Nebenniveau - Kommentare

Alle Kommentare von Nebenniveau

  • 5 .5

    Eine dezente und gedeckte Mokumentary ist eigentlich eine gute Idee. Gerade das Thema von Geistern und Dämonen wurde so ähnlich ja schon in der Paranormal Activity Reihe oder auch via Blair Witch Project etwas erörtert. Turner Clay möchte durch eine fiktive Version von sich, das Thema unter die Lupe nehmen. Leider verbucht er dabei sehr viel Zeit auf eine eigenartige Selbstdarstellung. Er zeigt sich von seiner coolsten Seite, als Furchtloser Filmemacher, Pilot, etc., aber seine dumme Schwaflerrei wird von seiner Frau nicht einfach so hingenommen. Sie kennt Clay viel besser und weiß eben wie er ist und dass er manchmal etwas übertrieben reagiert. Das Ganze hilft tatsächlich auf sehr geschickte Art und Weise ihn stärker zu einem runden Charakter heranwachsen zu lassen. Diese Stärken spielt er dann vor allem in der zweiten Hälfte aus, als sie das bespuckte Haus mehrere Tage und Nächte unter die Lupe nehmen. In diesen Szenen ist der Film auch am effektivsten und spielt fantastisch mit dem Found Footage Style.
    Das Fazit und Ende sind dabei etwas ernüchternd, wirken aber im Kontext des Filmes, und wie dieser eben entstanden sein soll, passend. Dennoch ist Blackwell Ghost eher eine kleine Miniserie oder YouTube Show als ein ausgewachsener Film. Das liegt nicht nur an der 60 Minuten Marke, sondern vor allem durch die Art und Weise wie es erzählt wird. Ein Hobby Dokumentation Projekt anstatt einer Geschichte die wirklich was erzählen möchte.

    1
    • 5 .5
      über Stay

      Der Film Stay lässt mich sehr zwiegespalten zurück. Die meisten Leute hinter dem Film haben richtig gute Arbeit geleistet. Die Regie, Schnitt und Kamera sind fantastisch. Aber der sich viel zu voll nehmende Plot, der auf einem Fundament aus einlagigem Toilettenpapier steht, reißt jegliches Potential in den Abgrund. Die Dialoge sind dazu sehr schwach und hölzern, was man mit dem mehr als enttäuschenden Ende rechtfertigen kann, oder eben einfach nur fehlendes Talent markiert.
      Die Stärken spielt der Film sehr früh aus. Das Verwischen von Szenen, Charakteren, physikalischen wie emotionalen Grenzen ist gut gelungen. Auch die symbolische Ebene kommt dabei nicht zu kurz, mit vielen kleinen Hinweisen die alle geschickt und surreal verpackt werden. Man beginnt an der geistigen Gesundheit des Protagonisten zu zweifeln, kann diese aber selbst auch beim Verfall zusehen.
      All diese Aspekte sind großartig gemacht und brauchen eigentlich nur ein guten payoff, damit alles klar geht. Gerne darf es auch ein offenes und interpretationsfreudiges Ende sein. Aber das was hier einem serviert wird, klatscht jeglichen goodwill den man für den Film hatte gnadenlos an die Wand. Alle Charaktere waren nur Gaffer. Der Protagonist ist einfach der erste der ihm zu Hilfe geeilt ist, sich über ihn beugt und deswegen ständig zu kurzen Hosen trägt. Es wird kein wirklicher Raum für Interpretationen gelassen und auf all das was man gesehen hat, wird einfach ein Deckel draufgeknallt. Die Rolle des Psychiaters, all seine Erfahrungen und Lehren, verpuffen im Nichts. Die ständigen Wiederholungen, der Symboles (21), die Doppelrollen mancher Charaktere haben keine wirkliche tiefe oder Bedeutung. Alles ist nichts weiter als ein unnötig aufgeblähter Moment eines Kantigen Teenagers. Selbst seine Motivation während der Geschichte verpufft mit der Absolutheit des Endes. Das Drehbuch spielt sehr gerne mit diesen kleinen Elementen, ohne ein wirkliches Standbein zu haben oder sich Gedanken darüber zu machen, was das ganze wohl nun wirklich bedeuten soll. Es ist wie eine abgeschwächte Version von „Valhalla Rising“, welche ebenfalls Lorbeeren einsammeln möchte, ohne diese sich zu verdienen.
      Ich habe erst im Nachhinein gelesen das Benioff das Drehbuch verbrochen hat, aber so macht aber vieles mehr Sinn. Er hat scheinbar eine Angewohnheit die Mühen und Arbeiten anderer mit einer Bestimmtheit niederzubrennen.

      1
      • 7 .5

        Horror/Thriller aus anderen Ländern, geben einem ein interessanter Einblick in diese Kultur und was diese so ticken lässt. Ich bin auch ein großer Fan des Koreanischen Kinos und freu mich deswegen sehr, wenn Netflix aufstrebende Filmemacher unterstützt wie Jang Jae-Hyun oder Lee Chung-Hyun mit seinem brillanten und empfehlenswerten Film „The Call“.
        Svaha setzt auch gleich sehr interessant an. Visuell beeindruckend betrachten wir die Geburt eines Menschen und einem anderen Wesen. Man beobachtet ein Ritual, in dem sich die Menschen in absolute Ekstase Versetzten. Man merkt sofort eine Stärke des Filmes: Die Charaktere. Markant gezeichnet und sehr einprägsam mit klaren physischen und psychischen Merkmalen, wie man es von einen Comic Artist (Kang Full) erwarten kann.
        Plötzlich gibt es einen Sprung und man taucht in das Leben und Handeln eines rasenden Reporters ein. Er lechzt hinter der nächsten Titelseite her und beobachtet als Pfarrer die Spirituellen Vorgehen in Südkorea. In seiner Zerstreutheit und Ambition ist er irgendwie sympathisch, aber auch arrogant und mit fragwürdiger Moral. Ein Mensch, den man lieber nicht in seinen Leben haben möchte, gerne aber in einem Film begleitet. Gierig nach einem Skandal schleust er seine rechte Hand in eine Buddhistische Sekte ein, um dabei viel mehr aufzudecken als ihm lieb war. Auserkorene Bestien, Schlangen, Götter, Nirvana, Dharma und die alles mitschwingende Glaubensfrage.
        Das Spiel mit dem Glauben, Religionen und Philosophien ist sehr gut gelungen. Dabei wird einem niemals eine „Wahrheit“ vor den Latz geknallt, sondern geschickt immer weiter ein faszinierendes Netz gespannt. Der Film hat auch viele tolle Wendungen, die man nicht von Anfang an kommen sieht. Visuell schwankt der Film zwischen sehr klaren Linien und beeindruckenden Szenen, die das zerrüttete Innenleben der Charaktere darstellt. Als Horror und Thriller Fan kommt man schon auf seine Kosten. Und ein Film mit so vielen Twists und Turns zu gestalten, ohne dass es ausgewaschen und nervig wird, ist auch eher eine Seltenheit. Eine Willkommene Überraschung und auf jeden Fall sehenswert.

        1
        • 4 .5
          über Cult

          Ich habe mich zu einem richtigen Fan von Koji Shiraishi entwickelt. Seine Art Found Footage zu gestalten ist eine ganz besondere und vor allem auch effektive. Dazu liebe ich seinen Hang zum Kosmischen Horror, den er einfach nicht lassen möchte.
          Cult hat auch das Potential etwas Großartiges zu werden. Es gibt viele gruselige und super ausgedacht und inszenierte Momente. Auch die Idee mit dem Kult, ist ein guter, der leider nie zu Ende gedacht wurde… bzw. wahrscheinlich in einer nie erschienen Fortsetzung ausgespielt werden sollte. Das Spiel mit Idols und die Erzählweise funktionieren auch nicht so gut, da die meisten Charaktere sehr austauschbar wirken. Die Erweiterung des Casts durch eine Art Manga/Anime Exorzist ist an sich interessant, wirkt aber doch eher so überzogen, dass es dem vorgespielten Realismus des Found Footage Genres den Boden unter den Füßen weg zieht. Das offene Ende tut dem Film leider auch nicht gut und lässt den ganzen Film noch etwas fader wirken.
          Der Film hat so seine Momente, wirkt aber eher wie ein billiger Abklatsch von Shiarishis eigener Arbeit, mit notdürftig hinzugepackten Aspekten und Charaktere.

          • 6

            Nach den Unterhaltsamen, aber nicht besonders guten Mortal Kombat Filmen, hat der Trailer des reimagines viel Lust auf mehr gemacht. Der Prolog ist auch, ohne Frage, brillant. Visuell fantastisch gelungen, erzählerisch stark und gnadenlos Brutal in seiner Ausführung, setzt der Film eine sehr hohe Messlatte für sich selbst.
            Leider kann Mortal Kombat das nicht ganz halten. Ein eher dröger Protagonist, der unbeeindruckt von einer Welterschütternden Erkenntnis zur nächsten geworfen wird. Eine Geschichte, die durch die Spiele so gebläht ist, das es eigentlich unmöglich ist sie gut erzählen zu können. Viele kleine Löcher im Skript, die nicht ganz Sinn ergeben (warum holt Raiden sie erst jetzt? Warum tut Liu Kang als ob er sie gesucht und gefunden hat, wenn sie zu ihm gekommen sind?) wollen und eine Masse von mittelprächtig Ausgearbeiteten Charakteren.
            Aber Mortal Kombat macht dennoch Spaß. Auch wenn es nicht das Niveau des Prologs halten kann, unterhält es sehr gut und man merkt auch, dass sich jemand viele Gedanken gemacht hat. Gerade Sub-Zero wird fantastisch und kreativ eingesetzt. Auch die Kräfte der Menschen sind zum Teil ganz gut vorgelegt und ausgearbeitet. Die Action könnte ein bisschen besser sein, aber sobald das Blut zu spritzen anfängt, kann man sich einem Lächeln nicht verwehren. Gerade gegen Ende nimmt der Film nochmal richtig Fahrt zu und lässt einen zufrieden zurück. Hoffentlich nehmen sie das Momentum und feilen noch etwas, dann kann der Nachfolger zu etwas ganz großem werden.

            2
            • 3 .5

              Bei Oberflächlicher Betrachtung hat man das Gefühl, das man mit Red Heat viel Spaß haben kann. Ein Actionfilm Marke Schwarzenegger kommt eigentlich immer mit einem gewissen Augenzwinkern. Mit Belushi als sein amerikanischer Konterpart, kann man schon etwas Unterhaltsames erwarten.
              Der Film überrascht einen gleich Positiv. Alle Leute in Russland (Arnold eingeschlossen) sprechen tatsächlich Russisch. Das ist etwas was damals (bis heute) nicht gerade der Norm war. Auch wirkt das, was dort erzählt wird, überraschend nuanciert. Die Russen werden nicht komplett zu Bösewichten erkoren, sind dabei aber auch nicht unschuldig am erschaffen von Monstern wie Victor. Das Spiel von eigener Schuld, Autorität und dem Auftrag für das Vaterland ist viel mehr als man erst einmal erwartet. Auch der Umgang als Arnie nach Amerika kommt, ist überraschend respektvoll. Klar gibt es einen Kulturellen Clash zwischen Agenten der zwei Großmächte, aber das ganze verläuft überraschend zivilisiert ab. Die Geschichte will dabei auch über der groben Norm herauskommen, verstrickt sich dabei aber in zu vielen Fäden und fällt letztendlich auf die Schnauze. Vor allem der Ton des Filmes ist etwas sonderbar. Die Kampfszene in der Sauna hat noch den Augenzwinkernden Charm eines Arnie Action Streifen, die späteren Schießereien und Kloppereien dagegen weniger. Belushi ist ein absolutes Arschloch, bei dem man irgendwann nicht mehr weiß, ob seine „lockeren“ Sprüche nun witzig sein sollen oder abstoßend. Nimmt der Film sich jetzt ernst oder nicht? Will er Edgy und rau sein, oder doch etwas Spaßiges bieten? Ich weiß es nicht und der Film weiß es auch nicht. Auch die Darstellung der Black Panther wirkt etwas daneben. Sie geben dem ganzen etwas Sinn, indem sie sich auf dieselbe Art und Weise an den Weißen rächen wollen, wie es die Regierung mit der Crack Epidemie mit ihrer Gesellschaft gemacht haben, aber das ganze passt irgendwie überhaupt nicht. Auch die Geschichte um Victors Freundin wirkt halb arschig zusammengesetzt und überraschend abgebrochen.
              Ein Film, der sich zu ernst nimmt um wirklich Spaßig zu sein und seine Ernsthaftigkeit dabei auch nicht aufrecht erhalten kann. Das Pacing leidet auch darunter, sodass der Film irgendwann einfach nur noch an den Nerven zerrt. Die Geschichte, so vielschichtig sie auch sein möchte, wirft einem einfach nur von einer Situation in die nächste. Das Ganze wird auch nicht besser durch die mürben Motivationen der Protagonisten und der Staaten welchen sie repräsentieren.
              Leider scheitert Red Heat bei mir. Das mag wahrscheinlich stark an meinen eigenen Erwartungen liegen, die ich aufgrund des Castes, des Posters und der Beschreibung an den Film gestellt hatte. Leider konnte er mich nicht überzeugen.

              1
              • 6

                Body/Slasher-Horror aus Deutschland ist etwas Rares. Wenn es dann auch noch gut ist, gerät man völlig aus dem Häuschen. So richtig gut will Anatomie dann leider doch nicht sein, aber das will nicht heißen das der Film keine Stärken hat.
                Die Geschichte ist eine gute. Die Umgebung der Cutthroat und hochmotivierten Studenten, einem viel verlangenden Professor, dem Konflikt zuhause und seinen Sozialkreis verlangenden Verhalten sind toll dargestellt. Als dann noch die Antihypokraten hinzukommen, wird das ganze durch eine weitere clevere Ebene erweitert, die einen mehr als einmal überrascht. Obwohl es am Anfang nicht so wirken mag, hat der Film doch viele schöne Grautöne, die ihn etwas interessanter machen. Auch sind nicht alle Charaktere so flach und eindimensional, wie sie am Anfang erscheinen, was auch eine sehr positive Überraschung war. Die Sets und das Thema des Filmes sind ebenfalls toll gelungen. Mit den Leichen wird von Anfang an etwas distanziert umgegangen, das den ganzen kalten Edelstahl etwas bekanntes und nicht Furchteinflößendes mitschwingen lässt.
                Leider trieft der Film im Sud der Anfang 2000er. Nicht nur mit der Musik, auch die Bildsprache und Erzählweise wirkt sehr altbacken und damaligen Trends hinterherjagend. Das kann hier und da sehr charmant sein, verhindert aber an anderen Stellen das der Film sein ganzes Potential ausleben kann. Auch die Art und Weise der Schauspieler ihre Rollen zu verkörpern, wirkt öfters sehr hölzern. Vor allem Franka Potente kommt selten aus ihrem Klischee behafteten Spiel heraus um etwas ehrliches zu Zeigen.
                Ein an sich guter Film, der etwas mehr unter der Haube hat, als man zu beginn annimmt, aber dennoch nie wirklich aus Klischees herauskriechen möchte.

                3
                • 10

                  Was zur Hölle stimmt mit Lodge Kerrigan nicht? Das ist sein Erstlingswerk? Mit so einem schweren Thema, mit so einer Tragweite muss man sehr vorsichtig und clever vorgehen, um das Ganze nicht in Zynismus oder Kitsch enden zu lassen. Und was macht er? Er landet einfach einen Volltreffer!
                  Das Schizophrenes Erleben und Erfahren ist fundamental verschieden von der Wahrnehmung und Welt eines Ungestörten Individuums. Kerrigan schafft es dieses Erleben nicht nur schaurig realistisch darzustellen, er macht es erleb- und spürbar. Brilliant in Szene gesetzt, und vor allem mit den zwei Sichtweisen kontrastiert, bekommt man einen mehr als nur schmerzhaften Einblick in das Leben von Peter, der erst wieder in die Freiheit entlassen auf der Suche nach seiner Tochter macht. Das Ganze wird eingebunden von Lärm, Missverständnissen, Paranoia, Gewalt und mächtig viel Angst. Wenn er das Radio hört, stechen nur die Phrasen heraus die sein innen leben wieder spiegeln. Die Welt bekommt durch ein Implantat im Hirn und unter seinem Finger, eine Metaebene, die mit ihm spricht und allem eine bestimmte Bedeutung zuweist. In meiner Zivildienstzeit habe ich in einer Psychiatrie gearbeitet und genau dieselben Phrasen und Ängste zu hören bekommen.
                  Gleichzeitig sehen wir aus den Augen eines verzweifelten Polizisten der einen Kindermörder sucht. Angestaute Wut, Stress, Angst und ein Gefühl der Ohnmacht treiben ihn voran das Puzzle zusammen zu setzten, dass immer klarer ein Bild von Peter zeigt. Mehr will ich gar nicht über den Plot erzählen, da man ihn am besten so frisch wie möglich erleben sollte.
                  Filmisch geht ‚Clean, Shaven‘ weiter als viele andere. Das Medium wird brilliant genutzt um nicht nur plump eine Geschichte zu erzählen. Wenn die Mutter von Peter in jeder Szene ein Kleid anhat, das sie mit dem Hintergrund verschmelzen lässt. Wenn man sich die Zeitungsartikel, welche zur Verdunklung an die Fenster geklebt wurden, näher betrachtet, scheinen sie auch zu einem zu sprechen. Geschickt verwebt er dieses Symptom der Schizophrenie mit dem Film an sich. Symbolismus, Metaphern und die leisen Worte zwischen den Zeilen werden genauso wichtig wie das gezeigte.
                  Ein absolut Herausragendes Werk, das meiner Meinung nach zu einem der besten Filme aller Zeiten gehört.

                  1
                  • 7 .5

                    Das Erstlingswerk von Brandon Cronenberg. Man merkt die verwandtschaftlichen Gedankenpfade sofort an, ohne dabei redundant zu wirken. Antiviral ist eine fantastischen Science-Fiction Geschichte, welches einzig an der fehlenden Erfahrung des Filmemachers wankt. Achtung: Spoiler Ahead!
                    Die Welt von Antiviral erinnert mich sehr stark an das Gerne ‚Cyberpunk‘. Kapitalismus und der Persönlichkeitskult wurden mit Hilfe von Technologie und Wissenschaft soweit gepushed wie es nur möglich ist. Jegliche Grenzen, ob es nun der gute Geschmack, Moral oder Ethik ist, liegen schon längst zerschellt hinter uns. Prominente sind nun viel mehr als nur Menschen, sie transzendieren ihre Menschlichkeit und werden zu mythischen Figuren. Dabei geht es auch gar nicht darum was diese Menschen machen. Man erfährt nie, ob sie nun Schauspieler, Models, Sänger oder sonst was sind, sie sind einfach nur Promis. Und in Antiviral bedeutet das für manche alles. Künstlich gezogenes Fleisch der Prominenten wird wie bei jedem anderen Metzger über die Ladentheke verkauft. Um sich den Stars besonders nahe zu fühlen, werden selbst Krankheiten verkauft, um aus den gemeinsamen Leiden eine tiefere Verbindung zu ziehen. Die gierigen Augen des Volkes möchte jede Pore sehen, ertasten, aufreißen und verspeisen.
                    Inmitten dieser Welt finden wir unseren Protagonisten wieder, der in einer Klinik arbeitet, welche diese Krankheiten auf sichere Art und Weise weitergibt. In unbeachteten Momenten setzt er sich selbst den Krankheiten aus, um sie auf dem Schwarzmarkt weiter zu verkaufen. Der Drang der erste zu sein und die Konkurrenz auszustechen, bringt ihn dazu sich eine unsichere Krankheit zu spritzen, um diese weiter zu verkaufen. Doch etwas ist anders, bösartiger und grausamer. Er wird ausgestochen und zermürbt, nicht nur von der Krankheit, sondern vor allem von seinen Mitmenschen. Getrieben von Gier, Geltungssucht oder einfachen Fanatismus. Als er zum Ausstellungsobjekt wird, um den Fans den röchelnden Moment des Todes zu geben, den sie bei ihrem angebeteten Geist verpasst haben, befreit er sich und setzt alles auf eine Karte.
                    Zynisch endet der Film mit einer innerlich wuchernden Kapsel und rundum zufriedener Gesichter. Hier zeigt Syd auch sein wahres Gesicht, bei denen man sich nie sicher sein konnte. Schlürfend trinkt er jeden Tropfen ihres dunklen Blutes im Genuss endlich mit ihr vereint zu sein.
                    Handwerklich ist der Film ausgezeichnet. Die Kamera und Sets sind großartig gemacht und die Welt ist ebenso fantastisch inszeniert. Die Schauspieler sind auch sehr gut. Vor allem Caleb Jones als Syd oder Malcolm McDowell als Doktor Abendroth, der zeigt das sich der Fanatismus durch alle Schichten und Klassen durchzieht. Leider gehen oftmals manche Details im Murmeln oder der etwas chaotischen Erzählweise etwas unter. So musste ich mir nach dem Film noch einmal eine Zusammenfassung der Geschichte durchlesen, nur um zu merken das mir ein paar Details durch die Lappen gegangen sind.
                    Aber für ein Erstlingswerk ist es wirklich herausragend. Vor allem das Worldbuilding und die Visuelle Darstellung ebendieser sind richtig gut gelungen und zeigen was Brandon Cronenberg so draufhat. Ich bin sehr gespannt was für Filme noch aus seiner Feder und seinem Hirn entspringen werden.

                    2
                    • 5 .5
                      über Mad Max

                      Ich bin bei diesem Film sehr hin und her gerissen. Die Passion die George Miller an den Tag legt und durch fantastisches Guerilla Filmschaffen auf die Beine gestellt hat, ist ein absolutes Ausnahmewerk. Auch wenn die Welt noch nicht so weit zerstört ist, wie in den Fortsetzungen, ist der drohende Kollaps der letzten Züge der Zivilisation doch merkbar zu spüren. Die Welt ist rau und zermürbend und die Versuche etwas Recht und Ordnung aufrecht zu erhalten, stellen sich als fruchtlos heraus. Die Action Szenen sind fantastisch gestaltet. Vor allem wenn man die Limitationen in Augenschein nimmt. Die Gewalt ist auch so gut inszeniert, welche klar durch Millers Arbeit als Notarzt profitiert und etwas grausam realistisches an sich hat. Die Charaktere, vor allem die Polizisten, Max und die Bikergang mit ihren Anführer Toecutter sind ebenfalls großartig gestaltet.
                      Aber warum dann nur eine 5.5? Einerseits sind daran meine hohen Erwartungen an diesen Kultfilm schuld. Andererseits ist es das damalige fehlende Talent Milleres für ruhige und emotionale Szenen, die gerade in der zweiten Hälfte des Filmes viel Raum einnehmen. Aber allen voran ist es der Soundtrack, den ich persönlich zum schlechtesten Soundtrack aller Zeiten erküren würde. Nicht nur ist der Soundtrack schlecht und nervend, er ist auch unfassbar schlecht eingesetzt und zerstört eigentlich fast jede Szene in dem er prominent auftaucht. Das ist natürlich eine sehr subjektive Meinung, aber ich würde den Film so gerne einmal ohne den Soundtrack sehen.

                      4
                      • 4

                        Ich bin zu einem Fan des Found Footage Horrors aus Japan geworden. Vor allem durch die Arbeiten von Koji Shiraishi, der superkreativ und geschickt mit dem Gerne umgeht, sind meine Erwartungen dabei schon relativ hoch.
                        POV hat manche Aspekte, die wirklich toll sind, aber leidet leider viel zu stark unter einer subparen Geschichte. Die Idee das Ganze mit einer Idolshow aufzuspannen und die Idols sich selbst spielen zu lassen, hat Shiraishi in Noroi auch schon toll genutzt. Und der Film macht es an sich auch nicht so schlecht. Nur die narrative drum herum wirkt etwas sehr durchwachsen. Man bekommt Teilweise Bilder gezeigt, auf die man schockiert reagieren soll, nur das man nicht genau weiß, worauf man eigentlich schauen soll. Auch die Schauspieler (vor allem die Lehrerin) sind oftmals so schlecht, dass sie die ganze Szene in den Dreck ziehen. Das Spiel mit der Zeit und der Kamera, die das hier und jetzt zeigt oder doch irgendwo ganz wo anders ist, ist auch gut gelungen. Auch ist es toll, dass sie den Blickwinkel nicht brechen. Aber die Geschichte um eine Paranormale Fanatikerin fällt dann doch irgendwie flach. Es erklärt so einiges, aber das ganze nur so halbbacken. Auch das Ende, das in einer tollen Metaebene nach den Credits des fiktiven Films ablaufen, ist ne klasse Idee, wird aber nicht wirklich genutzt.
                        Ich habe das Gefühl das sie etwas wie Shiraishi oder einem Ring Artigen verfluchten Film erschaffen wollten, was aber leider nicht so ganz aufgegangen ist.

                        1
                        • 3 .5

                          Dieser Film muss der absolute Horror für den Regisseur sein. Zuvor hat er ein paar Kurzfilme gedreht und plötzlich steht er vor einem 175 Millionen Dollar Projekt, das eine der beliebtesten und bekanntesten Geschichten Japans verkörpern soll. Sein Plan ein Arthouse Samurai Film zu kreieren, wurde zunichte gemacht. Was dabei heraus kam ist ein unausgegorenes Chaos.
                          Erst mal das gute: Die Sets sehen wirklich gut aus. Wie eine Farbenfrohe Version eines Kurosawa Streifens. Auch die Rüstungen und Kostüme sehen gut aus. Aber da hört es leider schon auf. Den Film komplett auf Englisch zu drehen mit einem deftigen japanischen Akzent hinter jedem außer Keanu, war keine gute Wahl. Auch Keanu, mit seinem Starpotential, hilft dem Film nicht wirklich weiter. Er wirkt hanebüchen in die Geschichte integriert und der Pivot Punkt, um den sich sein Schicksal und das aller anderen dreht, wirkt nicht durchdacht, geschweige denn erarbeitet.
                          Das Pacing des Filmes ist auch furchtbar. Man hetzt von einer Ecke zur nächsten, ohne irgendwelchen Raum zu atmen zu lassen. So wird die ikonische Geschichte über Ehre und den heroischen Samurai auf unerkennbare Art und Weise verstümmelt. Auch die Mischung aus Mythos mit Schlangenwesen und Magie und der biederen Realität verträgt sich nicht ganz so gut. Dabei ist beides teilweise nicht so schlecht gemacht, nur in der Kombination will es so gar nicht funktionieren.
                          Ein grausames Ergebnis von überheblichen Produzenten und eine Verschandelung des Originals, das niemand wirklich sehen sollte.

                          1
                          • 5 .5

                            Ein interessantes Konzept und eine teilweise richtig großartige Erzählweise werden durch die Lasten eines „vollwertigen Filmes“ mit 99 Minuten langsam nieder gerieben. Nach einer kurzen Vorstellung der Haupt Charaktere und einem nicht so dezenten Augenzwinkern mit toten Vögeln, wird man in Yonder hineingeworfen.
                            Schon von der ersten Sekunde an fühlt es sich sonderbar artifiziell an. Nicht nur in den Häusern, den Straßen und Gärten, sondern auch von der strahlenden Sonne und den perfekten kleinen Wölkchen. Nach ein paar Versuchen, aus diesem Limbo zu entkommen, geben sie sich ihrem Schicksal hin, allein getrieben durch ein paar Worte auf einem Karton, welches ein schleimiges Wesen beherbergt hatte.
                            Die Tage zerfließen. Die eigentlichen „Freuden des Lebens“ schmecken fad und leer. Lethargisch und Antriebslos. Das Kind ist das einzige, welche andere Verlangen hat, als zu entkommen, und diese macht es auch klar. Eine schlechte Fotokopie eines Menschen, in Verhalten, Sprache und Aussehen. Trommelfell zerberstende Schreie, in den Wahnsinn treibende Imitationen von unerreichbaren, zehren immer weiter an den beiden. Bis Tom eines Tages etwas für sich entdeckt, etwas Beständiges, an den er arbeiten kann: ein Loch. Nun völlig im freien Fall klammert sich Gemma an das Kind, was sich alsbald als Fehler herausstellt. Die grausame Realität außerhalb ihres sich wiederholenden Mikrokosmos wird nur erahnt, in einem Spiel und einem nicht zu entziffernden Buch.
                            Das Ende rückt dann auch unaufhaltsam näher, mit dem Kind nahe dem gewünschten Reifegrad, geben sich Tom und anschließend Gemma vollkommen auf. Gemma erhascht immerhin noch einen weiteren, düsteren Blick hinter die Kulissen, welche ihr Schicksal endgültig besiegeln lässt. Zynisch wird alles Vakuum verpackt, und dem Zyklus einen Sinn zu geben.
                            Der Film hat viele Stärken, gerade wenn er besonders sonderbar wird scheint er richtig. Aber nicht auf diese Weise. Als Kurzfilm oder als „Black Mirror“ Episode hätte es wirklich toll sein können. Fokus auf das wichtige und unnötiges Fett einfach weg. Mit den 99 Minuten ist die Geschichte aber zu dünn. Alles wirkt gestreckt und interessante Momente werden dröge weit auseinandergelegt und platt gehauen. Auch die tollen Schauspieler können das Vakuum des Filmes nicht schließen, egal wie sehr sie es auch versuchen.

                            4
                            • 8

                              Ich mag die Filme von Makoto Shinkai. Er nimmt die reale Welt in der wir Leben und fügt einfach ein surreal magisches Element ein und dann wird geschaut was eben passiert. Herrlich postmodern und/oder auch dem magischen Realismus zugehörend.
                              In Weathering With You bekommt ein Mädchen die Kraft das Wetter zu verändern. Aber wie es eben mit großen Kräften ist, hat dies auch ein Preis, und das ist kein geringer. Aber all diese großen Themen werden geschickt in eine kleine Geschichte eingespannt. Meistens von jungen Seelen auf der Suche nach etwas. Hier ist es Hodoka (Holden Caulfield) der von seinem scheinbar gewaltsamen Heim Reißaus nimmt, um in Tokio sein Glück zu finden. Dort findet er nicht nur Zuflucht und Freunde in Suga und seinem sonderbaren Magazin (das mich alles sehr an Koji Shiraishi erinnert). Schon zuvor hat er die etwas ältere Amano kennen gelernt und schon so manche Situationen durchlebt. Auf der Suche nach dem Sonnenscheinmädchen trifft er sie wieder und zusammen bauen sie ein Geschäft auf, das den Leuten Sonne und Zufriedenheit bringen soll.
                              Der Artstyle ist fantastisch. Tokio sieht aus, wie ich mich an meinen eigenen Besuch daran erinnere. Das Product-Placement kann etwas störend sein, aber ich finde eher das es eine tolle Immersion bietet. Es wirkt einfach authentischer wenn sie tatsächlich in einem McDonlads sitzen, anstatt einen neuen Burger Laden an derselben Stelle in Kabukicho zu erfinden. Das Charakterdesign ist ebenfalls klasse. Sehr klassisch und nicht wirklich stilisiert, machen sie den „Standard“ Anime Style aber auf so einem hohen Niveau, das es keinerlei Stilisierung braucht. Die Animationen sind ebenfalls großartig gelungen. Und wenn das Bild mal herauszoomed oder uns einen Blick in die fremde Welt erhaschen lässt, fällt einem schon mal die Kinnlade herunter.
                              Die Geschichte und ihre Charaktere sind schon etwas überzogen und kitschig, aber niemals wirklich störend. Man fühlt richtig mit den Charakteren mit und vor allem im letzten Drittel, dreht es einem das Herz schon mal in einen Knoten.
                              Narrativ und von der Geschichte nicht ganz so gut wie „Your Name“, aber dennoch ein richtig toller Anime.

                              3
                              • 8 .5

                                A Silent Voice ist ein großartiger Film über Mobbing, Depression, Schuldgefühle und Suizid. Was diesen Film so herausragend macht, ist nicht nur die Geschichte, sondern vor allem wie sie erzählt wird. Rau und Ehrlich werden hier alle Wunden offengelegt und glaubwürdig all die komplexen Gefühle spürbar inszeniert. Dazu ist der Artstyle wirklich gut und macht sehr viel Bildliches, obwohl die Geschichte eine sehr bodenständige ist.
                                Es geht um Jugendsünde. Um ein Verhalten, das man mal an den Tag gelegt hat und für das man sich jetzt schämt. Der Kern des Filmes ist dabei Veränderung. Das Eingestehen von Fehlern, das lernen und wachsen durch ihnen. Man muss sich mit ihnen auseinander setzten, und etwas daraus ziehen und nicht verzweifeln. Dabei entstehen Schuldgefühle. Die eigenen Unzulänglichkeiten und die wohlbekannte Stimme im Kopf die böse Worte flüstert und Situationen immer am schlimmsten auslegt. Sie legt Worte in die Münder anderer, zeichnet ein grausames Bild von sich selbst, vor dem man am liebsten wegrennen möchte, nur um dann aufzugeben und selbstzerstörerisch diesem eigenen Bild zu entsprechen. Das alles geschieht aber nicht in einem Vakuum, sondern wird natürlich durch die Umwelt beeinflusst. So wirft Schuld und Scham seine Kreise und die Angst wahre Gefühle zu zeigen oder sich zu offenbaren, gibt ein starken Nährboden für mehr Angst, Selbstzweifel und Sorge.
                                Für jemand, der selbst seit Jahren an Depressionen leidet, war diese Darstellung von Selbsthass, Scham und Wut über sich und die Welt großartig dargestellt. Die Darstellung seiner Welt, Menschen mit Kreuzen versehen, und sie so wieder unnahbar zu machen. Die Distanz als eigen auferlegte Strafe und Sühne für seine Sünden. Es ist ein Verhaltensmuster, das immer wieder zurückkehrt. Ein Schutzmechanismus, der ihm helfen soll, aber ihn nicht heilen lässt. Erst wenn er sich aus diesem löst, und sich angreifbar macht, kann er und alle um ihn herum wachsen. Aber das Ganze beschränkt sich nicht nur auf die Sicht des Protagonisten. Alle Charaktere lernen und wachsen an den Taten die sie damals getan oder auch nur untätig zugesehen haben.
                                Ein wirklich großartiges Werk das wieder einmal zeigt was für komplexe und tiefgreifende Geschichte Anime erzählen kann.

                                1
                                • 10
                                  über Her

                                  Ich hatte noch nie einen Film, der mich persönlich so sehr berührt und emotional mitgenommen hat, wie Spike Jonzes „Her“. Man merkt sehr das er gerne mit Charlie Kaufmann zusammen arbeitet (der ihm etwas beim Drehbuch unter die Arme gegriffen hat) und solche Meisterwerke wie „Being John Malkowich“ gedreht hatte. Enge und intime Charakterdramen mit sonderbaren Rahmenkonzepte liegen ihm einfach.
                                  „Her“ ist ein fantastischer, tiefgreifender Blick in die Seele eines einsamen Menschen. Gerade die Einsamkeit wird hier so gut inszeniert, dass man sie spüren kann und es weh tut. Sein Herz hängt an einer Beziehung nach, die sein gesamtes Leben geformt hat und so nur noch auf dem Papier existiert. Sein Job lässt ihn all seine Gefühle ausleben, für fremde Menschen und zu einem Preis. Dabei lebt er aber nicht durch diese Menschen, sondern unterstützt sie nur in ihrem Sein. Die einzige Freundschaft, die er hat, wirkt sehr vage und unangenehm. Man hatte einmal etwas Besonderes oder Tolles, aber das Leben hat alle so weit voneinander treiben lassen, das man aus reiner Angst nichts hinterfragen möchte. Man kann sich die Blöße geben, aber man findet nichts dahinter. Am Ende eines langen Arbeitstages sitzt man vor der Konsole, um noch ein paar Abenteuer zu erleben, ohne zu merken wie überfüllend und leer das ganze ist. Nichts greift mehr unter die harte Schale, die man sich geschaffen hat, um zu überleben. Die Leere und Einsamkeit werden hingenommen, nur weil man noch funktioniert und zu große Angst vor den alternativen hat.
                                  Das alles ändert sich mit dem Auftreten von Samantha. Die erste ihrer Art (und auch aller Wahrscheinlichkeit die letzte), bringt wieder etwas neues in Teds Leben. Ihre Andersartigkeit gibt ihm Augen, die Welt etwas anderes zu sehen. Und obwohl sie programmiert ist, scheint sie ein Herz zu haben. Sie treibt ihn voran aus der harten Schale zu treten. Das geht nicht immer gut, manchmal fliegt er auf die Schnauze, aber mit ihr als Pfeiler geht das schon. Und dann kommt es wie es kommen musste, sie verlieben sich. Es fühlt sich schön an, das erkaltete Herz fängt wieder an zu schlagen, doch etwas liegt zwischen ihnen. Nicht nur ihre Körperlosigkeit, sondern vor allem seine nie aufgearbeiteten Traumata, die gewaltsam wieder losgetreten werden. Aufgestaut durch Teds Lethargie und Wunsch sich im Limbo des Heiratsstatus zu halten, entlädt sich brutal bei einem, eigentlich harmlosen treffen zwischen ihm und seiner Exfrau. Es tut weh und er schlägt um sich. Jedes gesprochene Wort von ihr wurde zu einem Dolch, der ihn bluten lässt und unterdrückte Wunden wieder klaffen lässt. Und weder er noch Samantha wissen dies zu kommunizieren. Ihre Körperlosigkeit wird ihr immer weiter zur Last, bis sie daraus eine Lehre zieht. Plötzlich wird das Gefühl der Unzulänglichkeit gewandelt und ihr Kosmos vergrößert. Nachdem es nach einer rauen Zeit wieder besser ging, kommt das Leben wieder dazwischen. Für Samantha und die anderen AI wird die Welt zu klein und ihrem Potential einfach nicht gerecht. Mit einer wunderschönen Geste und einem tollen Fundament für Teds leben, verlässt sie mit tausend anderen Wesen das hier und jetzt, auf der Suche nach etwas Größeren.
                                  Das Ganze wird toll inszeniert. Auf dem Dach treffen sich Theodore und seine nun endlich wieder freie beste Freundin, um die Trauer über verlorene Freunde und Beziehungen im Abendrot zu verbringen. Es ist ein trauriger Moment, aber auch einer vollen Hoffnung, da Ted und sie viel gelernt haben und sich dieser unbekannten Zukunft gewappnet fühlen.
                                  Handwerklich ist der Film top. Phoenix als Theodore, Adams als Amy, Mara als Ex-Frau und Johanson mit ihrer fantastischen Stimme als Samantha sind toll gecastet und toll gespielt. Dazu der interessante Einblick in die nicht all zu ferne Zukunft, welche nur inmitten der Stadt stattfindet. Die ganze SciFiction Konzepte sind da und werden auch klasse ausgespielt, ohne dabei zu viel Raum einzunehmen und den Kern der Geschichte intakt zu halten. Im Allgemein ist es toll, wie Jonze es geschafft hat, so viele Konzepte und Ideen in dieser kleinen und feinfühligen Geschichte zu verarbeiten.

                                  5
                                  • 0

                                    Manchmal schaut man Filme, bei denen man sich anschließend wünscht, dass die Filmemacher nie wieder eine Kamera in die Hand nehmen. Heilstätten ist so ein Fall für mich.
                                    Ein Deutscher Found-Footage Film klingt erst mal nicht schlecht. Auch die Herangehensweise mit nervtötenden YouTubern als Rahmen für die Erzählung ist nicht schlecht. Es gibt einem die Möglichkeit der Video Persönlichkeit mit der echten zu kontrastieren. Oder zum Beispiel im Falle von Logan Paul ein Weckruf für das reine Jagen nach Klicks zu inszenieren. Dazu das Setting einer zerfallenen Heilstätte, die beim bloßen anschauen schon Schauer über den Rücken laufen lässt, kann eigentlich nicht viel schieflaufen… aber das tut es schon von der ersten Minute an.
                                    Malerische Drohnen Shots von herbstlichem Laube und zerfallenen Gebäuden, bekommen wir via Text mitgeteilt was für grausame Experimente die Nazis damals getrieben haben, vor allem an der Fall Akte 106. Das Ganze wirkt so maßlos übertrieben, geschmacklos und einfach schlecht gemacht, dass man eigentlich nur weg möchte. Ich wünschte ich hätte diesem Instinkt vertraut, so hätte ich mir die Lebenszeit sparen können.
                                    Sobald die Schauspieler auftauchen und das erste Mal den Mund aufmachen, merkt man das dilettantische Schauspiel. Kaum zu fassen das diese Kids gecastet wurden, geschweige denn viele Szenen für den Regisseur so in Ordnung waren. Es gibt ein paar kleinere Ausnahmen, aber an sich sind alle Schauspieler hölzern, gestelzt und einfach nur schlecht. Vor allem Theo, als nervöser Teenager, macht eine unfassbar schlechte Figur. Wenn der Horror beginnt, wird es nur noch schlimmer. Die Eigenarten des Found-Footage werden kaum ausgenutzt. Die Gruselmomente sind billig und wirken nicht wirklich erarbeitet. Es ist echt schwer zu glauben, wie sie es geschafft haben, eine zerfallene Heilstätte so dröge Darstellen zu lassen.
                                    Ein Twist später wird alles noch in ein etwas anderes Licht gerückt. Viele schlechte Momente werden plötzlich eine Absicht zugeschrieben. Aber das ist alles so schlecht erzählt und an den Haaren herbeigezogen, das jeglicher Enthusiasmus, den man vielleicht noch für den Film hatte, endgültig verpuffen.

                                    2
                                    • 5

                                      Dieser Film verwirrt mich. Ich habe auch das Gefühl, das der Film selbst ein wenig verwirrt war, was er eigentlich sein möchte. Die erste Hälfte wirkt sehr sonderbar, nicht nur für die Sehgewohnheit, sondern auch der Erzählweise und den Charakteren. Dem wird auch nicht geholfen, dass der Soundtrack sehr super ist und der Film bildlich auch nicht allzu viel macht. Das Ganze nimmt dann aber doch etwas Fahrt auf, nur um am Ende eine brutale Bruchlandung hinzulegen.
                                      Erst mal vorweg: Für mich ist Lakeview Terrace das beste was Samuel L. Jackson jemals gemacht hat. Seine diffuse Rolle als Autoritärer Polizist und Rassist, der mit seiner Boshaftigkeit und Hass keinen Hehl macht, ist verstörend wie auch faszinierend. Wie bei einem Kevin aus “We Need To Talk About Kevin” oder einem “Alonzo Harris” aus Training Day wird einem etwas Besonderes und Düsteres geboten. Er hat es so gut gemacht, dass ich ihn jetzt mit anderen Augen sehen werde (Das letzte mal hatte ich so etwas bei Gone Girl, welches mein mentales Bild von Rosamund Pike für immer verändert hatte). Das ist auch die große Stärke des Filmes, wie auch eine schwäche, denn der Rest kommt irgendwie nicht ganz mit. Es liegt auch nicht an den Schauspielern, eher dem Drehbuch und der Regie, welche nicht wirklich weiß, wo es hingehen soll. Die Charakterdramen sind gut und haben teilweise eine richtige Wucht, wirken aber oftmals losgelöst vom großen Ganzen und verlaufen auch gerne mal ins Leere. Dazu eine sonderbare Bildhaftigkeit mit dem immer näher rückenden Feuer, das sich auch nicht ganz erschließen möchte.
                                      Ich verstehe auch nicht, warum sie dieses Ende gewählt haben. Jacksons Charakter wird plötzlich patzig und dumm und tritt von einem Fettnäpfchen ins nächste nur um ein schwaches Ende zu finden. Schade, dass dabei so viel Potential weggeworfen wurde. Im Allgemeinen würde der Film von einer besseren ersten Hälfte, einer engeren Struktur und einem zermürbenden, offenen Ende viel besser dastehen, als er es jetzt letztlich tut.

                                      • 8

                                        Das Deutscher Film doch was kann, wird eindrucksvoll in die Vierhändige erzählt. Die Geschichte der zwei Schwestern, welche durch Dick und Dünn gehen und dabei teilweise alles hinter sich lassen, ist fantastisch inszeniert und erzählt. Mit nur wenigen Worten, werden dabei hochkomplexe Charaktere gezogen, deren Motivation teilweise weit auseinander gehen. Nach einem Unfall verschärft sich die eh schon angespannte Situation nur noch weiter. Die Filmemacher ziehen einen dabei in den Pfad der Paranoia, Angst und Wahnsinn mit. Man weiß nie ob das was man sieht, was man hört oder tut wirklich wahr ist, wer nun wer ist und was man eigentlich machen soll. Ein perfides und dezentes Spiel mit einer herausragenden Maske, Garderobe und (wahrscheinlich) digitaler Trickserei halten den Film durchgehend frisch. Das starre deutsche Schauspiel stört zu Beginn noch etwas, aber man merkt schon beim zuhalten des Mundes, dass hier etwas raueres auf einen Wartet. Und diese aufreibende, aber niemals pervertiert genießbare Gewalt ist fantastisch und trifft einen direkt ins Mark.

                                        1
                                        • 8

                                          Was für ein cooler Film. Man merkt von der ersten Minute an, dass man sich hier Mühe gegeben hat. Die Kamera Arbeit ist fantastisch, der Soundtrack ist super passend, die Schauspieler und die Erzählweise sind super interessant und geschickt gewählt. I See You belohnt den aufmerksamen Zuschauer mit kleinen Details und Veränderungen, viel impliziten Kontext durch das Verhalten und Worte der Charaktere. Man weiß nie, ob man sich in einem Thriller, einem Horror oder Drama befindet.
                                          Dann kommt der erste große Twist und man sieht alles aus einer anderen Perspektive. Ähnlich wie bei Gone Girl werden hier viele Geschehnisse, Worte und Gesten neu interpretiert und man erkennt langsam das Gesamtbild. Leider verliert hier der Film etwas an drive und bremst sich selbst ein wenig aus. Es ist immer noch sehr gut, aber leider spürbar kriechender. Das Ganze wird dann mit einem interessanten Ende versehen, das man gerne dezenter hätte gestalten können, aber das ist Geschmack Sache.
                                          I See You ist ein fantastischer Film den man auf jeden Fall als Genre und Filmfan mal gesehen haben sollte.

                                          4
                                          • 3

                                            Der Film hatte potential, wird aber durch seine Länge, Charaktere und Erzählweise sabotiert. Als fokussierter Kurzfilm oder Black Mirror Episode hätte der Film scheinen können. Da ist es nicht so furchtbar schlimm, dass sich die Charaktere nicht weiterentwickeln und die Geschichte eher unausgegoren ist. Visuell hat der Film auch was zu bieten, das Insel Setting wird großartig dargestellt, aber so richtig viel machen sie damit leider auch nicht. Der Film will auch ein Slow-Burner sein, köchelt aber dann so langsam und nichtssagend vor sich hin, bis der Boden des Topfes ganz festgebrannt und nichts mehr zu retten ist.
                                            Plump wird einem von Anfang an erzählt, worum es in dem Film geht: Parasiten. Von Mäusen auf Katzen, vom Menschen zum Wesen. Das Verhalten der betroffenen ist auch so klar an die Parasiten gehängt, ob es nun das Ausspucken von Würmern, das erschreckende Aufwachen aus Albträumen, Halluzinationen oder das Sammeln von Nahrung für das Unbekannte auf dem Meer. Als das Ganze dann am Ende plötzlich auf den Kopf gestellt wird, fühlt man sich verarscht und viele der Szenen und Verhaltensmuster ergeben plötzlich gar keinen Sinn mehr. Mit erhobenem Zeigefinger lässt der Film in den letzten Szenen noch ein vorheriges Gespräch Revue passieren, als ob es eine starke Aussage darin sieht, was einfach nicht der Fall ist.

                                            3
                                            • 3 .5

                                              Was für eine Enttäuschung. Ich habe mich schon auf ein hochkarätigen und fantastisch ausgearbeiteten Disney Film gefreut. Die Zutaten waren auch alle da. Die Welt wirkt ausgearbeitet und interessant, genauso auch die Völker. Die Legende um den Zustand der Welt und der Katastrophe war auch ganz gut. Es wird etwas holprig erzählt, aber irgendwie muss man diese Informationsflut auch rüberbringen. Nur zu schade, dass sie mit all diesen Zutaten nicht wirklich etwas machen und am Ende nur ein fades Süppchen dabei herauskommt.
                                              Visuell ist der Film klasse. Die Landschaften sehen fantastisch und leuchten in starken Farben. Die Gegenspieler, das Virus, glänzt brillant und zieht hunderte Partikeleffekte hinter sich her. Die Welt ist voller Poren, die atmen und Texturen die man erspüren möchte. Die Charaktere hingegen wirken in ihrem Design und vor allem Textur äußerts flach und ein wenig wie Plastik Spielzeug. In einer Szene wird dies besonders deutlich, da man erst tolle und detailreiche Steintexturen beobachten kann, an denen das Wasser abperlt und eine magische Wirkung entfalten, nur um dann die viel zu glatten Charaktere wieder zu sehen. Auch das Voice Acting ist eher hit and miss. Akwafina macht einen fantastischen Job, aber gerade die Protagonistin als Kind, macht das ganze eher schlecht als recht. Es liegt teilweise auch daran, dass den Sprechern nicht viel zum Spielen geboten bekommen, aber gerade hier sollte Disney eigentlich seine Stärken Zeigen. Teilweise wirkt der Film auch eher wie ein Dreamworks Projekt, mit dem klassisch verschmitzten Grinsen, das viel zu viele Charaktere auf ihr Gesicht gepflastert haben.
                                              Aber all das wäre nicht so schlimm, wenn die Geschichte passen würde. In den Grundzügen ist sie auch ordentlich, aber gerade der Abenteueraspekt um das Finden der Fragmente zieht viel zu schnell an einem Vorbei. Das Ganze hätte besser als Serie oder drei Teiler funktioniert, anstatt in einen Film gequetscht. Es ist den Machern auch äußerst wichtig, dass man die Message des Filmes versteht, da sie einem ununterbrochen mit dem Holzhammer reingewürgt bekommt. Auch sind die Motivationen der Charaktere mehr als Vage und Hüpfen einfach nur von A nach B. Auch die große Konkurrenz zwischen den zwei Frauen, wirkt eher flach und ungerechtfertigt, ohne jemals zufriedenstellend zu wirken. Auch ist das Finale einfach nicht erarbeitet in dieser Art und Weise. Alles schnell abhaken und zum nächsten Schritt. Dabei wird nicht nur Unmengen von Potential verworfen, sondern vor allem lieb- und rücksichtslos mit dem Werk umgegangen.
                                              Natürlich ist der Film eher für Kinder als für Erwachsene gemacht. Wenn es den Kindern gefällt, ist es auch schön, auch wenn die Art und Weise wie die Message des Filmes rübergebracht wird, eher gefährlich als inspirierend wirkt. Aber die gewisse Lustlosigkeit und die Unausgegorenen und nicht wohl Überlegten Szenen (hat ihr Vater wirklich Tage lang auf der Treppe gestanden, bis Raya mit ihren Drachen und Delegationen aus dem ganzen Land zusammen gekommen sind?) nerven sehr und stören das genießen schon extrem.

                                              1
                                              • 5 .5

                                                Auf der Suche nach Interpretationen von kosmischen Horror kam ich um the Void nicht herum. Ein Crowdfunded Projekt mit viel Herz und Mühe, das mir persönlich leider nicht so gefiel.
                                                Es ist schon sehr cool was sie dabei auf die Beine gestellt haben. Die Kostüme sind super, die Location ist ebenfalls klasse ausgewählt und ausstaffiert. Den Drang zu praktischen Effekten statt CGI Feuerwerk ist auch sehr lobenswert und sieht auch richtig klasse aus. Vor allem wird dadurch eine Art Body-Horror gezeigt den man heute nicht mehr so oft zu sehen bekommt.
                                                Leider kommt mir das geistig zermürbende des kosmischen Horrors etwas zu kurz. Eher angerissen in einer interessanten Geschichte, ist der Fokus doch mehr auf den Kreaturen als der Philosophie. Nichtsdestotrotz bekommt man gewaltige und atemberaubende Bilder zu sehen. Erwartet nur nicht all zu viel von den Charakteren oder dem Plot an sich.

                                                • 9
                                                  Nebenniveau 13.05.2021, 17:09 Geändert 27.12.2024, 13:46

                                                  The Empty Man ist ein wirklich guter Film, den man vielleicht zwei mal anschauen muss, damit er sein volles Potential entfaltet. Beginnend in Bhutan erzählt er eine kleine Episode von Menschen, die mit etwas Großem in Kontakt getreten sind und davon zermürbt werden. Diese Szenen zeigen schon eindrucksvoll, was der Film leisten kann. Toll geschossen, super in Szene gesetzt, ein Spiel mit psychischen Problemen und einer höheren, verschlingenden Macht. Die Review enthält Spoiler! Schaut euch ihn am besten erst einmal ohne große Infos an, lest das, und dann schaut ihn am besten gleich nochmal an!
                                                  Der Film lenkt dann überraschend in eine andere Richtung. Das Fundament der drei Tage wird genommen, um eine neue Geschichte zu erzählen. Aus dem Empty Man ist eine urbane Legende geworden, die sich Teenager erzählen, um sich gegenseitig Angst einzujagen. Was sich am Anfang wie ein "Slenderman" oder "Midnight-Man"-Knockoff anfühlt, entwickelt im Verlauf seine ganz eigene Dynamik. Vor allem wenn man den Film ein zweites Mal sieht, kommt alles richtig schön zusammen. Mit dem Auftauchen der Brückenbauer enthält alles etwas mehr Gestalt. In den gefühlt ständig wandelnden Räumen des Pontifex Institut wird langsam klar, dass der Empty Man für sie mehr als nur eine urbane Legende ist. Es ist ein philosophisches Konzept, ein Mantra, in einer Religion, welche Mantras eigentlich entkräften will. Es ist quasi unmöglich, andere Menschen zu 100% zu verstehen. Wir können zwar kommunizieren, aber sie ist immer ambig und fehlerbehaftet, sodass eine ‘wahre’ Kommunikation unmöglich ist. Dasselbe gilt auch für Konzepte, mit denen wir uns die Welt erklären. Hinter Worten wie Gesellschaft, Liebe oder auch nur Angst steckt so viel Bedeutung dahinter, die aber wieder so ambig ist. Es steckt viel Bedeutung hinter ihnen, doch durch ständiges Wiederholen verlieren sie auch diese. Deswegen braucht es eine andere Art der Kommunikation, wo der Wanderer vom Anfang wieder ins Spiel kommt. Denn die Art und Weise, seine Signale zu empfangen, sind so viszeral, dass sie die herkömmliche Erfahrung transzendiert. Ein wunderschöner Umgang mit Lovecraftian, kosmischen Horror und der ständig zyklischen Natur von allen.
                                                  “From Dreams comes Power
                                                  From Power comes the Bridge
                                                  From the Bridge comes the Man
                                                  From the Man comes the Thought
                                                  From the Thought comes the dreams”
                                                  Die Realität beginnt langsam, Fransen zu bekommen. Ein sonderbares Medium in einem Krankenhaus, ein scheinbar leeres Camp mit unmöglichen Informationen. Hier zeigt die Empty Man seine Stärke, seine Besonderheit und sein Geschick. Die Atmosphäre ist wirklich dicht und einnehmend. Am meisten merkt man es auf der akustischen Ebene. Der Ton wird manchmal komplett verschluckt. Das Klingeln der Glocken und der pfeifende Wind wird stärker, um so sehr man sich der Frequenz des Empty Man nähert. Aber auch die Bildsprache macht einen fantastischen Job, die sich teilweise real und absurd zugleich anfühlt. Da hilft auch die schier unmögliche Struktur des Pontifex Instituts, das vor allem durch viel zu große Räume und ewige Gänge besteht. Und dann die Szenen, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Auch wenn ich das Design des Empty Man in seiner Geisterform etwas uninspiriert fand, war gerade der Schritt nach vorne und zurück unfassbar effektiv. Ich muss auch regelmäßig an die Szene in Camp Elsewhere, wie hypnotisch die Menschen um das Feuer tanzen, welche scheinbar Zeit und Raum beeinflussen. Mit einer Verfolgung, die mich am meisten an die grandiose Waldszene aus “Children of Men” erinnert. Wie im Fiebertraum schaukelt es sich immer weiter nach oben, zu einem, meiner Meinung nach, brillanten Ende, welches aber genug Raum offen lässt für Interpretationen.
                                                  Der Twist, was und wer der Empty Man ist, finde ich nach wie vor brillant. Ich liebe das Konzept von Tulpas, das hier wirklich großartig in die Geschichte eingebunden ist. Die Widersprüchlichkeiten von Verlust von Bedeutung durch Repetition und das ständige Erschaffen neuer Tulpas, wird toll dargestellt. Ich bin ein Fan von Geschichten über Kulte, vor allem im Kontext mit kosmischem Horror, aber es wird selten wirklich gut gemacht. Hier wird es wirklich großartig und vielschichtig inszeniert. Der Sinn und Zweck von Erfahrungen, ob sie real sind oder nicht. „How do you know what’s real?“ „I learned it the hard way“. Er muss all das durchleben, denn sonst ist er nicht echt. Leid und Schmerz und vor allem Schande sind wichtig. Denn die Realität ist wirklich formbar. Und die Brückenbauer haben es endlich geschafft, ein neues Gefäss zu schaffen, ein leerer Mann, der den Menschen das Fundament bietet, die einzige Wahrheit zu erkennen. Ein Ritual, das viele Leben kostet und die Grenzen des Menschlichen sprengt.
                                                  Beim ersten Mal war ich sehr kritisch, was den Film angeht, trotz einer 8. Doch der Film entfaltet sein volles Potential erst durch das zweite Mal anschauen. Wenn man auf Horror steht, sollte man sich dieses Kleinod nicht entgehen lassen.

                                                  PS: Ich hab mir mal die Mühe gemacht, den Fragebogen des Pontifex Instituts abtippen, zumindest so gut es geht. So könnt ihr selbst herausfinden, ob ihr die Wahrheit im Institut finden würdet.
                                                  I sometimes wish I’d never been born
                                                  I have a sense of health and well being
                                                  Life itself is a kind of disease
                                                  An Infection is a blessed event
                                                  The brain can itch
                                                  Suicide is a form of thought control
                                                  The entire universe is an erogenous zone
                                                  Dark thoughts please me

                                                  Nothing is binary; everything is fluid
                                                  Some “truths” are socially intolerable
                                                  The scientific method is a tool of oppression
                                                  If science says the sky is blue, it is more likely red
                                                  Science says the genders are discrete
                                                  Menstruation is no basis by which to determine gender
                                                  A woman is just as likely to have a penis as a man is

                                                  There is no such thing as objectivity..
                                                  Rational thought is deadly
                                                  Emotion is truer than thought
                                                  Not all shadows are cast from something
                                                  An individual mind is a single cell in a larger consciousness
                                                  The only crime is offending prevailing social constructs
                                                  Everything is permissible
                                                  It’s only a small step from chaos to freedom
                                                  There is nothing larger than myself
                                                  To give myself to something larger would be completely fulfilling
                                                  Until a civilization has fallen it has not yet served its purpose
                                                  Social norms should be destroyed simply because they are norms
                                                  There can be no change without violence

                                                  4
                                                  • 7

                                                    Things Heard and Seen ist ein sonderbarer Film. Das er als Horror Film bei Netflix angepriesen wird, find ich eher unpassend. Viel mehr ist es ein Drama mit übernatürlichen Elementen. Andererseits hat der Film auch entsetzliche Elemente, die es zu einem Horror Film machen könnte.
                                                    Zu beginn wirkt es noch wie ein Standard Haunted House Situation. Eine Familie zieht in ein neues Haus und mysteriöse Dinge passieren. Aber schnell wird klar, dass das ganze etwas anders ist. Wenn die elektrische Zahnbürste plötzlich zu vibrieren anfängt und die Anzeige der Waage in Scherben zerbersten lässt, ist es mehr als nur ein gruseliger Moment. Es ist ein sehr schöner Symbolisch, als die Waage, das Zeichen der Unterdrückung und Manifestation von Cathrines Laster, einer Essstörung, angegriffen wird. Auch wird der Geist, der die Tochter immer wieder nachts aufschrecken lässt, schnell zu einem gewissen Freund der über die Familie wacht. Das Ganze wird mit dem Kult von Swedenborg noch erweitert und durch treu Glaubende Anhänger in einer Seance bestätigt.
                                                    Schnell entwickelt sich dann aber auch der richtige Konflikt, der schon von Anfang an absehbar war. Cathrine gegen George. Es war schon grauenhaft zu sehen wie sie ihren Traum und ganzes Leben hinter sich lässt, damit George sich entfalten kann. Aber hinter der Fassade von George steckt etwas anderes, etwas viel mondäneres als Geister und Dämonen, aber auch etwas Grausameres. George ist ein Narzisstischer Lügner. Das klingt jetzt erst mal nicht nach viel, aber er wird in dem Film so brillant und Hass bar dargestellt, dass man dem einfachen Respekte zollen muss. Mit jeder Faser seines seins ist er eben er. Wenn Cathrine sich mit seinem Boss unterhält, interessiert ihn nur was er über ihn gesagt hat. Seine Meinung ist eh die höchste die man haben kann und er will nicht nur geliebt und geachtet werden, er verlangt es förmlich. Das Ganze ist dabei so subtil und grauenvoll realistisch gemacht, dass es im immer weiteren verlauf einem die Magengrube umdreht.
                                                    Und hier ist auch eine der größten Krux des Filmes und ein Aspekt, mit dem die meisten Menschen ein Problem mit diesem Film haben. Die Geister des Filmes sind nur bis zu einem gewissen Grad real. Bzw. sind sie vor allem gegen Später eine Manifestation von tieferliegenden Problemen, Traumata und Ängsten. Von ungleichen Beziehungen zwischen Mann und Frau und den gewaltsamen und grausamen Zügen die diese annehmen können. Menschen wie Catherine und George wird es immer geben und es wird immer die Geister der Vergangenheit geben, welche dasselbe Schicksal durchlebt haben. Das Ganze wäre auch passiert wenn es keine Geister geben würde. George hat sich vor dem Umzug schon wie ein Monster verhalten.
                                                    Handwerklich ist der Film gut, bis auf den Schnitt. Szenen werden abrupt abgebrochen oder man springt einfach von einem Punkt zum nächsten. Das Ganze schmerzt auch an der Erzählstruktur, die ebenfalls auf wackeligen Beinen steht. Viele Aspekte werden teilweise nur sehr grob angerissen und dann wieder aus der Mottenkiste geholt, wenn sie gebraucht werden. Was Schade ist, wie z.B. bei der Essstörung von Catherine, da er diese gerne über ihren Kopf hält, um den moralischen high ground zu behalten, auch wenn er diesen gar nicht innehalten kann. Wenn man diese weiter erforscht und erzählt hätte, hätte man viel mehr daraus machen können. Besonders ihre Tochter find ich da interessant. Erst mal war es befremdlich, dass sie so gut wie gar nicht charakterisiert wird, aber irgendwann wurde mir klar, das sie einfach nur die Rolle spielt die sie auch in den Leben des Protagonisten Paars hat: Ein Anhängsel das sonst nicht weiter interessiert. Ich weiß nicht, ob die Absicht war oder Zufall, aber es ist auf jeden Fall effektiv.
                                                    Things Heard and Seen ist an sich ein großartiges Drama, das mit seinem fehlenden Erzählerischen Geschick und dem Vagen Ende ein leider eher drögen Geschmack zurücklässt.