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Der nächste Teil der Bourne Serie, nimmt sich die besten Zutaten aus dem letzten Teil, schneidet unnötiges Fett ab und kreiert so einen spannenden wie auch spaßigen Action Film. Marie am Anfang des Filmes auszuschalten war eine grandiose Idee. Gibt sie nicht nur eine gute Motivation für Jason, kann er so auch ungebremst und radikaler Handeln. Dabei ist Jason immer noch der alte: verwirrt, moralisch versuchend aufholend und seiner Fähigkeiten bewusst. Der ganze Plot ist diesmal auch viel geradliniger, ohne ständige nichtssagenden Auswucherungen wie im vorherigen Teil.
Die Action des Filmes ist großartig. Auch die Geschichte und Charaktere sind gut gestellt und entwickelt sich organisch. Der Schnitt ist immer noch viel zu schnell (mit einer durchschnittlichen Einstellungszeit von 1,9 Sekunden) und die wackelige Handkamera ist auch nicht so mein Ding. Aber an Punkten, an denen es wichtig ist, verharren sie auch etwas mehr. So wirken die Kampfszenen viel besser und kraftvoller, wenn sie sich die Zeit nehmen die Choreografie zu zeigen, anstatt jemanden in die Kamera treten zu lassen. Die Verfolgungsjagden sind auch großartig gemacht, manchmal etwas zu hektisch, aber durch das gelbe Taxi immer übersichtlich, mit einem tollen und brutalen Ende.
Es gibt leider ein paar Sachen, die mich etwas stören oder einfach verschwendetes Potential ist. Karl Urban als Bösewicht ist sehr flach und wird eigentlich nur am Anfang und Ende wirklich eingesetzt. Auch der Drahtzieher hinter der Geschichte ist blass und wird dann einfach halb im Off von der Polizei festgenommen. Was mich auch viel mehr gestört hat, als es eigentlich sollte, ist Borunes erster Auftritt im Hotel Brecker, bei dem er prompt in Englisch angesprochen wird. Es ist nur ein kleiner Fehler, wirkt aber stark, dadurch dass sie es im Rest des Filmes viel besser gemacht haben. Aber am schlimmste ist die letzte Szene, in der Bourne dem Mädchen der ermordeten Eltern erzählt was wirklich passiert ist. Die Szene soll Zeigen das Bourne reue zeigt und gewachsen ist. Was ich dabei sehe ist ein Mann, der an eine Angehörige seiner Opfer herantritt und alte Wunden wieder aufreißt. Wir bekommen auch nie gezeigt, ob das Mädchen überhaupt damit hadert das ihre Mutter scheinbar den Vater umgebracht haben sollte. Bourne macht das für sich, und sonst für niemanden. Klar kann der neue Kontext etwas psychische Milderung verschaffen. Aber das ist bei weitem nicht garantiert, besonders wenn der Mörder ihrer Eltern immer noch frei herumläuft. Was das Ganze auch nicht besser macht, ist die Pistole auf seinem Schoss, was jegliche Worte von ihr, automatisch mit der Implikation des Todes erstickt wird. Vielleicht soll diese Szene auch sonderbar wirken, und zeigen was für ein egozentrischer Psychopath Bourne ist, aber das Gefühl habe ich nicht.
Die Bourne Identität ist einer dieser Filme, der seiner Zeit voraus war, aber heute irgendwie altbacken und angestaubt wirkt. Damals hat es einen Ruck durch das Action Genre gegeben, dessen positive Auswirkungen wir bis heute noch spüren. Die Action ist viel Bodenständiger, wie auch die Geschichte und Charaktere. Die Kampfszenen sind präzise und wirken authentisch. Auch das sie, wenn sie schon in der Schweiz sind, Schweizer schauspielern lassen, die tatsächlich dem Land angehören, macht schon viel aus um die Geschichte Glaubwürdiger zu gestalten.
Der Plot an sich ist ein guter. Nichts was man noch nie gesehen hat, aber auf so eine gute Art und Weise gemacht, das es schon heraussticht. Bourne als Acitonheld der es nicht weiß, sich aber seinen Reflexen sich hingibt und vertraut, ist cool. Vor allem seine Art und Weise mit Problemen umzugehen: schnell und effektiv, ist bildlich wie auch konzeptuell klasse. Auch das er einfach mal so mehrere Sprachen sprechen kann (und wenn man vom deutschen ausgeht, auch gar nicht schlecht) ist beeindruckend. Matt Damon verkörpert diesen Charakter auch wirklich toll und man merkt das er sich viel Mühe gibt.
Leider sind die Kamera und der Schnitt eine kleine Katastrophe. Zu viele Schnitte, ohne jemals ein ganzheitlicher Blick auf die fantastische Action zu bekommen, ist schmerzhaft. Auch der Versuch es immersiver zu gestalten, in dem der Assassin in die Kamera kickt wirkt heute eher lächerlich.
Obwohl der Kern der Geschichte gut ist Szenarien immer wieder durch neue Wiedersachen frisch gehalten wird, kann die Geschichte das Niveau leider nicht durchgehend halten. Gerade Marie, als sonderbarer Ankerpunkt, die alle Vorsicht über den Haufen wirft, um mit Jason zusammen abzuhauen um in der nächsten Sekunde schockiert von seinem Verhalten zu sein, zerrt schon sehr an den Nerven, und ist eine Spaßbremse. Ihr Charakter ist auch auf die schlechte Art und Weise unberechenbar, das die Filmemacher damit auch nicht richtig spielen können. Auch der Grund, warum er sein Ziel auf dem Boot nicht umgebracht hat, ist mehr als fadenscheinig. Sollte er mit all der Recherche und dem Aufwand nicht Wissen das da Kinder sind? Und warum hat er es trotzdem nicht einfach gemacht? Der frühere Bourne scheint nicht gerade mit Skrupel gesegnet gewesen zu sein.
Leider ist die Bourne Identität in die Jahre gekommen. Allein Filmhistorisch und für die Zeit sollte der Film auf jeden Fall eine 7 bekommen, aber ich hab mich tatsächlich eher gelangweilt, sodass es am Ende doch nur auf eine 4.5 hinaus lief.
Ein Kultklassiker vom König der Kultklassiker. Escape from New York ist Carpenter in Bestform. Das Szenario an sich ist schon genial, wird dann aber noch durch den fantastischen Soundtrack, dem Worldbuilding, und dem Design verfeinert.
Der absolute Beweis das Kurt Russel doch Action kann, macht er als Snake Plissken eine fantastische Figur. Nicht nur äußerlich wurde sein Style schon von vielen kopiert, (am Prominentesten Snake aus der Metal-Gear Reihe) auch sein Charakter als Weltweit bekannter Antiheld, der eigentlich schon in den Post-Mortem Zustand einer Legende übergegangen ist, ist einfach nur fantastisch. Ein Fakt der jeder Charakter beim ersten Treffen klarstellen muss. Das von Kriminellen besiedelte und in eine Art Zonen aufgeteilte Manhattan ist eine Augenweide. Trümmer, Schrott und aus Not und Kreativität gewonnene Statussymbole machen viel aus und lassen den faulen Apfel aus allen Poren triefen. Was New York dabei auch so toll macht, sind die vielen kleinen Hinweise und implizite Details, wie zum Beispiel die Menschen aus der Kanalisation, welche die Welt nur noch wahnsinniger aber auch Glaubhafter macht.
Die Geschichte ist dabei auch sehr nett, vor allem die verschiedenen Fraktionen, von der Polizei, zu den verschiedenen Gangs bis hin zum Einzelgänger Plissken. Dabei tobt sich Carpenter auch aus und wirft viele interessante und wahnwitzige Konzepte um sich, die einfach nur Spaß machen.
Wenn ich noch Fernsehen schauen würde, und der Film zufällig über den Bildschirm flimmert, wäre ich glaub ich nicht so harsch. Aber als Film auf Netflix hat man schon eine gewisse Qualitative Vorstellung, die zumindest über einen einfachen Fernsehfilm hinaus gehen. Als Fan von Bjarne Mädel und dem Buchautor als Drehbuch Autor, wurden schon vorfreuden geweckt. In manchen Aspekten glänzt ‚Sörensen hat Angst‘ auch, leider sind diese scheinenden Momente so weit voneinander entfernt und losgelöst des gesamten Konzept, das diese sofort wieder verpuffen.
Bjarne macht als Sörensen eine gute Figur, dem es aber an der Ausarbeitung des Charakters fehlt. Die Szenen in denen seine Angstattacken überhand nehmen sind nicht nur Schauspielerisch sondern vor allem Bildlich und Klanglich großartig. Leider hat Sörensen keinen wirklichen Trigger und es scheint einfach eine Laune zu sein, wann er wirklich Angst bekommt und wann er sich im Griff hat. Erblickt er eine Leiche bleibt er ganz cool und gelassen, beim nächsten Mal bekommt er Visionen von seiner Familie und bricht halb zusammen. Mal kann er Professionell arbeiten, dann ist er mal so sehr gelähmt das gar nichts mehr geht. Durch diese Sporadität der Attacken und der unsympathischen Art und Weise Sörensen, wird nie wirklich eine tiefe Emotionale Bindung geschaffen.
Die Geschichte vom kleinen, eingelebten Dorf mit einem dunklen Geheimnis hat man auch schon viel zu oft gehört, als dass es ein Überraschen könnte. Auch sind die Themen so gewählt, dass sie möglichst Edgy wirken, ohne große Wirkung auf irgendwas zu haben. Die Charaktere sind auch alle flach und für manche wird sonderbar viel Raum freigegeben, wogegen andere einfache Randnotizen bleiben. Auswirkungen bleiben an vielen Stellen auch aus, sodass die ganze Geschichte fadenscheinig und irgendwie dröge wirkt. Das Ganze wird nicht besser gemacht durch das langweilige Filmschaffende, das einfach nicht überzeugend wirken will (bis auf die zuvor genannten Ausnahmen). Das Ende ist dann auch eher ernüchternd und deutet auf eine Fortsetzung hin, auf die ich persönlich gerne verzichten kann.
Endlich! Seit Jahren schieb ich diesen Film vor mir hin. Sion Sono gehört zu einer meiner absoluten Favoriten. Aber vier Stunden Zeit und Konzentration muss man erst mal finden. Endlich habe ich mir die Zeit genommen um dieses epische, schon fast Shakespeare-artige Werk in all seiner Pracht zu betrachten.
Die vier Stunden schmelzen einfach so dahin. Merkt man im Verlauf der Sonne und dem Blick auf die Uhr das viel Zeit vergangen ist, lässt der Film doch kaum irgendwelche Langeweile aufkommen. Einzig als sie sich mit der Bruder/Schwester Konstellation auseinander setzten müssen, zieht sich teilweise und bremst das Pacing aus. Aber das ist in jeder Romcom dasselbe, der Teil mit den Missverständnissen und nerviger Kommunikation zerrt einfach, und so ist hier eben auch.
Die Machart von Love Exposure ist Sion Sono typisch etwas anders. Ästhetik aus Anime, Soap Operas, Dramen und Action Filme sind alle vertreten. Die Geschichte ist dabei extrem übertrieben, aber in den Kernen, nahbar und verständlich. Charaktere, so flach sie am Anfang auch wirken mögen, entwickeln sich mit anderen Blickwinkeln zu vollwertigen Wesen, die eben auf ihre Denk- und Handlungsmuster nicht herauskommen können. Auch ist das Spiel der Geschlechter, den vieldeutigen Umgang mit Sex und Liebe super interessant. Auch das das Christentum (welches in Japan im 16ten Jahrhundert gewaltsam unterdrückt wurde und heute es etwas mehr als eine Millionen Christen im Land gibt) wird interessant eingebunden. Mit allen Ambiguitäten was Gott ist, was er will und wie man am besten ein Leben in seinem Licht und Schatten lebt. Das Ganze wird natürlich noch etwas zugespitzt mit der Sekte der Zero-Kirche. Aber auch ohne diese kann man im Verhalten von Yuus Vater erkennen, was so ein Glauben an Rattenschwänze hinter sich herziehen kann.
Die Geschichte dabei aus drei Perspektiven zu erzählen ist eine gute, auch wenn sie an manchen Stellen etwas expliziter und vager wird. So ist es eigentlich die Geschichte von Yuu, einem jungen der aus Verzweiflung und suche nach Zuneigung zu einem experten Perversen wird. Dann gibt es noch Yoko, die aus einem äußerts schweren Verhältnis kommt, und ein Paradebeispiel für harte Schale, weicher Kern ist. Zuletzt gibt es da noch die Drahtzieherin Koike, welche ebenfalls ein hartes Leben hinter sich hat, und nun in der Macht und Ressourcen der Zero-Kirche all ihren gelüsten frönen kann. Drei junge Menschen die von ihren Eltern Misshandelt wurden und nun ein Platz in der Welt und Gesellschaft suchen.
Wie in einem klassischen Drama, ist die Geschichte in verschiedene Kapitel aufgeteilt und geschickt erzählt. Dabei schwankt der Ton immer zwischen überzogenen Spaß und bitterer Ernst. Wenn Koike, Yuu endlich zur absoluten Grenze gepushed hat und Gewissheit in der Sinnlosigkeit der Welt und des Lebens gefunden hat, haut das schon rein. Auch steckt hinter jedem Handeln und Entscheidung oftmals mehr, als man von außen erkennen mag. Ob die Antwort darauf jetzt einfach oder komplex ist. Ein Spiel von Aktion und Reaktion. Von der Suche nach Liebe, das Streben nach Idealen. Love Exposure ist ein fantastisches und monumentales Werk, das es versteht verschiedene Darstellungsmöglichkeiten, eine einfache wie auch komplexe Geschichte zu erzählen, die sich wie ein tiefgreifender Einblick anfühlen, in die Psyche der Charaktere, trotz all dem Schwachsinn um Höschen Bilder, Karate Transvestiten und bösen Sekten in Bürogebäuden.
Spielfilme, basierend auf Kurzfilme, können mal so oder so ausgehen. Nimmt man Krisha oder Thunder Road, sieht man was man auf dem eh schon genialen Konzept noch aufbauen kann. Im Falle von The Dark, zerschellt das ganze Projekt an seiner klaren Visuellen- und Plotrelevanten Vision, und der fehlenden Ambition das ganze kohärent zu erzählen.
The Dark in den ersten zwanzig Minuten ein anderer Film als später. Gewisse Regeln oder Fähigkeiten werden in einer Szene etabliert, nur um dann in der nächsten Szene widersprochen zu werden. Es wirkt ein wenig so, als ob der Regisseur mehrere Kurzfilme aneinandergeschnitten hatte, ohne dabei den kohärenten flow eines Spielfilmes zu achten. Ist sie jetzt eine gnadenlose Killerin mit übelsten Skills, das sie sich lautlos durch einen dichten Wald bewegen kann, oder ist sie doch ein verängstigtes Mädchen, das sich eher wie ein in die Ecke getriebenes Tier verhält. Wie stehen die zwei Charaktere zueinander? Vertrauen und Misstrauen ist Kapitelabhängig und wird nicht wirklich gut aufgebaut oder erarbeitet.
Die Idee zwei geschundene und traumatisierte Seelen aufeinander treffen zu lassen ist an sich eine gute. Aber gleichzeitig bestätigt der Film auch das negative Vorurteil das traumatisierte Menschen Monster sind, die zu übelster Gewalt bereit sind. Da hat der Filmemacher nicht nachgedacht und sich an seine geradlinige Visualität verlassen.
The Dark fühlt sich viel mehr als eine schlecht verfilmte Young Adult Geschichte an, als ein vollwertiger Film mit einer wirklichen Aussage. Unnötig in die Länge gezerrt und ein Elevator Pitch der sorglos erweitert wurde.
Redline ist ein sonderbarer Film. Eigentlich ist es viel mehr ein Kunstwerk als ein Unterhaltungsfilm, der dann aber doch irgendwie ein Unterhaltungsfilm sein möchte. Der klare Fokus auf die fantastischen Animationen und den Wahnwitz der Geschichte und Charaktere ist ein toller, in dem der Film auch wirklich brilliert. Dabei fällt der Film sehr flach, wenn es um alles andere geht. Die gezeigten Charaktere sind so flach und einseitig, dass beim ersten Blick auf sie eigentlich schon alles klar ist und Überraschungen ausbleiben. Das man diese nun mehr erörtern muss, passt nicht ganz so. Die Momente zwischen den Rennen sind auch sehr sub-par, wenn es um das Pacing oder die Geschichte an sich geht. Bringen die kleinen Geschichten vor dem Redline Rennen eigentlich nicht viel neues oder Interessantes an den Tisch. Nett sind die Kleinigkeiten des Worldbuildings, die super gelungen sind, aber eben auch etwas verschwendet.
Aber wenn das Redline losgeht, zeigt der Film wieder all seine stärken. Es birgt voller Überraschungen und interessanten Twistes, die nicht nur stilistisch fantastisch aussehen, sondern gerade in Bewegung großartig sind.
Redline ist ein an sich tolles Werk, das aber eher durch sein Handwerk als durch Inhalt brilliert. Aber das muss an sich nichts Schlechtes sein, nur trennt das eben diesen Anime von einem Meistwerk.
1BR sieht auf den ersten Blick super interessant aus. Das Thema Sekten hat mich schon immer sehr interessiert und ich freu mich immer, wenn ein Film, Buch oder sonst etwas auftaucht, das dieses Thema erörtert. Sie machen es auch ordentlich, vor allem zu Beginn Handwerklich, stellen sie viele Dinge Bildlich interessant dar. Auch das sie sich oftmals die Zeit nehmen, die sie brauchen, war eine tolle Entscheidung. Die Programmierung wirkt dadurch so viel heftiger und lässt ihre Grausamkeit auf jeden Fall erahnen. Es ist an sich auch okay, dass die Protagonistin eher flach ist und dabei einfach nur eine vage Projektionsfläche für den Zuschauer bietet, aber gerade in der späteren hälfte fällt es sehr schwer sich in sie hineinzuversetzen oder ihr Handeln zu verstehen. Das Ende ist auch eher schwach, was wie ein knallharter Twist wirken soll, der die Dimension des Kultes darstellen soll, war es doch eher lahm und, ehrlich gesagt, erwartet.
Die mögliche Ebene der Gesellschaftskritik fällt bei dem Film und seinen Spezifizierungen sehr schwer und taucht dabei eher aus Versehen als gewollt auf.
Das neue Netflix Special von Bo Burnham verwirrt mich. Eigentlich mag ich seine Art von Humor sehr. Auch seine Musik gefällt mir eigentlich ganz gut, als Direktor hat er eine fantastische Figur in „Eight Grade gemacht“ und was er als Schauspieler drauf hat, hat er großartig in „Promising Young Woman“ unter Beweis gestellt. Aber ich glaub genau das sind die Aspekte, weswegen mir das Special so gegen den Strich geht.
Bo Burnham hat sich als Kunstfigur aufgelöst, zu oft die Metaebenen gewechselt und dabei seine eigenen Aussagen und Kunst aufgeweicht. Bei vielen Entscheidungen des Specials bin ich mir nicht sicher, ob es ernst gemeint ist, mit einem Augenzwinkern zu verstehen, oder schon wieder eine ebene höher, bei dem das Augenzwinkern ernst gemeint werden muss, damit man es nicht ganz so ernst nimmt. Genauso konfus wie sich das liest, hab ich mich auch bei dem Special gefühlt.
An sich ist es in Ordnung das es kein übergreifendes Konzept hat, außerhalb des Epidemie gezwungenen Kammerspiels. Dass er dabei springt von einer Sketch Idee über White Woman Instagram, zu Sexting, zu den Wundern des Internets, ist an sich nicht schlecht, aber eben irgendwie zusammenhangslos, wie ein Einblick in sein vollgekrakeltes Notizbuch. Auch treffen nicht alle Witze und Konzepte so richtig den Nerv, zumindest bei mir. Die Songs fließen irgendwann alle zusammen und ziehen sich teilweise so lang, dass der Witz am Ende ausgetreten ist. Das kommt wahrscheinlich davon, wenn man sich über ein Jahr lang mit nichts anderen Beschäftig und auch, wie man in den Credits sehen kann, die alleinige Entscheidungsgewalt hat. Der Überblick fehlt und auch das Gefühl für das Ganze, was es ja am Ende sein sollte.
Seine Stand-Up Segmente haben sich unfassbar sonderbar angefühlt. Es erinnert sehr stark an die Zeit als all die Late Night Hosts plötzlich von Zuhause aus ihrer Show abziehen mussten und kein Publikum als Eckpunkt hatten. Die Pausen und Stillen gehen ins Mark und Bein. Und wahrscheinlich war das auch die Intention von Bo, aber das macht es nicht weniger unangenehm. Auch wenn er ein ernstes Thema in diesem Segment anspricht und dann übergeht zu Piratenkarten, ist der Sarkasmus und dann Augenzwinkern schon so dick aufgetragen, das er wahrscheinlich selber nicht mehr weiß was er meint.
Auch sein Mentaler Verfall, was ja vor allem später ein klares Thema ist, wirkt durch das Artifizielle Szenario und der Meta-Persönlichkeit von Bo als Person und Projektionsfläche unfassbar unauthentisch und kalkuliert. Dabei will ich ihm überhaupt nichts unterstellen, das ist nur das Gefühl, das dabei bei mir rüber kam.
Inside hat ein paar tolle Songs und lustige Ideen, geht für mich aber als gesamt Konzept überhaupt nicht auf, und wirkt wahrscheinlich besser in YouTube Häppchen aufgeteilt, anstatt ein gesamt Kunstwerk.
The Soul ist ein wunderbarer mix aus Horror, Science-Fiction und philosophischen Fragen über Gerechtigkeit, das Menschsein und eben der Titelgebenden Seele. Durch die Augen eines langsam sterbenden Staatsanwaltes, wird ein Fall aufgearbeitet, bei denen eine bekannte Persönlichkeit brutal ermordet wird. Das Netz um den ermordeten wird dabei aufgedeckt und über den Verlauf immer erweitert und mit neuen Querverweisen versetzt. Das Spiel zwischen Mystizismus, Geistern und moderner Technologie ist dabei fantastisch gelungen und mit tollem Twist wird in bester Thriller Manier das krisselige Bild immer klarer. Weiter möchte ich auch gar nicht mehr darauf eingehen, da die Geschichte eine der größten stärke des Filmes ist, und die Entwicklung nicht nur Visuell, sondern vor allem erzählerisch fantastisch ist. Das Ende lässt dabei ein bitterer Nachgeschmack zurück. Mit einem grauen, aber auch irgendwie hoffnungsvollen Blick in die Zukunft. Ein Film der es auf jeden Fall Wert ist, gesehen zu werden. Vor allem wenn man auf High Concept Science-Fiction steht!
Saw ist ein Wendepunkt im modernen Horror Gerne. Hat es den Weg wie kein anderer für eine neue Welle Torture-Porn geebnet. Auch ist er wieder ein Beweis was man mit geringem Budget alles anstellen kann. Es ist auch das Erstlingswerk von James Wan, der später mit seiner Conjuring Serie abermals ein Aspekt des modernen Horrors prägen sollte.
Was einem gleich beim Anschauen von Saw auffällt, ist die gewisse Zaghaftigkeit der Gewalt, was später zum Markenzeichen der Serie werden sollte. Es ist auch viel weniger ein Horrorfilm als ein interessanter und gut durchdachter Thriller. Mit klaren Regeln, Charakteren und vielen kleinen und großen Twists. So wahnwitzig die Motivation des Killers auch ist, hat es in seiner eigenen perversen Logik Hand und Fuß. Ob die Motivation irgendwann nur noch der Selbstzweck wird, wird hier nicht erörtert, ist aber eine interessante Frage.
Visuell besticht Saw durch interessante Set-Pieces, Escape Room flair und kreativen Foltermethoden. Akustisch ist der Film auch gut, wenn es um die kleinen, grausamen Klänge oder anschwellende Musik geht. Leider ist die Abmischung wie auch das Editing etwas zu überzogen. Hat es natürlich etwas Künstlerisches, vor allem im Jahr 2005, wirkt es teilweise doch eher wie ein edgy Musikvideo.
Die Erzählweise ist etwas zeitlich wie örtlich konfus, aber niemals so sehr, dass man den Überblick verliert. Man merkt an manchen Ecken und Kanten, das sie irgendwie mehr Zeit aus den Bildern rausschinden mussten, aber das ganze passiert, ohne das Pacing negativ zu beeinflussen. Die Charaktere sind toll gezeichnet, wenn auch etwas einseitig, aber dafür passend zur Rahmenhandlung. Die Schauspieler sind an sich auch ganz gut, mit ein paar Momenten, die an etwas overacting kratzen.
Saw ist ein Wegweisender und Wichtiger Film, der wieder einmal beweist, was willige und kreative Filmemacher so erschaffen können, auch wenn sie von Budget und Zeit ausgebremst werden.
Reboots und Neuinterpretationen ist immer so eine Sache. Macht man denselben Film einfach nochmal, nur mit modernen Techniken? Erweitert man die Geschichte und Lore, oder lässt man es in seiner originalen Vision? Bietet die Neuinterpreation etwas für neue Zuschauer und Fans der Serie?
Childs Play schafft es tatsächlich das Original zu nehmen und etwas Frisches darauf aufzubauen, mit vielen Aspekten die den ersten Film so großartig gemacht haben, ohne dabei den selben Pfad ein weiteres mal abzulaufen. Wieder geht es um die alleinerziehende Mutter Karen die ihrem (nun etwas älteren) Sohn etwas bieten möchte, trotz fehlender Mittel. Ohne übernatürliche Aspekte, wird Chucky zu dem was er ist, durch einen genervten und hasserfüllten Arbeiter. Natürlich fehlt ohne Charles Lee Ray etwas, eigentlich Genua das was die Serie immer ausgemacht hat, aber Childs Play 2019 geht dafür einen anderen Weg, das man die Geschichte wie ein Blick in ein Parallel Universum betrachten kann. Ohne Inhibitoren, mit einem wissbegierigen Algorithmus, der ungebremst alles aufsaugt was er kann und mit seinem unvollständigen Verständnis interpretiert. Es hilft natürlich nicht wenn man sich zusammen Texas Chainsaw Massacre Part 2 anschaut oder ihn lobt, wenn er ein Stofftier ersticht. Ebenfalls ist Chucky mit einer Allmächtigkeit gesegnet, die ihm zum Herrn aller Technischen Geräte der vorherrschenden Marke macht. Das wird leider erst etwas zu spät richtig genutzt, dann aber auf eine sehr gute und unterhaltsame Art und Weise.
Das Spiel zwischen Chuckys Manipulation und Andys Blauäugigkeit fehlt dem Film leider. Genau so wie auch die Komponente der überwältigenden Angst von Karen das sie ihren Sohn verlieren wird. Dafür sind alle Charaktere (bis auf Chucky) so viel besser, interessanter und vielschichtiger gezeichnet. War das schon immer eine schwäche der Chucky reihe, tut der Fokus auf gute und likeable Charaktere (again, mit der Ausnahme von Chucky) richtig gut. So erfreut man sich so viel mehr wenn es den Freund von Karen erwischt, und ist so viel schockierter wenn die Mutter von Mike plötzlich das zeitliche segnet. Auch wirkt so die Angst, Hoffnungen und moralischen Fragen der Charaktere viel stärker.
Der Film sieht klasse aus und hat ein paar richtig gute Mörderaktionen. Mark Hamill macht ebenfalls ein fantastischer Job, hört man doch manchmal gewisse Merkmale von Brad Dourif Sprechweise heraus. Das Re-Design der Puppe war im ersten Moment ein Schock, aber dann doch ganz willkommen. Es wird nicht an das Original herankommen, hat aber was ganz eigenes für sich. Auch das zynische Ende, das alle Buddies der Serie 2 eingestellt wurden und stattdessen wieder auf die viel leichter zu manipulierenden Buddies 1 gesetzt wird, war ein netter touch. Aber ich finde der Film braucht keine Fortsetzung und steht so, als moderner Liebesbrief zum originalen Konzept, fantastisch da.
Ein super starker Anfang, lässt Cult of Chucky immer weiter nach bis am Ende ein nettes Potential für die Zukunft mit kaum genutztem Potential für diesen Film zurück bleibt.
Als Amalgamation aller vorheriger Chucky Teile bietet vieles für Fans der ersten Stunde. Andy ist wieder zurück, psychisch zermürbt und mit einem dicken Geldpolster aufgrund Klagen der Vergangenen Geschehnissen, lebt er abseits der Zivilisation, mit Chuckys Kopf als einziger Freund zum Quälen und Unterhalten. Auf der anderen Seite haben wir die Protagonistin des Vorherigen Filmes, Nica, die in eine Surreale Anstalt überführt wird und dort sich mit ihrer Vergangenheit und Zukunft auseinander setzten muss. Alles in der Anstalt ist extrem stilisiert und wirkt auf so vielen Ebenen (wiederkehrende Schauspieler, ähnliche Mordarten, etc) nicht wie die Wirklichkeit, sondern etwas neues, interessantes. Das Ganze passt auch sehr gut zu der Szene in Curse of Chucky, als es plötzlich im Aufzug zu schneien begonnen hat. Oder als sie der Puppe den Kopf abschlagen konnte ohne irgendwelche Konsequenzen oder schmerzen für Chucky.
Das all diese Details und Mühen scheinbar für die Katz sind, wird einem erst ganz am Schluss klar. So sonderbar und interessant die Anstalt, ihre Bewohner und Situationen darin auch wirken mögen, haben sie keine weitere Ebene. Auch ist es scheinbar einfach ein Zufall das der Psychologe von Nica, sich mit ihr in die neue Anstalt hat versetzten lassen. Das Nica von der echten Tochter der Chucky Stimme gespielt wird, hat keine tiefere Bedeutung als… Nepotismus. Ob sie nun von Wahn getrieben dem Fluch von Chucky im vorherigen Teil verfallen ist, oder nicht, ist damit auch endgültig geklärt. Alles davor gesehen wirkt dadurch so viel flacher und langweiliger als das was man sich im Kopf ausgemalt hatte. Auch die schlechte und garstige Darstellung einer Psychiatrie hätte man mit dem Symbolismus irgendwie abschwächen können, so bleibt es dröge und billig.
Das Pacing des Filmes lässt auch wieder zu wünschen übrig. Fängt er stark an, dauert es wieder viel zu lange bis Chucky richtig in Aktion tretet. Ist die multiple Chuckyness etwas tolles, kommt das auch wieder zu spät und kann den eher langweiligen und sich ziehenden ersten Hälfte nicht wirklich retten. Auch ist der Einsatz von Andy irgendwie sonderbar, führt er doch nirgendwo hin.
Cult of Chucky fühlt sich an wie eine schlechte Serie, die man aber irgendwie suchtet. Es erinnert mich an Sense 8, deren Folgen immer stark angefangen haben, um dann in langweiliges und unnötiges Zeug in die Länge gezogen wird, nur um in den letzten 10 Minuten etwas interessantes zu machen, damit man weiter schauen möchte. Wenn man schon aufgegeben hat und eigentlich aufhören will, holen sie am Ende nochmal richtig aus und machen einen Hungrig für mehr. Der Film weiß selber nicht genau was er sein möchte und macht dabei einen so schwammigen Grenzgang, der eine am ende die langweiligste Option vor den Latz knallt.
Nach dem Fiebertraum von Seed of Chucky, geht es erst einmal überraschend Ernst zu. Der Spaßige Ton, welcher mit Bride of Chucky vorgelegt wurde, wird widerlegt um zu den Wurzeln zurück zu kehren. Man merkt die Zeit des Filmes auch merklich an. Ist er teilweise eine Hommage an das Erstlingswerk mit neuen Technologien und Sehgewohnheiten. Handwerklich ist es auch erst mal nicht schlecht, doch dauert es viel zu lange bis der Film richtig in die Pötte kommt. Viel Potential wird auch automatisch liegen gelassen und nur von den Charakteren im Nachhinein in Dialogen erörtert (psychische Verfassung der Mutter). Immerhin ist das selbstsichere Augenzwinkern wieder da, ohne die krampfhafte Kopfhaltung und drögen Zuckungen des letzten Filmes.
So ab der hälfte gewinnt der Film endlich wieder an fahrt und besticht durch das, was die Chucky Serie eben ausmacht: Chucky selbst. Viele kleine Puzzleteile fallen zusammen und erklären die letzten Momente von Charles Lee Ray als Menschen und warum er sich genau diese Familie ausgesucht hat. Auch der reveal vom echten Chucky und die zeitliche Einordnung waren dann doch echte Highlights im Film und deren Rolle für das Franchise. Dabei gewinnt der Film immer weiter an Charm zu, was teilweise leider etwas zu spät kam.
Interessant ist das Casting der Tochter von Brad Dourif, wo ich beim nächsten Teil darauf hoffe das sie sich als leibliche Tochter von Chucky herausstellen wird. Aber an sich ist der Cast relativ lahm. Die Geschichte und zwischenmenschlichen Beziehungen haben ein paar nette Twists, die leider nicht so interessant aufgebaut oder dann auch zelebriert werden.
Curse of Chucky fühlt sich etwas wie ein Reboot der Serie an, welches sich Aspekte aus dem ersten Film nimmt, die heute leider nicht mehr so funktionieren. Ich muss nicht 40 Minuten warten, bis die Puppe das Sprechen anfängt.
Irgendwann musste es doch passieren. Der erste Chucky Film, der meiner Meinung nach vollkommen danebengreift und mit abstand am schlechtesten gealtert ist. Fand ich die Metaebene mit Jennifer Tilly und Tiff ganz nett mit gutem Potential, übertreiben sie es irgendwann vollkommen. Seed of Chucky ist mehr eine schlechte neue Simpsons Folge oder eine grottige Episode aus einem Scary Movie Franchise. Alles wirkt zu angestrengt, und trotz größten Blödsinns, auch irgendwie verkopft. Der neue Charakter in Glen/Glenda ist ein automatischer Spaßvampir, der Tiff und Chucky gewaltsam in ihren unterhaltsamen Exzessen ausbremst und eine schwachsinnige Moralkomponente aufdrückt. Der Fokus auf Sexappeal war im Vorgänger noch gut gehandhabt, gerät hier völlig aus dem Ruder, und bringt weniger spaß als Frust mit sich. Waren Chucky und Konsorten nie wirklich auf große Worte bedacht, ist das gnadenlose streamlinen von Anspielungen und Catchphrases befremdlich und sonderbar formelhaft.
Dabei bietet der Film vieles gutes. Die Morde sind nach wie vor klasse, das Spiel um die Voodoo Schwangerschaft perfide und mit ein paar größeren Namen wie der Vater des Camp John Waters oder Redman als Regisseur von Bibelschinken (sicherlich auch eine Anspielung an Mel Gibson) ganz nett. Aber dennoch ist der Film im Zeitgeist der 2004er gefangen und war damals wahrscheinlich schon nicht besonders witzig. Stabs gegen Julia Roberts, Britney Spears und der Hollywood Maschine ist nichts neues, wurde aber schon so oft so viel besser gemacht.
Ein paar guten Momente hat der Film, wie die Entscheidung von Chucky am Schluss das Leben einer Puppe doch dem Menschlichen Dasein vorzuziehen. Aber alles in allem ist Seed of Chucky ein verfehltes Experiment und dem lechzten nach längst vergangener Zeitlicher Relevanz, die Chucky einfach nicht nötig hat.
Der vierte Film der Chucky Reihe wirft jeglichen Realismus über Bord und konzentriert sich voll auf Chucky, Tiff und ihre wahnwitzigen Mordgelüste. Hat sich das klassische Prinzip mit drei Filmen etwas aufgebraucht, bringt Bride of Chucky genau das was die Serie gebraucht hat.
Genau wie Chucky selbst, ist alles in diesen Film auf vollkommene Überdrehung ausgelegt. Ob es die Mordarten, die Charaktere oder Situationen sind. War eigentlich nur der erste Chucky gruselig, legen sie das Bedürfnis danach vollkommen ab und ersetzten es mit Spaß. Und das funktioniert fantastisch. Bride of Chucky ist super spaßig von Anfang bis zum Ende. Das Konzept der Mörderpuppe wird erweitert und mit Tiff verstärkt. Auch hat Chucky endlich etwas mehr Persönlichkeit, die fantastisch zu Tiffanys überdrehten Wesen passt.
Die Serie überrascht mich weiter. Bis jetzt gab es noch kein Film der mich wirklich enttäuscht hat.
Nicht nur durch die Protagonistin, gespielt von Andrea Riseborogh, erinnert der Film wohlig an den Panos Cosmatos Streifen Mandy. Wie schon zuvor in Antiviral, spielt hier das Konzept die absolute und unangefochtene Hauptrolle. Ist das Hirn nicht nur ein einfaches Organ, kann man es mit den nötigen Mitteln auch direkt Hacken und kontrollieren. Tasya als Assassin, bekommt einen weiteren Auftrag, der das Weltgeschehen ändern soll.
Brandon Cronenberg haut den Ball aus dem Park. War Antiviral schon ein fantastischer Film, der aber noch an gewissen Ecken und Kanten haderte, ist Possesor ein durch und durch fantastisches Werk. Es überzeugt auf allen Ebenen: Kamera, Editing, Bildsprache, Charaktere, Geschichte und Metaebenen über Metaebenen. So diffus auch alles wirken mag, so klar erörtert er die Konzepte und nimmt dabei die menschliche Psyche in Visier, und spielt mit klaren Linien ein verrückt, komplexe Polyharmonie.
Possesor bietet so etwas Neues und frisches, mit so einer Eleganz und brillanten Vision, das einem einfach die Spucke wegbleibt. Antiviral war schon ein erster großartiger Schritt, aber nach Possesor kann ich es kaum erwarten was Brandon Cronenberg sonst noch so auf Lager hat.
Acht Jahre später wird durch das Blut von Chucky seine Seele in einen neuen Körper übertragen. Er sinnt weiter nach Rache an Andy, findet aber in seinem frischen Plastikgehäuse die Möglichkeit sich anders zu befreien.
Das Szenario der Militärakademie ist an sich ein gutes, auch wenn ich nicht glaube das so ein verstörter Junge wie Andy wirklich jemals eine Waffe in die Hand nehmen dürfte. Der ändernde Fokus von dem kleinen Andy und sonst vielen erwachsenen zu hauptsächlich jugendlichen ist ein guter. Leider ist Chucky 3, was die Charaktere angeht, bis jetzt der absolut schwächste. War bis jetzt niemand außer Chucky selbst wirklich herausragend, sind die Charaktere in dem Film so flach und uninteressant das es den ganzen Spaß etwas herunterzieht. Der Bully Charakter will nicht so richtig rüberkommen und hat man in anderen Filmen schon besser gesehen. Das sie auch Full Metal Jacket zitieren war eine unweise Entscheidung, da der Vergleich eigentlich nur Chucky 3 weh tut.
Sie haben ein paar richtig gute Ideen was Chucky und seine Schandtaten so angeht. Vor allem die Munition aus den Gewehren zu tauschen, war überraschend krass. Auch die Szene mit der Schrottpresse überrascht mit einem lauten knacken zum Schluss. Toll war auch die Szene als Colonel Vater-Von-Doug-Aus-KingofQueens plötzlich an einem Herzinfarkt stirbt und Chucky enttäuscht mit seinen viel zu sauberen Messer dasteht.
Das Finale wieder an einen besonderen Ort stattfinden zu lassen ist auch eine neue Tradition, die sie gerne beibehalten können. Die Geisterbahn bietet mit seinem makabren Design und allen möglichen beweglichen Teilen ein tolles Grundgerüst für viele Spaßige Ideen. Das Gruseligste bei der Geisterbahn ist aber leider nur die Sicherheitsvorkehrungen. Echte Sensen, die einem das Gesicht abfetzten kann, ein Ventilator der einen in Stücke reist. Das Ganze ergibt nicht so viel Sinn, wird aber toll genutzt im Spielplatz des letzten Showdowns.
Immer noch unterhaltsam mit vielen guten Ideen, fällt der Film leider in fast allen Aspekten sehr flach.
Der zweite Teil der Chucky Serie lässt den verstümmelten Körper der Namensgebenden Mörderpuppe wieder in neuen Glanz erscheinen. Chucky ist wieder da und möchte immer noch den Körper von Andy mit Voodoo Zauber übernehmen. Seit den Ereignissen des ersten Teils lebt Andy Elternlos und kommt in einer Übergangs Familie unter. Er bekommt auch eine temporäre Schwester, Kyle, die voll im Rebelmodus ist und das Beste der Mode der frühen 90er zeigt. Andy ist hin und her gerissen aus dem Trauma welches ihn endgültig von seiner Mutter getrennt hat, und den willen geliebt und akzeptiert zu werden. Das geht so weit, das er wider seine Angst sich einen weiteren Good Guy unter die Arme klemmt. Das das ganze natürlich nicht lange gut geht, ist gegeben. Die Puppe von Andy wird mit einem Porzellanstück den Schädeln eingeschlagen und in einem flachen Grab unter der Schaukel vergraben. Chucky ist wieder da und hat genau so viel Spaß am Morden und Gaslighten wie zuvor. Wie schon im Tel davor, wird Andys gerechtfertigte Angst wird von allen als Hysterie abgestempelt, bis sie plötzlich zu Opfern von Chucky werden.
Die Geschichte ist dabei nicht brillant. Genau so auch die Charaktere, die alle einfach und flach gehalten werden. Aber darum geht es ja auch gar nicht bei den Filmen, es geht um Chucky, und der ist voll in Form. Wenn er die andere Puppe mit einer Kinderschaufel begräbt, ist das schon irgendwie zum Wegwerfen komisch. Auch die Kreativität bei seinen Morden und Horror Aspekten sind auch diesmal wieder fantastisch. Besonders der letzte Kampf in der Good Guy Fabrik machte richtig was her. Die Brutalität des Films schwankt immer zwischen lächerlich und verstörend, was die Filme eben so ausmacht.
Nicht ganz so gut wie der erste Teil, merkt man aber auch hier das sich jemand viel Mühe gegeben hat, um möglichst viel aus der Mörderpuppe heraus zu holen.
Chucky ist eine Institution. Ich habe noch nie einen Film des Franchises gesehen, aber die Figur ist einem natürlich ein Begriff. Eine Legende der man selbst einmal auf die Spur gehen möchte.
Und was soll ich sagen, ich bin ziemlich überrascht. Wie mit eigentlich fast jeder Serie die sieben Teile oder mehr hat, erwartet man das einem etwas Kultiges aber vielleicht schrottiges aufgefahren wird. Das war Childs Play tatsächlich nicht der Fall. Das Drehbuch, die Dialoge, die Übergänge und der Horror sind so fantastisch gelungen und liebevoll gestaltet.
Das Spiel zwischen der mörderischen Puppe, der Angst des kleinen Andys, die Angst von Karen ihn zu verlieren und die Unglaubwürdigkeit der Geschichte ist toll inszeniert. Als Zuschauer weiß man es natürlich besser, würde man aber in der Situation genauso misstrauisch reagieren. Allein das man dem kleinen Andy zutraut, einen harten Kriminellen in die Luft zu jagen, ist schon fantastisch.
Dazu wird Chucky auch wunderbar aufgebaut und ausgearbeitet. Mit etwas vagen, aber dennoch festen Regeln, was er kann und was nicht. Der Film wird auch nicht langweilig und wirft einem von einem interessanten Szenario in das nächste. Die Puppe ist auch fantastisch gestaltet. Gerade die Aufnahmen, wenn er durch die Gegend rennt oder auch die Animatronics wenn er spricht, sind richtig gut. Vor allem wenn Chucky mit Flammen in Berührung kommt und Stück für Stück auseinandergenommen wird, wird es richtig verstörend.
Ich habe etwas nettes erwartet und wurde von einem liebevollen Filmprojekt überrascht.
Wenn man einen neuen Film von Takashi Shimizu [Ju-On] sieht, der dazu eine Geschichte vom Mangaka Hideo Yamamoto [Ichi the Killer], erwartet man ein bizarres Horror Feuerwerk. Das alles anders kommt als gedacht, und die Geschichte mit Schädelbohrungen, Traumata, Schuld und Sühne wird zu einem fantastischen Science-Fiction Film mit vielen Überraschungen. Das Konzept der Trepanation bietet auch ungeahntes Potential und vor allem mit seinen historischen Bezugspunkten. Vieles was Manabu erzählt ist wahr: ein unfassbar hoher Prozentsatz an Schädeln aus der Steinzeit haben alle ein Loch in Ihrem Schädel, und man kann nur spekulieren, warum das der Fall ist. Das Ganze wird dann noch garniert mit einem sonderbaren Protagonisten, der nicht nur ein fettes Konto als Rücklage hat, sondern sich auch viele Dinge aus der Vergangenheit nicht erinnern kann und eigentlich nur noch vor sich hinsiecht bis der Tod irgendwann endlich kommt. Als Manabu ihm ein Angebot macht, stimmt er aus morbider Neugier zu und lässt sich auf etwas ein, das alle Vorstellungen sprengt.
Was sich bei dem Loch für unseren Protagonisten und seiner Umwelt eröffnet, ist so viel mehr als man erwartet hatte. Mit der Öffnung seines dritten Auges, sieht er die Welt wie in einem Persona Spiel, bei dem Realität, Vorstellungskraft und Unterbewusstsein zusammenschmelzen. Er kann diese Gestalten erkennen und mit ihnen interagieren. Das bringt ein paar visuelle wie auch erzählerisch fantastische Szenen. Der Symbolismus ist nicht sehr subtil, aber dennoch fantastisch ausgearbeitet und eingesetzt. Ob es die harte Schale des Yakuza, das grobkörnige Wesen der Schülerin oder die Transparenz von Manabu ist.
Sobald alles bereitsteht, dreht der Film richtig auf. Es wird tief gegraben und gekratzt. Traumata werden offen da gelegt und zermürbend erkundet. Die Grenzen zwischen Realität und Einbildung verschwimmen immer weiter, nicht nur im hier und jetzt, sondern auch weit in die Vergangenheit. So bietet der Film viele großartigen Twistes, die man nicht kommen sieht, und ein unkonventionelles Ende, das ich hier nicht vorwegnehmen möchte. Auf Bildlicher Ebene wird auch viel mehr gearbeitet, als man anfangs wahrnimmt (man beachte das Treppenhaus von Manabu oder den Eingang zur späteren Wohnung).
Ein besonderer Film, der am Ende viel weniger Horror als mehr verrücktes Science-Fiction ist und den man sich nicht entgehen lassen sollte, vor allem wenn man Netflix hat.
Was für ein faszinierendes Projekt. Die Dokumentation ist auf so vielen Ebenen interessant. Da haben wir Dawson City welche ein Pivot des Goldrausches um die Jahrhundertwende war. Aus dem Nichts aufgebaut, in kürzester Zeit aufgebläht und dann schnell wieder verlassen. Allein die Geschichte der Glücksritter und das Elend, das sie für etwas Gold auf sich genommen haben, ist super interessant und wird eindrucksvoll durch Fotos dargestellt. Aber da hört es nicht auf. Die Stadtgeschichte und Entwicklung ist ebenfalls faszinierend, mit ein paar Jahren extremster Umstände. Dann noch der Fokus auf die Unterhaltungsindustrie, nach der den Unmengen von Menschen in der Trostlosigkeit Nord Kanadas gelechzt wird. Das dies einhergeht mit der Kindheit des Kinos und man darüber reden kann, macht es für eine Cineasten wie mich nur noch faszinierender. Es ist auch überraschend was für Größen aus dem kleinen Ort entstanden sind, welche Hollywood maßgeblich verändern werden. Aber all das ist nur ein Beiwerk für den Kern der Dokumentation. Die unfassbaren Schätze, welche beim Bau eines neuen Gebäudes im Dreck entdeckt wurde. 75% aller Stummfilme sind für immer verloren, meistens in Flammen aufgegangen. Seit Jahrzenten im kalten Boden, liegt eine wunderbare Zeitkapsel, dessen Kulturelle Bedeutung nicht zu unterschätzen ist.
Die Dokumentation arbeitet sehr viel durch die wiederentdeckten Filmrollen und nimmt die Szenen der damaligen Unterhaltungsindustrie, um die Narrative der Dokumentation zu stützen. Die Erzählung via Text mitzuteilen, kann ich mir als künstlerische Entscheidung vorstellen, passend zu einem Film der sich um wieder entdeckte Stummfilme handelt. Ganz ohne Ton geht es dann aber doch nicht. Geschickt wird Musik und Toneffekte mit den Bildern verwoben, um etwas einzigartiges zu erschaffen. Leider geht das nicht immer so gut auf, so dass manchmal die ständige Musik und das Spiel von drei wechselnden Akkorden etwas nervig und dröge werden kann. Wenn aber plötzlich eine Kakophonie beginnt, wird man erneut in den Bann der schwarz-weißen Bilder gezogen.
Leider fehlt dem Film etwas die Struktur: Beginnt es mit einer kurzen Preview wie man damals die Filmrollen entdeckt hat. Anschließend bekommt man eine kurze Geschichtsstunde, wie und wer damals den Film entwickelt hat und welche Probleme dieser mit sich gebracht hat. Anschließend springt man in die Anfänge von Dawson City, was auch alles in Ordnung ist. Aber die Chaotische Erzählweise ohne Fokus auf ein richtiges Thema, ob es nun die Glücksritter sind, die Unterhaltung in der Stadt oder auch den Filmen an sich, alles wirkt eher angerissen. Besonders auffällig ist es, wenn man plötzlich den Fokus auf die Arbeiterbewegung in New York richtet, was man noch gut als Zeitzeugnis betrachten kann. Aber was ich gar nicht verstehe, ist der Fokus auf dieses eine Baseball Spiel, das Ultra detailliert dargestellt wurde. Klar, ist es irgendwie interessant und auch historisch relevant, aber nur weil Aufnahmen davon in der Grube gefunden wurde, hätte man nicht so intensiv darauf eingehen müssen. Ab da ist mir auch aufgefallen das oftmals der Film in die Länge gezogen wird, mit supercuts der gefundenen Filme, die oftmals sehr geschickt in die narrative eingebaut wurde, aber manchmal auch einfach nur so da sind, da man das Material ja schon hat.
Die Dokumentation ist nach wie vor sehr gut, wird aber von der subparen Struktur und manchmal etwas gezogener und oberflächlicher Erzählung daran gebremst ein Meistwerk zu sein.
CAM ist ein besonderer Film, der weit über den einfachen Plot hinaus geht und tiefer greift, ohne jemals die persönliche Bezugsebene zu verlassen. Der Blick in das Leben eines Content Creator an sich ist schon super interessant, aber mit der erweiterten Ebene der Sex Industrie, wird das Ganze noch viel faszinierender. Man merkt das die Autorin selbst mal in diesem Bereich tätig war, denn die Geschichten, Szenen, Situationen und soziale Probleme, werden hier fantastisch und feinfühlig auf den Punkt gebracht. Allein mit dieser Ebene wäre der Film schon großartig, aber das ganze wird durch eine unfassbar verstörende Ebene erweitert, die nicht nur den Camgirls innerdiegetisch Angst macht, sondern jeden erschaudern lassen sollte. Mit genügend Rechenleistung und Videomaterial, wird man schnell obsolet. Dabei sind die Motivationen und Drahtzieher hinter dem Geschehen bis zum Schluss unbekannt. In typisch menschlicher Manier „Nur weil wir es tun können, sollten wir es auch tun? FICK JA“, ist es schon fast unausweichlich. Die Karriere, Identität und geistige Gesundheit wird dabei beiläufig, wie auch gnadenlos zermürbt. Gerade bei der Protagonistin, die extrem ambitioniert ist, tut das ganze schon richtig weh beim Zusehen.
Abseits des großartigen Drehbuches ist der Film auch Handwerklich brillant. Die Schauspieler sind fantastisch, die Sets und Musik ist auch sehr gut. Der Schnitt und die Direktion heben den Film auf ein höheres Niveau. Gerade das Mysterium, wie es inszeniert wird und sich langsam entfaltet, hat mir mehrmals einen überwältigendes Schaudern über mich kommen lassen, wie ich es nur selten erlebt habe.
Fantastischer Film, den man als High Concept Horror Fan auf jeden Fall einmal gesehen haben sollte.
Das Konzept klingt erst mal so abgehoben, dass man sich fragt, ob das überhaupt funktionieren kann. Vor allem wenn die zwei Protagonisten im selben Alter sind wie man selbst. Aber sie packen es, und zwar mit Bravour. Wirken diese zwei erwachsenen Frauen in den ersten Minuten noch etwas fehl am Platz, vor allem wenn ihre Mitschüler auftauchen, verliert sich das Gefühl schnell und man nimmt es einfach als gegeben an.
Sie fangen auf fantastische Art und Weise das kollektive Trauma namens Pubertät ein. Ohne dabei von ekligen oder grausigen Aspekten und Themen halt zu machen. Der Humor der Serie besteht dabei aus Cringe, Fremdscham, überzogenen Vorstellungen und wiedererkennen der eigenen Fehler und Dummheiten die man so als junger Teenager gemacht hat. Als Mann kann man manchmal etwas weniger mit manchen Aspekten mitfühlen, aber wie ich mir von meiner Freundin sagen lassen habe, ist das alles in seiner Übertriebenheit doch sehr akkurat. Sie schaffen dabei auch ein tolles Mittelmaß zwischen Humor und Drama, das leider in den ersten Folgen der zweiten Staffel etwas aus den Fugen geratet und die Serie eher anstrengend als spaßig macht. Aber sie bekommen den Bogen wieder gegen Ende der Staffel und ich kann kaum abwarten mehr davon zu sehen.
Stalker war einer der Filme, vor denen ich mich immer gedrückt habe. Alles daran klang fantastisch, aber man muss erst mal die Zeit und Headspace für ein Tarkovski finden.
In typischer Tarkovski Art ist Stalker mehr ein Gesamtkunstwerk als einfach nur ein Film. Die Symbiose von allen Filmischen Disziplinen wie der Kamera, Sounddesign, Musik, Set, Drehbuch, Schauspiel und Direktion ist quasi perfekt und erhebt Stalker weit über die Summe ihrer Werte. Das er auch die Strugazki Brüder bekommen hat, um das Drehbuch schreiben zu lassen, spricht für die hohe Qualität des Werkes. Ein Werk, welches das Unbeschreibbare flüchtig einfangen möchte. Bei dem der Zuschauer ein Teil des ganzen wird. Die Kamera wird zum Wesen der Zone, aus dessen Augen wir in die tiefsten Tiefen der Psyche hineinspicken dürfen. Doch zwischen der vagen Erzählstruktur, der Surrealität der Umgebung und ständiger, nicht greifbarer Gefahr, ist Stalker gleichzeitig absolut geradlinig. Jeder der drei Protagonisten entspricht einer Philosophie. Der Schreiber, müde von der empirisch erklärbaren Welt, sucht etwas mehr, ohne dabei seine eigene Menschliche Unzulänglichkeit zu vergessen. Nihilistisch und entzaubert weiß er selbst nicht was er möchte, falls sie jemals den Raum erreichen sollten. Im Großen und Ganzen wird alles einmal ein Opfer der Entropie, welches auch bildlich eindrucksvoll mit der Zone dargestellt wird. Vielleicht möchte er nur mit etwas größerem in Kontakt treten, was seine verkantete Welt wieder frei macht. Der Professor, so scheint es am Anfang, versucht empirisch an die Zone heranzugehen und die bizarren Regeln der Zone in bekannte und wohlgeformte Formen zu kategorisieren. Das dies aber nicht der Fall ist, und er für das Wohl der Menschheit seine Identität abstreift, wird gegen Ende klar. Viel weniger nach einem Sinn suchend, erkennt er die Gefahr und Fragilität der menschlichen Psyche und deren wünsche. Dieses Geschenk ablehnend möchte er den Raum sprengen und so die Menschheit vor sich selbst bewahren. Zuletzt haben wir den Stalker selbst, der als eine Art Spiritualist agiert, dessen Kirche die Zone und dessen Gott die Hoffnung ist. Er erfindet seine Erfüllung als Prophet und Führer der Zone. Man weiß nie ob die Gefahren dort echt sind, was der Stalker wirklich gesehen oder vielleicht sogar erfunden hat. Er führt Menschen zu Schätzen, die er selbst nie erreichen wird. Die Zone ist für ihn die letzte Zuflucht für alle, die jegliche Hoffnung fahren lassen haben. Das er dabei, wie der Schreiber schon sagt, eher egoistisch vorgeht, auch wenn er sich einredet das er es für andere tut, fand ich dabei sehr bezeichnend. Auch die Geschichte mit Stachelschwein, der sein Leben und Familie für die Zone gab, unendlich reich wurde und sich dann erhängt hat, ist ein fantastisches Bild von der Unzugänglichkeit der innersten Wünsche und die grausame Erkenntnis und absoluten Wahrheit, die diese mit sich führt. Seine Meinung ändert sich auch rapide, als er die Motivation seiner mitreisenden erfährt. Möchte er ihnen doch die Glorie und Heilsamkeit der Zone zeigen, sind diese gar nicht daran interessiert und verhalten sich in seinen Augen blasphemisch. Toll dabei ist auch der Monolog seiner Frau, die sagt das sie es nie bereut hat mit ihm zu gehen, obwohl es so viel Leid mit sich gebracht hat. Die auch ohne die Gottheiten der Zone glücklich wäre, wenn er doch nur bleiben würde.
Handwerklich ist der Film eine Wucht. Every Frame a Painting trifft bei diesem Film so gut zu wie bei fast keinem anderen. Als der Film in Sepia Tönen beginnt, bekommt man ein Blick auf das Leben um die Zone herum, in starken Kontrasten und unzulänglicher zermürbtet. Fetzten liegen am Boden, die Feuchtigkeit hat sich in alles hineingefressen und bringt ein schmerzhafte kälte mit sich. Erst als sie die Zone betreten beginnt das Leben zu blühen. Ähnlich wie bei „Die Farbe“, existiert die Welt in Sepia Tönen, bis das Fremde der Zone Farbe ins Spiel bringt. Ich denke es soll den Einflussbereich der Zone widerspiegeln, was am Ende etwas klarer wird, wenn zwischen den zwei Modi hin und her gewechselt wird. So ist sein Zuhause außerhalb des Dunstkreises, bis auf die Tochter, die ein Beiprodukt der Zone ist. So spielt sie eine doppelte Rolle, als ein Kind der Zone welches die Zone selbst ist und auch als ein Sinn stiftendes Wesen für den Stalker, runtergebrochen auf den biologischen Sin des Lebens. Auch sind die Träume des Stalkers nicht von der Zone betroffen, kommen aber dann auf sonderbare Art und Weise in Farbe zum Leben.
Wie die Zone selbst ist Stalker ein unzugängliches, aber bereicherndes Werk, das viel vom Zuschauer erwartet. Wie der Professor und Schreiber erkennen, ist es am Ende der Weg der das Ziel war, anstatt vage Heilversprechung am Ende.