StrykeOut - Kommentare
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Alle Kommentare von StrykeOut
Odyssee der Sparsamkeit #4
"Re-Animator" ist der spaßigste Film, den ich seit langem gesehen habe. Ich hatte bei einer Lovecraft-Verfilmung eher an düsteren Gothic-Horror gedacht, aber weit gefehlt. "Re-Animator" ist Edel-Trash vom feinsten und mischt gekonnt Splatter mit Horror und schwarzer Komödie.
Dabei hat das ganze zwar einen gewaltigen Trash-Faktor, weil es sich selbst nicht ernst nimmt, gibt sich aber bei all seinen Bestandteilen extrem Mühe. Die Story ist als moderne Version des Frankenstein-Mythos interessant und witzig geschrieben und fängt tatsächlich den Gothic-Charme von Lovecrafts Vorlage ein. Im Vordergrund steht aber klar der Spaß. Dieser kommt vor allem in Gestalt der tollen praktischen Effekte. Hier wird literweise Kunstblut vergossen, hier werden Köpfe zerdrückt, abgehackt und herumgetragen und Medizinstudenten mit Därmen erdrosselt. Komplett glaubwürdig wirken diese Effekte zwar nie, als Fan praktischer Effekte geht mir aber bei der Detailverliebtheit und dem Ideenreichtum das Herz auf. Außerdem bieten die Effekte ein unglaubliches komisches Potential. Es ist sicherlich nicht jedermanns Humor, aber zumindest ich musste laut lachen, als der geköpfte Untote mit seinem echten Kopf in einer Trainingstasche und einem Plastikkopf auf dem Halsstumpf durchs Krankenhaus torkelt. Der Humor ist sehr schwarz, sehr blutig und sehr morbide. Wer mit "Braindead" oder "Tanz der Teufel" Spaß hatte, wird auch von "Re-Animator" bestens unterhalten werden.
Dank der kurzen Laufzeit hat der Film auch keinerlei Längen und das blutige Over-the-Top-Finale schließt den Film gebührend ab. Für Freunde von leicht trashigen Splatter-Komödien ist "Re-Animator" auf jeden Fall ein Pflichtkauf. Mich hat der Film extrem unterhalten.
Odyssee der Sparsamkeit #3
"Falling Down" erzählt die Geschichte eines Amoklaufs. Die Geschichte eines Mannes, dem die Gesellschaft, das System und die Menschen darin so gewaltig auf den Sack gehen, dass er durchdreht.
Das ganze ist erfreulich flott und kurzweilig inszeniert und erzeugt durch die passenden Szenenwechsel zwischen dem Amokläufer und dem Ermittler, der diesem auf den Fersen ist, Spannung und Unterhaltung.
Auch die Schauspieler haben mir sehr gut gefallen. Robert Duvall überzeugt als anfangs passiver Ermittler Prendergast, der im Laufe des Films über sich hinauswächst. Star des Films ist aber natürlich Michael Douglas, der den Amokläufer mit einer stimmigen Mischung aus Wahnsinn und Spießigkeit spielt. Die Rolle ist ziemlich überzeichnet und nicht immer glaubwürdig geschrieben, Douglas lässt sie durch sein überragendes Spiel aber trotzdem "echt" wirken.
Aus filmischer und schauspielerischer Sicht ist "Falling Down" ein super Film, der unterhält und Spaß macht.
Nicht so gut fand ich allerdings die Gesellschaftskritik des Films, die ja offenbar von vielen gefeiert wird. Mir war das allerdings zu undifferenziert, zu monokausal und zu sehr mit dem Holzhammer. So richtet sich die Gewalt des Amokläufers nie wirklich gegen das System oder die Gesellschaft an sich, sondern viel zu oft gegen Einzelpersonen, die einfach Arschlöcher sind. Und dabei so klischeehaft und mit Stereotypen behaftet, dass ich das ganze als Gesellschaftskritik nicht wirklich ernst nehmen kann. Hinzu kommt eben, dass der Film nie fragt, wie bestimmte Zustände entstehen können. Wieso gibt es kriminelle Jugendbanden? Warum gibt es Nazis? Wie kann es sein, dass ein Schönheitschirurg das zigfache eines vielleicht "sinnvolleren" Arbeiters verdient? Wird alles weder gefragt, noch beantwortet, die einzige Antwort, die der Film gibt: Diese Menschen sind einfach Arschlöcher und haben es verdient, wenn sie mal aufs Maul bekommen. Eine wirkliche Gesellschaftskritik ist das meiner Ansicht nach nicht. Der Film zeigt sicherlich Problemfelder der momentanen Gesellschaft auf, aber so plump, unhinterfragt und stereotyp wie das passiert, hat das für mich mehr mit Stammtisch zu tun, als mit Gesellschafts- oder Sozialkritik.
Gefallen haben mir da eher die kleinen Momente, die zeigen, wie viel man so im Alltag erlebt, was einem nicht passt, das man aber einfach herunterschluckt. Als Beispiel wäre da die McDonalds-Szene zu nennen. Wirklich neu oder weltbewegend kritisch ist das zwar auch nicht, regt aber zumindest ein wenig zum nachdenken an.
Insgesamt ein unterhaltsamer und spannender Film mit zwei grandiosen Hauptdarstellern, der es mit seiner Gesellschaftskritik aber zu sehr übertreibt, sich dem Zuschauer anbandelnd an den Hals wirft und ihm Situationen vorsetzt bei denen er "Ha, das kenn ich. Hau denen mal richtig aufs Maul Michael, das nervt mich auch immer!" denken soll.
Mal ganz abgesehen davon, dass Louie ne sehr kleine Nebenfigur, deren Charakter kaum ausgearbeitet ist und sicherlich nicht das lange beobachten von echten Schauspielern erfordert, taucht er bereits 1991 das erste mal auf. Da hat sich jemand aber gewaltig Zeit mit dem Klagen gelassen :D
Die Community hier und eigentlich auch ich sind keine besonders großen Freunde des Tatorts. Deswegen wurde ich schon hellhörig, als sich mein Dashboard und die Newsseiten mit Lob für "Im Schmerz geboren" füllten. Da ich Tatorte nur selten gucke habe ich den Film aber im Fernsehen verpasst und erst jetzt in der Mediathek nachgeholt, bevor er auch daraus verschwindet.
Und das hat sich auch gelohnt. Denn "Im Schmerz geboren" (sehr cleverer Titel übrigens) hat nichts mehr mit den drögen, langweilig gefilmten Einschlafhilfen zu tun, die sonst am Sonntag Abend als "Tatort" über die Bildschirme laufen. Das macht schon die Anfangssequenz klar, die sich ausgiebigst vor Leones "Spiel mir ein Lied vom Tod" verbeugt. Diese Szene soll nicht die einzige bleiben, die andere Werke zitiert. Ob Dürrenmatt, Vivaldi oder van Gogh, Regisseur Florian Schwarz zitiert und verwendet große Kunst, als ob es kein Morgen gäbe. Am meisten entlehnt sich der Film dabei von Shakespeare. Die klassisch-spannende Rachestory mit mehreren überraschenden Wendungen, einem komplexen Geflecht an Figuren und vielen, vielen Toten erinnert schon stark an den englischen Dichter.
Da passt es auch, dass der Film einige interessante und ungewöhnliche Figuren zu bieten hat, die oftmals selbst mit der vom Film zitierten Kunst in Verbindung stehen. Der Waffenschieber mit einer Vorliebe für Schundliteratur. Der Schrottplatz-Mafioso, der seine Handlanger Shakespeare inszenieren lässt. Dessen rechte Hand, ein berechnender Gangster mit einem Faible für klassische Musik. Und schließlich die wohl beste Figur dieses Tatorts, die auch fast mehr Screentime bekommen hat, als der ermittelnde Komissar: Richard Harloff, brillant gespielt von Ulrich Matthes. Klar eine überzeichnete Figur, aber doch ein hervorragender Bösewicht, der zwischen Freundlichkeit und Brutalität, zwischen Emotionalität und kalter Gleichgültigkeit, zwischen Intelligenz und Wahnsinn schwebt. Die unheimliche Präsenz dieses Charakters hat mich unweigerlich an Heath Ledgers Joker denken lassen, eine ähnlich faszinierende Figur.
Man merkt es (hoffentlich) schon: Mir hat der Film sehr viel Spaß gemacht. Einer der besten Tatorte überhaupt und ein mutiges Experiment im angestaubten deutschen Fernsehen.
Trotzdem kann ich hier keine Topwertung verteilen. Dafür hat der Film doch zu viele Schwächen.
So ist er zwar eigentlich toll inszeniert und kann mit Kameraarbeit und Schnitt voll überzeugen, viele filmischen Elemente sind für mich aber nicht viel mehr als Spielereien. Die eingefärbten Freeze Frames wirken auf mich etwa völlig deplatziert und willkürlich und reichen bei weitem nicht, um eine Reminiszenz an Tarantino zu sein. Auch den oft beschriebenen Gewaltgrad kann ich nicht finden. Mit schlechtem CGI-Blut und den völlig unnötigen, Tempo nehmenden Freeze Frames werden die wenigen Actionszenen für meinen Geschmack sehr zahm und unrund inszeniert. In diesen Momenten kann der Film nicht mit dem mithalten, was er zitiert.
Auch der Erzähler, der das Publikum direkt anspricht und damit die Shakespeare/Theater-Quasi-Vorlage überdeutlich macht, geht mir mit seinem geschwollenem, oft inhaltsleeren Gerede recht schnell auf die Nerven. Denn so tiefgründig und künstlerisch, wie viele ihn finden ist er meiner Meinung nach nicht.
"Im Schmerz geboren" ist ein ungewöhnlicher, spannender und überraschender Mix aus Rache-Thriller und Drama, der toll gespielt und gefilmt ist und eine wunderschöne Musikuntermalung bietet. Er übertreibt es aber für meinen Geschmack deutlich zu sehr mit seinen Anspielungen, Zitaten und Verbeugungen und hält sich selbst für deutlich zu clever und artsy, was eine bessere Wertung für mich verhindert. Dennoch der beste Tatort seit langem.
"Alexandre Ajas Maniac" bringt frischen Wind ins so angestaubte Slasher-Genre, indem er so konsequent die Perspektive des Killers einnimmt, wie kein anderer mir bekannter Film.
Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen.
Denn der Film ist fast komplett aus der POV-Perspektive gedreht. Man sieht den Film durch die Augen des Mörders, ist in dessen Kopf, hört seine Gedanken. Diese eigentlich simple Grundidee wird so konsequent verfolgt und so überzeugend umgesetzt, dass der Film bedrückend und unangenehm ist, wie kaum ein zweiter.
Ich war überrascht, wie verstörend und hart Morde im Film sind, wenn sie durch die Augen des Täters wahrgenommen werden. "Maniac" hat zwar einen recht hohen Gewaltgrad, es ist aber die Perspektive und nicht das viele Blut, die schockiert. Ein simpler Kniff mit großer Wirkung, der dank der tollen Kameraarbeit und vielen visuellen Ideen hervorragend funktioniert.
Unterstützt wird dies durch einen überzeugenden Elijah Wood, der die schwierige Aufgabe, einen Großteil des Films nur mit seiner Stimme spielen zu können, meistert. Wie schon in "Sin City" liefert der einstige Hobbit einen erschreckenden Killer ab.
Ebenfalls hervorragend ist der Soundtrack des Films, der mit seinen Retro-Klängen sofort an Genreklassiker wie "Halloween" erinnert.
Was der Film allerdings nicht ist, ist ein ernst zu nehmender Blick in die Psyche eines Massenmörders. Die Charaktere bleiben blass und die plumpen Erklärungsversuche für die Motivation des Killers gehen nicht über Küchenpsychologie hinaus. Besonders einfallsreich sind diese auch nicht. Kranke Killer mit Mutterkomplex sind spätestens seit Psycho ein alter Hut. Da helfen auch die vielen Flashbacks nichts, wirklich tiefgehend ist "Maniac" zu keiner Sekunde.
Generell ist der Film inhaltlich ziemlich schwach auf der Brust. Die Geschichte ist eher rudimentär und bis auf das Ende auch ziemlich vorhersehbar. Dass sich viele Figuren genretypisch extrem dumm verhalten und der Film einiges an innerer Logik vermissen lässt, tut dem ganzen auch keinen Gefallen.
Insgesamt also kein Über-Film, da es an glaubhaften Figuren, Tiefgang und einer echten Story mangelt. Trotzdem ist "Maniac" aber ein sehr sehenswerter Film, der dank seiner tollen Technik, guten Schauspielern, atmosphärischer Musik und einem konsequent verfolgtem Konzept fesselt, verstört und den Zuschauer selbst miteinbezieht .
Die Grundidee des Kinderbuches, das diesem Film zugrunde liegt, findet sich auch in dieser Verfilmung wieder: Die Kinder zweier benachbarter Dörfer im ländlichen Frankreich führen einen Kleinkrieg gegeneinander und kommen irgendwann auf die Idee, den besiegten Gegnern die Knöpfe von der Kleidung zu schneiden. So beginnt eine Jagd auf möglichst viele dieser prestigeträchtigen Knöpfe.
Dieser Teil der Geschichte ist ungewöhnlich, spaßig und wird auch filmisch gut umgesetzt. Die verschiedenen Taktiken an die begehrten Knöpfe zu kommen und das Imponiergehabe der verfeindeten Jungen machen beim Zusehen einfach Spaß. Hätte sich der Film auf diese Geschichte beschränkt, wäre wohl ein guter Kinderfilm herausgekommen.
Leider verlegt der Film die Handlung aber in die Zeit des zweiten Weltkriegs und versucht, Themen wie Judenverfolgung, Antisemitismus, Besatzung und Krieg in die Geschichte der Kinder einzuweben. Das scheitert aber in vielerlei Hinsicht. Zum einen werden mit einem ehemals kommunistischen Lehrer und dessen Jugendfreundin, die eine Jüdin bei sich zu Hause versteckt, Figuren eingeführt, die für zusehende Kinder keinerlei Identifikationspotential bieten. Kinder werden stets wissen wollen, wie die Geschichte der Kinder weitergeht und nicht, was die beiden "langweiligen" Erwachsenen zu besprechen haben. Als Erwachsener kommt einem die Betrachtungsweise der brisanten Themen hingegen zu trivial, zu naiv vor.
Antisemitismus, die Besetzung Frankreichs durch die Nazis, die Resistance oder der Nationalsozialismus werden thematisiert und ein wissen darüber vorausgesetzt. Das ist bei einem Film für Erwachsene natürlich ohne weiteres Möglich, bei Kindern kann man ein solches Vorwissen aber meiner Meinung nach nicht erwarten. Und wer hier zum ersten Mal auf die erwähnten Themen stößt, bekommt ein reichlich schiefes Geschichtsbild vorgesetzt. So wird die Besatzung nie explizit gezeigt. Man sieht lediglich einen deutschen Lieferwagen und zwei französische Kollaborateure, die allerdings als ziemliche Witzfiguren dargestellt werden. Die Bedrohung durch den Krieg und die Nazis kommt zu keinem Zeitpunkt im Film wirklich rüber. Deswegen ist es auch seltsam, dass das französische Dorf, in dem der Film spielt, anscheinend komplett aus Widerstandskämpfern besteht, die zwei dusseligen Kollaborateure mal ausgenommen. Eine sehr naiv-verklärende Sicht.
Auch kann ich nicht nachvollziehen, wie dieser Film den Stempel "Pädagogisch Wertvoll" bekommen konnte. Ich will jetzt gar nicht ankreiden, dass die Figuren im Film ihre Probleme oft mit Gewalt lösen. Das ließe sich sicherlich auch diskutieren, ist mir aber nicht wirklich negativ aufgefallen. Was mich viel mehr stört ist die Szene mit dem Sohn des Bürgermeisters. Dieser möchte bei dem "Krieg der Knöpfe" gegen das Nachbardorf nicht mitmachen, weil er zu "feige" ist, wie es im Film heißt. Deswegen soll er seinem Vater, quasi als Ersatzleistung, Lebensmittel für die Kindergruppe klauen. Als er dies, ebenfalls aus "Feigheit", nicht tut, wird er von der Gruppe verstoßen. Weinend über den Verlust seiner Freunde wird er von der verfeindeten Jungengruppe des anderen Dorfes aufgegriffen, die ihm unter Schlägen das Versteck seiner Freunde entlockt. Dieses Versteck wird dann von den Jungen des Nachbardorfes angezündet und der Bürgermeistersohn wird von seinen ehemaligen Freunden wegen "Verrats" gefangen, verprügelt (mit einem Gürtel!) und gedemütigt, indem er nackt und gefesselt durchs Dorf getrieben wird. Diese Grausamkeit der Kinder wird nicht bestraft, sondern im Gegenteil sogar noch im Nachhinein vom Film gerechtfertigt, da der Bürgermeistersohn später den Kollaborateuren den Aufenthaltsort einer Jüdin verrät. Diese Rechtfertigung von Gewalt und die Darstellung des einzigen Kindes, das sich weigert in den "Krieg" zu ziehen als Feigling und Verräter finde ich nicht etwa "pädagogisch wertvoll", sondern moralisch extrem fragwürdig.
Die eigentliche Handlung des Films plätschert ziemlich vor sich hin und vermittelt nicht wirklich eine Botschaft. Zudem wirkt das Ende des Films sehr gehetzt und die Konsequenzen, die in der Realität gefolgt wären, werden ausgeblendet. Wenigstens die Schauspieler machen einen guten Job. Auch die Kinderdarsteller, die mir sonst in vielen Filmen sauer aufstoßen, stören hier überhaupt nicht und können überzeugen. Auch die Kulissen, die Ausstattung und die Musik, wenn auch teilweise sehr kitschig,sind durchaus ordentlich.
Insgesamt aber ein ziemlich durchschnittlicher Kinderfilm, der deutlich zu viel will und sich statt auf Story zu viel auf die Auseinandersetzung mit historischen und ideologischen Themen konzentriert, die Kinder im Zweifelsfall sowieso noch nicht verstehen und Erwachsene in dieser naiv-weichgespülten Form eh nicht brauchen. Hier wäre weniger mal wieder mehr gewesen.
Man möge mich steinigen, aber ich fand den ganz unterhaltsam.
Ein kleines Trash-Filmchen, als Abschlussfilm gedreht, das mit Oliver Kalkofe sogar einen kleinen Star aufweisen kann, auch wenn dessen Auftritt recht kurz ist.
Das ganze ist klar ans Naziploitation-Kino angelehnt, feiert die B-Movie-Ästhetik aber deutlich zu sehr ab. Über weite Strecken wirkt das ganze trotz der trashig-albernen Prämisse von Nazi-Vampiren, die den zweiten Weltkrieg entscheiden sollen, eher langweilig, weil zu wenig passiert. Es gibt aber einige Szenen, die ich durchaus witzig fand. Viel Niveau haben die Gags zwar nicht, aber die Slapstickeinlagen fand ich recht gelungen und auch das (Haken-)Kreuz aus Wurst oder die fiktiven Lehrfilme konnten mich durchaus zum Lachen bringen. Auch muss ich sagen, dass der Film für sein geringes Budget sogar ganz brauchbare Effekte und ne ordentliche Ausstattung bietet. Zumindest ist diese auf einem höheren Niveau als etwa bei den meisten Asylum-Filmen.
Sicherlich ein sehr vergessenswerter Film, der einen Kauf nicht rechtfertigt, auch aufgrund der sehr kurzen Laufzeit. Wer aber mal ne Dreiviertelstunde Zeit und Lust auf einen sehr trashigen Zeitvertreib hat, kann sich den Film durchaus mal anschauen. Den gibts ja zum Glück gratis auf Youtube.
Höre gerade in die erste Episode rein. Bisher echt super :)
Odyssee der Sparsamkeit #2
"Wer ist Hanna?" hat mich tatsächlich ganz schön überrascht. Denn man könnte auch genauso gut fragen: "Was ist Hanna?". Der Film stellt sich nämlich als furioser Mix aus Agententhriller, Action-, Road- und Teeniemovie dar.
Erzählt wird die Geschichte von Hanna, einem Mädchen, dass von ihrem Vater, einem Ex-Agenten, in der finnischen Einöde aufgezogen und trainiert wird. Ihr Vater bildet sie in Selbstverteidigung, Überlebenskunst und diversen Sprachen aus, um sie auf einen Auftrag zu schicken: Herauszufinden, wer sie ist.
Diese Mission lässt Hanna exotische und weniger exotische orte bereisen und ruft auch bald Verfolger in Form der CIA auf den Plan.
Soviel zur Story. Zugegeben, sie ist nicht das Glanzstück des Films. Zu oft hat man Elemente daraus schon gesehen (Bourne anyone?) und zu oft tauchen Figuren an Orten auf, ohne, dass eine Erklärung geliefert wird, wie sie dorthin kommen und wieso sie es tun.
Aber ehrlich gesagt stört mich das nicht.
Filmisch ist der Film einfach zu rund, um der etwas seichte Story auch eine seichte Bewertung folgen zu lassen. Regisseur Joe Wright trifft hier stets den richtigen Ton und wechselt meisterhaft das Tempo. Der Film reiht knallharte Kampfszenen an ruhige Momente eines Mädchens, das die Welt und ihre Möglichkeiten entdeckt. Einen lesbischen Kuss zweier Teenager an Folter und Mord.
Weil sich Joe Wright dabei aber Zeit lässt, wirkt das ganze sehr rund und mitreißend.
Daran sind sicherlich auch die großartigen Schauspieler nicht unbeteiligt.
Saoirse Ronan spielt Hanna als verletzliches, neugieriges und verwirrtes Mädchen so gut wie als eiskalte Killerin. Unterstützt wird sie dabei von ihren Gegenspielern. Cate Blanchett als gefühlskalte, berechnende CIA-Agentin und Tom Hollander als sadistischer, wahnsinniger Nazi im Trainigsanzug, die die perfekte Balance zwischen grotesk und "over the top" halten.
Hinzu kommt die tolle Optik des Films. Die Kamera fängt wunderschöne Aufnahmen ein und sorgt mit beeindruckenden Plansequenzen und Kamerafahrten für reichlich Spannung und Adrenalin bei den super choreographierten Kämpfen.
Wirklich innovativ oder tiefsinnig ist "Wer ist Hanna?" natürlich nicht, aber für meinen Geschmack muss das auch nicht jeder Film sein. Als spannender, emotionaler und rasanter Genremix funktioniert der Film hervorragend und er unterhält mit seinem hohen filmischen Niveau und den tollen Schauspielern über die komplette Laufzeit.
Tolle Auswahl :) Ich würde gerne noch "The Empire Strikes Back" in den Raum werfen. Der überflügelt seinen Vorgänger noch mal um einiges und ist klar das Glanzstück der Trilogie.
Sonst fällt mir noch die Toy Story-Reihe ein. Da sind die beiden Nachfolger auch klar besser als der Erstling.
Odyssee der Sparsamkeit #1
Erst mal vorweg: Ich habe nicht den anscheinend besseren Directors Cut gesehen, sondern musste mich mit der Kinoversion begnügen.
Bei dieser handelt es sich um einen netten Neo-Noir-Thriller mit einem toll aufgelegten Mel Gibson in der Hauptrolle.
Er spielt einen Ganoven, der von seinem Kumpel angeschossen und um die Beute ihres letzten Überfalls gebracht wird. Er überlebt seine Verletzung aber und macht sich auf einen Rachefeldzug, um seine 70000 Dollar zurückzuholen.
Diese Figur hat das Potential, ein schön dreckiger, mitleidsloser Antiheld zu werden und nutzt diese Chance in Ansätzen auch. Allerdings gibt es immer wieder Szenen, die nicht so richtig zum bisher gezeigten Charakter passen wollen und eher widersprüchlich wirken. Ähnlich geht es mir auch bei den Actionszenen und der gezeigten Gewalt. Mal wird Mel Gibson gefoltert oder erschießt eiskalt diverse Gangster, mal benutzt er eher familienfreundliche Methoden, die auch in "Beverly Hills Cop" nicht gestört hätten. Das wirkt nicht wirklich stringent, teilweise sogar sehr störend. Es fällt dem Film schwer, einen einheitlichen Ton zu finden.
Als sehr störend habe ich auch den Blaufilter empfunden, der den ganzen Film in ein seltsam kühles Licht taucht und dessen Sinn sich mir nicht so wirklich erschließen mag.
Von diesen Kritikpunkten einmal abgesehen ist "Payback" aber ein spannender Thriller mit fesselnder Handlung, die auch so manche Haken schlägt, die man als Zuschauer vielleicht nicht erwartet. Außerdem spielt Mel Gibson hervorragend und strahlt eine Form von natürlicher Coolness aus. Auch Lucy Liu gefällt mir hier in ihrer Rolle als Domina und Triadenchefin sehr gut. Jede Szene mit ihr macht einfach nur Spaß.
Alles in allem ist "Payback" zumindest in der Kinofassung kein wirklicher Oberknaller, aber durchaus ein sehenswerter Thriller für zwischendurch.
Ich schließe mich den Erfolgswünschen an :) Sind einige wirklich schöne Texte dabei.
Vielleicht als kleine Anmerkung: Bei mehrseitigen Artikeln wird ab Seite 2 der tatsächliche Autor angezeigt. Das soll ja sicherlich nicht so sein, oder?
"Goldfinger" ist der Prototyp des Agentenfilms und vor allem der Bond-Reihe.
Er beinhaltet alle Elemente, die die Reihe auszeichnen und groß gemacht haben - und das in Perfektion.
So hat man mit Sean Connery den besten Bonddarsteller. Er wirkt charmant, verführerisch und eloquent, aber längst nicht so glatt wie Moore oder so steif wie Brosnan. Hier hat Bond noch Ecken und Kanten, ist zwar effektiv in dem was er tut, aber trotzdem sexistisch, gewaltbereit und dem Alkohol etwas zu sehr zugeneigt.
Ihm gegenüber steht mit Auric Goldfinger der beste Bösewicht der Reihe. Das liegt vor allem an Gert Fröbe, der hier überragend spielt und damit einen intelligenten, arroganten und sadistischen Gegenspieler erschafft, der Dr. No und Co in den Schatten stellt.
Auch sein Gehilfe Oddjob ist einer der stimmigsten Handlanger des Franchises, der mit seiner tödlichen Melone und seiner reduzierten Mimik im Gedächtnis bleibt.
Hinzu kommen das wohl schönste Bond-Auto, ein taffes, eigenständiges Bondgirl mit dem Namen "Pussy Galore" der so wohl nur in den Sechzigern möglich war und einige sehr schöne Drehorte.
Auch die Handlung ist durchweg spannend und erzählt einen Plot, an dem sich so mancher späterer Bond gewaltig orientiert hat. Auch aus filmischer Sicht ist "Goldfinger" sicherlich einer der besten Bonds.
Insgesamt ist "Goldfinger" der meiner Ansicht nach beste Bondfilm. Der auch heute noch nichts von seiner Spannung und seinem Charme verloren hat.
Super sympathische Antworten, würde ich alles so unterschreiben :)
Gerade dein Wunschkino hört sich echt wie das Paradies an. Gäbe es ein solches Kino, wäre ich dort sicherlich Stammgast.
Selten habe ich nach einem Film einen so großen Kloß im Hals gehabt wie nach "Requiem for a Dream".
Der Film verstört, zieht einen unheimlich runter und entfaltet seine ganze Wirkung nur, wenn man ihn konzentriert und alleine guckt. Dann nimmt er den Zuschauer aber mit wie kaum ein zweiter Film.
Das liegt zur Überraschung gar nicht mal an der Geschichte. Die Figuren hat man schon diverse Male in ähnlichen Filmen gesehen und auch die Handlung selbst ist, abgesehen von dem Handlungsstrang rund um Ellen Burstyn, nicht wirklich neu, recht vorhersehbar und außerdem im ersten Drittel sehr langatmig. Die Geschichte wird zwar konsequent bis zum bitteren Ende erzählt und ist damit deutlich eindringlicher und kompromissloser als viele andere Drogengeschichten, besonders einfallsreich oder bahnbrechend kreativ ist die Story aber nicht.
Das muss sie aber auch gar nicht sein. Denn was Darren Aronofsky an erzählerischen Fähigkeiten fehlt, macht er mit der Inszenierung locker wieder wett. Er setzt die intensive Musik, ungewöhnliche Kameraperspektiven, diverse Filter und Bildeffekte, Farben, Soundeffekte und Makroaufnahmen meisterhaft ein und fügt sie zu einem fantastischen Gesamtpaket zusammen. Filmisch ist der Film sicherlich einer der außergewöhnlichsten und besten der letzten Jahre. Musik und Bild passen immer perfekt zusammen und zum Verlauf der Story. Drogenexzesse werden durch Bildeffekte, Ton und Farben tatsächlich greifbar. Halluzinationen wirken nicht lächerlich, sondern beängstigend. Gerade das Finale des Films erzeugt durch die Montage und das Zusammenspiel aller filmischen Elemente eine extreme emotionale Wirkung. Die technischen und filmischen Aspekte des Films sind praktisch perfekt und werten das eher durchschnittliche Drehbuch enorm auf, weil sie tatsächlich Emotionen vermitteln und beim Zuschauer wecken können.
Zu Aronofskys Talenten gehört offensichtlich auch die Führung und Motivation der Akteure. Ellen Burstyn liefert hier eine überragende Leistung ab und auch Jared Leto und Jennifer Connelly spielen grandios. Selbst Marlon Wayans, den ich bisher nur als lächerlichen Anti-Schauspieler aus "Norbit", "White Chicks" oder der "Scary Movie"-Reihe kannte, beweist hier, dass er ein durchaus ernstzunehmender Darsteller ist.
"Requiem for a Dream" ist ein großartiger Film mit enormer emotionaler Schlagkraft. Ein Film, den man so schnell nicht vergisst und den man gesehen haben sollte.
So mag ich dänische Filme.
Melancholische Stimmung, schrullige Charaktere, toll geschriebene Dialoge, super Schauspieler, viel schwarzer, skurriler Humor und immer mal wieder krasse Gewalt.
Über die Story möchte ich hier eigentlich keine Worte verlieren, weil sie sich doch in eine völlig andere Richtung entwickelt, als man zu Anfang denkt. Und diese Überraschung möchte ich niemandem versauen.
Deshalb nur so viel: Der Film macht durchweg Spaß, bietet interessante Charaktere und ist sehr sehenswert, wenn man denn etwas mit Filmen wie "Adams Äpfel" oder "Dänische Delikatessen" anfangen kann.
Super Kommentar, Friedsas :) Glückwunsch
Braaaaiiins! Brains, Brains, Braaaaiins! (Übersetzung: Danke für die Aufnahme in diese ehrenwerte Runde und den genialen Einführungstext, edler König.)
"Der Mondmann" ist eine Biographie des Komikers Andy Kaufmann. Trotzdem sollte man als Zuschauer nicht den Fehler machen, eine Komödie zu erwarten. Natürlich hat der Film viele witzige und skurrile Momente, aber im Kern erzählt er die Geschichte eines Außenseiters, eines Künstlers, dessen Schaffen von der Gesellschaft nicht verstanden und abgelehnt wird, der sich nicht in den Mechaniken des Showbiz unterwerfen will. Die Geschichte eines Mannes, der so große Teile seines Lebens als Witz inszenierte, dass sich selbst nächste Verwandten nicht sicher waren, ob sie ihn durchschauten oder seine wahre Persönlichkeit kannten.
Die Hauptfigur des in Deutschland eher unbekannten Komikers Andy Kaufmann ist dabei so extrem interessant, so vielschichtig und so unglaublich, dass es praktisch unmöglich ist, diesen Charakter und dessen Art des Anti-Humors mit Worten zu beschreiben. Zum Glück muss man das dank dieses Films auch nicht mehr. Denn Kaufmanns Ideen,Auftritte und Tricks werden im Film perfekt dargestellt und wirken selbst dann noch auf den Zuschauer, wenn er nicht die Originale, sondern die nachgestellten Film-Versionen sieht. Denn Kaufmann gelang es tatsächlich Mindfucks und Plottwists, wie wir sie eigentlich nur aus Filmen kennen, in die Realität zu tragen. Unheimlich faszinierend.
Das liegt nicht zuletzt an der genialen Darstellung von Jim Carrey. In seinen eigenen Komödien gefällt mir dieser überhaupt nicht, zu überdreht und Grimassen schneidend kommt er daher. Aber in ernsten Rollen gefällt mir Carrey überraschend gut. Und mit "Der Mondmann" hat er sein Meisterstück abgeliefert. Wie er hier Mimik, Gestik, Sprechweise und Gang Kaufmanns imitiert, ist ganz großes Kino. Deswegen gilt aber auch: Auf Englisch gucken. Carreys Performance trägt den Film und wird durch die Synchronisation schon stark gemindert.
"Der Mondmann" ist eines der besten Biopics, das ich kenne und insgesamt ein großartiger, intelligenter und bewegender Film mit Humor und einem der ungewöhnlichsten Hauptcharaktere überhaupt.
"Ich danke Ihnen vielmals. ... Ich mein es Ernst. ... Auf Wiedersehen. Gehen Sie."
Für mich wäre es wohl "Norbit":D
Steven Spielberg wagt sich an die Verfilmung von Hergés legendären Abenteuercomics und, so viel kann ich vorab schon einmal sagen, ihm gelingt es. Tim schafft den Sprung in die dritte Dimension.
Die Optik des Films ist natürlich auf den ersten Blick sehr weit von der der Comics entfernt. Statt reduzierten Figuren, klaren Linien und einfarbigen Kolorierungen liefert Spielberg eine Optik ab, die in einigen Szenen nicht von der Realität zu unterscheiden ist, in anderen mit einem starken Kontrast zwischen einfarbigem Himmel und einfarbiger Wüste aber doch wieder an Hergés "Ligne claire" erinnert. Insgesamt ist der Animationsstil sehr bunt, sehr detailverliebt und schafft es nach einer kleinen Eingewöhnungsphase, den Spagat zwischen comichaft und realistisch zu halten. Hat man sich daran gewöhnt, ist der Film visuell großartig. Gerade die wilden Kamerafahrten und die Szenenübergänge sind teilweise echt genial gemacht.
Nur die knollennasigen, großköpfigen Figuren fand ich eher weniger gelungen, da sie nichts mit Hergés Stil am Hut haben, aber trotzdem viel zu comicartig für ihre realistischen Gesichter und ihre detailreichen Hauttexturen wirken.
Die Geschichte wiederum ist eine Mixtur mehrerer Comics. Sicherlich kein komplexes Meisterwerk, aber als Vehikel für reichlich Abenteuer, Actionszenen und Locationwechsel reicht die Geschichte.
Ein Problem habe ich da eher mit dem Drehbuch. Es fehlt deutlich an ruhigen Szenen und Dialogen, die die Charaktere einführen. Spielberg stürzt sich von einer aufregenden Actionszene zur nächsten, vom Flugzeugabsturz zur Verfolgungsjagd und vergisst dabei leider etwas zu oft seine Figuren und deren Motivation. Auch kann man sich bei vielen Actionsequenzen nicht vom Gedanken trennen, das alles irgendwo schon einmal gesehen zu haben. Spielberg lässt sich nämlich kräftig von seinen eigenen Werken inspirieren. Deutlich zu oft erinnern Szenen an "Indiana Jones" oder "Hook".
Trotzdem können viele Actionszenen beeindrucken. Gerade durch die Möglichkeiten des Animationsfilms, die Spielberg hier mit normalerweise unmöglichen Kamerafahrten und Plansequenzen komplett ausreizt, macht etwa die tolle Verfolgungsjagd in Bagghar unglaublich viel Spaß.
Wie auch der ganze Film. Er ist sicherlich nicht perfekt, da zu temporeich und mit zu flachen Figuren, aber als Abenteuerfilm funktioniert er doch hervorragend. Mit "Die Abenteuer von Tim und Struppi – Das Geheimnis der Einhorn" schafft Spielberg also das, was ihm mit dem vierten Indiana Jones nicht gelungen ist: einen guten Abenteuerfilm.
Die James Bond-Franchise lässt sich meiner Meinung nach ganz gut mit der Indiana Jones-Reihe vergleichen. Beide sind nicht unbedingt realistisch, weil sie in einem leicht comicartigen Universum spielen. In diesen Universen gibt es noch Abenteuer, Bösewichte, unerforschte Tempel oder Qs technischen Schnick-Schnack.
Als Zuschauer nimmt man mehr hin, wenn ein Film in einer solchen Fantasiewelt spielt, stört sich nicht daran, wenn die Handlanger des Bösewichts mit vierzig Mann auf den Helden schießen und keiner trifft. Oder daran, dass der Held durch Glasscheiben springen, ungewöhnlich lange tauchen oder alle Sprachen der Welt sprechen kann.
Irgendwann ist aber der Punkt erreicht, indem man das Geschehene nicht mehr glauben kann, weil es zu abwegig, albern und überzogen ist. Man spricht dann von "Nuking the fridge", einem Moment, der so unglaubwürdig ist, dass er den Rest des Films ruiniert. Benannt nach der unsäglichen Kühlschrank-Szene des vierten Indiana Jones.
"Stirb an einem anderen Tag" hat nun nicht nur einen solchen Moment, sondern unzählige. Das unsichtbare Bond-Auto. Bond im Holodeck aus Star Trek. Der Eispalast. Die Maschine, die Menschen ihre DNA aussaugen und durch eine andere ersetzen kann. Ein Satellit, der einen gigantischen Feuerstrahl aus gebündeltem Sonnenlicht abfeuern kann. Bond, der auf einer Flutwelle aus geschmolzenem Gletschereis surft. Und viele alberne Momente mehr, die dazu führen, dass man den Film nicht mehr ernst nehmen kann.
Hinzu kommen ein schlechter Titelsong, enttäuschende Schauspieler, ein vergessenswerter Bösewicht, viel zu überzogene Actionszenen und ein riesiger, dampfender Haufen CGI-Scheiße. Selten habe ich in einem High-Budget-Film so grausige Computereffekte gesehen.
Vielleicht der schlechteste Bond überhaupt, der das Franchise zum Quasi-Reboot mit Daniel Craig zwang. Selbst für Bondfans wirklich kein Muss.
Mir würde noch "Darkman" von Sam Raimi einfallen. Da wird Liam Neeson entstellt und schlüpft in diverse Masken, um die Verantwortlichen für seine Entstellung zu finden.
Und vielleicht "The Fall" von Tarsem Singh. Da dient das Aufsetzen einer Maske quasi als Übergang zwischen Fantasie und Realität.
Auf jeden Fall ne schöne Liste und ein sehr interessantes Thema.
Eine der seltsamsten Filmideen seit langem: Eine Geschichte im ersten Weltkrieg aus der Perspektive eines Pferdes.
Wen das ansprechen soll? Ich weiß es nicht. Wendy-Leserinnen werden vom Weltkriegssetting wohl eher abgeschreckt, Freunden von ernsten (Anti-)Kriegsfilmen wird der wiehernde Hauptdarsteller gewaltig auf den Keks gehen. Ich mag ja Tiere echt gerne, aber wie hier praktisch alle Menschen mit ihren Pferden reden, als hätten sie einen Menschen vor sich, wie hier den Tieren menschliche Intelligenz und Emotionen zugeschrieben werden...das ist auch mir deutlich zu überzogen.
Neben dieser ziemlich schwachsinnigen Herangehensweise an den Ersten Weltkrieg bietet "Gefährten" auch ziemlich viel von dem, was schlecht ist, an Spielbergs Filmen.
Flache, klischeebeladene Figuren, die sich meist nur durch eine einzige Charaktereigenschaft definieren. Eine ziemlich naive Story, die extrem unglaubwürdig wirkt und sich viel hinbiegen muss, um zu funktionieren. Eine viel zu lange Laufzeit. Und eine riesige Ladung Kitsch, die selbst Titanic kalt und gefühlsarm wirken lässt. Wie Spielberg hier auf übelste Weise versucht, auf die Tränendrüse zu drücken, ist nicht mehr zu ertragen.
"Ohhh, das arme Pferd muss die schwere Kanone ziehen"
"Ohh, der arme Junge wird von seinem Pferd getrennt"
"Ohh, das arme Pferd hat sich im Stacheldraht verfangen und sowohl die englischen als auch die deutschen Soldaten haben nichts anderes im Sinn, als dieses Pferd zu retten"
"Ohh, Junge und Pferd sind wieder vereint und reiten zusammen vor dem Sonnenuntergang (Kein Scherz)"
Es mag Leute geben, die darauf anspringen, mich hat das einfach nur extrem genervt.
Zusätzlich ist da diese seltsame Entscheidung, in einem Kriegsfilm praktisch keine Gewalt zu zeigen. Die Kamera zeigt Kanonen oder MG-Schützen, die Einschläge ihrer Geschosse und deren Opfer aber nicht. Und wenn die Kamera sich tatsächlich mal entschließt, auf die Action draufzuhalten, kommt von irgendwo etwas ins Bild und verdeckt die Gewalt im letzten Moment. Selbst die Szene, in der das Protagonisten-Pferd im Stacheldraht hängenbleibt, ist überraschend blutleer und zahm inszeniert.
Das geht dann sogar so weit, dass wir den Tod von gleich zwei wichtigen Figuren nicht sehen, sondern bloß davon erzählt bekommen. Lieber Herr Spielberg, schon mal was von "Show, don’t tell" gehört?
"Gefährten" ist also inhaltlich ziemlich belangloser Kitsch, der den Ersten Weltkrieg auf naivste Weise simplifiziert und durch seine eindimensionalen Figuren nie wirklich fesseln kann. Durch seine überragende Optik, tolle Kamerafahrten und Effekte besticht der Film aber dennoch. Das kann der Spielberg nämlich.
Wow. Ich hatte ja schon hohe Erwartungen, aber was "Eastern Promises" hier abliefert, hat mich komplett vom Stuhl gehauen. Selten war ich so beeindruckt von einem Film.
Dabei kommt "Eastern Promises" als "normale" Mischung aus Gangster-Thriller und Drama mit einer recht simplen Geschichte daher. Eine Hebamme erlebt, wie eine minderjährige Prostituierte bei der Geburt ihres Kindes stirbt und macht sich dann mit dem Tagebuch der Toten auf die Suche nach lebenden Verwandten. Dabei kommt sie allerdings den "Dieben im Gesetz", der russischen Mafia, gefährlich nahe.
Wie diese Geschichte erzählt wird, ist meisterhaft. Dramaturgisch perfekt ist dieser Film, mit unvorhersehbaren Überraschungen und quälend ruhigen Passagen aus dem Alltag der russischen Gangster. Diese sind aufgrund der fantastischen Dialoge nie langweilig, sondern konstant bedrohlich und spannend, was sich dann auch immer wieder in Gewaltausbrüchen entlädt, denen man klar ansieht, dass mit David Cronenberg ein Meister des Body-Horrors auf dem Regiestuhl sitzt.
Die Szene im Badehaus ist die wohl die erschütterndste und fesselndste Kampfszene, die ich je gesehen habe.
Auch die Figuren sind genial geschrieben. Sie wirken wirklich menschlich, vielschichtig und nicht auf den ersten Blick zu durchschauen. Klischees oder überdrehte Over-the-Top-Charaktere sucht man hier vergebens. Generell wirkt der ganze Film sehr real und wirklichkeitsnah, auch weil man Schießereien oder Verfolgungsjagden vergeblich sucht. Dieser Effekt ist sicherlich auch den überragenden Schauspielern zu verdanken. Jede Rolle ist perfekt besetzt und alle Akteure spielen auf höchstem Niveau. Besonders heraus sticht hier Viggo Mortensen, der meiner Meinung nach die beste Leistung seiner bisherigen Karriere abliefert. Er spielt den russischen Killer nicht, er IST dieser russische Killer. Völlig zu Recht wurde er für diese Leistung für den Oscar nominiert.
Auch der Rest des Films ist schlicht und ergreifend nicht besser zu machen. Der Soundtrack passt wie die Faust aufs Auge. Die Optik und der visuelle Stil passen perfekt zum Setting und vermitteln eine enorme Atmosphäre.
Ein wahnsinnig intensiver Film, spannend, melancholisch und intelligent. Und damit der vierte Film, der von mir das Herz bekommt. Er spielt bei den ganz großen des Genres mit und kann selbst mit Scorseses Gangster-Epen mithalten und davon sogar manches überflügeln, obwohl "Eastern Promises" deutlich weniger monumental daherkommt.