RoosterCogburn - Kommentare
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Alle Kommentare von RoosterCogburn
Das Nibelungenlied aus der Sicht des loyalen Königsvasallen Hagen von Tronje – mit der Romanverfilmung nach Wolfgang Hohlbein filmten Cyrill Boss und Philipp Stennert ein Epos für die Kinoleinwand. Der Stoff weckt bei mir Erinnerungen und Assoziationen: Richard Wagners Opernzyklus, die Nibelungen-Festspiele in Worms, Filmbilder aus diversen Adaptionen. Sofort denke ich an den blonden Recken. Der deutsche Held schlechthin - Siegfried. Aber hier steht der Antagonist im Mittelpunkt. Die Geschichte basiert auf dem Roman von Hohlbein aus dem Jahr ‘86. Populär umgesetzt wird er zum Waffenmeister gemacht und als scheitertende, tragische Figur dargestellt. Missverstanden aufgrund der Geschehnisse und Verhältnisse. Und Siegfried von Xanten wird als arroganter, moralisch zweifelhafter Anführer einer Söldnertruppe dargestellt. Im Übrigen wurde der Film nicht an Originalschauplätzen in Rheinhessen gedreht, sondern in Island und Tschechien. Das im Film dargestellte Wormser Schloß, über das die Kamera aus der Vogelperspektive hinweg gleitet, stammt also komplett aus dem Rechner.
Bevor jemand auf die Idee kommt, die Perspektivverschiebung der Erzählung für einen revolutionären Akt der Mythenverwaltung zu halten, sollte man sich bewusst werden, dass sich die Wormser Nibelungen-Festspiele genau daran seit Jahren abarbeiten. „Hagen - Im Tal der Nibelungen“ (2024) hält sich jeglicher Aktualisierung und von Wagner so fern, wie es Gunther, der König von Burgund, von Brunhild, der mächtigen Islandmaid, auch besser getan hätte. Die Verfilmung wagt den Balanceakt zwischen frischem Wind und alter Legende. Der Fokus liegt weniger auf einem externen Feind als vielmehr auf den Spannungen innerhalb der bestehenden Dynastie. Was bedeuten Ehre und Heldentum in einer Welt, die von Intrigen und Machtkämpfen zerrissen wird?! Dabei ist Hagen von Tronje sowohl Opfer äußerer Umstände als auch eine aktiv handelnde Figur.
Für mich funktioniert die tragische Geschichte als Symbolik über den Konflikt zwischen Pflicht und Wunsch, die Auseinandersetzung zwischen Loyalität und Verrat, und die Konsequenzen zwischen Schwächen, Ambitionen, Erwartungen und zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen. “Hagen - Im Tal der Nibelungen” (2024) ist kein deutsches Fantasy-Highlight. Es wird Düsternis, statt Heroismus zelebriert. Grau, braun, matschig und farbentsättigt ist die Szenerie. Filmästhetisch sowie erzählerisch ist die Produktion jedoch weder mutig noch ambitioniert genug - vermutlich reichten die finanziellen Mittel nicht - um aus dem Stoff ein Fantasyfilm zu machen, der dem internationalen Vergleich standhält. Doch für Genrefreunde könnte das Ergebnis durchaus einen Blick wert sein.
06 - ★★★★★★✩✩✩✩
Das Remake der spanischen Beziehungskomödie “Amor En Polvo” (2019) erzählt die Geschichte eines geplanten Vierer-Dates, bei dem die Gefühle weniger durch sexuelle als durch emotionale Erregung in Wallung geraten. Zu Beginn der Handlung will ein heterosexuelles Mid-Ager Paar (Julia Koschitz, Florian David Fitz) ihr eingeschlafenes Miteinander wieder in aufregende Bahnen lenken. Dazu haben sie einen Mann und eine Frau eingeladen, ein Nicht-Päärchen (Lucía Barrado, Friedrich Mücke). In der ersten Stunde erlebt der Zuschauer, wie sich einerseits das Nicht-Paar vor dem Date in einer Bar kennenlernt und aneinander näher kommt, während das Paar Zoff miteinander bekommt und das Date platzen lassen will. Dabei kommt bisher Ungesagtes ans Licht und das “Nicht-Paar” taucht beim “Noch-Paar” doch noch zum gepflegten Bums mit Ausschank auf.
Optisch erinnert die Inszenierung, besonders zu Beginn, an glatte, sterile TV-Ästhetik. Was vorgibt, ein offener Austausch darüber zu sein, was ein moderner Mann sein kann, entpuppt sich im Laufe der Handlung als altbacken bis ins Mark. Die beiden “Mannsbilder” sind zwei recht gegensätzliche Ausgaben ihrer Art. In dem deutsch-österreichischen Film wird Lukas (Friedrich Mücke) als introvertiert, charmant und experimentierbereit gezeichnet, und Paul (Florian David Fitz) ist ein überzeugter Hausmann. Während seine Frau zur Arbeit ging, kümmerte er sich jahrelang um den Haushalt und das gemeinsame Kind.
Die aufmerksame Leserschaft ahnt schon jetzt, welche Themen das Ehepaar diskutiert. Und sie behält recht. Denn die verdrehten Geschlechterrollen haben nichts damit gemein, dass man sich mit Gleichberechtigung auseinandersetzen möchte. Stattdessen geht es um den gleichen Beziehungskisten-Kladderadatsch wie man es aus besseren Filmen kennt. Wer Beziehungskrisen im Film sehen möchte, sollte zu sehenswerteren Beispielen greifen, wie “Marriage Story” (2019), “Eyes Wide Shut” (1999), “Kramer vs Kramer” (1979) oder “Crazy Stupid Love” (2011) und “The War Of Roses” (1989), für Zuschauer, die es lieber komödiantisch mögen.
Die Besetzung spielt ihre Rollen routiniert, kann aber an keiner Stelle wirklich aufspielen. Weil das lahme Drehbuch das niemals zulässt. Der stete Stimmungswechsel zwischen Koschitz und Fitz funktioniert vielleicht im Ohnsorg-Theater, aber nicht auf der Leinwand. Erst sind sie ein Herz und eine Seele, dann fliegen die Fetzen. Dann kommen sie sich wieder näher und zwei Minuten später bricht schon der nächste Streit aus. Esprit und Spritzigkeit lässt die Inszenierung zu jeder fortschreitenden Minute vermissen. Die Kameraführung ist GZSZ-Niveau, Montage und Schnitt bewegen sich auf ähnlichem Terrain.
Mein Fazit: Ist zwar keine dieser deutschsprachigen “Vorschlaghammer-Komödien”, wie sie bei der Konkurrenz von UFA Fiction am laufenden Band produziert wird. Aber leider fehlt es der Handlung an jeder Form von Finesse und Leichtigkeit. Alles wirkt anstrengend und qualitativ erreicht man nicht einmal den Anspruch eines Fernsehspiels. Einzig das Spiel von Koschitz und Fitz kann über die Minuspunkte hinweg trösten.
04 - ★★★★✩✩✩✩✩✩
ZEHN Filmklassiker, die ich empfehle 🎦
und ich finde, bei diesen Filmen lohnt sich das anschauen noch immer.
· Der Dieb von Bagdad US 1940
· Sein oder Nichtsein US 1942
· Der rote Korsar US/GB 1952
· 20.000 Meilen unter dem Meer US 1954
· Zeugin der Anklage US 1957
· Das schwarze Schaf DE 1960
· Hatari! US 1962
· Abenteuer in Rio FR/IT 1964
· Mein Name ist Nobody IT/DE/FR 1973
· Der Stadtneurotiker US 1977
Danke für die rege Teilnahme an der letzten Listen-Aktion.
https://www.moviepilot.de/liste/eure-top-10-zur-adventszeit-roostercogburn
Ich habe auch noch den einen oder anderen Filmtipp mitgenommen. 🙂
Entsprechend der Aufgabe (siehe Beschreibung) geht es in dieser Liste um Filmklassiker. Wenn es auf Weihnachten zu geht, werden gerne alte Filme erneut angesehen. Und die müssen nicht mit den Festtagen in Verbindung stehen. Ich möchte von euch wissen, welche Filme aus alten Tagen könnt ihr empfehlen?
Heinz Hellmich (Jan Josef Liefers) ist Marketing-Chef, heterosexuell, gehört zur Boomer-Generation, und hält sich für einen Mann, der mit der Zeit geht. Er sieht zwar nicht ein, dass gängige Sprachmuster der 80er/90er Jahre heute genauso veraltet sind, wie die Mode von damals. Aber ein nerviger Mansplainer a la Thomas Gottschalk ist er auch wieder nicht - denkt er. Seine Tochter und seine Umwelt sieht das anders. Doch Heinz weiß, welche Worte man nicht mehr sagen darf. Er weiß auch, dass es wichtig ist, divers zu sprechen. Doch er tritt einfach immer wieder in Fettnäpfchen, die ihm das Leben nicht wirklich einfacher machen.
Eine "gesellschaftspolitische Komödie" nennt Simon Verhoeven seinen neuen Film. Leider zeigt er wieder einmal, dass ihm der Spagat zwischen dem gesellschaftlich Relevanten und dem humorvoll Unterhaltsamen nicht gelingt. Genau wie bei “Willkommen bei den Hartmanns” (2016) nimmt er sich viel diskutierte Reizthemen zur Brust, nur um den Humor dann ohne Verve und Timing vor die Wand zu fahren.
In seiner neuen Filmkomödie „Alter weißer Mann“ lässt Regisseur Simon Verhoeven sämtliche angeblichen Wokeness-Aufreger vorbeimarschieren, angefangen bei Gendersprache, über den Sohn mit lackierten Fingernägeln und das Lamentieren über die Cancel Culture, bis hin zu rassistischen Vorurteilen. Auch wenn der Film thematisch einen Nerv trifft, haben viele der Gags das Verfallsdatum längst überschritten. Anstatt pointierten Humor zu präsentieren, sollen diese Gags vor allem niemandem weh tun. „Alter weißer Mann“ ist brave Hausmannskost ohne Würze und Pfiff.
Mein Fazit: Weniger Klischee, mehr Schärfe und Provokation hätten dem Film gutgetan. So ist „Alter weißer Mann“ einfach nur uninteressant und langweilig.
04 - ★★★★✩✩✩✩✩✩
ADVENT ADVENT Communty-Aktion 2024
Wichtelkommentar zum 1. Advent mit @intemporel
In den Jahren zwischen dem beenden seiner Rolle als 007 und seinem Wiederaufleben in “Sag Niemals Nie” wirkte Sean Connery in einer Bandbreite von Thrillern und Actionfilmen mit. „Ransom“ ist einer von diesen fast vergessenen Filmen. Der Terrorismus der 1970er-Jahre war ein neues Phänomen. Der Anschlag auf die Olympischen Spiele 1972, die Mai-Offensive der RAF (1972), die u.a. den Überfall auf das Springer Verlagsgebäude beinhaltete und den Anschlag auf das Hauptquartier der US-Armee in Heidelberg, später folgte die Geiselnahme der deutschen Botschaft in Stockholm (1975) und andere Schreckensmeldungen. “Ransom” (1975) spiegelt die zeitgenössische Paranoia wider.
Über die Besetzung eines Schotten als Sicherheitschef eines fiktiven Landes namens Skandinavien lässt sich streiten. Denn besonders “nordisch” wirkte Connery noch nie. Dazu kommt - ich habe den Film synchronisiert gesehen - dass nicht sein Stammsprecher Gert Günther Hoffmann Connery die Stimme lieh, sondern Michael Cramer, der in den 60ern/70ern vor allem George Peppard synchronisierte. Für die starke Kameraführung ist Sven Nykvist verantwortlich. Er ist bekannt für seine mehrjährige Arbeit mit Ingmar Bergman und internationale Produktionen wie “Wenn der Postmann zweimal klingelt” oder “Schlaflos in Seattle”. Die Musik komponierte Jerry Goldsmith. Doch der in Norwegen entstandene Kriminalfilm besitzt eine nicht zu verleugnende Aura, als ob er für das Fernsehen gemacht worden wäre. Dramaturgisch etwas wirr und erzählerisch recht gemächlich. Aber das ist der Entstehungszeit geschuldet. Damals wurden Krimiplots eher ruhig an den Mann gebracht. Montage, Licht und Schauspiel erinnern mich an 70er Serien wie “Die Profis”. Der Grad an Action und Spannung liegt ungefähr bei “Einsatz in Manhattan”. Wer zum letzten Kinofilm des finnischen Theater-Regisseurs Wrede greift, sollte sich bewusst sein, was auf ihn/sie zukommt.
Bemerkenswert ist, dass der Film bezüglich der entführten “Landshut” einiges vorweg nimmt. Genau wie im Deutschen Herbst 1977 wird im Film ein Lufthansa-Passagierflugzeug vom Typ Boeing 737-200 entführt. Im Film nehmen Terroristen die Passagiere als Geisel, um die Staatsgewalt unter Druck zu setzen, damit ihre Genossen freies Geleit bekommen. Ähnlich der späteren Realität, in der es um die Freilassung von RAF-Gefangenen ging.
Fazit: Für einen britischen Film, der vor 50 Jahren gedreht wurde, ist “Ransom” ganz gut und recht spannend. Sean Connery als Protagonist ist solide. Ian McShanes Darstellung als Antagonist empfand ich dagegen treffender. Nur die Auflösung im Showdown wirkt wie an den Haaren herbeigezogen.
06 - ★★★★★★✩✩✩✩
Das Wichtelkommantar von @intemporel findet ihr hier
https://www.moviepilot.de/movies/basic-2/kritik/2831887
Um sich vom Einfluss seines Vaters unabhängig zu machen, bittet Donald (Sebastian Stan) den Anwalt Roy Cohn (Jeremy Strong „Succession“) um Hilfe, um zu einem einflussreichen Mann in Manhattan aufzusteigen. Der Wandel vom naiven Jungspund zum brutalen Player weckt teilweise sogar Empathie.
Patriarch Fred C. Trump ist sichtlich aufgebracht. Die Diskriminierungsklage, die der Bauunternehmer am Hals hat, blockiert alle weiteren Geschäfte. Die fünf erwachsenen Kinder kauen still und angespannt vor sich hin. Nur die Brüder Donald und Fred Junior lächeln sich über den Tisch amüsiert an. Sie schauen auf den Vater und sind von ihm abhängig, sowie von seinem Geld und seiner Anerkennung. Der Kinofilm "The Apprentice" untergräbt die Legende vom Selfmade-Man, indem er den Beginn von Donald Trumps skrupellosen Geschäftsgebaren zeigt.
In Ali Abbasis Film geht es um Donald Trump (Ende 20 bis etwa 40) und seine Anfänge als Großunternehmer in New York in der Zeit von etwa 1972 bis 1987. Seinen Pakt mit der New Yorker Mafia, seinen Karrierismus, seine Verachtung für alle anderen Werte außer Profit und Geld … Der Film möchte aus einer vorgeblich “neutralen” Perspektive zeigen, aus welchem korrupten politischen System heraus und dank welcher persönlichen Beziehungen Trump Reichtum und Macht erlangte. "The Apprentice" erzählt nichts, was nicht schon bekannt wäre. Abbasis fesselnde Geschichte ist weniger ein Biopic. Vielmehr ist es eine Charakterstudie, die den Keim des manipulativen und spaltenden Geschäftsmanns und Politikers aufzeigt, den wir heute sehen. Der junge Donald Trump wird nicht dämonisiert oder zur bloßen Karikatur gemacht, sondern ambivalent gezeigt. Die menschlichen Schwächen geben Identifikationsmöglichkeiten.
Erwartet hatte ich eine Satire. Stattdessen habe ich eine fesselnde Dekonstruktion bekommen und eine menschliche Tragödie im Kapitalismus, die eine unerwartete dramatische Fallhöhe bietet. Bezüglich der Schauspieler/in Sebastian Stan, Marija Bakalowa eine sehenswerte Darstellung. Aber die großartigste Leistung brachte Jeremy Strong.
08 - ★★★★★★★★✩✩
“Back To Black” erzählt die Karriere und das Leben von Amy Winehouse, ab ihrem 18. Lebensjahr bis kurz vor ihrem 25. Geburtstag. Im Musik-Biopic von Regisseurin Sam Taylor-Johnson mit Marisa Abela (Rogue Agent) in der Hauptrolle, wird das von Musik und Rausch durchzogene Leben der britischen Soul- und Jazz-Sängerin wieder gegeben.
Innerhalb der Handlung sind die Inspirationen von Winehouse und ihre Arbeit als Songwriterin überhaupt eine bloße Behauptung. Abseits der Bühne sieht man sie kaum arbeiten. Amys Bulimie wirkt im Film wie eine Randerscheinung und auch ihre Gründe für ihre Alkoholabhängigkeit werden nicht beleuchtet. Alkohol und Kiffen macht man einfach als Künstlerin. Ob die mediale Omnipräsenz sie dazu brachte oder ob ihr Liebhaber sie dazu verleitete, wird im Film nicht klar, sondern nur angedeutet. Irgendwann bekennt sie sich im Film selbst als abhängig.
Stattdessen liegt der Fokus des Biopic auf zwei Dingen: zum einen ihr destruktiver Lebenswandel an sich und zum anderen ihre Beziehung zu Blake Fielder-Civil. Gerade wie diese inszeniert wird, lässt bei mir Erinnerungen wach werden an den Film “Sid & Nancy” (behandelt die Liebesgeschichte zwischen Nancy Spungen und dem Sex-Pistols-Bassisten Sid Vicious).
Unterm Strich wirkt der Film in Hinsicht auf die private Amy Winekouse auf mich inkonsequent. Es wird nichts irgendwann hinterfragt. Nur ihr älterer Bruder interveniert während ihres Aufstiegs und das wird vom Vater (Eddie Marsan) ignoriert. Berühmt und erfolgreich werden war nie das Ziel von Amy Winehouse. Die Musik sei ihr Ventil, sagte Winehouse zu Lebzeiten und sie suchte in der Musik nach Linderung für ihre psychischen Probleme. Ihre spätere Alkoholsucht sei nur ein weiterer „Dämon“, mit dem die Sängerin zu kämpfen habe, sagte ihre Mutter in Interviews. Der Film lässt diese Erkenntnisse nicht erkennbar durchblicken. Als Ende der Erzählung wählt man die fünffache Grammy Auszeichnung 2008. Fast dreieinhalb Jahre vor dem Tod der Ausnahmekünstlerin. Dass sie aufgrund ihres Drogenmissbrauchs nicht in die USA zu den Grammy Awards reisen durfte, wurde aber wiederum im Film ausgelassen.
Während das Drama mich nicht überzeugen konnte, ist die Besetzung der Hauptfigur wirklich positiv hervorzuheben. Die schauspielerische und gesangliche Leistung von Marisa Abela (sie singt selbst im Film) ist beachtlich. Ihre Sprechweise und Körperhaltung hält sich treu an der ikonischen Vorlage. Zusätzlich sticht die ausgezeichnete Bühnen-Performance ins Auge, die der Vorlage so stark gleicht, dass es Gänsehautmomente gibt. Somit lässt mich diese Produktion zwiegespalten zurück und konnte mich insgesamt nicht so recht überzeugen. Der Film wirft viel mehr einen einfühlsamen Blick auf das Liebesleben der privaten Amy und wirkt wie ein musikalisches Melodram, denn einem Künstler-Porträt. Ist vermutlich eher etwas für Filmzuschauer, die die Musikkarriere von Winehouse nicht wahrgenommen haben.
Amy sei eine Weiße mit schwarzer Soulstimme, schwärmten die Kritiker damals. Winehouse, heute bekannt für ihre rauchige, gefühlvolle Stimme und ihr zutiefst persönliches Songwriting, brachte einen frischen und doch zeitlosen Sound in die Musikwelt, indem sie Jazz, Soul und R&B auf eine ganz eigene Art und Weise mischte. Mit ihrer ikonischen Beehive-Frisur, ihrem geschwungenen Eyeliner und ihrem durch die 60er inspirierten Stil wurde Winehouse zu einem kulturellen Idol des “Modern Jazz”. Am 23. Juli 2011 starb Amy Winehouse im Alter von 27 Jahren an einer Alkoholvergiftung.
05 - ★★★★★✩✩✩✩✩
Die Handlung dreht sich um einen italienischen Beamten, der in verschiedene, oft exotische Orte versetzt wird und dort mit kulturellen Unterschieden konfrontiert wird. In der Hauptrolle ist der Comedian Checco Zalone zu sehen, der in Italien ein absoluter Star ist. Checco Zalone ist eine Kunstfigur, die der Sänger und Komiker Luca Pasquale Medici erfunden hat und seit seinem zweiten Kinofilm regelmäßig italienische Zuschauerrekorde bricht. Hier handelt es sich um seinen vierten Film. Die dargestellte Kunstfigur ist zugleich naiv und voller Vorurteile. Manchmal gemein, noch öfter trottelig. Der auffällig offenstehende Mund und ein demonstrativ debiler Gesichtsausdruck weisen unmissverständlich darauf hin. Die Charaktere im Film wirkten auf mich wie überzeichnete Klischees ohne Schliff und Kanten. Der Humor dieser italienischen Comedy kam bei mir überhaupt nicht an und fühlte sich nicht authentisch an. Ich habe es sowohl in der Synchro versucht als auch in OmU gewechselt. Brachte mir bezüglich des Verständnis für den Humor nischte.
Im Slapstick ist der Gag traditionell in drei Akte aufgeteilt. Die einen spielen mit Erwartung und Verblüffung. Die anderen setzen auf die erste Pointe einfach noch zwei drauf. Diesem Schema widmet sich ein großer Teil von Zalones Comedy. Wer albernen Typen dabei zuschauen möchte, wie sie alberne Dinge anstellen, kann zu Zalone greifen oder einen 70er Jahre Lustspiel mit Adriano Celentano. Der Humor ist sehr ähnlich.
01 - ★✩✩✩✩✩✩✩✩✩
2020er HALBZEITBILANZ
KINO
"The Hunt" US 2020
"Licorice Pizza" US 2021
"Dune" USA/CA 2021
"Coda" US 2021
"The Batman" US 2022
"The Menu" US 2022
"Das Lehrerzimmer" DE 2023
"Killers of the Flower Moon" US 2023
"Civil War" US/GB 2024
"The Substance" GB/US/FR 2024
DOKU
"Belushi" US 2020
"David Attenborough: A Life on Our Planet" GB 2020
"Schwarze Adler" DE 2021
"Tina" US 2021
"Nawalny" US 2022
"Der Fall Bill Cosby" US 2022
"Gladbeck - Das Geiseldrama" DE 2022
"Still: A Michael J. Fox Movie" US 2023
"Zwangsarbeit - SOS aus China" FR 2023
"Milli Vanilli" US 2023
STREAMING / TV
"The Good Lord Bird" US 2020 Showtime-Miniserie
"Sörensen hat Angst" DE 2020 ARD Fernsehfilm
"Die Discounter" DE seit 2021 drei Staffeln bei Prime
"See" US 2019–2022 AppleTV+ (Erst-VÖ in DE im Winter 19/20)
"His Dark Materials" US 2019-2022 HBO/BBC (Erst-VÖ in DE im Winter 19/20)
"The Bear: King of the Kitchen" US seit 2022 FX-Serie in bisher zwei Staffeln
"Tulsa King" Staffel 1 US 2022 Paramount+
"The Last Of Us" Staffel 1 US 2022 HBO Serie (Ausstrahlung war Anfang 23)
"Godfather Of Harlem" US-Serie seit 2019 bei epix (unbenannt in MGM+). Erst-VÖ in DE im Winter 19/20 Drei Staffeln bei MagentaTV und Disney+
"Curb Your Enthusiasm" Staffel 10 (2020) und Staffel 11 (2021) die finale Staffel steht bei mir noch aus.
Hallo liebe Moviepiloten und -pilotinnen.
Wie habt ihr das filmische Jahrzehnt bisher empfunden?
Zeigt der Community eure TOP10. Ihr könnt ein, zwei oder alle drei Kategorien wählen. Das bleibt euch überlassen (siehe Text). Ich freue mich auf eure Auswahl und hoffe auf neuen Input für zukünftige Film- und Streamingabende.
"Die schöne Rebellin" versucht, die musikalischen Anfänge der italienischen Rockikone Gianna Nannini nachzuzeichnen. Der Film bietet einen bunten Mix aus Musik, Drama und Biografie, der jedoch nicht überzeugen kann. Die mir unbekannte Letizia Toni wirkt in der Hauptrolle glaubhaft. Die 30-jährige stellt eine Dekade lang die aufstrebende Gianna dar - von Anfang 20 bis Anfang 30. Die junge Schauspielerin strahlt eine ähnliche Energie und Wildheit aus wie das Vorbild.
Der Film kratzt nur an der Oberfläche von Nanninis Leben und Persönlichkeit. Neben der Hauptfigur bleiben die anderen Figuren eindimensional. Komplexe Themen wie Drogenabhängigkeit, Familienzusammenhänge und der Druck der Musikindustrie werden nur angerissen. Die Handlung folgt einem klassischen Künstler-Biopic-Schema. Es fehlt an einer tieferen Auseinandersetzung mit den Charakteren.
Fazit: Wer ein tiefgründiges Biopic erwartet, wird enttäuscht sein. Der Film bietet zwar einige schöne Momente, aber bevor Naninis Leben und Werk richtig Fahrt aufnimmt, ist der Film zu ende. Meiner Ansicht nach, haben die Filmemacher sich dem falschen Lebensabschnitt gewidmet.
05 - ★★★★★✩✩✩✩✩
Anhang:
Die damals 28-jährige Gianna Nannini im deutschen Fernsehen mit “Latin Lover” zu Gast bei der kurzlebigen Show “Vorsicht Musik”. Moderation: Frank Zander und eine Handpuppe namens „Herr Feldmann“. https://youtu.be/yJNVdUm617M
Rock am Ring feiert 2025 sein 40. Jubiläum. Als 1985 siebzehn Bands (darunter REO Speedwagon, Huey Lewis, U2, Foreigner, Saga) bei der Premiere des Musikfestivals auftraten, war auch Gianna Nannini mit dabei. Es kam zu einer berühmten Szene, die auch in der Verfilmung zu sehen ist. Angemacht durch den Auftritt vor tausenden Besuchern, flirtete sie während ihres Auftritts zu "America" mit dem Publikum und zeigte zaghaft auf der Bühne ihre Brüste. Nichts schlimmes - aus heutiger Sicht. Aber das ZDF übertrug den Auftritt. https://youtu.be/fqKXubPjC6Q
Baltasar Kormákurs Survival-Abenteuer "Beast - Jäger ohne Gnade" (2022) bietet eine Mischung aus Naturgewalt und Familiendrama, in dem Idris Elba als Arzt aus N.Y. seine beiden Töchter vor einem ausgehungerten Löwen schützen muss.
Der Film baut eine kontinuierliche Spannung auf. Die Verfolgungsjagden durch die afrikanische Savanne sind solide inszeniert und laden dazu ein mitzufiebern. Idris Elba ist ein starker Protagonist. Er verkörpert authentisch einen Vater, der alles tut, um seine Töchter zu beschützen. Doch die Hoffnung, dass nach der klemmigen Exposition der Zuschauer in den Action-Drive eines B-Movie-Survival-Thrillers gerissen wird, erfüllt sich nicht. Selbst das Drama widmet sich den absehbaren Konfliktsituationen Wiedergutmachung, Vaterliebe und Verantwortung. Hingegen kommen Suspense und Thrill zu kurz.
Der Film wurde während der COVID-19 Pandemie produziert und kam ausschließlich in den USA in die Kinos. Global wurde er als VOD veröffentlicht. Gefilmt wurde in den ländlichen Provinzen von Namibia. Über die Sinnhaftigkeit solcher Filmen möchte ich mich nicht auslassen, weil das letztendlich für jeden Tierhorror gilt. Doch verglichen mit ähnlichen B-Filmen wie “Rogue Hunter” (2020) oder “Prey” (2007), sind die Sequenzen mit den Löwen solide, mehr nicht.
Wer das Genre kennt, wird einige Story-Entwicklungen bereits im Voraus erahnen. Zu oft wirkt die Handlung konstruiert. Einige Entscheidungen der Charaktere wirken eher dem Zweck der Handlung dienlich als einer glaubwürdigen Darstellung. "Beast - Jäger ohne Gnade" (2022) ist wenig überraschend, jedoch effektiv genug, um Kurzweil zu erzeugen.
05 - ★★★★★✩✩✩✩✩
Der vierte Tatort aus Dresden mit KOK Gorniak & KOK Sieland und ihrem Vorgesetzten KHK Schnabel. "Tatort: Auge um Auge" versucht aktuelle gesellschaftliche Themen wie Rechtsextremismus und Versicherungsbetrug in einer Krimihandlung zu verweben. Der Krimi-Aspekt bot ausreichend Wendungen und kann das Publikum bei der Stange halten. Ich empfand ihn, ehrlich gesagt, nicht besonders originell. Die angesprochenen Themen wurden zu oberflächlich behandelt. Insbesondere der Umgang mit Rechtsextremismus grenzt schon an Verharmlosung. Die Beziehungskrise der Kommissarin ist hübsches Beiwerk, sollte aber nicht zu viel Platz in der Dramaturgie einnehmen, so wie hier. Insgesamt bleibt bei mir ein etwas zwiespältiger Eindruck zurück. Immerhin habe ich inzwischen das Kommissarinnen-Duo in mein Herz geschlossen. Ergänzt werden die Damen durch Martin Brambach in der Rolle des KHK Schnabel, gerade vom letzten sächsischen Saurier gestiegen, überzeugt er als alter weißer Mann. In den Dialogen kann man den Humor von Drehbuchautor Ralf Husmann bemerken, der sich erneut am Tatort Dresden beteiligt.
05 - ★★★★★✩✩✩✩✩
Viele kennen Jan Josef Liefers als Rechtsmediziner Professor Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne, den er im Münster-„Tatort“ seit mehr als zwanzig Jahren zum Besten gibt. Liefers, in Dresden geboren, verweigerte den Kriegsdienst in der Nationalen Volksarmee und hatte am 4. November 1989 einen besonderen Auftritt auf dem Alexanderplatz. Er gehörte zu den Rednern der friedlichen Revolution in der DDR, die sich Gedanken über die Zukunft der untergehenden Republik machten. Nach der Wende wurde Liefers ein bekannter Schauspieler im Film, TV und auf der Bühne. Er ist in den folgenden Jahren zusätzlich als Musiker, Filmproduzent, Werbefigur und Synchronsprecher tätig. Und jetzt auch noch als Regisseur.
“Honecker und der Pastor” ist die dritte Regiearbeit von Jan Josef Liefers und offenbar ein Herzensprojekt. Die Handlung spielt zur Wendezeit, genauer 8 ½ Wochen lang, zwischen Ende Januar und Anfang April im Jahr 1990. Honecker und seine Frau hatten damals die Kirche um Asyl gebeten. Pastor Uwe Holmer ist im Nachhinein bekannt geworden als der Mann, der Erich und Margot für rund zwei Monate bei sich und seiner Familie aufgenommen hat. Das ist die Prämisse und die wahre Begebenheit, auf der das Drehbuch von Fred Breinersdorfer beruht. Jan Josef Liefers tritt in seinem Film als Schauspieler nicht in Erscheinung. Er ist nur kurz vor Schluss als erwachsener Erzähler aus dem Off zu hören. Dem Regisseur verbundene Darsteller wie seine Frau Anna Loos, “Tatort”-Kollege Axel Prahl, Kurt Krömer und Devid Striesow haben kleine Auftritte im Film. Die ganze Show überlässt er Hans-Uwe Bauer in der Rolle des Pfarrers Holmer sowie Edgar Selge und Barbara Schnitzler als Erich und Margot Honecker.
Seinen kompletten Reiz zieht der Fernsehfilm aus dem Aufeinandertreffen der grundverschiedenen Weltanschauungen. Der einstmals mächtigste Mann der DDR, der nun obdachlos ist, bekommt Unterschlupf bei einem evangelischen Pastor. Das Paar Honecker: Kommunisten, Atheisten, linientreu und sozialistisch. Und beide waren so fern und intolerant gegenüber dem Glauben, wie man es nur sein kann. Zumindest zeichnet der Film das so und wenn man der dazugehörigen Doku glaubt, haben sich das die Filmemacher nicht ausgedacht. So behandelt der Fernsehfilm, der zu großen Teilen ein Kammerspiel ist, eine schier unglaubliche Geschichte.
Die Holmers sind bereit, die Worte Nächstenliebe, Vergebung und Barmherzigkeit nicht nur der Gemeinde vorzubeten, sondern sie in den eigenen vier Wänden zu leben. Wo Uwe Holmer von Barmherzigkeit spricht, meint Honecker Solidarität. Wo der Pastor über die Stasiopfer redet, sagt der Ex-Parteivorsitzende: "Wer nichts zu verbergen hatte, hatte auch nichts zu befürchten". Edgar Selge versucht nicht, den historischen Honecker zu imitieren, die quäkende Obertonigkeit seiner Stimme, die Steifheit, das Gestanzte. Er gibt diesem Mann, der von sich glaubt, immer "bestens informiert" gewesen zu sein, eine ganz eigene, eher leise Tonalität. Besonders deutlich in den Gesprächen mit dem Pastor.
Pfarrer Holmer: „Gibt es denn gar nichts zu bereuen?“
Margot Honecker: „Jeder macht Fehler. Die muss man nicht bereuen, wenn man aus ihnen lernt.“
Pfarrer Holmer: „Aber Hunderte Menschen starben allein an den Grenzen.“
Margot Honecker: „Die hat keiner gezwungen. Jeder wusste, dass Republikflucht strafbar ist.“
06 - ★★★★★★✩✩✩✩
Klaus Maria Brandauers Regiedebüt ist ein eindrucksvoller Versuch, die Geschichte des Widerstandskämpfers Georg Elser auf die Leinwand zu bringen. Der Film erzählt von Elsers Entschluss, Adolf Hitler zu töten, und von seinem missglückten Attentat vor 85 Jahren, am 8. November 1939 im Münchner Bürgerbräukeller. Dabei verkörpert Regisseur Klaus Maria Brandauer auch die Titelrolle, der er große Intensität und Überzeugungskraft verleiht. Seine Regieführung gibt dem Film eine düstere Atmosphäre und fängt die Bedrohlichkeit des Nazi-Regimes gut ein. Die Szenen im Bürgerbräukeller sind besonders beklemmend. Elser wird als ein stiller, einsamer Mann dargestellt, der sich aus Gewissensgründen gegen das Unrecht stellt. Brandauer stellt Elser als mutigen Einzelgänger gegen das Naziregime dar. Dieser Mut zur Einsamkeit wird eindrucksvoll porträtiert.
Jedoch darf man dem Endprodukt die historische Ungenauigkeit vorhalten. Der Film nimmt sich einige künstlerische Freiheiten und weicht ein ums andere Mal von den historischen Fakten ab. Dies mag für manche Zuschauer störend sein. Mir sind die dramaturgischen Schwächen aufgefallen. Die Handlung basiert auf einem Roman und wirkt auf mich stellenweise ein wenig vorhersehbar. Auch die Charaktere sind nicht gut ausgearbeitet worden. Die Verkürzung komplexer politischer und historischer Zusammenhänge wird dem Filmfan mit ein wenig Anspruch ins Auge fallen.
Auch wenn der Film nicht frei von Schwächen ist, so gelingt es ihm doch, die Geschichte von Georg Elser auf bewegende Weise zu erzählen. Der Film ist eine Mahnung, sich gegen Unrecht zu stellen und für seine Überzeugungen einzustehen. Wer sich von bewegenden Geschichten faszinieren lassen kann, für den könnte diese Adaption etwas sein. Zuschauer, die Filme mit schnellen Schnitten bevorzugen oder eine strikt historische Darstellung erwarten, sollten lieber die Finger von diesem Film lassen.
06 - ★★★★★★✩✩✩✩
Kristin Siebert und Christian von Brockhausen liefern mit "Wir Kinder der Mauer" (2021) ein eindringliches Porträt einer Generation, die durch die Teilung Deutschlands geprägt wurde. Die Produktion gewährt intime Einblicke in das Leben von Menschen, die unter den Bedingungen der Teilung aufwuchsen. Gezeigt wird, wie unterschiedlich die ehemaligen DDR-Bürger mit ihrer Vergangenheit umgehen. Die Filmemacher verzichten auf eine distanzierte Beobachterrolle und schaffen es, ihre Protagonisten in ihren persönlichen Geschichten zur Sprache zu bringen. Die emotionalen Ausbrüche, die Verzweiflung und die Hoffnung der Betroffenen werden eindrucksvoll eingefangen. Der Film konzentriert sich vor allem auf die Erfahrungen der Menschen in der DDR. Die Perspektiven der Westberliner bleiben etwas unterrepräsentiert.
Deutlich wird: Viele der Protagonisten hatten Schwierigkeiten, ihre Erfahrungen in der DDR zu verarbeiten. Die Teilung war ein tiefgreifender Einschnitt in ihrem Leben, und die Wende brachte sowohl neue Chancen als auch große Herausforderungen mit sich. Die Gefühle der Protagonisten sind oft ambivalent. Einerseits sind sie froh über die Freiheit und die neuen Möglichkeiten, andererseits trauern sie um ihre verlorene Welt und die Beziehungen, die durch die Wende zerstört wurden. Jedoch sind 90 Minuten für so ein komplexes Thema knapp bemessen. Einige Geschichten hätten sicherlich noch ausführlicher erzählt werden können.
Der Film zeigt die vielfältigen Erfahrungen der Beteiligten. Manche passten sich an, andere rebellierten, wieder andere wurden von den Umständen zerrieben. Die persönlichen Geschichten werden stets in den historischen Kontext eingebettet. Der Mauerbau, die politischen Veränderungen und die alltäglichen Herausforderungen des Lebens in der DDR werden anschaulich dargestellt. Die persönlichen Geschichten lassen mich als Zuschauer nicht unberührt.
“Wir Kinder der Mauer” zeigt, dass die Verarbeitung der Vergangenheit ein komplexer und individueller Prozess ist. Es gibt kein einheitliches Bild, sondern eine Vielzahl von Erfahrungen und Reaktionen. In meinen Augen ist die Doku ein wichtiges Zeugnis einer Generation, die durch die Teilung Deutschlands geprägt wurde. Wer sich für die Nachkriegsgeschichte Deutschlands interessiert und einen Einblick in die Lebenswirklichkeit einer ganzen Generation gewinnen möchte, sollte sich diesen Film ansehen.
https://www.3sat.de/film/dokumentarfilm/wir-kinder-der-mauer-100.htm
Der 9. November 1989 und die darauf folgende Nacht bedeuteten das Ende der Mauer.
• HAL 9000 in "2001: A Space Odyssey"
• WOPR in "WarGames"
• T-800 (Arnold Schwarzenegger) in "The Terminator"
• SID 6.7 (Russell Crowe) in "Virtuosity"
• Bender in "Futurama"
• Dolores Abernathy "Westworld" (HBO Serie)
• Samantha (Scarlett Johansson) in "Her"
• VGC-60L in "Robot & Frank"
• Chappie (Sharlto Copley) in "Chappie"
• Data (Brent Spiner) in ST: TNG
Welche KI sollte man gesehen haben? Zeige uns deine TOP 10.
Erlaubt ist jede Maschine, die die Fähigkeit besitzt menschliche Fähigkeiten zu imitieren. Darunter fallen Androiden, Cyborgs und "Denkmaschinen". Roboter eigentlich nicht, aber ich nehme das in dieser Challenge nicht so genau. Haut in die Tasten!
Meg leidet unter einer posttraumatischen Belastungsstörung. Sie wurde zu einer Hochzeitsfeier in die Karibik eingeladen und nahm die Einladung dankend an. Schon als sie vor Ort mit vier weiteren “Freundinnen” einen Ausflug auf einem kleinen Kahn unternimmt, darf man sich fragen, wer das “Final Girl” sein wird. Der Film folgt formelhaft dem Plot: Fünf junge Frauen werden auf hoher See ohne ein Boot von einem Hai verfolgt.
Generell ist die Idee, sich mehr auf die Figuren zu konzentrieren und weniger auf die Effekte, für mich völlig in Ordnung. Gerade im Horrorbereich gibt es Beispiele wie “Get Out” oder “It Follows", die Vorzeigebeispiele für diese Art der Inszenierung sind. Allerdings ist schon bei der ersten Begegnung der fünf klar, dass die Bezeichnung “Freundin” hier eine bloße Behauptung ist. Durch die jeweiligen Figuren streut das Drehbuch Themen wie “hate crimes“, Traumata und Emanzipation. Aber leider hat man vergessen, die Figuren zu charakterisieren. Ich werfe dem Film nicht einmal seine fehlende Plausibilität und den meeresbiologischen Unsinn vor. Immerhin gefällt mir “Der weiße Hai” und sogar “Meg” und die toppen beide Kritikpunkte um ein Vielfaches. Jedoch ist die Figurenzeichnung ziemlich nervig. Ich empfand "Something In The Water” als stinklangweilig und die Belanglosigkeit per se. Fesseln kann mich die Produktion zu keinem Zeitpunkt. Wie auch, ohne jede Spannung?! Wer sich auf ein paar Haiszenen freut, wird hier ebenfalls enttäuscht. Der Raubfisch ist, bis auf seine Silhouette, kaum zu sehen. Ab und an kommt die ikonische Rückenflosse vorbei oder ein von schlechten CGI geprägter Hai in voller Pracht.
Fazit: Nach einem interessanten Beginn entpuppt sich der Film als ärgerliche Zeitverschwendung 👎
02 - ★★✩✩✩✩✩✩✩✩
Die beiden Ghostbusters Filme aus den 80ern hatten mit “Ghostbuster: Afterlife” einen dritten Teil bekommen, der gleichzeitig als Legacy Sequel konzipiert wurde und das Remake von 2016 ignorierte. Mit "Ghostbusters: Frozen Empire” wird der Legacy Gedanke weiter gesponnen. Zumindest war das sichtlich der Ansatz. Der Blickwinkel von “Ghostbuster: Afterlife” zeigte uns ja deutlich, dass man sich auf die Nachfahren des verstorbenen Egon Spengler konzentrierte. Altvertraute Figuren übergaben die Fackel an neue Charaktere. Jetzt erwarte ich bei der Fortsetzung des Legacy Sequels, dass die eingeführten Charaktere entsprechend ausgebaut werden. Im besten Fall in einem für sie maßgeschneiderten Abenteuer. So eine Art “Goonies auf Geisterjagd” wäre kein schlechter Ansatz gewesen.
Stattdessen wird den im letzten Film verabschiedeten Figuren hier mehr Raum gegeben. Warum eigentlich?! Gegen einen netten Gastauftritt sage ich gar nichts. Deswegen war die Idee, Walter Peck zum Mayor of New York City zu machen, ganz fabelhaft. Die Story, die dem Zuschauer präsentiert wird, scheint Elemente aus „The Real Ghostbusters“ und „Extreme Ghostbusters“ zu recyceln und verliert sich in vielen Nebenhandlungen. Zu viele. Der Plot ignoriert offensichtliche Lösungen für selbst geschaffene Probleme. Bekannte Schauplätze und Querverweise reichen mir hier nicht aus, um als würdiges Sequel zu unterhalten. Der Nostalgiefaktor wirkt hier erzwungen und nicht notwendig. Es gibt zwar hier und da Positives zu bemerken, darunter Mckenna Grace als Phoebe Spengler und Patton Oswalt als Dr. Hubert Wartzki, doch hilft das nicht über die Schwierigkeiten hinweg.
"Ghostbusters: Frozen Empire” gelingt es nicht, sich zu fokussieren und mir als Zuschauer ein stimmiges Ganzes zu präsentieren. Im Gegenteil, vieles wirkt überladen und es fehlt an einer klaren Ausrichtung. Die für den Film neu eingeführten Figuren wurden zu wenig charakterisiert. Dem Comedy-Anteil wurde tonal mehr Gewichtung gegeben, jedoch nicht höhere Qualität. Alle positiven Charaktere wirken ziemlich unbeholfen und der einstige anarchische Humor ist gar nicht mehr zu spüren. Der neue Bösewicht wirkt recht blass. Das Endresultat war für mich nicht mehr als Mittelmaß.
05 - ★★★★★✩✩✩✩✩ #horroctober2024
“Scream 3” und “Scre4m” empfand ich bereits als recht mittelprächtige Vertreter ihrer Zunft. “Scream” (2022) wollte eigentlich frischen Wind in das Franchise bringen und unterbot die Qualität seiner Vorgänger noch. Allerdings kamen jüngere Charaktere ins Franchise und somit potenzielle Opfer für den Ghostface-Killer. Der alteingesessene Figurenkreis wurde noch weiter dezimiert. Und jetzt kommt “Scream VI”. Journalistin und Autorin Gale Weathers ist als einzige Woodsboro-Figur mit von der Partie. Naja, beinahe. Mehr als einmal wird der Zuschauer daran erinnert, dass Sam Carpenter die Tochter von Billy Loomis ist. Das macht überdeutlich, mehr noch als bei “Scream” (2022), es handelt sich hierbei um eine Legacy Fortsetzung.
+++SPOILER+++bezüglich Auflösung+++
Richtig dreist ist die Ghostface-Auflösung und dessen Motivation. Bitte Scream 2 in Erinnerung rufen: Dort war Mutter Loomis verantwortlich, die Rache genommen hat. Hier wird für den Ghostface-Killer Richie Kirsch aus dem letzten Film Rache genommen. Und der offengelegte Familienwahn gleicht dem der Loomis-Family. Einfallsreich ist was anderes. Irgendwie schräg ist da noch die Tatsache, dass Sam die Tochter des Ghostface-Killers aus Scream 1 ist, die Enkelin der Killerin aus Scream 2 und gleichzeitig das neue Opfer der Legacy-Filme von 2022 und 2023.
+++SPOILER+++AUS+++
Die Figur Sam Carpenter hat die Rolle der Sidney Prescott endgültig ersetzt. Allerdings konnte ich keine Figur als comic relief identifizieren. Meistens übernahm diesen Part Deputy Dewey. Zu Beginn sorgte auch Randy für eine besondere Note nerdigen Humor. Aber wer sollte das hier sein? Die neunmalkluge Mindy? Ehrlich gesagt, hätte ich das Geschwisterpaar Mindy und Chad als erstes dem Ghostface Killer zum Fraß vorgeworfen bzw zum aufschlitzen. In der Handlung werden Filmregeln wieder mal zelebriert. Nachdem man sich in Scream I bis III über die Regeln von Horrorfilmen, Horror-Fortsetzungen und Horror-Trilogien ausgelassen hat, bemerkt Mindy hier, dass nun Franchise-Regeln in Kombination mit Legacy Erweiterungen gelten.
Man wiederholt sich stärker als je zuvor und gesteht dem neuesten Scream-Beitrag keine originellen Ideen zu. Garniert wird das alles mit selbstreferentiellen Spitzen in Bezug auf Film-Franchise und Sequels vs Legacy. Die Crime-Handlungen erzeugen keinen Thrill. Die Jumpscares sind übelst abgedroschen. “Legacy ist nicht automatisch etwas Schlechtes." Nein, das muss es nicht. Aber damit das Franchise funktioniert und unterhält, muss man als Filmemacher etwas dafür tun.
04 - ★★★★✩✩✩✩✩✩ #horroctober2024
Anhang: Nach dem "Scream 5" und "Scream 6" an den Kinokassen zusammen wieder ein gutes Einspielergebnis vorweisen konnten, ist uns "Scream 7" sicher. Allerdings tauchen die Carpenter Schwestern wohl nicht wieder auf, denn Melissa Barrera wurde wegen ihrer Social-Media Posts aus dem Cast gestrichen. Jenna Ortega ist abgesprungen, weil sie bereits anderweitig verpflichtet ist. Der geplante Regisseur Christoph B. Landon (Happy Deathday) hat aufgrund der veränderten Besetzung dankend abgelehnt. Überraschenderweise hat Neve Campbell erneut zugesagt und Patrick Dempsey (Scream 3) liebäugelt öffentlich mit einer Rückkehr. Der US-Kinostart ist geplant für Februar 2026.
Inspiriert wurde das Drehbuch durch die Geschichte des Pablo Escobear. Eine Schwarzbärin, die Mitte der 1980er an einer Überdosis Kokain starb. Drogenschmuggler waren Barry-Seal-mäßig unterwegs (siehe “American made”) und warfen mehr als 30 kg über der Wildnis von Knoxville (Tennessee) ab. Mehr Wahrheitsnähe besitzt der schwarzhumorige Horror-Spaß wahrscheinlich nicht, behaupte ich. Der reale Bär starb jämmerlich, wurde ausgestopft und zeitweise ausgestellt. In “Cocaine Bear" darf das Tier nun Rache nehmen. Statt würdelos als Maskottchen zu enden. Die Filmhandlung ist zu absurd und abwegig. Der Film-Bär ist irgendwann total turkey und geht auf Menschen los. Zwischen ordentlichen Tierhorror und einem Gagniveau, das mit “Piranha 3D” (2010) oder “Sharknado” (2013) vergleichbar ist, konnte mich dieser blutige Waldausflug gut unterhalten.
Ich muss zugeben, dass ich den Bären nicht als Monster empfunden habe. Der war doch irgendwie sympathisch. Wer also Thrill erwartet, den muss ich an dieser Stelle enttäuschen. Der blutrünstige Riesen-Teddy ist ziemlich gut gelungen. Eine Mischung aus Animatronics und CGI vermittelt das richtige Gefühl für ein nicht ernst zu nehmendes Abenteuer im Wald. Am besten kann der Film mit seiner fantastischen Stumpfheit unterhalten. 😁
Nach “M3gan” war “Cocaine Bear” der zweite Film des Jahres 2023, der einer sehr zeitgenössischen Vermarktungsstrategie folgte: Neugier im Netz erzeugen, Meme-Material liefern, jeden Internetnutzer zum Werbebotschafter machen.
Die Besetzung hält einige bekannte Gesichter parat. In den Hauptrollen Keri Russell (“The Americans”) und Alden Ehrenreich (“Oppenheimer”; Han Solo in “Solo: A Star Wars Story”), in Nebenrollen agieren O'Shea Jackson Jr. (der älteste Sohn von Ice Cube), Brooklynn Prince (Apple TV+ Serie “Home Before Dark”), Jesse Tyler Ferguson (Mitchell Pritchett in “Modern Family”) und Ray Liotta (in einer seiner letzten Rollen), sowie Cameoauftritte von dem wütenden IKEA Guy und Keri Russells Lebenspartner Matthew Rhys.
Fazit: Der solide Mid-Budget-Movie ist ein netter, kleiner Unsinnsfilm geworden, der dem geneigten Filmfreund Spaß machen kann.
07 - ★★★★★★★✩✩✩ #horroctober2024
Es ist im Filmbiz ja nichts Ungewöhnliches mehr: Wenn das Franchise ausgelutscht ist, wird es nochmal ausgerollt. Der 2020 gedrehte “Children of the Corn” versucht sich nun an einem Neustart, indem er seine ganz eigene Vorgeschichte erzählen möchte. Viel gemeinsam mit der Geschichte von Stephen King oder dem Originalfilm von 1984 hat diese Story wirklich nicht mehr. Als erstes ist mir aufgefallen, das keine Außenstehenden auf den Mikrokosmos der kleinen Gemeinde stoßen. Stattdessen tragen die Bewohner den Konflikt unter sich aus. Das Setting ist ansprechend gestaltet und Kate Moyer funktioniert als Antagonistin recht gut. Es ist nur doof, dass das Drehbuch ihr gar nicht genug Möglichkeiten zur Entfaltung gibt. Überhaupt sind die Charaktere ziemlich fad und dünn gestaltet worden. Außerdem sind es viel zu viele Figuren, denen man hier eine Bedeutung gibt. Auf mich wirkt das so unglaublich unausgewogen. Die Lücken werden mit Klischees gestopft und mir als Zuschauer wird es unmöglich gemacht, zu irgendeinem Charakter einen Draht zu finden.
Fazit: Überflüssiges Prequel ohne jeden Mehrwert.
00 - ✩✩✩✩✩✩✩✩✩✩ #horroctober2024
In den 1930er und 1940er Jahren hatte RKO Pictures seinen Peak innerhalb ihrer Geschichte und gehörte zu den ursprünglichen „Big Five“ der Major Studios in Hollywood. Neben Metro-Goldwyn-Mayer, 20th Century Fox, Paramount Pictures und Warner Bros. regierten sie den Markt. Der russische Einwanderer Vladimir Ivan Leventon arbeitete als Assistent von David O. Selznick unter dem Namen Val Lewton bei RKO. Gleich mit dem ersten Film, den er produzierte, landete Lewton einen Treffer. “Cat People" mit Simone Simon kostete 134.000 $ und spielte einen Gewinn von etwa 40% ein (die Quellen gehen hier weit auseinander). Der Erfolg von “Cat People" veranlasste RKO Pictures, einen ganze Reihe ähnlicher Filme in Auftrag zu geben. Elf produzierte Lewton für die RKO, neben “Cat People", gehört “I Walked with a Zombie” (1943), “The Leopard Man” (1943) und “The Body Snatcher” (1945) zu den bekanntesten.
Inhaltlich wurde Val Lewton völlige Freiheit gegeben. Einzig die Titel standen bereits fest. Auflagen waren auch, dass das Budget pro Film 150.000 $ und die Länge 75 Minuten nicht überschreiten durften. Dieser Zwang zur Sparsamkeit führte dazu, dass der Horror mehr angedeutet als gezeigt wurde und sich das Grauen in der Fantasie des Zuschauers entwickeln musste. War Lewton auch als Produzent die treibende Kraft bei diesen Filmen, so darf dennoch keinesfalls die Leistung der Regisseure unterschätzt werden. Mit ausgeklügelten Licht-Schattenspielen, die vom deutschen expressionistischen Film beeinflusst sind und bereits den Film noir herbeirufen, schuf Regisseur Jaques Tourneur eine unheimliche Atmosphäre.
Tatsächlich wird Horror als visuelles Stilmittel seitens der Regie nachlässig behandelt. Effekthascherischer Budenzauber, mit dem der Horrorfilm später verbunden wird, kommt im Film nirgendwo vor. Vielmehr symbolisiert das Übersinnliche in der Erzählung. Bis zum Schluss belässt der Plot eine Restmenge des Zweifels. Soziale Belange, die sich im Hollywoodfilm der frühen Vierziger anderweitig nie so hätten thematisieren lassen. Wie die Angst vor der eigenen und die Lust an einer zügellosen Sexualität, sowie die unauslotbare Isolation eines Menschen aufgrund dessen Andersartigkeit und die tief verwurzelte NichtIntegrierbarkeit, die hier von der serbischen Einwanderin Irena Dubrovna exemplarisch verkörpert wird.
07 - ★★★★★★★✩✩✩ #horroctober2024