mattxl - Kommentare
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Alle Kommentare von mattxl
Ich wurde gruppenzwangsverpflichtet zu einem Film, den ich eigentlich schon mit "Kein Interesse" markiert hatte und bei dem die Bewertungen meiner MP-Freunde - wenig hilfreich! - zwischen "Hass-" und "Lieblingsfilm" streuen. Ergebnis: Ich bin verliebt. In Mindy. Natürlich rein "platonisch", schließlich ist die 11. Und zudem gehört sie zu jener Sorte von Terror-Kids, deren schwierige Kindheit zu einem schwer tolerierbaren Sozialverhalten geführt hat, nämlich unentwegt mit Butterfly-Messern um sich zu werfen und wie vom Wahnsinn getrieben wild durch die Gegend zu ballern. Aber ohne Zweifel reißt sie den Film. Ja, das ist alles - wie immer unter dem Deckmäntelchen, der Gerechtigkeit müsse Genüge getan werden - gaaaanz schlimm gewaltverherrlichend. Mindy ist halt nicht Gandhi. Aber wenn man für einen Moment nicht erwartet, dass das Kino eine moralische Besserungsanstalt sein soll - dann ist das ziemlich böse-vergnüglich, lustig und gut gemacht.
Toll die Musik von Max Richter. Grundsympathisch und jederzeit unterstützenswert das Anliegen des Films. Schön, wenn der ein oder andere Zuschauer anfängt, über die einzelnen Sinne und ihre Bedeutung nachzudenken. Die Darsteller: Ok (ich werd nie ein McGregor-Fan).
Eigenartigerweise hat mich der Film - anders als viele hier - nicht wirklich berührt. Ich mag es einfach nicht, wenn mir die Message eines Films unentwegt entgegengeschrien wird. Das ist hier leider auf Schritt und Tritt der Fall.
Spoiler: Eigenartig das Ende des Films: Wenn ich es recht verstanden habe, wird die "dann-doch-noch-Liebe" der Protagonisten auf den Infekt zurückgeführt, der im letzten Stadium, kurz vor der Blindheit, noch mal letzte Zuckungen in den Gehirnlappen verursacht, die dann irgendwie mit Liebe zu tun haben sollen. Ziemlich kruder Biologismus find ich.
Es ist schon sensationell, wie Felicity Huffman hier alle Geschlechtsregister durcheinanderbringt: Eine Frau, die einen Mann spielt, der eine Frau sein möchte, der kurz davor ist, es zu werden und bei dem man auf Schritt und Tritt spürt, dass er ein Mann ist. Und der nun plötzlich mit den Folgen seines biologischen Mannseins konfrontiert wird...
Besonders gelungen die Balance aus tragischen und komischen Momenten, alles mit sehr viel Charme und Einfühlungsvermögen erzählt. Hervorzuheben ist schließlich Fionnula (Was für ein Name!) Flanagan, die als quietschbunte und durchgedrehte "Tyrannen-Mutti (bzw. Oma) mit Herz" brilliert.
Ein bisschen trutschig und behäbig das ganze, gleichwohl gerät man zu keinem Zeitpunkt in die Versuchung, den Fernseher abzustellen. Das ist ja auch schon mal was. Einer von diesen Filmen - ist unten schon mal bemerkt worden - für die der Sonntag-Nachmittag der ideale Sendeplatz ist. Madonna macht ihre Sache hier übrigens sehr gut - ihre Rolle erfordert allerdings auch nicht gerade die Qualitäten einer Charakterdarstellerin. Großartig, wie sie sich immer wieder beherzt in den Dreck wirft (ungedoubelt!), um das Spiel noch einmal herumzureißen. Am besten jedoch, wie sie einer Analphabetin anhand von Pornos Lese-Unterricht erteilt. Man merkt gleich: Da ist sie in ihrem Element. Geena Davis ist für meinen Geschmack ein bisschen zu sehr die "heilige Unschuld". Da grenzt das Brave dann doch manchmal zu sehr an den Bereich der Nervensägigkeit. Zum Schluss wirds rührend. Und, ja, man muss schon ein Stein sein, wenn einem da nicht das Herz aufgeht.
Ein Melodram. Deutschland 1970. Älterer Mann und junger Typ verlieben sich. Aus der Liebe wird schnell eine Form von Sklaverei. Die Ex-Freundinnen der beiden tauchen auf. Schnell geht das sexuelle Begehren überkreuz und durcheinander. Am Ende ist der junge Mann tot.
Das klingt nicht nur nach Fassbinder - das ist auch Fassbinder. Verfilmt allerdings von Francois Ozon. Klingt interessant: Wie geht das zusammen? Der blei-ernste Deutsche, der sich Ironie höchstens einmal in ihrer gallig-verbittertsten Form erlaubt und der leichtfüßige Franzose, der sowohl luftige Kommödchen (Sitcom, Schmuckstück, 8 Frauen) aber auch sonnendurchflutete Dramen kann (Swimming Pool)?
Es geht gar nicht zusammen. Ozon begeht diie Todsünde des Melodrams: Er nimmt seine Figuren nicht ernst und gibt sie der Lächerlichkeit Preis. Viertelstündig wird der Zuschauer mit "Auf der schwäbsche Eisebahne" gequält, der junge Mann muss in einer Krachledernen posieren und unentwegt die Lorelei aufsagen, weils ja so schön deusch ist. Die Frauen: nichts weiter als dumme Gänse, irgendwo zwischen Hysterie und Dschungel-Camp-Kandidatin. Unvermeidliche Tanzeinlagen inbegriffen. Schlimm all das. Das soll wohl eine Verbeugung vor Fassbinder sein - man ahnt allerdings mit welcher Geschwindigkeit dieser im Grabe rotiert angesichts dieser Verwurstung seines Stoffs.
Dreckloch, verdammtes. Dreckloch, verdammtes.
Vor ein paar Tagen habe ich mal wieder "Wer hat Angst vor Virginia Woolf" gesehen. Seitdem höre ich Stimmen. Immer wieder ruft es in mir: "Dreckloch, verdammtes. Dreckloch, verdammtes." Ich bitte jetzt keine voreiligen Schlüsse auf den Zustand meiner Wohnung zu ziehen. Es liegt einzig und allein an der großartigen Elisabeth Taylor bzw. ihrer ebenso großartigen Synchronstimme Hannelore Schroth, dass es nun immer wieder so in mir ruft. Und ich bitte die vereinigten Moviepiloten um Hilfe, um mich von diesen Stimmen zu erlösen: Wie heißt denn nun dieser verdammte Bette-Davis-Film, aus dem die Taylor da zitiert????
Über den Film selbst muss man wohl kaum noch etwas sagen. Wer so ein Debütwerk ablegt, wie es Mike Nichols hier tut, bei dem darf man wohl von einem Wunderkind sprechen - und zwar eines, das in der Folge Klassiker am laufenden Band abgelegt hat. Mehr Psychodrama war nie. Manche Szene ist in ihrer Unerträglichkeit kaum auszuhalten. Liebe als Krieg, ja Massaker mit den Mitteln der alkoholgetränkten Verbalinjurie. Die kontinuierliche Demütigung des anderen als der letzte Weg, noch einmal etwas von jener Intensität des ersten Verliebstseins zu spüren, die längst im Räderwerk des Ehealltags zermahlen wurde. Was die drei Darsteller Taylor, Burton und Dennis hier abliefern (Segal klammer ich mal ein, der fällt etwas ab), ist eigentlich schon kein Schauspiel mehr, das ist eine Operation am lebenden Körper.
Groß in (fast) jeder Hinsicht. Bilder, die einfach atemberaubend sind, in ihrer Schönheit und ihrem Grauen. Und groß das Thema: Erneut eine Fabel auf das spannungsvolle Verhältnis von wissenschaftlicher Neugier und wissenschaftlichem Hochmut. Die zentrale, immer wiederkehrende Frage: Warum haben die Götter ("Ingenieure") uns einst erschaffen, dann aber "ihre Meinung geändert" (why they changed their mind")? Die seltsame Frage will nichts anderes wissen, als warum wir nun von den Göttern verlassen sind. Erst in dieser Verlassenheit wird Wissenschaft ("Prometheus") möglich, mit all ihren segensreichen, aber auch fatalen Folgen. Der Film ist verrätselt und lädt ein zur Spekulation (wer ist das Opfer am Anfang? Warum verlassen die Ingenieure uns? Was haben sie mit den Aliens zu tun?). Vor allem ist er eine krachende Meditation darüber, ob eigentlich lebende oder tote Götter für den Menschen "besser" sind - wo wir doch die gleiche "DNA" haben.
Auf der Minus-Seite von Prometheus verbuche ich: die Figurenzeichnung bleibt recht flach. "Ripley" wird hier quasi auf zwei Firguren aufgespalten (Theron/Rapace). Beide machen ihre Sache gut, sind aber eben als Einzelfiguren nicht mehr so komplex, wie es Ripley war. Fassbender: Nun ja, er ist halt ein Android und kann gattungsgemäß nicht wirklich glänzen. Trotzdem: Großes Kino. Am besten den "Hype" vergessen, die Bilder/Story wirken lassen und sich von der "Verführung zur Spekulation" anstecken lassen.
Noch keine 10. Aber vielleicht muss ich da in ein paar Wochen noch mal mit den Punkten raufgehen. Unendlich tragisch - und sehr klug. Es zerreißt den Zuschauer förmlich - weil er sie alle "verstehen" kann - den Verunglückten, der im Selbstmitleid zerfließt und um sich beißt, die trostsuchende Freundin, den mit dem Feuer spielenden Arzt, seine verletzte, gleichwohl beherrschte Frau, die Tochter, die längst alles weiß und das zweite Unglück prophetisch kommen sieht. Open Hearts ist wie ein Schlag in die Magengrube, nachdem einem bereits zuvor die Rippen gebrochen wurden.
Kannte Desiree Nosbush damals nur aus dem ARD-Kinderprogramm: Da moderierte sie zusammen mit Anke Engelke irgendwas für Kinder, deren Eltern mal wieder nicht das Geld hatten in den Urlaub zu fahren, und die sich deshalb in den Ferien vor der Glotze lümmelten, um lustigen Spielchen bei der Internationalen Funkausstellung zuzusehen.
Und natürlich: Ich kannte sie aus der BRAVO. Die berichtete damals ausführlichst über den "Skandalfilm" DER FAN und musste dabei das schwierige Probleme meistern, dass der Film FSK 18 war - ihre Leserschaft allerdings deutlich jünger. Natürlich war das damals alles im Ton hochtrabender Empörung vorgetragen ("Wie kann sie nur - eben noch im Kinderprogramm und nun das...") - und wie immer schwang in der Empörung ein sabbernder Voyeurismus mit, der sich gar nicht satt sehen konnte an der ganzen Ferkelei ...
Nach 30 Jahren konnte ich ihn nun endlich sehen. Na gut: "Endlich" stimmt nicht wirklich, denn ehrlich gestanden war das Thema mir eigentlich immer schon egal, nur die BRAVO hatte es geschafft mir einzureden, es sei für mich relevant. "Der Fan" ist ein sehr seltsamer Mix aus "Nicht-mehr-ganz-so-Neues-deutsches-Kino", "Bilitis" bzw. "Reifezeugnis" und Splatter. Als Experiment und Dokument seiner Zeit bemerkenswert - allerdings auch unglaublich hölzern und handlungsarm. Großartig allein die Musik von Rheingold: "Du bist nur ein F-A-N... Du bist nur ein F-A-N ...."
Für ein Debüt sehr beachtlich. Leider gelingt es Posin nicht wirklich, die tragischen und komischen Elemente der Geschichte - alle im Übermaß vorhanden - zu einem stimmigen Ganzen zu verbinden. Als Satire auf die "Pillen-Gesellschaft" ganz gut, als Todes-verarbeitungsdrama eher mäßig (obwohl Jamie Bell sehr gut ist!). Wie aus den tolpatschigen jugendlichen Kindesentführern Killerbestien werden, mag verstehen wer will - mir blieb das schleierhaft und fand diesen Erzählzug recht anstrengend.
Das war mein erster Kinofilm - und nun muss ich hier so gemeine User-Kommentare darüber lesen. Och menno...! Aber gut, ist lange her - und die Erinnerung daran, zum ersten mal im einem richtigen Kino gewesen zu sein, ist größer als die Erinnerung an den Film. Von diesem erinnere ich aber immerhin noch überwältigende Sequenzen von tosendem Meer und unendlichen Wassermaßen, die die norddeutsche Provinz, aus der auch ich komme, überfluten - und natürlich Lina Carstens und Gert Fröbe, die ich immer sehr mochte (erinnerten immer an Opa und Oma). Bestens erinnerlich ist mir auch noch eine wahnsinnig unheimliche Grundstimmung des Films - zumindest empfand mein zartes Kindergemüt das als wahnsinnig unheimlich. Alle diese Erinnerungen reichen allerdings nicht, um den Film werten zu können. Entschieden widersprechen muss ich allerdings den unten stehenden usern, wenn sie so auf der Novelle herumhacken: die ist nämlich toll - wenn sie nicht gerade als Schullektüre vergurkt wird.
Irgendwie sind hier die Cast-Angaben falsch: Hauptdarsteller sind Marcelllo Mastroianni und Ursula "Un-Dress"-Andress. Bitte mal korrigieren.
Wir befinden uns in einer fernen Zukunft, in der wunderbarer Weise die knallbunten Farben der Swinging Sixties wieder in Mode sind (Styling des Films ist der Hammer!). In Mode gekommen ist auch eine Spielshow, deren Sinn darin besteht, Mensch zu jagen = zu töten - bzw. sich den Verfolgern zu entziehen. Ein Zufallsgenerator bestimmt, wer zu den Opfern und wer zu den Verfolgern gehört. Niemand weiß aber, ob die Menschen in der Umgebung zu den Opfern oder Killern gehören. Man kennt nur den eigenen Auftrag. Wer 10 Duelle überlebt hat, hat gewonnen.
Nein, dies ist nicht die 273. Umsetzung irgendeines bekloppten Computerspiels, sondern eine ziemlich schrille und wendungsreiche Satire auf den Medienbetrieb und das offensichtlich schon in den sechzigern um sich greifende "sensation-seeking". Das ist nicht sonderlich tiefgründig - später hat man Ähnliches besser gesehen. Vor allem stößt auf, in was für einer luftig-leichten Bonbon-Verpackung der ernste Stoff daherkommt. Gleichwohl: Unterhaltsam ist das Ding allemal.
Durchaus sehenswerte Doku, die dieses und jenes im Leben der Dietrich noch einmal anders beleuchtet. Filmisch fällt sie gegenüber der Doku von Maximilian Schell deutlich ab. Schells "Glück" war es bekanntlich, dass er die Diva selbst nicht filmen durfte und sie nur im Off zu hören ist ("Alles Quatsch", "Son Blödsinnn" etc.). Sie zwang ihn, das Mysterium zu waren. Der so in die Knie Gezwungene dürfte ihr nachträglich dafür dankbar gewesen sein ...
Unerfindlicher Weise findet sich dieser Tatort im Tatort-Fundus-Ranking ganz weit vorn (Platz 13!). Wer hätte das gedacht. Finde Frau Lürsen hat ein bischen Pech mit ihren Drehbüchern, die sich zu 90 % in zwei Kategorien aufteilen lassen: Entweder sie gehören in die Kategorie "Hilfe, nun ist die Kommissarin schon wieder eingesperrt!" oder in die Kategorie "Das böse Schwein sitzt natürlich immer gaaaaaaaannnz weit oben". Dieser gehört mal wieder in die letzte Kategorie und möchte uns dabei ein bischen Grusel einjagen. Geschafft hat er allerdings lediglich, uns ein befremdetes Stirnrunzeln ins Gesicht zu zaubern.
Ich habe selten einen Film gesehen, der sich so konsequent allen Zuschauererwartungen verweigert. Hier wird nichts gedeutet, nichts gewertet, nichts pornographisch skandalisiert, - ganz einfach, weil es sich von selbst versteht. Schleinzer interessiert sich für etwas anderes: Die Interaktion eines Kidnappers und seines 10jährigen Opfers nach wohl mehrjähriger Gefangenschaft, das Funktionieren des abnormen Täters in einer "normalen Gesellschaft". Und zwar ausschließlich. Nichts, absolut nichts lässt etwas über die Vergangenheit der Protagonisten erahnen. Damit sind auch alle Erklärungsversuche a la "schlimme Kindheit" etc." verbaut. (Kleiner Spoiler) Noch zum Schluss lässt Schleinzer den Zuschauer allein. Ich bin vermutlich nicht der einzige, der sich da gewünscht hat, es möge da wenigstens ein Klopfen geben, die Kamera möge wenigstens den Bruchtteil eines Gesichts einfangen oder so - nur für ein paar Sekunden. Doch nein. Immerhin: Eine ungewisse Hoffnung lässt der Regisseur dem Zuschauer.
Besser man folgt dem DVD-Link zum "FC Venus" nicht, denn damit hat die "Blonde Venus" natürlich gar nichts zu tun. Die Blonde Venus ist ein Sternberg-Melodram, das seinerzeit an der Kasse floppte, in der Rückschau allerdings hochinteressant ist, weil die Dietrich hier zum ersten (und wohl einzigen Mal?) das treusorgende Mütterchen spielt. Soweit so langweilig. Interessant wird es, weil widrige Umstände die grundgute Helen zwingen, ihre moralische Integrität ins Schlingern geraten zu lassen. Niemand anderes als der junge Cary Grant in einer seiner ersten Rollen droht ihr, den Kopf zu verdrehen und das familiäre Unheil nimmt seinen Lauf. Aus dem Mütterchen wird der Vamp - der hier lustigerweise in einer unvergessbaren Szene einem Gorilla-Kostüm entsteigt und die begeisterte Menge mit einem Voodoo-Tanz erfreut (inkl. Gesangseinlage "Hot Voodoo"). Doch der neue Star fällt tief, sehr tief. Mehr Elend war nie um die Dietrich herum - ehe das Leben dann doch wieder zu funkeln beginnt. Die Blonde Venus bietet - man ahnt es - nicht gerade revolutionäre Moralvorstellungen, gleichwohl ist es höchst erstaunlich, mit welcher Souveränität die Dietrich hier alle Transformationen ihrer Rolle meistert. Absolut sehenswert.
Nun ja, die Geschichte stammt halt aus einer Zeit ("gothic novel"), als unschuldige Mädchen und tugendsame Mönche noch auf das Heftigste die Phantasien zu befügeln vermochten. Kann man gut gucken, auch wenns ab und an mit dem Hokuspokus ein bischen viel wird und man sich eine stärkere Modernisierung gewünscht hätte. "Horror-Feeling" stellt sich selten ein. Dominik Moll gelingen einige Szenen von großer Intensität (die Prozession! die Schlussszene!) Leider ist dann auch oft der Kitsch nicht fern. Vincent Cassel ist großartig wie immer.
"Der Tod einer Bestie" ist "Das Fest des Ziegensbocks". Leider liegen Welten zwischen dem großartigen Roman von Mario Vargas Llosa, der die abgründigen alleszerfressenden Mechanismen einer Diktatur packend und ergreifend auszuleuchten verstand - und der Verfilmung durch seinen Cousin Luis Llosa. Erinnert von den Dialogen und der Dramaturigie her dann leider doch zu oft an Telenovela. Die Verfilmung des vom Stoff her verwandten "Geisterhauses" ist da um Längen besser. Schauspielerisch vermochte mich nur Paul Freeman zu überzeugen. Wenn man schlechte Texte aufsagen muss, ist selbst Isabella Rosselini überfordert.
Regisseure und ihre Zeit. Vorweg: Frenzy ist ein guter Film. Da steckt vieles drin, was einen Hitchcock ausmacht. Der unschuldig Verfolgte, skurriler Witz, Suspense bis zum Abwinken. Aber es fehlt deutlich etwas. Das ist umso erstaunlicher, weil man Hitchcocks Freude spürt, hier nun endlich etwas filmen zu dürfen, was ihm vorher verboten war. Der Zeitgeist erlaubt ihm Brüste, Sex und SM zu zeigen, wie das vorher kaum denkbar war. Auch der Drehort: Immer hat man schon vermutet, dass London eigentlich sein Lieblingsdrehort wäre. Alles ideal. Aber irgendwie wirkt das heute seltsam gestelzt. Böse formuliert: eine Altherrenphantasie oder allzu modisches Wellenreiten. Was mich zu der These verführt: Je weniger man Regisseuren erlaubt, desto besser werden sie.
Nur 4 Bewertungen bei Desire????? Unfassbar. Liegt es daran, dass der Film mal "Perlen zum Glück" hieß und unter diesem Titel bekannter ist?
Aber gut, Desire ist eher einer ihrer heute unbekannten Filmen. Vollkommen zu Unrecht. Sie selber fand ihn klasse - und das hat sie bei wenigen ihrer Filme gesagt. Ihr Urteil - das gilt mit Blick auf Politik wie auch auf ihr eigenes Schaffen - war unglaublich treffsicher. Die Dietrich hatte - meist immer - "Instinkt".
Als Juwelendiebin schafft sie es in unglaublich komisch-raffinierter Weise ein Collier an sich zu bringen. Und sie schafft es trickreich sogar, die Perlen außer Landes zu bringen. Aber ihre kriminelle Energie wird - natürlich - durchkreuzt vom amourösen Begehrlichkeiten.
An "Desire" klebt der Begriff "Lubitsch-Touch", obwohl der Ruhm unbestritten Frank Borzage gehört. Lubitsch hat vermutlich nur mal kurz die Kamera gehalten oder ne Szene im Drehbuch geschrieben. Man weiß es nicht so genau. Aber der Begriff klebt zu Recht an dem Film: Er hat alles, was eine leichfüßige, anzügliche und champagner-perlende Komödie ausmacht.
Goldie Hawn ist unfassbar gut - die Bergman in ner Comedy für mich die große Überraschung - macht sie sehr gut. Ich fremdel hier mit Walter Matthau. Da hätte ich mir jemand anderes vostellen können. Trotzdem: Auch nach 40 Jahren - absolut lusitig und sehenswert.
Manchmal greift man zu einer DVD, bei der man O-Ahnung hat, was einen erwartet. Irgendein Schlüsselreiz sorgt dafür, dass man alle MP-Prognosen und Kommentare außer acht lässt und einfach einen Film kauft und guckt, wie er ist. (Ab und an übrigens eine tolle Erfahrung!). In diesem Fall war es ein kleines Bild vom Berliner Hauptbahnhof auf der Rückseite der DVD-Hülle, mit dem ich ganz persönliche Erinnerungen verbinde, das mich faszinierte: So morbid-düster habe ich ihn noch nie gesehen. Klappentext war auch nicht ohne. Also mal einpacken.
Ich bin kein großer Fan von Animationsfilmen - bisher konnt ich mich nur für "Waltz with Bashir" und "Persepolis" zur Begeisterung aufschwingen. Metropia reicht da nicht ganz heran, weil ich die Geschichte nicht gut erzählt fand (Stig Larson als Drehbuchautor hin oder her). Aber die Bilder sind schlichtweg sensationell.
PS: Ich kann nur jedem wünschen, dass er Metropia nicht auf so einem kleinen Bildschirm wie ich gucken muss.
PPS: Das dürfte der letzte Film von Marlene Dietrich sein, in dem Marlene Dietrich nicht mitgespielt hat. Und, ja: Sogar der Erste Bürgermeister von Hamburg hat einen Auftritt, von dem er allerdings vermutlich nichts weiß.
Fassbinders xte Variation zum Thema "Liebe und Ausbeutung". Diesmal an einem schwulen Paar durchdekliniert. Und wie jedes mal hat Fassbinder auch hier nach der Premiere Prügel von den jeweiligen Interessensgruppen bekommen. Idealisierte Figuren/Beziehungen waren definitiv nicht sein Ding - und mancher Kinobesucher, um ein positives Selbstbild bemüht, fand hier nichts, was dazu einlädt.
Lustig, witzig, ironisch ist nichts davon. Den Film durchweht ein heiliger Ernst, der schon anstrengend ist. Lässt man sich auf ihn ein, ist er schlicht mitreißend. Er erinnert an eine Zeit im Kino, in der die Flucht des Ernsten in das Ironische noch nicht das übliche war. Bei den meisten wird der Film wohl Abwehrreflexe hervorrufen: "Deutsches Problemkino". Ja, das ist Problemkino. Ich frage mich immer, was das für ein dämlicher Begriff ist, weil ich mir schlechterdings keinen mich interessierenden Film vorstellen kann, der nicht um ein irgendwie geartetes "Problem" kreist.
(kleine Spoilerwarnung) Fassbinder ist für mich auch ein Meister der Übertreibung (und übertrieben hat er es in jeder Hinsicht, leider - auch mit seinem frühen Tod): Es reicht nicht, dass ein Mensch unglücklich verliebt es, auf das widerlichste von seinem Lover gedemütigt wird und in schierer Auswegloskeit stirbt, nein, er muss auch noch ... - hier kommt dann die schon mehrfach erwähnte Schlussszene. Das Erstaunliche: Zu keinem Zeitpunkt ist diese Übertreibung lächerlich. Fast möchte man sagen: Die Schlussszene ist 2012 realistischer als sie es 1975 war. Vielleicht war Fassbinder ja auch soetwas wie ein Prophet.
Zwei oder drei Punkte? Der Film ist eigentlich weder "schwach" noch "ärgerlich". Er ist schlecht, und zwar so richtig schlecht. Dialoge, die eigentlich schmerzensgeldpflichtig sein müssten. Darstellerische Leistungen, für die es ganze Körbe von Goldenen Himbeeren regnen müsste. Aber, und jetzt kommt ein ganz großes Aber: An einem Sonntag-Nachmittag, an dem das Denkvermögen aufgrund von Vor-Abend-Exzessen nur in reduzierter Form seiner Wege geht, und auch der Geschmacks-Sinn sich noch nicht ganz wieder berappelt hat, ist das genau der richtige Film. Sensationell diese maßlos überschminkten Gesichter! diese Stirnbänder! diese Gymnastikanzüge! diese an Stummfilmzeiten erinnernde Mimik der DarstellerInnen!
Die Kritiker sind genau auf die Schippe gesprungen, die Cronenberg ihnen hingehalten hat, als sie "Skandal" schrien. Denn wo der Skandal nah ist, ist der Kult nicht fern. Und letztlich war es auch der Kult um diesen Film, der mich neugierig gemacht hat, obwohl der Klappentext nicht gerade hohe Erwartungen bei mir weckte. Es gibt inzwischen eine ganze Anzahl von Filmen zum Thema sexueller Perversion, miese und ausgezeichnete. Crash ist in jedem Fall der, der den Zuschauer am weitesten auf Distanz hält. Vermute, dass das Cronenbergs Absicht ist: Er will nichts, was den Zuschauer in irgendeiner Weise zur Identifikation einlädt. Der Preis dafür ist hoch. Heraus kommt dabei nämlich ein ziemlich steriles Kunstprodukt, dessen penetrante Provokationen als Dauerfeuer schnell langweilig werden. Holly Hunter ist toll und hat die besten Szenen, der Rest: naja.