mikkean - Kommentare
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Alle Kommentare von mikkean
"Rashomon" trifft #MeToo. Trivial formuliert, ich entschuldige mich dafür. Wie sollte ich das nur umschreiben, die Ehre eines Mannes und einer Frau mit brachialen Mittel verteidigt werden?
Mit "The Last Duel" wird Ridley Scott womöglich keine neuen Zuschauer:innen für sich gewinnen. Gleichzeitig straft er aber auch alle Lügen, die ihm zuletzt fehlenden künstlerischen Drive im hohen Alter und Filme auf Autopilot ankreideten.
Sicher, "Alles Geld der Welt" war gut, "House of Gucci" auch. Schön anzusehen, gut gespielt. Feine, spekulative Blicke in die Korridore reicher Familien-Dynastien. Wem es hingegen nach etwas mehr Dreck, vergossenem Blut und richtig schön hässlichen Charakteren dürstet, könnte hier fündig werden.
Hier sind die Männer Schweine (mal weniger, mal wohl mehr), eine Vergewaltigung wirft gleich einen Schatten auf die gesamte Familie, der sich nur im Kampf vertreiben lässt. Ein archaisches Moral-Empfinden, doch sicherlich lange nicht ausgestorben in heutigen Köpfen.
"The Last Duel" darf auch Fans von "Gladiator" enttäuschen. So gewaltige Massen-Szenen klemmt sich Scott dieses Mal. Weder Matt Damon, noch Adam Driver verkörpern Lichtgestalten des absoluten Guten und Bösen, wie sie Joaquin Phoenix und Russell Crowe vergönnt waren. Aber dreht sich nicht eigentlich alles nur Jodie Comer?
Egal, Ridley Scott gelingt es definitiv, alles Vorgeplänkel in einem brutalen Abschluss-Kampf kulminieren zu lassen, der das Ansehen lohnt. Hat ja auch keiner behauptet, Scott wollte ein Aushängeschild für den Kampf gegen sexuelle Gewalt inszenieren. Eine heftige Geschichtsstunde ist es wiederum schon.
Massenbelustigung im fernen Jahr 2000: fünf Teams treten im großen Transkontinentalen Rennen durch Amerika an. Angriffe auf die Konkurrenz sind erlaubt, das Umnieten von Passantenausdrücklich erwünscht. Gibt es doch ein extra ausgeklügeltes Punkte-System dafür.
"Death Race 2000" ist eine Dytopie aus der Schmiede Roger Cormans. Und wie so oft, sind sowohl die Story, als auch die Produktionsmittel, eher behelfsmäßig. Sylvester Stallone gibt das Abziehbild eines aufbrausenden Italieners, eine Raserin kommt im Country-Look und auch eine Nazi-Walküre ist am Start.
Keine Frage, das sieht aus wie eine quietschbunte Kinderstunde, selbst wenn kurz mal Köpfe platzen. Und weil der schwarze Humor oft ins Lächerliche abdriftet, müssen Satire und Gesellschafts-Kritik schon mal zwischen den Zeilen gesucht werden.
ABER: Selbst in dieser Form möchte "Death Race 2000" als eine der besten Corman-Perlen würdigen. Diese "Brot und Spiele" mit Bleifuß waren schon "Fast and Furious", als Vin Diesel noch im Kinderbett von schnellen Flitzern träumte. Wenn der Pfaffe Massenmord predigt oder alte Patienten aus dem Krankenhaus auf die Straße gerollt werden, wird deutlich, dass hier gepurgt wurde, bevor es überhaupt ein Blumhouse für solche Ideen gab.
Auch wenn der Kontext oft nur herbeigeredet wird, dieser Film ist auch heutzutage noch ein Splatter-Cartoon mit erstaunlichen Einfällen. Wo "Rollerball" martialisch und düster den Sport gegen den Totalitarismus richtete, wirkt "Frankensteins Todesrennen" geradezu enthemmt wie eine Kopfgeburt von Monty Python.
So überdreht und kindisch das sein mag, auf diese Weise lassen sich ja ebenso Tiefschläge gegen Institutionen und Gedankengut verpacken. Und eines steht fest, als Frankenstein legt David Carradine einen seiner lässigsten Leinwand-Auftritte hin. Nicht vor Bill, nicht auf einer Stufe, aber schon nur knapp dahinter.
Heimsuchung oder aus der Schattenwelt oder fatale Realitätsflucht? "The Twin" ist die Art Film, die M. Night Shyamalan drehen würde, wenn er entweder auf einem schlechten Trip hängen bleiben würde oder ihm die Idee ausgehen.
Und das will schon etwas heißen. Anstatt frischer Ideen oder einem abwechslungsreichen Remix gibt es hingegen altbekannte Versatzstücke. Die immer gleiche gruselige Dorfgemeinschaft, eine Mutter zwischen Trauerbewältigung und Wahnvorstellungen. Ein unheimliches Kind, das selbst ich an der Kasse wieder abgeben würde.
Zwischendurch wird mal "Midsommar" nachgeahmt, aber das führt auch nirgendwo hin. Wenn ich eine gruselige Sache anführen dürfte, dann die Tatsache, dass "The Twin" in einem Teil Finnlands spielt, wo von Kleidung, Möbeln und Fahrzeugen, alles so aussieht, als wären die Menschen in den Fünfzigern eingefroren.
Beim großen Twist muss ich sagen, "Ich seh, ich seh" oder auch "A Tale of Two Sisters" sind weiterhin unerreichbar. Ein Story-Kniff wird nicht dadurch besser, weil ich ihn noch unnötig verkompliziere.
Genannte Ausnahme-Titel profitierten von einer künstlerischen und erzählerischen Vision. "The Twin" hingegen leidet darunter, dass sich jemand nur Gedanken darüber gemacht hat, wie oft der Vorhang noch zur Seite gerissen werden kann. Gerade noch so ins Mittelmaß gerettet.
Thailändischer Aberglaube trifft Südkoreas goldenes Händchen fürs Filmemachen. Angesichts mehrfacher Nennung in Asia-Horror-Listen lässt "The Medium" auf die Hochzeit des Jahrzehnts und willkommenen Innovations-Schub hoffen.
Nach etwas über zwei Stunden wurde diese Erwartungshaltung doch ziemlich gestutzt. Am Mockumentary-Format liegt es nicht. Es spielt sowieso nicht durchgehend eine Rolle. So wie auch einige gute Ideen, die mal eingeworfen und doch nie ganz verfolgt werden.
Sicherlich ist es auch kein empfehlenswerter Ratschlag, die vermeintliche Hauptfigur vorzeitig abtreten zu lassen und damit das narrative Gerüst zu zerlegen. Hauptsache, wir kochen Hunde und fressen Kleinkinder. Ein bisschen Inzest-Flair wird auch verströmt. Aber ich will ja nicht bloß spoilern.
Bei "The Medium" schlägt das Pendel immer wieder von gut in Richtung verpeilt zurück. Es setzt sehr viele Schock-Angriffe, aber viele stammen auch aus zweiter Hand. Und generell ließe sich der Film wohl unter dem Motto "Don't fuck with destiny", als überlange, spiritistische Moralstunde verstehen. Wem's gefällt, ein bisschen sinnvoller dürfte es schon sein.
Typischer Reinfall beim Streamen. Irgendwo im Nirgendwo verköstigt Landwirt Zambrini Gäste mit Diner-Fraß und seine Schweine mit Menschenfleisch. Der geheimnisvollen Lynn gewährt er Unterkunft und ...
... nichts und. "Pigs" ist ein haarsträubend und lächerliches Juwel zweifelhafter Film-Kunst. Das Verfüttern an Schweine ist ebenso schlecht imitiert, wie es kaum vorkommt. Und auch bei den eigentlichen zentralen Motiven und seine gestörten Charaktere besteht, gelinde gesagt, Luft nach oben.
Was immer auch an Potenzial erkennbar ist, dank schlechten Schauspiels, miesen Sets und eines dümmliches Scripts sollte "Pigs" lieber ganz in Vergessenheit geraten.
Ich weiß schon gar nicht mehr, welchen Eindruck "Die Croods" seinerzeit auf mich gemacht haben. Dieses Sequel jedoch gefiel mir sehr. Die Croods und die Bessermanns, eine Horde prügelnder Affen und Omas Haarteil überfordern sicherlich so manche Kinderaugen zwischen null, acht oder zehn Jahren?
Doch so formelhaft die Ingredienzien auch sein mögen, mit Fortsetzungen wie diesen dürften sich Disney und Pixar langsam in die Enge getrieben fühlen. Auch andere Studios können ansprechende Abenteuer weiterführen. Und das hier ließ mich stellenweise jeden "Cars" oder "Toy Story 4" vergessen.
Meine Nic-Cage-Minifestspiele: Da wäre noch "Renfield". Der Kultfilm mit Ansage. Ein vampirisches Heimspiel für Nicolas Cage, der als Fürst der Finsternis zur absoluten Topform aufläuft.
Meine Fangzähne waren nach dem ersten Trailer ziemlich spitz. Miese Zahlen und nicht wenige Negativ-Meinungen ließen die Vorfreude schon deutlich schmälern. Aber nein, so schlecht ist "Renfield" einfach nicht.
Die Idee mit dem reuevollen Bückling Renfield, der sich die Freude am Leben und an Unabhängigkeit zurück erkämpft, ist mehr als ein One-Trick-Pony. Selbst Humor-Abstinenzler sollten den Dreh mit der Selbsthilfegruppe für toxische Beziehungen wertzuschätzen wissen. Während fliegende Körperteile die aufgeregteren Gemüter unter uns mit hübschem, praktischen Effekt-Futter verköstigen.
Und so flach wird die Geschichte unseres Helden gar nicht dargeboten. Unter den Eingeweiden und zerfetzten Gliedmaßen und der untoten Haut schlägt durchaus ein Herz. Es sollte auch kein Studium von Making-of-Material nötig sein, um erkennen zu können, mit welcher Spielfreude und echtem Eifer, Cage und Hoult den klassischen Vorbildern wie Bela Lugosi und Dwight Frye nacheifern, ohne sie dabei nur stur nachzuahmen.
So wie auch "Renfield" als Horror-Komödie mit erheblichen Splatter-Schüben verstanden werden sollte. Ein Horror-Gag, der ein Jahrzehnte altes Studio-Vermächtnis ein wenig auf den Kopf stellt, es gleichzeitig aber nicht der Lächerlichkeit preisgibt.
Dieser Film ist ein Spaß, der vor zwanzig, dreißig Jahren noch als Videotheken-Titel und Festival-Tipp versandet wäre. Hier erhält diese Idee zur Abwechslung die Millionen-Dollar-Behandlung.
Ich werde jetzt nicht versuchen, irgendwen umzustimmen oder Geschmacksempfinden vorzuschreiben. "Renfield" gefällt mir, weil er eine in sich geschlossene Dracula-Variante und Verulkung präsentiert, bei der selbst Drogenbarone und korrupte Cops nicht fehl am Platz sind. Und mal ganz ehrlich, "Dracula jagt Minimädchen" ist heute auch irgendwie noch kult, oder?
Meine Nic-Cage-Minifestspiele: "MASSIVE TALENT". Nicolas Cage ist Nicolas Cage, dessen Stern am cineastischen Horizont deutlich verblasst ist.
Als Ehemann war er eine Katastrophe, als Vater steht er kurz vorm Scheitern. Seine verbliebenen Wegbegleiter sind zweitklassige Filme und flüssige Seelentröster.
Aber nein, Nicolas Cage ist auch Nic Cage, der ewig junggebliebene Leinwand-Gott. Das überhebliche Arschloch mit übergroßem Ego, für den jede Misere nur temporär ist.
Gott bewahre, was für ein schnulziger, selbstverliebter Kunst-Scheiß in den Händen von Charlie Kaufman daraus geworden wäre. Wie war das? Cage spielte doch in "Adaptation"? Nie was von gehört ;-)
Das hier ist "Massive Talent", eine Action-Komödie mit der ein oder anderen Meta-Ebene. Hier darf Nic Cage sich selbst in Gold oder Marmor gießen, als Monument für die Ewigkeit. Und als Erinnerung daran, dass er eigentlich ein klassischer dramatic actor ist, der sich nach Stoffen mit Seele und Herz sehnt.
Was so lange super funktioniert, wenn Pedro Pascal als stinkreicher Überfan nur die Hommage an ein holpriges Lebenswerk verkörpert. Oder wenn die fiktive Familien-Geschichte einen fallenden Star zur schmerzlichen Selbstreflexion zwingt.
Da lässt sich schon leicht vergessen, dass es Filme wie "JVCD" gibt, da das auch schon irgendwie durchzogen. Und dabei etwas kohärent und stimmiger waren. Fast egal, solange Cage in der Spur bleibt, Pascal ihm gut zuarbeiten und ein wirklich genialer Gag über die lebensverändernde Klasse von "Paddington 2" dabei herausspringt.
Sobald die Action-Komödie übernimmt, büßt "Massive Talent" einiges an Qualität ein. Weil die Action kaum hervorsticht, weil klar wird, dass Nebenfiguren wie die von Alessandra Mastronardi gespielte Assistentin wirklich nur auf Bauern auf dem Schachbrett reduziert wurden.
Hätten der Film mehr Zeit und Ressourcen gehabt, um seine beiden Hälften gefühlvoller miteinander zu vereinen, oder wenn die Action mindestens wie der Auftakt von "Face/Off" ausgefallen wäre ...
... In meinem Kopf dreh ich grade richtig ab.
Meine Nic-Cage-Minifestspiele: Zum Warmwerden werfen wir einen Blick zurück auf "Vampire's Kiss". Yuppie wird zum Blutsauger, wo ist da denn da der Unterschied?
Für Cage war dies eine frühe Übung für "Renfield", auch wenn er natürlich eher den Part von Nicholas Hoult vorturnt. Und ein kleiner, doch sehr deutlicher Ausblick auf sein späteres Markenzeichen – das berühmt-berüchtigte Over-Acting.
Ansonsten bietet "Vampire's Kiss" kaum etwas, das den Film vor dem Abtauchen in die Vergessenheit bewahren würde. Versteht das nicht falsch. Vom Yuppie zum Ghoul, das liest sich als Grundidee nicht schlecht. Aber dieser Film befindet sich auf einen erratischen Schlingerkurs, der es kaum möglich macht, all die eingeworfenen Zutaten angemessen zu würdigen.
Dass der arrogante, Gefühls-Krüppel selber unter einer Dauer-Depression leidet, die er mit Sex und Status-Symbolen betäubt. "Fight Club" ging da als Satire weitaus konsequenter zu Werke. Als Chef darf sich Nicolas Cage dann so richtig austoben. Menschlich ist seine Figur jedoch ein manipulatives Schinder-Schwein, der seine Vormachts-Stellung gegen seine Sekretärin richtet. Vom Drangsalieren bis zum beinahe sexuellen Übergriff. Das ideale Opfer für die nächste Amok-Phantasie.
Und wo wir schon von Vorstellungskraft sprechen. Was bei "Vampire's Kiss" nur im Fiebertraum oder wirklich passiert, wird so oft infrage gestellt, dass hier schon von einer konzeptionellen Unentschlossenheit gesprochen werden kann. Eine klarere Linie, oder die Demaskierung aller Therapie-Sitzungen als Hirngespinst, hätten nicht nur mehr Klarheit hereingebracht. Es hätte bestimmt auch den anvisierten Ton einer schwarzen Komödie gefestigt.
Wer derlei Kritik-Punkte ignorieren kann und Nic Cage einfach mal das ganze Nosferatu-Programm durchlaufen sehen will, sollte einen Blick riskieren. Zum fst vergessenen Juwel hat es nicht gereicht.
Es fängt ja so schön an. Ein Whodunit, das sich ein wenig bei der Paranoia von "The Thing" bedient. Ganz winzig – nicht übermäßig, doch okay – ist es auch noch. Diesen halbwegs originellen Ansatz können wir "Werewolves Within" schon zugute schreiben.
Aber das Gag-Niveau wird ebenso wenig gehalten, wie auch jeglicher Spannungsbogen. Am Ende bleibt ein durchwachsener Fell-Horror-Ulk mit einigen guten Momenten, der kaum den Speicherplatz in der internen Festplatte wert ist.
Der ultimative Albtraum fürs Publikum: Ein Werk von Leuten, die keine Filme drehen sollten, mit Menschen, die nicht spielen können. Furchterregend ist da nur die dargebotene Qualität oder viel mehr deren Abstinenz. Einzig Inzest-Befürworter werden hier etwas Positives ausmachen. Aber die sind ja auch nicht normal.
Argh, "The Purge", die Serie, die uns warnt, wohin Amerikas Reise gehen könnte. Vier Filme und einen TV-Ableger hat es gebraucht, bis sich endlich mal gedacht hat, warum nicht gleich Bürgerkrieg spielen.
Ist ja nur logisch und könnte ganz bestimmt nervenaufreibende Unterhaltung in dystopischen Farben garantieren. Wenn "The Forever Purge" nicht so verdammt formelhaft, leblos und kostengünstig ausgefallen wäre. Für die Figuren kommt minimales Interesse auf, die wahrhaftig spannenden Entwicklungen um die Neuen Gründerväter finden nur als Off-Kommentar statt.
Und ausgerechnet da, wo es wirklich reinhauen sollte – beim innerstädtischen Krieg – sieht der Film plötzlich so aus wie ein Produkt aus der Cannon Group. Ich bleibe weiterhin dabei, die Macher:innen haben entweder das Potenzial ihres eigenen Stoffes nicht erkannt oder sie wollen die Marke einfach gnadenlos zu Tode reiten.
Damit laufen sie natürlich Gefahr von anderen abgehängt zu werden. Das Wüstenfinale haben wir beispielsweise in "Desertio" wesentlich packender erleben dürfen. Während Alex Garland inzwischen mit "Civil War" wohl den Film abgeliefert hat, der jedes Purge-Sequel hätte sein müssen. Tja, selbst schuld.
Seinerzeit ein Flop. Aber was sollte 2021 die Massen anlocken, wir hatten andere Sorgen. "Last Night in Soho" gilt als Misserfolg, daber sollte er eigentlich Edgar Wrights Talent für den Umgang mit Stilistik und abwechslungsreichen Stories belegen.
Es ist jedenfalls bemerkenswert, wie es hier jemand schafft, den Bogen von märchenhaftem Eskapismus, zu sexueller Ausbeutung und schließlich blankem Horror zu spannen – nachtlos, ultraschick und nachhaltig beeindruckend.
Mehrfache Sichtungen wären angeraten. Einmal zum "Anchecken", danach zur richtigen Würdigung für die Leistungen der Talente vor und hinter der Kamera.
Schließlich ahmt "Last Night in Soho" nicht nur das Ambiente der Swinging Sixties und den Vibe damaliger Psychothriller nach. Auch beim Wie verließen sich die Macher:innen auf erprobte handwerkliche Kniffe. CGI darf da erst zum Schluss offensiv nach vorne drängen.
Bis dahin dürfte sich die Mischung aufs Zeitreise und Schrecken mit leider vollends realen Bezügen, bereits im Bewusstsein verfangen haben. Und falls nicht, dann gebt doch wenigstens zu, dass der Film schön anzusehen ist.
Anderes Jahrzehnt, neue Gesichter und bessere Effekte. Dennoch ist auch dieser "Firestarter" ein weiterer Beleg dafür, dass nicht Stephen King verfilmt gehört und dass Remakes keine Aufwertung darstellen.
Selbst mit minimaler Handlung will sich zu keiner Zeit ein besonderes Interesse für die Figuren und ihre Fähigkeiten einstellen. Dafür ist das Thema seit Brian De Palmas Doppelschlag mit "Carrie" und "Teufelskreis Alpha" einfach zu fest im popkulturellen Bewusstsein verankert. Und es mangelt nicht viel aufregenderen Gelegenheiten, die exakt gleiche Story viel besser umgesetzt zu erleben.
Aber jetzt bloß nicht weinen, ich wette Universal holt das Geld anderweitig schon wieder rein.
GamesStop, der Erklärfilm. Während Covid-19 die Welt lahmlegte, wurde der Youtuber Roaring Kitty zur Galionsfigur einer Massenbewegung, welche die Finanzelite und Lenker des Aktienmarktes zumindest zeitweise in Bedrängnis brachte.
Die Zeiten sind hart, das Leben teuer und ungerecht. Anhand einiger ausgewählter und leicht nachvollziehbarer Beispiele zeichnet "Dumb Money" das GamesStop-Phänomen als revolutionären Akt nach. Erspart wird uns dabei der Versuch, das Dickicht aus finanztechnischen Regularien und Verflechtungen bis ins kleinste Detail zu erläutern.
Auch deshalb erscheint der Film deutlich leichtfüßiger als Adam McKay's überambitionierte Lehrstunde "The Big Short". Nicht, dass der schlechter wäre. "Dumb Money" ist möglichst simplifiziert und zeichnet ein Bild von sozialer Rührseligkeit auf der einen und realitätsferner Reichtums-Dekadenz auf der anderen Seite.
Einmal gesehen, schon verstanden. Wenn das die Devise war, funktioniert das zumindest, weil wir schneller mit den Figuren mitfühlen, die ein dickes fettes Minus auf dem Konto haben. Der Humor ist auch hier wieder teilweise Geschmackssache. Immerhin stimmt die Ironie, dass die fettesten Fische im Teich nicht gleich die Klügsten sind.
Am Ende ist "Dumb Money" natürlich auch nur eine Art Zeitvertreib. Ein halbwegs amüsantes Stück jüngerer Geschichte. Weder besonders anklagend gegen das System, das sich schnell berappelte, noch ein Ermutigung, dass dem Volke dieses Kunststück bald wieder gelingen wird. Da hat Adam McKay halt immer noch die Nase vorn.
Tragisch-komisch, romantisch und voller Poesie. Joachim Trier erzählt einerseits von der Suche einer rastlosen, unzufriedenen Heldin nach der einfachen Liebe und Erfüllung. Andererseits überrascht "Der schlimmste Mensch der Welt" mit einem wuchtigen, weil gerade stillen Sterbe-Drama, das dessen Nagel ganz tief auf den Kopf (das Herz!) zielt.
Wir wissen eben nicht nur, was wir die ganze Zeit gesucht haben, wenn es vor uns steht. Mit dem, was wir verlieren, verhält es sich genau so. Keine neue Erkenntnis? Pah, "Der schlimmste Mensch der Welt" ist euorpäisches Kino der Extraklasse. Zum immer wieder anschauen, perfekt für jede Sammlung.
Wenig Murder Mystery, dafür ein guter Anlass, ein liebevolles Entschuldigungs-Schreiben an Rian Johnson zu schicken. In dieser Dumpfbacken-Variante von "Glass Onion" versucht sich Christian Clavier an einer Inspector-Clouseau-Persiflage. Als ob Peter Sellers das nicht auch schon verkörpert hätte.
"Mord in St. Tropez" ist ein Bombardement von Zoten, deren einziger Anspruch darin zu bestehen scheint, bloß nie nachzulassen. Gefischt wird auf niedrigem Humor-Niveau. Für das Fehlen einer echten Story soll die traumhafte Kulisse entschädigen. Beides gelingt nur äußerst selten.
Leute wie Rian Johnson haben wenigstens eine Ahnung davon, wie Agatha Christie und Co. ihre Geschichten konstruieren. Sie verstehen, dass Figuren keine bloßen Schablonen sind, die von A nach B geschoben werden. "Mord in St. Tropez" macht hingegen kaum Anstalten zu verhehlen, dass hier jemand nur auf einen Urlaub aus war oder Krimi-Parodien mit schlechten Gag-Paraden verwechselt. Nur unter Vorbehalt zu empfehlen.
Aus der Serie "Ring und seine Folgen", führt uns "KM 31" auf Mexikos Landstraßen. Dort kann so manche nächtliche Begegnung mit nackten Kindern zu einem Horrortrip führen. Schlimmstenfalls auch zu einem unnötig komplizierten Genrefilm, der sein Publikum irgendwo auf dem Weg zur Ziellinie verliert.
So okay, das Setup noch ist. Der Weg unserer Heldin zur anderen Seite, wo ihre Zwillingsschwester von Geistern gefangen gehalten wird, vermag uns nur so lange mit dem modrigen Horror-Finger zu locken, wie das Narrativ Sinn ergibt. Weil das nämlich nicht so bleibt, können noch so stimmige Düster-Bilder und tragische Legenden aufgefahren werden.
Irgendwann klafft die Schere zwischen dem, was erzählt und dem, was passiert, so weit auseinander, dass sich das Interesse an "KM 31" rapide verringert.
Und der Preis für die dümmste Idee des Jahres geht an ...
Wir sind dann mal gnädig, schließlich ist der Höllentrip der beiden Protagonistinnen von "Fall" schon genügend ausufernd und existenziell genug. Selbstverschuldet und unnötig natürlich. Aber auch ansprechend für ein, nicht unbedingt schadenfreudiges Publikum. Menschen mit Akrophobie jetzt vielleicht ausgenommen.
Bei "Fall" werden zwar ein paar Perlen zu viel auf die Kette der unmöglichen Umstände gefädelt, gleichwohl bleibt der Film gerade auch deshalb in Erinnerung. So simpel Idee und Setting auch sein mögen, die Umkehr oder viel mehr, das Nach-Außenkehren eines Kammerspiels funktioniert besser als gedacht.
Nicaragua während der Corona-Hochphase. Sie ist angeblich amerikanische Journalistin, verkauft aber vorrangig ihren Körper gegen US-Dollars und Protektion. Er ist Brite und macht angeblich in Öl. Beide werden irgendwie ein Paar, geraten irgendwie ins Fadenkreuz und wollen das Land verlassen.
Ende der Zusammenfassung. Ich wünschte nur, "Stars at Noon" wäre eine ebenso kurzfristige Angelegenheit. Dem ist leider nicht so. Geschlagene 137 Minuten verbringt Claire Denis damit, ihre eigene Stilistik abzufeiern (die sie sehr wohl beherrscht), verliert dabei aber auch die, für Filme notwendige dritte Partei, das Publikum aus den Augen.
Irgendwie soll "Stars at Noon", eine Roman-Verfilmung, ein romantischer Polit-Thriller sein. Irgendwo steckt das auch drin, derlei Details werden allerdings wahrhaftig herbeigeredet. Was auch eine äußerst komische Umdeutung der Regel "Show, don't tell" verkörpern könnte. Nur mit dem Resultat, dass gleich sämtlicher Kontext geopolitischer und biografischer Natur flöten geht.
Als wäre dies die bereinigte Version eines Films, ziehen alle halbwegs interessante Details an uns vorbei, während zwischen Margaret Qualley und Joe Alwyn kaum ein Funke überzeugender Chemie aufkommt. Realismus, bitte schön. Dann aber ohne teils prätentiöse Dialoge (die ich großzügig der literarischen Natur des Stoffes anrechne) und mit erkennbarer Motivation. Dass Leute über zwei Stunden was reden und machen, löst bei mir nicht zwangsläufig Anteilnahme an ihrem Schicksal aus.
Dafür ist so ziemlich jeder Aspekt der Handlung von "Stars at Noon" abstrakt, so wie die Aussicht auf einen Sternenhimmel am helllichten Tag.
Na, hoppla, da ist er ja wieder. Hoch verehrtes Publikum, Mr. Michael Bay persönlich ist aufgetaut und hat die Freude am Filmemachen für sich neu entdeckt. Ein Energie-Schub, der Bay sogar dazu antrieb, sich an seiner eigenen Mini-Version des Bankraubs von Micheal Mann's "Heat" zu versuchen.
Sicherlich größenwahnsinnig. Dank perfekter Besetzung und Drohnen-Technologie aber auch wuchtig und atemberaubend inszeniert. Und damit fängt "Ambulance" gerade erst an. Was dem Szenario bei fast zweieinhalb Stunden auch ein wenig zum Nachteil gereicht.
Bei den ganzen Aufnahmen von Streifenwagen fange ich zwangsläufig an, mich zu fragen, wann die sich jetzt in Decepticons transformieren. Oder ich warte nur darauf, dass Optimus Prime unter der Brücke des L.A. River auftaucht und den Helikopter wegschleudert.
Es gibt zwar ständig etwas Neues zu sehen, doch das Verhältnis zwischen den Brüdern und ihrer Geisel beginnt sich auch schon im Kreis zu drehen. Immerhin kann sich Bay da ganz aufs Talent seines darstellerischen Dreier-Gespanns verlassen. Sie bringen die nötige Überzeugungskraft dort ein, wo ihrem Regisseur das nötige Feingefühl fürs Charakter-Kino abgeht.
Auch deshalb ist "Ambulance" objektiv bewertet vielleicht nur "sehr gut". Überzeugte Hater wird Michael Bay eh nicht entwaffnen können. Andererseits ist dies sein bestes Werk seit "The Rock" oder zumindest "Die Insel". Ein Action-Kracher, bei dem sich von einer Konvergenz von Inhalt und Technik sprechen lässt.
Und auf seiner ganz eigenen Skala, dem "Bay-Meter", sprengt sich Michael den Weg nach oben frei. Selbst das ist schon Überraschung genug.
Eine Verschlimm-Besserung, die es nicht gebraucht hätte. "Castle Freak" 1995 markierte die dritte Zusammenarbeit Stuart Gordons mit seinen Stars Jeffrey Combs und Barbara Crampton. Die Full-Moon-Produktion war typisch billig, nicht überzeugend geschrieben und doch steckte auch ein Fünkchen Sinn im Ganzen.
Werden Monster als Monster geboren oder werden sie erst von anderen dazu gemacht?
Das Remake von 20202 klammert derlei Überlegungen ebenso aus, wie auch das ursprüngliche Melodram von Schicksals-Schlägen und zerrissenen Ehen. Zum Ausgleich gibt es billigste Slasher-Routine und ein Übermaß an Lovecraft-Zitaten. Wer also in letzter Zeit die Großen Alten im Horrorfilm vermisst hat, darf sich hier vor Freude in den Schoss sabbern.
Leider steigert sich dadurch nicht proportional die Qualität des Films. Der neue "Castle Freak" verbleibt qualitativ auf Schlock-Niveau und sieht, bei aller ganz guter Effekt-Arbeit, aus wie ein früher 2000er Titel (meinetwegen auch Zehnerjahre). Und sobald sich der gute Cthulhu etwas zeigt, endet die Fahrt schon wieder. Eine wahrhaft vertane Chance.
Wie nur einen Film neu auflegen, der so kultig, wie auch dümmlich ist? "Road House", das Original, ist gleichbedeutend mit blöden Sprüchen, Männer-Gekloppe, der Musik der Jeff Healey Band und der Präsenz von Patrick Swayze, die das alles zusammenhält.
Zumindest in dieser Hinsicht kann das 2024er "Road House" mit Jake Gyllenhaal einen ähnlich starken Besetzungs-Coup vorweisen. Und einige der Kampfszenen sind wirklich nice anzusehen. Das allein rechtfertigt allerdings nicht das jahrelange Herbeireden dieses Remakes, noch das Anliegen an sich.
In der ersten Hälfte macht das Update noch sehr viel richtig. Augenzwinkernd verweist es auf die Western-Anleihen des Vorbilds. Gyllenhaal lässt seinen Charme spielen und sogar die Dynamik im Club und Selbstironie besitzen mehr Substanz.
Dann stampft Connor McGregor ein und spielt überdreht wie im "Fast and Furious"-Bewerbungsvideo. Die Prügelei wird beinhart und doch zeigen sich einige Längen im Zirkus.
Was dem Original fehlte, schüttelt das Remake teilweise locker aus dem Ärmel. Und doch fehlt es ihm an genau dem Wieder-Erkennungswert und den Merkmalen, die Swayzes Version ihren Status erst bescherten. Etwas heller in der Birne, aber auch kein Leuchtfeuer.
Daniel Craig's Abschieds-Show. Die geht natürlich nicht ohne annähernd drei Stunden Laufzeit, vielen Zitaten, die Verknüpfung loser Enden, große Dramatik und Konzessionen ans heutige Action-Kino über die Bühne.
"No Time to Die" bedeutet mir tatsächlich mehr, als ich ursprünglich angenommen hätte. Schließlich waren die 007-Abenteuer von Sean Connery, Roger Moore und Co. auch für mich prägende Seh-Erlebnisse meiner Kindheit. Doch weder werde ich jetzt vom größten und besten James Bond aller Zeiten schwärmen. Noch werde ich ausklammern, dass die Craig-Ära mit einer sehr speziellen Erzählweise haderte. Sehr, sehr viel klüger als "Fast and Furious" und doch nicht immer erinnerungswürdig.
Von diesem "Makel" kann auch "No Time to Die" nicht freigesprochen werden. Hier reihen sich einige Mini-Episoden zusammen, die mal mehr, mal weniger Eindruck schinden. So ist Christoph Waltz ja nur wegen der Kohärenz kurz zu sehen, Ana de Armas raubt für einige Minuten sämtliche Aufmerksamkeit und ist dann wieder raus. Rami Malek lässt seine ganze Klasse als Gegenspieler immer wieder aufblitzen, endet aber als Kapitalist. Ein wenig lachhaft.
Und sicherlich lässt sich über die Überlänge streiten. Wenigstens stimmen unter der Regie von Cary Joji Fukunaga die Stilsicherheit und die technischen Aspekte. Möchte auch so sein, ist jedoch nicht immer der Fall.
Bei aller Haarspalterei über den Zustand des modernen Bondfilms, Daniel Craig war schon eine Marke für sich. Für seinen Abtritt runde ich, auch sehr gerührt, wohlwollend auf.
Frisches aus der Rubrik "Verblasste Klassiker": Eine Enthauptung, der tragische Fall eines getöteten, entführten Mädchens und ein Kommissar, der nicht vor dem Stich ins Wespennest zurückschreckt.
"My Dear Killer" gilt als einer der Klassiker des Giallo. Regisseur Tonino Valerli bewies Talent und drehte später noch "Mein Name ist Nobody". Die Musik steuerte niemand geringeres als Ennio Morricone bei.
Doch heutzutage zeigt der Film auch erhebliche Abnutzungs-Erscheinungen und vor allem Logik-Löcher, die sich auch nicht mit beiden geschlossenen Augen ignorieren lassen. Für heutige Gemüter dürfte der Krimi außerdem etwas zu behäbig erzählt wirken und wie eine Fernseh-Produktion erscheinen.
Aber davon abgesehen, zeigt "My Dear Killer" selbst so noch viele gute Einfälle, die ein Aufbäumen der Langeweile abwehren. Nur nicht "Sieben" oder Thomas Harris als Maßstab nehmen.