MaxN91 - Kommentare

Alle Kommentare von MaxN91

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    "Truth is like poetry. And most people fucking hate poetry."

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      MaxN91 17.02.2016, 01:25 Geändert 17.02.2016, 01:27
      über Raum

      "Room" von Lenny Abrahamson ist eine der Oscarhoffnungen im Jahr 2016 und das völlig zurecht. Gerade die erste Stunde des Films ist an Instensität kaum zu überbieten: So beklemmend, so schmerzhaft, so abartig, so unglaublich ist allein die Vorstellung dieser unaussprechlichen Tortur physischem und psychischem Ausmaßes. Es gibt etliche Szenen in denen der Zuschauer kaum zum Atmen kommt, zu schwer ist die Last, die einem fast wie Zementblock auf dem Brustkorb zu liegen scheint. Brie Larson und Jacob Tremblay liefern dabei beide eine absolut hochkarätige Form von Schauspielkunst ab, unterlegt werden sie dabei mit einem dezent eingesetzten, aber völlig einnehmendem Score. Abrahamson erzählt die Leidensgeschichte von Mutter und Sohn zwar ein klein wenig gehetzt, erschafft dafür im zweiten Teil des Films aber Platz für ein zunehmend psychologisches Drama, welches ebenso viele denkwürdige Momente bietet, leider aber nicht ganz ohne Hollywood-TamTam auskommt.
      Fazit: "Room" ist ausgezeichnetes psychologisches Drama, welches den Zuschauer nach dem Abspann für eine lange Zeit wie eine Zwangsjacke gefangen hält, da es ihn trotz der eigenen Freiheit ein nie dagewesen Gefühl der Klaustrophobie verspüren lässt.

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        MaxN91 01.02.2016, 01:00 Geändert 01.02.2016, 01:10

        Leider eine riesige Enttäuschung. Dass mein absoluter Lieblingsregisseur, Quentin Tarantino, mal einen so durchschnittlichen, streckenweise einfach uninspirierten Film abliefern würde, hätte ich im Traum nicht gedacht. Klar blickt stellenweise immernoch die Klasse eines tollen Autors und Regisseurs auf, dennoch wirkt "The Hateful 8" in meinen Augen einfach unfertig, kreativlos und steckenweise sogar überheblich.
        Statt sich wie in den letzten Jahren immer wieder neu zu erfinden, zitiert sich Tarantino in diesem Film lieber selbst - und dies ziemlich schlecht. So überheblich wie der Regisseur in den letzten Jahren vermehrt auftrat, wirkt auch in vielen Momenten sein achter Spielfilm. Das liegt vor allem daran, dass man über dieses Werk etwas sagen kann, was für Tarantino absolut untypisch erscheint: Die Charaktere in "The Hateful 8" sind absolut uninteressant. Trotz einer äußerst langen Exposition bietet keine seiner Figuren auch nur ansatzweise Identifikationspotential oder weckt in dem Zuschauer gar den Wunsch mehr über diese 8 Freaks zu erfahren. Wie Schablonen sagen sie die, zugegeben äußerst stark geschriebenen, Dialoge auf und werden von Tarantino aus nächster Nähe maximal routiniert abgefilmt. Das ist sicherlich nicht als Kompliment gemeint. Irgendwie wirkt alles in diesem Film unfertig und man wünschte sich Tarantino hätte sich für diesen Film zwei Jahre länger Zeit genommen. Ein weiterer Negativpunkt ist der Einsatz der Gewalt. War man von Tarantino stets gewöhnt, Gewalt als ästhetischen Faktor zu benutzen, der trotzdem auch mal schocken durfte, erhält sie hier eine zynische, gar sadistische Note, die dem Stil des Films eine enorme Banalität verleiht. Die verspielte, traumtänzerische Leichtigkeit, die Tarantino sonst auszeichnete, sucht man in diesem Film vergeblich. Viele erfolgreiche Elemente, die der Regisseur in der Vergangenheit benutzte, finden sich sicherlich auch in "The Hateful 8" wieder, sie rauben dem Film jedoch komplett seine eigene Identität. Alle bisherigen Streifen von Tarantino zeichnete bisher inhaltlich und kreativ etwas Gewisses und Neues aus. Dies ist der Erste, bei dem dies größtenteils nicht mehr so ist. "The Hateful 8" ist per se kein schlechter Film, sondern ein Film mit guten einzelnen Elementen, der jedoch über weite Strecken vergisst seinen Zuschauer mitzunehmen und gekonnt zu unterhalten. Wann konnte man das jemals von einem Tarantino behaupten?!
        "The Hateful 8" ist eigenständig zwar ein überdurchschnittlich guter Film, im Schaffen Tarantinos jedoch das bisher schwächste Glied. Gerade seine Liebhaber enttäuscht der Regisseur zahlreicher filmischer Meilensteine mit einer nie dagewesen Einfallslosigkeit, die trotz aller Selbstreferenzen nie eine eigene, unterhaltsame Handschrift besitzt.

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          MaxN91 24.01.2016, 19:52 Geändert 24.01.2016, 20:36

          Lange nicht mehr so wenig gelacht. Dumme, schlecht geschriebene und infantile Komödie, bei der wirklich jeder Darsteller konsequent unter seinen Möglichkeiten bleibt. Darüberhinaus setzt der Film auf der einen Seite auf die einfachen Lacher in Form von Sex, Drogen und Untenrum-Witzen, ist aber letztendlich im Subtext so peinlich spießig, dass man sich fremdschämen muss. Hoffentlich bleiben uns diese dummen Charaktere und halbgaren Witze in Form eines Sequels doch noch erspart.

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            MaxN91 24.01.2016, 17:25 Geändert 24.01.2016, 17:26

            A.G. Iñárritu auf der Spitze seines künstlerischen Schaffens. Nach seiner intelligenten, kreativen und zum Teil bitterbösen Meisterleistung "Birdman", ist Iñárritu mit "The Revenant" der nächste filmische Meilenstein geglückt. Rund 150 Minuten blanker Wahnsinn auf der Leinwand, mit etlichen Szenen, die bei mir für immer einen bleibenden Eindruck hinterlassen werden. Überhaupt ist das Survival-Epos "The Revenant" viel mehr als nur ein einfacher Rachefilm. Er zeigt in eindrucksvollen Bildern - ohne nur ein überflüssiges Wort zu verlieren - äußerst präzise das ganze schreckliche Ausmaß der Expansionspolitik der frühen USA, genauso wie die unvermeidliche und eindrucksvolle Simbiose von Mensch, Tier und Natur. Die Kameraarbeit von Lubezki ist famos, die Schauspielleistung von DiCaprio atemberaubend. Mit seiner brachial-ehrlichen Natürlichkeit lässt einen der Film sprachlos, beindruckt und gleichzeitig verstört zurück. Ein Werk für die große Leinwand und mit Sicherheit eine der prägensten Kinoerfahrungen meines bisherigen Lebens.

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              Zuerst war ich spektisch, ob Joshus Oppeneheimers bahnbrechendes Meisterwerk "The Act of Killing" wirklich noch eine Fortsetzung benötigt, beziehungsweise ob man dem Thema überhaupt noch etwas hinzuzufügen hat. Ich war wohl selten so auf dem Holzweg. "The Look of Silence" schließt nicht nur den Kreis, den "The Act of Killing" initiiert hat, viel wichtiger, er überlässt nicht den Tätern das letzte Wort.
              Oppenheimers Nachfolgewerk teilt sich zwar den Inhalt mit seinem Vorgänger, ist in der Form allerdings völlig verschieden. Die surrealen Elemente, die den ersten Teil so schockierend und gleichzeitig so faszinierend machten, treten in "The Look of Silence" deutlich in den Hintergrund. Oppenheimers Herzensprojekt ist trotz seiner inszenatorischen "Objektivität" aber unglaublich emotional. Was Protagonist Adi in diesem Projekt zu leisten vermochte, ist nicht nur schier unglaublich, sondern zeugt von Mut und Größe. Wenn er, dessen Bruder auf brutalst mögliche Weise hingerichtet wurde, mit den Tätern spricht, entstehen Momente, die kaum zu beschreiben sind. Die Maske der gespielten, fast offensiven Offenheit der Verbrecher ist, wie schon "The Act of Killing" bewies, hauchdünn und bröckelt von Sekunde zu Sekunde. Niemals in der Geschichte des Dokumentarfilms war es gleichzeitig so schmerzhaft, aber auch so schön einem wackeligen Kartenhaus beim Einstürzen zuzusehen. Oppenheimer zeigt ganz eindeutig: Die wahre Revolution liegt im Dialog.
              "The Look of Silence" bildet mit "The Act of Killing" eine Einheit. Joshua Oppenheimer erzählt mit seinen beiden bahnrechenden Meisterwerken nicht nur die Geschichte eines Genozids oder einer Militärdiktatur, er blickt Tief in die Abgründe der Seele eines jeden Menschens. Vielleicht jagen uns seine Filme deshalb so viel Respekt ein.

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                MaxN91 14.10.2015, 00:32 Geändert 14.10.2015, 00:35

                Über weite Teile gelungene, schwarzhumorige Satire, die allerdings viele Punkte durch ihre Plakativität verschenkt.
                David Wnendts Literaturverfilmung ist weder bahnbrechend inszeniert, noch wirklich innovativ, aber verdammt noch mal, der Film funktioniert. Wir wissen natürlich, dass unsere Gesellschaft mediengeil ist, die Anhänger der NPD frustrierte Versager sind und uns das Fernsehen nur Scheiße vorsetzt, dennoch fügt "Er ist wieder da" all dies sehr geschickt in seine Prämisse ein - und ist dabei noch wirklich lustig.
                Leider arbeitet der Film aber teils selbst mit enorm plakativen Elementen, die er auf der anderen Seite bei den Medienvertretern kritisiert. In einigen Passagen gibt es zwar Elemente, die man als Selbstkritik dieses Werks deuten könnte, viel Spielraum bleibt diesen aber nicht. Trotz allem ist der Subtext absolut gelungen und zeitgemäß, warum man dem Zuschauer allerdings nicht zutraut dies selbst zu erkennen und im Abspann Bilder von Pegida, Islamophobie und Flüchtlingsproblematiken zeigen muss, anstatt die Bilder des Films sacken und wirken zu lassen, bleibt wohl das Geheimnis der Produzenten.
                Insgesamt ist "Er ist wieder da" ein ziemlich zweischneidiges Schwert, welches auf der einen Seite eine gute Portion schwarzen Humor besitzt und auch teilweise intelligent den Finger in die Wunde legt, auf der anderen aber gewollt provokant wirkt und deshalb an vielen Stellen deutlich zu plakativ geraten ist.

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                  MaxN91 19.07.2015, 00:01 Geändert 19.07.2015, 00:03

                  Als großer Fan der Serie (zumindest der ersten Staffeln) eine ziemliche Enttäuschung. Sofort als bekannt wurde, dass Paul Tibbitt wieder deutlich mehr involviert sein wird, hatte ich eigentlich die Hoffnung wieder das Feeling der absolut liebenswert verrückten ersten Folgen erleben zu dürfen. Für das Scheitern dieses Unternehmens gibt es jedoch mehrere Gründe.
                  Tibbitt verfilmt Spongebob nicht, er zeigt eine viel zu lange Episode. Darunter leidet die eh schon dünne Handlung zu jedem Zeitpunkt, denn in einem Spielfilm braucht es Charaktere und keine eindimensionale Figuren die lustige Sprüche aufsagen. Zu keinem Zeitpunkt im Film durchlaufen die Bewohner Bikini Bottoms eine Wandlung, einen wirklichen Plot will man nicht erzählen, sondern umgeht dies geschickt mit dem ein oder anderen Kniff. Auch wenn man Tibbitts Einfluss auf Regie und Drehbuch anhand der Inszenierung und des Timings merkt, ist "SpongeBob Schwammkopf 3D" leider pures Recycling alter Gags und Ideen. Die sind immernoch nett anzusehen, ein paar Schmunzler und nette Referenzen sind auch dabei, jedoch fehlen die ganz großes Momente und der rote Faden. Verrückterweise sind die slapstickartigen Realfilmszenen sogar eine gelungene Abwechslung, auch wenn deren Einsatz unfassbar forciert ist. Insgesamt fehlt dem Film das gewisse Etwas, wenngleich Fans sicherlich stets Freude an den durchgedrehten Meeresbewohnern finden werden.
                  "SpongeBob Schwammkopf 3D" ist leider nur durschnittliche Comedyunterhaltung. Erhoffte man sich im Vorfeld durch den vermehrten Einfluss des Originaldrehbuchautors Paul Tibbitt noch einiges vom Film, wird schnell klar, dass es sich hier um eine aufgewärmte, langgezogene Serienepisode handelt. Diese ist natürlich hier und da immernoch witzig, rechtfertigt aber weder die Länge von 85 Minuten, noch die Hoffnung auf den verschrobenen, durchgedrehten Humor der ersten Staffeln.

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                  • 8

                    Was für ein wahnsinnig intensives Filmerlebnis. Nach "Ichi The Killer" erst mein zweiter Miike und was für einer. Selten sieht man es, dass ein Horror/Psychothriller sich so viel Zeit für eine Figurenentwicklung nimmt - absolut vorbildlich! "Audition" ist in sich eigentlich völlig schizophren aufgebaut, was ihn sicherlich auch so verstörend macht. Eine rührselige, warmherzige Liebesgeschichte paart sich mit einigen der härtesten Gore-Szenen überhaupt. Miike spielt dabei gekonnt mit Motiven wie klischeebehafteten Rollenbildern, Einsamkeit oder Kindesmisshandlung. Generell dürfte das Drehbuch aber weder hoffnungslose Romantiker noch Gorefans wirklich zufrieden stellen und wahrscheinlich macht genau dies seine umstrittene Rezeption aus. Miike legt bei seiner Regie großen Wert auf diese Gegensätzlichkeit und benutzt dieses Motiv in seinem erschütternden Finale mehrmals gekonnt in surrealen und hypnotischen Traumsequenzen und gibt dem Zuschauer damit entgültig den Rest.
                    "Audition" von Takashi Miike ist feinstes Genrekino, das allerdings aufrund seines gegensätzlichen Aufbaus und seinen expliziten Bildern nicht für jeden geeignet sein dürfte.

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                      MaxN91 26.04.2015, 01:55 Geändert 26.04.2015, 01:59
                      über Heat

                      "A guy told me one time: Don't let yourself get attached to anything you are not willing to walk out on in 30 seconds flat if you feel the heat around the corner."

                      Ein episches Duell zweier absoluter Fachmänner, die auf gänzlichen unterschiedlichen Seiten stehen, sich aber ähnlicher sind als ihnen lieb ist. "Heat" ist Actionkino auf allerhöchstem Niveau, bei dem Charaktere bis ins Detail ausgearbeitet, die Dialoge und das Drehbuch stimmig und die Schauspielleistungen zum Niederknien gut sind - kurz gesagt wie man es heute kaum noch zu sehen bekommt.
                      Im Grunde ist "Heat" das klassische Katz-und-Maus-Spiel zwischen Cop und Verbrecher, hat aber dennoch einige prägnante Alleinstellungsmerkmale. Da wären natürlich Pacino und DeNiro als Gegenspieler, besser geht es eigentlich nicht. Doch da gibt es noch ein dritten, etwas verborgenen Hauptdarsteller in "Heat": Los Angeles. Das urbane Setting verleiht dem Film eine ganz bestimmte Roughness, gerade weil Mann auf die ausgelutschten 0815 LA-Locations verzichtet. Der Zuschauer spürt sozusagen zu jeder Zeit den Asphalt der Innenstadt. Damit einhergehend muss man erwähnen wie brachial der Sound in "Heat" ist. Selten ist mir das so explizit aufgefallen wie in diesem Film. Die Schusswechsel pressen den Zuschauer förmlich in den Sessel und geben einem gleichzeitig das Gefühl in Deckung gehen zu müssen. Auch die für einen Actionthriller extreme Überlänge, mit seinen vielen Charakteren und Beziehungen, zeichnet "Heat" aus. Auch wenn einigen Handlungssträngen mehr Wert zugestanden wird als anderen, fügen sie sich dennoch stimmig zu einem großen Ganzen zusammen. Die absolut routinierte Regie von Mann rundet den Film gekonnt ab.
                      Michael Manns "Heat" ist zurecht ein geliebter Actionklassiker, der auch heute noch locker die modernen Blockbuster in die Tasche steckt. Auch wenn Mann sich an altbewährte Mittel des Genres hält, versteht er es dem Film nicht nur seine eigene Handschrift zu verleihen, sondern dabei auch absolut geradlinig und knallhart die Geschichte durchzuziehen . Dass der Film einen der besten Casts aller Zeiten aufzuweisen hat, schadet sicherlich auch nicht. Ein absolutes Must-See!

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                        Ryan Gosling pendelte die letzten Jahre permanent zwischen großen Hollywoodproduktionen und eher kleineren Autorenfilmen. Kurz gesagt zwischen dem Paycheck und Leidenschaftsprojekten.
                        Sein Regiedebut "Lost River" oder auch ehemals "How To Catch a Monster" gehört definitiv zu letzterem. Seinen Faible für bildgewaltige, kraftvoll inszenierte Kunstfilme ließen seine letzten Rollen mehr als nur erahnen, sein Langfilmdebut untermauert dies allerdings nun vollkommen. Die Vorbilder sind klar: Refn und Lynch triefen aus jeder Pore dieses Streifens. Doch gerade hier liegt das Hauptproblem Goslings. Er schwelgt so sehr in den Handschriften seiner Vorbilder, dass er es völlig verpasst seine eigene dem Zuschauer auch nur ansatzweise klarzumachen. Der Cast, die Kamera, der Sound sind toll, doch der Film bietet keinerlei Alleinstellungsmerkmal.
                        Dabei hat Goslings Geschichte um die sterbende Vorstadt und ihre Dämonen durchaus Potential, doch mehr als an der Oberfläche kratzt sie selten. Trotz all der gut ausgearbeiteten Montagen taucht der Zuschauer nie so tief in die Atmosphäre des Films ein, wie er es gerne würde. Gerade zum Ende wirken sowohl die Kernthemen, ihr Umgang, als auch deren filmische Ausarbeitung trotz des großen Tamtams verdammt banal. Eben hier knüpft er eben nicht an seine großen Vorbilder an, denn deren Filme - egal ob sie dem eigenen Geschmack entsprechen oder nicht - haben es immer verstanden den Zuschauer in den Bann ihr Welt zu ziehen.
                        So bleibt "Lost River" trotz grandios aufspielendem Cast und gekonnter Inszenierung ein äußerst durchschnittliches, und deshalb ziemlich enttäuschendes Regiedebut.

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                          MaxN91 31.03.2015, 22:59 Geändert 01.04.2015, 01:45

                          Eine Ode an die Leidenschaft, den Schweiß und die Hingabe eines Künstlers an sein Medium, bis hin zum gnadenlosem Scheitern in unserem System. Eine wirklich inspirierende Dokumentation über die Liebe zum Film.

                          "Why do we not have ambition? Why? Have the greatest ambition possible! You want to be immortal? Fight to be immortal. Do it! You want to do the most fantastic art of movie? Try! If you fail, is not important. We need to try! "

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                            Mit "Top Five" liefert Chris Rock einen beachtlichen Autorenfilm ab. Die selbstreferenzielle Komödie beleuchtet einen Auschnitt im Leben eines gestandenen und erfolgreichen Stand Up Comedians, der auch in Hollywood erste Erfolge - wenn auch mit eher niveaulosem Klaumauk - erzielen konnte. Damit soll nun Schluss sein. In seiner ersten Rolle als Charakterdarsteller versucht Andre Allen von der Presse und dem Publikum ernst genommen zu werden. Eingebettet ist die Handlung in ein Interview, bei dem Allen durch ganz New York irrt, nur um immer wieder auf sein Privatleben und seine Vergangenheit angesprochen zu werden.
                            Rock setzt neben Humor unter der Gürtellinie auf typische Elemente der amerikanischen "Black Comedy"-Szene und verbindet dies mit durchaus nachdenklichen und ernsten Passagen. Dies gelingt ihm zwar nicht immer reibungslos, dennoch ist der Film unglaublich charmant und ehrlich. Neben all dem Scheitern von Rocks Charakter, spricht der Film aber auch die Skurillität und Absurditäten Hollywoods an. Irgendwie fühlt sich der Film an, wie eine Mischung aus Chappelles Show und Curb your Enthusiasm. Rocks Regie, sowie Drehbuch sind nicht perfekt, aber durchaus interessant. Zu jeder Zeit hat man das Gefühl, dass er seine aus dem Leben gegriffenen Anekdoten aus tiefster Leidenschaft erzählt, auch wenn das Pacing hier und da darunter leidet.
                            "Top Five" ist ein Film für Liebhaber der amerikanischen "Stand-Up" und "Black Comedy"- Szene. Die Symbiose aus in Teilen witzigen, in Teilen ernsten Passagen gelingt Rock nicht immer reibungslos, dennoch spürt man in jeder Anekdote seine persönliche Handschrift.

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                            • 7 .5

                              "Nightcrawler" von Dan Gilroy schaffte es letztes Jahr auf etliche Bestenlisten von anderen Moviepiloten. Klar, dass ich den Film - nachdem er bei uns im Kino leider nicht anlief - nachholen musste. Der titelgebende Name beschreibt Sensations-"Journalisten", die meist bei Nacht die Tatorte von Gewaltverbrechen filmen und die Bilder dann an den meistbietenden Verkaufen. Mit TMZ-Promi-Stalkern wohl einer der schäbigsten Berufe im Mediengeschäft überhaupt. Und auch genau diese Botschaft vermittelt der Film von Anfang an und bleibt dabei leider relativ redundant. Egal wie schockierend oder befremdend das Gesehene ist, so klar ist es aber auch jedem nachdenkenden Meschen. Wo sollen sonst solche Bilder herkommen? Interessanter ist da allerdings schon die Maschinerie dahinter, die sich allein auf Urägste des Menschen stützt. Auch ansonsten ist der Film relativ konventionell erzählt und gefilmt. Doch was macht "Nightcrawler" für mich dennoch zu einem verdammt sehenswerten Film? Es ist die Hauptfigur Lou Bloom, grandios gespielt von Jake Gylenhaal. Irgendwo zwischen phrasendreschendem Businessberater und gefühllosem Psychopath porträtiert Gylenhall eine Figur, die es so wohl noch nie im Kino zu sehen gab. Besonders interessant ist, dass Bloom, trotz lediglich gebetsartig angeeignetem Wissen, keinerlei Moral und keinerlei sozialen Fähigkeiten, nicht nur in der Gesellschafts- und Arbeitswelt überlebt, sondern sogar zu einem regelrechtem Vorbild avanciert. Na klar, den jeder, der sich den Arsch aufreißt, schafft es auch. Willkommen im amerikanischen (Alb-)Traum. Bitterböse Gesellschaftskritik, die voll ins Schwarze trifft, auch wenn sie wenig Neues berichtet.
                              Fazit: Obwohl dem Film die großen Überraschungsmomente fehlen, ist es unglaublich interessant und spannend der Hauptfigur Lou Bloom bei ihrem schonungslosem Aufstieg zuzusehen. Eine treffende Medien- und Gesellschaftskritik, mit einem wahnsinnig starkem Jake Gylenhaal.

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                              • 6 .5

                                Rührendes, aber leider auch ziemlich forciertes Sozialdrama von Jason Reitman. "Men, Women & Children" ist eigentlich ein klassicher Film über Beziehungen, der allerdings seine Betonung auf unsere digitalisierte, vernetzte Gesellschaft legt. Im Prinzip zeigt er aber lediglich wie altbekannte Probleme wie Einsamkeit, Ehe, erste Liebe, etc. in unserer modernen Welt projeziert werden. Das tolle Ensemble rund um Sandler (er kann es noch!), Norris, Greer und Garner haucht dem guten Drehbuch zwar durchaus Leben ein, dennoch fehlte mir schlichtweg die Bissigkeit, die Reitman sonst so ausmacht. Im Prinzip ist "Men, Woman & Children" ein äußerst braver Film, der extreme Auswüchse der amerikanischen Vorstadtfamlien porträtiert. Für den Film sprechen aber dennoch seine guten Schauspielleistung und eine routinierte Inszenierung.

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                                • 8
                                  über Boyhood

                                  "Boyhood" ist ein unglaublich riskantes und aufwändiges Projekt, welches die Kindheit von Mason (grandios: Ellar Coltrane) über 12 Jahre beleuchtet. Stellvertretend für dessen Lebensabschnitte nimmt sich Regisseur Richard Linklater Fragmente aus dessem fiktiven Leben heraus und haucht ihnen Jahr für Jahr neues Leben ein. Nicht nur, dass er den inszenatorischen, wie pragmatischen Aufwand auf sich nahm jährlich neue Szenen zu drehen, sondern dass er es am Ende schafft einen kohärenten, in sich stimmigen Film zu erzählen, ist ein Gewinn für das Medium Film. Doch trotz all dieser Besonderheiten ist "Boyhood" im Kern ein einfacher, deswegen aber noch lange nicht anspruchsloser Film.

                                  "I thought there would be more."

                                  Auch wenn "Boyhood" in sich keinem stringenten Spannungsverlauf folgt - und deswegen teilweise anstregend ist - stellt er dennoch die richtigen Fragen. So ist der Film grundlegend kein Coming-Of-Age "Epos", sondern eher eine fiktive Abbildung der Wirklichkeit. Die Suche nach dem Glück, der Liebe, dem richtigen Platz in der Welt und letztendlich unserer Bestimmung verfolgt die Charaktere. Boyhood bildet diesen Prozess für Mason und seine Familie perfekt ab, mit all seinen Höhen und Tiefen, seinen Hindernissen und Meilensteinen. Die Figuren im Film fragen sich ständig selbst, ob das, was sie tun und erleben schon alles sein kann. Auf der akribischen Suche nach dem Sinn des Lebens sehen sie das Offensichtliche nicht: Der Sinn des Lebens ist zu leben.

                                  "So what's the point?

                                  Of what?

                                  I don't know, any of this. Everything.

                                  Everything? What's the point? I mean, I sure as shit don't know. Neither does anybody else, okay? We're all just winging it, you know? The good news is you're feeling stuff. And you've got to hold on to that. "

                                  Fazit: "Boyhood" ist auf der einen Seite unglaublich aufwändiges, ausschweifendes Erzählkino, folgt auf der anderen aber einer recht simplen Erzählstruktur. Regisseur Richard Linklater verfilmt eine fiktive Coming-Of-Age-Story, die sich aber absichtlich auf viele individuelle, reale Jugendjahre übertragen lässt. Ihm geht es weniger um die Geschichte an sich, als um die Frage nach dem richtigen Platz in der Welt und somit der Suche nach dem Glück und dem Sinn des Lebens.

                                  8
                                  • 8 .5

                                    Starkes Biopic über den hierzulande praktisch unbekannten Performance-Künstler Andy Kaufman. Jim Carrey spielt Kaufmann absolut perfekt, in all seinen Facetten und mit all seinen Ecken und Kanten. Zum Glück für den Film hat Milos Forman verstanden, was viele Zuschauer immer vor den Kopf gestoßen hat: Die Privatperson Kaufman gab es zwar, er selbst hat sich aber immer über andere Charaktere definieren wollen. Daher sind jedliche psychologische Fragen über sein Verhalten und seine Kunst hinfällig. Eines ist jedoch sicher: Kaufman war ein Grenzgänger, der teilweise das Publikum benutzte, nur um sich selbst zu unterhalten. Ihm war nicht ausschließlich der Applaus des Publikums wichtig, sondern das Spielen mit der Reaktion.
                                    Ein wunderbar besetzter und stark geschriebenen Film über einen einzigartigen Künstler.

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                                    • 8

                                      Eine beeindruckende Parabel über das Leben und den Tod. Aronofsky schwelgt zeitweise in religiös-esoterischen Gefilden, nur um dem Zuschauer anschließend in aller Deutlichkeit die auf der einen ernüchternde, aber auf der anderen Seite befriedigende Antwort zu geben: Die Natur ist ein unbesiegbarer, unendlicher Kreislauf. Leben und Tod sind untrennbar miteinander verwoben.
                                      Ein wirklich wunderschön gefilmter, stark besetzter und intelligenter Film, der zugegebenerweise manchmal etwas zu dick aufträgt. Dennoch ein sträflich unterschätzter Aronofsky.

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                                      • 7 .5

                                        Wie viel Clinch es um Zach Braffs neuen Film "Wish I Was Here" gab, ist schon bemerkswert. Jeder hatte eine Meinung dazu, ob das Crowdfunding Braffs nun notwendig, berechnend oder einfach nur verdammt klug war. Lässt man diese sinnlose Diskussion mal bei Seite, sehe ich bei diesem Film das viel größere Streitpotential. "Wish I Was Here" wird polarisieren, weil er - gerade in kombination mit dieser aufgehitzen Diskussion - viele Reibungspunkte bietet.
                                        Da wäre zum einen der sich gerade auzudrängen scheinende Vergleich zu Braffs grandiosem Debut "Garden State". "Wish I Was Here" versucht nämlich ähnliche Gefühle zu wecken und Fragen zu stellen wie Braffs Erstling. Daraus macht Braff aber überhaupt keinen Hehl, denn wie auch in "Garden State" bringt Braff einfach die Gefühlswelt einer Generation auf den Bildschirm. Eine Fähigkeit, die man ihm in meinen Augen nicht absprechen kann. Leider ist der Film aber etwas zu überladen und spricht einige Themen einfach zu rudimentär an.
                                        Weiterhin wäre da Braffs unbändiger Hang zur Poesie und Melodramatik, zum richtigen Wort zur richtigen Zeit. Gepaart mit seinem erneut grandiosen, aber prägnantem Soundtrack tangiert er so stets die Grenze zum Kitsch. Ich für meinen Teil liebe aber genau das an Braffs Drehbüchern, weil er Gefühle mit kurzen, aber klaren Worten aufs Papier bringt. Alles andere als subtil, aber dafür treffen die Worte einfach immer einen Nerv beim Zuschauer. Eine Fähigkeit, die ich im modernen Kino immer seltener wahrnehme.

                                        "You know what's the problem with hiding in a fishbowl, Noah? Everybody can see you."

                                        Schauspielerisch ist der Film wirklich toll besetzt, sei es Braff in der Hauptrolle, Kate Hudson als seine bessere Hälfte, der herausragende Mandy Patinkin als krebskranker Vater oder Joey King als pubertierende Tochter. Auffallend is außerdem die Farbgebung, welche die Stimmung des Films gekonnt übermalt.

                                        "Wish I Was Here" ist kein perfektes, aber dennoch sehr gelungenes Gefühlskino. Braff überzeugt erneut mit einer Tragikkomödie, welche viel auf Stimmung und die Gefühlswelt einer Generation setzt. Konnte fast jeder "Garden State" noch etwas abgewinnen, muss man, um "Wish I Was Here" zu mögen einen besonderen Geschmack für Braffs melodramtisch anmutende, poetische Ader haben. Braff macht nämlich keinen Hehl daraus einen gedanklichen Nachfolger zu seinem Regiedebut zu zeigen, rutscht aber in seinem zweiten Film leider gelegentlich in den Bereich des Kitschs ab. Ich kann verstehen, dass der Film gerade in der aufgehitzen Crowdfunding-Diskussion und als "Garden State"-Nachfolger einen schweren Stand hat, dennoch funktioniert "Wish I Was Here" auch als eigenständiger Film, an dem gerade die Fans von Braff ihren Spaß haben werden. Und genau darum ging es den Spendern ja letztendlich.

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                                        • 6

                                          Wer sich mein Profil ansieht wird sehen, dass bei meinen Lieblingsfilmen ein Streifen aus dem Jahr 2005 namens "Sin City" auftaucht. Ich war 15 als ich den Film das erste mal gesehen habe und ich war fasziniert von dieser tristen, kaputten Welt aus Gewalt, Sex und Korruption. Wie ein Sog trieb mich jedes Wort, welches meist mit tiefer Stimme in Form eines Voice-Overs gesprochen wurde, tiefer in die Geschichten hinein. Es passte einfach alles: Die Figuren, die Film-Noir-Optik, die Darsteller, die langen, aber fesselnden Monologe, die kurzen, aber sau coolen Dialoge und natürlich das Element des Verbotenen. Sin City ist und bleibt für mich die Beste Comic-Verfilmung bist zum heutigen Tage.
                                          Lange habe ich auf die Fortsetzung warten müssen, so oft wurde sie mir angekündigt. Wenn ich ehrlich bin, war ich darüber sogar ein wenig froh. Denn sind wir ehrlich, wann hat ein Sequel jemals die Erwartungen erfüllt? Doch jetzt im Jahre 2014 ist es endlich so weit und plötzlich kam dann doch etwas Spannung und Freunde in mir auf... bis ich die niederschmetternden Kritiken gelesen habe. Und was soll ich sagen, ich bin (trotz gesenkter Erwartungen) richtig fett enttäuscht. Nicht weil der Film schlechter ist als sein Vorgänger, sondern weil ich glaube Rodriguez hat sein Talent als Regisseur für geniale Genre-Filme verloren. Vielleicht kann er aber auch einfach keine Sequels, was er mit dem unterirdischen "Machete Kills" ja schon zur genüge bewiesen hat. Zum Glück war, wie auch im Vorgänger, Frank Miller selbst noch mit an Bord, sonst hätte dieser Film wohl ähnlich schlimm geendet.
                                          Rodriguez versucht den Zuschauer 10 Jahre später erneut in den oben angesprochen Sog zu ziehen, was nicht so recht gelingen mag. Die Optik und die Gewalt sind noch da, der Flavor ist auch noch in gewissen Momenten vorhanden. Was Rodriguez aber (wie auch in "Machete Kills") nicht mehr auf die Leinwand bringen kann ist die Leidenschaft des ersten Teils. Davon abgesehen ist die Qualität des Storytellings dürftig. Wie wäre es mal mit etwas Rhythmus und Timing? Heftigere Gewalt, mehr Titten und schnellere Schnitte machen eben noch lange keine geile Atmosphäre, Mr. Rodriguez.
                                          Davon abgesehen bleibt "Sin City" eben "Sin City": Kurz gesagt, der Film hat seine Momente. Ich bin und bleibe halt einfach Fan der Optik und der Figuren, auch wenn diese viel viel schwächer geschrieben sind als in Teil 1, was allerdings auch daran liegen kann, dass die Bände "A Dame To Kill For" und "Just Another Sunday Night" einfach nicht so viel hergeben.
                                          Fazit: Robert Rodriguez kreativer Abstieg scheint sich fortzusetzen. Zwar ist "Sin City: A Dame To Kill For" per se kein schlechter Film, zerbricht jedoch daran, dass es Rodriguez zu selten schafft die Atmosphäre von Basin City wieder auf die Leinwand zu bringen. Außerdem fehlt ihm, wie zuletzt auch in "Machete Kills", das Fingerspitzengefühl die Leidenschaft seiner früheren Filme erneut auf die Leinwand zu bringen. Außerdem: Auch wenn es Gründe gibt, warum der halbe Cast verändert werden musste, wirkt das ganze einfach absolut bizarr.
                                          Wer "Sin City" liebte, wird auch in diesem Film hier und da Elemente finden, die ihn kurzzeitig zurückwerfen in den Sog aus Gewalt, Sex und Korruption des ersten Teils. "Sin City: A Dame To Kill For" hat tolle Momente, davon aber leider viel zu wenig.

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                                          • 8

                                            Mit "Under The Skin" ist Jonathan Glazer im Jahr 2013 ein absoluter Ausnahmefilm gelungen. Ausnahmefilm nicht nur wegen seiner zuerst verwirrenden, dann aber umso härter treffenden Struktur, sondern vor allem weil er es versteht trotz anspruchsvollen, intelligentem Kino nicht in prätentiöse Selbsdarstellung zu verfallen.
                                            Besonders besticht Glazers Film durch die bärenstarke, kreative und handgemachte Inszenierung und die eindrucksvolle Ein-Mann-Show von Scarlett Johansson. Es ist nicht möglich "Under The Skin" gerecht zu werden, ohne sich eingehend mit der Symbolik und der Bildsprache des Films zu beschäftigen. Lässt man sich darauf ein, bekommt man einen der radikal ehrlichsten, aber gleichzeitig verstörensten Blicke auf die menschliche Natur geboten. Lediglich das eigenwillige Pacing des Films, besonders das - trotz ruhiger Inszenierung- sehr abrupte letzte Kapitel, trüben den Gesamteindruck für mich etwas.
                                            Ich möchte diesen Kommentar so kurz wie möglich halten, um jedem selbst die Möglichkeit zu geben von diesem Film verwirrt, überrascht und vielleicht sogar verfolgt zu werden. Trotz seines letztendlich geradlinigen Plots einer der kniffligsten, aber gerade deshalb interessantesten Filme der letzten Jahre.

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                                            • 8

                                              Fast 80 Jahre alt und noch kein bisschen müde. Woody Allen schüttelt mit "Blue Jasmine" auch im hohen Alter noch eine Perle aus dem Ärmel, die sich gewaschen hat. Hierbei beschäftigt er sich derart zynisch und bitterböse mit der Amerikanischen Upper Class, dass man sich kaum zwischen Abscheu und Schadenfreude entscheiden kann.
                                              Die grandiose Cate Blanchett führt dabei einen fantastischen Cast an, der den ohnehin schon wunderbar geschriebenen Figuren noch mehr Tiefe verleiht. Jeder Charakter ist auf seine Weise geschädigt, was bei anderen Autoren auch schnell hätte plump, überzogen und vorhersehbar enden können. Allen dagegen legt ein zügiges Erzähltempo vor und haut dem Zuschauer dabei noch eine Reihe von grandioses Dialogen entgegen. Am Ende bleibt dem Zuschauer nur ein ernüchternder, gar trostloser Blick auf das Leben in San Francisco: Die Armen bleiben dumm, aber glücklich. Die Reichen gewieft, aber verachtenswert.

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                                              • 7 .5

                                                Ich bin immer skeptisch, wenn Filme unter Marken-oder Produktnamen erscheinen, oder Industrieprodukte zum Protagonisten in Filmen werden. Dennoch wollte ich mir "The Lego Movie" ansehen und zwar aufgrund der durchweg positiven Resonanz und weil ich die Regisseure Miller/Lord für ihren Humor schätze.
                                                Natürlich haben sie mit "The Lego Movie" einen Werbe- und Nostalgiefilm geschaffen, aber meine Güte, das ist den beiden wahrlich gut gelungen. Dieser Film strotzt nur so vor Kreativität und guten Einfällen, außerdem ist der nerdige, popkulturlastige Humor absolut grandios. Einen großen Vorteil hat der Film im Übrigen im englischen Originalton, in dem die Stimmbesetzung herausragend ist.
                                                Doch leider ist nicht alles so "awesome", wie der Film es gerne hätte. Mehrfach habe ich bereits das unrunde Storytelling des symphatischen Regieduos Miller/Lord kritisiert, doch davon war in "The Lego Movie" rund 75 Minuten nichts zu spüren. Mit unglaublichem Tempo und der zugegeben recht einfach gehaltenen Story (inkl. Kommunismuskritik), wirkt der Film zunächst äußerst kurzweilig. Leider verzettelt sich TLM für meinen Geschmack zum Ende hin immer mehr, wird klischeebehaftet und reißt den Zuschauer dann mit Realfilmaufnahmen völlig aus der bunten Traumwelt.
                                                Fazit: Insgesamt ist "The Lego Movie" ein wirklich gelungener Film, der das hat, was Hollywood leider so oft fehlt: Kreativität. Kreativität und Nostalgie sind allerdings auch die Motive, die der Film ausnutzt, um sein Product-Place (zugegeben gekonnt) an den Mann zu bringen. Dass man dies einem Film mit dem Namen "The Lego Movie" nicht zu böse nehmen kann, sollte aber klar sein. TLM ist kurzweiliges, spaßiges Kino für Groß und Klein, nicht mehr und nicht weniger.

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                                                • 6 .5
                                                  über Lucy

                                                  "Lucy" von Luc Besson beschäftigt sich mit der Idee was passieren würde, wenn der Mensch seine vollen kognitiven Fähigkeiten maximal ausnutzen könnte. Lucy, gespielt von Scarlett Johannson, gerät in die Fänge von äußerst brutalen koreanischen Drogenschmugglern, die (seltsamerweise) in Tokio operieren und experimentieren. Lucy wird eine neue Superdroge implantiert, die sie anschließend in ihrem Körper ins Ausland verfrachten soll. Nachdem die Droge versehentlich austritt, erlebt Lucy wie es ist mehr Funktionen ihres Gehirns als jeder andere Mensch nutzen zu können.
                                                  Auch wenn sich der Film gefährlich nahe an der Story von "Limitless" orientiert , hat er doch einige Merkmale, die ihn von gewöhnlichen Hollywood-Blockbustern der letzten Jahre abhebt. Zuerst nimmt sich der Film ungewöhnlich ernst, bierernst sogar. Nicht nur gibt es kaum Momente, die zum Lachen angedacht sind, sondern hat der Film ebenfalls den Anspruch wissenschaftlich als auch anthropologisch bahnbrechende Fakten zu präsentieren. Besson nimmt dabei immer wieder Bezug auf auf den Urmenschen und auf der Suche nach dem ewigen Leben. Doch irgendwie wirkt die Umsetzung dieser Ideen dann so steif und verbissen, was gepaart mit den teilweise trashig-lustigen Inszenierungen oft mehr befremdlich als faszinierend wirkt. So kommt beim Sehen des Films doch einige gewisse Komik auf, die zwar sicher nicht beabsichtigt war, allerdings den Streifen doch überdurschnittlichen spaßig macht.
                                                  Auch merkt man dem Film an vielen Punkten das doch eher geringe Budget an, Besson hat dafür aber meiner Meinung nach an den richtigen Enden gespart und doch solide CGI-Einstellungen auffahren können. Die grundsetzliche Idee des Films ist recht interessant, nutzt sich aber beim Zuschauer relativ schnell ab. Schon von Anfang an ist klar, dass die Protagonistin keinerlei Gefahr ausgesetzt ist, zu übermächtig erscheinen ihre neuen Fähigkeiten. Der Film hält den Zuschauer lediglich so bei der Stange, dass immer neue Superlative des menschlichen Gehirns auf der Leinwand zelebriert werden, ohne jedoch den Plot in irgendeiner Form voranzutreiben. Schade.
                                                  Trotz allem ist "Lucy" aufgrund seiner "perfekten Unperfektheit" eine auf der Rasiermesserklinge tänzelnde und dabei spaßige Sci-Fi-Thrillerstory, die man an allen Ecken und Enden kritisieren könnte, von Luc Besson aber dennoch höchst symphatisch in Szene gesetzt wurde.

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                                                  • 7

                                                    2012 überraschte das Reboot der TV-Serie "21 Jump Street" auf ganzer Linie. Auf einer Seite den Zuschauer, der gut 110 Minuten bestens unterhalten wurde, auf der anderen Seite aber auch das Studio, das mit diesem finanziellen Erfolg wohl nicht gerechnet hatte. 2014 kommt Jump Street nun zurück in die Kinos und erneut überrascht der Film seine Zuschauerschaft. Nicht mit dem Inhalt, denn der gleicht dem ersten Teil fast 1 zu 1. Es ist die eingebaute Metaebene, die genau mit den Eigenschaften dieser Fortsetzung spielt. Mehr Geld, mehr Gags, im Endeffekt aber genau das gleiche Produkt. "22 Jump Street" hat die Eier auszusprechen, was schreckliche Fortsetzungen wie "Hangover 2" etc. vor ihr verpasst haben. Selbst die Regisseure Chris Miller und Phil Lord geben offen zu, dass sie weder Bock noch frische Ideen für einen zweiten Teil hatten und sie das Studio zu einer Fortsetzungen überredet, ja fast gedrängt habe. Auf den ersten Blick ist die Idee der Offenheit absolut genial und gibt dem Zuschauer das Gefühl das Spiel zu durschauen, auf den zweiten Blick macht es mich aber doch irgendwie traurig, dass ich seit ca. 60 Minuten im Kino sitze und mich schief lache. Hatten die Studios also doch recht mit ihrer Ignoranz, dass ich genau das selbe Produkt 2 Mal kaufen werde? Die klare Antwort ist: Ja! Eine gefährliche Entwicklung an sich, die Metaebene funktioniert nämlich genau auch nur 1 Mal. Darum bitte kein 23 Jump Street oder sogar Fortsetzungen für die nächsten 20 Jahre, wie der Film es selbstironisch phrophezeit!!!
                                                    Zum Film an sich gibt es relativ wenig neues zu erzählen: Liebte man den schrägen Humor des ersten Films, wird man diesen genauso lieben. Besonders gefallen haben mir in 22 Jump Street die Referenzen auf andere Filme, bzw. Genres, die deutlich besser gelungen waren als im ersten Teil. Dennoch gibt es für mich ein ähnliches Problem wie beim Film von vor 2 Jahren: Wirkte 21 Jump Street schon relativ unrund, hat sich dieser Faktor im Sequel noch für mich verstärkt. Irgendwie will kein Fluss aufkommen, der Weg zum Ziel ist relativ holprig.
                                                    Unterm Strich eine durchaus sehenswerte und vorallem spaßige Komödie, die selbstironsich daherkommt, aber auch die billigen Methoden Hollywoods offenlegt. Ein zweischneidiges Schwert aus tollen Gags, aber keinerlei Innovation.

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