Vertigo60 - Kommentare

Alle Kommentare von Vertigo60

  • 8
    Vertigo60 10.08.2021, 06:46 Geändert 10.08.2021, 06:48

    Kann meinem Vorredner nur Recht geben:
    Das Äußere bei diesem Historienfilm ist die halbe Miete.
    Wenn Dir Robert Shaw ( "Robin und Marian", "Der weiße Hai" ) im Kostüm begegnet, möchtest Du sofort Deine Ehrerbietung bezeugen und den Hut ziehen.
    So überzeugend spielt er den Ehefrauen verschleißenden König Heinrich.
    Anne Boleyn taucht hier kaum im Bild auf, was interessant ist, denn die sich anbahnende neue Ehe des Königs ist schließlich der Stein des Anstoßes.

    Arme Katharina von Aragon, dabei hat die Vorgängerin von Anne niemals etwas falsch gemacht.
    Und dass sie bis auf Maria keine lebensfähigen Kinder hervorbrachte
    ( ein Junge schaffte immerhin 52 Tage, bevor schließlich auch er starb ), war vielleicht nicht einmal ihre Schuld, aber den König verantwortlich zu machen, hätte Hochverrat bedeutet.
    Keines seiner männlichen Kinder inklusive dem Bastard Henry Fitzroy erreichte das Mannesalter, die weiblichen schafften es, alt zu werden
    ( Mary und Elizabeth ).

    Fans von Historienfilmen sollten sich dieses Meisterwerk von Fred Zinnemann nicht entgehen lassen. Wer "Königin für tausend Tage" und "Maria Stuart, Königin von Schottland" liebte, wird seine Freude haben, wenn Paul Scofield als Thomas Morus dem König seine Gefolgschaft verweigert...👌👌👌

    11
    • 9
      Vertigo60 09.08.2021, 04:53 Geändert 09.08.2021, 05:00

      Wann wird ein Film zum Klassiker?
      Nicht unbedingt wegen seines Alters ( DD ist von 1987 ! ).
      Aber wenn Du sämtliche Dialoge bereits auswendig kennst und mitsprechen kannst, und der Film mindestens ebenso viele Zitate hervorgebracht hat wie etwa "Casablanca", dann ist die Bezeichnung "Klassiker" sicherlich nicht ganz abwegig.
      Der Soundtrack mit ganz tollen Oldies ( u.a. "Be My Baby" von The Ronettes und "Wipe Out" von The Surfaris ) gehört sicher zu den erfolgreichsten überhaupt.
      Die meisten lieben DD, andere hassen ihn...

      Patrick Swayze dürfte sich mit der Rolle des Johnny Castle in die Herzen der Mädels gespielt und getanzt haben ( er war ja ausgebildeter Tänzer ).
      Wenn der sein Hemd ausgezogen hat, wusstest Du hinterher nichts mehr, Du warst einfach schockverliebt. Jetzt nur nicht sabbern !
      Der erste ganz private Tanz zwischen "Baby" Housemann ( Jennifer Grey ) und Johnny in dessen Behausung ist unheimlich sexy. Das Vorspiel zur Defloration der jungen Lady besteht aus einem Dirty Dancing, wobei Johnny oben ohne ist und das Becken kreisen lässt.
      Ich sagte es bereits: jetzt nur nicht sabbern !

      Es dürfte wohl der einzige Film sein, an den man sich bei Jennifer Grey erinnert.
      Er brachte ihr eine Golden Globe-Nominierung ein.
      Nach ihrer Nasen-OP war sie plötzlich ein Niemand, immerhin gewann sie 2010 in der Show "Dancing with the Stars".

      So, jetzt ab mit Euch auf die Tanzfläche.
      Und wenn Ihr Mädels Eurem Traummann begegnet, dann ist es nicht das Schlimmste, eine Wassermelone getragen zu haben.
      Mundgeruch ist viel schlimmer...🤦‍♂️

      8
      • 6 .5
        Vertigo60 07.08.2021, 22:13 Geändert 07.08.2021, 22:15

        Von einem Spukhausfilm erwarte ich definitiv Jumpscares, ohne sie ist ein solcher Film nicht vollständig. Hier werden sie wohldosiert eingesetzt.
        Ich spoilere jetzt nicht, nur so viel:
        Der Film erfindet das Genre nicht neu, auch werden sich einige Zuschauer vielleicht an der zunächst emotionslosen Art der Hauptfigur stoßen.
        Tatsächlich spielt Tim Daly, der Bruder von Tyne Daly
        ( aus "Cagney & Lacey ), den Anwalt und plötzlichen Erben eines Hauses derartig kühl, dass es einen friert.
        Seine Gefühlsarmut wird klugerweise thematisiert.
        Ihr kennt sicher die Redensart "jemanden das Fürchten lehren".
        Ja, der Herr Anwalt wird sie kennenlernen, die Furcht. Und er wird noch ganz andere Dinge herausfinden...
        In Nebenrollen erleben wir Tom Arnold ( der Mann von Roseanne Barr ) als Partner in der Kanzlei, Zoe Saldana als Medium und Robert Prosky als Pater.
        Letzterer hat die Filmpremiere leider nicht mehr erlebt. Er starb wenige Tage vor seinem 78. Geburtstag an Komplikationen nach einer Herz-OP.

        Der Film hat ein tolles Ende, mit der Aufklärung der Geschehnisse bin ich fein.

        8
        • 5
          Vertigo60 07.08.2021, 19:40 Geändert 07.08.2021, 19:44
          über Lola

          Sehr gerne hätte ich bei meiner Vorrednerin abgeschrieben, aber Abschreiben habe ich schon in der Schule nicht gemacht. I did it my way...

          Fassbinder ist absolut nicht meine Baustelle. Schon "Querelle", u.a. mit Brad Davis, Franco Nero und Jeanne Moreau war anstrengend.
          Mich nervt die Art des Szenenaufbaus und dass die Darsteller ihre Texte nicht sprechen, sondern deklamieren.
          Das wäre für ein Musical noch akzeptabel, aber hier hätte ich etwas mehr Realismus vorgezogen. Ich mag also wahrscheinlich genau jene Sachen nicht, für die Andere den Fassbinder so abfeiern.
          Wo ich schon Musicals erwähne:
          Die Gesangseinlagen fand ich durch die Bank weg grässlich. Weder die Sukowa noch jemand der Anderen hat einen geraden Ton herausgebracht.
          Und der Desny, Star vieler deutscher Nachkriegsfilme, musste hier von Erik Schumann synchronisiert werden? Was sollte das denn bitte? In "Die Ehe der Maria Braun" durfte er doch auch mit seiner eigenen Stimme reden, beide Filme stammen aus Germany. Desny hat übrigens bis zum Ende seiner Tage kein akzentfreies Deutsch hingekriegt, aber gerade das fand ich reizvoll.
          Mit Armin Mueller-Stahl begehrte ein Ossi in der Filmlandschaft der BRD Einlass, nachdem ihn die DDR nicht mehr beschäftigen wollte
          ( das Porträt nach dem Film fand ich sehr aufschlussreich ! ).
          Ein neuer Typ, so einen hatten wir noch nicht. Er ist das Beste an "Lola". Der aus Tilsit stammende Armin ist sehr intensiv, rührend und auch komisch.
          Wenn er ( mit Dialekt ! ) einem kleinen Mädchen zu Beginn einen Witz erzählt, den sie aber doof findet, berührt mich das.
          Da kann der lautmalerische Mario Adorf einpacken.
          Die Rolle des polternden Baulöwen passt zwar zu ihm, aber ich mag keine lauten Menschen...

          9
          • Super Liste, liebe Mareike.
            Und ich kenne sogar alle bis auf drei Namen, so viele Treffer habe ich sonst nie bei einer Liste.
            Aber einen besonderen Favoriten hast Du jetzt nicht, oder etwa doch?

            5
            • Supi, wieder so eine tolle Liste.
              Ich will ehrlich sein:
              Bei solchen Filmen steht das Entertainment für mich so sehr im Vordergrund, dass ich irgendwelche sozialkritischen Ambitionen überhaupt nicht bemerke.

              Weil Du ja schreibst: "Doktor Mabuse und Edgar Wallace erzählen mehr über die Deutschen, als so manchem recht ist."

              Meine absoluten Favoriten aus diesem Genre ( wenn es das offiziell überhaupt gibt ) sind übrigens "Das indische Tuch" und "Die seltsame Gräfin".
              Nur so am Rande...

              6
              • Interessante Liste.
                Hier lerne ich sogar noch was über die deutsche Filmgeschichte.
                Es musste ja einen Grund geben, weshalb deutsche Filme ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr ausschließlich in Deutschland spielten.
                Mit den Heimatfilmen war man durch, die Aufarbeitung deutscher Geschichte wollten die Zuschauer wahrscheinlich auch nicht mehr sehen...

                3
                • Ich freue mich schon sehr auf das Ergebnis dieser Liste.
                  Bei all den Kommentaren, die ich hier schon von Dir lesen durfte, schätze ich mal vorsichtig 50 Treffer, vielleicht sogar mehr.
                  Dann sind bestimmt auch "Der letzte Zeuge" und "Der Rest ist Schweigen" drin. "Ein Alibi zerbricht" hingegen haben ja leider die Österreicher produziert, sonst wäre der sicher auch dabei, oder?

                  4
                  • 8
                    Vertigo60 02.08.2021, 16:49 Geändert 02.08.2021, 17:07

                    Da denkt man, einen guten deutschen Krimi bzw. ein Justizdrama aus der Adenauer-Ära vorgesetzt zu bekommen...
                    Und dann haben es ausgerechnet die Ösis gerockt !

                    Der in Schwarzweiß gedrehte Film aus dem Jahre 1963 besticht nicht nur durch seine kompetente Besetzung, an deren Spitze sich Namen wie Ruth Leuwerik, Peter van Eyck und Charles Regnier befinden.
                    Nein, diese Stars erhalten auch großartige Unterstützung durch Kameramann Friedl Behn-Grund. Allein die Nahaufnahmen sind schon sehenswert, es war fast ein Schock, der Leuwerik so nahe sein zu dürfen. Ich habe diesbezüglich sogar eine Lieblingsstelle, aber dazu müsste ich spoilern...
                    Die musikalische Untermalung schafft Atmosphäre, Gänsehaut hatte ich zu Beginn und dann nochmal später bei der "Toccata und Fuge in d-Moll" von Johann Sebastian Bach, von jeher eines meiner Lieblingsstücke.

                    In "Ein Alibi zerbricht" herrscht kein Kostüm- und Kulissenzauber wie einst bei "Königin Luise" aus dem Jahr 1957.
                    Auch dort war Charles Regnier an vorderster Besetzungsfront zu finden. Ruth Leuwerik war Luise, er Talleyrand, der ihrem Mann Friedrich ebenso zusetzte wie der russische Zar. Eine Frau zwischen lauter Platzhirschen und einem Weichei...
                    Als Pflichtverteidigerin dürfen wir sie im vorliegenden Film erleben, wo sie einen LKW-Fahrer verteidigen soll, dem nachts auf offener Straße ein Mann unters Fahrzeug gerät.
                    Da ist nix mehr zu machen, aber dass zwei Männer den Toten auf der Straße abgelegt haben sollen, findet die Polizei ziemlich lachhaft.
                    Nur eine glaubt dem armen Tropf...
                    Michael Janisch als Siebeck gibt einen Mitleid erregenden Anblick ab, wie er da seine Unschuld beteuert.

                    Der Film ist sehr kurzweilig, der Kauf der DVD vom Label "Filmjuwelen" hat sich für mich also gelohnt.

                    10
                    • 7
                      Vertigo60 01.08.2021, 09:29 Geändert 01.08.2021, 09:30

                      "Ein großer anspruchsvoller Film über die Kraft der Liebe - inszeniert von keinem Geringeren als G.W. Pabst. Die erregende Atmosphäre des Tanzes und die menschliche Wärme wahren Arzttums sind in diesem packenden Film nahe aneinander gepackt.
                      Dieser Film zeigt, dass das Menschenherz selbst die Ausweglosigkeit zu meistern versteht, wenn ihm echte Kraft und Gläubigkeit innewohnen. Ein Film, der zugleich erschüttert und beglückt. Eine Huldigung an das Wunder des Lebens."

                      So der Werbetext der DVD, die unter der Bezeichnung "Vergessene deutsche Filmklassiker" kürzlich erschienen ist.
                      Dieses Rührstück von 1956 aus der Welt des Balletts war einer von drei Filmen, in denen man die zauberhafte Elisabeth Müller und den schönen und charmanten Ivan Desny innerhalb von drei Jahren zusammen einsetzte. Die anderen beiden Werke waren "Skandal in Ischl" ( in dem O.W. Fischer die männliche Hauptrolle bekleidete ) und "Andre und Ursula".
                      Die Chemie stimmt. Ivan spielt den Ballettmeister Kostja Tomkoff, Elisabeth ist in der Titelrolle der Bettina zu sehen, die als Balletttänzerin an der Oper auftritt.
                      Dann der Schock: Sie bekommt spinale Kinderlähmung.
                      Alles steht auf dem Spiel, vor allem für Bettina. Das Ballett ist ihre Leidenschaft, ohne macht das Leben für sie keinen Sinn.
                      Sie hat Glück, denn für Fälle wie den ihren ist Professor Förster
                      ( Willy Birgel ) Spezialist...
                      Der Film beginnt schwungvoll, der Zuschauer bekommt gutes Ballett zu sehen. Für alle, die mit dem Herumgehüpfe wenig bis gar nix anfangen können, dürfte es noch erträglich sein.
                      Mein Lieblingsfilm aus dem Bereich wird aber für immer "Die roten Schuhe" mit Moira Shearer und Anton Walbrook bzw. Adolf Wohlbrück aus dem Jahr 1948 sein.
                      Und während die Shearer eine entsprechende Ausbildung hatte, tanzte für die Parts von Elisabeth Müller eine Andere. Dafür überzeugt sie jedoch als Schauspielerin auf ganzer Linie. Sie bietet einen Mitleid erregenden Anblick, der den Zuschauer kaum kaltlassen dürfte.

                      7
                      • 6 .5
                        Vertigo60 31.07.2021, 12:11 Geändert 31.07.2021, 15:50

                        Dieses Melodram, inszeniert von Leonard Steckel ( "Liebling der Götter", "Rosen für Bettina" ), wird heute keinen Hund mehr hinter dem Ofen hervorlocken.
                        Dafür sind einfach schon zu viele Tabus gebrochen worden. Auch gibt es kaum noch etwas, was noch nicht erzählt wurde...

                        Hier wird der Zuschauer ziemlich früh in das Geheimnis einer Brautmutter
                        ( Winnie Markus ) eingeweiht.
                        Sie sitzt abseits des Hochzeitstrubels, dessen strahlender Mittelpunkt ihre Tochter ist, mit ihrem Doktor und lässt die Vergangenheit Revue passieren.
                        Dieser Doktor ( den Regisseur Steckel verkörpert ) ist ein Mitwisser, aber er unterliegt der ärztlichen Schweigepflicht. Kurz vor ihrer eigenen Hochzeit damals haute es sie aus den Schuhen, und dafür gibt es bei jungen Mädchen fast nur einen Grund.
                        Kurz zuvor hatte sie den gut aussehenden Konzertpianisten Erik Linden
                        ( Bernhard Wicki ) kennengelernt...

                        Die erste Hälfte des Films ist noch relativ flott. Und die Erwartungen sind hoch, schließlich garantieren schon die Namen Wicki, Markus und Jürgens gute Unterhaltung. Die zweite Hälfte fand ich ehrlich gesagt ziemlich zäh.
                        Der Dreh stand auch unter keinem guten Stern. Entstehen sollte eine Verfilmung des Romans von Jacques Companéez mit dem Titel "Schweigepflicht".
                        Dann der Hammer:
                        Der Film sollte plötzlich den viel schmalzigeren Titel "Du mein stilles Tal" bekommen.
                        Jürgens war es, den dies am meisten aufregte.
                        Die Sache kam vor die 17. Zivilkammer des Berliner Landgerichts, und Curd Jürgens wurde so etwas wie ein Held im Kampf gegen den Kitsch. Bei der Verhandlung kam das Gericht zu der Überzeugung, dass kein Grund vorliege, den Schweigepflicht-Film umzubenennen, zumal im Drehbuch keinerlei Hinweise auf ein Tal, oder gar ein stilles Tal, nicht einmal auf ein lautes Tal oder etwa auf einen stillen Berg enthalten sei.
                        Wie der Streit endete, kann man bei Wikipedia nachlesen, ich kannte die Fakten bereits aus einer Biografie über Jürgens.
                        Bei der Premiere in Stuttgart blieb das gesamte Team einschließlich der Schauspieler der Premiere fern, „weil sie nicht beim Start einer Pleite dabei sein wollten.“
                        Aber der Film wurde ein Erfolg...

                        Ich fand den Film schwächer als "Teufel in Seide", wo Curd Jürgens und Winnie Markus ebenfalls zu sehen waren. In diesem Film sind sie gute Liebende, wäre da nicht Lilli Palmer, die Gift und Galle spukt.

                        9
                        • Ich nenne spontan mal die folgenden fünf Namen, es wären sicher noch mehr:

                          Harvey Stephens als Damien Thorn in "Das Omen" von 1976
                          Russell Crowe als Maximus Decimus Meridius in "Gladiator" aus dem Jahr 2000
                          Orlando Bloom als Peter Drinkwater in "Inspector Barnaby- Der Mistgabel-Mörder" von 1999
                          Meryl Streep als Miranda Priestly in "Der Teufel trägt Prada" von 2006
                          Glenn Close als Cruella De Vil in "101 Dalmatiner" von 1996

                          10
                          • 8 .5
                            Vertigo60 27.07.2021, 10:10 Geändert 27.07.2021, 10:12

                            Spionage ist ein gefährliches Geschäft.
                            Wer sich einen Fehler leistet oder zum Verräter wird, ist sofort zu liquidieren.
                            Und dann ist da ja noch die Spionageabwehr...
                            In diesem Metier bewegt sich die legendäre Mata Hari, offiziell ist sie Tänzerin.
                            Die Männer liegen ihr zu Füßen, wichtig sind aber vor allem jene Verehrer, denen Geheimnisse zu entlocken sind.
                            Die unterhaltsame Filmversion aus dem Jahre 1931 spielt in Paris vor dem Hintergrund der näher rückenden deutschen Front, es tobt der Erste Weltkrieg.

                            Der Film ist aus mehreren Gründen sehenswert.
                            Vor allem ist es die Garbo mit ihrer jederzeit stimmigen Performance und ihrer unvergleichlichen Schönheit, sie wurde schließlich nicht umsonst "die Göttliche" genannt. Hilfe bekam sie dabei von Kameramann William H. Daniels, der als "Garbos Kameramann" bekannt wurde, weil er bei den meisten ihrer Filme dabei war.
                            Er wusste sie zu inszenieren...

                            Mal ist ihre Mata Hari kaltschnäuzig, dreist, hinhaltend ( besonders was das Liebeswerben diverser Männer anbetrifft ), dann wieder mitfühlend.
                            Und daran sieht man auch, dass es die Nacktheit einer Sylvia Kristel aus der Version von 1985 überhaupt nicht braucht.
                            Die Garbo zeigt, was man als Spionin mitbringen muss: Raffinesse, eine gewisse Abgebrühtheit und die nötige Distanz.
                            Sich gefühlsmäßig zu engagieren, wie etwa mit dem jungen stürmischen Leutnant Rosanoff ( Ramon Novarro ), kann tödlich enden.

                            Da die Stars des Films alle bei MGM beschäftigt waren, verwundert es nicht, dass sie auch häufiger zusammen eingesetzt wurden.
                            So war etwa Lewis Stone ( Spionagechef Adriani ) in sieben Filmen neben der Schwedin zu sehen.
                            In einem seiner bekanntesten, dem Ensemble-Film "Menschen im Hotel" ( 1932 ), hatten die beiden allerdings nicht eine gemeinsame Szene.
                            Ein anderer Mitstreiter aus diesem Film war der wandlungsfähige Lionel Barrymore.
                            Während er den todkranken Buchhalter Kringelein sehr anrührend verkörperte, war er in "Mata Hari" ihr Liebhaber General Schubin und in "Die Kameliendame" ( 1936 ) der Vater von Armand Duval, der besagte Dame bittet, den jungen Mann aufzugeben, weil es diesen sonst ruiniert.
                            Ramon Novarro ( "Ben Hur", 1925 ) kennen heute wohl nur noch Cineasten. Er ist wie viele Partner der Garbo austauschbar und bleibt kaum in Erinnerung. Hier wirkt er als Leutnant etwas tölpelhaft, was aber auch wieder Charme hat. So gerät nicht zuletzt seinetwegen das Finale recht anrührend.
                            Novarro fand ein tragisches Ende.
                            Der gebürtige Mexikaner, eigentlich Ramón Gil Samaniego, wurde im Oktober 1968 von zwei Strichern in seiner Wohnung erschlagen.

                            9
                            • 8

                              Zu meiner großen Freude kann ich die Begeisterung meiner Mitstreiter hier teilen, und die Voraussage von MP für meine Wertung ( 7 Punkte ) ging auch in diese Richtung.

                              Henry Fonda ist als Kopfgeldjäger zu sehen, und ich habe nur gedacht:
                              Das hätte jetzt auch James Stewart spielen können, zumal man hier seinen deutschen Stammsprecher hört: Siegmar Schneider.
                              Dieser lieh Fonda bereits für den ein Jahr zuvor erschienenen Film "Krieg und Frieden" sein unverwechselbares Organ.
                              Lustig sind die Szenen, in denen Fonda einen jungen Sheriff ( Anthony Perkins ) unter seine Fittiche nimmt, der noch feucht hinter den Ohren ist, aber Ehre am Leib hat.
                              Aufgeben ist für ihn keine Option, doch er hat noch viel zu lernen...

                              Ich liebe Western, in denen es ordentlich menschelt. So sieht man Betsy Palmer, die mich an June Allyson erinnert hat, in der Rolle einer allein erziehenden Mutter.
                              Ihr kleiner Sohn ist ein drolliger Wirbelwind, der aber überraschenderweise dem Fremden kein bisschen auf die Nerven geht. Lernt man diesen Kopfgeldjäger erst besser kennen, versteht man auch das Warum...

                              Ich bin begeistert und vergebe sehr gerne acht Punkte.
                              😁😁😁😁😁😁😁😁

                              11
                              • über Forum

                                Moviepilot setzt, wie es scheint, auf "political correctness".
                                Ich habe einen Film aus dem Jahr 1939 übers Mitmachmodul eingereicht, der in Ungarn spielt. Im Textfeld darf man ja Anmerkungen machen.
                                Ich habe gebeten, dass man die Rollen zweier Darsteller*innen als Zigeuner so übernimmt, obwohl man es heute wohl nicht mehr sagen würde.
                                Damals war es aber so üblich.
                                Was meint Ihr wohl, was MP gemacht hat? Darsteller*innen wurden übernommen, aber die Rolle selbst wird plötzlich nicht mehr genannt.
                                Ob das sinnvoll ist?

                                3
                                • 8 .5
                                  Vertigo60 23.07.2021, 05:54 Geändert 23.07.2021, 06:06

                                  Liam Neeson und Micheál Richardson spielen hier, was sie auch im wahren Leben sind: Vater und Sohn.

                                  Jack ( Richardson ) leitet in London eine Kunstgalerie, die der Familie seiner Frau Ruth gehört. Nun stehen sie vor der Scheidung, sie will die Galerie verkaufen.
                                  Allerdings hat sie die Rechnung ohne Jack gemacht, der sich da ziemlich reingehängt hat.
                                  Also sichert er sich das Vorkaufsrecht, nur gibt es da einen Haken: die Finanzierung.
                                  Dafür müsste er eine Immobilie abstoßen, die ihm und seinem Vater
                                  ( Neeson ) gemeinsam gehört, ein Haus in der wunderschönen Toskana.
                                  Das Ding ist ziemlich renovierungsbedürftig, und es hängen Erinnerungen daran.
                                  Die ortsansässige Immobilienmaklerin Kate ( herrlich: Lindsay Duncan ) hilft, wo sie kann...

                                  Was die erste Hälfte des Films anbetrifft, möchte ich schon von einem Feelgoodmovie sprechen. Es wird saukomisch, Slapstick inklusive.
                                  Wer "Ein gutes Jahr" mit Russell Crowe gesehen hat, der in der Provence ein vom Onkel geerbtes Weingut verkaufen will, wird Parallelen entdecken, denn es ist auch hier ein Trip in die Vergangenheit, der den Zuschauer erwartet.
                                  Alle haben sich bereits in einem neuen Leben arrangiert, nun kommen erfolgreich verdrängte Gefühle hoch...

                                  Schon beim Anblick der Toskana tränen dem Betrachter die Äuglein, diese Aussicht ist zu schön. Und man ist mittendrin statt nur dabei.
                                  Du schmeckst förmlich den Vino und die Pasta, der Italiener zelebriert ja den Vorgang des Essens. Dazu die Musik, man möchte sofort dorthin fahren.

                                  Der Film ist aber vor allem wegen des Zusammenspiels von Vater und Sohn sehenswert.
                                  Fast meint man, sie spielten ihre eigene Geschichte.
                                  Und dann sieht der Junge auch noch so aus wie Liam in jung, es ist fast unheimlich...

                                  Natasha Richardson starb 2009 viel zu früh ( an den Folgen eines Unfalls ), da war Micheál erst 14 Jahre alt. Und auch der von ihm gespielte Jack verlor früh seine Mutter.

                                  Wer "Ein gutes Jahr" mochte, wird "Made in Italy" lieben.
                                  Wem übrigens die deutsche Stimme von Lindsay Duncan bekannt vorkommt:
                                  Sie gehört Dagmar Dempe, der Stammsprecherin von Meryl Streep.

                                  10
                                  • 8
                                    Vertigo60 21.07.2021, 04:34 Geändert 21.07.2021, 10:34

                                    Müsste ich eine Liste mit den ultimativen Italien-Filmen erstellen, wäre "September Affair" wohl dabei. Denn italienisches Flair hat der Streifen unbedingt, er wurde u.a. an Originalschauplätzen wie Capri, Florenz, Rom, Neapel und Pompeii gedreht.

                                    In dieser US-Schnulze mit den Stars Joan Fontaine ( Rebecca ) und Joseph Cotten ( "Wiegenlied für eine Leiche" mit Joan´s Schwester Olivia ) verlieben sich eine Konzertpianistin und ein Industrieller, während sie als Touristen in Italien Station machen.
                                    Sie verbringen Zeit miteinander und verlieben sich dabei.
                                    Eigentlich müssten sie zurück, aber sie schieben zum Glück ihren Rückflug nach den USA auf, die Maschine verunglückt. Nun könnten die beiden Liebenden eigentlich ihr Glück ausleben, da sie für alle Anderen ja als tot gelten, aber speziell auf den Mann wartet jemand zu Hause...

                                    Was anfangs noch so anmutet wie eine dieser routiniert abgespulten Romanzen, entwickelt sich im Laufe des Films zu einer charmanten Geschichte.
                                    Es ist ein gestohlenes Glück, und der Originaltitel lässt es bereits vermuten:
                                    Das kann unmöglich für die Ewigkeit sein...
                                    In Nebenrollen sehen wir Jessica Tandy, lange vor "Die Vögel" und "Miss Daisy und ihr Chauffeur", als vermeintliche Witwe und Robert Arthur als Junior.
                                    Köstlich als Mentorin von Joan Fontaine ist jedoch Francoise Rosay, die öfters mal eine Szene für sich zu stehlen vermag.
                                    Inszeniert hat das Ganze der in Ludwigshafen am Rhein geborene William Dieterle ( Der Glöckner von Notre Dame, 1939 ).

                                    Der Film braucht den Vergleich mit "Ein Herz und eine Krone" ( 1953 ) oder "Drei Münzen im Brunnen" ( 1954 ) nicht zu scheuen.

                                    9
                                    • 8 .5
                                      Vertigo60 18.07.2021, 12:17 Geändert 18.07.2021, 12:21

                                      Mein 900. Kommentar

                                      Ich liebe Lawrence Kasdan.
                                      Und ich liebe William Hurt.
                                      Es ist einfach so, dass Du Dich bei bestimmten Menschen darauf verlassen kannst:
                                      Hier bekomme ich, was ich mir wünsche. Als weibliches Pendant zu Hurt nenne ich jetzt mal Meryl Streep ( beide spielten 1998 ein Ehepaar in "Familiensache" ).
                                      Unglaublich sensibel und geschmackvoll hat Kasdan die Story um den Autor von Reiseführern inszeniert. Und die Darsteller, allen voran Hurt in der Titelrolle, revanchieren sich mit überragenden Leistungen.
                                      William Hurt und Kathleen Turner spielen ein Ehepaar, welches einen großen Verlust zu beklagen hat. Aber das schweißt sie leider nicht zusammen, ganz im Gegenteil. Man steht kurz vor der Scheidung.
                                      Mr. Leary muss beruflich natürlich dauernd unterwegs sein, sein Hund kommt für diese Zeit gewöhnlich in eine entsprechende Pension. Als diese ihn nicht mehr nimmt, weil er dauernd beißt, gerät Leary an die Hundetrainerin Muriel ( Oscar für Geena Davis ).
                                      Ihre muntere Art ist anfangs ziemlich enervierend, aber gerade weil sie das Gegenteil von seiner Noch-Ehefrau zu sein scheint, kommt man sich näher.
                                      Parallel dazu entspinnt sich eine Love Story zwischen seiner Schwester Rose ( Amy Wright ) und seinem besten Freund Julian ( Bill Pullman ).

                                      Die Nebendarsteller sind das Sahnehäubchen.
                                      David Odgen Stiers ( Fackeln im Sturm ) und Ed Begley Jr. ( Die Teufelin ) als Brüder von Mr. Leary sind putzig in ihrer Unselbstständigkeit.
                                      Bill Pullman ist drollig als verhinderter Brautwerber. Amy Wright als Rose passt jedoch so gut zu ihm, dass man den beiden alles Gute wünscht.
                                      Aber es ist natürlich vor allem die Leistung von William Hurt, die herausragend zu nennen ist. Sein Mienenspiel hat mich hier oft zum Lachen und Heulen gebracht
                                      Seit 1981 reihte der Mann Erfolg an Erfolg, etwa mit "Heißblütig - Kaltblütig", den er mit Kathleen Turner machte, ihre Liebesszenen waren echt heiß.
                                      Dann kamen "Gorky Park", "Der große Frust" ( Regie: Lawrence Kasdan ) und sein Oscar für "Kuss der Spinnenfrau", eine weitere Nominierung folgte für "Gottes vergessene Kinder".
                                      Man kann mit Fug und Recht sagen: Das war die Dekade von William Hurt, die 1980er Jahre.

                                      Weitere Pluspunkte des vorliegenden Films: die tolle Musik von John Williams ( welche für den Oscar nominiert war ) und die Idee mit den eingestreuten Reisetipps und Erkenntnissen aus dem Off.

                                      10
                                      • Vertigo60 17.07.2021, 11:44 Geändert 17.07.2021, 11:45

                                        Ich nenne spontan mal drei, eigentlich sind es mehr:

                                        "Lewis- Der Oxford Krimi" ( eigentlich eine Serie, aber die Episoden sind in Spielfilmlänge )

                                        "A Beautiful Mind":
                                        Was ist real, was ist imaginär? John Nash weiß es irgendwann nicht mehr...

                                        "Club der toten Dichter":
                                        Der Ausruf "O Captain! My Captain!" ist in die Filmgeschichte eingegangen...

                                        6
                                        • Spontan nenne ich mal "Titanic" von James Cameron, da sah sogar Kathy Bates als neureiche Amerikanerin irgendwie schön aus.
                                          Die "Sissi"-Trilogie darf auch in meiner Liste nicht fehlen.
                                          Und wer Meryl Streep als "Die eiserne Lady" gesehen hat, wird mir sicher Recht geben:
                                          Nicht zuletzt mit der gelungenen Frisur hat "La Streep" uns davon überzeugt, Maggie Thatcher zu sein

                                          12
                                          • 7

                                            Das Besondere an dieser Folge:
                                            Es wird das Thema von "Hamlet" verwendet.
                                            Charles King, der Bruder des ersten Mordopfers, heiratet dessen Witwe.
                                            Ihr Sohnemann, Hamlet nicht unähnlich, ist darüber erzürnt...

                                            Charles wird von einem gewissen John Castle gespielt.
                                            Klingelt da was?
                                            Er war der mittlere Sohn Geoffrey in "Der Löwe im Winter" an der Seite von Katharine Hepburn und Peter O´Toole.

                                            10
                                            • 7
                                              Vertigo60 11.07.2021, 07:39 Geändert 11.07.2021, 07:40

                                              Hollywood-Diva Claudette Colbert ( Es geschah in einer Nacht ), die ich sonst aus eher glamourösen Filmen gewohnt war, ist gar nicht so schlecht in der Titelrolle von "The Planter´s Wife".
                                              Ich war auf eine zimperliche Mimose gefasst, die alles dafür tun würde, um aus dem Dschungel von Malaya anno 1951 zu entkommen.
                                              Falsch gedacht. Diese von ihr dargestellte Frau ist dort sogar geboren und aufgewachsen, wie der Zuschauer zu Beginn erfährt.
                                              Sie hat einen Mann ( der im Originaltitel erwähnte "Planter", was Pflanzer bedeutet ) und einen Sohn. Doch das Leben auf einer Kautschukplantage ist keine Idylle.
                                              Im Land tobt ein Unabhängigkeitskrieg, noch haben ja die Briten das Sagen.
                                              Deshalb sollen nach dem Willen von Jim Frazer seine Frau und Söhnchen Michael nach England, also aus der Schusslinie.
                                              Und eines kann ich gleich vorwegnehmen: Geballert wird in diesem Schwarzweißfilm ziemlich viel.
                                              Gut finde ich den hohen Anteil an einheimischen Darstellern, also keine auf asiatisch zurechtgemachten Hollywood-Akteure. Die werden wunderbar von Claudette Colbert, Jack Hawkins ( Land der Pharaonen ) und Anthony Steel vertreten.
                                              Steel´s Vater war übrigens Armeeoffizier in Indien, und Sohnemann Anthony diente im Zweiten Weltkrieg als britischer Soldat an der Front. Solche Erfahrungen können einem Darsteller schon helfen, sich in seiner Rolle zurecht zu finden...

                                              Geguckt habe ich meine DVD übrigens erst, nachdem mich Amazon zum wiederholten Male um eine Rezension gebeten hatte. Klar, die wollen wissen, wie die von ihnen angebotenen Produkte ankommen. Doof nur, dass ich erstmal andere Sachen vorgezogen habe...

                                              10
                                              • Karen & Denys ( Jenseits von Afrika )
                                                Annakin Skywalker & Padmé ( Star Wars: Episode 3 )
                                                Prinzessin Anne & Reporter Joe Bradley ( Ein Herz und eine Krone )
                                                Maximus & Lucilla ( Gladiator )
                                                Bud White & Lynn Bracken ( L.A. Confidential )
                                                Farmerin Francesca & Fotograf Robert ( Die Brücken am Fluss )
                                                Elizabeth I. & Essex ( Günstling einer Königin )

                                                8
                                                • Erst dachte ich:
                                                  Die haben einen Knall bei Amazon, diese Heimkino-Premiere für schlappe 12,99 Euro zum Ausleihen anzubieten. Ich bin ja deutlich niedrigere Preise vom Streaming gewohnt.
                                                  Dann aber fiel mir ein:
                                                  Hey, im Kino würde ein Ticket inzwischen bestimmt genauso viel kosten. Ich bin über aktuelle Preise leider nicht im Bilde. Aber ob sich für diesen Preis tatsächlich jemand darauf einlässt, selbst wenn er wie ich ein Fan der Diva ist?
                                                  Ich warte mal, ob die mit dem Preis noch runtergehen. Ist ja nicht so, als ob ich keine Alternativen hätte...

                                                  10
                                                  • Das kenne ich so gut. Jetzt bin ich nicht mehr allein.
                                                    Ich bin leider etwas zu sehr Chaot, lasse mich schnell begeistern, verliere aber auch schnell wieder die Lust und bleibe nicht am Ball.
                                                    Ich habe Sachen bei Netflix und Amazon zu laufen, am schnellsten gucke ich im Moment die im TV aufgezeichneten Sachen. Dann ist wenigstens mein Festplatten-Recorder sauber.

                                                    6