Nebenniveau - Kommentare
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Sion Sono ist einer dieser Ausnahmekünstler, bei dem eigentlich alles was er anfasst, zu irgendeinem Edelmetall wird. Es muss nicht immer Gold sein, es kann auch mal Platin oder ähnliches werden, aber es ist immer wertig und in dem was es ist großartig. Zumindest muss ich bis jetzt noch ein Film von ihm sehen der mir nicht gefallen hat.
Bei ‚Why don’t you play in hell?’ ist es ähnlich wie bei Tokyo Tribes, das eigentlich keine all zu tiefe sich hinter dem Spektakel versteckt, wie bei Tag, Suicide Cirlcle oder Anti-Porno. Es ist viel mein ein Spiel mit Klischees und dem Kompletten verausgaben als Künstler. Die ganze Geschichte nimmt sich dabei nicht wirklich ernst und spinnt ein überzogener Stereotyp dem anderen hinterher. Zum Beispiel hat die Schlacht der Yakuza Clans vor 10 Jahren ein Ende gefunden, weil beide Bosse sich gegenseitig sehr cool finden. Im Allgemeinen, das Spiel der Yakuza, mit dem was sie sind, wie sie nach außen wirken und wirken möchte, ist hier fantastisch inszeniert. Ich bin ein großer Fan von Yakuza Filmen und kein so großer Fan der echten Yakuza, da tat es mal gut sie filmisch zu entblößen, für das was sie sind: Poser. Das ganze verbunden mit einem bizarren Filmprojekt, und einem Kinderstar, welche die Leben von so vielen Leuten berührt hat, setzt dem ganzen einfach noch die Krone auf.
Mehrgleisig geht die Geschichte langsam voran, bis sie zum fulminanten Finale endlich zusammenführt und beispielslose Hingabe aller beteiligten bietet. Dabei bietet der Film so viele interessante und zum Wegschmeißen komische Charaktere. Von der wilden Frau des Yakuza Boss, der selbst auch schrulliger nicht sein könnte. Von dem anderen Yakuza Boss der aus Style Gründen eher auf traditionelle japanische Werte setzt und eine schon krankhafte Obsession mit der Tochter des verfeindeten Clans hat. Diese ist die nun erwachsene Misako, welche damals mit einer Zahnpasta Werbung furore machte, die einem einfach nicht aus dem Kopf gehen möchte. Die sich zufällig einen alten Fan angelächelt hat, der jetzt alles für sie macht, bis zur absoluten Schmerzgrenze. Natürlich darf man auch die Fuck Bombers nicht vergessen. Guerilla Filmmacher, wie man sie seit Cecil B Demented nicht mehr gesehen hat. Ihr Anführer ist dabei ein absolutes Original und einer der Spaßigsten Charaktere die ich seit langem gesehen habe. Jeder von Ihnen besticht durch eine starke Persönlichkeit und wilden Emotionen und Mimiken, die einfach nur Spaß machen.
Das ständige durchbrechen von der „Realität“ und den Wunschvorstellungen ist clever gestaltet und in die Geschichte miteingebunden. Die Realität wird einfach auf so viele Art und Weise gebrochen, mit der leisen Überspitzung in der letzten Einstellung.
Ein Meisterwerk, in dem Kitsch zu Kunst wird, und zwar aller erster Güte.
The Djinn ist wie eine Hausaufgabe eines äußert talentierten Schülers. Wie jemanden in einer Kunstakademie dazu zu bringen, ein berühmtes Gemälde oder Stil nachzuzeichnen, nimmt sich The Djinn ein einfaches Konzept in einem begrenzten Raum und holt so viel es geht dabei heraus.
Einschränkungen fördert die Kreativität. Hier ist die ganze Geschichte, sobald die Umstände soweit erklärt wurden, nur auf ein stummes Kind, ein Apartment und ein Geist beschränkt. Was Charbonier und Powell dabei aus den geringen Zutaten herausholen ist fantastisch. Nichts davon, was man nicht schon mal irgendwo gesehen hat, aber so fantastisch in seiner Ausführung, das es doch richtig Spaß macht. Die Metaebene der Geschichte um den Selbstmord seiner Mutter, wird dabei ebenfalls ausgezeichnet verarbeitet. Der Junge ist dabei auch kein dummes Opfer sondern stellt sich sehr clever und effektiv an. Der Djinn als Geist ist dabei auch sehr effektiv, vor allem wenn man alles aus den Augen des Jungens betrachtet. Leider verziehen sie das Lenkrad etwas auf der Zielgerade, welches das gute Ende zermürbt und bei mir 1-0.5 Punkte gekostet hat.
Für Horror Fans und vor allem von solchen, die das Handwerkliche dahinter interessiert, ist the Djinn auf jeden Fall zu empfehlen.
Das Mädchen das durch die Zeit sprang ist ein Film, wie er direkt aus Makoto Shinkai Hand stammen könnte, wurde aber von den ebenfalls sehr talentierten und interessanten Mamoru Hosoda, der durch so tolle Filme wie „Der Junge und das Biest“ oder „Summer Wars“, ein paar richtig tolle Anime produziert hat.
Ein durchschnittliches Mädchen, das glücklich im Status Quo des Highschool Lebensstil verharrt, wird plötzlich die Macht zuteil, durch die Zeit springen zu können. Wie genau das Funktioniert, oder welche direkten Auswirkungen es auf das Raum/Zeit Kontinuum hat, wird nie wirklich erklärt, aber das ist auch nicht wichtig. Es geht trotz des sehr hochgestochenen Konzepts von Zeitreise, eben um Makoto und ihr verlangen, ihr Leben zu streamlinen und Fehler auszumerzen. Makoto ist dabei eine wunderbare Protagonistin, voller Fehler und kindischer Entscheidungen, bei denen man sich die Hände über den Kopf zusammenschlägt, aber eben sehr gut zu dieser Dumpfbacke passen. Und wie es bei einem guten Film sein soll, entwickelt sich die Protagonistin, und durch ihr Handeln, ihre Fehler und Erkenntnisse etwas über uns selbst lernen. Über Momente in unserem Leben, Aspekte, die wir gerne anders gemacht hätten, und den ganzen Rattenschwanz, der solch eine Entscheidung mit sich bringen würde.
Die Geschichte wird dabei sehr liebevoll und lustig erzählt, haut dann aber auch in den emotionalen Momenten richtig rein, vor allem wenn sich ihre Zeitsprünge aufgebraucht haben, und das lockere und formbare Leben von Makoto plötzlich in brutaler Stringenz verfällt. Sind schockierende Ereignisse doch hart wenn sie einen treffen, trifft es einen nur noch härter, wenn man diese kommen sehen kann oder sogar zu 100% weiß das man daran Schuld hat, und nichts mehr machen kann. Besonders hart trifft das Makoto als sie verwundet an einem Abhang der Realität in das Auge sehen muss, das es kein Weg mehr zurückgibt. Dass das dann doch nicht ganz die Wahrheit ist, und eine andere harsche Realität mit sich zieht, mach es nur marginal leichter zu verkraften.
Das Mädchen das durch die Zeit sprang ist ein toller Coming-Of-Age Film mit einer grandioses magischen Komponente, welche das Grundthema von der Vergänglichkeit der Zeit und dem gnadenlosen brechen und bersten des Status Quo fantastisch beschreibt.
Das fantastische Epos von Akira Kurosawa. Eine Geschichte angelehnt an König Lear, über das Altwerden, dem Macht Vakuum, der Gier und geglaubten Loyalität, ist hier fantastisch getroffen. Nicht nur handwerklich besticht der Film durch typisches geometrisches Formen und Bewegungen in den Szenenbildern, auch durch die Unmenge von Extras und dem gewollt überzogenen Mimik und Reaktion des Daimyo Fürsten Ichimonji, wird ein unfassbar filigranes und mächtiges Werk geschaffen. Every Frame a Painint nimmt bei Ran eine neue Dimension an, da Kurosawa tatsächlich fast alle Szenen als Ölbild-Storyboard verewigt hat. Und das merkt man auch. Sein Auge und Gespür Einstellungen in Szene zu setzten sind einfach nur meisterhaft. Er bringt dabei starke Bilder zum Leben, in denen das ganze Medium des Filmes ausgenutzt wird, und jede Position, Untergrund oder Setting auch das innere der Charaktere widerspiegelt. Auch das Drehbuch ist ein absolutes Meisterwerk, wie die Brüder schon von der ersten Szene an direkt und indirekt dargestellt werden. Wenn alle Gäste den Fürsten allein lassen und nur Sabu sich die Mühe macht, seinem Vater etwas Schatten zu verschaffen, sagt das mehr über ihn als Charakter aus, als alle Sätze, die bis dahin gesprochen wurden. Die Sets (vor allem das imposante Himeji-Schloss) werden fantastisch eingesetzt und die Kostüme sind ebenfalls brillant in typisch japanischer Schlichtheit und Komplexität. Der Einsatz von Farben ist in diesem Film auch so überlegt. Alles gehört zu einer großen Symphonie und, diese Spielt in perfekter Harmonie ohne einen falschen Ton.
Ich stecke Sieben Samurai gerne in eine Kategorie mit Filmen wie Beispielsweise Fritz Langs M – Eine Stadt sucht einen Mörder. Fantastische Werke, bei denen man immer wieder überrascht wird, wenn man sich die Zeit anschaut in denen sie entstanden sind. Beide wirken so modern und selbst nach all der Zeit innovativ. Meistwerke die ihrer Zeit voraus waren.
Die Geschichte ist dabei so einfach wie effektiv. Mit einer Reihe von sympathischen und fantastisch ausgearbeiteten Charakteren. Nicht nur auf die Sieben Samurai, sondern auch die Dorfbewohner als Gemeinschaft und ein paar herausstechende Persönlichkeiten. Die Geschichte ist dabei auch meisterhaft erzählt und betrachtet nicht nur die Situation, in derer sie sich befinden, sondern auch das Innenleben der Charaktere immer wieder neu und detailliert. So wird aus jedem Charakter mehr als nur die Summe seiner Tate und Worte. Die absolute Detailverliebtheit der Sets, des Dorfes und der Kriegsstrategie spürt man auch auf eine einnehmende Art und Weise. So hat Kurosawa tatsächlich für jeden Bewohner des Dorfes einen Stammbaum angefertigt, damit die Bewohner auch untereinander kohärent und authentisch agieren.
So sind nicht nur die zwischenmenschlichen Aspekte großartig inszeniert, sondern auch die Aspekte, welche die vorherrschende Situation übersteigt. Die Rolle der Samurai, der Bauern, der Gesellschaft als Ganzes. Nur die Banditen werden mir persönlich etwas zu wenig Beachtung geschenkt, aber das macht den Film bei weitem nicht schlechter. Auch die Kampfszenen sind toll und authentisch kreiert. Selbst so Aspekte wie zwei Schießgewehre, und welche Konsequenzen das für das Dorf und deren Verteidigung haben kann, ist toll ausgearbeitet und wird in aller Brutalität gezeigt.
Ein absolutes Meisterwerk der Filmgeschichte. Und ähnlich wie viele Werke von Shakespear, ein Archetyp einer Geschichte, die unzählige Male kopiert oder inspiriert wurde.
Auch wenn „Hoffnung“ für mich wieder ein aufwärts Schwung nach „Glaube“ ist, bin ich im Allgemeinen doch eher enttäuscht von der Trilogie. Bietet der erste Film „Liebe“ doch so viele interessante Ansatzpunkte und erschafft damit ein, für mich ganz neues Genre, der symbolischen Dokumentation, welche auf so geschickte und grandiose Art und Weise die Grenzen zwischen Realität & Fiktion, Individuum & Mensch kulturübergreifenden verschwimmen lässt. War diese grandiose Freiheit und Feingefühl, viel zu eng in Teil zwei gespannt, und wieder etwas zu spezifisch im nun letzten Teil.
Aber das Gefühl von „Liebe“ kommt hier auch rüber. Als eine Art Coming-Of-Age Film, dreht es sich um Liebe, Vertrauen, Grenzen testend und dem eigenen Glück. Für mich als Mann, war es auch sehr interessant ein Blick in die Gespräche und Gedanken von Pubertierenden Mädchen zu bekommen, mit einer Genderübergreifenden, kräftigen Priese Fremdscham und was sonst noch alles so dazu gehört. Man hat auch gleich das Gefühl einer nervigen Klassenfahrt bekommen, bei denen das laute Toben auf den Zimmern eben irgendwie dazu gehört.
Melanie ist dabei ein interessanter Charakter, welche sich in den hiesigen Arzt verliebt, der sich keinerseits bemühte ihre Avancen zurückzuweisen, treibt er ihre Sehnsucht nur immer weiter voran. Das Ganze war schon sehr unangenehm. Durch die Augen von Melanie gefiltert, wirkt es wie ein typischer Teenager Traum, aber durch die Dokumentarische Machart, wird dieser Filter nie wirklich dick aufgetragen und die schmierigen Ambitionen des Arztes, der es eigentlich besser wissen müsste, ist dann schon echt unangenehm. Auch sind ihre Entscheidungen, typisch für ein Teenager, nicht wirklich durchdacht und von unbeachteten Konsequenzen für sie. Wenn sie in einer Kneipe mit einer Daterape Droge ausgeknocked wird, weiß man gar nicht ob sie überhaupt weiß oder versteht was da passiert ist oder hätte passieren können. Interessant war auch die Einseitigen Telefonate von ihr zu ihrer Mutter.
Hat es in Liebe noch gut funktioniert, hätte ich mir bei Hoffnung etwas mehr Blick auf das Alltagsleben gewünscht, das einem ein ganzheitlicher Blick auf die Geschehnisse etwas verwehrt hat. Nichtsdestotrotz war es ein spannender Einblick und eine spezifische Geschichte mit genügend Interpretationsraum um auch als mehr als das Verstanden werden zu können.
Fortsetzungen zu machen ist immer schwer. Wie weit möchte man selbe Pfade nochmal durchwandern? Was will man neu machen oder ändern? Was macht den Kern des ersten Teiles aus und erweitern wir diesen mit der Fortsetzung?
Creep 2 ist das absolut gelungen. Mit einer ähnlichen Prämisse wird mit Sara aber ein fantastischer neue Faktor in dem Mix gebracht, den Aaron öfters vor den Kopf stößt. Natürlich muss man alles was Aaron sagt, begutachten und nicht für bare Münze nehmen, aber die Midlife Crisis wirkt echt. Man hat auch das Gefühl das er etwas wirklich ehrliches machen möchte, spätestens als Sara seine Vorstellungen maßlos übertrifft. Das es für sie dabei zu weit geht, war nur eine Frage der Zeit. Das es dann so kam wie es eben kam, war interessant hergeleitet und mit einer Prise Zweifel auch durchgehend faszinierend gestaltet.
Ich habe tatsächlich den Film schon früher einmal angeschaut, ohne den ersten Teil. Damals fand ich die Dynamik ob er jetzt das was er vorgibt zu sein scheint oder nicht ganz interessant. Aber Creep 2 funktioniert nochmal besser als Fortsetzung. Ich bin schon sehr gespannt was in Creep 3 auf uns warten wird.
Bei Creep ist der Name Programm. Als kleines, bitterböses Horror-Komödien Experiment von zwei Freunden, wird einem etwas Tolles geboten. Das Found-Footage Element wird nicht ganz so ausgiebig genutzt, wie ich es mir wünschen würde, und Aaron ist manchmal eher eine Pfeife an der Kamera, wenn er das manuelle Zoom einfach nicht ausschalten möchte. Aber da hören die negativen Aspekte schon auf. Die Dynamik zwischen dem Videographer Aaron und dem geistig zerrütteten Josef, der im Herz ein aufgedrehter 8-Jähriger auf einem Zuckerrausch ist. Die Improvisierten Situationen und Dialogen sind fantastisch gemacht und wenn Aaron plötzlich allein dasteht, beginnt auch beim Zuschauer das Herz bis in den Hals zu schlagen.
Eine überraschende, aber willkommene Wendung bekommt der Film, als das Treffen der zwei abrupt endet und Josef sich von seiner besten Stalker Seite zeigt. Dabei bleibt er durchgehend wahnsinnig aber erklärt sich auch so gut, dass man etwas Verständnis in seinem Handeln findet.
Ein Kleinod des Genres, das man sich auf jeden Fall mal antun kann.
Schon wieder ein kleiner Genie Streich von Sion Sono. Die ersten zwanzig Minuten des Filmes sind so unfassbar intensiv, wie ich es bis jetzt kaum erlebt habe. Das Bahnbrechende Tempo, mit genauer Zeitangabe, bei denen das Leben der kleinen Dysfunktionalen Familie auf den Kopf gestellt wird, ist atemberaubend. Vorangetrieben durch den manischen Verkäufer exotischer Fische Murata, muss sich die Welt seinem Temperament und Tempo beugen. An nur einer Stelle, tritt er aufgrund des Selbsterhaltungstriebs auf die Bremse. Zu allen anderen Zeiten heißt es, wer bremst, verliert! Sympathisch und geschickt weiß er, die wunden Punkte seiner Mitmenschen zu treffen und diese anzusprechen. Dabei bleibt seine Motivation bis zum Ende sehr schleierhaft und undurchdringlich. Er ist eine Naturgewalt, die einfach alles mitreißt.
Und wenn Murata jemanden ins Auge gefasst hat, wird dieser nicht ungeschoren davonkommen. Wie in einem unaufhaltsamen Malstrom, wird der Familienvater Syamoto gnadenlos davon gerissen und zum Komplizen von Murata und Aiko. Mehrmals bis zum absoluten Rand gepushed, findet Syamoto einzig Trost in der Sehnsucht des kosmischen Nihilismus. Genau im Mittelpunkt zwischen Entstehung und Ende der Erde, blickt er verträumt in die Projektionen der Sterne. Bekommt man nur eine vage Ahnung wie das Leben der Familie vor dem 20ten Januar war, ist es jetzt viel turbulenter und persönlich anstrengender, aber sonderweise nicht arg viel schlimmer. Der Tochter scheint es besser zu gehen und seine Frau bekommt auch wieder neuen Lebensmut eingebleucht. Dass das ganze aber natürlich nicht gut gehen kann und sich dann alles gewaltsam wendet, war abzusehen und endet in einem fantastisch depressivem finale, in dem die eh schon vage Familienstruktur endgültig zerfetzt wird.
Ein Film über zwischenmenschliche Beziehungen, gesellschaftliche Regeln, Selbstverwirklichung und Konsequenzen. Von tollen Schauspielern verkörpert und niemals langweilig, wird mit einem gewissen dokumentarischen Stil etwas Waghalsiges und wagemutiges auf die Leinwand gezaubert.
Nach dem Ende der Serie, waren viele Fans extrem unzufrieden. Zu Abstrakt, mit zu vielen offenen Fragen. So hat sich das Team hinter Evangelion erbarmt und zwei Filme herausgebraucht.
The End of Evangelion bietet eine alternative für die letzten zwei Folgen der Serie. Weniger interne Dialoge und mehr expliziter Wahnsinn. Wenn man den Film direkt nach dem Ende anschaut, bekommt man ein kleines Schleudertrauma, wenn sich Shinji durch die internen Dialoge zu einem besseren Menschen entwickelt hat und tatsächlich etwas Glück gefunden hat, ist der Shinji am zu Beginn des Filmes katatonisch und zermürbt. Verzweifelt versucht er sich jemanden mitzuteilen und möchte Asuka aus ihrem Koma wecken. Als ihn die Lust überkommen hat, ist auch der letzte Lebensfunke in ihm erloschen. Durch den Selbsthass und der Schande, für das was er getan hat, möchte er nur noch sterben.
SEELE möchte das Human Instrumentality Project endlich beenden und die Menschheit auf eine neue Stufe der Evolution hieven. Formlos, entfernt vom Bild der Lilith, mit jeglichen Grenzen des Egos aufgebrochen. Rabiat zerstören sie dabei die Überreste der Gefront und töten alle die ihnen im Weg stehen. Befreit von der Gefahr der Engel möchte Gendo sein Ziel endlich verwirklichen, wird dann aber von Rei überwältigt, die durch eine Epiphanie endlich ihren wahren Existenz Grund gefunden hat.
Jegliche Bremsen und Stützräder werden abgenommen. Für alle Beteiligten geht es um alles oder nichts, jetzt da der letzte Engel gefallen ist. So wird auch gnadenlos und brutal gekämpft, und jegliche Mauern und Schilde abgerissen. Die Kämpfe sind dabei fantastisch inszeniert, genau so auch das Design von Lilith/Adam/Rei, dass sich mit dem Eva01 verbindet und den Traum von SEELE wahr werden lässt.
Explizit wird das Schicksal aller gezeigt, mit geöffneten Armen, wird alles implizite umgedreht. Shinji als Katalysator, steht vor einer monumentalen Entscheidung: Die nächste Stufe der menschlichen Existenz, in kompletter Auflösung des Egos und aller Bedürfnisse, oder doch das Leidbehaftete Leben von Individuen. Passend zum dargestellten Mantra der Serie, das man durch Konflikt wächst und sich bessern kann, wählt er letzteres und bleibt auf einer kargen Erde zurück, mit einem überwältigenden Gefühl der Hoffnungslosigkeit, in einem Universum, in dem alles möglich ist, solange die Erde und Sonne sich drehen.
Der Film macht genau das was er vor hatte: Ein zufriedenes Ende für die Serie zu stellen. Hatte ich nie ein großer Hass gegen die Originalen letzten Folgen, finde ich denselben, internen Konflikt, hier viel besser und symbolisch klarer dargestellt. Wogegen aber das Ende der Serie mit hoffnungsvollen Augen nach Vorne geblickt hat, lässt das Ende des Filmes einen mit existentieller Angst zurück, wenn man die karge Wüste, in der Shinji neben Asuka aufwacht als Realität wahrnimmt. Wenn man dies doch auch als Symbolik sieht, kann man auch etwas hoffnungsvoller nach vorne blicken, mit einem Shinji der trotz solchen Schmerzes und Leid, doch den härteren Pfad wählt.
Neon Genesis Evangelion ist mein Lieblingsanime. Es gibt viele Serien, die ich sehr mag, aber bis jetzt hat es noch keiner geschafft, NGE vom Thron zu stoßen. Das geschickte umweben von Unterhaltung, Komödie, waghalsiger Action und Magengruben verdrehenden Implikationen ist fantastisch gelungen.
Der Anime ist absoluter Kult. Vom Opening, den Charakteren, Setdesigns, Szenen und Konzepten, gibt es glaub ich nur wenige ähnlich Einflussreiche Anime wie NGE. Und das vollkommen zu Recht! Bahnbrechend spielt der Anime seine absoluten stärken in den Kämpfen und der Lore aus, lässt dabei aber auch platz für Spaß und Schabernack. Im selben Anime, indem ganze Folgen den zermürbenden Geisteszustand des Protagonisten in Philosophischer wie auch Abstrakter Art darstellt, gibt es ein Haustier Pinguin namens Pen-Pen und eine Folge, in den zwei Charaktere ein Tanz einstudieren müssen. Die Abwechslung ist fantastisch, auch wenn sie sich manchmal etwas auf den gesamten Ton der Serie niederlässt, was etwas an der Kohärenz kratzen lässt. Es ist auch bei weitem kein Perfekter Anime, aber eben doch durch das was er auf die Beine gestellt und das Erbe das es hinterlassen hat, einer der ganz großen.
Die Lore hinter den Evas, Engeln, Adam, Lilith, SEELE, GEHIRN, NERV, schwarzen und weißen Monde ist teilweise etwas überfordernd und wirkt durch seine Vagen Implikationen auch etwas unnahbar. Das dahinter aber etwas Festes steckt, merkt man wenn man sich näher damit beschäftigt. Limitiert auf 20 Minuten pro Episode, müssen gewisse Erkenntnisse und Konzepte etwas knapp ausfallen. Aber nichtsdestotrotz bietet der Anime genügend Informationen und Raum zu Interpretation. Oftmals ohne explizit zu werden, bekommt man doch ein gutes Bild der Voraussetzungen und Situation, in dem die Welt gerade steckt. Ein Bild, das mit jedem Mal anschauen etwas reicher wird, da man alte Informationen wieder aufgreift und endlich neu kontextualisieren kann.
Was diesen Anime auch so großartig macht, ist die Darstellung der Charaktere. Auch abseits von Shinji wird tief in die Psyche der Charaktere und deren Denk- und Handlungsmuster eingetaucht, welche einem ein authentisches Bild abgeben. Auch kleine Nebencharaktere bekommen im Verlauf durch ihr Handeln und Austausch von Gedanken eine interessante und klare Persönlichkeit, die sich von den anderen abhebt.
Künstlerisch ist die Serie eine absolute Bombe. Das Design der Stadt, des Geo-Fort, der Engel und Eva ist brillant und kreativ. Die Konzepte leben richtig auf wenn sie in Bewegung gesetzt werden und bieten einen atemberaubenden Augenschmaus. Auch die Voiceactor machen einen grandiosen Job, der bei mir mehr als einmal heftige Gänsehaut hervorgerufen hat. Auch die abstrakten, inneren Dialoge sind gut gestaltet und visuell unterstützt. Das Sounddesign und die Musik ist auch auf einem neuen Level, von denen viele Anime nur träumen können.
Etwas, das einem erst später richtig klar wird, oder durch all die fantastische Action und Weltendenden Szenarien verdrängt wird, ist das Neon Genesis Evangelion im Kern eine Coming-of-Age Geschichte ist. Meine Freundin hat nach dem Ende passend gesagt: „Therapie: der Anime“. Das macht natürlich die anderen Konzepte nicht kleiner, zeigt aber ganz klar was die Message war, die Hideaki Anno verfolgt hat. Nirgendwo wird das klarer als in den letzten zwei Folgen, die mich beim ersten anschauen mit 15 komplett überrollt haben. Was er erzählen möchte, ist eine tief menschliche Geschichte von Einsamkeit, Angst und die Überwindung dessen. Das ganze wird noch etwas klarer im Film: The End of Evangelion.
Der größte Nachteil, den Paradies: Glaube hat, ist das es der Nachfolger von Liebe ist. Alles was diesen Film so ausgemacht hat, fehlt hier oder wird in ein sonderbares Extrem gelenkt. Ohne den Vorgänger, wäre der Film wahrscheinlich eine 6 für mich, aber es existiert eben nicht in einem Vakuum.
Es ist sonderbar das der Film mit einem Schocker beginnt, der teilweise bis zum Ende keine wirkliche Relevanz hat. Auch ist es relativ schwer, unsere Protagonistin richtig einschätzen zu können. Weltfremd und Fromm. Man kann noch mehr über sie herausfinden, via der Behandlung der Katze, aber das verleiht ihr keine tiefe. Besonders Schade ist das, wenn man eine Szene gegen Ende des Filmes nimmt, bei der sie eine betrunkene und lebensmüde Frau mit ihrem Glauben helfen möchte. Hier zeigt sie wirkliche Charakterliche Stärke, welche sich von der oberflächlichen Frommheit abhebt. Aber zu der Zeit als die Szene kommt ist es schon fast zu spät. Dabei hätte es kein wirklich unterschied gemacht, diese früher zu zeigen und die starke Überzeugung abseits von selbsthass und -bestrafung zu zementieren. Stattdessen wird sie in unrealistische Szenarien geworfen, wie eine Orgie im Park, was sie in dem Moment schockiert aber sonst keinerlei Auswirkung hat. Die Geschichte mit ihrem Ehemanne und ob sie nun ihm oder doch Jesus gehört, ist dabei auch nur mäßig interessant. Dazu ist sein Charakter einfach zu schwach ausgearbeitet oder dargestellt.
Ähnlich wie Liebe ist der Stil des Filmes auch eher dokumentarisch. Gab es aber bei Liebe unzählige Ansatzpunkte, bei denen das Thema Liebe auf fantastisch vielschichtige Art und Weise erörtert werden kann, ist Glaube doch nur ein Abklatsch eines überzogenen Beispiels, das zu spezifisch ist um etwas außerhalb der Situation zu erkennen.
Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Absichten. The Guilty ist ein fantastischer Thriller, der ein besonderen mix aus Kammerspiel und Mauerschau bietet. Mit einer großartigen und spannenden Geschichte, tollen fehlerhaften Charakteren und einem der besten Drehbücher die ich je auf Film gebannt gesehen habe. Gustav Möller hat wirklich alles aus dem Konzept herausgeholt, mit keinem Gramm unnötigen Fett. Das Ganze ist auch so großartig inszeniert, dass mir regelmäßig die Luft weggeblieben ist oder sich eine grausame Gänsehaut über meinen ganzen Körper ausgebreitet hatte. Der absolute Geniestreich dabei, ist die Verbindung mit unserem Protagonisten, und was all das in ihn auslöst. Ist er einem von der ersten Minute an unsympathisch, so entwickelt er sich immerhin zu jemanden der seine eigenen Fehler und Unzulänglichkeiten eingestehen muss.
Mehr will ich auch gar nicht über den Film erzählen, da man ihn einfach Erleben muss.
Wanted war ein Film, der mir als ein brennenden Müllhaufen im Gedächtnis geblieben ist. Die Details warum, sind mit den Jahren und unter dem Banner des Selbstschutzes verblasst, sodass ich es nochmal anschauen musste, um meine Meinung vielleicht zu revidieren oder bestätigt zu finden.
Ich habe die Vorlage nicht gelesen, aber beim Überfliegen des Wikipedia Textes schnell gemerkt, dass da eine echt coole Geschichte dahintersteckt. Alle Bösewichte haben sich zusammengeschlossen und Superhelden quasi ausgerottet. Und es stellt sich heraus, dass der Protagonist der Sohn einer dieser Superschurken ist. Davon ist im Film leider nichts zu merken, da sie all die interessanten Aspekte herausgeschnitten haben, um es scheinbar zugänglicher zu machen.
Der Film ging mir schon von der ersten Sekunde an komplett gegen den Strich. Der Protagonist ist ein Narzisst mit heftigen Minderwertigkeitskomplexen, aber ohne jegliche Selbstreflexion diese irgendwie anzugehen. Ein Mensch, der sich selbst ständig selbst nieder macht und hasst, aber dabei ganz genau weiß das er eigentlich der krasseste ist. Dieser Hass entsteht aus dem klaren Unterschied zwischen der Realität und dem Selbstbild. Gibt man ihm ein kleiner Finger, reißt er gleich den Arm ab. Nicht anders als in modernen Young Adult Romane, mausert sich der scheinbare Durchschnittsmensch zum Auserwählten. Aber anstatt das aus einem fehlerhaften Menschen ein besserer zu machen, hämmert er das bizarre Bild von sich selbst immer weiter frei, und bleibt seiner nervtötenden und arroganten Art und Weise bis zum Schluss geradlinig treu. Selbst Doktor Strange, der eine ähnliche Arroganz an den Tag gelegt hat, hat am Ende des Filmes etwas gelernt und sich gebessert. Dazu hat er auch Charm, was unserem Protagonisten vollkommen fehlt. Und das liegt auch nicht am Schauspieler, James McAvoy hat es drauf, aber nicht hier. Im Allgemeinen fühlen sich die Charaktere und der Plot an, wie die unausgegorene Fantasie eines 15-Jährigen, der sich Videos von Columbine in seiner Freizeit reinzieht. Alle sind unglaublich flach und vage durch eine flaute Mythologie verbunden. Stück für Stück werden weitere Aspekte hinter dem Vorhang hervorgeholt, bis sie meinen persönlichen Höhepunkt erreichen. Sie töten Menschen, weil ein Stofffetzen ihnen Binären Code übersendet, der scheinbar dem ASCII Alphabet zugrunde liegt, das es vor tausend Jahren noch nicht gab. In diesem Moment hat unser „Held“ das erste mal das Zeug sich zu beweisen, als er sich weigert jemanden aufgrund von einem Stofffetzen zu töten. Aber selbst diese kleine flamme der Hoffnung, wird alsbald im Keim erstickt. Als Beweis dass das, was sie tun, rechtens ist, tischt im Fox eine halbgare Geschichte auf, die an allen Ecken und Kanten, völlig von Plotholes durchlöchert, leckt. Aber das reicht unserer Dumpfbacke scheinbar, sodass er mit coolem Bogenschuss sein erstes Opfer ausschält.
Und wenn wir schon beim Thema Bogenschuss sind, ist doch eigentlich alles an diesem Film Style über Substanz. Unmögliches wird möglich gemacht, nur um dann in der nächsten Schießerei nutzlos zu sein. Wie können sie so perfekt schießen, das sie fucking Kugeln aus der Luft abfangen können, treffen aber sonst kein Blumentopf? Was das ganze auch nicht besser macht, ist wie sehr sich der Protagonist ernst nimmt. Hab ich schon ähnlich wahnwitzige Szenen in anderen Actionfilmen gesehen, war dabei aber immer ein freches Augenzwinkern, das hier komplett fehlt. Die Filmemacher möchte das man lauthals „GEIL“ ruft und die Fäuste in die Luft wirft. Das ganz wird auch nicht besser durch die nervtötende Machart, die eigentlich nichts wirklich gut macht. Vor allem der Einsatz der Musik hat bei mir für richtig harte Gänsehaut gesorgt. Nine Inch Nails ist eine geniale Band… aber bitte nicht so…
Ich könnte mich noch ewig über diesen Film aufregen. Ob es das Finale, die Twists oder sonst was ist. Eigentlich gibt es nichts was der Film wirklich gut macht, meiner Meinung nach. Das i-Tüpfelchen ist dann aber die letzte Szene und der unironische Blick in die Kamera, das mich einfach laut loslachen hat.
Paradies: Liebe ist vielmehr eine Dokumentation als ein Spielfilm. Die Geschichte ist zwar fiktional, könnte aber nicht realistischer sein, in ihren Charakteren und Ausführungen. Die fehlende Musik, die neutralen Kameraeinstellungen, und die grobe Narrative bilden ein unfassbar dichter und authentischer Eindruck, der einen nicht wirklich loslassen will.
Und was man in Liebe geboten bekommt, ist keine leichte Kost. Der ständige Machtunterschied, die kulturellen wie auch menschlichen Implikationen sind zermürbend. Die Narben des Kolonialismus sitzen unfassbar tief in der Bevölkerung, welche sich gerne für die reichen, weißen erniedrigen. Meine Freundin hat ein Jahr freiwillig in Uganda gearbeitet und mir Geschichten erzählt: Lehrer die sagen man müsse schwarze Kinder schlagen, den weiße Kinder würden sich nicht so verhalten wie sie. Auch das ständige Erniedrigen seiner selbst und der Hautfarbe mit der man geboren wird, hat einen tiefen und verstörenden Eindruck bei ihr hinterlassen. Obwohl diese Länder längst ihre Freiheit von ihren Kolonialherren erhalten haben, hat sich in den Köpfen der Menschen nicht viel getan und die brutale Kluft festgefahren. Aber auch ohne diesen Konflikt, ist es interessant einmal Frauen in solchen Hemmungslosen Situationen zu sehen. Wird eine wilde Party mit Strippern und Sex Tourismus eher der Männerwelt zugeschrieben, ist es doch viel eher ein menschliches, und kein geschlechtliches Phänomen. Das Ganze wird natürlich noch dadurch verstärkt, das sie als Frau im Westen, wahrscheinlich niemals in so einer hohen Position war, wie es ihr jetzt geboten wird.
In diese moralisch Fragwürdige Situation kommt nun unsere Protagonistin als einsame Frau, welche endlich einmal begehrenswert sein möchte. Dabei kann keiner aus seiner Haut entkommen, und obwohl sie sich glücklich über die Aufmerksamkeit schätzt, bleibt manches doch beim selben. Das merkt man gerade in ihren Umgang mit ihren Freundinnen, die überraschend offen reden, aber dabei ihr Schutzschild doch nicht ganz fallen lassen können. So fallen ehrliche Worte und Sehnsüchte, doch landen sie nur als leere Phrasen. Blauäugig wie sie ist, sucht sie tatsächlich nach einer wahren Liebe, und fällt dabei immer wieder auf die Schnauze. Eine Wunschvorstellung, der ihre Freundin schon längst aufgegeben hat, und deswegen viel ehrlicher an die Fleischbeschauen heran geht. Sieht unsere Protagonistin den Machtunterschied nicht, so ignoriert ihre Freundin diesen einfach. Bis zum Ende fehlt ihr jegliche Selbstreflexion über ihr handeln, das was sie für die Menschen dort darstellt, und was für Implikationen ihr Handeln hat. Narzisstisch naiv fallen auch gewisse Hemmungen mit jedem Tag und Schmerz. Bis es zu einer der unangenehmsten Szenen gegen Ende des Filmes kommt, bei der es mir die Nackenhaare aufgestellt hat. Besonders interessant ist es im Kontrast mit einer anderen Szene zuvor, bei der ein Mann seine Finger nicht von ihr lassen kann. Aber nicht durch ein Gefühl von Einsamkeit oder Lust geprägt, verhält er sich ähnlich wie die Händler am Strand oder die Leute mit ihren Motorrädern. Er möchte eine Dienstleistung ausführen und dafür belohnt werden. Etwas das sie nicht wirklich verstehen kann. Auch wenn die fröhlichen Fassaden fallen und es um Bares geht, versteht sie nicht genau, worum es geht. Ähnlich als ob man mit Bill Gates rumhängen würde, und er dein Leben mit einer Brotkrume seines Vermögens komplett verbessern könnte, haben die Einheimische ähnliche Hoffnungen an sie.
Toll ist dabei die bildliche Gegenüberstellung von einem kurzen Blick in ihr enges Zuhause und den ärmlichen Häusern ihrer Liebhaber. Auch die kleinen Details, wie das Schützen ihres nackten Körpers mit einem Fliegengitter oder dem kauf eines Ventilators ist fantastisch gemacht. Auch das weg bewegen vom Hotel, hinzu den kleinen Häusern und dem Wiederkehren in den massiven Luxus ist fantastisch dargestellt. Ein absoluter Ausnahmefilm, den ich so noch nie gesehen habe.
Ich habe eigentlich nicht wirklich gutes von The Forest gehört. Als typischer Januar/Februar Film wird er vom Studio rausgehauen, weil man keine großen Erwartungen an ihn hat. Viel größer war meine Überraschung als der Film nicht nur gut, sondern teilweise sogar ausgezeichnet war.
Horror Filme sind am besten, wenn sie mehr als nur billige Schockes bieten. Zu meinen Lieblingen gehören Filme wie Hereditary und Babadook, bei dem der Horror aus der menschlichen Psyche kommt. Sowas macht eine Geschichte so viel authentischer und gruseliger, als es irgendein Monster oder Slasher sein könnte. Viele Genre Filmen mögen dies aber scheinbar nicht, und bieten dann doch lieber eine Kreatur oder Dämonen an. Ein gutes Beispiel davon ist „A Hole in the Ground“, dass ein großartiger Horrorfilm hätte werden können, wenn man sich auf die Psyche und angst der Protagonistin eingelassen hätte, anstatt einem mit billigen CGI Kreaturen abzuspeisen.
In the Forest sind es nicht Monster oder Dämonen, sondern die eigene Psyche und krankhafte Vorstellungskraft, die allen, die von den festen Wegen abkommen, heimsucht. Das muss auch gar nichts magisches haben. Die Geschichte eines Ortes verändert unsere Wahrnehmung maßgeblich. Geht man in ein leerstehendes Haus, kann das vielleicht etwas gruselig sein. Wenn dort aber mehrere Morde/Selbstmorde passiert sind, wird einem gleich viel mulmiger, ob man nun an Geister glaubt oder nicht. Und genau das macht Aokigahara. Es verstärkt die Ängste, Sorgen und Trauma der Menschen, bis sie es nicht mehr aushalten. Natürlich wird das ganze etwas überspitzt, aber nichtsdestotrotz ist es nicht unglaubwürdig. Und genau das passiert mit Sara, als sie den Wald betritt. Visionen von zum Sterben verurteilten, alten Frauen, werden gespeist mit einem Erlebnis in dem Ryoukan. Die Vision des Schulmädchens wird mit dem kreischenden Mädchen aus der Klasse von Jess und den Schülerinnen, die an ihr vorbeigezogen sind, geformt. Aiden wird zu einem Monster, wie es ihr Vater war, der gewaltsam seine Spuren hinterlassen hat. Das Ganze wird dann noch verstärkt durch starke Schuldgefühle, dass sie Jess damals mit den grausamen Blick allein gelassen hat. Alles führt zu diesem traumatischen Erlebnis und deren Wellen zurück, und das auf fantastisch konsequente Art und Weise. Ihre Paranoia wird mit kleinen Häppchen gefüttert und menschentypisch, mit unserem aufgedrehten Bewusstsein für Muster, gestärkt.
Der Film ist aber auch abseits der Geschichte gut, aber nicht herausragend. Ich muss zugeben das viele der Jumpscares mich gut erwischt haben und auch gut gemacht waren. Einzig die monsterhafte Fratze des Schulmädchens, war ein ticken zu viel, der jegliche Spannung aus dem Film genommen hat.
The Forest geht in eine Richtung des Horror Genre das ich gerne öfters sehen möchte. Menschen sind so viel grausamer und gruseliger als es je ein Dämon sein könnte. Und gerade wenn es gegen einen selbst gerichtet ist, kann es richtig brutal und gnadenlos werden. So wird the Forest von einem gewissen 0815 Horror Film zu einem wirklich tollen und durchdachten Werk erhoben.
Krisha ist einer dieser fantastischen Filme, die jeder Cineast einmal gesehen haben sollte. Ein Meisterwerk das Charaktere, Geschichte, Filmhandwerk und Schauspieler zu einem grandiosen Kunstwerk und Zeugnis von menschlicher Empathie werden lässt.
Die Geschichte ist teilweise eine wahre, von dem Schicksal und einem Schicksalshaften Abend einer Verwandten die Drehbuchautoren/Regisseurs und der Schauspielerin von Krisha. Alles lief bei einem vorsätzlich schönen Familienfest aus dem Ruder. Ich kann mir kaum vorstellen was für Emotionen einen dabei überrennen und zermürben. Dabei dann die Sicht von ihr anzunehmen, und mit grausamer Ehrlichkeit alles offen zu legen, braucht schon ein ganzen Stück Liebe und Verständnis. Aber sie haben es geschafft, und zwar so dicht und schmerzhaft nachvollziehbar, dass man schon ein Herz aus Stein haben muss, um unbeschadet nach den ca 90 Minuten herauszukommen.
Man wird komplett Blind hineingeworfen und muss sich Stück für Stück die Umstände zusammenstückeln, die durch authentisch und filigrane Beziehungen und Reaktionen dargestellt werden. Die wichtigsten Charaktere kommen dabei auch zu Wort, und tragen je nach Situation auch ihr Herz auf der Zunge, ohne Rücksicht auf Verluste. Mit der Zeit wird es immer klarer was zuvor vorgefallen ist und welche Implikationen jede Geste und jedes Wort mit sich trägt. Welche Wunden da liegen, teilweise nie geheilt und wieder brutal aufgerissen.
Aber was diesen Film besonders macht, ist die Machart. Selten bekommt man so eine perfekte Symbiose von Ton, Bild und Geschichte geboten, die einem den Schmerz, Wut und Liebe so nah spüren lässt. Worte können es so schlecht beschreiben, man muss es erlebt haben.
Frank Zappa ist für mich der größte und einflussreichste Musiker unserer Zeit. Etwas was auch immer wieder klar wird, wenn man sich tiefer mit ihm als Person und Künstler beschäftigt, ist das er ein Künstler durch und durch war. Selbst in seinen letzten Monaten und letztem Interview ist das größte Leid von ihn, das seine Produktivität auf nur noch 9 Stunden am Tag ausgebremst wurde. Wie in der Zappa Dokumentation von Alex Winter schon gesagt wurde: Er ist getrieben von seinem inneren Ohr. Ständig am Schreiben, ständig am Komponieren, sich immer treu bleibend. Das einzige Stigma, das er selbst zulässt, ist eines das er sich auch selbst auferlegt hat: der Freak. Kein Hippie, kein Kommunist, kein Demokrat oder Republikaner. Zappa ist eben Zappa. Als Künstler, als Musiker und auch als Person. Als er am Schluss gefragt wurde, wie er in Erinnerung bleiben möchte, sagte er, dass es ihm egal sein. Er will sich damit abheben was megalomanen wie Bush oder Reagan so gierig und amoralisch suchen: Geschichtliche Bedeutung und ein Status als Legende. Das ist ihm vollkommen egal. Wie bei den Aufnahmen mit dem London Symphonie Orchestra er es so passend ausgedrückt hat: Er ist ein sonderbarer Typ mit Geld, der gerne seine Musik hören möchte. Wenn jemand anderes es auch hören mag ist das toll, aber nicht wichtig. Er macht seine Musik der Musik willen. Wenn er auf der Bühne steht wird er zum Entertainer, aber alles in allen ist er ein Komponist. So soll auch sein Lebenswerk betrachtet werden, als eine große Komposition. Deswegen ist ihm ein Orchestrales Stück, an dem er sechs Monate gearbeitet hat auch genauso wichtig wie das in Minuten entstandene Valley Girl. Es ist ein Teil seines Korpus, für das er ständig alles gegeben hat. Ohne Rücksicht auf Verluste, was in der Alex Winter Dokumentation noch etwas stärker herauskam. Zappa hebt die Musik über die Harmonien, Klänge, Akkorde und auch Texte hinaus. In seinen 62! Zu Lebzeiten veröffentlichen Alben, experimentiert er und entwickelt sich ständig weiter. Der einzige Ausdruck den er wirklich finden kann, sich der Welt mitzuteilen. Zappa ist eben Zappa.
Aber nun zu der Dokumentation an sich. Ganz anders als die schon oft angesprochene Alex Winter Dokumentation, ist diese viel Assoziativer und bedachter, ein Gesamteindruck über den Künstler Frank Zappa zu erschaffen. Das geschickte verweben von Interviews, Auftritten und Ausführlichen Ausschnitten von Songs zu der damaligen Zeit, geben ein interessanter und verständlicher Einblick in das Schaffen von Zappa. Auch die Themen, die ihm wichtig sind werde hier angesprochen, und auch seinem Felsenfesten Glauben an das was er für richtig hält, und auch der Kraft, das die Lieder und ihre Aussage als Alleinstellungsmerkmal reichen, ohne sich dem Kommunistischen Picknick in Paris zu verpflichten. Das macht ihn glaub ich auch so ungreifbar für viele Leute, dass er sich einfach nicht kategorisieren möchte, sondern einfach nur er selbst war. In einer Gesellschaft und Industrie, in der alles irgendwie kategorisiert werden muss, passt eben ein Zappa nicht wirklich hinein. Ob es nun die Rock Alben sind, die Orchestralen Alben, oder auch seine Rock Operas. Zappa macht eben was Zappa mag.
Die Dokumentation ist nicht wirklich etwas für jemand, der mehr über das Leben von Frank Zappa erfahren möchte, dafür ist die Dokumentation von Alex Winter viel besser geeignet. Dafür macht diese Doku genau das, was mir bei der anderen gefehlt hat. Ein tieferer Einblick in sein Schaffen, seine Musik, seine Texte und Zappa als Künstler.
Judas and The Black Messiah ist ein Film der einem mit einem miesen Gefühl zurück lässt. Nicht weil der Film so schlecht oder langweilig war, sondern einfach mit der bohrenden Erkenntnis das sich bis heute nicht viel geändert hat.
Filmisch ist der Film brillant: Die Kamera, das Pacing, die Erzählweise und Struktur sind richtig gut. Die Schauspieler sind famos und der Film bietet mehrere Karriere Definierenden Rollen, wie die von Fred Hampton (gespielt von Daniel Kaluuya), seiner Frau Deborah (Dominique Fishback) und natürlich Wild Bill (Lakeith Stanfield).
Man wird in die Vergangenheit versetzt, mit einem tollen Gefühl der Authentizität. Natürlich fühlt man sich auch sofort an Filme wie „Steal this Movie“, „TheTrial of The Chigaco 7“ erinnert, dessen Geschichten sich ja mehrmals auch kreuzen. Man schmeckt förmlich den Wunsch nach Veränderung in der Luft und sieht die grausamen Kreaturen wie Hoover, dies mit aller Macht zu verhindern.
Es ist auch ein Wunder, das dieser Stoff nicht schon viel früher verfilmt wurde. Bill als Judas, dessen erste Motivation es war, dem Gefängnis fernzubleiben, entwickelt im Verlauf der Geschichte doch ein Gewissen, das aber scheinbar nicht so stark zu sein scheint wie sein eigener Überlebenstrieb. Fred ist eine schillernde Persönlichkeit, der man seine Ideale wirklich anerkennt und der die Welt zu einem besseren Ort machen wollte. Deborah als Anker für Fred und Katalysator seiner Ideale und Träume zur Realität. Auch zeigt es die Black Panther in einem faszinierenden Licht, das sie schon eher positiv als negativ darstellen, aber auch nicht davor zurück schreckt ihre Fehler zu präsentieren.
Mitreißend, vielschichtig, zum Nachdenken anregend, ein Blick in die Zeit und Kultur Amerikas um die 70er und gleichzeitig eine tief menschliche Geschichte. Es ist eine Geschichte die Erzählt werden musste und gehört werden sollte. Ich bin sehr froh, dass schwarze Filmemacher immer mehr Chancen bekommen solche Geschichten erzählen zu können.
The Devil and Father Amorth ist nicht nur eine Schande, es ist auch eine gefährliche und schwache Propaganda und ein komplett verschwendetes Potential des Themas.
Dokumentationen sind keine einfache Sache. Vor allem wenn man über etwas reden möchte, das einem am Herzen liegt. Aber egal was man macht, man sollte zumindest etwas Objektivität wahren, was Friedkin überhaupt nicht gelungen ist.
Es beginnt mit einer kurzen Einführung und einem "The Exorzist" behind the scenes, was unnötig viel Platz einnimmt. Die Vorstellung von Pater Amorth und Menschen denen er geholfen hat, war ganz nett, aber auch wieder zu unkritisch. Wenn es um den Exorzismus von Christina geht, fehlt auch jegliche Informationen inwiefern sie vom Teufel besessen sein soll oder wie sich das äußert. Der fast ungeschnittene Exorzismus, zerrt an der Aufmerksamkeit, das durch fehlende Untertitel nicht besser wird. Spätestens als Christina in einer typischen Dämonenstimme schreit, hat die Doku endgültig bei mir verloren. Wie man hier hören kann: https://www.vanityfair.com/video/watch/devil-and-father-amorth-witnessing-the-vatican-exorcist-at-work, hat er bei ihrer Stimme kräftig mit Filtern nachgeholfen, um das ganze noch gruseliger zu gestalten.
Absolut lächerlich macht er sich dann bei einem Interview mit Neurologen und Psychologen, bei denen er irrführende Fragen stellt und nur das hört was er hören will. Es ist doch bekannt das Psychische Probleme nicht nur von Tumoren oder so ausgelöst werden. Wenn er die Neurologen fragt ob man sie mit einer OP heilen könnte, und sie das vorsichtig verneinen, fühlt er sich vollkommen bestätigt. Das ganze wird noch viel schlimmer im Gespräch mit den Psychologen, die sehr ausführlich und geschickt erklären dass das Realitätsverständnis der Person und Umgebung extrem wichtig ist, und für sie es sich wirklich wie eine Besessenheit vom Teufel anfühlt. Das bedeutet aber nicht das es wirklich so ist, was er aber dann stolz präsentiert. Aber den Vogel schießt er endgültig am Ende ab, in dem er ohne irgendwelche Beweise der armen Christina irgendwelche Paranormalen Superkräfte und Morddrohungen anhängt. Warum er nichts davon gefilmt wurde, und so geschnitten hat wie ein ramschiger Horror Film, setzt dem ganzen noch die Krone auf.
Das Thema an sich ist super interessant und man hätte was tolles daraus machen können. Friedkin macht das aber gnadenlos kaputt und lässt einen nur mit einem schwachen und drögen Ergebnis von Biases und einem schlechten Verständnis des Kernproblems zurück. Ich werde nie wieder Filme von ihm mit den selben naiven Augen anschauen.
Taking Lifes ist ein „Augensammler“ Film. Ein Thriller/Krimi der einfach nur hardcore und schockierend sein möchte, ohne große Rücksicht auf Realismus und tiefe. Und genau das ist es einfach. Ein Mörder, der umherzieht und die Leben seiner Opfer annimmt, diese auslebt bis es zum nächsten geht. Pseudopsychologisch mit allen Parametern auf 120 gedreht. So ist auch unsere Protagonistin eine schrullige Detektivin, die man das erste mal in einem Grab probeliegen sieht. In Seven Manier kommt man so dem Mörder immer näher, und trifft dabei auf alle möglichen Grausamkeiten.
Als Unterhaltungsfilm ist Taking Lifes an sich auch nicht schlecht. Zumindest für die ersten zwei Drittel. Der Fall ist spannend inszeniert und gerade die starke Observationsgabe der Protagonistin ist toll in Szene gesetzt. Man wird auch von einem interessanten Anhaltspunkt zum nächsten geführt, bis das ganze Gebilde im letzten Drittel zusammenkracht und jegliche, zuvorige Arbeit zunichtemacht. Man nimmt einfach die krasseste Wendung die man sich vorstellen kann, egal was für Plotholes das ganze aufreißen mag. Bekommt man über den Film vorgegaukelt das der Mörder das tut um seiner Haut zu entweichen, ist es am Ende eher ein Hobby von ihm. Auch die letzten Szenen, mit einem weiteren drögen Twist, ziehen den Spaßfaktor einfach immer weiter runter.
Ein Film der an sich viele tolle Twists und Turns hat, aber schon vor dem Ende alles verfeuert und nur verbrannte Erde hinterlässt, das ich keinen Grund sehe, den Film jemals wieder anzusehen.
Ähnlich wie bei Bourne Ultimatum, ist es das katastrophale Drehbuch, das einen eigentlich recht ordentlichen Film vollkommen zunichtemacht. War es aber bei Ultimatum noch die schwachsinnigen Story Komponenten und Verhaltensmuster von manchen Charakteren war, ist es hier klar die Erzählweise die diesen Film so frustrierend macht.
Aber fangen wir erst mal mit dem guten an. Die Action an sich ist toll. Die Schauspieler machen auch eine großartige Figur, allen voran Rachel Weisz und Jeremy Renner. Man brauch tatsächlich kein Bourne um eine Geschichte in den filmischen Universum zu erzählen. Das Editing und die Kamera wird auch immer gesetzter und angenehmer zum Zusehen. Manche Szenen, besonders die Verfolgungsjagden, sind nach wie vor viel zu wild, aber das ist ja einfach eine Geschmackssache. Ich mochte auch das Aaron einfach nur eine Art Junkie ist, der unbedingt seinen nächsten fix brauch, damit er sich selbst nicht verliert. Aber da hören die positiven Aspekte leider schon auf.
Der Film ist unfassbar konfus erzählt. Man wird in Szenen mit neuen Charakteren hineingeworfen und versteht erst mal gar nichts. Es ist auch nicht so als ob der Film etwas vom Zuschauer verlangt, dass er selber mitdenken muss um das ganze Gebilde Stück für Stück zusammensetzten zu können. Nein, man wird einfach durchgehend für dumm verkauft, weil der Regisseur/Drehbuchautor gelesen hat das sowas spannender ist. Wenn es mal zu Exposition kommt, ist diese so grausam schlecht geschrieben. Es fühlt sich teilweise an, wie eine Fan Fiction eines 15-Jährigen, der unbedingt allen zeigen muss was er drauf hat. Technobabble ohne Kontext und Inhalt und ein ständig arrogantes Gefühl das er mehr weiß als du. So werden aus den einfachsten Direktionen und Ideen unnötig komplizierte und aufgebläht, das man irgendwann die Lust verliert. Das betrifft nicht nur Aspekte wie die „Chems“, sondern auch der an sich einfache Plot, der einfach nur verkorkst wird.
Der Grundplot an sich ist schon sehr schwachsinnig. Aus einer Vorsichtsmaßnahme Unmengen von Menschen zu töten lässt Amerika doch nicht besser dastehen? Klar, soll es nicht publik gemacht werden, aber ein Mass-Shooting, Tötungen überall auf der Welt und das ‚suizidieren‘ von eigenen Landsleuten und Patrioten erscheint mir viel waghalsiger, als zu sagen das man mit dem Programm viele wichtige Informationen erhalten hat. Das Ganze wird auch viel radikaler durchgezogen als bei all den anderen Bourne Filme, was etwas fehl am Platz wirkt. Auch ist komisch, dass sie das Konzept der Chems hineinwerfen, es aber im großen und ganzen gar nicht darum geht. Traurig, verpatztes Potential. Auch zeugt es nicht gerade von Kreativität, nach Treadstone und Blackbriar, jetzt eine neue BlackOps Organisation aus dem Boden und dann wieder in den Boden zu stampfen.
Bourne Legacy hat ein paar richtig gute Zutaten, die ihn zu einem recht guten Action Film werden lassen sollte, wird aber durch das Rezept, das vom Koch selbst geschrieben wurde, komplett versalzen und kaputt gemacht.
„Olympus has Fallen“ ist ein sonderbarer Actionfilm der mich ein paar Mal überrascht und teilweise die Kinnlade runterknallen lassen hat. Der Film beginnt sympathisch, bis ein Ereignis das Leben aller beteiligter für immer verändern sollte. Warum das passiert ist, ist am Ende gar nicht so wichtig. Es gibt dem Protagonisten etwas Rapport mit dem Sohn und die Möglichkeit sich jetzt zu beweisen, aber so relevant war es auch nicht.
Die erste richtige Überraschung gab es dann im Ansturm auf das Weiße Haus, das mit unzähligen Zivilen Opfer doch um einiges härter ausfällt als man es gewohnt ist. Auch die Secret Service Agenten werden wie in Saving Privat Ryan plötzlich im Kugelhagel niedergemäht. Das Ganze war schon echt krass und gut inszeniert. Die Action an sich ist auch recht gut und brachial. Unser Protagonist macht sich auch klasse als ein Mann Armee. Toll fand ich auch, als das Kind schnell gerettet wurde und dieser sonst so oft platt getretene Plotpoint präzise und effizient aus der Welt geschafft wurde.
Aber warum dann so eine niedrige Wertung? Erst einmal, die Musik ist grauenhaft und triefend pathetisch. Und obwohl ich Antoine Fuqua für eine sehr feinfühligen Regisseur halte, der eigentlich kein Platz für solche Platituden hat, kann ich in dem Amerika FUCK YEAH einfach kein ironisches Augenzwinkern erkennen. Nicht in der Musik, nicht in der Slow-Mo Flaggenszene oder auch in der Ansprache am Schluss. Meine Kinnlade hat eine Delle im Boden hinterlassen, als eine Frau plötzlich die „Pledge to the Flag“ zitiert hat, während sie von den Terroristen auf dem Boden umhergezogen wurde. Auch ist der Vergleich mit der griechischen Mythologie von Ceberus, Hydra und Olymp schon sehr anmaßend. Das Handeln von eigentlich fast allen Charakteren, aber allen voran dem des Präsidenten, ist auch so hohl und schwachsinnig. Das der Regierungsstab lieber alle Menschen sterben lassen würde als den popligen Präsidenten zu Opfern, erschließt sich mir nicht ganz. Es heißt nicht umsonst „Wir verhandeln nicht mit Terroristen“. Den wenn man es einmal macht, und auch so ein pushover ist wie dieser, dann öffnet man Tür und Angel für alle anderen Nachahmer. Das er seinen Mitarbeiter zur Kooperation zwingt, obwohl diese lieber sterben würden als das Geheimnis zu verraten, ist auch so dämlich. Es wird auch nie gezeigt das der Präsident so ein Bad-Ass ist, das er Folter oder ähnliches standhalten könnte. Wenn das ganze mal angesprochen werden würde, wäre das ja was anderes, aber es wird von allen als das richtige verhalten, den Umständen entsprechend, inszeniert.
Ein netter und teilweise heftiger Actionkracher der bei mir durch das schwache Drehbuch und den triefenden Patriotismus etwas unten durchfällt.
Zatoichi ist ein Klassiker der japanischen Filmgeschichte und wird hier mit Kitano hinter und vor der Kamera neu interpretiert. Etwas weniger pessimistisch und mehr als Unterhaltungsfilm ausgelegt, ist Zatoichi ein Feuerwerk von Kitanos trockenen Humor und besonderen Erzählart. Man lernt eine Unmenge von interessanten und markanten Charakteren kennen und wird mitten in den zuspitzenden Konflikt verschiedener Verbrecherclans hineingeworfen. Dabei ist Kitano nicht nur visuell verspielt, sondern hat auch viel Spaß mit Musik und Klängen. Ein Genre Gratwanderung, bei der ein plötzlicher Ausbruch in einen Song, nicht fremd vorkommen würde. Er spielt zwischen fake aussehenden Blutfontänen, Slapstick, düsteren Konzepten und überdrehten Schabernack herum. Das Ganze muss natürlich Enden wie es Enden muss: Mit einem Bollywoodesquen Tanzsequenz bei der alle Charaktere nochmal über die Bühne tänzeln… es sei den sie warne Bösewichte.
Nicht der beste Film von Kitano, hat es durch die klare Vorlage und seiner verspielten Machart, weniger tiefgang als viele anderer seiner Filme. Aber was man bekommt ist ein unterhaltsamer und cooler Samuraifilm mit interessanten Charakteren und Szenen.
Puh, hat eine gewisse Altbacken Heit den ersten Filmen etwas ausgebremst, ist es hier die sehr abgestandene Formel und das faule Skript, die dem Film das Genick bricht. Handwerklich ist der Film echt gut. Die Kamera wackelt für meinen Geschmack immer noch zu viel und der Schnitt ist auch noch zu rasant, aber die Schauspieler geben ihr Bestes, die Action ist nach wie vor top und die Geschichte an sich ist auch gut und spannend erzählt. Warum kommt dabei aber nur eine 4 bei mir heraus? Das Ganze liegt einzig und allein an der Geschichte an sich und dem billigen Skript.
Teil eins hatte Bourne der von seinen alten Arbeitgeber mit hunderten Bildschirmen verfolgt wurde und sich selbst dabei finden musste. Teil zwei war eine Rachegeschichte, die schön simpel gehalten wurde und durch das in die Schuhe schieben Bournes im Tempo gehalten hat. Teil drei ist… ja, was ist es? Beginnt der Film vor dem Ende des zweiten Teils, bekommt Bourne plötzlich die Motivation mehr über seine Vergangenheit herauszufinden, da er von ganz neuen Albträumen geplagt wird. Dabei trifft er rein zufällig auf die Früchte dessen was ihm damals „angetan“ wurde. Mehr weiße, alte Männer in Anzügen und hunderte Linsen und Bildschirme. Hatte das ganze noch etwas in den Teilen davor, wird hier zu viel Wert auf die Technik und unnötig überladenen Vorgängen gelegt. So sieht man gerade nach dem Anfang eigentlich viel mehr von irgendwelche Überwachungsmaterial und panischen und redundanten Befehlen einer Pappnase als von Bourne und seiner Action. Und obwohl es eigentlich ganz einfach sein könnte, wird die ganze Geschichte und das Weltweite hin und her, durch zu viele unnötigen Informationen ertränkt. Handlungen, Charaktere und Situationen, die dem Plot keinerlei tiefe verleihen, aber vielleicht gut auf einem Papier aussehen.
Auch trifft der Film ein paar sehr fragwürde Entscheidungen. Warum im dritten Film herauskommen muss das Nicci und Bourne mal etwas hatten, erschließt sich mir nicht ganz. Vor allem weil es keinerlei Effekt oder Wirkung auf Bourne oder die Situation an sich hat. Auch das Vosen plötzlich von ihrem Verrat überrascht ist, obwohl sie einfach vom Tatort geflüchtet ist, ist sehr fadenscheinig. Eine weitere Szene die mir wirklich auf die nerven ging, war als Vosen, der bis jetzt immer von der Zentrale aus über die schon oft genannten hunderten Bildschirme die Situation beobachtet, plötzlich ins Feld zieht, obwohl es gar nichts bringt. Warum er das macht, wurde dann schnell klar, als Jason in seinem Büro herumstöberte. Auf die Frage: Warum macht der Charakter das? Ist die schlechteste Antwort immer: Damit der Plot voran geht. Das ganze Drehbuch fühlt sich wie ein ramschiger Cashgrab an, den Charakter immer weiter auszuschlachten, ohne ihn wachsen zu lassen.
Auch Blackbriar als böse neue Institution, die augenscheinlich eigentlich nicht anders ist als Treadstone, bietet auch nicht viel Interessantes. Der Konflikt von David Webb, der sich zu Bourne wandeln muss, ist dabei auch sehr lahm, wird von ihm doch nicht viel mehr verlang wie von jedem Fußsoldaten in einem Krieg. Der Blick in der Vergangenheit entzaubert dabei die Figur Bourne auch viel mehr, als dass sie ihn faszinierend machen würde. Wenn er daraus lernen würde, und versuchen würde ein besserer Mensch zu werden, wäre das Charakter Entwicklung. So bleibt er einfach stehen. Und wenn ich mir die grobe Zusammenfassung von Jason Bourne 2016 ansehe, wird da auch nicht mehr viel passieren. Ein Charakter der drei Filme lang nur nach hinten schaut kann auch gar nicht wachsen, geschweige denn ein eigener Charakter werden.