Nebenniveau - Kommentare

Alle Kommentare von Nebenniveau

  • 7 .5

    Ich habe eigentlich nicht wirklich gutes von The Forest gehört. Als typischer Januar/Februar Film wird er vom Studio rausgehauen, weil man keine großen Erwartungen an ihn hat. Viel größer war meine Überraschung als der Film nicht nur gut, sondern teilweise sogar ausgezeichnet war.
    Horror Filme sind am besten, wenn sie mehr als nur billige Schockes bieten. Zu meinen Lieblingen gehören Filme wie Hereditary und Babadook, bei dem der Horror aus der menschlichen Psyche kommt. Sowas macht eine Geschichte so viel authentischer und gruseliger, als es irgendein Monster oder Slasher sein könnte. Viele Genre Filmen mögen dies aber scheinbar nicht, und bieten dann doch lieber eine Kreatur oder Dämonen an. Ein gutes Beispiel davon ist „A Hole in the Ground“, dass ein großartiger Horrorfilm hätte werden können, wenn man sich auf die Psyche und angst der Protagonistin eingelassen hätte, anstatt einem mit billigen CGI Kreaturen abzuspeisen.
    In the Forest sind es nicht Monster oder Dämonen, sondern die eigene Psyche und krankhafte Vorstellungskraft, die allen, die von den festen Wegen abkommen, heimsucht. Das muss auch gar nichts magisches haben. Die Geschichte eines Ortes verändert unsere Wahrnehmung maßgeblich. Geht man in ein leerstehendes Haus, kann das vielleicht etwas gruselig sein. Wenn dort aber mehrere Morde/Selbstmorde passiert sind, wird einem gleich viel mulmiger, ob man nun an Geister glaubt oder nicht. Und genau das macht Aokigahara. Es verstärkt die Ängste, Sorgen und Trauma der Menschen, bis sie es nicht mehr aushalten. Natürlich wird das ganze etwas überspitzt, aber nichtsdestotrotz ist es nicht unglaubwürdig. Und genau das passiert mit Sara, als sie den Wald betritt. Visionen von zum Sterben verurteilten, alten Frauen, werden gespeist mit einem Erlebnis in dem Ryoukan. Die Vision des Schulmädchens wird mit dem kreischenden Mädchen aus der Klasse von Jess und den Schülerinnen, die an ihr vorbeigezogen sind, geformt. Aiden wird zu einem Monster, wie es ihr Vater war, der gewaltsam seine Spuren hinterlassen hat. Das Ganze wird dann noch verstärkt durch starke Schuldgefühle, dass sie Jess damals mit den grausamen Blick allein gelassen hat. Alles führt zu diesem traumatischen Erlebnis und deren Wellen zurück, und das auf fantastisch konsequente Art und Weise. Ihre Paranoia wird mit kleinen Häppchen gefüttert und menschentypisch, mit unserem aufgedrehten Bewusstsein für Muster, gestärkt.
    Der Film ist aber auch abseits der Geschichte gut, aber nicht herausragend. Ich muss zugeben das viele der Jumpscares mich gut erwischt haben und auch gut gemacht waren. Einzig die monsterhafte Fratze des Schulmädchens, war ein ticken zu viel, der jegliche Spannung aus dem Film genommen hat.
    The Forest geht in eine Richtung des Horror Genre das ich gerne öfters sehen möchte. Menschen sind so viel grausamer und gruseliger als es je ein Dämon sein könnte. Und gerade wenn es gegen einen selbst gerichtet ist, kann es richtig brutal und gnadenlos werden. So wird the Forest von einem gewissen 0815 Horror Film zu einem wirklich tollen und durchdachten Werk erhoben.

    4
    • 10
      über Krisha

      Krisha ist einer dieser fantastischen Filme, die jeder Cineast einmal gesehen haben sollte. Ein Meisterwerk das Charaktere, Geschichte, Filmhandwerk und Schauspieler zu einem grandiosen Kunstwerk und Zeugnis von menschlicher Empathie werden lässt.
      Die Geschichte ist teilweise eine wahre, von dem Schicksal und einem Schicksalshaften Abend einer Verwandten die Drehbuchautoren/Regisseurs und der Schauspielerin von Krisha. Alles lief bei einem vorsätzlich schönen Familienfest aus dem Ruder. Ich kann mir kaum vorstellen was für Emotionen einen dabei überrennen und zermürben. Dabei dann die Sicht von ihr anzunehmen, und mit grausamer Ehrlichkeit alles offen zu legen, braucht schon ein ganzen Stück Liebe und Verständnis. Aber sie haben es geschafft, und zwar so dicht und schmerzhaft nachvollziehbar, dass man schon ein Herz aus Stein haben muss, um unbeschadet nach den ca 90 Minuten herauszukommen.
      Man wird komplett Blind hineingeworfen und muss sich Stück für Stück die Umstände zusammenstückeln, die durch authentisch und filigrane Beziehungen und Reaktionen dargestellt werden. Die wichtigsten Charaktere kommen dabei auch zu Wort, und tragen je nach Situation auch ihr Herz auf der Zunge, ohne Rücksicht auf Verluste. Mit der Zeit wird es immer klarer was zuvor vorgefallen ist und welche Implikationen jede Geste und jedes Wort mit sich trägt. Welche Wunden da liegen, teilweise nie geheilt und wieder brutal aufgerissen.
      Aber was diesen Film besonders macht, ist die Machart. Selten bekommt man so eine perfekte Symbiose von Ton, Bild und Geschichte geboten, die einem den Schmerz, Wut und Liebe so nah spüren lässt. Worte können es so schlecht beschreiben, man muss es erlebt haben.

      4
      • 7

        Frank Zappa ist für mich der größte und einflussreichste Musiker unserer Zeit. Etwas was auch immer wieder klar wird, wenn man sich tiefer mit ihm als Person und Künstler beschäftigt, ist das er ein Künstler durch und durch war. Selbst in seinen letzten Monaten und letztem Interview ist das größte Leid von ihn, das seine Produktivität auf nur noch 9 Stunden am Tag ausgebremst wurde. Wie in der Zappa Dokumentation von Alex Winter schon gesagt wurde: Er ist getrieben von seinem inneren Ohr. Ständig am Schreiben, ständig am Komponieren, sich immer treu bleibend. Das einzige Stigma, das er selbst zulässt, ist eines das er sich auch selbst auferlegt hat: der Freak. Kein Hippie, kein Kommunist, kein Demokrat oder Republikaner. Zappa ist eben Zappa. Als Künstler, als Musiker und auch als Person. Als er am Schluss gefragt wurde, wie er in Erinnerung bleiben möchte, sagte er, dass es ihm egal sein. Er will sich damit abheben was megalomanen wie Bush oder Reagan so gierig und amoralisch suchen: Geschichtliche Bedeutung und ein Status als Legende. Das ist ihm vollkommen egal. Wie bei den Aufnahmen mit dem London Symphonie Orchestra er es so passend ausgedrückt hat: Er ist ein sonderbarer Typ mit Geld, der gerne seine Musik hören möchte. Wenn jemand anderes es auch hören mag ist das toll, aber nicht wichtig. Er macht seine Musik der Musik willen. Wenn er auf der Bühne steht wird er zum Entertainer, aber alles in allen ist er ein Komponist. So soll auch sein Lebenswerk betrachtet werden, als eine große Komposition. Deswegen ist ihm ein Orchestrales Stück, an dem er sechs Monate gearbeitet hat auch genauso wichtig wie das in Minuten entstandene Valley Girl. Es ist ein Teil seines Korpus, für das er ständig alles gegeben hat. Ohne Rücksicht auf Verluste, was in der Alex Winter Dokumentation noch etwas stärker herauskam. Zappa hebt die Musik über die Harmonien, Klänge, Akkorde und auch Texte hinaus. In seinen 62! Zu Lebzeiten veröffentlichen Alben, experimentiert er und entwickelt sich ständig weiter. Der einzige Ausdruck den er wirklich finden kann, sich der Welt mitzuteilen. Zappa ist eben Zappa.
        Aber nun zu der Dokumentation an sich. Ganz anders als die schon oft angesprochene Alex Winter Dokumentation, ist diese viel Assoziativer und bedachter, ein Gesamteindruck über den Künstler Frank Zappa zu erschaffen. Das geschickte verweben von Interviews, Auftritten und Ausführlichen Ausschnitten von Songs zu der damaligen Zeit, geben ein interessanter und verständlicher Einblick in das Schaffen von Zappa. Auch die Themen, die ihm wichtig sind werde hier angesprochen, und auch seinem Felsenfesten Glauben an das was er für richtig hält, und auch der Kraft, das die Lieder und ihre Aussage als Alleinstellungsmerkmal reichen, ohne sich dem Kommunistischen Picknick in Paris zu verpflichten. Das macht ihn glaub ich auch so ungreifbar für viele Leute, dass er sich einfach nicht kategorisieren möchte, sondern einfach nur er selbst war. In einer Gesellschaft und Industrie, in der alles irgendwie kategorisiert werden muss, passt eben ein Zappa nicht wirklich hinein. Ob es nun die Rock Alben sind, die Orchestralen Alben, oder auch seine Rock Operas. Zappa macht eben was Zappa mag.
        Die Dokumentation ist nicht wirklich etwas für jemand, der mehr über das Leben von Frank Zappa erfahren möchte, dafür ist die Dokumentation von Alex Winter viel besser geeignet. Dafür macht diese Doku genau das, was mir bei der anderen gefehlt hat. Ein tieferer Einblick in sein Schaffen, seine Musik, seine Texte und Zappa als Künstler.

        3
        • 8

          Judas and The Black Messiah ist ein Film der einem mit einem miesen Gefühl zurück lässt. Nicht weil der Film so schlecht oder langweilig war, sondern einfach mit der bohrenden Erkenntnis das sich bis heute nicht viel geändert hat.
          Filmisch ist der Film brillant: Die Kamera, das Pacing, die Erzählweise und Struktur sind richtig gut. Die Schauspieler sind famos und der Film bietet mehrere Karriere Definierenden Rollen, wie die von Fred Hampton (gespielt von Daniel Kaluuya), seiner Frau Deborah (Dominique Fishback) und natürlich Wild Bill (Lakeith Stanfield).
          Man wird in die Vergangenheit versetzt, mit einem tollen Gefühl der Authentizität. Natürlich fühlt man sich auch sofort an Filme wie „Steal this Movie“, „TheTrial of The Chigaco 7“ erinnert, dessen Geschichten sich ja mehrmals auch kreuzen. Man schmeckt förmlich den Wunsch nach Veränderung in der Luft und sieht die grausamen Kreaturen wie Hoover, dies mit aller Macht zu verhindern.
          Es ist auch ein Wunder, das dieser Stoff nicht schon viel früher verfilmt wurde. Bill als Judas, dessen erste Motivation es war, dem Gefängnis fernzubleiben, entwickelt im Verlauf der Geschichte doch ein Gewissen, das aber scheinbar nicht so stark zu sein scheint wie sein eigener Überlebenstrieb. Fred ist eine schillernde Persönlichkeit, der man seine Ideale wirklich anerkennt und der die Welt zu einem besseren Ort machen wollte. Deborah als Anker für Fred und Katalysator seiner Ideale und Träume zur Realität. Auch zeigt es die Black Panther in einem faszinierenden Licht, das sie schon eher positiv als negativ darstellen, aber auch nicht davor zurück schreckt ihre Fehler zu präsentieren.
          Mitreißend, vielschichtig, zum Nachdenken anregend, ein Blick in die Zeit und Kultur Amerikas um die 70er und gleichzeitig eine tief menschliche Geschichte. Es ist eine Geschichte die Erzählt werden musste und gehört werden sollte. Ich bin sehr froh, dass schwarze Filmemacher immer mehr Chancen bekommen solche Geschichten erzählen zu können.

          5
          • 0

            The Devil and Father Amorth ist nicht nur eine Schande, es ist auch eine gefährliche und schwache Propaganda und ein komplett verschwendetes Potential des Themas.
            Dokumentationen sind keine einfache Sache. Vor allem wenn man über etwas reden möchte, das einem am Herzen liegt. Aber egal was man macht, man sollte zumindest etwas Objektivität wahren, was Friedkin überhaupt nicht gelungen ist.
            Es beginnt mit einer kurzen Einführung und einem "The Exorzist" behind the scenes, was unnötig viel Platz einnimmt. Die Vorstellung von Pater Amorth und Menschen denen er geholfen hat, war ganz nett, aber auch wieder zu unkritisch. Wenn es um den Exorzismus von Christina geht, fehlt auch jegliche Informationen inwiefern sie vom Teufel besessen sein soll oder wie sich das äußert. Der fast ungeschnittene Exorzismus, zerrt an der Aufmerksamkeit, das durch fehlende Untertitel nicht besser wird. Spätestens als Christina in einer typischen Dämonenstimme schreit, hat die Doku endgültig bei mir verloren. Wie man hier hören kann: https://www.vanityfair.com/video/watch/devil-and-father-amorth-witnessing-the-vatican-exorcist-at-work, hat er bei ihrer Stimme kräftig mit Filtern nachgeholfen, um das ganze noch gruseliger zu gestalten.

            Absolut lächerlich macht er sich dann bei einem Interview mit Neurologen und Psychologen, bei denen er irrführende Fragen stellt und nur das hört was er hören will. Es ist doch bekannt das Psychische Probleme nicht nur von Tumoren oder so ausgelöst werden. Wenn er die Neurologen fragt ob man sie mit einer OP heilen könnte, und sie das vorsichtig verneinen, fühlt er sich vollkommen bestätigt. Das ganze wird noch viel schlimmer im Gespräch mit den Psychologen, die sehr ausführlich und geschickt erklären dass das Realitätsverständnis der Person und Umgebung extrem wichtig ist, und für sie es sich wirklich wie eine Besessenheit vom Teufel anfühlt. Das bedeutet aber nicht das es wirklich so ist, was er aber dann stolz präsentiert. Aber den Vogel schießt er endgültig am Ende ab, in dem er ohne irgendwelche Beweise der armen Christina irgendwelche Paranormalen Superkräfte und Morddrohungen anhängt. Warum er nichts davon gefilmt wurde, und so geschnitten hat wie ein ramschiger Horror Film, setzt dem ganzen noch die Krone auf.

            Das Thema an sich ist super interessant und man hätte was tolles daraus machen können. Friedkin macht das aber gnadenlos kaputt und lässt einen nur mit einem schwachen und drögen Ergebnis von Biases und einem schlechten Verständnis des Kernproblems zurück. Ich werde nie wieder Filme von ihm mit den selben naiven Augen anschauen.

            1
            • 4 .5

              Taking Lifes ist ein „Augensammler“ Film. Ein Thriller/Krimi der einfach nur hardcore und schockierend sein möchte, ohne große Rücksicht auf Realismus und tiefe. Und genau das ist es einfach. Ein Mörder, der umherzieht und die Leben seiner Opfer annimmt, diese auslebt bis es zum nächsten geht. Pseudopsychologisch mit allen Parametern auf 120 gedreht. So ist auch unsere Protagonistin eine schrullige Detektivin, die man das erste mal in einem Grab probeliegen sieht. In Seven Manier kommt man so dem Mörder immer näher, und trifft dabei auf alle möglichen Grausamkeiten.
              Als Unterhaltungsfilm ist Taking Lifes an sich auch nicht schlecht. Zumindest für die ersten zwei Drittel. Der Fall ist spannend inszeniert und gerade die starke Observationsgabe der Protagonistin ist toll in Szene gesetzt. Man wird auch von einem interessanten Anhaltspunkt zum nächsten geführt, bis das ganze Gebilde im letzten Drittel zusammenkracht und jegliche, zuvorige Arbeit zunichtemacht. Man nimmt einfach die krasseste Wendung die man sich vorstellen kann, egal was für Plotholes das ganze aufreißen mag. Bekommt man über den Film vorgegaukelt das der Mörder das tut um seiner Haut zu entweichen, ist es am Ende eher ein Hobby von ihm. Auch die letzten Szenen, mit einem weiteren drögen Twist, ziehen den Spaßfaktor einfach immer weiter runter.
              Ein Film der an sich viele tolle Twists und Turns hat, aber schon vor dem Ende alles verfeuert und nur verbrannte Erde hinterlässt, das ich keinen Grund sehe, den Film jemals wieder anzusehen.

              1
              • 3 .5

                Ähnlich wie bei Bourne Ultimatum, ist es das katastrophale Drehbuch, das einen eigentlich recht ordentlichen Film vollkommen zunichtemacht. War es aber bei Ultimatum noch die schwachsinnigen Story Komponenten und Verhaltensmuster von manchen Charakteren war, ist es hier klar die Erzählweise die diesen Film so frustrierend macht.
                Aber fangen wir erst mal mit dem guten an. Die Action an sich ist toll. Die Schauspieler machen auch eine großartige Figur, allen voran Rachel Weisz und Jeremy Renner. Man brauch tatsächlich kein Bourne um eine Geschichte in den filmischen Universum zu erzählen. Das Editing und die Kamera wird auch immer gesetzter und angenehmer zum Zusehen. Manche Szenen, besonders die Verfolgungsjagden, sind nach wie vor viel zu wild, aber das ist ja einfach eine Geschmackssache. Ich mochte auch das Aaron einfach nur eine Art Junkie ist, der unbedingt seinen nächsten fix brauch, damit er sich selbst nicht verliert. Aber da hören die positiven Aspekte leider schon auf.
                Der Film ist unfassbar konfus erzählt. Man wird in Szenen mit neuen Charakteren hineingeworfen und versteht erst mal gar nichts. Es ist auch nicht so als ob der Film etwas vom Zuschauer verlangt, dass er selber mitdenken muss um das ganze Gebilde Stück für Stück zusammensetzten zu können. Nein, man wird einfach durchgehend für dumm verkauft, weil der Regisseur/Drehbuchautor gelesen hat das sowas spannender ist. Wenn es mal zu Exposition kommt, ist diese so grausam schlecht geschrieben. Es fühlt sich teilweise an, wie eine Fan Fiction eines 15-Jährigen, der unbedingt allen zeigen muss was er drauf hat. Technobabble ohne Kontext und Inhalt und ein ständig arrogantes Gefühl das er mehr weiß als du. So werden aus den einfachsten Direktionen und Ideen unnötig komplizierte und aufgebläht, das man irgendwann die Lust verliert. Das betrifft nicht nur Aspekte wie die „Chems“, sondern auch der an sich einfache Plot, der einfach nur verkorkst wird.
                Der Grundplot an sich ist schon sehr schwachsinnig. Aus einer Vorsichtsmaßnahme Unmengen von Menschen zu töten lässt Amerika doch nicht besser dastehen? Klar, soll es nicht publik gemacht werden, aber ein Mass-Shooting, Tötungen überall auf der Welt und das ‚suizidieren‘ von eigenen Landsleuten und Patrioten erscheint mir viel waghalsiger, als zu sagen das man mit dem Programm viele wichtige Informationen erhalten hat. Das Ganze wird auch viel radikaler durchgezogen als bei all den anderen Bourne Filme, was etwas fehl am Platz wirkt. Auch ist komisch, dass sie das Konzept der Chems hineinwerfen, es aber im großen und ganzen gar nicht darum geht. Traurig, verpatztes Potential. Auch zeugt es nicht gerade von Kreativität, nach Treadstone und Blackbriar, jetzt eine neue BlackOps Organisation aus dem Boden und dann wieder in den Boden zu stampfen.
                Bourne Legacy hat ein paar richtig gute Zutaten, die ihn zu einem recht guten Action Film werden lassen sollte, wird aber durch das Rezept, das vom Koch selbst geschrieben wurde, komplett versalzen und kaputt gemacht.

                • 5 .5

                  „Olympus has Fallen“ ist ein sonderbarer Actionfilm der mich ein paar Mal überrascht und teilweise die Kinnlade runterknallen lassen hat. Der Film beginnt sympathisch, bis ein Ereignis das Leben aller beteiligter für immer verändern sollte. Warum das passiert ist, ist am Ende gar nicht so wichtig. Es gibt dem Protagonisten etwas Rapport mit dem Sohn und die Möglichkeit sich jetzt zu beweisen, aber so relevant war es auch nicht.
                  Die erste richtige Überraschung gab es dann im Ansturm auf das Weiße Haus, das mit unzähligen Zivilen Opfer doch um einiges härter ausfällt als man es gewohnt ist. Auch die Secret Service Agenten werden wie in Saving Privat Ryan plötzlich im Kugelhagel niedergemäht. Das Ganze war schon echt krass und gut inszeniert. Die Action an sich ist auch recht gut und brachial. Unser Protagonist macht sich auch klasse als ein Mann Armee. Toll fand ich auch, als das Kind schnell gerettet wurde und dieser sonst so oft platt getretene Plotpoint präzise und effizient aus der Welt geschafft wurde.
                  Aber warum dann so eine niedrige Wertung? Erst einmal, die Musik ist grauenhaft und triefend pathetisch. Und obwohl ich Antoine Fuqua für eine sehr feinfühligen Regisseur halte, der eigentlich kein Platz für solche Platituden hat, kann ich in dem Amerika FUCK YEAH einfach kein ironisches Augenzwinkern erkennen. Nicht in der Musik, nicht in der Slow-Mo Flaggenszene oder auch in der Ansprache am Schluss. Meine Kinnlade hat eine Delle im Boden hinterlassen, als eine Frau plötzlich die „Pledge to the Flag“ zitiert hat, während sie von den Terroristen auf dem Boden umhergezogen wurde. Auch ist der Vergleich mit der griechischen Mythologie von Ceberus, Hydra und Olymp schon sehr anmaßend. Das Handeln von eigentlich fast allen Charakteren, aber allen voran dem des Präsidenten, ist auch so hohl und schwachsinnig. Das der Regierungsstab lieber alle Menschen sterben lassen würde als den popligen Präsidenten zu Opfern, erschließt sich mir nicht ganz. Es heißt nicht umsonst „Wir verhandeln nicht mit Terroristen“. Den wenn man es einmal macht, und auch so ein pushover ist wie dieser, dann öffnet man Tür und Angel für alle anderen Nachahmer. Das er seinen Mitarbeiter zur Kooperation zwingt, obwohl diese lieber sterben würden als das Geheimnis zu verraten, ist auch so dämlich. Es wird auch nie gezeigt das der Präsident so ein Bad-Ass ist, das er Folter oder ähnliches standhalten könnte. Wenn das ganze mal angesprochen werden würde, wäre das ja was anderes, aber es wird von allen als das richtige verhalten, den Umständen entsprechend, inszeniert.
                  Ein netter und teilweise heftiger Actionkracher der bei mir durch das schwache Drehbuch und den triefenden Patriotismus etwas unten durchfällt.

                  1
                  • 7

                    Zatoichi ist ein Klassiker der japanischen Filmgeschichte und wird hier mit Kitano hinter und vor der Kamera neu interpretiert. Etwas weniger pessimistisch und mehr als Unterhaltungsfilm ausgelegt, ist Zatoichi ein Feuerwerk von Kitanos trockenen Humor und besonderen Erzählart. Man lernt eine Unmenge von interessanten und markanten Charakteren kennen und wird mitten in den zuspitzenden Konflikt verschiedener Verbrecherclans hineingeworfen. Dabei ist Kitano nicht nur visuell verspielt, sondern hat auch viel Spaß mit Musik und Klängen. Ein Genre Gratwanderung, bei der ein plötzlicher Ausbruch in einen Song, nicht fremd vorkommen würde. Er spielt zwischen fake aussehenden Blutfontänen, Slapstick, düsteren Konzepten und überdrehten Schabernack herum. Das Ganze muss natürlich Enden wie es Enden muss: Mit einem Bollywoodesquen Tanzsequenz bei der alle Charaktere nochmal über die Bühne tänzeln… es sei den sie warne Bösewichte.
                    Nicht der beste Film von Kitano, hat es durch die klare Vorlage und seiner verspielten Machart, weniger tiefgang als viele anderer seiner Filme. Aber was man bekommt ist ein unterhaltsamer und cooler Samuraifilm mit interessanten Charakteren und Szenen.

                    4
                    • 3

                      Puh, hat eine gewisse Altbacken Heit den ersten Filmen etwas ausgebremst, ist es hier die sehr abgestandene Formel und das faule Skript, die dem Film das Genick bricht. Handwerklich ist der Film echt gut. Die Kamera wackelt für meinen Geschmack immer noch zu viel und der Schnitt ist auch noch zu rasant, aber die Schauspieler geben ihr Bestes, die Action ist nach wie vor top und die Geschichte an sich ist auch gut und spannend erzählt. Warum kommt dabei aber nur eine 4 bei mir heraus? Das Ganze liegt einzig und allein an der Geschichte an sich und dem billigen Skript.
                      Teil eins hatte Bourne der von seinen alten Arbeitgeber mit hunderten Bildschirmen verfolgt wurde und sich selbst dabei finden musste. Teil zwei war eine Rachegeschichte, die schön simpel gehalten wurde und durch das in die Schuhe schieben Bournes im Tempo gehalten hat. Teil drei ist… ja, was ist es? Beginnt der Film vor dem Ende des zweiten Teils, bekommt Bourne plötzlich die Motivation mehr über seine Vergangenheit herauszufinden, da er von ganz neuen Albträumen geplagt wird. Dabei trifft er rein zufällig auf die Früchte dessen was ihm damals „angetan“ wurde. Mehr weiße, alte Männer in Anzügen und hunderte Linsen und Bildschirme. Hatte das ganze noch etwas in den Teilen davor, wird hier zu viel Wert auf die Technik und unnötig überladenen Vorgängen gelegt. So sieht man gerade nach dem Anfang eigentlich viel mehr von irgendwelche Überwachungsmaterial und panischen und redundanten Befehlen einer Pappnase als von Bourne und seiner Action. Und obwohl es eigentlich ganz einfach sein könnte, wird die ganze Geschichte und das Weltweite hin und her, durch zu viele unnötigen Informationen ertränkt. Handlungen, Charaktere und Situationen, die dem Plot keinerlei tiefe verleihen, aber vielleicht gut auf einem Papier aussehen.
                      Auch trifft der Film ein paar sehr fragwürde Entscheidungen. Warum im dritten Film herauskommen muss das Nicci und Bourne mal etwas hatten, erschließt sich mir nicht ganz. Vor allem weil es keinerlei Effekt oder Wirkung auf Bourne oder die Situation an sich hat. Auch das Vosen plötzlich von ihrem Verrat überrascht ist, obwohl sie einfach vom Tatort geflüchtet ist, ist sehr fadenscheinig. Eine weitere Szene die mir wirklich auf die nerven ging, war als Vosen, der bis jetzt immer von der Zentrale aus über die schon oft genannten hunderten Bildschirme die Situation beobachtet, plötzlich ins Feld zieht, obwohl es gar nichts bringt. Warum er das macht, wurde dann schnell klar, als Jason in seinem Büro herumstöberte. Auf die Frage: Warum macht der Charakter das? Ist die schlechteste Antwort immer: Damit der Plot voran geht. Das ganze Drehbuch fühlt sich wie ein ramschiger Cashgrab an, den Charakter immer weiter auszuschlachten, ohne ihn wachsen zu lassen.
                      Auch Blackbriar als böse neue Institution, die augenscheinlich eigentlich nicht anders ist als Treadstone, bietet auch nicht viel Interessantes. Der Konflikt von David Webb, der sich zu Bourne wandeln muss, ist dabei auch sehr lahm, wird von ihm doch nicht viel mehr verlang wie von jedem Fußsoldaten in einem Krieg. Der Blick in der Vergangenheit entzaubert dabei die Figur Bourne auch viel mehr, als dass sie ihn faszinierend machen würde. Wenn er daraus lernen würde, und versuchen würde ein besserer Mensch zu werden, wäre das Charakter Entwicklung. So bleibt er einfach stehen. Und wenn ich mir die grobe Zusammenfassung von Jason Bourne 2016 ansehe, wird da auch nicht mehr viel passieren. Ein Charakter der drei Filme lang nur nach hinten schaut kann auch gar nicht wachsen, geschweige denn ein eigener Charakter werden.

                      1
                      • 6 .5

                        Der nächste Teil der Bourne Serie, nimmt sich die besten Zutaten aus dem letzten Teil, schneidet unnötiges Fett ab und kreiert so einen spannenden wie auch spaßigen Action Film. Marie am Anfang des Filmes auszuschalten war eine grandiose Idee. Gibt sie nicht nur eine gute Motivation für Jason, kann er so auch ungebremst und radikaler Handeln. Dabei ist Jason immer noch der alte: verwirrt, moralisch versuchend aufholend und seiner Fähigkeiten bewusst. Der ganze Plot ist diesmal auch viel geradliniger, ohne ständige nichtssagenden Auswucherungen wie im vorherigen Teil.
                        Die Action des Filmes ist großartig. Auch die Geschichte und Charaktere sind gut gestellt und entwickelt sich organisch. Der Schnitt ist immer noch viel zu schnell (mit einer durchschnittlichen Einstellungszeit von 1,9 Sekunden) und die wackelige Handkamera ist auch nicht so mein Ding. Aber an Punkten, an denen es wichtig ist, verharren sie auch etwas mehr. So wirken die Kampfszenen viel besser und kraftvoller, wenn sie sich die Zeit nehmen die Choreografie zu zeigen, anstatt jemanden in die Kamera treten zu lassen. Die Verfolgungsjagden sind auch großartig gemacht, manchmal etwas zu hektisch, aber durch das gelbe Taxi immer übersichtlich, mit einem tollen und brutalen Ende.
                        Es gibt leider ein paar Sachen, die mich etwas stören oder einfach verschwendetes Potential ist. Karl Urban als Bösewicht ist sehr flach und wird eigentlich nur am Anfang und Ende wirklich eingesetzt. Auch der Drahtzieher hinter der Geschichte ist blass und wird dann einfach halb im Off von der Polizei festgenommen. Was mich auch viel mehr gestört hat, als es eigentlich sollte, ist Borunes erster Auftritt im Hotel Brecker, bei dem er prompt in Englisch angesprochen wird. Es ist nur ein kleiner Fehler, wirkt aber stark, dadurch dass sie es im Rest des Filmes viel besser gemacht haben. Aber am schlimmste ist die letzte Szene, in der Bourne dem Mädchen der ermordeten Eltern erzählt was wirklich passiert ist. Die Szene soll Zeigen das Bourne reue zeigt und gewachsen ist. Was ich dabei sehe ist ein Mann, der an eine Angehörige seiner Opfer herantritt und alte Wunden wieder aufreißt. Wir bekommen auch nie gezeigt, ob das Mädchen überhaupt damit hadert das ihre Mutter scheinbar den Vater umgebracht haben sollte. Bourne macht das für sich, und sonst für niemanden. Klar kann der neue Kontext etwas psychische Milderung verschaffen. Aber das ist bei weitem nicht garantiert, besonders wenn der Mörder ihrer Eltern immer noch frei herumläuft. Was das Ganze auch nicht besser macht, ist die Pistole auf seinem Schoss, was jegliche Worte von ihr, automatisch mit der Implikation des Todes erstickt wird. Vielleicht soll diese Szene auch sonderbar wirken, und zeigen was für ein egozentrischer Psychopath Bourne ist, aber das Gefühl habe ich nicht.

                        5
                        • 4 .5

                          Die Bourne Identität ist einer dieser Filme, der seiner Zeit voraus war, aber heute irgendwie altbacken und angestaubt wirkt. Damals hat es einen Ruck durch das Action Genre gegeben, dessen positive Auswirkungen wir bis heute noch spüren. Die Action ist viel Bodenständiger, wie auch die Geschichte und Charaktere. Die Kampfszenen sind präzise und wirken authentisch. Auch das sie, wenn sie schon in der Schweiz sind, Schweizer schauspielern lassen, die tatsächlich dem Land angehören, macht schon viel aus um die Geschichte Glaubwürdiger zu gestalten.
                          Der Plot an sich ist ein guter. Nichts was man noch nie gesehen hat, aber auf so eine gute Art und Weise gemacht, das es schon heraussticht. Bourne als Acitonheld der es nicht weiß, sich aber seinen Reflexen sich hingibt und vertraut, ist cool. Vor allem seine Art und Weise mit Problemen umzugehen: schnell und effektiv, ist bildlich wie auch konzeptuell klasse. Auch das er einfach mal so mehrere Sprachen sprechen kann (und wenn man vom deutschen ausgeht, auch gar nicht schlecht) ist beeindruckend. Matt Damon verkörpert diesen Charakter auch wirklich toll und man merkt das er sich viel Mühe gibt.
                          Leider sind die Kamera und der Schnitt eine kleine Katastrophe. Zu viele Schnitte, ohne jemals ein ganzheitlicher Blick auf die fantastische Action zu bekommen, ist schmerzhaft. Auch der Versuch es immersiver zu gestalten, in dem der Assassin in die Kamera kickt wirkt heute eher lächerlich.
                          Obwohl der Kern der Geschichte gut ist Szenarien immer wieder durch neue Wiedersachen frisch gehalten wird, kann die Geschichte das Niveau leider nicht durchgehend halten. Gerade Marie, als sonderbarer Ankerpunkt, die alle Vorsicht über den Haufen wirft, um mit Jason zusammen abzuhauen um in der nächsten Sekunde schockiert von seinem Verhalten zu sein, zerrt schon sehr an den Nerven, und ist eine Spaßbremse. Ihr Charakter ist auch auf die schlechte Art und Weise unberechenbar, das die Filmemacher damit auch nicht richtig spielen können. Auch der Grund, warum er sein Ziel auf dem Boot nicht umgebracht hat, ist mehr als fadenscheinig. Sollte er mit all der Recherche und dem Aufwand nicht Wissen das da Kinder sind? Und warum hat er es trotzdem nicht einfach gemacht? Der frühere Bourne scheint nicht gerade mit Skrupel gesegnet gewesen zu sein.
                          Leider ist die Bourne Identität in die Jahre gekommen. Allein Filmhistorisch und für die Zeit sollte der Film auf jeden Fall eine 7 bekommen, aber ich hab mich tatsächlich eher gelangweilt, sodass es am Ende doch nur auf eine 4.5 hinaus lief.

                          2
                          • 6 .5

                            Ein Kultklassiker vom König der Kultklassiker. Escape from New York ist Carpenter in Bestform. Das Szenario an sich ist schon genial, wird dann aber noch durch den fantastischen Soundtrack, dem Worldbuilding, und dem Design verfeinert.
                            Der absolute Beweis das Kurt Russel doch Action kann, macht er als Snake Plissken eine fantastische Figur. Nicht nur äußerlich wurde sein Style schon von vielen kopiert, (am Prominentesten Snake aus der Metal-Gear Reihe) auch sein Charakter als Weltweit bekannter Antiheld, der eigentlich schon in den Post-Mortem Zustand einer Legende übergegangen ist, ist einfach nur fantastisch. Ein Fakt der jeder Charakter beim ersten Treffen klarstellen muss. Das von Kriminellen besiedelte und in eine Art Zonen aufgeteilte Manhattan ist eine Augenweide. Trümmer, Schrott und aus Not und Kreativität gewonnene Statussymbole machen viel aus und lassen den faulen Apfel aus allen Poren triefen. Was New York dabei auch so toll macht, sind die vielen kleinen Hinweise und implizite Details, wie zum Beispiel die Menschen aus der Kanalisation, welche die Welt nur noch wahnsinniger aber auch Glaubhafter macht.
                            Die Geschichte ist dabei auch sehr nett, vor allem die verschiedenen Fraktionen, von der Polizei, zu den verschiedenen Gangs bis hin zum Einzelgänger Plissken. Dabei tobt sich Carpenter auch aus und wirft viele interessante und wahnwitzige Konzepte um sich, die einfach nur Spaß machen.

                            5
                            • 3

                              Wenn ich noch Fernsehen schauen würde, und der Film zufällig über den Bildschirm flimmert, wäre ich glaub ich nicht so harsch. Aber als Film auf Netflix hat man schon eine gewisse Qualitative Vorstellung, die zumindest über einen einfachen Fernsehfilm hinaus gehen. Als Fan von Bjarne Mädel und dem Buchautor als Drehbuch Autor, wurden schon vorfreuden geweckt. In manchen Aspekten glänzt ‚Sörensen hat Angst‘ auch, leider sind diese scheinenden Momente so weit voneinander entfernt und losgelöst des gesamten Konzept, das diese sofort wieder verpuffen.
                              Bjarne macht als Sörensen eine gute Figur, dem es aber an der Ausarbeitung des Charakters fehlt. Die Szenen in denen seine Angstattacken überhand nehmen sind nicht nur Schauspielerisch sondern vor allem Bildlich und Klanglich großartig. Leider hat Sörensen keinen wirklichen Trigger und es scheint einfach eine Laune zu sein, wann er wirklich Angst bekommt und wann er sich im Griff hat. Erblickt er eine Leiche bleibt er ganz cool und gelassen, beim nächsten Mal bekommt er Visionen von seiner Familie und bricht halb zusammen. Mal kann er Professionell arbeiten, dann ist er mal so sehr gelähmt das gar nichts mehr geht. Durch diese Sporadität der Attacken und der unsympathischen Art und Weise Sörensen, wird nie wirklich eine tiefe Emotionale Bindung geschaffen.
                              Die Geschichte vom kleinen, eingelebten Dorf mit einem dunklen Geheimnis hat man auch schon viel zu oft gehört, als dass es ein Überraschen könnte. Auch sind die Themen so gewählt, dass sie möglichst Edgy wirken, ohne große Wirkung auf irgendwas zu haben. Die Charaktere sind auch alle flach und für manche wird sonderbar viel Raum freigegeben, wogegen andere einfache Randnotizen bleiben. Auswirkungen bleiben an vielen Stellen auch aus, sodass die ganze Geschichte fadenscheinig und irgendwie dröge wirkt. Das Ganze wird nicht besser gemacht durch das langweilige Filmschaffende, das einfach nicht überzeugend wirken will (bis auf die zuvor genannten Ausnahmen). Das Ende ist dann auch eher ernüchternd und deutet auf eine Fortsetzung hin, auf die ich persönlich gerne verzichten kann.

                              3
                              • 8 .5

                                Endlich! Seit Jahren schieb ich diesen Film vor mir hin. Sion Sono gehört zu einer meiner absoluten Favoriten. Aber vier Stunden Zeit und Konzentration muss man erst mal finden. Endlich habe ich mir die Zeit genommen um dieses epische, schon fast Shakespeare-artige Werk in all seiner Pracht zu betrachten.
                                Die vier Stunden schmelzen einfach so dahin. Merkt man im Verlauf der Sonne und dem Blick auf die Uhr das viel Zeit vergangen ist, lässt der Film doch kaum irgendwelche Langeweile aufkommen. Einzig als sie sich mit der Bruder/Schwester Konstellation auseinander setzten müssen, zieht sich teilweise und bremst das Pacing aus. Aber das ist in jeder Romcom dasselbe, der Teil mit den Missverständnissen und nerviger Kommunikation zerrt einfach, und so ist hier eben auch.
                                Die Machart von Love Exposure ist Sion Sono typisch etwas anders. Ästhetik aus Anime, Soap Operas, Dramen und Action Filme sind alle vertreten. Die Geschichte ist dabei extrem übertrieben, aber in den Kernen, nahbar und verständlich. Charaktere, so flach sie am Anfang auch wirken mögen, entwickeln sich mit anderen Blickwinkeln zu vollwertigen Wesen, die eben auf ihre Denk- und Handlungsmuster nicht herauskommen können. Auch ist das Spiel der Geschlechter, den vieldeutigen Umgang mit Sex und Liebe super interessant. Auch das das Christentum (welches in Japan im 16ten Jahrhundert gewaltsam unterdrückt wurde und heute es etwas mehr als eine Millionen Christen im Land gibt) wird interessant eingebunden. Mit allen Ambiguitäten was Gott ist, was er will und wie man am besten ein Leben in seinem Licht und Schatten lebt. Das Ganze wird natürlich noch etwas zugespitzt mit der Sekte der Zero-Kirche. Aber auch ohne diese kann man im Verhalten von Yuus Vater erkennen, was so ein Glauben an Rattenschwänze hinter sich herziehen kann.
                                Die Geschichte dabei aus drei Perspektiven zu erzählen ist eine gute, auch wenn sie an manchen Stellen etwas expliziter und vager wird. So ist es eigentlich die Geschichte von Yuu, einem jungen der aus Verzweiflung und suche nach Zuneigung zu einem experten Perversen wird. Dann gibt es noch Yoko, die aus einem äußerts schweren Verhältnis kommt, und ein Paradebeispiel für harte Schale, weicher Kern ist. Zuletzt gibt es da noch die Drahtzieherin Koike, welche ebenfalls ein hartes Leben hinter sich hat, und nun in der Macht und Ressourcen der Zero-Kirche all ihren gelüsten frönen kann. Drei junge Menschen die von ihren Eltern Misshandelt wurden und nun ein Platz in der Welt und Gesellschaft suchen.
                                Wie in einem klassischen Drama, ist die Geschichte in verschiedene Kapitel aufgeteilt und geschickt erzählt. Dabei schwankt der Ton immer zwischen überzogenen Spaß und bitterer Ernst. Wenn Koike, Yuu endlich zur absoluten Grenze gepushed hat und Gewissheit in der Sinnlosigkeit der Welt und des Lebens gefunden hat, haut das schon rein. Auch steckt hinter jedem Handeln und Entscheidung oftmals mehr, als man von außen erkennen mag. Ob die Antwort darauf jetzt einfach oder komplex ist. Ein Spiel von Aktion und Reaktion. Von der Suche nach Liebe, das Streben nach Idealen. Love Exposure ist ein fantastisches und monumentales Werk, das es versteht verschiedene Darstellungsmöglichkeiten, eine einfache wie auch komplexe Geschichte zu erzählen, die sich wie ein tiefgreifender Einblick anfühlen, in die Psyche der Charaktere, trotz all dem Schwachsinn um Höschen Bilder, Karate Transvestiten und bösen Sekten in Bürogebäuden.

                                6
                                • 3

                                  Spielfilme, basierend auf Kurzfilme, können mal so oder so ausgehen. Nimmt man Krisha oder Thunder Road, sieht man was man auf dem eh schon genialen Konzept noch aufbauen kann. Im Falle von The Dark, zerschellt das ganze Projekt an seiner klaren Visuellen- und Plotrelevanten Vision, und der fehlenden Ambition das ganze kohärent zu erzählen.
                                  The Dark in den ersten zwanzig Minuten ein anderer Film als später. Gewisse Regeln oder Fähigkeiten werden in einer Szene etabliert, nur um dann in der nächsten Szene widersprochen zu werden. Es wirkt ein wenig so, als ob der Regisseur mehrere Kurzfilme aneinandergeschnitten hatte, ohne dabei den kohärenten flow eines Spielfilmes zu achten. Ist sie jetzt eine gnadenlose Killerin mit übelsten Skills, das sie sich lautlos durch einen dichten Wald bewegen kann, oder ist sie doch ein verängstigtes Mädchen, das sich eher wie ein in die Ecke getriebenes Tier verhält. Wie stehen die zwei Charaktere zueinander? Vertrauen und Misstrauen ist Kapitelabhängig und wird nicht wirklich gut aufgebaut oder erarbeitet.
                                  Die Idee zwei geschundene und traumatisierte Seelen aufeinander treffen zu lassen ist an sich eine gute. Aber gleichzeitig bestätigt der Film auch das negative Vorurteil das traumatisierte Menschen Monster sind, die zu übelster Gewalt bereit sind. Da hat der Filmemacher nicht nachgedacht und sich an seine geradlinige Visualität verlassen.
                                  The Dark fühlt sich viel mehr als eine schlecht verfilmte Young Adult Geschichte an, als ein vollwertiger Film mit einer wirklichen Aussage. Unnötig in die Länge gezerrt und ein Elevator Pitch der sorglos erweitert wurde.

                                  1
                                  • 6 .5
                                    über Redline

                                    Redline ist ein sonderbarer Film. Eigentlich ist es viel mehr ein Kunstwerk als ein Unterhaltungsfilm, der dann aber doch irgendwie ein Unterhaltungsfilm sein möchte. Der klare Fokus auf die fantastischen Animationen und den Wahnwitz der Geschichte und Charaktere ist ein toller, in dem der Film auch wirklich brilliert. Dabei fällt der Film sehr flach, wenn es um alles andere geht. Die gezeigten Charaktere sind so flach und einseitig, dass beim ersten Blick auf sie eigentlich schon alles klar ist und Überraschungen ausbleiben. Das man diese nun mehr erörtern muss, passt nicht ganz so. Die Momente zwischen den Rennen sind auch sehr sub-par, wenn es um das Pacing oder die Geschichte an sich geht. Bringen die kleinen Geschichten vor dem Redline Rennen eigentlich nicht viel neues oder Interessantes an den Tisch. Nett sind die Kleinigkeiten des Worldbuildings, die super gelungen sind, aber eben auch etwas verschwendet.
                                    Aber wenn das Redline losgeht, zeigt der Film wieder all seine stärken. Es birgt voller Überraschungen und interessanten Twistes, die nicht nur stilistisch fantastisch aussehen, sondern gerade in Bewegung großartig sind.
                                    Redline ist ein an sich tolles Werk, das aber eher durch sein Handwerk als durch Inhalt brilliert. Aber das muss an sich nichts Schlechtes sein, nur trennt das eben diesen Anime von einem Meistwerk.

                                    • 4

                                      1BR sieht auf den ersten Blick super interessant aus. Das Thema Sekten hat mich schon immer sehr interessiert und ich freu mich immer, wenn ein Film, Buch oder sonst etwas auftaucht, das dieses Thema erörtert. Sie machen es auch ordentlich, vor allem zu Beginn Handwerklich, stellen sie viele Dinge Bildlich interessant dar. Auch das sie sich oftmals die Zeit nehmen, die sie brauchen, war eine tolle Entscheidung. Die Programmierung wirkt dadurch so viel heftiger und lässt ihre Grausamkeit auf jeden Fall erahnen. Es ist an sich auch okay, dass die Protagonistin eher flach ist und dabei einfach nur eine vage Projektionsfläche für den Zuschauer bietet, aber gerade in der späteren hälfte fällt es sehr schwer sich in sie hineinzuversetzen oder ihr Handeln zu verstehen. Das Ende ist auch eher schwach, was wie ein knallharter Twist wirken soll, der die Dimension des Kultes darstellen soll, war es doch eher lahm und, ehrlich gesagt, erwartet.
                                      Die mögliche Ebene der Gesellschaftskritik fällt bei dem Film und seinen Spezifizierungen sehr schwer und taucht dabei eher aus Versehen als gewollt auf.

                                      • 3 .5

                                        Das neue Netflix Special von Bo Burnham verwirrt mich. Eigentlich mag ich seine Art von Humor sehr. Auch seine Musik gefällt mir eigentlich ganz gut, als Direktor hat er eine fantastische Figur in „Eight Grade gemacht“ und was er als Schauspieler drauf hat, hat er großartig in „Promising Young Woman“ unter Beweis gestellt. Aber ich glaub genau das sind die Aspekte, weswegen mir das Special so gegen den Strich geht.
                                        Bo Burnham hat sich als Kunstfigur aufgelöst, zu oft die Metaebenen gewechselt und dabei seine eigenen Aussagen und Kunst aufgeweicht. Bei vielen Entscheidungen des Specials bin ich mir nicht sicher, ob es ernst gemeint ist, mit einem Augenzwinkern zu verstehen, oder schon wieder eine ebene höher, bei dem das Augenzwinkern ernst gemeint werden muss, damit man es nicht ganz so ernst nimmt. Genauso konfus wie sich das liest, hab ich mich auch bei dem Special gefühlt.
                                        An sich ist es in Ordnung das es kein übergreifendes Konzept hat, außerhalb des Epidemie gezwungenen Kammerspiels. Dass er dabei springt von einer Sketch Idee über White Woman Instagram, zu Sexting, zu den Wundern des Internets, ist an sich nicht schlecht, aber eben irgendwie zusammenhangslos, wie ein Einblick in sein vollgekrakeltes Notizbuch. Auch treffen nicht alle Witze und Konzepte so richtig den Nerv, zumindest bei mir. Die Songs fließen irgendwann alle zusammen und ziehen sich teilweise so lang, dass der Witz am Ende ausgetreten ist. Das kommt wahrscheinlich davon, wenn man sich über ein Jahr lang mit nichts anderen Beschäftig und auch, wie man in den Credits sehen kann, die alleinige Entscheidungsgewalt hat. Der Überblick fehlt und auch das Gefühl für das Ganze, was es ja am Ende sein sollte.
                                        Seine Stand-Up Segmente haben sich unfassbar sonderbar angefühlt. Es erinnert sehr stark an die Zeit als all die Late Night Hosts plötzlich von Zuhause aus ihrer Show abziehen mussten und kein Publikum als Eckpunkt hatten. Die Pausen und Stillen gehen ins Mark und Bein. Und wahrscheinlich war das auch die Intention von Bo, aber das macht es nicht weniger unangenehm. Auch wenn er ein ernstes Thema in diesem Segment anspricht und dann übergeht zu Piratenkarten, ist der Sarkasmus und dann Augenzwinkern schon so dick aufgetragen, das er wahrscheinlich selber nicht mehr weiß was er meint.
                                        Auch sein Mentaler Verfall, was ja vor allem später ein klares Thema ist, wirkt durch das Artifizielle Szenario und der Meta-Persönlichkeit von Bo als Person und Projektionsfläche unfassbar unauthentisch und kalkuliert. Dabei will ich ihm überhaupt nichts unterstellen, das ist nur das Gefühl, das dabei bei mir rüber kam.
                                        Inside hat ein paar tolle Songs und lustige Ideen, geht für mich aber als gesamt Konzept überhaupt nicht auf, und wirkt wahrscheinlich besser in YouTube Häppchen aufgeteilt, anstatt ein gesamt Kunstwerk.

                                        3
                                        • 7 .5

                                          The Soul ist ein wunderbarer mix aus Horror, Science-Fiction und philosophischen Fragen über Gerechtigkeit, das Menschsein und eben der Titelgebenden Seele. Durch die Augen eines langsam sterbenden Staatsanwaltes, wird ein Fall aufgearbeitet, bei denen eine bekannte Persönlichkeit brutal ermordet wird. Das Netz um den ermordeten wird dabei aufgedeckt und über den Verlauf immer erweitert und mit neuen Querverweisen versetzt. Das Spiel zwischen Mystizismus, Geistern und moderner Technologie ist dabei fantastisch gelungen und mit tollem Twist wird in bester Thriller Manier das krisselige Bild immer klarer. Weiter möchte ich auch gar nicht mehr darauf eingehen, da die Geschichte eine der größten stärke des Filmes ist, und die Entwicklung nicht nur Visuell, sondern vor allem erzählerisch fantastisch ist. Das Ende lässt dabei ein bitterer Nachgeschmack zurück. Mit einem grauen, aber auch irgendwie hoffnungsvollen Blick in die Zukunft. Ein Film der es auf jeden Fall Wert ist, gesehen zu werden. Vor allem wenn man auf High Concept Science-Fiction steht!

                                          3
                                          • 6
                                            über Saw

                                            Saw ist ein Wendepunkt im modernen Horror Gerne. Hat es den Weg wie kein anderer für eine neue Welle Torture-Porn geebnet. Auch ist er wieder ein Beweis was man mit geringem Budget alles anstellen kann. Es ist auch das Erstlingswerk von James Wan, der später mit seiner Conjuring Serie abermals ein Aspekt des modernen Horrors prägen sollte.
                                            Was einem gleich beim Anschauen von Saw auffällt, ist die gewisse Zaghaftigkeit der Gewalt, was später zum Markenzeichen der Serie werden sollte. Es ist auch viel weniger ein Horrorfilm als ein interessanter und gut durchdachter Thriller. Mit klaren Regeln, Charakteren und vielen kleinen und großen Twists. So wahnwitzig die Motivation des Killers auch ist, hat es in seiner eigenen perversen Logik Hand und Fuß. Ob die Motivation irgendwann nur noch der Selbstzweck wird, wird hier nicht erörtert, ist aber eine interessante Frage.
                                            Visuell besticht Saw durch interessante Set-Pieces, Escape Room flair und kreativen Foltermethoden. Akustisch ist der Film auch gut, wenn es um die kleinen, grausamen Klänge oder anschwellende Musik geht. Leider ist die Abmischung wie auch das Editing etwas zu überzogen. Hat es natürlich etwas Künstlerisches, vor allem im Jahr 2005, wirkt es teilweise doch eher wie ein edgy Musikvideo.
                                            Die Erzählweise ist etwas zeitlich wie örtlich konfus, aber niemals so sehr, dass man den Überblick verliert. Man merkt an manchen Ecken und Kanten, das sie irgendwie mehr Zeit aus den Bildern rausschinden mussten, aber das ganze passiert, ohne das Pacing negativ zu beeinflussen. Die Charaktere sind toll gezeichnet, wenn auch etwas einseitig, aber dafür passend zur Rahmenhandlung. Die Schauspieler sind an sich auch ganz gut, mit ein paar Momenten, die an etwas overacting kratzen.
                                            Saw ist ein Wegweisender und Wichtiger Film, der wieder einmal beweist, was willige und kreative Filmemacher so erschaffen können, auch wenn sie von Budget und Zeit ausgebremst werden.

                                            5
                                            • 7

                                              Reboots und Neuinterpretationen ist immer so eine Sache. Macht man denselben Film einfach nochmal, nur mit modernen Techniken? Erweitert man die Geschichte und Lore, oder lässt man es in seiner originalen Vision? Bietet die Neuinterpreation etwas für neue Zuschauer und Fans der Serie?
                                              Childs Play schafft es tatsächlich das Original zu nehmen und etwas Frisches darauf aufzubauen, mit vielen Aspekten die den ersten Film so großartig gemacht haben, ohne dabei den selben Pfad ein weiteres mal abzulaufen. Wieder geht es um die alleinerziehende Mutter Karen die ihrem (nun etwas älteren) Sohn etwas bieten möchte, trotz fehlender Mittel. Ohne übernatürliche Aspekte, wird Chucky zu dem was er ist, durch einen genervten und hasserfüllten Arbeiter. Natürlich fehlt ohne Charles Lee Ray etwas, eigentlich Genua das was die Serie immer ausgemacht hat, aber Childs Play 2019 geht dafür einen anderen Weg, das man die Geschichte wie ein Blick in ein Parallel Universum betrachten kann. Ohne Inhibitoren, mit einem wissbegierigen Algorithmus, der ungebremst alles aufsaugt was er kann und mit seinem unvollständigen Verständnis interpretiert. Es hilft natürlich nicht wenn man sich zusammen Texas Chainsaw Massacre Part 2 anschaut oder ihn lobt, wenn er ein Stofftier ersticht. Ebenfalls ist Chucky mit einer Allmächtigkeit gesegnet, die ihm zum Herrn aller Technischen Geräte der vorherrschenden Marke macht. Das wird leider erst etwas zu spät richtig genutzt, dann aber auf eine sehr gute und unterhaltsame Art und Weise.
                                              Das Spiel zwischen Chuckys Manipulation und Andys Blauäugigkeit fehlt dem Film leider. Genau so wie auch die Komponente der überwältigenden Angst von Karen das sie ihren Sohn verlieren wird. Dafür sind alle Charaktere (bis auf Chucky) so viel besser, interessanter und vielschichtiger gezeichnet. War das schon immer eine schwäche der Chucky reihe, tut der Fokus auf gute und likeable Charaktere (again, mit der Ausnahme von Chucky) richtig gut. So erfreut man sich so viel mehr wenn es den Freund von Karen erwischt, und ist so viel schockierter wenn die Mutter von Mike plötzlich das zeitliche segnet. Auch wirkt so die Angst, Hoffnungen und moralischen Fragen der Charaktere viel stärker.
                                              Der Film sieht klasse aus und hat ein paar richtig gute Mörderaktionen. Mark Hamill macht ebenfalls ein fantastischer Job, hört man doch manchmal gewisse Merkmale von Brad Dourif Sprechweise heraus. Das Re-Design der Puppe war im ersten Moment ein Schock, aber dann doch ganz willkommen. Es wird nicht an das Original herankommen, hat aber was ganz eigenes für sich. Auch das zynische Ende, das alle Buddies der Serie 2 eingestellt wurden und stattdessen wieder auf die viel leichter zu manipulierenden Buddies 1 gesetzt wird, war ein netter touch. Aber ich finde der Film braucht keine Fortsetzung und steht so, als moderner Liebesbrief zum originalen Konzept, fantastisch da.

                                              2
                                              • 4

                                                Ein super starker Anfang, lässt Cult of Chucky immer weiter nach bis am Ende ein nettes Potential für die Zukunft mit kaum genutztem Potential für diesen Film zurück bleibt.
                                                Als Amalgamation aller vorheriger Chucky Teile bietet vieles für Fans der ersten Stunde. Andy ist wieder zurück, psychisch zermürbt und mit einem dicken Geldpolster aufgrund Klagen der Vergangenen Geschehnissen, lebt er abseits der Zivilisation, mit Chuckys Kopf als einziger Freund zum Quälen und Unterhalten. Auf der anderen Seite haben wir die Protagonistin des Vorherigen Filmes, Nica, die in eine Surreale Anstalt überführt wird und dort sich mit ihrer Vergangenheit und Zukunft auseinander setzten muss. Alles in der Anstalt ist extrem stilisiert und wirkt auf so vielen Ebenen (wiederkehrende Schauspieler, ähnliche Mordarten, etc) nicht wie die Wirklichkeit, sondern etwas neues, interessantes. Das Ganze passt auch sehr gut zu der Szene in Curse of Chucky, als es plötzlich im Aufzug zu schneien begonnen hat. Oder als sie der Puppe den Kopf abschlagen konnte ohne irgendwelche Konsequenzen oder schmerzen für Chucky.
                                                Das all diese Details und Mühen scheinbar für die Katz sind, wird einem erst ganz am Schluss klar. So sonderbar und interessant die Anstalt, ihre Bewohner und Situationen darin auch wirken mögen, haben sie keine weitere Ebene. Auch ist es scheinbar einfach ein Zufall das der Psychologe von Nica, sich mit ihr in die neue Anstalt hat versetzten lassen. Das Nica von der echten Tochter der Chucky Stimme gespielt wird, hat keine tiefere Bedeutung als… Nepotismus. Ob sie nun von Wahn getrieben dem Fluch von Chucky im vorherigen Teil verfallen ist, oder nicht, ist damit auch endgültig geklärt. Alles davor gesehen wirkt dadurch so viel flacher und langweiliger als das was man sich im Kopf ausgemalt hatte. Auch die schlechte und garstige Darstellung einer Psychiatrie hätte man mit dem Symbolismus irgendwie abschwächen können, so bleibt es dröge und billig.
                                                Das Pacing des Filmes lässt auch wieder zu wünschen übrig. Fängt er stark an, dauert es wieder viel zu lange bis Chucky richtig in Aktion tretet. Ist die multiple Chuckyness etwas tolles, kommt das auch wieder zu spät und kann den eher langweiligen und sich ziehenden ersten Hälfte nicht wirklich retten. Auch ist der Einsatz von Andy irgendwie sonderbar, führt er doch nirgendwo hin.
                                                Cult of Chucky fühlt sich an wie eine schlechte Serie, die man aber irgendwie suchtet. Es erinnert mich an Sense 8, deren Folgen immer stark angefangen haben, um dann in langweiliges und unnötiges Zeug in die Länge gezogen wird, nur um in den letzten 10 Minuten etwas interessantes zu machen, damit man weiter schauen möchte. Wenn man schon aufgegeben hat und eigentlich aufhören will, holen sie am Ende nochmal richtig aus und machen einen Hungrig für mehr. Der Film weiß selber nicht genau was er sein möchte und macht dabei einen so schwammigen Grenzgang, der eine am ende die langweiligste Option vor den Latz knallt.

                                                2
                                                • 5

                                                  Nach dem Fiebertraum von Seed of Chucky, geht es erst einmal überraschend Ernst zu. Der Spaßige Ton, welcher mit Bride of Chucky vorgelegt wurde, wird widerlegt um zu den Wurzeln zurück zu kehren. Man merkt die Zeit des Filmes auch merklich an. Ist er teilweise eine Hommage an das Erstlingswerk mit neuen Technologien und Sehgewohnheiten. Handwerklich ist es auch erst mal nicht schlecht, doch dauert es viel zu lange bis der Film richtig in die Pötte kommt. Viel Potential wird auch automatisch liegen gelassen und nur von den Charakteren im Nachhinein in Dialogen erörtert (psychische Verfassung der Mutter). Immerhin ist das selbstsichere Augenzwinkern wieder da, ohne die krampfhafte Kopfhaltung und drögen Zuckungen des letzten Filmes.
                                                  So ab der hälfte gewinnt der Film endlich wieder an fahrt und besticht durch das, was die Chucky Serie eben ausmacht: Chucky selbst. Viele kleine Puzzleteile fallen zusammen und erklären die letzten Momente von Charles Lee Ray als Menschen und warum er sich genau diese Familie ausgesucht hat. Auch der reveal vom echten Chucky und die zeitliche Einordnung waren dann doch echte Highlights im Film und deren Rolle für das Franchise. Dabei gewinnt der Film immer weiter an Charm zu, was teilweise leider etwas zu spät kam.
                                                  Interessant ist das Casting der Tochter von Brad Dourif, wo ich beim nächsten Teil darauf hoffe das sie sich als leibliche Tochter von Chucky herausstellen wird. Aber an sich ist der Cast relativ lahm. Die Geschichte und zwischenmenschlichen Beziehungen haben ein paar nette Twists, die leider nicht so interessant aufgebaut oder dann auch zelebriert werden.
                                                  Curse of Chucky fühlt sich etwas wie ein Reboot der Serie an, welches sich Aspekte aus dem ersten Film nimmt, die heute leider nicht mehr so funktionieren. Ich muss nicht 40 Minuten warten, bis die Puppe das Sprechen anfängt.

                                                  2
                                                  • 2 .5

                                                    Irgendwann musste es doch passieren. Der erste Chucky Film, der meiner Meinung nach vollkommen danebengreift und mit abstand am schlechtesten gealtert ist. Fand ich die Metaebene mit Jennifer Tilly und Tiff ganz nett mit gutem Potential, übertreiben sie es irgendwann vollkommen. Seed of Chucky ist mehr eine schlechte neue Simpsons Folge oder eine grottige Episode aus einem Scary Movie Franchise. Alles wirkt zu angestrengt, und trotz größten Blödsinns, auch irgendwie verkopft. Der neue Charakter in Glen/Glenda ist ein automatischer Spaßvampir, der Tiff und Chucky gewaltsam in ihren unterhaltsamen Exzessen ausbremst und eine schwachsinnige Moralkomponente aufdrückt. Der Fokus auf Sexappeal war im Vorgänger noch gut gehandhabt, gerät hier völlig aus dem Ruder, und bringt weniger spaß als Frust mit sich. Waren Chucky und Konsorten nie wirklich auf große Worte bedacht, ist das gnadenlose streamlinen von Anspielungen und Catchphrases befremdlich und sonderbar formelhaft.
                                                    Dabei bietet der Film vieles gutes. Die Morde sind nach wie vor klasse, das Spiel um die Voodoo Schwangerschaft perfide und mit ein paar größeren Namen wie der Vater des Camp John Waters oder Redman als Regisseur von Bibelschinken (sicherlich auch eine Anspielung an Mel Gibson) ganz nett. Aber dennoch ist der Film im Zeitgeist der 2004er gefangen und war damals wahrscheinlich schon nicht besonders witzig. Stabs gegen Julia Roberts, Britney Spears und der Hollywood Maschine ist nichts neues, wurde aber schon so oft so viel besser gemacht.
                                                    Ein paar guten Momente hat der Film, wie die Entscheidung von Chucky am Schluss das Leben einer Puppe doch dem Menschlichen Dasein vorzuziehen. Aber alles in allem ist Seed of Chucky ein verfehltes Experiment und dem lechzten nach längst vergangener Zeitlicher Relevanz, die Chucky einfach nicht nötig hat.

                                                    1