Nyarlathotep - Kommentare

Alle Kommentare von Nyarlathotep

  • "Brügge sehen...und sterben?" von Martin McDonagh.
    Für mich persönlich das ultimative Drama. Mich erreicht dieser Film jedes mal aufs Neue auf eine ganz besondere Weise.
    Gerade der Umstand, dass ich auch bis heute nicht so genau fassen kann, was dieser Film in mir anspricht, macht für mich seine Faszination aus.
    Ich weiß nicht, wie oft ich diese Perle bisher gesehen habe....

    Eigentlich teilt sich dieser Film bei mir ja seit jeher mit "Alien" den ersten Platz, aber mittlerweile habe ich "In Bruges" definitiv öfter gesehen, also muss ich da einfach ehrlich zu mir selbst sein.

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    • Beste Bildsprache
      1.) Stanley Kubrick
      2.) Lars von Trier
      3.) Robert Eggers

      Beste Musikwahl
      1.) Jim Jarmusch
      2.) Quentin Tarantino
      3.) Stanley Kubrick

      Beste Atmosphäre
      1.) Michael Haneke
      2.) David Lynch
      3.) Robert Eggers

      Beste Erzählstrukturen
      1.) Martin McDonagh
      2.) Krzysztof Kieślowski
      3.) Ethan & Joel Coen

      Beste Metaebenen
      1.) Ethan & Joel Coen
      2.) Claude Chabrol
      3.) Paul Verhoeven

      Bester Schnitt / Beste Montage
      1.) Michael Haneke
      2.) Alfred Hitchcock
      3.) Martin Scorsese

      Beste Immersion
      1.) Andrei Tarkowski
      2.) Robert Eggers
      3.) Ridley Scott

      Beste Symbiose aus Inhalt, Musik und Bild
      1.) Lars von Trier
      2.) Stanley Kubrick
      3.) Paul Thomas Anderson

      Beste filmische Experimente
      1.) Lars von Trier
      2.) Jim Jarmusch
      3.) Kim Ki-duk

      Bester Mindfucker
      1.) David Cronenberg
      2.) David Lynch
      3.) Michael Haneke

      Beste Filmographie
      1.) Lars von Trier
      2.) Martin McDonagh
      3.) Stanley Kubrick

      Überbewertetster Regisseur
      1.) Terrence Malick
      2.) Gaspar Noé
      3.) Robert Zemeckis

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      • 5 .5

        "Ad Astra" versucht für mich in erster Linie mittels Sci-Fi Szenario dem modernden Zeitgeist auf die Schliche zu kommen, diesen auf diversen Ebenen zu hinterfragen und damit tatsächlich vielleicht sogar gesellschaftlich relevante Fragen anzuschneiden.
        Der Film spielt mit Motiven der Entfremdung und der jedem von uns irgendwo innewohnenden Angst vor dem Alleinsein, verpackt dies in ein Vater-Sohn Drama, verbindet dies mit seinem Weltraumszenario und stellt die Frage, ob wir denn mit unserem technischen Fortschritt wirklich nach intelligentem, ausserirdischem Leben und anderen Welten suchen, oder am Ende doch nur an dieser uns alle irgendwo innewohnenden Leere, die auch die uns am allernächsten stehenden Menschen nicht ausfüllen können, verzweifeln.
        Zweifellos gibt es hier wirklich wunderbare Bilder zu sehen und Brad Pitt zeigt hier ohne Frage eine beeindruckende schauspielerische Leistung, aber das was hier hinter der schicken Fassade aufblinzelt, bleibt leider eher gewollt und irgendwie nicht so richtig gekonnt zum Ausdruck gebracht.

        Tja, für mich will "Ad Astra" einfach zu viel auf einmal und verzettelt sich darüber hinaus völlig darin, dazwischen noch ein bisschen kurzweilige Unterhaltung einzubauen - gemeint sind z.B. eine völlig unnötige und unglaubwürdige Verfolgungsjagd auf dem Mond (begründet mit einem "Kampf um Ressourcen") und eine unfreiwillig komische Szene auf einer Notruf sendenden Forschungsstation der Norweger mit außer Kontrolle geratenen Pavianen an Bord (welche wohl scheinbar irgendwie als Holzhammer-Verweis auf Kubrick verstanden werden soll, anders kann ich mir diese schräge Szene echt nicht erklären).

        Alles in allem empfand ich diesen Film jedoch als keine absolute Zeitverschwendung, denn nach seinem absolut langweiligen Trailer bin ich zum Glück vollkommen Erwartungslos an ihn herangegangen und bilde mir am Ende ja ein, die durchaus lobenswerte Intention, die James Gray mit diesem Film wohl hatte, nachvollziehen zu können und es würde mich wirklich freuen, wenn sich mal wieder mehr sogenannte Blockbuster so etwas trauen würden.

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        • 10
          Nyarlathotep 10.12.2019, 19:31 Geändert 10.12.2019, 22:20

          Die Vorfreude war groß und ich hatte hohe Erwartungen an diesen Film, gerade weil ich Robert Eggers' Erstlingswerk "The Witch" zu meinen absoluten Lieblingsfilmen zähle.
          Soviel schon mal vorab: "The Lighthouse" wurde meinen Ansprüchen absolut gerecht.

          Im Gegensatz zu seinem letzten Film, welcher sich meiner Meinung nach in erster Linie mit Weiblichkeit und der Natur auseinandersetzt, konzentriert sich Eggers in diesem Werk vollständig auf den Mann und die Maschine. So kann für mich "The Lighthouse" sogar durchaus als eine Art Ergänzung zu "The Witch" interpretiert werden.
          Hier wird wunderbar mit Motiven von Vater-Sohn Beziehung, dem Bedürfnis nach Deutungsmacht, Projektionen von Aggression und der damit verbundenen Scham gespielt.
          Die Maschine, der Leuchtturm / das Licht stellt eine Art heiligen Gral dar, der dem alten, erfahrenen Mann vorbehalten bleibt und eine magische Faszination auf den jungen Lehrling ausübt, aber im Grunde nur einen Fetisch mit dem Zweck der Aufrechterhaltung von Machtverhältnissen darstellt.
          Hin und wieder wird angedeutet, dass es sich bei den beiden Protagonisten genauso gut um ein und die selbe Person handeln könnte - Der alte Thomas als Fantasie des jungen Ephraim, konstruiert aus seiner Angst durch seine Schuld letztendlich in den Wahnsinn getrieben zu werden und in seiner Verzweiflung bemüht, die eigene Deutungshoheit durch sein widersprüchliches Seemannsgarn aufrechtzuerhalten oder der junge Ephraim als Fantasie des alten Thomas, erwachsen aus seiner Erfolglosigkeit, Einsamkeit und aus dem unerfüllten Bedürfnis nach Bedeutung heraus, sich selbst in den Wahnsinn treibend...

          Wie auch immer, die wunderbare Atmosphäre die "The Lighthouse" in Kombination mit seinen wunderschönen Bildern aufbaut ist für mich jedenfalls Kinogenuss in seiner Reinform und hat das Potenzial sich nach weiteren Sichtungen ebenfalls in der Liste meiner Lieblingsfilme einzureihen.
          Ich als alter H.P. Lovecraft Fan würde sogar behaupten, dass dies der erste Film ist, der es schafft, die Stimmung einer guten Lovecraft Geschichte ernsthaft zu reproduzieren.

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          • Ich habe jetzt die ersten beiden Folgen von "Too Old to Die Young" gesehen und muss sagen, für mich ist es bisher der absolute Hammer!!
            Bin sehr gespannt ob die Serie über zehn Folgen hinweg funktioniert, aber ich bin da zuversichtlich.
            Ich habe ja schon eine leise Vermutung wo das Ganze hinsteuert...

            • Ich bin ja extremst gespannt auf "The Lighthouse", "The Witch" von Eggers zählt nach wie vor zu meinen absoluten Lieblingen.
              Aber auch ein neuer Jarmusch kann mich nach wie vor entzücken.

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              • 8 .5
                Nyarlathotep 19.04.2019, 00:21 Geändert 28.04.2019, 01:08
                über Border

                Ein wunderschöner Film, der es schafft, sehr feinfühlig die Eindeutigkeit verschiedener, in unserem Alltagsdenken viel zu oft selbstverständlich verankerten Abgrenzungen und Dogmen auf diversen Ebenen gekonnt aufzubrechen.
                Die Identität, das eigene Ich, welches überhaupt erst durch die Grenze zum Anderen oder die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, kategorisiert beispielsweise durch Spezies, Kultur, Nationalität, Geschlecht oder Familie definiert wird. All diese oft statisch akzeptierten Grenzen liegen in einer größeren Grauzone als wir uns das häufig eingestehen möchten.
                Insbesondere der Mensch selbst, welcher sich nur zu selbstverständlich als getrennt vom Rest der Natur betrachtet, begeht mit dieser Abgrenzung ja möglicherweise sogar einen grundlegenden Fehler...
                Eine im Film thematisierte, ebenfalls allzu offensichtliche Trennlinie definiert der eigene Körper im Verhältnis zur Umwelt. Selbst diese Grenze muss erst einmal erlernt und ausgeformt werden, ist einem stetigen Wandel unterzogen, wird oft völlig falsch eingeschätzt und zu groß erscheint häufig die Verlockung der Erlösung durch Verwischung der eigenen physischen Begrenzungen.
                „Border“ regt darüber hinaus an, eigene Moralvorstellungen zu hinterfragen, welche, übertragen in den Alltag, im Grunde erst durch die mühsame Bewusstmachung der Grenzen selbiger das eigene Gewissen definiert - was ist das denn überhaupt dieses „Richtig“ und „Falsch“?
                Grenzen können durchaus sehr fragil sein, das Durchbrechen selbiger kann ungemein befreien, auf der anderen Seite aber auch zutiefst verunsichern und erschüttern.
                Genauso wichtig ist die Fähigkeit Grenzen zu ziehen und zu lernen diese zu akzeptieren.

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                • 8 .5
                  über Biester

                  "An den ehrbaren Menschen stoßen mich viele Dinge ab; und gewiss ist es nicht das Böse, das in ihnen ist."

                  Eine mir bislang völlig unbekannte Filmperle, die ich heute zufällig bei Arte in der Mediathek entdeckte und die mich ganz bestimmt auch auf weitere Werke von Claude Chabrol neugierig gemacht hat.
                  Zunächst war ich ja etwas verwirrt vom leicht befremdlichen Verhalten der Hauptprotagonistin Sophie und stellte mir ernsthaft auch einmal die Frage, ob meine sich seltsamerweise über den Verlauf des Films steigernde Sympathie mit ihr und Jeanne vielleicht schlicht in meiner Begeisterung für Isabelle Hupperts Schauspiel und meinem persönlichen leichten Hang zum Zynismus begründet sein könnte; jedoch wird mir jetzt im Nachhinein erst so richtig bewusst, dass diese Ambivalenz eventuell ja auch genau so beabsichtigt ist...
                  Man kann diesem Film verständlicherweise vorwerfen, eine zutiefst zynische oder sogar nihilistische Anschauung zu vertreten, aber ganz so einfach sollte man es sich hier vielleicht nicht machen.
                  Möglicherweise befinde ich mich hier auch völlig auf dem Holzweg, aber meiner Meinung nach wird in dieser Geschichte wunderbar subtil mit wichtigen Fragestellungen unreflektierter Moralisierung gespielt, welche doch allzu häufig, vielleicht aus reiner Bequemlichkeit, Arglosigkeit oder auch schlicht aus Angst, abgeurteilt - und so unbequem das zunächst auch klingen mag, auch nicht durch reines Wohlwollen oder Empathie beantwortbar gemacht werden (auch der Titel der Buchvorlage "Urteil in Stein" spricht hier meiner Meinung nach absolut für sich).... denn oft führt dies schlicht zu einer plumpen Bevormundung des Anderen.
                  "Biester" mag ein in mancherlei Hinsicht unbequemer Film sein, aber gerade dies regt, sofern man sich denn darauf einlassen möchte, in Bezug auf eigene Ethik absolut gekonnt zur Reflexion an.

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                  • 7 .5
                    Nyarlathotep 15.01.2019, 21:20 Geändert 15.01.2019, 21:21

                    Vor allem schauspielerisch ist "Funny Games" ja wirklich grandios gelungen, nur hat er mich alles in allem doch leider ziemlich kalt gelassen und funktionierte für mich am Ende lange nicht so gut wie z.B. "Bennys Video" oder "Der siebente Kontinent".
                    Gerade sein sonst so meisterhaft eingesetztes Stilmittel und Markenzeichen, die Auslassung, hat Haneke in seinen übrigen Filmen einfach effektiver einzusetzen gewusst.
                    Auch, dass gerade dieser Film ein US Remake bekommen hat ist für mich absolut exemplarisch, denn obwohl er ja durchaus provokant gemeint ist (das Spiel mit dem Voyeurismus etc.), wird er immer noch genug Menschen schlicht unterhalten, ohne ein wirklich nachhaltiges Unbehagen und eine daraus resultierende Selbstreflexion anzuregen. Die Fragestellung ist hier einfach eine Spur zu banal.
                    So erschien mir das mehrfache durchbrechen der 4ten Wand und die etwas deplatziert wirkende Szene mit der Fernbedienung eher wie ein unbeholfener Versuch, sich auch ja vom „ordinären Horrorfilm“ unterschieden zu wissen. Der beabsichtigte Effekt verkehrt sich hier eher ins Gegenteil und erzeugte bei mir eine Distanz, die der Wirkung des Films nicht unbedingt zuträglich war.

                    Für mich persönlich ist "Funny Games" zwar der bislang schwächste Film von Haneke (auch wenn ich "Happy End" noch nicht gesehen habe..), aber allein für seine Intention und das großartige Schauspiel nach wie vor sehenswert.

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                    • 8 .5
                      Nyarlathotep 12.01.2019, 18:06 Geändert 13.01.2019, 23:01

                      Ich kann mich ehrlich gesagt nicht erinnern, wann (und ob überhaupt) ein Film mich derart kalt erwischt hat wie "Der siebente Kontinent".
                      Allem voran der Ton und der mit seinen oft langen anschließenden Pausen ausgeführte Schnitt, welche durch das Bild im Grunde nur noch ergänzend unterstützt werden, lassen eine absolut beeindruckende Atmosphäre entstehen.
                      Haneke unterstreicht hier für mich absolut mustergültig seine Aussage, dass der Film der Musik wesentlich näher steht als dem Theater.
                      Erst der durch den Schnitt entstehende Rhythmus lässt einen Film wie diesen letztendlich funktionieren, ähnlich wie auch der Takt die Musik bestimmt.

                      Hier wurde mir zudem wieder einmal bewusst, dass die geschickt platzierten Auslassungen, das "nicht explizite" Hanekes Filme erst so wirkungsvoll werden lassen, was er für mich bei "Caché" schließlich zur Perfektion gebracht hat.

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                      • 9
                        Nyarlathotep 06.12.2018, 03:19 Geändert 06.12.2018, 03:23

                        "Fame makes a man take things over,
                        Fame lets him loose, hard to swallow,
                        Fame puts you there where things are hollow,
                        Fame, not your brain, it's just the flame that burns your change to keep you insane "

                        Es empfiehlt sich, beim anschauen dieses Films im Hinterkopf zu behalten, dass Lars von Trier ein seit einigen Jahren trockener Alkoholiker ist.
                        "The House That Jack Built" beschreibt für mich in erster Linie ziemlich treffsicher das Dilemma, in welchem jeder Suchtkranke steckt, der clean ist.
                        Der Entzug und die damit einhergehende Verzweiflung, das Überwinden und sich schließlich an die Nüchternheit zu gewöhnen kann die Sicht auf die Dinge sehr verändern (weshalb sich "The House That Jack Built" auch in einigen Punkten stark von Lars v. Triers bisherigem Werk unterscheidet).

                        Die ewige Jagd nach dem Elysium, das einem die Drogen zu Anfang noch so nahe brachten und welches nun in eine unerreichbare Ferne gerückt ist.
                        Dieses verlockende und zugleich selbstzerstörerische Ventil, welches zu Anfang noch Seligkeit versprach, aber immer mehr zu einem schwarzen Loch wird, das alles unwiederbringlich in sich aufsaugt.
                        Diese süße Entrückung - war sie doch einmal so einfach zu erreichen, soll nun unwiederbringlich verloren sein?
                        Für jeden, der einmal einer Droge verfallen ist, ist dies nur sehr schwer zu akzeptieren und so ganz wird man sich damit wohl auch nie abfinden können.

                        Lars von Trier versucht in diesem Film schlicht, Grundfragen des menschlichen Egos auf dieses Dilemma anzuwenden.
                        Projiziert wird das Ganze auf die ewige Kunstfrage und die Unzufriedenheit mit dem eigenen Werk / dem eigenen Wert.
                        Im Grunde steckt jeder Kunstschaffende, welcher Anerkennung (Fame) für sein Werk erhält, in genau dem selben Dilemma wie ein Drogenabhängiger (nicht umsonst sind so viele geniale Kunstschaffende den Drogen nicht abgeneigt...).
                        Das handwerkliche Versagen des Hauptprotagonisten symbolisiert hier möglicherweise den Keim des Bedürfnisses das eigene Ego durch die Kunst auszudrücken: Warum will mir allein das Streben nach (handwerklicher) Perfektion keine Befriedigung verschaffen?
                        Sind es meine Unzulänglichkeiten? Oder doch nicht etwa das Göttliche?
                        Die Eitelkeit, die von Trier hier in seiner scheinbaren Plumpheit durchscheinen lässt (z.B. durch Zitierung des eigenen Werks), verhöhnt sein gesamtes eigenes Werk in voller Absicht. Sind seine bisherigen Filme noch von einer Art "positivem Weltschmerz" geprägt, trotz ihrer Düsternis und Melancholie im tiefsten Kern also immer der Welt zugewandt, ist dieser Film nun vollendeter Zynismus.

                        "Well, show me the way to the next whiskey bar."

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                          • Schwer sich da festzulegen, aber spontan würde ich sagen Nicolas Cage in Leaving Las Vegas.

                            • 8 .5

                              Eine absolute Schande, dass dieser Film nicht im Kino gezeigt wird.

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                              • 6
                                Nyarlathotep 28.02.2018, 10:37 Geändert 14.03.2018, 00:42
                                über Mute

                                Seit einigen Jahren habe ich diesem Film nun schon mit Spannung entgegengefiebert und da ich "Moon" ohne Frage zu meinen Lieblingsfilmen zähle, waren die Erwartungen natürlich entsprechend hoch. Leider lässt "Mute" mich am Ende etwas unbefriedigt zurück.

                                Duncan Jones sagt in Interviews, dass dies sein bislang persönlichster Film sei, doch hat er sich gerade in diesem Punkt meiner Meinung nach am Ende etwas verzettelt.
                                Von ihm als intimes Werk konzipiert, ist am Ende etwas herausgekommen, das sich dem Publikum leider zu großen Teilen verschließt. Man merkt „Mute“ an allen Ecken ein unausgereiftes Drehbuch und die etwas unkonzentrierte Umsetzung seiner Konzepte an, so haftet dem Film die gesamte Laufzeit etwas leicht verschwommenes an. Hier ist Jones im Laufe der Jahre evtl. etwas der Fokus abhanden gekommen.
                                Viele Stimmen werfen dem Film vor, wie eine Fernsehproduktion oder ein Amateurprojekt zu wirken, was für mich nicht unbedingt der Ästhetik geschuldet ist, welche sogar als durchaus gelungen bezeichnet werden kann, sondern eher den etwas unbeholfen platzierten Zwischentönen.
                                Zwar fügen sich einzelne Elemente wunderbar ineinander, z.B. den Film in Berlin anzusiedeln und den Protagonisten ein breites, durcheinandergewürfeltes Spektrum kultureller Hintergründe zu verpassen, doch wird vorhandenes Potential auch hier wieder durch eine etwas unausgereifte, undurchdachte Ausführung verschenkt.
                                Ursprünglich wahrscheinlich als Film-Noir konzipiert, ist „Mute“ schlicht etwas zu leichtfüßig und es fehlt vielleicht einfach die entscheidende Prise Zynismus um seiner Idee gerecht zu werden.
                                Grundsätzlich merkt man dem Film allerdings seine Innovationslust an und ich hatte trotz der Unzulänglichkeiten durchaus meinen Spaß mit dem Film.

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                                • Gehört nach wie vor zu den Top 3 meiner Lieblingsregisseure. Es gibt bisher keinen einzigen Film von ihm, der mich enttäuscht oder sogar gelangweilt zurückgelassen hat. Auch persönlich strahlt er eine Neugierde und Gelassenheit aus, die er einfach perfekt auf seine Filme zu übertragen weiß.
                                  Für mich ist er einer der wenigen Künstler, die wirklich gemeistert haben sich selbst mit ihren Filmen auszudrücken ohne den Anschluss an das Publikum zu verlieren.

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                                  • 3
                                    • Nyarlathotep 04.01.2018, 14:02 Geändert 04.01.2018, 14:06

                                      Ich sags ja, das hört sich für mich schon beinahe so an wie beginnende Altersdemenz.
                                      Zwar steht das Alien-Franchise (abzüglich Prometheus und Alien: Covenant, welchem ich mich sowieso komplett verweigere) für mich persönlich tatsächlich weit vor den Star Wars und Star Trek Franchises, aber diese Aussage von Scott ist mal wieder der Gipfel des Narzissmus. Die Erfinder des Franchises sind in erster Linie sowieso der Künstler H.R. Giger und dann vielleicht noch die Autoren.
                                      Den einzig wertvollen Beitrag hat Scott mit dem Zusammenfügen der Fragmente zum ersten Teil geleistet, alles was danach von ihm kam war eh nur noch Demontage.
                                      Das Beste für das Franchise wäre, es einfach ruhen zu lassen!

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                                      • 9 .5
                                        Nyarlathotep 11.12.2017, 18:26 Geändert 13.12.2017, 00:29
                                        über Thelma

                                        Eine etwas andere coming-of-age Geschichte, welche auf diversen Ebenen wunderbar funktioniert / verschiedenste Interpretationen zulässt und mich persönlich auch noch einen Tag später gedanklich beschäftigt...und nix anderes sonst macht einen wirklich guten Film für mich aus.

                                        Die zentrale Rolle spielt für mich hier nicht allein die Homosexualität, der innerfamiliäre Konflikt oder die "Erkrankung" der Hauptfigur (hier möchte ich natürlich nicht zu viel vorwegnehmen), diese dienen nur als Vehikel um sehr viel grundlegendere Konflikte des Erwachsenwerdens zu hinterfragen.
                                        Die zentralen Fragen von "Thelma" sind für mich wesentlich umfassender anwendbar: Hier werden unter anderem Fragen zur Ausformung der eigenen Identität und Persönlichkeit im jungen Erwachsenenalter gestellt; Ängste und emotionale Hürden dargestellt, denen sich in irgendeiner Form viele von uns einmal ausgesetzt sehen und welche am Ende jeder auf seine eigene Art verarbeiten wird.

                                        Andererseits kann ich jedoch auch durchaus verstehen, dass dieser Film nicht für jeden auf diese Art funktionieren wird, denn für den ein oder anderen bleibt es wohl zwangsläufig ein einfacher Liebes-/Mysteryfilm bzw. ein lesbisches Drama.
                                        Vielleicht hat mich "Thelma" auch einfach nur deshalb so begeistert, da ich mich in einigen Punkten krass an eigene Erfahrungen erinnert gefühlt habe.
                                        Eine weitere Sichtung bleibt für mich jedenfalls unabdingbar..

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                                        • 8 .5

                                          Eine mit wundervoll ausgearbeiteten, glaubhaften Charakteren und durch liebevolle Sets belebte Serie, entwickelt und produziert von Meistern des amerikanischen Storytellings. So und nicht anders liebe ich das amerikanische Kino!

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                                          • 10
                                            Nyarlathotep 08.10.2017, 02:30 Geändert 08.10.2017, 16:12
                                            über Liebe

                                            Michael Haneke ist mit LIEBE ein unfassbar einfühlsamer und feinsinniger Film gelungen, welcher mich von der ersten Sekunde an eingefangen hatte und mir auch noch Tage später nicht aus dem Kopf gehen wollte.
                                            Hier spielen zwar mit Sicherheit auch persönliche Gründe eine nicht unerhebliche Rolle, die ich nicht verleugnen kann - Meine Großeltern befinden sich zur Zeit in einer vergleichbaren Situation, allerdings mit mehr oder weniger umgekehrten Vorzeichen, d.h. ein rapide abbauender, dementer Großvater und eine depressive Großmutter, sogar inkl. der hysterischen Tochter/Tante...(Ich vermute mittlerweile ehrlich gesagt, dass gewisse "Geschlechterrollen" den Umgang mit einer solchen Situation wie im Film entscheidend mitbestimmen, d.h. wären die Rollen in LIEBE ebenso wie bei mir in der Familie vertauscht, würde der Film so nicht funktionieren bzw. müsste wesentlich "düsterer" inszeniert werden).
                                            Alles in allem kann ich jedem, der sich einer vergleichbaren Situation ausgesetzt sieht (und das werden im Grunde früher oder später die meisten von uns eh) diesen Film nur wärmstens ans Herz legen.

                                            So schwermütig LIEBE auf den ersten Blick auch wirken mag, hinterlässt er letztlich ein bestimmtes Gefühl der Zuversicht in mir und lässt mich auf eine gewisse Art eine neue Perspektive auf die auch für mich nicht einfach zu verarbeitende Situation in meiner eigenen Familie einnehmen.
                                            So wie Haneke dieser Film wohl zu verarbeiten half, habe ich das Gefühl hier durchaus etwas wertvolles für mich persönlich mitnehmen zu können.

                                            Sehr beeindruckt hat mich vor allem, dass Haneke es geschafft hat in dieser Geschichte um eine liebevolle Fürsorge des männlichen Hauptprotagonisten George für seine erkrankte Ehefrau Anne eine wunderbar differenzierte Erzählhaltung einzunehmen, sich nicht davor scheut den in solch einer Situation unvermeidbaren Egoismus und die Selbstsüchtigkeit der Beteiligten zu thematisieren, also nicht der Versuchung verfällt diese unter den Tisch fallen zu lassen und plump und sentimental zu werden.
                                            Der Traum den George hat, verbildlicht hier z.B. wunderbar die Ängste und die Belastung, welchen George ausgesetzt ist und welche er versucht unter allen Umständen zu verdrängen (Die Hand, die ihn hier von hinten packt und ihn zu ersticken droht ist offensichtlich die seiner Frau.)
                                            Das Ende des Films (inklusive dem "Kampf" mit der Taube, der beginnt den Entschluss in George zu wecken) kann man durchaus auf zwei Arten interpretieren, einerseits als Akt der Liebe und der Selbstlosigkeit, aber ebenso als egoistischen Akt der Hilflosigkeit.
                                            Liebe ist nunmal nie vollkommen selbstlos, nie völlig befreit von Egoismus....jeder der das Gegenteil behauptet, tut dies aus reiner Naivität.
                                            Wie bei Hanekes "Caché", trifft hier der Titel des Films mal wieder den Nagel aufn Kopf! Die Inszenierung als Kammerspiel und seine wunderbar ruhige Erzählweise ließen hier ein absolut rundes und wichtiges Meisterwerk entstehen.
                                            Einen nicht unerheblichen Teil tragen natürlich auch die beiden Hauptdarsteller bei, es ist einfach ein Genuss diesen Meistern beim Spiel zuzuschauen.

                                            PS: LIEBE gibt es im Moment übrigens kostenlos bei Arte in der Mediathek zu sehen!!!

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                                              über Birth

                                              "Birth" glänzt mit tollen Bildern, einem schönen Sountrack, absolut glaubwürdigem Schauspiel (allen voran wieder mal Nicole Kidman) und vor allem mit einer für mich pointierten und gleichzeitig auch irgendwie fiesen Aussage...
                                              Der Film mag auf den ersten Blick vielleicht in einigen Belangen etwas unausgereift wirken, z.B. erschien mir das Verhalten der Protagonisten nicht immer direkt nachvollziehbar (in einigen Szenen sogar durchaus unglaubwürdig) aber umso weniger ich mich auf diese Aspekte konzentrierte, desto mehr konnte der Film seine Wirkung entfalten und mich dann letztendlich doch mitreißen.
                                              Ein kleiner Kritikpunkt bleibt für mich jedoch: So hätte man meiner Meinung nach das vergrabene Hochzeitgeschenk etwas eleganter auflösen können.
                                              Aber wie gesagt, erst wenn man sich von solchen Nebensächlichkeiten nicht stören lässt, kann dieser Film sein volles Potenzial entfalten. Ich habe mich durchaus auch dabei erwischt, zu hoffen, dass der junge Shawn es endlich schafft den endgültigen Beweis zu erbringen...
                                              Abschließend geht es dem Regisseur hier meiner Meinung nach in erster Linie aber nicht darum das Szenario absolut schlüssig und realistisch darzustellen, sondern vielmehr um den Versuch kritisch zu hinterfragen, was dieses unantastbare, über alle anderen zwischenmenschliche Emotionen erhaben zu scheinende Gefühl der Liebe überhaupt ausmacht und die oft damit verbundene Irrationalität auszudrücken.
                                              Zu oft wird gerade in Hollywood viel zu undifferenziert mit dieser Thematik umgegangen, gerade darum war "Birth" für mich eine absolut willkommene Abwechslung. Auch wenn hier und da etwas holprig, ist es alles in allem ein wirklich runder und anregender Film.

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                                                  Nyarlathotep 14.05.2017, 16:06 Geändert 10.02.2020, 00:43

                                                  "Antichrist" wird glaube ich immer mein liebster Film von Lars v. Trier bleiben und somit auch mein absoluter Lieblingsfilm - wobei er sich diesen Platz wohl auch immer mit "Alien" (aus anderen Gründen) wird teilen müssen.

                                                  Zwar ist "Melancholia" unbestreitbar ein absolut gleichwertiges Meisterwerk, aber egal in welcher Stimmung ich mich befinde (beide Filme habe ich in einigem Abstand nun schon das dritte Mal gesehen), nur in "Antichrist" finde ich meine Sicht auf die Welt so stark repräsentiert, dass ich es fast nicht glauben kann.
                                                  Nur "Antichrist" schafft es jedes Mal aufs Neue, diesen bestimmten Keim der Zuversicht in mir zu sähen – dieses Gefühl zu haben, genau die Intention des Regisseurs zu verstehen und gleichzeitig verstanden zu sein.
                                                  Zwar wird "Melancholia" oft eine wesentlich optimistischere Botschaft zugeschrieben, jedoch kann ich diese Meinung so nicht unbedingt teilen.
                                                  Ich verstehe "Antichrist" nicht allein als Verarbeitung einer Depression - wie auch Lars v. Trier selbst einmal geäußert hat - sondern eher als Versuch, eine Introspektion zu schaffen, die intimstes offenbart und somit auf einer unfassbar feinsinnigen Ebene eine Verbindung zum Zuschauer knüpft, wozu für mich so bisher noch kein anderer Film in der Lage ist.
                                                  Erwähnen muss ich zudem noch, dass Lars v.Triers Filme keineswegs frauenfeindlich sind, sondern für mich sogar im Gegenteil eine absolute Liebeserklärung an die Weiblichkeit darstellen! Viele scheinen die (zugegebenermaßen wundervoll versteckte) Ironie in seinen Filmen nur einfach nicht zu erkennen...
                                                  Er ist für mich ein unglaublich sensibler Künstler, der darüber hinaus eine Liebe zur Hässlichkeit pflegt und sich absolut darüber im Klaren ist, wie wenig Schönheit und Glück ohne selbige existieren könnten - denn Gott und der Teufel, das ist im Grunde ein und dasselbe.

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                                                    Wow, schon ewig gesucht und gerade durch Zufall auf Youtube entdeckt. Scheiße, ich liebe einfach alles von Martin McDonagh...was freu ich mich auf seinen neuen Film nächstes Jahr :).

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