Solveig - Kommentare
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Alle Kommentare von Solveig
(Der Kommentar eignet sich nicht für Leute, die den Film noch (unvoreingenommen) sehen möchten.)
Ich mag den "Vorleser" total gern, gerade weil es so ein bedeutungsoffener Film ist, den ich mir am liebsten ansehe, wenn ich mit mir und der Welt ganz allein bin (also am liebsten in den späteren Abendstunden) und danach habe ich immer das Bedürfnis, für mindestens eine Stunde einen Spaziergang zu unternehmen, um all die Reize und Gedankenanstöße, die mir dieser Film bietet, mitzunehmen und zu reflektieren. Das passt auch so gut, denn letztendlich leben auch wir in einer absolut bedeutungsoffenen Welt und mit solchen Fragen wie nach Recht und Unrecht, Schuld, Sühne und Vergebung sind wir immer allein gelassen, da sie nur ein Konstrukt unserer selbst sind. Wir finden sie nicht in Gesetzestexten oder Vorschriften, Vergebung für unser Handeln nicht dadurch, dass wir in der Rechtswissenschaft eine vorgegebene Zeit absitzen, da Schuld, die von Menschen an Menschen begangen wird, nur durch Menschen selbst vergeben werden kann. Und kann sie das, wenn man es sich selbst nicht vergeben kann? Auch wenn ich mir manche Kritiken hier durchlese, die anscheinend ein Unwohlsein mit dem Gedanken verspüren, ob man mit Hanna Schmitz überhaupt Mitleid empfinden kann oder darf - das ist eine exzellente Frage, denn Mit-Leid bedeutet ja wortwörtlich mit jemandem Leid (und ggf. zugefügtes Unrecht) empfinden und somit teilen zu können. Macht man sich dadurch dann auch gleichzetig mitschuldig an den Taten des anderen?
Und nicht nur diese Gedanken mag ich am "Vorleser". Genauso interessant finde ich es, wie hier eben mit der Bedeutung des Geschriebenen und dem Antizipierenkönnen (also dem Lesen) umgegangen wird. Lesen ist eine so vielfältige, ja universale Fähigkeit, die uns einen Schlüssel zum Weltverstehen und vorallem zum Verstehen unseres eigenen Selbst in die Hand gibt, gleichzeitig aber auch einen verantwortungsvollen Umgang mit dem (geschriebenen) Wort und seiner Bedeutung aufdrückt, die wiederum auch unser ganz persönliches Ich angeht.
Der noch minderjährige Michael und die viel ältere Hanna gehen für einen Sommer eine Affäre miteinander ein. Schon bald mischen sich in ihre Intimitäten nicht nur das Liebesspiel - das Michael auch gleichzeiitig von seinem Elternhaus und von Gleichaltrigen distanzieren lässt -, sondern auch das Vorlesen ein. Hanna und Michael erschaffen sich durch das vorgelesene Wort aus Abenteuerbüchern, Trivialliteratur, Comics oder eben auch jener Literatur, die das Gefühl des Menschen füreinander oder auch die Frage des Menschen nach sich selbst stellt, eine eigene ganz persönliche Welt. Vom kindlich-naiven Umgang miteinander erwächst etwas, das Jahre später zum empfundenen Schuldgefühl wird: während Michael als Jurastudent einem Prozess beiwohnt, in dem u.a. Hanna angeklagt wird - durch ein Buch (!), das eine Holocaustüberlebende verfasste, wird Hanna, die selbst nicht lesen kann, angeklagt. Und ein Kommilitone Michaels, der diesen Prozess zunächst für eine aufregende Sache hielt, weil er sich von ihm Gerechtigkeit versprach, beginnt zu zweifeln, da doch schließlich eine ganze Generation zu (Mit)Tätern in dieser Sache wurde und sich nun allein sechs Frauen vor dem Gericht verantworten müssen, weil sie in dem Buch einer Überlebenden erwähnt werden.
In diesem Film wird "dem Wort" auf den Zahn gefühlt und seine Tiefen ausgeschöpft.
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"Ich fürchte nichts, nichts als die Grenzen deiner Liebe. Lass auch Hindernisse wie Gebirge zwischen uns treten, Gefahren werden dich nur reizen. Ich will sie wie Treppen nehmen und darüber in deine Arme fliegen. An meinem Arm sollst du durchs Leben hüpfen. Schöner als er dich von sich ließ, soll der Himmel dich wiederhaben und mit Verwunderung eingestehen: die letzte Hand um die Seele legt die Liebe."
Michael begehrt Hanna, sie ist seine allererste Frau. Mit der Schönheit von Worten schmückt er sie. "Ich schreibe ein Gedicht über dich." Er liest ihr vor, sie teilen eine Welt miteinander, die auch etwas Geistiges meint und nicht nur das Körperliche.
Im Prozess erfährt der junge Mann, dass Hanna auch die Selektionsprozesse an KZ-Häftlingen mittels des Vorlesens - für Hanna stets ein intimer Moment - vollzog. Hat Michael sich in gewisser Weise mitschuldig gemacht?
Hanna beginnt erst nach dem Prozess über die Vergangenheit nachzudenken. Sie lernt lesen. Erkennt sie ihre Schuld? Michael schickt ihr als erstes "Hörbuch" die Odyssee Homers, die im Film mehrmals aufgegriffen wird. "Jeder glaubt, dass Homers Thema die Heimkehr ist. Tatsächlich ist die Odyssee ein Buch über eine Reise. Heimat ist ein Ort, von dem man träumt." Und meint Heimat ganz banal einen Ort, an dem ich zu Hause bin, oder meint Heimat nicht (auch) das alte Wort "Nosce te ipsum!", so wie die Reise des Odysseus eben eine lange, lange Irrfahrt ist, an der er auch selbst reift.
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Ernst Stadler verfasste einst ein sehr schönes Gedicht:
"In einem alten Buche stieß ich auf ein Wort,
Das traf mich wie ein Schlag und brennt durch meine Tage fort:
Und wenn ich mich an trübe Lust vergebe,
Schein, Lug und Spiel zu mir anstatt des Wesens hebe,
Wenn ich gefällig mich mit raschem Sinn belüge,
Als wäre Dunkles klar, als wenn nicht Leben tausend wild verschloßne Tore trüge,
Und Worte wiederspreche, deren Weite nie ich ausgefühlt,
Und Dinge fasse, deren Sein mich niemals aufgewühlt,
Wenn mich willkommner Traum mit Sammethänden streicht,
Und Tag und Wirklichkeit von mir entweicht,
Der Welt entfremdet, fremd dem tiefsten Ich,
Dann steht das Wort mir auf: Mensch, werde wesentlich!"
Die Tiefen eines Wortes erfassen zu können, die Fähigkeit zu verfügen, sich damit selbst und die Welt zu erschließen und letztendlich auch mit Worten richtig umgehen zu können und sich ihrers Gehalts bewusst zu sein, denn sie können erfreuen, zerstreuen, Reisen ermöglichen, fremde Welt und einen selbst eröffnen, aber eben auch schuldig sprechen - und vergeben? All das setzt die Fähigkeit des Lesens voraus und ermöglicht vielleicht auch den Weg, wenn nicht der (Selbst)Vergebung, dann vielleicht aber wenigstens der Katharsis wie es auch die Jüdin Michael am Ende rät.
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Ich habe im Übrigen auch Bernhard Schlinks Roman nie allein als einen konkreten Beitrag zur Vergangenheitsaufarbeitung gelesen und verstanden. Schlink ging es hier m.E. noch um etwas anderes, etwas darüber Hinausgehendes, etwas von dem man abstrahieren kann und das tut für mich auch der Film. Und ich liebe Filme sehr, die mir keine vorgefertigten Meinungen servieren, sondern den Rezipienten als mündiges Wesen betrachten. Und an solchen Filmen (und Büchern) verliere ich auch lange Zeit nicht das Interesse, denn man kann sie mit fortschreitendem Alter und einem zunehmenden Erfahrungshorizont immer wieder neu und anders verstehen und dadurch bilden sie auch das Innere des eigenen Selbst.
Der Mensch ist dafür so liebenswürdig, dass er so gern alles um sich herum wissen und erfahren möchte, was ihn umgibt. Eine Reise zum Mond gehörte im Jahr 1902 sicher noch zu den begehrenswertesten Vorstellungen und zu verwirklichenden Träumen und bis es soweit sein sollte, wurden so mancherlei phantasievolle und auch märchenhafte These aufgestellt, was es "dort oben" wohl geben mag und zu erleben gibt. Eine Version davon bietet uns Méliès und ich finde seine "Reise zum Mond" so zauberhaft, amüsant und mitreißend anzusehen wie es ein langersehnter Menschheitstraum im besten Sinne nur sein kann und davon zeugt für mich dieser kleine feine Film.
Ja, "Jakob, der Lügner", nach dem gleichnamigen Roman von Jurek Becker, der auch gleichzeitig am Drehbuch mitschrieb, ist wirklich ein gut gemachter Film. Auch wenn er punktetechnisch ein bisschen weiter hinten liegt, glaube ich, dass er neben "Korczak" und "Der Pianist" zu meinen Lieblingen gehört, die sich auf konventionelle Art und Weise mit dem Holocaust beschäftigen - denn er kommt völlig ohne Effekthascherei, skandalös empörende Gewaltbilder und Sentimentalitäten aus, bietet dafür aber viel Raum, damit die durchweg gut besetzten Rollen ihre Figuren und deren eigene Geschichte und die Sehnsucht nach einem Leben jenseits der Ghettomauern erzählen können. Man spürt förmlich die Hoffnung und die Freude (aber auch Angst vor Enttäuschung oder dem Zerbrechen der Hoffnung auf ein Überleben) inmitten der Tristesse, die Jakob mit der erfundenen Lüge, er habe ein Radio und verfolge die Nachrichten über die heranrückende russische Armee, seinen Mitmenschen schenkt, ihm die Last als Hoffnungsträger aber zugleich schwer auf den Schultern liegt.
Ich mag das alles gern, eine langsame, aber einfühlende Erzählweise, interessante Figuren und vorallem eine fühlbare Atmosphäre, die mich zu einem Beteiligten des Erzählten macht. Wer auch glaubt, auf die oben genannten Punkte (Effekthascherei etc.) verzichten zu können und einen ehrlichen Film sehen möchte, der wunderbar erzählt, was den Menschen wirklich zum Menschen macht, sollte sich "Jakob, der Lügner" unbedingt einmal anschauen.
"Viel Wundersames melden uns Mären alter Zeit
Von preisenswerten Helden, von Kampfesmüh und -leid,
Von frohen Festeszeiten, von Weinen und von Klagen,
Von kühner Recken Streiten könnt ihr hier Wunder hören sagen."
(Erste Strophe des Nibelungenlieds, das um 1200 anonym gedichtet wurde.)
[...]
"Ich kann euch nicht bescheiden, was weiter noch geschah.
Ich weiß nur, dass man Ritter und Frauen weinen sah
Und auch die edlen Knappen und lieber Freunde Tod.
Hier hat die Mär ein Ende: das ist der Nibelungen Not."
(Letzte Strophe desselbigen.)
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Ich erspare mir an dieser Stelle eine Spoilerwarnung, da ich davon ausgehe, dass sich sowieso nur jene Leute diesen Film ansehen, die entweder rein cineastisch und filmgeschichtlich oder aber am Stoff selbst (zu dieser Sorte gehöre ich) interessiert sind und die Geschichte des Nibelungenliedes bekannt ist.
Woah, was für ein Wahnsinnsfilm - ich bin absolut begeistert. Ich liebe Mythen, ich liebe die nordische und germanische Sagenwelt und ich liebe mittelalterliche Heldenepen. Ich liebe ihre Figuren, die archaische Typen mit archaischen Werten in einer archaischen Gesellschaft verkörpern und dadurch für die Sicherung ihrer eigenen Identität und den eigenen Fortbestand bzw. den ihrer Sippe bürgen.
Das tut auch das "Nibelungenlied". Es erzählt uns von dem heroischen Recken Siegfried und seinen Taten (erster Teil des Films) und wie er (als "zivilisierter") Königssohn von Xanten bei den höfisch "zivilisierten" Burgunden aufläuft, um um die schöne Kriemhild zu werben. Hagen von Tronje, die treue rechte Hand des Burgundenkönigs Gunther, warnt jenen davor, den jungen Recken einzulassen, wohl ahnend, dass der König sein Unglück hineinlässt. Doch darf ein König einem anderen Königssohn den Gruß nicht vorbehalten (=altes mittelalterliches Motiv) und so tritt Siegfried an den König heran und bittet ihn um die Hand seiner Schwester, ohne sie je gesehen, sondern nur von ihr gehört zu haben (ebenfalls ein altes mittelalterliches Motiv, die eine Frau umso begehrenswerter macht). Doch auch König Gunther hat Absichten, sich zu vermählen, nämlich mit Brunhild, welche sich aber erst einem Mann in die Ehe geben möchte, wenn dieser sie bezwungen hat und sich ihrer als ebenbürtig erweist. Siegfried tritt in König Gunthers Dienst, um ihm bei diesem Vorhaben behilflich zu sein, wodurch er selbst die Hand Kriemhilds erwerben soll.
Und obwohl Brunhild sogleich Siegfried als den ihr ebenbürtigen Helden erkennt, verweist Siegfried auf Gunther, dem er heimlich mit Hilfe einer Tarnkappe beisteht, um Brunhild zu bezwingen, damit sie Gunthers Gamahlin wird. Und hier beginnt es kompliziert zu werden. Die typenhaften Figuren und vorallem die Motive und Werte Treue und Verrat werden so miteinander verstrickt, dass sie sich irgendwann widersprechen und zum gegenseitigen Problem werden, welches langfristig schließlich in völlige Destruktion all jener Werte endet, die für Gesellschaften und ihren Fortbestand vergangener Zeiten existenziell so wichtig waren.
Fritz Lang versteht es hervorragend durch Anspielungen, altertümliche und märchenhafte Symbole, eine bewusste und durchdacht entwickelte Figurenkonstellation, bedeutungsvolle Bildsprache und Ausstattung einzelner Szenen die Faszination dieses uralten Stoffs einzufangen und umzusetzen. Und auch der Film ist ausgesprochen üppige Kost, die ich beim ersten Mal Anschauen drei Mal unterbrechen und pausieren musste, aber nicht, weil der Film langartmig sei. Ganz im Gegenteil - die Geschichte wird hier wirklich spannend erzählt und obwohl man weiß, wie alles ausgehen wird, klebt man am Dargebotenen, weil man fasziniert davon ist, WIE der erste Teil des "Nibelungenlieds" hier erzählt wird. Das Unterbrechen lag mehr daran, dass man all das Gehaltvolle, das man eben geboten bekam, erst einmal verdauen muss - so ging es mir jedenfalls.
Und ja, Pathos gibt es hier natürlich auch, aber nicht den national übersteigerten, wie man vielleicht annehmen mag. Davon habe ich nichts gespürt - der Pathos, der einem hier geboten wird (z.B. dass Siegfried und Gunther Blutsbrüderschaft schließen), verstärkt die Tragödie am Ende und das Unrecht, in das sich die Figuren stürzen, umso mehr und ist somit m.E. kein Selbstzweck.
... und obwohl ich dachte, meine Lieblingsfilme fest gefunden zu haben, muss ich diesen hier doch auch noch mit einem Herz markieren - geht nicht anders. Dieser Film hat mir zu gut geschmeckt und ich werde ihn sicher noch viele, viele Male an den Tisch holen, um von ihm zu kosten, bis ich zu wissen glaube, mit wievielen feinen Noten er gewürzt ist. Deshlab musste ich meine Liste an Lieblingsfilmen erweitern und freue mich auch schon auf den zweiten Teil, zu dem die letzte, oben zitierte, Strophe des "Nibelungenlieds" bestimmt passen wird.
Der junge Harold war ja schon immer ein Sensibelchen, der am Anfang des Films keine Gelegenheit auslässt, uns immer und immer wieder - und mit einer ordentlichen Ladung makaberen Humor - vorzuführen, wie sehr ihn der Tod fasziniert und wie sehr er sich zu ihm hingezogen fühlt. Kein Wunder, der wohlhabende Junge lebt mit seiner wohlhabenden (und oberflächlichen) Mutter ("Oh, um acht Uhr wird gegessen. Und versuche, etwas unterhaltsamer zu sein, mein Junge.") in einem wohlhabenden Haus - und alles um ihn herum, sogar sein eigenes Gesicht, ist ausdruckslos, steif und tot.
- "Sag mal, Harold, was macht dir wirklich Spaß? Welche Betätigung vermittelt dir ein Vergnügen, das du bei anderen nicht verspürst? Was findest du befriedigend, was gibt dir eine besondere Befriedigung?"
(lange Schweigepause)
- "Ich gehe zu Beerdigungen."
Das ist der erste Satz, den Bud Cort alias Harold in diesem Film sagt. Und nicht nur er fühlt sich zu diesen Zeremonien, Riten und Friedhöfen hingezogen, sondern auch die fast 80jährige Ruth Gordon, alias Maude, die in der triefenden Schwärze und Steifheit das vor Agilität und Witz sprühende Weiß ist - Maude, die das Leben nimmt wie es kommt, Maude, die beliebige, auf der Straße herumstehende Autos nach Lust und Laune für sich und eine flippige Spritztour in Anspruch nimmt - einen Führerschein? Ach bitte, Maude doch nicht -, Maude, die gern eine Sonnenblume wäre, die Vögel liebt, Bäume umpflanzt - die alte Frau, die doch so schön ist.
- "Man muss [...] von Zeit zu Zeit die Erinnerung ein bisschen auffrischen, was die Konturen des weiblichen Körpers betrifft. Findest du das etwa schlimm?"
Ein endlich lächelnder Harold: "Was ich? Nein, natürlich nicht."
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Ein erstklassiger und ganz, ganz toller Film. Schon x-mal gesehen und trotzdem sind seine Dialoge so fein, das Tempo des Films so perfekt eingestimmt, die Vergangenheit der Figuren von Harold und Maude sensibel angedeutet, beide so unähnlich und doch so voller Gemeinsamkeiten, dass ich trotzdem immer wieder das Gefühl habe, der Film schenkt wieder und wieder etwas Neues.
Und nicht zuletzt die bissige und schnörkellose Gesellschaftskritik dieses Films, die so gekonnt mit dem Finger zeigt und ich es doch kein bisschen unverschämt finde. Interessant finde ich außerdem, dass "Harold and Maude" sicher ganz deutlich "Kinder ihrer Zeit" sind, manches wohl aber immer noch als Tabubruch empfunden wird.
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Fazit: "Harold and Maude" ist einfach der Film, der mir immer wieder das Herz öffnet, berührt, ein Stückchen von mitnimmt und ich es ihm gleich ganz in die Hand legen möchte. Das Besondere ist auch nicht weniger, als dass ich weiß, wer diesen Film ebenso zu schätzen weiß, der ist irgendwo mit mir verwandt, denn wir teilen haargenau dieselbe Art von Humor. Und eigentlich bin ich mir auch sicher, dass wer diesen Film, in dem sich Schwarz und Weiß zusammenfinden, eng umschlingen und sich ihre Liebe gestehen, so sehr mag wie ich, dem werde ich gern meine Hand reichen und wir werden uns menschlich sicher ganz gut verstehen.
Von der literarischen Qualität her merkte man Khaled Hosseinis "Drachenläufer" an, dass es das Erstlingswerk des Autors war. Nichtsdestotrotz hat die Geschichte von Amir und Hassan die Leute weltweit gepackt und dieses Buch inhalieren lassen.
Nachdem auch ich "Drachenläufer" innerhalb von zwei Tagen verschlungen hatte, den vielversprechenden Trailer sah, sowie von vielen Seiten Meinungen hörte, der Film sei "der Hammer", schraubte das schon wieder eine Erwartungshaltung nach oben.
Vorweg: ich bin der Meinung, dass es wirklich gute Buchverfilmungen gibt, auch wenn mir klar ist, dass wohl jeder andere Erwartungen daran hat. Wenn Inhalte des Buchs zwecks einer eigenen Lesart sinnvoll verändert werden, manches gerafft oder auch weggelassen wird, ist das für mich kein Grund, eine filmische Adaption schlecht(er) zu finden (als die Vorlage). Mir ist wichtig, dass ich merke, es wurde sich mit dem Inhalt der Vorlage auseinandergesetzt und eine Interpretation des Stoffs herausgearbeitet und diese einleuchtend und durchdacht umgesetzt. Eine gute Buchverfilmung gibt mir vielleicht auch einen anderen Blickwinkel auf die Vorlage und eine sehr gute Buchverfilmung eines sehr guten Buchs lässt trotzdem noch genug Interpretationsansätze, ohne die Vorlage durch zu viel Zeigen verstummen zu lassen, sodass das Buch weiterhin lesenswert bleibt, der Film aber auch eigenständig für sich eine Qualität beanspruchen kann.
Nun denn, was ist aus "Drachenläufer" geworden? Ich hatte das Gefühl, der Regisseur setzt etwas zu viel auf die Beliebtheit des Titels . Das Ergebnis finde ich leider eher uninspiriert, denn der Film hält sich mir tatsächlich etwas zu ängstlich an der Buchvorlage und scheint sich nicht so recht zuzutrauen, eine eigene Idee bzw. Lesart zu entwickeln. Wer jetzt nur darauf aus ist, die Bilder, die beim Lesen des Buchs im Kopf entstanden sind, noch einmal auf der Leinwand zu sehen, der mag sich "Drachenläufer" gut ansehen können. Die Wahl der Schauspieler ist gelungen, ebenso die Wahl und Gestaltung der Orte und die Idee ist schön, im englischen Original Passagen zu haben, in denen Dari gesprochen wird.
Die Botschaft von Schuld, Scham und Wiedergutmachung fand ich aber bisschen schwach. Wenn man sich schon so sehr an die Buchvorlage halten will, fand ich für diese Message Amirs Charakter und seine zwiespältige Beziehung zu Hassen einfach zu glatt. Im Buch ist Amir ja doch in weiten Teilen das, was man einen Feigling nennen könnte und die besondere Leistung liegt ja gerade darin, dass er sich selbst überwinden und über sich selbst hinauswachsen muss. Eben das baut der Film für mich nicht richtig aus und auch wenn die Laufzeit einen Rahmen für das Ganze setzt, dann hätte ich z.B. den Mittelteil (Amir und sein Vater in den USA) mehr gerafft und lieber andere Schwerpunkte gesetzt, eben in die Charakterzeichnung.
Zum Ende hin hat der Film für mich allerdings eine Sache wieder richtig gemacht, denn ich muss zugeben, dass mir das Buch im letzten Drittel an Schicksalsschlägen schon zu überladen war, was die Geschichte nicht nötig gehabt hätte, um bleibenden Eindruck zu hinterlassen
[SPOILER] und damit meine ich jetzt nicht die Steine, die Amir in den Weg gelegt werden, um Suhrab mit in die USA zu nehmen (das hätte der Film ruhig noch erzählen können), sondern die überdramatischen Ereignisse wie z.B. Suhrabs versuchten Suizid. [SPIOLERENDE]
Alles in allem kann man sich den Film als Buchleser anschauen, wenn man die eigenen Kopfbilder visuell noch einmal erleben möchte. (Und die Bilder sind wirklich schön!) Für die eigentliche Botschaft der Geschichte ist der Film aber eher eine abgespackte Light-Version, die ihn als solchen leider ebenfalls eher uninteressant macht.
Da kann ich auch noch schnell etwas zu sagen und meinen beiden Vorschreibern eigentlich nur zustimmen und wie man sieht, fallen unsere Wertungen ja auch fast gleich aus.
"Die Gladiatoren" ist ein netter Film und leichte Kost für zwischendurch, die einen so wenig verausgabt, dass man nebenbei auch noch Sachen im Haushalt erledigen kann und multitaskfähig bleibt. Allerdings würde ich diesen Film auch nur Leuten weiterempfehlen, die ihren Spaß schon mit "Das Gewand" hatten, sonst ist dieser Streifen sicher uninteressant. Liebhaber des Monumentalklassikers mit Richard Burton und Jean Simmons in den Hauptrollen werden sich aber über ein Wiedersehen mit den liebgewonnenen Charakteren aus dem ersten Teil freuen und ich selbst wollte den Film sowieso eigentlich nur deswegen sehen, weil mir Jay Robinson als Caligula so gut gefallen hat, der hier auch tatsächlich mehr Screentime bekommt. "Die Gladiatoren" beginnt auch gleich mit der letzten Szene aus "Das Gewand", wodurch der Anknüpfungspunkt sofort da ist und man schnell in die Geschichte zurückfindet. Diesmal muss sich allerdings Victor Mature in der Hauptrolle allein behaupten, was er gut macht und der Figur des Demetrius von meiner Seite auch mehr Aufmerksamkeit schenkte als noch in "Das Gewand".
Ich kann eigentlich sonst nur sagen, dass ich vorher die Inhaltsangabe bei wikipedia gelesen habe und den Film eigentlich nicht sehen wollte, weil mir die Charakterentwicklung des Demetrius zu unglaubwürdig klang. Ohne jetzt spoilern zu wollen (und die, die trotzdem genauer wissen wollen, was ich meine, können dies ja selbst nachlesen), will ich aber trotzdem sagen, dass das ganz gut geklappt hat. Szenen, in denen sich Mature in der Arena als Gladiator behaupten muss, sind gut inszeniert und wissen zu unterhalten, obgleich die Maske ein bisschen mehr Arbeit hätte leisten können. Ich hätte dem mit Tigern kuschelnden Demetrius ein paar Schrammen mehr verpasst.
Ansonsten behandelt "Die Gladiatoren" auch auf eine nette Art und Weise "theologische" Fragen, die oftmals an die Theodizee Anklang finden. Nichts Tiefschürfendes, immer an der Oberfläche bleibend, aber ganz gut arrangiert, sodass man sich nicht zu sehr über Plattitüden ärgern muss - auch wenn ich gestehen muss, dass die Dialoge oftmals stärker sind als das Gezeigte und dadurch nicht immer ganz glaubhaft wirken
[SPOILER] z.B. wenn der vom Glauben abgefallene Demetrius plötzlich vor der totgeglaubten Lucia kniet und bekundet, er habe die letzte Zeit in Finsternis verbracht, obwohl man ihm das wärend seiner Affäre mit der Claudiusgattin Messalina kein bisschen angesehen hat. [SPOILERENDE].
Ja, und sonst so - vielleicht kann ich noch anmerken, dass mir Lucia und Messalina zu modern geschminkt sind und somit für mich aus der Zeit fallen, die dieser Film fokussiert, und dass man ab und an schon schmunzeln muss, wenn manche Figuren plötzlich und unerwartet wie aus dem Erdboden geschossen im Bild auftauchen.
Insgesamt sind "Die Gladiatoren" recht solide Unterhaltung auf ganz einfachem Niveau - nicht mehr und nicht weniger. Für Liebhaber des ersten Teils aber absolut sehenswert und dafür, dass Nachfolger neben den Vorgängern eigentlich immer blass dastehen, macht sich dieser Film hier ganz ordentlich.
Von "Robin und Marian" habe ich mir als Film sehr viel versprochen, da er im Schnitt relativ gute Kritiken bekommen hat und oft von einem besonderen Film(juwel) oder zumindest von einem "Robin-Hood-Film" der ganz besonderen Art gesprochen wird. Letzteres stimmt auch - einen Robin Hood wie hier hat man wohl noch nie auf der Leinwand gesehen, einen in die Jahre gekommenen Helden, der nach zwanzig Jahren Abwesenheit an der Seite von Richard Löwenherz auf dessen Kreuzzügen stand und nun nach Hause zurückkehrt in den Sherwood Forest.
Die Sage ist entzaubert, die Erinnerung an die in Liedern oft besungene Heldenzeit verflossen, die Ideale desillusioniert, die Zeit wurde zum Entfremder und zum Räuber.
Klingt doch ganz interessant und reizvoll?
Ja, das dachte ich auch. Ich hoffte auf eine ganz besondere und weniger bekannte Verfilmung des Stoffs, die zwei großen Schauspielernamen der männlichen und weiblichen Titelrolle lockten, sowie auch das Versprechen, hier einen von Melancholie durchzogenen Film zu bekommen - und Melancholie ist ein Gefühl, das mich eigentlich immer voll und ganz für sich einnehmen kann, andererseits aber auch in der Inszenierung ein zweischneidiges Schwert ist, denn es kann schnell mit Langeweile, Schwerfällig- und Behäbigkeit verwechselt werden. Und leider neigte dieser "Robin Hood" für mich mehr zur letzteren Kategorie als zur echten Melancholie, das vorallem ein unterschwelliges Gefühl ist, hier aber zu offensichtlich heraufbeschworen werden sollte - mir mangelte es deutlich an Feinfühligkeit. Ein wenig davon ist eigentlich nur in den Szenen spürbar, wenn Robin und Marian über die gemeinsam verlorenen Jahre reden und die Entfremdung sowie ein sich Wiederannähern und gleichzeitige Angst vor einer erneuten Enttäuschung oder wieder einmal verletzt zu werden gezeigt wird - vorallem von Marians Seite aus, was Audrey Hepburn einfach klasse spielen kann. Das gefiel mir sehr gut und sorgt auch dafür, dass der Film von mir eine 5,5-Wertung erhält.
Ansonsten weiß ich leider nicht wie hoch das Budget für diesen Film war, aber Kulissen und auch die Sets wirkten auf mich immer etwas billig und zu selten authentisch. Manches muss sich der Zuschauer selbst denken, weil es angesprochen wird, die Mittel zum Zeigen aber anscheinend gefehlt haben. Auch das Schauspiel wirkt auf mich an vielen Stellen hölzern und zu oft gelenkt z.B. wenn Pferd und Kutsche offensichtlich eine Brücke über einem Fluss überqueren sollen und ganz plötzlich kurz davor vom Weg abweichen und das Pferd ins Wasser trabt. Oder wenn Robin einen Pfeil abschießt.
Ich weiß, ich weiß, wenn man diesem Film etwas abgewinnen kann, kann man das alles als genau so gewollt hinstellen. Wen der Film aber nicht überzeugen konnte, dem bieten solche Stellen einfach zu offene Wunden in die man seine Finger legen kann und mir mangelte es an Unterschwelligkeit, um eine echte Atmosphäre des Verlorengegangenen aufzubauen, sodass Absicht und tatsächliche Wirkung für mich auseinanderfielen.
Wirklich schade - gerade weil Robin Hood zu DEN Helden meiner Kindheit gehört(e), freute ich mich umso mehr auf einen Film mit solch einer Idee (insbesondere wenn man ggf. auch noch die "Robin Hood" Nacherzählung von Rosemary Sutcliff gelesen hat), weil das "Sterben" der mythologisierten Sage des berüchtigten edlen Räubers aus dem Sherwood Forest schon symbolisch wie das endgültige Ende der Kindheit, das Hinübertreten in die illusionsfreie und ernüchternde Realität der Welt außerhalb meinen kann. Da habe ich wohl etwas zu viel erwartet
"Lieber Gott, warum hast Du die Männer dazu bestimmt, die Welt zu regieren und einen Verrückten, ihnen den Weg zu weisen?"
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- "[...] obwohl, es [=die deutsche Sprache] ist dem Jiddischen sehr ähnlich. Ich versteh' alles"
- "Das Deutsche ist sehr hart, Mordechai, präziese und traurig. Jiddisch ist eine Parodie des Deutschen, hat jedoch obendrein Humor. Ich verlange also nur von Ihnen, wenn Sie perfekt Deutsch sprechen wollen ohne eine Spur vom jiddischen Akzent, den Humor wegzulassen, sonst nichts."
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"Ich wollt' Rabbi werden, aber die Stelle war vergeben, und weil ein Verrückter fehlte, dacht' ich mir, eh jemand ander's verrückt wird, werd' ich verrückt."
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Ich liebe diesen Film. Liebe, liebe, liebe ihn.
Wann immer mal jemand bei mir zu Besuch ist und sich meine kleine Filmsammlung anschaut, ist der "Zug des Lebens" jedes Mal die erste DVD, die jemand in die Hand gedrückt bekommt und sich erstmal die ganzen Vorzüge dieses Films von mir anhören muss mit der dringenden Bitte, sich diesen möglichst bald einmal anzuschauen.
Er wird ja ziemlich häufig mit Benignis "Das Leben ist schön" verglichen, bleibt aber nach meinem Eindruck und zu meinem Bedauern eher in dessen Schatten. Zugegeben, was die Architektonik des Erzählten angeht, so ist "Das Leben ist schön" gewiss wesentlich schöner und filigraner aufgebaut. Dafür war der - für meinen Geschmack - eher platte Slapstickhumor nicht so meins und die Figuren so stereotyp gezeichnet, dass ich "Das Leben ist schön" auch nicht wirklich gewagt fand. Beim "Zug des Lebens" empfinde ich es anders. Die Dialoge sind klasse und sprühen für mich nur so vor Esprit, den Humor finde ich intelligenter und die Figuren ohne Ausnahme alle so liebenswürdig, dass ich schon etwas dafür hergeben würde, mit ihnen in diesen Zug zu steigen, ihre Gruppendynamik und die Stimmungswechsel nicht nur durch einen Bildschirm getrennt als Beobachter mitzuverfolgen. Und wie gern würde ich mit ihnen musizieren und mittanzen - ihre Lebensfreude und den Lebenswillen mit ihnen teilen.
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Dieser Film hat außerdem schon einen gewissen Anspruch. Manch einer mag den jiddischen Humor zu speziell finden, um mitlachen zu können. Ich selbst finde es wunderbar, wie sehr Radu Mihaileanu, dessen Vater selbst ein Überlebender des Holocaust ist, das Purimfest in sein Werk einbindet. Dieses Fest geht auf das biblische Buch "Ester" zurück, in dem bereits die frühe antisemitische Erfahrung und deren Überwindung thematisiert wird, deren zentrale Figuren die persische Königin Ester, jüdischer Abstammung, und Mordechai sind. Das Purimfest nimmt hierauf Bezug und feiert das Buch "Ester", indem sich die Gemeinschaft bunt verkleidet und die Rollen dieser Erzählung verkörpert, darunter auch die Rolle des Haman, der in diesem Buch in gewisser Weise als der Prototyp des Antisemiten fungiert. Höhepunkt dieses Festes ist, dass jedoch in solch ausgelassener Lebens- und Überlebensfreude das Überwinden des Antisemitismus gefeiert wird, dass am Ende gar nicht mehr klar und es völlig egal ist, wer hier eigentlich noch wer ist und welche Rolle spielt. Am Ende sind es alles Menschen. Und dieser Film bildet das wunderbar ab und bettet seinen Inhalt gekonnt in diese universale Tradition des Judentums.
Und trotzdem - je länger die Reise dieser eigenwilligen Truppe dauert, desto mehr wird spürbar, dass es nur noch die Hoffnung ist, von der gezehrt wird, sodass der Film für mich nie ins Lächerliche kippt, sondern stets der traurige Hintergrund des Themas durchschimmert.
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Ein herrlicher Film. Ein Geschenk. Ich würde ihn nicht missen wollen. Nie mehr.
So, nachdem ich hier jetzt für 0,5 Punkte Unterschied ewig hin und her schwankte, habe ich mich - glaube ich - endlich auf eine 6,5-Wertung für den Film "Bruder Sonne, Schwester Mond" festgelegt... und wo ich hier gerade wieder den eingespielten "Sonnengesang" des Heiligen Franziskus im Ohr habe, der diesen Film einleitet, fühle ich mich schon wieder ein bisschen mies, nicht doch bei 7 Punkten zu bleiben.
"Bruder Sonne, Schwester Mond" porträtiert sehr gefühlvoll die Anfänge einer Gemeinde, die dem Krieg und der Weltlichkeit entsagte und in der Abgeschiedenheit nach eigener spiritueller Erfahrung und einer Lebensführung nach dem Vorbilde Christi sucht, dabei aber auch nicht unerwähnt bleibt, dass diese alternative Lebensführung außerhalb der damaligen Kirche zu Reibereien mit derselbigen führte.
"Bruder Sonne, Schwester Mond" lebt vorallem von den unbeschreiblich schönen Landschaftsbildern- besseren Urlaub kann man sich für die Augen kaum vorstellen und wünschen - und versteht es, eine Faszination für die Schönheit der Natur mit einer wunderschönen Leichtigkeit aus dem Zuschauer herauszukitzeln. Der Cast macht seine Sache ordentlich und spürbar, dass Darsteller ihre Rollen leben wollten - noch besser gelingt es, sie so harmonisch und einfühlsam ins Szenenbild zu setzen, dass man meint, von gezeigter Figur und Szene förmlich in den Film gesogen zu werden. Und das ist auch jene Ebene, auf die sich "Bruder Sonne, Schwester Mond" hervorragend versteht: das Gefühl für die unerschöpfliche Schönheit der Natur stark zu machen und zu betonen, sodass der Film allein daraus seine erzählerische Kraft schöpft. Dialoge gibt es hier nur sehr, sehr wenige - das Fühlen wird hier der besondere Rezeptionszugang. Und gleichzeitig bedraf es keiner weiteren Frage, dass der Soundtrack von Donovan den Film noch einmal um eine ganze Ecke aufwertet und einen erst so richtig im Gezeigten schwelgen lässt.
All das waren für mich eigentlich Argumente für eine verdiente 7-Punkte-Wertung.
Aber insgesamt muss ich sagen, dass der Film für mich oftmals dann doch einen etwas zu wackeligen Balanceakt zwischen Schönheit und leicht überzuckertem Kitsch vollführt und somit seine eigentlich schöne Wirkung ein Stück weit abwertet. Zudem wird spürbar, dass die Geschichte hier mit einem sehr modernen Touch angefasst wird; zu Gunsten des deutlichen Hippieeinflusses weicht bei diesem Film die Thematisierung theologischer Diskurse, die für die Weltflucht des Heiligen Franziskus und vorallem die in ihr liegende Provokation der Großkirche nicht unerheblich wären. Als Ergebnis liegt hier dafür eine Geschichte vor, deren Entwicklung sehr vorhersehbar ist (selbst wenn man in der Biographie nicht bewandert sein sollte) und oftmals so naiv anmutet wie es sich der Laie gemeinhin mehr als vereinfachend vorstellt. Wobei ich dem Film seine Naivität eigentlich nicht als Minuspunkt anlasten will, da sie sehr gut zum stimmungsvollen Gesamtbild und der Sehnsucht nach dem Ursprünglichen passt, andererseits jedoch die Zielgruppe von "Bruder Sonne, Schwester Mond" stark eingrenzt und keinerlei Möglichkeiten mit der ernsthaften Auseinandersetzung der Lehren des Heiligen Franziskus und seiner Zeit bietet. Somit schrammt der Film bei mir knapp an einer 7.0 vorbei, bleibt aber ein Geheimtipp für Liebhaber, die ausprobieren wollen wie gut ein Film allein durch schöne Bilder und einem bewussten in Szene Setzen der Figuren unterhalten kann.
(Und Sir Alec Guinness wird als Papst Innozenz III. vielleicht auch locken können.)
"Pans Labyrinth" ist für mich ein ganz besonderer Film, denn kaum ein anderer hat mich vergleichsweise so aufgewühlt, bereits nach der ersten Sichtung vom Stuhl gefegt und noch Tage danach beschäftigt, sowie das Verlangen nach dem noch ein Mal und noch ein Mal Anschauen gefordert. Mein Glück wohl aber, dass ich mit keinerlei Erwartung oder Vorahnung an ihn herangegangen bin; nichtmal den Trailer kannte ich. Ich wusste nur, dass die Gewaltdarstellung ziemlich umstritten ist, weshallb ich den Film lange vor mir her schob, auf den ich auch nur gekommen bin, weil er einmal in einem Seminar empfohlen wurde.
Zu der expliziten Gewaltdarstellung kann ich nur sagen - mag ich eigentlich auch so gar nicht und ich hätte Guillermo del Toro eine subtilere Darstellung durchaus zugetraut. Und trotzdem war dies kein Punkt, der mir "Pans Labyrinth" vermiest hat - sagt hier jemand, der an Gewaltdarstellung sonst überhaupt nichts Unterhaltsames findet und oft als Detektor herhalten muss, ob solch eine Darstellung nun einen Sinn hat oder nicht. Für mich hatte sie es - sie zeigte die Kompromisslosigkeit Vidals, den Sergi López auch für nichts entschuldigen wollte und der auch unzweifelhaft den bösen Wolf in diesem Märchen durch und durch verkörpert.
Und ja, "Pans Labyrinth" ist eine märchenhafte Parabel für Erwachsene, seine Protagonistin, die kleine Ofélia, eine Märchenerzählerin. Das ist auch oft ein weiterer Kritikpunkt, den ich an diesem Film häufig höre; er sei in seiner Erzählweise zu auktorial geraten und erzähle eben nicht aus Ofélias Sicht - sie bekäme die ganzen Gräuel doch gar nicht mit. Aber woher weiß man das eigentlich?
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[SPOILER]
Wenn er Film beginnt, sehen wir die schwer atmende und im Sterben liegende Ofélia mitsamt einer Kamerafahrt in ihre Augen, erst dann setzt der Prolog ein und wir erfahren wie es zu Ofélias Situation gekommen ist. Kann es nicht sein, dass Ofélia, die Märchen liebt, hier nicht selbst die auktoriale Erzählerin und zugleich handelnde Figur in dieser Geschichte ist? Welchen Sinn sollte die allererste Szene denn sonst haben, wenn sie nicht rein zufällig ist?
Für mich war dieser Film ein sehr gelungenes Abbild einer vom Faschismus verletzten Kinderseele, die in diesem Märchen eine Möglichkeit gefunden hat, sich Unschuld zu bewahren und Unsterblichkeit zu sichern. Was Ofélia wirklich alles wie genau erlebt hat, bevor sie sterbend im Labyrinth liegt, ahnt der Zuschauer vielleicht. Wirklich erzählt wird ihm das aber nur zwischen den Zeilen.
[SPOILERENDE]
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Für mich ist und bleibt "Pans Labyrinth" ein ganz besonderer und mehrschichtiger Film, der Pan das faszinierendste Wesen, das mir bislang geboten wurde und eine Geschichte, auf die ich vertrauen kann, immer und immer wieder in ihren Bann gezogen zu werden. Natürlich, wenn ich nach dem Haar in der Suppe suchen würde, könnte ich es finden, aber mich hat Guillermo del Toros Werk zu sehr beeindruckt, als dass ich danach suchen will.
Bedingungsloser Gehorsam?
"In consiliis nostris fatum nostrum est."
(So steht es auf dem Bogen zum Eingang des Labyrinths; "In unseren Entscheidungen liegt unser Schicksal".)
Ein ganz besonderer Film; ungelogen und unübertrieben das bislang Schönste, was ich je an Gezeichnetem gesehen habe; und auch ungelogen ein Film, der mir noch nie so schwer zu rezensieren fiel wie "Der Mann, der Bäume pflanzte". Der Grund? Diese halbe Stunde führt einem nicht weniger als das Existenzielle des Lebens selbst in einer so wunderbaren, leichten und ehrlichen Ruhe vor, dass einfach jeder diesen Film für sich selbst entdecken und sich von ihm ansprechen lassen muss.
Ein 'Ich', das völlig allein mit sich selbst ist, erzählt wiie es die Alpen durchwandert.
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"Ich begann damals meinen langen Weg durch diese Einöde, einer kahlen und eintönigen Gegend in etwa 1200 bis 1300 Meter Höhe. Nur wilder Lavendel wuchs dort. Ich durchquerte diese Landschaft da, wo sie am breitesten ist. Und nachdem ich drei Tage zu Fuß gegangen war, fand ich mich in einer unvorstellbar kargen und öden Gegend wieder. Ich schlug mein Lager neben den Überresten eines verlassenen Dorfes auf. Seit dem Vortag habe ich nichts mehr getrunken und ich musste frisches Wasser finden. Aus den verfallenen Häusern, die eng zusammengerückt dastanden wie Waben eines alten Wespennestes, schloss ich, dass es hier irgendwann mal eine Quelle gegeben habem musste. Oder einen Brunnen. Und es gab auch einen Brunnen, aber er war ausgetrocknet."
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In dieser Verlassenheit und Ödnis gibt es nichts - außer einem alten Mann, zu dem das Ich stößt, der mit seiner Schafsherde und seinem Hund in Abgeschiedenheit und Einsamkeit - und in vollkommener Ruhe mit sich selbst lebt und Bäume pflanzt.
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"Es war ihm klar geworden, dass diese Landschaft sterben würde, weil es keine Bäume mehr gäbe. Und da er, so fügte er hinzu, nichts Wichtiges vorgehabt hätte, habe er sich entschlossen, etwas zu unternehmen gegen diese schlimme Lage.
Ich war jung und dachte nur an meine eigene Zukunft und was sie mir bringen würde auf meiner Suche nach dem Glück, also sagte ich ihm, dass diese 10.000 Eichen in 30 Jahren wunderbare Bäume sein würden. Er antwortete ganz einfach, wenn er, so Gott wolle, so lange lebe, werde er in 30 Jahren noch so viele Bäume gepflanz haben, dass diese 10.000 nur wie ein kleiner Tropfen im großen Meer sein würden. Außerdem beschäftige er sich schon mit der Aufzucht von Buchen und in der Nähe seines Hauses habe er schon eine Baumschule angelegt, die Pflänzchen seien wunderbar angewachsen. Er beabsichtige ebenfalls Birken zu pflanzen [...]. Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns voneinander. Ein Jahr später brach der erste Weltkrieg aus, der mich fünf Jahre meines Lebens kostete. Ein Infanteriesoldat hat kaum Zeit über Bäume nachzudenken."
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Aus der Kargheit erschafft Elzéard Bouffier Leben, indem er Bäume pflanzt, die wiederum zu einem Lebensquell für das Leben selbst werden.
Während Menschen sich gegenseitig drangsalieren, Städte aussterben und mit ihnen das, was Menschen eins errichtet haben, verfallen, lebt Lezéard Bouffier für sich in der Abgeschiedenheit und pflanzt weiterhin Bäume.
Nach dem Krieg (und somit der Zerstörung) besitzt Bouffier etwa hundert Bienenstöcke (Anschluss an das Motiv der verlassenen Waben eines alten Wespennest (s.o.)?) und nur noch vier Schafe, da diese begannen, seine Bäume zu gefährden, die er stetig weiterpflanzt.
Ja, diese Geschichte besitzt viele, oft aber leise und dezente, biblische Anspielungen (okay, bei mir ist es sicher auch eine Berufskrankheit, dass ich darauf ziemlich sensibel und schnell reagiere), die der Film aber für seine eigene Geschichte auf eine eigene Weise zu nutzen weiß. Aber keine Sorge, "Der Mann, der Bäume pflanzte" will niemandem eine Meinung aufzwingen. Er erzählt seine Geschichte einfach in so vertrauten, eigenen, stillen und wunderbar dahinfließenden Bildern und Worten, die spüren lassen wie alles in Bewegung ist, wie alles sich verändert, wie nichts unstetig bleibt, außer - außer der Hoffnung auf die Geduld, dass da jemand ist, der für Leben sorgt, das sich trotz dem Fluss der Zeit, Veränderung, Gefährdung und Zerstörung als das Beständige erweisen wird. So paradox das klingen mag, so rührt es ein Hoffen darauf umso mehr an.
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Ich weiß nicht, ob man eine halbe Stunde seines Lebens besser verbringen kann, aber wohl kaum sinnvoller als dem "Mann, der Bäume pflanzte" einen Besuch abzustatten.
Was ist denn das?
Ich hatte eigentlich erwartet, dass die Communitywertung im Schnitt sicher irgendwo zwischen 7 und 8 Punkten liegen wird. Na gut, ich muss gestehen, dass "Der Zauberer von Oz" bei mir mit ein paar Pluspunkten ins Rennen geht. Lyman F. Baums Kinderbuchklassiker war für mich immer der Konkurrent zu Carrolls "Alice" - und ich muss gestehen, dem Amerikaner hier ausnahmsweise den Vorzug zu geben. Als Kind war das mein Lieblingsbuch und da "Oz" seltsamerweise nicht von Disney adaptiert wurde, hatte ich oft den Eindruck, diese Geschichte sei ein klein wenig unbekannter als "Alice".
Aber zum Film, der gleich zu Beginn mit einem Schriftzug klar macht, wer seine Zielgruppe ist, nämlich ein junges (und junggebliebenes) Publikum. Das merkt man auch an der Art des Schauspiels: es ist sicher unbestritten das, was man heute als "overacting" bezeichnet, insbesondere das was Judy Garland in der Hauptrolle der Dorothy zeigt. Das ist für mich allerdings noch in einem entschuldbaren Rahmen - wenn ein Film für Kinder gemacht ist, findet man das noch ziemlich oft, einfach weil einem jungen Publikum gleich klar sein sollte, in welcher Stimmung sich eine gezeigte Person befindet. Am Anfang ist das noch etwas befremdlich, mit zunehmender Laufzeit habe ich mich damit abgefunden, obwohl ich zuerst auch noch dachte, dass wenn es so weiter gehen wird, dieser Film bis zum Ende hin ziemlich anstrengend werden könnte.
"Der Zauberer von Oz" braucht eine Anlaufzeit - die ersten Szenen in Kansas haben mich noch nicht überzeugen können, aber sobald Dorothy im Land des Zauberers von Oz war, ging die Post ab und meine Kinnlade klappte nach unten.
Kneif mich mal oder bin ich jetzt wirklich auf einem Trip?
Wow, Oz ist ein quietschbuntes Knallbonbon vom Feinsten - ja, wenn man keine Kitschresistenz hat, kann es einem schon weh tun. Aber ich - ich fand's ... so muss Kitsch einfach sein, so versüßt es einem das Leben.
Aber abseits davon bietet "Der Zauberer von Oz" ein richtig gutes Drehbuch und vorallem ganz bezaubernde Kostüme und eine wunderbare Maske, insbesondere in Blick auf die Vogelscheuche, die sich Verstand wünscht, den Zinnmann ohne Herz, der doch so gern eins hätte, und den ängstlichen Löwen, der seinen Wald mutig als König regieren möchte. Mit diesen drei Gesellen reist Dorothy zum Zauberer von Oz, damit er ihre Wünsche erfüllen und Dorothy zurück nach Kansas bringen kann - wäre da nicht die böse Hexe aus dem Westen, die den Freunden ihre Reise erschwert, da sie vorallem mit Dorothy noch eine Rechnung offen hat.
Wer diese Geschichte noch gar nicht kennt (und den beneide ich sehr...), der wird im "Zauberer von Oz" noch die ein oder andere kleine Überraschung finden, auch wenn man ahnt, was die Moral der Geschichte sein könnte. Sehr gut gefiel mir außerdem, dass diese Inszenierung das ein oder andere retardierende Moment hat, das auf eine angenehme Art Spannung anzieht. Und ganz besonders freut mich, dass auch die Symbolik der Buchvorlage übernommen wurde - wer Spaß daran hat, Märchen (wie auch immer) zu deuten, wird sich in diesem zauberhaften Land austoben können.
Insgesamt habe ich mich von diesem Film sehr, sehr gut unterhalten gefühlt wie schon lange nicht mehr - tatsächlich war ich spätestens ab dem Moment, wo das Quartett der Freunde, plus den kleinen Toto, komplett war, nicht mehr ansprechbar.
Wer Kinder hat, der sollte sich diesen Film unbedingt einmal anschauen - nach meiner Einschätzung kann "Der Zauberer von Oz" es immer noch mit jedem anderen Unterhaltungsfilm für ein junges Publikum aufnehmen. Bei mir ist er auch gleich ins Berufsrepertoire gewandert und ich freue mich schon tierisch darauf, wenn ich die Gelegenheit bekomme, mit diesem Film zu arbeiten.
Ansonsten noch eine kleine Info am Rande: für ein Musical wird hier nach meinem Empfinden erstaunlich wenig gesungen - ich bin es sonst gewöhnt, dass Lyrics in dem Genre mehr oder weniger komplett die Mono- und Dialoge ersetzen; hier empfand ich den Anteil als ausgewogen. Und im Übrigen wurde "Der Zauberer von Oz" von Marvyn LeRoy mitproduziert, der Jahre später im Regiestuhl von "Quo Vadis" saß.
Amüsantes Filmexperiment und wenn man den rein cineastischen Wert ausblendet (für einen Film von 1929 sind die künstlerischen Effekte wohl unbestritten auf höchstem Niveau), dann ist es völlig egal, wie viele Punkte man dem "andalusischen Hund" gibt; 0 sagen hier genauso viel aus wie 10 und ich selbst bestätige einfach mal meine Vorhersage mit 8 Punkten, sowie ich einen Kniefall für diese Inspiratrionsquelle surrealistischer Darstellungen in Filmen tue. Muchas gracias Señor Dali y Señor Buñuel für den Einblick in Ihre Verrücktheit. Wer sich auf den Surrealismus einlassen kann, mag mir vielleicht zustimmen, dass es kaum einen größeren Abenteuerspielplatz zum Austoben gibt.
Mich hat "Ein andalusischer Hund" am meisten daran erinnert, als habe Dali hier diese Gemälde verfilmt:
http://www.planet-wissen.de/alltag_gesundheit/schlaf/traeume/img/intro_traum_dali_g.jpg
Soweit ich mich erinnere, soll die Idee dazu dem Altmeister dieser Disziplin gekommen sein, nachdem er an einem warmen Sommertag im Freien wegdämmerte und immerhin noch eine Hummel wahrnahm, die um ihn schwirrte, die auf diesem Bild zu Tigern wurden, die dem Ende einer Assoziationskette entspringen.
Und für jene, die ernsthaft fragen wie man diesen Film "verstehen" soll, ist das hier vielleicht eine kleine Hilfe oder Anregung:
Stellt euch mal vor, ihr versucht das zu verfilmen, was ihr träumt. Ihr legt euch abends oder nachts hin und seid unbewusst Drehbuchautor, Regisseur, Produzent und unfreiwillig Schauspieler eures eigenen Films, der abläuft, während ihr euch in eurer ganz persönlichen REM-Phase befindet. Wie würde das, was Ihr da erlebt, ausschauen, wenn man es tatsächlich auf die Leinwand bringen würde? Wenn das Ich/das Bewusstsein vollkommen ausgeschaltet ist und nur noch das Unbewusste regiert?
Ich muss zugeben, dass ich oftmals Traumbilder und -ketten habe, die diesen in diesem Film hier ähnlich sind und Dali bestimmt erfreut hätten und wenn ich aufwache und es schaffe, mich an ihre Fragmente zu erinnern, kann ich über diesen "Blödsinn" entweder lachen oder bin manchmal sogar peinlich berührt davon, sodass ich das am liebsten ganz schnell vergessen oder, noch korrekter gesagt, verdrängen möchte. Spätestens in der nächsten Nacht habe ich aber darauf wieder keinen Einfluss.
Ob der Film überzeugen kann?
Hmm...
Träume sind nicht umsonst das Persönlichste und Intimste, was wir haben und ich glaube, es liegt in der Natur der Sache, das mit einem 'Nein' zu beantworten. Allein die Idee, es aber zu probieren, finde ich sehr gelungen und von daher ist der "andalusische Hund" etwas, was in der Filmlandschaft ganz massiv fehlen würde, gäbe es ihn nicht.
"Unsere Küche ist eine politische Küche, weil sie von Menschen gepflegt wird, die aus dem Mittelpunkt ihres Lebens herausgerissen und verpflanzt wurden."
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Ein enger Freund schenkte mir "Zimt und Koriander" zu Weihnachten, weil er glaubte, dieser Film sei nach meinem Geschmack. Er sollte Recht behalten - im wahrsten Sinne des Wortes. Was "Zimt und Koriander" für mich so sehenswert macht sind aber nicht nur die vielen äußerst appetitlichen Speisen, von denen mir nicht nur das Wasser im Mund zusammenlief, sondern die ich auch wirklich zu riechen und zu schmecken glaubte.
Der Film ist vorallem eins: äußerst sinnlich. Man darf ihn nicht wie andere herkömmliche Filme sehen, sondern muss sich mit all seinen Sinnen auf ihn einlassen können, erst dann werden einem all die Metaphern, die "Zimt und Koriander" durchziehen, zugänglich und verstehbar. Soweit ich weiß, ist "Essen", "gutes Essen" und "gern essen" in der griechischen Kultur gleichzusetzen mit dem Ausdruck von Lebensfreude und damit dieses Leben nicht fad wird, bedarf es vielerlei Gewürze, die es so bunt und lebenswert und vorallem auch Erinnerungen wiedererfahrbar machen, die aber bitter schmecken können. Das ist auch etwas, was diesen Film so durchzieht: Sehnsucht und Melancholie und die politischen Untertöne? Die sind nie laut und werden auch nur selten ausgesprochen, man muss sie fühlen und man kann sie auch fühlen, wenn der Film es schafft, einem die Sinne zu entlocken.
Allerdings muss auch ich gestehen, dass er es bei mir im Mittelteil nicht 100% geschafft hat - ab einer Laufzeit von ca. 60 min. begann sich "Zimt und Koriander" auch für mich bissel zu ziehen, sodass ich nach einer viertel Stunde das Gefühl hatte, schon zwei Stunden mit ihm zu verbringen. Deshalb gibt es auch "nur" 7 Punkte, wo von meiner Seite aus eigentlich auch ein "ausgezeichnet" drin gewesen wäre - vielleicht schafft das der Streifen beim nächsten Mal.
Ansonsten: ein wirklich schöner Einblick in die griechisch(-türkische) Mentalität; für Menschen mit kulturellem Bezug ist dieser Film bestimmt ein Hochgenuss und für mich persönlich schönes europäisches Kino und eine Rezipiererfahrung der etwas anderen Art - gern mehr von Beidem.
Zu meinem Bedauern muss ich feststellen, dass es ziemlich schwer ist, ein paar Worte über "Frühstück bei Tiffany" zu verlieren, ohne zu viel vorwegzunehmen, damit jeder, der diesen Film noch nicht gesehen hat, es aber tun wird, den Zauber dieses schönen Großstadtmärchens für sich selbt entdeckt. Nur soviel: Für die Rolle der Holly wurde eigentlich vorerst Marilyn Monroe vorgesehen? Ich mag sie ganz gern, aber zu ihr passen eindeutig besser Filme wie "Manche mögen's heiß"; die Rolle der zarten, freiheitsliebenden, aber auch Schutz suchenden, liebenswert verträumten und verletzlichen Holly hätte niemand besser verkörpern können als Audrey Hepburn.
Der Film bietet wunderbare und auch verspielte Dialoge, bei denen man das Gefühl hat, sich unbedingt mit einem Notizblock und Bleitift zu wappnen, um alles mitschreiben zu können. Märchenhafte Metaphern durchziehen den gesamten Film, der wie ein Goldring mit kleinen funkelnden und kostbaren Steinchen durchsetzt ist; und natürlich nicht zu vergessen:
Moon River, wider than a mile,
I'm crossing you in style some day.
Oh, dream maker, you heart breaker,
wherever you're going I'm going your way.
Two drifters off to see the world.
There's such a lot of world to see.
We're after the same rainbow's end--
waiting 'round the bend,
my huckleberry friend,
Moon River and me.
Ein sehr schöner Song, der die Melancholie und Sehnsucht transportiert, wie perfekt auf die beiden Hauptfiguren zugeschnitten scheint und zusammen mit der erzählten Story die Frage aufkommen lässt, ob es nicht ermüdend ist, ständig dem vermeindlichen Glück hinterherzujagen, obwohl man die ganze Zeit vor ihm davonläuft.
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[SPOILER] "Menschen gehören zusammen, weil es die einzige Möglichkeit ist, ein bisschen glücklich zu werden. Du hälst dich für einen freien Geist, der nur ungebunden leben kann und du zitterst vor Angst, dass dich jemand in einen Käfig sperren könnte. Mein liebes Kind, du sitzt schon lange drin und gebaut hast du ihn dir selbst."
Und am Ende? Zwei Menschen und ein namenloser Kater halten sich im Regen umarmt.
"Du darfst dein Herz nicht an etwas hängen, das du nicht zähmen kannst", belehrt Holly ihren Ex-Mann. De Saint-Exupéry würde eine Antwort geben, die dem Film das i-Tüpfelchen spendiert: "Wenn Du mich zähmst, werden wir einander brauchen."
Für mich war diese Serie absoluter Fanservice vom Feinsten und gleichzeitig mit weitem Abstand definitiv das beste und unterhaltsamste was an Historien- und Sandalenschinken produziert wurde, seitdem die goldene Ära dieser Filme vorbei ist und für mich nie wieder erreicht wurde. Wann immer ich Lust hatte, einen Ausflug in meine liebste antike Gesellschaft zu unternehmen, mussten bislang stets die Romane Rosemary Sutcliffs, die Jugend- und Erwachsenenbücher Hans Dieter Stövers, die "Krimis" von Steven Saylor und Lindsey Davis, die beliebte "SPQR" Reihe von John Maddox Roberts, die Rom-Saga von Colleen McCullough, die jüngsten Politthriller von Robert Harris, der nach "Imperium" und "Lustrum" (bzw. im dt. Titel "Titan") nun hoffentlich gerade dabei ist, fleißig am letzten Band seiner reißerischen aber verdammt unterhaltsamen Cicero-Trilogie zu schreiben, oder auch meine jüngsten Entdeckungen wie die zweibändige Biographie in Romanform über Marcus Vipsanius Agrippa - Feldherr, Freund und Schwiegersohn des Kaiser Augustus -, sowie Annäherung an die Serien von Simon Scarrow. All das waren bislang vornehmlich meine Zufluchtsorte, um mein Fernweh für einen Moment zu stillen - und dann fiel mir nach mehrfacher Empfehlung u.a. von Leuten, die damit sonst eigentlich gar nichts am Hut haben, endlich auch diese Serie in die Hände.
Innerhalb der Cinecittà feiert die späte Republik Roms mit beeindruckenden und detailverliebten Bauten ihre Auferstehung; sowohl was Kulissen, Kostüme und Figurenzeichnung anbelangt, standen bei dieser Serie stets auch Historiker beratend am Set, um die bis dato teuerste Serie überhaupt mitzuproduzieren, die dem Zuschauer ein Fenster sein soll, durch das er die über 2000 Jahre vergangene Zeit erlebt. Historische Eckdaten und grobe Geschichtsverläufe sind m.E. auch sehr gut und großteils richtig wiedergegeben, im Detail stimmt natürlich auch hier nicht immer alles was z.B. die genaue Ermordung des Pompeius oder Ciceros betrifft. Wichtiger war den Leuten am Set die Psychologie der in dieser Serie handelnden Figuren zu entwickeln, welche von den geschichtlichen Ereignissen und Unruhen ihrer Zeit nicht ungerührt bleiben, sowie ein Sittengemäld zu entwerfen, das sich von bisherigen Filmproduktionen abhebt, die oftmals mehrere Epochen des alten Roms zusammenwürfeln und mit einer modernen Moral versehen.
Für den Rahmen, der "Rom(e)" zur Verfügung stand, wurden die Möglichkeiten für mein Empfinden auch maximal ausgenutzt. Entstanden ist ein recht differenziertes Gesellschaftsbild, das sowohl die Patrizier wie Atia als auch die Menschen berücksichtigt, die in Roms Slums wie z.B. der Subura lebten und ihren Alltag stemmen mussten; das wird vorallem durch die beiden Protagonisten der Serie - Centurio Lucius Vorenus und dem einfachen Soldaten Titus Pullo - verfügbar, die dem Rezipienten als Identifikationsfiguren zur Verfügung stehen, obgleich auch sie eine Vielzahl an (menschlichen) Fehlern haben und es dem Zuschauer voerst nicht immer einfach machen, eine Sympathie für sie zu entwickeln. Beide sind namentlich übrigens auch in Caesars "De bello gallico" erwähnt, waren im Gegensatz zur Darstellung in dieser Serie aber militärisch gleichrangig, darüber hinaus ist über die beiden leider nichts mehr bekannt, sodass sich "Rom(e)" hier viele Freiheiten nehmen konnte, beiden Figuren eine Geschichte zu geben und sie als Führer durch die Geschichte dieser Serie einem modernen Publikum darzubieten; als solche sind sie natürlich überall dabei und abgesehen von den historischen Ereignissen verfolgen wir die Höhen, Tiefen und Schicksalsschläge dieser beiden Männer.
Auch was weitere Figuren betrifft, nahm man sich ggf. Freiheiten, um einen Balanceakt zwischen historischer Genauigkeit einerseits und modernen Erwartungen und Sehgewohnheten andererseits hinzubekommen. Über Servilia, die von allen Liebschaften Caesars ihm die liebste war, ist relativ wenig bekannt, ebenso über Atia, die Mutter des späteren Kaiser Augustus, die aber im Gegensatz zu der Serie eine sehr sittsame Frau und sicher nicht die Geliebte des Marcus Antonius war. Beide Frauen entsprechen weniger ihren echten Vorbildern; eher wird über beide Rollen in dieser Serie aber gut vorgeführt, dass das alte Rom noch eine jener antiken Gesellschaft war, in der Frauen trotz Einschränkungen wohl den meisten Einfluss in der Gesellschaft ausüben konnten, sowie der Zuschauer in beiden sicher auch vertraute Rollenmuster aus gegenwärtigen Serien wiederfindet.
Ansonsten wird uns, wie schon oft erwähnt, ein Rom präsentiert, das nicht verklärt werden soll, wie es vorallem seit dem Humanismus üblich ist. Den modernen Sehgewohnheiten ist es sicherlich auch zuzuschreiben, dass die Serie sich insbesondere in die Lienie der "Sex and Crime" Unterhaltung stellt, andererseits aber auch gut die Sitten und die optional vorhandene Moral (insbesondere an Titus Pullo illustriert) jener Zeit darstellt. Das alte Rom war nur bedingt eine Gesellschaft des gesitigen Fortschritts, der Philosophie und der schönen Literatur - das waren vorallem die alten Griechen -; die alten Römer waren mehr die Pragmatiker, die ihre Macht auf die Schlagkraft seiner Legionen bauten, dementsprechend auch eine Ellenbogengesellschaft sein konnte, in der vorallem militärische Tugenden galten, weniger die von Mitleid und Erbarmen seinem Nächsten gegenüber. Das ist vorallem die Seite Roms, die diese Serie präsentiert; und da es eben eine Serie ist, die ihre Schwerpunkte setzen muss, bekommen wir vorallem das zu sehen, sowie sich dieser Eindruck auch hält, da viele Ereignisse hier Schlag auf Schlag passieren, obwohl eigentlich ein paar Jahre Entwicklung nötig waren - dies zu kritisieren finde ich allerdings müßig, denn das ist wohl mehr dem Format anzulasten, das eine Serie nunmal hergibt.
Es ließe sich noch so viel mehr über "Rom(e)" sagen und schreiben, aber da dieser Text irgendwann ein Ende finden muss, will ich nur noch einmal sagen, dass ich hiervon sehr angetan war und mich diese Serie lange in ihren Bann gezogen hat. Jedes freie Wochenende habe ich mich darauf gefreut, wieder einen Ausflug dorthin zu unternehmen und wenn man die Serie auf DVD hat, gibt es auch noch das tolle Extra "Alle Wege führen nach Rom", womit stets Informationen über geschichtliche Hintergründe und Personen, sowie Hinweise auf Sitten und Alltag eingeblendet werden, wodurch man die Darstellungen der Serie noch mehr zu schätzen lernt. Für mich hatte diese Serie auch keine einzige schwache Folge und mich wundert es immer etwas, dass ich wohl zu den wenigen gehöre, die die zweite Staffel sogar noch etwas besser als die erste fanden, was daran liegt, dass man hier erst richtig vertraut mit den Schicksalen der Figuren wurde und an ihnen Anteil nahm. Einzig enttäuschht und weniger überzeugt war ich von der hierigen Darstellung der Kleopatra. Dafür dass sie sicher zu recht als eine der intelligentesten Frauen der Geschichte gilt, ist das, was man hier aus ihr macht, für mich schwach. Ebenso ist der größte Redner der Antike hier nicht mehr als eine etwas gewichtigere Nebenfigur, die dem historischen Vorbild nur sehr bedingt gerecht wird. Aber wie gesagt - Schwerpunkte mussten in diesem Format einfach gesetzt werden und haben meine Begeisterung (vorallem für die Figurenentwicklung) nicht geschmälert - volle 10 Punkte und zu recht meine Lieblingsserie.
"My mind is clearer now
At last
All too well
I can see
Where we all
Soon will be
If you strip away
The myth
From the man
You will see
Where we all
Soon will be"
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"Jesus Christ Superstar" gehört eigentlich zu meinen Lieblingsmusicals. Warum?
Die Musik! Die Musik ist wahrhaft göttlich!! "Heaven On Their Minds", "Hosanna", "King Herod's Song" und viele weitere sind Ohrwürmer ohne Ende und ich genieße es immer wieder, das Musical im Hintergrund laufen zu lassen, während ich am PC arbeite. Die Songs machen total Laune und wirken sich auf mich immer motivierend aus, egal woran ich gerade sitze.
Leider kenne ich bis jetzt nur diese Verfilmung des Klassikers und weshalb nur 7,5 Punkte? Naja, die Kostüme und Kulissen sind schon sehr gewöhnungsbedürftig auf gewollt Modern getrimmt. Das hat durchaus seinen Reiz, hindert mich aber manchmal doch etwas daran, mich für das Erzählte einzunehmen, sollte ich mir nicht nur die genialen Songs anhören, sondern auch die dazugehörigen Bilder anschauen. Jesus und seine Anhänger modern anzuziehen, um die Neuartigkeit ihrer Botschaft und den Aufbruch zu verdeutlichen, finde ich als Idee dabei gar nicht schlecht, aber musste man die Pharisäer, den Sanhedrin und die Römer auch in seltsame Klamotten packen? Optisch sind auch die Besetzungen der Rollen etwas, worauf man sich ebenso einlassen muss. Bisauf Glenn Cater, der mit seinen blonden Locken als Jesus gut durchgeht, neben Jérôme Pradon aber doch sehr blass aussieht. Jérôme Pradon in seiner Rolle als intelligenter und sensibler Judas ist aber sowieso das Sahnebonbon par excellence in diesem Streifen, der den Titel des "Superstars" viel mehr verdient hätte und den ich hier für seine intensive Performanz sofort heiraten würde. Die positive Neuinterpretation der Judasfigur war ohnehin etwas, das vor Jahren, als "Jesus Christ Superstar" uraufgeführt wurde, für einen Skandal sorgte (zumindest in den USA). Nicht nur, dass Judas prophezeit, die Botschaft Jesu werde immer mehr verfälscht und verdreht (was gleichzeitig unterstellen kann, dass wir das heute auch noch tun, stehen wir doch in dieser Tradition). In einer Szene relativ weit am Ende, wenn der gepeinigte Jesus sein Kreuz trägt, erscheint Judas erneut, der sich zu dem Zeitpunkt aber eigentlich schon erhängt hatte, was entweder als Halluzination Jesu gedeutet wird, der jetzt erkennt, dass der vermeintliche "Verräter" in letzter Konsequenz Recht behalten hat und die Botschaft Christi soweit verdreht wurde, sodass sie Gewalt und Unruhe heraufbeschwor - oder aber, ob Judas schon vor Jesus der "Auferstandene" sei - die Auferstehung Christi wird hingegen nicht gezeigt. Dafür klagen aber sowohl Judas Gott als auch Pilatus Jesus an, Instrumente in einem perfiden "Spiel" zu sein, das wir heute als Passionsgeschichte kennen
Ebenso haben wir hier einen sehr menschlichen Jesus, der nicht selten von all dem Andrang um ihn herum überfordert ist und in die Arme Maria Magdalenas flüchtet oder auch Jünger, die am Ende am Weg ihres "Rabbunis" zweifeln ("Could we start again, please").
In den letzten Jahren hat Judas ohnehin zahlreiche Neuwertungen erfahren, die teilweise diese Figur sogar gänzlich von ihrem schlechten Ruf rehabilitiert haben, weshalb dieser Aspekt heute schon unaufgeregt ist. Was bleibt ist in erster Linie einfach die grandiose Musik - deren Songs übrigens jeden Dialog ersetzen und deshalb nicht für Leute geeignet ist, die Gesang in Filmen nichts abgewinnen können -, die "Jesus Christ Superstar" unvergesslich machen. Fragen, warum Gott allerdings diesen Weg wählte oder auch ob so viel Blut für die Botschaft Christi nötig waren (die Geißelung Jesu wird auch hier gezeigt), bleiben nach wie vor aktuelle Fragen.
Insgesamt zeigt dieses Musical, dass man die altbekannte Geschichte durch neue Ideen wie z.B. eben die Neuinterpretation einer Figur gleichzeitig neu erzählen und über Jesusbilder auch diskutieren, sowie durch neue Akzente gleichzeitig einen frischen Wind hineinbringen kann; man findet einfach einen Inhalt hinter dem Gezeigten. Ich glaube, wäre Gibsons "Passion Christi" nur ein wenig mehr so wie etwa dieses Musical, dann wäre es zwar immer noch ein kontroverser Film, der jedoch mehr Daseinsberechtigung hätte.
Ohne Frage war "Als die Tiere den Wald verließen" eine sehr gehaltvolle Fabel und eine Serie, die fürs Leben stark machen konnte. Jeder konnte unter den Tieren, die für ihr gemeinsames Ziel einen Pakt schlossen, einen Charakter finden, der ihn ansprach und mit dem man mitfiebern konnte - selbst liebenswürdig nervige Charaktere wie das Wiesel hätte ich in dieser bunt gemischten Gruppe nicht missen wollen.
"Als die Tiere den Wald verließen" erzählt von Zusammenhalt, von der gemeinsamen Reise aus einem bedrohten hin zu einem sicheren Leben, der Preis dafür ist aber hoch und dieses große Ziel bedeutet vorallem auch große Verluste, und diese auch wirklich zu zeigen, davor schreckt die Serie kein bisschen zurück. Ein Traum ist auch nie ausgeträumt und kann immer nur solange am Leben erhalten werden wie es Charaktere gibt, die dafür einstehen und versuchen, die Zukunft eines Ideals für die Nachfolgenden zu sichern, gleichzeitig wie nachfolgende Generationen an der Gestaltung eines Ideals stets mitbauen müssen.
Dies und noch viel mehr wird in "Als die Tiere den Wald verließen" erzählt und ich weiß leider gar nicht, ob diese Serie inzwischen wieder zu sehen ist (da ich kaum noch den Fernseher einschalte), dafür aber, dass ich sie vor ein paar Jahren am meisten im Programm vermisst habe; denn sie ist zeitlos und ich bin mir sicher, dass sie auch heute noch ihre Zielgruppe erreichen und in ihren Bann ziehen könnte.
Allerdings gebe ich "nur" 8 Punkte, da ich lediglich die ersten zwei Staffeln stark fand. Die dritte mit den Ratten fand ich schon als Kind doof und auch heute will sie mich nicht überzeugen - ich empfinde sie sogar als überflüssig und für mich war die Geschichte nach der zweiten Staffel abgeschlossen.
"Spartacus" ist ein sehr üppiger Film, den es sich anzuschauen allemal lohnt. Ich habe es inzwischen vier Mal getan und habe das Gefühl, immer noch nicht alle Personen, von denen erzählt wird, vollständig erfasst zu haben - es wird also noch ein paar Filmabende mit dem berühmtesten Sklaven- und Gladiatorenaufständler der Antike geben.
Der Film ist in seinen Rollen stark besetzt und hat vorallem ein starkes Drehbuch. Die Dekadenz Roms wird hier wesentlich geschickter und raffinierter vermittelt als in manch anderem Monumentalfilm, nicht nur über die Optik (überhaupt habe ich den Eindruck, dass das hier gezeigte Rom farblich nüchterner und weniger bunt ausfällt als z.B. in "Quo Vadis"), sondern insbesondere über die Beziehungen der gezeigten römischen Persönlichkeiten zueinander und ihren Dialogen. Mein Favorit ist z.B. wenn Gracchus mit dem jungen Caesar über den ehrgeizigen und einen der größten Feldherren, Crassus, spricht: "Siehst du, die Römische Republik ist soetwas wie eine wohlhabende Witwe. Die meisten Römer lieben sie wie eine Mutter, aber Crassus träumt davon, die nicht mehr ganz junge Dame zu heiraten, um es höflich zu sagen."
Dann, ein paar Szenen später, hört man Crassus sprechen, der seinem Leibsklaven Antoninus die vorbeischreitenden und disziplinierten Legionäre zeigt, wofür das römische Militärwesen bei seinen Gegnern gefürchtet war. "Das, mein Junge, ist Rom. Das mächtige, das majestätische und das schreckensvolle Rom. Das ist die Macht, die über der ganzen Welt steht wie ein Ungeheuer. Niemand kann es mit Rom aufnehmen, keine Nation auf der Erde. Glaubst du, ein Junge wie du würde es schaffen? Es gibt nur eine Art mit Rom fertig zu werden, Antoninus. Du musst sein Sklave sein. Du musst dich vor seiner Kraft demütigen. Du musst deinen Kopf vor ihm beugen. Du musst Rom lieben. Du darfst dich nicht wehren, Antoninus."
Die Figur des Crassus wurde gut herausgearbeitet und man fragt sich während des Films nicht selten, wieviel er mit Spartacus wohl gemein hat, besonders weil beide Figuren inszenatorisch schonmal zusammengerückt werden, z.B. wenn Spartacus das (Sklaven)Heer vor der Schlacht anspricht und Crassus dasselbe mit dem seinen tut. Das ist etwas, was "Spartacus" von manch anderen Monumentalfilmen seiner Zeit meiner Meinung nach schön abhebt. Hier wird einem nicht nur ein optisches Spektakel und einfache Unterhaltung geboten, sondern auch noch Raum für eigene Interpretation gelassen, die der Film nicht eindeutig beantwortet, insbesondere da "Rom" hier nicht nur eine Stadt und die in ihr lebenden Menschen meint, sondern sogar für eine abstrakte Idee stehen kann, gegen die vorallem, aber nicht nur, Spartacus aufbegehrt.
Auch sonst gefiel es mir gut, was aus dem Stoff gemacht wurde. Spartacus' Gemeinschaft wird schon recht verklärt dargestellt, aber irgendwo wünscht man sich vielleicht, ein Teil davon zu sein, wo von Gleichheit und Freiheit geträumt wird. Ein paar anrührende Szenen findet man vorallem hier und auch wenn man im Vorfeld weiß wie die Geschichte ausgehen wird, hofft man am Ende, dass ihre Grundidee bleiben mag.
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- "Was verlieren Sklaven? Alle Menschen verlieren, wenn sie sterben. Und alle Menschen sterben. Nur dass ein Sklave beim Sterben etwas anderes verliert als ein freier Mensch."
- "Beide verlieren das Leben."
- "Wenn ein freier Mensch stirbt, verliert er die Freude am Leben. Ein Sklave verliert den Schmerz. Der Tod ist für einen Sklaven der Weg in die Freiheit. Deshalb ist er ohne Furcht."
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In diesem Sinne: "Ave Roma! Morituri te salutant. Heil dir, Rom! Die Todgeweihten grüßen dich."
Wer Lindgrens Bücher als Kind nicht kennen lernen durft, hat wirklich etwas verpasst. Denselben Zugang wird man nämlich nie wieder finden können, wenn man sich nicht schon in jungen Jahren in ihren Geschichten aufhielt. "Die Brüder Löwenherz" und auch "Ronja Räubertochter" sind meiner Meinung nach unbestritten ihre "schwersten" Werke, bei denen sie gleichzeitig beweist, dass einem Kinder als Rezipienten haushoch überlegen sind und einem Erwachsenen nicht selten die wirkliche Substanz der Geschichte erklären müssen. Was kann es für eine Kinderbuchautorin aber noch für ein größeres Kompliment geben als eben jenes?
Die Verflimungen reichen zwar nicht ganz an ihre Vorlagen heran, gehören aber unbedingt in jede gute Sammlung schöner Kinderfilme mit Inhalt.
"Es ist nur eine Lüge, wenn jemand sagt, dass er etwas oder jemanden aufopfert. Der eine liebt das Kartenspiel, der andere die Frauen, ein Dritter ist geradezu närrisch auf Pferderennen und ich liebe Kinder. Das heißt, ich opfere mich keineswegs, denn ich tue es ja nicht für sie, sondern für mich, denn ich brauche sie. Glaubt niemals den großen Worten von Opferbereitschaft. Sie sind große Lügengebilde, pure Heuchelei."
Nachdem hier jetzt schon zwei starke Kommentare stehen, möchte ich meinen mit satten 10 Punkten ebenso dazu beisteuern, denn "Korczak" ist wirklich ein Film, der es mMn verdient hätte, mindestens genauso bekannt zu sein wie "Schindlers Liste" und "Der Pianist". Regie führt hier kein Geringerer als Andrzej Wajda, der sich auch außerhalb seines Heimatlandes zumindest innerhalb Europas einen Namen gemacht hat; das sehr gute, mit vielerlei Zitaten gespickte Drehbuch stammt aus der Feder Agnieszka Hollands, die manchen vielleicht noch als Regisseurin des Films "Hitlerjunge Salomon" bzw. "Europa Europa" bekannt ist; und wie man den Namen von Cast und Crew entnehmen kann, haben die Polen hier einem Menschen ein sehr kraftvolles Denkmal gesetzt, ohne den Stolz zu verschleiern, dass der Arzt und vom tiefen Humanismus geprägte Pädagoge Henryk Goldszmit alias Janusz Korczak einer ihrer großen Landsleute war, nach dem völlig zu Recht heute Schulen, Kinder- und Familieneinrichtungen benannt werden. Ich selbst bin leider erst ziemlich spät auf diesen Film aufmerksam geworden und nur deshalb, weil er mir zufällig als Anregung für den Ethikunterricht ans Herz gelegt wurde - aber ich muss sagen, dass mir "Korczak" stark an die Nieren gegangen ist und mir, nachdem ich ihn mir zum ersten Mal angeschaut hatte, tagelang später noch eine depressive Stimmung auf dem Gemüt lag. Dabei erzählt dieser Film einerseits von dem Aufenthalt Korczaks und seiner Waisenkinder im Warschauer Ghetto sowie von deren Deportation ins Vernichtungslager Treblink und andererseits durchziehen die hohen (und oft utopisch klingenden) Ideale dieses Mannes, der in seinen Werken jederzeit zu dem Gedanken ermahnte, dass auch schon Kinder Wesen mit menschlicher Würde sind (dieses Menschenbild war in der Pädagogik jener Zeit noch keine Selbstverständlichkeit), die es zu lieben und in ihrer Persönlichkeit zu achten gilt, die 113 Minuten Laufzeit.
Dass ein Film in diesem Milieu bedrückend ist, muss hier nicht weiter ausgeführt werden. Was "Korczak" seine Kraft verleiht, sind die humanistischen Ideale seiner Hauptfigur, seine Hoffnung und vorallem die Sehnsucht, an der er festhält, die den Menschen zum Menschen macht: "Was kann ich euch also geben? Die Sehnsucht nach einem besseren Leben, das es niemals geben wird; aber vielleicht doch eines Tages. Vielleicht führt euch ja diese Sehnsucht geradewegs hin zu Gott, zur Liebe und zu einer Heimat." Eben von jener Hoffnung und Sehnsucht lebt dieser Film ganz besonders, ein Gefühl, das sich dann bis zur allerletzten Szene noch einmal ganz besonders entfaltet und den Rezipienten aus diesem Film entlässt, den er so schnell nicht wieder vergessen wird. Gleichzeitig sollte noch darauf hingewiesen werden, dass sich dieser Film nicht in kitschigen Ideen eines Träumers suhlt oder an dessem Leid ergötzen und auf die Tränendrüse drücken möchte. Ein Zitat fand ich ganz besonders stark, das vielleicht auch jenen vor dem Bildschirm anspricht, der sich diesen Film gerade anschaut: "Dostojewskij sagt, dass sich mit den Jahren all unsere Träume erfüllen. Nur, dass sie entstellt sind, kaum wiederzuerkennen. Aber ich erkenne meine Vorkriegsträume durchaus wieder. Ich bin nicht nach China gegangen, aber China ist zu mir gekommen. Chinas Hunger, seine sterbenden Kinder und vagabundierenden Kinder. Meine Zweitstelle in der Jelnastraße [im Ghetto], ein Kinderschlachthof und Leichenhaus. Doch damit will ich mich nicht aufhalten. Wer fremdes Leid beschreibt, der ist nichts anderes als ein Dieb, denn er schmarotzt am Unglück anderer, weil sein eigenes ihm nicht ausreicht."
Wer nach einem gehaltvollen Film zu diesem Thema sucht, wird wahrscheinlich keinen besseren finden können. Noch dazu fühlt sich "Korczak" sehr echt wie eine Dokumentation an, die sich nicht zuletzte Wojciech Pszoniaks einfühlsamem und sensiblem Spiel verdankt, womit er gleichzeitig die Titelfigur authentisch verkörpert; Korczak wusste, dass der Wert der eigenen Person an der Wertschätzung des Gegenübers am ehrlichsten gemessen wird und sein Gegenüber waren seine Waisenkinder und er selbst die Personifikation dessen, was man an Liebe und Achtung einem Kind entgegenbringen kann.
Bei dem Filmtitel und der Thematik, wie ein vielversprechendes Talent auf Grund eines Unfalls in schwere Depressionen verfällt, hatte ich mir mehr versprochen, vorallem einen Film, der mich gedanklich für ein paar Tage beschäftigen und mir in der Hinsicht etwas geben wird. Besonders, wenn man noch die einzelnen Schlagwortkritiken liest wie
„Ergreifendes Plädoyer für das Leben“ (TV Movie)
„Stark gespieltes und inszeniertes Werk“ (Prisma)
„Feine Melange aus Trauer und Heiterkeit“ (TV direkt)
„Bewegendes Drama, das Mut macht“ (tv guide),
dachte ich, hier eine kleine und weniger bekannte Filmperle zu finden.
Der Einstieg war soweit auch noch ganz gut, aber nach Lucas Unfall ist der Plot für mich zu einfallslos und zu flach. Da reiht sich ein Klischee nach dem anderen, um die Story voranzubringen. Nichts gegen Klischees, ich finde das nicht grundsätzlich schlecht und nicht jeder Film muss innovativ sein und das Rad neu erfinden; es kann auch sehenswert sein, was aus Klischees gemacht wird. Aber hier war es mir einfach zu viel und zu ideenlos und blieb somit weit hinter meinen anfänglichen Erwartungen zurück.
Kostja Ullmann spielt seine Rolle unaufgeregt und brav souverän; Hinnerk Schönemann hat ihm aber als Roderick eindeutig die Show gestohlen.
Man kann sich den Film einmal ansehen, das eine Mal wird mir aber für mein Leben reichen.
Auch einer meiner Lieblingsfilme, selbst wenn er an manchen Stellen etwas naiv anmutet und gefühlt eine Nummer kleiner ausfällt als die monumentalen Kollegen seiner Zeit, was villeicht an der für einen Monumentalfilm kurzen Laufzeit von ca. 130 min. liegen mag. Eine Farbenpracht an Kostümen und Requistiten, wunderbaren Kulissen (die ich sagenhaft schön finde!) und ein großes Aufgebot an Statisten kann "Das Gewand" aber natürlich auch aufweisen. Nicht zuletzt führt uns der Film an der Seite des jungen Tribuns Marcellus Gallio von Rom nach Jerusalem, von Jerusalem nach Capri wieder in die Provinz Judäa und wieder nach Rom - hinsichtlich der Laufzeit ziemlich viele Stationen.
"Das Gewand" ist einfach die Sorte alter Film, die ihre Qualität eben noch aus der Liebe zum handgerfertigten Szenenbild und Detail schöpfen, der etwas erzählen will, wo Schauspieler in ihren Leistungen noch etwas darstellen und ausdrücken müssen, um den Zuschauer zu unterhalten und dabei nicht großartig auf die Unterstützung von Computereffekten bauen oder diesen ihre Arbeit überlassen können. (Ich liebe z.B. die Stelle, in der sich Marcellus und Centurio Quintus einen Schwertkampf liefern; dass ich hier oder auch beim Wagenrennen in "Ben Hur" oder bei den Kämpfen in der Arena bei "Quo Vadis" oder "Spartacus" so gebannt mit großen Augen vorm Bildschirm sitze, das haben alle modernen Sandalenfilme bei mir leider nicht geschafft.)
Zudem muss ich sagen, dass Richard Burton für mich - im Vergleich zu den Filmen seiner Zeit - der überzeugendste Römer ist; z.B. bei Robert Taylor und Charlton Heston hatte ich zu Beginn noch Schwierigkeiten, den Römer oder den jüdischen Fürsten zu sehen, da beide doch eine ziemlich amerikanische Ausstrahlung besitzen (trotzdem nicht falsch verstehen; dieser Eindruck verlor sich mit der Zeit und "Quo Vadis" gehört ebenso zu meinen Lieblingsfilmen wie ich auch "Ben Hur" herausragend finde). Außerdem mag ich Burtons oft nachdenkliches Gesicht, das seiner Figur in diesem Film Sensibilität gibt und vorallem zu den Szenen in Judäa passt, wo Marcellus mit dem christlichen Glauben und seiner Auswirkung auf die Mentalität jener Menschen konfrontiert wird, die diesen Glauben angenommen haben.
Auch Jean Simmons verkörpert die weibliche Hauptrolle 'Diana' bezaubernd; unerwähnt darf jedoch nicht der als Kaiser Caligula herausragende Jay Robinson bleiben, der die Arroganz und Dekadenz seiner Figur in seiner Körperhaltung, gestisch und mimisch vortrefflich verwirklicht, sodass man glatt darum trauert, dass er nicht mehr Präsenz als für eine (etwas größere) Nebenrolle üblich zugestanden bekommt.
Warum nun gerade "Das Gewand" zu meinen Lieblingsfilmen gehört wo die Konkurrenz in diesem Genre zu dieser Zeit groß und stark ist? "Das Gewand" ist für mich eine ebenso große Geschichte aber eben in etwas kleinerer Form, die mich dennoch genauso überzeugt wie seine großen Brüder und von daher meine Sympathie gepachtet hat.
[SPOILER] Und nicht zuletzt habe ich ein Faible für die Erzählkonstellation von Herr und Sklave, deren Beziehung zur Freundschaft wird.
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Relativ weit am Anfang des Films:
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- "Sei nicht so förmlich, Demetrius. Ich hoffe, dass wir Freunde werden."
- "Freundschaft kann man nicht kaufen. Nicht einmal für 3000 Goldstücke."
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Relativ weit am Ende des Films:
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Demetrius: "Tu das nicht!"
Marcellus: "Für alles, was du mir gegeben hast, danke ich dir! [...] Leb wohl, Freund."
Demetrius: "Leb wohl, Marcellus."
Ich muss zugeben, so ein bisschen schmilzt mein Herz da einfach weg in die Magengrube.
[SPOILERENDE]
Vor "Gladiator", vor "Ben Hur", vor "300" begeisterte diese Version von "Quo vadis" und setzte gleichzeitig ein Vorbild sowie einen Maßstab für alle weiteren Filme dieses Genres und wahrscheinlich auch für die Vorstellung in den Köpfen der Menschen, was einen Monumentalfilm auszuzeichnen hat: eine monumentale Laufzeit, prächtige Kostüme, viele, viele Statisten, Massenszenen, prächtige Kulissen - gibt es hier en masse. Gleichzeitig war "Quo vadis" auch mein allererster Monumentalfilm, weshalb er bei mir bleibenden Eindruck hinterlassen hat und mir regelmäßig Lust verschafft, mit Marcus Vinicius heimzukehren, um Kaiser Neros selbstverliebten und miserablen Gesängen zu lauschen. Da stört es mich auch gar nicht, dass Robert Taylor, streng genommen, für diese Rolle schon mindestens 10 Jahre zu alt war und für einen Römer eine doch arg amerikanische Ausstrahlung hat, was für mich in den ersten 10 min. etwas gewöhnungsbedürftig war, und dass die erwiderte Liebe Lygias plötzlich etwas unmotiviert in den Plot einbricht - ähm, und dass der Film stellenweise auch bissel kitschig ist. Aber so wie hier mag ich Hollywoodkino einfach richtig gern und so wie sich Hollywood hier die Antike vorstellt, geht das schon in Ordnung - mir macht es einfach Spaß, die Figuren miteinander agieren zu sehen und in diese bunte Farbwelt einzutauchen bis hin zu dem Spannungsbogen gen Ende des Films, wenn sich die ersten Christen Roms in der Arena behaupten müssen. Nebenbei finde ich auch die Darstellung der (katholischen) Legendenbildung um Petrus und Paulus interessant und ansehnlich in Szene gesetzt, insbesondere wenn Marcus seiner Lygia zu einem Gottesdienst in die Katakomben folgt.
Es heißt außerdem, diese Verfilmung "Quo vadis'" sei die werkgetreuste Umsetzung des Romans, mit dem der polnische Schriftsteller Henryk Sienkiewicz 1905 den Literaturnobelpreis gewann. Durchaus. Man findet in dem Film viele Originalzitate der Vorlage an der richtigen Stelle und auch die Motive der Figuren sind weitestgehend dem Roman nach gut in ihre Persönlichkeit eingebettet. Lediglich der Einstieg in die Geschichte ist zu Beginn des Films anders als im Buch und die zweite Filmhälfte, wenn es darum geht, Lygia aus ihrer Gefangenschaft zu befreien, wurde im Vergleich zum Buch stark vereinfacht, da Vinicius und sein Onkel Petronius eigentlich lange wirklich nichts unversucht lassen, um Lygias Leben zu retten. Im Vergleich zum opulenten Stoff sind dies jedoch nur Kleinigkeiten, die nicht weiter ins Gewicht fallen und die man im Film selbst auch nicht arg vermisst. Ganz gut gefiel mir außerdem, dass ich den Eindruck hatte, Marcus Vinicius halte seine Zweifel gegenüber dem neu aufkommenden Glauben wesentlich länger aufrecht als im Roman. Das ist gut, macht diese Haltung es dem heutigen Rezipienten vermutlich immer noch leichter, sich mit der Thematik des Films ein Stück weit zu identifizieren und den Streifen selbst auch zeitloser, anstatt in einseitige Frömmelei zu verfallen.
Und ja, was wäre eine Rezension des Films, ohne einmal Sir Peter Ustinov erwähnt zu haben, der sich hier in der Rolle des Nero unbestritten ein Denkmal für die Ewigkeit gesetzt hat? Wobei ich nicht unerwähnt lassen will, dass mein heimlicher Star des Films Leo Genn war. Nicht nur, weil Petronius schon in der Romanvorlage meine Lieblingsfigur ist - Genn lässt mit seinem verschmitzen Lächeln und seiner gewissen Schalkhaftigkeit im Blick nicht im Gerinsten zweifeln, wie es Petronius zu Stande brachte, zu den Nächsten Kaiser Neros zu gehören und Einfluss auf ihn auszuüben. Herrlich! Da verzeihe ich auch gern, dass Petronius in meiner Vorstellung ein markanteres Gesicht hatte.
Ganz großes Hollywoodkino. So liebe ich es, so kann ich es mir immer wieder ansehen.