RaZer - Kommentare

Alle Kommentare von RaZer

  • 6 .5
    über Oddity

    Kein ganz konventioneller Horrorfilm mit okkulten Elementen und Spukhaus-Flair. Mit gediegenem Tempo, aber sehr atmosphärisch führt "Oddity" durch eine Story voller Abgründe und Mysterien, doch die größte Gefahr ist mal wieder der Mensch.
    Ein paar Klischees kann man sich hier nicht verkneifen: das abgelegene Haus, die blinde Seherin, der vereinzelte Jumpscare, das gehört alles irgendwie zum Standardrepertoire, wirkt aber weit weniger einfältig, als sonst so oft im Genre. Die wendungsreiche Story offenbart eine ziemliche Finsternis und besonders die Holzpuppe als zweifelhaftes Geschenk erscheint schon sehr verstörend. Zimperlich ist der Film nicht, seine Figuren müssen einiges mitmachen.
    Ich habe eigentlich nicht viel erwartet, doch "Oddity" ist eine fiese kleine Horroranekdote, die geschickt mit den Mechanismen des Genres spielt.

    2
    • 6

      Joon-ho Bongs ambitionierte Mischung aus Science-Fiction und Gesellschaftssatire fährt allerhand Ironie und schwarzen Humor auf, kann aber dennoch nicht durchgängig überzeugen. Die Ideen dahinter sind nicht schlecht und es fehlt nicht an einer gewissen Bissigkeit beim Vortrag, die mehr als zwei Stunden Laufzeit erscheinen allerdings zu großzügig bemessen, denn es schleichen sich so einige Längen ein.

      Ausgehend vom technischen Fortschritt ist das Szenario hier im Kern nicht unrealistisch und es treibt bizarre Blüten. Mickey, ein einfacher Geist, der das Kleingedruckte nicht richtig gelesen hat, wird für allen möglichen Mist verheizt und nach seinem Tod einfach neu gedruckt. Das Ganze nimmt teils groteske Züge an und verrät viel über die menschliche Natur. Der Humor erinnert manchmal fast an Wes Anderson, trotzdem fehlt der letzte Kick. "Mickey 17" kommt nur selten voll in Fahrt, aus dem Konflikt, dass es plötzlich zwei Mickeys gibt, wird tendenziell zu wenig gemacht. Man will hier sehr viel auf einmal erzählen, kann sich aber nicht entscheiden, was das Wichtigste ist und stolpert dementsprechend etwas unbeholfen durch die Story. Die fast schon vorschriftsmäßig laufende Nebenhandlung über die Pläne zur rücksichtslosen Kolonialisierung des neuen Planeten durch die aberwitzige Chefetage lebt auch eher von Klischees. Die ausgeteilten Seitenhiebe gegen die (vornehmlich amerikanische) Politik sind aber ganz witzig.

      Neben Robert Pattinson, der sich ordentlich reinhängt und die verschiedenen Varianten seiner Figur allesamt gut verkörpert, ist vor allem Mark Ruffalos Leistung erwähnenswert. Als verblendeter, überheblicher und strunzdummer Politiker mit Gottkomplex und krankhaftem Geltungsbedürfnis liefert er eine herrliche Trump-Parodie ab. Nicht so peinlich und erbärmlich wie das Original, aber dennoch sehr unterhaltsam. Toni Collette als nicht weniger irre Ehefrau an seiner Seite darf ebenfalls glänzen. Diese Paar kommt direkt aus der Republikaner-Hölle.

      Trotz all der guten Ansätze und einem ansprechenden Cast gelingt hier nicht der ganz große Wurf. Es fehlt die klare Linie, Bong knabbert überall mal ein Stück an, lässt dann aber zu viel liegen.

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      • 7

        Wie schön doch der klassische Zeichentrick ist. Nichts ist schlimmer, als altbekannte Figuren, die seelenlos mittels CGI "wiederbelebt" werden. "Winnie Puuh" aus dem Jahr 2011 verlässt sich auf die alte Kunst und macht damit alles richtig. Die kurze, sympathische Anekdote aus dem Hundertmorgenwald atmet den Geist der Vorgänger (besonders der wunderbaren Serie von 1988) und nimmt sich dabei niemals zu wichtig.
        Die verpeilte Truppe hat mal wieder etwas falsch verstanden und macht sich damit das Leben selbst schwer. Während der Jagd nach dem vermeintlichen Monster kommen alle Marotten der Figuren voll zum Tragen, allen voran natürlich bei Puuh, der wieder mal nur an Honig denken kann. Viele Gags sind auch für Erwachsene interessant, es wird gerne mit Ironie und Wortwitz gearbeitet. Neben der sehr schönen Optik fällt auch die deutsche Synchro positiv auf. Santiago Ziesmer ist sogar wieder als Ferkel dabei, genau wie früher.
        Disney sollte sich viel öfter Projekten wie diesem widmen. Nostalgie und Unterhaltung, ohne belehrenden Unterton und verpackt in einem wunderbaren Zeichenstil. Besonders die Hintergründe sehen super aus.

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        • 6

          Jason Statham ist der Homer Simpson Hollywoods, kein Beruf ist vor ihm sicher. Diesmal ist er vordergründig als "einfacher" Bauarbeiter unterwegs, allerdings hätte er hier ebenso als Florist oder Ziegenhirte arbeiten können, dramaturgisch hätte es keinen Unterschied gemacht, denn seine echte Arbeit ist hier mal wieder eine ganz andere.

          "A Working Man" ist rustikale Actionkost mit vielen Durchhängern und einer Klischee-Story vom Feinsten. Ex-Soldat gegen russische Mafia, da ist kein Literaturnobelpreis zu holen. Ist prinzipiell auch nicht nötig, schlimmer ist eigentlich, dass der Film selten in die Gänge kommt. Der ebenfalls von David Ayer inszenierte "The Beekeeper" mit Statham hat im Vergleich dazu wesentlich mehr Wumms und einen erheblich höheren Unterhaltungsfaktor. Die meisten Action- und Kampfszenen sind eher mäßig choreographiert und leiden unter einem viel zu hektischen Schnitt. Die handwerklichen Defizite sind schon augenscheinlich, irgendwie schien niemand so wirklich Bock auf den Film zu haben. Levon bekommt in einer völlig überflüssigen Nebenhandlung noch eine Tochter angedichtet, die er selten sehen darf, damit die Figur ein wenig menschlicher erscheint. Völlig belanglos. Wenigstens sind die Gegenspieler diabolisch genug, dass man gerne dabei zuschaut, wie Levon sie umnietet. Dabei hat er eine gewisse Affinität für Wasser, wie es scheint.

          So richtig viel ist hier nicht zu holen, es gibt etwas solide Action und Statham ist so lässig wie eh und je, doch wesentlich besser als ein B-Actioner ohne Kinoauswertung ist "A Working Man" eigentlich nie. Ein paar bekannte Namen in kleinen Nebenrollen ändern daran auch nichts.

          5
          • 6

            Chilliger Alltagsanime, der sich dem filmisch eher selten thematisierten Segelfliegen widmet und versucht dessen Faszination zu vermitteln. "Blue Thermal" ist im Grunde ein sympathischer Film mit einer eher flachen Spannungskurve, die leider durch ein paar sehr künstlich wirkende Konflikte aufgemöbelt werden soll. Wird im Verlauf leider etwas konfus und unlogisch, es fehlt nicht viel und man wäre schlussendlich auf dem Niveau einer Telenovela gelandet.
            Besonders die Flug- und Landschaftsaufnahmen sind gut gelungen, der Zeichenstil hat einige Details parat, es ginge zwar noch besser, ist aber nicht übel. Ikonische Figuren gibt es eher wenige, Tamaki als notorischer Tollpatsch, soll Sympathien wecken, hat allerdings nur sehr wenig Ausstrahlung. Als Fliegerin entpuppt sie sich als Naturtalent und wirbelt einiges durcheinander, das läuft aber auch ziemlich vorschriftsmäßig ab. Man wäre wohl gut beraten gewesen den etwas seichten Verlauf einfach so durchzuziehen, als gegen Ende dramaturgisch nochmal nachlegen zu wollen und sich damit ein wenig lächerlich zu machen.
            Ganz nett, aber nicht mehr.

            5
            • 6

              Überraschend brutale Action aus Finnland. (Pri)sons geht amtlich zur Sache, bluttriefend, erbarmungslos und handwerklich erstaunlich gut, allerdings auch fürchterlich konstruiert und dämlich.
              Intelligente Figuren gibt es praktisch überhaupt nicht, logisches Verhalten ist allen hier fremd, die meisten würden sich glatt in einem Toilettenhäuschen verlaufen. Einige beweisen immerhin erstaunliche Nehmerqualitäten. Die Rahmenhandlung ist komplett für die Tonne, notdürftig zusammenkonstruierter Stuss, um irgendwie den Angriff auf das zweifelhafte Etablissement zu rechtfertigen. So bleibt wirklich nur sich an den harten Fights zu erfreuen, die zwar nichts revolutionär Neues bieten, aber immerhin einigen Aufwand erkennen lassen. Wie so oft in solchen Filmen, übertreibt man es hier gegen Ende aber auch maßlos und zieht alles unnötig in die Länge.
              Kampfchoreograph und Effektschmiede haben hier gute Arbeit geleistet, der Rest ist trivial.

              5
              • 7

                "The Brutalist" wirkt wie einer dieser Filme, die letztendlich nur für die Award-Season entstanden sind. Vielleicht tue ich ihm damit unrecht, aber er erscheint schon kalkuliert und schematisch darauf ausgerichtet in erster Linie Kritiker zu beeindrucken. Brady Corbets fiktives Biopic über einen begabten Architekten ist lehrbuchmäßig erzählt und inszeniert. Die Produktion ist ebenso hochwertig wie aufwendig, aber die Motivation dahinter ist kaum zu erkennen. Faszination für Architektur transportiert der Film jedenfalls nicht, allerdings geht das auch gar nicht, weil László Tóth weniger den künstlerischeren, als vielmehr den nüchternen, praktischen Aspekt hervorhebt. Damit weckt man eher wenig Begeisterung. In erster Linie ist es die alte Geschichte vom American Dream, der selten so in Erfüllung geht, wie es einem gerne suggeriert wird, sondern Leidensfähigkeit, Kompromissbereitschaft und Durchhaltevermögen erfordert. Neu sind diese Erkenntnisse aber nicht.

                Die gewaltige Überlänge erscheint angesichts der Handlung übertrieben. Man kann Corbet zugutehalten, dass dieses Mammutwerk tatsächlich selten langweilig ist, dennoch wirken viele Szenen belanglos und langgezogen. Manchmal schwingt fast etwas Verzweiflung mit beim Versuch den Figuren ein wenig Tiefe zu verleihen. Zum Glück spart der Film wenigstens die Vorgeschichte Lászlós in Europa aus, da wären wahrscheinlich wieder viele Klischees verwurstet worden. Sein Weg in den USA der Nachkriegszeit vom einfachen Möbeltischler zurück zum geschätzten Architekten wie in der alten Welt verläuft dann mustergültig mit allerhand Aufs und Abs, schicksalhaften Begegnungen und privaten Problemen. Nicht nur er selbst, auch seine Frau muss so einiges ertragen. Ausstattung und Kamera sind astrein, revolutionär ist aber nichts daran. Lange Zeit wollte ich den Film dafür loben, dass er sich mit übertriebener Theatralik und konstruierten Rückschlägen zum Anheizen der Dramaturgie zurückhält, doch in der letzten Stunde holt er das bedauerlicherweise alles nach. Da prasselt dann alles auf einmal herein. Mit dem Bauhaus-Stil konnte ich nebenbei nie viel anfangen, das Ding, dass er hier auf die grüne Wiese zimmert, sieht aus wie eine Mischung aus Weltkriegsbunker und Sektenhauptquartier mit dem zweifelhaften Charme eines Gefängnisrohbaus. Das ist schon vor der Fertigstellung gefühlt ein Lost Place.

                Dass Adrien Brody für die Rolle seinen zweiten Oscar bekommen hat, sei ihm gegönnt, obwohl man auch da sehr berechnend den Gesetzen der Academy gefolgt ist und sie für sich genutzt hat. Derartige Rollen in solchen Filmen werden zwangsläufig nominiert, der Rest ist Formsache. Brody spielt den eifrigen Architekten aber wirklich top mit all seinen Facetten. Nicht viel schlechter sind Guy Pearce als streitbarer Förderer und Felicity Jones als leidgeprüfte, aber dennoch herzensgute Ehefrau.

                Schwer zu sagen, was man mit dem Film anfangen soll. Er macht nur wenig falsch, traut sich aber auch nicht über den Tellerrand hinaus. Der Wiederanschauungswert ist eher gering, trotz aller Qualitäten.

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                • 3 .5

                  Die einzige Frage, die sich bei "Bedspacer" stellt, ist, warum man nicht gleich einen richtigen Porno daraus gemacht hat, Handlung und Dialoge sind qualitativ ja schon nah dran und es wird quasi im Minutentakt einigermaßen explizit gevögelt. Die Kamera hätte lediglich etwas anders draufhalten müssen.
                  Nach haufenweise belanglosen Szenen über die zwei Studentinnen Janice und Lexi, die es Nacht für Nacht krachen lassen und sich dabei näherkommen, ist dann wohl mal jemandem aufgefallen, dass das ja eigentlich ein Thriller sein sollte und so wird gegen Ende noch schnell eine Eskalationsspirale reingepresst, der man allenfalls unfreiwillige Komik bescheinigen kann. Die ist ohnehin ein großer Faktor in dieser Veranstaltung. Janice‘ Wandlung vom Mauerblümchen zur Schlampe und dann zur komplett Wahnsinnigen steht wahrscheinlich so auch in keinem Psychologielehrbuch. In einer Szene will sie sich ihre Jungfräulichkeit aufsparen, in der nächsten Szene ist sie an einem Vierer beteiligt. Sehr konsequent. Der gesamte Storyverlauf ist so absurd und lächerlich, da kommt tatsächlich fast schon wieder Spaß auf. Und ansehnlich sind die Mädels, das muss man ihnen lassen.
                  Für ein Drama zu flach und nichtssagend, für einen Thriller zu lahmarschig und für Softcore-Geknatter braucht es keine 90 Minuten Laufzeit. Belanglos.

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                  • 6 .5
                    über Humane

                    Mich würde mal interessieren wie ein Familientreffen bei den Cronenbergs wohl aussieht. Wahrscheinlich ist es ja eine herzliche und witzige Veranstaltung, aber wäre wirklich jemand überrascht, wenn es nicht doch eine zutiefst verstörende Angelegenheit wäre, bei der Außenstehende glatt einen Notfallseelsorger bräuchten? Neben Vater David, der Legende himself, und Sohn Brandon rückt auch Tochter Caitlin nach und gibt sich ebenfalls nicht mit leichter Kost zufrieden. "Humane" stellt ein paar höchst unangenehme Fragen und präsentiert sich als bittere, höchst zynische Gesellschaftssatire mit einigen wüsten Übertreibungen, aber einem durchaus brisanten Körnchen Wahrheit.

                    Dem Problem der Überbevölkerung muss sich die Menschheit stellen, ob sie es will oder nicht. Die hier angedachte Lösung erscheint zunächst etwas grotesk und herzlos, aber ab einem gewissen Punkt gibt es keine Denkverbote mehr und bei genauerer Überlegung steckt da durchaus eine gewisse Fairness drin. Aus einer als Akt der Gnade und Größe gemeinten Geste des Vaters, der sich Opfern will, entwickelt sich ein lupenreines Familiendrama voller Abgründe und Verzweiflung. Garniert wird das Ganze mit der geschäftsmäßigen Kälte eines Systems, für das der Tod zum Industriezweig verkommen ist. Wahrlich eine richtig fiese Welt, in die Caitlin Cronenberg den Zuschauer entführt. Ohne Logikdellen und seltsame Entscheidungen der Protagonisten kommt der Film leider nicht aus, manche Szenen und Verläufe sind reichlich konstruiert.

                    Die Figuren sind bewusst nur leidlich sympathisch angelegt, die oberen Zehntausend plagen sich offenkundig nicht mit solch existenziellen Fragen herum, auch nicht in dieser kaputten Welt. Keine Überraschung, dass sich die entfremdeten Geschwister aus reichem Haus schwer damit tun. Der Preis dafür ist natürlich, dass es schwer fällt mitzufiebern. Diese Gestalten sind alle entbehrlich. Richtig Eindruck in diesem Wahnsinn hinterlässt eigentlich nur Enrico Colantoni, der als abgestumpfter, pedantischer Diener des Systems nur seinen Job macht und sich nicht um Einzelschicksale schert. Für ihn zählt nur das Resultat. Das zutiefst opportunistische Ende passt dann auch wunderbar zur menschlichen Natur und den hier gezeigten Charakteren.

                    Dramaturgisch nicht immer ganz rund, aber dennoch eine höchst interessante Abhandlung über Menschen in Ausnahmesituationen und drastische Politik im Angesicht der Apokalypse.

                    6
                    • 6 .5

                      Routiniertes Drama mit ein paar Thrillerelementen, dem man nicht anmerkt, dass es von einem damals blutjungen Regiedebütanten inszeniert wurde. Paul Thomas Anderson führt souverän durch eine Geschichte, der es ehrlicherweise etwas an Elan fehlt.

                      Böse Zungen könnten die Story gar belanglos nennen, fakt ist, dass selbst dramatische Szenen mit einer Bierruhe runtergespielt werden und viele Szenen fast schon übertrieben langgezogen wirken. Das führt dazu, dass "Last Exit Reno" beileibe keine Stimmungskanone ist. Man muss sich auf diese extrem entschleunigte, unspektakuläre Erzählweise einlassen können. Stilistisch ist es durchaus mutig in so einer bunten, hektischen Glückspielumgebung auf eine ruhige Herangehensweise zu setzen. Konterkariert ganz schön, funktioniert aber vor allem dank des hochkarätigen Casts. Selbst die Wahrheit über Sydneys Motive und sein Showdown mit Jimmy werden so nüchtern präsentiert wie eine Nachrichtenmeldung über den Dax-Kurs.

                      Eigentlich sind die wenigsten Figuren hier wirklich interessant, mit Leuten wie Philip Baker Hall, John C. Reilly, Gwyneth Paltrow und Samuel L. Jackson werden sie dennoch mit Leben gefüllt. Es sind alles Charaktere, die man in der glitzernden Scheinwelt des Glückspiels vermutet: Spieler, Versager Geschäftemacher, Cocktailkellnerinnen mit "Nebenerwerb" und sie alle sind nur kleine Rädchen im Mechanismus und genauso werden sie auch dargestellt. Wenig Platz für große Träume, die Realität hat sie längst alle eingeholt.

                      Die Nadel schlägt nur selten aus, dennoch birgt der Film dank seiner Besetzung und der top Regiearbeit einen gewissen Reiz.

                      3
                      • 6

                        Mit einer Maschine lässt sich nicht verhandeln, sie lässt sich auch nicht austricksen und an ihre Gefühle kann man schon gar nicht appellieren. Nein, Eva hat es in diesem minimalistischen Endzeitfilm nicht leicht mit ihrem Robotergefährten, der sie ganz plötzlich nicht mehr passieren lassen will.

                        Die kleine Low-Budget-Produktion aus Polen sieht erstaunlich gut aus, viel besser als manch wesentlich teurere Projekte großer Filmstudios. Der Schauplatz ist natürlich auch ökonomisch clever gewählt, eine Einöde auf einem Bergplateau und ein Lost Place in Form eines alten Kraftwerks direkt daneben lassen sich ohne großen Aufwand gut in Szene setzen für eine Postapokalypse. Besonders der kurze Ausflug ins Kraftwerk sieht richtig gut und beklemmend aus, ein kleines Highlight in einer ansonsten manchmal etwas zähen Vorstellung. Komplett nachvollziehbar sind Evas Handlungen nicht immer. Dass sie wirklich alles versucht hat, um wieder ins Lager zu kommen, kann man nicht direkt sagen. Blechkopf Arthur erscheint nun wahrlich nicht komplett unüberwindbar. Die zunehmende Verzweiflung und Ausweglosigkeit der Situation werden allerdings eindringlich und intensiv transportiert. Magdalena Wieczorek macht dabei einen hervorragenden Job. Die letzten Minuten sind fast unerträglich und münden in ein gnadenlos zynisches Ende, das durchaus konsequent erscheint, ehrlicherweise aber auch zutiefst unbefriedigend. Vielleicht ein Bisschen viel Kalkül an der Stelle.

                        Keine Neuerfindung des Genres und etwas zu oft sehr behäbig in seiner Erzählweise, dennoch ist "The Last Spark of Hope" im Rahmen seiner Möglichkeiten solide umgesetzt und wird besonders dank der hundsgemeinen Schlusspointe vom Zuschauer wahrscheinlich nicht sofort wieder vergessen.

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                        • 8

                          Ein eher unerwartetes Actionhighlight vollgestopft mit schwarzem Humor, Selbstironie und einer völlig übertriebenen Eskalationsspirale. Die Vergleiche zu Filmen wie "Bullet Train" sind legitim, "Fight or Flight" ist komplett überzeichneter Blödsinn, sich dessen aber auch stets bewusst und deswegen überraschend unterhaltsam.

                          Über Logik müssen wir hier nicht reden, in dem Flieger sitzen kaum normale Passagiere, dafür haufenweise Killer und Gangster aller Couleur und sie alle Suchen nach "Ghost", einem berüchtigten Superhacker und dessen Wundermaschine. Unter normalen Umständen würde die Story einfach nur Schmerzen verursachen, aber Regisseur James Madigan versucht bei der Inszenierung gar nicht erst ernst zu bleiben, eine durch und durch richtige Entscheidung. (Peinlich ist dieser ganze klischeebelastete Hacker-Blödsinn, der hier erzählt wird, natürlich trotzdem und zwar nicht zu knapp.) Man war so clever einen A380 als Location zu benutzen, der doch etwas mehr Platz zum Austoben bietet als ein Durchschnittsjumbo. Und es wird sich ausgetobt bis hin zu einem geradezu absurden Showdown inklusive Kettensäge. Dazwischen fliegen immer wieder Gags und Sprüche durch die Kabine, es ist ein wunderbar ungeniertes Chaos.

                          Josh Hartnett, von dem längere Zeit nur wenig Nennenswertes zu sehen war, legt hier eine herrlich witzigen Auftritt mit viel Sarkasmus hin und schwankt dabei immer zwischen lässiger Coolness und wahnwitziger Verpeiltheit. Scheinbar hatte er viel Spaß als versoffener Ex-Agent Lucas Reyes. Weit weniger gut funktioniert Charithra Chandran als Hackerin Isha alias Ghost, die allenfalls gegen Ende ein paar Sympathiepunkte sammeln kann. Wie sagt Reyes so schön zu ihrem Verhalten: "… ich rieche nur Herablassung, hohe Ansprüche mit einer starken Note Arroganz, die uns beide noch umbringen wird …". Eine perfekte Beschreibung dieser nervigen Figur, die nebenbei trotz all der Kämpfe und Hetzjagden bis zum Ende stets top gestylt und niemals zerzaust daherkommt. Alle Achtung.

                          Kaum Durchhänger, blutige Action, rabenschwarze Gags, "Fight or Flight" macht nicht viel falsch beim Versuch Genrefans bei Laune zu halten. (In einer möglichen Fortsetzung muss allerdings an Isha weiter gefeilt werden.)

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                          • 6

                            "The Electric State" scheint untrennbar mit Begriffen wie "seelenlos" und "zusammengeklaut" verbunden zu sein, kaum eine nennenswerte Bewertung kommt ohne Beschreibungen dieser Art aus und leider nicht völlig zu Unrecht. Kernproblem ist aber gar nicht so sehr, dass es den ganzen Krempel schon mal gab (Hollywood lebt schon lange weitgehend von aufgewärmten Konserven), sondern dass sich der Film so ernst dabei nimmt. Obwohl er äußerlich etwas anderes suggeriert, ist er doch erschreckend ironiefrei und bisweilen übertrieben pathetisch.

                            Der Kampf Mensch gegen Maschine wurde schon in allen erdenklichen Formen filmisch festgehalten, inklusive Küchenphilosophie über den Wert künstlichen Lebens und mehr oder weniger kreativen Rassismus-Metaphern. Die Russo-Brüder stoßen hier in keinster Weise neue Türen auf, sondern schlurfen recht unmotiviert durch bereits vorhanden hindurch. Sieht knuffig aus, keine Frage, das Design der meisten Roboter ist witzig und oft sogar kreativ, Humor ist ansonsten aber nicht die Stärke des Films. Ohne Herman ginge in der Hinsicht praktisch gar nichts. Alles sehr bieder und bedeutungsschwanger, die Story will Mitleid und Emotionen wecken, verlässt sich dabei allerdings hauptsächlich auf Klischees. Schon sehr bedauerlich wie uninspiriert und melodramatisch überladen das Drehbuch wirkt, in die Optik ist weitaus mehr Herzblut geflossen. Sein hohes Budget nutzt der Streifen in der Hinsicht schon aus, eine Seele kann man aber nicht mit Geld kaufen... und Logik auch nicht. Die ganze Entwicklung rund um Michelles Bruder ist so unfassbar dämlich. Und das Ende? Come on, das hat eher etwas von einem Wahlwerbespot einer naiven Möchtegern-Weltverbesserungspartei.

                            Millie Bobby Brown und Chris Pratt bringen von Natur aus eine gewissen Grundsympathie mit, von der sie hier auch kräftig zehren, denn das ist ansonsten schon sehr Dienst nach Vorschrift. Ihre Figuren und deren Schicksale entspringen jedoch der Krabbelkiste, kein Wunder, dass die Motivation da schleift. Nicht viel besser ergeht es Stanley Tucci, der als alter, böser Firmenboss ebenfalls komplett verschwendet wird und Giancarlo Esposito spielt auch nur wieder relativ ermüdend denselben Charakter wie in 95% seiner anderen Auftritte.

                            Joe und Anthony Russo sind für einige der besten "Community"-Folgen verantwortlich und haben dem MCU einige eindrucksvolle Höhepunkte beschert, "The Electric State" kann bedauerlicherweise nie in diese Gefilde vorstoßen. Trotz vielversprechenden Voraussetzungen, gutem Cast und erheblichem finanziellen Spielraum funktioniert das Projekt nur leidlich. Es ist zwar nicht gänzlich schlecht, aber am Ende doch nichtssagend und überzogen ernst bis hin zur unfreiwilligen Komik. Vielleicht waren die Daumenschrauben seitens Netflix zu eng, vielleicht hat das hohe Budget für Nervenflattern bei den Produzenten gesorgt, was auch der Grund sein mag, der Film ist tendenziell eine hübsch verpackte Enttäuschung.

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                            • 6

                              Man muss den ersten Teil nicht zwingend kennen, um "I, the Executioner" folgen zu können. Ich hab "Veteran - Above the Law" zwar irgendwann mal gesehen, kann mich aber beim besten Willen an nichts erinnern. Die Story dieses Cop-Thrillers funktioniert allerdings losgelöst und widmet sich heiklen Themen wie Justizversagen und Selbstjustiz.

                              Bei der vergleichsweise ernsten Thematik erscheinen die öfters mal einfließenden Gags irgendwie unpassend und unbeholfen. So richtig rund läuft der Film selten, trotz der interessanten Dramaturgie ist die Erzählung holprig. Die Probleme, die angesprochen werden, sind allerdings weltweit bekannt. Fehlurteile, Kuscheljustiz und das latente Gefühl Täterschutz würde über Opferschutz stehen, sorgen öfters für Unmut in der Bevölkerung und Vertrauensverlust in den Staat. In diese Kerbe schlägt hier ein mysteriöser Killer, der sich um das kümmert, was die Gerichte (vermeintlich) verbockt haben. In den sozialen Medien wird er dafür zum Helden hochstilisiert. Auch das Thema Fake News und krankhaftes Geltungsbedürfnis von Social-Media-Deppen werden angerissen. Nach einem guten Beginn macht der Film daraus allerdings zu wenig. Irgendwann ist es nur noch eine simple Räuber-und-Gendarm-Nummer, deren Auflösung nicht sonderlich überrascht. Zu Beginn wird der Zuschauer noch dazu gedrängt sich zu fragen, wem er eher Sympathien entgegenbringen sollte: den Cops oder vielleicht doch dem Killer? Mit der Zeit versucht der Film allerdings dann die Richtung vorzugeben bis er beim Showdown dann keine Optionen mehr lässt.

                              Gute Ansätze, auch ein paar nette Actionszenen, doch die meisten Figuren bleiben blass, manche sind regelrecht albern und im Verlauf verliert der Film zusehends den Fokus.

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                              • 7

                                "Yoyo & Nene" nimmt eine tiefen Zug Fantasy-Essenz und erfreut sich dran. Ein kunterbunter Film, der allerhand Anime-Klischees erfüllt, Hexen, Magie, Parallelwelten und bizarre Figuren auf den Zuschauer loslässt und dabei viel Herz mitbringt.
                                Prinzipiell bekommt man hier wieder nur einen Isekai vorgesetzt, allerdings mit anderen Vorzeichen. Ist auch nicht gänzlich neu, bringt aber durchaus Tempo rein. Hexe Yoyo, ein unbedarftes Energiebündel, hat eher wenig Mühe sich in dieser neuen Umgebung zurechtzufinden, für ihre neuen Bekanntschaften ist ihr Erscheinen da schon eher ein Problem. Rasant, bisweilen chaotisch und kreativ wird durch die Story gesurft. Ein wenig Kitsch kann man sich ebenfalls nicht verkneifen, doch der Anime ist weit davon entfernt nur Kinder anzusprechen. Die rätselhafte Bedrohung, die beide Welten ins Chaos stützt, nimmt eine überraschende Wendung und verlässt sich nicht plump auf einen simplen Antagonisten. Gar nicht schlecht, nur etwas rührselig. Beim Zeichenstil bewegt man sich stilistisch im guten Mittelfeld.
                                Selbstironische Fantasy, die phasenweise an einen Ghibli-Film erinnert, das Ganze aber etwas lockerer angeht.

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                                • 6

                                  Inzwischen hat fast jedes Land seinen persönlichen John Wick. Der japanische Vertreter kämpft (stilecht für Fernost) nur selten mit Schusswaffen, sondern prügelt, schnetzelt und hackt sich lieber eindrucksvoll durch die Gegnermassen und hat dabei großes Glück, dass seine Feinde eindeutig zu blöd zum Zielen sind. "Demon City" ist hemmungslos überspitzte Racheaction, die sich in absurde Höhen schraubt und insgesamt wohl gerne ein Anime gewesen wäre.
                                  Über die Story gibt es nicht viel zu sagen: Verbrechersyndikat tötet Familie eines Killers, Killer nimmt grausame Rache, fertig. Es ist ein Zeitsprung drin und ein paar kleine (nutzlose) Schnörkel, aber im Kern passt die Handlung auf eine Briefmarke. Letztendlich unerheblich bei dem Genre, immerhin gibt es satt auf die Fresse. Hat fast etwas von einem Game, bei dem nacheinander die Zwischenbosse beseitigt werden müssen, bevor der Endboss auf den Plan tritt. An unfreiwilliger Komik wird dabei ebenso wenig gespart, wie an diabolisch überzeichneten Gegenspielern und mangelhafter Logik. Shûhei ist nach zwölf Jahren Wachkoma praktisch topfit und legt direkt los, seine Nehmerqualitäten sind dabei gottgleich. Chuck Norris nickt wahrscheinlich anerkennend. Besonders der Showdown trägt dann etliche Lagen zu dick auf und ist irgendwann nur noch lächerlich. Bis dahin kommt der geneigte Actionfan durchaus auf seine Kosten.
                                  Nicht der beste, bluttriefende Racheepos, einige Schnitzer sind dann doch zu grob. Handwerklich macht er dennoch viel richtig, er überdreht nur etwas zu sehr, besonders gegen Ende.

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                                    In abgelegenen Ferienhäusern passiert in Filmen eigentlich nie etwas Gutes. "Companion" hält seine Scharade von der heilen Welt nicht lange aufrecht und eskaliert dann einigermaßen konsequent. Überraschend ist der Twist nach ein paar Minuten nicht, die Zeichen für diese Wendung sind vorhanden und wenig subtil. Mit seiner Mischung aus Sci-Fi, Slasher und Gesellschaftssatire fährt der Film sehr gut, es gibt zwar prominente Vorbilder, an denen er sich eindeutig orientiert und aus deren Schatten er nicht herauskommt, unterhaltsam ist dieser blutige Ausflug ins Grüne dennoch.

                                    [SPOILER] Die Parallelen zu Werken wie "Ex Machina" und "Westworld" sind offensichtlich, selbst stilistisch geht man denselben Weg mit der eher sterilen, wenig gemütlichen Umgebung. Immer doof, wenn eine Technik so weit fortgeschritten ist, dass man sie nicht mehr wirklich kontrollieren kann. Umgekehrt ist so ein Leben als Cyborg auch keine Freude, wenn man nur als besseres Sextoy für Soziopathen dient. [SPOILER ENDE] Wie aus dem müden Wochenendtrip ein High-Tech-Thriller wird, ist dramaturgisch höchst interessant. Es tun sich einige Abgründe bei den zunächst so bieder wirkenden Figuren auf, was eine abgefahrene Ereigniskaskade in Gang setzt. Gegen Ende fast schon vorschriftsmäßig übertrieben, dafür auch ein wenig selbstironisch.

                                    Sophie Thatcher erinnert hier ein wenig an Jenna Ortega: gleichermaßen niedlich und schlagfertig. Als unfreiwillige Hauptfigur in diesem bizarren Schauspiel macht sie sich gar nicht schlecht. Jack Quaid arbeitet nebenbei daran auch Abseits von "The Boys" wahrgenommen zu werden, was ihm hier ganz manierlich gelingt.

                                    Eigentlich erfindet "Companion" absolut nichts neu, jedes Element, jede ethische Frage, jeden dramaturgischen Kniff gab es schon zuvor, doch weil die Mischung passt und der Cast liefert, funktioniert das zusammengeklaute Konstrukt erstaunlich gut.

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                                      Geradlinige, schmucklose Action aus Mexiko. "Der Gegenangriff" beschränkt sich auf das nötigste, bastelt keine unnötige Nebenhandlung in die simple Geschichte und arbeitet auch sonst ziemlich nüchtern. Ein Spektakel entsteht daraus nicht, doch der Film ist technisch bedeutend besser als die meisten B-Actioner aus Hollywood.
                                      Eine Gruppe aufrechter Soldaten einer Spezialeinheit wird von einem Kartell durch die mexikanische Provinz gejagt. Damit wäre die Story dann auch erzählt. Viel Klischee, allerdings mit einem bitteren Schuss Realität. Allzu ikonisch sind die Figuren nicht, doch sie wissen sich effektiv zu wehren. Gegen die zahlenmäßige Übermacht halten die Jungs sich erstaunlich wacker und lassen nichts anbrennen. Die meisten der Feuergefechte sehen ganz nett aus und wirken dabei nicht mal abgehoben.
                                      Action-Minimalismus, der nur spielen will.

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                                        RaZer 05.03.2025, 20:59 Geändert 05.03.2025, 20:59
                                        über Azrael

                                        Es ist nicht direkt die Renaissance des Stummfilms, aber die Branche hat den Reiz des Schweigens durchaus wiederentdeckt. Inzwischen gibt es doch so einige (größere) Projekte, in denen aus unterschiedlichsten Gründen auf das gesprochene Wort weitgehend verzichtet wird und man eigentlich nichts vermisst. "Azrael" ist einigermaßen Konsequent beim durchsetzen dieses Stilmittels und arbeitet stattdessen viel mit Symbolen oder ganz einfach nackter Gewalt.
                                        In einer postapokalyptischen Welt muss sich eine junge Frau einer fanatischen Sekte erwehren, die sie aus mysteriösen Gründen zur Zielscheibe machen. Viel erklärt wird nicht, es geht relativ schnell zur Sache und dann sind die Fronten auch klar. Der Handlung zu folgen ist prinzipiell kein großes Problem, trotz der maulfaulen Figuren und der etwas holprigen Erzählweise. Nur die merkwürdigen, verbrannten Zombiemutanten mit Blutfetisch geben ein paar Rätsel auf. Die religiösen Anspielungen und Symbole kann ich auch nicht wirklich zuordnen, ist absolut nicht mein Metier, irgendeine Prophezeiung sagt halt den Weltuntergang voraus und eine blonde Frau steht im Mittelpunkt. Blöd gelaufen für Samara Weaving, die insgesamt einen guten Job macht. Im Wechselspiel zwischen Gejagter und Jägerin muss sie sich in dieser brutalen, aber durchaus schönen Waldlandschaft zur Wehr setzen. Zimperlich geht der Film nicht vor, an Kunstblut wird nicht gespart. Komplett zünden mag die Nummer dennoch nicht, irgendwas fehlt. Das Ende ist dann vergleichsweise eindeutig, allerdings auch ziemlich peinlich.
                                        Ein seltsames Filmerlebnis. Stilistisch nicht übel, auch handwerklich okay, aber inhaltlich einfältig und überfrachtet mit ironiefreier Religionssymbolik. In erster Linie dank Weaving geradeso noch überm Durchschnitt.

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                                          Nicht so schlecht wie befürchtet, allerdings auch kein großer Wurf. Sony hat erschreckend wenig Interesse daran das Potenzial seiner Marvel-Lizenzen abseits von Spider-Man auszuschöpfen. Sämtliche Versuche neue Figuren zu etablieren, wirken eher halbgar und lieblos, als würden die Filme nur gedreht, um die Rechte zu behalten. (Was vermutlich auch stimmt.) Die "Venom"-Reihe mag kein Totalausfall sein, aber die verschenkten Möglichkeiten sind schwindelerregend, "Kraven The Hunter" ergeht es ähnlich.

                                          Die Figur an sich ist nicht übel, ich mag diese rustikalen (Anti-)Helden, die Probleme auch gerne mal endgültig lösen. Der Film ist nicht zimperlich, das Gewaltlevel der solide gefilmten Actionszenen ist erstaunlich hoch. Kraven geht kernig zur Sache und hat durchaus Stil. Dass der Zuschauer nicht mit einer ewig langen Origin-Story gequält wird, rechne ich durchaus hoch an. Viel erklärt wird nicht, im Schnelldurchlauf werden ein paar Brocken hingeworfen, das meiste muss aus dem Gesehenen selbstständig zusammengepuzzelt werden, was aber kein Problem darstellt. So kompliziert sind die Sachverhalte nun nicht: Mafiafamilie, Vaterkomplex, Stärke durch eine Verkettung von Zufällen bzw. etwas Hokuspokus… Comicstory halt. Es wird generell ziemlich holprig und ruckartig durch die Geschichte gepflügt, die Schnitte sind meist ziemlich hart. Tiefe erlangt man so nicht, doch daran hat der Film gar kein Interesse, er will nur schnell fertig werden, kommt eigenartigerweise trotzdem auf zwei Stunden Laufzeit. Das CGI-Getier sieht teils ganz solide aus, Logik sucht man aber freilich vergebens.

                                          Aaron Taylor-Johnson macht das gar nicht so übel. Vermutlich hätte die Figur mehr hergegeben, als eine bloße Aneinanderreihung von Klischees, aber Taylor-Johnson verpasst Kraven dennoch einen halbwegs sympathischen Anstrich. Abseits seiner Präsenz geht leider wenig zusammen. Calypso wirkt wie ein Fremdkörper, hat soweit ich weiß nicht viel mit der Vorlage zu tun und wurde vermutlich nur in einige Szenen hineingezimmert, weil es eine weibliche Note brauchte. Weitaus schlimmer ist aber die hier präsentierte Rhino-Version. Selten einen Bösewicht mit so wenig Ausstrahlung gesehen, ganz mieser Auftritt Alessandro Nivola, allerdings wohl auch dem Script geschuldet. Echt peinlich.

                                          Vor allem dank der kompromisslosen Action und Taylor-Johnson kein kompletter Reinfall. Es ist jedoch deutlich zu spüren, dass nicht viel Herzblut seitens Sony in das Projekt geflossen ist.

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                                            RaZer 27.02.2025, 20:51 Geändert 27.02.2025, 21:08

                                            Als der Hype um Found-Footage-Horror schon am Abebben war, nahmen die Koreaner nochmal Anlauf und schickten ein Filmteam bei Nacht in eine verlassene Psychiatrie. "Gonjiam: Haunted Asylum" orientiert sich sehr an "Grave Encounters", einem kleinen, aber überaus fiesen Genrevertreter, der damals tatsächlich zeigen konnte, was aus solchen Filmen rauszuholen ist und seine Protagonisten schonungslos zerstört hat. Die koreanische Kopie erreicht nicht ganz diese Effizienz, ist dafür handwerklich bisweilen einen Tick besser.
                                            Für einen Horrorfilm im eher reißerischen Found-Footage-Stil nimmt sich der Film einen langen Anlauf. Selbst in dem angeblich verfluchten Gebäude geht es lange Zeit eher behäbig zu, trotz der beklemmenden Atmosphäre. Erst in der letzten halben Stunde werden die Fesseln gelöst, da sind dann tatsächlich ein paar Schocker dabei. Bis dahin muss man mit viel Leerlauf und teils nervigen Figuren klarkommen. Kann zwar auch an der mittelmäßigen Synchro liegen, dass einige der Charaktere so schwer erträglich sind, aber das fehlende Hirn spielt ebenfalls eine Rolle.
                                            Trotz einiger Schwächen einer der besseren Vertreter des Genres, Optik und Ausstattung sind schon sehr anständig, es fehlt nur zu lange die Durchschlagskraft.

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                                              "Captain America: Brave New World" holt sich Anleihen bei klassischen Polit- und Verschwörungsthrillern und präsentiert sich damit einen Tick bodenständiger, als die letzten Marvelfilme. Aliens und Multiversen spielen keine große Rolle, es bleibt beim irdischen Wissenschafts-Hokuspokus. Eine nachvollziehbare Entscheidung, weil Sam Wilson im Gegensatz zu Steve Rogers nun mal keine Superkräfte hat und sich größtenteils auf Technik verlassen muss. Insgesamt ist das alles sogar einen Hauch besser als befürchtet, die Vorzeichen ließen schlimmeres vermuten, Sand im Getriebe ist aber immer noch genug.

                                              Standalone funktioniert schon lange kein MCU-Film mehr, wer hier vor allem "Der unglaubliche Hulk" und "The Falcon and the Winter Soldier" nicht gesehen hat, dürfte einige Fragen haben. Mit Cameos hält man sich allerdings etwas zurück. Im Prinzip ist es ein "Hulk"-Film ohne den echten Hulk. Ein etwas seltsames Konzept, aber erstaunlicherweise selten langweilig und durchaus gewieft und wendungsreich. Nur die Nebenhandlung rund um Isaiah Bradley, den schwarzen Cap, der aus der Geschichte getilgt wurde, wirkt furchtbar aufgesetzt und gestelzt, das war in der D+ Serie schon furchtbar. Ein politisch motivierter Sub-Plot ohne echten Wert, aber viel Moralpredigt. Die Actionszenen sind nicht übel, sogar das CGI ist endlich mal wieder vorzeigbar. Das war zuletzt nicht immer so. Marvel kämpft noch immer mit der Neuausrichtung seines Universums, mit der Einführung des Adamantiums stößt man immerhin einige Tore auf (Stickwort: X-Men). Sehr witzig ist nebenbei das Bild des brüllenden Red Hulk auf dem brennenden Weißen Haus, wenn man sich vor Augen führt, was zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Films wirklich in Washington los was.

                                              Ich habe Schwierigkeiten Anthony Mackie als neuen Cap zu akzeptieren, er war ein guter Sidekick, aber als Hauptfigur ohne Kräfte ist er schwer zu verkaufen. Er macht es zwar besser und unaufdringlicher als befürchtet, doch er ist weder ein geborener Leader, noch hat er die nötige Ausstrahlung. Eine Mischung aus Falcon und Iron Man mit ein paar netten Moves, aber kein Cap und schon gar kein Anführer der neuen Avengers. Die Schuhe sind zu groß. Was ihm dringend abgewöhnt werden muss, sind diese unsäglich pathetischen Vorträge, die er ständig hält. Der restliche Cast ist insgesamt okay, mehr aber nicht. Und ich hoffe inständig, dass Shira Haas nicht als neue Widow aufgebaut werden soll, funktioniert nämlich mal so gar nicht, diese billige Natasha-Kopie ohne Charme. Harrison Ford gibt nochmal alles, aber er kann seine Gebrechlichkeit kaum noch verbergen.

                                              Dafür, dass ich wirklich so gar nichts erwartet und eigentlich nur der Vollständigkeit halber einen Blick riskiert habe, war es in Ordnung. Julius Onah und sein Team haben sich Mühe gegeben Sam gut aussehen zu lassen und ihm sogar einen amtlichen Luftkampf spendiert, wo er all seine Stärken als ehemaliger Falcon ausspielen kann. Es gab in der Vergangenheit MCU-Filme mit schlechterer Dramaturgie, sonderlich voran bringt er das noch immer stagnierende Universum allerdings kaum.

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                                                Das dritte Abenteuer des tollpatschigen Bären und seiner leidgeprüften Familie fällt im Vergleich zu den beiden Vorgängern etwas ab. "Paddington in Peru" bewegt sich weg vom Charme einer kuriosen, britischen Komödie, hin zu einem klassischen Abenteuerfilm mit Dschungelflair. Nicht die beste Entscheidung ehrlich gesagt, denn sonderlich kreativ ist das Ganze nicht und auch längst nicht so witzig wie die Teile 1 und 2.

                                                Paddington begibt sich in die Heimat und auf die Spuren seiner Vorfahren, ein nachvollziehbarer Plot, allerdings sehr generisch ausgeschmückt. Irgendwas mit El Dorado, verschlüsselten Hinweisen, Familienmythen und natürlich eine Bootsfahrt auf dem Amazonas, dazu noch einige Gegenspieler, die scharf auf den potenziellen Schatz sind. Klingt altbacken? Ja, ist es auch, Überraschungen gibt es hier kaum, alles sehr vorhersehbar. Komplett saft- und kraftlos ist der Film freilich nicht, es gibt schon noch einige nette Gags und sympathische Szenen, aber die Dynamik und den Witz besonders des zweiten Teils erreicht man hier nicht.

                                                Der Cast ist weitgehend wieder an Bord, das ist ein Pluspunkt. Dass Sally Hawkins fehlt, ist natürlich bedauerlich, Emily Mortimer ist zwar kein übler Ersatz, aber es doch immer schade, wenn Figuren umbesetzt werden. So richtig viel beizutragen hat Familie Brown hier generell nicht, sie hechelt der Musik meist hinterher und fungiert allenfalls als moralische Stütze. Die Story bietet ihnen nicht viel Spielraum. Banderas als Neuzugang ist ganz okay, an Hugh Grant aus Teil 2 reicht er allerdings genauso wenig heran, wie Olivia Colman. Die Kauzigkeit der Figuren ist hier nicht so ausgeprägt.

                                                Immer noch liebenswert, aber es fehlen die Leidenschaft und der Biss. "Paddington in Peru" wirkt mehr wie ein Film, den man machen musste, aber nicht unbedingt wollte.

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                                                  Einsame Wächter am Ende der Welt. Je länger man über die Geschichte nachdenkt, desto mehr Logiklöcher und Ungereimtheiten ergeben sich, aber "The Gorge" ist kein Film, der sich an solchen Nebensächlichkeiten stört. Der Plot hat trotz inhaltlicher Schwächen seinen Reiz, wird optisch gut verkauft und ist auch dank seines Casts selten langweilig.

                                                  Die Location, eine mysteriöse Schlucht inmitten eines Gebirgswalds, umschlossen von einer jahrzehntealten, massiven Verteidigungsanlage inklusive eines Wachturms auf jeder Seite, ist schon interessant. Atmosphärisch hat dieser kalte, wahrscheinlich irgendwo im hohen Norden gelegene, latent surreale Schauplatz mit seinem dunklen Geheimnis einiges zu bieten. Sich in dieser rauen Umgebung, einsam und abgeschieden zurechtzufinden, ist nicht ganz leicht. Kein Wunder, dass sich unsere beiden Protagonisten trotz Kontaktverbots einander zuwenden. Das ist schön in Szene gesetzt, besonders der Anfang erscheint sehr vielversprechend, im Verlauf ergeben sich dann leider so einige Lücken. Letztendlich ist das ziemlich grober Unfug mit gewaltigen Logikdellen, der nur dank einer guten Inszenierung und dem sympathischen Cast über Wasser gehalten wird. [LEICHTE SPOILER] Der kleine Ausflug in den Abgrund mit Anleihen aus "Silent Hill", "Doom" und "The Last Of Us" hat einige verstörende Bilder und solide Action auf Lager, lädt mitunter aber auch zum Fremdschämen ein. Wie einwandfrei dort Generatoren, Fahrzeuge und anderweitige Gerätschaften anspringen und funktionieren, die seit Jahrzehnten niemand mehr bewegt hat, tut schon ein wenig weh. [SPOILER ENDE] Der Showdown hat charmanten Wumms.

                                                  Anya Taylor-Joy funktioniert in jedem Film, auch als einsame (und latent sexy) Scharfschützin auf dem Ostturm macht sie sich hervorragend. Ihr Gegenpart auf dem Westturm hat mit Miles Teller ebenfalls einen sympathischen Zeitgenossen erhalten. Die Chemie zwischen den beiden ist ausgezeichnet, davon zehrt der Film gewaltig. Die Beziehung zwischen Drasa und Levi ist das Kernelement des Films, zwei einsame Wölfe, die am Ende der Welt zueinander finden, obwohl sie es nicht dürften. Übrigens ist das Ganze weit weniger kitschig als zu befürchten war. Regisseur Scott Derrickson ist sich schon bewusst, dass es sich hier immer noch primär um Sci-Fi-Action-Horror handelt, der nur eine Spur Herz erhalten sollte. Seltsame Mischung, aber dank Taylor-Joy und Teller anständig gelungen. Schade, dass Sigourney Weaver nur wenig zu sehen ist.

                                                  Eventuell hätte man aus dem Plot mehr herausholen können, für echte Horroraction ist es ein wenig zu halbgar und inkonsequent. Dennoch macht "The Gorge" handwerklich viel richtig und kann sich ansonsten auf seinen Cast verlassen. Potenzial ist aber fraglos liegen geblieben.

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                                                  • 6 .5

                                                    Das nenne ich mal einen amtlichen Fiebertraum. Ein herrlich bizarrer, wunderbar dämlicher Trip voller Blödeleien und Absurditäten. Um "Hundreds of Beavers" zu beschreiben, werden neben alten Stummfilmikonen wie Buster Keaton auch Benny Hill und die Looney Tunes gerne genannt und es stimmt alles. Diese höchst abenteuerliche Mischung aus klassischem Slapstick, Trickfilm und undefinierbarem Irrsinn in bewusst billigem Gewand muss keine direkte Konkurrenz fürchten, ist irgendwann aber ehrlich gesagt schon ein wenig ermüdend.

                                                    Die namensgebenden Bieber spielen zunächst gar keine große Rolle, erstmal darf der Zuschauer am Überlebenskampf eines Mannes teilhaben, der alle Klischees des Stummfilms bedient und wie eine Kreuzung aus Elmer Fudd und Wile E. Coyote agiert. Eine aberwitzige Ansammlung von Slapstickeinlagen, Gags und merkwürdigen Idee, konsequent over the top. Wenn die große Bieberjagd dann beginnt, wird es noch absonderlicher. Beeindruckend an der absichtlich billigen Machart ist, dass sie als Stilmittel hier absolut funktioniert. Man akzeptiert diese seltsame Mixtur aus Schultheater und "South Park", die Lächerlichkeit der Bilder wird zur Stärke des Films. Der Fellhändler erinnert nebenbei - wahrscheinlich mit voller Absicht - an den alten, grimmigen Schnauzbart in den "Dick & Doof"-Filmen. Herrlich. Wie aber schon angedeutet, erschöpft sich der ganze Wahnsinn irgendwann. Der Film ist deutlich zu lang und wird gegen Ende echt anstrengend. Manche Szenen wirken komplett überdehnt, einige Ideen werden zu sehr ausgeschlachtet, eine halbe Stunde weniger hätte wahrscheinlich nicht geschadet. Irgendwann ist das Hirn bei so viel konzentriertem Synapsenfasching nicht mehr aufnahmefähig.

                                                    Obwohl der Bogen irgendwann etwas überspannt wird, ist "Hundreds of Beavers" doch ein erfrischend spezielles Erlebnis, das einfach sein Ding durchzieht und nicht groß nachdenkt. Die Unbekümmertheit mit der hier selbst abenteuerlichster Blödsinn präsentiert wird, ist beindruckend. Es wird halt auf Dauer etwas zu viel.

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