Nebenniveau - Kommentare

Alle Kommentare von Nebenniveau

  • 7 .5

    Der vierte Film der Chucky Reihe wirft jeglichen Realismus über Bord und konzentriert sich voll auf Chucky, Tiff und ihre wahnwitzigen Mordgelüste. Hat sich das klassische Prinzip mit drei Filmen etwas aufgebraucht, bringt Bride of Chucky genau das was die Serie gebraucht hat.
    Genau wie Chucky selbst, ist alles in diesen Film auf vollkommene Überdrehung ausgelegt. Ob es die Mordarten, die Charaktere oder Situationen sind. War eigentlich nur der erste Chucky gruselig, legen sie das Bedürfnis danach vollkommen ab und ersetzten es mit Spaß. Und das funktioniert fantastisch. Bride of Chucky ist super spaßig von Anfang bis zum Ende. Das Konzept der Mörderpuppe wird erweitert und mit Tiff verstärkt. Auch hat Chucky endlich etwas mehr Persönlichkeit, die fantastisch zu Tiffanys überdrehten Wesen passt.
    Die Serie überrascht mich weiter. Bis jetzt gab es noch kein Film der mich wirklich enttäuscht hat.

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    • 9 .5

      Nicht nur durch die Protagonistin, gespielt von Andrea Riseborogh, erinnert der Film wohlig an den Panos Cosmatos Streifen Mandy. Wie schon zuvor in Antiviral, spielt hier das Konzept die absolute und unangefochtene Hauptrolle. Ist das Hirn nicht nur ein einfaches Organ, kann man es mit den nötigen Mitteln auch direkt Hacken und kontrollieren. Tasya als Assassin, bekommt einen weiteren Auftrag, der das Weltgeschehen ändern soll.
      Brandon Cronenberg haut den Ball aus dem Park. War Antiviral schon ein fantastischer Film, der aber noch an gewissen Ecken und Kanten haderte, ist Possesor ein durch und durch fantastisches Werk. Es überzeugt auf allen Ebenen: Kamera, Editing, Bildsprache, Charaktere, Geschichte und Metaebenen über Metaebenen. So diffus auch alles wirken mag, so klar erörtert er die Konzepte und nimmt dabei die menschliche Psyche in Visier, und spielt mit klaren Linien ein verrückt, komplexe Polyharmonie.
      Possesor bietet so etwas Neues und frisches, mit so einer Eleganz und brillanten Vision, das einem einfach die Spucke wegbleibt. Antiviral war schon ein erster großartiger Schritt, aber nach Possesor kann ich es kaum erwarten was Brandon Cronenberg sonst noch so auf Lager hat.

      7
      • 5 .5

        Acht Jahre später wird durch das Blut von Chucky seine Seele in einen neuen Körper übertragen. Er sinnt weiter nach Rache an Andy, findet aber in seinem frischen Plastikgehäuse die Möglichkeit sich anders zu befreien.
        Das Szenario der Militärakademie ist an sich ein gutes, auch wenn ich nicht glaube das so ein verstörter Junge wie Andy wirklich jemals eine Waffe in die Hand nehmen dürfte. Der ändernde Fokus von dem kleinen Andy und sonst vielen erwachsenen zu hauptsächlich jugendlichen ist ein guter. Leider ist Chucky 3, was die Charaktere angeht, bis jetzt der absolut schwächste. War bis jetzt niemand außer Chucky selbst wirklich herausragend, sind die Charaktere in dem Film so flach und uninteressant das es den ganzen Spaß etwas herunterzieht. Der Bully Charakter will nicht so richtig rüberkommen und hat man in anderen Filmen schon besser gesehen. Das sie auch Full Metal Jacket zitieren war eine unweise Entscheidung, da der Vergleich eigentlich nur Chucky 3 weh tut.
        Sie haben ein paar richtig gute Ideen was Chucky und seine Schandtaten so angeht. Vor allem die Munition aus den Gewehren zu tauschen, war überraschend krass. Auch die Szene mit der Schrottpresse überrascht mit einem lauten knacken zum Schluss. Toll war auch die Szene als Colonel Vater-Von-Doug-Aus-KingofQueens plötzlich an einem Herzinfarkt stirbt und Chucky enttäuscht mit seinen viel zu sauberen Messer dasteht.
        Das Finale wieder an einen besonderen Ort stattfinden zu lassen ist auch eine neue Tradition, die sie gerne beibehalten können. Die Geisterbahn bietet mit seinem makabren Design und allen möglichen beweglichen Teilen ein tolles Grundgerüst für viele Spaßige Ideen. Das Gruseligste bei der Geisterbahn ist aber leider nur die Sicherheitsvorkehrungen. Echte Sensen, die einem das Gesicht abfetzten kann, ein Ventilator der einen in Stücke reist. Das Ganze ergibt nicht so viel Sinn, wird aber toll genutzt im Spielplatz des letzten Showdowns.
        Immer noch unterhaltsam mit vielen guten Ideen, fällt der Film leider in fast allen Aspekten sehr flach.

        • 6

          Der zweite Teil der Chucky Serie lässt den verstümmelten Körper der Namensgebenden Mörderpuppe wieder in neuen Glanz erscheinen. Chucky ist wieder da und möchte immer noch den Körper von Andy mit Voodoo Zauber übernehmen. Seit den Ereignissen des ersten Teils lebt Andy Elternlos und kommt in einer Übergangs Familie unter. Er bekommt auch eine temporäre Schwester, Kyle, die voll im Rebelmodus ist und das Beste der Mode der frühen 90er zeigt. Andy ist hin und her gerissen aus dem Trauma welches ihn endgültig von seiner Mutter getrennt hat, und den willen geliebt und akzeptiert zu werden. Das geht so weit, das er wider seine Angst sich einen weiteren Good Guy unter die Arme klemmt. Das das ganze natürlich nicht lange gut geht, ist gegeben. Die Puppe von Andy wird mit einem Porzellanstück den Schädeln eingeschlagen und in einem flachen Grab unter der Schaukel vergraben. Chucky ist wieder da und hat genau so viel Spaß am Morden und Gaslighten wie zuvor. Wie schon im Tel davor, wird Andys gerechtfertigte Angst wird von allen als Hysterie abgestempelt, bis sie plötzlich zu Opfern von Chucky werden.
          Die Geschichte ist dabei nicht brillant. Genau so auch die Charaktere, die alle einfach und flach gehalten werden. Aber darum geht es ja auch gar nicht bei den Filmen, es geht um Chucky, und der ist voll in Form. Wenn er die andere Puppe mit einer Kinderschaufel begräbt, ist das schon irgendwie zum Wegwerfen komisch. Auch die Kreativität bei seinen Morden und Horror Aspekten sind auch diesmal wieder fantastisch. Besonders der letzte Kampf in der Good Guy Fabrik machte richtig was her. Die Brutalität des Films schwankt immer zwischen lächerlich und verstörend, was die Filme eben so ausmacht.
          Nicht ganz so gut wie der erste Teil, merkt man aber auch hier das sich jemand viel Mühe gegeben hat, um möglichst viel aus der Mörderpuppe heraus zu holen.

          • 7 .5

            Chucky ist eine Institution. Ich habe noch nie einen Film des Franchises gesehen, aber die Figur ist einem natürlich ein Begriff. Eine Legende der man selbst einmal auf die Spur gehen möchte.
            Und was soll ich sagen, ich bin ziemlich überrascht. Wie mit eigentlich fast jeder Serie die sieben Teile oder mehr hat, erwartet man das einem etwas Kultiges aber vielleicht schrottiges aufgefahren wird. Das war Childs Play tatsächlich nicht der Fall. Das Drehbuch, die Dialoge, die Übergänge und der Horror sind so fantastisch gelungen und liebevoll gestaltet.
            Das Spiel zwischen der mörderischen Puppe, der Angst des kleinen Andys, die Angst von Karen ihn zu verlieren und die Unglaubwürdigkeit der Geschichte ist toll inszeniert. Als Zuschauer weiß man es natürlich besser, würde man aber in der Situation genauso misstrauisch reagieren. Allein das man dem kleinen Andy zutraut, einen harten Kriminellen in die Luft zu jagen, ist schon fantastisch.
            Dazu wird Chucky auch wunderbar aufgebaut und ausgearbeitet. Mit etwas vagen, aber dennoch festen Regeln, was er kann und was nicht. Der Film wird auch nicht langweilig und wirft einem von einem interessanten Szenario in das nächste. Die Puppe ist auch fantastisch gestaltet. Gerade die Aufnahmen, wenn er durch die Gegend rennt oder auch die Animatronics wenn er spricht, sind richtig gut. Vor allem wenn Chucky mit Flammen in Berührung kommt und Stück für Stück auseinandergenommen wird, wird es richtig verstörend.
            Ich habe etwas nettes erwartet und wurde von einem liebevollen Filmprojekt überrascht.

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            • 7 .5

              Wenn man einen neuen Film von Takashi Shimizu [Ju-On] sieht, der dazu eine Geschichte vom Mangaka Hideo Yamamoto [Ichi the Killer], erwartet man ein bizarres Horror Feuerwerk. Das alles anders kommt als gedacht, und die Geschichte mit Schädelbohrungen, Traumata, Schuld und Sühne wird zu einem fantastischen Science-Fiction Film mit vielen Überraschungen. Das Konzept der Trepanation bietet auch ungeahntes Potential und vor allem mit seinen historischen Bezugspunkten. Vieles was Manabu erzählt ist wahr: ein unfassbar hoher Prozentsatz an Schädeln aus der Steinzeit haben alle ein Loch in Ihrem Schädel, und man kann nur spekulieren, warum das der Fall ist. Das Ganze wird dann noch garniert mit einem sonderbaren Protagonisten, der nicht nur ein fettes Konto als Rücklage hat, sondern sich auch viele Dinge aus der Vergangenheit nicht erinnern kann und eigentlich nur noch vor sich hinsiecht bis der Tod irgendwann endlich kommt. Als Manabu ihm ein Angebot macht, stimmt er aus morbider Neugier zu und lässt sich auf etwas ein, das alle Vorstellungen sprengt.
              Was sich bei dem Loch für unseren Protagonisten und seiner Umwelt eröffnet, ist so viel mehr als man erwartet hatte. Mit der Öffnung seines dritten Auges, sieht er die Welt wie in einem Persona Spiel, bei dem Realität, Vorstellungskraft und Unterbewusstsein zusammenschmelzen. Er kann diese Gestalten erkennen und mit ihnen interagieren. Das bringt ein paar visuelle wie auch erzählerisch fantastische Szenen. Der Symbolismus ist nicht sehr subtil, aber dennoch fantastisch ausgearbeitet und eingesetzt. Ob es die harte Schale des Yakuza, das grobkörnige Wesen der Schülerin oder die Transparenz von Manabu ist.
              Sobald alles bereitsteht, dreht der Film richtig auf. Es wird tief gegraben und gekratzt. Traumata werden offen da gelegt und zermürbend erkundet. Die Grenzen zwischen Realität und Einbildung verschwimmen immer weiter, nicht nur im hier und jetzt, sondern auch weit in die Vergangenheit. So bietet der Film viele großartigen Twistes, die man nicht kommen sieht, und ein unkonventionelles Ende, das ich hier nicht vorwegnehmen möchte. Auf Bildlicher Ebene wird auch viel mehr gearbeitet, als man anfangs wahrnimmt (man beachte das Treppenhaus von Manabu oder den Eingang zur späteren Wohnung).
              Ein besonderer Film, der am Ende viel weniger Horror als mehr verrücktes Science-Fiction ist und den man sich nicht entgehen lassen sollte, vor allem wenn man Netflix hat.

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              • 8

                Was für ein faszinierendes Projekt. Die Dokumentation ist auf so vielen Ebenen interessant. Da haben wir Dawson City welche ein Pivot des Goldrausches um die Jahrhundertwende war. Aus dem Nichts aufgebaut, in kürzester Zeit aufgebläht und dann schnell wieder verlassen. Allein die Geschichte der Glücksritter und das Elend, das sie für etwas Gold auf sich genommen haben, ist super interessant und wird eindrucksvoll durch Fotos dargestellt. Aber da hört es nicht auf. Die Stadtgeschichte und Entwicklung ist ebenfalls faszinierend, mit ein paar Jahren extremster Umstände. Dann noch der Fokus auf die Unterhaltungsindustrie, nach der den Unmengen von Menschen in der Trostlosigkeit Nord Kanadas gelechzt wird. Das dies einhergeht mit der Kindheit des Kinos und man darüber reden kann, macht es für eine Cineasten wie mich nur noch faszinierender. Es ist auch überraschend was für Größen aus dem kleinen Ort entstanden sind, welche Hollywood maßgeblich verändern werden. Aber all das ist nur ein Beiwerk für den Kern der Dokumentation. Die unfassbaren Schätze, welche beim Bau eines neuen Gebäudes im Dreck entdeckt wurde. 75% aller Stummfilme sind für immer verloren, meistens in Flammen aufgegangen. Seit Jahrzenten im kalten Boden, liegt eine wunderbare Zeitkapsel, dessen Kulturelle Bedeutung nicht zu unterschätzen ist.
                Die Dokumentation arbeitet sehr viel durch die wiederentdeckten Filmrollen und nimmt die Szenen der damaligen Unterhaltungsindustrie, um die Narrative der Dokumentation zu stützen. Die Erzählung via Text mitzuteilen, kann ich mir als künstlerische Entscheidung vorstellen, passend zu einem Film der sich um wieder entdeckte Stummfilme handelt. Ganz ohne Ton geht es dann aber doch nicht. Geschickt wird Musik und Toneffekte mit den Bildern verwoben, um etwas einzigartiges zu erschaffen. Leider geht das nicht immer so gut auf, so dass manchmal die ständige Musik und das Spiel von drei wechselnden Akkorden etwas nervig und dröge werden kann. Wenn aber plötzlich eine Kakophonie beginnt, wird man erneut in den Bann der schwarz-weißen Bilder gezogen.
                Leider fehlt dem Film etwas die Struktur: Beginnt es mit einer kurzen Preview wie man damals die Filmrollen entdeckt hat. Anschließend bekommt man eine kurze Geschichtsstunde, wie und wer damals den Film entwickelt hat und welche Probleme dieser mit sich gebracht hat. Anschließend springt man in die Anfänge von Dawson City, was auch alles in Ordnung ist. Aber die Chaotische Erzählweise ohne Fokus auf ein richtiges Thema, ob es nun die Glücksritter sind, die Unterhaltung in der Stadt oder auch den Filmen an sich, alles wirkt eher angerissen. Besonders auffällig ist es, wenn man plötzlich den Fokus auf die Arbeiterbewegung in New York richtet, was man noch gut als Zeitzeugnis betrachten kann. Aber was ich gar nicht verstehe, ist der Fokus auf dieses eine Baseball Spiel, das Ultra detailliert dargestellt wurde. Klar, ist es irgendwie interessant und auch historisch relevant, aber nur weil Aufnahmen davon in der Grube gefunden wurde, hätte man nicht so intensiv darauf eingehen müssen. Ab da ist mir auch aufgefallen das oftmals der Film in die Länge gezogen wird, mit supercuts der gefundenen Filme, die oftmals sehr geschickt in die narrative eingebaut wurde, aber manchmal auch einfach nur so da sind, da man das Material ja schon hat.
                Die Dokumentation ist nach wie vor sehr gut, wird aber von der subparen Struktur und manchmal etwas gezogener und oberflächlicher Erzählung daran gebremst ein Meistwerk zu sein.

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                • 9
                  über Cam

                  CAM ist ein besonderer Film, der weit über den einfachen Plot hinaus geht und tiefer greift, ohne jemals die persönliche Bezugsebene zu verlassen. Der Blick in das Leben eines Content Creator an sich ist schon super interessant, aber mit der erweiterten Ebene der Sex Industrie, wird das Ganze noch viel faszinierender. Man merkt das die Autorin selbst mal in diesem Bereich tätig war, denn die Geschichten, Szenen, Situationen und soziale Probleme, werden hier fantastisch und feinfühlig auf den Punkt gebracht. Allein mit dieser Ebene wäre der Film schon großartig, aber das ganze wird durch eine unfassbar verstörende Ebene erweitert, die nicht nur den Camgirls innerdiegetisch Angst macht, sondern jeden erschaudern lassen sollte. Mit genügend Rechenleistung und Videomaterial, wird man schnell obsolet. Dabei sind die Motivationen und Drahtzieher hinter dem Geschehen bis zum Schluss unbekannt. In typisch menschlicher Manier „Nur weil wir es tun können, sollten wir es auch tun? FICK JA“, ist es schon fast unausweichlich. Die Karriere, Identität und geistige Gesundheit wird dabei beiläufig, wie auch gnadenlos zermürbt. Gerade bei der Protagonistin, die extrem ambitioniert ist, tut das ganze schon richtig weh beim Zusehen.
                  Abseits des großartigen Drehbuches ist der Film auch Handwerklich brillant. Die Schauspieler sind fantastisch, die Sets und Musik ist auch sehr gut. Der Schnitt und die Direktion heben den Film auf ein höheres Niveau. Gerade das Mysterium, wie es inszeniert wird und sich langsam entfaltet, hat mir mehrmals einen überwältigendes Schaudern über mich kommen lassen, wie ich es nur selten erlebt habe.
                  Fantastischer Film, den man als High Concept Horror Fan auf jeden Fall einmal gesehen haben sollte.

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                  • 8
                    über PEN15

                    Das Konzept klingt erst mal so abgehoben, dass man sich fragt, ob das überhaupt funktionieren kann. Vor allem wenn die zwei Protagonisten im selben Alter sind wie man selbst. Aber sie packen es, und zwar mit Bravour. Wirken diese zwei erwachsenen Frauen in den ersten Minuten noch etwas fehl am Platz, vor allem wenn ihre Mitschüler auftauchen, verliert sich das Gefühl schnell und man nimmt es einfach als gegeben an.
                    Sie fangen auf fantastische Art und Weise das kollektive Trauma namens Pubertät ein. Ohne dabei von ekligen oder grausigen Aspekten und Themen halt zu machen. Der Humor der Serie besteht dabei aus Cringe, Fremdscham, überzogenen Vorstellungen und wiedererkennen der eigenen Fehler und Dummheiten die man so als junger Teenager gemacht hat. Als Mann kann man manchmal etwas weniger mit manchen Aspekten mitfühlen, aber wie ich mir von meiner Freundin sagen lassen habe, ist das alles in seiner Übertriebenheit doch sehr akkurat. Sie schaffen dabei auch ein tolles Mittelmaß zwischen Humor und Drama, das leider in den ersten Folgen der zweiten Staffel etwas aus den Fugen geratet und die Serie eher anstrengend als spaßig macht. Aber sie bekommen den Bogen wieder gegen Ende der Staffel und ich kann kaum abwarten mehr davon zu sehen.

                    • 9 .5
                      über Stalker

                      Stalker war einer der Filme, vor denen ich mich immer gedrückt habe. Alles daran klang fantastisch, aber man muss erst mal die Zeit und Headspace für ein Tarkovski finden.
                      In typischer Tarkovski Art ist Stalker mehr ein Gesamtkunstwerk als einfach nur ein Film. Die Symbiose von allen Filmischen Disziplinen wie der Kamera, Sounddesign, Musik, Set, Drehbuch, Schauspiel und Direktion ist quasi perfekt und erhebt Stalker weit über die Summe ihrer Werte. Das er auch die Strugazki Brüder bekommen hat, um das Drehbuch schreiben zu lassen, spricht für die hohe Qualität des Werkes. Ein Werk, welches das Unbeschreibbare flüchtig einfangen möchte. Bei dem der Zuschauer ein Teil des ganzen wird. Die Kamera wird zum Wesen der Zone, aus dessen Augen wir in die tiefsten Tiefen der Psyche hineinspicken dürfen. Doch zwischen der vagen Erzählstruktur, der Surrealität der Umgebung und ständiger, nicht greifbarer Gefahr, ist Stalker gleichzeitig absolut geradlinig. Jeder der drei Protagonisten entspricht einer Philosophie. Der Schreiber, müde von der empirisch erklärbaren Welt, sucht etwas mehr, ohne dabei seine eigene Menschliche Unzulänglichkeit zu vergessen. Nihilistisch und entzaubert weiß er selbst nicht was er möchte, falls sie jemals den Raum erreichen sollten. Im Großen und Ganzen wird alles einmal ein Opfer der Entropie, welches auch bildlich eindrucksvoll mit der Zone dargestellt wird. Vielleicht möchte er nur mit etwas größerem in Kontakt treten, was seine verkantete Welt wieder frei macht. Der Professor, so scheint es am Anfang, versucht empirisch an die Zone heranzugehen und die bizarren Regeln der Zone in bekannte und wohlgeformte Formen zu kategorisieren. Das dies aber nicht der Fall ist, und er für das Wohl der Menschheit seine Identität abstreift, wird gegen Ende klar. Viel weniger nach einem Sinn suchend, erkennt er die Gefahr und Fragilität der menschlichen Psyche und deren wünsche. Dieses Geschenk ablehnend möchte er den Raum sprengen und so die Menschheit vor sich selbst bewahren. Zuletzt haben wir den Stalker selbst, der als eine Art Spiritualist agiert, dessen Kirche die Zone und dessen Gott die Hoffnung ist. Er erfindet seine Erfüllung als Prophet und Führer der Zone. Man weiß nie ob die Gefahren dort echt sind, was der Stalker wirklich gesehen oder vielleicht sogar erfunden hat. Er führt Menschen zu Schätzen, die er selbst nie erreichen wird. Die Zone ist für ihn die letzte Zuflucht für alle, die jegliche Hoffnung fahren lassen haben. Das er dabei, wie der Schreiber schon sagt, eher egoistisch vorgeht, auch wenn er sich einredet das er es für andere tut, fand ich dabei sehr bezeichnend. Auch die Geschichte mit Stachelschwein, der sein Leben und Familie für die Zone gab, unendlich reich wurde und sich dann erhängt hat, ist ein fantastisches Bild von der Unzugänglichkeit der innersten Wünsche und die grausame Erkenntnis und absoluten Wahrheit, die diese mit sich führt. Seine Meinung ändert sich auch rapide, als er die Motivation seiner mitreisenden erfährt. Möchte er ihnen doch die Glorie und Heilsamkeit der Zone zeigen, sind diese gar nicht daran interessiert und verhalten sich in seinen Augen blasphemisch. Toll dabei ist auch der Monolog seiner Frau, die sagt das sie es nie bereut hat mit ihm zu gehen, obwohl es so viel Leid mit sich gebracht hat. Die auch ohne die Gottheiten der Zone glücklich wäre, wenn er doch nur bleiben würde.
                      Handwerklich ist der Film eine Wucht. Every Frame a Painting trifft bei diesem Film so gut zu wie bei fast keinem anderen. Als der Film in Sepia Tönen beginnt, bekommt man ein Blick auf das Leben um die Zone herum, in starken Kontrasten und unzulänglicher zermürbtet. Fetzten liegen am Boden, die Feuchtigkeit hat sich in alles hineingefressen und bringt ein schmerzhafte kälte mit sich. Erst als sie die Zone betreten beginnt das Leben zu blühen. Ähnlich wie bei „Die Farbe“, existiert die Welt in Sepia Tönen, bis das Fremde der Zone Farbe ins Spiel bringt. Ich denke es soll den Einflussbereich der Zone widerspiegeln, was am Ende etwas klarer wird, wenn zwischen den zwei Modi hin und her gewechselt wird. So ist sein Zuhause außerhalb des Dunstkreises, bis auf die Tochter, die ein Beiprodukt der Zone ist. So spielt sie eine doppelte Rolle, als ein Kind der Zone welches die Zone selbst ist und auch als ein Sinn stiftendes Wesen für den Stalker, runtergebrochen auf den biologischen Sin des Lebens. Auch sind die Träume des Stalkers nicht von der Zone betroffen, kommen aber dann auf sonderbare Art und Weise in Farbe zum Leben.
                      Wie die Zone selbst ist Stalker ein unzugängliches, aber bereicherndes Werk, das viel vom Zuschauer erwartet. Wie der Professor und Schreiber erkennen, ist es am Ende der Weg der das Ziel war, anstatt vage Heilversprechung am Ende.

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                      • 7 .5

                        Jim Cummins ist ein ganz besonderer Filmemacher unserer Zeit. Die Mischung aus seinem eigensinnigen Humor und gnadenlos brutalen Drama, ist etwas ganz Besonderes. Oft weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll.
                        Der Anfang des Filmes, was zuvor ein eigenständiger Kurzfilm war, macht schon schnell klar, was für ein Typ Jim eigentlich ist, und was uns, zumindest grob, so erwarten wird. Ein Loser der sich verkanten hat und so unfähig ist sich selbst, geschweige denn anderen, Gefühle richtig auszudrücken. Komplett aus seinem Orbit geworfen, redet er sich und seiner Umwelt immer wieder ein, dass das alles ganz normal ist. Und irgendwie ist es das ja auch, jeder trauert eben anders, aber irgendwie auch nicht. Aus diesem Limbo wird weder Jim, noch der Zuschauer ganz schlau. In langsamen, aber immer heftigeren Zyklen, bricht er weiter, bis das Fundament seines Lebens daran zerbirst. Das Ganze ist dabei so clever, lustig und tragisch erzählt, wie es irgendwie nur ein Jim Cummins hinbekommt.

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                        • 7

                          Der dritte Teil der Serie bewegt uns langsam weg von der klapprigen Hütte, die im Intro auf fantastische Art und Weise auseinandergenommen wird, und setzt uns mitten im Mittelalter ab. Aus dem eher wortkargen Ash wird ein knallharter Haudegen der jeder Gefahr trotz um endlich wieder nach Hause zu seinem geliebten Job als S-Mart Mitarbeiter zu gelangen.
                          Das weitere Budget und Technik Sprung ist hier auch wieder spürbar, im besten Sinne. Alles wirkt wie eine Bilderbuchvorlage einer mittelalterlichen Welt, mit Rittern, Weisen Magiern mit langem Bart und krummen Grabsteinen. Dabei spielt Raimi (zumindest nehme ich es an) mit mehreren literarischen Klassikern wie Gullivers Reise oder Don Quijote, mit seinem typischen Augenzwinkern. Der Kampf gegen seine sich selbst, in kleiner wie auch großer Form, ist fantastisch. Sein Hang das N Wort zu vergessen, wird toll immer wieder aufgerufen. Auch die Stopmotion Animation der Skelette ist fantastisch gelungen und trieft nur so vor Charm. Die Dialoge sind auch so dämlich wie brillant lustig geschrieben.
                          Army of Darkness hat viele herausragenden Szenen und Ideen, die leider mit Leerlauf zwischen denen etwas verblassen. So cool die Kampfszenen zwischen der Armee von Skeletten und den Menschen auch aussehen, zieht sich das ganze doch etwas und lässt von dem besonderen Glanz etwas ablenken. Das Ende zieht es dann aber wieder raus und lässt die Trilogie auf einer absoluten High Note enden.

                          • 8 .5

                            Evil Dead 2 ist der Beweis was Raimi machen kann, wenn man ihn etwas mehr Budget zur Verfügung stellt. All die grandioses Aspekte des Vorgängers sind wieder dabei, diesmal aber so viel feiner und besser gestaltet, das alles auf ein ganz neues Niveau hochgehoben wird.
                            Die Geschichte des ersten Teiles wird in einem frischen Backflash schnell abgearbeitet. Man findet sich in den Schuhen von Ash wieder, der immer noch gerne entkommen möchte, es ihm aber nicht leicht gemacht wird. Spätestens wenn die neuen Nebencharaktere auftauchen, bekommt man ein mulmiges Gefühl, das sich Evil Dead 2 nur wiederholen wird. Aber das ist nicht der Fall. Auf alte Ideen wird aufgebaut und mit frischen Blut injeziert. Die Lore um das Necronomicon wird erweitert und im fulminanten Finale endgültig festgesetzt.
                            Evil Dead 2 ist mein persönlicher Favoriten der Serie.

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                            • 7

                              Der erste Evil Dead Film ist ein fantastisches Zeugnis was ein kreativer Kopf und viel elbow grease so erschaffen können. Ein absolutes Leidenschaftsprojekt von Sam Raimi, gibt er hier mit den geringen Mitteln einfach alles was er hat. Und das merkt man. Der Hang zum Experimentieren spiegelt sich nicht nur in den Kameraeinstellungen, sondern auch in der Art der Animationen und den Konzepten des Filmes wider. Alles ist einfach und geradlinig gehalten und dennoch machen sie so vieles damit. Kein Shot wirkt verschwendet, wie es oftmals heutzutage in Horror Filmen ist. Das kann auch etwas anstrengen, findet er aber doch ein tolles Mittelmaß ,Pacing und kleinen Twist, das es durchgehend spannend und unterhaltsam macht. Und das alles mit einem fantastischen Augenzwinkern von Raimi, der in die Geschichte und Szenen genau das richtige Maß an Ernsthaftigkeit findet, damit es immer spaßig, aber auch Grauenhaft bleibt. Zurecht absoluter Kult!

                              • 6 .5

                                Gala: 6.5
                                Die erste Episode der Anthologie beginnt wie einem japanischen Märchenbuch. Dämonen und Geister leben friedlich in ihrer Welt, bis ein Artefakt vom Himmel fällt. Obwohl sie andere Wesen sind, gehen sie sehr menschlich vor und wollen das Artefakte mit allen mitteln knacken. Ein Weises Wesen weiß es aber besser und bestückt ein paar auserwählte mit mächtigen Instrumenten. Episch wird aus den einsamen Musikern alsbald ein Orchester der Welt, welches das Artefakt beben und leben lässt. In einem mächtigen Crescendo überschwemmt das Leben den Samen und er durchbricht den Boden.
                                Visuell ist der Film gut, vor allem die Farben machen wirklich etwas her. Musikalisch ist es auch gut, fällt aber leider etwas flach, wenn das gezeigte und gehörte nicht so übereinstimmen. Konzeptuell ist der Film richtig toll und eine Zelebration des Lebens und des Mikrokosmos/Makrokosmos Prinzips.

                                Moondrive: 4
                                Eine wahnwitzige Geschichte um einen Haufen dämlicher Haudegen, die einfach nur an ihr Ziel kommen wollen. Der Art Style ist in sich ganz gut, trifft aber nicht so mein Geschmack. Ich mochte die Absurdität der Geschichte sehr, da sie trotz allem kohärent war. Die Animationen hatten auch was. Aber der Art Style und der Umgang mit dem weiblichen Charakter, haben mir irgendwie komisch aufgestoßen.

                                WanWa: 6
                                Stilistisch wie auch konzeptuell der trippigste Film von allen. Man wird wild von einer Situation in die nächste geworfen, ohne sich irgendwie an den Boden der Realität oder Sinnhaftigkeit festhalten zu können. Gerade beim ersten Mal anschauen überfordert der Film einen schon sehr stark. Aber bei einem zweiten Mal ergibt es schon etwas mehr Sinn und ist ein lieblicher Blick durch die Augen und Interpretation eines Kindes. Auch wenn es zu beginn nicht so wirken mag, ist WanWa doch eher ein High Concept Stück, das den Zuschauer auch gerne mal auf der Strecke lässt.

                                Tojin Kit: 7
                                Ein sehr cooles Konzept mit einem durchgehenden und wohl durchdachten Stil, der mit seinen Brüchen etwas tolles erschafft. Das Konzept ist auch ein gutes, gerade so knapp angeschnitten das man mehr wissen will und gleichzeitig die Fantasie spielen lässt. Leider schafft der Film durch seine ständig wiederholenden Establishing Shots ein etwas zähes Tempo, das das ganze etwas ausbremst.

                                Dimension Bomb: 9.5
                                Der mit abstand beste Film in allen Aspekten. Visuell wie auch auditiv bekommt man hier richtig was geboten. Der Soundtrack, die Sprachfetzen und Geräusche spielen perfekt mit den abgedrehten Bildern und Szenen, eine weitere Ebene hinzu. Das Konzept dahinter ist vager als das bei allen anderen und lässt viel Spielraum zur Interpretation. Das Spiel zwischen bekannten Konzepten aus unserer Realität und angeschnittenen fantastischen Elementen ist super gelungen. Ein grandioser Beweis was Animation machen kann.

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                                • 8

                                  Der Carpenter Kult Film schlechthin. Gar nicht mal so schlecht von einem Regisseur der einen Kultfilm nach den nächsten raus haut.
                                  Die Dekonstruktion des amerikanischen super Helden, wird hier auf fantastische und äußerst unterhaltsame Art und Weise inszeniert. Allein der Anfang als Egg Chen den (echten!) Produzenten des Filmes von Jack vorschwärmt, ist einfach nur zum Schießen.
                                  Der Film nimmt sich auch keine Sekunde ernst und versucht so viel triefenden Spaß wie es nur möglich ist, nach außen tragen zu lassen. Es ist auch kein Wunder das die Mortal Kombat Spiele, große Inspiration in dem Film gefunden haben.
                                  Big Trouble in Little China ist Carptener in seiner Reinheit destilliert. Soundtrack, Action, Story, Monster, Dialoge und ein omnipotentes Augenzwinkern.

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                                  • 6 .5

                                    Coming-Of-Age Highschool Filme mit klassischen Wurzeln geht irgendwie immer. So auch bei Easy A, das sich an The Scarlet Letter mehr als offensichtlich anlehnt und das ganze durch die Augen von Emma Stones Charakter erleben lässt.
                                    Der absolute Star des Filmes ist aber das Drehbuch. Die Dialoge sind so clever geschrieben und geben jedem Charakter richtig viel Sympathie. Ob es nun die Eltern, die Lehrer, die Christlichen Fanatiker oder verzweifelten Jungs sind, alle sind auf 120% gedreht. Das macht nicht nur den Schauspielern und anderen Filmschaffenden Spaß, sondern auch besonders den Zuschauern.
                                    Die Kernaussage des Films wird gut und elegant getroffen. Sex, Image, Sozialer Rang und Oberflächlichkeiten werden geschickt im Mikrokosmos einer Highschool erkundet.

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                                    • 6 .5

                                      The Little Things ist ein ordentliche Thriller hinter dem am Ende mehr steckt als man zu beginn annimmt. Die Schauspieler sind richtig gut. Vor allem die Dynamik zwischen Washington und Malek ist eine richtig gute, sind die beiden sich doch so viel ähnlicher als man denkt. Leto macht auch einen sehr guten Job als großes Fragezeichen, das bis zum Ende nicht wirklich geklärt wird.
                                      Die Geschichte ist eine gute, und wird durch das Filmschaffende toll rübergebracht. Vor allem die Geister die Washingtons Charakter verfolgen, waren super inszeniert. Das Drehbuch ist auch klasse, das uns Stück für Stück tiefer in die Psyche und Verstrickungen der Charaktere hineinzieht und dabei nichts einer Dichotomie überlässt.
                                      Guter Thriller den man sich gerne mal ansehen kann.

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                                      • 2

                                        Es gibt Filme, bei denen sieht man auf den ersten Blick das es grauenhaft sein wird. The Pyramid – Grab des Grauens, hat dabei nicht enttäuscht. Ich habe schon viele schlechte Horror- und Found Footage Filme gesehen, aber The Pyramid nimmt die Krone. Das Gimmick wird so lieb- und lustlos übergestülpt, dass es schon fast zum Schreien ist. „Und wer filmt da gerade?“, war der häufigste Satz, der beim Anschauen über unsere Lippen gekommen ist.
                                        Die Geschichte ist dämlich. Die Charaktere und Schauspieler sind richtige pfeifen. Die Ausarbeitung des Konzeptes ist lachhaft schlecht. Der Soundtrack, die Kamera, das CGI, es gibt eigentlich nichts was in diesen Film so richtig funktioniert. Ich weiß nicht wie solche Filme immer wieder produziert werden….

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                                        • 3 .5

                                          Irgendwann musste es ja mal passieren. Nach 16 Jahre Fast and Furious mit mal besseren und mal schlechteren Filmen, hat „The Fate of the Furious“ den Bogen endgültig überspannt. In einem Rennen sich immer weiter zu toppen und die Prämisse noch spannender zu machen, sind sie für mich endgültig über den Pool mit Haien gesprungen.
                                          Das Franchise war sich seiner Lächerlichkeit meistens bewusst und hat das Ganze auch immer mit einem Augenzwinkern zelebriert. Zu Beginn bekommt man noch dasselbe Gefühl, als Dom in einem brennenden Wrack es gerade so noch über die Ziellinie schafft. Das Ganze nimmt aber eine heftige Talfahrt als Charlize Theron ins Spiel kommt und Dom unter mysteriösen Umständen für Ihre Sache rekrutiert. In einem filmischen Universum, in dem alles erlaubt ist und nichts zu dumm ist, gab es jedoch eine Konstante, und das war Doms Loyalität zu seiner Familie. Sie wurde schon mehrmals in all den Filmen getestet und immer wieder, war Doms Weg, der richtige am Ende. Warum es hier jetzt anders ist, ergibt keinen Sinn. Dass er nicht im geheimen mit seiner Crew kommuniziert, wie er es schon so oft davor gemacht hat, macht keinen Sinn. Vor allem wenn er sich mit anderen Gestalten Kurzschließt, um Cypher am Ende eins auszuschlagen. Auch wenn man erfährt, was Cypher in ihrer Hand hat, schlägt man sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Warum Dom sein Team verrät, ist einfach für gutes Trailer Footage und um immer mehr und immer weiterzukommen, ohne sich auch nur ein weiteren Gedanken zu machen.
                                          Cypher macht den Bösewicht an sich ganz gut, wirkt dann aber durch ihre Vagen Kräften doch eher unausgegoren. Alles zu Hacken, gibt einem viele Möglichkeiten, ist dann aber auch nicht wirklich spannend. Vor allem wenn die Hacks immer mächtig fake aussehenden CGI Szenen mit sich ziehen. Auch Kristoffer Hivju muss das harte Schicksal eines Post-GOT Schauspielers durchleben, in dem er nur für sein markantes Gesicht gecastet wird. Obwohl er die rechte Hand von Cypher sein soll, hatten Roberto und Enrique aus 2 Fast 2 Furious, als gammelige Handlanger, so viel mehr Persönlichkeit. Auch der Zuwachs des Teams mit Ramsey aus dem vorherigen Teil, wirkt wie unnötiges sexy Fett, da Taj eigentlich schon alles kann, was sie zum Team beiträgt. Little Nobody ist auch eher nervig als wirklich interessant. Immerhin taucht mit Shaw wieder ein Charakter auf, der einfach nur Spaß macht, und der mit den Szenen im Flughafen ein eindeutiges Highlight bietet.
                                          Der Plot ist auch nicht großartig anderes als bei den anderen Filmen. Finde den McGuffin und rette die Welt. Es gibt auch ein paar nette Szenen, die sich ganz gut sehen lassen konnten. Aber durch den dämlichen Plot, den unausgegorenen Einsätzen und Auflösung, und all den CGI Szenen wird leider auch der letzte Spaß aus der Serie gezogen. Mal schauen ob sie sich davon erholen können.

                                          • 6

                                            Ich bin so froh, dass dieser Film existiert. Nach acht Filmen hat man langsam genug von Toretto und seinem ständig wechselnden Essemblem. Gut, dass sie sich für das Spinoff auf die zwei Stärksten Argumente der aktuellen Serie verlassen. The Rock als Hobbs und Statham als Shaw. Die Dynamik zwischen den beiden ist einfach herrlich. Das Ganze wird dann noch durch die Schwester Shaws garniert und durch Elba als Transhumanistischer Schwarzer Superman gekrönt.
                                            Hobbs & Shaw ist viel mehr eine Komödie als ein Action Film, und das tut gut. Dabei kommt die Action nicht zu kurz und gehört zu dem besten was die Serie zu bieten hat. Der Plot ist so dämlich wie eh und je, dabei aber immerhin in sich kohärent.
                                            Leider geht der Film etwas zu lang. Die Abrissaktion in dem Forschungslabor von Eteon bietet ein fulminantes Ende, das durch den Trip nach Samoa etwas zu sehr gestreckt wird. Dieser Teil des Filmes ist auch nicht so schlecht, mischt sich aber nicht so gut mit dem Rest. Auch nimmt sich Eteon etwas zu ernst und das Augenzwinkern verblasst mit jeder Erklärung ein bisschen mehr.
                                            Nichts desto trotz macht Hobbs & Shaw richtig viel Spaß. Gerne können die Beiden das FF Universum übernehmen und Toretto und seine Gang einmotten.

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                                            • 7

                                              Things Heard and Seen ist ein sonderbarer Film. Das er als Horror Film bei Netflix angepriesen wird, find ich eher unpassend. Vielmehr ist es ein Drama mit übernatürlichen Elementen. Andererseits hat der Film auch entsetzliche Elemente, die es zu einem Horror Film machen könnte.
                                              Zu Beginn wirkt es noch wie ein Standard Haunted House Szenario. Eine Familie zieht in ein neues Haus und mysteriöse Dinge passieren. Aber schnell wird klar, dass das es hier etwas anders ist. Wenn die elektrische Zahnbürste plötzlich zu vibrieren anfängt und die Anzeige der Waage in Scherben zerbersten lässt, ist es mehr als nur ein gruseliger Moment. Es ist schön Symbolisch, wenn die Waage als das Zeichen der Unterdrückung und Manifestation von Cathrines Laster, einer Essstörung, angegriffen wird. Auch wird der Geist, der die Tochter immer wieder nachts aufschrecken lässt, schnell zu einem gewissen Freund, der über die Familie wacht. Das Ganze wird mit dem Kult von Swedenborg noch erweitert und durch treu Glaubende Anhänger in einer Seance bestätigt.
                                              Schnell entwickelt sich dann aber auch der richtige Konflikt, der schon von Anfang an absehbar war. Cathrine gegen George. Es war schon grauenhaft zu sehen wie sie ihren Traum und ganzes Leben hinter sich lässt, damit George sich entfalten kann. Aber hinter der Fassade von George steckt etwas anderes, etwas viel mondäneres als Geister und Dämonen, aber auch etwas Grausameres. George ist ein Narzisstischer Lügner. Das klingt jetzt erst mal nicht nach viel, aber er wird in dem Film so brillant und Hass bar dargestellt, dass man dem einfachen Respekte zollen muss. Mit jeder Faser seines Seins ist er eben er. Wenn Cathrine sich mit seinem Boss unterhält, interessiert ihn nur was er über ihn gesagt hat. Seine Meinung ist eh die höchste die man haben kann und er will nicht nur geliebt und geachtet werden, er verlangt es förmlich. Das Ganze ist dabei so subtil und grauenvoll realistisch gemacht, dass es einem immer wieder die Magengrube umdreht.
                                              Und hier ist auch eine der größten Krux des Filmes und ein Aspekt, mit dem die meisten Menschen ein Problem mit diesem Film haben. Die Geister des Filmes sind nur bis zu einem gewissen Grad real. Bzw. sind sie vor allem gegen Später eine Manifestation von tieferliegenden Problemen, Traumata und Ängsten. Von ungleichen Beziehungen zwischen Mann und Frau und den gewaltsamen und grausamen Zügen die diese annehmen können. Menschen wie Catherine und George wird es immer geben und es wird immer die Geister der Vergangenheit geben, welche dasselbe Schicksal durchlebt haben. Das Ganze wäre auch passiert wenn es keine Geister geben würde. George hat sich vor dem Umzug schon wie ein Monster verhalten.
                                              Handwerklich ist der Film gut, bis auf den Schnitt. Szenen werden abrupt abgebrochen oder man springt einfach von einem Punkt zum nächsten. Das Ganze schmerzt auch an der Erzählstruktur, die ebenfalls auf wackeligen Beinen steht. Viele Aspekte werden teilweise nur sehr grob angerissen und dann wieder aus der Mottenkiste geholt, wenn sie gebraucht werden. Was Schade ist, wie z.B. bei der Essstörung von Catherine, da er diese gerne über ihren Kopf hält, um den moralischen high ground zu behalten, auch wenn er diesen gar nicht innehalten kann. Wenn man diese weiter erforscht und erzählt hätte, hätte man viel mehr daraus machen können. Besonders ihre Tochter find ich da interessant. Erst mal war es befremdlich, dass sie so gut wie gar nicht charakterisiert wird, aber irgendwann wurde mir klar, dass sie einfach nur die Rolle spielt die sie auch in den Leben des Protagonisten Paars hat: Ein Anhängsel das sonst nicht weiter interessiert. Ich weiß nicht, ob die Absicht war oder Zufall, aber es ist auf jeden Fall effektiv.
                                              Things Heard and Seen ist an sich ein großartiges Drama, das mit seinem fehlenden Erzählerischen Geschick und dem Vagen Ende ein leider eher drögen Geschmack zurücklässt.

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                                              • 9

                                                Wenn man ein Film nach Jahren mal wieder in den DVD-Player schmeißt, eigentlich nur gute Erinnerungen daran hat und dann vollkommen überrascht wird, ist das schon was Besonderes. Entweder ist der Film viel schlechter als man ihn in Erinnerung hatte oder eben so viel besser und im Falle von Memories of Matsuko auf jeden Fall auch härter.
                                                Der Film ist ein bisschen Komödie (vor allem in vielen Charakteren und Situationen), ein bisschen Musical, viel menschliches Drama und eine Faszinierende wie auch verspielt brutale psychologische Betrachtung einer Außenseiterin, deren Leben immer wieder endet und beginnt, bis man letzendlich ihre Leiche auf einem Feld findet. Die Narrative durch Shu als Neffe der Stück für Stück mehr über seine Tante erfährt, funktioniert wirklich ausgezeichnet. Auch mit der Distanz von Matsuko und den Erzählungen aus zweiter Hand wird gerne mal gespielt. Man erfährt von einer Situation aus einem Blickwinkel, nur um ihn später etwas besser kontextualisiert zu bekommen. Egal wie düster und verstörend es wird, schwingt doch immer ein gewisser Rhythmus mit, welcher die Welt etwas farbiger gestaltet. Die Ästhetik des überzogenen Melodramas dämpfen die Brutalität von Matsukos Lebenssituation etwas ab, bis am Ende all das zynisch optimistische herzzerreißend über einem zusammenfällt.
                                                Selten habe ich so eine gute und Empathische Darstellung eines Außenseiters gesehen. Der Bruder nennt ihr Leben Wertlos. Immer auf der Suche nach Zuneigung und Liebe wird sie zurückgestoßen und weiß auch selbst nicht mit sich umzugehen. Und obwohl sie so viele schlechte Entscheidungen trifft und auch Dinge macht, die man selbst nie machen würde, bleibt sie doch immer sympathisch und wirkt menschlich echt. Voller Fehler, unerfüllter Träume und einer Sehnsucht, will man sie zu jeglicher Zeit ihres Lebens gerne in den Arm nehmen und ihr zusprechen, dass es auch anders sein kann. Doch das macht auch die Härte des Filmes aus. Er beginnt mit der Entdeckung ihrer Leiche und so ist es doch leider schon zu spät. Aber man kann daraus lernen, und das macht Shu wie auch der Zuschauer: echte Mitgefühle für eine missverstandene Seele zu entwickeln und sein eigenes Leben unter diesen neuen Umständen zu betrachten.
                                                Memories of Matsuko ist ein besonderer Film, der trotz seiner Farben und Klängen eine unglaublich traurige und ehrliche Geschichte erzählt. Keine leichte Kost, die man aber auf jeden Fall mal gesehen haben sollte.

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                                                • 2 .5

                                                  An sich mag ich James Wan. Was er für Standardhorror mit seinen Conjouring Filmen gemacht hat, ist wirklich herausragend. Aber hier hat er vollkommen versagt. Eigentlich sind alle Zutaten da, selbst die Geschichte ist nicht so schlecht. Aber der neue Chefkoch (Wan) und der neue Komponist versalzen alles an diesem Film, was ihn am Ende ungenießbar macht.
                                                  Die realistischen Stunts werden wieder durch GCI Feuerwerke ersetzt. Jegliche dramatischen Szenen, die sonst immer ein gewisses Augenzwinkern hatten, werden durch den furchtbaren Soundtrack so störend vollgeschleimt, das eigentlich jede dieser Szenen das komplette Momentum und Spaß heraussaugt. Der Soundtrack war immer einer der Stärken der Serie. Eine Mischung aus klassischer Filmsoundtrack und Bumpin Sounds war fantastisch und gerade am Anfang der Serie, absolut bezeichnend. Brian Tyler tritt auf diesem Erbe herum und zerstört einfach alles mit seinen unsubtilen und maßlos überzogenen Kompositionen. Das ganze wird durch Wan nur noch schlimmer gemacht, dem das Augenzwinkern auch zu fehlen scheint, und der sich bei vielen Sachen einfach viel zu ernst nimmt, obwohl die Geschichte das gar nicht will. Waren die Shots von Ärschen und Brüsten der Mädels bei den Rennen schon immer etwas viel, waren sie aber irgendwie nötig um die Szene zu setzten und das Gefühl rüber zu bringen. Wan zelebriert mir das etwas zu sehr und verharrt zu sehr auf dem Fan Service, bis es einem ein billigen beigeschmack im Mund hinterlässt.
                                                  Der Film hat immer noch tolle Charaktere und Szenen. So dumm es auch ist, fand ich die Szene über drei Gebäude hinweg fantastisch. Aber alles andere fällt einfach Flach. Charaktere, so sehr überzogen sie auch waren, werden immer mehr zu unerkennbaren Karikaturen ihrer selbst. War Roman ein Idiot den man doch irgendwie lieb hatte, wird er hier nur noch ein nerviger Comic Relief Charakter. Der Plot mit Gods Eye ist auch eher schlecht als recht, vor allem wenn er den Bösewichten einfach ungesichert in die Hände fällt.
                                                  Immerhin macht Jason Statham eine gute Figur als Bruder des vorherigen Bösewichtes. Seine Terminatoresque Art und Weise ist fantastisch, wirkt aber auf diesen Film etwas verschwendet. Auch das Hobbs für die meiste Zeit im Krankenhaus liegt, lässt ihn schmerzlich vermissen, bis zum Ende wo sie tatsächlich nochmal etwas herausreißen. Die Zelebration für Paul Walker war auch eine sehr schöne Sache, die mich auch etwas traurig gestimmt hat.
                                                  Fast and Furious 7 ist ein Film, bei dem es ausreicht, die besten Szenen nochmal auf YouTube anzuschauen und den Rest einfach zu ignorieren. Das Ruder weiterzugeben und anderen Köchen die Herdplatten zu überlassen lief hier vollkommen daneben.

                                                  • 6

                                                    Fast & Furious 6 möchte an den Erfolg von Fast Five anschließen, und dabei alle Regler noch etwas weiter nach oben drehen. Letty ist zurück, wundervoll von Amnesie geplagt arbeitet sie jetzt für das Gegnerische Team. Diesmal kein Drogenboss oder Politiker, sind es Spiegelbilder des Toretto Klans, mit Shaw als nicht zu unterschätzender Anführer.
                                                    Der Film hat ebenfalls vieles was für ihn spricht, darunter eine Szene die ich erst noch irgendwo getoppt sehen möchte (ich sag nur Brücke, Panzer und ein weiter Sprung). Die Gegenspieler sind auch sehr gut gelungen und bringen interessante neue Aspekte mit sich, auch wenn viele von Ihnen leider etwas blass bleiben. Aber so 100% will der Film dann doch nicht bei mir ziehen. So herausstechend die großartigen Ideen und Szenen sind, so flach fällt doch irgendwie der Rest. Die Familie wird nicht mehr so effektiv eingesetzt, was sehr schade ist. Und so krass die letzte Actionszene auf dem Flughafen auch ist, verliert man leider sehr schnell den überblick und am Ende weiß man nicht genau wer jetzt gestorben ist und wer nicht.
                                                    Immer noch spaßig und unterhaltsam, leidet der Film an etwas Ballast, das ihn nicht ganz abheben lassen will.

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