Mr. Miguwa - Kommentare
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Alle Kommentare von Mr. Miguwa
Die Realität: unbedeutend, ernüchternd, seelenlos, eiskalt und inhaltslos wie eine kleine blaue Schachtel. Der Traum: hypnotisierend, wunderschön, magisch; eine Flucht aus eben jener Realitat und die Erschaffung eines perfekten Lebens, in dem alles möglich ist. Der Traum ist eine Verarbeitung, eine Verdrängung all seiner schlimmsten Taten und Erlebnisse. Doch irgendwann hat auch der allerschönste und friedvollste Traum ein Ende und entpuppt sich als reinste Illusion. Man wird zurückgelassen in der Dunkelheit, die einen nach und nach eingeholt hat...
Mit "Mulholand Drive" nimmt der Meister und Alleskönner David Lynch die Traumfabrik komplett auseinander. David Lynch präsentiert uns die Stadt der Engel mit all ihrer Reizüberflutung, den aufgesetzten Fratzen und scheinheiligen Freudentänzen und grenzt sich mit seiner Filmperle deutlich von dem guten alten Hollywood ab. Ein Filmstudie wird regiert von einem kleinen Mongo hinter einer Glasscheibe; Schauspieler werden für ein Filmprojekt geradezu willkürlich besetzt; der nicht perfekte Espresso für einen Filmstudio-Boss wird von diesem angewidert ausgespuckt; der Kreativitat eines Regisseurs sind klare Grenzen gesetzt. Diese Missbilligung Hollywoods bekommt der Zuschauer in einem mysteriösen und spannenden Thriller serviert, wie es im Buche steht. Wie kein anderer schafft es David Lynch eine atemberaubende und mystische Atmosphäre aufzubauen, die ihresgleichen sucht. Die Straße der Finsternis, bestückt mit faszinierenden Lichtern und unendlich hohen Palmen, endet in einem hochpolierten Vorhof. Der Zuschauer lässt sich von dieser magischen Atmosphäre und schließlich der spannenden Detektivgeschichte rund um zwei Frauen (großartig gespielt von Laura Harring und Naomi Watts), die versuchen ein Geheimnis zu lüften, berieseln. Am Ende wird der Zuschauer wohl mit mehr als einem Fragezeichen zurückgelassen, sodass man geradezu dazu angehalten wird, sich den Film noch ein weiteres Mal anzusehen. Trotz der wirren Groteske scheint ,"Mulholland Drive" im Gegensatz zu Lynch' "Lost Higway" in seinen Grundzügen jedoch durchsichtig(er) bzw. greifbar(er), sodass man am Ende nicht komplett in der Dunkelheit stehen bleibt.
David Lynch kam mit "Mulholland Drive" aus meiner Sicht auf dem vorläufigen Höhepunkt seines Schaffens an. Ein Film, der sein ganzes Potential wohl erst bei wiederholten Sichtungen offenbart und sicherlich nie an Reiz und Magie verlieren wird. Großartig! Meisterhaft! Unbeschreiblich!
1. Pulp Fiction
2. Jackie Brown
3. Reservoir Dogs
4. Inglourious Basterds
5. Death Proof
6. Kill Bill: Volume 2
7. Kill Bill: Volume 1
8. Django Unchained
"Guten Morgen Berlin, du kannst so (schön) hässlich sein"
Man will den Blick abwenden, doch durch die kindliche Neugier lässt man sich umfangen von den grellen durchdrängenden Lichtern, die einen ins Verderben führen. "Victoria" nimmt kein Blatt vor dem Mund und schildert uns eine dreckige, rauschhafte und undurchdringliche Odyssee durch die Straßen von Berlin; in einer Nacht, in einem 140-minütigen Take. Dabei hätte der Abend für die Protagonisten Victoria ganz anders verlaufen können, wäre sie nach einer nächtlichen Party in einer Diskothek einfach nach Hause gefahren. Doch die Suche nach zwischenmenschlicher Intimität und der Wunsch zur Flucht vor der Einsamkeit sind zu groß, sodass sich Victoria an vier aufspielende junge Männer bindet, die ihr Versagen durch vulgären Humor, Alkohol und Kriminalität zu kompensieren versuchen. Die naive und ebenso trostlose Victoria lässt sich in dieser Spirale mit hinunterziehen, zu deprimierend ist ihr mickriger Stundenlohn und die Einsamkeit beim Zähneputzen.
Die Kamera vereint auf faszinierende Art und Weise dokumentarische Elemente mit ästhetischen und künstlerischen Elementen. Dabei wendet sich die Kamera nie von dem Geschehen rund um Victoria ab und so müssen sich vor allem die Hauptdarsteller Laia Costa und Frederick Lau die Seele aus dem Leib schauspielern. Sie können sich der abstoßenden oder trostlosen Identität und Entwicklung ihrer Charaktere nicht für eine einzige Sekunde entziehen, sie sind dem Wesen ihrer Rolle gnadenlos unterworfen, ebenso wie der Zuschauer den Bildern gnadenlos unterworfen ist. Der Zuschauer wird gezwungenermaßen zum Voyeur und verschmilzt mit der Kameralinse. Dabei bekommt man jedoch keine Zeit das Gesehene zu verdauen. Nach dieser Tortur schmerzt der Magen daher umso mehr.
Letztlich ist "Victoria" nicht nur ein packendes Drama oder ein spannender Thriller, sondern ein Film, der die deutsche Filmlandschaft revolutioniert und ausnahmsweise (!) mal zeigt, dass auch die Deutschen eine Filmperle erschaffen können. Dankeschön Sebastian Schipper und Sturla Brandth Grøvlen für dieses wunderschöne, hässliche und nachdenkliche Filmerlebnis!
Bester Film: Birdman
Bestes Drehbuch: Inherent Vice
Beste Regie: Alejandro González Iñárritu (Birdman) / Sebastian Schipper (Victoria)
Beste darstellerische Leistung: Michael Keaton (Birdman)
Beste Technik (Sound, Kamera, usw.): Birdman / Whiplash
Wichtigster Film: Victoria
Bestes Popcorn-Kino: Mad Max: Fury Road
Bester Soundtrack: Victoria
Bester Filmcharakter: Riggan Thomson (Birdman)
Bestes Filmpaar: Laia Costa + Frederick Lau (Victoria)
Bester Look: Mad Max: Fury Road
Bestes Feel-Good-Movie: Alles steht Kopf
Bester Genre-Film: Mad Max: Fury Road
Sonderpreis: Kreativster Film: Birdman / Alles steht Kopf
Scheinbar wurde die 2. Staffel von 13 auf 10 Folgen reduziert. Das heißt dann wohl leider 2,5 Stunden weniger Jimmy/Saul im nächsten Jahr. Schade...
http://www.vinereport.com/article/better.call.saul.season.2.amc.cuts.down.episodes.from.13.to.10/4932.htm
Herzlichen Glückwunsch! Es war ja nur eine Frage der Zeit, bis einer deiner vielen großartigen Kommentare aus der Datenbank herausgezaubert wird ;). Mehr als verdient ;).
Nur eins: I am the one who knocks - Breaking Bad.
Herzlichen Glückwunsch zum Kommentar der Woche! Ich liebe es, wenn Leute ihre Liebe zu einem Film humorvoll offenbaren, vor allem dann, wenn diese Liebe einem so unkonventionellen und scheinbar von der Community verhassten Film gebührt!
Standing there alone, the ship is waiting, all systems are go - einfach großartig! Vielleicht wirklich der beste Teil der bisherigen Trilogie. Da stecken wahrscheinlich so viele Anspielungen drin, die ich sicherlich nicht alle entdecken konnte^^. Bin gespannt, was da noch so kommt.
"Boardwalk Empire" verabschiedet sich in der finalen Staffel, wie sie einst begonnen hat: mit Würde und Perfektion. Nachdem Staffel 4 einige charakterliche Konflikte und Handlungsbögen offen lies, war es sicherlich mehr als mutig, die letzte Staffel sieben Jahre später einsetzen zu lassen, vor allem da die Episodenzahl dieses Mal sogar auf nur 8 Episoden begrenzt wurde. Doch die Macher schaffen es mit Bravur die Geschichte rund um die Gangster und Alkoholschmuggler zufriedenstellend beenden zu lassen und das alles, ohne das Erzähltempo der Serie zu brechen. "Boardwalk Empire" bleibt besonnen und geruhsam, tritt in einzelnen Momenten etwas auf das Gaspedal, wirkt dabei aber nie gehetzt. Erfinder, Autor und Produzent Terence Winter gestattet mit erzählerischer Perfektion ein letztes Aufbegehren. Keine neuen Figuren und keine neuen Handlungsstränge werden eingeführt. Nach der Bekanntgabe von HBO über die definitive Beendigung der Serie nach Staffel 5, mussten Terence Winter und sein Autorenteam Aufräumarbeit vornehmen. Alles, was an krimineller Dekadenz nach vier Staffeln noch übrig geblieben ist, wird zu einem Abschluss geführt und das mit einer unbeschreiblichen Raffinesse. Insbesondere die finale Episode zeigt jene erzählerische Perfektion, indem alle Handlungsbögen endgültig zusammengeführt werden und ein mehr als zufriedenstallender Abschluss von Nucky Thompson und allen anderen Charakteren (zumindest von denen, die noch übrig geblieben sind) erfolgt.
Dabei war die 5. Staffel nicht nur aufgrund des immensen Zeitsprungs von sieben Jahren gewagt, sondern auch aufgrund der näheren Schilderung von Nuckys Kindheit und Jugend in Form von Rückblenden. Gerade in Staffel 4 hat "Boardwalk Empire" eigentlich gezeigt, dass die Serie gerade dann so genial ist, wenn Nucky aus dem Zentrum der Serie rückt und den Nebencharakteren und ihren Geschichten mehr Raum zur Entfaltung gegeben wird. Die Rückblenden in Staffel 5 waren dramaturgisch jedoch mehr als sinnvoll, da Nucky Thompson nun stärker als jemals zuvor in den Fokus der Serie rückt. In keinen der vorherigen Staffeln wurde uns Zuschauern ein solch intimer Einblick in das Seelenleben unseres Protagonisten gegeben, wie in der finalen 5. Staffel. Die Rückblenden ergeben nicht nur Storytechnisch am Ende der Staffel ein rundes und bedeutungsvolles Bild, sondern erschaffen eine emotionale Verbindung zu Nucky Thompson, wie sie stärker nicht sein könnte. Selten hat man so sehr mit unserem ehemaligen Bezirkskämmerer mit gefiebert; jede Minute mit Nucky bzw. dem großartigen Steve Buscemi vor der Kamera ist ein einzigartiger Genuss.
Natürlich haben die verkürzte Episodenzahl und der große Zeitsprung zur Folge, dass die Staffel zu einem regelrechten Blutbad verkommt, wobei jedoch jedem der einzelnen Charakteren ein (mehr oder weniger) würdevolles Ende beschert wird. Viele Figuren zahlen für ihre Sünden und so sieht es nicht nur für Nucky bei der bevorstehenden Aufhebung der Prohibition und den sich zuspitzenden Konflikt mit Lucky Luciano düster aus.
Nach 5 Staffeln "Boardwalk Empire" kann man nur sagen, dass diese Serie für die Serienlandschaft eine unglaublich große Bereicherung ist und ebenso als würdevoller Nachfolger zu der Mafiaserie "Die Sopranos" fungiert. Dass "Boardwalk Empire" nicht mehr Aufmerksamkeit erhalten hat, ist definitiv schade, obwohl es der Qualität der Serie (zum Glück!) nicht schadet. Ein ästhetischer und formvollendeter Serienabschluss, runden das positive Gesamtbild ab.
Am Ende bleibt daher nur zu sagen: Auf Wiedersehen Nucky Thompson - es war eine unglaublich schöne Reise mit dir!
Hab mir jetzt heute endlich die ersten beiden Teile deiner Geschichte durchgelesen und ich bin absolut begeistert! Wie du Filmleidenschaft mit Horrorfilmen verbindest und durch den komödiantischen Unterton noch mal einen drauf setzt; einfach nur großartig ;)! Ein Teil deiner Geschichte zu sein, ist wirklich eine Ehre und ich freue mich auf alle weitern Fortsetzungen ;).
Eyes Wide Shut - Die Charaktere verschließen die Augen, damit ist jedoch nicht die wortwörtliche Möglichkeit des Verschließens der Augen gemeint, viel mehr muss das Verschließen sinnbildlich gesehen werden. Die Augen werden verschlossen vor der Wahrheit, die beispielsweise bei unserem Protagonisten Bill in dem Moment ins Bewusstsein gerät, als seine Weltordnung von seiner Frau Alice komplett infrage gestellt wird. Für einen Marineoffizier, gewissermaßen ein Objekt der sexuellen Begierde und Phantasie, den Alice flüchtig in einem Sommerurlaub kennengelernt hatte, wäre sie bereit gewesen, Mann und Tochter zu verlassen. Mit diesem Geständnis beginnt nun auch für den Mann Bill ein Prozess der Entsubjektivierung. Während seine Frau Alice ihre Maske fallen lässt, setzt Bill sie nach dem Geständnis der Untreuephantasie seiner Frau erst auf. Dabei verschließt Bill nicht nur die Augen vor seiner Rolle als Ehemann, Vater oder Arzt, auch seine Gefühle bleiben bis kurz vor Ende des Films erstarrt. Ob Absichten, Sehnsüchte, Wünsche oder Anliegen; alles bleibt im Verborgenen...
Mit "Eyes Wide Shut" kreiert der Meisterregisseur sein letztes großes Werk und magischer und besser hätte ein Abschluss von Kubrick nicht aussehen können. Die Maskenball-Szene ist nicht nur audiovisuell eine oder besser gesagt die großartigste Leistung in Kubricks bahnbrechender Filmbiografie, sondern bietet darüber hinaus so viele Andeutungen auf die unterschiedlichsten Bereiche, seien es Kultur, Religion oder soziale Stände. Auch die Entsubjektivierung von Bill erreicht auf dem Maskenball ihren Höhepunkt. Das Maskieren ist eine Normalität, der Demaskierte entpuppt sich jedoch als Außenseiter. Sex, ein intimer, eigentlich mit Liebe verbundener Moment zwischen zwei Menschen, verkommt zu einem Moment der Emotionslosigkeit, mit dem einzigen Ziel, die Libidoenergie zu entlasten. Liebe scheint es nicht mehr zu geben, alles und jedes ist bedeutungslos.
"Eyes Wide Shut" ist perfekt; ein Film, der sich zu einem meiner absoluten Lieblingsfilme hochgearbeitet hat. Kubricks sinnliche Ergründung von Obsessionen und Gefühlslagen ist ein tiefenpsychologisches Meisterwerk! Er lässt die Fassade einer perfekten Ehe mehr und mehr zerbröseln und zeigt dem Zuschauer eine herausragende Odyssee der vollkommenen Entmenschlichung. Inszenierung, Schauspielerleistungen, Musik, Dialoge; selten wurden alle diese Komponenten so grandios miteinander in Einklang gebracht. Das Thema Sexualität nicht rauschhaft-stimulierend auf die Leinwand zu bannen, sondern sinnlich und psychologisch; das konnte eben nur ein Meister wie Kubrick...
Das Problem von Lost war nie, dass nicht alle Mysterien aufgeklärt wurden, sondern, dass die Balance von Wissenschaft und Glaube gegen Ende nicht mehr aufrechterhalten wurde. Ich habe nie erwartet, dass da alle Fragen bis ins kleinste Detail beantworten werden, sondern, dass die "Bodenständigkeit" beibehalten wird mit einem großen mysteriösen Touch. Dass hat bis Staffel 3 wunderbar funktioniert; viele der eingeführten Fragen hätte man hier sicherlich auch irgendwie zufriedenstellend auflösen können oder die Auflösung zumindest andeuten können. Bei den mysteriösen Zahlen hat dies beispielsweise aus meiner Sicht wunderbar funktioniert. Die waren irgendwie verflucht und brachten die Losties auf die Insel, dessen Koordinaten genau diese verfluchten Zahlen sind. Da braucht es aus meiner Sicht dann auch keine weiteren Erklärungen. Aber wenn so ein Mysterium wie Jakob eingeführt wird, hier ganz viele Beantwortungen von Fragen wie geradezu an den Haaren herbeigezogen wirken und die Serie dadurch komplett auf eine pseudoreligiöse Ebene abdriftet, dann finde ich das Ganze doch ein wenig unbefriedigend. In den ersten drei Staffeln war Lost eine großartige mysteriöse Abenteuerserie, eingeführte Fragen hätte man in großen Teilen noch beantworten können oder die Beantwortung (wie beispielsweise bei den Zahlen) zumindest andeuten können. Doch stattdessen will die Serie immer noch einen drauflegen und bald ist nicht nur die Insel als Ort selbst mysteriös, sondern sämtliche Charaktere und die gesamte Geschichte der Insel, sodass alles auf eine höhere und übermenschliche Ebene gehoben werden muss. Und wenn die Wissenschaft dann so ganz verdrängt wird, muss leider auch ich aufschreien, vor allem dann, wenn auch die Charaktere darunter leiden und etwas aus dem Fokus geraten.
Christopher Nolan ist ein großartiger Regisseur, aber einem Stanley Kubrick sicherlich nicht im geringsten gewachsen. Kubricks Filme gehen viel mehr in die Tiefe und die transzendente Komponente ist bei ihm um einiges ausgereifter. Kubricks Filme sind wohl objektiv betrachtet ausnahmslos alle perfektionistisch. Das soll nicht bedeuten, dass ich alle seine Filme uneingeschränkt mag, ist Kunst doch nicht immer greifbar und liegt auch immer im Auge des Betrachters. Aber Kubricks Filme sind wohl künstlerisch wertvoller als Nolans Filme, zumindest aus meinen (weit geschlossenen) Augen betrachtet. Außerdem war Kubrick auch handwerklich um einiges wandlungsfähiger als Nolan, vergleicht man beispielsweise mal Barry Lyndon mit 2001. Der visuelle Stil war bei ihm zudem nie Selbstzweck, sondern der jeweiligen Szenarie angepasst. Nolans Filme haben im Vergleich teilweise mit argen dramaturgischen Schwächen zu kämpfen (Interstellar, The Dark Knight Rises) und sind teilweise zu bombastbeladen (hier eindeutig des Unterhaltungsfaktores geschuldet). Sicherlich ist Nolan heutzutage ein größeres Gesprächsthema, was wohl offensichtlich daran liegt, dass er ein lebender und aktuell aktiver Regisseur ist. Aber beide Regisseure sind heute der breiten Masse allseits bekannt und ihre Filme werden vom Publikum ebenso übertrieben vergöttert. Ich schätze beide Regisseure sehr, aber vergleichen kann man die beiden in keinster Weise.
Das neue Design gefällt mir, vor allem auf dem Handy gibt es ein paar gute Optimierungen (auch wenn die mobile Seite nach wie vor ausbaufähig ist (Gästebucheinträge, Serienbewertungen etc.)).
Bei den Serien fehlt mir jedoch nach wie vor noch, dass Staffelbewertungen und Kommentare meiner Freunde rechts angezeigt werden. Wäre toll, wenn das mal eingeführt wird ;)!
Schöner Artikel! Ich denke ebenfalls, dass wir derzeit extrem mit den ganzen Marvel-Filmen (oder anderen Superheldenfilmen) überschlagen werden. Der Großteil unserer Gesellschaft ist beim Filme-Gucken (leider) nur noch auf plumpe Unterhaltung aus, obwohl ich sagen muss, dass auch ich bisher alle Marvel-Filme nicht mal wirklich unterhaltsam fand. Der Humor ist mir meistens zu kindlich und dämlich und man wird tatsächlich so sehr von den Actionszenen überschlagen, dass ich Kopfschmerzen kriege. Unsere Gesellschaft scheint da mittlerweile emotional total abgehärtet. Auch in Zukunft werden Superheldenfilme sicherlich noch ganz stark präsent sein und das Kino wohl auch ebenso stark und nachhaltig prägen.
Ps: Mein Lieblings-Marvel-Film war übrigens bisher auch Guardians of the Galaxy, den fand ich stellenweise tatsächlich paradoxerweise sehr unterhaltsam. Bleibt wohl die Ausnahme, obwohl ich dir absolut recht gebe, dass der Film das MCU nicht neu definiert hat und eigentlich, wie alle Filme zuvor, nach dem Schema F abgelaufen ist.
Paul Thomas Anderson: Ein Meisterregisseur des 21. Jahrhunderts; nicht selten wird Anderson als neuer Kubrick gefeiert. Doch was macht Anderson, der nun in ca. 15 Jahren im Filmbusiness ein Meisterwerk nach dem nächsten abgeliefert hat und die Erwartungen der Zuschauer daher größer nicht sein können? Genau, er dreht "Inherent Vice" und zeigt sich von einer bisher unbekannten Seite.
Zum ersten Mal scheint Andersons Inszenierung ganz bewusst nicht den Drang zu haben bis ins kleinste Detail perfektioniert zu sein. Stattdessen ist die Inszenierung viel mehr intuitiv und fast schon hypnotisch. Dieser intuitive Inszenierungsstill passt natürlich perfekt zu dem Protagonisten Doc Sportello, ein unglaublich gelöster, verplanter und kiffender Hippie. Paul Thomas Anderson konzentriert sich in erster Linie ganz stark auf das Innenleben dieses Charakters, der scheinbar in schlechteren Zeiten lebt und in Erinnerungen an bessere Zeiten schwelgt (Gesellschaftskritik inklusiv). Dabei ist es wahrhaftig eine Kunst, dass Anderson so gut wie keine eindeutigen Hinweise auf die Vergangenheit von Doc gibt, aber dennoch eine komplexe Fülle an Charakteristiken dieser Figur erschafft. Dazu lässt Anderson allerhand Freiraum für Interpretationen über die Vergangenheit von Doc, vom Verlust der großen Liebe bis hin zu besseren Drogen. Nun jedoch geht dieser Charakter ziellos und einsam durch das Leben.
Die Kriminalstory in "Inherent Vice" ist ohne Frage sehr komplex; bei so vielen Figuren, Namen und Schauplatzwechslungen ist es schwer als Zuschauer einen Überblick über die Handlung zu behalten und den Plot in seiner Fülle gänzlich zu durchschauen (die Zweitsichtung ist hier sicherlich mehr als angebracht). Aber eigentlich spielt dies auch gar keine Rolle mehr. Den Fokus legt Anderson ganz klar auf die Figur Doc Sportello. Dazu kreiert Anderson eine bunte, hypnotische Atmosphäre der 70er. Paul Thomas Anderson zeigt mal wieder ganz große (neue) Virtuosität und lässt sich dennoch vorerst treiben, bis er eines Tages sein nächstes Meisterwerk aus dem Ärmel zaubert. Aber eines steht spätestens nach "Inherent Vice" fest: Einen schlechten Film wird dieser Regisseur nie drehen. Und manchmal steckt auch in den kleinen Dingen etwas ganz großes!
Was für ein Film. Atmosphärisch dicht, nach einer längeren Expositionsphase unglaublich spannend und nervenzerreißend und vor allem zu jeder Minute absolut zeitlos! In einer Spielfilmlänge von über zwei Stunden fiebert man mit Individuen voller Hoffnungen mit, die sich nach der trostlosen Zeit nach dem 2. Weltkrieg in irgendeiner Ortschafft niedergelassen haben und mit Gelegenheitsjobs einigermaßen über die Runden kommen wollen. Doch selbst wenn die Aussicht auf bessere Zeiten aussichtslos scheint, erlischt der Hoffnungsschimmer dieser Männer nicht, vor allem dann nicht, wenn vier Männer die einmalige Gelegenheit bekommen, für einen 500 km langen Nitroglyzerin-Transport zu einer Ölbrandstelle ordentlich Kohle abzusahnen. Lohn der Angst wirft einen kritischen Blick auf die Ölindustrie, die gekonnt die Hoffnungen der ärmlichen Männer auszuspielen weiß und sie auf eine lebensgefährliche Reise schickt. Selten ist ein Drama schonungsloser und ein Thriller spannender gewesen als Lohn der Angst. Die Inszenierung unterstützt Spannung und Dramatik des Films auf eine einzigartige Weise. Der Film hat auch nach über unglaublichen 60 (!) Jahren nicht an Genialität eingebüßt. Wenn ein Film den Titel zeitloser Klassiker verdient hat, dann ist das Lohn der Angst!
Der Reporter David Locke, sichtlich unzufrieden mit seinem Leben, entschließt sich kurzfristig die Identität eines Mitreisenden anzunehmen, der an einem Herzinfarkt stirbt und Locke zum verwechseln ähnlich sieht. Doch mit diesem Identitätswechsel beginnt kein Neuanfang für den Reporter Locke, vielmehr wird er von seinem alten Leben wieder eingeholt und die Flucht vor seiner eigentlichen Identität wird zu einer Qual...
Die Story mag sich nach einem packenden Thriller anhören, doch eigentlich ist Beruf: Reporter ein Film, der schwer in ein Genre einzuordnen ist. Beruf: Reporter ist ein ziemlich spezieller Film, der aufgrund seiner Langatmigkeit zeitweise ziemlich anstrengend werden kann. Trotzdem ist die Inszenierung wirklich absolut einzigartig. Der Regisseur Antonioni scheint die Welt in all ihrer Vielfalt wirklich zu lieben. Ganz oft wendet sich die Kamera von der eigentlichen Erzählung ab und zeigt dem Zuschauer Dinge, die eigentlich keine Rolle für den Plot spielen. Interessant ist hierbei zu wissen, das die ursprüngliche Schnittfassung des Films doppelt so lang war. Durch die poetischen Bilder wird dem Zuschauer natürlich einerseits eine unglaubliche Faszination entlockt, andererseits wirkt die Inszenierung von dem Protagonisten sehr distanziert, was einen Zugang zum Film natürlich auch erschwert. Dennoch eröffnet die Kameraarbeit eine Tür für eine komplett neue Geschichte, so sind hier sicherlich unzählig viele Interpretationen möglich. Denn einfach zu entschlüsseln sind Antonionis Bilder nicht immer, regen den Geist des Zuschauers aber sicherlich stets an, wenn man sich denn darauf einlässt. So wirkt die von der Handlung abschweifende Kamera so, als ob sie den Protagonisten Lock zusätzlich in seiner Freiheit einschränken will und Polizei und alte Bekanntschaften, die Lockes Identitätswechsel erschweren, dafür nicht ausreichen. Um den Zuschauer Sympathien zu entlocken, erhält der Hauptcharakter nicht die benötigten Mittel, auf musikalische Untermalung wird gänzlich verzichtet und so bekommt selbst eine Legende wie Jack Nicholson als Protagonist in diesem Film Schwierigkeiten, als Sympathieträger zu fungieren. Michelangelo Antonioni schwenkt mit der Kamera lieber zwischen vorbeifahrenden Autos hin und her, statt sich einem wichtigen Gespräch des Protagonisten mit seiner Begleiterin zuzuwenden. Die trostlosen, trockenen Bilder der wüstlichen Einöde sind ein Spiegel für die Trostlosigkeit des Protagonisten und die Kamerafahrten sind stets ein Spiegel für die innere Zerrissenheit von Locke.
Michelangelo Antonio kreiert mit Beruf: Reporter einen außergewöhnlichen Film, der nicht jedem gefallen wird und auch für mich aufgrund seiner Sperrigkeit zeitweise sehr gewöhnungsbedürftig war. Wer sich auf den Film einlässt, wird jedoch mit einer großartigen Studie über den Menschen belohnt...
Bilder und Soundtrack wissen überaus gut zu gefallen. Vielleicht schafft es die 2. Staffel ja tatsächlich, etwas ganz Neues zu kreieren und das Niveau der 1. Staffel trotzdem ansatzweise aufrechtzuerhalten. Ich bin positiv optimistisch.
Die erste Staffel der Serie "Rectify" lässt mich noch ein wenig Zwiegestalten zurück. Einerseits wird hier eine tolle und hypnotisierende Atmosphäre aufgebaut, ohne große Wendungen und Twists in der Handlung, andererseits gibt es hier noch den ein oder anderen Störfaktor. Der Hauptdarsteller Aden Young verkörpert den Protagonisten, der mehrere Jahre scheinbar unschuldig im Gefängnis saß und nun aus dieser isolierten Welt gerissen wird, jedoch wirklich großartig.
Die langsame Erzählweise ist zwar teilweise auf ihre ganz eigene Art und Weise fesselnd, aber die einzelnen Folgen der 1. Staffel unterscheiden sich stilistisch teilweise extrem stark, wodurch zeitweise ein wenig Verunsicherung entsteht, da man glaubt es handelt sich hier um eine ganz andere Serie. So entsteht der Eindruck, dass sich die verschiedenen Regisseure untereinander schlecht abgesprochen haben, insbesondere Folge 5 wirkte extrem befremdlich.
Des Weiteren konzentriert sich "Rectify" bisher noch etwas zu stark auf den Protagonisten Daniel Holden. Die anderen Charaktere bekommen eher wenig Nuancen, da ist sicherlich noch mehr möglich. Man sollte hier übrigens überhaupt keine Geschichte mit interessanten Figuren erwarten, denn eigentlich konzentriert man sich hauptsächlich auf die Emotion der Charaktere und versucht hier keine wendungsreichen und faszinierenden Charakterstudien zu kreieren. Man konzentriert sich viel mehr auf die Auswirkungen des Umfelds, die Daniels Freilassung mit sich bringen. Die Handlung erhält zusätzlich Dynamik durch den Umstand, dass einige Charaktere, wie auch zeitweise der Zuschauer, nicht stets hundertprozentig von Daniels Unschuld überzeugt sind.
Insgesamt bietet die 1. Staffel sehr gute Unterhaltung mit einigen interessanten Ansätzen, auch wenn sie stilistisch nicht immer gleichbleibend ist und die Charaktere etwas mehr Tiefe vertragen könnten. Bisher lebt die Serie noch sehr stark von Hauptdarsteller Aden Young, der dem Zuschauer im Laufe dieser Staffel so einige Gänsehautmomente beschert. Potential hat "Rectify" in jedem Fall, es bleibt bisher nur fraglich in welche Richtung die Serie will und ob sie das Potential hat, auch über mehrere Staffeln hinweg zu fesseln, immerhin sind die Charaktere bisher noch etwas oberflächlich gezeichnet...
Wie kann man die Figur Jackie Brown wohl am besten beschreiben? Sexy, taff, sympathisch, cool, bezaubernd, freundlich, gefährlich... Alle Adjektive vereint geben ein Gefühl für unsere Protagonisten. Aber wenn man von Jackie Brown spricht, spricht man eigentlich von Pam Grier, eine Frau, die zur Entstehungszeit des Filmes ihre goldenen Jahre bereits hinter sich hatte, durch Jackie Brown jedoch wohl kurzfristig die Rolle ihres Lebens fand. Dass der Regisseur Quentin Tarantino ein heimlicher Fan von dieser Powerfrau ist, ist wohl kein großes Geheimnis. Diese Tatsache reibt Tarantino dem Zuschauer gewaltig unter die Nase. Denn in jeder Szene, in jedem Moment und mit jeder Kameraeinstellung ist Quentin Tarantinos Liebe zu dieser Frau zu erkennen. Diese Liebe überträgt sich direkt auf den Zuschauer und man kommt aus dem Staunen des Schauspiels von Pam Grier kaum noch heraus. Man lässt sich wohl selbst als Jugendlicher regelrecht bezaubern von dieser zum Zeitpunkt des Filmes über 40-jährigen Frau und schämt sich wohl nicht zu sagen, dass man seit der ersten Minute des Films in Pam Grier verliebt gewesen ist. Pam Grier schafft es, jeden Mann um den Finger zu wickeln und diese Aussage beschränkt sich nicht nur auf die Charaktere im Film. Das kann man sich wohl unter Liebe auf den ersten Blick vorstellen.
Scheinbar scheint Pam Grier auch einen unmittelbaren Einfluss auf Tarantinos Regiearbeit gehabt zu haben, denn "Jackie Brown" wirkt weniger verspielt und eigenartig als Tarantinos andere Filme. Es scheint so, als wäre unser Regiewunderkind sichtlich gereift, auch wenn dieser konventionellere Stil des Filmes, bei Kritikern und Zuschauern eher auf Missfallen gestoßen ist. Völlig zu unrecht aus meiner Sicht, denn auch wenn die erste Buchadaption von Tarantino zur Folge hatte, dass der Coolness-, Action- und Spannungsfaktor etwas nach unten geschraubt wurde, ist Tarantinos Handschrift zu jedem Zeitpunkt klar zu erkennen. Story, Charaktere und Dialoge sind nach wie vor großartig und tarantinoartig. Die eigenwillige Erzählstruktur mit sehr langen und ruhigen Passagen und parallelen Handlungssträngen ist absolut genial. Das Liebesgedicht an Pam Grier wird dabei unterstützt durch eine unglaublich tolle Kameraarbeit, die es poetisch schafft, die Liebe Tarantinos direkt an den Zuschauer zu übertragen und für eine Laufzeit von 2,5 Stunden einen tranceartigen Zustand herzustellen, der einem allerdings weitaus kürzer vorkommt. Danke Tarantino für diesen kleinen Klassiker, der sich nicht hinter deinen anderen Werken verstecken braucht! Und Danke Gott, dass du uns mit einer Schauspielerin wie Pam Grier gesegnet hast!
https://www.youtube.com/watch?v=sH0T0mgE2c8
Gute kurz und knappe Antworten Chris ;). Scheinst mit Marvel doch noch deutlich mehr anzufangen als ich. Mich konnte bisher kein Film des Franchise so richtig umhauen, selbst unterhaltsam fand ich die Marvel Filme, die ich kenne, bisher nie wirklich. Kann mit diesem "kindischen" Humor absolut nichts anfangen ;).
Eine schöne beachtliche Sammlung! Auch wenn du dem Medium DVD scheinbar treuer geblieben bist, als ich, der sich DVDs nur noch dann kauft, wenn der jeweilige Film nicht auf Blu-ray erhältlich ist ;). Und das sind bei mir wahrlich nicht allzu viele. Die Comedy Serien lasse ich mal außen vor, da brauche ich ebenfalls keine Blu-ray ;)...
Keine Entwicklung der Charaktere, vorhersehbare und konstruierte Handlungsstränge, aufgesetzte Dialoge, zähe Inszenierung. Ich verstehe den Hype um diese Serie wirklich nicht. Kevin Spacey ist einer meiner absoluten Lieblingsschauspieler und er spielt auch hier absolut herausragend, seine Rolle ist sicherlich auch sehr interessant. Aber leider nur seine Hülle, denn eine wirkliche Charakterentwicklung macht er nicht durch, ebenso wenig wie der Rest der Charaktere. Keine Stolpersteine auf Frank Underwoods Weg nach ganz oben sind zu groß, um ihn aufzuhalten, er manipuliert die Leute und kommt damit letztlich immer durch, ganz egal wie durchschaubar seine Pläne auch sein mögen. Die 2. Staffel bietet absolut keinen Mehrwert zur ersten und wiederholt das Konzept einfach aufs Neue. Wer hier eine transzendente Erlebnisreise erwartet ist fehl am Platz, selbst der Unterhaltungsfaktor sinkt nach Staffel 1 noch mal erheblich nach unten. Die Serie tritt auf einer Stelle und hat es nach dieser Staffel nun endgültig geschafft, dass ich jegliches Interesse an der Serie verloren habe. Total uninspirierender Stoff trotz zwei wirklich guter Hauptakteure, die ihre eindimensionalen Rollen aber leider auch nicht größer machen können.