RoosterCogburn - Kommentare
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Alle Kommentare von RoosterCogburn
“Hachikō” (2023) ist eine neue Interpretation der Geschichte über den Hund, der zehn Jahre lang auf die Rückkehr seines Besitzers wartete. Nachdem die berührende Story über den Akita-Hund von den Japanern bereits 1987 nahe an den Fakten verfilmt wurde und 2009 eine zum Steine erweichen emotionale, US-amerikanische Neuadaption folgte, werfen nun die Chinesen zum 100. Geburtstag von Hachikō ihre Version auf den Markt. Genau genommen ist es ein Remake des Filmes von 1987. Allerdings heißt Hachikō hier Ba Tong, ist ein japanischer Schäferhund (Akita Inu) und die Handlung spielt in der Gegenwart. Ansonsten orientiert man sich stark am japanischen Original.
Der Film übt an mehreren Stellen Kritik an den Ultratraditionalisten in Regionen Chinas, die noch Hunde und Katzen verzehren. Beispiel: Nachdem Ba Tong von der Frau des Professors einfach weggegeben wurde, wird er aus den Klauen einer Metzgerei befreit, wo ein Kunde Hundefleisch bestellt. Die Grausamkeiten an den Hunden klammert der chinesische Hachikō-Film aus. Dennoch ist es bemerkenswert, dass er diese barbarische Unsitte am Rande thematisiert.
Dumm nur, das Handlungsknoten und Nebenhandlungen sich nicht entwickeln. Besonders gut zu erkennen im zweiten Akt. Der Mangel an charakterlicher Tiefe und die insgesamt recht eintönige Inszenierung sorgen dafür, dass der Film nicht die Wirkung erzielt, die er anvisiert. Im dritten Akt versucht man mit aller Gewalt, Tragik und herzzerreißende Emotionen aufzubauen, was dem Film zum Ende sogar gelingt. So gesehen übermittelt er die Essenz des Originals bzw der Grundgeschichte und kann berühren.
05 - ★★★★★✩✩✩✩✩
Bei “Der Scharlachrote Buchstabe” geht es vordergründig um eine Ehebrecherin im puritanischen Neuengland Mitte des 17.Jahrhunderts. Soviel hat diese Verfilmung mit der literarischen Vorlage gemein. Die Figuren haben auch dieselben Namen. Ansonsten ist diese Adaption eine äußerst freie. Nathaniel Hawthorne kritisierte in seinem Roman die Instrumentalisierung des religiösen Glaubens für Machtzwecke. Bei den Puritanern in Salem handelte es sich um eine unbarmherzige Gemeinde, die das Christentum durch ihre kompromisslose Strenge ins Gegenteil verkehrte. Geradezu fatalistisch. Als Folge der unmenschlichen Härte und der Verweigerung jeglicher Vergebung sündigten die Gemeindemitglieder im Verborgenen und heuchelten Rechtschaffenheit. Somit eine Kritik an der damaligen Gesellschaft und ihrer Doppelmoral. Einer der wichtigsten Gründe, weshalb der Stoff heute noch Aktualität besitzt.
In dieser Adaption geht es in erster Linie um eine Liebe, die nicht sein darf. Der Hintergrund dazu wird gar nicht beleuchtet. In der Vorlage geht es auch um Schuld und Schuldbewusstsein. Das findet hier nicht statt. Hier wird eine Analogie zur Gegenwart geschaffen, indem Hester Prynne (Demi Moore) von Beginn an als geradezu feministischer Charakter gezeichnet wird. In der Vorlage entwickelt sie sich, um am Schluss als starke Frau aus der Misere zu gehen.
Eigentlich sollte Prynne den Geistlichen Dimmesdale (Gary Oldman) regelrecht terrorisieren. Er wiederum wagt es nicht, sich zu seiner Sünde zu bekennen, weil er in diesem Fall mit der Todesstrafe rechnen müsste. Stattdessen kommt es in dieser Adaption zu einem unglaublich unglaubwürdigen Happy End für das Paar. Ich musste unwillkürlich lachen, als mir das präsentiert wurde. Was ein Quatsch! Und natürlich wirft die komplette Gemeinde ihre Weltanschauung über Bord und vergibt den Abtrünnigen von jetzt auf gleich.
Hinzu kommt der nicht enden wollende Kitsch dieser Verfilmung, der locker eine x-beliebige Rosamunde Pilcher Verfilmung in den Schatten stellt. Man setzt hier auf Emotionen, die auf dem zwischenmenschlichen Drama um die verbotene Beziehung aufbauen. Die Kernaussage des Literaturklassikers interessiert Drehbuchautor Douglas Day Stewart überhaupt nicht. Stattdessen frönt er alten Gewohnheiten. Wie schon bei “The Blue Lagoon” (1980) lässt er unnötig viel schwülstige Erotik und verklärte Vorstellungen von Romantik einfließen. Regisseur Roland Joffé versucht aus den Möglichkeiten, noch das Beste herauszuholen. Anzumerken ist das bei Gary Oldman und Robert Duvall, die beide einige Szenen haben, in denen sie zeigen können, dass sie Schauspieler sind. Ganz im Gegensatz zu Produzentin und Hauptdarstellerin Demi Moore, die ständig deplatziert wirkt. Nie wirkt sie wie eine erzpuritanische Frau, die im Widerspruch zu ihrem Glauben handelt und deshalb mit sich hadert. Diese Hester Prynne wurde ganz anders charakterisiert.
Mit dem 1850 veröffentlichten Roman “The Scarlett Letter” leistete Nathaniel Hawthorne gewissermaßen Abbitte für die Verfehlungen seiner Familie. Einer seiner Vorfahren gehörte zu einer Gruppe von Richtern in Salem, die 1692 Frauen als Hexen zum Tod verurteilte. An keiner Stelle konnte mir diese Verfilmung die Intentionen des Autors auch nur erahnen lassen.
03 - ★★★✩✩✩✩✩✩✩
Nachdem Bruce Willis die One-Man-Army Show im Mainstream kultivierte, kamen Steven Seagal mit "Under Siege" sowie Wesley Snipes mit "Passenger 57" erfolgreich auf denselben Trichter. So wurde auch für den produktiven Jean-Claude Van Damme eine Variation zusammen gezimmert.
Die zweite Zusammenarbeit mit Regisseur Peter Hyams war für Van Damme vor allem auf dem internationalen Markt erfolgreich. Sehenswert sind aus meiner Sicht die praktischen Stunts jener Zeit. Besonders der Showdown mit dem Hubschrauber. Dramaturgisch ist der Film bestenfalls solide, kann jedoch mit seiner Kameraführung und Perspektiven punkten (für den Showdown waren neun Kameras gleichzeitig im Einsatz). Bemerkenswert ist auch der Einsatz am Set für den Eishockey-Hintergrund. Das ursprüngliche Material war ein Freundschaftsspiel zwischen den Penguins und den Lumberjacks. Allerdings war das Peter Hyams nicht dynamisch genug. Also gab es arrangierte Nachdrehs mit Profispielern auf dem Eis als auch Standee und 10000 Statisten im Publikum. Ungewöhnlich viel Aufwand für einen Film dieser Größenordnung und mit diesem Budget.
Launiges "Die Hard" Rip-Off aus den 90ern. Das Richtige für Filmfreunde, die ein Herz für klassische Actionmovies haben. Das Remake "Welcome to Sudden Death" (2020) genießt einen sehr viel schlechteren Ruf. Bis heute kenne ich nur das Original. Ich glaube, die Qualitäten von "Sudden Death" (1995) würde man durch den übermäßigen Einsatz von VFX zunichte machen. Deshalb hält sich meine Neugier für das Remake in Grenzen.
Der strukturelle Aufbau ähnelt der Dokumentation “Angela Merkel: Frau Bundeskanzlerin”. Im Vergleich dazu sind die größten Unterschiede:
a) statt zwei ist hier nur eine Off-Stimme zu hören
b) die Spieldauer ist halb so lang
c) es wurden neue Interviews in die Produktion eingebunden
d) die inflationäre Musikuntermalung
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Die bekannten Stationen von Frau Merkel werden erstmal abgegrast, bis es interessant wird: Jugend in der DDR, aufgewachsen in einer Pfarrersfamilie, berufliche Anfänge als Physikerin, politischer Start beim Demokratischen Aufbruch, dann bei der CDU, Karriere in der Partei und im Kabinett von Helmut Kohl. Dann die Königsmörderin, die den Sturz ihres Förderers herbeiführte und zur Retterin der CDU stilisiert wurde. “Merkel braucht kein Programm - sie IST das Programm.” (CDU Regionalkonferenz 2000). Angela Merkel hat als Abgeordnete und als Kanzlerin nie eine Wahl verloren.
Wenn ich an Angela Merkel denke, habe ich sie als kontrolliert und reserviert in Erinnerung. Eine Politikerin, die immer diszipliniert war und ihre Haltung bewahrte. Die Archivaufnahmen ab dem Millennium bestätigen mich darin. Ein Lächeln in der Öffentlichkeit war rar. Für Angela Merkel gehörte es nicht zum Job, Emotionen zu zeigen. Die Doku präsentiert eine Zeitreise durch mehr als drei Jahrzehnte. Mit Bildern aus der DDR, aus dem Wendeherbst, wie Helmut Kohl in Washington bei Bush senior mit seiner "jüngsten Ministerin" posiert usw. Die Jahre rauschen in der Serie nur so vorbei.
Ich habe mir die Doku als fünfteilige Streaming-Serie in der ARD-Mediathek angesehen (es gab auch eine gekürzte Version im Free-TV). Im Resümee wirkt vieles von früher sehr anders als heute. Was für mich auch eine Aussage darüber ist, ob die Merkel-Jahre nun wirklich eine Zeit des Stillstands waren. Klar, sie hätte mehr gestalten können, statt nur unmittelbare Probleme abzuwenden; insbesondere Probleme wie den Klimawandel, die bundesweite Versorgung des Internet oder die Energieversorgung, wurden nicht angegangen, sondern verschoben. Aber sie wusste, den Kanzlerjob zu bewältigen. Beispiele: Euro-Rettungsschirm; Energiepolitik (Abschalten der Atomkraftwerke); Ehe für alle. Die erste Frau an der Führung der Bundesrepublik hat lange gebraucht, um nicht mehr “Kohls Mädchen” zu sein. Meiner Meinung nach, weil sie während ihrer Karriere immer wieder ihren Gegnern Vorlagen geliefert hat. Beispiel: Sie öffnet die Grenzen, sagt den berühmten Satz „Wir schaffen das“, aber nicht, wie wir das schaffen sollen. Einer der Schritte, mit dem sie ihren Kritikern Raum gibt und sich von ihrer eigenen Partei entfremdet.
“Das schwer greifbare ist, was einen in einem eher ängstlichen Land mehrheitsfähig macht. Was schwer greifbar ist, da kann man viel drauf projizieren. Jeder hat sich so seine eigene Angela Merkel zurecht projiziert, wie er sie haben wollte. Und dadurch konnte sie gewählt werden.“ [Marina Weisband]
Tim Evers hat für seine Dokumentation eine bunte Runde zusammengestellt, in der sich Beobachter und Wegbegleiter zu Wort melden. Es äußern sich u.a.: Tilo Jung (Polit-Journalist), LeFloid (YouTuber), Thomas de Maizière (Ehemaliger Verteidigungsminister; CDU), Marina Weisband (Publizistin und Politikerin; Bündnis 90/Die Grünen), Evelyn Roll (Journalistin, bekannt für ihre Publikationen über Angela Merkel), Roland Koch (Politiker; CDU), Annegret Kramp-Karrenbauer (ehemalige Vorsitzende der CDU), Samira El Quassil (Podcasterin, Autorin). Claudia Major (Politikwissenschaftlerin), Antonia von Romatowski (Komikerin, bekannt als Merkel-Imitatorin). Sie alle reden über Angela Merkel, und indem sie sich laut Gedanken über die frühere Bundeskanzlerin machen, reden sie über sich selbst und – gewissermaßen – über uns alle. Was jedoch Carla Reemtsma (Mitorganisatorin der Fridays for Future-Bewegung) in der Runde sollte, bleibt für mich unbeantwortet.
Die “Sissi”-Haftigkeit des Untertitels “Schicksalsjahre einer Kanzlerin” irritiert mich ebenso wie die fragwürdige Songauswahl für den Soundtrack. Am Beispiel der ersten Folge der fünfteiligen Doku versuche ich das zu verdeutlichen. In der ersten Folge sind u.a. folgende Songs zu hören:
• Cyndi Lauper - Girl Just Wanna Have Fun (Ein lebhafter und ikonischer Pop-Song, der die Freude und das Recht von Frauen auf Freiheit und Vergnügen betont.)
• David Hasselhoff - Looking for Freedom (Der Erfahrungsbericht eines jungen Mannes, der sein Elternhaus verlassen hat, weil er trotz Reichtum und Besitz seine Freiheit nicht fand.)
• Tracy Chapman - Talkin’ Bout a Revolution (Ein Aufruf an all jene, die sozial schlechter gestellt sind, jene, die in unserer Gesellschaft nicht gesehen und gehört werden, sich gegen das System aufzulehnen und für ihre Rechte einzustehen.)
• Snap - The Power (Steht heute als Sinnbild für die frühen 90er, seinen empowernden Charakter und der Beginn des Eurodance.)
Den in der Doku wiederkehrenden Einsatz des "Stranger Things Theme" und von “Running Up That Hill” (Kate Bush) habe ich gar nicht verstanden. (Der Bush-Song handelt von der Unmöglichkeit, dass sich zwei Liebende wirklich verstehen können und wie verlockend es wäre, für eine kurze Zeit den Körper tauschen zu können und in die Seele des Gegenüber einzutauchen.) Wenn man dann beobachtet, in welchen Kontext die genannten Songs gestellt werden, macht das bei vielleicht zwei Songs Sinn in Bezug darauf, wann der Song ein Hit war. Bezüglich der geschichtlichen Ereignisse wirkt die Auswahl unwillkürlich.
Fazit: »SIE KENNEN MICH« Erstmals erklärte sich die ehemalige Kanzlerin Angela Merkel auf diese Weise in ihrem dritten Bundestagswahlkampf 2013 im TV-Duell gegen Peer Steinbrück. Was in der Doku fehlt, ist die Sichtweise der Kanzlerin selbst. Das versucht man mit Archivaufnahmen und der Sichtweise der Wegbegleiter aufzufangen. Für politisch Interessierte, die die Merkel Ära miterlebt haben, bietet die Dokumentation relativ wenig neue Erkenntnisse. Sehenswert ist das für Zuschauer, die sich bislang nicht mit der Langzeit-Kanzlerin auseinandergesetzt haben. Die Dokumentation bietet keine politische Tiefe. Aber es ist kurzweilig und aufschlussreich. Für mich war die Kritik, die vor allem in den letzten beiden Folgen stattfand, das interessanteste.
Heute, am 17. Juli 2024, feiert Alt-Kanzlerin Angela Merkel ihren 70. Geburtstag.
Herzlichen Glückwunsch Frau Merkel.
Das Böse lauert hier in einem verfluchten Tarotkartendeck. Die Karten bzw deren böse Personifizierungen machen Jagd auf die Teenies, die sich die Karten haben legen lassen. Den Ursprung des Bösen zu finden und damit seinem Todesschicksal zu entkommen, steht hier eher weniger im Vordergrund. Stattdessen erinnert das Ergebnis an eine esoterische Version von “Final Destination”. Bei gelegten Karten wie “Die neun Schwerter“ kann man sich ausmalen, wie das Opfer sterben soll.
Eine gute Prämisse allein macht leider keinen guten Film. Die Filmemacher nehmen sich nicht die Zeit, um die notwendige Atmosphäre aufzubauen. Viel zu schnell hetzt der Film von einem Karten-Thema zum nächsten. Es gibt Motive, die das Zeug dazu gehabt hätten, sich nachhaltig in die Köpfe des Zuschauers einzubrennen. Insbesondere das Zirkus-Setting des Magiers steckt voller kreativer Ideen. Genauso wie das Figurendesign des Narren oder die eine Todesszene in der U-Bahnstation. Die Spannweite zwischen dem Potenzial und dem Unvermögen, dieses umzusetzen, könnte kaum größer sein. So ist es dann nur ein langweiliger Teenie-Horrofilm ganz im Geiste von “Ich weiss was du letzten Sommer getan hast”. Dieser Vergleich ist kein Lob (sic!).
02 - ★★✩✩✩✩✩✩✩✩
Die 90er bieten so viele gute Filme. Hier fiel es mir schwer eine Auswahl zu treffen.
• König der Fischer (1991)
• Erbarmungslos (1992)
• Bram Stoker's Dracula (1992)
• Die Verurteilten (1994)
• Léon - Der Profi (1994)
• Pulp Fiction (1994)
• Der König der Löwen (1994)
• L.A. Confidential (1997)
• Face/Off - Im Körper des Feindes (1997)
• The Big Lebowski (1998)
In Deutschland sinkt der Fleischkonsum, weltweit steigt er an. Schon bei den ersten Bildern wird dem Zuschauer gezeigt, dass dieser Film keine Anklage sein will, kein aktivistisches Statement für oder gegen die Fleischindustrie.
Viele informieren sich nicht darüber, in welchen Konsumgütern tierische Stoffe enthalten sind. Ein paar Beispiele: In Brot kann die Aminosäure L-Cystein enthalten sein, die aus Schweineborsten und Feder gewonnen wird (E920 bei verpackten Backwaren). In Nagellacken kann Guanin enthalten sein, das aus Fischschuppen hergestellt wird. Holzleime werden oft auf tierischer Basis mit Glutin oder Kasein hergestellt. Glutin wird durch das Auskochen von Tieren gewonnen, Kasein ist ein Bestandteil von Kuhmilch. Tierisches Cholesterin, das aus den Zellmembranen von Tieren gewonnen wird, nutzen viele Hersteller in Form von flüssigen Kristallen bei der Produktion von LCD-Bildschirmen (Displays für Smartphone, TV, Notebook etc.). Der fleischessende Mensch hat es geschafft zu verdrängen, dass er Tiere isst. In der heutigen Zeit hat sich der moderne Mensch immer weiter von den Prozessen der Schlachtung entfernt.
Immer wieder ist die Rede von Respekt und Verantwortung den Tieren gegenüber. Momente des Haderns und Nachdenkens werden laut. Stellvertretend für das gegenwärtige Dilemma des Fleischkonsums lässt man hier eine junge Auszubildende, einen routinierten Kopfschlächter und zwei Frauen, die einen Schlachtkurs belegten, offen über das Thema reflektieren. Die Doku von David Spaeth zeigt den Prozess vom fröhlichen Muhen zum anonymen Steak und ist mehr an ethischen Fragen interessiert als an politisch-ökologischen. Nicht alles wird im Detail gezeigt, aber die Bilder reichen für ein starkes Gefühl der Beklemmung. Vieles, was hier die Kamera einfängt, hat der Großteil der Zuschauer bestimmt noch nicht gesehen: das Schlachten von Schweinen, die verschiedenen Schlacht-Methoden im Vergleich, ein Roboter, der testweise im Labor ein totes Schwein zerschneidet usw. Oder wenn ein Mitarbeiter auf dem Schlachthof in Akkordarbeit damit beschäftigt ist, die Rinder aus dem Kuh-Transport in den "Schießstand" zu geleiten. Dort hat er etwa eine Minute Zeit, um ein Rind zu töten. Er streichelt ihnen den Rücken, um sie zu beruhigen. Bei seiner Arbeit erledigt er 500 bis 1000 Tiere pro Tag. Der Mitarbeiter teilt vor der Kamera mit, seitdem er täglich mit dem ganzen Blut konfrontiert sei, isst er kein Rindfleisch mehr.
Ein sehenswerter und spannender Dokumentarfilm, der thematisiert, dass wir den Bezug zum Tier und zum Töten gänzlich verloren haben.
07 - ★★★★★★★✩✩✩
Bevor man sich für einen vierten Teil der Filmreihe entschieden hat, sollte dieses Drehbuch ursprünglich als Spin-Off für die Figur Lee Christmas dienen (dargestellt von Jason Statham). Man kann es der Erzählung anmerken. Das Schicksal von Barney Ross (Stallone) dient als Auslöser der eigentlichen Story. Das reduziert seine sonst übliche Screentime erheblich. Vom Stammteam rund um Sylvester Stallone sind im vierten Film nur noch Dolph Lundgren und Randy Couture zu sehen. Und natürlich Jason Statham, dem die Führung übergeben wurde. Aber Jet Li und Terry Crews sind inzwischen raus. Ich weiß gar nicht mehr, ob der Wegfall der Figuren irgendwie erläutert wird. Es gibt auch keinen Schwarzenegger, der in jedem der vorigen drei Filme einen Gastauftritt hatte.
Die Staffelstabübergabe von “Expend4bles” an eine jüngere Generation ist nicht deshalb nach hinten losgegangen, weil “Sly” ausgestiegen ist. Erstmal finde ich es fragwürdig, wenn der Endvierziger “50 Cent” als Vertreter der jüngeren Generation besetzt wird. Diesbezüglich war im Vorgänger Glen Powell eindeutig die bessere Wahl. Grundsätzlich finde ich weibliche Beteiligung bei den Expendables gut. Da konnte der dritte Film mit MMA-Kämpferin Ronda Rousey aufwarten. Aber Megan Fox? Ich sehe da eher Frauentypen wie Rebecca Ferguson, Zoë Bell oder Gina Carano.
Abgesehen davon begeht der vierte Ableger einen der schlimmsten Fauxpas, den man als Filmreihe machen kann. In den ersten beiden Teilen agieren die Darsteller mit realen Requisiten vor realer Kulisse. Anstatt sich auf seine Tugenden zu besinnen, führt man technische Neuerungen übermäßig ein, die für mich als Zuschauer das Filmerlebnis trüben. Schon im dritten Film wurden viele Aufnahmen vor der Greenscreen gezeigt. Aber was hier geboten wird, das stößt jeden analogen Action-Liebhaber direkt vor den Kopf. Die Nutzung der Greenscreen ist üblich, sollte aber angemessen verschleiert werden. In Kombination mit dem offensichtlich inflationären Einsatz von Compositing-Software, den virtuellen Sets und den digitalen Hintergründen wirkt es auf mich jedoch, als ob die Darsteller ausschließlich in den Studios gewesen sind und für Außenaufnahmen gar nicht vor der Kamera waren. Die Actionszenen sehen wirklich scheiße aus. Zu allem Überfluß wird versucht, die offensichtlichen Schwächen mit allzu häufigen, unwitzigen One-Linern zu übertünchen.
Mein Fazit: Neun Jahre nach dem enttäuschenden, aber immerhin mittelmäßigen, dritten Teil wollte man das Vertrauen der Fans zurück gewinnen. In meinem Fall ist das Gegenteil passiert. Ich habe an einem weiteren Sequel kein Interesse.
03 - ★★★✩✩✩✩✩✩✩
Ein Jahr nach dem Erscheinen von Roches "Feuchtgebieten" hat Sarah Kuttner ihren ersten Roman vorgelegt. Mit “Mängelexemplar” widmete sie sich der Volkskrankheit Depression und landete einen Überraschungsbestseller. Für ihr Regiedebüt lieferte Lackmann auch das Drehbuch. Die Ausdrucksweise der Hauptfigur sollte wohl absichtlich cool wirken, ich weiß es nicht. Aber mich beschleicht das Gefühl, dass der tatsächliche Redestil der Romanautorin hier bis ins Drehbuch geflossen ist. Allerdings ist das eine Behauptung, weil ich die literarische Vorlage nicht kenne.
Im Film ist Hauptfigur Karo knapp 30 und immer auf der Überholspur unterwegs. Eine nervige Vertreterin einer typischen Großstadt Avantgarde. Für sie ist das Leben ein Büffet mit Nachschub-Garantie. Als sie ihren Job in einer Eventagentur verliert, fällt sie in ein tiefes Loch. Der Plot erzählt von einer Frau zwischen der Berliner Medienbranche, Angstzuständen und lähmender Schwermut.
Auf der darstellerischen Seite reißt die fabelhafte Laura Tonke alles raus. Tonke gibt hier Karos beste Freundin. Laura Tonke kratzt die Depression-Story nicht nur an der oberen Blabla-Schicht. Wenn sie auf den Plan tritt, pöbelt, tanzt und Männern versucht, die Oberlippenbärte zu entfernen, dann hat der Film die doppelte Ladung Leben. Die Message, dass auch schlechte Zeiten ein wenig Humor brauchen, kommt mit ihrer Hilfe an. Leider muss ich bemerken, dass viele Figuren recht stereotyp geraten sind. Schauspielerische Tiefe kann mir der Film deshalb nicht bieten. Für die Optik findet die Regisseurin ungewöhnliche Mittel, um das Innere der Hauptfigur und ihre Zerrissenheit zu visualisieren. Diese handwerklichen Kniffe stehen für mich auf der Habenseite.
Eine differenzierte Betrachtung der Krankheit oder den Umgang damit vermittelt der Film an keiner Stelle. Wer sich realitätsbezogene Zwischentöne erhofft, wird hier nicht fündig. Die Inszenierung setzt auf ihre Erzählhaltung, die mich bezüglich der Figuren Karo und ihrer Mutter (Katja Riemann) schnell nervt. Der Film versucht, die Ausbrüche einer depressiven Frau plausibel erscheinen zu lassen, was ihm meiner Ansicht nach nicht gelingt. Karo wirkt nervenraubend und versucht, sich während der Handlung hinter einer Reihe aufgesetzter Gags zu verstecken. Damit verspielt man sich so einiges. Ebenso die Darstellung, die labile Frau zu sehr lauter Musik durch die Gegend zu hetzen. Was hat man sich dabei gedacht?
Fazit: Für visuelle Reize ist gesorgt. Aber das ironisch gebrochene Drama ist ganz bestimmt nicht für jeden Filmliebhaber/in geeignet. Ich kann mit dieser Form der Inszenierung über eine Frau mit psychischen Störungen wenig anfangen.
03 - ★★★✩✩✩✩✩✩✩
NBC-Universal hat bestätigt, dass ein neuer Jurassic Film im Oktober 2024 in den Sky Studios in Großbritannien gedreht wird. Der neue Film wird von Steven Spielberg über Amblin Entertainment produziert, Frank Marshall und Patrick Crowley produzieren über Kennedy-Marshall. Gareth Edwards (Godzilla) übernimmt die Regie. Vorraussichtlich wird keiner der Darsteller der bisherigen Filme für diese Produktion zurück kehren. Für den Main Cast wurde u.a. Jonathan Bailey, Mahershala Ali und Scarlett Johansson bestätigt. Die Dreharbeiten für die Außenaufnahmen haben letzten Monat im thailändischen Nationalpark begonnen.
https://deadline.com/2024/03/jurassic-world-movie-filming-sky-studios-elstree-universal-gareth-edwards-1235847163/
https://www.jurassicoutpost.com/new-global-filming-locations-and-dates-for-jurassic-world-4-revealed/
Hierbei handelt es sich um den ersten Film des Charakters Sabata. Es folgten noch zwei (einer mit Yul Brynner und einer erneut mit Lee van Cleef in der Titelrolle). Es gibt auch noch vier oder fünf Trittbrettfahrer-Filme, in denen immer jemand anders diese Rolle übernimmt. Ich bin mir nicht sicher, ob von diesen Filmen im Original tatsächlich die Figur Sabata mitwirkt oder es, mittels Etikettenschwindel, entsprechend vermarktet wurde (wie bei “Arriva Sabata!” von 1970).
Sabata ist kein Django-Plagiat. Die Figur besitzt auch nicht dieselbe Energie wie die von Corbucci. Der Kopfgeldjäger ist verschmitzter, schlitzohriger angelegt und sticht durch seine einfallsreichen Waffen hervor. Regisseur Parolini versucht die Brutalität des Genres selbst zu ironisieren. Teilweise gelingt das durchaus. Das macht die Figur für mich als Zuschauer aber auch unbedrohlicher. Den ikonenhaften Django wollte man gar nicht erreichen. Ähnlich wie später die Figur Sartana ist Sabata für mich gepflegte Unterhaltung mit Witz, sofern man ein Herz für Spaghettiwestern aus jener Zeit hat. Aber ich muss zugeben, der Humor ist inzwischen schon sehr veraltet. Der Film ist heute NUR noch etwas Gerne-Liebhaber.
Der Film “Sabata” besitzt eine ansehnliche Kameraführung, was im Genre zu der Zeit nicht selbstverständlich war. Der experimentelle Sound gefällt. Ebenso wie die charakteristische Darstellung von Lee van Cleef in der Titelrolle. Die Spannung ist ziemlich dürftig. Wahrscheinlich liegt das daran, weil Sabata als derart überlegene Figur ohne ebenbürtigen Gegner gezeigt wird. Er kennt alle notwendigen Informationen (woher bleibt ein Geheimnis), ist nicht aus der Ruhe zu bringen und wenn man auf seine Ausrüstung blickt, muss er bei James Bonds Waffenmeister Q gewesen sein. Leider erscheint der Plot nicht originell. In Grundzügen kennt man das aus den Hill/Spencer-Western, von denen der Erste zwei Jahre zuvor entstand.
06 - ★★★★★★✩✩✩✩
Die Horror-Comedy “Renfield” basiert sehr lose auf den Charakteren aus Bram Stokers “Dracula”. Die Ausgangslage ist dieselbe: Anwalt Renfield lässt sich von Dracula in die Falle locken. Der Untote überzeugt ihn von seinem Angebot. Wenn er den Befehlen des Vampirs gehorcht, erhält er dafür im Austausch die Unsterblichkeit. Allerdings, als die Erzählung in der Gegenwart beginnt, befindet sich Robert Montague Renfield (Nicholas Hoult) seit geraumer Zeit im Dienste des Nosferatu und lässt die gemeinsame Zeit Revue passieren. Renfield wird von seinem Gewissen geplagt und nimmt an einem Treffen einer Selbsthilfegruppe teil für Menschen in toxischen Beziehungen. Keiner von Renfields Gruppenmitgliedern kann verstehen, wie wörtlich er es meint, wenn er beschreibt, dass sein „Boss“ ein lebenskraftraubendes Monster ist. Erst dort reflektiert Renfield, dass er sich in einer abhängigen Beziehung mit einem toxischen Narzissten befindet.
Den actionreichen Nebenplot um die Cop-Beziehung hätte ich für mich nicht gebraucht. Das war mir zu abgenudelt und es scheint, als brauche man einen Grund, um die Handlung voranzutreiben. Aber das comichafte Abschlachten wurde fein in Szene gesetzt. Wenn Köpfe wie Bomben explodieren, Gliedmaßen abgehackt werden und literweise Blut fließt, bekommt auch der Gore-Fan was zu sehen. Abgesehen davon, denke ich nicht, dass es als Satire gemeint war, hier eine Verkehrspolizistin (dargestellt von Awkwafina) als unfehlbar und heldenhaft zu präsentieren. In der heutigen Zeit wirkt das schon etwas weird und erinnert mich an die Diskussionen um fiktionale Cops in TV-Shows (wie “Blue Bloods” oder “S.W.A.T.”). Der Vorwurf ist, dass diese so konzipiert wurden, dass sie polizeifeindlichen Stimmungen entgegenwirken (wird im US-amerikanischen als “copagandistic story” bezeichnet) und die Shows dem Vorgehen der Polizei uneingeschränkt applaudieren, anstatt die gegenwärtige Lage zu fiktionalisieren.
Die lebhafteste Figur ist ironischerweise Dracula selbst, Renfields empörter Boss. Dieser wird mit Begeisterung von Nicolas Cage dargestellt, der liefert hier ein fabelhaftes B-Movie-Feuerwerk ab und beschwört sporadisch den Geist von Bela Lugosi herauf. Cage macht das Beste aus seiner knappen Screentime. Wenn er gerade nicht an Lugosi erinnert, dann spielt er Nic Cage und beides macht er mit Bravour. Seine Darstellung als Fürst der Finsternis bewegt sich zwischen verrückt und entzückend.
06 - ★★★★★★✩✩✩✩
Titel und Inhalt ist natürlich eine Anspielung auf den französischen 80er-Jahre-Hit “3 hommes et un couffin” (Dt. Titel: Drei Männer und ein Baby). Auch sonst recycelt der Autor und Regisseur Akkus Altbekanntes. Prinzipiell wäre das in Ordnung, wenn es denn gut geklaut UND gut umgesetzt wäre. Ist es nicht! An keiner Stelle. Das deutsche Update, in dem man aus den drei Männern drei Deutsch-Türken macht, wirkt gewollt und führt nicht zu guten Witzen. Warum man geradezu großzügig das Panorama von Frankfurt als visuellen Lückenfüller nutzt, ist mir ein Rätsel. Die Skyline ist ja nicht unbedingt mit Chicago oder Toronto vergleichbar. Dann dieser biedere Grundton der Erzählung, besonders bezüglich des Happy End (reif für die Kotztüte).
Die Geschehnisse wirken auf mich wie eine episodische Aneinanderreihung von Ideen ohne übergreifende Dramaturgie. Der lose Faden ist das Kind und dass sich die drei Brüder darum kümmern. Das Machwerk ist müde, langweilig und vor allem schlecht montiert. Ein Stückwerk voll mieser Pointen ohne Timing. Bei den Möglichkeiten muss da mehr kommen. Das war kacke.
02 - ★★✩✩✩✩✩✩✩✩
In seinem Dokumentarfilm „Eine deutsche Partei“ zeigt Simon Brückner eine Innenansicht der AfD, unkommentiert und ohne Interviews.. Zwischen 2019 und 2021 erhielt der Dokumentarfilmer privilegierten Zugang zu Treffen verschiedener Parteiebenen der selbsternannten »Alternative für Deutschland«, darunter auch zu nichtöffentlichen Sitzungen. Die Aufnahmen dokumentieren die politische Alltagsarbeit in Sitzungen und Ausschüssen in ungewohntem Detailreichtum. Auch Wahlkämpfe, Parteitage und Ausflüge sind im Film zu sehen. Dem Regisseur gelingt es darin, bestimmte Schwächen, mitunter auch Kleinkariertheit, Spießigkeit und Karrierismus in einer Partei aufzuzeigen, die in der öffentlichen Wahrnehmung ständig zwischen den rechtsradikalen, völkischen und nationalrevolutionären Positionen schwankt. Der Preis des “No Comment”-Charakter ist allerdings, dass für den unbedarften Zuschauer keine Einordnung für das Gezeigte stattfindet.
Immer wieder erlebe ich es während der Spielzeit, dass ich mir Gedanken mache über die Unbekannten, denen ich hier zuschaue. Was bewegt diese jungen Leute in der JA wirklich? Zum Beispiel, als einige AfD-Leute in ein Grenzgebiet reisten, um Geflüchtete für ihre Social-Media-Accounts zu filmen: Aaron Kimmig, Vorstandsmitglied der JA, spricht einen Afghanen an: „Sie wollen nach Deutschland, kann man ja verstehen, ist auch ein tolles Land“. Lächelnd erzählt ihm der junge Mann im verständlichen Englisch von seinem jahrelangen Fußmarsch, ein bewundernswerter Mensch mit Charisma. „Sie sind ja verrückt!“ – „Nein, überhaupt nicht“, lacht der Angesprochene. „Ich weiß, wie man wandert.“
Die AfD versucht sich Dritten gegenüber als offen und interessiert an einer Auseinandersetzung zu präsentieren – eben als eine ganz normale Partei im politischen Streit. Ich stelle mir unweigerlich die Frage, was ein filmisch weniger geschultes Publikum aus diesem Film mitnimmt. Ich vertraue auf den reflektierten Zuschauer, aber was hier aus 500 Stunden Filmmaterial zusammen montiert wurde, kann durchaus auch anders verstanden werden. Deutlich wird für mich, dass die AfD am meisten mit sich selbst beschäftigt ist und nicht mit politischen Lösungen oder den Sorgen der eigenen Wähler.
Mein Fazit: Die Ästhetik der Bilder ist kontrastreich, Ausschnitte sorgsam gewählt und Perspektiven gut komponiert. Aber die Struktur von Brückners Film wirkt auf mich oft diffus. Die hier gezeigten AfD-ler sind auch keine Nazis. Ich sehe fehlgeleitete Spießbürger, deren gestrige Äußerungen geschmacklos, unreflektiert und rassistisch sind. Einige davon wirken auf mich auch dumm, mit großen Verlangen nach Selbstinzenierung. Diese AfD-Truppe merkt nicht, dass sie sich selbst entlarven und wirken dabei auf mich so bedrohlich wie die “Three Stooges”. Das ist zeitweise ganz unterhaltsam, aber einen Mehrwert hat diese Produktion für mich nicht.
05 - ★★★★★✩✩✩✩✩
Empfohlenes Trinkspiel: Immer einen Shot, wenn ein AfD-ler sich selbst oder die Partei demontiert.
Der Mikrokosmos des Lehrerzimmers ist kein Abbild der Realität oder hinterfragt die Schule als System. Regisseur Çatak präsentiert eine Studie der Eskalation von Vorwürfen, die alle Beteiligten überrollt. Die ehrgeizige Berufsanfängerin Carla ist empört, als ihre Kollegen zu grenzwertigen Mitteln greifen, um einen Langfinger zu erwischen. Dabei machen alle Beteiligten ihre Absichten deutlich, die ihr Handeln verständlich und nachvollziehbar machen. Dennoch nimmt das Verhängnis seinen Lauf.
Carla Nowak (Leonie Benesch) ist das, was man eine engagierte Lehrerin nennt. Zwischen Butterbroten und Gymnastikbällen versucht sie, für ihre Schülerinnen und Schüler da zu sein. Die Guten werden gefördert. Die Schwachen nicht bloß gestellt. In ihrer Position will Carla Nowak ihre Verantwortung für die Kinder wahrnehmen, ist zugleich aber auch die Neue im Kollegium, die die an der Schule geltenden Codes erst noch entschlüsseln muss. Diese pädagogisch versierte Lehrerin muss mit ansehen, wie ihre Direktorin eine Art Razzia in ihrem Klassenzimmer durchführt. An der Schule gibt es schon länger eine Diebstahlserie, die nun aufgeklärt werden soll.
»[...] wer nichts zu verbergen hat, der braucht sich auch keine Sorgen machen!«
Das perfide Ausnutzen von Machtgefällen durch das Abstreiten desselben, wechselt sich mit Psychospielen in polizeiähnlichen Verhörsituationen ab. Wer unschuldig ist, wird impliziert, brauch’ nicht auf sein Recht zu pochen.
“Das Lehrerzimmer” ist in meinen Augen keine verfilmte Kritik am deutschen Schulwesen. Vielmehr fungiert die Schule hier als Code für eine beeinträchtigte Gesellschaft, deren Beteiligte sich nur schwer ihren Zwängen entziehen können. Was Kinder und Lehrer jenseits der Schule tun, spielt keine Rolle für den Gang der Ereignisse, die sich ganz aus der Perspektive der jungen Lehrerin entfalten. "Das Lehrerzimmer" nutzt das Szenario als Spiegelbild einer funktional abträglichen Gesellschaft: die hierarchischen Strukturen, die dargestellte multikulturelle Mischung, die Vorurteile und Rivalitäten, die moralischen Ansprüche und Verfehlungen. Der von den Erwachsenen losgetretene Gewaltspirale können sich die Schüler nicht entziehen. Der Rufmord, den die Schülerzeitung betreibt, die unmenschliche Demütigung von Kindern in den Schulklassen, bis hin zu körperlichen Gewaltausbrüchen – eine pädagogische Ohnmachtserklärung. Vor allem dann, wenn die Erwachsenen sich in ihren Befindlichkeiten verstricken, anstatt sich um die Kinder zu kümmern. Je mehr sich die Hauptfigur Carla Nowak um Deeskalation bemüht, desto mehr entgleitet ihr die Situation. Die ausgelöste Kettenreaktion hat ausgerechnet die Idealistin mit den besten Absichten zu verantworten. Es entsteht ein bitteres Lehrstück in Sachen Selbstgerechtigkeit.
"Der Film handelt von unserer Debattenkultur, von der Suche nach Wahrheit, der Suche nach Gerechtigkeit, der Verdrehung von Wahrheit. [...] Es geht um Fake News und um Cancel Culture. Es geht darum, wie man als Lehrkraft alles richtig machen will und doch einiges falsch macht." (Regisseur İlker Çatak)
08 - ★★★★★★★★✩✩
Im Vorspann wird die Rumänin Ali (Alina Serban) von ihrem Vater verstoßen. Mit ihren beiden Kindern strandet die junge Frau in Hamburg. Jahre später verdient sie ihr Geld mit mies bezahlter Schwarzarbeit als Hotel-Reinigungskraft. Die Roma-Gemeinde hat sie hinter sich gelassen und wohnt nun in einer Zweckgemeinschaft zusammen mit einer Deutsch-Ukrainerin. Zum einen weil die Alleinerziehende einerseits jemanden benötigt, die auf die Kinder aufpasst, während sie versucht Geld zu verdienen und andererseits, weil eine 30-jährige Roma in Deutschland nicht ohne Vorbehalte eine Wohnung bekommt. Bei ihrem Putzjob versucht ihre Vorgesetzte sie abzuzocken. Sie wehrt sich dagegen und verliert den Job. Am Arbeiterstrich nimmt sie Tagelöhner-Arbeiten an, um für fünf Euro die Stunde nachts auf einer Baustelle zu malochen. Dann klopft auch noch das Jugendamt an. Bei ihrem Aushilfsjob in der kultigen Kaschemme “Zur Ritze” findet sie in dem abgehalfterten Boxtrainer Tanne (Tobias Moretti) Unterstützung.
Auch wenn Filmtitel, Cover und Pressetext es suggerieren, ist dies nicht in erster Linie ein Sportfilm. Den Zuschauer erwartet nicht etwas wie "Southpaw" (2015) oder "The Fighter" (2010). Vielmehr handelt es sich um ein emotionales Frauenporträt und Sozialdrama. Im Normalfall ist die alleinerziehende Mutter unauffällig und versucht, durch viel schlecht bezahlte Arbeit ihren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen. Aber Alis Durchsetzungsvermögen ist immer spürbar. In der Erziehung, im Sport und wenn sie in die Enge getrieben wird. Regisseur Hüseyin Tabak setzt auf Authentizität. Er erzählt eine Lebensgeschichte voller Niederschläge. Ali schlägt sich durch für ihre Kinder. Am Ende bleibt sie ihrer ältesten Tochter in Erinnerung. Trotz gewisser Härte war sie ihre Mutter, die immer für ihre Kinder da war.
Es ist keine weibliche “Rocky”-Mythologie und nicht so romantisiert wie “Cinderella Man” (2005). Dazu bleibt der Filmemacher bei seiner Zeichnung zu gnadenlos. Er unterstreicht in seiner Geschichte: Wer einmal unten auf der sozialen Leiter steht, kommt so schnell nicht wieder hoch. Wenn sich etwas ändern soll in deinem Leben, kannst nur du dafür sorgen.
Leider fängt der packende Film in der letzten Runde an zu taumeln. Wenn sich die Produktion in den letzten 30 Minuten den Konventionen des Boxfilm beugt und seine eigentliche Botschaft aus den Augen verliert, geht dem bis dahin ausgezeichneten Film seine Intensität und Vehemenz verloren.
Über die Spielfilmlänge und im Vergleich zu den Nebendarstellern, ist die Rolle von Hauptdarstellerin Alina Serban recht dialogarm angelegt worden. Zusammen mit Tobias Moretti liefert sie dennoch eine überzeugende und glaubwürdige Schauspielleistung ab. Besonders die innere Zerrissenheit von Ali wird authentisch inszeniert. Randinfo: Alina Serban ist selbst Roma, Frauenrechtsaktivistin und Absolventin der Londoner Royal Academy for Dramatic Art.
07 - ★★★★★★★✩✩✩
Zehn Filme aus Deutschland, die für mich ein eindrückliches Filmerlebnis waren.
- "Metropolis" (1927)
- "Der Mann, der Sherlock Holmes war" (1937)
- "Angst essen Seele auf" (1974)
- "Das Boot" (1981)
- "Der Himmel über Berlin" (1987)
- "Das Leben ist eine Baustelle" (1997)
- "Kurz und schmerzlos" (1998)
- "Der Krieger und die Kaiserin" (2000)
- "Halbe Treppe" (2001)
- "Systemsprenger" (2019)
Bei meiner Auswahl lasse ich Co-Produktionen a la "Cloud Atlas" (2012) ebenso außen vor, wie Hollywood-Movies mit deutscher Beteiligung [wie "Inglourious Basterds" (2009) oder die (ersten drei) Bourne-Filme].
Wenn der Regisseur der “Kingsman”-Filme eine Spy-Comedy mit Starbesetzung inszeniert, klingt das doch nach ansprechender Unterhaltung, oder nicht?! Naja, bei mir wollte das Ergebnis nicht so recht zünden. Der Grundplot ist dem Belmondofilm “Le Magnifique” (1973) sehr ähnlich. Darin geht es um einen Trivialromanautor, der in seiner Fantasie zu einer Art James Bond wird. Nur dass es hier eine Autorin ist. Von dieser Ausgangsidee aus verwebt sich immer mehr Realität mit Fiktion.
Durch die starke Farbsättigung und den sichtbaren Einsatz von VFX packt mich die Action nicht. Gepaart mit belangloser Klischeehaftigkeit und manchmal recht albernen Humor, erinnert mich die Inszenierung zeitweise an kitschige Werbespots. Das Star-Aufgebot ist prall. Aber die namhaften Stars bleiben meist in Gastrollen und Cameos gefangen (Samuel L. Jackson, Dua Lipa, John Cena, Sofia, Boutella). Die Auftritte von Henry Cavill und das famose Overacting von Bryan Cranston sind noch die witzigsten Anekdoten für mich gewesen. Aber der beinahe ausufernde Cast ist nicht notwendig. Die schrille Überzeichnung war zeitweise unterhaltsam. Manchmal aber auch etwas drüber. Irgendwie fehlte der Dramaturgie das richtige Timing. Ich vermute, man wollte Lächerlichkeit als stilistische Mittel benutzen. Bei mir hat das nicht funktioniert.
Als clever oder originell habe ich den Film nicht empfunden und die beiden Hauptdarsteller, Bryce Dallas Howard und Sam Rockwell, harmonierten nicht besonders gut miteinander. Strukturell ist der Film nicht stimmig. Anstatt sich auf einen gelungenen Auftakt zu konzentrieren, kracht “Argylle” unter der Last der eigenen Ambitionen zusammen. Das hatte was von einer aufgeplusterten Version irgendwo zwischen “Mr. & Mrs. Smith” (2005) und “Knight and Day” (2010), die auf Biegen und Brechen der Beginn von noch viel mehr werden möchte.
05 - ★★★★★✩✩✩✩✩
Während der Entwicklung schien im Vorfeld nie die Sonne über das Projekt. Viele Jahre steckte das nächste Geisterjäger-Abenteuer in der “Development Hell”. Anfang der 90er schrieb Dan Aykroyd die erste Drehbuchfassung. 2004 begann Columbia Pictures erstmals konkret mit der Planung einer Fortsetzung. 2012 wurde das Projekt neu bewertet und auf Eis gelegt. 2015 wollte man das Projekt wieder in Angriff nehmen. Die Dreharbeiten fanden schließlich Mitte 2019 statt. Die Erstveröffentlichung sollte ein Jahr später sein und wurde aufgrund COVID-19 viermal verschoben. US-Kinostart war Ende Herbst 2021. Die Handlung setzt 32 Jahre nach “Ghostbusters II” (1989) ein. Nachdem der Schauspieler Harold Ramis 2014 gestorben ist, sieht man ihn nur als Archivmaterial und in Form eines digitalen Double.
“Ghostbusters: Afterlife” ignoriert das Reboot von 2016 und ist der offizielle dritte Teil des Franchise. Im Gegensatz zum Reboot blieb hier die stilistische Kontinuität zu den Originalfilmen erhalten. Neben dem Design und den Kreaturen, ist das besonders auffällig dadurch, dass viele praktische Effekte zu sehen sind. Also keine visuelle Reizüberflutung durch eine CGI-Offensive. Das fühlt sich für mich erfrischend oldschool an.
Der Fokus der Story liegt darauf, die Rolle der Ghostbusters an jüngere Schauspieler weiterzugeben. Ziemlich langweilig finde ich die abgedroschene Idee “Entfremdete Vater-Tochter-Beziehung wird durch einen Konflikt wieder vereinigt”. Es ist ja nicht einmal neu, dass eine entzweite Beziehung mit einer Person im Jenseits wieder ins Reine gebracht wird [siehe “Always” (1989), “Ghost Dad” (1990) oder “Ghost” (1990)]
Carrie Coon [bekannt aus “Gone Girl” (2014) und “The Leftovers” (2014–2017)] stellt die entfremdete Tochter von Egon Spengler dar. Finn Wolfhard [bekannt aus “It”(2017) und dem Netflix-Hit “Stranger Things”] und Mckenna Grace [bekannt aus “Gifted” von 2017, der Netflix-Serie “The Haunting of Hill House” und der CBS- Sitcom “Young Sheldon”] werden als Enkelkinder des verstorbenen Geisterjäger in den Mittelpunkt gerückt.
Die Erzählung lässt sich anfänglich zu viel Zeit damit, ihre guten Karten auszuspielen. Außerdem wurde die Handlung von der City aufs Land verlegt. Aber der Film atmet den Spirit der beliebten Filme aus den 80er-Jahren. Vor allem nimmt er die bekannte Thematik rund um den Torwächter und den Schlüsselmeister wieder auf und schlägt damit sowohl eine inhaltliche und als auch emotionale Brücke zum ersten Film. Schade nur, dass die Rückkehr von Gozer so kurz gehalten wird. Da wäre mehr drin gewesen. - Unterstützt wird die Besetzung durch die bekannten Geisterjäger, die hier als eine Art urbane Legende dargestellt werden. Charmant und witzig, wenn der Lehrer “von früher” schwärmt [Paul Rudd, “The 40-Year-Old Virgin”, “Anchorman”, “Ant-Man”]. Aber nicht zu viel von den alten Recken erwarten. Zum einen haben Dan Aykroyd, Ernie Hudson und Annie Potts eindeutig eine größere Screentime gegenüber Bill Murray und Sigourney Weaver (Besser so. Murray ist müde geworden und für Weaver reicht hier ein Gastauftritt in einer Post-Credit-Scene.). Zum anderen ist der komplette Plot als eine Art “Fackelübergabe” an eine neue Generation aufgebaut. Das funktioniert so gut, dass man nicht einmal die früheren Filme gesehen haben muss. “Afterlife” funktioniert komplett eigenständig. Allerdings sind einige Gags und Kreaturen als Reminiszenzen aufgebaut. Zum Beispiel die Mini-Marshmallows oder der Geist der Bibliothekarin.
Fazit: Sehenswerter Teil 3, der der nächsten Generation den Weg ebnet und als "Fanservice" bekannte Gesichter Gelegenheit für ein Goodbye gibt.
07 - ★★★★★★★✩✩✩
Nicolas Cage spielt Nicolas Cage in einem Film über Nicolas Cage. Darin spielt Pedro Pascal einen reichen Waffenhändler, der sich als größten Nicolas-Cage-Fan bezeichnet und sein Idol für seine Geburtstagsparty anheuert. Weil (der angeblich echte) Nicolas Cage das Geld benötigt, geht er auf das Angebot ein. In der Finca des Fans wurde dem Star ein Schrein erstellt. Eine Art Nicolas-Cage-Museum, in dem (der fiktiv echte) Nicolas Cage (gespielt von Nicolas Cage) von einer Nicolas-Cage-Wachsfigur (in Form von Castor Troy aus “Face/Off”) begrüßt wird. Übrigens, in “Face/Off” tauscht Castor Troy (dargestellt von Nicolas Cage), die Rolle mit dem seines Feindes (John Travolta), so dass Castor Troy auch von John Travolta dargestellt wird. Worauf wollte ich hinaus …?
Der Film spielt damit, dass der Schauspieler Nicolas Cage die Kunstfigur Nicolas Cage darstellt. Vor zwanzig Jahren begann Larry David in seiner kultigen Serie “Curb Your Enthusiasm” eine fiktionale Darstellung seiner selbst durch den Kakao zu ziehen. Seither ist diese Form der Selbstparodie dem Zuschauer mehrfach begegnet. Im deutschen Fernsehen sind "Pastewka" und “Jerks” bekannt. Ricky Gervais bot uns “Life Is Too Short”, Van Damme “JVCD”, Seth Rogen “This is the End”. Ich will sagen, neu ist die Idee nicht. Im Gegensatz zu einigen von diesen Beispielen ist “The Unbearable Weight of Massive Talent” nicht als Mockumentary inszeniert. Und abgesehen vom Hauptdarsteller tritt nur Regisseur David Gordon Green als er selbst auf (Hinweis: der Mann hat die Halloween-Trilogie von Blumhouse inszeniert und mitgeschrieben). Trotz anderer Stars sind ihre Rollen fiktiv (Comedian Tiffany Haddish, Neil Patrick Harris, Demi Moore).
Für mich hat es am besten funktioniert, dass der Film als Nicolas-Cage-Hommage aufgebaut ist und mit seinem Ruf spielt. Sowohl dem beruflichen als auch dem, was durch die Boulevard-Presse bekannt ist. Inklusive gewolltes Overacting und Spitzen über Geldprobleme. Leider lässt der Regisseur den fiktiven echten Nic Cage dann noch in eine abstruse Gangstergeschichte auf Mallorca stolpern. Das hat’s überhaupt nicht gebraucht.
06 - ★★★★★★✩✩✩✩
TEN OF MY FAVS (alphabetical order)
- Daniel Day-Lewis
- Robert DeNiro
- Leonardo DiCaprio
- Philip Seymour Hoffman
- Matthew McConaughey
- Jack Nicholson
- Al Pacino
- Brad Pitt
- Joaquin Phoenix
- Denzel Washington
Für mich fühlt es sich an, wie ein fünfzig Jahre alter DEFA-Kinderfilm. Das alles ist so altbacken, konservativ und gestrig, das mir die Füße einschlafen. Der Mist hätte mich als Kind schon gelangweilt. Wahrscheinlich kenne ich deshalb die Vorlage nicht - eine DDR-Serie, die es zusammen geschnitten, sogar in die Kinos der BRD geschafft hat.
Plot: Auf einem herunter gekommenen Rummelplatz schlägt der Blitz ein. In der Geisterbahn werden drei Figuren zum Leben erweckt.
[Natürlich. Andere schicken mit Hilfe eines Blitzes einen DeLorean in die Vergangenheit, hier werden Schreckgespenster aus Holz lebendig. Absolut einleuchtend.]
Anschließend finden sich die drei Geister nicht in der Gegenwart zurecht und machen nur Blödsinn. [Wahrscheinlich dieselbe Logik wie bei Pinocchio. Wenn du eigentlich aus Holz bist, musst du grenzdebil sein. Somit dumm und unlogisch handeln.]
Die Rahmenhandlung der Menschen erzählt von einer Familienzusammenführung zwischen Mutter, Tochter und Enkeln. Für mich ist das Ergebnis ungefähr so spannend wie eine Heimatserie des MDR und die Dialoge sollen wohl das KIKA-Publikum ansprechen. Allerdings muss irgendjemand den Co-Produzenten mitteilen, das wir nicht mehr in den 70ern leben und sich Kinder in der Gegenwart Filme ansehen wie "Die Schule der magischen Tiere", "Der Super Mario Bros. Film" oder "Ella und der schwarze Jaguar". Wer auf Belanglosigkeit in ihrer Reinform aus ist und auf trashige Inszenierungen steht, die von Filmförderungen gestützt werden, der ist hier goldrichtig.
Diese Apple TV+ Dokumentation kombiniert auf bewegende Art nachgestellte Szenen, Ausschnitte aus Fox‘ umfangreicher Fernseh- und Filmarbeit, Interviews mit dem Schauspieler und erforscht sein Leben mit der Parkinson-Krankheit. Michael J. Fox wirkt auf mich bei den ausführlichen Interviews witzig, entwaffnend und optimistisch. Er hat bei jeder Gelegenheit einen Spruch parat. Heute noch erkennt man die Persönlichkeit und den Witz, die ihn damals so beliebt gemacht hat.
Zu Beginn der Doku sehen wir Mr. Fox, wie er versucht, eine Straße entlangzugehen. Obwohl sein Gleichgewicht durch die Auswirkungen der Parkinson-Krankheit inzwischen stark beeinträchtigt ist, stürzt er sich voller Energie in die Aufgabe, die vor ihm liegt. Er bewegt sich taumelnd vorwärts. Es hat den Anschein, als könne er jeden Moment unvorhersehbar abrutschen. Hinter ihm erinnert ihn sein Assistent und Bewegungstrainer daran, vor jedem Schritt langsamer zu werden und sich neu auszurichten. Als eine Verehrerin des ehemaligen Stars vorbei geht und “Hallo” sagt, dreht sich Mr. Fox um, begrüßt sie, bleibt zwischen seinen eigenen Beinen hängen und fällt hin. Als sein Bewegungstrainer ihm beim Aufstehen hilft und die Frau fragt, ob alles in Ordnung sei, sagt Fox: "You knocked me off my feet." Stellenweise ist die Doku tief berührend. Dies ist nur der Anfang.
Herz und Seele des Films sind die persönlichen Interviews, die weit weniger heikel sind, als man erwarten würde. Und dafür umso tiefgründiger.
Kurz zur Strukturierung der Doku: Der Zuschauer bekommt erstmal die obligatorische Hollywood-Star-Biografie serviert. Wie Michael J. Fox mit “Family Ties" in den Staaten berühmt wurde. Wie er parallel zur Produktion der Sitcom den Kinofilm drehte, mit dem er internationalen Durchbruch erlangte. Tagsüber “Family Ties", nachts “Back to the Future". Spannend wird es, als die Doku zum Porträt eines talentierten und allseits bewunderten Künstlers wird, der weiterkämpft, auch wenn ihm die Parkinson-Krankheit langsam viele der Dinge nimmt, die ihm am wichtigsten sind. Obwohl er damals einer der angesagtesten Schauspieler Hollywoods war, "I was in an acid bath of fear and professional insecurity," sagt Fox aus dem Off. "The trembling was a message from the future." Mr. Fox beschreibt eine Phase des Alkoholismus und der Wut nach seiner Diagnose mit 29 Jahren mit Parkinson, die er zunächst mehrere Jahre lang verbarg und seine Medikamenteneinnahme manipulierte, um seine Symptome zu verbergen. Seine Krankheit verursacht körperliche Schmerzen sowie häufige Stürze, die zu Prellungen und Knochenbrüchen führen. Mr. Fox hielt all dies durch und seine Frau und seine Kinder standen ihm zur Seite. Er besteht darauf, dass er nicht mit Mitleid behandelt werden möchte und seine Geschichte erzählen möchte, solange er noch Zeit hat.
Michael J. Fox war einer der größten Stars Hollywoods, als bei ihm 1991 Parkinson diagnostiziert wurde, was ihn 2021 schließlich zum vollständigen Ruhestand zwang. Die meisten Zuschauer werden sich glücklicherweise nur fragen müssen, ob sie unter denselben Umständen dieselbe Würde bewahren würden.
Dem Film gelingt etwas Erstaunliches: Er lässt die Zuschauer an der schmerzhaften Realität von Mr. Fox‘ Leben teilhaben, ohne ihn zu einem Objekt des Mitleids oder des Märtyrertums zu machen. Berührend und tiefgründig wird ein fesselnder Einblick geboten.
08 - ★★★★★★★★✩✩
Bea hat den Tod ihrer Mutter noch nicht verwunden. Ihr Vater muss wegen eines Eingriffs eine OP über sich ergehen lassen. Für die Dauer des Krankenhausaufenthalts muss sie zur Großmutter. Dort trifft Bea eines Tages auf Cal (Ryan Reynolds) und Blue, ein lila Pelzwesen - und taucht mit den beiden in die Welt der imaginären Freunde ein. Jedes dieser Wesen gehörte einmal zu einem Kind. Aber als sie erwachsen wurden, haben die Menschen ihre für andere unsichtbaren Freunde vergessen. Bea hilft nun, die «IFs» wieder mit Menschen zu verkuppeln.
“IF” (2024) hat etwas angenehm Zeitloses und steht in der Tradition von “Harvey” (1950), dem er auch direkt Tribut zollt, wenn er hier als Fernsehausstrahlung präsent ist. Zum Beispiel bekommt man während der Erzählung nie ein Smartphone zu sehen. Erzählerische Schwächen besitzt der Film durchaus. So werden ernste Themen wie Tod und Trauer nur oberflächlich angerissen. Offensichtlich will Krasinski zu viel: Humor auf Metaebenen, Animation, die auch Old-School sein möchte und emotionale Tiefe. Ein heikler Balanceakt, der nicht immer funktioniert. Tempoprobleme und tonale Verschiebungen in der Erzählung machen sich nicht immer positiv bemerkbar. Mir erscheint die Krankengeschichte um Beas Vater mehr als MIttel zum Zweck und kann mich emotional nicht berühren. Allerdings fesselte mich die Kombination von realen Schauspielern und Animationen, die scheinbar keine Grenzen kennen. Besonders als sich Bea die Seniorenresidenz der «IFs» ansieht, war ich wahrhaftig fasziniert.
Die imaginären Charaktere sind wunderschön und einfallsreich entworfen worden. Für die Stimmen wurde eine auserlesene Prominenz gecastet. Das tollpatschige, aber herzensgute Kuschelmonster Blue wird von Steve Carell gesprochen. Die alles umsorgende Schmetterlingsdame Blossom (Phoebe Waller-Bridge). Der weise Teddybär Lewis (Louis Gossett Jr.). Ein Einhorn (Emily Blunt). Ein Glas Wasser mit Eiswürfel (Bradley Cooper). Ein Astronaut (George Clooney). Eine Blume (Matt Damon). Eine Banane (Comedian Bill Hader). Und als Running Gag ein unsichtbarer imaginärer Freund (Brad Pitt). Cailey Fleming ist bekannt als Adoptivtochter von Rick aus “The Walking Dead”. Sie spielt wunderbar die mal traurige, mal begeisterte 12-jährige Bea. Ihr Vater wird von Regisseur, Drehbuchautor und Co-Produzent John Krasinski dargestellt (“A Quiet Place”).
Trotz einiger Abstriche ist es ein Filmvergnügen und ein altmodischer Familienfilm im besten Sinne des Wortes.
07 - ★★★★★★★✩✩✩
Nach dem Selbstmord ihres Vaters werden zwei entfremdete Schwestern von einem übernatürlichen Wesen in der Halloween-Nacht verfolgt. Um die Nacht zu überleben, müssen sie sich mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinandersetzen.
Ähnlich wie “Saw” oder “Smile” beruht “The Jester” auf einem Kurzfilm. Soviel ich weiß drei vielversprechenden Shorts, die vor einigen Jahren auf YouTube viral gingen. Doch Drehbuchautor und Regisseur Colin Krawchuk bürdet mit seinem Low-Budget-Movie dem Zuschauer ein schlecht geschriebenes, bleischweres Familienmelodram auf. Das übernatürliche Wesen “The Jester” dient hier lediglich als Katalysator, die die Protagonisten zu Entscheidungen zwingt, damit die Handlung vorangetrieben wird. Wo könnte man Schuldgefühle und Probleme besser bewältigen als auf einer Halloween-Feier?
Einen offensichtlichen Grund bzw eine Erklärung für den Jester gibt es nicht. Jeder kann ihn sehen und er kann auf jeden losgehen. Wer er ist und was seine Beweggründe sind, darauf wartet der Zuschauer vergeblich. Der Narr taucht auf, treibt Unfug und verschwindet. Einzig der Versuch einer psychologischen Allegorie zum familiären Hintergrund wird angedeutet. Aber das kann bestenfalls erklären, warum der Jester es auf die beiden Schwestern abgesehen hat. Sagt jedoch nichts über ihn selbst aus. Außerdem bremst die Melodramatik um die Familie das Erzähltempo aus. Die Horrorelemente und der schwarze Humor können sich so nicht entfalten. Das ist schlecht für den Unterhaltungswert und schade um die Figur.
Ja, es ist wieder ein Slasher mit einem verkleideten Typ mit Maske. Aber aus der Figur des Jesters lässt sich bestimmt etwas machen. Allein die Szene im Drugstore mit den beiden Polizisten zeigt, welches Potenzial in der Figur steckt. Gute Ideen sind vorhanden. Die Kameraführung gefällt. Mit einem besseren Drehbuch hat ein Sequel Chancen.
03 - ★★★✩✩✩✩✩✩✩