ZeddaZogenau - Kommentare

Alle Kommentare von ZeddaZogenau

  • Beim erstmaligen Ansehen von "Papa ist auf Dienstreise" (1985) von Emir Kusturica ist mir aufgefallen, dass die Rolle der Mutter von der phantastischen Mirjana Karanovic gespielt wird. Diese Schauspielerin sollte 21 Jahre danach in "Grbavica-Esmas Geheimnis" (2006)von Jasmila Sbanic erneut einen großen Auftritt haben. Beide Filme zusammen bieten einen erhellenden Einblick in das Leben der wunderschönen Stadt Sarajevo - vor und nach dem schrecklichen Jugoslawien-Krieg der 1990er Jahre. Zu Recht sind beide Meisterwerke preisgekrönt: Goldene Palme 1985 und Goldener Bär 2006! Europäisches Erzählkino vom Feinsten!
    Und was für eine großartige Schauspielerin!!!

    • Zum Glück scheint es gerade eine Wiederentdeckung der alten Derrick-Folgen auf Sky und in der ZDF Mediathek zu geben. Das wird auch Zeit! Immerhin ist "Derrick" die erfolgreichste deutschsprachige Serie überhaupt und auch heute noch absolut sehenswert. Im Sommer 1991 waren die Pariser Metro-Stationen mit zwei Werbeplakaten übersät: Auf dem einen posierte Arnold Schwarzenegger für "Terminator 2", auf dem anderen war Horst Tappert (1923-2008) als "Derrick" auf dem Cover einer französischen Fernsehzeitschrift zu sehen. Das waren Zeiten!
      Heute vor 12 Jahren ist Horst Tappert im Alter von 85 Jahren gestorben.

      • Curd Jürgens (1915-1982) war ein deutschsprachiger Weltstar, der seit Mitte der 1950er Jahre über zwei Jahrzehnte lang in internationalen Filmproduktionen zu sehen war. Ob als Bond-Bösewicht oder an der Seite von Brigitte Bardot, Ingrid Bergman oder Romy Schneider - stets wusste er zu überzeugen. Habe ihn vor ein paar Tagen als Ehemann der Bond-Schönheit Daniela Bianchi in dem Kriegsfilm "...und morgen fahrt ihr zur Hölle")(1967) gesehen, in dem er eben nicht den Klischee-Nazi, sondern einen differenzierten Charakter gespielt hat.
        Am heutigen Tage wäre Curd Jürgens 105 Jahre alt geworden.

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        • An den Todestag von Anne Baxter (1923-1985) vor 35 Jahren kann ich mich noch sehr gut erinnern. Sie war damals sehr populär, weil sie die Hauptrolle in der amerikanischen Fernsehserie "Hotel" spielte, die als Lückenfüller für den "Denver-Clan" im ZDF gezeigt wurde. Auch ihre großen Filmerfolge wie "Alles über Eva", "Die Zehn Gebote" und "Cimarron" (als Rivalin der bezaubernden Maria Schell) liefen damals oft im Fernsehen. Leider ist diese großartige Schauspielerin mit 62 Jahren viel zu früh verstorben.

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          • Donna Mills ist eine amerikanische Schauspielerin, die vor allem durch ihre Rolle als Abby Cunningham in der PrimeTimeSoap "Unter der Sonne Kaliforniens" (Knots Landing) bekannt wurde. In der beliebten US-Familienserie (1979-1993) spielte sie von 1980-1989 eine herrlich fiese Intrigantin, die gefühlt jeder Nachbarin den Ehemann ausgespannt hat. Besonders unter ihren Manipulationen zu leiden hatte "Poor Val" (gespielt von der großartigen Joan Van Ark), die sowohl den Ehemann als auch die EwingOil-Millionen an die Kontrahentin verlor.
            Donna Mills gelang es spielend, trotz ihrer eher negativen Rolle die Sympathien des Publikums zu gewinnen. Ihre fiese Bösewichtin wurde auch als liebende (wenn auch überforderte) Mutter und kompetente Geschäftsfrau gezeigt, die sich in der Männerwelt der 1980er Jahre selbstsicher durchzusetzen verstand.
            Im Jahre 1971 war sie auch an der Seite von Clint Eastwood in dem sehenswerten Psychothriller "Sadistico" zu sehen.
            Gemeinsam mit ihren Serienkolleginnen Michele Lee und Joan Van Ark, mit denen sie seit damals befreundet ist, ist sie beruflich weiterhin aktiv und wird von den noch immer zahlreichen Knots-Fans sehr verehrt.
            Am heutigen Tage wird die wunderbare Donna Mills unglaubliche 80 Jahre alt.

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            • Vidyut Jammwal ist ein indischer Schauspieler, Kampfkünstler und Stuntkoordinator, der seit seinem Debüt als Gegenspieler von John Abraham in dem Action-Kracher "Force" aus dem Jahre 2011 einer der gefragtesten indischen Action-Stars ist. Seit seiner Kindheit praktiziert er die indische Kampfkunst Kalaripayattu. In seinen Filmen (meist auf Hindi, aber auch einige auf Telugu) begeistert er durch seine beeindruckende Physis und eine schier unfassbare Beweglichkeit. Besonders sehenswert von ihm sind die drei Filme der "Commando"-Reihe aus den Jahren 2013, 2017 und 2019, in denen er in der Rolle des Helden zu sehen ist.
              Am heutigen Tage wird Vidyut Jammwal 40 Jahre alt.

              • Der italienische Schauspieler Tony Kendall (1936-2009), der mit bürgerlichem Namen Luciano Stella hieß, bildete zusammen mit dem amerikanischen Schauspieler Brad Harris in den 1960er Jahren ein schlagkräftiges Action-Gespann, das durchaus als Vorreiter für die Kombination von Terence Hill und Bud Spencer gelten kann. Ihre ersten gemeinsamen Auftritte hatten Kendall und Harris in den deutschen Sauerkraut-Western "Die Flusspiraten vom Mississippi" und "Die Schwarzen Adler von Santa Fe". Richtig populär wurden die beiden mit der deutschen Eurospy-Filmreihe "Kommissar X", die es zwischen 1965 und 1971 auf insgesamt 7 Filme brachte. Tony Kendall spielte dabei augenzwinkernd die Titelrolle des Kommissar X / Joe Walker, der seinen von dem hünenhaften Brad Harris gespielten Kumpel nicht nur beim Damenverschleiß, sondern oft auch im Faustkampf blässlich aussehen ließ.
                Am heutigen Tage wäre Tony Kendall 84 Jahre alt geworden.

                • 6 .5

                  Sandalenfilm mit Richard Harrison und Giuliano Gemma

                  In diesem italienischen Film von 1964 geht es um Kaiser Domitian (Piero Lulli), der im Jahre 96 n. Chr. mit Grausamkeit über Rom herrscht. Als er im Zusammenspiel mit seiner Geliebten Artamne (mit immer wieder andersfarbigen Perücken, die zum jeweiligen Gewand passen: Moira Orfei) mehrere schöne Jungfrauen (darunter: Paola Pitti als Lucilla) in den Palast einbestellt, um sie zu missbrauchen und zu bestehlen, weckt er den Widerstand von Valerius Rufus (Richard Harrison), dem Anführer seiner Prätorianer-Garde, der auch noch mit Lucilla verlobt ist. Da er sich noch nicht traut, offen Widerstand zu leisten, verbirgt sich Valerius hinter einer Wolfsmaske und wird fortan als "roter Wolf" gefürchtet. Unterstützung erfährt der Widerständler durch den Senator Nerva (Giuliano Gemma) und den kleinwüchsigen Hofnarren Elpidion (Salvatore Furnari), die dem Helden dabei helfen, auch den Rest der Prätorianer auf ihre Seite zu ziehen.

                  Das Tolle an diesem sonst eher durchschnittlichen Sandalenfilm sind die vielen Kampfszenen, die sich vor allem dadurch auszeichnen, dass mit Richard Harrison und Giuliano Gemma zwei Schauspieler zur Verfügung stehen, die auch als Stuntmen Erfahrung haben. Salvatore Furnari sorgt als kleinwüchsiger Hofnarr für die komischen Momente, trägt aber auch erheblich zum Gelingen des Aufstands bei. In den bösen Rollen überzeugen die aus einer Zirkusfamilie stammende Moira Orfei und der gewohnt diabolisch aufspielende Piero Lulli. Gerade in der Kampfszene am Ende des Films zeigt sich, wie sehr der italienische Genre-Film von seinen oft aus dem Zirkus-Milieu stammenden Darstellern profitiert hat. Da werden Messer geworfen, und es wird Feuer gespuckt, dass es eine Freude ist.

                  Dieser Film ist kein Meisterwerk des Genres, sorgt aber durch seine Darsteller für Spaß und kurzweilige Unterhaltung. Die Mischung stimmt, so dass dieser Film nicht nur für Fans des Genres zu empfehlen ist.

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                  • Das ist einer der besten Film- und Theaterschauspieler im deutschsprachigen Raum. Zum Glück hat sich das auch international herumgesprochen, wie man an "Solaris" (2002) und "Largo Winch 2" (2011) sehen kann. Großartige Auftritte hatte er auch in "Stammheim" (1986) als RAF-Terrorist und in "Die Auserwählten" (2014) als gruseliger Schulleiter der Odenwaldschule.

                    Alles Gute zum 63. Geburtstag!

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                    • Suzy Delair (1917-2020)

                      Erst vor kurzem im gesegneten Alter von 102 Jahren verstorben, ist es an der Zeit, diese wunderbare französische Sängerin und Schauspielerin wiederzuentdecken. Ihre Prügelei mit Maria Schell in "Gervaise" (1956) von Rene Clement ist legendär. Aber auch in anderen Filmen ist Suzy Delair in reizvollen Rollen zu entdecken:
                      "Unter falschem Verdacht" (1947) von Henri-Georges Clouzot / "Rocco und seine Brüder" (1960) von Luchino Visconti / "Die Abenteuer des Rabbi Jacob" (1973) an der Seite von Louis de Funes!

                      RIP

                      • 8 .5
                        ZeddaZogenau 27.07.2020, 15:33 Geändert 27.07.2020, 15:37

                        Beeindruckend-düstere Emile-Zola-Verfilmung mit einer phantastischen Maria Schell in der Titelrolle

                        Dieses französische Filmdrama aus dem Jahre 1956 ist ein absoluter Runterzieher, aber was für ein sehenswerter! Regie führte Rene Clement (auch "Das Boot der Verdammten" (1947), Vorlage war Emile Zolas Roman "L`Assommoir" (bed.: Der Totschläger, so heißt die Kneipe im Roman), der als "Die Schnapsbude" im Deutschen bekannt ist. Die Handlung spielt im Paris der 1850er Jahre.
                        Der Film stellt die Wäscherin Gervaise und damit die großartige Maria Schell als Hauptdarstellerin in den Mittelpunkt. Und diese Entscheidung ist goldrichtig! Maria Schell spielt wie entfesselt und bekam für diese Rolle mehr als zurecht die Coppa Volpi als beste Schauspielerin bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig 1956.

                        Ihre Gervaise ist eine gehbehinderte Waschfrau, die unverheiratet mit ihrem Liebhaber und den zwei gemeinsamen Kindern mehr schlecht als recht zusammenlebt. Als sie von ihrem Geliebten (Armand Mestral) verlassen wird, sieht es erst einmal sehr schlecht für sie und ihre Kinder aus. Erst durch die Ehe mit dem Dachdecker Coupeau (Francois Perier, der auch als Kommissar in "Der eiskalte Engel"(1967) und als Mafia-Anwalt in der italienischen Erfolgsserie "Allein gegen die Mafia" (drei Staffeln ab 1984) zu sehen war) gibt es wieder etwas Hoffnung. Durch einen Kumpel (Jacques Harden als Schmied, der zum Vorboten der entstehenden Arbeiterbewegung wird) ihres Mannes, kann Gervaise sogar eine eigene Waschstube eröffnen. Doch dieses Glück währt nicht lange. Ein furchtbarer Unfall, Missgunst in der Nachbarschaft, eigene Fehltritte und vor allem der Alkohol sorgen dafür, dass die kleine Arbeiterfamilie vor die Hunde geht.

                        Das ist ein ganz bitterer Stoff, der kompromisslos und ganz auf Linie der Vorlage von Zola erzählt wird. Aber wie das geschieht, ist unfassbar sehenswert und zuweilen auch furchtbar komisch inszeniert. Neben der atemberaubenden Maria Schell können auch alle anderen Schauspieler in ihren tollen Rollen glänzen. Erwähnt seien neben den schon genannten noch Micheline Luccioni als aufreizende Clemence, Mathilde Casadesus als schwätzerische Madame Boche und natürlich die erst vor kurzem verstorbene Suzy Delair (1917-2020) als hinterhältige Virginie Poisson.

                        Zwei Szenen aus dem Handlungsverlauf sind einfach als großartig zu bezeichnen. Ganz am Anfang kommt es im Waschhaus zu einer Prügelei zwischen Maria Schell und Suzy Delair, die Kultstatus hat und noch immer absolut sehenswert ist. Auf der Hochzeit von Gervaise und Coupeau geht die ganze Gesellschaft in den Louvre und schaut sich die dortigen Bilder an. Einfach nur großartig!
                        Überhaupt sind die Dialoge phantastisch, derb und ohne ein Blatt vor den Mund nehmend! Handlung und filmische Umsetzung sind für einen Film aus den 1950er Jahren sehr direkt und lebensnah. In einem deutschen oder amerikanischen Film wäre sowas zu jener Zeit überhaupt noch nicht denkbar gewesen.

                        Dieser Film ist ein Klassiker, den man unbedingt gesehen haben sollte. Mit diesem Film konnte Maria Schell ihre Weltkarriere starten. Unbedingt ansehen!

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                        • 5

                          Indischer Superhelden-Film mit Tiger Shroff

                          Dieser auf Hindi gedrehte Film (2016) von Remo D´Souza ist von Balaji Motion Pictures produziert worden.

                          Tiger Shroff spielt den jungen und etwas unsicheren Aman Dhillon, der mit seinem Bruder bei der verwitweten Mutter lebt und als Lehrer für MartialArts arbeitet. Klammheimlich ist er in seine hübsche Kollegin Kirti (Jacqueline Fernandez) verliebt. Sie leben in einer Stadt, in der es eine Industrieanlage gibt, die für erhebliche Umweltverschmutzung sorgt. Eines Tages kommt es dazu, dass von einem besonderen Baum in der Nähe Superkräfte auf Aman übergehen. Gleichzeitig bekommt sein Widersacher Raka (Nathan Jones), der bei den dunklen Machenschaften des Industriemagnaten mitmischt, ebenfalls Superkräfte, allerdings in Folge der Umweltverschmutzungen. Aman weiß überhaupt nicht, was mit ihm los ist, wächst aber immer mehr in die Rolle eines Superhelden hinein, der sich für die Schwachen einsetzt. Im Gedenken an seinen verstorbenen Vater, von dem er auch seine MartialArts-Fähigkeiten hat, nennt er sich von nun an "Flying Jatt". Nach vielen Komplikationen kommt es, wie es kommen muss. Der Finsterling Raka wird stärker und stärker, so dass er eine furchtbare Bedrohung für die Menschheit wird. Nur einer kann ihn aufhalten...Flying Jatt!

                          Dieser Superhelden-Film ist sehr simpel gestrickt und erkennbar ein Nachahmerprodukt, das auf der weltweiten Erfolgswelle der amerikanischen Superhelden-Filme mitschwimmen will. Das gelingt aber überhaupt nicht. Die Tricks sind sehr billig und überzeugen nicht. Die Handlung ist allzu vorhersehbar. Und das Kostüm des Superhelden ist einfach nur lächerlich.

                          Interessant sind lediglich die drei Hauptdarsteller, die die ganze Misere mit einem gewissen Charme überspielen. Tiger Shroff überzeugt als (muskelbepackter) Junge von nebenan, der naiv und staunend in seine Rolle als Weltenretter hineinwächst.
                          Die 1985 in Sri Lanka geborene Jacqueline Fernandez gibt die wunderschöne und sympathische Freundin des Helden, die auch bei lustigen Tanzszenen ("Beat Pe Booty") zu überzeugen weiß. Fernandez, die 2013 neben Saif Ali Khan und John Abraham in dem Action-Kracher "Race 2" zu sehen war, stand letztens in dem verunglückten Carsploitation-Film "Drive" (2019) neben dem leider viel zu früh aus dem Leben geschiedenen Sushant Singh Rajput (1986-2020) vor der Kamera.
                          Und dann natürlich Nathan Jones, der als ehemaliger Wrestling-Star aus Australien einen mehr als ebenbürtigen Gegner für unseren Superhelden abgibt. Aufmerksamkeit hat Jones als Rictus Erectus In "Mad Max: Fury Road" (2015) erregt. Er war allerdings auch schon als Boagrius in "Troja" (2004) und als Humungus in "Asterix bei den Olympischen Spielen" (2008) zu sehen.

                          Ungewöhnlich ist noch, wie sehr die Problematik der Umweltverschmutzung mit der Superhelden-Geschichte verbunden ist. Aber auch das kann nicht vollständig überzeugen. Alles in allem ist der Film nur für diejenigen empfehlenswert, die Interesse an den Stars haben oder sowieso schon immer mal einen indischen Superhelden-Film sehen wollten.

                          • 7

                            Italienischer Bibelfilm mit Brad Harris

                            Diese im Jahre 1962 entstandene italienisch-französische Ko-Produktion von Gianfranco Parolini heißt im italienischen Original "Il vecchio Testamento", also "Das Alte Testament". Und dieser Titel passt, geht es doch um die Geschehnisse, über die im Ersten und Zweiten Buch der Makkabäer berichtet wird. Mit Goliath hat das Ganze nichts zu tun. Mit dem Titel sollte wohl aus Marketinggründen eine Verbindung zu all den anderen Filmen mit antiken Muskelmännern geschaffen werden, die in jener Zeit an den Kinokassen so erfolgreich waren. Die Dreharbeiten fanden - wie so oft bei Filmen dieser Art - in Jugoslawien statt.

                            Ungefähr 150 v. Chr. hält die Seleukidenherrschaft (eines der Diadochenreiche nach dem Tod Alexanders des Großen) immer noch an. Die Syrer haben Jerusalem besetzt. Dagegen wehren sich die Hebräer, allen voran der Priester Mattatias und seine wehrhaften Söhne. Besonders der tatkräftige Judas Makkabäus (sehr beeindruckend: Djordje Nenadovic, der später auch in "Unter Geiern" (1964) und im ersten Teil von "Die Nibelungen" (1968) zu sehen war) tut sich dabei hervor. Der Widerstand schlägt dennoch fehl. Die Hebräer müssen in die Wüste fliehen. Erst Simon Makkabäus (Brad Harris) als letztem Sohn wird es gelingen, Jerusalem und den Tempel zurückzuerobern. Simon war von Anfang an in seiner Familie angeeckt, da er für ein friedliches Miteinander zwischen Hebräern und Syrern plädiert und mit der schönen Diotima (Mara Lane, die bezaubernde britisch-österreichische Schauspielerin war 1957 auch neben Romy Schneider und Horst Buchholz in Helmut Käutners schönem Liebesfilm "Monpti" zu sehen) auch eine syrische Braut hat. Weitere Darsteller sind Franca Parisi (als Miza), Vladimir Leib (sorgt mal wieder als "komischer Dicker" für ein bisschen komische Entlastung) und Jacques Berthier (als fieser Gegenspieler Apollonius).

                            In diesem Film steht eher die zu erzählende Geschichte im Vordergrund. Brad Harris steht als Hauptdarsteller nicht wie sonst üblich im Mittelpunkt, sondern ist nur Teil eines relativ großen Ensembles. Auch schauspielerisch wird ihm mehr abverlangt, da er auch Selbstzweifel und Verletzung durch die Zurückweisung durch seine Familie spielen muss. Inhaltlich werden die biblischen Ereignisse stark gerafft und zugespitzt, so dass Bibelwissenschaftler natürlich nicht zufrieden sein werden. Trotzdem ist dieser ungewöhnliche Sandalenfilm sehenswert, weil er eine interessante Geschichte, die nicht soooo bekannt ist, sehr unterhaltsam und kurzweilig erzählt.
                            Durchaus empfehlenswert!

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                            • 6
                              ZeddaZogenau 22.07.2020, 17:25 Geändert 22.07.2020, 17:26

                              Tanz- und Actiondrama mit Tiger Shroff

                              Dieser im Jahre 2017 auf Hindi gedrehte Film von Sabbir Khan ist nach "Heropanti" und "Baaghi" bereits die dritte Zusammenarbeit zwischen dem Regisseur und dem Hauptdarsteller Tiger Shroff. Produziert wurde der Film von Eros International. Im deutschsprachigen Raum ist der Film auch unter dem Titel "Tanze für Dein Leben" bekannt.

                              Tiger Shroff spielt einen jungen Mann namens Manav "Munna" Roy, der ein unglaublich guter Tänzer ist und als Fan von Michael Jackson seinen Lebensunterhalt mit Tanz verdienen will. Munna bedeutet auf Hindi so etwas wie "guter Junge". Nach Schwierigkeiten in ihrer Heimatstadt Mumbai versuchen Munna und seine Tanzgang ihr Glück in der Hauptstadt Delhi. Dort lernt Munna Mahender Fauji (gespielt von Nawazuddin Siddiqui) kennen, der bei ihm unbedingt Tanzstunden nehmen will, um seiner Angebeteten zu imponieren. Was Munna erst nach und nach mitkriegt: Fauji ist ein richtig krasser Obergangster, der zur Not auch über Leichen geht. Und jetzt kommt`s: Die Schönheit, die der Obergangster beeindrucken will, ist jene Deepika "Dolly" Sharma, auf die auch Munna ein Auge geworfen hat. Konflikte sind also vorprogrammiert. Dolly wird von der bezaubernden Newcomerin und hervorragenden Tänzerin Niddhi Agerwal gespielt, die für dieses Debüt den ZeeCineAward 2017 erhalten hat und seitdem in einigen Telugu-Filmen zu sehen war.

                              Der Film bietet eine sehr vorhersehbare Story, die den Zuschauer nicht wirklich vom Hocker haut. Im Grunde geht es nur darum, Tanz- und Kampfszenen miteinander abzuwechseln, was auch ermüdend durchschaubar passiert. Eines muss man aber sagen: Tanzen kann der Tiger! Und kämpfen auch! Nett anzusehen ist das Ganze ebenfalls, aber schöne Bilder ersetzen keine gute Story.

                              Ein Plus des Films ist die Besetzung des ambivalenten Bösewichts mit dem sehr guten Schauspieler Nawazuddin Siddiqui, der schon in dem Rache-Thriller "Badlapur" (2015) von Siriam Raghavan sehr überzeugend war. Auf der Berlinale 2011 war Siddiqui in dem Film "Patang - The Kite" (2012) von Prashant Bhargava zu sehen, in dem eine dramatische Familiengeschichte mit dem Drachenfestival in Ahmedabad verknüpft wird.

                              Sehens- und hörenswert sind die vier Songs "Main Hoon", "Ding Dang", "Feel The Rhythm" (mit dem jungen Munna) und "Beparwah" (Auftritt bei "DancingStar").
                              Anspruchslose und kurzweilige Unterhaltung ist bei diesem Film garantiert. Schöne Bilder, schöne Hauptdarsteller, tanzen und fighten satt! Macht durchaus Spaß, bleibt aber nicht lange im Gedächtnis!

                              • 7

                                Krimidrama aus der Wirtschaftswunderzeit mit Hildegard Knef und Hansjörg Felmy

                                Dieser deutsche Kriminalfilm (1959) von Josef von Baky (auch Regisseur von "Münchhausen" (1943) mit Hans Albers in der Titelrolle und dem Edgar-Wallace-Film "Die seltsame Gräfin" (1961)) ist eine Produktion der Filmaufbau Göttingen, die allerdings in Hamburg gedreht wurde. Produziert haben Hans Abich und Rolf Thiele. Das Drehbuch stammt von Erich Kuby, der kurz vorher auch am Drehbuch von "Das Mädchen Rosemarie" (1958) mitgeschrieben hat und somit ein ausgewiesener Kritiker der gesellschaftlichen Verhältnisse in der Adenauer-Ära ist.

                                Es geht um den ehrgeizigen Reporter Niko Jost (gespielt von Hansjörg Felmy), der an einer erfolgreichen Artikelserie namens "Schwarzer Markt und weiße Westen" arbeitet. In seinen Artikeln wird die dunkle Vergangenheit der neureichen Profiteure der Wirtschaftswunderzeit angeprangert: Nazi-Vergangenheit, Schwarzmarktschiebereien, organisierte Kriminalität. Das passt natürlich nicht jedem, und so macht sich Niko Jost viele Feinde. Erst als einer dieser Neureichen des Mordes beschuldigt wird, kommen Ereignisse ins Rollen, die vorher nicht absehbar waren. Umstände kommen ans Licht, die manches anders und differenzierter erscheinen lassen.

                                In diesem Film wird scharfe Kritik an den Abgründen der Wirtschaftswunderzeit und der Adenauer-Ära geübt. Aber auch die nicht immer so astreinen Methoden der Sensationspresse werden verdeutlicht. Das Ganze ergibt ein sehenswertes Zeitdokument, das sich differenziert und zugespitzt mit der damaligen Zeit auseinandersetzt. Die Darsteller leisten hervorragende Arbeit und überzeugen in ihren Rollen (besonders erwähnt seien Antje Weisgerber als trauernde Witwe und Katharina Matz als Ehefrau des Sensationsreporters).

                                Die großartige Hildegard Knef spielt eine Frau mit mysteriöser Nachkriegs-Vergangenheit, die durch eine geschickte Heirat nun auch zum Kreis der etablierten Neureichen gehört und einiges zur Aufklärung des Falles beitragen kann. Dass der deutsche Weltstar Hildegard Knef nach Erfolgen in Hollywood und am New Yorker Broadway (leider durfte sie ihre Hauptrolle im Ninotschka-Musical "Silk Stockings" nicht in der Verfilmung übernehmen) hier eine eher weniger glamouröse Rolle übernimmt, überrascht erst einmal. Es ist aber sehr eindrücklich, dabei zuzusehen, wie sich Hildegard Knef ganz in den Dienst der zu erzählenden Geschichte stellt.

                                Dieser Film bietet einen intelligenten Einblick in die damalige Zeit und bildet einen wohltuenden Kontrast zu den viel kritisierten Heimat-, Schlager- und Unterhaltungsfilmen, die in jenen Tagen ja auch entstanden sind. Das Kino der Adenauer-Ära ist aber um einiges vielschichtiger, wie dieser Film beweist. Eine Entdeckung lohnt sich!

                                • 7 .5
                                  ZeddaZogenau 21.07.2020, 17:39 Geändert 17.02.2021, 11:14

                                  Actionreicher Sandalenfilm mit Brad Harris und Sergio Ciani (Alan Steel)

                                  Dieser mythologische Abenteuerfilm (1961) von Genre-Spezialist Gianfranco Parolini heißt im italienischen Original "Sansone", handelt also eigentlich von der biblischen Figur Samson, und ist im damaligen Jugoslawien gedreht worden. Dies ist der erste gemeinsame Film in der langjährigen Zusammenarbeit von Regisseur Parolini mit dem amerikanischen Hauptdarsteller Brad Harris.

                                  Los geht es mit einem erlegten Wildschwein. Darüber geraten die beiden muskelbepackten Helden Herkules/Samson (Brad Harris) und Macigno (Sergio Ciani) in einen heftigen Kampf, dem im Verlauf der Handlung noch zwei weitere Auseinandersetzungen der beiden Streithammel folgen sollen. Herkules hat damit einen ebenbürtigen Sparringspartner, was die Attraktivität des Films ungemein erhöht.
                                  Aber der Reihe nach! Herkules verschlägt es ins Königreich Sullam, das eigentlich von seiner Jugendfreundin Mila regiert wird. Die ist aber gewaltsam abgesetzt worden. Stattdessen herrschen der durchtriebene Warkalla (wunderbar niederträchtig und verschlagen: Serge Gainsbourg) und seine unsicher wirkende Freundin Cleopatra/Romilda (bleibt blass: Mara Berni). Herkules muss viele Aufgaben und Kämpfe bestehen, um die rechtmäßige Ordnung wiederherzustellen. Dabei bekommt er tatkräftige Hilfe von der patenten Janine (Luisella Boni/Brigitte Corey) und seinen treuen Gefährten (darunter der kroatische Schauspieler Vladimir Leib als "komischer Dicker", der ähnliche Rollen auch in "Die letzten Stunden von Pompeji" und "Goliath-Kampf der Makkabäer" spielen sollte und somit für den "comic relief" zuständig ist). Außerdem gibt es noch von überraschender Seite tatkräftige Unterstützung, so dass der Held Samson wie in der Bibel beschrieben auch noch die Säulen eines Palastes einzureißen vermag.

                                  Was diesen Film aus der schier endlosen Reihe von Peplum- oder Sandalenfilmen hervorhebt, ist, dass mit Brad Harris und dem italienischen (was schon sehr ungewöhnlich ist, die meisten Hauptdarsteller in den Peplum-Filmen waren ja Bodybuilder aus Amerika oder dem angelsächsischem Raum) Heldendarsteller Sergio Ciani zwei ebenbürtige Gegner (und Kampfgenossen) zur Verfügung stehen. Außerdem ist die Rolle des Oberschurken mit Serge Gainsbourg, der wenig später als Chansonnier und Komponist ("Bonnie & Clyde" im Duett mit Brigitte Bardot und "Je t`aime...moi non plus" im Duett mit Jane Birkin) Weltruhm erreichen sollte, grandios besetzt.

                                  Auch wenn es inhaltlich seltsam anmutet, dass der biblische Held Samson einfach so in eine Herkules-ähnliche Sagengeschichte versetzt wird, ist dieser aktionslastige und mit sehenswerten Kämpfen aufwartende Film nicht nur für Peplum-Fans sehenswert.

                                  Nachtrag: Als Kinderdarsteller ist Gianfranco Gasparri dabei, der als Franco Gasparri (1948-1999) zum Star der Poliziottescho-Trilogie um "Mark il poliziotto" (1975) mit den weiteren Filmen "Das Ultimatum läuft ab" (1975) und "The 44 Specialist" (1976) werden sollte. Leider hatte der gutaussehende Franco Gasparri im Juni 1980 einen schweren Motorradunfall, der eine Querschnittslähmung nach sich zog. Nach jahrelanger Reha arbeitete er als Redakteur von in Italien sehr beliebten Fotoromanzen, bis er im Jahre 1999 an Atemwegsproblemen starb.

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                                  • 7 .5
                                    ZeddaZogenau 21.07.2020, 07:53 Geändert 21.07.2020, 07:57

                                    Französisches Kriegsdrama von Rene Clement

                                    Dieser Film ist echt eine Überraschung! Rene Clement, der ein Jahrzehnt später mit Alain Delon in der Hauptrolle von "Nur die Sonne war Zeuge" (1959) zum ersten Mal einen Tom-Ripley-Roman von Patricia Highsmith verfilmt hat, legt hier einen wunderbar fiesen Kriegsthriller vor, der ungemein begeistert.

                                    In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges sticht von Oslo aus ein U-Boot in See, das mit einer Reihe von ungemein widerlichen Nationalsozialisten aus Deutschland und NS-Sympathisanten aus anderen Ländern belegt ist. All diese erbärmlichen Menschen wollen sich vor der sich anbahnenden Niederlage nach Südamerika retten. Verblendet wie sie alle sind, hat diese Mischpoke doch tatsächlich vergessen, einen Arzt mit an Bord zu nehmen. Den brauchen sie aber nach dem kleinen Unfall einer liderlichen Vollblut-Faschistin (Florence Marly). Kurzerhand geht man im französischen Rovan an Land und entführt den dortigen Landarzt (Henri Vidal (1919-1959), der kurz vor seinem zu frühen Tod noch mit Romy Schneider in "Ein Engel auf Erden" und Brigitte Bardot in "Wollen Sie mit mir tanzen?" zu sehen war) auf das U-Boot. Und weiter gehts in Richtung Südamerika, so dass das Drama seinen weiteren Verlauf nehmen kann.

                                    Diese kurze Beschreibung der Ausgangslage macht schon klar, was so ungewöhnlich und spannend an diesem Film ist. Die meisten Szenen spielen in der Enge eines U-Boots und ergeben so ein Setting, das sehr an "Das Boot" (1981) von Wolfgang Petersen erinnert und diesen Vergleich auch nicht zu scheuen braucht. Der Film wird quasi von dem entführten Landarzt erzählt, was eine besondere und auch erst einmal ungewohnte Perspektive ergibt. Es wird Französisch und Deutsch gesprochen, was natürlich auch hervorragend zu den erzählten Charakteren passt. Darüber hinaus sind die Charaktere so unangenehm und in ihrem Handeln so verstörend, dass der Zuschauer einfach überrascht ist. Dieser Film traut sich, extreme Scheusale als Anti-Helden in den Mittelpunkt zu stellen. Auch der Landarzt als einzige Identifikationsfigur ist kein strahlender Held, sondern einer, der in eine ausweglose Situation versetzt wird und sich mühsam seiner Haut erwehren muss.

                                    Die Schauspieler in diesem Film sind grandios. Die von ihnen dargestellten Charaktere bilden ein beeindruckendes Sammelsurium von NS-Scheusalen: Da ist die glühende Faschistin, die sowohl mit einem italienischen Unternehmer als auch mit einem deutschen General verbandelt ist, ein Spitzel, ein Wissenschaftler, die alle angeblich an den Endsieg glauben. Am widerwärtigsten und beeindruckendsten sind aber der SS-Mann Forster (Jo Dest) und sein "Adjutant" Willi Morus (großartig: Michel Auclair, der später auch in "Funny Face" (1957) von Stanley Donen und "Der Schakal" (1973) von Fred Zinneman zu sehen war), die durch eine ambivalente sado-masochistische Verbindung miteinander verknüpft sind, was für einen Film aus dieser Zeit wirklich bemerkenswert ist.
                                    Dieser Film ist eine kleine Perle mit atemberaubenden Szenen, die unbedingt entdeckt werden sollte. Sehr empfehlenswert!

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                                    • 5 .5

                                      Das Traumpaar ist zurück - eine Wiener Familienchronik mit Maria Schell und O. W. Fischer

                                      Das im Jahre 1961 entstandene Filmmelodram von Geza von Radvanyi (auch Regisseur von "Mädchen in Uniform" (1958) mit Romy Schneider und Lilli Palmer und "Onkel Toms Hütte"(1965)) basiert auf dem Theaterstück "The Four Poster" von Jan de Hartog. Der Film erzählt eine Familien- und Zeitchronik aus Wien vom Ende Kakaniens (also dem Ende der kaiserlichen und königlichen Monarchie Österreich-Ungarn nach dem Ersten Weltkrieg) über den Anschluss Österreichs unter Hitler bis zur frühen Nachkriegszeit.

                                      Als einstiges Traumpaar spielen Maria Schell und O. W.Fischer (wie immer maßlos überschätzt und sich selbst maßlos überschätzend) das Fabrikanten-Ehepaar Elisabeth und Rudolf von Hill, dessen Ehe über mehrere Jahrzehnte hinweg mit allen Höhen und Tiefen im Mittelpunkt steht. Seitensprünge, der Verlust von Familienangehörigen und der grausame Blutkrebs werden vor dem Hintergrund der geschichtlichen Zeitläufte durchexerziert. Dabei kann O. W. Fischer seinen penetrant-öligen Charme verströmen und Maria Schell ("Keine weint so schön und schnell wie im Film Maria Schell" (Volksmund)) kann so herrlich leiden, dass es eine (allerdings nicht mehr in die Zeit passende) Freude ist.
                                      Die Idee zu diesem Besetzungscoup, durch den das einstige Traumpaar Schell/Fischer endlich wieder gemeinsam in einem deutschen Film zu sehen war, hatte der großartige Filmproduzent Artur Brauner, in dessen CCC-Studios in Berlin und bei Außenaufnahmen in Wien der Film auch entstand. Das Drehbuch schrieb der ungarische Autor Ladislas Fodor, der auch bei den Doktor-Mabuse-Filmen, für "Die Nibelungen" und "Kampf um Rom" mit Artur Brauner zusammenarbeitete.

                                      Im Grunde wirkt dieser Film wie ein Abgesang auf die in diesen Jahren untergehende deutsche Filmindustrie. Ein altes Erfolgsmodell, das schon länger aus der Mode ist, wird noch einmal durchaus erfolgreich reaktiviert und offenbart dabei auf erbarmungslose Weise all die auch vorher schon vorhandenen Mängel. Dabei wäre es doch so leicht gewesen, der in den zurückliegenden Jahren durch Filme in Frankreich, Italien und Amerika hochverdient zum Weltstar herangereiften Maria Schell mehr Freiraum zu geben, anstatt sie in überkommene Rollenmuster zurückzudrängen.
                                      Wie das besser gehen konnte, hatte zehn Jahre zuvor Lilli Palmer bewiesen, als sie mit ihrem Noch-Ehemann Rex Harrison denselben Stoff in dem Film "Das Himmelbett" spielte und dafür zu Recht die Coppa Volpi bei den Filmfestspielen von Venedig erhielt.

                                      Trotzdem bleibt dieser Film für diejenigen, die an der deutschen Filmgeschichte interessiert sind, auf jeden Fall spannend, allein schon wegen der immer sehenswerten Maria Schell. Für alle anderen dürfte diese Wiener Chronik leicht nach Mottenkugeln müffeln.

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                                      • 6 .5

                                        Die Trojaner in Latium - Steve Reeves als Äneas

                                        Dieser im Jahre 1962 entstandene historische Abenteuerfilm von Giorgio Venturini ist nach Motiven von Vergils (eigtl.: Publius Vergilius Maro) lateinischem Epos "Aeneis" entstanden. Der Film, der im Italienischen "La leggenda di Enea" und im Englischen "The Avenger" heißt, ist die Fortsetzung von "Der Kampf um Troja" von Giorgio Ferroni, ebenfalls mit Steve Reeves in der Hauptrolle. Die Dreharbeiten fanden im damaligen Jugoslawien statt.

                                        Nach dem verlorenen Krieg um ihre Heimatstadt Troja fliehen die verbliebenen Trojaner über das Mittelmeer und gelangen unter der Führung von Äneas (Steve Reeves) nach Latium, wo sie sich endlich nach langer Irrfahrt niederlassen wollen. Der dortige König Latino (Mario Ferrari) ist den trojanischen Flüchtlingen gegenüber wohlwollend eingestellt und möchte deren Ansiedlung erlauben. Die Anführer der übrigen Volksstämme sind darüber nicht wirklich erfreut, so dass es zu heftigen Konflikten kommt. Wichtige Widersacher werden von Liana Orfei als kämpferischer Camilla (wie ihre Kusine Moira Orfei ("Ursus im Tal der Löwen") stammt sie aus einer italienischen Artistenfamilie und war mehrfach in italienischen Filmen dieser Zeit zu sehen, so auch neben Lex Barker in "Die Piraten der Küste"), Gianni Garko als beängstigend durchtriebener Turnus und Maurice Poli als dessen willfähriger Handlanger gespielt. Euryalos (Giacomo Rossi Stuart) und die schöne Lavinia (Carla Marlier) halten zu Äneas und seinen Trojanern.
                                        Mit den wuchtigen Kampfszenen, in denen nicht nur Steve Reeves als Titelheld glänzen kann, und den für einen Peplum- oder Sandalenfilm relativ vielen handelnden Charakteren mit ihren unterschiedlichen Handlungsweisen ist dieser Film um ein gewisses Niveau bemüht, um so auch der literarischen Vorlage einigermaßen gerecht zu werden. Das gelingt auch durchaus. Filmisch erkennt man die Tricksereien allerdings allzu leicht, wenn zum Beispiel das Double von Steve Reeves zum Einsatz kommt oder einzelne Kämpfer nicht so motiviert erscheinen, wie es angebracht wäre.

                                        Das im Film gezeigte Ende der Kämpfe schafft die Grundlage für die spätere Entstehung der Stadt Rom, die dann die römische Weltherrschaft über nahezu ein ganzes Jahrtausend zur Folge haben sollte. Der Trojaner Äneas gilt also als Wegbereiter des späteren Roms, wovon Vergils "Aeneis" ja auch handelt. Die Gegend um das heutige Rom heißt noch immer Latium, was beispielsweise am Namen des bekannten Fußballvereins Lazio Roma zu erkennen ist.
                                        Mit leichten Abstrichen ist dieser Film nicht nur für Fans des Peplum-Genres sehenswert!

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                                        • 7 .5

                                          Bezaubernde Schlagerkomödie mit der großartigen Caterina Valente

                                          Dieser im Jahre 1959 entstandene deutsche Schlagerfilm ist nach dem französischen Theaterstück "J´y suis, j´y reste" von Raymond Vincy und Jean Valmy entstanden, welches 1950 uraufgeführt wurde. Regie führte Werner Jacobs, der mit Caterina Valente bereits den Film "Das einfache Mädchen" (1957) gedreht hatte und mit Peter Alexander noch "Im Weissen Rössl" (1960) machen sollte. Produziert wurde der Film von Artur Brauners CCC-Film unter der Herstellungsleitung von Horst Wendlandt, der sich einige Jahre später mit den Karl-May-Filmen selbstständig machen sollte. Das Drehbuch schrieb Curth Flatow, der in den 1980er Jahren mit der beliebten Fernsehserie "Ich heirate eine Familie" sehr bekannt werden sollte. Die Dreharbeiten fanden bei Bamberg, auf Schloss Seehof und in den Berliner CCC-Studios statt.

                                          Als die Pariser Restaurant-Besitzerin Catherine (Caterina Valente) ihren langjährigen Verlobten (Wolfgang Müller) heiraten will, erfährt sie auf dem Standesamt, dass sie schon längst mit einem Baron Hubert von Löwenherz (Hans Holt) verheiratet ist. Empört fährt sie zu seinem Schloss, um dort die Scheidung zu verlangen. Daraufhin kommt es zu lustigen, wenn auch leicht vorhersehbaren Verwechslungen und Missverständnissen, die den weiteren Verlauf der immer kurzweiligen Handlung bestimmen.

                                          Ganz großartig sind die Darsteller in diesem Film, allen voran die phantastische Caterina Valente, die alles und jeden in Grund und Boden tanzt und singt. Besonders ihre Tanzeinlagen, ob allein (sie ertanzt den gesamten Vorspann des Films) oder mit Partnern, sind wunderschön. Neben den fünf von ihr gesungenen Schlagern (z. B. "Ein bisschen Pompadour" und "Mal seh´n Kapitän") singt sie am Ende mit dem Gaststar Bill Haley "Vive la Rock and Roll" und schafft so auch noch eine Verbindung mit der bei der damaligen Jugend angesagten Musik. Aber auch die anderen Darsteller sind klasse: Hans Holt (bekannt aus "Die Trapp-Familie"), Margarete Haagen ("Die Mädels vom Immenhof"), Paul Henckels (der Professor Bömmel aus "Die Feuerzangenbowle"),Boy Gobert als intriganter Butler und die bezaubernde Ann Smyrner als blondes Gift. Drei Nebendarsteller müssen besonders gewürdigt werden. Die auch aus Filmen mit Heinz Erhardt bekannte Ruth Stephan (1925-1975) brilliert mit einer überragenden Darbietung als Dienstmädchen Lucie, das sich vom Mauerblümchen zum stolzen Schwan entwickelt. Außerdem sind auch die beiden Kabarettisten Wolfgang Müller und Wolfgang Neuss mit von der Partie, die schon in "Das Wirtshaus im Spessart" (1957) an der Seite von Liselotte Pulver zu begeistern wussten. Wolfgang Neuss darf hier einen Fernseh-Moderator spielen und dabei lustvoll und spielfreudig bissige Spitzen gegen das Konkurrenzmedium Fernsehen verteilen, das ja nur wenige Jahre später ein Mitauslöser des Niedergangs der deutschen Filmindustrie gewesen ist.

                                          Neben den wunderschönen Gesangseinlagen mit Caterina Valente gibt es noch herrlich chaotische Szenen in dem Pariser Restaurant, wo mit geballter Spielfreude und Slapstick-Prügeleien das gesamte Inventar zerdeppert wird. Wunderbar, dass ein deutscher Film so witzig-charmant sein kann! Nur schade, dass der Film nicht im CinemaScope-Verfahren gedreht worden ist. Was in der italienischen Filmindustrie zu der Zeit schon üblich war, setzte sich im deutschen Kino eigentlich erst so richtig mit den Karl-May-Filmen durch.

                                          Dieser Film ist unbedingt eine Entdeckung wert und Caterina Valente braucht den Vergleich mit anderen Musical-Stars dieser Zeit nun wahrlich nicht zu scheuen. Sehr sehenswert!

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                                          • 6

                                            US-Fernsehdrama nach einem wahren Kriminalfall mit Lara Flynn Boyle und William Baldwin

                                            Dieser von John Herzfeld gedrehte Fernsehfilm wurde zum ersten Mal im September 1989 auf ABC ausgestrahlt. Er basiert auf der tatsächlichen Ermordung der jungen Jennifer Levin am 26.08.1986 im New Yorker Central Park, der seinerzeit und noch über die Ausstrahlung des Fernsehfilms hinaus als "The Preppie Murder" (in Anlehnung an eine Preparatory School als Vorbereitung für ein Universitätsstudium, die sowohl vom Opfer als auch vom Täter besucht wurde) großes Medieninteresse erregte.
                                            Jennifer (Lara Flynn Boyle), ein junges Mädchen aus guter New Yorker Familie, lernt in einer hippen Bar in Manhattan den äußerst attraktiven Robert Chambers (William Baldwin) kennen, verliebt sich in den tollen Hecht und verbringt die Nacht mit ihm. Am nächsten Tag will Robert nichts mehr von ihr wissen. Es kommt zum lautstarken Streit. Im Morgengrauen des nächsten Tages wird Jennifers Leiche im Central Park gefunden, mit erheblichen Verletzungen. Schnell gerät Robert ins Visier der Polizei und gibt schließlich auch zu, an der Tötung Jennifers beteiligt zu sein. Aber jetzt kommt´s: Er behauptet, er habe Jennifer versehentlich infolge von gewalttätigen Sexualpraktiken ("rough sex") getötet, bei denen er selbst in Gefahr gewesen sei, zum Opfer Jennifers zu werden. Was jetzt einsetzt, ist ein Medien-Tornado ohne Gleichen. Diese Geschichte mit ihren blutjungen und bildschönen Beteiligten ist für die New Yorker Zeitungen ein gefundenes Fressen. Vor Gericht sorgt ein schmieriger Rechtsanwalt namens Jack Litman (wie immer überzeugend: UnterDerSonneKaliforniens-Star William Devane), dass Jennifer Levins Sexualleben ausgeschlachtet wird und somit das Mordopfer angeblich zur Täterin wird.

                                            Diese Geschichte ist tatsächlich so passiert und hat auch mit dem im Film dargestellten Prozess kein Ende gefunden. Der erste Teil des Films kann durchaus überzeugen. William Baldwin und Lara Flynn Boyle passen perfekt zu ihren Rollen als verwöhnte Blagen, denen scheinbar alles vor die Füße getragen wird. Besonders William Baldwin beeindruckt als blendend aussehendes, aber irgendwie auch beunruhigend durchgeknalltes Jüngelchen. Im zweiten Teil des Films, der Gerichtsverhandlung, passt nicht mehr alles zusammen. Einerseits soll Kritik am Umgang von Justiz und Medien mit diesem bizarren Fall geübt werden, auf der anderen Seite wird aber das Spekulative in Bezug auf Jennifer Levins angebliche Vorliebe für bestimmte Sexualpraktiken munter bedient.

                                            Ein sehr schräger Fernsehfilm, der sich für die weiteren Karrieren seiner Hauptdarsteller durchaus und zu Recht bezahlt gemacht hat.Die talentierte Lara Flynn Boyle war ein Jahr später bei David Lynchs Fernsehserie "Twin Peaks" dabei, und der beneidenswert gut gebaute William Baldwin schaffte es in "Sliver"(1993) sogar zum supersexy Lover (auch das mit voller Berechtigung) von Sharon Stone. Zu erwähnen ist noch, dass die tolle Musik von Chris Isaak stammt, der ein Jahr später mit "The Wicked Game" für "Wild At Heart" von David Lynch weltberühmt werden sollte. Außerdem ist in einer kleinen Rolle die spätere Oscar-Preisträgerin Sandra Bullock zu sehen.
                                            Mit ein paar Abstrichen durchaus sehenswert!

                                            • 8
                                              ZeddaZogenau 13.07.2020, 19:42 Geändert 13.07.2020, 19:47

                                              Polit-Charakterstudie aus Frankreich von Robert Guediguian

                                              Mit diesem Film aus dem Jahre 2005 (der im selben Jahr auch im Wettbewerb der Berlinale zu sehen war) setzt der französische Regisseur Robert Guediguian dem verstorbenen Staatspräsidenten Francois Mitterrand (1916-1996) ein außergewöhnliches Denkmal. Im Original heißt der Film "Le Promeneur du Champ de Mars", also etwa: Der Spaziergänger vom Marsfeld. Das Marsfeld ist die Parkanlage (und der frühere militärische Exerzierplatz) zu Füßen des Pariser Eiffelturms, wo auch einige Szenen des Films gedreht worden sind.
                                              Mitterrand befindet sich in den letzten Wochen seiner Amtszeit als Präsident Frankreichs (1981-1995). Zur damaligen Zeit betrug die Amtszeit eines französischen Präsidenten, der einmal wiedergewählt werden kann, noch sieben Jahre. Erst mit der Wiederwahl von Nachfolger Jacques Chirac im Jahre 2002 verkürzte sich die Amtszeit auf fünf Jahre. Inmitten der Auflösungserscheinungen im Elysee-Palast führt Mitterrand Gespräche mit einem jungen Journalisten namens Antoine Moreau (gespielt von Jalil Lespert), der sich von diesen Begegnungen einen gehörigen Karriereschub verspricht. Der Präsident verfolgt ganz andere Ziele. Ihm geht es darum, der Öffentlichkeit ein von ihm selbst geprägtes Erscheinungsbild zu hinterlassen, was er mit Hilfe eines leicht beeinflussbaren und naiv-jungen Medienvertreters zu erreichen sucht. Moreau merkt nicht, wie er vom gerissenen Machtmenschen Mitterrand immer mehr manipuliert wird. Dabei gäbe es einiges aufzuarbeiten im politischen Leben des Staatspräsidenten, der unter anderem seine zwielichtige Rolle während des Vichy-Regimes und seine Zweitfamilie mit der Tochter Mazarine Pingeot (heute eine bekannte Schriftstellerin und Journalistin in Frankreich) mit Geschick und Gerissenheit vor der Öffentlichkeit geheimzuhalten weiß.
                                              Es ist ein Genuss, diesem Katz-und-Maus-Spiel zwischen einem Polit-Fuchs par excellence und seinem hoffnungslos unterlegenen Sparrings-Partner beizuwohnen. Und alles nur für ein wohlwollendes Andenken in den Geschichtsbüchern! Der 1925 geborene Michel Bouquet spielt diese Rolle grandios und hat im Jahre 2006 völlig zu Recht den französischen Filmpreis "Cesar" als bester Hauptdarsteller erhalten. Dabei hatte Bouquet im Laufe seiner langen Karriere schon einige bemerkenswerte Auftritte gehabt. So spielte er im Jahre 1959 neben den deutschsprachigen Weltstars Romy Schneider und Curd Jürgens in "Katja, die ungekrönte Kaiserin" von Robert Siodmak, war eines der Opfer im Francois-Truffaut-Klassiker "Die Braut trug schwarz" (1968) mit Jeanne Moreau in der Titelrolle und gab den Ehemann in "Die untreue Frau" (1969) von Claude Chabrol.
                                              Dieser Film ist ein Juwel! Keine Action, viel Dialog! Und ja, es ist von Vorteil, wenn man etwas über die französische Geschichte der letzten Jahrzehnte weiß. Sollte das aber nicht der Fall sein, so kann man einem politischen Raubtier bei der Arbeit zusehen. Politiker vom Kaliber eines Francois Mitterrand gibt es heute nicht mehr. Umso mehr Vergnügen bereitet es, in eine Zeit hinabzutauchen, die noch gar nicht so lange her ist, aber doch schon weit entfernt erscheint.
                                              Dieses Wagnis lohnt sich. Empfehlenswert!

                                              • 5

                                                Neues von Matteo & Simone

                                                Diese im Jahre 1976 von Giuliano Carnimeo inszenierte italienische Prügel-Klamotte ist die direkte Fortsetzung von "Zwei irre Typen mit ihrem tollen Brummi". Für die launige Musik sind die Brüder Guido und Maurizio De Angelis zuständig.

                                                Matteo (Antonio Cantafora) und Simone (Paul L. Smith), die in der deutschen Synchronisation Toby und Butch heißen, sind nach den Ereignissen des Vorgängerfilms irgendwo in Afrika gelandet und geben sich dort nach manchen Wirrungen fälschlicherweise als Priester aus. Wie der Zufall es so will, geraten die beiden "Priester" in einen Überfall auf einen Pfandleiher, bei dem sie ihre hammerharten Fäuste natürlich nicht im Zaum halten können, so dass den Bösewichten ordentlich Zunder gegeben wird. Unter den bösen Buben befindet sich auch der häufig eingesetzte italienische Stuntman Claudio Ruffini, der ein Jahr später in den Händen von Bud Spencer einen denkwürdigen Auftritt als "Fettbacke" im Film "Charleston" hatte. Die Leistung von italienischen Stuntleuten wie eben Claudio Ruffini kann nicht genug gewürdigt werden und macht auch heute noch den Charme dieser Prügelszenen in den italienischen Genrefilmen aus.
                                                Von ihrem Orden werden Matteo und Simone nach Amsterdam geschickt, um dort eine Madonnenstatue abzuliefern, hinter der aber auch diverse Gangster her sind. Dabei gibt es ein Wiedersehen mit Dominic Barto und seiner Truppe, die ebenfalls bereits im Vorgängerfilm - allerdings in völlig anderen Rollen - zu sehen waren. Es kommt zu einigen Verwicklungen, die allerdings etwas langatmig geraten. Manche Prügelei sieht man dabei auch nicht direkt, sondern nur aus dem Off. Richtig handfest wird es erst bei der Schlussprügelei in der Küche eines Restaurants, in der Matteo und Simone ihre Widersacher ordentlich verdreschen können.
                                                Matteo und Simone erreichen die Qualität ihrer erklärten Vorbilder Terence Hill und Bud Spencer in keinem ihrer Filme. Sehenswert sind die Prügeleien der beiden aber durchaus. Auf die Geschichte, die erzählt wird, braucht man nicht soviel Augenmerk zu legen. Das ist aber auch bei Spencer/Hill so.

                                                Der Film ist auch unter den folgenden Titeln bekannt:
                                                Zwei Fäuste räumen auf
                                                Il Vangelo Secondo Simone e Matteo
                                                The Diamond Paddlers

                                                • 6
                                                  ZeddaZogenau 12.07.2020, 09:39 Geändert 13.02.2021, 16:48

                                                  Pikante Mischung aus muskelbepacktem Sandalenfilm und frivoler Erotikkomödie mit dem Sixties - Traumpaar Olga Schoberova und Brad Harris

                                                  In diesem im Jahre 1969 entstandenen Film mischt der italienische Regisseur Guido Malatesta Elemente des bereits etwas in die Jahre gekommenen Sandalenfilms mit denen der commedia sexy all´ìtaliana, die in jenen Jahren immer publikumswirksamer wurde. Produziert wurde der Streifen von der Romana-Film unter Fortunato Misiano, der sechs Jahre zuvor noch den ernsthaften Umberto-Lenzi-Film "Katharina von Russland" mit dem deutschen Weltstar Hildegard Knef in der Titelrolle zu verantworten hatte. In den Hauptrollen agieren die wunderschöne tschechische Schauspielerin Olga Schoberova (hier: Olinka Berova) und der amerikanische Schauspieler Brad Harris. Beide Stars waren von 1967 bis 1969 miteinander verheiratet und traten bereits 1967 in dem deutschen Eurospy-Klassiker "Kommissar X : Drei grüne Hunde" gemeinsam auf.
                                                  Die von römischen Soldaten geschändete Poppea sucht in Rom Gerechtigkeit für das von ihr erlittene Unrecht, muss aber erleben, dass ihre umwerfende Schönheit immer wieder ausgenutzt wird. Also dreht sie den Spieß um und nutzt ihre beeindruckenden Vorzüge (die im Film natürlich immer wieder vorteilhaft präsentiert werden!) für einen beispiellosen Aufstieg zur Kaiserin Roms an der Seite des grenzdebilen Nero. Abgewiesen wird Poppea lediglich von dem tugendhaften Feldherrn Claudius Valerius (gespielt von dem hünenhaften Brad Harris, diesmal mit Bart), der nach fünfjähriger Abwesenheit über den Sittenverfall Roms mehr als entrüstet ist. Das kann die üppige Schönheit natürlich nicht auf sich sitzen lassen, und so kommt es zu mancherlei Verwicklungen, bei denen auch die Bordellschönheit Livia (gespielt von der bezaubernden italienischen Schauspielerin Femi Benussi) und der bärenstarke Soldat Marcus (gespielt vom italienischen Schauspieler Renato Rossini / Howard Ross, der auch für einige gute Kampfszenen sorgt) von Bedeutung sind.
                                                  Blanke Brüste, schlüpfrige Dialoge und stramme Kampfszenen lassen keine Langeweile aufkommen. In die deutsche Synchronisation sind immer wieder politische Spitzen der damaligen Zeit gemischt (Kapitalismus / Konflikt im Nahen Osten), die aus heutiger Sicht unnötig und albern wirken. Auch die Witzeleien über gleichgeschlechtliche Liebe und das allzu gefühllose Hinweggehen über den sexuellen Missbrauch Poppeas am Anfang des Films wirken arg aus der Zeit gefallen.
                                                  Sehenswert ist der Film wegen der Schauspieler und als Dokument der Entstehungszeit des Films. Wem es gelingt, das Ganze nicht zu ernst zu nehmen, wird für anderthalb Stunden gut unterhalten.

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                                                    Witziger Sandalenfilm mit Reg Park

                                                    In diesem im Jahre 1961 in italienisch-französischer Ko-Produktion entstandenen Film von Vittorio Cottafavi ist der britische Schauspieler Reg Park (im selben Jahr auch in Mario Bavas "Vampire gegen Herkules") in der Rolle des Herkules zu sehen. Die Besetzung der Hauptrolle sorgt dann auch für eine entscheidende Weichenstellung für den ganzen Film. Reg Park ist als Herkules noch muskulöser als Steve Reeves, der diese Rolle als Erster in "Die unglaublichen Abenteuer des Herkules"(1957) gespielt hatte. Damit ist Reg Park aber auch weniger beweglich als Steve Reeves, was aber gleich für den Verlauf der Handlung ausgenutzt wird.
                                                    In der ersten Hälfte des Films erleben wir einen faulen Herkules, der sich seinen Pflichten verweigert und größtenteils schläft. Das führt zu vielen Verwicklungen, die gleich zu Beginn in einer der witzigsten Szenen des Peplum-Genres überhaupt mündet, die allein schon sehr sehenswert ist. Die Freunde des Herkules geraten in eine wilde und unfassbar komische Tavernen-Prügelei, bei der sich Herkules nicht im Geringsten bei seiner Mahlzeit stören lässt. Das ist Prügel-Slapstick pur und gehört zu den ganz großen Momenten des italienischen Genre-Kinos!
                                                    Zur Handlung: Überirdische Mächte bedrohen Hellas. Die Herrscher (neben anderen Enrico Maria Salerno und Gian Maria Volonte) der verschiedenen Poleis verhaken sich im gegenseitigen Zwist und finden keine Lösung. Erst als König Androkles (Ettore Manni) von Theben die Initiative ergreift, kommt Bewegung in die Sache. Gegen seinen Willen wird auch Herkules auf das Schiff verfrachtet, mit dem die Ursache der geheimnisvollen Geschehnisse ergründet werden soll. Herkules ist von dieser List, an der auch sein Sohn Hyllos (Luciano Marin) beteiligt war, nicht begeistert und verweigert weiterhin die Mitarbeit. Erst als sie die Insel Atlantis erreichen und es richtig ernst wird, wird auch Herkules aktiv. Er hat dann heftige Kämpfe mit einem aus heutiger Sicht lächerlich wirkenden Drachen, aber auch mit einer Schlange, einem Löwen und einem Geier zu absolvieren. Als rätselhafte Gegenspielerin entpuppt sich die schöne Königin Antinea (dargestellt von der amerikanischen Schauspielerin Fay Spain) von Atlantis, die ihre eigenen machthungrigen Pläne verfolgt. Herkules und seine Getreuen (zu denen auch der kleinwüchsige Schauspieler Salvatore Furnari in der Rolle des Timotheus gehört, der immer wieder für witzige Momente sorgt) haben alle Hände voll zu tun, um mit dieser Herausforderung fertigzuwerden. Wenn man das Genre kennt, weiß man natürlich, dass das auch gelingt. Aber bis es dazu kommt, lassen es der halbgöttliche Held und seine wackeren Mitstreiter auf der Insel Atlantis ganz ordentlich krachen.
                                                    Durch die lustigen und gutgemachten Kampfszenen gehört dieser Film zu den besseren Exemplaren des Peplum- oder Sandalenfilm-Genres und ist daher auch für Nicht-Fans durchaus sehenswert..

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