MareikeHB - Kommentare

Alle Kommentare von MareikeHB

  • 7 .5

    Was zur Hölle ist dies doch wieder einmal ein höllisch gutes Meisterwerk von Claude Chabrol. In diesem subtil aufgebauten Eifersuchtsdrama, verfällt ein Familienvater und Hotelbesitzer (François Cluzet) zunehmend dem Wahnsinn. Dabei verwischen Realität und die Vorstellungen des Protagonisten zunehmend. Gegenstand seiner obsessiven Eifersucht ist seine äußerst verführerische Ehefrau (Emmanuelle Béart), der er permanente Untreue unterstellt. Tatsächlich kann er in Sachen Ausstrahlung in keiner Weise mithalten. Das kann natürlich nicht gut enden, aber dennoch gibt es ein erstaunliches Ende, das der Regisseur selbst als „Sans Fin“ bezeichnet. Einige Szenen der häuslichen Gewalt waren schon heftig.

    11
    • 2
      MareikeHB 08.06.2020, 20:48 Geändert 06.07.2020, 15:51

      Ein echter Schlefaz, der allerdings nur mit den passenden Kommentaren von Oliver Kalkhofe und “Pätter“ einigermaßen zu ertragen ist. Der Titel ist ein Marketing Gag (auf den ich auch reingefallen bin), da diese Jagd niemals stattfindet. Michael Rennie gibt mit seinem in Stein gemeißelten Gesichtsausdruck den Alien im Menschengewand und Karin Dor ist seine hübsche Assistentin. Sie wollen die Erde übernehmen, indem sie klassische Monster schaffen, die die Menschen vernichten sollen. Was bekommt man geboten? Eine völlig wirre Story, ein paar harmlose, unmotivierte Liebestechtelmechtel, einen lahmen Werwolf, einen blutleeren Vampir, Frankensteins Monster genannt Frankenstein und eine vertrocknete Mumie. Alle wie vom Kinderkarneval. Hinzu kommen ein Inspektor namens Tobermann, wirklich null Spannung und schlechte Effekte. Wir lernen, dass Frauen hinderliche Gefühle haben, ansonsten nur kreischende Statisten sind. Die einzige Frau, die ein Monster mit der Waffe tötet, lässt sich kurz vorher von ihm noch abmurksen. Der größte Lacher war der groteske Ausspuch: „Dracula jagt Frankenstein“ als sich die Mumie und der Werwolf gerade jagten!!! Ein total gehirnamputiertes Machwerk!

      14
      • Wie wärs mit „Didi und Die Rache der Enterbten“, ein äußerst witziger Beitrag zum Thema und mein Lieblingsfilm mit Didi Hallervorden. 😀

        7
        • 8 .5
          MareikeHB 07.06.2020, 19:14 Geändert 06.07.2020, 15:53

          Es war einmal wieder ein Film mit James Mason fällig und diesmal war es das klassische Kriegsdrama "Der blaue Max". Es ist schon interessant, dass die Engländer einen Film über eine deutsche Fliegerstaffel im ersten Weltkrieg drehen, in dem die Deutschen einmal nicht durchweg unsympathisch dargestellt werden und dabei auch noch munter englische Doppeldecker abschießen dürfen. Muss sich für die englischen Zuschauer komisch angefühlt haben. Der Film war sogar ein Erfolg.
          Handwerklich ist er exzellent gemacht, insgesamt sehr schön bebildert, mit tollen, authentischen Luftaufnahmen. Kein CGI Fake. Als Kriegsfilm gehört er zu den nicht besonders grausamen, ist also auch für zartere Gemüter geeignet. Die Story um den ehrgeizigen Piloten ist eher simpel, aber dafür haben die meisten Charaktere genügend Tiefgang. George Peppert überzeugt in seiner wohl besten Rolle neben "Frühstück bei Tiffany´s" als sehr ansehnlicher, äußerst wagemutiger, ehrgeiziger Pilot Bruno Stachel aus kleinen Verhältnissen. Karl Michael Vogler mimt sehr überzeugend den ritterlichen, ehrenhaften Hauptmann und Vorgesetzten, der seine Probleme mit dem Ehrgeizling hat. Jeremy Kemp ist das selbstbewusste, aristokratische, hochdekorierte Fliegerass, erst Vorbild, dann Konkurrent. James Mason kommt als vorgesetzter General Graf von Klugermann erst später wirklich zum Zuge: aber dann so richtig berechnend, knallhart und eiskalt. Dessen Ehefrau (Ursula Andress) spart hier nicht mit weiblichen Reizen und zeigt sich verführerisch, aber auch besitzergreifend.
          Der Film ist also mehr ein psychologisches Drama als ein wirklicher Kriegsfilm, der auch nicht mit Sozialkritik spart. Der für das einfache Volk stehende Protagonist wird letztlich zum Spielball einer dekadenten Oberschicht, die man hier in prächtigen Gelagen sieht und die nur so vor Arroganz sprüht. Auch historisch wird das nahende Kriegsende gut dargestellt, indem auch auf die inneren Unruhen in Deutschland aufmerksam gemacht wird. Untermalt wird das Ganze von einem großartigen Soundtrack Jerry Goldsmiths. Der Film erhielt einen BAFTA für die "künstlerische Leitung" und drei weitere Nominierungen.

          10
          • Sehr beeindruckend, was Du da wieder zusammengetragen hast! Spontan fällt mir noch ein „Good Thing“ von den Fine Young Cannibals aus dem Film „Tin Man“ Platz 1 USA und Georgy Girl von den Seekers aus dem Film „Georgy Girl“ (ein Lieblingssong meiner Großtante 😀) Platz 1 der USA Cash Box Charts und Nummer 1 in Australien, „Stayin’ Alive“ von den Bee Gees aus dem Film „Nur Samstags Nachts“ Platz 1 USA, „Lose yourself“ von Eminem aus dem Film „8 Mile“ Platz 1 Billboard Charts USA.

            6
            • 7
              MareikeHB 03.06.2020, 08:53 Geändert 06.07.2020, 15:54

              Der Zombie nähert sich. Gut, dass ich mein Schießeisen mit genug Munition dabeihabe. Gut, dass mir der zupackende Ving Rhames und der gerissene Ty Burrell, den ich bisher nur aus „Modern Family“ kannte, mit ihren Waffen im Anschlag zur Seite stehen. Und Sarah Polley. Sie nimmt kurz entschlossen den Untoten ins Visier und Kopfschuss. Das Blut spritzt. Die nächsten Zombis nähern sich. Wir feuern unsere Waffen. Kopfschüsse. Das Blut spritzt. Das herausquellende Gehirn hinterlässt Spuren auf Ty Burrells kariertem Hemd. Mehr Zombies, mehr Kopfschüsse. Wir baden im Blut. Wo bleibt Hilfe? Reicht die Munition? Es sind zu viele! Ich schaue in die toten Augen eines Untoten. Spüre seinen Biss am Hals. Aaarrrrgggg! Alles wird dunkel. Jetzt erkenne ich die Welt wieder. Ich habe gesunden Appetit. Auf Menschenfleisch!

              14
              • Zu „Die Vögel“ passt „Lieber ein Spatz in der Hand, als eine Taube auf dem Dach“, zu Scream „I scream, you scream, we all scream for ice cream“, zu „Nachts im Museum“ „ Nachts ist es kälter als draußen“. Ich höre besser jetzt auf. Das schöne ist ja, dass manche Sprüche gut wörtlich passen, manche in ihrem übertragenen Sinn und andere wiederum einfach nur die Absurdität des Films andeuten oder ironisch sind.

                9
                • MareikeHB 02.06.2020, 11:55 Geändert 02.06.2020, 13:23

                  Zu „Ein Hoch auf das Nichts“ passt „Von Nichts kommt Nichts“. Zu Rocky „Wie die Faust aufs Auge“.

                  7
                  • Sehr schön und inspirierend 😀! Sowohl zum Titel wie auch zum Inhalt des Films passen noch folgende Sprüche perfekt: zu „Der Kontrakt des Zeichners“ von Peter Greenaway „Ist das Kunst oder kann das weg?“, zu „Abgründe“ (The Upturned Glass, 1947) „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein“, zu „Ein neuer Stern am Himmel“ (1954) „Es ist noch kein Stern/Star vom Himmel gefallen“.

                    7
                    • 7
                      MareikeHB 02.06.2020, 08:47 Geändert 06.07.2020, 16:00

                      „Ein Hoch auf das Nichts“ ist ein absurd poetischer Dokumentarfilm, in dem teils wunderschöne und auch skurrile Aufnahmen aus der ganzen Welt kaleidoskopartig zusammengetragen werden. Leider ist meine Erinnerung an diesen Film schon etwas verblasst, da ich ihn vor zwei bis drei Jahren als Premiere auf Arte gesehen habe. Zu dieser Zeit war der Film nicht einmal in der imdb zu finden. Aber die Aufnahmen wurden weltweit von den unterschiedlichsten Filmemachern zusammengetragen und waren wirklich sehr beeindruckend sowie oft außergewöhnlich. Unterlegt wurde das Ganze von (pseudo) philosophischen Versen über die Absurdität des Daseins, vorgetragen von der tief, markanten Stimme des legendären Sängers Iggy Pop.

                      8
                      • 6 .5
                        MareikeHB 30.05.2020, 15:12 Geändert 06.07.2020, 15:59
                        über Zorro

                        „Zorro“ ist irgendwie so eine typische trashig unterhaltsame Actionkomödie aus den 70ern und erinnert ein wenig an die Bud Spencer/ Terence Hill Filme. Dazu passt dann bestens die total schrabbelige Bildqualität des Films im Streaming-Abo. Von dem Gerechtigkeitsdrama der Original-Story, wie z.B. sehr gut dargestellt in dem Klassiker „Im Zeichen des Zorro“, bleibt nicht viel übrig, denn nichts wird wirklich ernst genommen. Vielmehr fliegen hier reichlich die Fäuste und Säbel in teilweise slapstickartigen Action-Sequenzen.
                        Alain Delon ist jedenfalls ein sehr ansehnlicher und souveräner Zorro, der diese Rolle mit dem nötigen Augenzwinkern meistert. Der Humor ist kindlich, mit einem Diener, der immer nur „mimimi“ sagen kann und damit an die Muppet Show erinnert. Ein korpulenter Offizier bekommt ständig einen auf die Mütze, auch darf seine Hose dabei einmal platzen.
                        Immer, wenn dann dieser schmierig eingängige Zorro Song das Geschehen untermalt, weiß man nicht, ob man den Ton auf Stumm stellen soll oder einfach nur mitsingen soll. Zum Schluss gibt es dann noch ein ausgiebiges, fast zu ausgedehntes Säbelduell zwischen Gut und Böse. Also zumindest Kinder dürften ihren Spaß an diesem Film haben, wenn ihre verwöhnten Augen die miserable Bildqualität über sich ergehen lassen können.

                        9
                        • 9
                          MareikeHB 27.05.2020, 21:28 Geändert 06.07.2020, 16:02

                          "Die Mörder sind unter uns" von Wolfgang Staudte ist ein in jeder Beziehung faszinierendes Nachkriegsdrama und zählt wohl zu den historisch bedeutendsten deutschen Filmen überhaupt. Als erste DEFA Produktion nur ein Jahr nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden und mit Soviet Geld finanziert, schuf Staudte eine mutige Abrechnung mit dem nationalsozialistischem Deutschland und seinen Henkern voller Symbolkraft.
                          Die expressionischen Bilder des völlig zerbombten Berlins und der noch vorhandenen desolaten Behausungen verweisen auf den Gemütszustand der seelisch verwundeten Protagonisten und sind zugleich eine Verbeugung vor den großen deutschen expressionistischen Stummfilmklassikern der 1920er.
                          Nur der Kriegsverbrecher lebt hier in einer völlig heilen und adretten Welt. Doch dessen Glück wird durch den traumatisierten Protagonisten (Wilhelm Borchert) ernsthaft gefährdet.
                          Die völlig unterschiedlichen Charaktere werden von den grandiosen Schauspielern unglaublich auf den Punkt gebracht. Die teilweise theaterhafte Überzeichnung dieser Menschen passt perfekt zu dem expressionistischen Konzept. Die junge, bildhübsche Hildegard Knef überzeugte durch ihr natürliches, ausdrucksstarkes Spiel dermaßen, dass Hollywood sie unter Vertrag nehmen wollte. Damals lehnte sie dieses Angebot noch ab, da sie sich als Österreicherin ausgeben und einen anderen Namen annehmen sollte. Sie sah allerdings für eine Frau, die gerade aus dem Konzentrationslager befreit worden ist, viel zu wenig gezeichnet aus.
                          Auch finden sich im Film viele Aspekte eines Noir Films, insbesondere die perfekt eingesetzten Schatten. Die Kameraführung und Perspektiven überraschen immer wieder. Der Tod eines Menschen wird brillant ohne Worte in Szene gesetzt, indem ein nunmehr verwaister Arbeitsplatz gezeigt wird, die Tür mit ihrem Geläut wie von Geisterhand aufgeht. Erst dann wird der Trauerzug gezeigt. Der Film ist mit seiner kurzen Laufzeit ein kurzweiliges, zeitloses Meisterwerk!

                          18
                          • 8 .5
                            MareikeHB 24.05.2020, 19:32 Geändert 24.05.2020, 21:03

                            Der Gefangene von Zenda ist ein ganz klassischer, romantischer "Mantel und Degen" Kostüm-Film nach dem gleichnamigen Roman von Anthony Hope mit einem recht ausgefallenen Ende. Die bekannte Geschichte ist immer wieder, auch in Variationen, wie z.B. als Bestandteil der Komödie "Das große Rennen rund um die Welt", verfilmt worden.
                            Ein "schwacher" Prinz in einem fiktiven Balkanstaat soll durch einen fähigeren Doppelgänger ersetzt werden. Dieser ergreift die Gelegenheit, um einiges "zurechtzurücken", was faul im Staate ist. Den Zuschauern erwarten höfische Liebe, Intrigen und natürlich ein finaler Kampf zwischen Gut und Böse. Da der Balkan damals unter österreichisch-ungarischer Herrschaft stand, klingen die Namen der Protagonisten durch und durch deutsch. Die Inszenierung von Richard Thorpe ist konventionell, das Setting dabei bühnenhaft. Dafür werden die Zuschauer mit erstklassigen Schauspielern und gediegenen Dialogen verwöhnt. Sehr schön z.B. "Ein halbes Königreich für eine Zigarette!" in Anspielung auf Shakespeares "Ein Königreich für ein Pferd" aus "Richard III".
                            Stewart Granger mimt souverän den klassischen Helden und den schwachen Thronfolger in einer Doppelrolle. Deborah Kerr ist die schauspielerisch nicht so geforderte, aber schön anzuschauende, edelmütige Prinzessin.
                            Den würzigsten Part hat hier James Mason als äußerst schneidiger und machthungriger Graf Rupert von Hentzau. Leider sieht man ihn mit seiner süffisanten Arroganz erst zum Ende des Films häufiger. Höhepunkt ist dabei der absolut großartige Degen-Kampf zwischen Granger und Mason. Die beiden hatten sich ja auch schon in den legendären britischen Gainsborough Produktionen "The Man in Grey" und "Fanny by Gaslight" aus den 1940ern in den Haaren. Die Kostüme in diesem Film soll Mason übrigens schrecklich gefunden haben. Damit meinte er sicherlich das Baby-Blaue! 😁

                            8
                            • 6 .5

                              Vielleicht sind meine Erwartungen in Sachen Fantasie und Humor durch Monty Python überhöht, aber gerade in Sachen Humor habe ich bei „Time Bandits“ mehr erwartet. Am meisten lachen konnte ich über den kleinen, aber feinen Show Act von John Cleese als wirklich entzückender Robin Hood. Auch David Warner als Oberbösewicht und die sechs originellen „Zwerge“ überzeugen. Die anderen Darsteller, der Junge, Ian Holm und Sean Connery, die beiden letzteren in recht kleinen Rollen, konnten hier nicht wirklich punkten. Trotz allem ist dies eine wirklich fantasievolle und insgesamt recht unterhaltsame (Traum-) Reise durch die Zeit und fantastische Welten.

                              12
                              • 5 .5
                                MareikeHB 21.05.2020, 20:55 Geändert 21.05.2020, 21:00

                                „Der Chef“ ist leider ein weniger meisterhaftes Werk des stilbildenden französischen Meisterregisseurs Melville. Dabei startet der Film vielversprechend, wenn auch schon gemächlich, mit einem sorgfältig inszenierten Banküberfall. Die Farben und die Bildästhetik, die die Kamera einfängt, sind schon beeindruckend. Auch schauspielerisch ist alles im grünen Bereich mit einer Top Besetzung von Stars wie Alain Delon (wieder einmal eiskalt, aber diesmal als Polizeiinspektor), Richard Crenna und in einer kleineren Rolle Catherine Deneuve.
                                Das Hauptproblem dieses Filmes ist, dass er furchtbar langatmig ist. Am enttäuschendsten in dieser Hinsicht ist der Mittelteil des Films. Hier wird der Raub eines mit Drogen gefüllten Koffers in ca. 20 Min. Echtzeit gezeigt. Dabei sieht man, wie sich der Räuber gefühlt zwanzig Mal wäscht, eine Eeeeeewigkeit die Haare kämmt und gemääääächlich umzieht, ehe er müüüühsam irgendwelche Türen öffnet, um den Koffer zu entwenden. Dabei wäre ich fast eingeschlafen, wenn dazwischen nicht diese laienhaften, unfreiwillig komischen Special-Effects gewesen wären: Ein Modellhelikopter fliegt über einer Märklin-Modelleisenbahn, die Nahaufnahmen mit dem Helikopter wurden dabei offensichtlich im Studio gedreht. Solche Aufnahmen sind eines großartigen Regisseurs einfach nur unwürdig, zumal er diese Szenen auch noch zu oft wiederholt! Anscheinend stört es kaum jemanden, dass die Szene inhaltlich ebenfalls missglückt ist, da einfach zu unglaubwürdig. Auch wenn das Ende wieder etwas versöhnlicher stimmt, lassen einen die eher spärlich eingesetzten Protagonisten in diesem Film letztlich leider völlig kalt.

                                11
                                • 8 .5
                                  MareikeHB 15.05.2020, 18:58 Geändert 15.05.2020, 19:11

                                  Zum 111. Geburtstag von James Mason, R.I.P!:
                                  "Mord an der Themse" ist eine interessante und unterhaltsame Sherlock Holmes Variante, hat aber mit Sir Conan Doyles bekannten Sherlock Holmes Geschichten bis auf die beiden Protagonisten nichts zutun. Vielmehr geht es um den Frauenmörder Jack the Ripper und eine politische Intrige. Handwerklich ist diese Verfilmung durch und durch überzeugend in Szene gesetzt: das nebelige, schattige London mit ästhetischen Farbakzenten zeigt sich manchmal von einer expressionistischen Seite. Der Soundtrack unterstützt die Spannung, erinnert dabei gelegentlich etwas an John Williams Thema zum Film "Der weiße Hai". Auch mit Blut wird hier nicht gespart.
                                  Christopher Plummer ist als Holmes überzeugend und zeigt sich gar einmal von einer emotionalen Seite. James Mason verkörpert hervorragend einen klassisch angelegten Dr. Watson. Der Humor ist oft herrlich trocken, z.B. wenn Watson beim Mittagessen versucht, seine letzte Erbse "in die Enge zu treiben". Die Nebenrollen sind mit Sir John Gielgud, Genevieve Bujold und Donald Sutherland ebenfalls sehr prominent besetzt.

                                  Hier die Szene mit der Erbse:
                                  https://www.youtube.com/watch?v=h1aJoWg4vGo

                                  12
                                  • 5
                                    MareikeHB 15.05.2020, 15:23 Geändert 31.05.2020, 10:01

                                    Sch‘ti ischt wirklisch ein söner Dialekt, den isch immer schehr gerne höre. Anschonschten bietet diesches Luschtschpiel gute franschöschise Hauptdarschteller, unnötigesch verkitstesch Drama und hat abgeschehen von dieschem dollen Dialekt scho überhaupt kein Witsch. Ischt alscho schiemlich unluschtig und längscht nischt scho gelungen wie „Willkommen bei den Sch‘ tis“. Dieschen Film gibtsch esch gerade in der ZDF Mediathek zu sauen.

                                    14
                                    • Schöne Liste! Ansonsten noch lohnenswert bei Prime: Stadt der Frauen von Fellini, Das Biest muss sterben von Chabrol, Das Böse unter der Sonne nach Agatha Christie, City of God, Die Klapperschlange, No Country for Old Man von den Coens, Dead Man von Jarmusch, Der Mann, der zu viel wusste von Hitchcock (beide Versionen!), Mord im Orientexpress von Lumet, ...

                                      4
                                      • 8 .5
                                        MareikeHB 13.05.2020, 17:58 Geändert 13.05.2020, 20:32

                                        Streaming Empfehlung für Cineasten: "Stadt der Frauen" ist eine bildgewaltige Groteske des großen Frederico Fellini. Der Handlungsverlauf folgt keiner wirklichen Geschichte, vielmehr wird immer deutlicher, dass der Protagonist (großartig: Marcello Mastroianni) träumt und zwar von Frauen.
                                        Zunächst ist es noch eine recht realistische sexuelle Fantasie, dann werden die Ereignisse im wahrsten Sinne des Wortes traumhafter. Nach seinem Annäherungsversuch bei einer Frau, zeigen sich seine unterbewussten Schuldgefühle. Er wird auf einem surrealen Feministinnen-Kongress mit allen erdenklichen feministischen Strömungen und Aktionen konfrontiert, die zunehmend bedrohlich auf in wirken.
                                        Aus seiner Todesangst, angedeutet durch einen Treppensturz und den Schatten eines Sichelmannes, erlöst ihn eine abgrundtief hässliche Frau, die ihn mit einem Motorrad zum Bahnhof bringen soll. Diese überredet ihn zu einem Zwischenstopp, um Samen in einem Gewächshaus zu setzen (Symbol fürs Leben und Fortpflanzung), was jedoch in einen Vergewaltigungsversuch seitens der Frau mündet (= Schuldgefühl für seine Triebhaftigkeit).
                                        Nach einer skurrilen Autofahrt mit verführerisch, bedrohlichen Feministinnen, landet er schließlich bei einem Supermacho, der wie in einer Festung lebt, um sich vor den Feministinnen zu schützen (= Schutz seiner Männlichkeit). Hier wird er mit einer wundersamen Galerie von Verführerinnen konfrontiert, einer sonderbaren Party und schließlich mit seiner Ehefrau. Dabei treten Beziehungsprobleme zum Vorschein. Schließlich begibt er sich noch auf eine Reise in seine sexuelle Vergangenheit, um sodann vor einem kafkaesken Gericht zu landen... Es ist eine visuell faszinierende, vielleicht manchmal auch etwas anstrengende, ausgedehnte filmische Traumreise. Fellini zaubert mit gemäldeähnlichen Bildern vor künstlerisch beeindruckenden Kulissen. Dabei lotet er das Wesen und Klischeevorstellungen von Frauen und Männer gekonnt satirisch aus.

                                        14
                                        • 10
                                          MareikeHB 11.05.2020, 18:51 Geändert 13.05.2020, 18:34

                                          „Nur die Sonne war Zeuge“ ist so ein Film, bei dem für mich alles stimmt: die schlüssige Story des Mörders und Hochstaplers Tom Ripley nach Patricia Highsmiths Romanvorlage, das traumhafte Setting Italiens, die Stars, die hier eine absolute Augenweide sind, allen voran Alain Delon. Seine blauen Augen strahlten selten heller! Die meisterhafte Regie René Cléments, die hervorragende Kameraarbeit und die effektive Filmmusik von Nino Rota runden das spannend, böse Vergnügen ab. Auch wenn die Neuverfilmung mit Matt Damon und Jude Law ebenfalls zu gefallen weiß, kommt sie an dieses Original in meinen Augen nicht heran. Dieser anspruchsvoll unterhaltende und sinnliche Film ist ein Werk voller Ausstrahlungskraft!

                                          14
                                          • Schöne Wertschätzung eines hervorragenden Charakterdarstellers aus alten Zeiten. Er verleiht seinen Filmen eine gewisse Würde.

                                            7
                                            • 10
                                              MareikeHB 08.05.2020, 18:20 Geändert 18.07.2020, 23:37

                                              Der anspruchsvolle, mit Ruhe erzählte, Ost-West Spionagefilm „Anruf für einen Toten“ von Sidney Lumet ist die gewollte Antithese zu jedem James Bond Film und damit definitiv kein Actionspektakel. Die Romanvorlage stammt schließlich von John Le Carré und hat auch hier ihren Focus nicht auf strahlende Über-Agenten, sondern auf Realismus, insbesondere in der Figurenzeichnung. Lumet versteht es meisterlich seine herausragenden, international besetzten Charakterdarsteller zu führen: James Mason als desillusionierter Agent, Harriet Andersson als seine ständig fremdgehende Ehefrau, ein durchtriebener Maximilian Schell, eine tragische Simone Signoret und ein wie immer ur-britischer Harry Andrews. Das Produktionsdesign ist detailverliebt, jede Kameraeinstellung farblich perfekt durchkomponiert, meist in „farblosen“ Schlammfarben.
                                              Formal weist der Film viele Bezüge zu klassischen Noir Filmen auf: die düstere Atmosphäre, die Schatten und der Zynismus. Die Entlarvung des gesuchten Verräters findet im Theater bei einer Shakespeare-Aufführung von Edward II statt. Der Dialog im Shakespeare Stück ist dabei in Hitchcock-Manier perfekt auf den Film zugeschnitten. Die Action ist sehr wohl dosiert, die Dialoge sind oft pointiert witzig, die Charaktere unkonventionell und der Soundtrack mit der entspannten Jazzmusik von Quincy Jones extrem chillig. Der Film wurde fünffach für den BAFTA nominiert.

                                              9
                                              • Interessante Liste! Wo kommen die Zahlen her? Du kannst noch James Mason hinzufügen, der auch ein Meister des Sterbens ist. Bei 49 gesichteten Filmen von laut IMDB 155 Einträgen ist er immerhin 19-20 Mal dahingeschieden, also in jedem zweiten bis dritten Film. Bei Lolita bin ich mir gerade nicht mehr sicher. Da ich noch einige Filme von ihm auf der Watchlist habe, ist zahlenmäßig sicherlich noch Luft nach oben.

                                                6
                                                • 8 .5
                                                  MareikeHB 05.05.2020, 12:12 Geändert 05.05.2020, 15:12

                                                  Meine Streaming-Empfehlung "Das Biest muss sterben" ist ein weiterer bitterböser Thriller von Großmeister Claude Chabrol und gehört sicherlich zu seinen besten Filmen. Hier wird eine Selbstjustizgeschichte (Vater will sich an dem Mörder seines Sohnes rächen, der nach einem Unfall Fahrerflucht beging) und ein Familienportait (Familie des Mörders) auf dramatische Art brillant miteinander verknüpft. Die Charakterzeichnungen sind hervorragend und die Schauspieler allesamt großartig. Wie allein schon in zwei Einstellungen nur durch Mimik und Lachen die Mutter des "Biests" charakterisiert wird, ist wirklich sehenswert. Auch in diesem Film durchleuchtet Chabrol menschliche Untiefen in der vermeintlich idyllischen französischen Provinz. Interessante Wendungen verleihen dem Werk große Spannung und Bezüge zu bekannten griechischen Tragödien die nötige geistige Tiefe. Als effektvolle Todesmelodie für die tragischen Opfer dieser Geschichte setzt Chabrol "Vier ernste Gesänge" von Brahms ein. Wären die Entdeckung des Mörders zu Beginn des Films und eine Fernsehberichterstattung etwas glaubwürdiger gewesen, hätte ich diesem Meisterwerk 10 Punkte spendiert!

                                                  17
                                                  • Oh Mann, da hast Du Dir ja viel vorgenommen! 😀 Spontan fallen mir noch ein, von den Filmen, die Du sicherlich auch kennst: Es, Reise zum Mittelpunkt der Erde, in 80 Tagen um die Welt, Robin Hood, Prinz Eisenherz, Zorro, der Gefangene von Zenda, Lolita, Batman, Superman, Spiderman, Dracula, Frankenstein, die Disney-Remakes, überhaupt ganz viele Litaraturverfilmungen. Wenn Du Deine Filme durchgehst, fallen Dir wahrscheinlich noch viel mehr ein. 😀

                                                    5