wordspersecond - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+19 Kommentare
-
The White LotusThe White Lotus ist eine Drama aus dem Jahr 2021 von Mike White mit Jennifer Coolidge und Natasha Rothwell.+14 Kommentare
-
EternautaEternauta ist eine Drama aus dem Jahr 2025 mit Ricardo Darín und Carla Peterson.+14 Kommentare
-
AdolescenceAdolescence ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Stephen Graham und Jack Thorne mit Stephen Graham und Owen Cooper.+13 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning185 Vormerkungen
-
From the World of John Wick: Ballerina152 Vormerkungen
-
Final Destination 6: Bloodlines119 Vormerkungen
Alle Kommentare von wordspersecond
Hereinspaziert! Hereinspaziert!
Nehmen Sie Platz! Machen Sie es sich bequem!
Wagen Sie eine Zeitreise in die Vergangenheit. Lassen Sie sich von dem visionären Regisseur Guillermo del Toro entführen, in eine Welt voller Schausteller, Gaukler und Hellseher, voller Ganoven, Betrüger sowie allerlei anderer zwielichtiger Gestalten. Steigen Sie hinab in die albtraumhaften Untiefen der menschlichen Psyche. Und erleben Sie eine wahrhaft spannende Geschichte über Ruhm und Reichtum, Macht und Intrigen, oder kurzum: Eine Geschichte über den amerikanischen Traum und dessen finstere Schattenseiten…
Der mysteriöse, aber charismatische Stanton Carlisle (Bradley Cooper) findet Arbeit auf einem Jahrmarkt. Aufgrund seiner guten Auffassungsgabe sowie seines Talents andere Menschen schnell zu durchschauen, arbeitet er sich recht bald von unten nach oben. Doch der Applaus der gemeinen Bevölkerung ist ihm nicht genug. So zieht er mit seiner Geliebten Molly (Rooney Mara) nach New York, um dort als Mentalist auf den ganz großen Bühnen aufzutreten. Doch er bekommt nicht genug. Kaum hat sich der Erfolg eingestellt, lässt sich Stanton auf ein gefährliches Spiel ein, welches er erst durchschaut, als es droht schon fast zu spät zu sein.
Nachdem uns Guillermo del Toro bereits mit Filmen wie PAN‘S LABYRINTH (2006), CRIMSON PEEK (2015) und THE SHAPE OF WATER (2017) in historische Gewänder gehüllte und mit fantastischen Elementen versehene Schauergeschichten erzählt hat, tut er nun selbiges mit NIGHTMARE ALLEY. Es scheint also, als hätte er das für sich passende Metier gefunden.
So ist es auch kaum verwunderlich, dass es del Toro in Handumdrehen gelingt, die passende Atmosphäre zu erzeugen. Das verspielte Set-Design sowie das liebevolle Masken- und Kostümbild transportieren das Publikum sofort in die USA Ende der 1930er, Anfang der 1940er Jahre. Die kalten Farben und das kontrastreiche Bild vermitteln gleich von Beginn an ein Gefühl des Unbehagens, was durch das ausgeprägte Spiel mit Licht und Schatten sowie durch die sehr passend ausgewählte Musik noch einmal zusätzlich verstärkt wird.
Ebenso großartig wie die audio-visuelle Ausgestaltung des Films ist das Schauspiel. Aber auch das ist kaum verwunderlich, wurden doch bis zur kleinsten Nebenrolle fast alle Figuren mit namhaften Darsteller:innen besetzt, darunter Rooney Mara, Cate Blanchett, Toni Collette, Willem Dafoe und Ron Perlman, um nur einige zu nennen. Doch all diese Namen werden angeführt von Bradley Cooper, der hier als Hauptdarsteller vom flamboyanten Einstieg bis hin zum tragischen Finale eine wirklich preisverdächtige Leistung abliefert.
Und dennoch, trotz all der positiven Aspekte, fehlt dem Film das letzte Fünkchen. So mag Stanton Carlisle als Identifikationsfigur nicht so recht funktionieren. Er ist zwar sehr ambivalent gezeichnet, was ihn zu einem durchaus interessanten Protagonisten macht. Aber gleichzeitig weist er Charakterzüge auf, die es durchaus erschweren können so etwas wie Sympathie für ihn zu empfinden und mit ihm mitzufiebern.
Ein ähnliches Problem besteht leider auch bei den meisten Nebenfiguren. Denn sie sind im Grunde zwar ebenfalls interessant gezeichnet, aber auch bei ihnen kann sich das Gefühl einstellen, als würde man sie nie so richtig kennenlernen, als bekomme man sie nie so ganz zu fassen. Ihre Motivationen scheinen daher manchmal etwas unklar zu sein. Und dass einige Erzählstränge gegen Ende einfach fallen gelassen werden, wodurch der Film selbst nicht ganz auserzählt wirkt, trägt noch zusätzlich zu diesem Gefühl bei.
Man könnte meinen, NIGHTMARE ALLEY zeige uns nicht nur Zaubertricks. Es scheint, NIGHTMARE ALLEY sei fast selbst wie ein Zaubertrick. Dem Publikum wird zwar die Magie, das Mysterium präsentiert. Aber am Ende sieht es eben nur das, was es sehen soll. Alles andere muss es sich im Nachhinein selbst zusammenreimen.
Hinzu kommt, dass der Film sich gerade zu Beginn recht viel Zeit nimmt, um die Welt und die darin agierenden Figuren vorzustellen. Dadurch, dass man aber das Gefühl bekommt, gerade die Figuren nie so wirklich kennenzulernen, kann sich im weiteren Verlauf die eine oder andere Länge einschleichen. Etwas weniger Budenzauber und Taschenspielertricks, dafür etwas mehr Substanz hätte dem Film sicherlich gut getan.
Und dennoch: NIGHTMARE ALLEY ist ein Film gewordener Albtraum, der sich durchas lohnt, auf der großen Leinwand gesehen zu werden – gerade für Fans von del Toros bisherigen Werken.
„There‘s no Business like Show Business.“ Dass dieser Satz sich – entgegen seiner ursprünglichen Bedeutung – nicht nur auf all den Glamour bezieht, der im Show-Geschäft stets mit großer Leuchtschrift nach außen hin präsentiert wird, sondern dass er auch all das Schreckliche, Dunkle, Unaussprechliche, was hinter den Kulissen geschieht, ebenfalls mit meint, muss Eloise „Ellie“ Turner (Thomasin McKenzie) bald erfahren.
Die junge Frau zieht vom Lande nach London, um dort an einer Kunsthochschule zu studieren und somit ihrem Traum nachzugehen, eine Mode-Designerin zu werden. Allerdings erlebt sie auch sogleich einen großen Kulturschock – die Hektik der Großstadt, zwielichtige Gestalten, hochnäsige Kommiliton:innen.
Um sich etwas rauszunehmen, bezieht Ellie ein Zimmer im Dachgeschoss in dem Haus einer älteren Dame. Jedoch wird sie in ihrer neuen Bleibe von seltsamen Träumen heimgesucht, die sie ab sofort jede Nacht in das London der 60er Jahre entführen.
In ihren Träumen sieht sie die junge, talentierte Sängerin Sandie (Anya Taylor-Joy), die versucht in der Londoner Swing-Szene Fuß zu fassen. Zunächst ist Ellie fasziniert von Sandie, sie wird gar völlig von ihr vereinnahmt. Doch bald muss sie erkennen, dass der Schein trügt. Denn Talent bedeutet nicht automatisch, dass man auch erfolgreich wird. Viel eher scheinen gewisse „Gegenleistungen“ und „Gefälligkeiten“ erforderlich zu sein, um überhaupt auf der Bühne stehen zu dürfen. Traum und Realität verwischen zusehends. Und als Ellie einen Mord in der Vergangenheit beobachtet, droht sie bald völlig den Verstand zu verlieren.
Nachdem Regisseur Edgar Wright bereits unter Beweis stellen konnte, dass er ein Händchen für bissige Comedy (HOT FUZZ) und leichtfüßige Action (BABY DRIVER) hat, hat er sich nun um Thriller-Gefilde ausprobiert und hierfür eine Art Geistergeschichte erdacht, für die er gemeinsam mit seiner Co-Autorin Krysty Wilson-Cairns das Drehbuch geschrieben hat.
Die große Stärke von LAST NIGHT IN SOHO liegt vor allen Dingen darin, wie er uns in die Welt der Mode sowie in das London der 60er Jahre einführt. Es fühlt sich fast ein wenig so an, als würde man zwischen diesen beiden Welten traumwandeln. Aber auch der Moment, wenn die Stimmung in dem Film kippt und die glänzende Fassade erste Risse bekommt, ist wirklich stark.
Nur wenn der Film die Grenze zum Horror überschreitet, scheint Edgar Wright etwas überfordert damit zu sein, wirklichen Grusel und Nervenkitzel aufkommen zu lassen. Zumeist ist ihm nicht mehr eingefallen, als Thomasin McKenzie überreagieren zu lassen, die oft panisch quer durch London und vor Autos läuft.
Der Film wird meistens dann unheimlich, wenn er nicht auf Action und Adrenalin setzt, sondern wenn er die Gegensätze zwischen Scheinwerferlicht und Schattenseite darstellt. Auch in jenen Momenten in denen deutlich wird, dass sich das Mindset seit den 60er Jahren kaum geändert zu haben scheint, die Vergangenheit stattdessen nun als „Goldene Zeit“ verklärt wird und die Gräuel vergessen scheinen, läuft es einem kalt den Rücken runter.
Doch auch wenn sich Edgar Wright manchmal schwer damit tut, Grusel und Spannung zu erzeugen, so hat er dennoch ein Gespür für Bildsprache und Sounddesign. LAST NIGHT IN SOHO sieht wirklich unheimlich toll aus und der verträumt-verzerrt-verstörende Soundtrack sowie die generelle akustische Ausgestaltung sind einfach genial. Das und die zugrundeliegende Thematik sorgen dafür, dass LAST NIGHT IN SOHO immer noch ein sehenswerter Film ist, auch wenn er die Erwartungen gewiss nicht ganz erfüllen kann.
Was würdest du tun, wenn du in einer Bar oder in einem Club eine Person siehst, die offenbar betrunken ist? Würdest du sie ansprechen? Ihr deine Hilfe anbieten?
Was wäre, wenn du diese offenbar betrunkene Person attraktiv finden würdest? Wenn sie obendrein „aufreizend“ oder „sexy“ gekleidet wäre? Würdest du sie ansprechen? Ihr unter einem bestimmten Vorwand deine Hilfe anbieten?
Was würdest du tun, wenn diese attraktive, aufreizend gekleidete, offenbar betrunkene Person ihr Handy verloren hätte? Wenn sie sich nicht abholen lassen, sich kein Taxi rufen könnte? Würdest du ihr dein Handy anbieten? Oder selbst ein Taxi rufen? Für sie? Für dich? Für euch?
Was würdest du tun, wenn diese attraktive, aufreizend gekleidete, offenbar betrunkene Person kaum noch stehen, kaum noch alleine laufen kann? Würdest du sie bis zum Taxi begleiten? Bis nach Hause? Zu ihr? Zu dir?
Was, wenn ihr zu Hause angekommen seid? Bei ihr. Bei dir. Würdest du diese attraktive, aufreizend gekleidete, offenbar betrunkene Person noch auf einen letzten Drink einladen? Auf einen Absacker? Einen Schlummertrunk?
Und was wäre, wenn diese attraktive, aufreizend gekleidete, offenbar betrunkene Person dann einfach einschlafen würde? Wenn sie völlig weggetreten wäre? Nichts mehr mitbekommen würde? Wenn kein „Nein“, keine Gegenwehr zu erwarten wäre? Was würdest du tun?
Alle paar Tage geht Cassie (Carey Mulligan) in eine Bar, einen Clu, zieht sie sich aufreizend an, tut so, als ob sie sturzbetrunken wäre. Jedes Mal wird sie von einem „netten Kerl“ angesprochen, der ihr unter einem bestimmten Vorwand seine Hilfe anbietet. Ihr ein Taxi ruft. Sie nach Hause bringt. Zu ihr. Zu sich. Ihr einen letzten Drink anbietet. Sich mehr erhofft. Und ein undeutlich dahin gelalltes „Nein“ ignoriert. Und jedes Mal lässt Cassie, in dem Moment der höchsten Anspannung, die Maske fallen. Ist auf einmal wieder stocknüchtern. Und konfrontiert die „netten Kerle“ mit dem, was sie gerade vorhatten zu tun.
Was sich aus dieser Prämisse entspinnt, ist eine Rachegeschichte der besonderen Art. Denn warum Cassie tut, was sie tut, hat einen Grund und dieser ist in ihrer Vergangenheit zu finden. Dabei ist das, was sich auf dem Bildschirm abspielt, zunächst unvorhersehbar und vor allen Dingen unberechenbar, was nicht zuletzt daran liegt, dass sich „Racheengel“ Cassie stets in Situationen begibt, die auch für sie selbst eine verheerende Wendung nehmen könnten. Erst ab etwa der Hälfte schlägt der Film eine Richtung ein, von der man erahnen kann, wie es weiter- und vor allen Dingen ausgehen könnte. Wobei es selbst dann nie so wirkt, als würde Drehbuchautorin und Regisseurin Emerald Fennell lediglich das kleine dramaturgische Einmaleins befolgen. Ohnehin ist es erstaunlich, was für ein Langfilmdebüt Emerald Fennell mit PROMISING YOUNG WOMAN vorgewiesen hat. Nicht ohne Grund gab es hierfür neben anderen Preisen auch den Oscar für das beste Originaldrehbuch.
Aber einen Großteil seiner Wucht hat der Film mit Gewissheit auch seiner Hauptdarstellerin Carey Mulligan zu verdanken, die hier wirklich alles in ihre Rolle zu geben scheint.
PROMISING YOUNG WOMAN ist zwar ein Film über ein Einzelschicksal, allerdings nutzt er dieses Einzelschicksal als Projektionsfläche, um anhand dessen tief in unserer patriarchalen Gesellschaft verwurzelte Strukturen aufzuzeigen. Natürlich ist das, was hier gezeigt wird, zumeist höchst ambivalent. Cassie greift zu einigen Methoden und Maßnahmen, welche die Grenzen der Moral (und mitunter die des Gesetzes) überschreiten. Allerdings scheint ihr Verhalten wiederum eine Reaktion zu sein, die ihrer Verzweiflung und ihrer Wut entsprungen ist. Eine Verzweiflung und eine Wut, die gewiss die Verzweiflung und die Wut vieler Frauen repräsentieren dürfte. PROMISING YOUNG WOMAN ist das auf digitales Zelluloid gebannte, unüberhörbare „Nein“, das eben jene Verzweiflung und Wut zum Ausdruck bringt.
Robin „Rob“ Feld (Nicolas Cage) lebt zurückgezogen in einer Hütte im Wald. Einzig und allein ein Trüffelschwein leistet ihm Gesellschaft. Nur einmal in der Woche stattet ihm der junge, aufstrebende Geschäftsmann Amir (Alex Wolff) einen kurzen Besuch ab. Amir bekommt die Trüffel, die Rob gesammelt hat und im Gegenzug bekommt Rob einige dringend benötigte Waren aus der Stadt.
Eines Nachts wird bei Rob jedoch eingebrochen und dessen Schwein entführt, woraufhin sich dieser auf die Suche nach den Leuten begibt, die die Entführung in Auftrag gegeben haben. Sein Weg führt ihn dabei zurück in die Gourmet-Szene von Portland, der er einst den Rücken gekehrt hat.
Ob dieser kurzen Inhaltsangabe könnte man sicherlich einen Rache-Thriller à la JOHN WICK vermuten und die Parallelen scheinen auch erst einmal auf der Hand zu liegen. Einem Mann wird sein geliebtes Tier genommen und er begibt sich auf die Suche nach denjenigen, die für diesen Verlust verantwortlich sind. Beide Männer haben ihre Vergangenheit hinter sich gelassen, um ein neues Leben anzufangen. Und beide sehen sich dazu gezwungen in eine Welt zurückzukehren, die nach ihren eigenen Regeln funktioniert.
Wer nun aber eine Art JOHN WICK mit entführtem Trüffelschwein erwartet, für den:die dürfte PIG vermutlich eine Enttäuschung darstellen. Oder vielleicht doch eine positive Überraschung? Denn im Gegensatz zu JOHN WICK ist PIG kein ultra-brutaler Actionfilm und anders als Keanu Reeves sinnt Nicolas Cage hier auch nicht auf Rache. PIG ist ein ruhiges, trauriges und zutiefst menschliches Drama rund um das Thema Verlust, das von scharfsinnigen und tiefgründigen Dialogen, einem wunderbar zurückhaltenden Nicolas Cage sowie der Chemie zwischen ihm und Alex Wolff getragen wird.
Dass Rebecca Hall nicht nur eine sehr gute Schauspielerin ist, sondern offenbar auch das Handwerk hinter der Kamera beherrscht, konnte sie mit ihrem Netflix-Film SEITENWECHSEL (OT: PASSING) unter Beweis stellen, mit dem sie ihr Debüt als Regisseurin und Drehbuchautorin abgegeben hat.
In dem künstlerisch anspruchsvollen Drama, welches in den 1920er Jahren spielt, begegnen sich zwei Frauen, die sich seit ihrer Kindheit nicht mehr gesehen haben. Beide Frauen sind zwar Afroamerikanerinnen, besitzen jedoch eine etwas hellere Hautfarbe. Während Irene (Tessa Thompson) mit ihrem Mann in Harlem lebt und sich um die Organisation von Veranstaltungen für die Schwarze Community kümmert, verbirgt Clare (Ruth Negga) ihre Afroamerikanischen Wurzeln und lebt als Weiße mit einem rassistischen Ehemann zusammen. Dieses unverhoffte Wiedersehen scheint in Irene und Clare etwas auszulösen, so dass sich bald darauf beide Frauen in einer Identitätskrise wiederfinden.
PASSING basiert auf dem 1929 erschienen, gleichnamigen Roman von Nella Larsen und verhandelt, ebenso wie die literarische Vorlage, die Schicksale zweier Afroamerikanerinnen, die mit ihrer Identität im Konflikt stehen. Zentral geht es dabei um die Hautfarbe und damit verbunden um die Zugehörigkeit zu einem bestimmt definierten Teil der Gesellschaft. Darüber hinaus offenbart sich aber, dass sie auch anderweitig vorgeben etwas zu sein, das sie jedoch Grunde vielleicht gar nicht sind: glücklich verheiratet, glückliche Mütter, glücklich im Leben. Durch das unverhoffte Wiedersehen wird Irene und Clare deutlich, dass ihnen selbst etwas zu fehlen scheint, was die jeweils jedoch vermeintlich zu haben scheint.
Dabei werden zumeist nur vage Andeutungen gemacht. Vieles von dem, was in den Figuren vor sich geht, muss in ihrer Mimik, ihrer Gestik, ihren Taten abgelesen werden. Dadurch wird viel Spielraum für Interpretationen gelassen. Glücklicherweise wurden mit Tessa Thompson und Ruth Negga zwei kompetente Schauspielerinnen gecastet, die mit viel Feingefühl die komplexe Gefühlswelt ihrer Figuren transportieren.
Irene und Clare stecken in Schubladen fest. Die Welt – ihre Welt – ist ausschließlich Schwarz oder Weiß und das sowohl wort- als auch sprichwörtlich. Doch ist diese Dichotomie viel zu simpel für eine komplexe Welt, bestehend aus unterschiedlichen Grautönen. Wie kann eine Frau da sie selbst, glücklich und frei sein, wenn sie von allen anderen, aber vor allen Dingen auch von sich selbst, einer bestimmten Kategorie zugeordnet wird? Eine Identitätskrise erscheint da zwangsläufig vorprogrammiert.
Unterstrichen wird dieses Spiel mit den Gegensätzen Schwarz und Weiß sowie den dazwischen liegenden Grautönen durch das Bild. Gedreht wurde der Film nämlich im Format 4:3 in Schwarz-Weiß. Das ist zum einen das für damalige Kinofilme übliche Bildformat, wodurch schon alleine durch die Optik eine Verbindung zu den 1920er Jahren hergestellt wird. Zum anderen kann das Format aber auch als Metapher gelesen werden: 4:3 ist fast quadratisch, nahezu verschachtelt, einengend – ebenso wie unser Schubladendenken. Und durch das Schwarz-Weiße Bild – beziehungsweise monochrom, um genau zu sein – wird den Charakteren jegliche Farbe aus dem Gesicht genommen. Der Unterschied zwischen einer Afroamerikanerin mit einer etwas helleren Hautfarbe und einer weiß geschminkten Afroamerikanerin wird dadurch kaum noch sichtbar.
Dieses Motiv, dieses Spiel zwischen Schwarz und Weiß, Hell und Dunkel, Farbe und Farblosigkeit, begleitet uns bis zum tragischen Ende des Films – und darüber hinaus. Denn PASSING ist zwar ein ruhig erzähltes Filmdrama, aber eben auch eines jener Sorte, das, wenn man sich auf die Erzählweise einlassen kann, noch lange über den Abspann hinaus nachwirkt.
Nachdem uns mit dem unterbewerteten Sequel SCREAM 4 ein mordsmäßiges Revival beschert wurde, seitdem aber erneut knapp elf Jahre vergangen sind, ist es nun wieder so weit: 2022 ist Ghostface zum inzwischen fünften Mal auf die große Leinwand zurückgekehrt. Dieses Mal scheint es der Killer oder die Killerin auf Tara (Jenna Ortega) und ihre High School-Clique sowie auf Taras ältere Schwester Sam (Melissa Barrera) abgesehen zu haben. Obwohl das Grundprinzip der SCREAM-Reihe inzwischen weitestgehend vertraut sein dürfte und auch SCREAM (2022) hier lediglich more of the same zu bieten hat, möchte ich dennoch nicht viel mehr über die Handlung verraten, um nicht den ganzen Spaß vorwegzunehmen.
Die wenigen Neuerungen, die es in diesem Film gibt, können vermutlich an einer Hand abgezählt werden. Und eine der wesentlichsten Neuerungen ist auch gleich die offensichtlichste. Damit gemeint ist der Cast, der aus größtenteils neuen Gesichtern besteht. Sidney, Dewey und Gale sind zwar auch mit von der Partie und sie werden natürlich wieder von Neve Campbell, David Arquette und Courtney Cox gespielt, jedoch befinden sie sich nicht mehr im Zentrum des Geschehens. Viel eher stehen sie der neuen Generation mit Rat und Tat zur Seite.
Doch diese Neuerung ist eher kosmetischer Natur, denn trotz neuer Hauptfiguren wird die Filmreihe mit SCREAM (2022) nicht neu erfunden. Im Gegenteil. Das alte Rezept wird lediglich um ein paar neue Zutaten ergänzt und noch einmal frisch aufgewärmt serviert.
Leider muss man sagen, dass die neuen Figuren mitunter recht eindimensional geraten sind. Zwar liefern die Jungdarsteller:innen allesamt eine immerhin solide Leistung ab, doch ihre Charaktere bleiben, gerade im Vergleich zu den Originalfiguren aus SCREAM (1996), ziemlich blass. Und selbst diese Originalfiguren – oder zumindest die, die noch übrig sind – werden hier zwar augenzwinkernd als „Legacy-Figuren“ vorgestellt, sind am Ende aber nicht viel mehr als ausgelaugt und etwas müde wirkende Stichwortgeber.
Hinzu kommt, dass man auch in diesem Teil wieder recht früh erahnen kann, wer dieses Mal hinter der Maske steckt, was aber zugegeben auch schon in den vorherigen Teilen immer ein Problem war.
Und nun? Ist das Sequel oder Reboot – bzw. „Requel“, wie es im Film heißt – nun ein Totalausfall? Meine Antwort darauf lautet: Nein. Denn obwohl der Film mit einigen Problemen zu kämpfen sowie kaum etwas Neues zu sagen hat, so kann man immer noch Spaß mit dem fünften Teil der SCREAM-Reihe haben. Er ist oft witzig, stellenweise unheimlich und natürlich ist auch das Drehbuch von SCREAM (2022) wieder bis zur letzten Zeile mit Metakommentaren vollgeschrieben. Dieses Mal zielen diese vor allen Dingen in Richtung Fan-Kultur und Fan-Communities. Ganz besonders toxische Fan-Communities bekommen hier ihr Fett weg, weshalb mir der Film an dieser Stelle sehr aus der Seele gesprochen hat.
Darüber hinaus ist SCREAM (2022) aber auch ziemlich brutal – und wie brutal dieser Film ist ist. Es dürfte der wohl blutigste Teil der Reihe sein und es ist ein wenig verwunderlich, dass er von der FSK eine Freigabe ab 16 Jahren erhalten hat. Aber wenn man so will, kann auch der höhere Grad an expliziter Gewalt als Metakommentar gelesen werden. Nicht nur, weil „mehr Gewalt“ offenbar die einzige kreative Idee hinter so manchen Neuauflagen zu sein scheint, worauf SCREAM (2022) auf eine ironische Art und Weise Bezug nimmt, sondern auch, weil der Ton in manchen Fan-Communities immer rauer geworden ist. Teilweise wurden aus eben diesen Communities heraus Morddrohungen an Filmschaffende verschickt und das nur, weil bspw. die Vorstellung der Fangemeinde nicht mit dem fertigen Ergebnis übereingestimmt hat. Die Brutalität in SCREAM (2022) erscheint da wie ein zynischer Blick auf diese offenbar zunehmende Gewaltbereitschaft.
Insgesamt ist SCREAM Nummer Fünf nicht frei von Fehlern und Problemen und ob es sich nun lohnt, das mehr oder minder Immergleiche zum nun inzwischen fünften Mal zu sehen, muss wohl jede:r für sich selbst entscheiden. Aber andererseits hat der Film auch seine Stärken. Er weiß gut zu unterhalten und fängt zudem den Geist der bisherigen Teile hervorragend ein – und das, obwohl auf dem Regiestuhl sowie an der Schreibmaschine dieses Mal andere Verantwortliche Platz genommen haben. Regie führten die beiden Filmemacher Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett, die den 2015 verstorbenen Wes Craven ersetzen. Das Drehbuch wurde auch nicht von Stammautor Kevin Williamson beigesteuert, sondern stammt dieses Mal von den Drehbuchautoren James Vadderbilt und Guy Busick. Und diese vier haben einen sehr soliden Job gemacht. Sie haben offensichtlich viel Herzblut in den Film hineingesteckt und ehren das Andenken der Reihe, wenngleich eine echte Revolution jedoch ausbleibt.
Nachdem im Jahre 2000 mit SCREAM 3 die Trilogie rund um Sidney Prescott eigentlich zu einem Ende geführt wurde, gab es 2011, also etwas mehr als eine Dekade später, ein kleines Revival. SCREAM 4 (gerne auch SCRE4M geschrieben) erschien in diesem Jahr in den Kinos und machte aus der ursprünglichen Trilogie nun offiziell eine Horrorfilm-Reihe. Und da wir uns im SCREAM-Universum befinden, wird auch dieser Umstand mit vielen (selbst-)ironischen Kommentaren nahezu ausgeschlachtet.
Wie es sich für ein waschechtes Revival gehört, kehren natürlich alle wichtigen Figuren zurück auf die Leinwand: Sidney (Neve Campbell) unternimmt eine Lesereise, um ihr neues Buch zu promoten, in welchem sie ihre Überlebensgeschichte verarbeitet hat. Und dafür macht sie einen Zwischenstopp auch in dem Ort, in dem das Grauen damals seinen Anfang nahm – Woodsboro. Dort begegnet sie auch Dewey (David Arquette) und Gale (Courtney Cox). Die zwei leben in dort gemeinsam, sind inzwischen verheiratet und tragen beide den Nachnamen Riley. Er ist inzwischen Sheriff in Woodsboro. Sie hat dem Boulevard-Journalismus den Rücken gekehrt und versucht sich – mehr oder minder erfolglos – im Schreiben fiktionaler Texte.
Neben den bekannten Gesichtern werden aber auch neue vorgestellt. Dazu gehören unter anderem Sidneys jüngere Cousine Jill Roberts (Emma Roberts) sowie ihre High School-Clique bestehend aus Kirby (Hayden Panettiere) und Olivia (Marielle Jaffe).
Die Wiedersehensfreude zwischen Sidney, Riley und Gale währt jedoch nicht lange, denn schon kurz nach Sidneys Ankunft werden zwei Teenager:innen tot aufgefunden. Ermordet. Aufgeschlitzt. Die drei ahnen, was das bedeuten könnte: Ghostface scheint ebenfalls nach Woodsboro zurückgekehrt zu sein. Ein weiteres Indiz für diese Vermutung: Der Jahrestag der Woodsboro-Morde steht unmittelbar bevor…
Nachdem es die Protagonist:innen im recht blutleeren dritten Teil bis nach HOLLYWOOD verschlagen hat, besinnt sich der vierte Teil wieder auf seine Wurzeln zurück. Das bedeutet konkret, dass der Schauplatz des Geschehens dieses Mal wieder Woodsboro ist und dass hier gemetzelt wird, was das Zeug hält.
Des Weiteren lautet auch in SCREAM 4 die Devise zu erraten, wer hinter der Maske steckt, dabei aber auch ganz nebenher möglichst am Leben zu bleiben. Wer hinter der Maske steckt, kann von den Zuschauer:innen, die mit dem Schema der SCREAM-Filme vertraut sind und die gelegten (falschen) Fährten richtig lesen, zwar relativ schnell erraten werden, doch glücklicherweise tut dies dem Spaß an diesem Katz-und-Mausspiel keinen Abbruch.
Etwas plump hingegen kommt die Einführung von Sidneys erweitertem Familienteil daher, wurde dieser doch zuvor in keinem der bisherigen Filme auch nur mit einer Silbe erwähnt. Es macht den Anschein, als hätte Drehbuchautor Kevin Williamson, der dieses Mal wieder das Skript beigesteuert hat, die Tante und die Cousine von Sidney nur deswegen aus dem Hut gezaubert, um für noch etwas mehr Fallhöhe zu sorgen.
Dennoch ist SCREAM 4 eine erstaunlich frische und vor allen Dingen konsequente Fortsetzung der Reihe, so dass es, trotz einiger Drehbuchschwächen, dennoch Spaß macht, auch als SCREAM-Fan nach all der Zeit wieder nach Woodsboro zurückzukehren.
Die von den vergangenen Ereignissen nachhaltig traumatisierte Sidney Prescott (Neve Campbell) lebt inzwischen völlig zurückgezogen. Kaum jemand weiß, wo sie sich aufhält oder wie sie zu erreichen ist. Eigentlich möchte Sidney nur noch vom Radar verschwinden. Niemand soll mehr ihretwegen zu Schaden kommen. Doch das scheint offenbar jemanden zu stören. Dieser Jemand setzt alles daran, Sidney ausfindig zu machen – und diejenigen, die ihm dabei im Weg stehen, werden kaltblütig aufgeschlitzt.
Bald muss Sidney feststellen, dass sie sich nicht ewig verstecken kann. Also sucht sie Hilfe bei alten Bekannten, um herauszufinden, wer dieses Mal hinter der Maske steckt. Ihr Weg führt sie dabei bis nach HOLLYWOOD, dem Ort, wo Träume wahr werden – oder wo diese wie Seifenblasen zerplatzen. Zudem hütet dieser Ort ein düsteres Geheimnis, das nun droht ans Tageslicht zu kommen.
SCREAM 3 sollte eigentlich der fulminante Abschluss der ursprünglich als Trilogie angedachten Filmreihe werden – so zumindest der Wunsch von Drehbuchautor Kevin Williamson. Ohnehin hatte dieser recht interessante Ideen, wie es sich in diesem Teil mit den Figuren ausgehen könnte. Doch am Ende kam alles ein wenig anders als geplant. Denn Williamson hat dieses Mal nicht das Drehbuch beigesteuert. Das sollte sein Kollege Ehren Kruger für ihn übernehmen. Und somit war die Filmidee, die Kevin Williamson ursprünglich hatte, erst einmal selbst wie eine Seifenblase zerplatzt.
Doch ein Personalwechsel muss ja auch nicht gleich etwas Schlimmes bedeuten. Und im Prinzip folgt auch SCREAM 3 wieder dem bekannten Schema: Ein:e maskierte:r Mörder:in möchte Sidney Prescott den Garaus machen und zieht dabei eine blutige Spur hinter sich her. Auch gibt es wieder massig Metakommentare und Film-Gags. Und am Ende steht wieder die Frage: Wer steckt hinter der Maske und was ist das Motiv?
Woran es hier also mangelt, ist nicht das WAS, sondern das WIE? WIE wird uns die Geschichte rund um Sidney Prescott (zu Ende) erzählt? Nun, im Fall von SCREAM 3 erstaunlich blutleer, dafür mit umso mehr Logiklöchern versehen und einer wahrlich hanebüchenen Auflösung sondergleichen. Zudem sind hier einige Figuren bewusst dubios geschrieben, so dass man auf eine falsche Fährte geführt werden soll und andere Figuren wiederum verhalten sich manchmal so dämlich, dass man die Hände über dem Kopf zusammenschlagen möchte.
Jedoch ist bei weitem nicht alles an SCREAM 3 schlecht, ganz im Gegenteil. So wird etwa der Fokus etwas mehr auf zwei, ebenfalls aus den ersten beiden Teilen bekannte Nebenfiguren gelegt: Deputy Dewey Riley (David Arquette) und Boulevard-Journalistin Gale Weathers (Courtney Cox). Gerade die Chemie zwischen diesen beiden ist es, die für einen gewissen Unterhaltungswert sorgt – was aber auch nicht sonderlich verwunderlich ist, waren die beiden Schauspieler:innen zur damaligen Zeit tatsächlich ein Paar.
Obendrein werden auch in diesem Teil wieder gesellschaftskritische Töne angeschlagen, dieses Mal mit Bezug auf sexuelle Übergriffe und der Ausnutzung von Machtpositionen. Wobei dies rückblickend und im Anbetracht dessen, dass Bob und Harvey Weinstein als Produzenten an diesem Film mitgewirkt haben, fast schon wieder wie ein besonders übler Scherz wirkt. Dafür kann der Film an sich zwar nichts, dennoch bekommt die Message dadurch einen faden Beigeschmack.
Zwar ist SCREAM 2 nicht einmal ein ganzes Jahr nach dem ersten Teil in den Kinos erschienen, jedoch liegen laut Skript fast zwei Jahre zwischen den Morden in Woodsboro und den aktuellen Entwicklungen. Sidney Prescott (Neve Campbell) ist inzwischen aus ihrem einstigen Heimatort weggezogen, um an einem College zu studieren und ein unter den gegebenen Umständen ansatzweise normales Leben zu führen. Denn die nach Aufmerksamkeit heischende Journalistin und Autorin Gale Weathers (Courtney Cox) hat über die damaligen Geschehnisse ein Buch veröffentlicht. Und wäre das noch nicht genug, soll sogar noch ein stupider Horrorfilm mit dem Titel Stab bald in den Kinos erscheinen, welcher auf den Schilderungen in besagtem Buch basiert. Ein „normales Leben“ zu führen ist für Sidney also eher relativ. Als zur Vorpremiere von Stab jedoch jemand getötet wird und eine Verbindung zu den vergangenen Morden offensichtlich erscheint, läuten bei Sidney alle Alarmglocken. Passiert es wirklich schon wieder? Hat man es wieder auf sie abgesehen? Und vor allen Dingen: Wem kann sie vertrauen?
Schon alleine durch die Inhaltsangabe sollte deutlich werden, dass SCREAM 2 genau das macht, was ein Sequel üblicherweise so macht – der Streifen führt das zugrundeliegende Konzept des ersten Teils fort, bietet dabei mehr von allem und treibt das Ganze auf die Spitze. Der logische Umkehrschluss ist aber auch, dass der zweite Teil nicht mehr ganz so originell daherkommt, wie noch sein Vorgänger. Aber auch das wird im Film thematisiert, beziehen sich die enthaltenen Metakommentare nämlich nicht mehr nur noch auf Horrorfilme, sondern dieses Mal ganz gezielt auf Sequels.
Insgesamt ist SCREAM 2 eine immer noch recht clevere Fortsetzung, die die DNA des Slasher-Genres kritisch beleuchtet und damit auch sich selbst hinterfragt. Stichwort: Überlebenschancen von (Black) People of Color in Horrorfilmen. Immer wieder werden gesellschaftskritische Kommentare eingestreut, die gerade zu Beginn des Films recht bissig und witzig sind. Nur leider wird dieser Ansatz im weiteren Verlauf ein bisschen aus den Augen verloren, wobei SCREAM 2 sogar Gefahr läuft, selbst zu einem Negativbeispiel zu werden. Wohlwollend kann man das vielleicht noch als ungelenk geschriebene Satire betrachten. Böse Zungen würden aber behaupten, dass sich der Film an dieser Stelle intelligenter gibt, als er eigentlich ist.
Abgesehen davon ist es aber erstaunlich, wie konsistent der Film geworden ist, gerade im Hinblick auf seine schwierigen Produktionsbedingungen. So wurde das Skript vorab geleaked und noch während des Drehs musste Autor Kevin Williamson das Drehbuch massiv umschreiben. Dieser Umstand ist SCREAM 2 aber zu kaum einem Zeitpunkt anzumerken – außer vielleicht dann, wenn es um das Tatmotiv geht. Aber wer den ersten Teil gesehen hat, weiß bereits, dass sich die Filme offenbar nicht großartig darum scheren, welches Motiv hinter den Morden steckt.
Wo allerdings das zerstückelte Drehbuch kaum wahrzunehmen ist, wird man auf der anderen Seite das Gefühl nicht los, dass sich wiederum die recht flotte Produktion etwas auf die Qualität des Endergebnisses ausgewirkt hat. So wirkt SCREAM 2 stellenweise etwas wie ein Schnellschuss. Das soll nicht heißen, dass der Film in irgendeiner Weise furchtbar aussieht. Aber es wirkt alles schon ein klein wenig „billiger“ als noch in Teil eins. Vielleicht ist es aber auch der sogenannte 90er-Jahre Charme, der hier noch einmal mehr durchscheint. Oder es ist gar ein gewolltes Stilmittel, werden Sequels von Horrorfilmen doch allgemein gerne mal etwas billiger produziert. Möchte man ein Auge zudrücken, dann kann man es gerne als weitere Meta-Anspielung auffassen.
Nichtsdestotrotz ist SCREAM 2 eine immer noch sehr gelungene Fortsetzung, die Genrefans genau das gibt, was sie sehen wollen und dabei bestens zu unterhalten weiß.
Vermutlich niemand, wohl nicht einmal der Regisseur Wes Craven selbst, hätte damit gerechnet, dass SCREAM zu einem solch großen finanziellen Erfolg werden würde. Denn als dieser Film damals 1996 in die Kinos kam, waren Teenie-Slasher zumeist kaum noch mehr als Billigproduktionen, die ein Nischendasein in den hintersten Ecken der Videotheken fristeten. Doch mit SCREAM gelang es Wes Craven nicht nur ein ganzes Genre, dessen goldene Jahre eigentlich längst vorüber waren, wieder aus der Versenkung zu heben. Er legte außerdem, ähnlich wie schon zuvor mit A NIGHTMARE ON ELM STREET, einen weiteren Grundstein für eine weitere Horrorfilmreihe, die bald Kultstatus erlangen sollte und mit welcher er sich in der (Horror-)Filmgeschichte verewigen würde. Doch, dass der Film zu einem Erfolg geworden ist, lag nicht nur daran, dass nach Freddy Krueger nun mit „Ghostface“ eine weitere ikonische Horror-Figur geschaffen wurde. Hauptverantwortlich für diesen Erfolg war das clevere, mit einer Prise Humor gewürzte und mit vielen Metakommentaren gespickte Drehbuch aus der Feder von Kevin Williamson. Dabei klingt die Story erst einmal ebenso simpel wie austauschbar:
Der grausame Mord an Sidney Prescotts (Neve Campbell) Mutter liegt inzwischen zwar fast ein Jahr zurück, doch die junge High School-Schülerin ist davon immer noch traumatisiert. Zu allem Überfluss wird ihr Heimatort Woodsboro nun auch noch von einem maskierten Serienkiller heimgesucht, welcher mit Vorliebe Teenager:innen aufschlitzt – und dieser scheint es nun auf Sidney abgesehen zu haben. Wer steckt hinter den grausamen Morden? Und was ist das Motiv? Die Polizei tappt im Dunkeln und für Sidney geht die Tour de Force bald erst richtig los, als selbst Personen aus ihrem engsten Umfeld auf einmal zu den Verdächtigen zählen…
Was sich hier auf dem Bildschirm abspielt, ist oberflächlich betrachtet erst einmal nicht viel mehr als ein weiterer Teenie-Slasher zum vergessen. Doch was den Film gerade damals so frisch wirken und damit auch zum Hit werden ließ, war das bewusste Spiel mit den Genre-Konventionen. Der Film macht dem Publikum stets bewusst, dass es sich um einen Film handelt, sei es durch beiläufige Bemerkungen der Figuren oder durch die schier unzählig vorkommenden Filmreferenzen. Zwar geht dieses Spiel nicht so weit, dass sich die Figuren selbst darüber im Klaren sind, dass sie sich in einem Film befinden, aber stellenweise durchschauen sie eine Art filmische Logik hinter der Vorgehensweise von Ghostface.
Dabei ist zumeist der Einsatz von Humor und Grusel recht ausbalanciert. Nur manchmal wirkt der eigentlich furchteinflößende Serienkiller etwas tolpatschig und unbeholfen. Nicht immer will es ihm gelingen, seine Opfer zu überrumpeln. Hier stolpert er, da stößt er sich – aufgrund solcher slapstickartigen Humoreinlagen muss der Maskenmann einiges an Bedrohung einbüßen. Im Kontrast dazu stehen wiederum die Gewaltspitzen, die, gerade für damalige Verhältnisse, recht ordentlich sind.
Sicherlich, heutzutage dürfte dieser Film niemanden mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Und ich würde auch nicht so weit gehen und SCREAM als filmisches „Meisterwerk“ bezeichnen. Aber nichtsdestotrotz ist dieser Streifen nach wie vor ein recht unterhaltsamer Whodunit, der das Genre des Teenie-Slashers damals noch einmal revolutioniert hat. Ob man Wes Craven und Kevin Williamson jedoch auch dafür danken möchte, welche neue Flut an gleichförmigen Teenie-Horrorfilmen wiederum hieraus hervorgegangen ist, bleibt natürlich jeder einzelnen Person selbst und vor allen Dingen dem eigenen Geschmack überlassen.
Nachdem sich ihr Mann Owen (Evan Jonigkeit) selbst das Leben genommen hat, ist Beth (Rebecca Hall) mental völlig am Ende. Und als sich plötzlich mitten in der Nacht in ihrem Haus seltsame Dinge ereignen, droht sie den Verstand zu verlieren. Es ist, als fühle sie eine Präsenz. Ist es etwa der Geist ihres Mannes? Und versucht dieser ihr etwas mitzuteilen? Oder bildet sie sich alles nur ein?
Es ist ein schmaler Grat, auf dem sich die Drehbuchautoren Ben Collins und Luke Piotrowski sowie Regisseur David Bruckner hier bewegen. Denn auf der einen Seite klingt das Ganze zunächst ziemlich vertraut. THE HOUSE AT NIGHT (OT: THE NIGHT HOUSE) scheint auf dem ersten Blick nicht viel mehr als die x-te Variation des Spukhausfilms zu bieten. Doch glücklicherweise kristallisiert sich hier recht bald ein psychologischer Horrorfilm heraus, der subtil geschrieben, stilsicher inszeniert und klasse gespielt ist.
Die beiden Drehbuchautoren Ben Collins und Luke Piotrowski haben sich eine wirklich feine Horrorgeschichte erdacht, die zwar mit altbekannten Genre-Tropes spielt und sich ihrer Wurzeln stets bewusst ist, der aber auch die nötige psychologische Tiefe verliehen wurde, um neue, ganz eigene Akzente zu setzen.
Der Film wird dabei von der grandiosen Leistung Rebecca Halls getragen, die hier als Hauptdarstellerin eine ganze Palette an mitunter gleichzeitig ablaufenden Emotionen zu spielen hat. Der Weg, den ihre Figur gehen muss, ist ein Weg voller Leid und Schmerz. Und dank der natürlichen und glaubwürdigen Performance von Rebecca Hall, wird all dieses Leid und all der Schmerz für das Publikum förmlich selbst spürbar. Man fühlt ihre Trauer, ihre Wut, ihre Verzweiflung.
Nach seinem Netflix-Horrorfilm THE RITUAL hat Regisseur David Bruckner nun mit seinem zweiten Langspielfilm THE HOUSE AT NIGHT definitiv bewiesen, dass er sich im Horror-Genre bestens auskennt und genau weiß, welche Hebel er bedienen und welche Knöpfe er drücken muss, um dem Publikum nicht nur einen Schauer über den Rücken zu jagen, sondern um die Zuschauer:innen auch emotional an die Handlung und die Figuren zu binden. Und ich für meinen Teil bin schon sehr gespannt, was er mit der für 2022 angekündigten Neuauflage von HELLRAISER auf die Beine stellen wird.
Die Geschichte rund um einen rüstigen Betrüger und eine verwitwete ältere Dame, die ein leichtes Opfer für ihn darzustellen scheint, ist streckenweise arg konstruiert. Doch das charmante Schauspiel von Ian McKellen und Helen Mirren sowie die stilsichere Inszenierung von Bill Condon lassen das Publikum bereitwillig den einen oder anderen Brocken schlucken, so dass das Krimi-Drama THE GOOD LIAR am Ende immerhin solide Unterhaltung bietet.
Zwei Millionen Dollar können Harry (Liam Neeson) und seine Crew bei ihrem Coup erbeuten. Allerdings geht etwas schief und sie schaffen es nicht mehr lebend heraus. Ihre hinterbliebenen Frauen müssen nun mit ihren Verlusten zurechtkommen - jede für sich allein. Bis schließlich der Bestohlene an der Tür von Harrys Frau Veronica (Viola Davis) klopft und sein Geld zurückfordert. Mit dem Wissen, dass nicht viel weniger als ihr Leben auf dem Spiel steht, nimmt sie Kontakt zu den anderen Frauen auf. Und gemeinsam schmieden sie einen gefährlichen Plan.
Es ist schon eine sehr trübe und brutale Welt in WIDOWS, welche hauptsächlich von korrupten Männern dominiert wird. Und in dieser Welt müssen sich die titelgebenden Witwen behaupten. Auf dem ersten Blick könnte man vermuten, dass WIDOWS aufgrund des actionreichen Einstiegs und des versammelten Ensembles ein typischer Blockbuster ist. Doch blickt man hinter diese Popcorn-Kino-Fassade, wird recht schnell deutlich, dass der Film mehr als nur Action und finstere Gestalten zu bieten hat. Fernab einer einfachen Schwarz-Weiß-, Gute-Böse-Dichotomie, gibt es hier viele, viele (Dunkel-)Grautöne.
Das Gezeigte ist komplex. Ebenso komplex wie die Figuren. Und um diese Komplexität auf den Bildschirm zu bannen, nimmt sich der Film viel Zeit. Dadurch kann es mitunter zu der einen oder anderen gefühlten Länge kommen. Zum einen, weil es zunächst schwer fällt, die Motive der auftretenden Charaktere zu durchblicken und eine Identifikationsfigur auszumachen. Und zum anderen, weil es eine Weile in Anspruch nimmt, bis die "tödlichen Witwen" (so der wirklich bescheuerte Zusatz des deutschen Verleihtitels) zusammenfinden.
Vielleicht ist es aber auch eine Krankheit des Ensemble-Films generell. Denn es werden viel zu viele Figuren eingeführt und viel zu viele talentierte Darsteller:innen werden fast schon verschenkt besetzt. Kann man sich damit aber arrangieren, dass hier zahlreiche Namen und Gesichter gemerkt, viele rote Fäden gezogen und Verbindungen hergestellt werden müssen, dann wird man mit einer spannenden Geschichte und einem wahrlich fabelhaften Schauspiel belohnt. Besonders hervorzuheben sind hier Viola Davis als gebrochene Frau, die zwar meist die Kontrolle über die Situation zu bewahren versucht, der es aber hin und wieder nicht gelingt ihre Emotionen zu verbergen, Elisabeth Debicki als von Männern oft benutztes Objekt, die im weiteren Verlauf zu neuem Selbstbewusstsein findet, sowie Daniel Kaluuya als psychopathischer Handlanger, von dem eine tatsächliche Bedrohung ausgeht. Selbst Liam Neeson darf hier in wenigen Szenen sein schauspielerisches Talent unter Beweis stellen.
Die Musik von Hans Zimmer ist, im Gegensatz zum Ruf des Mannes, erstaunlich zurückhaltend und pointiert. Sie unterstreicht die nach und nach anschwellende Spannung wirklich exzellent.
WIDOWS ist keinesfalls frei von Mängeln. Zuweilen etwas behäbig im Erzähltempo und für einen schlichten Blockbuster zu überladen und komplex. Kann man aber darüber hinwegsehen, bekommt man einen dennoch sehr gelungenen, spannenden, stylischen und vor allen Dingen gut gespielten Heist-Thriller.
THE MATRIX REVOLUTIONS ist, zumindest was die Action angeht, wieder etwas mehr auf Kurs, als noch sein unmittelbarer Vorgänger. Zwar bietet auch der dritte Teil eine wortwörtliche CGI-Schlacht, aber immerhin sind die Kampfszenen – ausgenommen vom Showdown – wieder etwas geerdeter.
Zwar musste dieser Film noch einmal etwas mehr von seinem philosophischen Unterbau einbüßen und inhaltlich passiert hier nicht wirklich viel. Aber dennoch ist THE MATRIX REVOLUTIONS, gerade im direkten Vergleich zum zweiten Teil, ein immerhin okayer Abschluss der Trilogie, der aber damals schon die digitale Hintertür für einen potenziellen vierten Teil offen gehalten hat.
Mit ihrem zweiten Teil ihrer MATRIX-Trilogie wollten die Wachowskis noch höher, noch schneller, noch weiter – und haben damit den wohl typischsten Fehler begangen. In THE MATRIX RELOADED bieten sie zwar mehr Action, aber auch mehr CGI, wodurch ganze Szenen so wirken, als würden sie regelrecht aus einem Computerspiel stammen. Das geschwisterliche Regie-Duo ergötzt sich förmlich an den computergenerierten Actioneinlagen.
Vermutlich sollten die Kugelhagel, Zeitlupen-Effekte und Explosionen darüber hinwegtäuschen, dass den beiden kreativen Köpfen offenbar doch nicht mehr allzu viel Kreatives einfallen wollte – abgesehen von wenigen interessanten Figuren und spannenden Orten. Nur leider sieht das alles selten wirklich gut aus und kann somit kaum über die fehlende Substanz hinwegtäuschen.
Ich bin zwar kein großer Fan der MATRIX-Trilogie, dies liegt aber gewiss nicht am ersten Teil. Denn auch wenn MATRIX inzwischen knapp 21 Jahre alt ist, so ist der Film erstaunlich gut gealtert. Klar, der 90er-Jahre-Charme ist nicht von der Hand zu weisen und so einige Effekte sehen wahrlich nicht mehr gut aus. Aber die Kampfszenen machen auch heute immer noch Spaß und der Film hält perfekt die Balance zwischen Action und Storytelling, wobei der thematische Unterbau für einen Blockbuster erstaunlich philosophisch geraten ist.
Die Wachowskis haben ein feines Händchen dafür bewiesen, das Publikum gleich von Beginn an in diese Welt zu entführen. Als Zuschauer:in schluckt man bereitwillig die rote Pille und folgt ihnen in die tiefsten Tiefen des Kaninchenbaus. MATRIX ist ein (fast) perfekter Auftakt in ein Universum, dessen Versprechen die beiden nachfolgenden Teile nicht einhalten konnten.
Sylischer, zuweilen ziemlich brutaler Black Western, der sich aufgrund seiner durchweg coolen Inszenierung und comichaft überzeichneten Gewaltspitzen Vergleiche mit Quentin Tarantinos DJANGO UNCHAINED gefallen lassen, sich davor aber keinesfalls scheuen muss.
Zwar ist die Inszenierung manchmal etwas Offbeat, die eigentlich recht simple Rachegeschichte wird stellenweise künstlich in die Länge gezogen und gerade im Mittelteil fehlt es etwas an Flow. Aber das wissen die zahlreichen kreativen Einfälle und die visuellen Schauwerte, der durchweg gut besetzte Maincast sowie der grandiose Soundtrack durchaus zu kaschieren. Außerdem gehört es bei einem Western doch gefühlt zum guten Ton, wenn möglichst wenig Story auf eine möglichst epische Laufzeit gestreckt wird.
Im Großen und Ganzen hat Musiker und Filmemacher Jeymes Samuel mit THE HARDER THEY FALL ein wirklich sehenswertes Langfilmdebüt abgeliefert, bei dem er am Ende aber die Tür für ein mögliches Sequel ganz bewusst "wide, wide, wide open" gelassen hat. Es scheint sogar schon Ideen für ein ganzes CCU, also ein Cowboy Cinematic Universe, zu geben. Es bleibt also spannend zu sehen, was da noch kommen wird.
Paul Feigs Romanverfilmung NUR EIN KLEINER GEFALLEN ist ein spannender und mit vielen, vielen Wendungen versehener Thriller, der mit Anna Kendrick und Blake Lively in den Hauptrollen kompetent besetzt und größtenteils solide inszeniert wurde.
Allerdings fühlt sich NUR EIN KLEINER GEFALLEN auch ein wenig so an, als würde er aus drei, von der Tonalität her unterschiedlichen Filmen bestehen. So beginnt das Ganze als Vorstadt-Drama, entwickelt sich dann zu einer Detektivgeschichte mit Thriller-Anleihen und mündet schließlich in einer schwarzen Komödie.
Gegen Ende übertreibt es der Film auch ein wenig mit den Twists, welche immer absurdere Züge annehmen. Glücklicherweise aber schrammt der Film noch daran vorbei, zu einer Parodie zu verkommen. Doch auch wenn das letzte Drittel des Films vor allem gegenüber dem wirklich starken Mittelteil etwas abfällt und die aufgebauten Erwartungen nicht ganz erfüllt werden, so ist NUR EIN KLEINER GEFALLEN dennoch ein durchweg unterhaltsamer und kurzweiliger Film.
Mike Flanagan hat mit DOCTOR SLEEPS ERWACHEN nicht nur eine gelungene Verfilmung des Stephen King-Romans DOCTOR SLEEP (2013), sondern gleichzeitig auch einen würdiges Sequel zu Stanley Kubricks THE SHINING (1980) abgeliefert.
Ebenso wie Kubrick setzte auch Flanagan vor allen Dingen auf Atmosphäre, was sich besonders in der visuellen Gestaltung widerspiegelt. So wird die Art und Weise, wie die Kamera die Bilder einfängt, stellenweise fast schon adaptiert. Wir bekommen wieder lange Kamerafahrten und ruhige Einstellungen, die uns in das Geschehen hineinziehen.
Doch darüber hinaus wurde hier auch vieles besser gemacht, als noch im ersten Teil.
Der Score der Newton Brothers ist angenehm zurückhaltend und versucht nicht krampfhaft dort Spannung zu erzeugen, wo eigentlich gar keine ist. Auch ist das Schauspiel hier viel subtiler und die Figurenzeichnung wesentlich vielschichtiger.
Positiv fällt ebenfalls auf, dass Figuren aus dem ersten Teil nicht durch digitale Ebenbilder zum filmischen Leben wiedererweckt wurden, wie es bei einigen anderen großen Filmen heutzutage fast schon üblich ist, sondern dass diese Rollen durch gut gecastete Darsteller:innen verkörpert werden.
Beanstanden könnte man, dass sich der Film mit einer Lauflänge von knapp zweieinhalb Stunden etwas zu viel Zeit nimmt. Auch muss hier viel Exposition geliefert werden, was zum einen daran liegt, dass zwischen Stanley Kubricks THE SHINING und Mike Flanagans DOCTOR SLEEPS ERWACHEN fast 40 Jahre liegen und die Story somit noch einmal für eine neue Generation an Kinogänger:innen neu aufgerollt werden musste. Zum anderen hatte Kubrick in seinem Kultfilm aber ohnehin viele Fragen offen gelassen, die nun geklärt werden müssen, um eine wirklich schlüssige Geschichte erzählen zu können. Und im Anbetracht dieser Umstände hat Flanagan mit seinem Film (fast) alles richtig gemacht.
Stanley Kubricks SHINING ist eine der wohl bekanntesten Verfilmungen von einem der wohl bekanntesten Grusel-Romane von Stephen King, einem der wohl bekanntesten Horrorautoren der Gegenwart.
Die große Stärke des Films ist ohne Frage seine Visualität. Die Kameraarbeit, das Set-Design, die Montage – alles ist perfekt abgestimmt. Man kann sich gar nicht sattsehen an den schönen Bildern und den eleganten Kamerafahrten. Kubrick ist es wahrhaft meisterlich gelungen, auf visueller Ebene eine dichte Atmosphäre zu kreieren.
Leider will auf akustischer Ebene der Score stets zu viel. Durch seine Penetranz ist er nicht nervenzerreißend, sondern viel eher nervenraubend. Es spricht schon Bände, wenn der spannendste Moment jener ist, in dem der mittlerweile verrückt gewordene Jack Torrance (Jack Nicholson) mit einer Axt bewaffnet durch die langen Gänge des fast völlig ausgestorbenen Overlook Hotels jagt und ausnahmsweise mal keine Musik zu hören ist.
Das Schauspiel ist zudem ebenfalls zum Großteil von Overacting geprägt. So verkörpert Jack Nicholson die wahnsinnige Seite seines Charakters zwar mit Bravour, jedoch wirkt sein Charakter selbst dann wie ein Irrer, wenn er eigentlich bei klarem Verstand ist. Und Shelley Duvall in der Rolle der Mutter gibt sich zwar alle Mühe, kann aber trotz (oder gerade wegen) all der Tränen und des angsterfüllten Schreiens nicht gegen die Stereotype ihrer Figur ankommen.
Zu guter Letzt deutet der Film einiges nur vage an und lässt somit viel Raum für Interpretationen, weshalb am Ende einige Fragen offen bleiben.
Und dennoch, trotz all dieser Kritikpunkte, trotz all des Staubs, der sich mittlerweile im Overlook Hotel angesammelt hat, ist SHINING nach wie vor sehens- und empfehlenswert und nicht umsonst ein Klassiker.
THE RAVEN ist ein atmosphärischer und poetischer Thriller, in welchem der berühmte Schriftsteller Edgar Allan Poe selbst zum Ermittler werden muss, um einen Mörder dingfest zu machen, der sich für seine Morde Poes literarische Werke zum Vorbild nimmt, und obendrein dessen Geliebte entführt und gefangen hält.
Leider ist damit die einzig relevante Frauenfigur in diesem Film nicht viel mehr als die "Damsel in Distress", sprich das "Fräulein in Nöten", was definitiv kritisch anzumerken ist.
Abgesehen davon erzählt THE RAVEN aber eine bis zum Ende hin spannend bleibende Kriminalgeschichte, die von ihrer cineastischen Aufmachung her an Genrevertreter, wie bspw. FROM HELL (2001) oder den etwas später erschienen THE LIMEHOUSE GOLEM (2016), erinnert.
Nachdem bereits im Mai diesen Jahres Zack Snyders ARMY OF THE DEAD auf Netflix veröffentlicht wurde, ist nun Ende Oktober das dazugehörige Prequel-Schrägstrich-Spin-Off ARMY OF THIEVES von und mit Matthias Schweighöfer erschienen.
Die Handlung des Films dreht sich um den von Schweighöfer selbst gespielten und bereits aus ARMY OF THE DEAD bekannten Safe-Knacker Ludwig Dieter. Nur heißt Ludwig Dieter hier zu Beginn noch gar nicht Ludwig Dieter und er ist eigentlich auch kein Safe-Knacker. Ludwig Dieters richtiger Name lautet nämlich Sebastian Schlencht-Wöhnert und dieser ist ein hauptberuflich gelangweilter Bankangestellter, der in seiner Freizeit ungeklickte Nerdtalk-YouTube-Video zu seinem Lieblingsthema "Safes" veröffentlicht.
Auf sein neuestes Video erhält er jedoch einen rätselhaften Kommentar. Eine Einladung zu einem Event, bei dem er seine Safe-Knacker-Skills unter Beweis stellen soll. Und als er zeigt was er kann, findet er sich kurz darauf in einer Bankräuber:innen-Bande wieder, für die er drei der vier berühmtesten Safes der Welt knacken soll.
Nachdem Matthias Schweighöfer vor allen Dingen 08/15-Komödien gedreht hat, hat er nun mit ARMY OF THIEVES eine etwas hüftsteife, leidlich spannende und nur selten wirklich witzige Heist-RomCom abgeliefert. Sein Sebastian Schlencht-Wöhnert a.k.a. Ludwig Dieter ist zwar ziemlich querky, ansonsten aber ähnlich eindimensional wie seine Team-Kolleg:innen.
Ab der Hälfte wird der Film zwar besser (besser als ARMY OF THE DEAD ist er allemal) und speziell die Verfolgungsszene mit dem Fahrrad ist ganz neckisch. Aber abgesehen davon ist ARMY OF THIEVES leider ein maximal mittelmäßiger Heist-Film, dem es an originellen Einfällen mangelt.
Das Netflix-"Comedy"-Special ANGRIFF DER HOLLYWOOD-KLISCHEES (OT: ATTACK OF THE HOLLYWOOD CLICHÉS!) ist ein unlustiges, wirres Sammelsurium an gängigen Hollywood-Klisches. Zwar ist die Show mit ihren knapp 58 Minuten recht kurzweilig geraten und Rob Lowe als Host hat mir ebenfalls sehr zugesagt. Allerdings will keiner der Gags so richtig zünden und die kurze Laufzeit reicht nicht aus, um auf die verhältnismäßig zahlreichen Hollywood-Klischees gebührend einzugehen.
Hier wäre das Serienformat vermutlich geeigneter gewesen. Man hätte, ähnlich zur Netflix-Show DIE GESCHICHTE DER SCHIMPFWÖRTER (OT: HISTORY OF SWEAR WORDS) mit Nicolas Cage, pro Folge ein Hollywood-Klische in knapp 20 Minuten beleuchten können. Das wäre völlig ausreichend gewesen. Dann noch den Humor etwas aufpoliert und herausgekommen wäre eine unterhaltsame Show, die gleichzeitig auch noch einen gewissen Mehrwert geboten hätte. So dürfte ANGRIFF DER HOLLYWOOD-KLISCHEES aber maximal für diejenigen einigermaßen interessant sein, die sich bisher noch nicht sonderlich mit der Materie auseinandergesetzt haben.
Visuell abgedreht und originell getrickster Animationsfilm, der nicht nur beste Unterhaltung für die ganze Familie bietet, sondern auch gleich noch etwas (wenn auch recht oberflächliche) Gesellschaftskritik mitliefert. DIE MITCHELLS GEGEN DIE MASCHINEN braucht sich gar nicht vor Genre-Vertretern, wie etwa aus dem Hause Pixar verstecken. Gegenüber einem LUCA ist er sogar noch ein Stückchen progressiver, was die Darstellung der sexuellen Orientierung der Hauptfigur angeht. Denn während LUCA vorab zwar als eine Art CALL ME BY YOUR NAME-Variante für Kinder gehandelt wurde, die dargestellte Beziehung letzten Endes aber auch einfach als wunderschöne Kinderfreundschaft gelesen werden kann, ist in DIE MITCHELLS GEGEN DIE MASCHINEN die Tochter Katie ein ganz klar erkennbarer LGBT-Charakter. Besonders erfrischend hierbei: Katies sexuelle Orientierung muss nicht für einen Familienkonflikt herhalten. Stattdessen interessiert sie sich einfach für eine andere Studentin. Punkt. Und das wird von niemanden in Frage gestellt – so wie es im Prinzip ja auch sein sollte.
+++ SPOILER enthalten! +++
Nachdem David Gordon Green vor knapp drei Jahren mit HALLOWEEN die gleichnamige Filmreihe rund um den Maskenmörder Michael Myers fast gänzlich neu aufgesetzt und ihr damit einen frischen, blutroten Anstrich verpasst hatte, hat er nun mit HALLOWEEN KILLS nachgelegt. HALLOWEEN KILLS ist der zweite Teil einer geplanten Trilogie, in welcher ausschließlich die Ereignisse aus dem allerersten Teil HALLOWEEN – DIE NACHT DES GRAUENS (OT: HALLOWEEN, 1978) berücksichtigt und somit alle anderen bisherigen Fortsetzungen ignoriert werden.
David Gordon Greens erster Streich HALLOWEEN setzte 40 Jahre nach den Ereignissen jener Nacht des Grauens an und erzählte von einem erneuten Aufeinandertreffen zwischen Michael Myers (James Jude Courtney, Nick Castle) und seinem einstigen, wehrhaften Opfer Laurie Strode (Jamie Lee Curtis). Doch nicht nur hatte sich Laurie über all die Jahre hinweg auf diese unvermeidliche Begegnung vorbereitet, sie erhielt nun auch tatkräftige Unterstützung von ihrer Tochter Karen (Judy Greer) sowie ihrer Enkelin Allyson (Andi Matichak). Dieses Aufeinandertreffen mündete in einem feurigen Showdown, welcher für einen kurzen Moment die Hoffnung aufflammen ließ, dass Laurie ihrem Peiniger nun endlich ein für alle Mal den Garaus gemacht hätte.
In HALLOWEEN KILLS werden die Ereignisse eben jener Halloween-Nacht jedoch fortgeführt und es stellt sich heraus, dass Michael Myers doch nicht ganz so einfach totzukriegen ist. Er ist das wahrhaft Böse und es braucht nun offenbar die Kräfte einer ganzen Kleinstadt, um dagegen anzukommen.
Darüber hinaus schließt HALLOWEEN KILLS eine kleine Lücke, denn er beginnt mit einer Rückblende und berichtet davon, wie es in der Nacht von 1978 gelingen konnte, Michael Myers festzunehmen und einzusperren. Diese Rückblende sieht wirklich verdammt gut aus und fängt die Atmosphäre des Klassikers gekonnt ein.
Nach dieser Rückblende setzt die Handlung direkt dort an, wo der 2018er-Film aufgehört hat. Und auch dieser Einstieg ist zunächst gelungen. Aber nach und nach fängt dieses Bild an zu bröckeln und spätestens nach dem ersten Drittel lässt die Qualität des Films deutlich nach.
Doch woran liegt das?
Nun, an der technischen Seite liegt es gewiss nicht. Kameramann Michael Simmonds weiß die Ereignisse gut in Szene zu setzen, so dass HALLOWEEN KILLS optisch durchgehend hochwertig aussieht. Auch was die Spezialeffekte angeht, die stets so aussehen, als wären sie handgemacht, gibt es nichts zu bemängeln.
An der Musik liegt es ebenso wenig, denn der Soundtrack von John Carpenter ist eine wahre Wucht und wahrscheinlich das mit Abstand Beste am gesamten Film. Wobei ich gestehen muss, dass ich, noch mehr als vom filmischen Schaffen, ein Fan vom musikalischen Schaffen des Mannes bin. Somit mag es durchaus sein, dass ich an dieser Stelle etwas voreingenommen bin.
Aber auch an der zugrunde liegenden Idee sowie an den Schauspieler:innen liegt es nicht. Die Prämisse, dass sich eine Kleinstadt auf die Jagd nach einem Mörder begibt und vermeintlich „gute Menschen“ von einem Monster letztendlich selbst zu Monstern gemacht werden, ist zwar nicht originell, aber sie bietet Potential. Vor allem lassen sich damit Bezüge zu aktuellen, ganz realen Ereignissen herstellen, was dem Film stellenweise auch gelingt. Speziell in einer Szene werden Erinnerungen an den Sturm auf das US-Kapitol – bzw. für uns in Deutschland an den „Sturm“ auf das Reichstagsgebäude – wach. Und auch die Schauspieler:innen versuchen das Beste aus ihren eindimensionalen Figuren herauszuholen.
Das große Problem des Films ist, dass er einfach nicht gut geschrieben ist. Das Ganze ist zu plump und zu platt und fußt auf so dünnem Eis, dass es gar nicht verwunderlich ist, dass der Film an manchen Stellen gnadenlos einbricht und Baden geht. Auf Figurenzeichnung wurde hier leider kaum Wert gelegt, was sich in den oftmals nicht nachvollziehbaren Entscheidungen sowie in den teils dämlichen Dialogen widerspiegelt. Mitunter werfen sich die Figuren nur noch leere Worthülsen wie: „Er ist das wahrhaft Böse“, oder: , an den Kopf.
Es mag ja durchaus sein, dass eine Meute, die sich zusammengerottet hat und nicht mehr klar denken kann, sich so oder so ähnlich verhält. Aber wenn selbst die Held:innen, die hier eigentlich noch die besonnensten Figuren sein sollen, ebenfalls solche Sätze wie: "Das Böse stirbt heute Nacht", von sich geben, dann wird ein Pathos kreiert, der nicht nur die eigentlich berechtigte Gesellschaftskritik zunichte macht, sondern der schlussendlich einfach nur wehtut.
Zu Gute halten muss man dem Film, dass er trotz dessen immer noch einige gelungene Momente bereithält. Und auch zwei, drei der Nebenfiguren sind dann doch ganz sympathisch, so dass es in diesen Fällen tatsächlich schade ist, wenn diese dann doch wieder nur für den nächsten Kill herhalten müssen.
Aber alles in allem kann HALLOWEEN KILLS das Niveau seines erstaunlich starken Vorgängers nicht halten. Ob der durchaus vorhandenen Qualitäten bleibt zwar die Hoffnung, dass der voraussichtlich im nächsten Jahr startende HALLOWEEN ENDS diese Reihe zu einem doch noch guten Abschluss führen könnte. Sollte dieser Film aber stattdessen den Abwärtstrend fortführen, dann stellt sich durchaus die berechtigte Frage, ob es wirklich nötig gewesen wäre, Michael Myers dafür von den Toten wieder zurückzuholen.