mattxl - Kommentare
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Alle Kommentare von mattxl
Das beginnt als durchaus tragisch-amüsantes Ehe-Psychodrama, wird dann im Mittelteil zu einem unerträglichen "Senioren-die-sich-für-14-halten-Herumgealbere", um schließlich irgendwo zwischen Traumschiff und Lindenstraße zu landen. (Es wundert nicht, dass es vier Jahre (!) gedauert hat, bis für diesen Film ein Sendeplatz gefunden wurde. Dass Frau Huntgeburth mehr kann, hat sie in "Satansbraten" gezeigt).)
Schade um die immer noch viel zu unbekannte Eva Löbau. Wer die in einem wirklich tollen Film sehen will, dem sei "Der Wald vor lauter Bäumen" empfohlen.
Das wirkt ein bisschen wie eine Readers-Digest-Ausgabe von "Schuld und Sühne" und "Der Spieler" in einem. Allen ist allerdings definitiv kein Dostojewski - was er selbst vermutlich am meisten bedauert, wenn er nicht gerade bedauert, dass er kein Bergman ist. Irgendwie ist dieses Drama bzw. diese Tragödie ziemlich flach und nicht sonderlich spannend geraten - von den drei London-Filmen für mich definitiv der schwächste. Trotzdem: als unkomische Variante der großen Allen-Lebensthemen durchaus sehenswert.
Beeindruckend finde ich, wie da jermand (= PTA) "mitten in Hollywood" seinen ganz eigenen Weg geht. Bisher hat mich auch noch jeder PTA irgendwie dabei - mal mehr, mal weniger - "mitgenommen". Bei "The Master" steh ich nun erstmals kopfschütteltend am Wegesrand und frage mich: Was um alles in der Welt will mir dieser Film sagen?
Ja, sicher, ich kann hier zwei großartige Schauspieler bewundern (dafür dann doch noch 5,5 Punkte). Aber warum ist das alles so unglaublich steril und blutleer? Warum berührt mich da buchstäblich nichts? Warum muss ich ständig an Kunstgewerbe denken, wenn ich das sehe? Vor allem jedoch: Warum ist dieser Film so wahnsinnig harmlos? Es geht schließlich (auch) um das Entstehen einer totalitären Sekte - und nicht um die Gründung eines Kegelvereins. (Gab es da vielleicht eine Schere im Kopf des Regisseurs, der keine Lust darauf hatte, sich mit einer Armada von Anwälten auseinandersetzen zu müssen? Man weiß es nicht.)
Wie sang Andrea Berg so grauslich: "Die Gefühle haben Schweigepflicht". Schade, das nun auch PTA dieser Auffassung zu sein scheint.
Kein Kommentar zu diesem großartigen, sehr berührenden Film. Nur das Gedicht von Mascha Kaleko, das in dem Film eine prominenten Rolle spielt, möcht ich den Kommentaren zufügen:
Ich werde fortgehn, Kind. Doch Du sollst leben
Und heiter sein. In meinem jungen Herzen
Brannte das goldne Licht. Das hab ich Dir gegeben,
Und nun verlöschen meine Abendkerzen.
Das Fest ist aus, der Geigenton verklungen,
Gesprochen ist das allerletzte Wort.
Bald schweigt auch sie, die dieses Lied gesungen
Sing Du es weiter, Kind, denn ich muss fort.
Den Becher trank ich leer, in raschem Zug
Und weiß, wer davon kostete, muss sterben …
Du aber, Kind, sollst nur das Leuchten erben
Und all den Segen, den es in sich trug:
Mir war das Leben wie ein Wunderbaum,
von dem in Sommernächten Psalmen tönen.
– Nun sind die Tage wie geträumter Traum;
Und alle meine Nächte, alle – Tränen.
Ich war so froh. Mein Herz war so bereit.
Und Gott war gut. Nun nimmt er alle Gaben.
In Deiner Seele, Kind, kommt einst die Zeit,
soll, was ich nicht gelebt, Erfüllung haben.
Ich werde still sein; doch mein Lied geht weiter.
Gib Du ihm deinen klaren, reinen Ton.
Du sei ein großer Mann, mein kleiner Sohn.
Ich bin so müde – aber Du sei heiter.
"In The Electric Mist" eignet sich m.E. bestens als Lehrfilm für angehende Regisseure. Er zeigt auf das wunderbarste, wie man trotz großartiger Voraussetzungen (Darsteller, Kamera, Grundgerüst der Story) einen Film vergeigen kann. Das ist viel zu stark auf Tommy Lee Jones fokussiert - alle anderen Darsteller führen ein blasses Schattendasein, in dem niemand wirklich zu glänzen vermag. Das hat auch zur Folge, dass man beim Täter am Ende denkt (kein Angst, kein Spoiler): "Ach ja, den gabs ja auch noch." Wenig kunstvoll, sondern schlicht albern und unmotiviert fand ich die Fantasy-Einsprengsel. Spannung? Nun ja. Man hat den Eindruck, Tavernier hat viel Freude daran gehabt, auf jegliche Supense oder dergleichen zu verzichten. Aber Tommy Lee Jones und malerische Sümpfe allein machen eben noch keinen spannenden Film.
"Eines Tages wirst auch du ein Sexualobjekt sein."
Nein, das sagt nicht Alice Schwarzer, um die allumfassenden Wirkmächte des Patriarchats zu beklagen. Das sagt eine 14jährige im Ferienlager zu ihrer auf das "erste Mal" wartenden Zimmergenossin. Wohlgemerkt: Gemeint ist dies als "Aufmunterung". Man weiß nicht so recht: Ist das "Sexualobjekt" einem Drehbuch-Dilletanten geschuldet, der keine Ahnung hat, wie 14jährige reden, oder ist dieser Satz ein kleiner subversiver postfeministischer Geniestreich?
Ein Geniestreich ist "Kleine Biester" sicher nicht. Das hier aber bisher kein einziger Kommentar zu diesem Kultfilm (ja, das war 1980 Kult! Unzählige Bravo-Ottos für Kristy McNichol beweisen es) steht, das hat er nicht verdient.
Den jüngeren sei erläutert: Von 1976 bis etwa 1981 war Kristy McNichol ein Mega-Star, so eine Art weiblicher James Dean für 13jährige. Das Mädchen, das fast immmer im Jeans-Anzug durch die Gegend lief. Wahrscheinlich schlief sie sogar in Jeans und hatte Bettwäsche aus Jeans. Und: Sie rauchte Kette. Das ging allerdings erst in "Kleine Biester" los: Da steckt sie sich in den ersten 5 Minuten gleich 3 Fluppen an. (Und das geht dann 90 Minuten so weiter). Heute wär das ganz undenkbar. Wahrscheinlich hätte die Nichtraucherschutz-Lobby eine FSK 18 für den Film erwirkt. Und er dürfte nur zusammen mit Krebs-Dokumentationen gezeigt werdfen.
Unbedingt erwähnt werden sollte natürlich noch (der hier blutjunge) Matt Dillon, bei dem man dankbar ist, dass er später Regisseure gefunden hat, die mehr aus ihm gemacht haben. Preiswürdig ist er in Kleine Biester keineswegs. Putzig auch die kleine Cynthia Nixon, die ständig mit Ginseng-Tee versucht, die sexuelle Leidenschaft bei ihren Freundinnen zu entfachen. Not so bad: Die missglückten, angstbesetzten ersten Annäherungsversuche von Kristy und Matt.
Daneben muss man leider eine Tatum O'Neal verschmerzen, die hier leider gar nicht glänzt, sondern scharf an der Grenze zum Unerträglichen agiert - ebenso wie die Darstellerin des Kindershampoo-Models, deren Name mir entfallen ist und bei der ich mir nicht die Mühe machen möchte, sie nachzuschlagen. Vermutlich auch 1980 war nicht lustig, wie die kleinen Gören hier mit Lebensmitteln rumschmieren. Übersehen muss man leider auch die erzreaktionäre Botschaft des Films ("Sex vor der Ehe ist Käse"), die allerdings progressiv gewendet wird ("Sex vor der Ehe ist Käse - aber irgendwie auch unvermeidlich").
Wenn es einen gelingt, über diese Aspekte hinwegzusehen - dann ist Kleine Biester eine ganz nette Erinnerung an eine Zeit, in der Varianten der Triebabfuhr DAS Gesprächsthema auf den Schulhöfen waren. Ja, viele haben es vergessen: Auch schon vor dem Internet gab es das Gerede über eine übersexualisierte Jugend.
Dr. Seltsam wird oft mit Wilders 1,2,3 verglichen. Das liegt thematisch nahe, erweckt aber auch ganz falsche Erwartungshaltungen (so zumindest bei mir). Und das beste ist: Man vergisst diesen Vergleich. Beide Filme sind höchstens zweieiige Zwillinge. Wilders Witz und Kubricks Witz sind ganz anders gelagert. Man kann die Ideologien des Kalten Kriegs offensichtlich auf unterschiedliche Art und Weise der Lächerlichkeit preisgeben.
Mit persönlich liegt Wilder mehr, weil Satire/Comedy und Timing für mich zusammengehören - und da ist Wilder fast unschlagbar (und Kubrick ist definitiv kein Fachmann für Pointen). Cineastisch dürfte wohl Kubricks Version vom Kalten Krieg die bessere sein - man spürt: Sie ist zeitlich dichter am Ernst der Situation, der Witz ist subtiler, auf die Schenkel klopft man sich deutlich seltener als bei Wilder. Kubricks schwarz-weiße Farbgebung ist unglaublich düster. Da wirkt fast alles wie bei Nacht aufgenommen. Aber vielleicht entspricht dies mehr der Wirklichkeit des Kalten Kriegs als Wilders 1,2,3, der es schaffte, noch in schwarz-weiß bonbonfarben zu wirken.
Auch das Böse muss üben.
Ich liebe Tilda Swintons bzw. "Karen Crowders" Schwitzflecken (keine Sorge, ist nix sexuelles bei mir), ihre Panikattacken, die nervösen Zuckungen ihres Körpers, der sich ihrer Kontrolle immer wieder entzieht. Ich liebe es, ihr zuzuhören, wenn sie ihre dümmlichen Plappereien für den nächsten Tag, den nächsten Auftritt, das nächste Meeting einstudieren muss. Fasziniert sehe ich ihr zu, wie sie vor dem Spiegel ihre Mimik trainiert, bis die Gesichtszüge endlich zu der makellosen Maske erstarrt sind, die sie in ihrem Job so dringend braucht. Auch das Böse muss üben. Auch das Böse hat einen Körper, der ersteinmal unter Kontrolle gebacht sein will. "Michael Clayton" ist die Geschichte einer Erfolgsjuristin, die, wenn's sein muss, über Leichen geht - es ist aber auch die Geschichte einer Frau im Kampf mit sich selbst. (Muss ich noch sagen, dass ich den Oscar für Tilda Swinton mehr als verdient finde?)
Gern würde ich auch einmal George Clooney so sehen - schwitzend, stinkend, Körper außer Kontrolle etc. Den Gefallen hat er mir leider bisher noch nie getan. Ich mag ihn, er ist gewiss ein toller Schauspieler, intelligent und amüsant. Aber er hat mich bisher noch nie mit seinen Rollen wirklich vom Hocker reißen können - wobei "Michael Clayton" sicher eine seiner besten Leistungen ist. Der "Ausputzer vom Dienst", der sich in einer amoralischen Welt noch ein bisschen Restmoral erhalten hat, das kann er gut. (Hat er allerdings auch schon ein paar mal zum besten gegeben.)
Schließlich Tom Wilkinson. Natürlich: "Verrückte" sind immer eine dankbare Rolle. Aber was Wilkinson aus dem verrückten Arthur Edens macht, ist schon etwas SEHR besonderes. "Es ist nicht alles Wahnsinn" - der Satz markiert genau die Linie, auf der Wilkinson virtuous tänzelt und ab und an rechts, dann wieder links danebentritt.
"Irgendsone Mandy, Sandy oder Candy." Corinna Harfouch weiß um ihre viel zu junge Nebenbuhlerin. Sie ist tief verletzt in ihrer Ehre, aber zugleich unbeirrt in der Liebe zu ihrem Mann. Wohl nur wenige schaffen es wie die Harfouch, Verachtung und Verzweiflung in einem Gesichtsausdruck zu vereinen. Das ist einfach großartig gespielt.
Noch famoser allerdings jemand, der seltsamerweise immer (noch) ein bisschen in der zweiten Reihe steht: Martin Brambach - der Mann der Alkoholikerin, der sich seinen ganz eigenen Kosmos aus Liebe, Verleugung, partieller Konfrontation und Ko-Abhängigkeit zusammengebastelt hat. Man muss schon ultrazynisch oder megaverroht sein, um sich von Brambachs Spiel nicht anrühren lassen.
Das ist kein Tatort, der durch eine besonders raffinierte Story besticht, sondern durch seine Darsteller (unbedingt zu ergänzen wären noch Susanne Bormann und Jule Böwe) - und der deshalb m.E. hier bei MP deutlich zu schlecht wegkommt.
Saalfeld und Keppler haben ja anscheinend bei MP keinen guten Stand - ich mag sie sehr. Ich mag Wuttkes knorrigen Minimalismus (der hier übrigens lustig ironisiert wird: "Hab ich was verpasst? "Wieso?" "Du lächelst ja.") und Thomallas natürlich rüberkommende Prolligkeit. Ich mag die Geschichte der beiden. Ich mag es zu sehen, wie das getrennte Paar immer noch tief verbunden zuammen den Arbeitsalltag meistert.
Was für ein unlustiger, ausgelutschter, klischeetriefender Käse! Herrje - das muss man erst einmal hinbekommen, ein solches Staraufgebot so zu verramschen!
Schier unerträglich die Jammer-Mutti-Heesters mit ihrem "Ich-musste-Euch-Immer-die Tränen-wegwischen-und-hab-ganz-vergessen-mich-selbst-zu-verwirklichen." Unsäglich Bruno Ganz mit seinem Teenager-Verliebt-Sein-Getue ("Ich-liebe-mein-Frau-noch-wie-am ersten-Tag, aber-merk-doch-dass-da was-nicht-stimmt.") Möhring, Striesow, Paul haben nichts falsch gemacht - außer dass sie sich zur Mitwirkung an diesem Schrott verpflichtet haben. Drei Punkte gibt es für die Oma (Erni Mangold) und 2-3 ganz nette Pointen.
War das eine eine gute Idee, den George den George spielen zu lassen? Ich befürchte: Nein. Damit möchte ich nichts gegen die Schaulspielkunst des Sohnes sagen. Götz schafft es wirklich überzeugend, Heinrichs Ausstrahlung, seine Manierismen, sein Schnaufen, sein merkwürdiges, oft durch theatralisches Lachen zerhaktes Sprechen einzufangen.
Aber was ist aus den Erinnnerungen eines 6jährigen (mit 6 sah der Sohn den Vater zuletzt) herauszuholen? Bindung und Verehrung dominieren (verständlicherweise) das Bild. Darüberhinaus kommen einige Zeitzeugen zu Wort, die Georges Persönlichkeit beleuchten. Leider nur gestriffen werden Georges Mitwirken in "Hitlerjunge Quex", "Jud Süß" und "Kolberg". Schwerpunkt ist eindeutig die Zeit in sowjetischer Gefangenschaft. Ist das ein legitimer Schwerpunkt? Wird hier nicht eine Unmenge an hochinteressantem Stoff verschenkt?
Vergleicht man "George" mit den Breloerschen Doku-Dramen muss man sagen: Das bleibt ziemlich an der Oberfläche und mündet alles in dem überlauten apologetischen Credo: "Er wollte doch nur spielen". Noch deutlicher empfindet man die Flachheit, wenn man "George" mit "Mephisto" vergleicht. Vielleicht ein gemeiner Vergleich. Aber angesichts der Themenverwandtschaft absolut legitim, denke ich.
Ich machs kurz. Ist ja schon so viel drüber geschrieben worden. Der Film drängt irgendwie nach "Mitteilung".
Ein weiteres Rache-Epos? Nein, für mich ist OGF eher ein gnadenloser Abgesang auf das Rache-Epos. Schonungslos wird hier auf jede Verklärung, auf jeden noch so klammheimlichen Versuch, der Rache doch noch irgendeinen Sinn zu geben, verzichtet. Nihilismus in seiner pursten Form. Nicht selten erinnert das eher an eine griechische Tragödie als an modern erzähltes Kino. Max (bzw. Dieter) Mohr war ja in TTT ganz außer sich vor Verachtung für den Film - ich glaube, er hat das richtige gesehen, nur falsch bewertet. Es geht hier nicht um Schw*zlängen, wie er meinte, sondern um die Idioten mit dem Lineal, um die Unmöglichkeit in einer aus dem Gleichgewicht geratenen Welt das Gleichgewicht (durch Rache oder Vergebung) wieder herzustellen. Gelingt es durch das Opfer?
Übrigens: Normalerweise rate ich: Nicht so viel vorher lesen. Hier sage ich: Ruhig alles vorher lesen, schadet gar nichts - weil es so unterschiedlich ist. Wenn ein Kinofilm so viel Raum gibt für Interpretation, dann kann er wohl nicht so schlecht sein.
"Der Tod macht Engel aus uns allen" lässt einen zurück mit einem Schlag in die Magengrube. Das ist weit ab vom öffentlich-rechtlichen und privaten Krimi-Einerlei und grenzt scharf an Art-House-Kino. Die Story ist zwar nicht wahnsinnig wendungsreich, gleichwohl eine faszinierende düstere Parabel über Entscheidungsfreiheit, den Zwang zum Kompromiss (bzw. Deal), Zirkel der Gewalt, menschliche Fehler und daraus erwachsende tragische und nicht-tragische Schuld. Was vor Lars Eidinger und Matthias Brandt hier leisten, ist unfassbar gut. Ein Polizeiruf der definitiv in Erinnerung bleiben wird.
Hollywood goes World War 2. Und, in vorderster Front - damals waren sie für die USA nur un- oder halbverdächtig: Fritz Lang - Bert Brecht - Hanns Eisler. Es sollte für Brecht das einzige mal bleiben, dass er in einen Hollywood-Film in den credits genannt wurde. Eisler bekam immerhin eine Oscar-Nominierung für die Hymne "No Surrender".
"Auch Henker sterben" ist letztlich die Geschichte eines Gewissenkonfliktes: Darf man mit "Henkern" kooperieren, auch wenn man weiß, das Morden ihr Geschäft ist? Wo begint Verrat? Ist ein Attentat, wie das auf Heydrich, legitim, wenn es Massenmorde zur Folge hat?
Lang und Brecht entzweiten sich bei den Drehbucharbeiten: Wenig freundlich hielt Brecht in seinen Tagebuch fest: "Die Veränderung, die mit ihm in der Nähe der 700.000 $ vorgeht, ist bemerkenswert. Er sitzt, mit den Allüren eines Diktators und alten Filmhasen, hinter seinem Bossschreibtisch, voll von Drugs und Ressentiments über jeden guten Vorschlag, sammelnd "Überraschungen", kleine Spannungen, schmutzige Sentimentalitäten und Unwahrhaftigkeiten und nimmt "licenses" für das Boxoffice," (im Orignal alles natürlich in Kleinschreibung).
Hat Brecht Grund zum Unmut? Ich denke nein. Nach dem, was man weiß, hätte Brecht einen differenzierteren Film gewollt, einen, der zum Beispiel auch thematisiert hätte , dass es unter den von den Nazis genommenen Geiseln auich Antisemiten gab. Ja, ein paar mehr aufgebrochene Klischees wäre sicher, gut gewesen. Aber angesichts des ohnehin für USA-Verhälnisse zu langen Films, find ich Langs Entscheidung vertretbar.Die Botschaft des Films ist deutlich genug.
Brecht war zudem bekümmert, dass man die Massen-Szenen reduziert hat. Aber wenn irgendjemand Massen-Szenen inszenieren kann und weiß, wann man von ihnen Gebrauch zu machen hat - dann ist es doch wohl Lang?
Der Streit der beiden war letzlich: Macht man einen Film gegen den Totalitarismus oder aber gegen Nazi-Deutschland? Ein ehrenswerter Disput. Aber mit weniger "drugs" und ideologischer Voreingenommenheit hätten die beiden wohl auch auch zueinander finden könne.
Herausgekommen ist ein sehr sehenswertes Triller-Drama, das nicht selten auch "Predigt" ist. Unterhaltungsfilm (Thriller). aber zugleich auch eine unmissverständliche politische Botschaft. Auch wenn Lang und Brecht sich am Ende der Dreharbeiten nicht mehr mochten: Der Film ist gelungen, sieht man mal davon ab, dass die realen Ereignisse etwas neben der storyline lagen.
Persönliches Resumee der Woody-Allen-Europa-Tournee: Barcelona und London hat mir gut gefallen, Paris und Rom fand ich (sehr) mäßig. Wären die letzten beiden nicht Allen-Filme, wäre ich vermutlich ungnädiger.
"To Rome with Love" hat bei mir überhaupt nicht funktioniert. Die 5 Punkte sind ein Resultat innerer Verbundenheit, nicht objektiver Urteilskraft. Einzig die Geschichte mit Penelope Cruz setzt mal die Mundwinkel in Bewegung. Ja, ausgerechnet die klassischste (= Screwball--) Geschichte amüsiert! Ja, die hätte ich gern als Film - und nicht als eine von vier Episoden gesehen. Der goldgelbe Farbfilter regt mich auf. Ebenso wie der Soundtrack: Der ist bei den New-York-Filmen stets so liebevoll und sorgfältig ausgewählt: Hier, in Rom, gibt es wirklch nur die ausgelutschtesten aller ausgelutschten Italo-Songs. Bajazzo - Volare und ein paar Italo-Disco-Stampfer. Na, wer hätte das gedacht.... ich vermisse allerdings Albano und Romina Power sowie Pia Zadora...wie konnte das bei der Soundtrack-Auswahl passieren?
Sehr krass spingt hier ins Gesicht, was - geschickter verschleiert - auch schon bei fast allen früheren Filmen der Fall - und ein echtes Manko war: Egal, wie hochkarätig die Darsteller : Wer in Allen-Filmen glänzen will, muss spielen wie Allen. Manche - darunter auch Hochkaräter, die sich unter Wert schlagen - können das gut (Benigni - die Story zündet nur leider nicht, Baldwin - da gilt das gleiche). Andere können das gar nicht (Eisenberg, Pill, Gerwig). Ich will das den Schauspielern nicht vorwerfen. Eher ist es ein Appell an den - auch von mir verehrten Woody Allen - seinen Schauspielern endlich einmal den Raum zu geben, den sie verdienen.
Das beginnt grandios. Man sieht sperrige SW-Filmschnipsel in einem Eisenbahnwagon und auf einer Müllhalde - und denkt: Oh je - bitte nicht wieder einen dieser "Woody-Allen-macht-auf-Ingmar-Bergman-Versuche." Es geht grandios weiter, weil Allen genau diese Zuschauer/Fans - wie mich - im Blick hat, die eben das nicht von ihm erwarten bzw. ihm nicht zugestehen wollen. Er zieht sie gnadenlos - und ziemlich lustig - durch den Kakao. Man fühlt sich überführt. Warum um alles in der Welt muss immer jemand lustig sein? Warum sind die eigenen Fans so blöd, immer Lustigkeit zu erwarten?
"Stardust Memories" ist für Allensche Verhältnisse ungewöhnlich aggressiv. Das hat man in den USA gemerkt - und prompt hat er haufenweise negative Kritiken eingefahren. Das ist zum Teil gerechtfertigt, weil mindestens die zweite Hälfte ein furchtbares Durcheinander ist von Realität, Fiktion und Absurdität, die sich um Erzählkonventionen nicht mehr schert (und leider auch nur noch in Grenzen komisch ist). Es ist aber auch ungerecht, weil Stardust Memories vielleicht wirklich der ehrlichste, aggressivste Film ist, den Allen bisher gemacht hat. Natürlich: Allen steckt in allen Allen Filmen drin. Aber hier steckt er vielleicht ein bisschen mehr drin als sonst.
Hab mich gerade mal so durch die Allen-Filme geklickt, um zu sehen, was mir noch fehlt. Bei dieser unfassbaren Produktivität kann man ja schon mal den Überblick verlieren ... dabei ist ein kleines Allen-community-Ranking entstanden, das vielleicht interessiert. Kann sich m.E. sehen lassen - also keines dieser Rankings, wo man sich nur die Hände vor dem Kopf schlagen kann, davon gab es ja auch schon einige...
1. Zelig mit 7,7 (mit 483 Wertungen)
2. Boris Gruschenko mit 7,6 (mit 406 Wertungen)
3. Hanna und ihre Schwester mit 7,5 (bei 537 Wertungen)
4. Verbrechen und andere Kleinigkeiten mit 7,5 (bei 362 Wertungen)
5. Ehemänner und Ehefrauen mit 7,5 (bei 140 Wertungen)
6. Manhattan Murder Mystery mit 7,4 (bei 5ß6 Wertungen)
7. Harry außer sich mit 7,4 (bei 335 Wertungen)
8. Stardust Memories mit 7,4 (bei 205 Wertungen)
9, Match Point mit 7,3 (bei 7404 Wertungen!)
10. Manhattan mit 7,3 (bei 2312 Wertungen!).
11. Sweet and Lowdown mit 7,3 (bei 429 Wertungen)
12. Broadway Danny Rose mit 7,3 (bei 176 Wertungen)
Matchpoint und Manhattan müssten eigentlich angesichts der Vielzahl von Votings noch ein bisschen raufgeschoben werden.
Die kleine Martha hat ihre böse, vermögende Tante von der Treppe gestoßen - mit tödlichen Folgen. Leider gibt es einen Zeugen: den kleinen Spießerjungen Walter. Und war da nicht auch noch der Luftikus Sam, dem Martha sich schon immer zugeneigt fühlte?
Martha (Barbara Stanwyck) bleibt unentdeckt - muss aber für ihr Davonkommen einen hohen Preis zahlen. Walters Vater, auch er im Bilde über die wahren Ereignisse, zwingt sie, die reiche Erbin, zur Heirat mit seinem Filius (Kirk Douglas). Das durch Wissen und Schuld zusammengezwängte Trio sorgt sogar dafür, dass ein völlig Unschuldiger für den Mord an der Tante zum Tode verurteilt wird.
Jahre vergehen - und plötzlich taucht der Luftikus Sam (Van Heflin) wieder in Iverstown auf. Was will er? Das durch viel Alkohol und tägliches Gezänk stabilsierte "eheliche Gleichgewicht" zwischen Martha und Walter gerät erheblich aus den Fugen. Ist Sam für Martha das lang ersehnte Sprungbrett in die Freiheit? Oder ist er ein gefährlicher Mitwisser, den man aus dem Weg schaffen muss?
Wer hier das wirklich böse ist, ist gar nicht so einfach zu beantworten. Meisterhaft hat Lewis Milestone ein vielschichtiges Melodram gestrickt, in dem die Übergange von Schuld und Verhängnis, Macht und Ohnmacht, fließend sind.
Stravinsky hat einmal über Vivaldi gelästert, dieser habe nur ein einziges Konzert komponiert - aber dieses eine 500 mal.
Ich denke, das lässt sich auch - ohne jede Lästerei! - auf Woody Allen übertragen. Eigentlich macht er serielle Kunst - und liefert alljährlich Variationen des Immergleichen ab. Viele Instrumente stehen ihm dabei nicht zur Verfügung: Das Personal der Filme lässt sich auf 4-5 Grundtypen reduzieren. Die Themen (Vergänglichkeit des Lebens/der Liebe, Sinnsuche durch Religion oder Esoterik, die Zufälligkeiten des Glücks, Sexualität und Alter, das Distinktionsgehabe von High Society und Kunstwelt) sind zwar allumfassend - aber eben doch auch sehr wiederkennbar reduziert.
Ein Erzähler ist Allen für mich definitiv nicht. Dazu verschwindet die eigentliche Story zu sehr im unendlichen Geplapper der Protagonisten. Dazu muss er zuoft auf die Stimme aus dem Off zurückgreifen - für mich immer ein Zeichen, das jetzt etwas ganz schnell berichtet werden muss, weil die Zeit sonst knapp wird: Da werden Ehen dann schon mal im Sekundentakt geschieden oder neu geschlossen.
Die wenigen Instrumente, die er beherrscht, beherrscht er allerdings virtuos. Ich sehe es nach wie vor - fast immer - wieder gern, dieses Immergleiche. Der Allensche Kosmos ist mir irgendwie vertraut, man fühlt sich "heimisch". (Allen-Fans sind allerdings, glaube ich, stimmungsanfällig: Manchmal nervt dieses ständige Vernissagen-Galeristen-Gequatsche, diese Tolstoi-Sartre-Kierkegaard-Bildungshuberei allerdings auch kollossal. Vielleicht erklärt diese Stimmungsanfälligkeit auch, warum die Fans sich so uneins sind bei der Bewertung der Filme ...)
Alle Allen-typischen Themen finden sich auch in "Ich sehe den Mann ..." wieder. In meiner persönlichen Allen-Skala würde er irgendwo im Mittelfeld landen. Vielleicht fehlen die großen "Kracher" ein wenig - wobei ich Gemma Jones und Lucy Punch schon sehr lustig fand. Leichtfüßiges Unterhaltungskino, das es schafft, an sich unendlich Tragisches amüsant zurechtzubiegen. Das muss man erst einmal - jedes Jahr aufs Neue! - hinbekommen.
Ich bin kein Horror-Experte. Aber kann es sein, dass in den vergangenen Jahrzehnten eigentlich nur noch ironische Horror-Filme gedreht wurden? Solche, bei denen der Zuschauer jeden Moment denkt: "Die müssen einen Mordsspass bei den Dreharbeiten gehabt haben" - anders als seinerzeit die arme Tippi Hedren, um nur diese Gequälteste aller Gequälten als Beispiel zu nennen. Heute klebt jedem Horror-Darsteller ein unsichtbares Schild auf der Stirn: "Bitte nicht ernstnehmen." Ist das ein zivilisatorischer Fortschritt oder beschneidet sich das Kino freiwillig um die Möglichkeit, Angst erleben zu lassen?
Schon bei den Alien-Filmen war es ja so, dass der weihevolle Ernst des ersten Teils sich zunehmend verflüchtigte und der Horror immer mehr zu einer Erinnerung an den Horror wurde, ein ironisches Zitat, eine Persiflage. Erinnert sich noch jemand an die Zeit, als man sich ein Kissen vor das Gesicht drücken oder die Ohren zuhalten musste, weil ES nicht auszuhalten war? Ich weiß es bei mir noch recht genau (bitte nicht lachen): Es war der berühmte Schatzinsel-Vierteiler mit Michael Ande. Und zwar immer dann, wenn man das Tock-Tock-Tock hörte - das war der Stock des blinden Pews, der den schwarzen Fleck zu übergeben hatte, an jene, die sterben müssen. Das Tock-Tock-Tock reichte völlig, um mir ungezählte schlaflose Nächte zu bereiten. (Natürlich ist das, was man als Horror erlebt, immer auch eine Frage des Alters und er Entwicklung. Bestimmte Regie-Moden schließen allerdings im Moment, so möchte ich meinen, "echten" Horror aus.)
AHS ist für mich der Gipfelpunkt der Ironisierung des Horrors. Die erste Staffel hab ich interessiert geguckt, was allerdings auch einige Selbstdisziplin verlangte. Eigentlich war die erste Staffel nicht mehr als ein "best of Horror", unzählige Zitate aus anderen Filmen, ein bisschen lieblos aneinandergeklatscht zu einer vernachlässigenswerten Story. Der inflationäre Einsatz von Schock-Elementen sorgte schon bald dafür, dass man sich an alles Eklige, Eitrige, Blutige und Sowieso-Widerliche dieser Welt gewöhnt hatte.
Demgegenüber ist die zweite Staffel ein Quantensprung - hier findet man tatsächlich eine mit viel Rafinesse ausgearbeitete Story, verblüffende Twists, sich über mehrere Folgen erstreckende Spannungsbögen. Das Monster-Stakkato aus der ersten Staffel ist gewichen und macht Platz für eine echte Figuren-Entwicklung. Grandios die Idee, den Zuschauer immer wieder darüber zu täuschen, wer in dieser Irrenanstalt denn nun wirklich der/die/das Erz-Böse ist. Provokant - und hart an der Grenze zur Geschmacklosigkeit - die Figur der "Anne Frank" (Franka Potente). (Keine Sorge: Hier wird niemandes Andenken entehrt).
Unbedingt erwähnt werden muss Jessica Lange. Was die hier leistet, ist wirklich sensationell. Von der sadistischen Nonne bis zum vor sich her vegetierenden Psychowrack - mit unendlich vielen Zwischenstufen - das verschlägt einem (mehr als mancher putzige Schock-Momemt) hier tatsächlich den Atem.
Der "war on drugs" der USA, ebenso erfolglos wie hinterhältig, ist das Thema dieser preisgekrönten Doku von Eugene Jarecki (Produzent: Brad Pitt). Roter Faden: Der Regisseur spürt der Familiengeschichte seiner farbigen Nanny nach und muss erkennen wie er selbst bzw. seine Familie Teil dieses Krieges ist.
Es ist schon ziemlich deprimierend zu sehen, wie die in den USA florierende Gefängniswirtschaft abhängig ist vom Drogenmissbrauch, den sie ja offiziell bekämpft. Offensichtlich hängt das wirtschaftliche Überleben einzelner Staaten davon ab, dass sie Menschen wegen Drogenmissbrauchs wegsperren können. Wir erfahren z.B., dass die USA 5 % der Weltbevölkerung stellen - aber 25 % aller weltweit Gefangenen! Interessant sind Jareckis Ausflüge in die Geschichte, in denen er deutlich zu machen versteht, dass Drogenpolitik auch immer dazu benutzt wurde, Probleme auf dem Arbeitsmarkt zu regulieren bzw. unliebsame Konkurrenz (Minderheiten) von diesem fernzuhalten.
So erfolglos-erfolgreich der war on drugs auch ist: Es gibt Lichtblicke. Interessanterweise sind es in der Doku gerade Polizisten und Richter, die diese Funktion übernehmen. Ihnen kommen zunehmend Zweifel an der Sinnhaftigkeit ihrer Aufgaben. Bleibt nur zu hoffen, dass diese Zweifel irgendwann auch einmal ihre politische Umsetzung finden.
"Budget aufgebraucht. Wir müssen jetzt Schluss machen."
So etwa fühlt sich das Ende von HELL an. "Ach", denkt man etwas verwundert und reibt sich die Augen, "das wars schon?" Dabei hatte man gerade in den letzten Minuten angefangen, den Film doch irgendwie zu mögen.
Grundproblem von HELL dürfte die Story sein, die man schon 100 mal gesehen hat - und in der Regel besser. Ein zentrales Problem teilt HELL mit anderen Post-Apokalypsen: Sie müssen irgendwie verständlich machen, warum sich Überleben doch noch lohnen soll -was ihnen erstaunlich oft nicht gelingt. Statt dessen fokussieren sich die Regisseure auf das Ausleuchten von Horror-Welten, in denen es um das nackte Überleben geht. Das ist langweilig, grenzt an den Tierfilm und mündet meist in endlosen Verfolgungsjagden, wo mal ein Zombie (oder ähnliches) von rechts und dann wieder von links ins Bild springt usw. Spannung geht anders.
Das etwas monotone Post-Apokalypsen-Setting ist bei HELL insofern auf die Spitze getrieben, weil die vier Verfolgten praktisch keine Geschichte haben, die Variationen erlauben würde. Herzsprung und Erdinger sind irgendwie ein Paar und dann gibt es da noch die kleine Schwester, die den Erdinger irgendwie nicht mag. Wieso? Ist doch egal. Stipe Erceg ist gänzlich ohne irgendeinen Hintergrund, stößt nur nach einer Rangelei zu der Truppe, weil es sich halt zu viert besser überlebt. (Das hätte man auch vor der Rangelei wissen können). Mehr erfährt man über die Protagonisten nicht.
Ganz gut gefallen hat mir die etwas (schauer-)märchenhafte (Hänsel und Gretel!) Sequenz auf dem Kannibalen-Bauernhof mit Angela Winkler als Hexen-Bäuerin. Aber da war der Film leider schon fast wieder zu Ende.
"Faustrecht der Freiheit" meets "Christiane F." Vielleicht sind diese Fassbinder-/Edel-Vergleichsgrößen ein bisschen zu hoch gegriffen - aber überdeutlich hat sich Marcel Gisler hier inspirieren lassen. Der Film - Produktionsjahr 1998 - wirkt daher etwas aus der Zeit gefallen, auch wenn die Handlung in den Siebzigern angesiedelt ist.
Gisler erzählt mit beeindruckender Wucht die Geschichte einer Liebe, die irgendwann zu einer sadomasochistischen Hörigkeit mutiert, um schließlich von einem Übermaß an Chemie zerfressen zu werden. So unerträglich die Interaktion des "schwärmenden Beni" und des gescheiterten Rockstars Fögi auch gelegentlich ist: Gisler erinnert berührend - wie zuletzt wohl nur Fassbinder - an eine dunkle Seite der Liebe, die vor lauter Entflammtsein das Selbstzerstörerische nicht scheut.
Das ist manchmal nervig - wenn z.B. zum 23. Mal gegen die "Christbaumkugel Hollywood" polemisiert wird und alles, was Herrn Cousins nicht passt als "romantisch" abgetan wird. - Das ist manchmal allzu stark durch eine ideologische Brille gesehen, bei der gut heißt = "gesellschaftskritisch" und böse = L'art pour L'art, Unterhaltung, Eskapismus, Romantik. - Und das ist manchmal sensationell ungerecht in seiner Gewichtung (Hitchcock wird etwa 2 Minuten gewürdigt, bei Ousmane Sembene wird eine Viertelstunde daraus (ohnehin schlägt Herrn Cousins Herz übermächtig für das "Weltkino" bzw. "third cinema").
Aber: Die 15 Stunden sind über weiite Strecken wirklich spannend und kein bisschen dröge. Die Einseitigkeiten verzeiht man dem Autoren schnell: Besser sich angreibar positionieren als zum 100. Mal einen altbekannten Kanon herunterbeten. Man entdeckt nicht selten neues und verblüffende Bezüge. Absolut sehenswert.
Immerhin: Regie Wolfgang Staudte! Und eine beachtliche Besetzung! Das hilft nur leider alles nichts. Ein - wie damals üblich - mit viel nacktem Fleisch aufgemotzter Krimi, der, leider recht spannungsarm und überreichlich mit "zufälligen Aufeinandertreffen" der Protagonisten gesegnet , lediglich für St.- Pauli-Nostalgiker ein MUSS sein dürfte. An einigen Stellen schimmert noch der Bürgertums-Kritiker Staudte durch. Das erinnert aber nur noch ganz fern an Meisterwerke wie "Der Untertan" oder "Rosen für den Staatsanwalt".