MareikeHB - Kommentare
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Alle Kommentare von MareikeHB
„Der Chef“ ist leider ein weniger meisterhaftes Werk des stilbildenden französischen Meisterregisseurs Melville. Dabei startet der Film vielversprechend, wenn auch schon gemächlich, mit einem sorgfältig inszenierten Banküberfall. Die Farben und die Bildästhetik, die die Kamera einfängt, sind schon beeindruckend. Auch schauspielerisch ist alles im grünen Bereich mit einer Top Besetzung von Stars wie Alain Delon (wieder einmal eiskalt, aber diesmal als Polizeiinspektor), Richard Crenna und in einer kleineren Rolle Catherine Deneuve.
Das Hauptproblem dieses Filmes ist, dass er furchtbar langatmig ist. Am enttäuschendsten in dieser Hinsicht ist der Mittelteil des Films. Hier wird der Raub eines mit Drogen gefüllten Koffers in ca. 20 Min. Echtzeit gezeigt. Dabei sieht man, wie sich der Räuber gefühlt zwanzig Mal wäscht, eine Eeeeeewigkeit die Haare kämmt und gemääääächlich umzieht, ehe er müüüühsam irgendwelche Türen öffnet, um den Koffer zu entwenden. Dabei wäre ich fast eingeschlafen, wenn dazwischen nicht diese laienhaften, unfreiwillig komischen Special-Effects gewesen wären: Ein Modellhelikopter fliegt über einer Märklin-Modelleisenbahn, die Nahaufnahmen mit dem Helikopter wurden dabei offensichtlich im Studio gedreht. Solche Aufnahmen sind eines großartigen Regisseurs einfach nur unwürdig, zumal er diese Szenen auch noch zu oft wiederholt! Anscheinend stört es kaum jemanden, dass die Szene inhaltlich ebenfalls missglückt ist, da einfach zu unglaubwürdig. Auch wenn das Ende wieder etwas versöhnlicher stimmt, lassen einen die eher spärlich eingesetzten Protagonisten in diesem Film letztlich leider völlig kalt.
Zum 111. Geburtstag von James Mason, R.I.P!:
"Mord an der Themse" ist eine interessante und unterhaltsame Sherlock Holmes Variante, hat aber mit Sir Conan Doyles bekannten Sherlock Holmes Geschichten bis auf die beiden Protagonisten nichts zutun. Vielmehr geht es um den Frauenmörder Jack the Ripper und eine politische Intrige. Handwerklich ist diese Verfilmung durch und durch überzeugend in Szene gesetzt: das nebelige, schattige London mit ästhetischen Farbakzenten zeigt sich manchmal von einer expressionistischen Seite. Der Soundtrack unterstützt die Spannung, erinnert dabei gelegentlich etwas an John Williams Thema zum Film "Der weiße Hai". Auch mit Blut wird hier nicht gespart.
Christopher Plummer ist als Holmes überzeugend und zeigt sich gar einmal von einer emotionalen Seite. James Mason verkörpert hervorragend einen klassisch angelegten Dr. Watson. Der Humor ist oft herrlich trocken, z.B. wenn Watson beim Mittagessen versucht, seine letzte Erbse "in die Enge zu treiben". Die Nebenrollen sind mit Sir John Gielgud, Genevieve Bujold und Donald Sutherland ebenfalls sehr prominent besetzt.
Hier die Szene mit der Erbse:
https://www.youtube.com/watch?v=h1aJoWg4vGo
Sch‘ti ischt wirklisch ein söner Dialekt, den isch immer schehr gerne höre. Anschonschten bietet diesches Luschtschpiel gute franschöschise Hauptdarschteller, unnötigesch verkitstesch Drama und hat abgeschehen von dieschem dollen Dialekt scho überhaupt kein Witsch. Ischt alscho schiemlich unluschtig und längscht nischt scho gelungen wie „Willkommen bei den Sch‘ tis“. Dieschen Film gibtsch esch gerade in der ZDF Mediathek zu sauen.
Schöne Liste! Ansonsten noch lohnenswert bei Prime: Stadt der Frauen von Fellini, Das Biest muss sterben von Chabrol, Das Böse unter der Sonne nach Agatha Christie, City of God, Die Klapperschlange, No Country for Old Man von den Coens, Dead Man von Jarmusch, Der Mann, der zu viel wusste von Hitchcock (beide Versionen!), Mord im Orientexpress von Lumet, ...
Streaming Empfehlung für Cineasten: "Stadt der Frauen" ist eine bildgewaltige Groteske des großen Frederico Fellini. Der Handlungsverlauf folgt keiner wirklichen Geschichte, vielmehr wird immer deutlicher, dass der Protagonist (großartig: Marcello Mastroianni) träumt und zwar von Frauen.
Zunächst ist es noch eine recht realistische sexuelle Fantasie, dann werden die Ereignisse im wahrsten Sinne des Wortes traumhafter. Nach seinem Annäherungsversuch bei einer Frau, zeigen sich seine unterbewussten Schuldgefühle. Er wird auf einem surrealen Feministinnen-Kongress mit allen erdenklichen feministischen Strömungen und Aktionen konfrontiert, die zunehmend bedrohlich auf in wirken.
Aus seiner Todesangst, angedeutet durch einen Treppensturz und den Schatten eines Sichelmannes, erlöst ihn eine abgrundtief hässliche Frau, die ihn mit einem Motorrad zum Bahnhof bringen soll. Diese überredet ihn zu einem Zwischenstopp, um Samen in einem Gewächshaus zu setzen (Symbol fürs Leben und Fortpflanzung), was jedoch in einen Vergewaltigungsversuch seitens der Frau mündet (= Schuldgefühl für seine Triebhaftigkeit).
Nach einer skurrilen Autofahrt mit verführerisch, bedrohlichen Feministinnen, landet er schließlich bei einem Supermacho, der wie in einer Festung lebt, um sich vor den Feministinnen zu schützen (= Schutz seiner Männlichkeit). Hier wird er mit einer wundersamen Galerie von Verführerinnen konfrontiert, einer sonderbaren Party und schließlich mit seiner Ehefrau. Dabei treten Beziehungsprobleme zum Vorschein. Schließlich begibt er sich noch auf eine Reise in seine sexuelle Vergangenheit, um sodann vor einem kafkaesken Gericht zu landen... Es ist eine visuell faszinierende, vielleicht manchmal auch etwas anstrengende, ausgedehnte filmische Traumreise. Fellini zaubert mit gemäldeähnlichen Bildern vor künstlerisch beeindruckenden Kulissen. Dabei lotet er das Wesen und Klischeevorstellungen von Frauen und Männer gekonnt satirisch aus.
„Nur die Sonne war Zeuge“ ist so ein Film, bei dem für mich alles stimmt: die schlüssige Story des Mörders und Hochstaplers Tom Ripley nach Patricia Highsmiths Romanvorlage, das traumhafte Setting Italiens, die Stars, die hier eine absolute Augenweide sind, allen voran Alain Delon. Seine blauen Augen strahlten selten heller! Die meisterhafte Regie René Cléments, die hervorragende Kameraarbeit und die effektive Filmmusik von Nino Rota runden das spannend, böse Vergnügen ab. Auch wenn die Neuverfilmung mit Matt Damon und Jude Law ebenfalls zu gefallen weiß, kommt sie an dieses Original in meinen Augen nicht heran. Dieser anspruchsvoll unterhaltende und sinnliche Film ist ein Werk voller Ausstrahlungskraft!
Schöne Wertschätzung eines hervorragenden Charakterdarstellers aus alten Zeiten. Er verleiht seinen Filmen eine gewisse Würde.
Der anspruchsvolle, mit Ruhe erzählte, Ost-West Spionagefilm „Anruf für einen Toten“ von Sidney Lumet ist die gewollte Antithese zu jedem James Bond Film und damit definitiv kein Actionspektakel. Die Romanvorlage stammt schließlich von John Le Carré und hat auch hier ihren Focus nicht auf strahlende Über-Agenten, sondern auf Realismus, insbesondere in der Figurenzeichnung. Lumet versteht es meisterlich seine herausragenden, international besetzten Charakterdarsteller zu führen: James Mason als desillusionierter Agent, Harriet Andersson als seine ständig fremdgehende Ehefrau, ein durchtriebener Maximilian Schell, eine tragische Simone Signoret und ein wie immer ur-britischer Harry Andrews. Das Produktionsdesign ist detailverliebt, jede Kameraeinstellung farblich perfekt durchkomponiert, meist in „farblosen“ Schlammfarben.
Formal weist der Film viele Bezüge zu klassischen Noir Filmen auf: die düstere Atmosphäre, die Schatten und der Zynismus. Die Entlarvung des gesuchten Verräters findet im Theater bei einer Shakespeare-Aufführung von Edward II statt. Der Dialog im Shakespeare Stück ist dabei in Hitchcock-Manier perfekt auf den Film zugeschnitten. Die Action ist sehr wohl dosiert, die Dialoge sind oft pointiert witzig, die Charaktere unkonventionell und der Soundtrack mit der entspannten Jazzmusik von Quincy Jones extrem chillig. Der Film wurde fünffach für den BAFTA nominiert.
Interessante Liste! Wo kommen die Zahlen her? Du kannst noch James Mason hinzufügen, der auch ein Meister des Sterbens ist. Bei 49 gesichteten Filmen von laut IMDB 155 Einträgen ist er immerhin 19-20 Mal dahingeschieden, also in jedem zweiten bis dritten Film. Bei Lolita bin ich mir gerade nicht mehr sicher. Da ich noch einige Filme von ihm auf der Watchlist habe, ist zahlenmäßig sicherlich noch Luft nach oben.
Meine Streaming-Empfehlung "Das Biest muss sterben" ist ein weiterer bitterböser Thriller von Großmeister Claude Chabrol und gehört sicherlich zu seinen besten Filmen. Hier wird eine Selbstjustizgeschichte (Vater will sich an dem Mörder seines Sohnes rächen, der nach einem Unfall Fahrerflucht beging) und ein Familienportait (Familie des Mörders) auf dramatische Art brillant miteinander verknüpft. Die Charakterzeichnungen sind hervorragend und die Schauspieler allesamt großartig. Wie allein schon in zwei Einstellungen nur durch Mimik und Lachen die Mutter des "Biests" charakterisiert wird, ist wirklich sehenswert. Auch in diesem Film durchleuchtet Chabrol menschliche Untiefen in der vermeintlich idyllischen französischen Provinz. Interessante Wendungen verleihen dem Werk große Spannung und Bezüge zu bekannten griechischen Tragödien die nötige geistige Tiefe. Als effektvolle Todesmelodie für die tragischen Opfer dieser Geschichte setzt Chabrol "Vier ernste Gesänge" von Brahms ein. Wären die Entdeckung des Mörders zu Beginn des Films und eine Fernsehberichterstattung etwas glaubwürdiger gewesen, hätte ich diesem Meisterwerk 10 Punkte spendiert!
Oh Mann, da hast Du Dir ja viel vorgenommen! 😀 Spontan fallen mir noch ein, von den Filmen, die Du sicherlich auch kennst: Es, Reise zum Mittelpunkt der Erde, in 80 Tagen um die Welt, Robin Hood, Prinz Eisenherz, Zorro, der Gefangene von Zenda, Lolita, Batman, Superman, Spiderman, Dracula, Frankenstein, die Disney-Remakes, überhaupt ganz viele Litaraturverfilmungen. Wenn Du Deine Filme durchgehst, fallen Dir wahrscheinlich noch viel mehr ein. 😀
"Es" ist für mich fast mehr ein Film über die Pubertät, als ein Horrorfilm, da überhaupt nicht gruselig. Gefühlt hat man alles schon tausendfach gesehen. Das Gruseligste an diesem Film waren die Eltern der Kinder. Wirklich zum Weglaufen: der eine Vater jagt seinem Sohn einen höllischen Schrecken mit seiner Schusswaffe ein, die andere Mutter war optisch schon "weißer Abschaum" und ließ ihren Sohn glauben, er sei krank, indem sie ihm ständig Plazebos gab. Am furchterregendsten war der gewalttätige und wohl pädophil angehauchte Vater des Mädchens. Jedes der Kinder hatte gefühlt nur dieses eine "schreckliche" Elternteil. Ansonsten sind Erwachsene in diesem Film Fehlanzeige. Die Kinder nehmen den Kampf mit der Kreatur selbst in die Hand. Dies alles zeigt, dass es hier vor allem um pubertäre Ablösung von den Eltern geht und dies mit größtmöglicher Radikalität. Die Eltern werden sehr eindimensional ausschließlich als Feind der Kinder dargestellt und im schlimmsten Fall sogar von ihnen getötet! Sobald die Kinder unter sich sind, werden aber pubertäre Nöte, z.B. Mobbing, erstes Interesse fürs andere Geschlecht, glaubhaft und unterhaltsam dargestellt. Dies sind dann auch die stärksten Szenen des Films.
Dabei hat mir die erste Hälfte von "Es" noch gut gefallen, Kamera, Darsteller, alles im grünen Bereich. Zum Ende hin war das Verhalten der Kinder und die Reaktion auf "Es" immer weniger nachvollziehbar, logisch und einfach nur langweilig. Wieso begeben sich die Kinder immer sehenden Auges derart in Gefahr? Wieso nähern sie sich überhaupt diesem abartigen Clown und gehen dann noch in dieses Abziehbild eines Gruselhauses??? Um dies annähernd nachzuvollziehen muss man wohl tatsächlich Stephen Kings Buch gelesen haben.
Die Szenen mit den Kindern erinnerten oft an den Film "Stand by me" ohne die Brillanz diese Werkes zu erreichen. Es ist sicherlich leichter eine Kurzgeschichte Stephen Kings zu verfilmen, als dieses über tausend Seiten lange Opus. Auch wies der Film sehr viele Parallelitäten zu "Nightmare on Elm Street" auf. Zum Schluss nervte dann noch sehr die klischeehafte "nur gemeinsam sind wir stark" Moral.
😂. Ich liebe solche Listen!
https://www.youtube.com/watch?v=eu-eX6FC3BU (= deutscher Trailer)
"It takes a Thief" ist eine coole Agentenserie aus den späten 1960ern, die hier offensichtlich auch schon fast vergessen ist. Robert Wagner wurde die Rolle des charmanten Geheimagenten wider Willen auf den Leib geschrieben, und er erhielt hierfür eine Emmy sowie Golden Globe Nominierung. Er ist ja kein tiefschürfender Schauspieler, aber augenzwinkernde, charmante Unterhaltung kann er einfach, da er sich selbst nie zu ernst nimmt.
Malachi Throne ist als Vorgesetzter herrlich knurrig und spröde.
Die Nebendarsteller sind oft erstklassig: Senta Berger, Joseph Cotton, der James Bond "Beißer" Richard Kiel, Lex Barker, Leslie Nielson, Teri Garr, Tina Sinatra (Tochter von Frank und zwischenzeitlich verlobt mit Robert Wagner) und in Staffel 3: Fred Astaire als Al Mundys Vater und die legendäre Betty Davis. Auch gibt es Folgen, in denen Wagners spätere "Hart aber herzlich" Kollegen auftauchen.
Im James Bond Stil werden Al Mundy immer wieder attraktive Frauen und schräge Kontrahenten zur Seite gestellt. Vieles lässt einen heute schmunzeln: die sensationellen Outfits, die völlig an den Haaren herbeigezogen Agentengeschichten, die "Hightech" Features, gewisse produktionsbedingte Schwächen. Auch geht es hier nicht immer politisch korrekt zu. Dies ist aber auch der Rainer Brandt-Synchronisation mit der extra Portion Dialogwitz geschuldet, die in meinen Augen zusätzlichen Unterhaltungswert bietet.
Wirklich großartig ist der Soundtrack mit Jazz, Easy Listening und experimentellen Sounds. Das Thema "It Takes a Thief" wurde mehrfach vertont, variiert auch von Staffel zu Staffel leicht. Im Internet und teilweise bei den Streaming-Diensten zu finden sind völlig unterschiedliche Langversionen von dem Des Champs Orchestra, Tony Rice und John Carlini sowie der Universal Robot Band. Auf einigen Fernsehserien-Musiksamplern findet man unter dem gleichen Titel die ebenfalls herrlich groovende Titelmelodie des vorzüglichen Pilotfilms zur Serie.
"Clan der Sizilianer" vereint das Triumvirat der großen französischen Schauspielkunst Alain Delon, Jean Gabin und Lino Ventura unter der meisterhaften Regie Henri Verneuils. Resultat ist ein spannender, gut geschriebener und ausgesprochen cooler Gangsterfilm mit einigen überraschenden Wendungen. Alain Delon ist wieder ein "eiskalter Engel", Jean Gabin das souveräne und gut organisierte sizilianische Familienoberhaupt, Lino Ventura als Polizeiinspektor der bärbeißige Bluthund. Die Schauplätze Paris, Rom, die Cote d 'Azur und New York schmeicheln dem Auge und produzieren gerade in dieser Zeit ein gewisses Fernweh. Mit dem Soundtrack liefert Ennio Morricone wieder einmal ein großes Glanzstück ab.
Von den vielen Filmen sind meine persönlichen Favoriten: alle Hitchcocks (bis auf Marnie, der ist extrem frauenfeindlich), Mrs. Marple, Indiana Jones und der letzte Kreuzzug, Don Camillo, Das Böse unter der Sonne, 20.000 Meilen, Stirb langsam, Der Untergang des römischen Reiches, Gladiator, Drillinge an Bord (die anderen Erhardts fand ich nicht ganz so gelungen), Forrest Gump, das Boot, der Clou, Mary Poppins, Charade, Wer die Nachtigall stört, ein Fressen für die Geier, Dirty Harry.
Da hast du ja noch viel vor! 😀 Wenn Du sie alle vorgemerkt hast, weißt du ja wann sie z.B. im Fernsehen kommen, z.B. der neue „Es“ am 1.5. auf Pro7. Den werde ich jedenfalls aufnehmen (ich mag die viele Werbung nicht).
Der Monumentalfilm "Der Untergang des römischen Reiches" macht seinem Genre alle Ehre und ist sinnlicher Genuss. Selten hat das Auge spektakulärere, hochwertigere historische Bauten und Kulissen von dem alten Rom und den Vorposten des antiken römischen Reiches gesehen. Es ist einfach unglaublich, wie viele beeindruckend kostümiert und ausgestattete Statisten und Pferde in den Massenszenen in wunderschönen Bildern eingefangen werden. Dabei sticht bei den Actionsequenzen ein äußerst spektakuläres Wagenrennen in freier Wildbahn heraus.
Die Kameraführung ist zwar nicht gerade innovativ, aber die Farbkomposition der Bilder, gerade auch der Innenaufnahmen, ist äußerst gelungen. Sie übertüncht auch das ein oder andere Loch im Drehbuch, leider ein Schwachpunkt dieses Filmes. Hier hätte man sich die ein oder andere Straffung der Massenszenen zugunsten intensiverer Charakterzeichnungen der Figuren und Spannungsmomente gewünscht.
Auch fehlt im Gegensatz zu anderen Monumentalfilmen ein Hauptdarsteller, mit dem man so richtig mitfiebern kann. Stephen Boyd als erfolgreicher Feldherr Livius, einer der wichtigsten Helden des Films, fehlt es ein wenig an Charisma. Dafür ist an der übrigen Besetzung nichts auszusetzen. Alec Guinness als geschwächter Caesar Marcus Aurelius ist gewohnt souverän, Sofia Loren als seine Tochter Lucilla ebenfalls überzeugend und in der Blüte ihrer Schönheit. Grandios ist Christopher Plummer als herrsch- und vergnügungssüchtiger, ungeliebter Sohn Commodus (= der Bequeme). Am meisten wurde allerdings James Mason als idealistischer Berater und Philosoph Timomides abverlangt. In einer Folterszene wird ausschließlich sein Gesicht gezeigt, nicht das eigentliche Foltern. Seine Mimik zeigt dermaßen schlimme Qualen, dass man kaum hinschauen kann. Dies ist mit Abstand die heftigste und vielleicht auch inhaltlich befremdlichste Szene des ganzen Films.
Die politische Situation Roms mit den unterschiedliche Interessen wird sehr differenziert in anspruchsvollen Streitgesprächen im Senat dargestellt und weisen teilweise universelle, tagesaktuelle Bezüge im Hinblick von Einwanderungspolitik auf. Soll man fremde, weniger entwickelte Kulturen (hier die Germanen) zu Staatsbürgern (hier zu Römern) machen? Was ist günstiger, wenn es um den Erhalt des riesigen römischen Reiches geht: Eine Politik des Friedens und der Integration oder das Setzen auf Gewalt, Abschreckung und Versklavung der Feinde? Die symbolträchtigen Szenen am Ende des Films wirken wie ein Totentanz für das römische Reich.
Der anspruchsvolle klassisch instrumentierte Soundtrack von Dimitri Tiomkin (Oscar nominiert und Golden Globe Gewinner) mit seinem einprägsamen Thema untermalt das Geschehen treffend und ist heute ein Klassiker der Filmmusik.
"Die Nacht hat viele Augen" von John Badham ist eine exzellente Thriller-Komödie, ein Glanzstück guter Unterhaltung und nicht zuletzt eine Hommage an Hitchcocks "Fenster zum Hof". Zwei Cops (Richard Dreyfuss und Emilio Esteves) haben den Auftrag, die Freundin (Madeleine Stowe) eines entlaufenden, äußerst brutalen Häftlings (Aidan Quinn) zu observieren. Dabei begeben sie sich, gefühlt zusammen mit dem Zuschauer, auf den Beobachtungsposten. Es folgen Steilvorlagen von Wortwitz, visuelle Gags erster Güteklasse, eine schöne Liebesgeschichte und ein sehr spannender Showdown. Ein Lichtblick des Buddy-Movie Genre aus den 1980ern, angereichert mit Musik aus der Zeit, u.a. von Gloria Estefan. In der amüsanten und sehenswerten Fortsetzung "Die Abservierer", die allerdings nicht ganz mit diesem Film mithalten kann, dürfen die beiden Cops erneut einer Observierung nachgehen.
Das Gerechtigkeitsdrama "Die Frau in Gold" ist historisch sehr interessant, hat sich aber mit den Rückblenden in die Zeit des Nationalsozialismus und der ca. 50 Jahre später angesiedelten Justizgeschichte viel vorgenommen. Leider sind viele Figuren ziemlich stereotyp gehalten, und gelegentlich schmalzt es auch etwas. Der Stoff hätte wahrscheinlich für zwei Filme gereicht. Wirklich sehenswert ist die Besetzung dieses Films: Dame Hellen Mirren darf wieder zeigen, dass sie zu den hervorragendsten Charakterdarstellerinnen überhaupt zählt. Ryan Reynolds überzeugt ebenfalls als junger Rechtsanwalt. Ansonsten sieht man die erste Garnitur deutscher Schauspieler wie Daniel Brühl und Tom Schilling in kleineren Rollen. Moritz Bleibtreu, in einem Sekundenauftritt als der berühmte Maler Klimt, ist mir allerdings irgendwie durch die Lappen gegangen. Sehr positiv bleibt als meine Neuentdeckung auch Max Irons in Erinnerung. Der Sohn von Jeremy Irons glänzt hier mit einer tollen Ausstrahlung. Bin einmal gespannt, ob er auch die schauspielerische Brillanz seines Vaters in anderen Rollen irgendwann noch zeigt.
Der spannende Psychothriller "Kuss vor dem Tode" (1956) von Gerd Oswald nach dem gleichnamigen Buch von Ira Levin gefällt durch einen Inszenierungsstil, der mit seiner manchmal suggestiven Kameraführung an Großmeister Hitchcock erinnert. Dabei denkt man zunächst, wenn man die munter aufspielende Titelmelodie hört, dass es sich um ein Lustspiel handeln könnte. Dem Zuschauer soll anscheinend gleich zu Beginn eine (trügerische) Idylle suggeriert werden. Selten wurde Filmmusik ironischer eingesetzt. Tatsächlich ist das ganze Setting des im "Sunshine" State Arizona angesiedelten Geschehens immer wieder freundlich und hell gehalten, wie das Gegenteil eines Noir Films. In diesem Umfeld tummelt sich ein vordergründig charmanter, aber eiskalter Student (Robert Wagner, in einer seiner besten Rollen). Er begeht den scheinbar perfekten, heimtückischen Mord durch einen vorgetäuschten Selbstmord seiner schwanger gewordenen heimlichen Freundin (Joanne Woodward). Wenn man es heute auch kaum noch glaubt, in den 1950er Jahren war eine außereheliche Schwangerschaft in gut situierten Kreisen noch ein handfester Grund, seine Tochter zu enterben. Da für die Freundin ein Abbruch der Schwangerschaft nicht in Betracht kam, stand sie dem Ziel dieses Ehrgeizlings im Wege, in eine äußerst wohlhabende Familie einzuheiraten. Schließlich gab es da noch eine Schwester (Virginia Leigh), der man sich annähern könnte und die ihn nicht kannte... Man fiebert wirklich mit, ob die Schwester und der misstrauische Detective (Jeffrey Hunter) dem Studenten auf die Spur kommen. Dabei liegt der Fokus immer auf dem Täter. Man spürt förmlich die Angst der Entlarvung.
Das Western-Drama "Rächer der Enterbten" ist ein Remake des Erfolgsfilms "Jesse James - Mann ohne Gesetz" aus dem Jahre 1939 von Henry King. Auch, wenn einige Szenen, wie die Pferde-Stunt-Szenen, aus dem früheren Film, ebenfalls eine 20th Century Fox Produktion, übernommen wurden, setzt sich diese Verfilmung deutlich nüchterner und weniger mitreißend mit dem Jesse James Mythos auseinander. In Zeiten, in denen Moral großgeschrieben wurde, durfte oder wollte man den Ungesetzlichen nicht mehr in dieser Form huldigen. Dafür erstrahlt die Geschichte erstmals im schön bebilderten, strahlenden Cinemascope. Mit Robert Wagner und Jeffrey Hunter hat man zwei Stars gefunden, die physische Ähnlichkeiten mit Tyrone Power und Henry Fonda aufweisen, und sie schlagen sich angesichts dieser Vorbilder beachtlich. Diesmal wird die Geschichte nicht linear, sondern in Rückblenden erzählt, was den Erzählfluss manchmal vielleicht etwas stört. Nicholas Ray ist als Regisseur in seinem Element, wenn er die Rebellion junger Menschen gegen bestehende Ungerechtigkeiten aufzeigt. Die recht ausführliche Szene, in der Jesse James als junger Mann ausgepeitscht wurde, galt damals als ziemlich gewagt.
Die Komödie "Mein Engel und ich", bei diversen Streaming-Anbietern verfügbar, gehört vordergründig zur Kategorie altmodische, leicht infantile Unterhaltung für die man schon ein Faible haben muss. Meine jüngste Tochter mochte diesen Film jedenfalls. Am lustigsten ist dabei mit Abstand die Szene im Kino: Hier geht die ikonische Komikerin Lucille Ball, im Kino sitzend, bei einem fiktiven James Mason Film so richtig mit. Gleichzeitig parodiert Mason vorzüglich sein damaliges Rollenbild als Bad Boy, den die Frauen lieben. Gerade in den 40er Jahren hatte er immer wieder diese bösartigen Rollen, und trotzdem flogen ihm die Fanherzen haufenweise zu. Also, wenn mir James Mason plötzlich als Schutzengel erscheinen würde, würde ich sicherlich genauso erschreckt wie die Lucille Ball mit ihren großen grünen Augen schauen! Wobei er hier einmal nicht als finsterer Typ in Erscheinung tritt.
Der Film hat zwei Botschaften, die zum Nachdenken einladen: Frauen sollen ihren Ehemännern immer eine Stütze sein und zu Opfern bereit sein. Männer sollen ihren Ehefrauen mit ihren Bedürfnissen genug Beachtung schenken. Auch wenn das Credo "Ehemann zuerst" natürlich steinzeitlich wirkt, helfen diese Aspekte in einer Beziehung natürlich, wenn man sie einmal von den Geschlechterrollen loslöst.
Die andere, wirklich spannende Frage ist, warum verehrt man Stars? Diese Frage könnte sich so gut wie jeder hier bei Moviepilot stellen! Auch hier gibt der Schutzengel eine Antwort und suggeriert, dass es aus einem Mangel an Liebe resultieren könnte. Das kann natürlich sein. Bei anderen ist es vielleicht aber nur die Begeisterungsfähigkeit für die Filmkunst und die Künstler. Letztere hätten einen derartigen Schutzengel also gar nicht nötig. Bei mir würde dann letzteres zutreffen, auch wenn Mason schon ein verdammt cooler, wenn auch schräger Schutzengel wäre :-)). So muss jeder für sich entscheiden, ob und wen er sich als Schutzengel wünscht.
Der geballten Star-Power von Henry Fonda, Tyrone Power und Randolph Scott in diesem vielschichtigen Wild-West Drama konnte ich mich nicht entziehen und wurde auch nicht enttäuscht. Der Film ist spannend, manchmal bewegend ohne kitschig zu sein und wirkt frischer als so mancher Western aus den 50er Jahren. Allerdings sehe ich es auch so, dass nur die Hauptdarsteller wirklich brillieren. Aber die Randfiguren waren mir letztlich egal. Auch, wenn die Darstellung des Outlaws Jesse James ziemlich sympathisch, fast glorifizierend ist, entspricht dies dem früheren Zeitgeist. Jesse James wurde seinerzeit tatsächlich teilweise wie ein Pop-Star gefeiert. Interessant ist es, diesen Film z.B. mit der Jesse James Verfilmung von Nicholas Ray "Rächer der Enterbten" aus dem Jahre 1957 zu vergleichen. Bei dieser "True Story of Jesse James" erfolgt die Darstellung der Outlaws sehr viel sachlicher, weniger empathisch, fast dokumentarisch distanziert. Der Zuschauer sollte sich in den 50er Jahren offensichtlich nicht mehr zu stark mit den Outlaws identifizieren. In dem neueren Film, ebenfalls eine 20th Century Fox Produktion, wurden Szenen aus diesem Film übernommen, z.B. die Pferde-Stunt Szene, in der die Pferde mit den Reitern von der Klippe stürzen. Heute wären solche Szenen unter Tierschutzgesichtspunkten natürlich völlig undenkbar.
Das teils dokumentarische Drama Chinese Box von dem chinesischen Regisseur Wayne Wang bebildert Hong Kong zum Ende der britischen Regentschaft aus der Sicht eines englischen Journalisten (Jeremy Irons). Dieser hat aufgrund einer Leukämie-Erkrankung nur noch wenige Monate zu leben. Die Zeit, die ihm noch gegeben ist, nutzt er, um vor allem die rauen Seiten Hong Kongs mit seiner Video-Kamera aufzuzeichnen. Ansonsten hofft er auf eine erfüllte Liebe mit einer chinesischen Ex-Prostituierten, die es allerdings zunächst einmal vorzieht, einen Geschäftsmann aus Hong Kong zu heiraten. Die Ehe zerbricht jedoch aufgrund der Vorurteile der Geschäftskollegen dieser Dame gegenüber, so dass sie sich schließlich auf eine Beziehung mit dem Journalisten einlässt. So viel zu ziemlich wenig Handlung in diesem Film. Er besticht vielmehr durch eine ausgezeichnete, etwas düstere Athmosphäre, interessanten metaphorischen Videoaufzeichnungen im dokumentarischen Stil, die sich aber auch teilweise wiederholen und durch hervorragende Darsteller. Jeremy Irons besteht gekonnt ein schön inszenierte Liebesabenteuer. Er versinnbildlicht zudem als Engländer das Verhältnis der Engländer zu den Hong Kong Chinesen: eine gewisse Liebe (gezeigt durch die Liebesgeschichte), aber auch Ausbeutung (die Geliebte ist eine Prostituierte, er profitiert als Journalist von dem gezeigten Leid in seinen Videoaufzeichnungen). Wenn er in diesem Film stirbt, dann geht auch gleichzeitig eine Ära der britischen Herrschaft zu Ende.