt er jedoch in Rückblenden auf, die die jungen Jahre Cosimos schildern.
                                        Hier geht es eindrucksvoll und spannend geschildert um den Machterhalt der immer wieder bedrängten berühmten Bankiers Familie, schön angereichert mit Mord, Intrigen und Liebesszenen. Nur die Aufklärung des Mordes am Ende gerät arg verkürzt.
                                        Da nehmen sich die Autoren natürlich einige dichterische Freiheiten heraus. Vieles ist auch historisch korrekt, z.B. die Namen der Familienmitglieder, das politische Umfeld, die tragende Figur des Cosimo: ein bescheidener, überaus kluger Stratege, Mäzen und Kathedralenbauer, aber auch ein undurchschaubar Machtmensch. Die berühmte David-Skulptur des Bildhauers Donatello, die man hier sieht (CGI sei Dank), soll er wirklich besessen haben.
                                        Die Darsteller überzeugen, bis auf Alessandro Sperduti als Sohn Piero, den ich mit seiner übertriebenen Knabenhaftigkeit und mangels Ähnlichkeit zum Vater für fehlbesetzt halte.
                                        Der Soundtrack gefiel mir gut, nur auf den aufdringlichen Titelsong hätte ich verzichten können.

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                                        • Ohne Reihenfolge (schwere Entscheidung :)
                                          - Julius Caesar (Shakespeare Adaption 1953)
                                          - König der Könige (1961)
                                          - Aguirre, der Zorn Gottes
                                          - Elisabeth (1998)
                                          - Der Untergang

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                                          • MareikeHB 08.07.2020, 09:28 Geändert 08.07.2020, 10:26

                                            Ennio Morricone war ein herausragender und vielleicht der kreativste Filmkomponist überhaupt! Ich kenne und liebe viele seiner vielfältigen Soundtracks und besitze einige als LP. Neben seiner Filmmusik zu den zahlreichen Italowestern, mag ich noch insbesondere The Mission, Sacco und Vanzetti, Der Clan der Sizilianer, Cinema Paradiso, Inglorious Bastards, Es war einmal in Amerika und Chi Mai. Wir waren noch im letzten Jahr auf einem Konzert bei dem das Orchester und der Chor der mailänder Scala seine bekanntesten Stücke mit passenden Filmausschnitten dargeboten hat. Das war ein unvergessliches Erlebnis! Am schrägsten finde ich immer noch: „Iaaa, tamtamtamtam tatatam, Iaaa tamtamtamtam tatatatam“ aus Ein Fressen für die Geier und „recycled“ bei Django Unchained. Morricone ist neben Henry Mancini mein liebster Filmkomponist. Das Genie wird uns fehlen. R.I.P Maestro Ennio Morricone!

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                                              MareikeHB 06.07.2020, 18:34 Geändert 06.07.2020, 21:43

                                              Das Nachkriegsdrama "Gefährlicher Urlaub" von Carol Reed steht ein wenig im Schatten seiner Meisterwerke „Der dritte Mann“ und "Ausgestoßen". Carol Reeds Regie ist aber auch hier zeitlos brillant. Die Atmosphäre des Nachkriegs-Berlin wird perfekt mit einer exzellenten Kamera eingefangen. Auch verkörpern die Darsteller ihre Rollen allesamt großartig.
                                              Sehr deutlich wird die Zerrissenheit des Charakters Ivo Kern (James Mason). Letztlich handelt es sich hier um einen von den Schrecken des Krieges traumatisierten Menschen, eine Biografie, die er mit Millionen von Deutschen teilte. Ivo Kern ist nicht mehr in der Lage, ein „normales“ Leben zu leben. Stattdessen neigt er zu riskantem, selbstzerstörerischem Handeln. Sowohl die sich entwickelnde Liebesgeschichte zwischen der Touristin aus England (Claire Bloom) und dem Deutschen, als auch die zum Ende des Films spannende Jagd auf das Liebespaar werden fesselnd dargestellt. Wenn man den Film im Originalton sieht, ist man verblüfft, wie viel Deutsch gesprochen wird. Hier war Reed offensichtlich sehr um Realismus bemüht, was für das angelsächsische Publikum sicherlich eine Herausforderung war.
                                              Alle Deutschen bis auf Masons Ivo Kern wurden auch von deutschen Darstellern (u.a. die vorzügliche Hildegard Knef) gespielt. Nur wirklich wichtige Dialoge zwischen den Deutschen wurden fürs Verständnis in englischer Sprache gesprochen. Masons Deutsch ist erstaunlich gut. Es ist schon amüsant zu sehen, wie er sein Englisch mit einem deutschen Akzent versieht und sein Deutsch natürlich auch einen leicht englischen Klang hat. Der großartige Soundtrack von John Addison untermalt das Geschehen perfekt.

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                                                MareikeHB 05.07.2020, 17:18 Geändert 05.07.2020, 18:18

                                                Der poetische Titel sowie die Hauptdarsteller Peter Sellers und Robert Morley lockten mich zu dieser etwas altbackenen „Geschlechterkampf“ Komödie im Streaming-Abo. Ein schottischer Unternehmenserbe (wie immer köstlich: Robert Morley) heuert eine amerikanische Unternehmensberaterin (Constance Cummings) an, um seine altmodische Bekleidungsfirma auf Höhe der Zeit zu bringen. Diese schafft voller Inbrunst Sprechanlagen, eine Rechenmaschine und ein neues Aktensystem an, stößt aber auf Widerstand bei der überforderten Altherren-Belegschaft. Als letztere gefeuert werden soll, kommt der führende Mitarbeiter Miller (Peter Sellers mit grau gefärbtem Haar) zu dem Entschluss, die ungeliebte Beraterin in ihrer Wohnung zu töten, da er sein Lebenswerk in Gefahr sieht. In der mit Abstand besten Sequenz des Filmes sieht man, wie die moderne Frau in ihrer Wohnung immer ganz knapp Millers zaghaften Mordversuchen entgeht. Der „Geschlechterkampf“ ist also recht einseitig. Am Ende wird der Erneuerung (inkarniert durch die gebildete Frau aus den fortschrittlichen USA) in dem traditionsverhafteten Schottland keine Chance gegeben. Sellers spielt subtil den stoisch, immer latent aggressiven Miller und zeigt einmal mehr sein überragendes darstellerisches Können.

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                                                  MareikeHB 05.07.2020, 13:26 Geändert 05.07.2020, 13:28

                                                  Ich freue mich immer wie ein Honigkuchenpferd, wenn ich die 10. Bewertung abgeben darf. 😀Pferde, haarsträubende Stunts und Action jeder Art bietet diese sehr temporeiche B-Westernserie am laufenden Band. Und natürlich die schwingende Peitsche Zorros, die optimalerweise noch ein Z hinterlässt. Die ca. 20 Min. langen Folgen dienten früher vor dem Fernsehzeitalter als Vorprogramm für diverse Hauptfilme auf der großen Leinwand. Nicht selten waren sie ebenso beliebt wie der Hauptfilm und lockten die Zuschauer mit ihren Fortsetzungen scharenweise ins Kino. In Deutschland wurde „Zorro reitet wieder“ im Rahmen der „Western von gestern“ Serie in den 1970ern neusynchronisiert im Fernsehen veröffentlicht.
                                                  Die Darsteller sind mit Engagement dabei, und der Kämpfer für die Gerechtigkeit Zorro versprüht reichlich Charme. Die Story ist dabei eher nebensächlich.

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                                                    MareikeHB 04.07.2020, 18:47 Geändert 05.07.2020, 10:04

                                                    Die Titel für Jackie Chan Filme sind oft ein Fall für sich. "Projekt B" in Anknüpfung an den Film "Project A" (der wiederum "ins Deutsche" übersetzt wurde in "Der Superfighter"). Der Titelzusatz "Jackie Chans gnadenloser Kampf" passt aber irgendwie immer für einen seiner Filme.
                                                    In dieser erstklassigen Chan Action-Komödie muss er sich mit korrupten Polizisten, Verbrechersyndikaten, anti-britischen Rebellen und den Piraten aus dem Vorgänger-Film "Project A" natürlich im wahrsten Sinne des Wortes herumschlagen. Es ist nur schade, dass den Frauen hier keine starken Rollen vergönnt sind. Dieser Aspekt ist in manchen anderen Chan Filmen besser gelungen.
                                                    Das Setting ist jedenfalls eine Augenweide: Hongkong zu Beginn des 20. Jahrhunderts, damals britische Kronkolonie, mit ganz viel asiatischem Flair, auch wenn hier natürlich viel Schönes zu Bruch geht. Die Story mit den unterschiedlichsten Interessengruppen, die hier "aufeinanderprallen", hat viel Tempo und weist im Hinblick darauf, wer der Gegner ist, immer wieder Überraschungen auf.
                                                    Die Stunt Akrobatik ist wohl kaum zu toppen. Man reibt sich immer wieder die Augen, dass Chan und einige seiner Mitstreiter bei den gnadenlosen, nicht vorgetäuschten Stürzen unverletzt bleiben. In Sachen Kampfkunst und Stunt Koordination gehört Chan einfach zu den Größten der Filmgeschichte. Hut ab, wenn ich denn ein Hut hätte.
                                                    Die visuellen Gags sind vorzüglich. Chan, der hier auch Regie führte, beweist viel Humor. Die deutsche Synchronisation ist munter, so dürfen die Piraten mit einem extra breiten norddeutschen Dialekt sprechen!

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