RoosterCogburn - Kommentare

Alle Kommentare von RoosterCogburn

  • 4

    In der Dokumentation werden bisher unveröffentlichte Bilder und Tonbandaufnahmen gezeigt. Auch Wegbegleiter melden sich zu Wort. Die Doku erzählt davon, wer sie war, bevor sie Anna Nicole Smith wurde. Man bekommt ein Bild davon, wie das junge Mädchen sich zum Ziel gesetzt hat, reich und berühmt zu werden. Das Marilyn look-a-like macht es wie viele Starlets vor ihr auch. Neues Aussehen, neue Vergangenheit, neuer Name. Um dem Ziel näher zu kommen, unterzieht sie sich einer schmerzhaften Brustvergrößerung – der Beginn eines Leidensweges. Aufgrund der starken Schmerzen fängt sie an, Medikamente zu schlucken. Anna Nicole Smith wurde nur 39 Jahre alt.

    Die dralle Sexbombe repräsentierte die Identitäten, die eine Frau in den 90ern umfassen konnte: von der Heiligen bis zur Sünde. Sie galt als DAS Gegenstück zu Claudia Schiffer schlechthin und brachte die Fantasien der US-Amerikaner auf Hochtouren. Blond, texanisch, barbusig. Die Lieblingswichsvorlage aller Trucker zierte großplakatig die Häuserwände in den Großstädten. Diese Dokumentation versucht, die Komplexität von Anna Nicole thematisch in den Mittelpunkt zu rücken. Genauso wenig wie es Anna Nicole Smith gelang, ihre selbst geschaffene Kunstfigur zu kontrollieren, gelang es Regisseurin Ursula Macfarlane, ein Abbild dieser Kunstfigur und ihrer Karriere einzufangen. Geschweige denn, die Privatperson dahinter abzubilden. Für diesen Einblick in die Privatperson wählt die Filmemacherin einen recht traditionellen Ansatz. Ob wir Anna Nicole Smith nun liebten oder missbilligten. Die Regisseurin porträtiert die Schwächen von Anna Nicole Smith durch eine mitfühlende und bisweilen emotionalisierte Linse. Teile ihres Lebensweges werden zusammengefügt. Private und berufliche Fotos, sowie gut kuratierte Nachrichten- und Heimvideoaufnahmen. Smiths Vorhaben wird früh nachgezeichnet und zeigt eine selbstbewusste, nach Aufmerksamkeit heischende Brünette, die zu Platinblond wurde.

    Sie war das Playmate, das mit 26 einen 89-jährigen Ölmilliardär heiratete. Und das Kleinstadtmädchen, das zum Guess-Jeansmodel wurde. Die strahlende Blondine, die sich in Filmen wie „Hudsucker“ und „Die nackte Kanone 33 ⅓“ über sich selbst lustig machte. Aber auch die Partylöwin, die in diversen physischen Verfassungen für Fotografen eifrig posierte. Zum Schluss war sie das Wrack, dessen schwankendes Gewicht von den Medien verspottet wurde und in einer MTV-Reality Show landete. Eine wilde Montage wird dem Zuschauer vorgesetzt.

    Der Film scheint darauf aus zu sein, herauszufinden, wer Smith wirklich war. Man argumentiert, dass Smith viel fähiger, zielstrebiger und berechnender war, als es ihr zugetraut wurde. Ich halte das für eine merkwürdige Fragestellung und eine selektive Betrachtung der Vergangenheit. Die These des Films ist verblüffend: Die Andeutung, Smith sei stärker gewesen, als es damals den Anschein hatte, bedeutet auch anzudeuten, dass diese Frau die Behandlung durch die Medien aktiv akzeptierte und vielleicht sogar verdiente. Und das während des hässlichsten Jahrzehnts der Boulevard-Berichterstattung.

    Mein Fazit zu dem manchmal reißerischen Dokumentarfilm: Man muss der Doku zugutehalten, dass sie etwas von Smiths greller Anziehungskraft vermitteln kann. Leider werden mit keinem Wort die Rechts- und Strafverfahren erwähnt, die die Medien noch jahrelang nach ihrer Überdosis beschäftigten. Zusätzlich handelt die Dokumentation genauso voyeuristisch wie die Ausbeuter, denen sie einen Vorwurf macht. Aufgrund des neuen Material, das gezeigt wird, gebe ich einen Punkt mehr als ich ursprünglich wollte. Denn was soll ich von einer Produktion halten, die sich überlegen in Verurteilungen suhlt? Wahrscheinlich hätte die Filmemacherin vor 20 Jahren selbst zu diesen Medien gehört. Wir befinden uns heute in einem revisionistischen Medien-Zeitalter. So moralisiert wie heute war die Berichterstattung seit 30 Jahren nicht. Eine reflektierte Wiedergabe der Geschehnisse wäre sehr viel angebrachter gewesen.
    04 - ★★★★✩✩✩✩✩✩

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    • 4
      RoosterCogburn 16.08.2024, 18:05 Geändert 16.08.2024, 18:07

      Ogottogott. Ich weiß gar nicht was ich zu dieser Produktion sagen soll ...
      Allein der Beginn, wenn der eindringlich aufklärerische Erzähler im Vorspann seinen Text aufsagt und darauf ein Shanty folgt. Der Begriff "cringe" war nie passender!!!
      Live and let live
      Let nature be your teacher
      Respect the life of your fellow creature
      Live and live, whatever you do
      And always remember killer whale Namu

      In der Nähe eines Fischerdorfs untersucht ein Meeresbiologe die Unterwasser-Tierwelt. Er und sein Assistent werden Zeuge wie ein Schwertwal-Männchen seine Partnerin verliert, weil sie von den Fischern vor Ort geschossen wird. Das Paar wurde als Bedrohung angesehen. Nun will der Meeresbiologe den trauernden Schwertwal in der Bucht beobachten und konnte die Anwohner überzeugen, das der Wal keine Gefahr darstellt. (bis hierhin vergehen rund 20 bis 25 Minuten) Im Grundplot werden Landbewohner als dumme Bauern dargestellt. Diese Hillbillys sind selbstverständlich unbelehrbar und gegen alles was unbekannt ist. Solche konstruierten unreflektierten Erzählungen empfinde ich heutzutage als sehr anstrengend. Wer über das Gesehene nicht nachdenkt, der darf zugreifen. https://www.youtube.com/watch?v=xEPig-rH8VI

      Man sieht ein paar nette Naturaufnahmen, die wie im damaligen Stil üblich, ganz Disney-like mit heiterer Musik unterlegt worden sind. Überhaupt empfinde ich die Filmmusik als sehr penetrant und aufdringlich. Allein das mehrfach gewählte Fagottspiel (oder kam das von einer Oboe? bin mir da unsicher). Die Trauergesänge des Schwertwal gingen mir in Mark und Bein. Soweit ich das herausfinden konnte, ist der im Film gezeigte Wal der erste in Gefangenschaft aufgezogenen Wal, der für Filmaufnahmen dressiert wurde. Mir ist klar, das der Film fast sechzig Jahre alt ist und man damals mit besten Wissen & Gewissen in guten Glauben gehandelt hat. Der Film will den damaligen Zuschauer auf Missstände und Vorurteile hinweisen. Aber im Prinzip bereitet man das Bett für Missgriffe wie SeaWorld und deren Zucht zu Vorführungszwecken oder Filme wie "Free Willy", die das forcierten. 27 Jahre nach Namu wiederholte man den Clou. Diesmal mit Keiko in der Titelrolle. Für die Tiere änderte sich in dieser Zeit kaum etwas ....

      Fazit: Ein merkwürdiges Relikt vergangener Zeiten, das sich selbst lange überholt hat (merkt man schon am Titel, die Wale werden schon lange nicht mehr Raubwal oder Killerwal genannt). Ich hadere immer mit solchen Produktionen und finde es schrecklich, für welche Entertainment Attraktionen Tier und Natur in Anspruch genommen worden sind.

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      • 8

        Während das Filmdrama “54” (US 1998) nur ein fiktives Bild des extravaganten Nachtclubs vermittelt, zeichnet Matt Tyrnauer mit seiner Doku ein eindringliches Porträt von Steve Rubell und Ian Schrager nach. Den Männern hinter der legendären Diskothek Studio 54. Als die Männer begannen, nannte man in Deutschland die meisten Diskotheken noch Tanzlokal, Tanzbar oder Tanzschuppen. Erst als sich statt Live-Musik die Musik vom Tonträger durchsetzte, konnte sich die Diskothek hierzulande verbreiten. In den späten 70ern war das in N.Y. ganz anders. Schrager und Rubell eröffneten den Nachtclub zur richtigen Zeit und am richtigen Ort. Man setzte auf die Besonderheit und vermittelte, dass das “54” etwas einzigartiges ist. Das war von Beginn an ein Marketing-Kniff. Für die Innenausstattung des Clubs leistete man sich einen Innenarchitekten, einen Lichtdesigner und einen Bühnenbildner. Allein für die Bedienung des Beleuchtungssystems waren drei Personen erforderlich. Eine weitere Person, um Spezialeffekte wie Konfetti, Schnee, Nebel und Wetter zu erzeugen. Die Veranstalter versendeten 8.000 Einladungen und ladeten zahlreiche Personen ein, um auf “a good social list” zu landen. Der Raum bot jedoch “nur” Platz für 2.500 Gäste. Geschätzte 4.000 kamen und hunderte standen draußen (auch Promis). Diese sorgten für Aufmerksamkeit und Erwähnung in der Presse (Print, TV und Radio). Der Plan ist aufgegangen.

        Die Dokumentation will sowohl ein Bild jener Zeit erzeugen als auch vermitteln, was damals die Mutter aller Discos für einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Dabei verliert sich der Film nicht in Verklärungen, sondern offenbart auch die Mechanismen der Geschäftskultur sowie die Gründe der Schließung bezüglich Betrug und Steuerhinterziehung. Für mich zeichnet die Doku ein prägendes Bild von dem damaligen Sittenbild und der Populärkultur zwischen 1977 und 1980. Die perverse Extravaganz und der überbordende Hedonismus jener Zeit, blutet aus jeder Aufnahme des Archivmaterials. Garniert wird das mit Kommentaren von Zeitzeugen (soweit noch vorhanden). Im Film spricht auch Ex-Inhaber Ian Schrager selbst vor der Kamera. Steve Rubel, der im Juli ‘24 seinen 35. Todestag hatte, ist natürlich nur im Archivmaterial vertreten. Dieses Material offenbart wer damals den Club besuchte und im Dunst der Inhaber auf der “good social list” landete oder zu den „No Fuck-ups“ zählte (V.I.P. Gäste, die nie abgewiesen wurden). Unter anderen habe ich im footage entdeckt: Mick und seine damalige Frau Bianca Jagger, den gerade volljährigen Michael Jackson, Modedesigner Calvin Klein, Farrah Fawcett (man sah die klasse aus), Liza Minelli, Bill Murray, John Travolta und natürlich den Künstler Andy Warhol, der Stammgast war. Auf einigen Fotos konnte ich auch Sylvester Stallone und John Belushi sehen. Wahrhaftig offenbart das Material ein who is who.

        Man sagte vom damaligen "54", dass die Atmosphäre elektrisch war und die Leute magisch anzog. Wie diese Magie entstand, konnten sich die Inhaber selbst nicht erklären. Das Publikum im 54 ist "a mix of punks, hairdressers, socialites and suburbanites". (Washington Post) Das Studio 54 ist "tolerant of errant squares". (New York Times) Einen kleinen Funken von dieser Magie konnte mir das Bild, das die Doku erzeugt, auf mich als Zuschauer übertragen. Für mich ist ein gelungenes Schaufenster entstanden, das sich nicht auf den Höhenflügen ausruht. Man zeigt reflektiert, was super war, und vergisst nicht zu erwähnen, wie viel Alkohol und Drogen für die Flucht aus dem Alltag nötig waren. Ebenso werden sich über die Folgen ausgelassen, um den Club zu finanzieren.

        08 - ★★★★★★★★✩✩

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        • Vier Filme, die an einen heißen Sommertag spielen:
          • Training Day (2001)
          • Falling Down (1993)
          • Ein settsames Paar (The Odd Couple, 1968)
          • Das Fenster zum Hof (Rear Window, 1954)

          Super Roadmovie, das eine Romanze zeigt und mit dem ich eine unvergessliche Sommer-Liebelei verbinde:
          • Im Juli (2000)

          Lief früher regelmäßig in der Flimmerkiste:
          • Der Gendarm von St. Tropez (1964)

          Weitere tolle "Sommer"-Filme:
          • Der Swimmingpool (La Piscine, 1969)
          • Hände weg von Mississippi (2007)
          • Mörderland (La isla mínima, 2014)
          • Moonrise Kingdom (2012)

          Fehlt nur noch diese berühmte Langnese Werbung "Like Ice in the Sunshine" 🎶 aber die gibt die Datenbank nicht her 🍦

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          • Ich möchte eine Welt, in der diese Community unter einem Schatten schwenkenden Baum sitzen kann und in der Rankings keine Rolle spielen. Eine mit wirklich gesunder Luft, in der man in sauberem Wasser schwimmen kann. Eine Welt, in der Würmer und Insekten endlich wieder schmecken. Ich möchte eine Welt, in der ich aus einer Toilette trinken kann ohne Ausschlag zu kriegen. Ich träume von einer Welt, in der Pinguine ohne Aufnahmeprüfung Polizisten werden können. (no quote)
            - in loving memory Leslie Nielsen aka Frank Drebin

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            • RoosterCogburn 14.08.2024, 16:13 Geändert 14.08.2024, 16:20

              Platz 1 bis 4 hatten sehr viel Zuspruch und landeten im zweistelligen Bereich. Platz 7 bis 10 sind punktgleich (nach meiner Zählung). Immerhin hat es eine Sportkomödie in die TOP 10 geschafft.
              (Auszählung erfolgte ohne Gewähr)

              The next list will be coming soon.

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              • 5

                In der ersten Hälfte der 90er bot RTLplus in seinem Repertoire einiges, das den Sender für mich im direkten Vergleich zur Konkurrenz attraktiv machte. Darunter Sendereihen wie “Alfred Hitchcock präsentiert”, “Das Model und der Schnüffler”, “Zurück in die Vergangenheit” oder Shows wie “Dall-As”, “RTL Samstag Nacht”. Auch “American Gladiators” gehörte dazu.

                Ölt euren Bizeps ein und schlüpft in euren engsten Stars-and-Stripes Jumpsuit, diese Dokumentar-Miniserie bringt in fünf Folgen die „American Gladiators“ zurück. Die steht seit Juni 2023 bei Netflix zur Verfügung, jeweils mit einer Laufzeit zwischen 37 und 47 Minuten. Es geht um die Entstehung, den Aufstieg und den Fall des einst globalen Show-Phänomens. Die Serie von Tony Vainuku und Jared Hess richtet das Rampenlicht auf die Gladiatoren selbst. Hier stützt man sich hauptsächlich auf die Aussagen von Mike „Gemini“ Horton und Deron „Malibu“ McBee. Es sind auch die Gladiatoren Nitro und Tower zu sehen (an Tower erinnere ich mich überhaupt nicht). In “Muscles & Mayhem” sind auch Jim „Laser“ Starr, Raye „Zap“ Hollitt, Sha-Ri „Blaze“ Pendleton, Lori „Ice“ Fetrick und Debbie „Storm“ Clark zu sehen. Der Zusatztitel verrät genau, was den Zuschauer erwartet. Damit wird die Doku das Publikum zufriedenstellen, dass sich eine ordentliche Dosis Nostalgie wünscht.

                Was erwartet den Zuschauer? Beinahe die komplette erste Folge ist dem halb katastrophalen und definitiv primitiven Piloten der Show gewidmet. Das Filmmaterial des Piloten ist reichlich vorhanden. Eine weitere Folge wendet sich beinahe komplett den Muskeln der Gladiators zu. Eine Folge, in der fast vollständig über Steroide gesprochen wird. Darin bekommt der Zuschauer Geschichten von einem aufgeregten Nitro zu hören und ausweichende, bedeutungsschwangere Unterscheidungen von einer entschlossenen Faye. Die unbedingt klarstellen möchte, dass sie „Wachstumshormone“, aber nie Steroide genommen hat. Andere Gladiators begegnen der Doku ebenfalls mit oberflächlichen Ausflüchten zum Thema. In der vierten (?) Folge wird alles, um die berüchtigte Tour der American Gladiators aufgebaut und es wird "versucht", die Geschehnisse wiederzugeben. Die verschiedenen Gladiatoren sitzen vor der Kamera, kichern wie Teenies über ihren damaligen Drogenkonsum und die Dinge, die im Tour-Bus vorgingen. Vielleicht bilde ich es mir ein, aber in dieser Doku-Folge erscheinen mir die Protagonisten wie ein Haufen nostalgischer Boomer, die schwärmen, wie klasse es früher war. Tatsächlich kann niemand von den Befragten detaillierte Erinnerungen an diese Zeit liefern. Der unbedarfte Zuschauer darf sich zurecht fragen, was genau war denn so super?! Jeder darf sich selbst ausmalen, was da so konsumiert wurde. Allerdings empfinde ich es als sinnfrei, eine Doku-Folge mit nicht vorhandenen Erinnerungen zu füllen.
                Die Doku ist angereichert mit vielen Geschichten über Dreharbeiten und Herausforderungen, die wenig Ähnlichkeit mit den Spielen der TV-Show haben. Überall, wo es Lücken gibt, wurden Animationen im Vintage-Stil der 80er Jahre eingefügt. Diese erzählerische Ausschmückung der Serie besitzt tatsächlich eine passende Ästhetik.

                Fazit: Der Ansatz an die Wahrheit ist hier, dass es sich möglichst “wahrheitsnah” anfühlt. Anstatt Kontext zu liefern, wird diese ausgeblendet. Selbst offensichtliche Zusammenhänge werden ignoriert.
                Dokutainment (Dokumentation und Entertainment) in Nostalgie gebettet. Jede einzelne Antwort wirkt auf mich gründlich ausgearbeitet. Die Filmemacher versuchen überhaupt nicht, die Gladiators aus ihrer Komfortzone zu reißen. Wenn man sich bewusst ist, was einem vorgesetzt wird, ist es okay. Wer erwartet bei McDonald’s schon Haute Cuisine? Ich nicht.

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                • 7
                  RoosterCogburn 09.08.2024, 21:03 Geändert 09.08.2024, 21:08

                  “Irréversible” Nicht umkehrbar.
                  Die Handlung erzählt ein einschneidendes und für alle Beteiligten nicht umkehrbares Erlebnis, in nicht chronologischer Reihenfolge. Somit wird daraus für den Zuschauer ein ebenso bleibendes Filmerlebnis, das auf mehreren Ebenen beeindruckt oder verstört. Das wird präsentiert in 15 Szenen und genauso vielen Einstel­lungen. Aufein­an­der­fol­gend entgegen der Abfolge der Geschehnisse, aufge­reiht vom Ende der Geschichte hin zu ihrem Beginn. Innerhalb der einzelnen Szenen rattert die Zeit vorwärts. Der Bruch mit der gewohnten Seherfahrung des Publikums ist jedoch nicht nur ein Kniff, um einer vermeintlich banalen Handlung die nötige Würze zu geben. Den Filmfreund erinnert die Rückwärtserzählung an "Memento", den ähnlich gelagerten "American History X" oder den Überklassiker "Citizen Kane". Hier ist es noch ein wenig origineller umgesetzt.

                  Die unübersehbare Erzähl­weise des Films wirkt unnatürlich, sicher. Aber neben einer stilistischen Fingerübung hat sie wirklich einen Zweck für den Zuschauer. Sie verändert ganz grund­le­gend die Art, wie die Handlung wahr­genommen wird. Dem Filmemacher geht es darum, wie wir Geschehnisse sehen und bewerten, wenn wir das ausweg­lose Ende kennen. Denn das zentrale Ereigniss um die Vergewaltigung wird nicht als Auslöser dargestellt. Wir sehen zuerst die Folgen des Ereignisses und danach die Vorgeschichte. Der narrative Krebsgang wird dem Zuschauer als Aufgabe auferlegt. Das Erzählmittel selbst birgt einen eigenen dramaturgischen Effekt, tatsächlich ist es ein zentrales Element des Filmes. Für mich geht es um die Unumkehrbarkeit eines (beliebigen) Ereignisses, durch welche die Rache selbst und alle darauf folgenden Handlungen in Frage gestellt wird.

                  Berühmt und berüchtigt ist die nichtlineare Erzählung wegen der Vergewaltigungsszene. Anders als in anderen Produktionen, in denen dem Zuschauer mitgeteilt wird, dass eine Figur verge­wal­tigt wird, zeigt der Filmemacher die Prozedur en détail und lässt den Zuschauer die schreckliche Tat direkt miterleben. Eine derartige emotionale Achterbahnfahrt habe ich lange nicht erlebt. Das hat mir wahrlich den Magen umgedreht. Die Distanz, die Kühle der Insze­nie­rung, und die Entschei­dung, dass wir wenig von den Körpern, aber stets die in Richtung Kamera schau­enden Gesichter sehen, treibt der Szene auch jede Gefahr des verstoh­lenen eroti­schen Kitzels aus. Fantastisch gewählte Kamerapositionen, um die richtigen Emotionen zu vermitteln.

                  “Irréversible” ist ein Film, der seinem Publikum viel abverlangt und zumutet. Aber es ist auch eine ausgezeichnet gefilmte Produktion, die seinem Publikum etwas zutraut. Absolut das Gegenteil von leichter Kost. Eine filmisch interessante Arbeit, die mit gängigen Erzähl-Konventionen bricht und ein Erlebnis ist für den reflektierten Zuschauer.
                  07 - ★★★★★★★✩✩✩

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                  • 7
                    RoosterCogburn 08.08.2024, 18:32 Geändert 08.08.2024, 18:33

                    Ich selbst kannte bis dato nur die gleichnamige DEFA-Verfilmung von 1950, bei der Paul Verhoeven Regie geführt hat. Nein, ich meine natürlich nicht den niederländischen Filmregisseur gleichen Namens. Sondern das Oberhaupt der legendären Verhoeven-Filmfamilie aus Deutschland. Sein Sohn war Regisseur Michael Verhoeven und seine Schwiegertochter Senta Berger. Aus der Ehe ging Enkelkind Simon Verhoeven hervor, als Regisseur und Produzent bekannt.

                    2016 erschien eine neue Umsetzung von “Das kalte Herz” nach Wilhelm Hauff. Dem württembergischen Romantiker, dem wir bereits “Kalif Storch”, “Zwerg Nase” oder den “kleinen Muck” verdanken. Ein bedeutender Dichter und Erzähler seiner Zeit. Auf eine Stufe zu stellen mit Wilhelm Busch, Hans Christian Andersen und Ludwig Tieck. Entstanden an denselben Drehorten wie die kultige Verfilmung von 1950. Mit Frederick Lau als Köhler Munk, sowie Sebastian Blomberg und Roeland Wiesnekker in Nebenrollen.

                    Was ist anders? Die frömmliche Christlichkeit der 50er Jahre Inszenierung wurde ersatzlos gestrichen, was ich als vorteilhaft empfinde. Der Konflikt zwischen den gut betuchten Holzhändlern, den mittelständischen Glasbläsern und der Arbeiterklasse (dargestellt durch den Köhler Munk), wird hier versinnbildlicht, um soziale Missstände und Hierarchien aufzuzeigen. Hauffs Kritik am schwäbischen Kapitalismus wurde hier größer und globaler dargestellt. Aber nicht unbedingt sinnvoller oder offensichtlicher. Auch wenn einer der Gründe von Peter Munk in der finanziellen Sicherheit für seine Familienplanung liegt, so wurde die Liebesgeschichte in dieser Verfilmung ausgebaut und das empfand ich als überflüssig. Da es zu den emotionalen Erlebnissen des Köhlers zählt, ist die Verdeutlichung verständlich.

                    Geschickt adaptiert Filmemacher Johannes Naber (“Der Albaner” 2010, “Zeit der Kannibalen” 2014) die Reise von Peter Munk, der entdecken muss, ob materielle Werte oder Emotionen das Leben lebenswert machen. Hauffs vielschichtiges Kunstmärchen überzeugt mich auch in der Umsetzung von 2016. Besonders Moritz Bleibtreu als Holländer-Michel und Milan Peschel als Glasmännchen möchte ich hervorheben. Auch der fantastisch-romantische Anstrich des Schwarzwaldes hat mir in dieser Inszenierung zugesagt. Gelungen und sehenswert.
                    07 - ★★★★★★★✩✩✩

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                    • 5
                      RoosterCogburn 08.08.2024, 18:24 Geändert 08.08.2024, 18:35

                      Der französische Regisseur Jacques Audiard (Der Geschmack von Rost und Knochen) versucht sich an einem literarischen Eurowestern. In dem postmodernen Western verdingen sich die Geschwister Sisters (Joaquin Phoenix und John C. Reilly) als Auftragskiller in der spanischen Prärie, die Oregon darstellen soll. Im Übrigen sind die Nebenrollen mit Riz Ahmed, Rutger Hauer und Jake Gyllenhaal gut besetzt. Trotz der Starriege ist der Film finanziell wahnsinnig gefloppt. Das lag hauptsächlich an der schlechten Vermarktung der Produktion.
                      Im Mittelpunkt steht das zügelose und streithafte Verhältnis des Brüderpaares. Eli (Reilly) ist eher nachdenklich und sentimental. Sein Bruder Charlie (Phoenix) handelt aggressiv und unüberlegt. Zudem trinkt er oft und ist streitsüchtig. Der Film enthält die Zutaten eines klassischen Westerns: Lagerfeuer, Banditen, Schießereien und beeindruckende Landschaftsaufnahmen. Trotz der vielen absehbaren Plot-Points und der beispielhaften Zutaten, waren für mich die Dialoge der größte Spaß.

                      Regisseur Audiard inszeniert einen revisionistischen Western für ein Publikum, das mit dem Genre nicht vertraut ist. Die Handlung ist episodenhaft strukturiert und kommt erst in Fahrt, sobald die Gier nach Gold als Motiv deutlich wird. Das wird allerdings zugunsten von mehr Blutvergießen aufgegeben und verursacht mehr Unstimmigkeiten im Gesamtbild. Was dem Film fehlt ist eine Komponente, die die Filmzutaten in einem zusammenhängenden Rahmen stellt. So wirkt die Erzählung auf mich ziemlich inkohärent.

                      Für mein Empfinden ist der Film nicht sehenswert. Meiner Ansicht nach, ist das nur etwas für Genre-Liebhaber oder Komplettisten. Also Filmliebhaber, die unbedingt jeden Film von/mit ihrem bevorzugten Filmemacher/Schauspieler sehen wollen.
                      05 - ★★★★★✩✩✩✩✩

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                      • RoosterCogburn 08.08.2024, 17:20 Geändert 08.08.2024, 17:22

                        Filme rund um Fussball oder Boxen habe ich außen vor gelassen. Die werden bestimmt oft genug genannt. Außerdem kenne ich so viele gute Boxerfilme, da reichen zehn sowieso nicht aus.

                        • Any Given Sunday (1999) [American Football]
                        • I, Tonya (2017) [Eiskunstlauf]
                        • The Hustler (1961) [Billard, Straight Pool]
                        • King Richard (2021) [Tennis, Damen]
                        • Borg/McEnroe (2017) [Tennis, Herren]
                        • The Iron Claw (2023) [Wrestling]
                        • Le Mans (1970) [24-Stunden-Rennen für Sportwagen]
                        • Caddyshack (1980) [Golf]
                        • The Wrestler (2008) [Wrestling]
                        • Moneyball (2011) [Baseball]

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                        • Hallo liebe MP-Community.
                          Neue Liste. Neues Spiel. Die olympischen Sommerspiele 2024 finden derzeit in Paris statt. Das nehmen wir zum Anlass um unsere zehn liebsten Sportfilme aufzuzählen. Rege Teilnahme ist erwünscht.

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                          • RoosterCogburn 06.08.2024, 17:26 Geändert 07.08.2024, 12:46

                            Von allen Filmtiteln, die die teilnehmenden Moviepiloten und -pilotinnen nannten, haben sich elf heraus kristallisiert. Diese sind in der Liste oben aufgeführt.
                            Alle genannten Titel sind einem Franchise oder einer Filmreihe zu zuordnen. Die folgende Franchise TOP 5 richtet sich nach allen Filmtiteln, die in dieser Abstimmung genannt wurden.
                            (Auszählung erfolgte ohne Gewähr)

                            1. Star Wars Universe
                            2. Terminator
                            3. Mad Max
                            4. Middle-Earth Franchise
                            5. MCU

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                              Mel Brooks hat eine Karriere daraus gemacht, sich über andere Filmemacher lustig zu machen. In liebevoller Detailtreue betreibt er sowohl Hommage als auch Parodie an jene, die er schätzt. Und das sind in der Regel auch Publikumslieblinge. Hier verbeugt er sich vor dem Werk des “Master of Suspense”. Einen Mann, dessen Stil so unverwechselbar war, dass schon vor der Popularisierung der “Auteur-Theorie“ der Begriff „Hitchcock-artig“ in das Vokabular der Popkultur Einzug gehalten hatte.

                              Als Mel Brooks und sein Kreativteam auf die Idee kamen, den Film zu drehen, fühlte sich Brooks verpflichtet, Hitchcocks Zustimmung einzuholen. Nachdem eine grobe Skizze des Drehbuchs verfasst wurde, wandte sich Brooks an Hitchcock. Dieser war sofort geschmeichelt so spät in seiner Karriere von Mel Aufmerksamkeit zu bekommen. Besonders nachdem er “Blazing Saddles” gesehen hatte, von dem Hitch amüsiert war, so Mel Brooks (All About Me!: My Remarkable Life in Show Business; Brooks Biographie).

                              Während der gesamten Vorproduktion gab es Anmerkungen und Vorschläge von Hitchcock. Viele der Szenen, die im Film zu sehen sind, begannen bereits in Hitchcocks Büro zu reifen, laut Mel Brooks. Nach der Premiere des Films fand Brooks in seinem Büro einen Karton mit sechs Flaschen Chateau Haut Brion 1961. Dabei war eine Karte in der sich Hitch in aller Bescheidenheit bedankte. Auch im Namen der Golden Gate Bridge 😄

                              07 - ★★★★★★★✩✩✩

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                                Kida Ramadan will eine Serie produzieren, die an Ricky Gervais‘ “Extras” angelehnt ist. Zur Seite steht ihm ein unfähiger, dafür optimistischer Produzent (Detlev Buck), seine Familie ist skeptisch. “German Genius” erzählt damit vom grandiosen Scheitern. Ramadan spielt seinen fiktionalisierten Kida herrlich großspurig. Allerdings fehlt Kida Ramadan die Slapstick-Fähigkeit eines Ricky Gervais und der Mut von Larry David, sich auf unverfrorene Art selbst bloßzustellen. Die großen Vorbilder der Mockumentary erreicht "German Genius” nie.

                                Auf der anderen Seite haben mir die vielen prominenten Gäste Freude bereitet, als auch die Vermischung von Fakten und Fiktion, sowie die parodistischen Seitenhiebe. Insbesondere auf den Klüngel im deutschen Filmbiz. Wobei, es gehört ja zum "Film im Film”-Motiv, dass das Showbusiness ein alles verschlingender Moloch ist. Inklusive satirischer Spitzen auf die politische Korrektheit. Ob dieses Bündel dann wirklich den Humor des breiten Publikums trifft, weiß ich nicht so recht. Ein wenig speziell ist das ganze schon.

                                Fazit: “German Genius” macht manchmal Spaß. Besonders wenn gleichzeitig Ohrfeigen an die verlogene Branche verteilt und die eigenen Mechanismen kritisiert werden. In den acht Folgen gelingt das aber nicht immer.
                                05 - ★★★★★✩✩✩✩✩

                                In den einzelnen Folgen befinden sich unter den Gästen: Ricky Gervais, Christina Große, Tom Schilling, Heike Makatsch, Katrin Bauerfeind, Frederick Lau, Olli Schulz, Marc Hosemann, Kurt Krömer, Maria Furtwängler, Teddy Teclebrhan u.a. sowie die Regisseure Wim Wenders, Volker Schlöndorff und Leander Haußmann.

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                                  RoosterCogburn 03.08.2024, 15:36 Geändert 03.08.2024, 15:38

                                  Ich wette, dass die beteiligten Darsteller beim ersten lesen des Drehbuches dachten, es würde sich um einen ernsthaften Agentenfilm handeln und erst als es zu spät war, haben sie bemerkt, wofür sie unterschrieben haben. Der Streifen ist wirklich ein Unikum. Würde ich auf eine Stufe stellen mit “Karate, Küsse, blonde Katzen” (1974). Am besten im Double Feature.

                                  Das junge Erwachsene Anfang 20 als High School Schüler verkauft werden, gab es nicht nur in den 80ern. Aber dieser entdeckt zufällig, dass sein Vater nicht nur wie 007 aussieht, sondern auch Geheimagent ist. Sofort wird er in eine absurde Geschichte verstrickt, bei der ihm ein unberechenbarer Gegenspieler entgegen tritt. Eine gewagte Überdosis aus Dame Edna und Marilyn Manson. Diese Darstellung ist eine entfesselte Sehenswürdigkeit, die mich faszinierte und amüsierte.

                                  Der Cast ist absolut trashy. Heute noch mehr als er es bereits zu seiner Entstehungszeit war. Nicht falsch verstehen, das waren zur Produktionszeit keine Darsteller vom Grabbeltisch. Sondern Leute mit Namen, die man sich leisten konnte: Als Love Interest wird hier sexy Starlet und Ex-Model Vanity besetzt (“52 Pick-Up”, 1986; “Action Jackson” 1988). Als Protagonist John Stamos (“Full House”), dessen Vater ist Einmal-Bond George Lazenby, der durchgeknallte Antagonist KISS-Leadsänger Gene Simons (sie nannten ihn “Die Zunge”) und dessen freakiger Handlanger spielt Robert Englund zwischen Freddy Krueger Teil 2 und 3. 😀

                                  Das hier gebotene darf und kann man nicht ernst nehmen. An keiner Stelle. Das ist das, was in den Staaten (zumindest früher) als Midnight Movie bezeichnet wurde. Pulp auf höchstem Niveau. Kitsch und Schund geben sich die Hand. Dem kann man etwas abgewinnen oder man lässt es links liegen. Dazwischen gibt es nichts.

                                  Fazit: So schlecht, dass es wieder Spaß macht. Zumindest mir. Eine wundervolle Geschmacklosigkeit.

                                  07 - ★★★★★★★✩✩✩

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                                    Vor zwanzig / dreißig Jahren hat Martin Campbell dem Bond-Publikum “GoldenEye” und “Casino Royale” präsentiert. Als auch die beiden Zorro-Abenteuer mit Antonio Banderas inszeniert. Ein halbes Jahr vor seinem 77. Geburtstag begann er damit, "The Protégé" zu drehen. Ich erwähne das nur, weil der Film aus jeder Pore ausstrahlt, an welche Zielgruppe und welches Alter er sich richtet. Das ist mir schon bei Campbells Film “The Foreigner” (2017) aufgefallen. Hier ist es noch drastischer.

                                    Im Film geht es um Söldner und Auftragskiller. Nicht eine der männlichen Hauptfiguren strahlt optische Fitness aus. Für mein Empfinden ist körperliche Ausdauer zumindest vorteilhaft, wenn man für Geld Menschen tötet. Zudem ist der komplette männliche Main Cast im Alter zwischen 60 und 70 Jahren. Einzig der weiblichen Titelrolle schreibe ich Vitalität und Kondition zu. Auch wenn in ihrem Alter (40 oder älter) tatsächliche Profi-Killer wahrscheinlich über die Rente nachdenken. Sorry, aber da war sogar die Comic-Verfilmung “Black Widow”(2021) zehnmal glaubwürdiger mit ihrer Besetzung.

                                    Samuel L. Jackson wirkt müde und reif für die Rente. Aber vielleicht ist das bei dieser Figur beabsichtigt. Michael Keaton wirkt in seiner Rolle durch und durch eintönig. Er präsentiert sich als ironisch und plappernd, egal was passiert. Als ob das Drehbuch es sich nicht leisten könnte, dass der Schauspieler seiner Figur zusätzliche Dimensionen verleiht. Die Story ist arg vorhersehbar. Vielversprechende Nebenhandlungen werden nicht weiter verfolgt. Anfängliche Charakterisierungen bleiben unausgearbeitet in der Luft hängen. Allerdings sind die Actionszenen mit Magie Q größtenteils glaubwürdig und kreativ. Angesichts des Talents, das hier zum Einsatz kam, muss der Film als Enttäuschung gelten.

                                    Generische Actionkost für das geneigte Best Ager Publikum und/oder Liebhaber von Old School Action. Als Crime-Thriller absolut belanglos.
                                    03 - ★★★✩✩✩✩✩✩✩

                                    Persönliche Beobachtung: Weshalb hier einige Moviepiloten diesem Langweiler 7 Pkt und mehr gegeben haben, ist für mich unverständlich. Hier ist nichts cool oder ungewöhnlich gut inszeniert. Und alte Recken wurden bereits besser in Szene gesetzt.

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                                    • Sequels:
                                      • Mad Max 2: The Road Warrior (1981)
                                      • Aliens (1986)
                                      • Star Wars - The Empire Strikes Back (1980)
                                      • The Dark Knight (2008)
                                      • Terminator 2: Judgment Day (1991)
                                      • Logan (2017)

                                      Prequels:
                                      • The Godfather II (1974) [Sequel und Prequel]
                                      • Rogue One: A Star Wars Story (2016)
                                      • Indiana Jones and the Temple of Doom (1984)
                                      • Infernal Affairs II (2003)

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                                      • Hallo liebe Community 😁
                                        Diesmal möchte ich wissen, was Ihr für gut befindet. Es geht um Sequels und Prequels. Die Regeln sind einfach und Ihr dürft alles nennen was die Datenbank zulässt. Ich wünsche mir wieder eine so rege Teilnahme wie beim letzten Mal.

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                                          RoosterCogburn 29.07.2024, 22:19 Geändert 29.07.2024, 22:44

                                          Mafioso Frank „The Fixer“ Tagliano ist tot. Zumindest scheint es anfangs so. Tatsächlich hat er gegen seinen Boss ausgesagt und ist ins Zeugenschutzprogramm gegangen. Dort, wo 1994 die Olympischen Winterspiele ausgetragen wurden, soll er nun ein neues Leben anfangen. Das Problem: Man kriegt den Mann raus aus der Gangsterstadt, aber den Gangster nicht aus dem Mann.
                                          Kurz: ein paar Gangster, die oft an den “Sopranos”-Style erinnern, sprengen eine Stadt, die Erinnerungen an “Fargo” oder “Twin Peaks” wach werden lässt. Inklusive der skurrilen Einwohner.

                                          Die Serienmacher verbeugen sich vor den einschlägigen Mafiafilmen. Anspielungen auf Brandos Darstellung (“The Godfather”) und Hommagen an „Casino“, „Das Leben Nach Dem Tod In Denver“ oder „Goodfellas" sind erkennbar. Die Reminiszenzen steigen vor allem in der zweiten Staffel. Mit Gespür für eine ruhige, entschleunigte Erzählweise wird ein Bild präsentiert, das gekonnt mit Klischees spielt.

                                          Der Sprachwitz der Serie lebt in erster Linie von Franks Problemen mit den Norwegern, deren Lebensstil und auch Sprache. Bei der dt. Synchro wurde sowohl der englische als auch der norwegischen Teil übersetzt. Leider hebt das die witzigen Missverständnisse bei den Sprachproblemen auf. Im Original sind nur die Norweger untertitelt. Ergänzt wird das durch die vielen kauzigen Kleinstadt-Charaktere, die „Lilyhammer“ bevölkern. In Season 2 wird die Story und die Culture-Clash Comedy sehr gut fortgeführt. Hauptfigur Frank integriert sich mehr in das Alltags- und Sozialleben der Stadt, er beweist sich als Familienvater und bringt weiterhin seine Bar auf Vordermann. Zusätzlich melden sich alte Freunde aus NY, es gibt geschäftliche Konkurrenz und die Pädagogik der Kindergärtnerin geht Frank gewaltig auf den Sender.

                                          Fazit: Ein eiskalter, schwarzhumoriger Cocktail, in dem ein Verbrecher mit der Sehnsucht nach Normalität vor seiner eigenen Vergangenheit flüchtet, um wieder von ihr eingeholt zu werden. Bei allen drei Staffeln hatte ich großartigen Spaß.
                                          08 - ★★★★★★★★✩✩

                                          Anhang: Hauptdarsteller Steven Van Zandt ist berühmt als Gitarrist und Bandmitglied der ‚E Street Band‘. Einige Gastrollen in der Serie wurden mit Weggefährten besetzt. Die beiden Brüder von Frank werden von Tony Sirico dargestellt, man kennt sich aus “The Sopranos”, und von seinem Band-Leader Bruce Springsteen.

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                                            RoosterCogburn 25.07.2024, 17:16 Geändert 25.07.2024, 19:07

                                            Im Anschluss zu diesem Film, musste ich daran denken wie das früher war, wenn man einen Film schauen wollte. Ich entschuldige mich mich für meine ausschweifenden Gedanken rund um den Film:

                                            Im Kinojahr 1985 zählten zu den erfolgreichsten Filmen in der Bundesrepublik Deutschland, ähnlich wie in den USA, Filme wie “Zurück in die Zukunft", “Rambo 2", "Police Academy 2” und “Die Goonies”. Andere Blockbuster wie “Beverly Hills Cop”, “Ghostbusters” oder “Die Frau in Rot” liefen bei uns ebenfalls ‘85. In den Staaten zählten diese Filme bereits 1984 zu den Hits. Damals dauerte es fast ein halbes Jahr, bis ein US-Hit in der BRD erschien. Durch diese Verzögerung wurden manchmal selbst TOP 20 Kinohits nicht bei uns im Kino vertrieben.

                                            Auf dem internationalen Markt haben die großen Hollywood-Studios (Universal, Paramount, Disney, Warner, Sony, 20th Century Fox) ihre eigenen Verleihfilialen und vertreiben auf diesem Weg ihre Filme. Verleih heißen diese Firmen deswegen, weil sie die Filme, deren Rechte sie besitzen oder erworben haben, an die Kinos verleihen. Zu diesem Zeitpunkt dominierte noch Hollywood den internationalen Markt, im Gegensatz zur Gegenwart. In den deutschen Kinos waren noch etwa 35% der Top Filme europäischer Herkunft. Das sollte sich mit der Wiedervereinigung schlagartig ändern. Bei uns gibt es in dieser Zeit sogenannte “Kino-Center”. Auch als Schuhschachtel-Kino bekannt. Den großen Kinosaal bekamen die Publikumsmagneten. Der Rest wurde in den übrigen verteilt. Damals konnte es passieren, dass im Kinocenter in Saal 5 die niedersten Triebe befriedigt wurden, während im Furzkino nebenan das Spätwerk eines Rainer Werner Fassbinder oder die frühen Woody-Allen-Filme über die Leinwand flimmerten.

                                            Jedenfalls war die Programmvielfalt sehr groß und die Möglichkeit zur Auswertung auf der Leinwand begrenzt. So konnte es passieren, das US-Kinohits wie “Zum Teufel mit den Kohlen”, “Ein total verrückter Sommer” (Summer Rental, derzeit bei Pluto TV) oder “Fletch, der Troublemaker” gar nicht auf deutsche Leinwände angeboten wurde. Genau wie “Freitag der 13. V" (in den Staaten immerhin Platz 40 der Jahrescharts) erschienen diese Filme in Deutschland erstmals auf dem Heimvideo-Markt. Dem Beispiel “Fletch” unterstellte man vermutlich, dass er bei uns nicht so recht zünden wird. Denn der Humor der Krimikomödie baut stark auf dem von Chevy Chase auf, der hier zum Erscheinungszeitpunkt noch nicht populär war (im Gegensatz zu den Staaten). Und der Film adaptiert eine Romanfigur, die seit Mitte der 70er vor allem in den USA bekannt ist. Als Vorlage dient der erste Roman mit Irwin Maurice Fletcher, der unter dem Pseudonym “Jane Doe” 😃 für die L.A. Times als investigativer Journalist seine Enthüllungsstories veröffentlicht.

                                            Genrekenner Michael Ritchie (“The Bad News Bears”, 1976; "Semi-Tough", 1977; “The Golden Child", 1986) nahm sich des Drehbuches an. Leider muss ich anmerken, dass das Dialogbuch für die deutsche Synchronisation nicht so gelungen ist. Das heutige Urgestein, Marianne Groß, war damals wohl noch in der Findungsphase. Ich habe keine Ahnung, was diese unrunde Übersetzung verursachte. Gegenüber der Story bleibt man immer verständlich. Aber im Original ist “Fletch” besser, weil viele Wortwitze und die verbalen Künste von Chevy Chase verloren gingen. Aber es gibt auch Übersetzungen auf der Habenseite.
                                            Übrigens erschien “Fletch” ein Jahr nach der Einführung der PG-13 Einstufung. Ich tippe darauf, dass er diese bei erneuter Prüfung erhalten würde, statt nur PG. Denn die sexuellen Anspielungen und das Gefluche sind schon ein wenig drüber. Und wir wissen ja, nach welchen Maßstäben in den USA die MPA Altersempfehlungen ausspricht.

                                            Anmerkung:
                                            Das gelungene Drehbuch brachte Autor Andrew Bergman so viel Beachtung, dass er daraufhin zwei seiner Drehbücher gleich selbst inszenieren durfte. Sogar mit bemerkenswerter Besetzung: 1990 “The Freshman” mit Marlon Brando und Matthew Broderick, 1992 “Honeymoon in Vegas” mit James Caan, Nicolas Cage und Sarah Jessica Parker. 1994 inszenierte er ein fremdes Drehbuch, “2 Mio Dollar Trinkgeld” (It Could Happen to You). Mit “Striptease” (1996) beendete er seine Tätigkeit im Filmbiz. Mit dem Erscheinen dieses Machwerks hat er seine Karriere das Klo runtergespült.
                                            07 - ★★★★★★★✩✩✩

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                                              In den letzten zehn Jahren habe ich Uma Thurmans Wirken in einigen TV-Shows aufgeschnappt (“The Slap”, “Chambers”), von ihren Auftritten am Broadway gelesen und dass sie als LGBT-Aktivistin unterwegs ist. In einem Kinofilm habe ich sie zuletzt gesehen in dem 2010 erschienenen “Percy Jackson & the Olympians: The Lightning Thief”. Von daher war ich neugierig, was mir mit “The Kill Room” (2023) geboten wird.

                                              Im Plot geht es um eine Galeristin (Uma Thurman), die durch widrige Umstände an ein Gauner-Duo gerät (Joe Manganiello und Samuel L. Jackson). Zusammen nutzen sie ihre Kunstgalerie, um Geld zu waschen. Um das Vorhaben glaubwürdig durch die Buchhaltung zu bringen, erfinden die Drei den mystischen Künstler “The Bagman” und verkaufen Mist als Kunst. Dumm für die Beteiligten, das “The Bagman” in der Avantgarde-Szene schnell als neue Sensation gilt.

                                              Der schwarz-humorige Gaunerfilm hat eine griffige Prämisse und gut aufgelegte Alt-Stars, die versuchen, aus dem prosaischen Drehbuch etwas Anständiges zu entwickeln. Aber der Versuch, die gegenwärtige Kunstwelt zu persiflieren, bleibt nur ein Versuch. Nach einem vielversprechenden Beginn verliert sich die Inszenierung schnell in ungenauen Wortwitzen und lässt seine Figuren in Altbekannten nach Schema F agieren. Für mich war der Unterhaltungswert eher mau.
                                              04 - ★★★★✩✩✩✩✩✩

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                                              • RoosterCogburn 23.07.2024, 21:20 Geändert 23.07.2024, 21:21

                                                "The Devil’s Brother" mit Dennis King in der Titelrolle und unterstützt durch Stan Laurel & Oliver Hardy. Ein großer Teil der Handlung ist direkt aus der Oper FRA DIAVOLO adaptiert. Es wird auch mehrmals gesungen.
                                                😃
                                                "Die Fledermaus" (1962) mit Peter Alexander. Nach Johann Strauss. Aber das ist eine Operette, keine Oper.

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                                                  28 Jahre nach dem von Ron Howard inszenierten, erfolgreichen Kinofilm folgte diese Straight-to-Video Produktion. Ebenfalls von Writer Gregory Widen aufs Papier gebracht, der sich schon das Original ausdachte. Das hier wenig Geld in die Hand genommen wurde sieht man zu jeder Sekunde. Jede Folge "9-1-1" ist spannender und interessanter als dieser 08-15 Murks. Die Hauptrolle hat ein Typ, der in seinen Glanzzeiten zehn Jahre zuvor Statist in zwei, drei Big Budget Produktionen war. Das sehenswerteste sind die 10 bis 15 Minuten Screentime von Donald Sutherland, der nochmal in seine alte Rolle schlüpfen darf. Das unnötigste ist die Nebenrolle von William Baldwin, der nochmal in seine alte Rolle schlüpfen muss.

                                                  Fazit: Aus Respekt vor dem damals 83-jährigen Mr. Donald Sutherland vergebe ich drei Sterne. Aber eigentlich ist das Ding eine langweilige, wertlose Einschlafhilfe.
                                                  03 - ★★★✩✩✩✩✩✩✩

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                                                    Der Film “The Marsh King's Daughter” (2023) ist die Adaption zum gleichnamigen Bestseller (Dt. Titel: Die Moortochter, 2017). Ein Buch, das ich nicht kenne und von dem ich vor der Sichtung des Filmes noch nie gehört habe. Trotzdem unterstelle ich dem Drehbuch, dass es die Vorlage nicht besonders vorteilhaft adaptiert. Allein die Gewichtung der dramatischen Eckpunkte empfinde ich als ungünstig.

                                                    +++Bezüglich der ersten 30 Minuten enthält dieser Text Spoiler+++
                                                    Die erwachsene Helena hat einen liebevollen Ehemann, eine wunderschöne Tochter und arbeitet als Büroangestellte. Ihr Geheimnis: Sie ist das Produkt einer Entführung. Ihre Mutter wurde als Teenager von ihrem Vater entführt und in einer abgelegenen Hütte im Sumpfland gefangen gehalten. Im Film wird die Geschichte um Helena chronologisch erzählt. Das bedeutet, als Zuschauer erlebt man die Erzählung zu Beginn aus der Sicht der zehnjährigen Helena und wie sich ihre beschauliche Familiensituation abseits der Zivilisation als Illusion entpuppt. Das wird auch dynamisch und mitreißend erzählt. Aber sobald die Inszenierung einen Zeitsprung von 20 Jahren macht und die eigentliche Hauptdarstellerin als erwachsene Helena in Erscheinung tritt, verändert sich die Charakteristik der Erzählung von Thriller auf Drama.

                                                    Ich denke, dass eine parallele Erzählebene eine klügere Wahl gewesen wäre. Wenn man von Beginn an die erwachsene Helena erleben würde und im Wechsel dazu den Hintergrund des Traumas präsentiert bekommen würde. Um so der Figur mehr Tiefe zu verleihen und dem Zuschauer eine emotionale Bindung zu erleichtern. Daraufhin hätte man den Ausbruch des Vaters als dramatischen Höhepunkt aufbauen können. In der hier gewählten chronologischen Erzählung warte ich als Zuschauer nur noch auf das Offensichtliche. Auch wenn mich die Schauspielleistung der beiden Hauptdarsteller überzeugt, der Spannungsbogen geht irgendwann flöten und die Inszenierung verlässt sich zu sehr auf die gewählte Erzählperspektive. Vielleicht dachten die Filmemacher, es wäre interessant, den Zuschauer die Erzählung anders wahrnehmen zu lassen. Bei mir erzeugte es gefühlte Längen und einige Handlungen erschienen mir nicht einleuchtend.

                                                    Fazit: Auf jeden Fall sind Daisy Ridley [“Star Wars VII - XI”] und Ben Mendelsohn [“The King” (2019), “Robin Hood” (2018)] als toxisch aufgeladenes Vater-Tochter-Gespann eine Sichtung wert. Ansonsten verliert sich die Inszenierung in der Beschreibung des Spannungsverhältnisses zwischen Vater und Tochter.
                                                    06 - ★★★★★★✩✩✩✩

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