Solveig - Kommentare
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Alle Kommentare von Solveig
Es war einmal vor 94 Jahren in Rimini, da erblickte der italienische maestro das Licht der Welt. Seinen anfänglichen Tätigkeiten als u.a. Journalist, Polizei- und Gerichtsreporter verdankt es sich wohl, dass er mit einigen Milieus in Verbindung kam, die ihn zu jenen Titeln seiner Filmographie inspirierten, welche heute dem italienischen Neorealismus zugeordnet werden - und auch für mich bislang jedesmal fesselnd und berührend ausfielen. Ganz besonders LA STRADA - immer noch mein Lieblings-Fellini - nich zuletzt deshalb, weil die dort transportierte Sichtweise auf das Leben eine so große Schnittstelle mit meiner teilt. Aber das bewundere ich sowieso so sehr am maestro. Seinen Filmen wird ja ein sehr hoher Anteil autobiographischer Einflüsse nachgesagt. Nun, ich denke, dass jeder Regisseur (zumindest des Autorenkinos) irgendwo ein Stück seiner selbst in seinen Filmen verarbeitet, sonst wären diese Filme ja auch keine Kunstformen, die meiner Meinung nach in erster Linie zur Reflexion sowohl des Schaffenden als auch des Publikums anleiten.
Fellini gehört aber zu jenen Regisseuren, denen das i.d.R. besonders oft und deutlich nachgesagt wird und da liegt bei mir die Besonderheit. Andere Regisseure, die das in einem ähnlichen Maße tun, erreichen mich immer nur bedingt. Meistens habe ich das Gefühl, bei solchen Filmen nicht mehr als Zaungast sein zu dürfen, der dabei zuschauen darf, wie sich ein Regisseur selbst und sein Inneres in zwei bis drei Stunden selbst porträtiert und stilisiert. Das mag bei manchen ganz hübsch aussehen, aber ein Interesse, auch mir etwas damit zu geben, das merke ich dann leider nicht immer. Anders bei Fellini, der mich bislang in jedem seiner Filme irgendwann immer so weit hatte, mich selbst vom Zaun zu holen und mitzureißen. Ganz fantastisch! Und dann vorallem Fellinis ganz besonderes Talent, aus seinen ganz persönlichen Träumen und Visionen so phantasievolle und originelle Bilderwelten auf die Leinwand zu bannen. Wunderbar! Auch so ein Kopf, in dem ich gern mal Urlaub nehmen würde. Und auch hier ließ il maestro mich stets teilhaben, seine Visionen zu meinen eigenen werden lassen. So z.B. - ja, keine Erwähnung Fellinis ohne diesen Titel - OTTO E MEZZO, inzwischen meine eigene Medizin, wenn auch ich gerade mit einer Flaute in den Dingen zu kämpfen habe, die ich zu Ende bringen muss. Gehört inzwischen zu meinem festen Filminventar an Titeln, nachdem alles immer ein bisschen leichter geht.
Schön, dass noch ein paar Titel seiner Filmographie vor mir liegen. Ich freue mich schon sehr darauf und wünsche maestro Fellini hiermit einfach mal herzlichen Glückwunsch zum 94. Geburtstag.
"Als Mann sind Sie vielleicht von guter Grundsubstanz, aber Sie sind das unglückliche Produkt einer untergehenden Kultur." - Aber immerhin ein grundsolides Studienobjekt.
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Nicht weniger Lubitschs NINOTSCHKA, an deren Drehbuch unter anderem Billy Wilder mitschrieb und humoristisch von den drei sowjetischen Genossen Iranoff, Buljanoff und Kopalski erzählt, die in Paris die beschlagnahmten Juwelenschätze der Zarenfamilie zu verkaufen beauftragt sind, Schätze erbeutet in der Revolution, vom Volk für das Volk - und nebenbei muss doch einfach mal die Staatskasse aufgebessert werden. Aber was tun die drei Genossen? Sie finden durchaus Gefallen am westlichen Lebensstil, weshalb die strenge, getreue und orthodoxe Kommunistin Ninotschka Jakushova auf den Plan tritt, welche in Paris ankommt, um den Verkauf der Juwelen endgültig abzuschließen, ehe die dort lebende Großfürstin Swana Besitzansprüche stellen kann. Jakushova, die ihr Geschlecht für unbedeutend hält, ihre Weiblichkeit hinter kommunistischen Dogmen verbirgt und dann ... dann ... dem Grafen Leon D'Algout begegnet, der... ja, der ganz entzückt von ihr und ihren Ansichten ist; "was sind sie für ein seltsames Menschenkind?" Hach ja, so ein Abend auf dem Eifelturm und dann zu des Grafens Unterkunft, zwei Weltanschauungen, zwei Lebensstile... zwei Menschen - ein kapitalistischer Schwerenöter, eine orthodoxe Kommunistin - zwei Zeiger, eine Uhrzeit...
- "Es ist Mitternacht. Schau'n sie doch! Der große Zeiger steht bei dem kleinen. Sie küssen sich. Ist's nicht wundervoll?"
- "Das ist bei jeder Uhr doch so, was ist daran besonders?"
- "Aber Ninotschka! Es ist Mitternacht! Eine Hälfte von Paris ist verliebt in die andere!"
Ninotschka, lächle doch mal.
Ninotschka, lachst du etwa?
Ninotschka, bist du eifersüchtig?
Ninotschka, bist du nicht doch eine Frau?
Ninotschka, hast du dich etwa verliebt?
Und ich? Herr Rebroff, dichten Sie doch bitte einmal um!
"Ach, Ninotschka, ach Ninotschka, was hast du mit mir gemacht? Du hast mich mit deinen Küssen fast um den Verstand gebracht. Einmal weinen, einmal lachen, das ist doch zu viel für mich. Das darfst du mit mir nicht machen, denn du weißt, ich liebe dich."
Aber ganz so einfach wird es den beiden natürlich dann doch nicht gemacht.
Lubitschs NINOTSCHKA ist ein zuckersüßer Film mit Witz, nicht dem lauthals marktschreierischem - wohl gemerkt -, sondern mit Raffinesse. Du magst sowas? Gepflegte, stilvolle Eleganz? Bist Du auch immer ganz hingerissen von wunderschön gestalteten Schwarz-Weiß-Bildern? Und Du magst geschliffene Dialoge und eben jenen Humor eines Billy Wilders, gepaart mit jenem eines Ernst Lubitsch, der den seinen Filmen anhaftenden 'Lubitsch-Touch' mit den Worten erklärte: "Mindestens zweimal am Tag wirken selbst die ehrwürdigsten Menschen absolut lächerlich." [Sodass seine Figur manchmal leicht ins Groteske gezogen werden, aber niemals platt albern wirken.] Ja?
Dann greif zu und lass Dich von NINOTSCHKA einnehmen!
Greta Garbo war schon eine Süße. Ich kann mir ebenso gut vorstellen, dass ihre oft so distanzierte und ablehnende Ausstrahlung ("Verliebt ist jeder einmal. Aber heiraten? Ich habe immer dieses übermächtige Verlangen, allein zu sein."; "Ich habe nie gesagt, ich liebe das Alleinsein. Ich habe gesagt, ich möchte in Ruhe gelassen werden. Das ist ein Unterschied.") eine ganz besondere Anziehung und Faszination ausübten ("Es gibt Frauen, die von Jahr zu Jahr unschuldiger werden.").
Gibt auch einige Namen größerer Persönlichkeiten, die in gewisser Größe von ihr sprechen:
"She expressed emotions with her eyes." - Robert Taylor
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"Den ganzen Film gab sie mir Tipps, auf die ich sonst erst nach jahrelanger Erfahrung gekommen wäre. Ich werde ihr immer dankbar sein... selbst in den schwierigsten Situationen blieb sie ruhig." - Lew Ayres
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"Ihre bloße Gegenwart bewirkt, dass man über sich selbst hinauswächst. Das ist keine Schauspielerei, das ist Magie." - John Barrymore
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"So eine Frau gibt es nur alle einhundert Jahre einmal." - G.W. Pabst
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"Ich habe schon mit vielen weiblichen Stars gearbeitet und herausgefunden, dass eine der Hauptschwierigkeiten ihre sklavische Abhängigkeit vom Spiegel ist. Manche brauchen eine Ewigkeit, um sich zwischen den Szenen zu pudern und zu schminken. Sie sind mir ihrer Aufmachung so beschäftigt, dass sie dadurch ihre schauspielerische Vitalität erschöpfen. In den acht Wochen der Zusammenarbeit mit Greta Garbo schaute sie solange in keinen Spiegel, bis ich sie darum bat. Niemand weiß die Bedeutung dieser Tatsache mehr zu würdigen als der Filmregisseur." - Ernst Lubitsch
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"Sie muss glauben, dass ich versuche, sie zu imitieren, aber die Garbo ist einmalig." - Marlene Dietrich
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"Wenn gesagt werden könnte, Hollywood hatte eine Königin – dann war es Greta Garbo." - Orson Welles
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(Und noch weitere: http://gretagarbo.beepworld.de/zitate.htm)
Ich schließe mich da einfach mal mit dem Bekenntnis an, dass Greta Garbo auch nicht weniger als meine liebste Hollywood-Diva ist/war.
Liebste Freundin,
engelsgleich, zwei junge Mädchen, den Kopf voll naiver Träume. Das Leben? So jung ist es.
Liebste Freundin,
Das Leben? So jung ist es. Unüberlegtheit, Unvorsichtigkeit, sanfte Ausgelassenheit - vermummt, versteckt, Neugier, ausprobier!
Liebste Freundin,
ein Traum, Du und Ich allein, fern der Heimat wolln' wir sein - nach Europa...
Wie? Das Leben? So jung ist es. Unüberlegtheit, Unvorsichtigkeit, sanfte Ausgelassenheit - ein sanfter Klang, ich lächle, sei mir nicht böse, ich habe mich verliebt... Ich weiß, wenn wir allein waren, fast schon intim, da habe ich Dir etwas erzählt, von Vasumitra. Vasumitra, die Prostituierte, die ihre Männer so sehr erfüllte, dass sie nachher zu gläubigen Buddhisten wurden.
Liebste Freundin,
Das Leben? So jung ist es. Unüberlegtheit, Unvorsichtigkeit, sanfte Ausgelassenheit -
jetzt hat man mich entdeckt! Das Leben so jung - ünüberlegt, unvorsichtig - jetzt ist es sanft zerschellt.
Liebste Freundin,
ich und Du, zwei junge Leben, unüberlegt - jetzt ist es fort und ich ... bin schuld? Ein gemeinsamer Traum, den Du zahlen wolltest, den zahlte ich und er zersprang zusammen mit Dir und jetzt ... jetzt zahle ich zurück.
Dahin die Gemeinsamkeit in Grün - der Herbst ist eingezogen, die Bäume lassen ihr Laub, es ist Herbst in Seoul... und ich ... und ich befleckt ...
Geliebte Tochter,
was ist geschehen? Ein junges Mädchen, engelsgleich, es ist mir so fremd geworden.
Mein Mädchen, dass ich schützen muss, ein Engel, der nicht beschmutzt werden darf.
Geliebte Tochter,
Du und ich, zart und sanft - Gewalt werd' ich säen, um Dich rein zu halten - und fremdes Blut zeichnet Schuld in mein Gesicht und haftet an meinen Händen.
Geliebte Tochter - Samaria.
Du und ich, verstrickt in Schmutzt und Schuld. Das Leben? So jung, unüberlegt, unvorsichtig - was ist geschehen? Was ist vergangen? was ich zerbrochen? Du und ich, Vater und Tochter, so nahe, nur noch uns haben, meine kleine Tochter, meine erwachsene Tochter, meine reine Tochter, meine beschmutzte Tochter ... meine ... meine erwachsene Tochter?
Das Leben? Eine Sonate aus junger Unschuld, jungen Träumen, Erwachsenwerden, Schuld und Last, Sünde, ... Reue? Suche nach Vergebung ...? ... und Erlösung?
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Zugegeben, als ich auf der Rückseite der DVD las, worum es in Kim Ki-duks SAMARIA geht, habe ich etwas anderes erwartet als ich letztendlich bekommen habe. Oder, oder vielleicht auch nicht? Zwei junge koreanische Schulmädchen, die davon träumen, nach Europa zu reisen. Die eine prostituiert sich, um das nötige Geld hierfür zu verdienen, während die andere die Treffen und Termine mit den Freiern managt und dabei doch nicht glücklich ist, dass sie ihre Freundin mit anderen teilen muss, denn beide Mädchen scheint doch etwas mehr zu verbinden als eine bloße Schulfreundschaft und die eine ist verletzt , dass die andere für einen ihrer Freier ein Gefühl zarter Verliebtheit empfindet - und schließlich droht, entdeckt zu werden und sich aus dem Fenster stürzt.
Erwartet habe ich eher einen Film in Richtung LILJA 4-EVER. Und in der Tat könnte man Kim Ki-duk dafür kritisieren, dass er auf den ersten Blick selbst nicht ganz zu wissen scheint, was er mit seiner SAMARIA eigentlich möchte - Kinderprostitution kritisieren? Den Weg der Rache? Die Verwerflichkeit von Doppelmoral? So bleiben einzelne aufgetane Erzählstränge vordergründig recht thesenhaft, die aber doch irgendwie ineinandergreifen und sich miteinander verweben.
Aber Kim Ki-duk wäre nicht Kim Ki-duk, wenn man seinen Film nicht anders begreifen sollte. Der koreanische Ausnahmeregisseur gilt nicht ohne Grund als der Filmemacher der schweigsamen Menschen und in der Tat sprechen seine Filme den Zuschauer vorallem auf der rein emotionalen Ebene an, auf der man sich auch ansprechen lassen muss, damit sein Film funktionieren kann. Denn dann wird SAMARIA zu 95 min. Meditation über die Schwierigkeit des Erwachsenwerdens, der Entfremdung, Verlust der kindlichen Unschuld, lasterhafte Verstrickung, welche zu einem Strudel wird, der auch andere Menschen in nächster Umgebung mitsich hineinzieht - und ebenso ein meditativer Weg der Reue und dem Sichstellen der eigenen Schuld. Und wie von Ki-duk gewohnt, gestaltet sich dieser Gang ruhig zu einer Sinfonie sich widersprechender und doch so harmonischer Sanftheit und Gewalt, die so bebildert wird, dass der Film seine ganz eigene Magie entfaltet, die vorallem auch durch die musikalisch schöne Untermalung mit den visuellen Reizen verschmilzt und es schafft, in meinem Inneren etwas anzusprechen und zu kommunizieren. Ein wunderschöner Film, der mich am Ende allerdings sehr schmerzhaft schlucken ließ.
Schwer und drückend senkt sie sich hernieder,
die Abendstund, was mag sie bringen?
Unbemerkt und leise schleicht er umher,
der Wandler der Nacht,
ist er Herr seiner Sinne?
Schaudernd gesprochen das Wort,
wird es Wahrheit bringen?
Der Mord, der Tod,
wer wurde hierfür auserkor'n?
Ein Schatten, ein Kampf, ein Ringen,
kraftloses, ausgehauchtes Bezwingen!
MORD! MORD! MORD!
Von wem begangen?
Ich? Du? Er?
Schwer und drückend senkt sie sich hernieder,
die Abendstund, was mag sie bringen?
Unbemerkt und leise schleicht er umher,
der Wandler der Nacht,
ist er Herr seiner Sinne?
Das ist doch Wahnsinn!
Bin ich ergriffen?
Woher, wohin -
ich will es wissen!?
Wohin ich geh', wo ich auch steh'
genommen die Bahn,
durchbrochen der Wahn?
"Das Cabninet des Caligari" ist schon trotz seiner nicht mehr allzuweit liegenden 100 Jahre ein immer noch beeindruckender Film. Warum? Weil dessen Einflüsse und ein gewisser Mythos, der ihm anhaftet, unübersehbar sind. Wer nach einer Definition des expressionistischen Films sucht, der schaue sich ihn an - Expressionismus in Reinkultur, stilbildend und wegweisend für viele Jahre und überhaupt für die Gestaltung des angsterzeugenden, verunsichernden und verstörenden Films; die Wiege hierfür, das ist es, "Das Cabinet des Dr. Caligari".
Bekannt geworden für seine damals neue Ästhetik und Bühnenbauten, die sich an der darstellenden Kunst ihrer Epoche orientieren: die expressionistisch wahrgenommene Stadt. Und all das, was ihr Bild prägt, scheint erdrückend, Überhand zu nehmen, sehr kantig, spitz und dadurch irgendwie schmerzhaft zu verlaufen. Und mitten in diesem Ambiente der Mensch, gebeutelt durch geschichtliche Erfahrung der Zerstörung, Verwüstung und des Schmerzes - beraubt seines Throns als Krone der Schöpfung (man denke an die drei großen kulturellen Krisen, hervorgerufen durch Kopernikus' Entdeckung, dass die Erde nicht der Mittelpunkt ist, um die sich alles dreht; Darwin, der des Menschen Vorrangstellung und Perfektion in der Natur anzweifelte und schließlich Freud, der zu denken gab, ob der Mensch sich überhaupt selbst im Griff habe, sich selbst beherrschen könne, da er doch ein maßgeblich vom Unterbewusstsein getriebenes Wesen sei) - und dann natürlich die grausige Erfahrung des 1. Weltkriegs. Dies ganze Konglomerat wirkte sich stark auf das Bewusstsein der Menschen zur Zeit des "Dr. Caligari" aus und durchzog ihre Mentaität des Pessimismus, der Melancholie und Depression. Irgendwo scheint "Das Cabinet des Dr. Caligari" in der Gestaltung seines Ambientes, aber auch in der Plotentwicklung und Stimmung, auf all das zu rekurrieren: der Mensch als Opfer all dessen, das in seinem Inneren unbewusst verborgen liegt, geheim, sehnend, aber zerstörerisch, erkrankt, destruiert und destruierend, jeglicher Sicherheit beraubt - und vielleicht auch der Güte?
Mein Tipp aber: wer mehrere Fassungen des Films zur Auswahl hat, der sollte undbedingt ausprobieren, welche musikalische Untermalung für ihn die stimmungsvollste ist. Ich habe selbst für mich eine gefunden, die komplett mit der Kulisse des Films verschmilzt und somit zunehmend das Gefühl erzeugt, das in Richtung des Psychoterrors geht und "Das Cabinet des Dr. Caligari" zu dem macht, wofür es so bekannt geworden ist: als einer der allerersten "Mindfuck"-Filme überhaupt. Vorausgesetzt natürlich - wie bei jedem schon betagteren Film -, man kann sich heute noch vorbehaltslos und ohne innere Ablehnung auf diesen Streifen einlassen.
(Eine Möglichkeit, sich den Film in der 70-min.-Fassung anzusehen:
https://archive.org/details/thecabinetofdrcaligari)
"Um zu wissen, wo die Zukunft des Kinos liegt, sollten wir eifrigen Filmfans hin und wieder auch dessen Vergangenheit kennenlernen."
♥
Tolle Klassikerwahlund schöner Text, insbesondere der Abschnitt "Warum ich Das Cabinet des Dr. Caligari mein Herz schenkte".
Ich bin ja so ein kleines old fashioned Tantchen, auf die Filme, die nur auf Optik und einem Feuerwerk an Spezialeffekten bestehen, kaum Eindruck machen oder hinterlassen - vorallem nicht, wenn das Drehbuch hinter einem Megafilm aus gefühlt zwei Seiten besteht. Wenn Plot und Narration mau sind, wird es ein Film ziemlich schwer haben, mich zu beeindrucken.
Danke Herr Lubitsch, dass Sie mir da beistehen, Sie "unartiger" Junge, der jedoch gleichzeitig so ein Charmebolzen war, dass man Ihnen jede - natürlich feine, wie haben schließlich augenzwinkernden Geschmack - Frivolität gern verzeiht und weich wird.
"Wenn das Drehbuch einmal geschrieben ist, habe ich den Film fertig. Alles, was ich jetzt noch machen muss, ist ihn zu drehen. Wenn man das Drehbuch schreibt, schneidet man den Film, erstellt die Kulissen, beleuchtet die Schauspieler, entwirft Kostüme, legt das Tempo fest, zeichnet die Figuren [...]. Für mich ist beinahe alles mit dem Drehbuch erledigt." - Ernst Lubitsch -
Oh ... ♥
Ihre noch in Deutschland gedrehten Filme haben mir schonmal ziemlich gut gefallen. Ich habe jetzt ein paar Ihrer US-Filme vor mir, die an Erwartungen geknüpft sind, Herr/Mr. Lubitsch. Enttäuschen Sie mich nicht, mein Teuerster.
»Der Regisseur gibt dem Film seine Seele ab, seinen Schmerz. Die Produktionszeit des Films dauert ein bis zwei Jahre. [...] Zwei Jahre bin ich krank, ich bin daran erkrankt, woran ich arbeite. Hundert, tausend Mal erlebe ich das, was im Nachhinein anderthalb Stunden Bildschirmzeit nimmt. Es ist unmöglich, Jahre der Arbeit und diese anderthalb Stunden, die man im Kino verbringt, zu korrelieren. Es gibt Zuschauer, die in diesen anderthalb Stunden alles begreifen wollen. Aber sofort und auf einmal ist es unmöglich! Nicht zufällig hat einer der bekanntesten Schriftsteller gesagt: 'Es ist ebenso schwer, ein gutes Buch zu lesen, wie es zu schreiben.'«
Tief im Erinnern
ruht Glückseligkeit,
ein himmlisches Entzücken,
hinab die Seele in sich selber steigt,
im Innern tief sich zu erblicken.
(Carl Peter Fröhling)
Erinnerung auf Erinnerung
Schachtel auf Schachtel
Umspült von wandelnden Gezeiten -
er-inner Dich
Dein Inneres
Erkunde es
Das warst Du
Das bist Du
Gestern
Heute
Was wirs Du sein?
Hinabsteigen
Er-Innerung
Erkundung
Erkennung
Das warst Du
Das bist Du
Gestern
Heute
Verlier Dich nicht selbst
Heiße Dich selbst willkommen
Finde Dich wieder
Erinnere Dich.
Erinnere Dich,
denn bald bist Du selbst
Erinnerung.
"Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, wer sie aufzuheben weiß, hat ein Vermögen."
Der Kommentar für kobbi88, der so nett war, dem gestressten Weihnachtsmann bisschen Arbeit abzunehmen und mir Sir Laurence Oliviers "Hamlet" zukommen ließ, der auch prompt ein Herzfilm für mich geworden ist.
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"Oder hätte nicht er Ewige sein Gebot gerichtet gegen Selbstmord?
Oh Gott! Oh Gott!
Wie ekel, schal und flach und unersprießlich scheint mir das ganze Treiben dieser Welt.
Pfui! Pfui darüber!
Es ist ein wüster Garten, der aus dem Samen schießt. Verworfenes Unkraut erfüllt ihn gänzlich. [...]
In einem Mond war sie vermählt.
Oh schnöde Hast so rasch in ein blutschänderisches Bett zu stürzen.
Es ist nicht und es wird auch nimmer gut.
Doch bricht mein Herz, denn schweigen muss mein Mund."
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Das Multitalent Laurence Olivier wurde schon in seiner jungen Karriere als herausragender Shakespearedarsteller und -interpret bekannt. Shakespeares berühmte Tragödie gehört heute zu den am häufigsten verfilmten Dramen der Welt, doch sollte jene Verfilmung, die Olivier als Regisseur, Produzent, Drehbuchautor und Schauspieler der Titelrolle vorlegte, bis heut unerreichte Maßstäbe setzen.
"Etwas ist faul im Staate Dänemark."
Oh ja!
Nämlich am königlichen Hof, wo vor einem Monat erst der König beerdigt wurde und nach der Trauerfrist die Witwe sofort den nächsten zum Gatten nahm, des Königs Bruder. Am dänischen Prinzen Hamlet soll dies nicht spurlos vorübergehen. In tiefe Melancholie und Zweifel an den Werten dieser Welt versunken, scheint er niemandem nahbar oder zugänglich zu sein - bis ihm sein Freund Horatio mitteilt, die Wachen hätten den Geist des verstorbenen Monarchen gesehen und diesen zur Rede stellen wollen. Doch Schweigen war seine einzige Antwort. Just an dem späten Abend, an dem die Vermählungsfeier noch andauert, erscheint der Geist in unheimlich dunken Nebelschwaden erneut und offenbart sich seinem Sohn. Die Todesumstände des Königs waren unvorhergesehen und schleierhaft - denn er wurde vergiftet vom eigenen Bruder, der nun als Gemahl neben der königlichen Witwe thront. Rache, der verstorbene König bittet seinen Sohn um Rache, was Hamlets Gemütszustand nicht gerade förderlich ist.
"Hamlet" ist ja dem Ursprung nach ein Drama, das vor vielen, vielen Jahren für die Theaterbühne gedichtet wurde. Oliviers Adaption vollzieht für mich eine sehr elegante Gratwanderung zwischen der Inszenierung eines Theaterstücks und eines Monumentalfilms mit eben der Zuhilfenahme filmischer Mittel. Schon die ersten Minuten vermögen eine drückende Stimmung zu erzeugen, indem aus der Vogelperspektive das von Dunkelheit umgebende und vom Nebel durchzogene Schloss in den Blick genommen wird, welches über den größten Teil der Laufzeit Haupthandlungsort des gesamten Films sein wird. Eine stark expressive Bildsprache- und gestaltung, deren Wirkung ich bereits in anderen Filmen erlegen und inzwischen ein ganz großer Liebhaber solcher Aufbereitungen bin, sorgen von Beginn an für die richtige Stimmung, die von einer sehr schönen und ästhetischen, aber auch beklemmend fotographierten Kulisse gestützt wird. Nichts wurde hier dem Zufall überlassen, auch nicht die szenische Gestaltung der Ausstattung und Räume, welche sich stilsicher und detailverliebt, jedoch nie überbordernd zeigen, dafür aber im Stillen sprechende sind und stets zum Ausdrück der Stimmung und womöglich auch dem inneren Chaos der Hauptfigur beitragen. Antike Figuren, die in Hamlets Monologen erwähnt werden, verweisen auf menschlich schon immer dagewesene Schwächen, Bilder von Heiligen im Hintergrund, die für Werte bürgen, welche jedoch gebrochen wurden und Hamlet in seine schwere Gemütsstimmung versinken ließen, entwickeln ihren eigenen Sog auf den Zuschauer, sofern er sich auf eben jene Sprache einlassen kann.
Und dann ist da auch noch - womit Oliviers "Hamlet" eben über eine gewöhnliche, wenn auch exzellente, Theaterinszenierung hinausgeht - die viel gelobte Kameraarbeit, -fahrten und Schnitte durch längere Gänge, Höhen und Tiefen, die ich nicht selten als Einblick in Hamlets leeres, verwirrtes Inneres wahrnahm, wodurch mir die Figur nicht selten entrückt schien. Insbesondere wenn Hamlet seinen berühmtesten Monolog "Sein oder Nichtsein" hält, schien er mir fast wie nicht von dieser Welt.
Dieser "Hamlet" galt lange als künstlerich wagemutigste und gleichzeitig imposanteste Adaption des Stoffs, die aufgrund dessen von Kritikern sowohl gelobt als auch von Shakespeareverehrern nicht mit voller Begeisterung aufgenommen wurde, sollen hier Kürzungen zur Eigenwilligkeit des Stoffs vorgenommen worden sein. Zum letzteren kann ich mich, da ich nie ein Shakespeare-Aficionado war, nur schlecht äußern. Seine bekanntesten Dramen habe ich vor einigen Jahren mal aus Pflichtübung gelesen und die Inhalte nur noch grob präsent, sodass mir an Oliviers Interpretation nichts weiter Störendes oder "Falsches" aufgefallen ist. Im Gegenteil zählt dieser "Hamlet" zu den literarischen Verfilmungen, wie ich sie am liebsten habe: die eigenständig etwas zu erzählen haben, eine eigene Lesart entwickeln, die Vorlage nicht totreden und so mehrschichtig sind, sodass es Freude bereitet, sich sowohl mit dem einen als auch mit dem anderen Medium auseinanderzusetzen. Und Oliviers "Hamlet" ist für meine Begriffe ein vielschichtiges Drama um verlorene Werte und Sicherheit, um Schuld und Verrat, nicht beherrschbare menschliche Leidenschaften und Schwächen, Verstrickung in Dunkeltheit, sich gegenseitiges Verletzten - und am Ende vielleicht doch soetwas wie dem kurz aufflackernden Wunsch nach Vergebung? Und jede Figur trägt dabei ihr eigenes Zutun, sodass man kaum zu sagen vermag, welche einem näher ist als die andere. Denn jeder der Hauptakteure stellt eine menschliche Schwäche dar, die keine unbekannte, sondern eine vertraute ist.
"Etwas ist faul im Staate Dänemark."
Oh ja!
Wunderbar. Ein Film, der Themen berührt, die mir persönlich wichtig sind; ein Setting, das mich sehr anspricht und eine Mehrschichtigkeit, die mir noch viele Sichtungen bieten wird, bis ich glaube, den Stoff und seine Figuren zu kennen.
Allerdings sollte man sich diesen auch oscargekrönten "Hamlet" anschauen, wenn man keine Abneigung gegen das Theater hat, sonst wird man zu diesem Film wohl keinen rechten Zugang finden und sei es schon der Umstand, dass die Figuren in gebundener Rede sprechen.
Och ja, im Vatikan werden keine schlechten Sachen geguckt. :D
Wundert mich nur bisschen, dass ein Buñuel-Film dabei ist. Diesen kenne ich zwar noch nicht, aber eigentlich galt Buñuel als sehr zynisch den meisten konventionellen und auch religiösen Werten gegenüber.
Und noch ein Lieber:
"Beim Film braucht man Erfolg, um glücklich zu werden, und Misserfolg, um bescheiden zu bleiben."
Ich wünschte, es gäbe mehr Menschen mit dieser Einstellung, die trotz herausragender Gaben, Fähigkeiten und Talenten eine gewisse Demut in sich tragen.
Kafkas Widerspiegelung des Lebens - ein großer gemeinsamer Schnittpunkt, den wir teilen:
-
„Ach“, sagte die Maus, „die Welt wird enger mit jedem Tag. Zuerst war sie so breit, daß ich Angst hatte, ich lief weiter und war glücklich, daß ich endlich rechts und links in der Ferne Mauern sah, aber diese langen Mauern eilen so schnell aufeinander zu, daß ich schon im letzten Zimmer bin, und dort im Winkel steht die Falle, in die ich laufe.“ – „Du mußt nur die Laufrichtung ändern“, sagte die Katze und fraß sie.
-
Und Kafka, der wunderbare Maler mit Worten über Entfremdung und Zerrissenheit der Person:
-
Ich bin zurückgekehrt, ich habe den Flur durchschritten und blicke mich um. Es ist meines Vaters alter Hof. Die Pfütze in der Mitte. Altes, unbrauchbares Gerät, ineinander verfahren, verstellt den Weg zur Bodentreppe. Die Katze lauert auf dem Geländer. Ein zerrissenes Tuch, einmal im Spiel um eine Stange gewunden, hebt sich im Wind. Ich bin angekommen. Wer wird mich empfangen? Wer wartet hinter der Tür der Küche? Rauch kommt aus dem Schornstein, der Kaffee zum Abendessen wird gekocht. Ist dir heimlich, fühlst du dich zu Hause? Ich weiß es nicht, ich bin sehr unsicher. Meines Vaters Haus ist es, aber kalt steht Stück neben Stück, als wäre jedes mit seinen eigenen Angelegenheiten beschäftigt, die ich teils vergessen habe, teils niemals kannte. Was kann ich ihnen nützen, was bin ich ihnen und sei ich auch des Vaters, des alten Landwirts Sohn. Und ich wage nicht an die Küchentür zu klopfen, nur von der Ferne horche ich, nur von der Ferne horche ich stehend, nicht so, dass ich als Horcher überrascht werden könnte. Und weil ich von der Ferne horche, erhorche ich nichts, nur einen leichten Uhrenschlag höre ich oder glaube ihn vielleicht nur zu hören, herüber aus den Kindertagen. Was sonst in der Küche geschieht, ist das Geheimnis der dort Sitzenden, das sie vor mir wahren. Je länger man vor der Tür zögert, desto fremder wird man. Wie wäre es, wenn jetzt jemand die Tür öffnete und mich etwas fragte. Wäre ich dann nicht selbst wie einer, der sein Geheimnis wahren will.
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Oh je, wie bewertet man den denn?
Drollig sind sie ja schon irgendwie, die drei Freunde Willy, Kurt und Hans alias Willy Fritsch, Oskar Karlweis und Heinz Rühmann, denen mitgeteilt wird, dass sie pleite sind und der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht. Na danke aber auch, dank dieser kuriosen Tanzeinlage, von der ich nicht wusste, ob ich lachen oder weinen soll (getan habe ich schließlich dann einfach beides), werde ich von dem Liedchen "Lieber, guter Herr Gerichtsvollzieher" einen ähnlichen Ohrwurm haben wie von Harveys "Das gibt's nur einmal". Aber der glückliche Zufall meint es schnell gut mit den drei Jungs, die nichts gelernt haben (wovon lebten die eigentlich?), aber prompt eine komplette, jedoch leerstehende Tankstelle finden und diese in Betrieb nehmen. Drei dolle Freunde - doch dann kommt Lilian Harvey, die auch für mich immer ein süßer Hingucker ist und ... ja, ja, hübsche Frauen und Männerfreundschaften, das verträgt sich nicht so ganz.
DIE DREI VON DER TANKSTELLE ist eigentlich ein ganz putziger Film, bei dem ich schon nachvollziehen kann, dass sich meine Großelterngeneration hierfür begeistern konnte. Und immerhin ist nachzulesen, dass gerade dieser Streifen Einfluss auf die Bildung und Etablierung des US-Musicals genommen und sogar vorweggenommen hat.
Aber ich muss doch sagen, dass mich DIE DREI nicht ganz so doll bei der Stange halten konnten, zumindest über die gesamte Laufzeit hinweg. Der Beginn ist noch durchaus lustig und unterhaltsam (wenn auch so vorhersehbar wie der nächste Reim in einem Schlagerlied), ab der Mitte schweiften meine Gedanken aber immer mehr ab und vorallem die letzte halbe Stunde begann sich zu ziehen. Da merkte ich doch erst recht wie dynamisch durch Montage, Kamera und Choreographie der von mir neulich gesichtete DER KONGRESS TANZT ist, den ich deshalb eine ganze Ecke unterhaltsamer fand.
Aber... ach, ich mag den Willy Fritsch einfach. In Fritz Langs Stummfilmen kennengelernt und vorallem sehr von seiner charismatischen Ausstrahlung in FRAU IM MOND angetan gewesen, sah ich in diesem Film häufiiger noch etwas von der Mimik und Gestik mit der er mich dort noch eingenommen hat. Zusammen mit Lilian Harvey bilden die zwei für mich auch immer noch ein tolles Duo - gebt mir Willy, gebt mir die beiden, und ich schaue mir auch noch jeden weiteren Film mit ihm an, auch wenn ich mir nicht viel mehr davon erwarte als von den DREIN VON DER TANKSTELLE. Irgendwie ein total sympathischer Schauspieler.
Und by the way: das Ende ist putzig.
Darum wohl die wohlwollendsten 5 Punkte, die ich hier bislang für einen Film vergeben habe.
Dunkel ist's, die Nacht zieht auf, der Magier kommt.
Schließ die Augen, lass Dich verzaubern.
Öffne sie und Du bist woanders.
Ein Wald im sattesten Grün,
zunehmender Blätterrausch,
die Wolken ziehen -
dunkel wird's, Musik erklingt.
Doch im Rhythmus betritt Licht die Dunkelheit.
Eine Hasenfamilie beim Abendessen, Kartenspiel -
Dunkel und Licht.
Doch zieht's den Wolf an.
Dunkelheit obsiegt, verschütteter Wein - Blut?
Angst, Angst treibt - Flucht, erstarren, gleich, gleich
gleich hat er dich.
Schließ die Augen ...
Der Magier kommt.
Ist's Magie?
Ist's ein Traum?
Unterscheidet sich das kaum?
-
Super süßer und kreativer Shortie mit wunderbarem Song.
Ich reiche die Empfehlung von Ben Kenobi somit auch weiter.
http://www.youtube.com/watch?v=fPtUwjr1czI
So, lieber Prosper, dann lass Dir zu der Liste gratulieren. Sie ist großartig geworden. Ungelogen liebe ich vorallem Deine Kurzkommentare, die in wenigen Worten wirklich alles und jedesmal sehr nachvollzihebar sagen, selbst wenn unsere Meinungen bzw. Vorlieben auseinandergehen.
Manches finde ich interessant, aber ich denke, ich bequatsch Dich damit heute noch in Deinem GB - hier wollte ich Dir einfach nur ein riesiges Lob dalassen.
Och, das war doch mal ein sehr süßes, kleines, kurzweiliges, musikalisches Lustspiel voller Naivität, leicht satirischer Züge, manchmal auch etwas ins Klamaukige abdriftend, aber irgendwie in so liebenswürdige Zuckerwatte eingepackt, dass ich gut unterhalten wurde. Ich hätte nie gedacht, dass ich Schlagermusik als so mitreißend erleben würde und einen Ohrwurm von "Das gibt's nur einmal" davontrage. Ein rundum in sich stimmiger Film, zwar seicht, aber einer der Spaß macht und vielleicht mitschunkeln lässt - und so ein bisschen charmant spielt er schon mit den Kleinmädchenträume vom Prinzen, der auf seinem Schimmel dahergeritten kommt und sich ausgerechnet einen selbst als Prinzessin erwählt; ein kurzer Traum bis das Erwachen kommt.
Wenn das 'Lexikon des internationalen Films' schreibt
"die Komödie im Operettenstil wurde zu ihrer Zeit von der Kritik (wegen der beweglichen Kamera und der Montage) gerühmt und vom Publikum (wegen der Stars und der Schlager von Werner Heymann) geliebt", kann ich eigentlich nur zustimmen. Kamera und Monatge sorgen für eine schöne Dynamik, vorallem in den Ballszenen fühlt man nicht nur die Szene, sondern die Bilder förmlich tanzen.
Und was das Publikum angeht: JA!
Ich schwankte hier zwischen 6 und 7 Punkten, aber allein dem Umstand, dass der Cast aus lauter Rosinen deutscher Stummfilmikonen zusammengesetzt ist, deren Stimmen ich eben zum ersten Mal hören durfte, ließ mich ohne schlechtes Gewissen zur höheren Punktzahl greifen. Fand ich toll - jetzt weiß ich auch mal, wie ein paar meiner Helden klangen.
Ich kann nicht schlafen.
Und wir haben heute schon den 28. Dezember 2013, ergo wäre Friedrich Wilhelm Murnau heute 125 Jahre alt geworden, ein gefragter Regisseur der Weimarer Republik, der vorallem durch zwei Talente glänzte, welche er mit einer von ihm bevorzugten Filmcrew - seien es Drehbuchautor Carl Mayer oder der experimentierfreudige Kameramann Karl Freund oder gefragte Schauspielgrößen wie Emil Jannings, Alfred Abel und Conrad Veidt - in seinen Werken zum Ausdruck brachte: die Subjektivierung und Psychologisierung seiner Figuren durch gezielte und innovative Kameraführungen (insbesondere in DER LETZTE MANN), sodass seine Filme wunderbar auf emotionaler Ebene funktionieren und mich zumindest jedesmal voll und ganz für sich vereinnahmen; seien es Grusel und Verstörung in seinem NOSFERATU oder das schon fast unerträglich (im positiven Sinne) Melodramatische in SUNRISE - und Beides hat mich nicht weniger an Nerven gekostet und gleichzeitig süchtig gemacht, sodass ich mir gerade diese beiden Meisterstücke nach der Erstsichtung eine Zeit lang mehrmals in der Woche anschaute.
Wer sich abseits seiner bekanntesten Filme (NOSFERATU, DER LETZTE MANN, FAUST und SUNRISE) mit seiner Filmographie auseinandersetzt, mag erkennen, dass sich dieser Regisseur seiner eigenen Stärken früh bewusst war und diese zu perfektionieren suchte. Höhepunkte seiner Filmographie wie z.B. der berühmte Vampirklassiker haben technisch ihre Vorläufer in schon früheren Filmen wie z.B. das zwischen Krimi und Thriller wandelnden SCHLOß VOGELÖD, in dem vorallem schon früh mit Kameraeinstellungen experimentiert wurde, um eine beklemmende Stimmung der Angst und Verwirrung zu erzeugen, oder der älteste uns heute noch erhaltene Film DER GANG IN DIE NACHT, wo Murnau sich bereits darin ausprobierte, mit Naturaufnahmen Gefühlswelten und Seelenzustände seiner Figuren offen zu legen. Beide Techniken erreichen in NOSFERATU wohl erstmals ihren Höhepunkt, mit dem Murnau als Regisseur auch über die Landesgrenze hinaus Aufmerksamkeit auf sich zog.
Seinen Zeitgenossen galt er als Feingeist, Sinnierer, Grübler und Pedant; auch eine musische Erziehung wurde ihm schon in sehr jungen Jahren durch Mutter und ältere Stiefschwestern vermittelt. Da liegt wahrscheinlich auch sein zweites großes Talent nicht allzu fern: die visuell beeindruckenden Gestaltungen seiner Bildsprache, die i.d.R. vom gezielten Spiel mit Licht und Schatten, Überblendungen und Doppelbelichtungen lebt und für mich zu wahren Kunsterwerken werden, sei es so düster suggestiv wie in FAUST oder so poetisch wie in SUNRISE; letzterer wird wohl zu recht als auch technisch reifstes Werk Murnaus betrachtet.
Wie einflussreich die Techniken und Innovationen Murnaus und seiner Crew waren, lässt sich für mich schon daran ablesen, dass ich seine Stummfilme auch für heutige Sehgewohnheiten noch immer als sehr angenehm empfinde. Im Gegensatz zu z.B. Langs legendären Monumentalfilmen der 20er, die durch ihre visuelle Wucht in der Erstsichtung heute bisschen anstrengend sind, ist Murnau für mich der Regisseur der stillen und einfühlsamen Sprache, die den Zuschauer eben schnell packt und fesselt und mit ein Grund ist, weswegen sich Murnaus Filme fast von allein ohne Zwischentitel erzählen. Eben jene besondere Talente dieses Regisseurs haben mich selbst so richtig zum Stummfilmfan werden lassen und mir ein Terrain eröffnet, auf dem ich Schätz finde, die mich begeistern.
Umso bedauerlicher, dass er so früh verstarb (was er wohl in der anbrechenden Tonfilmzeit entdeckt hätte?) und seine frühe Filmographie heute nur noch unvollständig oder tlw. nur noch fragmentarisch erhalten ist - so fristet man neben anderen Größen dieser Zeit eher ein Schattendasein, obwohl er doch mindestens in derselben Liga spielt wie die Regielegenden seiner Generation.
Nichtsdestotrotz, mein lieber Murnau, wirst Du in meinem eigenen Regieolymp stets einen festen Platz haben und ein Regisseur meines Herzens sein. In diesem Sinne: herzlichen Glückwunsch und alles Gute zum Geburtstag!
Murnau hatte sich wohl selbst mehr davon versprochen, als er 1926 dem Ruf Hollywoods folgte. Nachdem SUNRISE von Kritikern bejubelt wurde und bei der allerersten Oscarverleihung gleich drei der begehrten Trophäen abräumte, blieb der kommerzielle Erfolg des Films eher bescheiden, wodurch das schon wirtschaftlich angeschlagene Studio Fox, welches den großen Weimarer Regisseur unter Vertrag hatte, Murnau die zuvor versicherte künstlerische Freiheit seiner Filme eingrenzte - so weit, dass es zum Bruch kam. Nachdem Verhandlungen mit der UFA in Berlin scheiterten, beschloss Murnau auf eigene Faust einen Film zu realisieren und griff dabei auf ein Setting zurück, das ihn schon als jungen Mann faszinierte: die Südsee. (Auch hier wird oft über die Sehnsucht Murnaus spekuliert, zivilisatorischen Zwängen und Konventionen der Gesellschaft entfliehen zu wollen, die ihn privat vorallem in der Anerkennung seiner eigenen sexuellen Neigung einschränkten.)
TABU von 1931 war der erste und einzige Film für den Murnau selbst das Drehbuch schrieb. Er entstand abseits der Zusammenarbeit mit einer erfahrenen Filmcrew, dafür aber unter der anfangs noch guten Zusammenarbeit mit dem Dokumentarfilmregisseur Robert J. Flaherty, mit dem es jedoch im Laufe der Dreharbeiten zum Zerwürfnis kam. Murnau interessierte sich mehr für die paradisische Schönheit der Drehorte Tahiti, sowie der Insel Bora-Bora, sowie das Versehen der Geschichte mit melodramatischen Elementen, während Flaherty aus TABU mehr einen dokumentarisch-ethnographischen Film entstehen lassen wollte. Die schwierigen Produktionsbedingungen, die Murnau zudem aus eigener Tasche finanzierte und die ihn hoch verschuldeten, merkt man TABU leider auch an.
Die Geschichte um den einheimischen Fischer Matahi, der zusammen mit seinem Mädchen Reri flieht, welches als Jungfrau den Göttern geweiht und somit für jeden Mann 'Tabu' ist, ist selbst für einen Stummfilm ziemlich dünn. Selbst manche Interpretationsversuche geben ihr nur eine geringe Tiefe und wirken eher bemüht, der Geschichte mehr Aussagekraft zu geben als sie letztendlich hat. Am ehesten wohl noch die Auffälligkeit, dass der erste Teil des Films mit "Das Paradies" betitelt ist, in der all die Schönheit und Unbefangenheit der Südseeinsel eingefangen wird; wohingegen der zweite Teil mit dem Zwischentitel "Das verlorene Paradies" eingeführt wird, wo die sich liebenden Matahi und Reri auf einer benachbarten Südseeinsel Zuflucht gefunden haben, die allerdings schon von der westlichen Zivilisation als Kolonialinsel benutzt wird. Eine erneute Flucht vor den Verfolgern scheitert hier, da sich Matahi, dem das Geldkonzept der westlichen Gesellschaft fremd ist, verschuldet hat. Hier ließen sich, wenn man gewillt ist, seichtere Kritik hineininterpretieren - oder auch in den wenig weiteren Verlauf der Handlung die Frage nach Schicksalhaftigkeit, sowie einer Perlensymbolik, die für das Ende der Geschichte relevant ist und mit der Figur der Reri verbunden werden kann.
Dennoch wurde TABU weniger für seine Geschichte und Handlung als viel mehr für die wunderbare Kameraarbeit bekannt. Die Einstellungen, welche die paradisische Schönheit der Drehorte einfangen, machen diesen Film so sehenswert - und in der Tat erhielt TABU auch einen Oscar für die beste Kamera.
Murnautypisch ist ansonsten wieder eine angenehme Bildsprache, die bei mir allerdings nicht an die Faszination seiner Filme wie FAUST oder eben SUNRISE herankam. Auch mit Zwischentiteln wird wieder einmal sparsam umgegangen. Wo sie dramaturgisch notwendig sind, darf der Zuschauer einen Blick auf Briefe oder Schuldscheine werfen.
TABU wurde seiner Zeit von Kritikern wohlwollend aufgenommen und hätte für Murnau leise Hoffnung schöpfen lassen, im Filmgeschäft wieder richtig Fuß fassen zu können - war auch schon ein Zehnjahresvertrag mit der Firma Paramount unterzeichnet, die von TABU beeindruckt war. Das Erleben der Premiere dieses und auch gleichzeitig seines letzten Films war dem damals 42jährigen Murnau leider nicht mehr vergönnt. Er verstarb eine Woche vorher am 11. März 1931 an den Folgen eines Autounfalls.
"Elisabet? Darf ich dir ein bisschen aus meinem Buch vorlesen oder störe ich dich? Da ist nämlich eine interessante Stelle.
'All diese Ängste, die wir in uns tragen, unsere vereitelten Träume, die unerklärliche Grausamkeit, unsere Qual bei dem Gedanken, ausgelöscht zu werden, die schmerzvolle Erkenntnis unseres Zustands, haben unsere Hoffnung auf Errettung jenseits dieser Welt allmählich herauskristallisiert. Schreie unseres Glaubens und unseres Zweifels in die Finsternis und Stille sind die fürchterlichsten Beweise unserer Verlorenheit und der angstvollen Erkenntnis, die unausgesprochen bleibt.'"
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PERSONA ist dann doch einmal wirklich das, was ich als einen komplexen Film bezeichne, der auf vielschichtigen Ebenen so fabelhaft durchdacht ist, dass hier ernsthaft eine thematische beinahe bodenlose Tiefe und Intensität erreicht wird.
Dabei handelt es sich nicht nur um eine immer krassere Reflexion menschlichen Seins mit all den persönlichen und seelischen Konflikten und Ängsten, überhaupt des menschlichen Wesens mit all seinen Bedürfnissen, sondern auch eine Reflexion des (filmischen) Kunstbegriffs selbst. Aber nicht so, dass dieses Werk irgendwo auf einem hohen Sockel steht an dem man sich intellktuell messen oder beweisen müsste. Dass dieser Film Kunst und auch Reflexion seiner selbst ist, ist zum einen formal gegeben (Eröffnungs- und Endsequenz (die allerdings für mich darüber hinaus eine doppelte, auch inhaltliche Bedeutung haben), das Abreißen des Filmstreifens etwa in der Hälfte der Laufzeit, das relativ gen Ende des Films zu sehende Kamerateam, das gerade diesen Film zu filmen scheint, ...); zum anderen gibt es aber auch vor allem inhaltliche Momente, in der der Film danach fragt, was Kunst eigentlich für den Menschen bedeutet. Die junge Krankenschwester Alma hat vor zwei Jahren ihr Examen mit Bestnoten bestanden, ist verlobt und glaubt, mit ihrem zukünftigen Mann eine sichere Zukunft zu haben wie man sie in einem Bilderbuch wiederfinden könnte: eine bald glückliche Ehefrau mit vielen Kindern, die den Sinn ihres Lebens mit ihrem Beruf ausfüllen kann - so stellt sie sich dies jedenfalls vor. Als jedoch die in tiefe Lethargie gefallene Elisabet Vogler in ihre Obhut gegeben wird, die den Beruf der Schauspielerin ausübt und bei einer Theateraufführung in der Rolle der Elektra plötzlich verstummte und seitdem kein einziges Wort mehr gesprochen hat, wird sich mit der Zeit auch Einiges in Almas Weltbild verändern. Dabei bewundert die junge Frau ihre Patientin sehr, zweifelt anfangs, ob sie mit ihrer noch geringen Lebenserfahrung dieser willensstarken, sich verschließenden Frau gewachsen ist. Dies ändert sich jedoch, als Alma und Elisabet raus ans Meer fahren und dort in einem Bungalow der Krankenhausärztin gemeinsam Zeit verbringen und wo Elisabet allmählich zu genesen scheint - und Alma in ihr erstmalig eine Zuhörerin findet. Sie öffnet sich ihrer Patientin, erzählt von intimsten Momenten und die Wirklichkeit beginnt allmählich zu verwischen, sodass Alma so eine Innigkeit zu Elisabet aufbaut, die bis in homoerotische Träume abschweift. Der vorerst so naiv gezeichneten jungen Frau wird in ihr Inneres geblickt, bis sie merkt, dass sie nur ein Studienobjekt ist.
"Ich muss versuchen, ruhig zu bleiben, doch du schweigst und ich bin hilflos. Aber jetzt bestehe ich darauf, dass du mit mir redest. Sag doch nur ein Wort; ich flehe dich an, Liebste. - Ich wusste, es ist sinnlos. Du willst mich nicht verstehen. Schade, ich habe immer gedacht, dass große Künstler auch für ihre Mitmenschen Verständnis hätten, dass sie aus einem Mitgefühl schaffen und das Bedürfnis haben, zu helfen - und das war dumm."
Ab hier wird es brisant und auch die Rollen scheinen sich zu verschieben. Aus der naiven Alma, die zu Elisabet aufblickte und diese so sehr bewunderte, scheint zunehmend die dominantere Person zu werden, die jetzt ins Innere ihrer Patientin schaut und so manche Abgründe aufdeckt. Dabei wirft der Film allerlei anthropologisch-philosophische und auch metaphysische Fragen auf wie die nach der Suche von Vertrauen, Enttäuschungen, Leere, Einsamkeit, Schmerz, Hilflosigkeit - sind wir überhaupt gewollt in dieser Welt? Hat uns eigentlich jemand gefragt, ob wir überhaupt leben wollen? Wer wir sein wollen? Wer wir überhaupt sind? Sind wir überhaupt etwas? Die Identität Almas und Elisabets verschwimmt. Teilen sie dieselben Ängste, sind sie eigenständige Wesen? Machten diese Gedanken Angst? Kann man sich dagegen aufbäumen? Widerstand leisten? Und überhaupt: wer sind wir eigentlich? Haben wir einen (Wiedererkennungs-)Wert? Eine Identität, die nur uns gehört? Oder sind wir alle nur 'Persona' auf der Bühne des Lebens, Menschen, die Masken tragen, ablegen, neue anziehen, neue Rollen spielen, für den Moment - gibt es aber soetwas wie Beständigkeit im Personensein? Eine echte, existenzielle Person hinter der Maske? Und all diese Fragen führen schon wieder zu den vorerst aufgeworfenen und blicken zudem auch noch seitlich, um menschliche Sozialität, aber auch Grausamkeit, Angst und Zweifel zu beleuchten.
Durch visuelle Spielerein und Intensität, wie auch in den Dialogen, Monologen und im Schauspiel bohren sich die aufgeworfenen Fragen immer tiefer in den Zuschauer selbst und bringen auch in dessen Innerem so einiges durcheinander und nehmen ihn auf eine ebenso intensive eigene Reflexionsreise mit. (Randnotiz: Was ich nach meiner Erstsichtung abends für Träume nachts hatte - genau all das, was ich in meiner vor mir liegenden Zukunft am meisten fürchte habe ich nach PERSONA so eindringlich geträumt, dass ich am nächsten Morgen wirklich einen Moment braucht, um zu überlegen, ob ich jetzt wirklich im Hier und Jetzt bin und es eben nur ein Traum war.)
Vorallem die im Krankenhaus liegende Liv Ullmann werde ich nicht so schnell vergessen, wie das Licht schwindet, sich immer mehr Schatten und Dunkelheit auf ihrem Antlitz ausbreitet, bis nur noch die zwei winzigen leuchtenden Punkte ihrer Pupillen zu sehen sind. Dunkelheit zieht auf, Dunkelheit über all das, was wir für gewiss und sicher erachten - alles wird in Frage gestellt werden.
PERSONA sollte jeder einmal gesehen und selbst erlebt und für sich entdeckt haben. Und dennoch kann ich sagen, dass bei all der Komplexität, die selbstredend mit einem gewissen Anspruch einhergeht, dies ein Kunstfilm ist, wie er im besten Sinne sein sollte: Kunst, die dem Menschen wirklich etwas geben möchte und zum Erlebnis wird. Keine Kunst, die lediglich zum Selbstzweck wurde.
"Die große Frage, die ich trotz meines dreißigjährigen Studiums der weiblichen Seele nicht zu beantworten vermag, lautet: 'Was will eine Frau eigentlich?'" - Sigmund Freud -
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Ja, was wollen wir denn eigentlich? Wir komplizierten Wesen, die so gut wie immer eigentlich das Gegenteil von dem meinen was wir sagen, zickig werden, wenn wir eigentlich Aufmerksamkeit oder Trost suchen, Blicke einfangen mögen und bewundert werden möchten. Was wurde nicht schon alles über uns philosophiert?
-> "Manche Männer bemühen sich lebenslang, das Wesen einer Frau zu verstehen. Andere befassen sich mit weniger schwierigen Dingen z. B. der Relativitätstheorie." - Albert Einstein -
-> "Eine Frau macht niemals einen Mann zum Narren; sie sitzt bloß dabei und sieht zu, wie er sich selbst dazu macht." - Frank Sinatra -
-> "Die Frau ist ein Mensch, bevor man sie liebt, manchmal auch nachher; sobald man sie liebt, ist sie ein Wunder." - Max Frisch -
-> "Am Anfang widersteht eine Frau dem Ansturm des Mannes, und am Ende verhindert sie seinen Rückzug." - Oscar Wilde -
...
Und mal eine weibliche Stimme
"Fast jede Frau wäre gern treu. Schwierig ist es bloß, den Mann zu finden, dem man treu sein kann." - Marlene Dietrich -
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Und hier dann in BELLE DE JOUR versucht sich einer der großen surrealistischen Meister an das Geheimnis weiblicher Erotik und ihrer Phantasien. Entstanden ist ein Film, der auf dem gleichnamigen Roman Joseph Kessels beruht, in dem Buñuel eigentlich nicht mehr als ein Groschenwerk sah, das aber einen nicht uninteressanten Plot habe. Der Film entstand tatsächlich vor dem Hintergrund psychoanalytischer Studien weiblich-erotischer Phantasien, sowie Recherchen in Milieus, in denen solche ausgelebt werden. Und ja, BELLE DE JOUR avancierte zu dem kommerziellsten Erfolg Buñuels und zu einem Kultfilm gleichermaßen, den der Regisseur nach eigener Aussage (und mit einem Augenzwinkern? alter Schelm, der) nicht seiner eigentlichen Arbeit, sondern den Prostituierten verdanke.
Catherine Deneuve war dabei schon für die Hauptrolle der Séverine vorgesehen als das Drehbuch noch nicht fertig geschrieben war - gerade die junge und hübsche Schauspielern, die jedoch auch etwas Kühles in ihrer Ausstrahlung mitbrachte. Sie spielt hier die junge Gattin eines Arztes, entstammt dem Großbürgertum, den sie jedoch "nur" auf eine andere Art und Weise zu lieben glaubt, nicht aber auf jene, die ihre eigentlichen erotischen Wünsche widerspiegelt.
"Ich empfinde eine maßlose Zärtlichkeit für dich."
"Ach, was soll ich mit deiner Zärtlichkeit!"
So beschließt sie sich heimlich jeden Tag von 14.00 bis 17.00 Uhr zu prostituieren, anfangs sich noch zierend, einem Klientel begegnend, das ebenso eigenen Phantasien mitsich bringt. Bis jedoch ein sehr leidenschaftlicher junger Mann mehr für sie sein will und Séverines Doppelleben zu einem Strang zu verschmelzen droht.
Buñuel verwebt dabei die Realität seiner Hauptfigur mit ihren Phantasien und erst am Ende vermag der Zuschauer zu erkennen, dass die eine Ebene nicht weniger Gewicht der Persönlichkeit hat als die andere - was übrigens auch die Ansicht des Regisseurs widerspiegeln soll. Wir sind keine Wesen, die man in Rationalität und Imagination spalten kann - beide Komponenten machen unser Denken, Fühlen und Sehnen gleichermaßen aus. So wurde die Inszenierung dieses Films auch so zu halten versucht, dass unsere eigene Phantasie in den Film miteinbezogen und zum Co-Autor wird, weswegen Buñuel selbst bezeichnenderweise in Interviews gern meinte, er wüsste selbst nicht, was seine Filme eigentlich bedeuten sollen; jedoch über Interpretationen von Kritikern gern lachte - aber manch einzelne Aspekte von dem, was die Leute in seinen Filmen sahen, interessant fand.
Und wenn ich merke, dass surrealistische Kunst beginnt, meine eigenen Gedanken spielen zu lassen und in eine Ferne mitzunehmen, sodass etwas dabei herauskommt, das womöglich nur ich allein verstehe, weil ich es fühlen kann, dann weiß ich, dass dieser Surrealismus richtig gut war. Und Buñuel? Buñuel macht das gewohnt souverän und ruhig, mit der Phantasie seines Publikums spielend, ohne dabei laut schreiend durch die Gegend zu laufen und groß mit Sensationseffekten zu haschen, sondern auf Metaphorik und seine Schauspieler vertrauend.
Mit LADY VENGEANCE konnte ich schonmal mehr anfangen als mit dem Vorgänger der Rachetrilogie, OLDBOY. Anscheinend bin ich filmgeschmacklich irgendwie falsch gepolt, um "Meisterwerke" des neuen Jahrtausends als solche wahrzunehmen. 'tschuldigung Fans, aber ich empfand den Vorgänger zu LADY VENGEANCE als teilweise wirr inszeniert, um den oberflächlichen Eindruck von Komplexität zu erwecken und je abgründiger die Geschichte werden sollte, desto absurder wurde sie für mich. Zudem verlor ich recht schnell das Interesse an der Hauptfigur, wodurch mich der Film nach 1/3 seiner Laufzeit allmählich zu langweilen begann und ich die offensichtlichen Gewaltszenen nicht verstörend, sondern zunehmend uninteressanter fand. Letzteres ist sowieso generell ein Problem, dass subtile Darstellungen bei mir effektiver wirken als jene, die ich als Effekthascherisch empfinde.
Im Gegenzug fiel LADY VENGEANCE insgesamt schon deutlich positiver aus. Die Bildsprache ist ungewöhnlich, weiß jedoch mir zu gefallen. Auch die verwirrende Erzählstruktur fand ich hier funktional besser als in OLDBOY, da sie es verstand, bei mir Neugier zu wecken, was für eine Person Geaum-ja tatsächlich ist und was für eine Vergangenheit hinter dieser Frau steht, die Stück für Stück aufgedeckt wird, den Zuschauer aber gleichzeitig auf Distanz hält, um sich nicht gänzlich mit ihrer Person zu identifizieren, sondern sich ein weitestgehend neutrales Urteil über ihr Handeln zu erlauben. Dennoch verschenkt LADY VENGEANCE für mich zu viele Chancen, um bei mir eine wirklich intensive und nachhaltige Wirkung zu entfalten. All die Brechungen in der Erzählstruktur würden eigentlich den perfekten Anlass bieten, tiefer über Moral und Ethik von Rache und Sühne reflektieren zu können. Diese Tiefen nutzt der Film für mich aber nicht richtig aus - dafür wird für meinen Geschmack zu schnell zur nächsten Verwirrszene geschwenkt bis der Film auf sein Finale zusteuert, welches im erhöhten Maß die emotionale Schraube anzieht. Und hier flacht der Film für mich zu sehr ab, angesichts der Tat, die für mich ein brisantes Thema berührt. Die Engel- und Schneemetaphorik ist nett, evoziert für mich aber zu schnell eine Vergebung der Tat, über die man eigentlich ausgiebiger nachdenken sollte. Da regt sich irgendwie der Ethiker in mir, der LADY VENGEANCE eigentlich feiern würde und könnte, würde er eben nicht soviel Potential verschenken, um wirklich in die Tiefe seines Themas einzutauchen.
Abgesehen davon finden sich für mich im Film aber auch Szenen, die für meine Begriffe unnütz sind, zu viel Zeit strecken und teilweise unfreiwillig komisch wirken, wobei Letzteres vielleicht kulturbedingt sein mag.
OMG, was war denn das bitte für ein süßer und herziger Film?
Wohl eine der besten Stummfilmkomödien, die ich bislang gesehen habe und zugleich mein erster Film von Lubitsch, sodass ich jetzt schnellstmöglich mehr von ihm sehen möchte. An liebevollen Details sowie liebevollen Akzenten in der Geschichte kaum zu überbieten. Und es beginnt auch schon sehr herzig, indem der Regisseur seine Zuschauer in seinen Film einzuladen scheint und klar macht, dass er hier einfach nur eine Geschichte erzählen will.
"Four amusing acts from a toy box" lautete der erste Hinweis meiner Ausgabe und in der Tat sieht man in der allerersten Szene den Regisseur selbst, wie er aus einer Spielzeugkiste eine Landschaft herausnimmt, Bäumchen und ein Häuschen aufstellt und schließlich zwei Puppen, eine männliche und eine weibliche, nimmt und diese in das Häuschen platziert - und dann beginnt auch schon der Film mit eben jenem Bühnenbild und aus dem Haus kommen Hermann Thimig alias Lancelot und Josefine Dora alias sein Kindermädchen, die genauso gekleidet sind wie die Puppen des Prologs. Und es beginnt die Geschichte um Baron de Chanterelle, der das Erbe seiner Familie wahren will und beschließt, dass sein Neffe Lancelot, der scheinbar einzig mögliche Erbe, endlich heiraten muss. Doch der arme Lancelot ist ein furchtbarer Hasenfuß und mit den 40 heiratswilligen Frauen mächtig überfordert, sodass er schnell reißaus nimmt und nach einer Verfolgungsjagd mit schlotternden Knien vor einem Kloster ankommt und dort Zuflucht findet. Wenige Tage später lesen die Mönche eine Anzeige des Barons und erfahren, dass Lancelot ein Vermögen erben soll, wenn er denn heiratet. Da dieser aber nicht will, schlagen sie ihm vor, doch einfach eine Puppe bei Meister Hilarius in Auftrag zu geben und dann halt diese zu ehelichen. Dazu kommt es dann, sowie zu einer Reihe lustiger Umstände und Situationen, die ich sehr amüsant fand - durch einen Unfall des kleinen Gehilfen des Meisters Hilarius entpuppt sich die Dame an Lancelots Seite nämlich als die echte Tochter des Puppenmachers.
Der Humor ist i.d.R. durch Slapstick gekennzeichnet, aber stets so gut akzentuiert, dass er für die nötige und unterhaltsame Dynamik sorgt, mir jedoch zu keinem Zeitpunkt als penetrant und somit nervig erschien, womit Slapstickkomödien häufig ein Problem bei mir haben. Süß ist natürlich auch Lancelot selbst mit seiner ungeheuren Angst vor Frauen und seinen noch ziemlich kindischen Zügen, obwohl er ein Mann im heiratsfähigen Alter ist und im Gegensatz dazu die freche (und manchmal launische) Tochter des Puppenmachers, die ganz genau zu wissen scheint, was sie will - und natürlich die Mönche, die vorallem ironisch gezeichnet sind, weshalb Lubitsch sich seiner Zeit von katholischer Seite aus anhören musste, sein Machwerk seie Schund.
Requisiten und Bühnenbild sind in vielen Szenen sehr einfach gehalten. So sind z.B. sämtliche Küchenwerkzeuge im Hause Hilarius einfach nur aufgemalt, ebenso die Himmelskörper wie Sonne und Mond oder einer Kutsche, die von Pferden gezogen wird, sieht man überdeutlich an, dass da jeweils zwei Menschen im Pferdekostüm stecken. So wirkt DIE PUPPE oft noch wie ein Theaterstück, tut dem Charme des Films, seinem Witz und seiner Liebenswürdigkeit aber keinen Abbruch, sondern unterstützt dies vielmehr.
Alles in Allem ein richtig schöner Film, der vorallem das innere Kind in mir ansprechen konnte, das sich schon in der ersten Szene in Grundschulzeiten zurückversetzt fühlte, als der Mann mit dem Kasperletheater vorbeikam und uns Zwerge mit Märchenhaftem unterhielt. Ein kleiner Film zum Verlieben selbst.
Fritz Langs YOU AND ME ist ein ganz hübscher und netter kleiner Film Noir, den man sich gern an einem Nachmittag einmal anschauen kann, da er gut gemachte leichte Unterhaltung ist. Erzählt wird die Geschichte von Helen und Joe, die beide im Gefängnis saßen und nun einen Job bei dem gutmütigen Mr. Morris innehaben, der in seinem Kaufhaus Ex-Häftlinge zu Resozialisationszwecken einstellt und beschäftigt. Ohne von Helens Vergangenheit zu wissen, die sie ihm verschweigt, heiratet Joe sie, da sie verliebt ineinander sind. Doch Häftlinge, die auf Bewährung draußen sind, dürfen dies eigentlich gar nicht. So hat Helen allerhand zu tun, ihre Ehe vor ihrem Bewährungshelfer zu verschweigen, sowie ihre Vergangenheit vor ihrem Mann zu verheimlichen, der jedoch allmählich Verdacht schöpft, da sich Ungereimtheiten auftun und er schließlich über Dritte von der ehemaligen Inhaftierung seiner Frau erfährt - und dabei wollte er mit Frauen aus dem Gefängnis nichts zu schaffen haben, da man ihnen nicht vertrauen könne. Enttäuscht droht Joe wieder auf die schiefe Bahn zu gelangen und mit einigen Kumpels erneut schiefe Dinger zu drehen - ausgerechnet bei Mr. Morris. Von Helen hat sich Joe inzwischen distanziert, ohne zu wissen, dass sie ein Kind von ihm erwartet - doch sie erfährt von dem Vorhaben der Herren und fasst den Entschluss, dem entgegenzuwirken, sowie Joe zu verlassen und ihr Baby allein großzuziehen. ... und alles weitere schaut ihr euch am besten selbst an.
YOU AND ME ist ein leicht unterhaltsamer Film und er ist es vorallem deshalb, weil eben Lang hier Regie führte und man ebenso deutlich seine Handschrift wiederfindet. Der Film beginnt mit einer Aufzählung all dessen, was man heute einfach kaufen könne, sodass beim Zuschauer der Verdacht geweckt wird, man bekäme eine Kritik zu Gesicht, dass es immer noch unkäufliche Dinge in dieser Welt geben muss - insbesondere Zwischenmenschliche. Auch die strenge Überwachung, ob Ex-Häftlinge tatsächlich nicht verheiratet sind, geht in Richtung Kritik.
Und ebenso erkennt man den typischen Lang-Stil, etwas Mitreißendes inszenieren zu können, insbesondere in Szenen, wo eine bestimmte Gruppendynamik zu Stande kommt, fühlt es sich ein bisschen wie die Massenhysterie in "M" an.
All dies täuscht aber nicht gänzlich darüber hinweg, dass die Story selbt, trotz guter Regie, ziemlich löchrig ist. Einzelne Erzählelemente sind eigentlich nur funktional da, ohne irgendwo einmal eine tiefere Verknüpfung im Plot zu entwickeln - und Vieles scheint auch nur an der Oberfläche zu funktionieren. Helen ist zum Beispiel wirklich Zucker und ein ganz zarter Engel, weshalb es schwer nachvollziehbar ist, warum Joe ihr ernsthaft Betrug und das Hintergehen seiner Person vorwirft, nur weil sie ihm aus Angst ihre Vergangenheit verschwiegen hat. Es ließen sich da noch ein paar andere Beispiele nennen, die jedoch spoilern würden, weshalb ich einfach nur verraten möchte: es gibt sie und zwar wirklich unübersehbar.
Auch die Moral der Geschichte, dass sich Wahrheit und Ehrlichkeit gegenüber Heimlichkeiten und krummen Geschäften mehr auszahlen, wird nicht gerade subtil dargeboten - aber wenigstens mit einem unübersehbaren charmanten Augenzwinkern, wenn Helen eine Horde Kleinkriminelle in Lehrerinnenmanier in eben dieser Moral unterrichtet und diese zu überzeugen versucht. Und es ist schon putzig die Jungs wie Buben vor ihr sitzen zu sehen, die immer mehr anfangen, über diese tolle Frau zu staunen.
Dennoch: YOU AND ME hat mir Spaß gemacht und wer ebenso mal nach leichter, kurzweiliger Unterhaltung für Zwischendurch sucht, der kann auf diesen Film gern mal einen Blick werfen. Trotz seiner genannten Storyschwächen sind die Figuren liebevoll gezeichnet, sowie die Geschichte unterhaltsam und stellenweise sogar mitreißend inszeniert.