MaxN91 - Kommentare

Alle Kommentare von MaxN91

  • 7 .5
    über Don Jon

    Mit "Don Jon" liefert Joseph Gordon-Levitt ein wunderbar unaufgeregtes und ebenso schnittiges Regiedebut ab. Geht es in "Don Jon" in erster Linie um die Sucht, welche Jon stets begleitet, steht doch permanent die Frage nach Glück und Lebensinhalt im Raum. Was den Film dabei so konsequent und durchdacht erscheinen lässt, sind seine messerscharfen Beochbachtung des Sexual- und Datingverhaltens unserer Generation- denn wenn man ehrlich ist, zeigt "Don Jon" dem Zuschauer mehr (unangenehme) Wahrheiten als ihm lieb ist. Genau diese präzise Beobachtungsgabe resultiert in duzenten grandiosen Dialogen, die den Zuschauer nicht nur bei der Stange halten, sondern auch die Figuren kurz und prägnant auf den Punkt bringen. Diese Figuren werden ebenso wunderbar durch JGL, Scarlett Johannson, Julianne Moore oder Tony Danza verkörpert. Obwohl das Drehbuch immer wieder durch nette Seitenhiebe gegen die amerikanische Doppelmoral aufgelockert wird, überzeugt JGLs Skript nur bis zu einem gewissen Punkt: Wenn es am Ende des Films darum geht die Figurenentwicklung zu vervollständigen, wird die Geschichte leider vorhersehbar und wirkt überhastet. Fazit: Unterm Strich ist "Don Jon" ein sehr interessanter Kinobeitrag in diesem Jahr, der sich vordergründig mit dem Thema Sucht, im Subtext aber eher mit der Frage nach Glück und Lebensfreude beschäftigt. Natürlich erfindet JGL mit "Don Jon" das Rad nicht neu, liefert aber einen überaus modernen, kurzweilgen und absolut sehenswerten Genrebeitrag ab.

    5
    • 7 .5

      In "La Grande Bellezza" schwelgt Regisseur Paolo Sorrentino auf den Spuren von Fellini und schenkt der Stadt Rom eine ebenso schöne wie kritische Betrachtungsweise. Jep Gambardella (Toni Servillo) ist nunmehr seit 40 Jahren in Rom und ist nie wieder gegangen. Sein gefeierter erster Roman brachte ihm Ruhm und Anerkennung, ein Folgewerk ist nie erschienen. Jep genießt das Leben der High Society in Rom, bemerkt dabei aber nicht, dass sein Leben fast heimlich an ihm vorbei zieht. Die Stadt scheint Jep in ihrer überwältigen Opulenz zu lähmen und ihn wie einen Gefangenen zu halten.
      Der Zuschauer betrachtet das episodenhaft erzählte Werk stets aus den Augen von Jep, der sich beständig einen zynischen und misantropischen Blick auf die alternde römische Upper-Class beibehält- aber dabei weiß, dass er selbst genauso dazugehört. Und so erkennen Wir schon nach wenigen Minuten die Last, die Jep so lähmt. Dieser selbst braucht erst den Zahn der Zeit und einen Schicksalsschlag, um zu begreifen in welcher Situation er sich befindet und etwas dagegen zu unternehmen. Der philisophische Ansatz über das Leben und wie sich stets die Lebenskraft beibehalten lässt, is so einfach wie wirkungsvoll: Weniger Bla-Bla-Bla und Bling-Bling beachten, dafür umso mehr die wahre Schönheit des Lebens . Jip hat nach eigener Aussage 40 Jahre lang diese große Schönheit nicht mehr gefunden, oder war dazu vielleicht gar nicht in der Lage.
      "La Grande Bellezza" besticht durch wunderbare Bildaufnahmen Roms, die jedoch immer wieder diese selbe Grundthematik erläutern- sei es in Bezug auf Themen wie Liebe, Sex, Religion, Freundschaft, Leben und Vergänglichkeit. So dreht sich der Film die meiste Zeit im Kreis, kann dies aber glücklicherweise durch die zynisch genialen Momente und dem fabelhaften Schauspiel von Toni Servillo auflockern.
      Fazit: "La Grande Bellezza" ist ein Muss für jeden Cineasten und besonders für Freunde der besonderen Bildsprache. Für mich war jedoch die Aussage und die Wirkung des Films zu repetitiv und so hat mich der Film auf seiner Romreise leider auf halber Strecke zurückgelassen. Dennoch bleibt der kritisch-zynische Blick auf die römische Upper-Class und die fantastische Leistung von Toni Servillo ein Lichtblick des europäischen Kinos in diesem Jahr.

      6
      • 8

        Mit "Inside Llewyn Davis" bringen die Coens nach 3 Jahren endlich wieder einen Film in die Kinos. Natürlich erwartet man von den beiden Ausnahmekönnern nicht weniger als ein kleines Meisterwerk- dafür reicht es nicht ganz, dennoch ist der Film ausgezeichnet.
        "Inside LLewyn Davis" fühlt sich von der ersten Sekunde sehr persönlich an und schafft es Figuren zu kreieren, die den Zuschauer interessieren und faszinieren. So weit, so gewohnt von den Brüdern. Doch gerade handwerklich haben sie noch mal einen Schritt nach vorne gemacht und so lassen die Kategorien Kamera, Schnitt, Score bzw. Soundtrack kaum Wünsche offen. Inhaltlich gibt es wenig über "Inside LLewyn Davis" zu erzählen, denn der Film beschreibt letztendlich den Alltag des Charakters Llewyn und repräsentiert so das Leben in der Musikszene um 1960. Llewyn ist durch und durch Vollblutmusiker, dem aufgrund von verschiedenen Faktoren einfach nicht der Durchbruch gelingen will. Ein Charakter voller Ecken und Kanten, nicht nur in der Folk-Musik sondern auch im Privaten. "Inside LLewyn Davis" ist ein fantastischer Musikfilm und steht und fällt beim Zuschauer dadurch ob man den Vibe fühlt oder eben nicht. Es gibt nur zwei Protagonisten: Llewyn und die Musik.

        8
        • 10

          Ein unheimlich schockierendes und bahnbrechendes Meisterwerk. Joshua Oppenheimers "The Act of Killing" ist auf vielen Ebenen außergewöhnlich und revolutionär: So kreiert der Regissuer, ohne jemals selbst einzugreifen, nur durch Surrealismus und Fiktion der Täter ein tieferes Abbild des Genozids Indonesiens als es Archivaufnahmen jemals hätten schaffen können. Der Zuschauer dringt im Laufe des Films mehr und mehr durch die harte Schale des Verdrängens, welche sich das Land Indonesien und ihre Bewohner angeeignet haben, und erfährt was die Kunstform Dokumentation wirklich leisten kann.
          Einer der außergewöhnlichsten Filme aller Zeiten, dessen Endszene in die Filmgeschichte eingehen wird.

          10
          • 8

            "Blackfish" ist eine grandiose Dokumentation über die kapitalistische Haltung von Orkas in Wasserparks der USA. Weiterhin wird schlüssig, rational und chronologisch auf die Übergriffe von Walen auf Menschen berichtet: Wir verschleppen sie, sperren sie in kleine Käfige und zwingen sie unsere Marionetten zu sein. Sie wehren sich dagegen, indem sie ihre Trainer verletzen und in den meisten Fällen töten. Wer ist hier also wirklich das Opfer?
            Blackfish hat zwar eine klare Botschaft, versteht es aber stets einen kühlen Kopf zu bewahren und rational zu argumentieren. Zahlen und Fakten vermischen sich mit emotionalen Geschichten und in einigen Fällen Bildern der schrecklichen Ereignisse. Die Interviews mit ehemaligen Waltrainern der "SeaWorld" wirken fundiert aus erster Hand und lassen den Zuschauer das ganze Ausmaß des Gräuels verstehen.
            Fazit: Eine wunderbare Dokumentation über eine der größten Schandtaten des menschlichen Daseins. Absolute Empfehlung.

            11
            • 3 .5

              "Machete don't tweet. "
              "Machete" war einer dieser überraschend geilen Filme, wie sie nur Robert Rodriguez machen kann: Blutig, trashig und überaus spaßig.
              Die lange angekündigte Fortsetzung "Machete Kills" steht nun rund 3 Jahre später in den Startlöchern und macht ihrem Namen alle Ehre. So gibt es mehr Gemetzel, mehr Splatter, mehr Action, mehr Cameos und mehr verrückte Situationen. Hat er von so vielen Dingen mehr, hat er doch von dem entscheidenen Faktor gar nichts: Charme. "Machete Kills" wirkt wie die der kleine, blasse und hyperaktive Bruder des ersten Teils, welcher so viel verrückter sein möchte, aber einem nach einiger Zeit auf den Sack geht. Ein typisches Sequel eben: Höher, schneller, weiter- egal ob die Geschichte noch fruchtbaren Boden bietet oder eben nicht. Dabei macht Rodriguez den Fehler zu denken ein B-Movie bestünde nur aus trashigen Effekten, Splatter und einer verrückten Geschichte. Fehlt die Symphatie des Trashfaktors, ist der Film einfach nur auf Dauer anstrengend.
              Das Drehbuch ist eine wahrlose Aneinanderreihung von Plots, die nur dafür konstruiert wurden, um die diversen Cameos der Stars vorzubereiten. So wirkt es zumindest. Wirklich Spaß macht die Story auch nicht, die nur so von Logikfehlern und Widersprüchen strotzt und einfach absolut absurd ist. Aber ok, das ist bei Machete auch nicht so wichtig, vielleicht habe ich über genau diese Dinge im ersten Teil hinweggesehen, weil ich mich dennoch super unterhalten gefühlt habe. Dennoch nutzt sich der Witz des Films nach den ersten Minuten ab, was für einen Film dieses Genres fatal ist.
              Die Cameos auf die es dann hinausläuft, und das muss man dem Film zu gute halten, sind dann auch wirklich mit guten Ideen versehen und unterhalten den Zuschauer für kurze Zeit: Egal ob Lady Gaga, Charlie Sheen oder Mel Gibson- sie machen alle einen guten Job.
              Fazit: "Machete Kills" versucht auf Biegen und Brechen den ersten Teil in allen Belangen zu überbieten, verfehlt es aber komplett den Charme des Vorgängers zu transportieren. Die Geschichte kann durch die lustigen Cameo-Auftritte kurzzeitig unterhalten, wirkt aber an jeder Stelle des Films konstruiert und planlos. Ja, keiner metzelt so schön wie Danny Trejo, aber dann doch bitte symphatisch. In Teil 3 geht es dann für Machete ins All. Aber ohne mich.

              5
              • 8 .5

                Nach seinem großartigen Achtungserfolg "Take Shelter" sollte jedem Filmfan der Name Jeff Nichols Grund zum aufhorchen geben. Und genau deshalb wollte ich unbedingt seinen neuen Film "Mud" sehen, welcher eine völlig neue Facette von Nichols zeigt.
                Selten wurde die Südstaatenatmosphäre besser eingefangen als in "Mud": Nichols, der selbst aus Arkansas stammt, beweist einfach das richtige Auge für die Landschaft und ihre Bevölkerung. Dabei hätte der Titel nicht prägnanter gewählt sein können, beschreibt er zwar zum einen den Spitznamen des Protagonisten, aber zum anderen besonders das Gefühl des Zuschauers selbst zu jeder Sekunde den Schlamm und den Dreck der Umgebung an seinen Füßen zu spüren. Dabei ist "Mud" eigentlich eine Geschichte über Liebe, Verlust, Trauer, Schmerz und Loslassen, die sich nicht nur einmal Anleihen von Mark Twain bedient. Freundschaft ist nämlich der gemeinsame Nenner, der die verschiedenen Geschichten und Charaktere zusammenhält. Freundschaft zwischen einem kleinen Jungen und einem geheimnisvollen Landstreicher, der seine innere Zerstörtheit nicht verbergen kann und Schutz auf einer verlassen Insel sucht. Man merkt dem Film zu jeder Sekunde an, dass sein Autor und Regisseur versucht gewisse Gefühle der Verletztheit zu verarbeiten, und genau deswegen funktioniert er auch auf der emotionalen Ebene. Das Drehbuch drückt zuweilen nämlich sehr dick auf und scheint aus einer eher subjektiven Sichtweise zu berichten, bietet aber so viele emotionale Höhepunkte, dass diese kleinen Ungereimtheiten mit andauernder Zeit immer mehr in den Hintergrund treten. Diese Momente entstehen durch den atemberaubend guten Cast: Matthew McConaughey scheint wie geboren für die Rolle des geheimnisvollen Aussetzigen, der durch seinen authentischen Akzent und seine Ausstrahlung jede Szene besonders macht. In Nebenrollen überzeugen zudem Michael Shannon und Reese Witherspoon, die zwar weniger Szenen haben, sich dafür aber mindestens genauso stark ins Zeug legen. Besonders hervorheben möchte ich aber die beiden Kinderdarsteller, besonders aber Tye Sheridan, der für mich jede Szene beherrscht. Sein Spiel ist wirklich absolut herrausragend und sorgt für die ganz großen Momente des Films. Und davon gibt es einige. Auch wenn das Drehbuch an der ein oder anderen Stelle etwas zu sehr in Nebenplots abzudriften scheint, dienen diese Szenen doch letztendlich immer der Tiefe des Films und der Lektion, dass das Leben schmerzhaft sein kann. Letzendlich empfand ich nur die Klimax des Films etwas unpassend, die dem ansonsten stoisch wirkenden Film eine etwas zu hektische Note verleiht.
                Fazit: Mit "Mud" festigt Jeff Nichols seinen Status als Ausnahmetalent unter den Autorenfilmern. Sein Südstaatendrama mit Coming-of-Age-Elementen strotzt nur so vor Kreativität und überzeugt mit großen Emotionen. Natürlich wird der Film Kritik ernten, weil Nichols subjektive Gefühle zu verarbeiten scheint und deshalb ein wenig dick aufträgt, dennoch funktioniert der Film einfach als Gesamtkonzept. Liebe, Freundschaft, Schmerz, Verlust andere große Themen spricht Nichols gekonnt an und bringt damit das große Gefühlskino zurück auf die Leinwand. "Mud" ist eine große Empfehlung für Liebhaber des amerikanischen Südstaatenfilms und großer Gefühle auf der Leinwand.

                3
                • 7 .5

                  Alvin und Lance haben wohl so ziemlich den eintönigsten und langweiligsten Job der Welt: Sie malen die Fahrbahnmakierungen auf die Straße, und das in gähnender Einsamkeit. Ein Feuer zerstörte 1987 riesige Flächen an Wald und ungefähr 1600 nahestehende Häuser. Der Grund für das Ausbrechen dieser Katastrophe bleibt bis heute ungeklärt. Alvin und Lance könnten nicht unterschiedlicher sein, der eine ein intelligenter Einzelgänger, der die Ruhe liebt, Zuhause aber Frau und Kind hat. Der andere ein einfach gestrickter Streuner, der zumindest am Wochenende die Sau rauslässt und Angst davor hat allein zu sein.
                  David Gorden Greens "Prince Avalanche" ist ein wunderbar unaufgeregtes und bildewaltiges Buddy-Roadmovie, welches sich mit den essentiellen Fragen des Lebens beschäftigt. Green, dessen Talent in Filmen wie "Ananas Express" und "Bad Sitter" kaum zur Entfaltung kam, liefert hier eine unglaublich starke Regieleistung ab. Das Setting des Films, sowie die kreativen Bilder und Fotographien in Kombination mit dem eingängigen Soundtrack sind wirklich mehr als sehenswert. Der Film lebt natürlich von der bemerkenswerten Chemie der Hauptdarsteller Paul Rudd und Emile Hirsch. Rudd überzeugt nach "The Perks of Being a Wallflower" erneut in einer ambivalenteren und ersteren Rolle, Hirsch spielt gewohnt routiniert und selbstsicher. Greens Drehbuch bietet handlungstechnisch wenig Höhepunkte, überzeugt aber mit einer intelligenten Tiefe. Auch wenn einige Dialoge vielleicht zu sehr auf Banalitäten aufbaun, steht im Subtext doch immer die Frage nach Glück und Zufriedenheit im Raum. Beide Charaktere müssen im Laufe des Films mit den Fehlern ihrer Persönlichkeit umgehen und lernen deren Folgen zu akzeptieren. In einem Studel aus Menschen, die nach der Katastrophe um ihre Häuser vergessen haben wie man lebt, müssen die beiden genau diesen Kreislauf durchbrechen und anfangen neu zu leben.
                  "Prince Avalanche" ist nicht das packenste oder berührenste Drama dieses Jahres, aber sicherlich eines der symphatischsten. Ein Film wie ein Abend mit Freunden und dem ein oder anderen Bier, bei dem man über sein Leben reflektiert und auch mal lauthals lachen kann.

                  7
                  • 5 .5

                    Adam Wingard setzt mit seinem bereits 2011 gedrehten Film "You're Next" den Trend im Horrorgenre fort, sein Werk in großen Teilen mit einem zwinkernden Auge zu betrachten. Ist die erste Hälfte noch übersät von sämtlichen Horrorklischees und einer eher durchschnittlichen Exposition, wird dies in der zweiten Hälfte des Films immer deutlicher.
                    "You're Next" beginnt wie bereits erwähnt eher genretypisch, denn eine Familie wird in ihrem Ferienhaus von einer Bande fremder, maskierter Typen angegriffen- ja das erinnert an "The Strangers"- und muss sich mit Mann und Maus verteidigen. Inszenatorisch schwankt der Film mehr als die meisten Horrorfilme: Zum einen gibt es einen packenden Score (welcher irgendwie an Cliff Martinez erinnert) und schöne Aufnahmen, zum anderen aber auch billige Schnittfolgen und eine Wackelkamera, die nicht nur unglaublich nervig ist und einen seekrank macht, sondern auch in eher ruhigen Momenten eingesetzt einfach deplaziert wirkt. Die Darsteller sind außerdem durchschnittlich und die Effekte eher billig, was für eine 1Mio-Dollar-Produktion aber völlig in Ordnung geht. Mein Problem an dem Film war eher, dass das "Geheimnis" um die fremden Angreifer viel zu früh gelüftet wird und so einiges an Spannung und Atmosphäre eingebüßt wird. Dies öffnete dem Film wiederum die Türe immer mehr in die komödiantische Richung zu gehen, was "You're Next" dann auch dankend annimmt. Richtig witzig wurde der Film in meinen Augen nie, dennoch mochte ich gerade die letzten Minuten in der sich der Film dann entgültig kein Stück mehr ernst nimmt und ein wunderbar hanebüchener Dialog den nächsten jagt, ja sogar noch eine kleine Überraschung gibt es am Ende für den Zuschauer zu bestaunen.
                    Unterm Strich war "You're Next" ein überdurchschnittlich guter Film, der allerdings auf vielen Gebieten immer wieder kleine, ärgerliche Fehler hatte. Regisseur Adam Wingard versucht über weite Stracken den Spagat zwischen Horror und Komik, inszeniert dabei aber weder richtig düster und brutal, noch zum brüllen komisch. Sicherlich ist "You're Next" nicht der typische Horrorfilm, den man zu Beginn des Filmes erwarten konnte, dennoch aber auch nicht die Horrorgranate, die ich mir zu Halloween wirklich gewünscht hätte.

                    2
                    • Rounders hat in der Pokerszene absoluten Kultstatus, klasse Film.
                      Cincinnati Kid und Owning Mahowny sind für mich Neuland, werd ich mir aber auf jeden Fall mal reinziehen :)

                      1
                      • 8 .5

                        "How far would you go to protect your family?"
                        Dieser Frage sieht sich Keller Dover ausgesetzt, denn er erlebt den Albtraum eines jeden Vaters. Seine Tochter ist verschwunden. Spurlos. Schnell wird klar, dass es sich um eine Entführung handeln muss und einen Verdächtigen hat die Polizei auch schnell gefasst, nachweisen kann ihm Detective Loki jedoch nichts. Deswegen nimmt Dover die Ermittlungen selbst in die Hand, bereit alles für seine Familie zu tun.
                        "Prisoners" von Denis Villeneuve hat die selbe Prämisse wie sämtliche Selbstjustiz-Thriller der letzten Jahre, schafft es aber dennoch sich stark von diesen abzuheben. Hier geht es nicht darum sich bis zu seiner Tochter vorzuballern, ganz im Gegenteil, "Prisoners" punktet mit einer fast unaushaltsamen, realistischen Atmosphäre. Noch wichtiger aber ist, dass hier die Frage gestellt wird: "Wie weit darf ich gehen?". Dieser Film zeigt zwar die Selbstjustiz, zwingt aber den Zuschauer die Grenze für sich selbst zu setzten und das Gesehene zu hinterfragen.
                        Die bereits angesprochene Atmosphäre von Prisoners ist wirklich toll: Dunkle, kalte Bilder, viel Regen und die raue suburban Landschaft lassen den Zuschauer niemals das mulmige Gefühl verlieren. Am meisten Spaß gemacht hat mir allerdings der wunderbare Cast. Jede Rolle ist grandios besetzt und holt alles aus den Darstellern heraus, besonders stark war aber das Gegenspiel von Jake Gyllenhaal und Hugh Jackman, deren Charaktere so unterschiedlich sind, aber trotzdem das selbe Ziel verfolgen.
                        Das Drehbuch ist gut, besonders was Dialoge und Charaktertiefe angeht- an der ein oder anderen Stelle ein wenig zu stagnierend für meinen Geschmack, aber dennoch von Anfang bis Ende spannend. Die Auflösung des Films kommt jedoch ein wenig schleppend daher und beantwortet nicht jede Frage befriedigend.
                        Fazit: "Prisoners" ist der bisher stärkste Thriller des Jahres und eine wirklich positive Überraschung in Bezug auf das Hollywoodkino 2013. Besonders der Cast und die Atmosphäre machen Spaß und sollten jeden Genrefan absolut begeistern. Auch wenn Selbstjustiz ein großer Bestandteil des Films ist, wird dieses Thema nicht blind angegangen, sondern es werden die wichtigen und richtigen Fragen gestellt. Nach dem Film hatte ich das Bedürfnis den Film direkt noch einmal zu sehen und obwohl die Geschichte für meinen Geschmack Ecken und Kanten hatte, kann ich mir vorstellen, dass "Prisoners" von Mal zu Mal mehr Entfaltung findet.

                        8
                        • 7 .5
                          über Gravity

                          "Gravity" von Alfonso Cuarón sorgte die letzten Wochen durch etliche Lobeshymnen der Kritiker für Aufsehen, keine Frage dass ich mich auch von der Qualität des Filmes überzeugen wollte. Und was soll ich sagen: Ja die Kritiker haben Recht, denn der Film ist ausgezeichnet, aber sicherlich nicht das erhoffte Meisterwerk.
                          CGI- und Tricktechnisch ist "Gravity" mit weitem Abstand das Beste, was Hollywood dieses Jahr herausgebracht hat. Gleich zu Beginn des Films nutzt Regisseur Cuarón eine mehrminütige Sequenz ohne Schnitt, um dem Zuschauer sowohl die lähmende Leere als auch die Schönheit des Universums näher zu bringen. Eine wunderbare Exposition, die den Zuschauer auf der einen Seite verblüfft, aber auf der anderen auch Respekt vor den unendlichen Weiten verschafft. Bei mir zumindest hat interessanterweise die ruhige, langsam erzählte erste halbe Stunde die meisten Beklemmungen ausgelöst. Der Zuschauer erkennt von Beginn an die trügerische Ruhe vor dem Sturm. Als dann das Unglück geschieht zieht das Tempo des Films an und setzt auf einen dröhnenden, fast epochalen Score, der das Herzrasen von Sandra Bullocks Figur repräsentiert. Es ist einer der wenigen Fälle in denen ein solcher Score wirklich funktioniert. In Verbindung mit der fantastischen Kameraarbeit von Emmanuel Lubezki erst Recht. Auf der inszenatorischen Ebene ist "Gravity" also wirklich meisterlich.
                          Leider hat das- ansonsten solide- Drehbuch aber einige Passagen, die mich als Zuschauer wirklich geärgert haben. Es gibt den Film über lediglich zwei Hauptfiguren und die sind beide leider ziemlich flach geschrieben. Sandra Bullocks Charakter ist die meiste Zeit des Films eine extrem weinerliche, hilflose und absolut überforderte Frau, während Clooneys Charakter das andere Extrem bedient: Cool, witzig, gelassen und bis ins letzte Detail professionell. Es gibt fast keine Szene des Films in der versucht wird diese Prämisse ins Wanken zu bringen- schade. So entwickelt sich der Film immer mehr in die Richtung des psychologischen Drucks, welchen die Figur von Bullock aushalten muss. An sich ja eine interessante Idee, leider gibt es immer wieder dramatische Monologe die absolut daneben sind und die Stimmung dadurch ein wenig ins Wanken bringen. Bullock reibt sich trotz allem in ihrer Rolle auf, was ihr warscheinlich auch eine Oscarnominierung einbringen wird, aber sicherlich nicht jedem Zuschauer gefallen dürfte. Ihre Art zu spielen ist-trotz der Ausnahmesituation im All!- absolut over the top und wirkt deshalb vor allem gegen Ende des Films zunehmend anstrengend und ihrerseits angestrengt. In vielen Szenen schildert dies zwar die offensichtliche Verzweiflung, wirft aber die Frage auf ob ihre Figur psychisch überhaupt für Astronauteneinsätze der NASA geeignet ist.
                          Fazit: Alfonso Cuaróns "Gravity" ist ein sehr gelungener Beitrag zum Thema des Katastrophenfilms und des Weltraumkinos, welcher besonders inszenatorisch keine Wünsche offen lässt. Den ganz großen Wurf verhindern leider die eindimensionalen Figuren des Films und die psychologische Tiefgründigkeit, deren dramatischen Monologe leider nicht sauber genug geschrieben sind. Dennoch ist "Gravity" Pflichtprogramm für jeden Fan des Weltraumkinos und außerdem eine absolute Kinoempfehlung. Es sei jedoch an dieser Stelle angemerkt, dass jeder, der mit dem extremen Spiel von Sandra Bullock nichts anzufangen weiß, den Film doch eher meiden sollte.

                          7
                          • Entspannungstipp ist natürlich einfach mal die Füße hochzulegen, sich genüsslich einen gut bewerteten Film auf Moviepilot rauszusuchen um ihn dann anschließend in den Blu-Ray-Player zu werfen ;)

                            -Blu-Ray bitte :)

                            • 7 .5

                              Sofia Coppolas "The Bling Ring" ist nicht nur eine Reise in die Lebenswelt der Superstars von Los Angeles, sondern viel mehr die Abrechnung mit einer ganzen Generation. Die Story basiert auf einer wahren Geschichte von vor ein Paar Jahren in der Jugendliche, bekannt als "Bling Ring", die Häuser von Prominenten ausgeräumt haben. Das ganze geschieht aber nicht aus reiner Habgier und schon gar nicht aus Armut heraus, ganz im Gegenteil. Die Eltern sind reiche Schnösel, die ihren Kindern schon lange nichts mehr zu sagen haben, oder einfach brutal naiv sind. Die Jugendlichen selbst handeln aus eigener Langeweile und Antriebslosigkeit, sie haben längst den Bezug zur Realität verloren. Sie leben in einer Welt, in der nur noch Statussymbole und Medienwirksamkeit zählen: Die Vorbilder sind Paris Hilton, Lindsay Lohan und andere talentfreie It-Girls. Durch den Diebstahl wollen sich die Protagonisten zwar bereichern, denn den extravaganten Lebenstil der Promis muss man sich leisten können, es geht ihnen aber vielmehr darum selbst für einige Minuten zu ihren Vorbildern zu werden. Drogen und Partylifestyle mit eingeschlossen. Genau diese traurige Generation möchte Sofia Coppola darstellen und genau das gelingt ihr mit Bravour. Das ganze ist inszenatorisch außerst routiniert umgesetzt, leider krankt der Film im Mittelteil extrem an seiner Redundanz: Haus für Haus wird ausgeraubt, der Zuschauer kennt das Szenario nur zu gut. Natürlich ist sich Coppola dessen bewusst, sie spielt sogar in einer Szene damit, als sie das Haus nur von außen zeigt und wir genau wissen was darin abläuft. Dennoch ist die Quintessenz des Films deutlich interessanter als seine Umsetzung.
                              Der Cast der Jungdarsteller ist gut, Emma Watson sticht dabei mir ihrer natürlichen Art heraus. Dennoch bringen alle die Mediengeilheit der Jugendlichen wunderbar auf die Leinwand.
                              "The Bling Ring" ist die Abrechnung mit einer Jugend, die nur noch nach Statussymbolen und Medienpräsenz lächtzt. Eine Generation in der jeder sein Leben auf Facebook öffentlich macht, oder seine Meinung in eine Kamera plappert, um sie auf Youtube zu veröffentlichen und seine Klicks zu zählen. Sofia Coppolas neuester Film ist weder ihr beindruckenster noch inszenatorisch bester Film, dennoch sehenswertes, intelligentes und sozialkritisches Kino.

                              3
                              • 10

                                Der durch die Dogma-95-Bewegung bekannt gewordene Thomas Vinterberg liefert mit "Die Jagd" einen Film über eines der heikelsten Themen unserer Zeit ab: Kindesmissbrauch.
                                Lucas, ein liebevoller Kindergärtner, macht gerade eine harte Scheidung durch und versucht alles, damit sein Sohn endlich bei ihm wohnen kann. Die kleine Klara mag ihren Kindergärtner Lucas besonders, man könnte sagen sie verliebt sich etwas in ihn. Als sie ihm einen Kuss auf den Mund gibt macht ihr Lucas klar, dass es Dinge gibt die nur Erwachsene machen dürfen. Klara ist daraufhin gekränkt und erfindet eine für sie klitzekleine Lüge, die jedoch für Lucas und das ganze Dorf erhebliche Konsequenzen bedeutet.
                                "Die Jagd" von Thomas Vinterberg ist ein ganz, ganz besonderer und großer Film. Ich hätte nie gedacht, dass sich das Medium Film so gut mit so einem brisanten Thema auseinandersetzen könnte. Denn sind wir mal ehrlich, bei dem Thema Kindesmissbrauch hört bei allen Eltern das rationale Denken auf. Und genau da setzt das famose Drehbuch dieses Filmes an, denn hier wird das Thema mal aus einer anderen Sicht dargestellt. Was passiert, wenn ein völlig Unschuldiger in diesen Strudel aus Lügen gerät? Was das Drehbuch aber tatsächlich erst so fantastisch macht, ist dass Vinterberg hier niemals eine Position bezieht, beziehungsweise gegen keine der Parteien Hass schürt. Das passiert ganz allein durch den Zuschauer und seine Emotionen. Es geht hier niemals darum eine Fallstudie zu erörtern, es geht im Subtext um viel mehr: Freundschaft, Verlust, Trauer, Vertrauen, Lügen sind nur einige der Themen die "Die Jagd" behandelt. Besonders interessant ist dabei wie eine Lüge ein ganzes Dorf in einen hasserfüllten Lynchmob verwandelt. Ist die Lüge/Anklage erst einmal da draußen, kann sie nie wieder zurückgenommen werden. Die Jagd beginnt.
                                Mads Mikkelsen zeigt in diesem Film für mich seine bisher beste Performance, obwohl er hier "out-of-character" gecastet wurde. Die Figur des Lucas ist in großen Teilen des Films rational, fast zu rational. Ein eher schweigsamer, introvertiertet Charakter, dem Mikkelsen mit nur einem Blick Leben einhaucht. Das tolle an Mikkelsens Spiel aber ist, dass er seiner Figur bis zum Schluss eine gewisse Ambivalenz verleiht. Vinterberg gibt dem Zuschauer nie einen Anlass an der Unschuld von Lucas zu zweifeln, dennoch hatte ich bis kurz vor dem Ende des Filmes immer noch Restzweifel im Hinterkopf. Wieder ein Beweis mehr, wie vorsichtig man selbst mit dem Thema Kindesmissbrauch umgeht.
                                Fazit: "Die Jagd" ist von vorne bis hinten unglaublich packend, so packend dass ich die meiste Zeit aufrecht auf meiner Couch sitzen musste. Das famose Drehbuch wird dem Thema mehr als gerecht, ist perfekt durchdacht und nimmt niemals die Position einer Partei ein. Es geht dem Film um größere Themen und dabei besonders darum, wie sich der Mikrokosmos des Dorfes verhält. Mads Mikkelsen liefert die beste Performance ab, die ich bisher von ihm gesehen habe und wurde völlig zurecht in Cannes als bester Darsteller ausgezeichnet. "Die Jagd" ist ein Film den man gesehen haben muss, großes skandinavisches Kino und zu diesem Zeitpunkt der beste Film, der 2013 in den deutschen Kinos lief.

                                9
                                • 2
                                  über Seed

                                  Bollwerk #2 - "Seed"

                                  Mit "Seed" wollte Uwe Boll den härtesten und gnadenlosesten Torture-Porn verfilmen, den es bisher gab. Der Film ist wirklich heftig und hat einige verstörende Szenen, leider stinkt der Rest des Films aber gewaltig ab. Inszenatorisch ist das ganze wirklich unterste Schublade, gerade was Schnitt und Kamera angeht. Oft spielt sich das Geschehen im Dunklen ab, was ich persönlich zwar recht stimmig fand, die Kamera ist dabei aber leider so verwackelt, dass man denken könnte der Kameramann hätte Parkinson. Der Cast ist zusätzlich extrem schwach, was immer wieder störend auffällt- das liegt zum einen an schauspielerischem Unvermögen, zum anderen an Dialogen die hölzerner sind als Pinocchio. Der Plot lässt sich auch erneut in 2 Sätzen zusammenfassen, schafft es aber trotzdem in einer Laufzeit von 80 Minuten teilweise zu langweilen und unfassbare Logikfehler zu enthalten. Für Uwe Boll (Regie, Drehbuch, Produktion) ein Armutszeugnis. Als einzigen positiven Punkt muss man Boll den stimmigen Score und die dreckige, ultra brutale Atmosphäre zugestehen, die in einer 4-minütigen Foltersequenz ihren Höhepunkt findet. Viele Zuschauer werden diese Sequenz als menschenverachtend titulieren, Genrefreunde werden genau das sehen wollen- egal wie man dazu steht, sie bleibt einem auf jeden Fall im Gedächtnis. CGI-technisch sieht das ganze zwar ziemlich billig aus, für ein B-Movie aber dennoch akzeptabel.
                                  Uwe Bolls "Seed" ist in großen Teilen ganz grober Blödsinn. Will er am Anfang des Filmes selbst noch mithilfe von PETA-Aufnahmen Gewalt anprangern, zeigt er anschließend einen Film, der selbst nur so von redundanter, prätentiöser Gewalt stozt und das ohne jeden Mehrwert. Da beißt sich die Katze in den Schwanz.

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                                  • Ich habe "Die Jagd" bisher noch nicht gesehen, freue mich aber unglaublich auf den Film, da ich bisher nur sehr gutes gehört habe. Mein Lieblingsfilm mit Mads ist "Casino Royale", aber besonders genial war er auch in der Serie "Hannibal". Ich würde mich über die Blu-Ray sehr freuen :)

                                    • 5
                                      über Postal

                                      Bollwerk #1 - "Postal"

                                      Ja, irgenwann muss jeder mal durch. Das erste mal Uwe Boll. Da ich Boll als Person unglaublich unterhaltsam finde und seine direkte Mitten-in-die-Fresse-Art mir irgendwie sympathisch ist, muss ich jetzt einfach mal herausfinden ob der Ruf als 'schlechtester Regisseur unserer Zeit' berechtigt ist. In Zukunft werde ich mir immer mal wieder ein Bollwerk zu Gemüte führen, wobei ich definitiv keine Werkschau betreiben werde, sondern schon die Filme herausgefiltert habe, die mich wenigstens einen Funken interessieren.

                                      "Postal" ist sicherlich kein schlechter Start für diese Reihe, denn ich konnte diesem Film doch mehr abgewinnen als erwartet. "Postal" ist eine Komödie die ungefiltert Witze auf Kosten von alles und jedem macht und dabei kein Blatt vor den Mund nimmt. Der Humor ist unglaublich platt und direkt, aber trifft doch größtenteils meinen Geschmack. Natürlich rechnet Boll hier ungeniert mit allem ab, was ihm persönlich auf den Sack geht- Kritiker, Religion, USA u.a. - und das nicht mal unkreativ. Hätte er sich die total flachen Furz- und Scheissegags und natürlich die billigen Provokationen (Kinderwagen etc.) geschenkt, wäre "Postal" für mich sicherlich einer der lustigsten Filme gewesen, die ich seit einiger Zeit gesehen habe. Leider leidet der Film aber gewaltig an den Dingen, die Boll immer wieder vorgeworfen werden: Die Schauspieler sind teilweise unterirdisch, die Inszenierung plump und ideenlos, die Dialoge hölzern und ein Plot kaum vorhanden. Das lässt mich einerseits erahnen, was mich die nächste Zeit erwartet, ist in diesem gesonderten Fall aber gar nicht so schlimm. Genau diese thrashige Inszenierung verleiht dem schwarzen Haudrauf-Humor des Films in meinen Augen einen gewissen zusätzlichen Charme. Ich hatte mit dem Film größtenteils wirklich eine gute Zeit, muss ihm aber trotz trashigem Charme aufgrund des letzten Drittels doch einige Abzüge machen. Hier ist die Gagdichte einfach viel niedriger, man merkt deutlich wie der Film durchhängt und letztendlich seine "Story" zu Ende bringen muss, natürlich mit möglichst viel hirnlosem Geballer.
                                      "Postal" ist eine Empfehlung für Freunde von klassischen B-Movies, aber auch für Liebhaber des dreckigen, politisch unkorrekten Humors. Wer hier eine plausible Geschichte oder eine solide Inszenierung erwartet, ist an der völlig falschen Adresse. Uwe Boll rechnet mit allem ab was nicht bei drei auf den Bäumen ist und plädoyiert dafür, über wirklich ALLES Witze machen zu dürfen. Ich kann einerseits verstehen, wenn man mit diesem Humor rein gar nichts anzufangen weiss, könnte mir andererseits aber auch vorstellen, dass "Postal" in einigen Jahren zum absolut Kultfilm unter Trashfans avanciert.

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                                      • 9 .5

                                        Paul Thomas Andersons großartige Mileustudie "Boogie Nights" ebnete nicht nur seinen weiteren triumphalen Kinoweg, sondern brachte ihm auch den Status als Wunderkind ein. Der Film schildert unglaublich detaillgetreu wie die Pornobranche aufgebaut ist, welche Charaktere sich in ihr bewegen und wie sich deren Lebensstil darstellt. Dabei ist natürlich der fantastische Cast zu erwähnen: Wirklich jede einzelne Rolle ist unglaublich gut besetzt, herausheben muss man dennoch in meinen Augen Burt Reynolds als Pornomogul Jack Horner und Mark Wahlberg als Pornostar Dirk Diggler.
                                        Der Film ist unglaublich gut geschrieben, denn keine Figur scheint willkürlich, jede hat ihren verdienten Platz und beinhaltet einen individuell ausgereiften Charakter. Die Branche scheint nach außen hin zwar wie der Himmel auf Erden, fast wie eine Familie, die zusammen durch dick und dünn geht, entpuppt sich aber im Laufe des Films immer mehr als ein Reservat für gebrochene und zutiefst traurige Existenzen. Mit dem Aufkommen des Videofilms, und damit auch mit dem Zahn der Zeit, beginnt die Fassade immer mehr zu bröckeln und die Flucht in Drogen, Kriminalität und Gleichgültigkeit scheint ein einfacher Ausweg. Für mich auf der einenen Seite ein wenig klischeehaft, auf der anderen Seite ist bis heute immernoch das Problem von Drogenabstürzen und anschließenden Geldproblemen Gang und Gebe bei Stars innerhalb und außerhalb der Branche.
                                        Weiterhin sehr gut gefallen haben mir die schwarzhumorigen Elemente des Films, besonders als William H. Macy in perverser Gelassenheit seinem in sich gefressenen Ärger Luft macht. Der Soundtrack und die Kulisse schaffen abrundend das gewisse 70s und 80s Flair und lassen den Zuschauer schnell in der Zeit versinken.
                                        Fazit: P.T. Andersons "Boogie Nights" ist ganz großes Kino. Nicht nur dass der Film wunderbar geschrieben und gecastet ist, sondern auch dass er den Zuschauer fordert sich mit den Figuren innerhalb des Milieus kritisch auseinderzusetzen, verdient große Anerkennung.

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                                        • 7

                                          Nach seinen Erfolgsfilmen "Slumdog Millionaire" und "127 Hours" präsentiert Danny Boyle nun den Hypnosethriller "Trance".
                                          Danny Boyle steht für mich eigentlich immer für gute Unterhaltung, zumindest hat mich bis jetzt keiner seine Filme wirklich enttäuscht und genau deswegen waren meine Erwartungen in "Trance" doch relativ hoch angesetzt. Der Film beginnt unglaublich intensiv, packend und interessant, wobei die Geschichte doch eher Heist-Movie als Thriller zu sein scheint. Anschließend bricht er aber die Konventionen und der Plot konzentriert sich immer mehr auf das Thema Hypnose und wirft die Frage auf: "Was ist real und was ist Fiktion? In meinen Augen besonders hervorzuheben ist der Cast dieses Films: Obwohl Michael Fassbender Boyles erste Wahl war, scheint James McAvoy für die Rolle wie die Faust aufs Auge zu passen. Seine Art zu reden und zu spielen gefallen mir von Film zu Film besser und auch hier trägt er den Film zu großen Teilen problemlos. Rosario Dawson und Vincent Cassel runden den Cast dann wunderbar ab, die eine als undurchsichtige Hypnoseärztin mit vollem Körpereinsatz und der andere in seiner Paraderolle als fieser Bösewicht. Auch inszenatorisch fährt Boyle einige Geschosse auf und unterstützt durch gekonnten Schnitt und eingängigen Score sein Verwirrspiel.
                                          Trotz diesen genialen Vorraussetzungen hatte ich doch einige Probleme mit "Trance". Das fing zum ersten Mal an, als der Film vom Heistgenre in das Thrillergenre abdriftet ohne wirklich den 'Ton' des Films zu ändern. Das rasante Tempo wurde weiterhin permanent hochgehalten, was sicherlich im Thrillergenre alles andere als schlecht ist, leider litt darunter aber zunehmend die Figurentiefe und die Verständlichkeit des Zuschauers. Und damit kommen wir auch zum Hauptproblem, dass ich v.a. im letzten Drittel des Films hatte. Boyle spinnt sein Verwirrspiel nun in so ungeahnte Höhen, dass Twist auf Twist folgt, ohne damit aber wirklich die Geschichte inhaltlich interessanter zu gestalten. So hat man als Zuschauer immer wieder das Problem eines Symphatiewechsels gegenüber der Charaktere, was diese aber keineswegs interessanter macht, sondern eher noch undurchsichtiger erscheinen lässt. Geschweige denn, dass die Story immer unglaubwürdiger und konstruierter wirkt. Hier zeigt sich mal wieder, dass viele Twists noch lange kein Meisterwerk versprechen und das weniger manchmal mehr ist. Das Ende birgt dann nochmal einiges an Diskussionspotential und bedient sich von der Inszenierung her an Nolans "Inception", ohne aber in meinen Augen dessen Wirkung zu erzielen.
                                          Unterm Strich ist Trance ein gelungener, kurzweiliger Thriller geworden, der mit geilem Cast und bildgewaltiger Regie zu begeistern weiß. Leider krankt der Film im letzten Drittel an seinem übertriebenen Verwirrspiel und überschlägt sich in einigen Twists ohne die Geschichte dadurch erheblich interessanter zu gestalten. Ich bin mir sicher, dass genau dieses Undurchsichtige vielen Zuschauern besser gefallen wird, ich persönlich habe aber ein Problem damit ständig das Gefühl zu haben, dass mir Informationen vorenthalten werden, um ja nicht die wahren Motive der Figuren herausfinden zu können.

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                                            Anfang dieses Jahres habe ich mich das erste mal wirklich mit den Filmen Alfred Hitchcocks und damit natürlich auch seiner Person beschäftigt- nur Psycho kannte ich schon etwas länger. Hätte ich "Hitchcock" von Sacha Gervasi letztes Jahr gesehen, hätte ich ihn vermutlich gemocht und wäre genau wie viele andere auf seine Oberflächlichkeit hereingefallen. Denn auf den ersten Blick ist Hitchcock ein wunderbar gespielter Film, der besonders durch die detailgetreuen Sets und die teilweise wirklich schnittigen Dialoge zu überzeugen weiß. Auf den zweiten Blick ist "Hitchcock" aber weder ein wirkliches Biopic, noch eine Hommage an einen der bekannstesten und verehrtesten Filmemacher aller Zeiten: Kein Biopic, weil in diesem Film Fakten verdreht dargestellt werden, oder sogar Dinge schlicht hinzugedichtet werden. Keine Hommage, weil der große Regisseur, der bis heute vielen Filmemachern als Vorbild dient, in Teilen des Films unglaublich oberflächlich und teilweise einfach würdelos gezeigt wird.
                                            Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich die Idee sehr gut fand einen Film über Hitch zu machen, der sich nur mit einem Abschnitt seines Lebens beschäftigt, denn alle seine anderen Verdienste und Errungenschaften würden so zu kurz kommen. Weiterhin habe ich auch kein Problem damit Dinge in Biopics hineininterpretiert werden, oder für den Film etwas dramatischer dargestellt werden. Was hier aber gemacht wird ist nicht nur schlichtweg übertrieben, sondern einfach nur Fiktion: Die Rolle von Alma in den Vordergrund zu rücken war sicher eine nette Idee, sie aber dann als unzufriedene Emanze darzustellen, die sich aus Protest mit Playboys umgibt empfand ich schon als grenzwertig. Als Hitch im Film aber dann anfängt sich mit dem imaginären Serienmörder Ed Gein zu unterhalten und sich mit ihm zu identifizieren, macht sich der Film einfach lächerlich. Das ist Küchenpsychologie auf übelste Weise. Aber der Film geht noch weiter in seiner Ansicht Hitchcock als Freak darzustellen- besonders befremdlich waren dabei die Szenen des Spannens und der Plünderung des Kühlschranks. Überhaupt stürzt sich der Film gerne auf das Thema Essen und zeigt Hitchcock wie er keine Diät durchhält, Mittags Kekse isst und Nachts den halben Kühlschrank plündert.
                                            Über das Entstehen Psychos erfahren wir zwar interessante Dinge wie seine Marketingstrategie, die Duschszene und die Auswahl der Darsteller- wirklich innovative Infos bekommt man allerdings kaum und so ist der Wikipedia-Artikel deutlich umfangreicher. Ist ja auch klar, wenn man die halbe Laufzeit das (teilweise erfundene) Privatleben Hitchcocks näher beleuchtet.
                                            Fazit: Als Biopic versagt "Hitchcock" in großen Teilen, denn außer Halbwahrheiten aus dem Privatleben ist jedes Interview mit Truffaut informativer. Was bleibt sind allerdings die tolle Darstellung von Anthony Hopkins und Helen Mirren, die sich an den tollen Sets austoben dürfen und dabei teilweise wirklich gute Dialoge geschrieben bekommen haben. So ist das ganze leider eine ziemliche Verschwendung von Potential und Schauspielkunst, denn der Film wird weder dem Meisterwerk "Psycho" gerecht noch einem der besten Regisseure aller Zeiten.

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                                            • Geiles Gewinnspiel, jetzt heißts Daumen drücken :)

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                                                Da sieht man es mal wieder, Horror ist einfach Geschmackssache. "The Conjuring" heisst der neue Horrorstreifen von James Wan, dessen Filme "Saw" und "Insidious" für mich DIE Genreperlen der letzten Jahre darstellen. Da ist natürlich klar, dass die Erwartungen meinerseits enorm hoch waren- und dann kamen noch diese überschwänglichen Kritiken hinzu. Nunja, da musste es einfach passieren. Ich bin ziemlich enttäuscht.
                                                Aber mal von Anfang an. "The Conjuring" hat für einen Horrorfilm wirklich einen anschaulichen Cast: Patrick Wilson (wer sonst?), Vera Farmiga und Ron Livingston spielen gewohnt routiniert und bilden eine solide Basis für den Film. Wie auch bei "Insidious" gibt es eine, speziell für einen Horrorfilm, lange Exposition. Es dauerte wirklich lange bis es zum ersten wirklichen Schocker kam, denn der Horror ist im ersten Teil des Films äußerst subtil. Viele knarrende Dielen und zugeschlagende Türen, in den Abgrund blickt man als Zuschauer aber eher nicht. Natürlich ist das alles von Wan wirklich gekonnt inszeniert, aber der Funke ist einfach nicht so übergeprungen, wie z.B. in "Insidious", bei dem ich es wirklich mit ehrlicher Angst zu tun hatte. Weiterhin gibt es viel zu viele Charaktere in diesem Film, mit denen man viel zu wenig Verbindung aufbaut. Wäre die gesamte Familie abgeschlachtet worden, hätte ich emotional damit kein Problem gehabt. Wan beginnt von Anfang an die Geschichte so auszulegen, dass der Zuschauer immer daran erinnert wird es mit einer Geschichte zu tun zu haben, die auf einer 'wahren' Begebenheit basiert. So schneidet er, gerade im Mittelteil des Films, für meinen Geschmack viel zu hart und reißt den Zuschauer aus der Atmosphäre, um dafür die Story weiter voranzutreiben. Erst im letzten Drittel zieht "The Conjuring" nochmal so richtig an und geht von einem Haunted-House-Film immer mehr in eine Exorzismusgeschichte über, welche auch äußert gut auf die Leinwand gebracht wird. Allein die Schere, die zwischen dem subtilen Horror am Anfang des Films und den heftigen Szenen am Ende klaffte, ging mir etwas zu stark auseinander. Für mich wäre der Film besser beraten gewesen etwas weniger vom Mainplot abzuweichen und dafür mehr Wert auf Atmosphäre zu setzen, um die Urängste zu wecken.
                                                Fazit: "The Conjuring" ist ein gut inszenierter Horrorfilm, der mich persönlich aber nicht genug gepackt hat. Wan setzt zu viel Wert darauf seine Geschichte auf wahren Gegebenheiten beruhen zu lassen, anstatt sich mehr auf die Atmosphäre zu konzentrieren. Für mich als Fan von James Wan eine Enttäuschung, im Horrorgenre aber sicherlich dennoch einer der besseren Filme.

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                                                  über Bronson

                                                  Nachdem ich ja mit Nicolas Winding Refns neuestem Film "Only God Forgives" wenig anfangen konnte, habe ich mir nun, aufgrund von MrDepads Empfehlung, Refns Film "Bronson" aus dem Jahr 2009 angesehen. Zu diesem konnte ich von Anfang an viel mehr Zugang finden, obwohl "Bronson" auch alles andere als ein normales Biopic darstellt. Winding Refn ging es weniger darum Stellung zum Leben von Michael Peterson aka Charles Bronson zu beziehen, als viel mehr Fakten beziehungsweise einschneidene Ereignisse aus dessen Leben zu skizzieren. Besonders gefallen haben mir dabei die Perspektivwechsel der Erzählung: Da gibt es zum Beispiel Bronson, der selbst seine eigene Kindheit beschreibt und dabei vielleicht einige Dinge schönredet, den Bronson der das Knastleben schildert, aber auch den Selbstdarsteller, den Unterhalter, die Berühmtheit Bronson, die er immer sein wollte. Was Tom Hardy in der Hauptrolle abliefert ist zum Niederknien perfekt. Der Akzent, die Bewegungsabläufe, der Wechsel zwischen Lachen und Wutausbrüchen, eben die Darstellung der tickende Zeitbombe Charles Bronson, scheint ihm ohne Probleme zu gelingen. Körperlich leistete er ebenfalls enormes und trainierte und fraß sich zugleich 30 Kilogramm auf die Rippen. Selbst der echte Bronson, den Hardy übrigens selbst im Knast besuchte, zeige sich angetan von Hardys Verwandlung und dessem Schauspielerischen Talent und bezeichnete ihn anschließend als die perfekte Wahl sein Leben zu verkörpern. Natürlich muss jedem Zuschauer klar sein, dass Winding Refn kein gewöhnliches Biopic inszenieren würde. Die Stimmung des Films ist unglaublich schwierig zu beschrieben und Macht einem bis in die letzte Pore den Wahnsinn des Charles Bronson klar. Das ist primär kein maskuliner Gefängnisfilm, es ist in meinen Augen viel mehr der Zugang in den Kopf eines Mannes, dessen verschrobene Weltansicht man als Zuschauer plötzlich akzeptieren muss, um Gefallen an dem Film zu finden.
                                                  Fazit: Ein wirklich schrulliges, spezielles aber auch verdammt interessantes und perfekt gespieltes Biopic. Winding Refns Film über das Leben des gewaltätigsten Sträflings Großbritanniens ist sicherlich nicht jedermanns Sache und vielen wird der Zugang verweigert bleiben, dennoch ist es gerade wegen der tollen Inszenierung in Sachen Bild, Ton und Schauspielleistung mehr als sehenswert.

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                                                  • 7 .5

                                                    "Alexandre Ajas Maniac" ist ein wirklich gelungener, aber auch unglaublich brutaler Horrorfilm geworden. Das Remake von William Lustigs Klassiker "Maniac", den ich leider noch nicht gesehen habe, kommt mit der wirklich interessanten Idee daher den Zuschauer in den Kopf des Psychopathen Frank schlüpfen zu lassen. Mit einem fast konstanten POV-Shot erzeugt Regisseur Franck Khalfoun eine wirklich miese, beklemmende Stimmung. Nur durch die Betrachtungsweise in Form von Spiegeln ist das Gesicht des starken Hauptdarstellers Elijah Wood zu sehen- eine Idee die wie gesagt die Atmosphäre schafft und wirklich innovativ daherkommt. Auf der anderen Seite ist das Spiel von Wood sehr mimikbetont, wovon ich gerne mehr gesehen hätte.
                                                    Wer sich Maniac ansieht, muss wissen worauf er sich einlässt. Die Uncut-Version ist wirklich durchgehend brutal und es fällt dem Zuschauer zunehmend schwer seine Augen nicht abzuwenden, wenn Serienkiller Frank einer weiteren Frau die Kopfhaut abzieht. Ein Film, der über 90 Minuten Unbehagen auslöst. Auch wenn sich die Geschichte in den letzten Minuten ungemein zuspitzt, hätte ich mir gerade in der ersten Stunde etwas mehr Tiefgang gewünscht, bzw. etwas mehr Szenen die den Zuschauer mit etwas überraschen. Dennoch ist Maniac gerade für einen Horrorschocker inszenatorisch wirklich auf hohem Niveau: Der fiebrige Soundtrack gepaart mit Elijah Woods leerem, getriebenen Blick und interessanten Bildern innerhalb der Großstadtkulisse sind wirklich gelungen und sollten für jeden Horrorfan ein Muss darstellen.

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