Strackymandias - Kommentare

Alle Kommentare von Strackymandias

  • 8 .5

    Falls ihr über die Ostertage noch vorhabt, ins Kino zu gehen, wäre "The Lego Movie" eine gute Wahl. Der Film handelt vom Bauarbeiter Emmett, dem durchschnittlichsten Lego-Männchen der Welt, welcher herausfinden muss, dass Lord Business, der Präsident von Steinstadt, doch nicht so super ist, sondern in Wirklichkeit die Welt vernichten möchte. Emmett wird von der Untergrundkämpferin Wyldstyle gerettet und schließt sich schließlich den Meisterbauern (u.a. Batman, Superman, Shaquille O'Neal) unter dem Kommando des weisen Zauberers Vitruvius (im Original Morgan Freeman) an, welcher ihn für den Auserwählten der Prophezeiung und den Retter der Lego-Welt hält.

    Ok, die Story klingt zugegebenermaßen nicht sehr originell. Das ist sie auch nicht, vieles ist vorhersehbar und auch die Botschaft (setzt eure Phantasie ein und baut nicht nur nach Anleitung) wird dem Publikum schon in der ersten halben Stunde immer wieder per Holzhammer eingedroschen. Wenn man sich damit abfinden kann, macht der Film trotzdem einen Riesenspaß. Die Optik ist einzigartig, jedes Objekt (selbst Feuer, Rauch und Wasser) besteht aus Legosteinchen und obwohl der Film komplett computeranimiert ist, wirkt alles (vor allem in 3D) extrem plastisch und so real, dass viele Zuschauer dachten, der Film wäre in Stop-Motion gedreht worden. Dadurch wirkt zwar alles etwas distanzierter, künstlicher und auch abgehackter, als beispielsweise in einem Disney-Film, die Inszenierung passt jedoch perfekt zum Konzept des Filmes. Und das ist das eigentlich Geniale am "Lego Movie". Ich will nicht zu viel verraten, denn die Auflösung ist tatsächlich ein Höhepunkt des Filmes, aber behaltet während des Schauens einfach mal im Hinterkopf, wie ihr früher Lego gespielt habt. Der Film wirkt teilweise echt chaotisch, aber das alles hat Methode und je länger ich nachdenke, desto mehr Sinn macht jedes einzelne Detail (beispielsweise die seltsamen Zeitangaben in den Zwischentafeln).
    Gerade diese Metaebene ist auch ein Grund, wieso "The Lego Movie" vordergründig gar nicht so sehr für Kinder geeignet ist, da diese wohl Schwierigkeiten damit haben werden, den damit verbundenen Humor nachvollziehen zu können. Ein weiterer Grund sind die popkulturellen Anspielungen (natürlich darf Batman den Satz "Ich bin Batman" sagen) und die unzähligen Mini-Cameos von Figuren verschiedenster Franchises. Zudem ist der Film stellenweise richtig fies, der Humor manchmal makaber und Lord Business trotz Humorpotential ein echt bedrohlicher Schurke.

    In erster Linie ist "The Lego Movie" also kein Kinderfilm, sondern ein Animationsfilm für erwachsene Filmfans, die früher mit Lego gespielt haben. Denn wenn man die ganzen Witze und Anspielungen nicht versteht, dann bekommt man zwar einen hübsch aussehenden und actiongeladenen Trickfilm-Blockbuster geboten, wird aber nicht erkennen, wie viel Liebe und Verstand eigentlich in diesem Film stecken und wird auch nicht den Hype nachvollziehen können.

    Fazit: "The Lego Movie" macht definitiv Spaß. Er ist actionreich, sehr witzig (zumindest wenn man die popkulturellen Anspielungen versteht) und auch überraschend intelligent. Die Story sprüht zwar nicht vor Originalität, die Message kommt per Zaunpfahl und der Stop-Motion-Look wird wohl auch nicht jedem gefallen (ich fand ihn super), aber wer früher gern mit Lego gespielt hat, wird viel Freude am "Lego Movie" haben. Denn obwohl er meiner Meinung nach nicht ganz so gut ist, wie er von Fans gemacht wird, ist er doch sehr detailverliebtes, sympathisches Feel-Good-Kino.

    PS: Ich hab ihn in 3D gesehen, was hier wirklich super war. Wer also nichts gegen 3D hat, sollte ihn sich wenn, dann auf jeden Fall im Kino anschauen. Die deutschen Sprecher sind alle sehr passend, in der Synchro sind bloß leider sicher einige Witze verloren gegangen. Mal schauen, vielleicht werte ich den Film nach Sichtung im O-Ton noch etwas auf. Der Original-Cast (Morgan Freeman, Will Farrell, Chris Pratt, Liam Neeson, Charlie Day, Jonah Hill usw.) liest sich zumindest sehr eindrucksvoll.

    • 8

      Ich bin zugegebenermaßen nicht der größte Disney-Fan und normalerweise hasse ich auch deutschsprachige Filmsongs, dazu ist die Story auch noch sowas von vorhersehbar. Andererseits ist "Frozen" einfach sooo schön. Ganz toll animiert (der Schnee ist wie erwartet super, aber achtet mal auf die Körpersprache der Figuren), schön emotional und mit vielen sympathischen Charakteren. Der Humor passt größtenteils und ist selten kindisch (wenn auch immer kindgerecht), besonders toll war der Schweizerdeutsch sprechende Krämer im Sommerschlussverkauf :D. Action wird genügend geboten und in der ersten Viertelstunde wurde auch kurz eine Träne vergossen (die zweite folgte dann zu "Let it Go"). Passt also alles, ein wunderschöner Animationsfilm, nicht mehr, nicht weniger.
      Mal schauen, vielleicht werte ich den Film in Zukunft nach Sichtung im O-Ton noch auf, wenn dann dieser deutsche Fremdkörper aus den schönen Songs verschwunden ist. Die Synchro ist zwar gelungen und die Lieder funktionieren auch im Deutschen echt gut, ich kann deutsche Liedtexte einfach nicht leiden. Besser als diese scheußliche Abspann-Version von "Let It Go" wars auf jeden Fall.

      Und Rentier Sven ist einfach DER knuffigste Sidekick seit Ewigkeiten. Sowas von süß!

      • 9

        Sehr, sehr toller Film. Irre spannend, optisch eine Wucht und fabelhaft geschauspielert. Inhaltlich auch erste Sahne, sehr menschlich und eine kritische Entlarvung japanischer Riten (eben des namensgebenden Seppuku) als reine Schikane, welche mit Ehre vordergründig wenig zu tun hat. Abzüge gibts nur für die doch recht ausgedehnte Laufzeit, eine Straffung um etwa 20 Minuten wär aus meiner Sicht (und in anbetracht heutiger Sehgewohnheiten) nicht verkehrt gewesen. Andererseits gibt es auch keine Szenen, welche nichts zur Handlung oder zu Charakterzeichnung beitragen. Alles in allem ein beeindruckender Meilenstein des Samurai-Films und des asiatischen Kinos.

        • 8 .5

          "Snowpiercer" hat in letzter Zeit vor allem durch eine der bizarrsten Anti-Werbekampagnen der vergangenen Jahre ein gewisses Aufsehen erregt. So plante der amerikanische Produzenten-Mogul Harvey Weinstein, den koreanischen Film für die US-Kinoauswertung um etwa 20 Minuten zu kürzen, da der Film in seiner Urform angeblich zu intelligent und unverständlich für den durchschnittlichen Kinogänger wäre. In Deutschland, außerhalb des Einflussbereiches von "Harvey Scissorhands" kommen wir glücklicherweise in den Genuss der unverfälschten Fassung, welche auch schon mit sehr positiven Reaktionen auf der diesjährigen Berlinale lief. Leider wird der Film nur in einer sehr begrenzten Anzahl von Kinos gezeigt, in der neuen Bundesländern läuft er gerade einmal in neun Kinos (drei davon in Dresden). Das ist sehr schade, der Film hätte definitiv ein größeres Publikum verdient.

          Das Jahr 2031: Nach einem missglückten Versuch, der Erderwärmung entgegenzuwirken ist die Erde von einer meterdicken Schneeschicht überzogen, Leben auf der Erdoberfläche wurde unmöglich. Die letzten Überlebenden leben in einem hochentwickelten Zug, welcher innerhalb eines Jahres einmal die gesamte Erde umrundet. Innerhalb des Zuges hat sich eine starke Hierarchie herausgebildet: Während die Oberschicht der vorderen Abteile im Luxus lebt (samt Saunawagon und Sushi-Bar), sind die Lebensbedingungen der unvermögenden Unterschicht der hinteren Wagons indiskutabel. Unter der Führung des ehrwürdigen Gilliam (John Hurt) und des kämpferischen Curtis (Chris Evans) planen die Unterdrückten einen Aufstand. Mit der Hilfe des inhaftierten, drogensüchtigen Sicherheitsexperten Namgoong Minsu (Song Kang-ho) will Curtis sich Wagon für Wagon vorkämpfen, bis zu Wilford (Ed Harris), dem mysteriösen, gottähnlich verehrten Erfinder des Zuges.

          Seit einigen Jahren ist das koreanische Kino international stark im Kommen. Nach Park Chan-wook ("Stoker") und Kim Jee-woon ("The Last Stand") hat nun auch Bong Joon-ho mit "Snowpiercer" seinen ersten englischsprachigen Film gedreht. Während sich die beiden erstgenannten mehr (Kim) oder weniger (Park) internationalen Sehgewohnheiten angepasst hatten, bleibt Bong seinem Stil weitestgehend treu. Auch "Snowpiercer" lebt von seiner unvorhersehbaren Handlung, seiner stilistisch ausgefeilten Inszenierung und seiner ungewöhnlichen Verknüpfung verschiedener Genres. Während Bong in "The Host" (dem erfolgreichsten koreanischen Film überhaupt) Monsterhorror mit Familienkomödie und Militärkritik verband, sind es in "Snowpiercer" Revolutions-Action, Endzeit-Science-Fiction und überzogene Totalitarismus-Satire à la "Brazil". Demzufolge kann es durchaus passieren, dass eine Szene todernst beginnt und unerwartet in bittersten Humor umschlägt oder umgekehrt. Durch die koreanische Herkunft hebt sich der Film angenehm vom derzeit vorherrschenden Genre-Mainstream ab. So ist die Handlung nicht nur unerwartet intelligent und besonders in der Charakterzeichnung sehr detailliert, sondern auch unerhört spannend, da es keineswegs gewiss ist, dass Sympathieträger den Film überleben. Nicht nur im überraschenden Ableben wichtiger Nebenfiguren, auch in der Gewaltdarstellung ist "Snowpiercer" (typisch für asiatisches Kino) sehr konsequent und oft unbequem anzusehen. Von asiatischer Seite her sind noch die sehr gelungenen Action-Szenen zu erwähnen, die zwar anfangs etwas arg verwackelt inszeniert sind, ab einer toll choreografierten und kreativen Massenschlacht mit Äxten jedoch nichts zu wünschen übrig lassen.
          Da die asiatische Schauspielkunst oftmals in ihrer Übertreibung für westliches Publikum eher befremdlich wirkt, profitieren von der Internationalität der Produktion vor allem die darstellerischen Leistungen. So kann der Film mit Darstellergrößen, wie John Hurt, Ed Harris und Tilda Swinton aufwarten. Besonders Harris und Swinton (nach "The Grand Budapest Hotel" wieder hinter tonnenweise Make-Up) liefern großartige Performances ab, doch auch Chris Evans wächst in der Hauptrolle über sein "Captain America"-Image weit hinaus. Gegen Ende hin hält sein Charakter einen schwierigen Monolog, der die Beweggründe dieser Figur verdeutlicht und den Evans sehr ergreifend meistert. Schade, dass er in nächster Zeit verstärkt hinter der Kamera wirken möchte, in solchen Rollen hätte ich ihn gern öfter gesehen. Ansonsten sind noch der koreanische Starschauspieler Song Kang-ho, dessen Schauspiel wie üblich zwischen Coolness, Verschmitztheit und leichtem Wahnsinn schwankt, sowie dessen überzeugende Filmtochter Go Ah-sung zu erwähnen, welche eine tolle Chemie entwickeln und in ihrer Neutralität einen moralischen Gegenpol zu Revolution und unterdrückender Oberschicht darstellen.
          Ein großer Reiz von "Snowpiercer" besteht in der Tatsache, dass nie bekannt ist, was sich im nächsten Wagon befindet. So bleibt der Film auch in den ruhigeren Passagen durchgängig interessant, da man stets auf den nächsten Wagon gespannt ist. Dabei sind die Kulissen äußerst gut gelungen, jeder Wagon ist einzigartig und kreativ. So gibt es ein Aquarium, eine Orangenplantage oder eine Schule zur Indoktrinierung der Jugend (samt Propagandaliedern und Lehrvideos). Immer wieder schaut die Kamera auch aus den Fenstern des Zuges hinaus auf zugefrorene Großstädte, vereiste Landschaften, riesige Schiffsfracks im ewigen Schnee. Diese Szenen besitzen zwar eine eigenwillige Poesie, doch hier zeigt sich leider auch das eher begrenzte Budget von "Snowpiercer". Der Film ist eben keine Hollywood-Produktion und wurde komplett im Studio gedreht, den Effekten der Außenwelt und vor allem den Außenaufnahmen des Zuges sieht man stets ihre Herkunft aus dem Computer an. Dies fällt besonders dadurch auf, da eben die Kulissen des Zuges so detailliert und stilvoll sind, das Gefälle der optischen Wertigkeit ist demzufolge hoch.

          Fazit: "Snowpiercer" wird nicht jedem gefallen. Einigen wird er zu grotesk, anderen zu düster, wieder anderen zu brutal sein. Doch wer dem Film aufgeschlossen ist, wird hier eine kleine Genreperle finden, die sich vielleicht zum Kultklassiker entwickeln wird. Denn "Snowpiercer" hebt sich konsequent vom Mainstream ab: Unvorhersehbar, stilvoll, actionreich, spannend, stark gespielt, intelligent und mit bitterbösem Humor.

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          • 9
            Strackymandias 21.03.2014, 18:19 Geändert 22.02.2015, 00:44

            Wes Anderson, dieses Wunderkind! Ich mochte seine bisherigen Filme sehr, aber mit diesem Film hat sich der sympathische Texaner selbst übertroffen. "Grand Budapest Hotel" ist nicht nur das Beste, das Anderson bisher produziert hat, er ist schon jetzt ein heißer Kandidat, mein Lieblingsfilm des Kinojahres zu werden. Man bekommt selten einen Film zu sehen, in dem so viel Liebe steckt, wie in diesem. Jedes Bild ist akribisch konstruiert und arrangiert, kein Schnitt und kein Kameraschwenk ist zufällig, jede Einstellung ist Ausdruck einer enormen Detailverliebtheit, ohne jemals überfüllt zu wirken. Anderson ist (neben beispielsweise Tim Burton) einer von wenigen Regisseuren, denen man ihre Filme stilistisch stets eindeutig zuordnen kann. "Grand Budapest Hotel" bildet da mit seiner warmen Farbpalette, seinem streng geometrischen, zentralperspektivischen Bildaufbau und dem bunten, verspielten Szenenbild keine Ausnahme. Was der Film an Kulissen bietet, ist wahrhaft atemberaubend, allen voran das traumhafte Görlitzer Jugendstilkaufhaus als titelgebendes Grand Hotel. Da alle Spezialeffekte durch Miniaturen umgesetzt wurden, sowie Panoramen stets als bemalte Leinwände erkennbar sind, erinnern viele Aufnahmen in ihrer puppenhaushaften Art an alte Fotografien für den Stereobildbetrachter. Sympathisch ist auch die Vermischung von englischen und deutschen Begriffen, z.B. bei Ortsnamen, wie "Gabelmeister's Peak" oder "Old Lutz Cemetary", oder bei der Straßenbahnanzeige "Next Stop - Kunstmuseum".
            Neben der zweifellos herausragenden Inszenierung sind die fantasievollen und perfekt besetzten Charaktere die wohl größte Stärke des Films. Es ist mir immer wieder ein Rätsel, wie Anderson so viele Stars für winzigste Nebenrollen gewinnen kann. So gibt es hier Gastauftritte von Jude Law, Bill Murray, F. Murray Abraham, Owen Wilson, uvm. Neben Fiennes, Swinton, Brody und Norton bleiben am ehesten noch Jopling (Willem Dafoe), Dmitris vampirartiger Leibwächter und psychopathischer Auftragskiller, sowie der hyperkorrekte, stets gelassene Nachlassverwalter Vilmos Kovacs (Jeff Goldblum) in Erinnerung.
            Die Handlung scheint zwar auf den ersten Blick die einer banalen Krimikomödie zu sein, entpuppt sich jedoch bald als treffsichere Parabel auf Krieg und Faschismus, die trotz Hang zur Verniedlichung (so wird aus der SS die Zig-Zag-Division) nie verharmlosend wirkt. Stellenweise ist "Grand Budapest Hotel" auch überraschend makaber und blutig geworden, so schreckt Anderson diesmal auch nicht vor einigen Schockmomenten zurück.
            Das Erzähltempo vom "Grand Budapest Hotel" ist anfangs zwar noch etwas behäbig, nimmt zum Ende jedoch wahrhaft unglaubliche Ausmaße an. Erwähnenswert ist noch die quirlige, osteuropäisch angehauchte Filmmusik vom Starkomponisten Alexandre Desplat ("The Kings Speech", "Harry Potter 7.2"), in welcher u.a. Balalaika, Jodler und Männerchöre zum Einsatz kommen.

            Fazit: "Grand Budapest Hotel" wird mit seiner bunten, zuckersüßen, stellenweise überraschend schwarzhumorigen Inszenierung bestimmt nicht jeden Geschmack treffen. Wem der Stil zusagt, wird hier jedoch eines der frühen Highlights des Jahres finden, fantastisch besetzt und inszeniert, voller Detailverliebtheit und mit skurrilen, toll geschrieben Charakteren, sowie einem virtuosen Soundtrack. Eben ein typischer Anderson.

            • 8 .5
              über Heimweg

              Wunderschöne Story, wunderschöne Bilder, wunderschöne Zhang Ziyi. Wunderschöner Film!

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              • 7 .5

                Schwierig zu bewerten. Einerseits fand ich die Story stellenweise recht wirr und zu lang ist der Film auch. Besonders im Mittelteil gab es ein paar Hänger. Andererseits spielen die Hauptdarsteller (vorrausgesetzt man hat Zugang zum japanischen Kino) sehr gut, einige Szenen waren sehr bewegend, der Soundtrack vom Meister Joe Hisaishi ist wie immer wunderbar (wenn auch eher sparsam eingesetzt) und gut ausgestattet ist der Film sowieso. Wer mit japanischer Kultur nichts anfangen kann und etwas gegen Pathos hat, kann ja gedanklich einige Punkte abziehen, ich find beides toll und gebe trotz Längen 7,5 Punkte.

                • 7 .5

                  Ich steh einfach auf diese 80er-Teenie-Filme, besonders wenn sie aus der John-Hughes-Schmiede kommen. Der hier ist zwar nicht so gut wie der "Frühstücksclub" oder "Ferris macht blau", süßes und witziges Feel-Good-Kino ist er trotzdem. Eric Stolz spielt den dusseligen Außenseiter überzeugend (auch wenn ich irgendwie oft an Luke Skywalker denken musste) und Mary Stuart Mastersons Watts ist tatsächlich wunderbar. Die Handlung fand ich allerdings weniger prall und ein paar Sachen (wieso muss es immer eine nervige Schwester geben) hätte sich der Film sparen können. Amanda fand ich auch irgendwie schrecklich uninteressant (anders als Watts). Dafür gibts einen guten Soundtrack und einen coolen und megasympathisch gespielten Skinhead (nach Watts der beste Charakter des Films).

                  • 7 .5

                    Nun habe ich nach "The Wolf of Wall Street" auch den zweiten Schwindlerfilm im diesjährigen Oscar-Rennen gesehen, David O. Russells "American Hustle". Letztes Jahr war Russell erst mit Silver Linings für 8 Trophäen nominiert (Jennifer Lawrence gewann als Hauptdarstellerin), dieses Jahr sind es ganze 10 Stück. Damit ist "American Hustle" der meistnominierte Film des Jahres gleichauf mit dem technischen Meisterwerk "Gravity".

                    "American Hustle" handelt von einem Schwindel, der so ähnlich tatsächlich in den 70er-Jahren stattfand: Der gerissene Trickbetrüger Irving Rosenfeld (Christian Bale) wird mit seiner Komplizin Sidney "Lady Edith" Prosser (Amy Adams) vom FBI-Agent Richie DiMaso (Bradley Cooper) enttarnt und zur Zusammenarbeit mit der Regierung gezwungen. Der ehrgeizige DiMaso möchte nichts weniger, als die wichtigsten Politiker des Staates New Jersey der Bestechlichkeit überführen und Rosenfeld soll ihm dabei helfen. Ein als Scheich verkleideter Agent dient als fingierter Investor, welcher Politikern Geldkoffer überreicht, angeblich um in die Casino-Branche einzusteigen, die Aktion bekommt den Namen "Abscam" (kurz für Araber-Beschiss). Als Problem erweisen sich dabei allerdings die Mafia, welche das gesamte Glücksspiel in ihrer Hand haben und Irving Rosenfelds manipulative, wenn auch nicht besonders intelligente Ehefrau Rosalyn (Jennifer Lawrence).

                    "American Hustle" ist einer der Filme, dem seine Nominierungen eher schaden, als nützen. Man erwartet natürlich, dass der meistnominierte Film auch einer der besten Filme des Jahres ist. Das ist er allerdings nicht. "American Hustle" ist ein richtig guter Film, aber wieso gerade dieser Film so ein Oscar-Favorit ist, erschließt sich mir nicht. Ok, die Darsteller sind echt toll, vor allem Bale geht in seiner Rolle als Rosenfeld völlig auf und ist (nicht nur wegen seiner enormen Gewichtszunahme) kaum wiederzuerkennen. Bradley Cooper spielt den selbstverliebten DiMaso herrlich schräg als Karikatur eines überehrgeizigen Cops, Jennifer Lawrence ist schön hässlich (charakterlich natürlich) und Amy Adams hübsch anzusehen, auch wenn mir der Golden Globe etwas übertrieben scheint, zumal man ihre Rolle wohl kaum als Hauptrolle bezeichnen kann.
                    Die Designs sind hübsch retro, die Frisuren sitzen und die Klamotten sind schön schrill. Diese Zeitreise in die 70er mit Dauerwelle und Diskokugel ist wohl eine der größten Stärken von "American Hustle". Dazu kommt der hervorragende Soundtrack mit zeitgenössischen Titeln von ELO, Paul McCartney und America, der tatsächlich perfekt zum Film passt und auch stark eingesetzt wird. An der Inszenierung, die sich vor allem bei der Kamera an den Werken des Mafiakino-Großmeisters Martin Scorsese orientiert, gibt es ebenfalls wenig auszusetzen, auch wenn die sprunghafte Montage stellenweise etwas gewöhnungsbedürftig wirkt.
                    Die Schwächen von "American Hustle" liegen jedoch weniger in Schauspielern oder Inszenierung. Die Handlung gibt einfach nicht genug her, um über die gesamte, mit 138 Minuten nicht unerhebliche Laufzeit zu unterhalten. Nach der grandiosen Eröffnungsszene folgt zunächst die Vorgeschichte zu den Ereignissen des Filmes, wobei vieles eigentlich für die restliche Handlung unerheblich ist und auch der ausführliche Einsatz von Erzählung aus dem Off nicht richtig zünden will. Mit dem Erscheinen von DiMaso nimmt der Film wieder etwas an Fahrt auf, jedoch gibt es immer wieder Szenen im Film, welche entweder überflüssig oder unnötig lang wirken, sodass "American Hustle" letztendlich viel banaler erscheint, als er es eigentlich verdient hätte.

                    Fazit: "American Hustle" ist nicht der geniale Film, den man anhand seiner 10 Oscar-Nominierung erwarten würde. Dennoch ist er eine sehenswerte, unterhaltsame und toll ausgestattete Zeitreise in das Amerika der 70er-Jahre, wundervoll gespielt, exquisit inszeniert und mit einem starken Soundtrack. Schwächen des Filmes sind hingegen ein Drehbuch, dem es an Substanz mangelt und Längen durch unnötig lange Szenen und Dialoge. Ich vermute, "American Hustle" wird keinen der wichtigeren Preise gewinnen, evtl gibt es aber eine Trophäe für das Kostümdesign (auch wenn ich "Der große Gatsby" für wahrscheinlicher halte).

                    • Wow, wär echt cool, wenn der gute Tarantino das noch durchzieht. Morricone ist keine Überraschung, passt aber natürlich immer. Aber Rodiguez' "Hate Street Dialogue" in nem Tarantino-Western wär fantastisch!

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                      • 9

                        Kritik-Nachtrag zum Kinobesuch am 28. Dezember 2013!

                        "Was nie neu war und nie alt wird, das nennt man einen Folksong."

                        Das Schöne daran, dass die Oscars immer am Anfang des Jahres vergeben werden ist, dass der Kinogänger um den Jahreswechsel meistens mit hochwertigen Filmen geradezu überschwemmt wird. So zählt "Inside Llewyn Davis", der neue Film des Regieduos Ethan und Joel Coen wohl zu den besten Kinofilmen des letzten Jahres.
                        Dass die Coen-Brüder zu den genialsten Autorenfilmern der letzten Jahrzehnte gehören, haben sie bereits mit Filmen, wie "Fargo" und "The Big Lebowski" genügend bewiesen. Dennoch überrascht es jedes Mal aufs neue, wie raffiniert und gewitzt, aber auch kraftvoll und berührend die Coens inszenieren. Obwohl sich ihre Filme keinem einheitlichen Genre zuordnen lassen (zuletzt drehten sie den Western "True Grit" mit Jeff Bridges und Matt Damon), haben alle den typischen Stil des Regieduos gemeinsam: skurrile Charaktere, intelligente, oft makabere Dialoge und einen subtilen Sinn für Humor. Auch "Inside Llewyn Davis", ihr neuster Film, ist wieder typisch coenesk.

                        Im Mittelpunkt der Handlung, die im New York der frühen 60er spielt, steht der Folkmusiker Llewyn Davis. Seit sein Partner sich von einer Brücke stürzte, versucht sich Llewyn mit gelegentlichen Auftritten als Solo-Künstler über Wasser zu halten. Eine feste Bleibe hat er nicht, also übernachtet er meistens auf der Couch von Freunden, wie dem Musikerpaar Jim (Justin Timberlake) und Jean (Carey Mulligan). Als er nach einer Nacht im Wohzimmer der intellektuellen Gorfeins versehentlich deren Kater aussperrt, beginnt für Llewyn eine aberwitzige Odyssee, die ihn u.a. mit einem abgehalfterten, streitsüchtigen Jazz-Musiker (John Goodman) bis nach Chicago führt.
                        "Inside Llewyn Davis" ist ein neuer moderner Klassiker der Coens und hat mich tief beeindruckt. Besonders der Hauptdarsteller Oscar Isaac ("Drive") spielt phänomenal. Eigentlich ist seine Figur Llewyn Davis undankbar, zornig und egozentrisch, also keineswegs liebenswert und dennoch schafft es Isaac, dass der Zuschauer jederzeit mitfühlt, sich über seinen Misserfolg ärgert, mit ihm friert, wenn er ohne Wintermantel durch das verschneite Chicago stapft. Auch die Nebendarsteller überzeugen, vor allem John Goodman (der tatsächlich jeden Film, in dem er spielt, bereichert) liefert in seiner lustigsten Rolle seit mindestens einem Jahrzehnt eine fantastische Performance ab. Optisch ist der Film eine wahre Wucht, detailverliebt ausgestattet und vom vielfach ausgezeichneten Kameramann Bruno Debonnel ("Die fabelhafte Welt der Amelie") in wunderschönen, melancholischen Bildern aufgenommen. Ob Autofahrt über verlassene Landstraßen, die Silhouette des trampenden Llewyn im nächtlichen Schneetreiben, der Kater, der aus dem Fenster einer Hochbahn die vorbeiziehenden Häuser verfolgt oder die stimmungsvollen Aufnahmen des Szeneviertels Greenwich Village (inspiriert durch das Cover von "The Freewheelin' Bob Dylan"), jede Bildkomposition ist bis ins Detail perfekt durchdacht. Völlig zurecht erhielt Debonnel für "Inside Llewyn Davis" eine Oscar-Nominierung. Auch das Drehbuch ist Coen-typisch famos. Obwohl die Handlung des Filmes nicht gerade gehaltvoll ist, schaffen die Coens es, den Zuschauer mit herrlich aufgebauten Szenen und Dialogen bis zum etwas abrupten Ende zu unterhalten. Es wäre zwar falsch, den Film als reine Komödie zu bezeichnen, ist die Grundstimmung doch bitter und der Humor eher subtil, dennoch enthält "Inside Llewyn Davis" mit der Studio-Aufnahme des Nonsens-Songs "Please Mr. Kennedy" (u.a. geschrieben von Justin Timberlake) eine der lustigsten Szenen des Kinojahres.

                        Doch der wichtigste Grund, sich den Film anzusehen, ist der tolle Soundtrack, der (außer "Please Mr. Kennedy") aus klassischen Folksongs der 60er-Jahre besteht und von den Schauspielern live eingesungen wurde. Viele der Lieder wurden bereits von Genregrößen, wie Bob Dylan eingespielt und Gesang, wie Gitarrenstil von Llewyn Davis sind angelehnt an Dave van Ronk, der damals ebenfalls im Greenwich Village aktiv war. Für Folk-Experten haben die Coens unzählige Anspielungen eingestreut, so basiert fast jeder Charakter auf einer oder mehreren reale Personen. Der Folk dient jedoch nicht nur als Filmmusik, auch inhaltlich ähnelt "Inside Llewyn Davis" einem typischen Folksong: Am Anfang steht der tragische Protagonist, der in den folgenden Strophen auf der Suche nach einer Zukunft durch das Land reist, nur um am Ende dort zu stehen, wo er am Anfang schon war. Die erste Strophe wird wiederholt und der Song ist zu Ende.

                        Nun ist es leider auch in gewisser Weise ein Fluch für die Coens, dass die Kinolandschaft zur Zeit überflutet wird von Kritikerlieblingen, wie z.B. dem zehnfach Oscar-nominierten "American Hustle". Bei so vielen Filmen scheint bei den großen Preisverleihungen (abgesehen vom Cannes-Festival, wo er den Jurypreis gewann) einfach kein Platz für einen "kleinen" Film, wie "Inside Llewyn Davis". Bei den Oscars erhielt er nur Nominierungen für Kamera und Ton und wird wohl in beiden Kategorien chancenlos gegen den technisch überragenden "Gravity" sein. Vielleicht sind die Coens aber auch einfach zu gut für die Oscars, wer weiß...

                        Wer auch nur im entferntesten etwas mit Folk-Musik anfangen kann, muss sich "Inside Llewyn Davis" wegen des großartigen Soundtracks sowieso ansehen. Doch auch allen anderen kann ich das neue Meisterwerk der Coen-Brüder dank tollen Schauspielern, geschliffenen Dialogen, subtilem, oft sarkastischem Humor und der stilvollen Inszenierung nur herzlich empfehlen.

                        "Alles, was du anfasst, wird zu Scheiße. Als wärst du der idiotische Bruder von König Midas!"

                        • 8 .5

                          Wow, was für ein geiler Film! Tsui Harks Comeback ins Fantasy-Kino der späten 80er, a la "Chinese Ghost Story" hat mich echt überrascht. Ein absolut irrer, sinnbefreiter und urchinesischer Wuxia-Krimi zwischen Sherlock Holmes und Indiana Jones, gewürzt mit etwas "Tiger & Dragon" und "Kung Fu Hustle". Klingt irre, ist es auch. Die Handlung gibt nicht allzuviel her, ist stellenweise etwas lückenhaft und unlogisch und zu lang ist der Film auch ein wenig. Aber handwerklich ist er für eine chinesische Produktion einfach phänomenal. Wuchtiger Soundtrack, tolle Kamerafahrten, aufwendige Kulissen und Kostüme, eine tolle Wire-Fu-Choreo (mit Sammo Hung als Action Director) und mehr als solide Schauspieler. Teilweise ist der Film recht CGI-lastig, aber nie so sehr, dass es stört (wie z.B. bei dem sehr bescheidenen "Die Legende der weißen Schlange" mit Jet Li), was vor allem auch daran liegt, dass die Effekte für asiatische Verhältnisse sehr gut gelungen sind. Klar, die 220-Meter-Statue sieht in keiner Szene glaubhaft aus, aber wenn der Film eines nicht sein will, dann glaubhaft. Um das Jahr 700 kommt ein römischer (!) Gesandter nach China, spricht perfektes Spanisch (!) und später tauchen kurz ein paar christliche Mönche (!) auf. Zwischendurch kämpft Dee Renjie gegen Kreissägen-Marionetten, fliegende Baumstämme (scheinbar in Wuxia-Filmen recht beliebt) und tritt ein paar Hirsche durch die Luft.
                          Fazit: Wer einen glaubhaften Historienfilm mit einer vernünftigen Story und handfesten Faustkämpfen sucht, ist eindeutig im falschen Film. Wer allerdings die Wuxia-Fantasy-Streifen der späten 80er und frühen 90er mochte und eine modernisierte Krimi-Version von "A Chinese Ghost Story" ohne die Poesie, aber mit viel Action und tollen Schauwerten sehen will, dem ist "Detective Dee" trotz der Alibi-Handlung und der leichten Überlänge uneingeschränkt zu empfehlen.

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                          • 8 .5

                            Jetzt gebt doch Leo DiCaprio endlich seinen Oscar! Verdient hat er ihn eigentlich schon seit Jahrzehnten, doch in "The Wolf of Wall Street" liefert er die wohl beste Performance seiner bisherigen Karriere ab. Was für ein starker Film! Altmeister Martin Scorsese, einer der größten noch lebenden Regisseure, hat einen modernen Klassiker in seinem typischen Stil geschaffen: ein Jahrzehnte umspannendes Epos um Aufstieg und Fall des (realen) Börsenschwindlers Jordan Belfort, der mittels perfider Verkaufstaktiken Ramschaktien an gutgläubige Kunden verkaufte und durch die Provision Millionen anhäufte. Edel inszeniert, temporeich geschnitten, explizit, provokativ (im Original hat er mit über 500 Nennungen einen neuen Rekord in der Verwendung des Wortes "fuck" aufgestellt) und, eher unüblich für Scorsese, sehr witzig. Schauspielerisch ist "The Wolf of Wall Street" einfach unfassbar gut, DiCaprio habe ich ja bereits erwähnt, doch auch die Nebendarsteller sind famos. Vor allem Jonah Hill ("Superbad"), der ja bisher eher als Comedy-Darsteller bekannt war, hat mich als Belforts rechte Hand Donnie Azoff positiv überrascht und Matthew McConaughey hat am Anfang des Films einen irre komischen Kurzauftritt als Belforts Mentor Mark Hanna. Schließlich ist der Film auch noch toll geschrieben und hat einen der besten Soundtracks der letzten Zeit (unter anderem wird das "Lemonheads"-Cover von "Mrs. Robinson" perfekt verwendet).

                            Fazit: Ein wahrer Rausch von einem Film. Leonardo DiCaprio zieht in der besten Rolle seiner Karriere alle Register der Schauspielkunst (allein wie er im Vollrausch, unfähig zu gehen, lallend über den Boden robbt ist Weltklasse) und Scorsese zeigt erneut, wieso er zu den besten lebenden Regisseuren gehört. Einziger Kritikpunkt meinerseits wäre die starke Überlänge, man merkt dem Film seine 3 Stunden Laufzeit stellenweise leider doch an. Langweilig wird er aber trotz seiner Länge nie.

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                            • 8

                              Mein erster Wong Kar-Wai, aber andere werden auf jeden Fall folgen. Ein Film über eine klassische Figur des Kung Fu, doch kein klassischer Kung-Fu-Film. Die Geschichte gibt nicht viel her und wirkt eher wie eine Ansammlung von Anekdoten, es führt kein wirklicher roter Faden durch die Handlung. So versäumt es der Film leider, einen Spannungsbogen zu bilden oder Emotionen im Zuschauer hervorzurufen.
                              Doch in einzelnen Szenen ist "The Grandmaster" perfekt. Tony Leung hat eine Wahnsinns-Ausstrahlung und Zhang Yimou ist eine der schönsten Frauen der Welt, aber im Mittelpunkt steht die unglaubliche Bildgestaltung. Jede noch so kleine Aufnahme ist großartig arrangiert, jede Szene ist pure Kunst. Vor allem die Kämpfe sind zwar in ihrer Anzahl gering, aber einfach wundervoll umgesetzt. Insbesondere der Kampf zwischen Leung und Zhang mit dem schönsten Beinahe-Kuss der jüngeren Filmgeschichte reiht sich ein in die poetischsten Kampszenen des Hongkong-Films (direkt neben dem Bambuswald aus "Tiger & Dragon" und dem Bergsee aus "Hero"). Das Schöne an den Kämpfen ist, dass sie trotz vielen Schnitten, Nahaufnahmen, Zeitlupen usw. stets übersichtlich bleiben und so choreografiert sind, dass die Eigenheiten der einzelnen Stile wie z.B. dem Baguazhang gut deutlich werden.
                              Allgemein ist die Bildsprache in gedämpften, goldenen Farben mit ihren dunklen, beengten Aufnahmen fantastisch. Nach zwei Dritteln der Laufzeit hatte ich mich dann allerdings langsam sattgesehen an der Pracht des Filmes und nach dem Kampf am Bahnhof zwischen Gong Er und Ma San, der eine Art Höhepunkt bildet, hätte der Film auch bald enden können. Das tut er nicht und das gestreckte Ende finde ich mit seiner unpassend morriconesken Filmmusik nicht gerade optimal.

                              Fazit: Ein ungewöhnlicher Kung-Fu-Historienfilm mit überwältigender Bildgestaltung und Kameraführung, aber Schwächen in der Handlung, wie der Überlänge und der fragmentarischen Erzählweise. Vielleicht ist das Zurückstellen der Handlung aber auch wkws eigener Stil, an den ich mich erst noch gewöhnen muss. Für Fans chinesischer Filme und poetischer Bildsprache sehr zu empfehlen.

                              • 8 .5

                                "Raising Arizona" ist eine typische Coen-Komödie im Stil von "Hudsucker" und "O Brother, Where Art Thou?". Schrill, absurd, abgedreht, voll genialem Wortwitz und Slapstick. Sympathisch geschauspielert von Nic Cage und John Goodman ist sowieso immer toll. Der Soundtrack ist sehr Banjo-lastig und geht in Richtung "O Brother", hat mir gut gefallen. Aber das speziellste und erinnerungswürdigste an "Raising Arizona" ist definitiv die herrlich verrückte Kameraführung: verspielt, rasant und oftmals scheinbar unmöglich.
                                Ein famoses Frühwerk der Coen-Brothers, das mich gut unterhalten hat.

                                "Meine Freunde nennen mich Lenny, aber ich habe keine Freunde" :D
                                Allein wegen diesem Satz kann man die Coens eigentlich nur lieben.

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                                • 8

                                  Hat mir echt sehr gut gefallen. Ich fand die Story auch irgendwie gar nicht so verwirrend, wie hier viele schreiben, am Ende wurde ja alles nachvollziehbar aufgelöst. Das Finale hat mich schon ganz schön geflasht. Fällt wieder unter die Katogorie der Twist-Enden, die ich sehr mag. Ansonsten gute Schauspieler (vor allem McAvoy seh ich immer gern), tolle Bilder, ein pumpender, stellenweise richtig epischer Electro-Score und stilvoll geschnitten. Ein sehenswerter Psycho-Thriller mit konstant hohem Tempo und geradezu hypnotischem Fluss.

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                                  • 9:25 -> "12 Years a Cumberbatch"
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                                    Ansonsten fand ich den Zusammenschnitt sehr umfassend, aber auch gerade deswegen ganz schön überladen. Waren meiner Meinung letztes Jahr nach echt ein paar tolle Filme dabei. Gutes Kinojahr.

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                                    • 6 .5

                                      Ich habe bisher von Kurosawa nur "Die sieben Samurai" gesehen, von dem ich sehr angetan war. "Rashomon" konnte meine Erwartungen dann leider nicht erfüllen. Ich weiß, dass der Film viele Verehrer hat und dass er zu den ganz großen Klassikern des japanischen Kinos zählt. Mich konnte er leider nicht so sehr begeistern, wie ich gehofft hatte. Die Ausgangssituation hat mir gut gefallen. Ich mochte das Spiel mit Wahrheit und Lüge, das durch die verschiedenen Versionen der Tat zum Ausdruck kommt. Die Story war durchdacht und mit der Zeit konnte man sich (falls man von der Wahrheit der letzten Version ausgeht) gut zusammenreimen, wer wieso was berichtet hat und wieso die Geschichten diffundieren. Der Schlussdialog zwischen Holzfäller und Mönch hat mich in seiner tiefen Humanität bewegt. Visuell ist "Rashomon", nicht nur in Anbetracht seines Erscheinungsjahres, wirklich stark. Besonders die Rahmenhandlung, welche in einem abgebrannten Gebäude im strömenden Regen spielt, hat mich beeindruckt. Visuell konnten mich auch die Rückblenden im Wald überzeugen, jedoch nicht darstellerisch. Das ist in meinen Augen der große Schwachpunkt, der mir den Film verdorben hat: das Schauspiel vom Räuber Tajomaro und der Braut. Vielleicht fehlt mir da Wissen über die japanische Kultur oder den japanischen Film der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, vielleicht bin ich einfach zu verwöhnt in meinen Sehgewohnheiten, aber dieses Overacting, dieses irre Gelächter, das Herumgehampel war für mich schwer zu ertragen. Mit einer weniger guten Story oder ohne die visuelle Kraft, hätte ich den Film wohl nicht zu Ende geschaut. Meine derzeitige Hoffnung ist, dass meine Enttäuschung an der Synchronisation liegt, der Mifune wird ja auf Japanisch geradezu verehrt. Ich werde "Rashomon" wohl noch einmal auf Japanisch sichten müssen. Vielleicht folgt dann noch eine Aufwertung, aber zur Zeit kann ich mich beim besten Willen nicht zu einer besseren Bewertung durchringen.

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                                      • "Tropic Thunder" ist eine Tragikomödie? Besonders berührend fand ich den irgendwie nicht. Eher satirisch.

                                        • 8 .5

                                          Ich glaube zu "Der Hobbit: Smaugs Einöde" muss ich echt nicht viel sagen, wer den ersten Teil mochte, wird sowieso wieder in die Lichtspielhäuser pilgern und auch allen anderen kann ich nur dazu raten. Viele Leute mochten ja den quasi einstündigen Prolog von "Eine unerwartete Reise" nicht (ich fand ihn wundervoll). Diese Leute kann ich beruhigen: "Smaugs Einöde" legt von Anfang an ein hohes Tempo vor. Als typischer Mittelteil beginnt der Film mitten in der Handlung und hört auch mit einem fiesen Cliffhanger auf. Dazwischen gibt es sympathische, toll gespielte und geschriebene Charaktere (mein Favorit: Weißbart Balin), himmlisches Setdesign, ein stellenweise unfassbar guter Soundtrack vom Meisterkomponisten Howard Shore und die besten Kampfchoreografien des Jahres ("Fässer unverzollt" :D ). Viele Schwächen des Vorgängers wurden ausgebessert, während der Vorgänger die dämlichen Trolle und den unsäglichen Goblinkönig hatte, bietet "Smaugs Einöde" die Hallen des Elbenkönigs Thranduil, die Prattchet-esk angehauchte Seestadt und natürlich die endlosen Schätze des Erebor. Dort begegnen unsere zwergischen Gefährten dem wohl (im wahrsten Sinne des Wortes) größten Grund, sich den Film anzuschauen: Smaug, der Ungeheuerliche, der wahre König unter dem Berge. Eine Meisterleistung der Tricktechnik, wunderschön und ehrwürdig, aber auch durchtrieben und grundböse. Und dann diese Stimme! Smaugs Monologe sind zwar auch toll geschrieben, aber wenn der Feuerwurm seinen Mund öffnet, bebt einfach der Saal. Im O-Ton vom unvergleichbaren Benedict Cumberbatch ("Sherlock", aber wer kennt bitte Cumberbatch nicht) gesprochen, aber auch in der Übersetzung meisterhaft umgesetzt, wird Smaug wohl als einer der beeindruckendsten Schurken in die Filmgeschichte eingehen.
                                          Sicherlich hat "Smaugs Einöde" auch einige Schwächen, so sehen die Requisiten zu oft nach Plastik/Pappe aus, nicht jede CGI ist gelungen und im Klimax wird etwas unvorteilhaft zwischen den einzelnen Nebenhandlungen hin und her geschnitten. Am ärgerlichsten war für mich wohl, dass der Anfang viel zu gehetzt war, den Düsterwald fand ich z.B. in der Buchvorlage deutlich interessanter und auch vom Bärenmenschen Beorn hätte ich gern mehr gesehen. Aber jede Schwäche wird aufgewogen durch eine Vielzahl an Stärken.

                                          Fazit: Ja ja, ich weiß, soviel zum Thema "dazu muss ich echt nicht viel sagen". Aber es gibt nun einmal so viel zum "Hobbit" zu sagen. Ihr werdet euch den doch sowieso alle anschauen und wer nicht, verpasst einen der tollsten Filme des Jahres, noch besser, actionreicher, epischer und düsterer, als der ohnehin schon tolle Vorgänger.

                                          Wie der Film in 48 FPS aussieht, kann ich leider nicht sagen, aber das 3D war echt fantastisch und trägt auch mal tatsächlich zum Sehvergnügen bei. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass der Plastik-CGI-Look in HFR-3D noch etwas mehr stören könnte.

                                          • 7
                                            über Flight

                                            Der Absturz ist perfekt inszeniert, Hut ab, aber danach zieht sich der Film ganz schön. Klar, Washington spielt souverän, Cheadle sehe ich eigentlich immer gern, und John Goodman macht jeden Film besser, aber irgendwie war mir alles ein wenig zu langatmig, lang und vor allem klischeehaft inszeniert. Abgesehen davon ist der Film schön inszeniert, gut geschauspielert und ergreifend. Zemeckis weiß halt, wie man emotionale Filme dreht, vor allem die letzte Szene hat mir trotz Pathos sehr gut gefallen. Von mir aus kann er das MoCap-Zeug lassen, der Sinn davon hat sich mir eh noch nicht erschlossen.

                                            • 8

                                              Abgesehen von der Olsenbande habe ich vom dänischen Kino noch nicht viel gehört, "Adams Äpfel" hat mich also wirklich überrascht. Ein feiner, schön gefilmter Film, mit tollem Soundtrack und famosen Schauspielern. Dass Mads Mikkelsen großartig ist, ist ja hinreichend bekannt ("Hannibal" läuft bei mir jeden Donnerstagabend), aber auch die Co-Stars, vor allem der titelgebende Neonazi Adam sind fantastisch gespielt. Das Drehbuch ist böse, politisch unkorrekt und tiefschwarz, aber dennoch melancholisch, emotional und warmherzig. Passt scheinbar nicht zusammen, funktioniert aber erstaunlich gut. Vom Humor her hat mich der Film etwas an "Brügge sehen... und sterben" erinnert, grotesk und oft so konsequent, dass einem das Lachen im Hals stecken bleibt.
                                              Fazit: Nach "The Best Offer" der zweite Beweis dafür, dass ich das europäische Kino nicht vernachlässigen sollte. Ein böser, stellenweise brutaler, aber auch warmherziger und sympathischer Film.

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                                              • 8 .5

                                                Ich war echt völlig überrascht, wie temporeich, spannend und kurzweilig der Film auch heute noch ist. Unglaublich, dass der tatsächlich anfang der 40er-Jahre entstand. Schauspielerisch ist bei mir nicht so viel hängen geblieben und visuell spektakulär ist er hinsichtlich des Erscheinungsdatums natürlich auch nicht, aber das Drehbuch ist schlicht grandios. Das ist echter Humor, schlagfertig, bissig, stellenweise sehr bitter (v.a. die Figur des Grünberg, gespielt von einem, in die USA emigrierten jüdischen Schauspieler) aber stets flott und gewitzt. Der beste Charakter war in meinen Augen zweifellos der Gestapo-Gruppenführer Erhardt ("Man nennt mich also Konzentrationslager-Erhardt").
                                                Fazit: "Sein oder Nichtsein" ist eine wirklich empfehlenswerte Kriegssatire, die famos geschrieben ist und trotz ihres Alters kaum an Tempo und Biss eingebüßt hat.

                                                "Seltsamerweise scheint ihn die ganze Aufregung, die er verursacht, gar nicht zu berühren. Gilt sein Interesse etwa Maslowskis Würstchen? Unmöglich. Er ist doch Vegetarier. Wenn er sich auch nicht immer an seine Diät hält. Wenn er gerade Appetit hat, schluckt er ganze Länder."

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                                                • 6

                                                  War schon ganz ok, allerdings nicht annähernd so gut, wie das Original. Anton Yelchin ist sympathisch, Colin Farrell cool und David Tennant geht als verrückter Van-Helsing-Scharlatan richtig ab und hat auch die witzigsten Auftritte. Storymäßig allerdings sehr enttäuschend, die meisten Abweichungen zum Original sind voll daneben und sorgen für Logiklücken, Langeweile und unfreiwillige Komik. Die CGI ist nicht allzu gut, der Gruselfaktor geht also gegen Null, wenn die Vampire später in ihrer albernen, wahren Gestalt sichtbar sind. Auch die Vampir-Abgänge waren im Original deutlich intensiver und vor allem handfester. Aber abgesehen von ein paar Totalausfällen (z.B. Autoverfolgungsjagd) ist die Action schon ganz spaßig.
                                                  Fazit: Als Horrorfilm ist das Klassiker-Remake wegen der fehlenden Spannung und miesen CGI kaum zu gebrauchen, aber dank sympathischen Schauspielern und ein paar coolen Actionszenen ist "Fright Night" immerhin eine ganz nette Fantasy-Komödie.

                                                  • 8

                                                    Wow, ich hätte nicht erwartet, dass mir ein italienischer Film über einen Kunstkritiker gefallen würde. Geoffrey Rush ist fantastisch, genau wie die fabelhaften Bildkompositionionen und Ennio Morricone ist sowieso über jeden Zweifel erhaben. Die Handlung war zwar interessant, aber für meinen Geschmack dann doch stellenweise etwas arg langsam inszeniert. Zumindest habe ich schon längere Filme gesehen, die sich deutlich kürzer angefühlt haben. Aber dieses geniale Ende... Ich liebe es einfach wenn einen ein Film die ganze Zeit auf eine falsche Fährte lockt, und dem Zuschauer am Ende dann süffisant die überraschende Wahrheit präsentiert. Ich habe nicht jedes Detail, jede Anspielung verstehen und jedes Symbol interpretieren können, aber letztlich hat "The Best Offer" einen deutlich positiven Eindruck bei mir hinterlassen.

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