MaxN91 - Kommentare

Alle Kommentare von MaxN91

  • Ich muss hier mal ne Lanze brechen. Am Anfang als ich die Filmanalyse hier auf Moviepilot gesehen habe, habe ich genauso reagiert wie viele User unter meinem Kommentar- "Hochnäsiger Pseudo-Intellektueller" und ähnliche Begriffe gingen mir da durch den Kopf. Bleibt aber mal ganz sachlich und erweitert seinen Horinzont, auch wenn ihr nicht die selbe Meinung wie der Kritiker habt, und ihr werdet merken wie interessant diese Kritiken sind. Ich hab mir einige Kritiken von die Filmanalyse angesehen und seit dem bin ich begeistert von diesem Format. Warum?-fragt ihr euch vielleicht. Filmkritikkanäle gibt es etliche auf Youtube, die alle den gleichen Content liefern. Hier findet man mal eine außergewöhnliche Betrachtungsweise und sieht den Film im nachhinein vielleicht mit ganz anderen Augen.
    Fazit: Lasst euch nicht immer vom ersten Eindruck täuschen, der Kanal ist teilweise wirklich unglaublich unterhaltsam und gehaltvoll.

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    • "So auch Sharknado . Aber das wäre zu viel der Ehre und würde den “Film” mit echten Filmlegenden des schlechten Geschmacks wie The Room, Daniel – der Zauberer, Plan 9 aus dem Weltall oder Man of Steel gleichsetzen" - lol.
      Wirklich amüsant geschriebener Artikel, ich versteh nur nicht warum man den Trashfans ihre Filme nicht einfach lassen kann. Internethype kommt so schnell, wie er auch wieder vergeht.

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      • 5

        Nicolas Winding Refn ist schon ein Phänomen. Nach dem wirklich bemerkenswerten "Drive" hätte er sicherlich ohne Probleme einen großen, teuren und stylischen Film machen können- aber er machte DAS. "Only God Forgives" lässt mich mit einem Gefühl zurück, wie ich es noch nie nach einem Kinofilm hatte. Einerseits bin ich wirklich angetan von der über alle Maße erhabenen Inszenierung, andererseits bin ich schockiert wie wenig Refn dem Zuschauer mit diesem Werk zu erzählen hat.
        Aber beginnen wir mal von vorne. Refn eröffnet uns von Anfang an eine Welt in der die Menschlichkeit keinen Platz mehr hat. Im tiefsten Sumpf Bangkoks regieren Drogen und Prostitution, Menschen werden bereits von Kindertagen an zu Tieren. Fressen oder Gefressen werden. Auge um Auge, Zahn um Zahn. In dieser Welt verkehren auch der Dealer Julian (Ryan Gosling), der bereits aus den USA flüchten musste. Sein Bruder Billy, ein pädophiles Monster, vergewaltigt und tötet ein 16 Jähriges Mädchen und wird anschließend selbst ermordet. Die Mutter der beiden fliegt umgehend aus London ein und schwört blutige Rache an ihrem erstgeborenen Sohn, doch Julian ist zu feige den Plan seiner Mutter auszuführen. Julian scheint, wie alle anderen in dieser nihilistischen Welt Refns, die Fähigkeit verloren zu haben Emotionen und Gefühle zu spüren. Nur die Hörigkeit gegenüber seiner Mutter hat er nicht verloren, welche letztendlich nur wieder in einen Strudel aus Gewalt führt.
        Refn zieht den Zuschauer durch sein schleppend langsames Tempo, seine teilweise fast stummfilmartige Inszenierung und die grandiose Rot-Blau getränkte Kamera in eine Art Hypnose. Cliff Martinez´fantastischer Score verstärkt dieses Gefühl noch um Längen. Ab hier beginnt eine Aneinanderreihung von teils heftigen Gewaltszenen, die angepasst an die Psyche des Täters ausgeführt werden. Für Mutter Crystal ist Gewalt Mittel zum Zweck, in diesem Fall die Rache und ein Akt von Männlichkeit. Für Julian ist Gewalt eigentlich Nebensache, in diesem Fall aber ein Mittel um seiner Mutter zu gehorchen und zu gefallen. Für Racheengel Chang ist Gewalt ein Mittel der Machtdemonstration, aber auch ein ästhetischer Akt. Genau nach diesem Muster quält Winding Refn seine "Story" voran, ohne es nur eine Sekunde lang zu erreichen dem gezeigten etwas Tiefe zu verleihen. "Only God Forgives" ist äußerst prätentiös: eine visuell perfekt inszenierte, aber in meinen Augen inhaltsleere Gewaltphantasie ohne erheblichen Mehrwert. Viel zu zeigen hat uns Refn zwar, viel gehaltvolles zu erzählen aber leider nicht.

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        • 5

          Gesneaked.
          "The Call" ist ein über weite Strecken spannender Thriller, der gleich zur Sache kommt und sich nicht lange mit Charakterzeichnungen aufhält. In diesem Fall ist dies sogar wirklich akzeptabel und verständlich, denn die Spannung entsteht rein durch die Telefonverbindung der entführten Casey (Abigail Breslin) und der Notruftelefonistin Jordan (Halle Barry). Leider besteht deren Kommunikation fast nur aus histerischem Schreien und Heulen, was auf die Dauer etwas anstrengend wirkt, durch den soliden Score aber glücklicherweise gut kompensiert wird. Bis zu diesem Punkt wurde eine recht beklemmende Atmosphäre erzeugt, die nur durch die überflüssigen Jump-Scares etwas gestört wird. Leider wirkt der Film im letzten Drittel dagegen unheimlich vorhersehbar und vermischt plötzlich die funktionierenden Thrillerelemte mit Horror- und Psychoelemten. Eine wirklich fatale Entscheidung, die das einfache aber bis dato funktionierende Drehbuch ab diesem Punkt nur noch lächerlich erscheinen lässt und in ein abstruses Ende mündet, welches höchstens verkappten Feministinnen gefallen dürfte. Dass die junge Abigail Breslin allerdings permanent in Unterwäsche zu sehen und zunehmend sexualisiert wird, widerlegt allerdings vermutlich auch diese These.
          Fazit: "The Call" beginnt als durchaus spannender und solide inszenierter Thriller, der mit zunehmender Laufzeit leider immer mehr Plotholes offenbart und in ein unglaubwürdiges, abstruses Ende mündet. Unterm Strich gerade so durchschnittliche Genrekost, die man sich gerne mal nebenbei im TV ansehen kann, den Kauf einer Kinokarte meiner Meinung nach aber nicht rechtfertigt.

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          • Und wieder ein belangloses Sequel mehr.

            • Ich war leider auch unglaublich enttäuscht :'(

              • 5

                Ich glaube ich habe mich auf wenige Filme im Jahr 2013 so gefreut wie auf "Man of Steel". Zack Snyder, der mit Watchmen bereits bewiesen hat wie gut er Superheldenfilme kann, übernahm die Regie und Christopher Nolan produzierte den Film- für mich Grund genug einen starken Superheldenfilm zu erwarten. Pustekuchen.
                Im ersten Teil des Plots erzählt "Man of Steel" in guter Manier die Hintergrundgeschichte von Superman und warum Clark Kent überhaupt auf die Erde gebracht wurde. Henry Cavil ist ein guter Protagonist, ohne den Zuschauer jedoch zu faszinieren. Dafür fehlt ein wenig die Ausstrahlung, vielleicht sogar die Symphatie. Es mag paradox klingen eine Figur als guten Protagonisten zu beschreiben, obwohl ihm die Ausstrahlung fehlt: Das liegt aber absolut nicht an der Schauspielleistung von Cavill, sondern am größten Ärgernis des Films- dem verkorksten Drehbuch. Ich hatte nicht die Erleuchtung im Bereich Storytelling und Charaktertiefe erwartet, wie stark die Handlung aber ab der Hälfte des Films stagniert ist dann doch sehr ärgerlich. Viele Prämissen der Handlung werden schlichtweg gebetsartig wiederholt oder wieder aufgewärmt. Dazu kommen die zum Teil hanebüchenen, peinlichen Dialoge der Flat Characters.
                Ich persönlich mag Zack Snyder sehr und mache auch kein Geheimnis daraus, dass mich sein visueller Style größtenteils sehr fasziniert. Auch in diesem Film war das über weite Strecken der Fall, bis sich die Handlung im letzten Drittel auf ein reines CGI und Explosionsgewichse beschränkt. Selbst die krassesten Actionszenen und Effekte werden einem so lange serviert, bis das Auge schlichtweg deren Opulenz kaum mehr ertragen kann und es den Zuschauer nur noch ermüdet. Um das noch Unterhaltung zu nennen, muss man wirklich ein Actionjunkie sein.
                Für mich wäre der Film komplett an die Wand gefahren worden, gäbe es da nicht Michael Shannon. Ich verehre die Präsenz dieses Mannes in jeder seiner Rollen und auch hier kann er wieder mit "seinem Blick" glänzen. Er ist ein wunderbarer Bösewicht und beherrscht jede Szene spielerisch. Seiner Rolle kommt zu Gute, dass er hier keinen sadistischen Psychopathen spielt, er ist vielmehr ein Krieger, der bereit ist seinen Auftrag mit aller Macht auszuführen, egal welche Opfer er dafür bringen muss. Er verliert sein Ziel niemals aus den Augen und das merkt man in jeder Szene.
                Fazit: Für mich war "Man of Steel" die bisher größte Enttäuschung dieses Kinojahres. Zack Snyders Adaption der Geschichte von Superman beginnt wirklich interessant, hat aber mindestens ab der Hälfte der Spielzeit nichtmehr viel zu erzählen. Der gute Cast erhielt leider, besonders in den Nebenrollen, wirklich grenzwertig schwache Dialoge aufgebrummt, weshalb mich auch nur Michael Shannon als Antagonist durch seine Präsenz wirklich überzeugen konnte. Es gibt immer wieder Momente im Film, die einem zwar das Potential dieser Superheldengeschichte klar machen, aber gleichzeitig erfahren lässt, wie fahrlässig damit umgegangen wurde. Gerade das letzte Drittel von "Man of Steel" ist zwar optisch ansprechend, dürfte aber nur wirklichen Actionfanatikern gefallen, denn die Opulenz der Explosionen und Actionsequenzen wirkt extrem schnell stumpf und ermüdent.

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                • 8 .5

                  BREAKING NEWS: "Der deutsche Film ist nicht tot!"
                  Nach dem ausgezeichneten "Oh Boy" aus 2012, lief 2013 mit "Schuld sind immer die Anderen" ein weiteres deutsches Highlight in den Kinos- es hat nur leider fast niemand mitbekommen. Arte nahm den Film glücklicherweise recht schnell in sein Programm auf, um ihn einem größeren Publikum zu präsentieren.
                  "Schuld sind immer die anderen" beschäftigt sich mit kriminellen Jugendlichen, und zwar nachdem sie ihre Tat begangen haben. Wie kann ein krimineller Jugendlicher wieder in die Gesellschaft eingegliedert werden? Sind sie sich ihrer Schuld bewusst? Bereuen sie? Werden sie Verzeihung erfahren? All diesen Fragen stellt Autorin Anna Maria Praßler ihren Figuren, bis Protagonist Ben schneller als erwartet auf eines seiner Opfer trifft.
                  Die Geschichte wirkt von Grund auf leider etwas konstruiert, zieht aber unwarscheinlich schnell in ihren Bann und lässt einen diese und andere kleine Schwächen (einige Dialoge, Fernsehoptik) schnell verzeihen. Überhaupt verfügt der Film über eine unglaublich passende Atmosphäre. Bleiben die Farben auf der einen Seite stets kalt, sind es auf der Anderen die stark gespielten Figuren, die fast wie tickende Zeitbomben der Geschichte das Blut durch die Adern pumpen. Wie hier schon oft angemerkt, muss auch ich Edin Hasanovic ein ganz großes Kompliment aussprechen: Seine Darstellung des Protagonisten Ben wirkt aufgrund seiner Taten unfassbar hassenswert, dennoch verliert der Zuschauer niemals Interesse und sein Mitgefühl für die Figur. Besonders seine einprägsame Mimik in den ruhigen Momenten beeindruckt. Aber auch anderen jungen, guten Darstellern wird in diesem Film eine Plattform gegeben. Ansonsten gebührt auf der Seite der routinierteren Darsteller Julia Brendler das größte Lob, ebenfalls eine ganz ganz starke Performance.
                  Regisseur Lars-Gunnar Lotz schafft es über 90 Minuten Spannung zu bewahren, obwohl die Geschichte an einigen Ecken vorhersehbar wird. Mich persönlich hat der Film aufgrund seiner nicht einfachen Thematik und seiner beklemmenden Atmosphäre berührt, wie schon lange kein deutscher Film mehr. Dazu beigetragen hat auch das konsequente und mutige Ende, das für meinen Geschmack zwar etwas zu abrupt einsetzt, dafür aber den Zuschauer weiterdenken lässt und somit die Frage nach Schuld und Vergebung anhand dieses Einzelfalles nicht entgültig bewertet.
                  Fazit: Obwohl es immer wieder kleine Kritikpunkte an "Schuld sind immer die Anderen" gibt, schafft es der Film einfach durch seine tolle Atmosphäre und die talentierten Darsteller zu überzeugen. Die Frage nach Schuld und Vergebung wird in diesem Film wunderbar thematisiert und zwingt dem Zuschauer nicht eine vorgefertigte Meinung auf, sondern gibt genug Freiraum, um eigene Gedanken und Meinungen reifen zu lassen. Ich bin wirklich hellauf begeistert und überrascht, dass ich mal wieder solch ein gutes, deutsches Drama sehen durfte. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

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                  • Schaut euch das Ding an liebe Moviepiloten!

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                    • 8

                      In "Fahrenheit 451" lässt uns François Truffaut in eine düstere Zukunft blicken: Individualität und Emotionalität sind die Feindbilder der Gesellschaft, alle Menschen sollen gleich sein. Um das zu erreichen müssen alle Bücher aufgespürt und verbrannt werden- und zwar von der Feuerwehr. Diese hat schon lange nicht mehr die Aufgabe zu löschen, sondern zu entzünden. 451 steht auf allen Fahrzeugen, Uniformen und auf der Wand des Reviers geschrieben, denn das ist die Gradzahl in Fahrenheit bei der sich die Buchseiten entzünden. Guy Montag ist besonders gut im Aufspüren von versteckten Büchern und vielleicht deshalb mit der Aufgabe bedacht die Verbrennungen durchzuführen. Erst die Begegnung mit seiner Nachbarin Clarisse öffnet ihm die Augen.

                      "Fahrenheit 451" ist ein unheimlich interessanter Film, denn Truffaut ging es darum die Bücher stärker in den Vordergrund zu rücken, als die Figuren, die sie verbrennen. Das liegt natürlich auch daran, dass die Menschheit in seiner dunklen Zukunftsvision kaum noch Individualität kennt. Überhaupt stehen Bücher in diesem Film für Individualität, aber auch natürlich auch für Wissen, Kulturerbe, aber auch Emotionen.
                      Die Parallelen der Zukunftsvision von Truffaut (bzw der Romanvorlage von Bradbury) und dem dritten Reich sind dabei natürlich offensichtlich: Bücherverbrennungen, das Tragen von Uniformen und natürlich die Hausdurchsuchungen, bei denen die Bücher aus Verstecken gejagt und ausgelöscht werden. Truffaut baut aber eine für mich wichtige Änderung in seinen Film ein: Seine Kritik an Zensur und diktatorischen Machtverhältnissen braucht kein Gesicht wie Hitler oder Mussolini, nein er lässt uns bewusst im Unklaren darüber wer da eigentlich die Anweisungen gibt. Die Betonung wird dabei verstärkt auf die Gehirnwäsche der "einfachen" Bevölkerung gelegt- hier sogar mit Hilfe von Drogen und dem Fernsehprogramm verstärkt. Seine Zukunftsvision ist dabei immernoch aktuell, betrachtet man z.B. die Lage in Nordkorea.
                      Der Hauptcast setzt sich aus dem wunderbar spielenden Oskar Werner und der ebenfalls starken Julie Cristie (in einer Doppelrolle) zusammen. Unterlegt wird der Film von dem fantastischen Score von Bernard Herrmann, bekannt u.a aus der Zusammenarbeit mit Hitch. Julie Cristie hat hier die besondere Aufgabe sowohl die eigentlich leere Hülle einer Ehefrau, als auch die emotionale, lebensfrohe Nachbarin zu spielen. Gerade diese Emotionalität verleitet Montag nämlich dazu sich für die Bücher und gegen das Regime zu entscheiden, seine Frau dagegen entscheidet sich genau umgekehrt.
                      "Fahrenheit 451" besticht nicht unbedingt mit einer besonders komplexen oder spannenden Geschichte, es ist eher die Grundprämisse und die Auflösung, die den Film interessant machen. Gerade der letzte Teil des Films ist nämlich besonders: Obwohl Montag sein kurzfristiges Ziel erreicht und aktiv Widerstand leistet, driftet er anschließend in einen passiven Widerstand ab. Truffaut entscheidet sich dazu die Geschichte auf den ersten Blick positiv enden zu lassen, auf den Zweiten erscheint das Ende zwiegespaltener und die Wissensträger der Bücher, werden zu den Büchern selbst (Wortlaut im Film). Das gebetsmühlenartige Auswendiglernen der Bücher lässt die Menschen selbst nämlich ebenfalls zu leeren Hüllen werden und ob die Zukunft positiver ausfallen wird, bleibt im Film höchst fraglich.

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                        MaxN91 02.06.2013, 21:25 Geändert 31.10.2015, 12:07
                        über Stoker

                        So mancher hollywoodfremde Regisseur konnte in der Traumfabrik ja eher schwer Fuß fassen, nun wagt auch einer der interessantesten Regievertreter unserer Zeit den Schritt in die USA: Die Rede ist von Park Chan-wook und seinem Film "Stoker".
                        Für Fans von Alfred Hitchcock dürfte "Stoker" besonders attraktiv sein, denn nicht nur das Skript ist eine Hommage an den Klassiker "Im Schatten des Zweifels", sondern auch die atmosphärische Gestaltung und die Kamera sind klar vom Altmeister inspiriert. Meine Befürchtung es könne eine Anpassung von Park Chan-wook an das Hollywoodkino geben, wurden von Beginn an niedergeschlagen. Die Handschrift und der asiatische Einfluss des Regisseurs sind von der ersten Sekunde zu spüren. Die Handlung des Films beginnt zu Anfang nicht direkt vorzuschreiten, eine seltene Eigenschaft im heutigen Kino, die leider von einigen Kritikern und Zuschauern mit Langeweile verbunden wird. Parks Film bleibt nämlich nicht auf der Stelle stehen, er nimmt sich Zeit die grandiose Atmosphäre zu schaffen, ohne die der Film nicht funktionieren würde. Der Regisseur wählt dafür eine unglaublich künstlerische Bildsprache, die sich besonders durch die bombastischer Kamera und den für mich besten Schnitt seit Jahren äußert- An einigen Stellen vielleicht etwas zu verschwenderisch (im Sinne von zu häufig) eingesetzt. Was anschließend beginnt ist ein grandioser Mix aus Psychothriller und Horrordrama, dessen Geschichte zwar nicht äußerst komplex ist, dafür aber um so besser umgesetzt auf die Leinwand gebracht wurde. Damit dies funktioniert hat Stoker eine ganze Reihe an grandiosen Schauspielperformances zu bieten: Mia Wasikowska als geheimnisvolle, düstere India Stoker, die bis kurz vor Ende fast undurchschaubar wirkt. Besonders gefallen hat mir auch Matthew Goode als Onkel Charlie, dessen äußere Schönheit und innerliche Hässlichkeit den perfekten Psychopathen ausmachen. Seine Aura in diesem Film ist gigantisch, es reicht wenn am Auto lehnt und mit Sonnenbrille in die Richtungen des Zuschauers schaut, um Gänsehaut und Angst auszulösen. Auch Nicole Kidman gefiel mir nach langer Zeit wieder richtig gut, in der Rolle der psychisch angeknacksten Mutter. Zuletzt bleibt zu sagen, dass Wentworth Millers (Michael Scofield!) starkes Drehbuch erst durch die Handschrift von Ausnahmekönner Park Chan-wook sein volles Potential auschöpfen konnte und in ein Ende mündet, dass so konsequent wie genial viele Zuschauer vor den Kopf stoßen wird.
                        Fazit: "Stoker" ist für mich eine der größten Überraschungen in diesem Kinojahr, nicht weil ich Regisseur Park Chan-wook diese Aufgabe nicht zugetraut habe, sondern weil er sich und seiner Handschrift absolut Treu geblieben ist. Kamera und Schnitt bilden für mich eine Einheit, wie ich es lange in keiner Hollywoodproduktion mehr gesehen habe. So ensteht ein knallharter Psychothriller mit tollen Bildern und hervorragenden Darstellern, dessen Atmosphäre und Inhalt stark an Hitchcock erinnern. Ganz großes Kino.

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                        • Der Carlton Dance ist sooooooo genial ♥

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                          • 9

                            Mit "The Great Gatsby" ist Baz Luhrmann nach "Romeo+Julia" erneut eine fantastische Literaturverfilmung gelungen. Die ersten Kapitel im Roman sind doch sehr ausführlich und detaillreich geschrieben, um so verwunderlicher ist es welch wunderbares Tempo Luhrmann in der Geschichte an den Tag legt und dabei keine wichtigen Informationen auf der Strecke lässt. Und dann beginnt das opulent bebilderte Kino, wie ich es liebe: Wunderbare Kamerafahrten, tolle Aufnahmen und Kulissen spiegeln auf wundersame Weise die fast krankhafte Zurschaustellung der New Yorker Superreichen wieder- ganz vorne natürlich Jay Gatsby. Sein Auftritt raubt einem die Luft und die Aura dieses Charakters geht sofort auf den Zuschauer über. Kein anderer als Leonardo DiCaprio würde mir auf Anhieb einfallen, der den Charakter so viel Tiefe verleihen könnte. Er spielt Gatsby, in all seinen Facetten, perfekt. Absolut perfekt. Auch sonst ist der Cast stark besetzt, jede Figur aus dem Buch wurde getreu auf der Leinwand abgebildet. Die Dialoge des Buches bleiben dem Film erhalten, dafür bricht Regisseur Baz Luhrmann die Lanze in die Neuzeit mit Hilfe des Soundtracks. Jay-Z, Lana Del Ray und The xx in den 20er Jahren, kann das funktionieren? Auf jeden Fall. Im Laufe des Films legt Luhrmann immer mehr Fokus auf die Liebesgeschichte von Gatsby und Daisy, lässt sonst allerdings einige Aspekte des Buches in den Hintergrund treten. Normalerweise empfinde ich dies als fatal, hier wurde es allerdings inhaltlich so stark umgesetzt, dass ich nur applaudieren kann. Von vielen Kritikern wurde die fehlende Figurentiefe bemängelt, ich kann das nur verneinen. Die starken Schauspieler machten dies für mich möglich, obwohl ich zugeben muss, dass nicht jede Figur einzeln noch einmal aus einem anderen Licht beleuchtet wurde. Wie gesagt, dies wäre auch nicht nötig gewesen und hätte die Plotinteressen des Regisseurs sicher geschadet. Für mich war "The Great Gatsby" bis zu diesem Punkt ein eigentlich perfekter Film, doch am Ende der Geschichte lässt Baz Luhrmann eine der wichtigsten und kritischsten Stellen des Buches vermissen. Die Kritik, um die es Fitzgerald ging, wurde nicht deutlich genug gemacht. Denn es ist keineswegs so, dass sich diese nicht auf unsere heutigen Verhältnisse übertragen lässt. Ganz im Gegenteil.
                            Fazit: "The Great Gatsby" ist ganz großes Kino, mit Bildern die so nur Lurhmann auf die Leinwand bringen kann. Mit dem wunderbaren Cast und dem perfekten Hauptdarsteller vermag die Geschichte auch über die recht lange Laufzeit zu begeistern und zu unterhalten. Mit einem klasse Soundtrack überträgt Luhrmann die Geschichte in die Neuzeit, verliert dabei aber am Ende der Story den kritischen Aspekt des Buches etwas aus den Augen. Ja die Geschichte funktioniert zwar auch als solches und wurde perfekt umgesetzt, ohne die sozialkritischen Aspekte des letzten Kapitel des Buches fehlt mir aber dennoch der letzte Nackenschlag, den man als Leser mitbekommen hat.

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                            • 6 .5

                              Mit "Evil Dead" inszeniert Regisseur Fede Alvarez ein Remake des Splatterklassikers Tanz der Teufel. Visuell ist "Evil Dead" logischerweise eine ganz andere Hausnummer als das Original, verzichtet lobenswerterweise dabei aber größtenteils auf CGI. Alvarez wollte kein 1:1 Remake machen und bemüht sich so konsequenterweise seinen Figuren ein gewisses Maß an Tiefe zu verleihen. Auch die Story wurde, gegenüber dem Original, aus meiner Sicht positiv ausgearbeitet und gibt dem Zuschauer etwas mehr Hintergrundinformationen, um die Geschehnisse rund um die Waldhütte besser verstehen zu können. Das Bemühen der Macher von Evil Dead sowohl die alten Fans als auch das junge Publikum begeistern zu wollen, ist zu jeder Zeit spürbar. Die starken Kamerafahren von Raimi wurden zwar kopiert, an seine Klasse als Regisseur kommt Alvarez aber nicht heran- an Innovation hapert es gewaltig. Und hier sind wir auch schon bei einem der Grundprobleme von "Evil Dead": Im Gegensatz zu Tanz der Teufel, schafft es das Remake nur selten sich von gewöhnlichen Horrorkonventionen abzusetzen und den Zuschauer zu überraschen. Das aus meiner Sicht aber größte Problem dieser Neuauflage ist die Atmosphäre bzw. die Stimmung des Films. Viel zu selten hatte ich wirklich Angst vor dem was als nächstes passieren könnte, das nagelkauende, schweißtreibende Erlebnis blieb aus. Klar gibt es ab und an mal einen Erschrecker, aber ohne die richtige Grundstimmung zieht das eben nur halb so gut. Das ist natürlich eine ziemlich bittere Pille für das Horrorgenre per se, "Evil Dead" hat aber dafür auch hier die visuellen Pluspunkte auf seiner Seite und in Sachen Gewalt und Blutvergießen noch einiges in petto. Die Gore- und Splatterszenen sind wirklich explizit, d.h. es wird voll draufgehalten und das Blut spritzt literweise. Hier schockt Evil Dead zwar, wirklich in den Sitz drücken konnte mich aber nur die Endsequenz, die mit absoluter Härte und Kompromisslosigkeit überzeugt.
                              Fazit: "Evil Dead" düfte für Splatterfans eine wahre Freunde darstellen, als Horrorerlebnis bietet die Neuverfilmung von Sam Raimis Klassiker dagegen wenig Innovation und Spannung. Im direkten Vergleich schockt das Original von 1981 in meinen Augen deutlich mehr, obwohl visuell keine Vergleichsgrundlage mehr besteht.

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                              • 7 .5

                                Ultra verstörende und trashige Splattergranate von Sam Raimi, deren Handlung man in 2 Sätzen zusammenfassen kann. Trotz äußerst geringem Budget und größtenteils komischen Schauspielleistungen hat "Tanz der Teufel" eine packende und extrem angsteinflößende Atmosphäre, die für mich besonders durch den krächzenden Score und die billigen (und gerade deswegen verstörenden) Splattereffekte entstand. Sam Raimi zeigt von Anfang an seine Klasse als Regisseur und bietet tolle Kamerafahrten und beklemmende Einstellungen. Eine Figurentiefe ist so gut wie gar nicht vorhanden, dafür wurde hier keinesfalls an Gewalt und Blut gespart. Obwohl ich nicht wirklich ein großer Splatterfan bin, konnte Raimi mich über 85 Minuten fesseln, schockieren und teilweise sogar zum Schmunzeln bringen.

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                                • 6

                                  Britischer Humor, ein bisschen (Anti-)Romantik und eine mittelmäßige Storyline- ungefähr das sind die Zutaten für "Das hält kein Jahr...". Ich mag den britischen Humor, sehr sogar, d.h. ich kann auch damit leben durch die Bank Witze unter der Gürtellinie vorgesetzt zu bekommen. Und was soll ich sagen, der Film hält was er verspricht. Die Gagdichte könnte zwar deutlich höher sein, dafür konnte ich mich an den richtigen Stellen wunderbar amüsieren. Da ich selber noch nie in den "Genuss" des Ehelebens gekommen bin, kann ich das zwar nur mutmaßen, aber hier wird wirklich kein Klischee über das Alltagsleben der Ehe ausgelassen. Die Story an sich ist wirklich ziemlich dünn und schmettert meine Erwartungen einmal mehr nieder, dass es endlich wieder eine saulustige Komödie mit richtig gutem Drehbuch gibt. Der Cast macht Spaß und ist wirklich witzig, hat aber leider das Problem, dass der Film nach ungefähr einer Stunde von einer zynischen Komödie in eine eher langweilige Romanze abdriftet. Am Ende steht die britsche, zynische Variante eines Happy Ends zu Buche und *Spoiler* meine Verwirrung darüber, wie man Anna Faris (mit schlechter Haut) der wunderbaren Rose Byrne vorziehen kann.
                                  Fazit: Als Fan des britischen Humors hatte ich wirklich Spaß mit "Das hält kein Jahr", auch wenn ich etwas traurig darüber bin, dass der Film gegen Ende wieder in das altbekannte Schema abdriftet (wenn auch etwas britischer) und deswegen einiges an Potential verschenkt.

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                                  • 8

                                    Da ist er nun, der heiss erwartete dritte Spielfilm von Regisseur Derek Cianfrance und gleichzeitig seine zweite Zusammenarbeit mit Ryan Gosling. "The Place Beyond the Pines" heisst das Ganze und entführt den Zuschauer zuerst in die Welt von Stuntman Luke (Gosling), der erfährt, dass er einen Sohn hat und nun seiner Pflicht als Vater nachkommen will. Um seinem Sohn etwas bieten zu können raubt er Banken aus und wird dabei immer leichtsinniger. Wow, 50 Minuten fesselt mich "The Place Beyond the Pines" nun schon und ich bin wirklich schlichtweg begeistert. Die Charakterzeichnung, der Style, die Story und der Hauptdarsteller sind einfach schlichtweg perfekt. Doch ohne zu viel zu verraten, vollzieht das Drehbuch nun einen vollständigen Perspektivwechsel. Eine Wendung, die so nicht zu erwarten ist, ist für mich meistens ein großer Pluspunkt. Hier fiel es mir schwerer mich damit abzufinden, denn ich habe genrell ein Problem mit dem Wechseln von Protagonisten. Hier wird mir schlagartig klar, dass der Film nun eine komplett andere Richtung einschlägt. Das Tempo wird gezügelt, für meinen Geschmack zu stark, und der Film widmet sich dafür neuen Themen wie Schuld und Gerechtigkeit. Themen, die der Film wirklich toll anspricht und gut erzählt, auch wenn der Übergang doch etwas holprig erscheint. Im Fokus steht nun die Figur des Polizisten Avery (Bradley Cooper). Eine interessante Figur, komplett konträr zu der von Gosling. Als ich mich nun in diese neue Figur hineinversetzen konnte, ihre Fehler sowie ihre Stärken entdeckt habe, macht der Film einen erneuten Bruch. Diesmal vergehen ganze 15(!) Jahre Zeit innerhalb der Geschichte und erneut wird ein Perspektivwechsel vorgenommen, natürlich verbunden mit einem neuen Protagonisten (An dieser Stelle sei angemerkt, dass alle 3 Geschichten miteinander in Verbindung stehen!!!). Wieder beginnt das Charakterzeichen von vorne, wieder durchaus gelungen. Für mich beginnt hier nun dennoch die schlechteste Geschichte der Dreien, was besonders an der letzten Wendung des Films liegt. Dies beginnt mit einem wirklich stark konstruierten Zufall und einigen Handlungen der Charaktere, die schwer nachvollziehbar sind.
                                    Fazit: Auch wenn ich hier eine Menge Kritik äußere ist "The Place Beyond the Pines" ein wirklich bemerkenswerter Film, der nicht davor zurückscheut große Themen anzusprechen und damit auch Erfolg hat. Leider begeht der Film aus meiner Sicht den Fehler zu viele Perspektivwechsel einzubauen, wobei die Qualität der Geschichten auch immer mehr abnimmt. Regisseur Derek Cianfrance hat großes Talent dafür Geschichten mit Tiefgang zu erzählen, verzettelt sich meiner Meinung nach aber damit seinen Film auf epische Länge zu strecken, obwohl der Spannungsbogen immer mehr abfällt.

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                                      „Es gibt keine größere Einsamkeit als die eines Samurai, außer vielleicht die eines Tigers im Dschungel.“ - Bücher des Bushido
                                      Mit diesem fiktiven Zitat von Regisseur Jean-Pierre Melville beginnt "Der eiskalte Engel - Le Samourai", ein Zitat so genial es könnte wirklich der asiatischen Kampfkunst als Vorbild dienen.
                                      10 Minuten sind vergangen seit ich den Film gestartet habe, 10 Minuten in denen kein einziges Wort gesprochen wird. 10 Minuten in denen ich trotzdem so viel erfahren habe über den Protagonist und den Ort in dem er lebt. Die perfekte Atmosphäre. Steril und kühl ist das Zimmer in dem Jef Costello erwacht. Vom einzigen Lebenszeichen im Raum, einem kleinen Vogel, verabschiedet er sich nur durch das Reiben eines Geldscheins am Käfig. Fast mechanisch zieht er sich seinen Hut und Mantel an. Die Augen starr und leer, trotzdem fokussiert. Nur dunkle grau und schwarztöne umgeben Paris, ein Ort in dem alles Leben zu ersticken scheint. Sogar die Scheiben des Wagens sind trüb. Genau hier setzt das erste Mal der Score ein: Einprägsam, geheimnisvoll und irgendwie kalt. Er fährt in eine dunkle, abgelegene Garage. Sofort springt ein Mann heran, montiert Nummernschilder. Nur ein Schnipsen, kein Wort, reichen aus dass er Costello eine Waffe übergibt. Es wirkt wie Routine. Die Nacht bricht herein. Er schlecht in ein Hotel und klingelt. Eine Frau erhebt sich und der erste Dialog des Films beginnt. Es sind nun die besagten 10 Minuten vergangen und da wusste ich, dass ich sowas eindrucksvolles noch nie gesehen habe und dass es etwas besonderes wird.
                                      Alain Delon spielt den Auftragskiller Costello mit einer Intensität und einer Gefühlskälte, wie ich es noch nie erlebt habe. Auch als dieser einen Fehler begeht, bleibt er wie eine Hülle ohne jegliche Emotionen. Was folgt sind fast 90 weitere Minuten voller Spannung, gepaart mit einer Hetzjagt durch Paris. Jean-Pierre Melville liefert dabei die warscheinlich grandlinigste Inszenierung aller Zeiten ab. Als diese dann ihren Höhepunkt findet, überrascht der Film mit einem Ende, dass einem die Kinnlade auf den Boden krachen lässt, obwohl es sich doch irgendwie andeutet. Mehr möchte ich dann doch nicht schreiben, denn es sollte sich jeder in die Situation begegen selbst einmal "den einsamen Samourai" Costello bei seiner Arbeit zu beobachten. Eine einmalige Erfahrung.
                                      Jean-Pierre Melvilles "Le Samourai" ist schlichtweg einer der besten Filme, die ich jemals gesehen habe. Von seiner nahezu perfekten Inszenierung, über seinen wunderbaren Score, bis hin zum überragenden Hauptdarsteller, der für mich beste Vertreter des Film Noir und deswegen zurecht ein absoluter Klassiker.

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                                      • 6

                                        Nach meinem ersten Terrence Malick Film Tree of Life war ich innerlich überaus gespalten. Dass die Spaltung aber in seinem nächsten Film "To the Wonder" noch heftiger sein würde, hätte ich nicht erwartet.
                                        Ähnlich wie in Tree of Life spielt die eigentliche Handlung des Films eine untergeordnete Rolle, hier steht eher eine bildliche Wegbegleitung des Leids und der Liebe im Fokus. Malick zaubert wieder mal so wunderschöne Bilder auf die Leinwand, wie man sie selten zu sehen bekommt. Das Thema Liebe steht hier besonders im Vordergrund, aber nicht nur die schöne, sondern auch die zerbrechliche, enttäuschende Seite der Liebe. Wie Liebe eigentlich nicht mit Worten zu beschreiben ist, so sind Malicks Figuren in "To the Wonder" die meiste Zeit stumm, einzig melancholische Voice-Overs bieten dem Zuschauer einen minimalen Einblick in Gedankenwelt der Figuren. Auf der einen Seite ist dieser Film einfach wunderschön nachdenklich und fängt Emotionen der Liebe fantastisch ein. Auf der anderen Seite ist der Film schwer zu etragen: Gerade die Abgründe, die Schattenseite der Liebe, verbunden mit Figuren, die man über den gesamten Film nicht aus den Augen verliert, sie aber dennoch niemals ganz genau kennenlernt, lassen den Zuschauer verzweifeln. Man wünscht sich sie einmal über ihre Gefühle reden zu hören, doch Malick gibt uns Bilder mit denen wir uns diese Antworten selbst erörtern müssen. Ein Grund warum ich Malicks Filmen trotz unbestrittener Schönheit einfach keine ganz hohe Bewertung geben kann. Dennoch konnte mich "To the Wonder" mit seinem Thema Liebe mehr berühren als Tree of Life, zumindest bis dieses Thema mit religiösen und spirituellen Gesichtspunkten verknüpft wurde. Hier verlor mich der Film zeitweise, obwohl auch hier der Alltag des Priesters in atemberaubenden Bildern geschildert wurde- die Verknüpfung beider Themen ging für mich dennoch nicht komplett Hand in Hand.
                                        "To the Wonder" ist durch und durch ein Terrence Malick Film, der erneut unfassbar schwer zu fassen ist und die größten Teile seiner Zuschauerschaft spalten wird: Atemberaubend gute Bilder und Musik, stehen einer zeitweise schwer ertragbaren Handlung gegenüber- nicht weil sie langweilt, sondern den Zuschauer den tieferen Einblick in die Gedankenwerlt der Figuren verwehrt. Wer sich allerdings auf eine solche Art des Arthouse-Kinos einlassen kann, wird einen absolut sehenswerten Film erfahren.

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                                        • 8 .5

                                          Mit "Bei Anruf: Mord" gelang Hitchcock in meinen Augen ein weiterer Volltreffer. In seinem fast komplett in einem Raum spielenden Krimi, beschäftigt sich der Regisseur erneut mit dem Thema: Der perfekte Mord. Die Zusammenstellung des Casts ist einmal mehr perfekt, denn nicht nur die wunderschöne und anmutige Grace Kelly auf der einen Seite, sondern auch der geniale und charismatische Bösewicht Ray Milland auf der Anderen können voll überzeugen. In den Nebenrollen glänzen besonders Anthony Dawson und John Williams. "Bei Anruf: Mord" ist Spannungskino vom allerfeinsten, obwohl sich (der Storyline geschuldet) die Geschichte in der Mitte des Films in eine andere Richtung dreht als angenommen und somit eher Wert auf die Auflösung des Kriminalfalls gelegt wird. Das Ende des Films wirkt teils etwas wirr, ansonsten bleibt dieser Krimi aber fehlerlos und ist eine große Empfehlung für alle Fans des Spannungskinos.

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                                          • 7 .5

                                            "Der Fremde im Zug" ist einer der großen Klassiker Hitchcocks. Für mich ist der Cast wunderbar Zusammengestellt: Ich mag Farley Granger in der Rolle des vom Gewissen geplagten Saubermanns (wie schon in "Rope"), der gar nicht so Recht weiß wie er mit dem plötzlichen Strudel aus Mord und Gewalt zurechtkommen soll. Absolutes Highlight des Films ist der charismatische Killer/Psychopath Bruno (Robert Walker), der einem mit jedem seiner Auftritte Schauer über den Rücken laufen lässt. Der Fremde im Zug besticht durch spannungsgeladene Szenen (Tennismatch, Haus von Brunos Vater), die besonders durch den drönenden Score ins unermessliche getrieben werden. Hitchcock benutzt in diesem Film unglaublich viele Spannungselemente, die einem vielleicht erst beim zweiten Anschauen auffallen werden. Direkt in der ersten Szene wird dem Zuschauer das Treffen der beiden Hauptfiguren angedeutet, auch wenn wir nur ihre (komplett verschiedenen) Schuhe betrachten. Auch im Vergnügungspark setzt Hitchcock auf Symbolik, diesmal aber im sexuellen Sinne: Dort dient ein "Hau den Lukas" als Phallussymbol und ein plötzlicher Aufschrei zeugt mehr von Erregung als von Angst. Kameratechnisch setzt Hitch in dieser Zeit erneut Standarts, wenn z.B. der Zuschauer einen Mord durch die Spiegelung einer Brille miterleben darf- genial. Leider enthält dieser Film, wie hier in dem Kommentaren oft angedeutet, einige leichtfertige Logiklücken bzw. Szenen in denen es sich das sonst sehr starke Drehbuch etwas leicht macht, besonders die Endszene auf dem Karusell empfand ich als etwas überzogen. Hitch versteht es aber aufgrund seines Könnens, mich als Zuschauer diesen negativen Punkt schnell vergessen zu lassen: In der allerletzten Einstellung kann er es sicht nicht verkneifen seinen britischen Humor gekonnt in Szene zu setzen.
                                            "Der Fremde im Zug" ist sicherlich nicht frei von Fehlern, und gehört damit nicht zu Hitchcocks allerbesten Filmen, versteht es aber gekonnt eine düstere, gar morbide Stimmung aufkommen zu lassen. Der drönende Score, gepaart mit Spannenden Szenen und einem fantastischem Bösewicht tun ihr übriges.

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                                            • 7

                                              "Side Effects" soll also Steven Soderberghs letzter Film sein, naja das bleibt abzuwarten. In meinen Augen wäre es ein würdiger Abgang, auch wenn Side Effects doch recht weit davon entfernt ist perfekt zu sein. Ich empfehle jedem sich nicht groß zu informieren, dann macht einem der Film sicherlich deutlich mehr Spaß. Kurz geprochen dreht sich die Geschichte um eine psychisch kranke Frau und ihren behandelten Arzt. Zuerst scheint es die Intention von Side Effects zu sein, sich kritisch mit der Pharmaindustrie auseinanderzusetzten, schlägt dann allerdings die interessante Wendung zum Psychothriller. Der Cast macht dabei einen äußerst soliden Eindruck, wobei besonders Rooney Mara, Jude Law und Catherine Zeta-Jones zu überzeugen wissen. Side Effects ist stets gut inszeniert und bietet über seine gesamte Laufzeit visuell und spannungstechnisch gute Unterhaltung, ohne jedoch ganz große Highlights aufzufahren. Das Ende des Films fand ich persönlich dagegen etwas holprig und zu schnell abgewickelt, vor allem weil es für den Zuschauer recht offensichtlich wirkt.
                                              "Side Effects" ist ein über seine komplette Laufzeit unterhaltsamer und sehenswerter Thriller, der jedoch das Genre keinesfalls revolutioniert. Der Cast bietet mit Rooney Mara eine wunderbar talentierte Jungschauspielerin, bei der es dem Zuschauer Spaß macht ihre dunkle Seite von Jude Law und Catherine Zeta-Jones durchforsten zu lassen. Da die Handlung einige Überraschungen bietet und ich nicht zu viel verraten möchte, fällt dieser Kommentar etwas kürzer aus.

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                                              • Hatte MacFarlane das nicht kategorisch abgelehnt? Würde mich dennoch freuen, wenn er es nochmal macht.

                                                • 8

                                                  Meine ersten Erfahrungen mit dem belgischen Extremkino habe ich mit Koen Mortiers Werken Ex Drummer und 22. Mai gemacht, welche mich beide beeindruckt haben. Der Film, der als Vorreiter für diese Werke gelten darf ist die 1992 erschienene Mockumentary "Mann Beißt Hund".
                                                  Der psychopathische Serien- und Profikiller Ben wird von einem Kamerateam bei seiner Arbeit begleitet und kommentiert für die Zuschauer seine Taten. Jederzeit bleibt der Film dabei realistisch sowie dokumentarisch und fällt niemals aus dem Rahmen. Mit Beginn des Films, beginnt auch Ben ohne Zeit zu verlieren mit seinem ersten Mord. Anfangs konnte ich über Bens skurillen Vorgehensweisen und seine zynischen Kommentare aus ganzem Herzen lachen, im Laufe des Filmes fiel es mir immer schwerer, wurde zum Ende hin sogar gänzlich unmöglich. Aber warum konnte ich überhaupt über die eiskalten Morde Bens lachen oder zumindest schmunzeln? Tja, Ben strahlt trotz allem ein gewisse Symphatie, Gelassenheit und Souveränität aus. Ben ist ein echter Showman, der es genießt im Rampenlicht zu stehen und dabei seine Macht und seine "Weisheiten" an den Zuschauer zu vermitteln. Fast jeder kennt eine solche Person, deren Ansichten man abnickt, obwohl man sie selbst für Blödsinn hält. Ähnlich geht es dem Kamerateam, das immer mehr in die Morde integriert wird, einfangs noch aus Angst, später aus reiner Abstumpfung durch das "Berufsrisiko", zuletzt sogar aus eigenem Antrieb. Ein geniale Art von Medienkritik, die sich als präzise Vorhersage entpuppen sollte. Gerade in unseren Zeit, in der z.B. bei RTLs Super-Nanny niemand vom Kamerateam eingreift als eine Mutter ihr Kind aufs übelste schlägt- nein lieber wird die Kamera draufgehalten, denn das Bildmaterial erhält den Vorzug gegenüber der Menschlichkeit.
                                                  Dass "Mann Beißt Hund" so gut funktioniert, verdankt er der unglaublich genialen One-Man-Show von Benoît Poelvoorde. Seine oben bereits beschriebene Art, zwingt den Zuschauer ständig sich selbst zu hinterfragen, z.B. in den Szenen, in denen er rassistische Witze reißt. Getreu dem Motto: Macht mich das selbst zum Rassist, wenn ich mich beim Schmunzeln erwische? Mann beißt Hund bleibt stets realistisch, sowie unglaublich brutal und explizit in seiner Darstellung, teilweise hatte ich schwer zu schlucken.
                                                  Leider leidet meiner Meinung nach aber das Storytelling und die Handlung unter dem Mockumentary-Stil. Die harten Schnitte und die Kameraarbeit helfen einem nicht gerade dabei bei der Stange zu bleiben und so enstehen einige zähe Passagen. Es sind eher schwarzhumorige kleine Szenen, die diesem Film die richtige Note verleihen (z.B. Kamerateam trifft Kamerateam). Der Film wird konsequent zu Ende erzählt und arbeitet geschickt mit dem Stilmittel, dass alle Hauptpersonen im Film ihre echten Namen tragen. Zum Schluss haben sie also doch ihr Ziel erreicht und den Film über den Serienmörder dem Zuschauer präsentiert. Eine komische Situation, mit der man als Zuschauer selbst erst einmal fertig werden muss.
                                                  Fazit: "Mann beißt Hund" ist eine dreckige, zynische und schwarzhumorige Satire, die es dem Zuschauer alles andere als einfach macht. Die zähen Passagen trüben den Gesamteindruck etwas, arbeitet man allerdings die genialen Einzelszenen heraus, erkennt man seine Genialität. Wie alle belgischen Extremfilme, bietet dieser Film eine enorme Herausforderung an sich selbst und lässt den Zuschauer mit einem mulmigen Gefühl zurück.

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                                                  • 8

                                                    Nachdem ich letztes Jahr im Kino "Cloud Atlas" leider verpasst habe, aber dennoch mit großer Begeisterung Kritiken und Meinung jeder Art mitbekommen habe, wollte ich mir nun endlich mal ein eigenes Bild machen. Interessant ist zunächst einmal, dass an diesem Film 2 Regieparteien beteiligt waren, um getrennt voneinander 6 Geschichten in absolut unterschiedlichen Zeitepochen zu drehen. Cloud Atlas besticht besonders im visuellen Bereich, seien es die wunderbaren Darsteller, deren Masken, Outfits oder die bildgewaltigen Settings. So scheint das Wagnis zwei verschiedene Regiehandschriften zu engagieren größtenteils aufgegangen zu sein. Jede Geschichte hat ihren Charme, wobei ich dennoch einige deutlich stärker einschätze als andere. Gerade mit den futuristischen Geschichten tat ich mir ein wenig schwer, was allerdings viel an meinem persönlichen Geschmack liegen dürfte. Auch das Abdriften von bildgewaltigen und dialoglastigen Szenen insbesondere am Anfang des Films, in mehr und mehr effekthascherische Action empfand ich als unpassend. Dennoch möchte ich an dieser Stelle das über weite Strecken starke Drehbuch loben und weiß den Mut der Macher zu schätzen, sich an eine solche Vorlage heranzuwagen. Cloud Atlas ist unchronologisch erzählt und fordert dem Zuschauer viel Aufmerksamkeit ab, um letztendlich die richtigen Schlüsse ziehen zu können. Dabei verlässt sich der film auf technisch hochwertige Schnitte, die jedoch meiner Meinung oft zu früh eintreten und das Erzähltempo dadruch zu stark abbremsen. Beispielsweise weckt der Film enormes Interesse an einer speziellen Figur, gibt dem Zuschauer aber an einigen Stellen zu wenig Zeit um eine Verbindung mit diesen herzustellen. Eine andere und extrem interessante Idee der Macher von Cloud Atlas ist es, jedes Mitglied des Casts in jeder der Zeitepochen auftreten zu lassen- oft sogar durch aufwendige Masken und Make-Up kaum wiederzuerkennen. Aber warum macht der Film sich dabei so eine große Mühe, wird sich der ein oder andere Fragen. Cloud Atlas möchte nämlich mehr als verschiedene Geschichten zu erzählen, er möchte sie miteinander in Verbindung setzten. Das gelingt auch, wenn man ihm die volle Aufmerksamkeit zu Gute kommen lässt. Eine super interessane Idee, die für mich allerdings nicht ganz perfekt ausgearbeitet wurde. Der Film möchte natürlich auf philosophisch, sogar ein wenig auf spirituelle Weise das Leben nach dem Tod und die Verbundenheit der gezeigten Zeitepochen darstellen, erreicht sein Ziel in meinen Augen aber nicht vollständig. Mir persönlich war diese Darstellung nicht tiefgehend genug und hat mich persönlich nicht stark genug zum Nachdenken anregen können. Dennoch ist die Reise auf die uns Tykwer und Wachowski/Wachowski schicken absolut beeindruckend und mehr als sehenswert.
                                                    Fazit: "Cloud Atlas" ist ein interessanter Genre-Mix durch verschiedene Zeitepochen, der dem Zuschauer einiges an Aufmerksamkeit abverlangt. Dabei vermögen besonders die Darsteller und deren wiederkehrende Erscheinung zu überzeugen. Leider verzettelt sich der Film gegen Ende ein wenig zu stark an seiner tiefer greifenden Botschaft und regt zu wenig zum Nachdenken an. Alles in Allem aber ein wirklich empfehlenswerter Streifen, bei dem viel experimentiert wurde und welcher deshalb die Massen definitiv spalten wird.

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