Nebenniveau - Kommentare

Alle Kommentare von Nebenniveau

  • 3 .5

    The 8th Night ist das das Regie und Drehbuch Debüt von Tae-Hyung Kim, bei dem er sich Geschichtlich, Erzählerisch und technisch ein wenig verstrickt.
    Die Hintergrund Geschichte ist etwas unnötig konfus gestaltet. Von den Augen eines Dämonen, Buddah und sieben Trittsteine, wird man rasant in die Geschehnisse von Suizidalen, Mönchen und einer scheinbaren Mordserie hineingeworfen. Die Charakter an sich sind alle ganz gut gestaltet und manche Dynamiken machen auch richtig viel Spaß. Aber Teilweise sind sie so extrem in ihren Rollen verfahren, das es auch nervig werden kann. Allen voran der Polizist, der durchgehend arrogant und nervig ist. Es ist schön das alle Charaktere auch kleine persönliche Schicksale haben, aber irgendwann wird das doch zu konfus, bzw zu ungeschickt erzählt. Gerade gegen Ende verstricken sich die Geschichte so sehr, das man gar nicht mehr genau weiß was eigentlich los ist. Außerdem ist der Dämon so vage umrissen, das man das Gefühl hat er kann alles oder auch nichts. Auch der Plan der Protagonisten wirkt sehr unausgegoren, vor allem wenn das ein Schicksal ist, das seit 2500 Jahren auf ihre Offenbarung wartet. Zeitlich hat der Film auch Probleme, sodass die Tage zu beginn des Filmes nur so dahinfliegen, ohne irgendwelches Gewicht zu haben. Man merkt das man nur Richtung der Titelgebenden Nacht hetzt.
    Man merkt das Kim etwas erzählen wollte und das er sich viel Mühe mit der Lore und den Charakteren gemacht hat. Leider fehlt ihm das Erzählerische Geschick die Geschichte Ordentlich zu erzählen, sodass der Film leider ein faden Nachgeschmack mit sich trägt.

    1
    • 7

      Wie der Titel verspricht, bekommt man eine kleine, nette Horror Geschichte aufgetischt, die sich nicht übernimmt und ihren Job gut macht, aber nicht so viel darüber hinaus.
      Das Artdesign des Filmes ist super. Die Masken, die Lore und Horror Elemente sind wirklich klasse gemacht. Der Film hat ein paar narrativ ungeschickte Elemente, die aber am Ende des Filmes komplett Sinn ergeben. Der Twist sieht man aber schon von weitem kommen, bietet aber eine tolle Meta-Narrative, die mit der mid-credits Szene noch einmal überspitzt wird.
      Ein kompetenter Horrorfilm, den man sich als Genre Fan auf jeden Fall mal ansehen kann.

      3
      • 6

        Der erste Teil war eine Überraschung für mich. Ich hatte richtig viel Spaß. Die Dynamik zwischen Samuel L Jackson als eine Persiflage von Samuel L Jackson und Ryan Reynolds als eine Persiflage von Ryan Reynolds hat einfach gut gepasst.
        Leider kommt Teil 2 nicht ganz an den Spaßfaktor des Vorgängers heran. Salma Hayek bringt etwas frischen Wind in die ganze Geschichte rein und ihr Charakter macht auch echt Spaß. Aber das ganze wird mit einem, sich zu ernst nehmenden Sideplot um den Kinderwunsch von Hayeks Charakter und unnötig komplexen Plan, der zu viel Raum einnimmt, den man durch etwas mehr Action und Komödie ersetzten können.
        Ein ganz netter Film, den man an einem faulen Sonntag mal anschauen kann.

        • 6 .5

          Als Fan des Found-Footage Genres, freu ich mich immer neue Filme über die Jahre zu entdecken. Ist Phoenix Tapes 97 nicht ein Paradebeispiel, was das Genre kann, macht es doch viele Dinge richtig gut. Die Mischung aus Found Footage und Mockumentary ist super gelungen und gibt mit den wahren Ereignissen, die sich scheinbar 97 in Phoenix zugetragen haben, ein interessanter und authentisch anfühlender Eindruck.
          Die Bilder sind diesmal etwas wilder, da es sich wirklich anfühlt, wie vier Typen die einfach etwas von ihrem Trip aufnehmen wollen. Da wird die Kamera auch mal für nur ein paar Sekunden angeworfen, da einer was Cooles gesagt hat. Was dabei gefilmt wird ist egal. So nervig es teilweise sein kann, wird das Chaos geschickt von den Mockumentary Teilen unterbrochen um etwas Luft zum Atmen zu bekommen. Die Horror Elemente sind auch ganz gut gemacht und haben etwas wirklich Gruseliges an sich. Bis man das Monster zu explizit sieht und jegliche Spannung aus den Szenen herausgesaugt wird. Auch wirkt das Ende etwas langgezogen, auch wenn es innerdiegetisch Sinn ergibt und der Film mit seinen 68 Minuten auch wirklich nicht zu lang ist.
          Ein netter kleiner Film, der sich ein kleines Konzept genommen hat und das bis zum Ende durchgezogen bekommt.

          4
          • 8
            über Pulse

            Bei The Pulse tu ich mir ein bisschen schwer. Ich liebe die Idee dahinter, die Ambiguität und der schleichende Kosmische Horror, der mit jeder weiteren bizarren Situation tiefer und erschreckender wird. Aber leider ist der Film handwerklich manchmal etwas rau und undurchdringlich.
            Ich find es toll, dass es quasi keinen richtigen Protagonisten gibt. Einfach eine große Situation mit verschiedenen Leuten, die darin zurechtkommen müssen. Ähnlich wie bei Ju-On, gibt es einem das Gefühl von etwas Größerem. Etwas das das Individuum und deren Bedeutung und Verständnis überschreitet. Das diese zwei Ansichten dann später zusammenkommen, um sich dann wieder zu versprengen, ist auch toll gemacht. Aber leider fehlt es innerhalb der Geschichten manchmal etwas an Struktur. Man wird von einem Ort zum nächsten geworfen. Immer mit anderen Augen betrachtet, wird manchmal etwas gezeigt, das später wieder auftaucht, man aber nicht wirklich kontextualisieren kann. Was überhaupt passiert, wird einem erst gegen Ende klar. Das liegt nicht nur daran, dass sich das Phänomen immer weiter ausbreitet, sondern auch die Weigerung der Charaktere irgendwelche Medien zu sich zu nehmen. So lahm auch Exposition durch Nachrichtensprecher manchmal sein kann, so wäre es doch gut gewesen um etwas Bezug zu Tokyo, Japan und der Welt zu finden. Nur einmal sehen wir eine reihe von vermissten Anzeigen, die uns sagen, das das Phänomen größer ist als nur der Lebensbereich der Charaktere.
            Was aber genau passiert, wird niemals wirklich klar. Das ist einerseits großartig, da es viel Potential zum Interpretieren lässt. Das Ganze wird aber auch geschwärzt durch Theorien von Charakteren, welche man einfach so serviert bekommt. Ob nun die Hölle voll ist und die Geister aus allen Nähten platzen, oder sie durch moderne Technologie einen Weg gefunden haben, die ewige Einsamkeit zu brechen, oder es nun doch die biblische Apokalypse ist, bleibt mit einem großen Fragezeichen versehen.
            Für mich ist es eine Allegorie über das Mensch Sein: Einsamkeit, Angst und dem vagen Lebenswille. Das Ganze lässt sich natürlich sehr gut über die japanische Gesellschaft stülpen, aber auch über den menschlichen Zustand an sich. Interessant dabei finde ich auch die Möglichkeit, dass Menschen, die sich in schwarze Flocken auflösen, zu der sich geöffneten Ursuppe gesellen, welche ihre Identität auflöst und zu einem niemals einsamen teil des ganzen macht. Bildlich ist der Film teilweise großartig. Die Geister wirken in ihrer Unschärfe und Art der Bewegung wirklich abstoßend. Die schwarzen Schatten, welche die Menschen hinterlassen, ist sicherlich auch eine Anspielung an die eingebrannten Schatten von Hiroshima und Nagasaki.
            Ein Film, in dem eine Unmenge steckt, der aber leider durch fehlendes Erzählerisches Geschick ausgebremst wird.

            2
            • 6 .5

              Als World of Warcraft 2004 herauskam, hab ich es für ein, zwei Monate gespielt. Vielleicht hatte ich Glück das ich früh rausgekommen bin. Freunde von mir sind dem Sog des MMORPGS für Jahre verfallen. Als dann tatsächlich ein Film rauskommen sollte, wirkte das eher wie ein billiger Cashgrab. Aus Langeweile und mit der Hilfe von Netflix, wollte ich mich zurücklehnen und schauen was dieser Cashgrab so zu bieten hat. Dabei wurde ich im positiven Sinne überrascht-
              Warcraft ist ein ordentlicher Fantasy Film. Die Welt von Warcraft wurde gut eingefangen und das Gefühl der Spiele wurde ebenfalls toll getroffen. Alles wirkt etwas größer und Cartoonish. Auch die Charaktere sehen interessant aus, so wie man sie aus den guten CGI Cutscenes kennt. Überrascht war ich dann auch von dem guten Umgang mit der Welt, der Magie, und den verschiedenen Kulturen. Auch die Charaktere wirken teilweise nicht einfach so hingeworfen, sondern haben interessante Facetten, auch wenn sie Fantasy Typisch sehr flach bleiben. Aber das ist tatsächlich okay.
              Natürlich hat der Film auch seine Schwächen. Die Exposition ist manchmal etwas arg dröge und oftmals auch sehr redundant. Für manche Charaktere und ihre Wünsche und Ängste, interessiert man sich auch nicht wirklich. Aber bevor es zu langweilig wird, kommt schon wieder was interessantes um die Ecke.
              Warcraft ist kein Meistwerk. Aber es macht das was es machen möchte ganz ordentlich mit sogar ein paar herausragenden Aspekten.

              • 2 .5

                Damals, als der Film in die Kinos kam, war ich vor Vorfreude kaum zu halten. Kichernd saß ich in dem bequemen Stuhl und wartete die Dunkelheit ab. Ein Science-Fiction Kammerspiel mit der Frage des Menschsein und der Erschaffung neuer Wesen. Als ich den Kinosaal verlassen hatte, stand mir die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Das konnte ich so nicht sitzen lassen, und ich wollte meiner Enttäuschung auf den Grund gehen. Nach einem weiteren Mal ist das Ergebnis leider dasselbe.
                Ex Machina ist kein schlechter Film. Die Schauspieler sind toll bis herausragend. Die Special Effects sind dezent, aber effektiv. Die Sets sind absolut brillant und eine Augenweide. Wo der Film bei mir eine volle Bruchlandung hinlegt, ist das Drehbuch. Die Dialoge sind okay geschrieben. Nicht clever, aber auch bei weitem nicht schlecht. Aber die Geschichte und die Philosophische Kernaussage ist so schlecht ausgearbeitet, dass es mir in der Seele weh tut.
                Der Kernkonflikt und der Turing Test sind unfassbar flach. Genau so auch die Symbolik, mit Masken an der Wand, falscher Haut und Blut. Alle tiefsinnigen Erkenntnisse, die in den Dialogen aufgearbeitet werden, fühlen sich eher wie ein Gespräch zwischen zwei Teenagern an, die zum ersten mal Gras geraucht haben und sich fragen, ob wir alle die selben Farben sehen. Calebs Leichtgläubigkeit ist auch ein Faktor, der mit jeder Szene schlimmer wird. Als Zuschauer fällt einem sofort auf das er an allen Ecken und Kanten manipuliert wird. Und als Entwickler und Tester der AI sollte ihm das auch auffallen, das ihre Gestik und Mimik auch einfach Teil des Spieles ist. Alles ist eine Inszenierung für ihn. Selbst als ihm das Bewusst wird und er sogar Bestätigung von Nathan bekommt, ändert das nichts an seiner Leichtgläubigkeit. Plötzlich denkt er sogar, er wäre selbst ein Android. Ein Gedanke den man als Zuschauer schon mal hat, aber bei ihm einfach aus dem Nichts kommt. Nicht mal ein Replika Glitzern in den Augen bekommen wir zu sehen. Wenig Sinn macht auch die Zeitlichkeit des Filmes. Wäre es eine Art Tagebuch, das man Lesen würde, hätte man kein Problem zwischen dem Frühstück, eines 10 Minuten Interviews und dem Abendessen. Das Funktioniert aber in diesen Film nicht. Man hat keine Ahnung was Caleb so dazwischen macht. Der Reaktion und Gesprächen Calebs nach, hängt er nicht mit ihm oder mit Kyoko rum. Starrt er die Wand an bis es Essen gibt? Das Ganze hätte man geschickt verweben können, wenn er selbst ein Roboter gewesen wäre, der für den Turing Test entwickelt wurde, aber auch das ist nicht der Fall. Auch ist sein Umgang mit Ava äußerst sonderbar, vor allem als Entwickler und Beta-Tester. Natürlich geht Nathan grob mit den Geräten um, er sieht es eben distanziert. Das ihm die Distanz fehlt, versteh ich nicht ganz. Klar ist es schockierend, wenn Nathan sagt, das ihr Gedächtnis komplett gelöscht werden muss. Aber warum er gerade diesen Fakt glaubt, will sich mir nicht erschließen. Furchtbar ist dann auch noch das Ende, das sich in seinem flachen Symbolismus suhlt und Ava in die Zivilisation schickt, obwohl der Pilot eigentlich wissen sollte, das er ein pasty white dude abholen sollte und keine Frau. Aber da war es eh schon vorbei.
                Ex Machina ist eigentlich ein Film der wie für mich geschrieben ist. Aber gerade, weil ich mich mit der Thematik so auskenne und schon unzählige Bücher, Comics, Filme und Spiele gesehen habe, die weitaus besser mit dem Thema umgehen, sitzt die Enttäuschung tief.

                6
                • 8
                  über Cruella

                  Seit I Tonya, bin ich ein großer Fan von Craig Gillespie. Er weiß einfach, wie man interessante Filme machen kann und scheut sich auch nicht davor, experimentell zu werden, oder über die stränge zu schlagen.
                  Der Film strotz nur so vor Charm und Cleveren Ideen. Man spürt richtig, dass jede Szene von vorne bis hinten komplett durchdacht wurde, und man jede Möglichkeit genutzt hat, etwas mehr Interessantes, unterhaltsames oder charmantes in die Szene zu einzubringen. Dazu ist das Drehbuch auch fantastisch gelungen, das mit vielen kleinen Motiven und Themen herumspielt, so dass auch kein Potential zurückbleibt, und alles in sich stimmig wird, egal wie chaotisch die Welt auch sein mag. Der letzte Geniestreich sind eindeutig die Emmas. Emma Stone macht ihre Rolle als Estella/Cruella fantastisch und bringt mit ihrer überzogenen Gestik und Mimik ein cartoonishes Flair mit sich, das einfach nur Spaß macht. Das merkt man vor allem wenn sie dezent gewisse Macken aus der Cartoon Vorlage nachmacht, wie ihre Haltung beim Autofahren. Emma Thompson macht als „Devil Wears Prada“ Tyrann auch eine fantastische Figur, die ihren Charakter auch weit über der reinen Bösewichtin hinaus gehen lässt. Sie ist ein Monster das über Leichen geht, wenn es sei muss, aber sie hat eben auch ein Gespür für das Talent von Menschen und weiß dieses auch zu nutzen. Ähnlich wie bei I Tonya, holt Gillespie hier wirklich viel von seinen Schauspielern heraus. Aber nicht nur bei den zwei leitenden Damen, auch all die kleinen Charaktere sind toll inszeniert und erinnerungswürdig gestaltet.
                  Die Geschichte ist auch toll. Erst einmal schnell abgerissen und mit einem plötzlich tragischen Schicksal besiegelt, ist die Mischung aus Abenteuer, Heist, Drama und Komödie fantastisch gelungen. So schmerzhaft teilweise auch der Umgang von Cruella zu ihren Freunden ist, so genial ist doch der Konflikt zwischen Baroness und Cruella. Die Punk Ästhetik und das spiel mit Vorurteilen und Symbolik ist großartig. Gestützt wird es durch die teilweise atemberaubenden Kostüme und detailverliebten und bezaubernden Sets. Wenn es dafür keine Oscar Nominierung gibt, läuft etwas schief.
                  Ich bin kein großer Disney Fan, vor allem was sie Geschäftsmäßig manchmal so abziehen. Aber sie Wissen es, tolle Projekte an die richtigen Leute zu geben, damit etwas besonderes daraus wird.

                  5
                  • 3 .5

                    Der vorerst (und hoffentlich) letzte Film der Bourne Reihe. Wenn man ständig von einem kreativen Bankrott in Hollywood redet, fällt mir kein besseres Beispiel als diese Filme ein. Der Film wird lieblos in eine Form gepresst, sodass das Produkt am Ende auch eher dürftig daher hinkt, anstatt etwas interessantes zu bieten.
                    Wieder flüchtet Bourne. Wieder eine Verschwörung in den höchsten Kreisen des Staates. Wieder ein neues Dark-Ops Projekt das gestartet wurde. Und wieder eine Jägerin, welche sich dann im Verlauf des Filmes zur Komplizin wandelt. Dazu wird gleichgültig die immer gleichen Action Szenen in neuen Umgebungen abgedreht. Das Ganze nimmt schon fast lächerliche Formen an, wenn die letzte große Verfolgungsjagd auf der Kilometer langen Gerade in Las Vegas stattfindet. Das die Leute auch keine wirkliche Lust mehr haben, spürt man auch an allen Ecken und Kanten. Matt Damon gibt sein bestes, aber sein Charakter wurde im Verlauf der Serie so verstümmelt, das er eigentlich nichts mehr hat, woran er arbeiten kann. Julia Stiles hat komplett aufgegeben und spielt ihre Dialoge so aus, als ob sie sie gerade zum ersten mal liest. Tommy Lee Jones macht eine ganz gute Figur, kann aber mit dem schwachen Drehbuch auch nicht mehr anfangen. Genau so Vincent Cassel, deren Charakter total overengineered wird.
                    Die Action wirkt jetzt endgültig altbacken und die Kamera und der Schnitt sind nach wie vor grauenhaft. Auch kommt die Serie einfach nicht über Bourne VS Typen vor Bildschirmen hinaus. Die Szene in Griechenland sind tatsächlich toll gemacht und ist super mit der Örtlichkeit und der randalierenden Situation verbunden. Aber die ganzen Örtlichen Änderungen haben keinerlei Auswirkung und werden auch nicht clever genutzt. Die Geschichte mit den Social Media Giganten wirkt auch eher wie eine Randnotiz, und macht einen Punkt, den man bei Nennung von Snowden lieber nicht machen sollte. Es will sich auch bis jetzt nicht wirklich erschließen, was an dieser neuen Black Ops so anders sein soll. Können sie doch jetzt schon alle Videos hacken, alle Handys und sogar den Strom Blockweise abschalten, auf der anderen Seite der Welt. Absolut absurd. Auch war es sonderbar, den Vater von Bourne mit ins Spiel zu bringen, für den man plötzlich mitfühlen soll, das aber bei einem kritischen Gedanken sofort in sich zusammen fällt.
                    Ein Film der auf keiner Ebene wirklich brilliert und auf so vielen nicht mal passabel sind. Gut dass das Franchise vorbei ist!

                    • 7 .5

                      Es fällt mir schwer Twin Peaks richtig zu bewerten. Es hat Aspekte, die einfach großartig sind. Die Geschichte bleibt immer spannend und undurchschaubar: Vom Mörder von Laura Palmer, zu der dunklen Machenschaften hinter der Grenze, über Bob und Windom Earl. Die kleinen Nebengeschichten der Charaktere, die einem wirklich ans Herz wachsen, sind auch toll gemacht und interessant. Das Ganze wird natürlich noch verstärkt durch die triefende Schicht von Soap Opera Schmalz. Die besticht aus Genre typischer Belichtungen, Musik und Dramaturgie.
                      Die Charaktere sind natürlich auch ganz stark. Mit so vielen interessanten und erinnerungswürdigen Personen, für die sich andere Serien ein Bein ausreisen würden. Ob es nun Cooper, die Log Lady, Leo, Hawk, Andy, Doktor Jacoby oder unzählig weitere. Alle sind fantastisch gestaltet und haben alle ihre eigenen quirks, die einfach nur Spaß beim Zuschauen machen.
                      Das Ganze wäre natürlich auch kein Lynch Projekt, ohne eine kräftige Priese Surrealismus. Dieser wird fantastisch in die Geschichte verwoben, ergibt manchmal mehr oder weniger Sinn, ist aber innerdiegetisch stimmig. Gerade wenn es um die Lodges geht, dreht Lynch richtig auf und bringt herrlich bizarre und verstörende Bilder auf den Flimmerkasten.
                      Leider kann die Serie das Niveau nicht immer halten. Gerade die zweite Staffel wirkt für mich etwas zu weit ausgedehnt, das es Folgen und ganze Handlungsstränge gibt, die einfach nicht so gut bei mir ankamen. Der Mord an einem scheinbar gewaltsamen Ehemann wird viel Raum gegeben, ohne das es irgendwo wirklich hinführt oder die Charaktere großartig beeinflusst. Hier haben sie sich etwas zu sehr an den Soap Operas orientiert und füllen wertvolle Sendezeit mit teilweise uninteressanten Geschichten. Auch bin ich nicht so ein Fan von manchen Entscheidungen, die gefallen sind um die schwindenden Zuschauerzahlen beizubehalten. Ich mochte die Beziehung zwischen Cooper und Audrey, die sie auch gerne hätten weiter entwickeln können.
                      Nichtsdestotrotz ist Twin Peaks ein allein stehendes Meistwerk, das leider auf einem zu großen Cliffhanger verblieb, auf den Fans ganze 25 Jahre lang warten mussten. Ich bin auf jeden Fall mal sehr gespannt auf Twin Peaks – The Return.

                      1
                      • 9

                        Sion Sono ist einer dieser Ausnahmekünstler, bei dem eigentlich alles was er anfasst, zu irgendeinem Edelmetall wird. Es muss nicht immer Gold sein, es kann auch mal Platin oder ähnliches werden, aber es ist immer wertig und in dem was es ist großartig. Zumindest muss ich bis jetzt noch ein Film von ihm sehen der mir nicht gefallen hat.
                        Bei ‚Why don’t you play in hell?’ ist es ähnlich wie bei Tokyo Tribes, das eigentlich keine all zu tiefe sich hinter dem Spektakel versteckt, wie bei Tag, Suicide Cirlcle oder Anti-Porno. Es ist viel mein ein Spiel mit Klischees und dem Kompletten verausgaben als Künstler. Die ganze Geschichte nimmt sich dabei nicht wirklich ernst und spinnt ein überzogener Stereotyp dem anderen hinterher. Zum Beispiel hat die Schlacht der Yakuza Clans vor 10 Jahren ein Ende gefunden, weil beide Bosse sich gegenseitig sehr cool finden. Im Allgemeinen, das Spiel der Yakuza, mit dem was sie sind, wie sie nach außen wirken und wirken möchte, ist hier fantastisch inszeniert. Ich bin ein großer Fan von Yakuza Filmen und kein so großer Fan der echten Yakuza, da tat es mal gut sie filmisch zu entblößen, für das was sie sind: Poser. Das ganze verbunden mit einem bizarren Filmprojekt, und einem Kinderstar, welche die Leben von so vielen Leuten berührt hat, setzt dem ganzen einfach noch die Krone auf.
                        Mehrgleisig geht die Geschichte langsam voran, bis sie zum fulminanten Finale endlich zusammenführt und beispielslose Hingabe aller beteiligten bietet. Dabei bietet der Film so viele interessante und zum Wegschmeißen komische Charaktere. Von der wilden Frau des Yakuza Boss, der selbst auch schrulliger nicht sein könnte. Von dem anderen Yakuza Boss der aus Style Gründen eher auf traditionelle japanische Werte setzt und eine schon krankhafte Obsession mit der Tochter des verfeindeten Clans hat. Diese ist die nun erwachsene Misako, welche damals mit einer Zahnpasta Werbung furore machte, die einem einfach nicht aus dem Kopf gehen möchte. Die sich zufällig einen alten Fan angelächelt hat, der jetzt alles für sie macht, bis zur absoluten Schmerzgrenze. Natürlich darf man auch die Fuck Bombers nicht vergessen. Guerilla Filmmacher, wie man sie seit Cecil B Demented nicht mehr gesehen hat. Ihr Anführer ist dabei ein absolutes Original und einer der Spaßigsten Charaktere die ich seit langem gesehen habe. Jeder von Ihnen besticht durch eine starke Persönlichkeit und wilden Emotionen und Mimiken, die einfach nur Spaß machen.
                        Das ständige durchbrechen von der „Realität“ und den Wunschvorstellungen ist clever gestaltet und in die Geschichte miteingebunden. Die Realität wird einfach auf so viele Art und Weise gebrochen, mit der leisen Überspitzung in der letzten Einstellung.
                        Ein Meisterwerk, in dem Kitsch zu Kunst wird, und zwar aller erster Güte.

                        3
                        • 6

                          The Djinn ist wie eine Hausaufgabe eines äußert talentierten Schülers. Wie jemanden in einer Kunstakademie dazu zu bringen, ein berühmtes Gemälde oder Stil nachzuzeichnen, nimmt sich The Djinn ein einfaches Konzept in einem begrenzten Raum und holt so viel es geht dabei heraus.
                          Einschränkungen fördert die Kreativität. Hier ist die ganze Geschichte, sobald die Umstände soweit erklärt wurden, nur auf ein stummes Kind, ein Apartment und ein Geist beschränkt. Was Charbonier und Powell dabei aus den geringen Zutaten herausholen ist fantastisch. Nichts davon, was man nicht schon mal irgendwo gesehen hat, aber so fantastisch in seiner Ausführung, das es doch richtig Spaß macht. Die Metaebene der Geschichte um den Selbstmord seiner Mutter, wird dabei ebenfalls ausgezeichnet verarbeitet. Der Junge ist dabei auch kein dummes Opfer sondern stellt sich sehr clever und effektiv an. Der Djinn als Geist ist dabei auch sehr effektiv, vor allem wenn man alles aus den Augen des Jungens betrachtet. Leider verziehen sie das Lenkrad etwas auf der Zielgerade, welches das gute Ende zermürbt und bei mir 1-0.5 Punkte gekostet hat.
                          Für Horror Fans und vor allem von solchen, die das Handwerkliche dahinter interessiert, ist the Djinn auf jeden Fall zu empfehlen.

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                          • 7 .5

                            Das Mädchen das durch die Zeit sprang ist ein Film, wie er direkt aus Makoto Shinkai Hand stammen könnte, wurde aber von den ebenfalls sehr talentierten und interessanten Mamoru Hosoda, der durch so tolle Filme wie „Der Junge und das Biest“ oder „Summer Wars“, ein paar richtig tolle Anime produziert hat.
                            Ein durchschnittliches Mädchen, das glücklich im Status Quo des Highschool Lebensstil verharrt, wird plötzlich die Macht zuteil, durch die Zeit springen zu können. Wie genau das Funktioniert, oder welche direkten Auswirkungen es auf das Raum/Zeit Kontinuum hat, wird nie wirklich erklärt, aber das ist auch nicht wichtig. Es geht trotz des sehr hochgestochenen Konzepts von Zeitreise, eben um Makoto und ihr verlangen, ihr Leben zu streamlinen und Fehler auszumerzen. Makoto ist dabei eine wunderbare Protagonistin, voller Fehler und kindischer Entscheidungen, bei denen man sich die Hände über den Kopf zusammenschlägt, aber eben sehr gut zu dieser Dumpfbacke passen. Und wie es bei einem guten Film sein soll, entwickelt sich die Protagonistin, und durch ihr Handeln, ihre Fehler und Erkenntnisse etwas über uns selbst lernen. Über Momente in unserem Leben, Aspekte, die wir gerne anders gemacht hätten, und den ganzen Rattenschwanz, der solch eine Entscheidung mit sich bringen würde.
                            Die Geschichte wird dabei sehr liebevoll und lustig erzählt, haut dann aber auch in den emotionalen Momenten richtig rein, vor allem wenn sich ihre Zeitsprünge aufgebraucht haben, und das lockere und formbare Leben von Makoto plötzlich in brutaler Stringenz verfällt. Sind schockierende Ereignisse doch hart wenn sie einen treffen, trifft es einen nur noch härter, wenn man diese kommen sehen kann oder sogar zu 100% weiß das man daran Schuld hat, und nichts mehr machen kann. Besonders hart trifft das Makoto als sie verwundet an einem Abhang der Realität in das Auge sehen muss, das es kein Weg mehr zurückgibt. Dass das dann doch nicht ganz die Wahrheit ist, und eine andere harsche Realität mit sich zieht, mach es nur marginal leichter zu verkraften.
                            Das Mädchen das durch die Zeit sprang ist ein toller Coming-Of-Age Film mit einer grandioses magischen Komponente, welche das Grundthema von der Vergänglichkeit der Zeit und dem gnadenlosen brechen und bersten des Status Quo fantastisch beschreibt.

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                            • 8
                              über Ran

                              Das fantastische Epos von Akira Kurosawa. Eine Geschichte angelehnt an König Lear, über das Altwerden, dem Macht Vakuum, der Gier und geglaubten Loyalität, ist hier fantastisch getroffen. Nicht nur handwerklich besticht der Film durch typisches geometrisches Formen und Bewegungen in den Szenenbildern, auch durch die Unmenge von Extras und dem gewollt überzogenen Mimik und Reaktion des Daimyo Fürsten Ichimonji, wird ein unfassbar filigranes und mächtiges Werk geschaffen. Every Frame a Painint nimmt bei Ran eine neue Dimension an, da Kurosawa tatsächlich fast alle Szenen als Ölbild-Storyboard verewigt hat. Und das merkt man auch. Sein Auge und Gespür Einstellungen in Szene zu setzten sind einfach nur meisterhaft. Er bringt dabei starke Bilder zum Leben, in denen das ganze Medium des Filmes ausgenutzt wird, und jede Position, Untergrund oder Setting auch das innere der Charaktere widerspiegelt. Auch das Drehbuch ist ein absolutes Meisterwerk, wie die Brüder schon von der ersten Szene an direkt und indirekt dargestellt werden. Wenn alle Gäste den Fürsten allein lassen und nur Sabu sich die Mühe macht, seinem Vater etwas Schatten zu verschaffen, sagt das mehr über ihn als Charakter aus, als alle Sätze, die bis dahin gesprochen wurden. Die Sets (vor allem das imposante Himeji-Schloss) werden fantastisch eingesetzt und die Kostüme sind ebenfalls brillant in typisch japanischer Schlichtheit und Komplexität. Der Einsatz von Farben ist in diesem Film auch so überlegt. Alles gehört zu einer großen Symphonie und, diese Spielt in perfekter Harmonie ohne einen falschen Ton.

                              6
                              • 8 .5

                                Ich stecke Sieben Samurai gerne in eine Kategorie mit Filmen wie Beispielsweise Fritz Langs M – Eine Stadt sucht einen Mörder. Fantastische Werke, bei denen man immer wieder überrascht wird, wenn man sich die Zeit anschaut in denen sie entstanden sind. Beide wirken so modern und selbst nach all der Zeit innovativ. Meistwerke die ihrer Zeit voraus waren.
                                Die Geschichte ist dabei so einfach wie effektiv. Mit einer Reihe von sympathischen und fantastisch ausgearbeiteten Charakteren. Nicht nur auf die Sieben Samurai, sondern auch die Dorfbewohner als Gemeinschaft und ein paar herausstechende Persönlichkeiten. Die Geschichte ist dabei auch meisterhaft erzählt und betrachtet nicht nur die Situation, in derer sie sich befinden, sondern auch das Innenleben der Charaktere immer wieder neu und detailliert. So wird aus jedem Charakter mehr als nur die Summe seiner Tate und Worte. Die absolute Detailverliebtheit der Sets, des Dorfes und der Kriegsstrategie spürt man auch auf eine einnehmende Art und Weise. So hat Kurosawa tatsächlich für jeden Bewohner des Dorfes einen Stammbaum angefertigt, damit die Bewohner auch untereinander kohärent und authentisch agieren.
                                So sind nicht nur die zwischenmenschlichen Aspekte großartig inszeniert, sondern auch die Aspekte, welche die vorherrschende Situation übersteigt. Die Rolle der Samurai, der Bauern, der Gesellschaft als Ganzes. Nur die Banditen werden mir persönlich etwas zu wenig Beachtung geschenkt, aber das macht den Film bei weitem nicht schlechter. Auch die Kampfszenen sind toll und authentisch kreiert. Selbst so Aspekte wie zwei Schießgewehre, und welche Konsequenzen das für das Dorf und deren Verteidigung haben kann, ist toll ausgearbeitet und wird in aller Brutalität gezeigt.
                                Ein absolutes Meisterwerk der Filmgeschichte. Und ähnlich wie viele Werke von Shakespear, ein Archetyp einer Geschichte, die unzählige Male kopiert oder inspiriert wurde.

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                                • 6 .5

                                  Auch wenn „Hoffnung“ für mich wieder ein aufwärts Schwung nach „Glaube“ ist, bin ich im Allgemeinen doch eher enttäuscht von der Trilogie. Bietet der erste Film „Liebe“ doch so viele interessante Ansatzpunkte und erschafft damit ein, für mich ganz neues Genre, der symbolischen Dokumentation, welche auf so geschickte und grandiose Art und Weise die Grenzen zwischen Realität & Fiktion, Individuum & Mensch kulturübergreifenden verschwimmen lässt. War diese grandiose Freiheit und Feingefühl, viel zu eng in Teil zwei gespannt, und wieder etwas zu spezifisch im nun letzten Teil.
                                  Aber das Gefühl von „Liebe“ kommt hier auch rüber. Als eine Art Coming-Of-Age Film, dreht es sich um Liebe, Vertrauen, Grenzen testend und dem eigenen Glück. Für mich als Mann, war es auch sehr interessant ein Blick in die Gespräche und Gedanken von Pubertierenden Mädchen zu bekommen, mit einer Genderübergreifenden, kräftigen Priese Fremdscham und was sonst noch alles so dazu gehört. Man hat auch gleich das Gefühl einer nervigen Klassenfahrt bekommen, bei denen das laute Toben auf den Zimmern eben irgendwie dazu gehört.
                                  Melanie ist dabei ein interessanter Charakter, welche sich in den hiesigen Arzt verliebt, der sich keinerseits bemühte ihre Avancen zurückzuweisen, treibt er ihre Sehnsucht nur immer weiter voran. Das Ganze war schon sehr unangenehm. Durch die Augen von Melanie gefiltert, wirkt es wie ein typischer Teenager Traum, aber durch die Dokumentarische Machart, wird dieser Filter nie wirklich dick aufgetragen und die schmierigen Ambitionen des Arztes, der es eigentlich besser wissen müsste, ist dann schon echt unangenehm. Auch sind ihre Entscheidungen, typisch für ein Teenager, nicht wirklich durchdacht und von unbeachteten Konsequenzen für sie. Wenn sie in einer Kneipe mit einer Daterape Droge ausgeknocked wird, weiß man gar nicht ob sie überhaupt weiß oder versteht was da passiert ist oder hätte passieren können. Interessant war auch die Einseitigen Telefonate von ihr zu ihrer Mutter.
                                  Hat es in Liebe noch gut funktioniert, hätte ich mir bei Hoffnung etwas mehr Blick auf das Alltagsleben gewünscht, das einem ein ganzheitlicher Blick auf die Geschehnisse etwas verwehrt hat. Nichtsdestotrotz war es ein spannender Einblick und eine spezifische Geschichte mit genügend Interpretationsraum um auch als mehr als das Verstanden werden zu können.

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                                  • 7 .5
                                    über Creep 2

                                    Fortsetzungen zu machen ist immer schwer. Wie weit möchte man selbe Pfade nochmal durchwandern? Was will man neu machen oder ändern? Was macht den Kern des ersten Teiles aus und erweitern wir diesen mit der Fortsetzung?
                                    Creep 2 ist das absolut gelungen. Mit einer ähnlichen Prämisse wird mit Sara aber ein fantastischer neue Faktor in dem Mix gebracht, den Aaron öfters vor den Kopf stößt. Natürlich muss man alles was Aaron sagt, begutachten und nicht für bare Münze nehmen, aber die Midlife Crisis wirkt echt. Man hat auch das Gefühl das er etwas wirklich ehrliches machen möchte, spätestens als Sara seine Vorstellungen maßlos übertrifft. Das es für sie dabei zu weit geht, war nur eine Frage der Zeit. Das es dann so kam wie es eben kam, war interessant hergeleitet und mit einer Prise Zweifel auch durchgehend faszinierend gestaltet.
                                    Ich habe tatsächlich den Film schon früher einmal angeschaut, ohne den ersten Teil. Damals fand ich die Dynamik ob er jetzt das was er vorgibt zu sein scheint oder nicht ganz interessant. Aber Creep 2 funktioniert nochmal besser als Fortsetzung. Ich bin schon sehr gespannt was in Creep 3 auf uns warten wird.

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                                    • 7
                                      über Creep

                                      Bei Creep ist der Name Programm. Als kleines, bitterböses Horror-Komödien Experiment von zwei Freunden, wird einem etwas Tolles geboten. Das Found-Footage Element wird nicht ganz so ausgiebig genutzt, wie ich es mir wünschen würde, und Aaron ist manchmal eher eine Pfeife an der Kamera, wenn er das manuelle Zoom einfach nicht ausschalten möchte. Aber da hören die negativen Aspekte schon auf. Die Dynamik zwischen dem Videographer Aaron und dem geistig zerrütteten Josef, der im Herz ein aufgedrehter 8-Jähriger auf einem Zuckerrausch ist. Die Improvisierten Situationen und Dialogen sind fantastisch gemacht und wenn Aaron plötzlich allein dasteht, beginnt auch beim Zuschauer das Herz bis in den Hals zu schlagen.
                                      Eine überraschende, aber willkommene Wendung bekommt der Film, als das Treffen der zwei abrupt endet und Josef sich von seiner besten Stalker Seite zeigt. Dabei bleibt er durchgehend wahnsinnig aber erklärt sich auch so gut, dass man etwas Verständnis in seinem Handeln findet.
                                      Ein Kleinod des Genres, das man sich auf jeden Fall mal antun kann.

                                      • 8

                                        Schon wieder ein kleiner Genie Streich von Sion Sono. Die ersten zwanzig Minuten des Filmes sind so unfassbar intensiv, wie ich es bis jetzt kaum erlebt habe. Das Bahnbrechende Tempo, mit genauer Zeitangabe, bei denen das Leben der kleinen Dysfunktionalen Familie auf den Kopf gestellt wird, ist atemberaubend. Vorangetrieben durch den manischen Verkäufer exotischer Fische Murata, muss sich die Welt seinem Temperament und Tempo beugen. An nur einer Stelle, tritt er aufgrund des Selbsterhaltungstriebs auf die Bremse. Zu allen anderen Zeiten heißt es, wer bremst, verliert! Sympathisch und geschickt weiß er, die wunden Punkte seiner Mitmenschen zu treffen und diese anzusprechen. Dabei bleibt seine Motivation bis zum Ende sehr schleierhaft und undurchdringlich. Er ist eine Naturgewalt, die einfach alles mitreißt.
                                        Und wenn Murata jemanden ins Auge gefasst hat, wird dieser nicht ungeschoren davonkommen. Wie in einem unaufhaltsamen Malstrom, wird der Familienvater Syamoto gnadenlos davon gerissen und zum Komplizen von Murata und Aiko. Mehrmals bis zum absoluten Rand gepushed, findet Syamoto einzig Trost in der Sehnsucht des kosmischen Nihilismus. Genau im Mittelpunkt zwischen Entstehung und Ende der Erde, blickt er verträumt in die Projektionen der Sterne. Bekommt man nur eine vage Ahnung wie das Leben der Familie vor dem 20ten Januar war, ist es jetzt viel turbulenter und persönlich anstrengender, aber sonderweise nicht arg viel schlimmer. Der Tochter scheint es besser zu gehen und seine Frau bekommt auch wieder neuen Lebensmut eingebleucht. Dass das ganze aber natürlich nicht gut gehen kann und sich dann alles gewaltsam wendet, war abzusehen und endet in einem fantastisch depressivem finale, in dem die eh schon vage Familienstruktur endgültig zerfetzt wird.
                                        Ein Film über zwischenmenschliche Beziehungen, gesellschaftliche Regeln, Selbstverwirklichung und Konsequenzen. Von tollen Schauspielern verkörpert und niemals langweilig, wird mit einem gewissen dokumentarischen Stil etwas Waghalsiges und wagemutiges auf die Leinwand gezaubert.

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                                        • 8

                                          Nach dem Ende der Serie, waren viele Fans extrem unzufrieden. Zu Abstrakt, mit zu vielen offenen Fragen. So hat sich das Team hinter Evangelion erbarmt und zwei Filme herausgebraucht.
                                          The End of Evangelion bietet eine alternative für die letzten zwei Folgen der Serie. Weniger interne Dialoge und mehr expliziter Wahnsinn. Wenn man den Film direkt nach dem Ende anschaut, bekommt man ein kleines Schleudertrauma, wenn sich Shinji durch die internen Dialoge zu einem besseren Menschen entwickelt hat und tatsächlich etwas Glück gefunden hat, ist der Shinji am zu Beginn des Filmes katatonisch und zermürbt. Verzweifelt versucht er sich jemanden mitzuteilen und möchte Asuka aus ihrem Koma wecken. Als ihn die Lust überkommen hat, ist auch der letzte Lebensfunke in ihm erloschen. Durch den Selbsthass und der Schande, für das was er getan hat, möchte er nur noch sterben.
                                          SEELE möchte das Human Instrumentality Project endlich beenden und die Menschheit auf eine neue Stufe der Evolution hieven. Formlos, entfernt vom Bild der Lilith, mit jeglichen Grenzen des Egos aufgebrochen. Rabiat zerstören sie dabei die Überreste der Gefront und töten alle die ihnen im Weg stehen. Befreit von der Gefahr der Engel möchte Gendo sein Ziel endlich verwirklichen, wird dann aber von Rei überwältigt, die durch eine Epiphanie endlich ihren wahren Existenz Grund gefunden hat.
                                          Jegliche Bremsen und Stützräder werden abgenommen. Für alle Beteiligten geht es um alles oder nichts, jetzt da der letzte Engel gefallen ist. So wird auch gnadenlos und brutal gekämpft, und jegliche Mauern und Schilde abgerissen. Die Kämpfe sind dabei fantastisch inszeniert, genau so auch das Design von Lilith/Adam/Rei, dass sich mit dem Eva01 verbindet und den Traum von SEELE wahr werden lässt.
                                          Explizit wird das Schicksal aller gezeigt, mit geöffneten Armen, wird alles implizite umgedreht. Shinji als Katalysator, steht vor einer monumentalen Entscheidung: Die nächste Stufe der menschlichen Existenz, in kompletter Auflösung des Egos und aller Bedürfnisse, oder doch das Leidbehaftete Leben von Individuen. Passend zum dargestellten Mantra der Serie, das man durch Konflikt wächst und sich bessern kann, wählt er letzteres und bleibt auf einer kargen Erde zurück, mit einem überwältigenden Gefühl der Hoffnungslosigkeit, in einem Universum, in dem alles möglich ist, solange die Erde und Sonne sich drehen.
                                          Der Film macht genau das was er vor hatte: Ein zufriedenes Ende für die Serie zu stellen. Hatte ich nie ein großer Hass gegen die Originalen letzten Folgen, finde ich denselben, internen Konflikt, hier viel besser und symbolisch klarer dargestellt. Wogegen aber das Ende der Serie mit hoffnungsvollen Augen nach Vorne geblickt hat, lässt das Ende des Filmes einen mit existentieller Angst zurück, wenn man die karge Wüste, in der Shinji neben Asuka aufwacht als Realität wahrnimmt. Wenn man dies doch auch als Symbolik sieht, kann man auch etwas hoffnungsvoller nach vorne blicken, mit einem Shinji der trotz solchen Schmerzes und Leid, doch den härteren Pfad wählt.

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                                          • 10

                                            Neon Genesis Evangelion ist mein Lieblingsanime. Es gibt viele Serien, die ich sehr mag, aber bis jetzt hat es noch keiner geschafft, NGE vom Thron zu stoßen. Das geschickte umweben von Unterhaltung, Komödie, waghalsiger Action und Magengruben verdrehenden Implikationen ist fantastisch gelungen.
                                            Der Anime ist absoluter Kult. Vom Opening, den Charakteren, Setdesigns, Szenen und Konzepten, gibt es glaub ich nur wenige ähnlich Einflussreiche Anime wie NGE. Und das vollkommen zu Recht! Bahnbrechend spielt der Anime seine absoluten stärken in den Kämpfen und der Lore aus, lässt dabei aber auch platz für Spaß und Schabernack. Im selben Anime, indem ganze Folgen den zermürbenden Geisteszustand des Protagonisten in Philosophischer wie auch Abstrakter Art darstellt, gibt es ein Haustier Pinguin namens Pen-Pen und eine Folge, in den zwei Charaktere ein Tanz einstudieren müssen. Die Abwechslung ist fantastisch, auch wenn sie sich manchmal etwas auf den gesamten Ton der Serie niederlässt, was etwas an der Kohärenz kratzen lässt. Es ist auch bei weitem kein Perfekter Anime, aber eben doch durch das was er auf die Beine gestellt und das Erbe das es hinterlassen hat, einer der ganz großen.
                                            Die Lore hinter den Evas, Engeln, Adam, Lilith, SEELE, GEHIRN, NERV, schwarzen und weißen Monde ist teilweise etwas überfordernd und wirkt durch seine Vagen Implikationen auch etwas unnahbar. Das dahinter aber etwas Festes steckt, merkt man wenn man sich näher damit beschäftigt. Limitiert auf 20 Minuten pro Episode, müssen gewisse Erkenntnisse und Konzepte etwas knapp ausfallen. Aber nichtsdestotrotz bietet der Anime genügend Informationen und Raum zu Interpretation. Oftmals ohne explizit zu werden, bekommt man doch ein gutes Bild der Voraussetzungen und Situation, in dem die Welt gerade steckt. Ein Bild, das mit jedem Mal anschauen etwas reicher wird, da man alte Informationen wieder aufgreift und endlich neu kontextualisieren kann.
                                            Was diesen Anime auch so großartig macht, ist die Darstellung der Charaktere. Auch abseits von Shinji wird tief in die Psyche der Charaktere und deren Denk- und Handlungsmuster eingetaucht, welche einem ein authentisches Bild abgeben. Auch kleine Nebencharaktere bekommen im Verlauf durch ihr Handeln und Austausch von Gedanken eine interessante und klare Persönlichkeit, die sich von den anderen abhebt.
                                            Künstlerisch ist die Serie eine absolute Bombe. Das Design der Stadt, des Geo-Fort, der Engel und Eva ist brillant und kreativ. Die Konzepte leben richtig auf wenn sie in Bewegung gesetzt werden und bieten einen atemberaubenden Augenschmaus. Auch die Voiceactor machen einen grandiosen Job, der bei mir mehr als einmal heftige Gänsehaut hervorgerufen hat. Auch die abstrakten, inneren Dialoge sind gut gestaltet und visuell unterstützt. Das Sounddesign und die Musik ist auch auf einem neuen Level, von denen viele Anime nur träumen können.
                                            Etwas, das einem erst später richtig klar wird, oder durch all die fantastische Action und Weltendenden Szenarien verdrängt wird, ist das Neon Genesis Evangelion im Kern eine Coming-of-Age Geschichte ist. Meine Freundin hat nach dem Ende passend gesagt: „Therapie: der Anime“. Das macht natürlich die anderen Konzepte nicht kleiner, zeigt aber ganz klar was die Message war, die Hideaki Anno verfolgt hat. Nirgendwo wird das klarer als in den letzten zwei Folgen, die mich beim ersten anschauen mit 15 komplett überrollt haben. Was er erzählen möchte, ist eine tief menschliche Geschichte von Einsamkeit, Angst und die Überwindung dessen. Das ganze wird noch etwas klarer im Film: The End of Evangelion.

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                                            • 4 .5

                                              Der größte Nachteil, den Paradies: Glaube hat, ist das es der Nachfolger von Liebe ist. Alles was diesen Film so ausgemacht hat, fehlt hier oder wird in ein sonderbares Extrem gelenkt. Ohne den Vorgänger, wäre der Film wahrscheinlich eine 6 für mich, aber es existiert eben nicht in einem Vakuum.
                                              Es ist sonderbar das der Film mit einem Schocker beginnt, der teilweise bis zum Ende keine wirkliche Relevanz hat. Auch ist es relativ schwer, unsere Protagonistin richtig einschätzen zu können. Weltfremd und Fromm. Man kann noch mehr über sie herausfinden, via der Behandlung der Katze, aber das verleiht ihr keine tiefe. Besonders Schade ist das, wenn man eine Szene gegen Ende des Filmes nimmt, bei der sie eine betrunkene und lebensmüde Frau mit ihrem Glauben helfen möchte. Hier zeigt sie wirkliche Charakterliche Stärke, welche sich von der oberflächlichen Frommheit abhebt. Aber zu der Zeit als die Szene kommt ist es schon fast zu spät. Dabei hätte es kein wirklich unterschied gemacht, diese früher zu zeigen und die starke Überzeugung abseits von selbsthass und -bestrafung zu zementieren. Stattdessen wird sie in unrealistische Szenarien geworfen, wie eine Orgie im Park, was sie in dem Moment schockiert aber sonst keinerlei Auswirkung hat. Die Geschichte mit ihrem Ehemanne und ob sie nun ihm oder doch Jesus gehört, ist dabei auch nur mäßig interessant. Dazu ist sein Charakter einfach zu schwach ausgearbeitet oder dargestellt.
                                              Ähnlich wie Liebe ist der Stil des Filmes auch eher dokumentarisch. Gab es aber bei Liebe unzählige Ansatzpunkte, bei denen das Thema Liebe auf fantastisch vielschichtige Art und Weise erörtert werden kann, ist Glaube doch nur ein Abklatsch eines überzogenen Beispiels, das zu spezifisch ist um etwas außerhalb der Situation zu erkennen.

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                                              • 8 .5

                                                Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Absichten. The Guilty ist ein fantastischer Thriller, der ein besonderen mix aus Kammerspiel und Mauerschau bietet. Mit einer großartigen und spannenden Geschichte, tollen fehlerhaften Charakteren und einem der besten Drehbücher die ich je auf Film gebannt gesehen habe. Gustav Möller hat wirklich alles aus dem Konzept herausgeholt, mit keinem Gramm unnötigen Fett. Das Ganze ist auch so großartig inszeniert, dass mir regelmäßig die Luft weggeblieben ist oder sich eine grausame Gänsehaut über meinen ganzen Körper ausgebreitet hatte. Der absolute Geniestreich dabei, ist die Verbindung mit unserem Protagonisten, und was all das in ihn auslöst. Ist er einem von der ersten Minute an unsympathisch, so entwickelt er sich immerhin zu jemanden der seine eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten eingestehen muss.
                                                Mehr will ich auch gar nicht über den Film erzählen, da man ihn einfach Erleben muss.

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                                                • 0
                                                  über Wanted

                                                  Wanted war ein Film, der mir als ein brennenden Müllhaufen im Gedächtnis geblieben ist. Die Details warum, sind mit den Jahren und unter dem Banner des Selbstschutzes verblasst, sodass ich es nochmal anschauen musste, um meine Meinung vielleicht zu revidieren oder bestätigt zu finden.
                                                  Ich habe die Vorlage nicht gelesen, aber beim Überfliegen des Wikipedia Textes schnell gemerkt, dass da eine echt coole Geschichte dahintersteckt. Alle Bösewichte haben sich zusammengeschlossen und Superhelden quasi ausgerottet. Und es stellt sich heraus, dass der Protagonist der Sohn einer dieser Superschurken ist. Davon ist im Film leider nichts zu merken, da sie all die interessanten Aspekte herausgeschnitten haben, um es scheinbar zugänglicher zu machen.
                                                  Der Film ging mir schon von der ersten Sekunde an komplett gegen den Strich. Der Protagonist ist ein Narzisst mit heftigen Minderwertigkeitskomplexen, aber ohne jegliche Selbstreflexion diese irgendwie anzugehen. Ein Mensch, der sich selbst ständig selbst nieder macht und hasst, aber dabei ganz genau weiß das er eigentlich der krasseste ist. Dieser Hass entsteht aus dem klaren Unterschied zwischen der Realität und dem Selbstbild. Gibt man ihm ein kleiner Finger, reißt er gleich den Arm ab. Nicht anders als in modernen Young Adult Romane, mausert sich der scheinbare Durchschnittsmensch zum Auserwählten. Aber anstatt das aus einem fehlerhaften Menschen ein besserer zu machen, hämmert er das bizarre Bild von sich selbst immer weiter frei, und bleibt seiner nervtötenden und arroganten Art und Weise bis zum Schluss geradlinig treu. Selbst Doktor Strange, der eine ähnliche Arroganz an den Tag gelegt hat, hat am Ende des Filmes etwas gelernt und sich gebessert. Dazu hat er auch Charm, was unserem Protagonisten vollkommen fehlt. Und das liegt auch nicht am Schauspieler, James McAvoy hat es drauf, aber nicht hier. Im Allgemeinen fühlen sich die Charaktere und der Plot an, wie die unausgegorene Fantasie eines 15-Jährigen, der sich Videos von Columbine in seiner Freizeit reinzieht. Alle sind unglaublich flach und vage durch eine flaute Mythologie verbunden. Stück für Stück werden weitere Aspekte hinter dem Vorhang hervorgeholt, bis sie meinen persönlichen Höhepunkt erreichen. Sie töten Menschen, weil ein Stofffetzen ihnen Binären Code übersendet, der scheinbar dem ASCII Alphabet zugrunde liegt, das es vor tausend Jahren noch nicht gab. In diesem Moment hat unser „Held“ das erste mal das Zeug sich zu beweisen, als er sich weigert jemanden aufgrund von einem Stofffetzen zu töten. Aber selbst diese kleine flamme der Hoffnung, wird alsbald im Keim erstickt. Als Beweis dass das, was sie tun, rechtens ist, tischt im Fox eine halbgare Geschichte auf, die an allen Ecken und Kanten, völlig von Plotholes durchlöchert, leckt. Aber das reicht unserer Dumpfbacke scheinbar, sodass er mit coolem Bogenschuss sein erstes Opfer ausschält.
                                                  Und wenn wir schon beim Thema Bogenschuss sind, ist doch eigentlich alles an diesem Film Style über Substanz. Unmögliches wird möglich gemacht, nur um dann in der nächsten Schießerei nutzlos zu sein. Wie können sie so perfekt schießen, das sie fucking Kugeln aus der Luft abfangen können, treffen aber sonst kein Blumentopf? Was das ganze auch nicht besser macht, ist wie sehr sich der Protagonist ernst nimmt. Hab ich schon ähnlich wahnwitzige Szenen in anderen Actionfilmen gesehen, war dabei aber immer ein freches Augenzwinkern, das hier komplett fehlt. Die Filmemacher möchte das man lauthals „GEIL“ ruft und die Fäuste in die Luft wirft. Das ganz wird auch nicht besser durch die nervtötende Machart, die eigentlich nichts wirklich gut macht. Vor allem der Einsatz der Musik hat bei mir für richtig harte Gänsehaut gesorgt. Nine Inch Nails ist eine geniale Band… aber bitte nicht so…
                                                  Ich könnte mich noch ewig über diesen Film aufregen. Ob es das Finale, die Twists oder sonst was ist. Eigentlich gibt es nichts was der Film wirklich gut macht, meiner Meinung nach. Das i-Tüpfelchen ist dann aber die letzte Szene und der unironische Blick in die Kamera, das mich einfach laut loslachen hat.

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                                                  • 9

                                                    Paradies: Liebe ist vielmehr eine Dokumentation als ein Spielfilm. Die Geschichte ist zwar fiktional, könnte aber nicht realistischer sein, in ihren Charakteren und Ausführungen. Die fehlende Musik, die neutralen Kameraeinstellungen, und die grobe Narrative bilden ein unfassbar dichter und authentischer Eindruck, der einen nicht wirklich loslassen will.
                                                    Und was man in Liebe geboten bekommt, ist keine leichte Kost. Der ständige Machtunterschied, die kulturellen wie auch menschlichen Implikationen sind zermürbend. Die Narben des Kolonialismus sitzen unfassbar tief in der Bevölkerung, welche sich gerne für die reichen, weißen erniedrigen. Meine Freundin hat ein Jahr freiwillig in Uganda gearbeitet und mir Geschichten erzählt: Lehrer die sagen man müsse schwarze Kinder schlagen, den weiße Kinder würden sich nicht so verhalten wie sie. Auch das ständige Erniedrigen seiner selbst und der Hautfarbe mit der man geboren wird, hat einen tiefen und verstörenden Eindruck bei ihr hinterlassen. Obwohl diese Länder längst ihre Freiheit von ihren Kolonialherren erhalten haben, hat sich in den Köpfen der Menschen nicht viel getan und die brutale Kluft festgefahren. Aber auch ohne diesen Konflikt, ist es interessant einmal Frauen in solchen Hemmungslosen Situationen zu sehen. Wird eine wilde Party mit Strippern und Sex Tourismus eher der Männerwelt zugeschrieben, ist es doch viel eher ein menschliches, und kein geschlechtliches Phänomen. Das Ganze wird natürlich noch dadurch verstärkt, das sie als Frau im Westen, wahrscheinlich niemals in so einer hohen Position war, wie es ihr jetzt geboten wird.
                                                    In diese moralisch Fragwürdige Situation kommt nun unsere Protagonistin als einsame Frau, welche endlich einmal begehrenswert sein möchte. Dabei kann keiner aus seiner Haut entkommen, und obwohl sie sich glücklich über die Aufmerksamkeit schätzt, bleibt manches doch beim selben. Das merkt man gerade in ihren Umgang mit ihren Freundinnen, die überraschend offen reden, aber dabei ihr Schutzschild doch nicht ganz fallen lassen können. So fallen ehrliche Worte und Sehnsüchte, doch landen sie nur als leere Phrasen. Blauäugig wie sie ist, sucht sie tatsächlich nach einer wahren Liebe, und fällt dabei immer wieder auf die Schnauze. Eine Wunschvorstellung, der ihre Freundin schon längst aufgegeben hat, und deswegen viel ehrlicher an die Fleischbeschauen heran geht. Sieht unsere Protagonistin den Machtunterschied nicht, so ignoriert ihre Freundin diesen einfach. Bis zum Ende fehlt ihr jegliche Selbstreflexion über ihr handeln, das was sie für die Menschen dort darstellt, und was für Implikationen ihr Handeln hat. Narzisstisch naiv fallen auch gewisse Hemmungen mit jedem Tag und Schmerz. Bis es zu einer der unangenehmsten Szenen gegen Ende des Filmes kommt, bei der es mir die Nackenhaare aufgestellt hat. Besonders interessant ist es im Kontrast mit einer anderen Szene zuvor, bei der ein Mann seine Finger nicht von ihr lassen kann. Aber nicht durch ein Gefühl von Einsamkeit oder Lust geprägt, verhält er sich ähnlich wie die Händler am Strand oder die Leute mit ihren Motorrädern. Er möchte eine Dienstleistung ausführen und dafür belohnt werden. Etwas das sie nicht wirklich verstehen kann. Auch wenn die fröhlichen Fassaden fallen und es um Bares geht, versteht sie nicht genau, worum es geht. Ähnlich als ob man mit Bill Gates rumhängen würde, und er dein Leben mit einer Brotkrume seines Vermögens komplett verbessern könnte, haben die Einheimische ähnliche Hoffnungen an sie.
                                                    Toll ist dabei die bildliche Gegenüberstellung von einem kurzen Blick in ihr enges Zuhause und den ärmlichen Häusern ihrer Liebhaber. Auch die kleinen Details, wie das Schützen ihres nackten Körpers mit einem Fliegengitter oder dem kauf eines Ventilators ist fantastisch gemacht. Auch das weg bewegen vom Hotel, hinzu den kleinen Häusern und dem Wiederkehren in den massiven Luxus ist fantastisch dargestellt. Ein absoluter Ausnahmefilm, den ich so noch nie gesehen habe.

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