mattxl - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
The BondsmanThe Bondsman ist eine Actionserie aus dem Jahr 2025 von Grainger David mit Kevin Bacon und Jennifer Nettles.+24 Kommentare
-
AdolescenceAdolescence ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Stephen Graham und Jack Thorne mit Stephen Graham und Owen Cooper.+20 Kommentare
-
The White LotusThe White Lotus ist eine Drama aus dem Jahr 2021 von Mike White mit Jennifer Coolidge und Natasha Rothwell.+14 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Ghost in the Shell II - Innocence320 Vormerkungen
-
Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning177 Vormerkungen
-
From the World of John Wick: Ballerina151 Vormerkungen
Alle Kommentare von mattxl
Liebe Fishers,
sorry, dass ich mich erst heute erst melde. Auch wenn ich mich über ein Jahr nicht gerührt habe: Ihr seid nicht vergessen. Ganz ehrlich. Ich muss nur ein Mal Eure Synchronstimmen hören und in mir blitzt es auf: "Ist das nicht Nate?" "War das nicht Claire?" "Das war doch Ruth?" Aber es waren nicht Nate, Ruth oder Claire.
Ganz überflüssig zu sagen: Wenn ich auf dem MP3 Player auf dem Rad zur Arbeit mal wieder Sias "Breathe me" - damals hat sie noch gescheite Musik gemacht, und nicht so ein Dumpfbackenzeugs wie heute - oder "Transantlanticism" von Death Cab for Cutie höre, bin ich bei Euch. Wisst Ihr noch, als wir alle zusammen "I'm a little Petunia in an Onion Patch"gesungen haben?"Wie wir alle ganz albern über unsere Einsamkeit im Zwiebelfeld gelacht haben? Manchmal, ja das ist so, hab ich Tränen in den Augen, wenn ich das höre. Und es liegt dann nicht nur am Fahrtwind auf den Rad zur Arbeit...
Ich bin kein Serien-Fan. Die Serien, die ich kenn, waren in der Regel grottig schlecht und in der Vor-DVD-Zeit waren sie eine Fessel. Freiheitsliebende Menschen - wie Claire und Nate - tun sich sowas nicht an, schon gar nicht über 5 Staffeln. Ihr habt mich da - Dank DVD -- eines besseren belehrt. "Six Feet Under" war eigentlich gar keine Serie - das war Kino im Serienformat. Nein, es war nicht nur Kino: Das war das Angebot zu einer Familie dazuzugehören.
Euch Fishers darf ich es anvertrauen: Ich wurde zu Six feet Under überredet. Die ersten Folgen waren ok, gehobene Unterhaltung, aber nicht wirklich packend. Aber dann, dann entwickelte sich ein Sog, den ich so bei Serien nicht kannte.
Liebe Fishers, ich habe lange gebraucht um Euch zu schreiben. Die letzte Folge - das ist schlicht ein Meisterwerk, das NIE NIE wieder im Serienformat erreicht werden wird - , es hat mich erschlagen. Ich will da keine Erwartungen ins Unermessliche steigern. Da kommt nur Enttäuschung auf, aber es ist so.
PS: Ganz ins unreine gespochen und ohne jede gewähr, aber mit mit einem trauernden Grinsen im Gesicht: Wer die 5 Staffeln guckt wird zu einem besseren Menschen.
Immer wieder ist hier zu lesen, der Film sei zu klischeebeladen. Ich muss gestehen, dass ich diese Kritik nicht wirklich nachvollziehen kann. Sicher: Es wird auch den nur Fruchtsaft und Tee trinkenden Neonazi mit Dauerwelle geben, der sich abends daheim in seine Ernst-Jünger-Lektüre vertieft und sich ehrenamtlich bei der Caritas engagiert, wenn er sich nicht gerade einmal wieder durch die Gegend prügelt. Bestimmt könnte man aus einer solchen Figur einen tollen Film machen. Allein: KRIEGERIN hat ein anderes Thema und bewegt sich in einer anderen Subkultur. Und diese Subkultur hat meiner Kenntnis nach bisher noch nicht den Beweis angetreten, dass sie in Wirklichkeit "ganz anders" sei. Im Gegenteil: Auf das grauenhafteste bestätigt sie jeden Tag aufs Neue das "Klischee".
Das Drehbuch mag nicht der Gipfelpunkt an Raffinesse sein, sehenswert ist die KRIEGERIN aber allemal.
"Laura", Klassiker des Film Noir und für den ein oder anderen Twist berühmt geworden, lebt von Gefühlsambivalenzen. Sie ist eine Art Femme Fatale: Hübsch, ein bisschen harmlos und man muss die Phantasie schon anstrengen, um hier Abgründe zu vermuten. Premingers Regiekunst sorgt allerdings dafür, dass man sie vermuten kann. Die Männer erliegen - wie üblich - reihenweise ihrem Reiz. Bei jedem ist fraglich, wie ernst die Schwärmerei, Verehrung, Leidenschaft gar Liebe ist. Am deutlichsten ausgereizt wird dies bei dem Journalisten Waldo Lydecker: Intellektueller, Zynist, immer 3 Meter über den Dingen schwebend und Laura doch hemmungslos verfallen. Bemerkenswert: Clifton Webb wurde von Preminger gegen den Druck des Studios durchgesetzt. Man hatte Bedenken wegen Webbs bekannter Homosexualität. Webb war ein Glücksgriff: Da ist jemand Laura verfallen und vom ersten Moment seines Erscheinens an ist klar, dass dieses Verfallensein nie eine bestimmte Grenze überschreiten wird und in der Schwebe von Verehrung und Verachtung verbleibt. - Leider ist der Schluss ein bisschen vergeigt. Man hätte sich gewünscht, dieses Spiel der Ambivalenzen wär noch ein bisschen weitergegangen.
Sue Allen macht hier die Alexis und nennt sich Becky. Das kann man durchaus gucken, wenn man mit nicht all zu hohen Erwartungen an den Film herangeht. Tempo hat er. In die Versuchung abzuschalten gerät man eigentlich nicht. Leider muss man jedoch sagen: Das Drehbuch von Teena Booth, der wir auch (nach IMDB Recherche) einen solchen Meilenstein wie "Sexy Biester in der High School" zu verdanken haben, ist so unterirdisch schlecht und vermeidet auf das Geschickteste jeden Spannungsbogen oder eine Tiefenzeichung der Figuren, dass es einem dem Atem verschlägt. Die Rückblende - bekanntermaßen ein Stilmittel, das bestens dazu geeignet ist, Spanungsbögen auf das Unerträglichste auszureitzen - wird hier viel und überreichlich eingesetzt. Leider nicht um Spannung aufzubauen, sondern eher, weil der Drehbuchautorin einfiel, dass sie noch vergaß etwas zu erzählen und dies nun schnell nachholen möchte. Schade um Mena Suvari, die hier weit unter Wert vernudelt wird.
Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, fand ich den Film 1985 ziemlich lustig. Leider ich sagen: Das ist eine von diesen Kommödien, die sauschlecht gealtert sind. Aus heutiger Sicht kaum noch verstehbar, dass der Film damals so ein Riesending war....
Der kleine Kevin soll den Ball zurückrollen. Das tut er aber nicht. "Kevin, roll den Ball zurück", ruft seine Mutter Eva immer wieder - und immer wieder: keine Reaktion bei dem kleinen. Oder vielleicht doch? Ist da nicht dieser etwas arrogante Ausdruck im Gesicht des vielleicht 3-jährigen, der zu sagen scheint: "Du dumme Kuh, lass mich mit deinen bescheuerten Spielchen in Frieden." Dann doch, endlich: Er reagiert, rollt den Ball zurück. Mutti ist begeistert, lobt, strahlt. Am besten gleich noch mal. "Kevin, roll den Ball zurück". Die "Strafe" für Mutti folgt auf den Fuß. Kevin beschließt, den vermeintlichen Lernfortschritt wieder kaputtzumachen. Er reagiert nicht. Für einen Moment funkeln seine Augen, als er die Enttäuschung im Blick seiner Mutter sieht. - Eben dieses Spielchen zwischen Mutter und Kind wird sich im Film mehrfach wiederholen. Allerdings mit anderen Waffen.
Kevin und Eva: Das ist die Geschichte einer Nicht-Beziehung. Nur ein biologischer Zufall scheint Mutter und Kind zusammengeführt zu haben. Sie wissen nicht, was sie miteinander anfangen sollen. Dabei sind beide keine "Monster". Sie sind durchaus in der Lage, sich miteinander zu arrangieren. Doch die Familie bleibt letztlich Fassade. Schwer zu sagen, was da Henne und was Ei ist: Ist es Kevins Bosheit, die es seiner Mutter so schwer macht, eine Beziehung zu ihm aufzubauen? Ist es ihre Unfähigkeit, eine Beziehung zu ihm aufzubauen, die ihn zu einem echten Satansbraten werden lässt? Oder ist es nicht erst der alles schönredende, alles zudeckende, wegschauende Vater, der dafür sorgt, dass das Unheil seinen Lauf nimmt?
Ein zutiefst verstörender Film, der keine Antworten gibt - der es sich aber auch nicht so einfach macht und die "Spurensuche" einfach verweigert. Großartig wie immer: Tilda Swinton. Besonderes Lob für die Kamera und die Regie: We need to talk about Kevin lebt auch von der Kunst der Auslassung: Es wird sehr vieles NICHT gezeigt. Regie und Kamera haben hier Bilder für das "Ausgelassene" gefunden, die man so schnell nicht vergessen wird.
Ich mag Jörg Hartmann sehr gern. Ich finde die Idee, einen Schwerst-Depressiven ermitteln zu lassen, originell und reizvoll. Trotzdem muss ich leider - nach zwei Fällen - sagen: Dieser Tatort hat irgendwie noch nicht das richtige Maß gefunden. In einem eigenartigen Missverhältnis steht der "unterdosierte Ermittler", dem es offensichtlich schwer fällt, seine Pillen regelmäßig einzunehmen, zu den "Überdosierungen" des Drehbuchs: Das ist schlicht zuviel an Cholerik und Impulsivität. Da rennt jemand 90 Minuten am Limit, wütet, brüllt, provoziert - was leider weder sonderlich spannend noch berührend ist, sondern in dieser Massivität irgendwann schlicht nervt. - So gar nicht auf Gegenliebe stoßen bei mir die "Einfühlungsspielchen" des Kommissars, die wohl sein Markenzeichen werden sollen (liebe Drehbuchautoren: bitte nicht! Das ist sowas von oldstyle!): Er spielt dann mit seiner Kollegin die Mord-Szene nach, wobei ihm unglaublich tolle (meist recht triviale) Dinge einfallen und auf die Spur bringen. Mich erinnert das immer ein wenig an Wickie: "Wir brauchen eine Idee - (grübel* grübel* grübel*) Ich habs!!!"
Um mit dem negativen zu beginnen: Der Film ist nach 85 Minuten zu Ende. Ich wäre gern im Kinosessel sitzengeblieben. Stundenlang hätte ich mir noch diese lose aneinandergereihten S/W-Vignetten ansehen können. Meine Faszination ist vielleicht insofern erstaunlich, weil in diesen 85 Minuten praktisch nichts geschieht. Wir sehen einfach einem klassischen Loser (Tom Schilling) dabei zu, wie er sich durch Tag und Nacht hindurchzuschlagen versucht, inmitten einer Stadt, die die seine ist, und die ihm doch zugleich völlig fremd ist. Die Stadt: Das ist Berlin - und wenn man so will - , die 2. Hauptdarstellerin des Films. Klischeefrei ist das nicht. Aber ja: Manchmal IST Berlin halt auch ein Klischee.
Wer den Trailer gesehen hat, könnte ein Pointenfeuerwerk erwarten. Tatsächlich gibt es in Oh Boy eine Unzahl von skurilen, aberwitzigen Situationen. Was jedoch beeindruckt ist, mit was für einem unglaublichen Gespür für Timing hier die Pointen gesetzt werden. Berührend-tragische und echte Schenkelklopfer-Momente sind so grandios austariert, dass man lange suchen muss, um vergleichbares zu finden (am ehesten wohl bei Jarmusch). Sieht man einmal von dem "Manko" ab, dass das Drehbuch über keine Geschichte verfügt: Die Dialoge sind vom Feinsten. Da sitzt jeder Satz. Bin schwer begeistert von Herrn Gerster und seinem Ensemble.
Travolta als Trümmertunten-Mutti ist wirklich große Filmkunst. Auch das Pummel mit den kurzen Beinen (Nikki Blonski) und die böse Velma (Michelle Pfeiffer) wissen zu gefallen. Ansonsten ist das Hairspray-Remake leider all zu sehr in Richtung Teenie-High-School-Musical gebürstet - rausgebürstet ist damit leider auch der anarchistische Waters-Witz. Trotzdem: Unterhaltsam, sympathische Botschaft, kann man gucken.
"Skyfall" machte Lust auf mehr Bond. Und so griff ich - nicht zuletzt aus lokalpatriotischen Gründen (Hamburg!) - zu "Der Morgen stirbt nie", einen Film, den ich seinerzeit zwar gesehen hatte, an den meine Erinnerung allerdings weitgehend ausgelöscht war. Mit 46 kann dies einem in die Jahre kommenden Erinnerungsvermögen geschuldet sein - es kann aber auch mit der Qualität des Films zu tun haben.
Lokalpatriotismus hin oder her: "Der Morgen stirbt nie" ist leider (angefangen bei dem öde-nöligen Sheryl Crow Song) ziemlich mittel. Es hatte schon seinen Grund, dass sich da in meinen Gehirnsynapsen wenig verfangen hatte. Eigentlich schade, denn das Thema Medienkritik ist im Bond-Kontext durchaus was neues, da hätte man was draus machen können. Für mich ist dies einer dieser Bond-Filme, die deutlich machen, warum der Craig-Neuansatz notwendig war. - Und es bestätigt sich mein persönliches Bond-Gesetz: Guter Bösewicht = guter Bond. Jonathan Pryce fehlt leider einiges, um hier in vordere Regionen aufzusteigen.
Ohne Zweifel ein ausgezeichneter Film, in fast jeder Hinsicht achtbar und lohnend. Negativ zu vermerken sind allerdings 2-3 Szenen, wo mir dieses glorifizierende "Die-Partei-Die-Partei"- Gedöns - in diesem Fall ist es die kommunistische - gehörig auf die Nerven geht - insbesondere die Szene im Folterkeller, in der Höfel halluziniert und flehentlich nach "der Partei" - quasi um Erlösung wimmert. Ebenfalls negativ vermerken muss man den Schluss (die Befreiung Buchenwalds) , der leider ein reines Phantasiegebilde ist. Ok, künstlerische Freiheit. Aber eine filmische Aufarbeitung der Vergangenheit riskiert schlicht ihre Glaubwürdigkeit, wenn so "frei" mit Geschehnissen umgegangen wird. - Jetzt hab ich doch ein bisschen viel gemeckert. Ist trotzdem ein guter Film.
Nach einigen Schlickgrau-Filmen in den letzten Tagen war mir nach Farbe. Mit "In den Wind geschrieben" hätte das Kontrastprogramm nicht heftiger ausfallen können: Das ist nicht "Farbe", das ist ein Farbenrausch, Bilder von betörender Schönheit - auch - oder weil? - sie immer wieder Verfall und Vergänglichkeit visualisieren. "Herbst in Technicolor" ist schlicht etwas Großartiges. Unglaublich künstlich - aber es wirkt kein bisschen übertrieben. Jede Farbe ist hier an ihrem "rechten Ort".
Mich immer wieder verblüfft, wie Sirk es schafft, ein so vermufftes Genre wie das Melodram subversiv zu wenden. Wie hier z.B. - wir befinden uns in den 50er Jahren - Männlichkeitsvorstellungen in Frage gestellt werden, wie hier plötzlich an zentraler Stelle eine Tochter aus gutem Hause eingeführt wird, die häufig wechselnden Geschlechtsverkehr hat (der Oscar für Dorothy Malone ist durchaus berechtigt) und wohl das ist, was man heute einen "Oncer" nennt - das muss man 1956 wohl kühn nennen.
Nach den "Snow-Town Morden" bin ich nun mit "Tyrannosaur" ein zweites mal innerhalb von 24 Stunden ganz unten bei den Abgeschriebenen, dort wo viel geschwiegen und noch mehr gesoffen wird. Wo Kampfhunde das einzige zu sein scheinen, was bei den Protagonisten Gefühle hervorzurufen vermag. Wie schon bei den Snow-Town-Morden ist Gewalt hier die einzige Sprache, die bravourös gesprochen wird. Der Rest ist schwer aushaltbares Gestammel. Doch wo die Snow-Town Morde einen abgrundtiefen Nihilismus inszenieren, gibt es hier tatsächlich soetwas wie "Hoffnung". Eine seltsame Hoffnung. Und es ist die Größe des Regisseurs, dass er hier alles offen lässt. Die beiden Hauptdarsteller, das ist oft bemerkt worden, sind sensationell. - So großartig beide Filme sind: Ich ertappe mich bei einer etwas ketzerischen, zugegeben unsachlichen Frage: Wird sich einer dieser Abgeschriebenen jemals diese Filme ansehen und sich wiedererkennen? Wird es nicht immer das Arthouse-Publikum sein, was hier applaudiert und entsetzt ist - und dass sich freut, nicht "dazu" zu gehören? Noch provokativer: Sind das Filme einer bürgerlichen Selbstvergewisserung?
Kann man gucken. Reißt als Thriller/ Gerichtsfilm weder nach unten noch nach oben sonderlich aus. Verschenkt wurde leider die Möglichtkeit, die Konfrontation unterschiedlicher Rechtssysteme so zu inzeniereren, dass man in die Versuchung des Nachdenkens geraten würde. Das bleibt dann doch alles recht platt. Die auf dem Klappentext gepriesene Poesie: Nun ja. Amis finden anscheinend Schilfhalme in China unglaublich poetisch. Ich vermag an irgendwelchen Naturgegebenheiten in der Regel nix an Poesie zu erkennen. Ja, der Wind weht und Schilfhalme flattern gelegentlich dekorativ ... aber damit es mich packt, da braucht es ein bisschen mehr....
Schlechte Laune garantiert. Hab wirklich lang überlegt, ob ich das mit 8 Punkten honorieren kann. Kann man so einen Film "mögen"? Kann man "Salo" mögen? Kann man "Wintersbone" mögen? Mit denen würde ich die "Morde von Snowtown" am ehesten vergleichen.
Schlechte Laune werden die kriegen, die hier einen "Krimi" oder "Thriller" erwarten - das sind die "Morde von Snowtown" überhaupt nicht - und die sich dann gelangweilt abwenden. Schlechte Laune wird sich aber wohl auch bei denen einstellen, die durchhalten und sich vom Regisseur mitnehmen lassen in diese - ja, find der Ausdruck passt und ist kein bischen übertrieben - Hölle von Snowtown. Ich verzichte hier bewußt auf Anführungsstriche, denn das IST die Hölle.
Es wird nicht viel gesprochen in dem Film, nein, das ist ist ganz richtig: Quasi dokumentarisch hören wir immer wieder einer komplett entleerten Sprache oder schlimmsten Selbst-Justiz-Gelaber zu. Immer wieder ruht die Kamera auf Gesichtern, die sich blind zu verstehen scheinen. Fast schlimmer noch als die Serien-Killer-Gang ist das Millieu, das sich hier zusammenschweißt - selbst längst abgeschrieben von jeder Zivilisation, errichtet man eben seine eigene - oder das, was man für "Zivilisation" hält. Ganz konsequent blendet Justin Kurzel alles aus, was irgendwie "hoffen" lassen könnte. Noch das Zunächst-Opfer Jamie ergibt sich bald seiner verdrogten Abgestumpfheit und scheidet schon als Gegenbild aus. Hier gibt es keine Gerechtgkeit, kein irgendwie anderes Leben, Erlösung, Befreiung. was auch immer. Hier gibt es am Ende nur die bittere Erkenntnis, dass es diese Hölle gibt, mitten unter uns, vermutlich nicht nur in Snowtown.
Am Anfang steht eine ebenso banale wie grausame Ausgangssituation: Ein junges Mädchen, Lisa, auf der Suche nach einem Cowboyhut. Ein Busfahrer, der genau so einen trägt. Und eine tote Frau - das Opfer der hieraus resultierenden Ablenkung.
Magaret handelt von Schuld oder schuldhafter Verstrickung. Und von unterschiedlichen Strategien, mit dieser Schuld zu Rande zu kommen angesichts einer Umwelt, die sich dicht macht für das Erlebte, Empfundene, die verdrängt, schönredet und endlos plappert, um an der schrecklichen Erfahrung von Lisa nicht teilhaben zu müssen. Hier wird nur nebeneinander existiert, nicht miteinander. Das ist anstrengend, und der Zuschauer braucht schon einen langen Atem um durchzuhalten. Eindrücklich schildert der Film, wie Lisa mehrfach den "Bewältigungs-Kurs" ändert, nachdem sie mit all ihren Gesprächsversuchen scheitert. Wie sie beginnt, die eigene Schuld zu bagatellieren, wie sie versucht, ihr Problem auf juristischem Weg zu lösen, wie sie merkt, dass die zum juristischen Fall gewordene Unglücks-Episode immer weniger zu tun hat mit dem, was sie empfindet. Großes Lob an Anna Paquin, die die schwierige Gratwanderungen der Rolle zwischen tiefempfundener Not und selbstgerechtem Vollstreckungseifer brilliant meistert.
Die Sichtung ist nun schon ein paar Wochen her. Und ich will versuchen, - am Rande: ganz SCHLIMM der Film - , ohne - GRAUENHAFT, wirklich!, also ohne jeden Zorn und Eifer - - ENTSETZZZZZLICH! -, über diesen Film, der ja wohl wirklich DAS ALLERLETZTE ist, zu schreiben.
Es begann so: Ein guter Freund meinte, als echter Marlene-Fan MÜSSTE ich diesen Film gesehen haben. Ich erwiderte, dass ein ECHTER Marlene-Fan sich niemals DIESEN FILM ansehen würde. Soviel hatte ich immerhin seinerzeit darüber gelesen. Das ging eine Weile hin und her. Ein Appell an meine grundsätzlich vorurteilsfreie Gesinnung und die Erinnerung daran, dass da immerhin ein paar mir sonst meist recht positiv auffallende Darsteller mitwirken, sorgten schließlich dafür, dass das Unheil seinen Lauf nahm. Wie man hört, hat der Film sogar einige Preise gewonnen - ja, lach**, kein Witz, in Kategorien wie "Independent" und "Arthouse".
Ich mach es kurz: Es ist mir schlechterdings unbegreiflich, warum man ein wahrlich aufregendes Leben wie das der Dietrich meint, durch Erfindungen dramaturgisch aufpeppen zu müssen. Die schlimmste dieser Erfindungen ist "Carl Seidlitz" (Heino Ferch - der nichts dafür kann), der "gute deutsche Offizier", angeblich Marlenes große Liebe. Geradezu infam wird es, wenn dieser auch noch Jean Gabin nachempfunden sein soll - eine von Marlenes realen Lieben - die nur leider im Film Vilsmaiers politischem Wunschdenken geopfert wird. Unzählige historische Ungenauigkeiten/Fehler ließen sich ergänzen (Stichworte: "Kassengift", Verhältnis zu Sternberg, Engagement für die US-Army etc.). Sicher: Die darf ein Regisseur machen - wenn es der Dramaturgie dient. Aber leider gibt es hier keine Dramaturgie. Es gibt oppulentes Ausstattungskino - die schönen 18 Mio Mark, was hätte man damit alles sinnvolles tun können! -, brav aneinandergereihte Filmschnipsel und eine Unzahl von Stars, die im schönen Schein schlicht verbraten werden, ohne jemals die Spur einer Chance zu erhalten, glänzen zu können. Was "Marlene" mit Marlene zu tun hat? Ungefähr soviel, wie Sandras "Maria Magdalena" mit der Maria Magdalena aus dem Neuen Testament.
Trotzdem 2,5 Punkte. Warum? Ja, das ist schon unten bemerkt worden: Es gibt hier Momente unfreiwlliger Komik, die so lustig sind, dass viele deutsche Kommödchen vor Neid erblassen müssten. Das sollte honoriert werden.
Ein Bekenntnis: Ich liebe den deutschen Film. Ich liebe all die Flaschensammler, die Zwangsprostituierten, die Alkis und die Psychos, die jammerigen Mittelständler mit ihrer frustrierten Sexualität, die ständige Sorge vor dem gesellschaftlichen Abstieg, monumental vergammelte Plattenbauten, düstere, möglichst labyrinthische U-Bahnschächte, das Dauer-Schlickgrau der Farbgebung, die jeden Trost versagenden Vorgärten, von Jägerzäunen in Kettenhaft genommene Blümchen, die selbst im Frühling sich kaum zu blühen trauen, Waschbeton und Verklinkerung, elektrische Rolläden zur Verbunkerung. Herrlich. Ich liebe das - wenns gut gemacht ist.
Hans Weingartners Film hat sehr viel von dem. Und er ist gut gemacht. Erfreulicherweise ist er zurückgekehrt zu dem rohen und ungeschliffenen, dass das "Weiße Rauschen" schon auszeichnete - und das leider bei dem missratenen "Free Rainer" unter die Räder geriet. Ich finde übrigens auch nicht, dass hier die alte Geschichte "das gute Individuum" und die "böse Gesellschaft mit ihren Regeln und Zwängen" zum 100sten Mal inszeniert wird. Ärzte und Polizisten - Protagonisten der "anderen" Welt - sind hier keineswegs "böse". Sie machen ihren Job. Und zwar durchaus "fürsorglich".
Weingartner lockt mit der Versuchung der Regression: Wer kennt das nicht, das Gefühl, einfach aussteigen zu wollen, sich allen Zwängen zu entziehen? Es ist hier keine Frage, mit wem sich der Zuschauer identifizieren soll. Aber - und das ist wirklich sehr gut gemacht: Weingartner konfrontiert eben auch durch einen - zumindest mich verblüffenden - Twist mit dem Preis für diese Identifikation. Fast hätte man bei aller Identifikation vergessen: Dies ist die Geschichte einer Psychose.
Ja, das ist sicher nicht klischeefrei und manchmal an der Grenze zum Kitsch. Ja, der Mix aus Liebesgeschichte und Kriminalfall (um den es letzlich überhaupt nicht geht), ist unausgegoren. Ja, die Übertragung der Kurzgeschichte in einen Film ist nur teilweise gelungen, jajaja ... ist ja alles richtig... ABER ...
Mich hat der Film sehr berührt, was nicht zuletzt an den großartigen Darstellern liegt (grandios: Alba Rohrwacher!!!!). Es liegt aber auch daran, dass er eine Kindheitserinnerung in mir geweckt hat, nämlich die an ein Wort, das man längst vergessen hatte und das dann plötzlich wieder da ist: "Wuppdich". Wie lang habe ich das nicht gehört? Ich weiß nicht, ob es Dörrie war oder Schirach, die dieses Wort "wieder entdeckt" haben, vermute es war die Dörrie. Eine der schönsten Szenen, die ich seit langem im Kino gesehen habe, kreist um dieses Wort. Die beiden beim Schaukeln. "Ich wupp dich" ."Du bist mein Wuppdich". Da steckt soviel drin von dem, was es mit "Glück" (eher: glücklich sein) auf sich hat: der Schwung, den man bekommt, das Schwerelose, das von jemandem getragen werden, das gemeinsam etwas schaffen ("wuppen") - aber auch das kurze und zerbrechliche dieses Moments. Wäre ich Sylvie van der Vaart, würde ich - ganz ohne jede Ironie! - sagen: "Doris, du hast mein Herz berührt."
Es gibt hier Szenen, die wohl niemand vergessen wird, wenn er sie gesehen hat. Sollte einmal jemand auf die wenig geschmackvolle Idee kommen, ein "The best of Drogenwracks" zu kompilieren: BL von Ferrara wäre sicher mit der ein oder anderen Sequenz vertreten. Klassischen - allerdings für mich auch etwas fragwürdigen - Rang muss wohl auch jene Verzweiflungsszene in der Kirche für sich beanspruchen. Das ist von Ferrara mutig - denn sein Katholizismus ist sowas wie die Archilles-Ferse des Films, leicht angreifbar und - wenn ich das als Protestant so sagen darf - ziemlich flach. Allein Keitels grandiosem Spiel ist es zu verdanken, dass diese (und manch andere) Szene funktioniert. BL will (auch) von der "Kraft der Vergebung" erzählen. Leider vergisst er zu e r z ä h l e n, und so bleibt der Film an dieser Stelle eine blasse Behauptung, der religiös Begabte möglicherweise Glauben schenken werden. Bei religiös weniger Begabten wird sie aber wohl kaum mehr als ein Kopfschütteln verursachen.
DerDude hat schon irgendwie recht: Eigentlich kann man diesen Film nicht bewerten. Man kommt sich irgendwie taktlos vor angesichts der Größe des Themas und seiner künstlerischen Umsetzung. Doch was Hauptdarsteller, Regie, Kamera und Synchronisation hier leisten, ist schon bewertbar. Und da bleibt dem Zuschauer, der bereit ist, sich auf diesen wahrlich quälenden Film einzulassen, wohl nicht mehr, als sich zu verneigen. Ich habe volles Verständnis für jeden, der sagt: "Ich will das nicht sehen." Wie immer ist Haneke gnadenlos bis sadistisch, wenn es darum geht, den Zuschauer mit seiner Sicht der Dinge zu konfrontieren. Diesmal aber wird diese Sicht gebrochen durch die unendliche Zartheit und Unbeirrbarkeit eines Jean-Louis Trintignant (ausgezeichnet synchronisiert von Hans-Michael Rehberg!), der erahnen lässt, was diesen Kosmos der Grausamkeit vielleicht doch lebens-/liebenswert sein lässt. Das ist kein bischen sentimental. Wie immer seziert Haneke in quälend langen Kameraeinstellungen schlicht, was der Fall ist. Vier Schluck Wasser dauern dann eben gefühlte 10 Minuten. Ebenso die morgendliche Beingymnastik oder Toilettengänge. Nichts von dem, was gezeigt wird, ist spektakulär - außer eben der unendlichen Zuneigung, Liebe, die die beiden Protagonisten miteinander verbindet.
Kleiner Film ganz groß. "Familie" - bis zur Kenntlichkeit entstellt. DarstellerInnen zum niederknien. Unglaublich trickreich von Schmid, wie es ihm gelingt, das vermeintliche Hauptthema des Films als Nebenkriegsschauplatz zu enttarnen. Ich würde noch viel mehr schwärmen, wenn mich dieser ganz zarte Film mit seiner Wucht am Ende nicht so sprachlos gemacht hätte. Einer von diesen Filmen, die nach dem Abspann für den Zuschauer noch lange nicht zu Ende sind.
Ein Sturm wird aufziehen. Das wissen nicht nur Catwoman und Bruce Wayne - das weiß auch Curtis LaForche. Weiß er es?
Es ist schon interessant, wie im Moment in ganz unterschiedlichen Genres die "Ruhe vor dem Sturm", die in Wirklichkeit keine Ruhe, sondern Angst ist, thematisiert wird. Ganz gewiß: Dem Kameramann Adam Stone gelingt Großartiges, um diese Ängsten in Bilder zu fassen. An den Darstellern habe ich nicht zu mäkeln, auch wenn Shannon für mich blass bleibt und Jessica Chastain aufpassen muss, dass sie aus der Abo-Falle "geplagte Ehefrau" wieder herauskommt. Gleichwohl: Ich fremdel mit dem Film, mit seiner Sprödigkeit, vor allem aber mit seiner Ambivalenz.
SPOILERWARNUNG Warnen sollte man zunächst alle, die aufgrund des Trailers oder von abwegigen Rezensionen hier "Horror", einen "Thriller" oder dergleichen erwarten. Davon ist "Take Shelter" Lichtjahre entfernt. Das Erzähltempo liegt hochgegriffen bei ungefähr 20 beats per minute, was nicht stören muss, wenn man Langsamkeit mag und für Zwischentöne etwas übrig hart.
Was mich stört ist etwas anderes: Man kann Take Shelter lesen als die Geschichte einer krank- bzw. wahnhaften Angst, die ihren Protagonisten immer weiter in die Isolation bzw. die soziale Katastrophe treiben lässt. Man kann das Ganze aber auch als die Geschichte eines verkannten Unheilspropheten lesen, der bekanntlich im eigenen Lande nie etwas gilt, dann aber doch recht hat. Man kann es sich schließlich ganz einfach machen - i.S. des bekannten Spruchs: "Auch wenn Du paranoid bist - sie verfolgen dich trotzdem" - da hat man dann beide Ansätze unter einem Hut. Ich habe nichts gegen Vieldeutigkeit, ganz im Gegenteil. Nur hier torpedieren sich die Deutungsmöglichkeiten gegenseitig: Ist, wer die Katastrophe kommen sieht, krank? Kann gar nur ein Kranker sie sehen? Das wäre mir dann doch ein bischen zuviel Mystizismus ...
Jeder kennt hoffentlich diese filme, wo man mit den Voten der commmunity überkreuz liegt....
Ich bitte um Hilfe. Das war jetzt eine 2. Sichtung. Resultat: Das macht mit mir gar nix und ödet mich unendlich an. Noch härter formuliert: Das ist geradeezu sensationell öde. Warum soll ich dass gucken? Ich weiß: fast allle MP_FRreunde sind begeistert. Ich kann da mit gar nix anfangen. Help me -was hab ich übersehen?
Bücherverfilmungen ... da fallen einem immer gleich 50 miese und 2 gute ein. Ein Buch zu verfilmen, bei dem eines der Hauptthemen die durch Totalitarismus geschändete Sprache ist, kann eigentlich gar nicht verfilmt werden. Wortspielerein, Wortdeformationen, Sprachregelungen/-anweisungen, gar ein Wörterbuch - das taugt alles nicht recht für einen Kinofilm, der eben in Bildern erzählt und nicht in Druckerschwärze. Hier kommt hinzu: Die Bilder bzw. die Kamera ist sehr gut - sie nimmt sozusagen die Druckerschwärze des gedruckten Buches auf - düstern, bleieren, schmutzig. Aber die Bildgestaltung überlagert das Wort eben auch. Es gerät zu sehr an den Rand. Das ist mein Problem mit 1984.
1984 ist gewiss ein guter Film, John Hurt ganz groß, aber der sehr werkgetreue Film setzt viel "Buch-Kenntnis" voraus und wird m.E. erst dann ganz verstehbar. Irgendwie hatte ich das Gefühl, ein kunstvoll gemachtes Lehrstück zu bestaunen ohne wirklich gepackt zu sein.