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Als ich noch einmal einen Blick in die Filmographie von James Mangold geworfen habe, war ich erstaunt, wie viele Filme davon ich dann doch schon gesehen habe. Wobei mir einige besser (IDENTITY, WALK THE LINE, 3:10 TO YUMA) und andere weniger gut (der fünfte Teile von INDIANA JONES etwa oder FORD V FERRARI) gefallen haben.
A COMPLETE UNKNOWN ist nun der nächste Beitrag des Regisseurs und nach WALK THE LINE (2005) auch sein zweites Musik-Biopic. Wobei jetzt schon davon auszugehen ist, dass sich A COMPLETE UNKNOWN nicht in dem gleichen Maße in das kulturelle Gedächtnis einbrennen wird, wie WALK THE LINE, wenngleich A COMPLETE UNKNOWN ein erneut handwerklich gelungener Film ist, der zudem mit einer schauspielerisch ausgezeichneten Leistung punkten kann.
Inszenatorisch ist hier alles wieder äußerst stilsicher umgesetzt. So fängt die Kamera mitunter wirklich schöne Bilder ein. Zudem transportieren Kostüm und Set-Design das Publikum umgehend ins New York City der 1960er Jahre.
Insbesondere kann aber die rundum tolle Besetzung überzeugen. Allen voran natürlich Timothée Chalamet in der Rolle des Bob Dylan, dessen Manierismen und Eigenarten, aber auch Dialekt und Gesang er nahezu on point imitiert. Aber auch die Nebendarsteller:innen sind wunderbar ausgewählt, wobei mir persönlich vor allen Dingen Edward Norton und Elle Fanning besonders gut gefallen haben, da sie allein mit ihrer Mimik eine ganze Bandbreite an Emotionen übermitteln.
Auf inhaltlicher Ebene ist A COMPLETE UNKNOWN dann aber das typische Musik-Biopic, mit Aufstieg, (zwangsläufigem) Downfall und (kleiner Spoiler an der Stelle, aber Bob Dylans Karriere ist ja nach wie vor noch nicht zu Ende) einer angedeuteten Katharsis. Das ist, im Anbetracht der vielen, oft sehr gleichen Musik-Biopics, nicht gerade kreativ, frisch und neu.
An dieser Stelle sei also gesagt, dass sich die Laufzeit von stolzen 141 Minuten gut und gerne wie dreieinhalb Stunden anfühlen kann. Das ist dann vor allen Dingen für Personen ermüdend, die sich (und da würde ich mich hinzuzählen) nicht sonderlich für die Person Bob Dylan und sein musikalisches Schaffen begeistern. Dennoch würde ich eine grundsätzliche Empfehlung für diejenigen aussprechen, die dem Schaffen des Musikers mehr abgewinnen können, und/oder für all jene, die einfach einen Film mit Timothée Chalamet in der Hauptrolle sehen wollen — und hier würde ich mich in jedem Falle mit einreihen.
Eigentlich soll es ein ganz friedlicher Weihnachtsurlaub werden. Richard (Richard Armitage) fährt mit seinen beiden Kindern Mia (Lia McHugh) und Aidan (Jaeden Martell) sowie seiner Freundin und künftigen Frau Grace (Riley Keough) zur abgelegenen Familienlodge. Während Richard allerdings wegen der Arbeit noch einmal für ein paar Tage weg muss, möchte Grace die Gelegenheit nutzen, um einen Draht zu ihren baldigen Stiefkindern aufzubauen. Doch nicht nur zeigen die ihr die kalte Schulter. Bald geschehen seltsame Ereignisse, die Grace innerlich aufwühlen und bis an den Rand der Verzweiflung zu bringen drohen.
Was geht in dem abgelegenen, von nichts als Schnee, Eis und Wald umgebenen Häuschen nur vor sich? Hat sich jemand Unbekanntes Zutritt zu dem Haus verschafft? Spielen die beiden Kinder Grace nur einen üblen Streich? Oder bildet sie sich alles nur ein und droht langsam den Verstand zu verlieren? Zwar hat man als Zuschauer:in recht bald eine Ahnung, was hier vor sich gehen und in welche Richtung sich das Ganze entwickeln könnte, aber glücklicherweise ist die Inszenierung des österreichischen Regie- und Autor:innen-Duos Veronika Franz und Severin Fiala über die meiste Zeit subtil genug. Sie legen immer wieder unterschiedliche Fährten aus, die erst dorthin und dann wieder woandershin führen, so dass man sich trotz einer ungefähren Ahnung nie wirklich zu 100 Prozent sicher sein kann.
Die Inszenierung ist dabei ohnehin eine große Stärke des Films. Veronika Franz und Severin Fiala setzen auf ruhige Einstellungen und eine sich nach und nach steigernde Spannung, anstatt sich zu sehr auf billige Jump-Scares zu verlassen. Zwar greifen sie auch auf
weithin bekannte Genre-Klischees wie Albträume und Puppenhäuser zurück, allerdings wird den Ereignissen dadurch eine zusätzlich surreale Note verliehen.
Getragen wird der Film dabei vor allen Dingen von den herausragenden Performances der drei Hauptdarsteller:innen. Riley Keough in der Rolle der psychisch instabilen Grace wirkt in dem
einen Moment unheimlich beängstigt und im nächsten Moment beängstigend unheimlich. Und Jaeden Martell sowie Lia McHugh als Geschwisterpaar haben etwas kindlich naives, aber auch teuflisch verschwörerisches an sich.
THE LODGE ist zwar kein perfekter Film, der mitunter auch die eine oder andere Länge aufweist. Dennoch weiß er seine Wirkung gekonnt zu entfalten und gerade das erschreckende Ende ist wie ein Schlag in die Magengrube, so dass der Film definitiv noch für einige Zeit nachwirken dürfte.
Und die Moral von der Geschicht: Traue einem Roboter-Weihnachtsmann, der mit Militärtechnik ausgestattet ist, nicht. So oder so ähnlich könnte die Quintessenz dieses Streifens lauten, in dem sich ein elektronischer Weihnachtsmann in Lebensgröße durch eine amerikanische Kleinstadt mordet.
Tori (Riley Dandy) und Robbie (Sam Delich) wollen den Weihnachtsabend zusammen verbringen — mit ein bisschen Weed, ein bisschen Whiskey und vielleicht auch ein bisschen Sex. Allerdings stehen sie bald auf der Naughty List eines blutrünstigen Robo-Santas und müssen zusehen, dass sie die Nacht überleben. Schon alleine bei dieser kurzen Inhaltsangabe merkt man, dass bei CHRISTMAS BLOODY CHRISTMAS alles auf B-Movie ausgelegt ist.
Das Positive zuerst: Der Film sieht richtig gut aus, was vor allen Dingen auch daran liegt, dass sich Regisseur Joe Begos dazu entschlossen hat, analog auf 16mm-Film zu drehen. Zusätzlich trägt die Ausleuchtung der Szenen zu einer stimmungsvollen Atmosphäre bei.
Auch die Chemi zwischen Tori und Robbie wirkt authentisch. Das Gequatsche über Musik und Filme ist über weite Strecken amüsant zu beobachten und das Spiel von Riley Dandy und Sam Delich ist ganz natürlich.
Und die Effekte sind handgemacht und die Kills sind blutig und saftig — wenn auch etwas einfallslos.
Und damit wären wir auch schon bei den negativen Aspekten angelangt. Denn wenn der Robo-Santa einmal mit seiner Mordserie beginnt, fällt der Film in seiner Qualität stark ab. Es wirkt dann wie die Fantasie eines pubertierenden Teenagers, der besonders edgy sein will. Hier ein Beispiel: Während Tori und Robbie gerade zur Sache gehen, wird in einer Parallelmontage gezeigt, wie der Killer-Claus sein nächstes Opfer niederstreckt. Während die sexuelle Lust bei Tori und Robbie an ihrem Höhepunkt angekommen ist, schlägt der Robo-Santa seinem Opfer ein Beil in den Rücken und als er dieses wieder herauszieht, klafft dort eine Wunde in Form einer Vulva, aus der das Blut ejakuliert.
Darüber hinaus wurde so gut wie jede einzelne Szene mit Musik hinterlegt, so dass es irgendwann nervt. Da hilft es auch nicht, dass sich die Figuren bald nur noch gegenseitig anschreien. Spannung will da jedenfalls nicht aufkommen.
Und wie für einen Slasher üblich, kehrt auch hier das “Monster” immer wieder zurück, nachdem es zur Strecke gebracht wurde, nur um dann erneut anzugreifen. Dieses Klischee wird so oft wiederholt und auf die Spitze getrieben, dass sich das Gefühl einstellt, als wolle das Ganze einfach nicht enden.
Somit ist CHRISTMAS BLOODY CHRISTMAS, trotz seiner knappen Laufzeit von nur 87 Minuten, alles andere als eine kurzweilige Angelegenheit. Über diese Zeit hinweg hätte ich Tori und Robbie lieber weiter beim Trash Talk über Popkultur zugesehen. Mich beschleicht das Gefühl, dass das der bessere Film hätte sein können.
Angela (Rachel Nichols) muss an Heiligabend Überstunden ableisten. Als sie endlich in den wohlverdienten Feierabend gehen kann, um schnellstmöglich zu ihrer Familie zu gelangen, springt ihr Wagen nicht an. Zu allem Überfluss scheint sich auch sonst niemand mehr in dem Bürokomplex aufzuhalten und die meisten Türen und Ausgänge sind inzwischen abgeschlossen. Lediglich Thomas (Wes Bentley), ein junger Wachmann, scheint im Wachhäuschen des zum Bürogebäude gehörigen Parkhauses einsam seine Schicht zu schieben. Ist er zunächst höflich und hilfsbereit, kommen Angela recht bald Zweifel an Thomas' Absichten.
P2 – oder P2 – SCHREIE IM PARKHAUS, wie der deutsche Titel lautet – ist ein psychologischer Horrorthriller, der das Weihnachtesthema dezent und hintergründig einsetzt. Es dient hier speziell als Grundlage für die Prämisse und findet ansonsten auf Ebene des Subtextes statt. In puncto Kostüm und Set-Design gibt es ebenfalls hie und da Anleihen, etwa durch ein Weihnachtsmannkostüm oder Lichterketten. Jedoch ist der Schauplatz des Films grötenteils das graue und triste Parkhaus, was die Feiertagsstimmung zeitweise vergessen lassen kann.
Im Vorfeld habe ich einige Reviews zum Film gelesen, einige davon waren positiv, die meisten jedoch gemischt bis negativ. Ich würde wohl in den Tenor derjenigen Kritiker:innen einstimmen, die dem Film gegenüber wohlwollend eingestellt sind. Die Logik wird hier zwar teils recht stark strapaziert und es werden mitunter Momente erzeugt, die auf dem Papier Spannung erzeugen sollen, auf dem Bildschirm dann aber maximal ein Augenrollen entlocken.
Andererseits ist die Inszenierung meiner Ansicht nach on point: Eine ruhige Kameraführung, ein Erzähltempo, das mit zunehmender Lauflänge immer mehr an Fahrt aufnimmt und ein angenehm zurückgenommener Score, der die stetig anwachsende Anspannung meist unterstreicht .
Ein häufig genannter Kritikpunkt ist, dass der Film zu brutal sei. Diesem Eindruck kann ich mich nicht anschließen. Wenn es zur Darstellung graphischer Gewalt kommt, dann hält die Kamera zwar (unnötig) drauf, jedoch kommt es nur punktuell zu solchen Szenen. Ansonsten setzt der Film vor allen Dingen auf die unbehagliche Stimmung, in einem Parkhaus eingeschlossen zu sein.
Ebenfalls als angenehm empfinde ich, dass sich genügend Zeit genommen wurde, um die Protagonistin vorzustellen. Das hilft ungemein dabei, sie kennenzulernen, eine Verbindung zu ihr aufzubauen und später mit ihr und für sie zu fühlen. Darüber hinaus wird Angela nicht einfach als das Opfer dargestellt, sondern als eine Figur gezeichnet, die sich mit ihrem vermeintlichen Schicksal nicht abfinden will und ihrem Peiniger die Stirn bietet.
Auf Seiten des Antagonists wiederum wurde das Motiv für dessen Taten angenehm vage gehalten. Es wird zwar benannt, welche Beweggründe dieser haben könnte, jedoch werden diese nicht bis ins letzte Detail ausbuchstabiert.
Auch lebt der Film von den beiden Hauptdarsteller:innen, die hier eine wirklich gute Arbeit leisten. Während Rachel Nichols sowohl die Verzweiflung ihrer Figur angesichts der scheinbar ausweglosen Situation, aber auch die Stärke, die in ihr wohnt, stets glaubhaft darstellt, ist Wes Bentley (der mich hier irgendwie an eine Mischung aus Ian Somerhalder und Matt Bomer erinnert) eine äußerst passende Wahl für den ‘(Todes-)Engel mit dem eiskalten Blick’.
Abschließend möchte ich festhalten, dass P2 in meinen Augen ziemlich underrated ist. Wer jetzt Lust auf ein (un)weihnachtliches Katz-und-Mausspiel bekommen haben sollte, hierfür dieses Jahr zur Abwechslung aber mal nach einer Alternative zu DIE HARD (1988) sucht und dem Horrorgenre nicht abgeneigt ist, kann P2 gerne eine Chance geben.
Eine Art FUNNY GAMES als Xmas-Edition. Weniger meta als FUNNY GAMES, dafür ebenso pechschwarz und doppelt so unterhaltsam.
Weihnachtlicher Slasher um einen Todesengel, genannt “The Angel”, der in der amerikanischen Kleinstadt Angel Falls sein Unwesen treibt. Dabei hat es dieser vor allen Dingen auf die Teenagerin Winnie (Jane Widdop) und ihre Freund:innen abgesehen. Zwar kann Winnie den mordenden Engel im letzten Moment selbst zur Strecke bringen und dessen Identität erhüllen — unter der Maske verbirgt sich der schmierige Unternehmer Henry Waters (Justin Long) — doch ein Jahr später scheinen die Bewohner:innen von Angel Falls, allen voran Winnies Familie, die Ereignisse verdrängt zu haben und tun so, als wäre nichts geschehen. Doch durch ein mysteriöses Ereignis kehrt nicht nur der Todesengel zurück, sondern Winnies Realität wird gänzlich auf den Kopf gestellt.
IT'S A WONDERFUL KNIFE ist eine weihnachtliche Mystery-Slasher-Comedy, die einerseits den Slasher-Part etwas vernachlässigt und andererseits auch auf Comedy-Seite recht wenig zu bieten hat.
Stattdessen wird im Kern eine Coming-of-Age- und Coming-out-Geschichte erzählt, in der Winnie auf die Außenseiterin Bernie (Jess McLeod) trifft, die ihr dabei hilft, sich selbst ein besser kennenzulernen. Das ist tatsächlich auch ganz süß umgesetzt. Die beiden jungen Darstellerinnen Jane Widdop und Jess McLeod machen ihre Sache recht gut und die Chemie zwischen ihren beiden Figuren stimmt.
Ebenfalls einen guten Job macht Justin Long, der sichtlich Freude daran hat, den schmierigen Henry Waters zu mimen. Leider bleibt das Charisma eines Joel McHale weitestgehend ungenutzt, den einige aus der Serie COMMUNITY (2009-2015) kennen könnten und der hier Winnies Vater spielt. Und auch die anderen Figuren bleiben eher blass.
Zu Beginn macht der Film keine Gefangenen und steigt relativ schnell mit der Bedrohung ein. Doch sobald der Killer demaskiert ist und der Myster-Part einsetzt, ist ganz schnell die Luft raus. So ist IT'S A WONDERFUL KNIFE ein 08/15-Slasher, der zwar ein paar nette Momente und Lichtblicke hat, sein Potential aber ansonsten verschenkt und für einen Horrorfilm zu ungruselig ist und für eine Satire auf das "Fest der Liebe" zu versöhnlich daherkommt.
Dreizehn Jahre nach dem ersten Remake sollte nun also eine zweite Neuverfilmung des Weihnachts-Slashers BLACK CHRISTMAS erscheinen. Dieses Mal zeichnete Blumhouse für die Produktion verantwortlich, was im Grunde schon ein erster Warnhinweis sein könnte. Neben einigen sehr sehenswerten Produktionen, wie THE GIFT (2015), GET OUT (2017) oder THE BLACK PHONE (2022), hat das Produktionsstudio von Jason Blum auch zahllose Gurken zu verantworten.
Dennoch war ich persönlich daran interessiert, was sie aus BLACK CHRISTMAS machen würden. Zumal nur folgerichtig eine Frau auf dem Regiestuhl Platz genommen hat und Regisseurin Sophia Takal gemeinsam mit April Wolfe auch das Drehbuch geschrieben hat. Anders als beim Original stehen hier nicht nur weibliche Akteur:innen im Mittelpunkt, sondern die Geschichte dieses Mal auch aus einer weiblichen Perspektive erzählt.
Und noch während der ersten 15 bis 20 Minuten stellte ich mir die Frage, woher die ganzen schlechten Rezensionen nur kommen. Denn der Einstieg ist durchaus solide, der Film kann im ersten Drittel sogar mit seinem Humor punkten und der feministische Anstrich scheint mir nur die logische Konsequenz für eine BLACK CHRISTMAS-Neuverfilmung zu sein.
Doch desto mehr Zeit vergeht, umso deutlicher zeigt sich, dass diese neue Version nicht viel herzugeben scheint. Angefangen bei den Figuren, die zum Großteil leider recht eindimensional bleiben. Das ist vor allen Dingen deshalb schade, da es den Anschein macht, als würden sich Regisseurin und Autorin Sophia Takal sowie ihre Co-Autorin April Wolfe kaum für ihre Figuren interessieren. Da hilft es dann auch nur bedingt, dass der noch recht junge Cast gewillt ist, das Beste herauszuholen. Einzig Riley (Imogen Poots) bekommt etwas mehr Charaktertiefe und sie ist die einzige Figur, die so etwas wie eine Entwicklung durchmachen darf.
So sehr ich die Entscheidung nachvollziehen kann, die Gewalt, die in dieser Geschichte an Frauen verübt wird, nicht zu explizit zur Schau zu stellen, so handelt es sich bei BLACK CHRISTMAS aber immer noch um einen Horrorfilm. Nun kann das Genre gewiss mehr als nur Gewalt. Aber wenn es darum geht, unheimliche Momente zu inszenieren und Spannung (oder Anspannung) zu erzeugen, gelingt dies hier eher selten. Zwar kommt immer mal wieder so etwas wie Unbehagen auf, allerdings entsteht dieses Gefühl zumeist durch die geballte Ladung toxischer Männlichkeit, die von der Studentenverbindung ausgeht.
An dieser Stelle sollte positiv erwähnt werden, dass der Film hier differenziert genug geschrieben ist und nicht alle Männer über einen Kamm schert. Es geht vor allen Dingen um einen speziellen Typus von “Mann”, der meint, sich alles nehmen zu können und eine Gesellschaft kultiviert, von deren Welt- und Frauenbild sich auch andere Männer entweder anstecken lassen können oder der sie selbst zum Opfer fallen.
Könnte man mit alldem noch irgendwie leben, so schlägt das letzte Drittel eine Richtung ein, die hanebüchener nicht sein könnte. Ohne zu viel spoilern zu wollen, aber irgendwann wird hier noch Okkultismus mit in den Topf geworfen, so dass das Ganze plötzlich einen übernatürlichen Spin bekommt.
Das ist dann alles so weit hergeholt und weg vom Original, dass hier durchaus die Frage gestellt werden muss, ob es sich überhaupt noch um ein Remake handelt oder ob BLACK CHRISTMAS 2019 nicht eher eine eigenständige Produktion hätte sein sollen. Zwar werden immer mal wieder Motive aus dem ersten BLACK CHRISTMAS von 1974 aufgegriffen, dabei bleibt es jedoch. Im Grunde wird hier eine gänzlich neue Geschichte erzählt.
Ob es dem Film tatsächlich gut getan hätte, wenn er nicht unter der Marke “Black Christmas” veröffentlicht worden wäre, kann ich nicht abschließend beantworten. Zwar würde es sich dann immer noch noch um einen maximal mittelmäßigen Weihnachtshorrorstreifen handeln, allerdings hätte er sich so die unmittelbaren Vergleiche mit dem Original erspart. Am Ende ist BLACK CHRISTMAS eine Neuinterpretation, die zwar einen interessanten Ansatz bietet, das Potenzial jedoch verschenkt.
Nachdem der 1974 erschienene Slasher BLACK CHRISTMAS nicht nur Genrekonventionen definiert, sondern sich zudem über die Jahre hinweg zu einem Klassiker entwickelt hat, war es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis es ein Remake hierzu geben sollte. 2006 war es dann also soweit. Und in gewisser Weise erinnert diese Version an andere, ebenfalls in den Nullerjahren erschienene Remakes von Horrorklassikern, wie etwa den von Michael Bay produzierten THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE (2003) oder Rob Zombies HALLOWEEN (2007).
Eine erste Parallele zwischen diesen Streifen ist, dass der Killer wesentlich mehr Backstory erhält. Diese soll nicht nur erklären, warum dieser tut, was er tut, sondern sie soll aufgrund ihrer drastischen Darstellung zusätzlich verstörend wirken. Zugleich wird der Killer dadurch gewissermaßen zu einem tragischen Antagonisten stilisiert.
Zweitens erscheinen die Protagonist:innen eindimensionaler, als jeweils in den dazugehörigen Originalen. Speziell im Fall von BLACK CHRISTMAS ist dies schade, da vor allen Dingen die Charakterzeichnung die große Stärke des Films darstellte.
Und eine dritte Gemeinsamkeit ist der gesteigerte Gewaltgrad. Ebenso wie die Remakes THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE und HALLOWEEN setzt auch BLACK X-MAS eine gehörige Schippe oben drauf, wenn es um die Darstellung expliziter Gewalt geht. Hier werden Zuhauf phallusartige, spitze Gegenstände in Körper (vorwiegend junger Frauen) gerammt, so dass den Zusehenden förmlich die Augen rausploppen. Damit scheint die Kreativität der Filmemacher:innen aber auch ausgeschöpft zu sein.
Einzig der ironische Einsatz der beschwingten Weihnachtsmusik steht dem Film ganz gut, da diese das dargestellte Grauen gekonnt und mit dem nötigen Augenzwinkern kontrastiert. Nichtsdestotrotz bleibt BLACK X-MAS ein weitestgehend überflüssiges Machwerk, das irritierend misogyn daherkommt und damit wie eine reaktionäre Antwort auf das im Vergleich dazu progressive Original wirkt.
BLACK CHRISTMAS hat im Grunde alle wichtigen Zutaten, die es für einen guten Slasher braucht: Einen unheimlichen Killer, Charaktere mit Charakter sowie eine gewisse Prise schwarzen Humor. Gewissermaßen war der 1974 erschienene Slasher auch genreprägend und sein Kultstatus dürfte ebenfalls für ihn sprechen. Allerdings war ich persönlich von dem Gezeigten zusehends genervt, ohne das ich aber konkret benennen könnte, woran es gelegen hat. Dennoch, eine Chance können grundsätzlich Interessierte dem Film getrost einräumen.
Zu Beginn möchte ich eine Empfehlung aussprechen, die in den Tenor derjenigen Rezensionen einstimmt, die ich selbst vorab zum Film (unter anderem auch hier auf Letterboxd) gelesen habe: BLINK TWICE sollte am besten ohne jegliche Vorkenntnisse geschaut werden. Ganz besonders würde ich sogar davon abraten, den Trailer anzuschauen. Lediglich die Erwähnung, dass es sich um einen psychologischen Thriller handelt, sollte ausreichen.
Wer dennoch wissen will, worum es geht, bekommt im nachfolgenden Absatz (kursiv) eine kurze Inhaltsangabe:
Eine junge Frau, Frida (Naomie Ackie), wird mitsamt ihrer Kollegin und Freundin Jess (Alia Shawkat) von dem Tech-Milliardär Slater King (Channing Tatum) auf dessen Insel eingeladen. Gemeinsam mit ihm und seiner Entourage verbringen die beiden dort eine vermeintlich unbeschwerte Zeit. Sie speisen das beste Essen, trinken die exquisitesten Cocktails, genießen den strahlenden Sonnenschein am Pool und natürlich dürfen ausgelassene Parties und Drogen auch nicht fehlen. Frida gelingt es sogar, dem Tech-Milliardär immer näher zukommen. Aber ist die idyllische Insel wirklich das Paradies auf Erden? Oder geht hier noch etwas ganz anderes vor sich?
Viel mehr will ich dann aber auch nicht über die Handlung verraten. Nicht etwa, weil der Film dann nicht mehr funktionieren würde. Aber zu viel Wissen könnte dann doch ein wenig die Wirkung der Twists schmälern - auch wenn "Wissen" für den Film ironischerweise ein gutes Stichwort ist.
Glücklicherweise hat BLINK TWICE aber mehr zu bieten, als nur ein paar Mindfuck-Twists. An allererster Stelle sollten hier die Darsteller:innen erwähnt werden, die hier allesamt eine großartige Leistung abliefern. Die wohl offensichtlichste Überraschung ist Channing Tatum, der hier entgegen seines sonstigen Images besetzt wurde und mal wieder beweisen darf, dass er auch ein Charakterdarsteller ist. Naomie Ackie als Lead ist jedoch ebenfalls nicht nur eine interessante, sondern auch die genau richtige Wahl. Ihr Schauspiel erinnerte mich an das von Lupita Nyong'o in Jordan Peeles Social Thriller US (2019) - irgendwo zwischen sensibel und obsessiv, zwischen verletzlich und unheimlich.
Darüber hinaus besticht der Film durch eine ästhetische und stilsichere Kameraarbeit, durch ein kreatives Sounddesign und ein intelligentes Drehbuch. Wobei ich bei Letzterem doch noch eine Fußnote in Form eines kleines Fragezeichens anhängen möchte, da mir einige Geschehnisse hie und da etwas zu konstruiert erscheinen und ich zudem noch ein, zwei offene Fragen habe.
Alles in allem hat Zoë Kravitz mit BLINK TWICE aber ein sehr starkes Regiedebüt abgeliefert, einen Psycho-Thriller, der seine Message wirkungsvoll transportiert und stellenweise einem Schlag in die Magengrube gleicht. Wer Filmen wie GET OUT oder THE MENU etwas abgewinnen konnte, wird auch BLINK TWICE zu schätzen wissen.
Aller guten Dinge sind drei
Ti Wests X hatte 2022 die Fantasy Filmfest Nights eröffnet und als ich ihn damals in Berlin gesehen hatte, hatte ich einen diabolischen Spaß an dem Retro-Slasher. Ein Jahr später ist dann PEARL hierzulande offiziell in den Kinos erschienen und auch dieses Prequel konnte mich mit seiner Grundidee sowie mit Mia Goths wahnsinniger Darbietung überzeugen. Die Freude auf MAXXXINE, den dritten Teil welcher nun wiederum als Sequel zu X fungiert, war dementsprechend groß.
Zugleich hatte ich aber auch die Befürchtung, dass sich Filmemacher Ti West an den Ambitionen seiner Reihe verheben und den dritten Teil gekonnt in den Sand setzen würde. Die ersten Reaktionen auf den Film fielen zwar erneut positiv aus, waren bei weitem jedoch nicht mehr so euphorisch und gaben meiner Erwartungshaltung einen Realitätscheck.
Sicherlich habe ich eine solche Erdung gebraucht, um eben nicht wie so viele andere enttäuscht aus der Kinovorstellung zu gehen. Denn, ja, MAXXXINE hat gewiss seine Schächen, aber um fair zu bleiben, auch X und PEARL waren keine rundum perfekten Filme. So muss sich der dritte Teil - zumindest meiner Ansicht nach - auch gar nicht vor seinen beiden Vorgängern verstecken.
Back to the 80s
Eine der Qualitäten des Films fällt dann sogleich auch ins Auge - MAXXXINE besticht nämlich durch eine (bitte entschuldigt den Wortwitz) "X-quisite" Kameraarbeit. Das sollte allerdings kaum verwundern, hat doch erneut Eliot Rockett hinter der Kamera Platz genommen. Dieser hatte bereits häufiger mit Ti West zusammengearbeitet, unter anderem auch bei X und PEARL. Rockett fängt das Geschehen nicht einfach nur stimmungsvoll ein, er verleiht der ganzen B-Movie-Ästhetik und Pornofilm-Schmuddeligkeit eine künstlerische Note, weshalb sich die X-Trilogie allein schon durch die Bildsprache von anderen Horrorfilm-Reihen abhebt.
Generell weiß der Look des Films aber zu überzeugen. Zwar bin ich erst kurz nach der Wende geboren, dennoch entfalten Kamera und Beleuchtung sowie Set-Design, Make-up und Kostüm für mich diese typischen 1980er-Jahre Vibes, die ich so oder so ähnlich von Filmen aus dieser Zeit kenne. "Authentisch" wäre hier wohl das richtige Stichwort - und das, obwohl hier, anders als noch bei X, nicht analog auf Film, sondern digital gedreht wurde.
Einzig Szenen, die an VHS-Aufnahmen erinnern sollen, fallen hier etwas aus der Rolle. Eben jenen Szenen ist anzumerken, dass sie digital nachbearbeitet wurden, wodurch sie zu erzwungen "retro" wirken.
"Maxine fucking Minx"
In X hatte eine Gruppe junger, enthusiastischer Pornofilmer:innen gegen Ende der 1970er den Entschluss gefasst, einen Sexstreifen zu drehen und damit groß rauszukommen. Eine von ihnen war die von Mia Goth gespielte Maxine Minx, eine aufstrebende Pornodarstellerin mit dem gewissen "X-Factor". Als Drehort hatte die Gruppe eine abgelegene Farm auserkoren, irgendwo im Nirgendwo der USA. Dieses Vorhaben ging jedoch gewaltig nach hinten los, sind die meisten von ihnen dem älteren Ehepaar, welchem die Farm gehörte, zum Opfer gefallen.
Maxine jedoch überlebte die Gräueltaten. Nun, Mitte der 1980er, in Los Angeles, ist Maxine Minx mittlerweile zu einem Pornostar geworden. Doch sie möchte mehr und schnuppert Hollywood-Luft. Als sie für eine Rolle in dem Horrorfilm THE PURITAN II vorspricht und diese tatsächlich sogar bekommt, sieht Maxine ihr Chance gekommen. Jetzt will sie es allen beweisen und ein "echter" Filmstar werden, denn sie ist "Maxine fucking Minx".
Zur selben Zeit sorgt jedoch ein Serienkiller, der sogenannte "Night Stalker", in L.A. für Angst und Schrecken. Einige der Morde scheinen zu allem Überfluss mit Maxine in irgendeiner Verbindung zu stehen. Doch nicht nur das, auch ihre schicksalhafte Vergangenheit droht sie wieder einzuholen...
Get famous or die trying
Die X-Trilogie ist voll und ganz auf Mia Goth zugeschnitten. In X spielte sie eine Doppelrolle - einerseits war sie Maxine Minx, andererseits schlüpfte sie, verborgen unter ganz viel Make-up, in die Rolle der mörderischen Farmhausbesitzerin Pearl. Wobei sich hier schon herausstellte, dass Pearl als tragische Antagonistin die wesentlich interessantere Figur ist. So wurde die Vorgeschichte PEARL dann auch zu einer kompletten Mia Goth-Show, die in einem mehrminütgen Monolog gipfelte.
In MAXXXINE wiederum darf sie ihr schauspielerisches Talent beweisen, indem sie etwa direkt zu Beginn zeigt, welches schauspielerische Talent sich in ihrer Figur Maxine verbirgt - natürlich wieder in einem Monolog, was als direkte Referenz zu verstehen ist.
Zwar lässt sich sagen, dass Maxine als Charakter etwas mehr an Profil hinzugewonnen hat. Allerdings speist sich dieser Eindruck fast gänzlich aus den wiederkehrenden Erinnerungen an das, was damals auf der Farm geschehen ist. Dieses Trauma weiß Mia Goth glaubwürdig zu transportieren. Maxine ist plötzlich ein Charakter mit Emotionen, wodurch sie verletzlicher und somit auch zugänglicher wirkt.
Auf der anderen Seite wiederum hat Maxine nach wie vor nur eine Motivation: berühmt zu werden. Das sorgt dann eben nicht nur dafür, dass sich das Fühlen für sie und mit ihr seitens des Publikums in Grenzen hält, sondern auch, dass einige der Nebenfiguren wesentlich spannender erscheinen.
Auch hat sich Mia Goth vielleicht ein wenig zu sehr in der Rolle einer Figur verloren, die nach Ruhm strebt, von sich eingenommen ist und auf andere herabblickt - zumindest, wenn die Berichte rund um einen speziellen Vorfall am Set stimmen sollten. Das hinterlässt dann leider auch einen bitteren Beigeschmack, selbst wenn das Ganze noch nicht restlos geklärt ist.
Zwischen Thriller und bissiger Showbiz-Satire
Während X im besten Stile den Slasher-Filmen der 60er- und 70er-Jahre gehuldigt hat und PEARL als märchenhafter Psycho-Horrorfilm den mentalen Meltdown seiner Protagonistin bis hin zum blutigen Finale zelebriert hat, ist MAXXXINE nicht nur ein Thriller mit Horrorelementen, sondern im Kern eine Satire auf Hollywood und auf das Filmgeschäft.
Es fallen immer wieder Kommentare dahingehend, wie sehr sich Frauen im Filmgeschäft beweisen müssen, unter welchem enormen Druck sie zum Teil stehen und mit welcher erschreckenden Selbstverständlichkeit teilweise intime Dinge von ihnen verlangt werden. So geht es in MAXXXINE dann eben nicht nur um eine Frau, die um jeden Preis Ruhm erlangen möchte, sondern ebenso um Selbstermächtigung sowie um ein Ankämpfen gegen gewachsene Machtstrukturen und ein männlich dominiertes Business.
Um diese Kritik zu äußern, wird hie und da auch auch mal zu drastischeren Mitteln gegriffen. Im Großen und Ganzen ist das oft wenig subtil, verleiht dem ansonsten gewollt cheesigen Thriller aber einen doppelten Boden sowie eine gewisse Aktualität.
Gewiss, MAXXXINE ist vielleicht nicht der Höhepunkt, den sich viele erhofft haben. Einige sprechen sogar vom schwächsten Teil der gesamten Trilogie. Für mich jedoch ist MAXXXINE alles in allem, und trotz des einen oder anderen Makels, ein...
... würdiges Finale einer insgesamt überaus gelungenen Horrorfilm-Reihe.
PS: Habe ich Finale geschrieben? Nun ja, so ganz könnte es mit dem X-Universe dann vielleicht doch nicht zu Ende sein. Ti West ließ zumindest verlauten, dass er eine "weirde" Idee für einen potenziellen vierten Teil hätte. Aber zumindest vorerst würde er dieser Idee nicht weiter nachgehen.
Nach YOUR NAME und WEATHERING WITH YOU habe ich mir nun also noch SUZUME angesehen, den bis dato aktuellsten Film von Makato Shinkai. Dabei wollte ich SUZUME bereits schauen, als er noch im vergangenen Jahr im Programm der Berlinale lief. Für das Online-Ticketsystem war ich allerdings offenbar etwas zu langsam, jedenfalls hatte ich es nicht mehr rechtzeitig geschafft, mir noch eine Karte zu sichern. Als der Film bald darauf regulär in die Kinos kam, ergab sich für mich wiederum nicht die Gelegenheit, diesen Film doch noch auf der großen Leinwand zu sehen. Also hieß es warten — warten auf den Home-Release. Im April 2024 sollte das Warten endlich ein Ende nehmen, denn da ist Suzume auf DVD, Blu-Ray und sogar auf Netflix erschienen.
Auf dem Weg zur Schule begegnet die Teenagerin Suzume dem gleichermaßen geheimnisvollen, wie auch gut aussehenden und charmanten Sōta. Dieser ist auf der Suche nach einer verlassenen Stadt, welche ganz in der Nähe von Suzumes Heimatort gelegen ist. Nach kurzem Zögern packt Suzume die Neugier und sie folgt dem jungen Man zu dem verlassenen Ort. Zwar kann sie Sōta zunächst nicht finden, dafür entdeckt Suzume eine seltsame Tür, die inmitten eines alten Schwimmbads steht. Als Suzume die Tür öffnet, öffnet sie damit zugleich ein Portal in eine andere Welt. Allerdings dringt durch dieses offene Portal auch etwas in ihre Welt. Von da an beginnt für Suzume eine Reise quer durch Japan, auf der sie nicht nur weitere solcher mysteriösen Türen schließen muss, sondern auch eine Reise zu sich selbst.
Wie für Makato Shinkai typisch, ist diese Reise wieder atemberaubend schön bebildert. Zeichnungen und CGI-Animationen ergänzen sich wunderbar und im Gegensatz zu WEATHERING WITH YOU wirkte dieser Mix — zumindest für mein Empfinden — wieder harmonischer.
Auf Handlungsebene muss das Publikum dazu geneigt sein, das Ein oder Andere unhinterfragt hinzunehmen. Andersnfalls kann es passieren, dass einige Ideen und dramatische Entscheidungen etwas befremdlich erscheinen. Stichwort “sprechende Katze”, Stichwort “dreibeiniger laufender und redender Stuhl”, Stichwort “unsterbliche Liebe auf den ersten Blick”. Ich fühlte mich beim Schauen etwas an Hayao Miyazakis DER JUNGE UND DER REIHER erinnert, welcher Anfang des Jahres in die Kinos kam. Auch dort musste vieles hingenommen werden. Sowohl in DER JUNGE UND DER REIHER als auch in SUZUME funktioniert die jeweils etablierte Welt nach bestimmten Regeln und ähnlich wie die Protagonist:innen der beiden Filme diese Regeln teilweise nicht wirklich verstehen oder nachvollziehen können, fiel es mir schwer die Regeln zu begreifen. Vielleicht spiegelt das aber auch das Erwachsenwerden wieder, denn auf dem Weg der Selbstfindung gibt es vieles, das man nicht unbedingt versteht.
Obwohl ich hie und da das eine oder andere Mal kurz irritiert war aufgrund dessen, was sich auf dem Bildschirm abspielte, so war ich dennoch von Anfang bis Ende gebannt. Ich habe mich regelrecht an dem Ideenreichtum erfreuen und in dieser Welt verlieren können. Zwar bleibt YOUR NAME für mich der bis dato beste Film von Makato Shinkai, aber ich bin alles andere als abgeneigt, mir auch noch die anderen Werke des Mannes anzusehen. Und den Selbstfindungstrip in SUZUME trete ich ebenfalls gerne wieder an.
Auf den 2016 erschienenen Anime YOUR NAME folgte knapp drei Jahre später mit WEATHERING WITH YOU der nächste Film von Makato Shinkai. Und ebenso wie in YOUR NAME haben wir es auch in WEATHERING WITH YOU wieder mit einer Lovestory zwischen zwei Teenager:innen zu tun, welche zunächst als Coming-of-Age-Drama beginnt und im weiteren Verlauf immer übernatürlichere Züge annimmt.
Auch wurden einige der bereits bekannten Motive übernommen. So geht es auch dieses Mal um Themen wie Landflucht, Traditionen, welche nach und nach in Vergessenheit geraten oder die gewaltige Kraft der Natur. Wobei in WEATHERING WITH YOU zusätzlich noch die zunehmende Amerikanisierung der japanischen Kultur angeschnitten wird und das übergreifende Thema nun der durch den Menschen verursachte Klimawandel ist.
Der Film ist auch wieder schön anzusehen, wobei die computergenerierten Effekte dieses Mal etwas mehr ins Auge stechen und ich muss gestehen, dass ich davon kein allzu großer Freund bin. Dadurch wirkt das Bild hie und da etwas zu glatt. Und ebenso wie ich der inzwischen langsam verloren gegangenen Kunst des Zeichentrickfilms hinterher trauere, so erfreue ich mich auch in Animes daran, wenn diese weitestgehend gezeichnet daher- und möglichst ohne Effekte aus dem Rechner auskommen. Zudem sind manche Schwenks und Zooms um und durch das digital erzeugte Tokio etwas zu viel des Guten. Was die Farbenpracht und das Spiel mit dem Licht angeht, sieht WEATHERING WITH YOU hingegen einfach umwerfend aus.
Toll ist auch wieder der instrumentale Part des Soundtracks, welcher wieder von der Band Radwimps beigesteuert wurde. Nur wenn der Gesang einsetzt, wird mit der Kitschglasur meiner Meinung nach etwas zu dick aufgetragen – und ja, dies bedeutet, dass selbstverständlich auch WEATHERING WITH YOU nicht ohne Kitsch und die „ganz großen Gefühle“ auskommt. Zwar hat mich das dieses Mal nicht ganz so sehr mitgenommen, wie noch in YOUR NAME, aber alles in allem war es dann doch noch auf einem erträglichen Level.
Ganz cute ist wiederum die aufkeimende Romanze zwischen den beiden Hauptfiguren. Und auch die Verbindung zu den restlichen Nebenfiguren war mitunter schön anzusehen, zumal auch diese ganz spezifische Charaktereigenschaften sowie ihre ganz individuellen, kleinen Stories spendiert bekommen haben.
Da ist es andererseits schade, dass der Film an manch anderer Stelle nicht ganz auserzählt wirkte. Mitunter werden Storylines aufgemacht, die dann aber entweder einfach wieder fallen gelassen werden oder ins Leere laufen.
Auch ist die Motivation der männlichen Hauptfigur Hodaka nicht immer ganz eindeutig und schlüssig. Manche Entscheidungen sind sogar schlichtweg fragwürdig (Stichwort: Pistole) beziehungsweise können diese an anderer Stelle gegebenenfalls sogar als egoistisch gelesen werden. Das machte es zumindest mir manchmal schwer, mich in die Figur hineinzuversetzen.
Das soll jedoch nicht bedeuten, dass WEATHERING WITH YOU ein schlechter Film ist, ganz im Gegenteil. Allerdings war ich nach der Sichtung nicht ganz so euphorisch, wie noch bei YOUR NAME. Alles fühlte sich irgendwie eine Nummer kleiner, aber auch unrunder an. Wobei ich nicht mit Gewissheit sagen kann, ob es daran liegt, dass ich WEATHERING WITH YOU kurz nach YOUR NAME geschaut habe und der Film – zumindest für mich – nicht ganz aus dem Schatten seines Vorgängers heraustreten konnte. Versuche ich beide Filme aber mal unabhängig voneinander zu betrachten, so hat mir WEATHERING WITH YOU immer noch gut gefallen.
Selten habe ich einen schöneren Anime gesehen – und damit beziehe ich mich nicht nur auf die visuelle Ebene von YOUR NAME. Denn so fantastisch der Film bebildert ist, so fantasievoll ist auch dessen Geschichte um zwei Jugendliche, deren Schicksale auf eine übernatürliche Weise miteinander in Verbindung zu stehen scheinen.
Zwar ist das zu Beginn etablierte Körpertausch-Thema nicht so ganz meins und auch das Intro erinnerte mich an Anime-Serien, die ich eher links liegen lasse, weshalb ich einen Moment brauchte,
um mich in den Film einzufühlen. Aber ab einem gewissen Zeitpunkt machte es „Klick“ bei mir und die anfänglich noch recht leichtfüßige Coming-of-Age-Komödie begann ihren Charme zu entfalten. Im weiteren Verlauf nimmt die kleine, süße Romanze jedoch immer kosmischere Züge an und der Tonfall wird zunehmend ernster und melancholischer. In manchen Momenten steigt dadurch zwar auch der Kitsch-Faktor deutlich, ohne dass es Regisseur und Drehbuchautor Makato Shinkai aber zu sehr übertreiben würde – oder aber ich bin schlichtweg empfänglich für diese Art von Kitsch. Der
Film hat es immer wieder geschafft, mich zutiefst zu berühren, so dass ich ein ums andere Mal feuchte Augen hatte.
Aber selbst fernab vom Hauptplot hat der Film so viel mehr zu erzählen. Es ist interessant, welche Themen hier mal mehr und mal weniger unterschwellig behandelt werden: die Dichotomie zwischen Stadt- und Landleben, das Vergessen von Traditionen, die Macht der Natur oder auch das Trauma Japans, das durch den Abwurf der Atombomben entstanden ist und bis heute nachhallt. Ich bin mir sicher, dass hier noch viele weitere Motive zu finden sind, die ich entweder übersehen oder einfach nicht verstanden habe.
In jedem Falle bietet es sich an, YOUR NAME noch ein weiteres Mal zu gucken – und ich habe vor, dies auch zu tun. Für mich ist dieser Film nicht einfach nur einer der besten Animes, sondern schlicht und ergreifend ein moderner Klassiker.
Nach seinem 2020 erschienen Langfilm-Debüt SPONTANEOUS, der als eine Art romantische Coming-of-Age-Horror-Dramedy beschrieben wird und in dem es um spontan explodierende Jugendliche geht (der “kreative” deutsche Verleihtitel ist allen Ernstes: ZERPLATZT), hat Autorenfilmer Brian Duffiel mit NO ONE WILL SAVE YOU nun einen SciFi-(Home)-Invasion-Survival-Thriller abgeliefert. Darin wird eine US-amerikanische Kleinstadt von Außerirdischen heimgesucht. Die in einem abgelegenen Landhaus lebende Brynn (Kaitlyn Dever) muss sich gegen die ungebetenen Besucher zur Wehr setzen, wobei sie dem Filmtitel entsprechend nicht auf Unterstützung hoffen darf, sondern bei ihrem Überlebenskampf gänzlich auf sich allein gestellt ist.
Diese Prämisse erinnert sehr an M. Night Shyamalans SIGNS (2002), wobei glücklicherweise darauf verzichtet wurde, eine ähnlich aufdringliche religiöse Message mit einzuweben. Stattdessen geht es in NO ONE WILL SAVE YOU um Themen wie Schuld und Traumabewältigung. Das wirkt zwar hie und da gewollt konstruiert und führt letztendlich auch zu dem gewiss streitbaren Finale, jedoch verleiht dieser thematische Unterbau dem Film und auch der Hauptfigur die notwendige Vielschichtigkeit.
Gelungen ist zudem der Einstieg des Films. Nicht nur, dass Brynn näher vorgestellt und charakterisiert wird, auch die erste unheimliche Begegnung mit der dritten Art ist spannend und dicht inszeniert. Aber auch insgesamt kann der Film mit einer wohl-schaurigen Atmosphäre überzeugen und aufgrund einer Laufzeit von knapp 93 Minuten ist NO ONE WILL SAVE YOU zudem angenehm kurzweilig.
Das Design der Aliens und auch das deren Raumschiffe mag hingegen einigen als zu “08/15” erscheinen und auch ich war davon zunächst etwas enttäuscht. Allerdings passen die grauen Männchen und die an Schallplatten erinnernden fliegenden Untertassen — zumindest von der Idee her — zu den stellenweise eingestreuten Remineszenzen an die 1940er und 1950er Jahre. Zu diesem Eindruck tragen unter anderem das alte Landhaus und die piefige Kleinstadt mit ihren Häuschen und Vorgärten, aber auch teilweise Kostüm und Set-Design sowie wiederum ganz explizit das Ende bei.
Was dem Film — zumindest was den Unterhaltungswert anbelangt — am meisten zu schaffen macht, sind zum einen manche doofe Entscheidungen, welche die Hauptfigur trifft, aber zum anderen auch die Idee, diese während der gesamten Laufzeit des Films kaum sprechen zu lassen. Zwar unterhält sie sich mit keiner anderen Figur, so dass es per se auch keinen Grund für sie gäbe zu reden. Aber es ist dann doch etwas irritierend, dass Brynn so gar keine Selbstgespräche zu führen scheint. Manche könnten — etwa wie ich — davon gegebenenfalls irgendwann sogar genervt sein. Wobei man wiederum auch sagen muss, dass die Idee mit der “verlorenen Stimme” mehr als nur ein Gimmick ist. Viel eher zieht sich dies konsequent durch den gesamten Film und wird auch an anderer Stelle aufgegriffen. Hierzu würde sich gewiss auch mal ein Deep Dive in Form eines Essays anbieten.
Alles in allem ist NO ONE WILL SAVE ein solider Horrorfilm: handwerklich gut umgesetzt und gespickt mit interessanten Ideen, aber leider mit ein paar Abzügen in der B-Note. Dennoch darf man gespannt sein, was von Autor und Regisseur Brian Duffiel in Zukunft noch kommen wird.
Nic Cage spielt angenehm zurückhaltend in diesem pulpy Thriller. Nur in einigen wenigen Szenen blitzt der Wahnsinn hervor, für den er heute bei den meisten bekannt (und beliebt) sein dürfte.
Die ersten zwei Drittel funktionieren dann auch durchaus gut. Es wird in eine (Parallel-)Welt eingeführt, die faszinierend und abstoßend zugleich ist. Darüber hinaus zeichnet sich 8MM bisweilen durch eine düstere, dreckige Atmosphäre aus. Doch spätestens im letzten Drittel wird alles, was vorher mühsam aufgebaut wurde, fast gänzlich wieder eingerissen.
Zwar ist man versucht zu psychologisieren und das "Warum?" für die Gräueltaten zu ergründen. Ebenso wird in Ansätzen die innere Zerrissenheit von Nic Cages Figur herausgearbeitet. Allerdings ist das Drehbuch viel zu plump geschrieben, als dass der Film wirklich bis an die Substanz gehen könnte. Irgendwann kippt das Ganze sogar ins Melodramatische und damit fast ins Lächerliche.
Somit kann 8MM weder ernsthaft mit Genrevertretern wie David Finchers SEVEN (1995) verglichen werden, noch kann er mit anderen, ähnlich pulpigen, aber weitaus gelungeneren Filmen wie COLD IN JULY (2014, R: Jim Mickle) mithalten. Ganz passabel, mehr aber leider auch nicht.
“feels good man”. Mit diesen Worten startete Pepe the Frog — mehr oder minder unfreiwillig — seine “Karriere” im Internet. Und welchen Verlauf sein Werdegang nehmen sollte, ist wirklich crazy — but not in a good way. Er wurde von einer liebenswert “druffigen” Comicfigur zu einem Meme, von einem Meme zu einem Identifikationssymbol für “Außenseiter” und “Loser”, von da aus bald zu einer Art Galionsfigur für die Incel-Community und schließlich zu einem Symbol des Hasses und der Hetze. Etwa Mitte der 2010er “frognappte” die politische Rechte in den USA Pepe und nutze ihn, um in antisemitischen, sexistischen und rassistischen Memes ihre auserwählten Feindbilder zu “trollen”.
Wie vermutlich die meisten habe ich Pepe the Frog erst kennengelernt, als er bereits “Memefiziert” war: Diese glubschigen Augen, die großen, runden Lippen und dieses dezente Lächeln, bekifft, aber irgendwie zufrieden. Wieso ausgerechnet dieses Bild, diese Figur von der Alt-Right für ihre Zwecke auserwählt und missbraucht wurde, war mir bis dato ein Rätsel. Wer sich diese Frage ebenfalls schon immer gestellt hat, bekommt darauf in der sehr sehenswerten Indie-Doku FEELS GOOD MAN von Arthur Jones ein paar Antworten.
Anhand dieses exemplarischen Beispiels zeigt die 2020 erschienene Doku auf, welche Wirkungsmechanismen in der gegenwärtigen Meme-Kultur vorherrschen und wie etwas nicht nur zu einem Selbstläufer wird, sondern schlussendlich auch außer Kontrolle geraten kann. Gleichzeitig zeigt der Fall Pepe the Frog, was im Worst Case passieren kann, wenn der vielfach beschworene “Tod des Autoren” — natürlich im übertragenen Sinne — eintritt. Wobei der noch sehr lebendige Schöpfer von Pepe, Matt Furie, alles daran setzt, das Schicksal seines grünen Comic-Frosches selbst wieder in die Hand zu nehmen.
Kann man Matt Furie allenfalls eine gewisse Naivität vorwerfen, die er zu Beginn von Pepes wachsender Internetpopularität an den Tag gelegt hatte, lässt er später nichts unversucht: Sei es eine Social Media-Aktion unter dem Hashtag #SavePepe, die Entscheidung, seine geliebte Figur den Comic-Tod sterben zu lassen oder schließlich doch rechtliche Schritte einzuleiten und Anwält:innen hinzuzuziehen. Doch bei seinen Bemühungen muss er immer wieder feststellen, dass es kein Leichtes ist, Pepe aus dem brauenen Sumpf wieder herauszuziehen.
Zwar haben die Macher:innen der Doku davon abgesehen, das Gezeigte zu kommentieren. Alles Gesagte steht schlussendlich für sich bzw. wird durch Aussagen anderer Protagonist:innen unterstrichen, bestärkt oder konterkariert. Aber durch die Inszenierung ist das Publikum dazu geneigt, für den Underdog in dieser Geschichte zu rooten und dieser ist nun einmal ganz klar der Comic-Zeichner Matt Furie.
Was in der Doku darüber hinaus deutlich wird, ist, wie eng Pepes Entwicklung mit der politischen Situation in den USA verwoben ist. Die Gesellschaft ist zutiefst gespalten, gewisse Gruppen radikalisieren sich zusehends und das Internet wirkt mitunter wie ein Brandbeschleuniger. Es herrscht quasi ein Meme-Krieg, der mittlerweile sogar zu einem Info-Krieg ausgeartet ist.
Immerhin, einen kleinen Silberstreif am Horizont scheint es dann doch zu geben. In Hongkong wurde Pepe the Frog für viele Menschen nämlich zu einem Zeichen der Hoffnung, zu einem Symbol für Freiheit und Demokratie. Vielleicht gibt es für den grünen Comic-Frosch also doch noch irgendwann ein Happy End.
Autorenfilmer Todd Stephens hat mit SWAN SONG der queeren Lokalberümtheit Pat Pitsenbarger ein gefühlvolles, rührendes, fiktionalisiertes Portrait gewidmet. Gleichzeitig wurde auch der Schauspiellegende, ähm, Pardon, ich meine natürlich der “Don’t Act”-Legende Udo Kier mit dieser längst überfälligen Hauptrolle ein Denkmal gesetzt.
So sehr berührt hat mich tatsächlich das letzte Mal PIG (2021, R: Michael Sarnoski), der zwar eine andere Geschichte erzählt, aber dann doch im Grunde nach einem ähnlichen Schema funktioniert: Ein Mann kehrt zurück an den Ort, den er vor Jahren verlassen hat, wo er nun mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert wird.
Während mich bei PIG vor allen Dingen die Quasi-Vater-Sohn-Beziehung zwischen den Figuren von Nic Cage und Alex Wolff total mitgenommen hat, waren es in SWAN SONG die schön beobachteten, herzergreifenden und zutiefst menschlichen Momente, die immer wieder dafür gesorgt haben, dass meine Augen nicht trocken blieben. Selbst während ich diese Zeilen schreibe und den Film noch einmal Revue passieren lassen, kommen mir fast wieder die Tränen.
Für mich ist SWAN SONG schlicht und ergreifend ein (fast) perfekter Film, der mich einfach voll erwischt hat.
Ein Drogendealer, ein Pimp und eine Prostituierte betreten ein Labor…
Was nach dem Anfang eines schlechten Witzes klingt, ist die Prämisse des überraschend originellen wie charmanten Netflix-Films THEY CLONED TYRONE. Das oben genannte ungleiche Trio, gespielt von einem stets mürrisch dreinblickenden John Boyega (der Drogendealer), einem herrlich-überdrehten Jamie Foxx (der Pimp) und einer äußerst coolen Teyonah Parris (die Prosituierte), begibt sich auf eine SCOOBY-DOO-ähnliche Spurensuche und stößt dabei auf eine Verschwörung, die ihr ganzes Viertel zu bedrohen scheint. Es geht um Klone und geheime Experimente. Die sich daraus ergebenden, teils irrwitzigen Entwicklungen und Wendungen sorgen nicht selten für große Augen und ein breites Schmunzeln.
Glücklicherweise ist das Drehbuch zu clever geschrieben, als dass der Film zu einer trashigen Lachnummer verkommen würde. Denn der Streifen enthält zudem noch einige interessante Beobachtungen, die vor allen Dingen der US-amerikanischen Gesellschaft, aber auch uns, den Spiegel vorhalten. Pulp trifft hier auf Social Commentary und nicht selten musste ich dabei an die sogenannten Social Thriller wie GET OUT, US oder auch NOPE von Jordan Peele denken, ohne aber, dass THEY CLONED TYRONE ganz das gleiche Niveau erreichen würde.
Darüber hinaus ist der Film mit fast 2 Stunden Laufzeit etwas zu lang geraten. Zu diesem Eindruck trägt die zwar sehr sleeke, allerdings auch etwas behäbige Inszenierung bei. Soll heißen: Die Aufnahmen sind sehr stylisch, aber manchmal fehlt dann eben doch etwas das Tempo. Nichtsdestotrotz sollten hieran alle ihre Freude haben, die mal was anderes sehen wollen und/oder die sich über abstruse Verschwörungserzählungen herrlich schlapp lachen können.
Leo Kopernick (Adrien Brody), der für die filmische Adaption des berühmten Theaterstücks „The Mousetrap“, eine Kriminalgeschichte aus der Feder Agatha Christies, als Regisseur angeheuert wurde, wird auf eben jener Bühne, auf welcher das Stück Abend für Abend aufgeführt wird, tot aufgefunden. Ermordet. Die Ermittlungen übernehmen der erfahrene, aber alkoholabhängige Inspector Stoppard (Sam Rockwell) und dessen junge, zwar noch etwas unerfahrene, aber engagierte Kollegin, Constable Stalker (Saoisre Ronan).
Aus dieser Prämisse ergibt sich ein Film nicht nur über die Theater- und Filmwelt, sondern auch über das Erzählen von Geschichten, speziell von Kriminalgeschichten. In feinster Meta-Manier werden gängige Genre-Tropes durchaus amüsant aufs Korn genommen.
Parallel dazu entspinnt sich jedoch auch ein recht spannungsarmer Whodunit, dessen größtes Problem wohl darin besteht, dass sich die eigentlich Verdächtigen durch mangelhafte Motive leider kaum verdächtig machen. Und wenn man – anders als ich an dem Abend, als ich den Film gesehen habe und offenbar Tomaten auf den Augen hatte – genau auf die richtigen Zeichen achtet, kann man im Grunde bereits von Beginn an erahnen, welches Spiel hier gespielt wird.
So sind es viel eher der britische Witz und Charme sowie die schrägen Figuren, die dafür sorgen, dass man bei der Stange bleibt. Allen voran Sam Rockwell als abgehalfterter Inspector und Saoisre Ronan als dessen überaus übereifrige Kollegin, die zwar jedes Detail und jeden gesagten Satz in ihrem Notizblock festhält, aber dennoch manchmal zu schnell die falschen Schlüsse zieht, funktionieren als ungleiches Duo ausgesprochen gut. Aber auch alle anderen Charaktere haben ihre überzeichneten Eigenheiten. Das Schauspiel ist dabei stets dezent drüber, ganz so, als wäre dieser Film selbst im Grunde ein Theaterstück.
Ein zwingender (Geheim-)Tipp ist SEE HOW THEY RUN zwar nicht, wer jedoch einen Krimi im Stile einer Agatha Christie Geschichte sehen möchte, bekommt einen immerhin soliden Film geboten.
Bisher war Wes Anderson für mich „Hit or Miss“. Wobei, ich kannte zugegebenermaßen auch nur zwei seiner Filme. Der eine, THE GRAND BUDAPEST HOTEL, war der „Hit“, und der andere, THE FRENCH DISPATCH, war der „Miss“. Um mir einen weiteren Überblick über das Œvre des Autorenfilmers zu verschaffen, habe ich mir nun sein spätestes Werk, ASTEROID CITY, im Freiluftkino „Pompeji“ am Ostkreuz in Berlin angesehen. Und ohne groß um den heißen Brei herumzuschreiben: Dieser Film ist ein weiterer „Hit“ für mich.
Im Vorfeld habe ich bereits einiges über den Film gehört und gelesen. Die Meinungen waren dabei zwar zumeist positiv, jedoch mischten sich, wie schon bei Wes Andersons bis dato letzten Film THE FRENCH DISPATCH, vermehrt kritische Stimmen mit ein. Für die einen war ASTEROID CITY Wes Anderson in Reinform, für die anderen war der Film wenig originell und hatte kaum Neues zu bieten, die einen erfreuten sich an den skurrilen Figuren und Ideen, die anderen bemängelten einen rudimentären Plot, manche bemerkten eine routinierte Jonglage mit den typischen „Wes Anderson‘schen“ Stilmitteln und Konventionen, die anderen meinten darin einen Anflug von Selbstgefälligkeit zu erkennen. Was mich betrifft, so kann ich die Punkte beider Seiten verstehen, wenngleich ich, wie bereits erwähnt, äußerst angetan war von dem, was sich da auf der Leinwand abspielte.
Nun kann es unter anderem daran liegen, dass ich bisher noch nicht so viele Filme aus der reichhaltigen Filmographie von Filmemachers kannte und sich daher dessen Stil, die Art des Erzählens und des Inszenierens, für mich noch nicht abgenutzt hat. Möglicherweise liegt es aber auch schlicht und ergreifend daran, dass mich diese Art von Film anspricht.
So mag ich es, wenn die Stränge verschiedenster Figuren zusammengeführt und wieder gelöst werden, wenn sich ihre Wege kreuzen (oder auch nicht kreuzen), und wenn diese Begegnungen (oder auch Nicht-Begegnungen) einen Einfluss auf die Entwicklungen der jeweiligen Charaktere haben (oder eben auch nicht haben). Ich mag diese episodische Narration, die sich, wie im Falle von ASTEROID CITY, daraus ergibt. Ebenso mag ich die verkopfte Art, in der Wes Anderson seine Geschichte präsentiert. Ich mag, wie alles ineinander greift und wie hier, trotz des sich aus der Handlung entwickelnden Chaos, nichts dem Zufall überlassen wird. Ich mag die rund geschliffenen, teils (bewusst) doofen, oft tiefgründigen sowie stets on Point dargebotenen Dialoge. Ich mag die scharfsinnigen Beobachtungen. Ich mag die Stilbewusst und -sicherheit der Inszenierung – ganz gleich, ob dies nun ein Zeugnis von Selbstverliebtheit sein mag oder nicht. Und ich mag es, wenn diverse Genres miteinander kombiniert und vermischt werden, wie hier unter anderem mit Tragikomödie, Science-Fiction und Coming of Age geschehen.
Dies alles hat ganz zwangsläufig auch seine Nachteile. Wie schon THE GRAND BUDAPEST HOTEL und THE FRENCH DISPATCH ist auch ASTEROID CITY wieder heillos überladen mit Storylines und Ebenen, Themen und Figuren. Da verwundert es kaum, dass nicht jeder Gedanke, den Wes Anderson beim Konzipieren im Kopf gehabt zu haben schien, auch wirklich zu 100% auserzählt wirkt. Ebenso ist es wieder einmal beachtlich, wie verschwenderisch er mit seinem Cast umgeht, der zwar fast durchweg aus A-listern besteht, die jedoch zuweilen nur ein paar Szenen spendiert bekommen – was wiederum auch dazu führt, dass man einen Großteil der Charaktere kaum kennenlernt und diese nicht viel mehr als comichafte Karikaturen sind.
Abschließend muss ich gestehen, dass ich nicht so recht einschätzen kann, ob dieser Wes Anderson vorwiegend etwas für Fans seiner Filme ist oder aber für Newbies wie mich. Am Ende ist es vielleicht auch egal, denn vermutlich ist es wohl am ehesten die Geschmacksfrage, die nach der Sichtung von ASTEROID CITY über das Urteil „Hit or Miss“ entscheidet. Ich für meinen Teil wurde positiv überrascht und hatte meinen Spaß an dem Unfug.
Direkt nach dem Kinobesuch war ich emotional hin- und hergerissen zwischen: „Es war doch ganz nett, mal wieder in diese Welt einzutauchen“, und: „Hui, das war aber auch schon ein ziemlicher Quark.“ Und auch jetzt, einen Tag später, nordet sich der Film ein bei mir irgendwo zwischen: „Das fühlte sich schon wie ein INDIANA JONES-Film an“, und: „Aber irgendwie auch nicht“, zwischen: „Auf jeden Fall besser als der vierte Teil“, und: „Aber wirklich gut im eigentlichen Sinne war es dennoch nicht“, zwischen: „Ein wenig hat mich die Abenteuerlust gepackt“, und: „Aber die Altersmüdigkeit war schon deutlich spürbar.“
Regisseur James Mangold hat sichtlich versucht, den Look der Filmreihe nachzuempfinden und ihren Geist einzufangen, was ihm aber leider nur bedingt gelungen ist. Und dies liegt nicht nur daran, dass James Mangold kein Steven Spielberg ist. Äußerlich sieht Teil Fünf wie eine digital glatt gebügelte INDIANA JONES-Version aus. Und inhaltlich hat man sich unter anderem mit der Tatsache schwer getan, dass selbst die alten Filme, zumindest im Kern, nicht unbedingt gut gealtert sind. An den Debatten rund um den kolonialistischen Charakter der Reihe und der damit einhergehenden Frage, ob Titelheld Indy eigentlich gar kein Held, sondern ein Grab- und Schatzräuber ist, wird das deutlich. Und so sitzen die Macher:innen hier zwischen den Stühlen. Einerseits wollte man offenbar zeigen, dass man sich der Problematik bewusst ist und diese einmal direkt ansprechen. Andererseits möchte man dem Publikum aber auch einen unterhaltsamen Abenteuerfilm bieten, mit dem sie der Realität für knapp zweieinhalb Stunden entkommen können. Also wird das Thema nur halbherzig angeschnitten und stattdessen mit viel Fan-Service sowie kitschiger Nostalgie ummantelt, um es dem Publikum leichter bekömmlich zu machen. Nicht, dass die geneigten Fans noch das Gefühl bekommen, dass sie zu sehr gegängelt und mit der Moralkeule traktiert werden. Schließlich will man auch keinen wütenden Mob provozieren, der einen im Internet dann als „woke“ beschimpft. Nun ja, als „links-grün versiffter Anarcho“ kann ich mich immerhin damit begnügen, dass Indy wieder ein paar Nazis boxt.
Dabei hat der Film aber mit noch viel mehr zu kämpfen, als „nur“ mit der Vergangenheit der Hauptfigur, dem fragwürdigen Erbe der Filmreihe sowie völlig versprengten Nazi-Schergen. Was den Film zusätzlich plagt, sind, neben dem Fehlen der Chemie zwischen sämtlichen Figuren, was selbst die gut aufgelegten Darsteller:innen nicht wettmachen können, nämlich ein unmotiviertes Storytelling, grobe Logiklöcher und eine hanebüchene Geschichte, die wiederum in einem Ende mündet, das an Quatschigkeit nur schwer zu überbieten ist.
Und dennoch, obwohl der Filmkritiker in mir angesichts all dieser Punkte die Hände über dem Kopf zusammenschlägt, möchte dem gegenüber der Indy-Fan in mir nicht zu hart mit INDIANA JONES UND DAS RAD DES SCHICKSALS ins Gericht gehen. So schwanke ich dann auch zwischen 4 und 6 von möglichen 10 Punkten. Und damit es mich innerlich nicht zerreißt, reichen sich mein innerer Filmkritiker und mein innerer Indy-Fan die Hand, zeigen sich kompromissbereit und einigen sich auf 5 Punkte.
Wenn ich an eine typische romantische Komödie denken müsste, dann würde ich vermutlich zuallererst an irgendeine der unzähligen x-beliebigen, stumpfsinnigen Produktion denken, die jedes Jahr die Kinos und Streamingdienste fluten, aber gewiss nicht an einen Film wie RYE LANE. Einerseits ist das schon ein ziemliches Armutszeugnis für das gesamte Genre. Andererseits ist dies aber auch ein Gütesiegel für RYE LANE – und das, obwohl die Rom-Com aus UK im Prinzip erst einmal nach Schema F zu funktionieren scheint, das heißt:
Boy meets Girl, beide lernen sich über einen viel zu kurzen Zeitraum viel zu gut kennen und entwickeln füreinander viel zu tiefgreifende Gefühle, jedoch kündigt sich bereits zu Beginn ein Konflikt an, welcher im weiteren Verlauf hochkocht und die aufkeimende Liebe zu gefährden droht, doch am Ende… nun ja, ich will zwar nicht zu viel spoilern, aber wer sich mit den Konventionen romantischer Komödien auch nur ansatzweise auskennt, wird ahnen, wie hier die Story ausgehen könnte.
Aber ein guter Film ist daran zu erkennen, dass er selbst dann noch funktioniert, wenn im Grunde klar ist, was auf der Plot-Ebene passiert. Und so verhält es sich auch bei RYE LANE, denn viel entscheidender als das, WAS hier erzählt wird, ist nämlich, WIE es erzählt wird – und genau hier macht der Film (fast) alles richtig.
RYE LANE ist clever geschrieben und gespickt mit teils tiefgründigen Dialogen. Die beiden noch recht unbekannten Hauptdarsteller:innen David Jonsson und Vivian Oparah machen ihre Sache nicht nur äußerst gut, sondern – und das ist mit das Wichtigste für eine Rom-Com – die Chemie zwischen ihren beiden Figuren scheint wunderbar zu passen. Obendrein ist der Score von Kwes einfach nur Zucker für die Ohren und passt zu dem poppig-bunten Look. Einzig die weitwinklige Optik ist etwas gewöhnungsbedürftig und die teils quirlige Inszenierung kann anstrengend sein.
Abgesehen von diesen Mini-Makeln ist RYE LANE aber eine smarte, sweete Rom-Com, die mit ihren nicht einmal 90 Minuten Laufzeit nicht nur kurzweilig daherkommt, sondern mit ihrer charmanten Art zum Rewatch einlädt.
Im Mai letzten Jahres startete der Retro-Slasher X in den deutschen Kinos. Zu diesem Zeitpunkt wurde bereits gemutmaßt, dass es mindestens noch zwei weitere Filme aus dem Universum, ein Prequel sowie ein Sequel, geben könnte. Während es heutzutage gang und gäbe ist, einzelne Filmideen zu ganzen Reihen und Franchises aufzublähen, hatte Regisseur und Drehbuchautor Ti West bereits relativ früh die Idee, die in X aufgemachte Welt zu erweitern. So kam es schließlich dazu, dass, kurz nachdem die Produktion zu X abgeschlossen war, auch schon die Dreharbeiten zu PEARL begonnen hatten. Doch obwohl PEARL bereits im September 2022 in den USA auf der großen Leinwand zu sehen war, hat sich der deutsche Kinostart um knapp ein Dreivierteljahr verzögert. Zwar schloss der Film bereits die Fantasy Filmfest Nights im April 2023 ab, offiziell aber läuft PEARL nun aber erst seit dem 1. Juni 2023 hierzulande in den Kinos.
Ging es in X noch um eine Gruppe von Pornofilmer:innen, die auf einer abgelegenen Farm einen Sexstreifen drehen wollten, dort aber ihr Unglück fanden, wird in PEARL nun die Vorgeschichte der Antagonistin aus X erzählt, der älteren Frau mit den gewissen Trieben.
Dafür springen wir allerdings von dem Jahr 1979 zurück ins Jahr 1918:
Es ist die Zeit des 1. Weltkrieges. Neben anderen jungen Burschen kämpft auch Pearls Ehemann Howard (Alistair Sewell) in Übersee, in Europa. Davon bekommt Pearl (Mia Goth) selbst jedoch nur wenig mit. Nicht nur, weil der letzte Brief ihres Mannes schon einige Tage zurückliegt, sondern auch, weil sie sich durch das Leben auf der abgelegenen Farm wie abgeschnitten vom Rest der Welt fühlt.
Zugleich grassiert die „Spanische Grippe“, die bereits zahlreiche Opfer forderte. Auch Pearls Vater (Matthew Sunderland) ist an der Grippe erkrankt. Zwar hat er die Infektion überlebt, jedoch ist er als Invalide seitdem auf die Betreuung und Versorgung durch seine Ehefrau (Tandi Wright) und durch Pearl angewiesen.
Unglücklich über ihre Situation, träumt Pearl von einem Leben als berühmte Tänzerin. Ihre große Chance sieht sie letztendlich kommen, als ein Vortanzen in der örtlichen Kirche angekündigt wird. So steigert sie sich immer weiter in ihren Wunsch hinein, bis sie schließlich dazu bereit ist, alle Widrigkeiten, die zwischen ihr und ihrem Traum stehen, aus dem Weg zu räumen – koste es, was es wolle.
Gleich von Beginn an kommt ein Gefühl des Unbehagens auf. Neben dem Vorwissen darüber, was knapp 61 Jahre später aus Pearl in X geworden ist, trägt allen voran Hauptdarstellerin Mia Goth dazu bei, die eine völlig verrückte Performance abliefert und sich hier wahrlich um den Verstand spielt.
Zudem lebt der Film von Kontrasten. Auf inhaltlicher Ebene stehen etwa das ländliche Idyll einerseits, Krieg und Krankheit andererseits im Gegensatz zueinander. Hinzu kommen der Kontrast zwischen dem Leben auf der Farm und dem Wunsch vom Leben als Star sowie der Kontrast zwischen Pearls unschuldig, naiv, teils kindlich anmutender Art und ihrem Innersten, das sie zwar zunächst vor anderen verbirgt, welches sich aber zunehmend immer mehr Bahn bricht. Dazu passend steht der Technicolor-Stil, welcher für eine betont grelle und bunte Farbgebung sorgt, im Kontrast zur im Kern bitterbösen und düsteren Geschichte. Darüber hinaus werden die märchenhaften Elemente, welche immer wieder an THE WIZARD OF OZ (1939, R: Victor Fleming) erinnern, durch Akte von Sex und Gewalt kontrastiert, so dass sich am Ende Märchenfilm und Psycho-Thriller gegenüberstehen.
Weniger kompetente Filmemacher:innen hätten aus dieser zugrunde liegenden Prämisse ein unfreiwillig (oder wahlweise auch vollkommen bewusst) peinliches Trash-Fest werden lassen. Glücklicherweise hat Ti West jedoch sein Gespür für gut inszeniertes Grauen nicht von einem Film auf den nächsten wieder verloren. Außerdem hat er ein kompetentes Team aus Kreativen um sich versammelt, das trotz des lächerlich geringen Budgets von gerade mal 1 Millionen US-Dollar das Bestmögliche herausgeholt hat.
Nichtsdestotrotz offenbart der Film auch einige kleinere Schwächen. So plagen PEARL die üblichen Probleme eines Prequels. Denn im Prinzip ist bereits bekannt, worauf das Gezeigte letztendlich hinauslaufen wird, wodurch der Film einiges an Spannung einbüßt. Aber auch das Storytelling ist nicht immer flawless. Gerade aus Pearls Charakterzeichnung und -entwicklung sowie einigen damit in Verbindung stehenden Szenen heraus ergeben sich manche Fragezeichen, die das Drehbuch nicht so recht aufzuklären vermag.
Über diese Punkte lässt sich jedoch hinwegsehen, denn gerade visuell hat der Film einige Schauwerte zu bieten. Hinzu kommen eine grotesk-unheimliche Atmosphäre sowie eine starke schauspielerische Leistung von Mia Goth, die ihren Ruf als neue „Queen of Horror“ hiermit noch einmal untermauern dürfte. Nicht ganz auf dem Niveau von X, aber immer noch gut genug, um die Lust auf den bereits angekündigten dritten Film, MAXXXINE, weiter zu steigern.
Ich habe auf einen quirligen, kunterbunten, detailverliebten und zuckersüß animierten Super Mario-Film gehofft, und genau das habe ich – abgesehen von klitzekleinen Abstrichen hie und da – auch bekommen. Zwar mangelt es an so etwas wie Tiefgang oder Charakterwentwicklung, aber das war im Grunde schon zu erwarten. Stattdessen wird, wie für Illumination-Produktionen typisch, dieser Umstand mit allerlei anarchischem Humor wieder ausgeglichen. Somit bietet DER SUPER MARIO BROS. FILM immerhin genügend leichte Unterhaltung sowohl für die kleinen als auch für die großen Kinder (wie mich).